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Das gesprochene Wort und das gesungene Lied sollen miteinander ...

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Regine Burg<br />

Superintendentin des<br />

Kirchenkreises Bielefeld<br />

Grußwort<br />

von Regine Burg<br />

Liebe Schwestern <strong>und</strong> Brüder,<br />

Zum 50-jährigen Jubiläum der Bibelwoche in der Dietrich-Bonhoeffer-<br />

Gemeinde schreibe ich als Superintendentin gerne dieses Grußwort;<br />

nicht nur weil mich diese Bibelwoche von Jugendtagen an begeistert<br />

hat, sondern auch weil ich dankbar bin, <strong>das</strong>s in dieser Bielefelder Kirchengemeinde<br />

jedes Jahr mit der intensiven Auseinandersetzung mit<br />

der Bibel eröffnet wird. Ich erinnere mich an Impulse durch Vorträge,<br />

oft von prominenten Theologen <strong>und</strong> Theologinnen, an bereichernde<br />

Gespräche <strong>und</strong> an <strong>das</strong> Feierabendmahl.<br />

Die Bibel als Gr<strong>und</strong>lage des Glaubens wird hier dem Jahr ‚vorangestellt‘<br />

<strong>und</strong> gibt den Blickwinkel an, mit dem die Zeitung zu lesen ist. Denn<br />

beides gehört ja, wie im Gemeindesiegel dargestellt ist, zusammen.<br />

„Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jedem<br />

<strong>Wort</strong>, <strong>das</strong> durch den M<strong>und</strong> Gottes geht.“ Die Bibel ist <strong>das</strong> Brot des<br />

Lebens, <strong>das</strong> Lebensmittel, <strong>das</strong> uns nährt. Wann ist Ihnen durch ein<br />

<strong>Wort</strong> in der Schrift Trost <strong>und</strong> Gewissheit fiir Ihr Leben, Wegweisung<br />

bei der Orientierungssuche <strong>und</strong> Antwort auf zentrale Fragen gekommen?<br />

Welches Bibelwort aus Ihrer Geschichte, vielleicht ein Konfirmations-<br />

oder Trauspruch, klingt bis heute Ihnen nach <strong>und</strong> begleitet Sie?<br />

Vielleicht wechseln je nach Lebensphase die Texte, die uns nähren<br />

<strong>und</strong> bereichern. Dorothee Sölle, die ja auch eine der Bibeiwochen mitgestaltete,<br />

nannte während einer Bibelarbeit auf dem Kirchentag in<br />

Hamburg die Psalmen Brot. Sie sagte: „Die Psalmen sind für mich eins<br />

der wichtigsten Lebensmittel. Ich esse sie, ich trinke sie, ich kaue auf<br />

ihnen herum, manchmal spucke ich sie aus <strong>und</strong> manchmal wiedhole<br />

ich sie mitten in der Nacht. Sie sind für mich Brot. Ohne sie tritt die<br />

spirituelle Magersucht ein, die sehr verbreitet ist unter uns <strong>und</strong> oft zu<br />

einer tödlichen Verarmung des Geistes <strong>und</strong> der Herzen führt. Und so<br />

möchte ich Euch als erstes sagen: Esst die Psalmen. Jeden Tag einen.<br />

Vor dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal.“<br />

Viele Basisgemeinden in Lateinamerika, die <strong>miteinander</strong> die Bibel teilen,<br />

sind unseren Kirchen Vorbild <strong>und</strong> Beispiel für einen lebendigen,<br />

Hoffnung schenkenden Umgang mit der Bibel. Die Bibel ist <strong>das</strong> Verbindende<br />

in der Kirche, <strong>das</strong> gr<strong>und</strong>legende <strong>und</strong> bleibende F<strong>und</strong>ament<br />

in allem Wechsel der Zeit, der Kontinente <strong>und</strong> der Kulturen.<br />

Wir als reformatorische Kirche nennen uns Kirche des <strong>Wort</strong>es. Denn für<br />

die Reformatoren war <strong>das</strong> <strong>Wort</strong> der Schrift alleinige Richtschnur <strong>und</strong><br />

Orientierung für ihre Predigten <strong>und</strong> ihre Auffassung von kirchlichem<br />

Leben. Sola scriptura, allein die Schrift! Von Luther, der durch die Bibel<br />

Antwort auf seine Frage nach dem gnädigen Gott fand, heißt es von der<br />

Schrift: „Es sind nicht Leseworte, sondern eitel Lebeworte drinnen.“<br />

Gerade in den gegenwärtigen gesellschaftlichen <strong>und</strong> kirchlichen<br />

Umbruchzeiten brauchen wir Stärkung <strong>und</strong> Nahrung für den manchmal<br />

sehr mühsamen Weg. Wir lesen die Bibel, weil wir nach Sinn <strong>und</strong> weil<br />

wir nach Gerechtigkeit dürsten. Wir brauchen <strong>Wort</strong>e, die uns Gottes<br />

Nähe <strong>und</strong> Verheißung zusagen, <strong>Wort</strong>e, denen wir im Leben <strong>und</strong> im Sterben<br />

trauen können, <strong>Wort</strong>e, die ermutigen <strong>und</strong> erflüllen. Es geht nicht<br />

um einen geistlosen Biblizismus, aber um <strong>das</strong> Hören auf eine andere<br />

Stimme als unsere. Diese andere Stimme will uns neue Hoffnung schenken<br />

<strong>und</strong> Horizonte eröffnen, nähren <strong>und</strong> stärken für unseren Weg.<br />

Ich wünsche der Evangelischen Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde <strong>und</strong><br />

mit ihr den Christinnen <strong>und</strong> Christen in Bielefeld, <strong>das</strong>s die Tradition<br />

der Bibelwoche sich in den nächsten 50 Jahren fortsetzt, <strong>und</strong> danke<br />

allen, die sich dafür einsetzen.<br />

Ihre Regine Burg

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