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Junia 02/2022

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Rooney Mara<br />

als Maria<br />

Magdalena im<br />

gleichnamigen<br />

Film von 2018.<br />

Kritiker sahen<br />

in dem Werk<br />

den Versuch<br />

der Rehabilitation<br />

einer<br />

biblischen<br />

historische<br />

Figur, die jahrhundertelang<br />

ausgegrenzt,<br />

diffamiert und<br />

stigmatisiert<br />

wurde.<br />

Unten: Oscar-<br />

Preisträger<br />

Joaquin Phoenix<br />

als Jesus<br />

im Film „Maria<br />

Magdalena“<br />

FILMZITATE<br />

«MARIA<br />

MAGDALENA»<br />

„Es ist nicht<br />

recht, dass er<br />

dich dazu erhebt,<br />

uns zu führen“<br />

Petrus zu Maria Magdalena<br />

„Es sind keine<br />

Dämonen hier,<br />

Maria Magdalena“<br />

Jesus zu Maria Magdalena<br />

„Du liebst<br />

meinen Sohn?<br />

Du musst dich<br />

darauf vorbereiten,<br />

ihn zu verlieren“<br />

Maria zu Maria Magdalena<br />

„Maria, du bist<br />

meine Zeugin“<br />

Jesus zu Maria Magdalena<br />

„Ich bin bei<br />

dir, bis zum<br />

Ende“<br />

Maria Magdalena zu Jesus<br />

www.trailer.de<br />

FANTASIE, FIKTION UND<br />

FASZINATION<br />

Maria Magdalena wird zur Kultfigur<br />

Die Beziehung zwischen Jesus Christus und Maria Magdalena ist aus<br />

dramaturgischer Sicht eines der spannendsten Kapitel des Neuen Testaments.<br />

Während Maria Magdalena vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert<br />

der Inbegriff der Sünderin (und Verführerin) war, gab es in der<br />

jüngeren Zeit immer wieder Spekulationen, sie sei die Geliebte oder gar<br />

Ehefrau von Jesus gewesen. Viel Stoff für Kunst- und Kulturschaffende<br />

von heute: Sie machten Maria Magdalena zur populären Kultfigur.<br />

Das Musical Jesus Christ Superstar, das 1971 am Broadway in New<br />

York Premiere feierte, greift auf die klassischen Passionserzählungen des<br />

Neuen Testamentes zurück, rückt aber neben der Beziehung Jesu zu<br />

Judas auch Maria Magdalena mit ins Rampenlicht. In der Arie „I don‘t<br />

know how to love him“ besingt Maria Magdalena eine unmögliche –<br />

und gleichzeitig einzigartige Liebe. Am Ende pompöser Lieder von Hosianna,<br />

Eifersucht, Selbstzweifeln und Verrat stehen die ins Mark gehende<br />

Kreuzigung, der Ruf Jesu nach Mutter und dem göttlichen Vater und die<br />

Grablegung – die Liebesgeschichte bleibt hingegen offen.<br />

Was das Musical auf einer platonischen Ebene abhandelt, wird 2006 in<br />

dem Film „Sakrileg“ nach dem gleichnamigen Roman von Dan Brown<br />

deutlich benannt – mit blendenden oder besser: blendend inszenierten<br />

dramaturgischen Mitteln: Maria Magdalena als Geliebte, Ehefrau und<br />

Mutter einer gemeinsamen Tochter. Als Vorlage dienten unter anderem<br />

apokryphe Quellen (s. Kasten links) und eine eigenwillige Interpretation<br />

des berühmten Abendmahl-Gemäldes von Leonardo da Vinci, in<br />

der in der Gestalt des Lieblingsjüngers (mit langen roten Haaren und<br />

ohne Bart) Maria Magdalena an Jesu Seite gesehen wird. Die fiktionale<br />

Geschichte verfängt, weil eingebettet<br />

in die Suche nach dem Heiligen Gral,<br />

vieles abenteuerlich, aber für den Laien<br />

denkbar erscheint. Die Veröffentlichung<br />

des Romans sorgte 20<strong>02</strong> für größte Empörung<br />

innerhalb der katholischen Kirche.<br />

Von Ketzerei ist die Rede. Dem Erfolg des<br />

Werkes tut das keinen Abbruch. Es gehört<br />

zu den erfolgreichsten Büchern des ersten<br />

Jahrzehnts des neuen Jahrtausends.<br />

In dem Film „Maria Magdalena“ des<br />

australischen Regisseurs Garth Davis von<br />

2018 ist Maria Magdalena eine junge, nach Unabhängigkeit strebende<br />

Frau. Ihre Familie versucht, sie zur Räson zu bringen, ein Exorzist<br />

wird gerufen, der ihr die Dämonen austreiben soll. Sie bricht mit ihrer<br />

Familie, Jesus erscheint als ihr Heiler. Sie schließt sich ihm an. Maria<br />

Magdalena ist hier nicht nur gleichwertiges Mitglied der Jünger- und<br />

Jüngerinnenschaft, sie hat auch diese besondere Bindung zu Jesus, eine<br />

tiefe Verbundenheit, Zärtlichkeit und Nähe – die den Schlussakkord ahnen<br />

lässt: Nach dem Tod Jesu am Kreuz, nach der Grablegung, als die<br />

Sonne aufgeht, sieht sie Jesus vor dem Grab sitzen. Sie setzt sich zu ihm.<br />

Dann geht sie zu den Jüngerinnen und Jüngern und erzählt von seiner<br />

Auferstehung. Sie ist die Osterbotin und erste Zeugin – die alte Interpretation<br />

der Sünderin und Büßerin ist damit (in diesem Film) obsolet. (jul)

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