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The Austrian Peacekeeper 1/2022

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Seit Mai 2014 konnten so in mehr als

50 Kursen und unter Einsatz von rund

60 internationalen Trainern über 1000

Monitore, darunter über 260 Frauen,

ausgebildet werden. 48 Nationen haben

bisher Teilnehmer zu dieser Ausbildung

in Österreich geschickt, darunter

kamen 90 aus den USA, 52 aus Kanada,

50 aus der Ukraine selbst, 45 aus Großbritannien

und 19 aus Russland. Da sich

das Personal aus Militärpersonen, Polizisten

und diplomatischem Personal

rekrutiert, lässt sich deutlich das Interesse

einzelner Nationen an diesem Konflikt

ablesen.

Gesamt betrachtet stellt dieses Ausbildungsprogramm

einen von der OSZE

sehr geschätzten Beitrag Österreichs

dar.

Mit dem Beginn der russischen Invasion

wurde die SSM ausgesetzt.

ALEXANDER ERMOCHENKO/EPA/REX/SHUTTERSTOCK

OSZE-Beobachter vor ihren Fahrzeugen in der Nähe von Lugansk.

General i.R. Mag. Günter Höfler

Präsident der VÖP

Obstlt Helmut Gekle

Leiter ÖA/AUTINT

Ukraine – Land zwischen Mitteleuropa und Russland

Vom Namen her bedeutet „Ukraine“ „Grenzland“,

etwa der deutschen „Mark“ entsprechend

– wir kennen diese Bedeutung des slawischen

Wortteils „Krain“ ja auch in unseren

Regionen, man denke nur an das Herzogtum

Krain (im heutigen Slowenien). Der Westen

der heutigen Ukraine war lange Teil des Königreichs

Polen-Litauen und kam mit den

polnischen Teilungen des späten 18. Jahrhunderts

an Österreich (Galizien), während

der Osten Teil des Russischen Reiches war

(„Kleinrussland“). Nach dem Ersten Weltkrieg

entstand die Ukraine als sozialistische Sowjetrepublik

und wurde Teil der Sowjetunion.

Dem durch die Zwangskollektivierung der

Landwirtschaft verursachten „Holodomor“

(„Tötung durch Hunger“) und den Deportationen

und Ermordungen der landbesitzenden

Bauern („Kulaken“) fielen Millionen Ukrainer

zum Opfer. Im Zweiten Weltkrieg war das

Land Kriegsschauplatz – ein Teil der ukrainischen

Bevölkerung begrüßte die deutschen

Truppen als Befreier von der sowjetischen

Diktatur, andere kämpften als Partisanen

gegen die Deutschen. Der US-Historiker Timothy

D. Snyder nannte sein Buch über die

Opfer des Krieges und der Massenmorde der

Nationalsozialisten und der Kommunisten in

der Ukraine und in den Nachbarstaaten vielsagend

„Bloodlands“.

Mit dem Zerfall der Sowjetunion wurde die

Ukraine im Dezember 1991 zusammen mit

anderen einstigen Sowjetrepubliken unabhängig

und übergab die auf ukrainischem

Territorium verbliebenen Atomwaffen an

Russland. Im Gegenzug verpflichteten sich

Russland, die USA und Großbritannien, die

Souveränität und die Grenzen der Ukraine,

Belarus’ und Kasachstan zu respektieren –

allerdings handelte es sich dabei nicht um

einen bindenden Vertrag, sondern um eine

bloße Absichtserklärung. Die Diskussionen

über die künftige Orientierung der Ukraine

– mehr Richtung EU oder engere Bindung

an Russland – dauerten an.

Ende 2013 eskalierten die Auseinandersetzungen,

als die Ukraine unter russischem

Druck ein lange vorbereitetes Assoziierungsabkommen

mit der EU nicht unterzeichnete.

Auf dem „Majdan Nesaleschnosti“

(„Platz der Unabhängigkeit“) in Kiew

kam es zu Protesten und Ausschreitungen

(„Euromaidan“) und zum Sturz der prorussischen

Regierung unter Wiktor Janukowytsch.

Die vor allem wegen des Kriegshafens von

Sewastopol strategisch wichtige Halbinsel

Krim hatte bis 1954 zur russischen, dann

(durch einen Gebietstausch) zur ukrainischen

Sowjetrepublik gehört. Die Hafenanlagen

und andere Stützpunkte blieben auch

nach 1991 auf Grundlage von Pachtverträgen

unter russischer Kontrolle. Aus Furcht

vor einem weiteren Abdriften der Ukraine

Richtung Westen entschloss sich die russische

Regierung unter Vladimir Putin

im Februar 2014, die Krim zuerst durch

Soldaten ohne Hoheitszeichen („grüne

Männchen“) zu besetzen – Truppen ohne

Kennzeichen, um dies als Aktion „lokaler

Selbstverteidigungskräfte“ erscheinen

zu lassen. Im März folgten die Unabhängigkeitserklärung

und ein Referendum

der Krim über den Beitritt zur

Russischen Föderation, das allerdings

vom ukrainischen Verfassungsgericht

als verfassungswidrig erklärt wurde.

In der Folge der Ereignisse auf der

Krim kam es in grenznahen Gebieten

der östlichen Ukraine zu Unruhen,

auch hier unter starker russischer Beteiligung.

In den Oblasten (Bezirken

oder Bundesländern) Donezk und Luhansk

ergriffen pro-russische Milizen

die Macht und erklärten beide Länder

als Volksrepubliken für unabhängig.

Sanktionen der EU und der USA folgten;

der Krieg in der östlichen Ukraine

dauerte auf niedriger Schwelle an

und brachte der dortigen Bevölkerung

Elend und Not.

Die in den beiden Minsker Protokollen

(5. September 2014 sowie 12. Februar

2015) vereinbarten Waffenruhen wurden

durch eine OSZE-Beobachtermission,

die „Monitore“, überwacht, doch

erwiesen sich beide Waffenstillstände

als brüchig.

Die Lage eskalierte im Februar 2022.

Russland erkannte die beiden Sezessions-Republiken

im Donbass an und

begann am 24. Februar den Krieg gegen

die Ukraine.

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