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schmitzkatze - Schmitz Buch

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Später am Abend, da ist es vielleicht halb zehn, betrete ich<br />

in der Altstadt eine <strong>Buch</strong>handlung. Sie ist mit mehreren hundert<br />

Quadratmetern wesentlich größer, als es von außen den<br />

Anschein hat, und untergebracht in einem Gewölbe. Auch hier<br />

herrscht noch reges Treiben. Die Leute stehen und blättern, reden<br />

und warten geduldig in der langen Schlange vor der Kasse.<br />

Einzig die laute Hintergrundmusik (erst ein spanischer Tenor,<br />

dann die profaneren Popcharts) stört, aber wahrscheinlich<br />

auch nur mich. Die <strong>Buch</strong>handlung ist gut sortiert. Bestseller<br />

im Eingangsbereich, Abteilungen für Architektur, Kunst, Religion,<br />

Wissenschaft, Kinderbücher. Ramsch sehe ich gar nicht.<br />

Kurioserweise ein gutes Dutzend Regalmeter mit Puzzeln. Ist<br />

das hier ein Volkssport?<br />

Ich frage einen <strong>Buch</strong>händler nach einem Notizbuch. Ich � nde<br />

nämlich, es gehört sich nicht, eine <strong>Buch</strong>handlung mit leeren<br />

Händen wieder zu verlassen. »Si!« strahlt er mich an. »Moleskine!«<br />

Ich nicke und mache mir Gedanken darüber, wie Molekine so<br />

schnell hat zur Marke werden können. In meiner Erinnerung<br />

ist es noch keine zehn Jahre her, dass diese kleinen schwarzen<br />

»Notebooks« ein absoluter Geheimtipp waren. Und jetzt sagt<br />

man Moleskine, wenn man ein Notizbuch möchte, genauso<br />

selbstverständlich, wie man Pampers statt Windel oder Tempo<br />

statt Papiertaschentuch sagt.<br />

In einem stillen Garten lasse ich den Tag ausklingen. Es ist<br />

der Innenhof des Museu Frederic Marés. Hier riecht es nach<br />

Jasmin und frisch gepresstem Ka� ee. In den wenigen Bäumen<br />

leuchten Orangen. In der Mitte des kleinen Platzes plätschert<br />

ein Brunnen. Vom nahen Vorplatz der Kathedrale von Barcelona<br />

dringen wohl Geräusche in den Hof, aber nur noch gedämpft<br />

und die letzten Gäste reden leise. An einem kleinen Eisentisch<br />

mit einer verzierten Stahlblechplatte nehme ich Platz. Links<br />

neben mir sitzt ein deutsches Ehepaar. Sie liest ihrem Mann<br />

aus einem Merianheft vor. Er hört zu und nickt manchmal.<br />

Neben ihm auf einem schmalen Bistrostuhl liegt seine Fotoausrüstung.<br />

Er lässt sie keine Sekunde aus den Augen. Eine<br />

letzte Taube lungert um meinen Platz herum. Sie irrt sich. Ich<br />

habe kein Essen bestellt. Nur einen Cafe Solo. Den schlürfe ich<br />

aus, zahle und gehe. In den Straßen werden die letzten Bücher<br />

eingeräumt.<br />

� omas <strong>Schmitz</strong><br />

<strong>schmitzkatze</strong> 15<br />

13

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