Brechmittel-Einsatz ist Folter - Hanfjournal
Brechmittel-Einsatz ist Folter - Hanfjournal
Brechmittel-Einsatz ist Folter - Hanfjournal
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2<br />
#61<br />
news s. 02 guerilla growing s. 04 wirtschaft s. 07 cool-tour s. 08 fun+action s. 10<br />
Text: Werner Graf<br />
Grüße aus dem Schweizer Knast sendet Pastor<br />
Jan David Schlesinger. Wie es ihm geht und<br />
was ihr tun könnt lest bitte auf Seite 2<br />
Bisher wurden die <strong>Brechmittel</strong> vor allem in Hamburg, Berlin<br />
und Nordrhein-Westfalen eingesetzt. Nur Nordrhein-Westfalen<br />
hat jedoch bisher auf den europäischen Urteilsspruch reagiert<br />
und in einem Min<strong>ist</strong>ererlass den <strong>Einsatz</strong> von <strong>Brechmittel</strong>n<br />
verboten. In den übrigen Bundesländern steht eine<br />
Stellungnahme noch aus. Das Problem dabei <strong>ist</strong>, dass der<br />
Europäische Gerichtshof für Menschenrechte keine direkten<br />
Folgen auf die Rechtssprechung der nationalen Gerichte hat.<br />
Nur der Europäische Gerichtshof (EuGH) muss im Lichte des<br />
Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte urteilen. Dieser,<br />
also der EuGH, <strong>ist</strong> dann wieder bindend für die europäischen<br />
Mitgliedsstaaten. So kann es also passieren, dass Hamburg<br />
trotz des Urteils so lange <strong>Brechmittel</strong> einsetzt, bis sich ein<br />
Einzelfall bis zum EuGH hoch klagt.<br />
Sinn und Zweck des <strong>Einsatz</strong>es von <strong>Brechmittel</strong>n sind bis heute<br />
noch nicht schlüssig dargelegt worden. Offiziell sollen Dealer,<br />
die ihre Drogen kurz vor der Festnahme verschlucken, so<br />
überführt werden. Der Haken dabei <strong>ist</strong> aber, dass bisher auf<br />
diese Weise noch nie Menge gefunden wurden, die wirklich<br />
relevant waren. Welcher Straßen-Dealer läuft auch mit mehreren<br />
Gramm Koks in der Tasche herum? Auch das Motiv der<br />
Abschreckung wird bei den Dealern nicht greifen. Wer illegale<br />
Geschäfte macht, geht nicht davon aus, erwischt zu werden.<br />
Abschreckende Strafen haben noch nie Wirkung gezeigt, denn<br />
auch in Amerika gibt es trotz Todesstrafe nicht weniger Morde<br />
als in Europa.<br />
Der <strong>Einsatz</strong> von <strong>Brechmittel</strong>n <strong>ist</strong> widerwärtig, da er sich gegen<br />
die Schwächsten in einer ausgestoßenen Gruppe richtet. Straßen-<br />
Dealer haben me<strong>ist</strong> den schlechtesten Ruf in der Gesellschaft,<br />
aber auch innerhalb ihrer Peargroup. Kaum ein gesetzter<br />
Deutscher mit Anspruch auf Hartz IV würde sich an das<br />
Kottbusser Tor oder den Hamburger Hauptbahnhof stellen<br />
und Drogen vertickern. Und das alles noch für eine relativ<br />
geringe Gewinnmarge, denn das große Geld streichen auch<br />
hier wieder Menschen im Hintergrund ein. Aber gegen diese<br />
wird mit der Vergabe von <strong>Brechmittel</strong>n nicht vorgegangen. Der<br />
<strong>Einsatz</strong> von <strong>Brechmittel</strong>n <strong>ist</strong> also bewusst eine Schikane des<br />
kleinen Dealers. Und das noch ohne großen Sinn und Erfolg,<br />
denn <strong>ist</strong> erst mal einer überführt und wieder abgeschoben,<br />
stehen schon längst vier neue auf der Matte.<br />
Dass der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte nun<br />
Deutschland in die Schranken we<strong>ist</strong>, war längst überfällig.<br />
Schon seit Jahren we<strong>ist</strong> amnesty international auf diese Tatsache<br />
hin. Dass Länder wie Hamburg nun prüfen, wie sie mit diesen<br />
Rechtsspruch umgehen können zeigt nur, wie dogmatisch sie<br />
in der Drogenpolitik vorgehen. Es geht ihnen nicht um den<br />
Schutz der Konsumenten, es geht ihnen auch nicht darum,<br />
dass möglichst wenig Menschen Probleme mit Drogen haben,<br />
Besser spät als nie<br />
Eigentlich wollten wir euch diese Ausgabe vom Hanf Journal wie<br />
immer Anfang des Monats präsentieren. Natürlich haben wir wie<br />
immer fleißig gearbeitet und waren auch pünktlich druckfertig. Leider<br />
war genau zu diesem Zeitpunkt unser Konto leer- ohne Geld kein<br />
Druck. ( Hanf Journal März 06). Deshalb mussten unsere LerserInnen<br />
so lange auf unsere Zeitung warten. Tut uns leid, soll nicht wieder<br />
vorkommen.<br />
<strong>Brechmittel</strong>-<strong>Einsatz</strong> <strong>ist</strong> <strong>Folter</strong><br />
Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte zeigt Deutschland seine Grenzen<br />
Der <strong>Einsatz</strong> von <strong>Brechmittel</strong>n gegen mutmaßliche Dealer <strong>ist</strong> in Deutschland gang und gäbe. Erst nach einem Todesfall<br />
begann das Bundesland Bremen über diese harte Vorgehensweise nachzudenken. Die Hamburger schockte selbst ein<br />
Todesfall nicht – sie machten einfach munter weiter. Nun hat der Europäische Gerichtshof für Menschrechte (EuGM)<br />
die Vergabe von <strong>Brechmittel</strong>n als eine Verletzung der Menschenrechte bezeichnet. Die Bundesrepublik Deutschland<br />
wurde verurteilt, weil sie die Vergabe von <strong>Brechmittel</strong>n erlaubte. Nach Angaben der Richter erlaube Deutschland somit<br />
<strong>Folter</strong> , was in der EU nicht sein darf.<br />
sondern es geht ihnen nur darum, einen Feind, den sie sich<br />
auserkoren, haben möglichst abartig zu bekämpfen. Wenn es um<br />
Menschenrechte geht, glauben viele deutsche Politiker, dass sie sich<br />
nichts vorzuwerfen hätten. In Wahrheit <strong>ist</strong> aber der Abschnitt zu<br />
Costa Rica im Menschenrechtsbericht 2005 nur sieben Zeilen lang,<br />
der zu Deutschland hat fünf Seiten. Und auch die deutschen Ärzte<br />
sollten sich einmal überlegen, was es für ihre Zunft heißt, wenn<br />
immer noch genügend Weißkittel-Träger gefunden werden, die<br />
ganz offiziell Menschen foltern.<br />
illu: marker<br />
unabhängig, überparteilich, legal<br />
Ausgabe 08-09/06<br />
Das Hanf Journal wird fünf. Eine Auswahl<br />
unserer zahlreichen Gratulanten und deren<br />
Meinung über unsere Zeitung findet ihr im<br />
Eckthema.<br />
www.hanfjournal.de<br />
Reine Formsache ?<br />
von Michael Knodt<br />
Zögerliches Verhalten der Bundesopiumstelle erschwert<br />
die Behandlung von Schwerstkranken<br />
Bisher lehnte das BfArM (Bundesinstitut für Arzneimittel<br />
und Medizinprodukte) alle Anträge zur Selbstversorgung<br />
von Kranken mit Cannabis ab. Das Bundesverwaltungsgericht<br />
rügte diese Praxis und forderte die Behörde auf, dies<br />
zu ändern (Hanf Journal 11/2005)..<br />
Kürzlich erhielten die Antragsteller Post, die gab auf den<br />
ersten Blick auch Anlass zur Freude, beim genaueren<br />
Hinsehen verflog das Hochgefühl aber ziemlich flott, denn:<br />
Prinzipiell hat das BfArM den AntragstellerInnen die<br />
Behandlung mit Cannabis genehmigt. Dafür <strong>ist</strong> ein<br />
„aussagekräftiges“ Gutachten des behandelten Arztes notwendig.<br />
Außerdem wird ein Negativbescheid der Krankenkasse<br />
über die Kostenübernahme für Dronabinol<br />
(künstliches THC) verlangt. Auch wenn es einige Mediziner<br />
als bedenklich ansehen, dass Dronabinol trotz fehlender<br />
Studien an PatientInnen und gegenteiliger Erfahrungsberichte<br />
von Betroffenen dem natürlichen Cannabis gleichgestellt<br />
wird. Ganz nebenbei lehnt die AOK momentan eine<br />
Kostenübernahme von Labor THC generell ab:<br />
„Nach Stellungnahme des BMG (Bundesgesundheitsmin<strong>ist</strong>erium)<br />
zur Verordnungsfähigkeit von Rezepturen mit den<br />
Cannabis-Wirkstoffen Dronabinol und Nabinol sind diese<br />
Rezepturen nicht erstattungsfähig, da eine Bewertung<br />
durch den gemeinsamen Bundesausschuss fehlt. Daher<br />
können wir Ihnen leider keine Kostenzusage erteilen“ (Aus<br />
einem Brief der AOK an einen Cannabispatienten).<br />
So weit, so gut, diese beiden zu besorgenden Schriftstücke<br />
wären wohl für die Mehrzahl der Betroffenen eine noch<br />
zu me<strong>ist</strong>ernde Hürde.<br />
Doch dann kommt es knüppeldick: Die/der PatientIn<br />
muss Sicherungsmaßnahmen zur Aufbewahrung der<br />
„Droge“ nachweisen, außerdem sind bauliche Veränderungen<br />
zur Sicherung der Wohnung (im Regelfall sind das<br />
die eigenen vier Wände), in der der Hanf aufbewahrt<br />
werden soll, durchzuführen. Im Klartext heißt das: Zur<br />
Lagerung von Medizinalhanf muss die eigene Wohnung<br />
zum Hochsicherheitstrakt (Tresor, Stahltür, dickere Wände,<br />
Alarmanlage..) umgebaut werden.<br />
Das <strong>ist</strong> nicht nur in vielen Fällen aus mietrechtlichen<br />
Gründen gar nicht möglich, auch die Kosten spielen hierbei<br />
eine erhebliche Rolle, frei nach dem Motto:<br />
„Tach Herr Vermieter, ich muss mal kurz meine Wohnung<br />
umbauen, nur son paar Fenster zumauern und dickere<br />
Wände ziehen, ne Stahltür, einen Tresor und noch son paar<br />
Kleinigkeiten, damit ich Medizinalhanf anbauen kann.<br />
Vielleicht zahlt den Umbau auch die Krankenkassen, mal<br />
sehen..“<br />
Würde der Umbau wider Erwarten irgendwie genehmigt<br />
und die daraus resultierenden Kosten erstattet werden,<br />
wäre da nur noch die Kleinigkeit mit der „sachkundigen<br />
Person“, die für die Abgabe verantwortlich <strong>ist</strong>. Der/der<br />
PatientIn wird verpflichtet, der Behörde Name; Anschrift<br />
und einen „Sachkundenachweis“ der Person zu hinterlegen,<br />
die sie/ihn mit Cannabis versorgt oder es für sie/ihn<br />
anbaut. Als Sachkundenachweis wird nur eine Berufsausbildung<br />
im pharmakologisch-medizinischen Bereich anerkannt.<br />
Auf Deutsch heißt das: Baut Eure Wohnung zu Fort Knox<br />
um, stellt Euch einen Teilzeitapotheker an oder lasst es<br />
bleiben. Kein Wort über die entstehenden Kosten oder<br />
deren Übernahme.<br />
Wenn man bedenkt, dass viele Patienten aus Methadonprogrammen<br />
nach einer gewissen Probezeit ein für andere<br />
tödlich wirkendes Gift mit nach Hause nehmen dürfen,<br />
ohne irgendwelche Sicherungsmaßnahmen nachzuweisen,<br />
fällt es schwer, eine Verhältnismäßigkeit zu erkennen. Ganz<br />
zu schweigen von Omi’s Valium im Alibert.<br />
Vielmehr sträubt sich das BfArM mit allen Mitteln dagegen,<br />
ein für unsere Regierung unbequemes Gerichtsurteil in<br />
die Tat umzusetzen.<br />
Deshalb raten wir den Betroffenen, nicht zu verzagen und<br />
den langen Weg durch den Behördendschungel anzutreten,<br />
denn immerhin:<br />
Der grundsätzliche Bedarf einer Selbstmedikation wird<br />
mit diesen Anträgen, zumindest theoretisch, zum ersten<br />
Mal rechtlich manifestiert, wenn auch (noch) mit nicht zu<br />
erfüllenden Auflagen für die Patienten.<br />
Schutzpreis 50 Cent / Für gute Kunden kostenlos /
2<br />
das Eckthema<br />
news<br />
Frederik Luhmer,<br />
DiplomPädagoge, Drogenberater<br />
bei der v<strong>ist</strong>a Drogen- und Suchtberatung<br />
Pankow<br />
Ich freue mich darüber, daß es das<br />
<strong>Hanfjournal</strong> gibt und lese es regelmäßig<br />
!!! Fragen rund ums Kiffen beschäftigen<br />
- aus durchaus unterschiedlichen<br />
Gründen - viele, gerade jüngere<br />
Menschen. Ich finde, persönlich aber<br />
auch in meiner Funktion als Drogenberater, einen offenen Dialog<br />
zu diesem kontroversen Thema, der sich auch mal traut zu polarisieren,<br />
sehr wichtig. Alles Gute.<br />
Herausgeber:<br />
Agentur Sowjet GmbH<br />
Dunckerstraße 70<br />
10437 Berlin<br />
tel.: 030/44 79 32 84<br />
fax.: 030/44 79 32 86<br />
email: zentrale@hanfjournal.de<br />
Geschäftsführer: Emanuel Kotzian (V.i.s.d.P.)<br />
Sitz der Gesellschaft: Berlin AG Charlottenburg, HRB Nr. 89200<br />
Steuer-Nr. 37 220 20818<br />
Redaktion:<br />
Roland Grieshammer, Michael Knodt, Daniel Thoss.<br />
Mitarbeiter an dieser Ausgabe:<br />
Jan Schlesinger, Kimo, Henk Paschulke,<br />
Werner Graf, Martin Schwarzbeck, Dr. Franjo Grotenhermen,<br />
Ing. D. Koeze - CannaResearch, Georg Wurth,<br />
Kerstin Koch.<br />
Layout:<br />
marker (Mark Méritan).<br />
Illustration:<br />
Lukas Tkotz, marker (Mark Méritan).<br />
Fotos:<br />
Astrid, Lisa, David, , Frank Besmehnmarker<br />
Privat, Im Auftrag des Hanf Journals.<br />
Korrektur:<br />
Korrekturen-Text (Kerstin Thierschmidt)<br />
Anzeigen:<br />
Emanuel Kotzian<br />
030/44 67 59 02<br />
vertrieb@hanfjournal.de<br />
Impressum<br />
Vertrieb:<br />
Das Hanf Journal wird im gesamten deutschsprachigen Raum verteilt. Gegen<br />
einen Betrag von 42 Euro (Inland) oder 84 Euro (Ausland) jährlich kann das<br />
Hanf Journal beim Herausgeber bezogen werden.<br />
(Abonnement unter www.hanfjournal.de)<br />
Druck:<br />
Union Druckerei Weimar GmbH<br />
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck nur mit Genehmigung des Herausgebers.<br />
Manuskripte, Bilder und Beiträge sind willkommen, es wird aber keine Haftung<br />
übernommen.<br />
Im Sinne des Urteils des LG Hamburg vom 12. Mai 1998 - 312 0 85/98<br />
d<strong>ist</strong>anziert sich der Herausgeber ausdrücklich von allen Inhalten der<br />
angegebenen Internetadressen und Links.<br />
Achtung jeder Missbrauch von Drogen <strong>ist</strong> gefährlich! Wir wollen niemanden<br />
dazu auffordern oder animieren Drogen zu konsumieren.<br />
Besucht auch die Homepage www.hanfjournal.de<br />
Aus dem Schweizer Knast<br />
Vielleicht erinnert<br />
man sich noch an<br />
die Taliban, als sie<br />
in Afghan<strong>ist</strong>an<br />
regierten: Neben<br />
vielen anderen<br />
Grausamkeiten<br />
und Skandalen,<br />
beschäftigten sich<br />
„westliche“ Medien mit der Verurteilung<br />
einer Gruppe von „Chr<strong>ist</strong>en“: Sie sollten<br />
gesteinigt werden! Die Taliban haben<br />
natürlich die Religionsfreiheit anerkannt,<br />
denn auch der Koran gebietet, religionstolerant<br />
zu sein. So galt also auch für<br />
„Chr<strong>ist</strong>en“ in Afghan<strong>ist</strong>an unter den Taliban:<br />
Religionsfreiheit!<br />
Auf der Seite unserer kanadischen Kollegen<br />
von CannabisCulture,<br />
www.cannabisculture.com, <strong>ist</strong> sogar ein<br />
Brief von David, den er aus dem Gefängnis<br />
schrieb, veröffentlicht. In diesen Brief<br />
befürchtet er sogar seine Auslieferung an<br />
die USA. Selbst Aktiv<strong>ist</strong>en der Sacred<br />
Mushroom Church zweifeln an der Authentizität<br />
dieses Briefes, hierzu nur soviel: Der<br />
Brief <strong>ist</strong> mit Sicherheit authentisch, der<br />
Hanf Journal-Redaktion liegt eine Kopie<br />
des Originals vor, das sich in den Redaktionsräumen<br />
von CannabisCulture befindet.<br />
Unseren Recherchen zufolge <strong>ist</strong> er in den<br />
Vereinigten Staaten auch schon zweimal<br />
aufgrund eines Verstoßes gegen die Bundes(drogen)gesetze<br />
verurteilt worden,<br />
selbstredend in Abwesenheit. Nicht nur<br />
Interessierte dürften mittlerweile wissen,<br />
was einem Menschen blühen kann, wird<br />
Allerdings:<br />
Der Import,<br />
die Herstellung<br />
und die<br />
Weitergabe von Bibeln standen unter<br />
schwerer Strafe, da Bibeln „mental<br />
gesundheitsschädlich“ seien – und die<br />
Muslime davor geschützt werden mussten!<br />
Die besagte Gruppe wurde dabei erwischt,<br />
wie sie importierte Bibeln weitergab! Religionsfreiheit<br />
gilt nur solange keine unverständlichen<br />
Verordnungen verletzt werden<br />
– zumindest in der Schweiz von heute, wo<br />
Heilige Pilze als „mental<br />
gesundheitsschädlich“ gelten…<br />
Ich schreibe aus dem Berner Hochsicherheits-Gefängnis,<br />
wo ich aufgrund angeblicher<br />
„Kollisionsgefahr“ 23 Stunden pro<br />
Tag isoliert darauf warte, für die Religionsfreiheit<br />
der Teonanacatl<strong>ist</strong>en kämpfen zu<br />
dürfen. Es <strong>ist</strong> mir eine Ehre, für meine<br />
Pastor David im Hungerstreik<br />
er aufgrund eines solchen Delikts an die<br />
USA ausgeliefert. Ob wirklich ein Auslieferungsantrag<br />
der Vereinigten Staaten vorliegt,<br />
war zu Redaktionsschluss nicht bekannt,<br />
selbst sein Anwalt wusste davon<br />
nichts, wollte es jedoch nicht mit einhundertprozentiger<br />
Sicherheit ausschließen.<br />
Auch würden die Strafverteidiger nicht<br />
immer rechtzeitig über einen solchen Sachverhalt<br />
informiert.<br />
Wie dem auch sei, Schweizer oder Ami-<br />
Knast, <strong>ist</strong> beides übel, die zur Last gelegte<br />
Tat hat niemanden geschadet und einer<br />
Menge Menschen geholfen.<br />
Zumal David als deutscher Staatsbürger in<br />
der Schweiz nicht ausreichend vor eventuellen<br />
Verschleppungen geschützt <strong>ist</strong>.Kurz<br />
vor Erscheinen dieser Ausgabe wurde uns<br />
von seiner Frau mitgeteilt, dass sich David<br />
seit dem 26. Juli im unbefr<strong>ist</strong>eten Hunger-<br />
#61<br />
Religion eingesperrt zu sein. In der Stunde<br />
am Tag, wenn ich Tischtennis spielen und<br />
mit anderen U-Haft-Erleidenden Menschen<br />
sprechen darf, stelle ich fest, dass die<br />
„Qualität der <strong>Folter</strong>“ hier mit den Taliban<br />
verglichen – geradezu human <strong>ist</strong>. Aber die<br />
Denkmuster der Repression unterscheiden<br />
sich kaum …<br />
Über zahlreiche Briefe freue ich mich!<br />
Pastor David Jan Schlesinger<br />
Genfergasse 22<br />
CH – 3011 Bern<br />
Religionsfreiheit <strong>ist</strong> die Freiheit, eine friedliche,<br />
nicht anerkannte Religion zu praktizieren,<br />
zu lehren und zu verbreiten.<br />
Pastor David<br />
Zugegeben: Die monatliche Kolumne von Pastor David Schlesinger <strong>ist</strong> eigenwillig. Ihre Aussagen sind nicht immer auf<br />
Zustimmung unserer Redaktion gestoßen, jedoch halten wir die Meinungs- und Pressefreiheit für immens wichtig in einer<br />
funktionierenden Demokratie. Deshalb haben wir ihm und seiner Religionsgemeinschaft jeden Monat ein wenig Platz<br />
zur Verfügung gestellt. Wie bereits in der letzten Ausgabe berichtet, <strong>ist</strong> es nun auch für den Pastor und seine Anhänger<br />
vorbei mit der freien Ausübung ihres Glaubens: David sitzt seit drei Monaten in einem eidgenössischen<br />
Untersuchungsgefängnis, von den Behörden wird ihm ein Verstoß gegen das Schweizer Betäubungsmittelrecht vorgeworfen<br />
und die ungewöhnlich lange Untersuchungshaft mit „Verdunklungsgefahr“ erklärt.<br />
streik befindet. Er will mit dieser Aktion auf<br />
die Willkür der Schweizer Behörden aufmerksam<br />
machen, die ihn in den ersten acht<br />
Wochen seiner U-Haft nur ein einziges Mal<br />
befragen ließen- wobei es noch nicht einmal<br />
um die ihm zur Last gelegten Vergehen ging.<br />
Deshalb bitten wir euch, insbesondere diejenigen,<br />
die durch Davids Hilfe im Laufe<br />
der letzten Jahre „inspiriert“ wurden, ihm<br />
Briefe ins Gefängnis (Adresse in seiner<br />
Kolumne im Kasten oben) zu schreiben.<br />
Oder/und auch einmal auf der Webseite<br />
www.freedavid.org vorbeizuschauen. Dort<br />
werden alle Aktivitäten zur Unterstützung<br />
und Verbesserung seiner derzeitigen Situation<br />
geplant und koordiniert.<br />
Mehr zum Thema:<br />
www.s-m-c-s.org<br />
www.freedavid.org<br />
KEINE ANZEIGE<br />
Eigentlich wollte die Religionsgemeinschaft von PASTOR JAN DAVID<br />
SCHLESINGER -DIE SACRED MUSHROOM CHURCH OF SWITZERLAND,<br />
an dieser Stelle ihre Anzeigen schalten, dies <strong>ist</strong> leider aus oben genannten<br />
Gründen nicht möglich.<br />
mehr Informationen unter: www.freedavid.org
#61<br />
Fünf Jahre Hanf Journal<br />
Fünf Jahre Cannabis in Deutschland<br />
Das waren turbulente fünf Jahre, seit das<br />
erste Hanf Journal 2001 erschienen <strong>ist</strong>. Allein<br />
schon der Markt der Hanf-Zeitungen und -<br />
Magazine <strong>ist</strong> enorm in Bewegung geraten.<br />
Damals gab es die drei alt-ehrwürdigen: „Hanf“,<br />
„Grow“ und „Hanfblatt“. Die „Hanf“ <strong>ist</strong> dann<br />
relativ bald aus dem Rennen geflogen. „Grass<br />
Times“ und „Cannabis Kultur“ haben in den<br />
letzten fünf Jahren mal aus Übersee hier vorbeigeschaut<br />
und haben sich gleich wieder verabschiedet.<br />
Jetzt <strong>ist</strong> die „thcene“ neu dazu gekommen<br />
– da waren es wieder vier. Mal sehen, ob es<br />
jetzt erstmal bei dieser Konstellation bleibt.<br />
Das Hanf Journal selbst hat ebenfalls sehr turbulente<br />
Zeiten hinter sich. Mal war`s ganz fett - mit<br />
riesigen Wagen auf der Hanfparade und zig Sträflingen<br />
drum herum und mit einer eigenen Messebeteiligung<br />
in Berlin. Und mal war`s eher bescheiden,<br />
wie am Anfang oder auch jetzt mit<br />
kleinerer Mannschaft und kleinerem Büro.<br />
Jedenfalls war das Hanf Journal immer eine politische<br />
Zeitung, die sich hartnäckig für die Lega-<br />
lisierung eingesetzt hat und konkret auf Sachverhalte<br />
und Politiker eingegangen <strong>ist</strong>. Dabei wäre<br />
von einer kostenlosen, über Werbung finanzierten<br />
Zeitung eher flachBILD-Boulevard zu erwarten<br />
gewesen. Umso erfreulicher <strong>ist</strong> der hohe politische<br />
Anspruch des Hanf Journals.<br />
Ausdruck dessen <strong>ist</strong> letztendlich auch der Deutsche<br />
Hanf Verband (DHV), der 2002 zunächst als<br />
Teil der Agentur Sowjet (Hanf Journal) gegründet<br />
und dann Ende 2004 in die Selbstständigkeit<br />
entlassen wurde.<br />
Und die Politik?<br />
Auf fünf Jahre Cannabis-Politik zurückblicken,<br />
macht leider derzeit nicht wirklich Spaß. Dabei<br />
fing alles gut an. Die Stimmung war bei der ersten<br />
HaJo-Ausgabe 2001 noch recht gut, auch wenn<br />
z. B. Pilze schon verboten und Führerscheine<br />
stark gefährdet waren. Dafür waren die Hanfparaden<br />
groß, es gab jede Menge Kiffer-Songs und<br />
ein paar aufgeschlossene Politiker. Beispielsweise<br />
konnten wir in Berlin eine große Debatte um<br />
Ist Hanf doch eine Einstiegsdroge?<br />
von Daniel Thoss<br />
Das folgern Forscher des schwedischen<br />
Karolinska Institut in einer Studie, die in der<br />
aktuellen Ausgabe des<br />
„Neuropsychopharmacology“ veröffentlicht<br />
<strong>ist</strong>. So fördere Hanf-Konsum im jugendlichen<br />
Alter die Anfälligkeit für härtere Drogen. Dies<br />
beweise das Ergebnis eines Versuchs mit<br />
jugendlichen Ratten. Einigen wurde zunächst<br />
der Hanf-Wirkstoff THC injiziert, während die<br />
restlichen Versuchstiere clean blieben.<br />
Später verabreichten die Forscher allen Ratten<br />
Heroin und beobachteten zunächst, dass auch die<br />
vorher rauschmittelfreien Ratten abhängig wurden.<br />
Allerdings stellten sie fest, dass die vorher<br />
auf THC sensibilisierten Tiere ein- bis zu anderthalbmal<br />
so großes Heroin-Verlangen aufwiesen<br />
wie die Artgenossen. Eine Analyse der Gehirne<br />
der Tiere ergab, dass die Wirkung des THC die<br />
Nervenzellen im Belohnungszentrum dauerhaft<br />
verändert und so für den Konsum von Rauschmitteln<br />
empfänglicher gemacht hatte.<br />
- Sandwichkultur<br />
-Zutaten aus ökol. Anbau<br />
-fair gehandelter Bio Kaffee und Kakao<br />
Im Belohnungssystem spielen körpereigene Botenstoffe,<br />
aber auch solche aus konsumierten<br />
Wirkstoffen, die wichtigste Rolle. Das Belohnungssystem<br />
der jungen Ratten sei dem der Menschen<br />
ähnlich, daher könnten die Erkenntnisse auf den<br />
Menschen übertragen werden, so die Forscher.<br />
Wenig sinnvoll <strong>ist</strong> es, das Ergebnis dieser Studie<br />
voreilig zu benutzen, um reißerische Thesen in<br />
den Raum zu stellen:<br />
„Vom Joint an die Nadel“<br />
titelte beispielsweise erst kürzlich „Die Zeit“. Das<br />
<strong>ist</strong> sehr gefährlich, beachtet man die Ergebnisse<br />
weiterer, zeitgleich veröffentlichter Studien,<br />
beispielsweise zum Thema Alkohol. So haben<br />
Wissenschaftler vom Youth Alcohol Prevention<br />
Center der Boston University School of Public<br />
Health gerade nachweisen können, dass Alkohol-<br />
Genuss im jugendlichen Alter die Grundlage für<br />
Suchtverhalten im Erwachsenenalter bildet. Auch<br />
bei jungen Ratten zeigte sich, dass der Alkohol-<br />
Zeiten: Mo-Fr 9:00-18:00<br />
Sa 9:00-16:00<br />
Cannabis lostreten und das Abgeordnetenhaus<br />
hat daraufhin im Mai<br />
2004 die „geringe Menge“ erhöht,<br />
um Konsumenten weniger zu<br />
verfolgen.<br />
Doch kurz darauf hat sich das Blatt<br />
gewendet. Plötzlich war nur noch<br />
von bekifften Schülern und hohen<br />
THC-Gehalten die Rede. Cannabis<br />
war plötzlich wieder eine gefährliche<br />
Droge. Pseudowissenschaftliche<br />
Horrormeldungen wurden<br />
von den Medien gerne aufgegriffen,<br />
Sensation <strong>ist</strong> für sie dann doch besser als Sachlichkeit.<br />
Leute wie Thomasius wurden plötzlich<br />
als Experten gehört, als gäbe es ausschließlich<br />
Kiffer, die in psychiatrischen Einrichtungen dahinvegetieren.<br />
Immer krassere Konsummuster<br />
bei jungen Leuten - nicht nur, aber auch bei Cannabis<br />
– haben vermutlich ihren Teil zu diesem<br />
Bild beigetragen.<br />
Und so läuft das jetzt seit zwei Jahren. In der<br />
Öffentlichkeit, in der Politik, in den Medien,<br />
überall hat sich ein erheblicher Wandel in der<br />
Konsum in dieser Lebensphase sogar anatomisch<br />
feststellbare Folgen hatte. Er bremste die Entwicklung<br />
einiger Hirnregionen der Ratten erheblich<br />
im Wachstum.<br />
Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen erklärt<br />
in diesem Zusammenhang: Wer im frühen Alter<br />
begänne, Rauschmittel zu konsumieren, sei viel<br />
gefährdeter, später auch abhängig von härteren<br />
Drogen zu werden. Dies sei lange bekannt, biologisch<br />
begründet und gelte nicht typisch für Alkohol<br />
und THC, sondern für alle Drogen.<br />
Wir fordern: Nicht weiter einseitig informieren<br />
und verzerrte Meinungsmache schüren, sondern<br />
neutral und präventiv informieren. Rauschmittel<br />
jeder Art , ob legalisiert oder kriminalisiert, haben<br />
in den Händen und vor allem Köpfen von Kindern<br />
natürlich nichts verloren.<br />
Mehr unter:<br />
http://www.zeit.de/online/2006/28/cannabiseinstiegsdroge?page=all<br />
http://www.pressetext.at/pte.mc?pte=060707034<br />
das Eckthema<br />
Lüko Becker,<br />
Rechtsanwalt:<br />
“ehrenwerte hanfjournal<strong>ist</strong>en,wenn<br />
schon<br />
das hanf nicht frei <strong>ist</strong>, so<br />
doch wenigstens die<br />
hanfpresse.<br />
daher mit jimmy cliffs "you<br />
can get it if you really<br />
want":<br />
*the hotter the battle, the<br />
sweeter the victory !<br />
*also weitermachen, best,<br />
Meinung zu Cannabis vollzogen. Da <strong>ist</strong> es umso<br />
wichtiger, dass es noch Medien gibt, die diesen<br />
Trip nicht mitmachen und versuchen, sich dem<br />
Thema möglichst sachlich und kompetent zu<br />
nähern.<br />
Ich hoffe, dass wir dann eines Tages über diese<br />
ganze Hysterie und das Hanf-Verbot von damals<br />
lachen können.<br />
Georg Wurth<br />
www.hanfverband.de<br />
news<br />
illu: marker<br />
3
4<br />
das Eckthema<br />
THC Pharm GmbH<br />
In den letzten Jahren hat<br />
es viele Entwicklungen in<br />
der Diskussion um die Nutzbarkeit<br />
der Hanfpflanze gegeben.<br />
Auch die medizinische<br />
Verwendung von THC<br />
hat große Fortschritte gemacht.<br />
Hierbei spielte nicht<br />
nur die Forschung eine entscheidende<br />
Rolle sondern<br />
auch die umfassende<br />
informationsübermittlung.<br />
Wir wünschen für die Zukunft<br />
alles Gute!<br />
illu: marker<br />
news<br />
Dr. med. Franjo Grotenhermen<br />
Im Juni 2006 wurden in einer<br />
Fachzeitschrift die Ergebnisse der<br />
ersten Studie beim Menschen zur<br />
Wirksamkeit von THC auf das<br />
Krebswachstum veröffentlicht.<br />
Spanische Ärzte und Wissenschaftler<br />
hatten neun Patienten,<br />
die an einem besonders bösartigen<br />
Hirntumor, einem so genannten<br />
Glioblastom, litten, mit THC behandelt.<br />
Alle diese Patienten hatten zuvor nicht auf eine Standardbehandlung<br />
aus Operation und Strahlentherapie angesprochen,<br />
sodass der Tumor wieder wuchs. Bei einer erneuten<br />
Operation wurde ein Teil des Tumors entfernt und eine kleine<br />
Höhle geschaffen, in die die Spitze eines kleinen Katheters gelegt<br />
wurde. Über diesen Katheter erhielten die Patienten in den<br />
folgenden Tagen und Wochen Infusionen mit THC.<br />
Die Krebs hemmenden Eigenschaften der Cannabinoide waren<br />
zuvor in experimentellen Studien an Zellen und Tieren untersucht<br />
worden. Im Körper eines erwachsenen Menschen finden pro<br />
Sekunde etwa eine Million Zellteilungen statt. Wenn nicht gleichzeitig<br />
Zellen absterben würden, so wäre die Zahl unserer Körperzellen<br />
bereits nach einem Tag um nahezu 100 Milliarden<br />
Zellen angewachsen. Das tägliche Absterben von Milliarden von<br />
Zellen <strong>ist</strong> daher genauso wichtig für das Überleben wie die<br />
Erneuerung von Geweben durch die Bildung neuer Zellen. Beim<br />
Krebs <strong>ist</strong> dieses Gleichgewicht jedoch gestört und das ungebremste<br />
Wachstum überwiegt.<br />
In einem zweijährigen Tierversuch amerikanischer Forscher mit<br />
Ratten und Mäusen Mitte der 90er-Jahre fiel auf, dass hohe THC-<br />
Dosen das Krebsrisiko verringerten und das Leben der Ratten<br />
deutlich verlängerten. Eine spanische Arbeitsgruppe um Professor<br />
Manuel Guzman von der Complutense-Universität in Madrid<br />
untersuchte dann erstmals gezielt, ob THC auch bereits beste-<br />
Die „Bravo“ im Fadenkreuz<br />
der „Frankfurter Allgemeinen“<br />
„F.A.Z“: Cannabis gleich Gift. Erschütternd.<br />
Welche Diskussionen und Presseaktivitäten selbst heute noch<br />
ein einfaches Hanf-Blatt auf einem Schlüsselanhänger hervorrufen<br />
kann, zeigte kürzlich ein Artikel aus der „Frankfurter<br />
Allgemeinen Zeitung“. Es geht um einem aktuell in der<br />
Jugendzeitschrift „Bravo“ als trendiges Extra angepriesenen<br />
Schlüsselanhänger, geschmückt mit der metallenen Nachbildung<br />
eines Blattes der Hanf-Pflanze.<br />
„Darf man diesen Kindern in aller Unschuld Marihuana -<br />
niemals beim Namen genannt, nur als Pflanze gezeigt - als<br />
„Karibik-Feeling“ anpreisen?“, fragt der Autor des „F.A.Z“-<br />
Textes. Die „Bravo“ reagiert mit der Angabe, lediglich „Sonneund<br />
Strandfeeling“ hervorrufen zu wollen, bezeichnet das<br />
Cannabis-Blatt schlicht als Phantasiepflanze.<br />
Dies führt im „F.A.Z“-Artikel dazu, dass sich der Autor über<br />
die angemessene Kritik hinaus dazu hinreißen lässt, mehrmals<br />
Hanf als Gift zu betiteln, den Schlüsselhänger sogar als<br />
Wegweiser für Dealer.<br />
„F.A.Z“it: Null begleitende Aufklärung in der einen, Verleumdung<br />
und Stimmungsmache in der anderen Zeitung.<br />
Na „Bravo“! Nutzt endlich eure (Presse-)Freiheit und sagt<br />
den Kindern die Wahrheit!<br />
Mehr: „F.A.Z.“, 14.07.2006, Nr. 161 / Seite 31<br />
Text: Daniel Thoss.<br />
Schleswig-Holstein auf traurigen Irrwegen in der Drogenpolitik:<br />
Sind Kiffer bald Schwerverbrecher?<br />
TONDA<br />
Senkung der Geringe-Menge-Grenze (§ 31a BtMG) bei Hanf-Produkten von 30 Gramm auf nur noch sechs Gramm geplant.<br />
Diese schwer nachvollziehbare Meldung<br />
erreicht uns diesmal nicht aus Bayern, sondern<br />
ausgerechnet aus dem eher als liberal<br />
angesehenen Schleswig-Holstein. Dessen<br />
Justizmin<strong>ist</strong>er Uwe Döring (SPD) lehnt sich<br />
sehr weit aus dem Fenster, wenn er behauptet:<br />
„Man muss heutzutage unterstellen, dass<br />
Personen, die eine Menge von mehr als sechs<br />
Gramm Cannabis bei sich führen, damit<br />
handeln wollen."<br />
Zur Begründung konstruiert die schleswigholsteinische<br />
Justiz weiter, es sei in den letzten<br />
Jahren ein drastischer Anstieg des Wirkstoffgehalts<br />
von Hanf-Produkten zu beobachten<br />
gewesen. Wer sich allerdings besser<br />
auskennt, verwe<strong>ist</strong> hier auf das Ergebnis<br />
einer Studie der Europäischen Beobachtungsstelle<br />
für Drogen und Drogesucht aus dem<br />
Jahr 2004: „Keine Hinweise auf einen bedeutenden<br />
Anstieg des Wirkstoffgehalts in den<br />
europäischen Cannabis-Märkten“, stellte<br />
diese nämlich fest.<br />
Ähnlich fragwürdig kommt die Behauptung<br />
eines schleswig-holsteinischen Min<strong>ist</strong>eriums-<br />
sprechers aus einem Gespräch mit der deutschen<br />
Pressagentur beim kritischen Leser<br />
an:<br />
Während ein Schüler wegen einfachen Zigaretten-Konsums<br />
der Schule verwiesen werden<br />
könne, sei es unverhältnismäßig, dass<br />
ein Staatsanwalt nichts unternehme, wenn<br />
er mit 30 Gramm Marihuana erwischt werde.<br />
Abgelacht, wem bitte möchte man denn<br />
glaubhaft machen, diese Verfahrensweise<br />
entspräche der Realität? Das Min<strong>ist</strong>erium<br />
unterschlägt, dass natürlich auch Schüler,<br />
die mit Cannabis aufgegriffen werden, mit<br />
Konsequenzen bis hin zum Schulverweis<br />
rechnen müssen.<br />
Vor allem also, um der steigenden Zahl Jugendlicher<br />
Hanf-Nutzer entgegenzuwirken,<br />
sei ausgerechnet eine Senkung der geringen<br />
Menge von 30 auf sechs Gramm geeignet,<br />
argumentiert Döring schließlich. Speziell für<br />
Hanf-Delikte bei Jugendlichen gibt es aber<br />
bereits den § 45 JGG, der zur Bedingung<br />
der Einstellung des Verfahrens gewisse erzieherische<br />
Maßnahmen vorschreibt. Warum<br />
wendet man nicht in Schleswig-Holstein,<br />
hende Tumore bekämpfen kann. Bei 45 Ratten wurden bösartige<br />
Glioblastome ausgelöst, also genau die Hirnkrebsart, deren<br />
Ansprechbarkeit auf THC nun beim Menschen untersucht worden<br />
<strong>ist</strong>. Wurden die Ratten nicht behandelt, starben sie innerhalb<br />
von spätestens 18 Tagen. THC und ein synthetisches Cannabinoid<br />
zeigten allerdings eine deutliche Wirkung. Innerhalb von sieben<br />
Tagen zerstörten sie die Tumoren bei etwa einem Drittel der<br />
behandelten Ratten vollständig und verlängerten das Leben<br />
eines weiteren Drittels bis<br />
zu sechs Wochen. Bei dem<br />
letzten Drittel schlug die<br />
Behandlung jedoch nicht<br />
an. Wie in der Studie beim<br />
Menschen wurde eines der<br />
beiden Cannabinoide über<br />
einen kleinen Katheter<br />
direkt an den Tumor gespritzt.<br />
Zellen und Tieren haben<br />
gezeigt, dass verschiedene<br />
Cannabinoide das<br />
Wachstum mehrerer<br />
Krebsarten hemmen können,<br />
darunter Lungenkrebs,<br />
Schilddrüsenkrebs,<br />
Lymphome, Hautkrebs,<br />
Gebärmutterkrebs, Prostatakarzinom<br />
und Neuroblastom,<br />
ein Krebs von<br />
Nervenzellen. Interessanterweise<br />
hemmten auch Cannabinoide, die keine psychischen<br />
Wirkungen hervorrufen, das Wachstum von Tumoren, darunter<br />
das natürliche Cannabidiol (CBD).<br />
Zwei verschiedene Mechanismen scheinen bei der Hemmung<br />
des Tumorwachstums durch<br />
Cannabinoide eine Rolle zu<br />
spielen, der programmierte<br />
Zelltod und die Hemmung der<br />
Blutgefäßneubildung. Beide<br />
Wirkungen werden vermutlich<br />
durch das Andocken von Cannabinoiden<br />
an Cannabinoid-<br />
#61<br />
wie in anderen Bundesländern auch, bei<br />
minderjährigen Kiffern zunächst diesen Paragrafen<br />
an?<br />
Durch die angekündigte Verschärfung kann<br />
man weder Fortschritte in der Drogenpolitik<br />
erwarten noch wird sie Auswirkungen auf<br />
den Konsum von Hanf-Produkten unter<br />
Jugendlichen haben. Das wahre Ziel der<br />
Justizmin<strong>ist</strong>eriums scheint also folgendes zu<br />
sein: Hunderttausende harmlose erwachsene<br />
„Keine Hinweise auf einen bedeutenden Anstieg des Wirkstoffgehalts in den<br />
europäischen Cannabis-Märkten“<br />
Hanf-Konsumenten würden über Nacht kriminalisiert<br />
und, wie ja bereits angekündigt,<br />
als gefährliche Drogendealer abgeurteilt.<br />
Der Deutsche Hanf Verband fordert deshalb<br />
dazu auf, gegen die unnötige Verschärfung<br />
der Regelungen zur geringen Menge in<br />
Schleswig- Holstein mit einer E-Mail an den<br />
zuständigen Min<strong>ist</strong>er und den drogenpolitischen<br />
Sprecher der SPD zu protestieren.<br />
Mehr unter: http://www.hanfverband.de<br />
THC zur Behandlung von Hirntumoren Dr. med. Franjo<br />
Grotenhermen<br />
<strong>ist</strong> Mitarbeiter des<br />
nova-Instituts in Hürth<br />
bei Köln und Vorsitzender<br />
der Arbeitsgemeinschaft<br />
Cannabis als Medizin<br />
(ACM).<br />
Rezeptoren ausgelöst. Der programmierte Selbstmord einer Zelle<br />
wird als Apoptose bezeichnet. Dadurch werden gealterte Zellen,<br />
die ihre Funktion nicht mehr optimal erfüllen können, oder<br />
schädliche und überflüssige Zellen aus dem Gewebe entfernt.<br />
Das Apoptose-Programm der Zelle kann auch durch äußere<br />
Einflüsse, wie beispielsweise Röntgenstrahlen und verschiedene<br />
chemische Substanzen, aktiviert werden. Dazu zählen offenbar<br />
auch verschiedene Cannabinoide.<br />
Die neun Patienten, die mit THC behandelt worden waren, lebten<br />
nach Beginn der Therapie noch neun bis 53 Wochen. Zwei<br />
Patienten sprachen gut an und überlebten nahezu ein Jahr. Bei<br />
beiden Patienten trat nach Beginn der THC-Therapie eine deutliche<br />
Verbesserung der klinischen Symptome ein, die sich jedoch<br />
in der 20. beziehungsweise 21. Woche wieder verschlechterten.<br />
Die Behandlung wurde von allen Patienten gut vertragen.<br />
Da die Studie ohne eine Vergleichsgruppe durchgeführt wurde,<br />
lassen sich keine sicheren Aussagen zur Wirkung von THC auf<br />
das Tumorwachstum und das Überleben machen. Vergleiche mit<br />
anderen Studien, in denen Patienten verschiedene Chemotherapeutika<br />
ebenfalls über einen Katheter direkt an den Tumor<br />
erhalten hatten, zeigen jedoch, dass THC etwa so wirksam war<br />
wie andere Krebsmedikamente. Die spanischen Wissenschaftler<br />
empfehlen daher weitere Studien mit Cannabinoiden bei Hirntumoren<br />
und anderen Krebsarten, eventuell auch in Kombination<br />
mit anderen Therapieverfahren.
#61<br />
Cannabis-Cocktails gegen Krankheiten der<br />
Cannabis-Pflanze - Teil II<br />
In der letzten Ausgabe konntet Ihr lesen, wie und warum Monokulturen entstanden sind und weshalb die Mischkultur auf<br />
lange Sicht die bei weitem bessere Lösung <strong>ist</strong>. Zwar gibt es auf den ersten Blick auch Argumente, die diese Kulturform<br />
nicht attraktiv erscheinen lassen. Bei genauem Hinsehen und Abwägen verlieren diese jedoch ihre Schlagkraft:<br />
Ing. D. Koeze- CannaResearch<br />
Irrtümer in Bezug auf Sortenmischungen<br />
Vielfach wird angenommen, dass das Krankheitsrisiko<br />
bei einer Mischung aus zwei verschiedenen<br />
Sorten halbiert wird. Dies <strong>ist</strong> jedoch ein großer<br />
Irrtum. Das Ausmaß des Krankheitsbefalls <strong>ist</strong><br />
nämlich das Quadrat der Krankheitsverbreitung.<br />
Mit anderen Worten: Wenn sich die Krankheit<br />
um die Hälfte langsamer verbreitet, wird der<br />
Befall das Quadrat der Hälfte. Angenommen, 64<br />
% eurer in Monokultur angebauten anfälligen<br />
Pflanzen sind befallen. Das wäre 82. Bei einer<br />
Mischung mit einer res<strong>ist</strong>enten Sorte wäre dies<br />
das Quadrat der Hälfte von acht, nämlich 42. Das<br />
entspreche 16 %.<br />
Ein weiteres oftmals gegen Sortenmischungen<br />
vorgebrachtes Argument <strong>ist</strong>, dass dabei niedrigere<br />
Erträge erzielt werden. Das Gegenteil <strong>ist</strong> jedoch<br />
der Fall: Die durchschnittliche Ernte von zwei in<br />
Monokultur angebauten Kulturpflanzen fällt<br />
praktisch immer niedriger aus als die Ernte einer<br />
Sortenmischung, die im gleichen Verhältnis mit<br />
ein- und denselben Sorten angebaut wurde. Zu<br />
diesem Phänomen trägt neben einem verminderten<br />
Krankheitsbefall unter anderem die effizientere<br />
Ausnutzung des Lichts bei. Obwohl ihr bei<br />
Sortenmischungen weniger Pflanzen eurer (anfälligen)<br />
Lieblingssorte anbauen könnt, können<br />
die Erträge pro Pflanze demnach beträchtlich<br />
höher ausfallen.<br />
Ihr solltet jedoch nicht mit Sortenmischungen<br />
experimentieren, wenn ihr glaubt, mit einer Monokultur<br />
bessere Erträge erzielen zu können.<br />
Worauf bei Sortenmischungen zu achten <strong>ist</strong><br />
Mischen bringt Vorteile.<br />
Vermeidet es, anfällige Sorten miteinander zu<br />
mischen. Dies <strong>ist</strong> absolut sinnlos. Wählt stattdessen<br />
die res<strong>ist</strong>enteste Sorte und baut diese in Monokultur<br />
an. Als niederländische Bauern Ende<br />
der 70er-Jahre Weizenpflanzen gegen Rost<br />
miteinander mischten, wurde dies ein großer<br />
Misserfolg, da es einfach keine gegen Rost res<strong>ist</strong>enten<br />
Sorten gab. Sortenmischungen dienen<br />
dazu, den Anbau einer anfälligen Sorte mit wertvollen<br />
Merkmalen zu ermöglichen.<br />
Bei Sortenmischungen <strong>ist</strong> darüber hinaus auch<br />
auf die Länge der Pflanzen zu achten. Die Mischung<br />
unterschiedlich hoher Pflanzen erwe<strong>ist</strong><br />
sich deswegen als schwierig, da die längere Pflanze<br />
der kürzeren das Licht wegnimmt. Sorten, die<br />
ungefähr gleich groß werden, lassen sich hingegen<br />
problemlos mischen; sie erreichen eine durchschnittliche<br />
Länge.<br />
Weiters <strong>ist</strong> zu beachten, dass die schnelle Verbreitung<br />
einer Krankheit nur durch das Vorhandensein<br />
einer ausreichenden Zahl von Pflanzen<br />
verhindert werden kann. Ein gutes Argument<br />
gegen Sortenmischungen <strong>ist</strong>, dass in einem<br />
Growraum me<strong>ist</strong>ens nicht genügend Pflanzen<br />
vorhanden sind. Trotzdem können auch<br />
Heimzüchter von Sortenmischungen profitieren<br />
- und zwar schon deswegen, weil die Pflanzen<br />
me<strong>ist</strong>ens sehr dicht beieinander stehen. Merkt<br />
euch, dass eine Sortenmischung lediglich die<br />
Verbreitung einer Krankheit verzögert! Gegen<br />
einen starken/gleichmäßigen Befall der Pflanzen<br />
kann auch eine Sortenmischung wenig bis nichts<br />
ausrichten.<br />
Die Praxis<br />
Bei der Zusammenstellung einer Sortenmischung<br />
werdet ihr feststellen, dass im Allgemeinen<br />
wenig über die Res<strong>ist</strong>enz der<br />
verschiedenen Cannabis-Sorten bekannt <strong>ist</strong>.<br />
Wenn von einer Res<strong>ist</strong>enz gesprochen wird,<br />
wird in der Regel kein Ausmaß der Res<strong>ist</strong>enz<br />
angegeben. All dies macht es dem Züchter<br />
nicht leicht, die richtige Mischung zusammenzustellen.<br />
Das geringe Angebot an res<strong>ist</strong>enten<br />
Sorten erweckt fast den Eindruck,<br />
als ob Züchter mit keinen Krankheiten oder<br />
Schädlingen konfrontiert würden.<br />
Wenn ihr eine ausreichend res<strong>ist</strong>ente Sorte<br />
gefunden habt, könnt ihr die Sorten auf<br />
verschiedenste Weise miteinander mischen.<br />
Wenn ihr Saatgut verwendet, kann<br />
dieses zuvor, z. B. mit Hilfe eines Betonmischers,<br />
gemischt werden. Ihr könnt<br />
es aber auch abwechselnd in verschiedenen<br />
Reihen aussäen. Darüber hinaus<br />
besteht auch die Möglichkeit, mehr als<br />
zwei Sorten miteinander zu mischen.<br />
Beim Indooranbau werden<br />
häufig Stecklinge verwendet.<br />
Diese können in verschiedenen<br />
Mustern gepflanzt werden:<br />
vollkommen durcheinander<br />
oder in Reihen, die lotrecht zur<br />
Belüftungsrichtung angelegt<br />
sind. Beachtet vor allem, dass eine Sortenmischung<br />
nur dann Sinn macht, wenn ihr NICHT<br />
durch den Growraum von einer Pflanze zur anderen<br />
geht. In diesem Fall würdet ihr nämlich<br />
die Krankheit selbst unter den Pflanzen verbreiten!<br />
Was das zuvor genannte Problem betrifft, dass<br />
es keine Sorte gibt, die gegen eine Kombination<br />
von Krankheiten oder Schädlingen res<strong>ist</strong>ent <strong>ist</strong>,<br />
wäre als Lösung die Mischung einer gegen<br />
Blütenfäule res<strong>ist</strong>enten Sorte mit einer gegen<br />
Mehltau-res<strong>ist</strong>enten Sorte denkbar.<br />
In den Fällen, in denen eine res<strong>ist</strong>ente Sorte nicht<br />
das Eckthema<br />
Dr. Grotenhermen<br />
Vorsitzender ArbeitsgemeinschaftCannabis<br />
als Medizin e. V.:<br />
„Ich wünsche dem Hanf<br />
Journal, dass es auch in<br />
Zukunft erfolgreich und<br />
engagiert gegen Ignoranz<br />
und Vorurteile anschreibt,<br />
die besonders deutlich<br />
werden, wenn es um die<br />
medizinische Verwendung<br />
von Cannabisprodukten<br />
geht.“<br />
guerilla growing<br />
Bei großen Ertragseinbussen durch einen Krankheitsbefall wäre eine Sortenmischung hier zweifelsohne<br />
effektiv. Dabei müsste jedoch ein Gang von Pflanze zu Pflanze vermieden werden, da sich die Krankheit auf<br />
diese Weise auf andere Pflanzen ausbreitet. Wenn ihr nicht darauf verzichten möchtet, empfiehlt es sich,<br />
zuvor einen Weg zwischen den Pflanzen anzulegen.<br />
die vom Züchter bevorzugten Merkmale aufwe<strong>ist</strong>,<br />
könnte eine sehr für Spinnmilben anfällige Sorte<br />
mit einem hervorragenden Geschmack mit einer<br />
res<strong>ist</strong>enten Sorte gemischt werden.<br />
Obwohl Sortenmischungen die Lösung für ein<br />
bestimmtes Problem darstellen können, gilt es in<br />
erster Linie, dem Ausbruch von Krankheiten<br />
vorzubeugen. Dann könnt ihr eure Lieblingssorte<br />
auch in Monokultur anbauen, ohne Ertragseinbussen<br />
durch Krankheiten oder Schädlinge<br />
befürchten zu müssen.<br />
5
6<br />
das Eckthema<br />
Hans Chr<strong>ist</strong>ian Ströbele,<br />
Die Grünen:<br />
Dem Hanf Journal und seinen<br />
RedakteurInnen herzlichen<br />
Glückwunsch zum<br />
fünfjährigen Bestehen. Ich<br />
danke einem der wichtigsten<br />
Hanf-Lobby<strong>ist</strong>en für die<br />
stets kritische und bunte<br />
Berichterstattung jeden<br />
Monat. Auf dass wir dieses<br />
Motto in fünf Jahren nicht<br />
mehr brauchen werden:<br />
Gebt das Hanf frei!<br />
guerilla growing<br />
K lingt interessant und so hat sich unser<br />
holländischer Freund Henk Paschulke, dessen Projekte<br />
ihr ja aus seinen zahlreichen „LassWachsen“-<br />
Folgen (www.exzessiv-das-magazin.de) kennt, angeboten,<br />
einen Testlauf mit dem Dünger zu durchzugärtnern.<br />
Gesagt getan, Henk hat also in seiner altbewährten<br />
Homebox (1 x 1 x 2 Meter) ein Dutch Pot Aero-<br />
System aufgebaut. Leider passte das System nicht<br />
ganz in die Box, woraufhin unser niederländischer<br />
Freund Rohre und Gestell so umbauen musste, dass<br />
nur noch neun anstatt zwölf Behälter für jeweils fünf<br />
Pflanzen darin Platz fanden.<br />
Kurz vor der Umstellung auf die Blütephase<br />
Eine Woche nach Einleitung der Blütephase<br />
So gab es immerhin noch Platz für 45 Pflanzen auf<br />
einem Quadratmeter, was Henk dazu veranlasste,<br />
sein übliches 400 Watt-Setup gegen ein 600 Watt-<br />
Setup zu tauschen. Trotz der 600 Watt-Lampe<br />
überschritt die Temperatur die 27 Grad Celsius-<br />
Marke nie, die Luftfeuchtigkeit lag zwischen 40 und<br />
55 Prozent. Um allen eventuellen Klimaproblemen<br />
vorzubeugen, wurden ein Cool Tube und ein extra<br />
großer Lüfter (400 m 3 ) mit Schalldämpfer eingebaut.<br />
Außerdem wurde sowohl in der Wuchs- als auch in<br />
der Vorblütephase eine 600 Watt-HPi-T (Wachstumslampe)<br />
benutzt, bis diese Ende der vierten<br />
Blütewoche gegen eine 600 Watt-<br />
Natriumdampflampe (Blütelampe) getauscht wurde.<br />
Diese Technik garantiert die erwünschten kurzen<br />
Abstände zwischen den Blüten und beugt dem<br />
„Spargeln“ (übermäßiges Längenwachstum) vor.<br />
Herr Paschulke benutzte in der Wuchs- und der<br />
Nix für Anfänger: Bioponic<br />
von KIMO und Henk Paschulke<br />
Bisher galt: Entweder Mensch entscheidet sich, Bio-Gras zu züchten und<br />
somit für eine Erdkultur oder die/der BertreiberIn eines Indoor-Gartens<br />
widmet sich der hydroponischen Zucht und verzichtet somit auf das Bio-<br />
Attribut und die damit verbundenen geschmacklichen und gesundheitlichen<br />
Vorzüge. Seit kurzer Zeit wird auf dem Markt ein hydroponischer Bio-<br />
Dünger, Bio Sevia von GH Europe, angeboten, der nach Angaben des<br />
Herstellers die Vorteile der Hydrokultur und der Biozucht unter einen Hut<br />
bringt.<br />
Vorblütephase (Woche eins bis<br />
vier) außer Bio Sevia (Grow und<br />
Bloom in unterschiedlichen<br />
Mischverhältnissen) nur jeden<br />
„Vormittag“ eine Kohlendio-<br />
Kurze Internodien garantieren dichte Blütenstände<br />
xidtablette, um das Blattwachstum anzuregen.<br />
Leider bestand aus standorttechnischen Gründen<br />
nicht die Möglichkeit, mit Osmosewasser zu arbeiten,<br />
jedoch hatte das verwendete Wasser<br />
einen relativ guten Ausgangs EC-<br />
Wert von 0,6. Der pH-Wert betrug<br />
nach der Verwendung von pH Minus<br />
zwischen 5,7 und 6,0. Zwar <strong>ist</strong> es<br />
nach Angaben von General Hydroponics<br />
möglich, bei der Bioponic mit<br />
einem pH-Wert bis 7,0 ordentliche<br />
Ergebnisse zu erzielen, aber da ein<br />
Senken auf keinen Fall schadet,<br />
dachte sich unser Freund: sicher <strong>ist</strong><br />
sicher und griff auf seine pH-Wert-<br />
Erfahrungen früherer Grows zurück.<br />
Im Nährstoffbehälter befand sich<br />
außerdem der Bio-Filter zur besseren<br />
Sauerstoffversorgung der Nährlösung,<br />
dessen Pumpe leider etwas<br />
schwach auf der Brust <strong>ist</strong>, sodass<br />
Henk eine kleine Zusatzpumpe installieren<br />
musste - und Bio Magixx<br />
Pulver, eine Art Trichoderma für<br />
Nährstofftanks. Das Bio Magixx <strong>ist</strong><br />
für die entsehende Mikrobenkultur<br />
zuständig, es wandelt die Nährstofflösung<br />
einfach ausgedrückt in<br />
flüssige Erde um. Henks Aussage<br />
zufolge riecht das Ganze auch wie<br />
frischer Humus. Die befürchtete<br />
Verstopfung der Sprühdüsen und<br />
Schläuche blieb trotz des Bio-<br />
Düngers vollkommen aus, das ganze<br />
System lief 67 Tage ohne Beanstandung<br />
im Dauerbetrieb.<br />
Als Sorte wählte er Chronic-<br />
Stecklinge, die im gut vorgewurzeltem<br />
Zustand in Netztöpfen auf<br />
die 45 Löcher verteilt wurden.<br />
Anfänglich arbeitete er mit einem EC-Wert von 0,9,<br />
die Pflanzen bekamen eine weitere Woche 18 Stunden<br />
Licht. Nach der Einleitung der Blütephase und der<br />
Erhöhung auf des EC-Wertes auf 1,2 entwickelten<br />
sich die Pflanzen dann prächtig, der Längenwuchs<br />
explodierte, die Internodien (vereinfacht: Abstände<br />
zwischen den Blüten) blieben dabei wunschgemäß<br />
klein. Auf Anfrage teilte uns unser freier „Mitarbeiter“<br />
mit, dass er aufgrund der nicht vorhandenen Osmose-<br />
Anlage extra mit einer etwas höheren Düngerdosis<br />
arbeite, als vom Hersteller angegeben.<br />
Jedoch hat Henk schon einige Jahre Indoor-Erfahrung<br />
und ein sehr grünes Däumchen, die Verwendung<br />
einer Osmose Anlage <strong>ist</strong> bei allen Hydrosystemen<br />
auf jeden Fall sehr ratsam.<br />
Schon nach den ersten zwei Wochen wurde ihm klar,<br />
dass das Spannen eines Netzes unumgänglich sein<br />
würde, um die zu erwartenden Buds zu stützen.<br />
Also spannte er 35 Zentimeter über den Mädels ein<br />
einfaches Ranknetz, optimal bei der zu erwartenden<br />
Endhöhe von 60 bis 70 Zentimetern. Ungefähr zur<br />
selben Zeit zeigte sich, dass bei voller Besetzung des<br />
Dutch Pot Aero auch bei guten Bedingungen einige<br />
Pflanzen etwas zurückbleiben, was sich jedoch nicht<br />
negativ auf den Gesamtertrag (dazu später ;-)) ausgewirkt<br />
hat. Beim nächsten Durchgang würde Herr<br />
Paschulke nach eigenem Bekunden nur noch drei<br />
bis vier Pflanzen pro Behälter einsetzen und die<br />
Wuchsphase um ein paar Tage verlängern.<br />
Auch die Hauptblüte (Woche fünf bis acht) verlief<br />
wunschgemäß, der EC-Wert wurde langsam aber<br />
stetig bis auf 2,2 gesteigert. Normalerweise sollte er<br />
bei der Bioponic niedriger sein, in diesem Falle wäre<br />
Bald kommt der Sensemann ;-)..<br />
aber aufgrund der fehlenden Osmose-Anlage<br />
und des „Verbots“ von<br />
Phosphorzusätzen in der Endblüte<br />
(wäre dann kein „Bio Gras“ mehr)<br />
die Gefahr eines Phosphormangels<br />
zu groß gewesen. Dieser hatte sich<br />
bei einem EC-Wert von 1,8 durch<br />
den ein oder anderen leicht rötlichen<br />
Stiel angekündigt, wurde aber durch die Erhöhung<br />
Mit EU Bio-Siegel: Bio Sevia von General Hydroponics<br />
Eine Chronic nach 45 Tagen Blüte<br />
der Düngerdosis kompensiert. Die Chronics legten<br />
Tag für Tag an Umfang zu, dufteten und harzten in<br />
bester Indica-Manier und schon nach exakt 59 Tagen<br />
fiel die ganze Pracht der (Elektro-)Schere zum Opfer.<br />
Das Ergebnis konnte sich unseren Freund zufolge<br />
Eine aeroponische Anlage garantiert gute Bewurzelung<br />
durchaus sehen lassen, der Ertrag blieb zwar ein<br />
wenig hinter Henks vorherigen hydroponischen<br />
Experimenten zurück, war aber mit 400 Gramm<br />
durchaus befriedigend. Der Geschmack und die<br />
Kons<strong>ist</strong>enz waren dem Bio-Chronic aus dem Coffee<br />
Shop, das als Vergleich diente, ebenbürtig, Original-<br />
Zitat: „Het Lekkerste!“<br />
Auf jeden Fall war unser Freund mal wieder sehr<br />
zufrieden mit seiner Mission, befragt nach einem<br />
Fazit schrieb er unserer Redaktion Folgendes: „Cool,<br />
dass es jetzt auch möglich <strong>ist</strong>, auf Hydrokulturen<br />
Bio-Hanf zu züchten, vor allem weil die Nährstofflösung<br />
während der ganzen Zeit sehr stabil war.<br />
Trotzdem würde ich die ganze Sache nur erfahrenen<br />
Hobby-Gärtnern empfehlen, da die zu beachteten<br />
Faktoren sehr komplex und umfassend sind. Auch<br />
bei der Bioponic <strong>ist</strong> ständige Kontrolle und die<br />
genaue Einhaltung der Parameter immens wichtig.<br />
Fehler rächen sich bitterer als bei Erdkulturen.“<br />
Mehr unter:<br />
www.eurohydro.com<br />
www.kayagrow.de<br />
#61
#61<br />
Kavatza<br />
Original Kavatza-Produkte sollen Schnipsel-Chaos und zurückbleibende<br />
Zeugnisse entspannter Abende in Form von Gebrösel und Tabakresten auf<br />
Tisch und Teppich von vornherein vermeiden. In jahrelanger Perfektion<br />
entstanden, enthält die handgemachte Box Drehunterlage, Blättchenhalter<br />
und Stopfer. Es gibt Fächer für Tabak, Filtertipps und Feuerzeug und ein<br />
Auffangfach für die Reste, hier geht nichts verloren.<br />
Auch unterwegs <strong>ist</strong> für Diskretion und Rauchkultur<br />
gesorgt. Kavatza bietet eine ebenfalls handgemachte<br />
und mit praktischen Utensilien versehene Tasche<br />
in Form eines Tabakbeutels an, die der Box in nichts<br />
nachsteht. Sie hat Innentaschen und sogar eine<br />
hölzerne Drehunterlage mit Blättchenfixierung.<br />
Die Tasche <strong>ist</strong> aus Leder oder Stoff gefertigt<br />
erhältlich, die Box gibt es als Paperprint oder in<br />
Leder gebunden. Beide Produkte sind in<br />
verschiedenen Designs erhältlich, direkt bei www.kavatza.de.<br />
Handgemachte Utensilien für Diskretion<br />
und Rauchkultur Daniel Thoss<br />
Kavatza - wie der Name, so kommt auch die Idee zur praktischen<br />
Rauch-Utensilienbox aus Griechenland, wo es wie so mancherorts<br />
me<strong>ist</strong> angebracht <strong>ist</strong>, in Sachen Rauchkraut Diskretion zu wahren.<br />
The Original Kavatza, übersetzt heißt Kavatza „dein kleines persönliches<br />
Versteck“, greift eine alte, lang bewährte und bewahrte Idee auf, die<br />
ihren Ursprung auf der Insel Kreta hatte. Ungefähr in Größe und Form<br />
eines Buches kann man die Kavatza-Box heute wie damals noch in der<br />
kleinsten Bibliothek diskret einreihen.<br />
das Eckthema<br />
„Rollo“ vom Hanf<br />
Museum Berlin:<br />
Herzlichen Glückwunsch<br />
zum fünfjährigen Jubiläum!<br />
Hut ab, vor der Le<strong>ist</strong>ung,<br />
Euer Konzept durchzuhalten,<br />
und beste Wünsche<br />
für mehr als weitere 5 Jahre<br />
<strong>Hanfjournal</strong>.<br />
Euer Hanf Museum.<br />
Büchlein vom Hanf<br />
Daniel Thoss<br />
wirtschaft<br />
Über zehn Jahre sind vergangen, seitdem Mathias Bröckers und<br />
Jack Herer den Bestseller „Die Wiederentdeckung der Nutzpflanze<br />
Hanf“ herausgaben. Dieser sorgte damals für einigen Wirbel und<br />
rief viele Hanf-Aktiv<strong>ist</strong>en und Legalisierungsbefürworter auf<br />
den Plan. An diesen Erfolg möchte der Herausgeber des<br />
„Büchleins vom Hanf“, Patric Bies, mit seinem Reprint zweier<br />
gegen Ende des 19. Jahrhunderts erschienenen Schriften gern<br />
anknüpfen.<br />
Bereits im deutschen Kaiserreich sollte der Hanf zur so betitelten<br />
Gesundung des Deutschen Vaterlandes herangezogen werden.<br />
Aus dieser Zeit stammen „Das Büchlein vom Hanf“, ein illustrierter<br />
Gedichtband, erschienen 1899 in Schlesien, und „Der<br />
Hanfanbau im Elsass“, herausgegeben vom Lehrer einer elsässischen<br />
Landwirtschaftlichen Schule im Jahr 1896.<br />
Das „Büchlein vom Hanf“ gibt einen informativ-amüsanten<br />
Einblick, wie wichtig früher die Rolle dieser Kulturpflanze, nicht<br />
nur für die deutsche Wirtschaft, tatsächlich war. Handgezeichnete<br />
Bilder und Hanf-Gedichte aus der Kaiserzeit bringen dem schmunzelnden<br />
Leser den typischen Ge<strong>ist</strong> des Wilhelminischen Deutschlands<br />
näher. Das zweite Werk <strong>ist</strong> ein mit zeitgenössischen Fotos<br />
versehener Nachdruck eines Buches, welches bereits im 19.<br />
Jahrhundert die Erhaltung und Förderung der Kulturpflanze<br />
Hanf forderte.<br />
Zwei beispielhafte Hanf-Zitate aus der Kaiserzeit:<br />
„(...) Säen <strong>ist</strong> aber kein Kinderspiel: Nicht zu wenig und nicht zu<br />
viel, nicht zu dünn und nicht zu dick; Hanfsaat <strong>ist</strong> ein<br />
Me<strong>ist</strong>erstück.“ (S. 12, „Büchlein vom Hanf“)<br />
„Auch können wir aus diesen Darlegungen mit ziemlicher Sicherheit<br />
den Schluß ziehen, daß der Hanf zu den ältesten Kulturpflanzen<br />
des Elsass zählt, welchem die übrigen Handelsgewächse<br />
alle erst in viel jüngerer Zeit gefolgt sind.“ (S. 38/39, „Hanfanbau<br />
im Elsass“)<br />
Der vorliegende Nachdruck will anspornen, die alten Potenziale<br />
des seit jeher traditionell in unseren Breiten kultivierten Hanfs<br />
neu zu entdecken und ihm in Zukunft wieder eine bedeutendere<br />
Beachtung in der Landwirtschaft zukommen zu lassen. Auch<br />
müsse es gerade durch die Nutzpflanze Hanf gelingen, einen<br />
Einklang von Wirtschaft, Arbeit, Natur und Zukunft herzustellen,<br />
meint Herausgeber Patric Bies. Dem sei auch von drogenpolitischer<br />
Seite her nichts weiter anzufügen.<br />
Mehr:<br />
Patric Bies: „Büchlein vom Hanf“,<br />
72 Seiten, ISBN 3-930771-39-X, 10,80 EUR<br />
oder Direktbestellung unter www.peter-imandt.de<br />
7
8<br />
das Eckthema<br />
Pedram Shayar, Koordinierungskreis<br />
Attac Deutschland<br />
(persönliches Statement):<br />
Die Auseinandersetzung mit dem in<br />
vieler Hinsicht so nützlichen Hanf <strong>ist</strong><br />
ein wichtiger Beitrag gegen gesellschaftliche<br />
Tabus und Konservatismus<br />
in diesem Lande. Eure Arbeit <strong>ist</strong> ein<br />
gutes Beispiel, wie Engagement für<br />
ein Thema die gedanklichen Schranken<br />
bei Menschen ändern und verschieben<br />
kann. Schön, dass ihr so<br />
lange durch gehalten habt. Alles Gute<br />
für die nächsten fünf Jahre -<br />
weiter so!<br />
DeathJazz<br />
cool-tour<br />
Soil & „Pimp“ Sessions: Pimp<br />
Master (compost records)<br />
Ausgezeichnet mit dem John Peel<br />
„Play More Jazz“ Award und von Gilles<br />
Peterson zum „Live Performance Act<br />
Of The Year“ bei den BBC Radio 1<br />
Worldwide-Awards 2005 gekrönt,<br />
sorgt die sechsköpfige Combo nicht<br />
nur in der Jazz-Szene für einigen<br />
Wirbel, sondern bege<strong>ist</strong>ert mit ihrer<br />
ganz eigenen Definition eines bombastischen<br />
Jazz-Styles weltweit Musikliebhaber über sämtliche<br />
Genregrenzen hinaus. Das wohl derzeit innovativste Live-Jazz-<br />
Sextett aus dem Land der aufgehenden Sonne bläst auf jeden<br />
Fall mit ihrem aufgepimpten Sound die Ohren ordentlich durch.<br />
Und da ich Funkmusik essenziell finde, esse ich am 11. Juli<br />
mit Akira und Tamagotchi zu Abend ’ne Tüte Sushi rot-weiß<br />
und jazze, begleitet von Otaku, zum Bohannon, um dem<br />
einzigen Deutschland-Gig beizujammen. Denn endlich <strong>ist</strong> diese<br />
völlig groteske WM vorbei und F***en <strong>ist</strong> wieder wichtiger als<br />
Fußball, Musik demzufolge auch. Shacho (Agitator), Tabu<br />
Zombie (Trompete), Motoharu (Saxophon), Josei (Keyboard),<br />
Akita Goldman (Kontrabass) und Midoryn (Drums) liefern eine<br />
exzessive Mixtur aus Funk & Blaxploitation, dass alles zu spät<br />
<strong>ist</strong>! Kein Wunder, dass Soil & Pimp Sessions inzwischen als<br />
große Nummer auf den internationalen Jazz-Festivals gelten.<br />
Man kann ihren Stil als experimentellen Beebop-Jazz bezeichnen,<br />
sie selbst nennen es augenzwinkernd einfach „Death<br />
Jazz“. Unverwechselbar und mit hörbar großem Talent pflügen<br />
sie in unglaublicher Geschwindigkeit durch ihre Tracks, was<br />
ihnen nicht nur in ihrer Heimat, sondern auch bei tanzflurorientierteren<br />
Leuten wie eben Gilles Peterson viel Aufmerksamkeit<br />
einbrachte. Kennen gelernt haben sich die Bandmitglieder 2001<br />
am Rande einer Veranstaltung in Tokio. Und schon kurze Zeit<br />
später mischten sie die Tokioter Club-Szene mit ihrem pulsierenden<br />
Live-Auftritten gehörig auf. Drei Jahre später unterschrieb<br />
das Sextett einen Plattenvertrag bei Victor Entertainment und<br />
veröffentlichten das Mini-Album „Pimpin“, womit die Band die<br />
Grenzen von Jazz neu definierte. Im Februar 2005 erschien<br />
das Albumdebüt „Pimp Master“, allerdings nur auf dem japanischen<br />
Markt, und wurde ein echter Erfolg. Die Musikpresse<br />
überschlug sich, und sogar die großen japanischen Radiostationen<br />
spielten das Album, obwohl dies für instrumentale Stücke<br />
mehr als unüblich <strong>ist</strong>. Nun erscheint ihr hochexplosives<br />
Albumdebüt erstmalig auf dem europäischen Markt. Ihr Stil <strong>ist</strong><br />
denkbar wild und so ganz und gar nicht akademisch. „No Taboo“<br />
und „Suffocation” sind wahre Jam Joints, „Stinger” erinnert<br />
mich an meine funkige Kindheit und bei „Waltz For Goddess”<br />
wird im -Takt abgejammt. „Avalanche” und „Wasted Time”<br />
grooven mit Bass und Klavier, während die Blechbläser hier<br />
eher untergeordnet in Erscheinung treten. „A Wheel Within A<br />
Wheel”, „J.D.F.#” und „Mo' Better Blues” sind die Hymnen für<br />
Romantiker. „Low Life” <strong>ist</strong> die perfekte Symbiose aus Jazz und<br />
Jungle Funk, und „Master Of Pimp” sowie „Hirameku Yaiba”<br />
geben dir dann den Rest! Jazzy Sensation pimpin galore deluxe!<br />
www.soilpimp.com<br />
www.compost-records.com<br />
Ambient / Downbeat<br />
Fresh Moods: exhale<br />
(elektrolux)<br />
Verheißungsvoller könnte das nunmehr<br />
elfte Jahr in der Labelgeschichte des<br />
Grals des guten Geschmacks aus<br />
Offenbach ja eigentlich gar nicht laufen.<br />
Peter Haubfleisch liefert uns für einen<br />
heißen Sommer wieder anspruchsvollen<br />
Sound, Ideenreichtum und<br />
produktionstechnische Virtuosität. Seit<br />
seinem Debüt „Fresh Moods“ im Jahr<br />
1997 haben seine Releases für Elektrolux („Swerve“ 2000 / „Love,<br />
Death, Angels“ 2002) die Ästhetik des Labels maßgeblich geprägt<br />
und so ganz nebenbei den Horizont modernen Chill Outs erheblich<br />
in Richtung Freestyle, Funk, Offbeat, Twostep-House und Elektro<br />
verschoben. Diesen Bogen spannt auch sein mittlerweile viertes<br />
Drum&Bass<br />
Drum&Bass<br />
Rolys Silberscheiben des Monats August<br />
Roland Grieshammer<br />
Q-Project: Renaissance Man<br />
(hospital records)<br />
„Like a modern-day Michelangelo, Q-<br />
Project is jungle’s very own mastercraftsman.<br />
It’s off the horse and into<br />
the Porsche, as he drops d&b anthems<br />
aplenty, and wins the hearts<br />
of bawdy wenches on dancefloors<br />
across the globe.” – Soviel zum<br />
Thema gute Pressearbeit. Begonnen<br />
hat die Erfolgsgeschichte bereits Anfang der 90er mit „Champion<br />
Sound“, einer der größten Drum&Bass-Hymnen. Als eine Hälfte<br />
von Total Science hat Q-Project schon eine Menge angestellt:<br />
berühmt-berüchtigt für hemmungslose Feierlaune, die Total<br />
Science den Ruf eingebracht haben, das durchgeknallteste<br />
Rock&Roll-Team im Drum&Bass zu sein. Total Science und Q-<br />
Project haben seitdem unter diversen Pseudonymen so viele<br />
erstklassige Platten herausgebracht, dass man mit ihnen<br />
nächtelang ganze Partys bestreiten könnte. Q-Project steht<br />
dabei für Beat-Science genauso wie für euphorisches Rocken<br />
ganz im Ge<strong>ist</strong> der frühen Oldschool-Tage. Die Bandbreite reicht<br />
von futur<strong>ist</strong>ischen Entwürfen auf Metalheadz über Rocker&Roller<br />
auf dem eigenen Label C.I.A. bis hin zu seinen Tunes auf Good<br />
Looking. Und auch wenn ich dem ehrwürdigen Namen Q-<br />
Project in Verbindung mit dem ehrwürdigen Label Hospital<br />
Records gegenüber etwas kritisch eingestellt bin, kann ich nicht<br />
bestreiten, dass mir die vorliegende 18-Track-Mix-CD gefällt.<br />
Das Spektrum reicht von „rolling liquid funk“ bis hin zu „mashedout<br />
dance floor steppers“. Mit „Milk & Honey“ wobbelt’s schon<br />
mal fröhlich los, der Total Science Remix von „Living With<br />
Beaker” besticht wieder mit diesen simplen Synthlinien, die ja<br />
irgendwie doch das bestimmende Element von jedem Track<br />
sind. Dennoch mag ich (manchmal) eingängige Melodien, und<br />
mit „Slowly But Surely“ wird’s dann auch etwas deeper und<br />
jazziger. „Computer Love” kommt mit diesen Elektro-Einflüssen<br />
ganz gut, bei „Bovey Pay“ schlaf’ ich ein, bei „Sleepers“ wach’<br />
ich wieder auf, und „Language Barrier” <strong>ist</strong> ein recht angenehmes<br />
Pop-Stück mit Crossover-Potenzial. Auch „Obsession” groovt<br />
ziemlich sexy, wie es der Titel verlangt, der „Future Look” <strong>ist</strong><br />
belanglos, doch „Roy And Lisa” rollt. Mit einer exzellenten<br />
Bassline und schönen Spielereien überzeugt dann Quiffi in<br />
„Silicon M<strong>ist</strong>ress”, was gut nach vorne geht. „No More Heroes”<br />
<strong>ist</strong> ein sehr gemütlicher Track, und der „Anchor Man” entwickelt<br />
sich zu einer großartigen Hymne, die mit „Free To Love Again”<br />
einen wunderbaren Anschluss findet. Ich mag den warmen<br />
Bass von „Nation 2 Nation”, das ganze Soundgerüst in „Fragile<br />
Earth” und „Cotton Eye Joe”, bevor mich das finale „Behind<br />
Closed Doors“ in die Nacht rausjagt. M<strong>ist</strong>er Q hat einen Style<br />
entwickelt mit seinen Basslines, die weit ins Midrange hoch<br />
gehen, auch wenn sich daran die Ge<strong>ist</strong>er scheiden. Die Zeit<br />
der Renaissance war geprägt von dem Ge<strong>ist</strong> des Neuanfangs.<br />
Der Begriff „Renaissance“ steht, aufgrund seiner wörtlichen<br />
Bedeutung „Wiedergeburt“, für eine komplette Umkehrung des<br />
Bisherigen. Ob das jetzt auch Innovation bedeutet, weiß ich<br />
nicht, aber partytauglich sind die Tunes auf jeden Fall.<br />
www.hospitalrecords.com<br />
www.grooveattack.com<br />
Concord Dawn: Chaos By<br />
Design (uprising recordings)<br />
Irgendwann Anfang 1999 fangen zwei<br />
Freunde und passionierte Musiker namens<br />
Matt Harvey und Evan Short gemeinsam<br />
an, als Concord Dawn („an<br />
obscure Star Wars Reference“) erste<br />
Tracks zu produzieren. Dark und böse,<br />
mit Hardcoreschnipseln hier und da und<br />
vor allem druckvoll. Knapp drei Jahre<br />
später – sie haben schon zwei Alben auf<br />
dem neuseeländischen Label Kog veröffentlicht – schaut Digital<br />
von Timeless, der grade in Neuseeland <strong>ist</strong>, bei Matt zum Cricket<br />
kucken vorbei. Der Rest dürfte bekannt sein. An Concord Dawn<br />
kam in den letzten Jahren keiner vorbei! Nicht umsonst bekommen<br />
sie Support von DJs wie Grooverider, Goldie, Zinc, Ed Rush oder<br />
Marcus Intalex! Die Hymnen „Morning Light“ und „Don't tell me“<br />
sind mittlerweile zu Klassikern im Drum&Bass aufgestiegen. Neben<br />
harten, schnellen und aggressiven Sounds wagte sich das Duo<br />
sogar an Coverversionen wie von den Metalhelden Slayer. Für<br />
das Werk „Uprising“ gab’s Gold, und es liefen Wetten, wann das<br />
Album Platin-Status erreicht. Immerhin hielt es trotz Rave-Attitüde<br />
perfekt die Balance zwischen Darkness und Hymnenhaftigkeit.<br />
Momentan sind Neuseelands Drum&Bass-Pioniere Matty C und<br />
Album konsequent weiter. Denn „Exhale“ <strong>ist</strong> die perfekte Symbiose<br />
einer relaxed romantischen, oftmals auch cineastisch<br />
atmosphärischen Bilderflut. Musikalische Offenheit und<br />
Experimentierfreude paaren sich wie gewohnt vorzüglich mit Fresh<br />
Moods’ Intention, schöne, warme und dauerhafte Musik zu schaffen.<br />
Nach dem Intro gibt’s mit „Livechange“ erstmal fluffige HipHop-<br />
Grooves, durch den Raum schwebende Flächen, flirrende Sounds<br />
und ein gemütliches Saxophon. Auch „Silent Me” besticht mit<br />
durchaus konkreten Kopfnicker-Beats und sorgt damit trotz Space-<br />
Garantie für deutlich mehr Erdverbundenheit. „Aground” und „Ocult<br />
Friend“ verfügen über intelligente Downbeats, wohlig warme<br />
Bassläufe und die typischen, frei fliegenden Melodien, während<br />
„Seafly“ erstmal mit Scratching reinkommt, um sich dann zu einem<br />
groovigen Trip mit fantastischen Sounds zu entwickeln. Dank „Riff<br />
01” schwebt eine Campfire-Bluesgitarre zum SloMo-HipHop-Beat<br />
von „Solarcell“ über den Strand, bevor sich in meinem Lieblingstrack<br />
„For Ever“ ein D<strong>ist</strong>ortion-Downbeat von der verliebtesten Seite<br />
zeigt und mich durch all seine unfassbar intensiven Klangbilder<br />
Drum&Bass<br />
#61<br />
Der gleichnamige Soundtrack zu<br />
Goldies autobiografischem Film „Sine<br />
Tempus“ soll als Album dieses Jahr<br />
erscheinen. Ein konkreter Termin <strong>ist</strong><br />
jedoch nicht bekannt. Offiziell hingegen<br />
<strong>ist</strong> Goldies Arbeit an einem neuen<br />
Album-Projekt mit dem Namen „9 Lives<br />
Of Rufige“, bei dem Neuinterpretationen<br />
von Metalheadz-Klassikern und neuen Tunes mit „brand<br />
new cutting edge beats“ im Mittelpunkt stehen. Interessanterweise<br />
soll dieses Album als exklusiver Download zur<br />
Verfügung stehen. Diese Informationen sind zwar autorisiert,<br />
ihr Haltbarkeitsdatum wird man jedoch erst mittelfr<strong>ist</strong>ig einschätzen<br />
können. Labelmanager Chris Ball und Goldie stehen ja<br />
bekanntermaßen auf die „infamy“-Etikettierung aller Angelegenheiten<br />
mit und um Metalheadz. Das zeigt sich vor allem an der<br />
Politik der Veröffentlichungen (Ankündigungen sind noch lange<br />
keine Fakten) als auch an den raren offiziellen und aktuellen<br />
Angaben zum Geschehen im Headz Camp. Bei der Veröffentlichungsform<br />
von „Drum&Bass Headhunterz“ werden wir uns<br />
wohl überraschen lassen müssen: Ursprünglich war geplant,<br />
zunächst eine CD herauszubringen, der im Laufe von drei<br />
Monaten drei EP's folgen. Jetzt <strong>ist</strong> es wohl doch eine 4xLP<br />
geworden. Die CD soll auch zwei Mixes von Bailey enthalten<br />
– einen Sampler Mix und einen Old Skool Headz Mix. Zurück<br />
zu den Wurzeln heißt es für Commix, denn mit „Cambridge<br />
Hardcore” gibt’s erstmal Oldschool-Flava. Spirit sorgt mit<br />
„Redial”, was wohl nicht nur dem Namen nach ein Remix von<br />
„Dial-Up“ <strong>ist</strong>, für ein Ghetto Anthem der Spitzenklasse. „Inside<br />
Heart” <strong>ist</strong> ein Blame Tune, der nach dem klingt, wofür ich den<br />
Mann so schätze! Goldie lässt seine legendäre Rufige Kru mit<br />
flirrendem Soundgewitter aka „Fear Heaven” aufleben, Doc<br />
Scott steuert mit „Michigan” einen Track voller Deepness bei,<br />
und mit „Nebulous” zeigt Marcus Intalex erneut sein ganzes<br />
Talent. Concord Dawn lassen es bei „One Night In Reno”<br />
romantisch-jazzy angehen, um dann wie gewohnt mit Station<br />
Drum&Bass den Floor abzuräumen. Bailey liefert mit „Africa”<br />
einen druckvollen Bass-Stomper (die Platte schick’ ich meinem<br />
Vater), während D Bridge in „Decibel Ridge” mit Atmosphäre<br />
zu überzeugen weiß. A-Sides liebe ich einfach, und mit dem<br />
Darkness-Burner „Hidden Fears” wird er meinen Ansprüchen<br />
wieder mehr als gerecht. Ink spricht mit „Senses” wahrlich alle<br />
Sinne an und erinnert an eine große Zeit, in der man das, was<br />
heute als liquid verkauft wird, noch Ambient Jungle bzw.<br />
Intelligent nannte. Das abschließende „Salvation” von Dylan &<br />
Robyn <strong>ist</strong> eine Hymne epischer Größe und dementsprechend<br />
ein wundervolles Outro für diesen Mix. Drei Bonus Tracks gibt’s<br />
natürlich auch: Commix mit „Urban Legend“ (Log<strong>ist</strong>ics Mix),<br />
Skitty mit dem souligen „Warm’n’Easy” und The Insiders Feat.<br />
Ayah, die mit „Meltdown” in Sachen Seele noch eins drauf<br />
setzen. Keine Frage – Metalheadz <strong>ist</strong> eines der wenigen alten<br />
Labels, die in den letzten Jahren nicht auf jeden fahrenden Zug<br />
aufgesprungen, sondern sich immer treu geblieben sind, ohne<br />
den Anschluss zu verlieren. Dafür gibt’s von mir dicken Respekt,<br />
’ne stilvolle Verbeugung und 10 von 10 Punkten!<br />
www.metalheadz.co.uk<br />
www.grooveattack.com<br />
Kiljoy mit ihrem vierten Album „Chaos by Design“ unterwegs, das<br />
am 14. Juli erschienen <strong>ist</strong>. Und Goldie hat sich gleich drei Club-<br />
Granaten rausgepickt, die mit knallenden Breakbeats sehr gewaltig<br />
kommen: „Broken Eyes“ mit männlichem Gesang kombiniert<br />
gesunden Pathos mit E-Gitarre, „One Night In Reno” (Feat Devin<br />
Abrams), was bereits den Drum&Bass Headhunterz hinzugefügt<br />
wurde, und das Outro „Say Your Words“, was mit dem Gesang<br />
von Hollie Smith trügerisch soulig beginnt, um dann urplötzlich den<br />
Reece auszupacken und mächtig und grollend vorwärts zu ballern.<br />
„Chloroform“ hätte etwas betäubender bzw. abwechslungsreicher<br />
ausfallen können, dafür überzeugt mich „Man For All Seasons”<br />
(feat. Paul McLaney) mit diesen romantischen Hintergrundstreichern.<br />
Nach dem düsteren Ambient Tune „Lost At Sea” kommen zwei<br />
absolute Killer: „Aces High” (feat. State Of Mind) mit spitzenmäßigen<br />
Drums und „Fly Away Home”, was mich als ram-Track allerdings<br />
etwas irritiert. Mittlerweile sind wir dann endgültig im Trance-Bereich<br />
angekommen, denn „Blow“ dudelt mit Synthieflächen und netten<br />
Pads. Überraschend sind auf jeden Fall „Never Give Up On Love”<br />
(feat. Tiki) und „You Don’t Have To Run”, was wir schon auf der<br />
Weapons Of Mass Creation 2 (hospital) hören durften. Hatte mich<br />
kürzlich zu Concord Dawn noch etwas kritischer geäußert, aber<br />
irgendwie bin ich gerade sehr bege<strong>ist</strong>ert, da ich diese Vielseitigkeit<br />
auf hohem Level nicht erwartet hätte. Kompromisslose Basswucht<br />
und peitschende Breaks – so muss es sein!<br />
www.concord-dawn.co.nz<br />
www.grooveattack.com<br />
V.A.: Drum&Bass Headhunterz<br />
(metalheadz)<br />
unendlich glücklich macht. „My Face” spult sich im Anschluss mit<br />
seinen (be)sinnlichen Vocals durch all meine Synapsen, die ja für<br />
die Erregungsübertragung von einer Zelle zur anderen verantwortlich<br />
sind. Nach einem Interlude brauchen bei „So Far“ selbst zutiefst<br />
melancholische Piano-Zeilen nicht auf einen soliden Dopebeat zu<br />
verzichten, und zusammen mit Simone Miranda wird in „U Gone“<br />
auch noch Fresh Moods’ Interpretation in Sachen Future-Jazzsoul<br />
zum Besten gegeben. Und mit der Elektro-Ballade „The Touch“<br />
(Enchant Mix) und dem kn<strong>ist</strong>ernden „Disconnected“ fühle ich mich<br />
gezwungen, noch etwas länger in diesem wunderbaren<br />
Schaumgummi-Space zu verweilen. Dieser Soundtrack eignet<br />
sich im übrigen auch ideal für die Atemübungen, die mir kürzlich<br />
eine gute Freundin empfohlen hat. Quit Holding Breath – It’s Time<br />
To Exhale.<br />
www.elektrolux.com<br />
www.hr-flowmotion.de
#61<br />
Rolys Silberscheiben des Monats August<br />
Roland Grieshammer<br />
Funk<br />
Erstmal Respekt für die Arbeit, die für<br />
die Lizenzierungen dieser seltenen 7“-<br />
Singles investiert wurde. Auch der zweite<br />
Teil dieser Rare 45 Compilation Serie<br />
„Movements“ richtet sich an alle Soulund<br />
Funk-Freunde, die weder Zeit noch<br />
Geld haben, um die seltenen Originale<br />
zu finden. Bisher nirgendwo anders compiliert, sind diese 15<br />
qualitativ hochwertigen Perlen eine echte Rarität. Los geht’s mit<br />
einer souligen Funk-Bombe von Phil Flowers (geboren 1934), ein<br />
Sänger und Kompon<strong>ist</strong> aus der Gegend von Washington, mit einer<br />
wahrhaftigen Message: „If it feels good, do it!“ Darauf folgt Deep<br />
Funk, 1970 in einem Studio in Philadelphia aufgenommen, von<br />
1984 mit einem Killer Groove, der selbst James Brown erblassen<br />
ließe! Der in Louisiana geborene Carlton Basco liefert mit „Don’t<br />
Chain My Soul” mit seiner damals neu auf dem Markt gekommenen<br />
Hammond B3 Orgel ein breakbeatiges Hammer-Stück! Die House<br />
Soul<br />
Nachdem ihr letztes Soloalbum „Dust<br />
My Broom“ im vergangenen Jahr mehr<br />
als nur für Aufmerksamkeit gesorgt hat,<br />
legen sie mit „Juke Joint II“ erneut eine<br />
absolut fantastische Compilation mit<br />
ihren vielseitigen musikalischen<br />
Vorlieben vor. War der Vorgänger noch<br />
eher von Blues und Dub geprägt, liegt<br />
nun der musikalische Fokus auf den vielen globalen Spielarten<br />
von Soul und Funk. Boozoo Bajou spannen einen musikalischen<br />
Bogen um die halbe Welt und verbinden das Gestern mit dem<br />
Heute. Der insgesamt wahrhaft me<strong>ist</strong>erliche Mix beginnt zunächst<br />
in den amerikanischen Südstaaten mit dem Opener „Rainy Night<br />
In Georgia“ von Tony Joe White im kongenialen Boozoo Bajou’s<br />
Georgia Dub. Nach Abstechern in den amerikanischen Norden<br />
mit DJ Day’s „Four Hills“ und „Hurry On Now“ von Alice Russel<br />
feat. TM Juke folgt ein kurzer Ausflug nach Wien zum wundervollen<br />
Downbeat-Track „The Thing“ mit Urbs & Cutex. The Meters<br />
kommen mit dem rührseligen „Heartache“, während El Michels<br />
Affair das angejazzte „Hung Up On My Baby” bereit stellt, bevor<br />
Dennis Bowell live aus Jamaika mit „Rowing“ die Reggaeheads<br />
befriedigt. Es folgt England und die Beat-Schmiede Blend Crafters<br />
mit dem relaxten „Bad Luck Blues“ und Mark Rae mit der souligen<br />
Hip Hop<br />
Im Jahr 2003 sorgte er mit der Snoop<br />
Dogg/Pharell-Parodie „Du Blutest Voll“<br />
für einen regelrechten Downloadhype<br />
bei Rapfans. „Mit dem Rücken zur Wand“<br />
erlebten meine Freundin und ich im<br />
Sommer 2004 seinen exzellenten Live-<br />
Auftritt im Berliner Magnet Club. Zwei<br />
Jahre später: „Ich wurde zum Kopfnicker,<br />
Four Art<strong>ist</strong>, Topspitter, gesigned und gedropped, brauchte ’n Job<br />
und wurd’ Optiker!“ So beschreibt Franky Kubrick (aka Karibik<br />
Frank) seinen musikalischen Lebensweg und hat nun sein Mixtape-<br />
Album „Mein Moneyfest“ auf Optik Records veröffentlicht! Dass<br />
Frankys Musik, seine Interpretation von Rap, nicht bloß ein Job<br />
<strong>ist</strong>, macht das neue Streetalbum deutlich, das auch das heiß<br />
ersehnte Feature mit dem Optik-Chef bekommt. In „Mein<br />
Moneyfest“ feat. Kool Savas wird das liebe Geld geradezu<br />
zelebriert, das Profitdenken findet bereits im zweiten Track<br />
„Schotter“ seine Fortsetzung und am Ende der ersten zehn<br />
Hörminuten <strong>ist</strong> jegliches Klischee, das mit Geld zu tun hat, auf<br />
lyrisch höchst akrobatische Weise ausgeschlachtet. Es folgen<br />
weitere Features mit Olli Banjo und Soe, die beide bouncen.<br />
„Click, Click“ <strong>ist</strong> ein würdiger Nachfolger seines gefeierten Hits<br />
„Staatsfeind Nr.1“ aus Kopfnicker-Zeiten, und „Kein Gee“ verfügt<br />
über eine eindrucksvolle Dramatik. Seine Bühnenpartner Amaris<br />
HipHop<br />
V.A.: Movements 2 (perfect.toy<br />
records)<br />
Boozoo Bajou: Juke Joint II (K7<br />
records)<br />
Franky Kubrick: Mein<br />
Moneyfest (optik records)<br />
Monroe: Your Favorite<br />
Rappers’ Favorite Producer<br />
(paper paper)<br />
Monroe, der schon mit 17 Jahren seine<br />
ersten Produktionen anfertigte, hat sich<br />
mit seinen Beats vor allem für Azad, Savas<br />
und Curse ins Gespräch gebracht. Nun<br />
erscheint über sein eigenes Label Paper<br />
Paper sein erstes Producer-Album „Your<br />
Favorite Rappers Favorite Producer“, und<br />
ich check jetzt mal aus, ob der großspurige<br />
Albumtitel den Tracks gerecht wird, denn<br />
Hochmut kommt ja bekanntlich vor dem Fall. Tatsache <strong>ist</strong>, dass dieses<br />
Mixtape mit einigen Rappern aufwartet, die in deutschen HipHop-<br />
Kreisen zu Recht Favoritenstatus genießen. Kaum zu bestreiten <strong>ist</strong><br />
weiterhin, dass die Beiträge der Rapper von einer besonderen<br />
Wertschätzung für den Produzenten zeugen. Jeder gibt hier sein<br />
Bestes. Monroe hat alles selbst produziert, gemixt und auch das<br />
Mastering übernommen. Nach dem „Monroe Intro“ gibt’s mit „My<br />
Name Is Charlie“ eine intelligente Nummer, die vor allem von der<br />
enormen speech quality des Conscious-Rappers Rasul lebt. Der<br />
Titeltrack von Snaga & Pillath und Manuellsen ballert mit jeder Menge<br />
Guests („My Mind Set Me Free Pt.1”) spielten ab 1969 regelmäßig<br />
in der Gegend um Cincinnati, Ohio, wo sie James Browns<br />
Produktions-Manager Bud Hobgood auffielen. Später trafen sie<br />
auf George Clinton und Parliament. Der Rest <strong>ist</strong> Geschichte! Die<br />
S<strong>ist</strong>ers Love aus Los Angeles kommen mit der Rarität „Now Is The<br />
Time“, und bei „Southern Fried Chicken Pt. 1 & 2“ von Bill Thomas<br />
& the Fendells gibt’s großartiges Boogaloo-Feeling mit unglaublichem<br />
Text und einen für 1965 ungewöhnlichen Drum Beat. Die River<br />
Front Band nahm in den frühen Sechzigern mit „Warm Daddy's<br />
Choice“ ein dreckiges Funk-Juwel auf. Blues Palmer with the<br />
Jimmie Coe Trio bringen mit „Misery Is Gone Pt. 1 & 2” ein Soul-<br />
Jazz Monster von 1965 mit Alto-Saxophon. Elmer and Brenda<br />
Parker and the Nite Liters entwickeln bei Part 2 von „Got To Get<br />
Back To Lousiana” nach dem open Drum Break eine unglaubliche<br />
Energie. Das Downtempo „Bring Out Yourself“ war die letzte<br />
Veröffentlichung von Emperor Soul 69, einer Formation aus<br />
Harrisburg, Pennsylvania. „Bahama Soul Stew“ von Funky Nassau<br />
<strong>ist</strong> grooviger Latin-Funk und sicher eine der me<strong>ist</strong> gesuchten Funk-<br />
Singles aus Florida! Chet Ivey <strong>ist</strong> ein Mysterium: Und gerade weil<br />
es praktisch keine Informationen über ihn gibt, obwohl er mindestens<br />
zehn 7“-Singles in den 60ern und 70ern veröffentlicht hat, <strong>ist</strong> es<br />
umso schöner, dass er hier mit „When Love Comes Home“ vertreten<br />
„Medicine“. Nachdem mich Boozoo Bajou feat. Oh No mit „Back<br />
Up” (Original Cut) mit HipHop-Grooves erheitern, geht es weiter<br />
nach L. A. mit Nicole Willis And The Soul Investigators und der<br />
Neo-Sixties-Soul-Hymne „Feeling Free”. In Äthiopien wartet mit<br />
„Emnete” feinster Jazz des Mulatu Astatque, der durch den<br />
Soundtrack des Jim Jarmusch-Film „Broken Flowers“ berühmt<br />
wurde. Das „Another Dark Alley Scenario“ von Headtric feat.<br />
Joshua Baumgarten <strong>ist</strong> ebenso wie der „Pflug“ von Boozoo Bajou<br />
ein wahrer Genuss zum Zuhören. Das Berliner Rechenzentrum<br />
erzählt uns was von „Tiefenschärfe“, Hanne Hukkelberg singt mit<br />
„Cast Anchor” eine Ballade mit Gänsehaut-Garantie, Gecko<br />
Turner’s „Dizzie” (Boozoo Bajou Remix) trippelt mit viel Seele<br />
über einen Dub-Soundteppich. Alle, die anspruchsvollen Reggae<br />
mögen, kommen mit „Lambs Bread Collie” (Light Of Saba) und<br />
„For The Love Of You “ (John Holt) auf ihre Kosten, bevor schließlich<br />
Josh Rouse mit „Comeback” das große Finale einläutet. Der Juke<br />
Joint, ein Hangout der schwarzen Landbevölkerung, <strong>ist</strong> traumhaft<br />
schön zusammengemixt – nicht schubladen- sondern musikalisch<br />
denkend. Der kaleidoskopische Charakter der Trackauswahl wird<br />
hier von einem unsichtbaren Band zusammengehalten, das man<br />
im englischen „Vibe“ nennt, jenen unscharfen, aber doch trefflichen<br />
Begriff der Musik auszeichnet, die geprägt <strong>ist</strong> von Tiefe und<br />
Beseeltheit, Zurückgelehntheit und heiterer Melancholie. Streckt<br />
die Hände nach den richtigen Menschen aus!<br />
www.boozoobajou.com<br />
www.k7.com<br />
& Jifusi sind natürlich auch zu hören. „Nichts zu verlieren“ feat.<br />
Amaris (dazu gibt’s hier noch ’n passendes Video) <strong>ist</strong> eine<br />
wunderbare, sozialkritische Ballade, während „Stuggy Bullshit“<br />
feat. Jifusi und „Stuttgart Story“ logischerweise typische<br />
Representer-Tracks sind, die beide trotz Schwabenhype (Anm.<br />
der Red.: Roly kommt aus Heidelberg) dank ihrer großartigen<br />
Melancholie zu meinen Lieblingstracks zählen. „Should be free”<br />
<strong>ist</strong> ein Track für die Ladies, vor allem durch die bombastische<br />
Hook von Fetsum <strong>ist</strong> das Stück schwer poplastig. Und da das<br />
Thema Frauen hier auch ganz subtil behandelt wird, gibt’s mit<br />
„Take me higher” feat. Amaris noch einen fabelhaften Lady-Tune.<br />
Ganz große Klasse <strong>ist</strong> auch „I Wanna Be High” – ich steh’ auf<br />
diesen Hook, und bei den Lyrics muss ich echt schmunzeln.<br />
Bezüglich Deepness sind auch das samplelastige „My Way“, das<br />
düster klingende „Es <strong>ist</strong> deins“ und „Untergang“ feat. Amaris<br />
besonders erwähnenswert. Das Outro <strong>ist</strong> wie schon beim letzten<br />
Album sehr ergreifend. Für die Produkion des Longplayers zeigen<br />
sich Shuko & P aka The Illuminatis, Sleepwalker, Gambit Ent.,<br />
Sancho, Emjay, Brisk Fingaz, 7Inch und Michl Baur verantwortlich.<br />
Trotz des schon seit Beginn seiner Karriere vorhandenen<br />
Vielfaltsbonusses hat sich Franky Kubrick stark weiter entwickelt,<br />
vor allem wenn es um intelligent verschachtelte Wortspiele geht.<br />
Von typischen Spitter-Lines über persönliche Geschichten bis hin<br />
zu gesellschaftskritischen Storys <strong>ist</strong> alles dabei! Psychisch Frank.<br />
www.frankykubrick.com<br />
www.optikrecords.de<br />
www.grooveattack.com<br />
Punchlines. „Treat Your People Right“ knüpft da nahtlos an, denn<br />
endlich wurde mal wieder ein Beat auf Pal One’s große Stärke, die<br />
etwas aggressiver vorgetragenen Raps, zugeschnitten. Auf das R’n’B<br />
beeinflusste „Sag meinen Namen“ mit dem Mainzer Separate folgt<br />
das superdüstere „Lebende Legende“ feat. Samy Deluxe, der ja<br />
immer glänzt! „Love“ von Illo The Shit & Jenga interpretiert die Monroe<br />
Produktion „Lang Is Her“ (im Original mit Samy Deluxe & Eizi Eiz)<br />
neu, besser abgemischt und mit einer sehr schönen Soul Hook<br />
versehen. „Homies“ <strong>ist</strong> eine gewagte Kombination aus einem fröhlichem<br />
Beat und bitterbösen Lyrics, in denen Aphroe mit den Homies von<br />
heute abrechnet. Mit „Stell Dir Mal Vor“ von der (kurzfr<strong>ist</strong>ig)<br />
wiedervereinten RAG melden sich Aphroe, Pahel & Galla in Höchstform<br />
zurück! Auch der in der Versenkung verschwundene KC Da Rookee<br />
feiert mit „It’s A New Day“ ein gelungenes Comeback. Der darauf<br />
folgende Headbanger-Track „Fire“ von der Minden’s finest Connection<br />
Curse, Italo Reno und Germany verarbeitet in gelungener Weise das<br />
allseits bekannte Sample „don’t play with me cause you’re playin with<br />
fire“ und <strong>ist</strong> mein Lieblingstrack. Insbesondere Curse zeigt mit lockeren<br />
Zahlenspielen („16, 17, 18 – 18 <strong>ist</strong> Minimum, zeig mal her Deinen<br />
Perso, stimmt so, dann dreh Dich um!“) seine persönliche Klasse am<br />
Mic – unvergleichlich! Griot’s Schweizerdeutscher Beitrag auf „Playboy“<br />
<strong>ist</strong> über dem gelungenen Beat eher mittelmäßig, aber Sentino zeigt<br />
das Eckthema<br />
<strong>ist</strong>. Harmonica Paul veröffentlichte in seinem Leben nur eine Funk-<br />
Single, aber was für eine! In dieser völlig unbekannten Version des<br />
Klassikers „Motherless Child“ gibt’s ordentlich Power von 1971.<br />
Gene Boyd’s „Thought of you today” läuft über einen unglaublich<br />
harten Groove und repräsentiert bestens die Modern Soul Ära. Ein<br />
essenzieller „letzter Track“ für diese Compilation <strong>ist</strong> Ray Anthony’s<br />
obskurer „Arabian Funk“ von 1980. Wer die Sounds der wohl<br />
kreativsten Phase der Musikgeschichte nicht mag, hat keine Ahnung.<br />
Das Hybrid Funk hat seither jeden Musikstil beeinflusst.<br />
www.perfecttoy.de<br />
www.grooveattack.com<br />
cool-tour<br />
Dirk Schäffer<br />
Deutsche AIDS-Hilfe<br />
e.V.<br />
Referent für Drogen und Strafvollzug<br />
Fünf Jahre Hanf-Journal, dies <strong>ist</strong> tatsächlich ein Grund zu feiern.<br />
Das Hanf Journal steht für eine kritische und faire Auseinandersetzung<br />
mit der deutschen Drogen- und Gesundheitspolitik. Euer<br />
Engagement gegen die alltägliche Diskriminierung Drogen gebrauchender<br />
Menschen - hier insbesondere von HanfkonsumentInnen<br />
- wird von uns uneingeschränkt geteilt und unterstützt. Die neutrale<br />
und fachliche Informationen über Wirkungsweisen und Risiken des<br />
Konsums illegalisierter Substanzen sind heute vielleicht wichtiger<br />
denn je.<br />
Im Namen der Deutschen AIDS Hilfe wünsche ich euch für die<br />
Zukunft alles Gute und viel Erfolg.<br />
HipHop<br />
Lisi: Eine wie keine (four music)<br />
In einer von Machos geprägten Kultur<br />
muss man als weiblicher MC<br />
technisch und musikalisch nicht nur<br />
genauso gut sein, sondern um Längen<br />
besser als die männlichen Mitstreiter<br />
und dazu über jeden Vorwurf erhaben.<br />
Einer, der ihr Talent früh erkannte, war<br />
Afrob. Aus gegenseitiger<br />
Wertschätzung ließ sie der Stuttgarter<br />
MC letztes Jahr auf seinem Album „Hammer“ gleich bei zwei<br />
Stücken mitwirken und griff nun sogar für drei ihrer Tracks zum<br />
Mic. Lisi aka Purple Haze wurde vor 23 Jahren als Kind eines<br />
Nigerianers und einer Deutschen in Berlin geboren. Und da<br />
Berlin als ideale Inspirationsquelle dient, <strong>ist</strong> es auch kein<br />
Wunder, dass sie für ihre Heimatstadt einen Song schrieb.<br />
Wenn man den straighten, pumpenden Beat und ihre Delivery<br />
auf „Berlin“ hört, bekommt man einen guten Eindruck, wie<br />
impulsiv diese Stadt <strong>ist</strong>. Auf dem Song „Das Problem“ finden<br />
Lisi & Afrob ein konkretes Bild für die Entfremdung der von der<br />
Gesellschaft hochgehaltenen Werte. Mit ihrem Homegirl She-<br />
Raw gibt’s in der ersten Single „Interessiert mich nicht“ Berliner<br />
Schnauze mit orientalischen Unterton über treibende Beats,<br />
für die sich der Berliner Beatmaker Bazee (Max Herre)<br />
verantwortlich zeigt, der dem Album mit fünf Tracks musikalisch<br />
den roten Faden liefert. „Juicy“ <strong>ist</strong> in jeder Hinsicht strictly<br />
oldschool und fasziniert mit diesen einzigartigen Vibes, während<br />
DJ Rocky mit der Ballade „Ich sterb für dich“ für das Herzstück<br />
sorgt. Der von Pop aus New York produzierte Track „L.I.S.I.“<br />
bietet die adäquate Fläche für den verbalen Austausch von<br />
Lisi und Afrob, während supergeniale Tracks wie „Bleib cool“<br />
und „Payback“ (feat. Bintia) an alle respektlose Mädels geht,<br />
die aus reiner Missgunst ständig zicken. Schließlich werden<br />
noch explizite Kampfansagen an Blender und Heuchler gemacht,<br />
und die nachdenklichen Lyrics auf dem smoothen „It’s over,<br />
girl“ sind ein gelungenes Outro. Lisi’s Liebe zu Melodien und<br />
der Einfluss ihrer Teenagerhelden, Junior Mafia (Biggie, Lil<br />
Kim) und DeathRow (Tupac, Doggpound) machen ihre Hooks<br />
zu ganz besonderen Zuckerstücken. Ihre Raps sind direkt und<br />
metaphorisch zugleich, ohne dabei lyrisch übertrieben zu<br />
wirken. Diese Tatsache unterstreicht das an die Blaxplotation<br />
Movies der späten 60er-Jahre angelehntes Artwork, und welchen<br />
Status sexy, ehrgeizige und zielstrebige Frauen zu dieser<br />
Zeiten innehatten. Sie waren die süße Provokation, die man(n)<br />
nicht gern sah, der sich aber keiner entziehen konnte. Mit Four<br />
Music als Label und Afrob als Executive Producer, ihrem<br />
Ausnahmetalent und unverdorbenem Sexappeal könnte Lisi<br />
„Eine wie keine“ zu ihrem Sprungbrett machen. Zusammen<br />
mit Afrob entstand auch das gesellschaftskritische „Müde“, in<br />
dem die beiden über Leid und Krieg in der Dritten Welt sprechen.<br />
So wurde der Track neben Stücken von Curse, den<br />
Fantastischen Vier, Samy Deluxe und Gentleman für den<br />
Sampler „Voices Against Poverty – The German Contribution“<br />
ausgewählt, der auf die Kampagne der Vereinten Nationen zur<br />
Reduzierung der Armut aufmerksam macht. Mehr von diesem<br />
Engagement, und Lisi könnte locker das Image der pöbelnden<br />
„Vicky-Vo“-Rapperin ablegen. Denn das hat sie überhaupt nicht<br />
nötig!<br />
www.lisihaze.com<br />
www.fourmusic.com<br />
auf „Streit“ wieder einmal seine erstaunlichen Rapskills. Mit „Bottom<br />
Of My Soul“ feat. Rasul & Kaled Ibrahim folgt ein cluborientierter<br />
Track, der Schwede Form One legt mit „In the game“ gut nach und<br />
bevor der furiose Schlussakt des Mixtapes eingeleitet wird, kommt<br />
auch Bozz-Musiker Jonesmann noch zu Wort und präsentiert trotz<br />
derber Wortwahl zusammen mit Real J einen recht angenehmen Hit.<br />
Und dann geht’s ab: Das an „Go“ von Common und Kanye West<br />
angelehnte „Just Go“ feat. Salomon & Rheza muss man gehört haben!<br />
Der „All For One Monroe Remix“ verwendet den Refrain eines<br />
gleichnamigen Songs, den Brian Adams, Sting und Rod Stewart<br />
seinerzeit für den „Drei Musketiere Soundtrack“ geschrieben haben,<br />
und Kool Savas & Azad erledigen dieses Experiment phänomenal.<br />
Auch das Outro „Hitman“ feat. Aphroe, Pahel, Rasul, Salomon & Zwei<br />
Seiten kribbelt unter der Haut. Besonders hoch anrechnen muss man<br />
Monroe, dass er auch Underground Rapper so gelungen in das<br />
Gesamtkonzept einbindet. Abi und Asi, Trend und Tradition, Herz und<br />
Hirn – die Grenzen verschwimmen. An Monroe werden sich in Zukunft<br />
einige messen lassen müssen!<br />
www.monroe.de<br />
www.grooveattack.com<br />
9
10 #61<br />
fun+action<br />
das Eckthema Berlin, Hotel Esplanade, 17. Juli 2006, 10 Uhr 30. Die Veranstaltung<br />
Wolfgang Neskovic,<br />
Linkspartei<br />
Das Jubiläum bietet Anlass, auf aktuelle<br />
Entwicklungen einzugehen.<br />
Beispielhaft <strong>ist</strong> der Roll-Back Schleswig-<br />
Holsteins durch Absenkung der Eigenverbrauchsgrenze<br />
für Cannabis von<br />
30 auf 6 Gramm trotz der rechtspolitischen<br />
Erfolge des alten Grenzwertes:<br />
Während es keinen signifikanten Anstieg<br />
beim Konsum gab, konnten durch die<br />
Entkriminalisierung die Ressourcen der Justiz im Kampf gegen<br />
Wirtschafts- und Umweltkriminalität eingesetzt werden, den Ursachen<br />
für Sucht konnte sinnvoller begegnet werden, indem Beratungshilfestellen<br />
stärker beansprucht wurden.<br />
Bluff<br />
Hart an der Grenze<br />
Seltsamer Titel, aber<br />
es <strong>ist</strong> tatsächlich hart<br />
an der Grenze.<br />
Denn in diesem<br />
Spiel wird<br />
geschmuggelt, was<br />
das Zeug hält. Und<br />
damit das auch alles<br />
schön stilvoll <strong>ist</strong>,<br />
kriegt jeder der<br />
Mitspieler einen<br />
stylishen Koffer. Ich<br />
bevorzuge den<br />
ledernen, andere<br />
den Alukoffer mit den hübschen Einschusslöchern, einzig der<br />
„Siedler von Catan“-Koffer bleibt me<strong>ist</strong> in der K<strong>ist</strong>e liegen. Die<br />
Regeln sind simpel. Drei Runden lang versuchen die<br />
Schmuggler unter den Augen des Sheriffs (die Rolle übernimmt<br />
in jeder Runde jeder einmal) Waren über die Grenze zu kriegen.<br />
Der Zug: Jeder hat fünf Karten auf denen Waren abgebildet<br />
sind: Legal sind Krüge, Rasseln und Sombreros. Völlig illegal<br />
sind natürlich Zigarren, Tequila und Statuen. Alle packen ihre<br />
Koffer und da ertönt auch schon die Stimme des Sheriffs: „Was<br />
<strong>ist</strong> denn in den Koffern?“. „Drei Sombreros“, „Zwei Krüge“,<br />
„Ich hab vier Rasseln“, sind die eher kleinlauten Antworten.<br />
Denn angesagt werden muss die richtige Anzahl der<br />
Warenkarten und eine Warenart, ob die überhaupt im Koffer<br />
sind, <strong>ist</strong> völlig egal.<br />
Der Sheriff entscheidet sich, den Koffer mit den vier Rasseln<br />
zu kontrollieren. Sofort öffnet der Besitzer seinen Koffer und<br />
was <strong>ist</strong> drin: Vier Rasseln, deshalb wird er für die<br />
Falschanschuldigung auch entschädigt. Hätte die Ansage nicht<br />
gestimmt, wären natürlich Strafzölle fällig gewesen. Dann<br />
beschlagnahmt der Sheriff den Koffer mit den beiden Krügen<br />
und was kommt da zum Vorschein?<br />
Zwei Flaschen Tequila. Sofort fangen die Augen des Sheriffs<br />
an zu leuchten, denn die beiden Flaschen gehen direkt in seinen<br />
Besitz über.<br />
Alle Waren, die sich jetzt noch in den Koffern der Spieler<br />
befinden, werden dahinter gelegt. Dann heißt es wieder<br />
Kartenhand auf Fünf auffüllen, Karten in den Koffer,<br />
Unschuldsmiene aufsetzen und bei Bedarf den Sheriff bei ’ner<br />
Kontrolle schmieren, damit der nicht in den Koffer schaut.<br />
Waren alle einmal Sheriff, <strong>ist</strong> die erste von drei Runden beendet.<br />
Von den geschmuggelten Waren können jetzt drei Karten unter<br />
den Koffer geschoben werden, denn am Ende des Spiels können<br />
die für die doppelte Kohle verkauft werden. Alle anderen<br />
Karten werden sofort verkauft. Wer jetzt am wenigsten Geld<br />
hat, bestimmt, wer in der neuen Runde der erste Sheriff wird<br />
und weiter geht’s. „Vier Sombreros“, „Ich hab nur eine Rassel“,<br />
„Zwei Krüge“ ... Skeptische Blicke des Sheriffs ...<br />
Nach der dritten Runde werden die Karten unter den Koffern<br />
veräußert. Allerdings können von jeder Ware nur eine bestimmte<br />
Anzahl für die doppelte Kohle verkauft werden. Wer die me<strong>ist</strong>en<br />
Karten der entsprechenden Ware hat, beginnt – und wie das<br />
Breitspiele<br />
Kerstin Koch<br />
Und da sich nicht alle Spiele für Familien, Spielanfänger und Vielspieler gleichermaßen eignen, gab es in diesem Jahr zwei Sonderpreise:<br />
„Caylus“ (bestes komplexes Spiel) und „Schatten über Camelot“ (bestes fantastisches Spiel).Die Pre<strong>ist</strong>räger kommen auf die Bühne, nehmen<br />
übergroße Pöppel (Spielfiguren) in Empfang und bedanken sich beim Publikum. Dann werden kurz und knapp die fünf nominierten<br />
Kinderspiele vorgestellt und der blaue Umschlag geöffnet: „Der Schwarze Pirat“ darf sich ab sofort „Kinderspiel des Jahres“ nennen. Wieder<br />
werden die Pöppel in den Händen gehalten und ein paar Dankesworte gesprochen. Die Spannung steigt. Stefan Duksch, erster Vorstand<br />
des Vereins ‘Spiel des Jahres’ stellt die Nominierten vor: „Seeräuber“, „Aqua Romana“, „Just 4 Fun“, „Thurn und Taxis“ und „Blue Moon<br />
City“. Der rote Umschlag offenbart den Sieger: „Thurn und Taxis“. Nachdem die beiden Erfinder des Spiels Karen und Andreas Seyfarth<br />
ihre Pöppel in den Händen halten, erklärt Bernd Brunnhofer, dass sie den Namen der Familie Thurn und Taxis einfach so benutzen dürften.<br />
Eine höfliche Anfrage habe genügt.<br />
Nur gut, dass ich schon vor ein paar Wochen ein Rezensionsexemplar bekommen und „Thurn und Taxis“ diverse Male gespielt habe. Dazu<br />
gesellen sich „Just 4 fun“ und „Hart an der Grenze“. Letzteres hat es aus Brasilien direkt auf die Empfehlungsl<strong>ist</strong>e geschafft.<br />
so <strong>ist</strong>, bleibt für die anderen oft nicht mehr viel übrig. Aber<br />
das findet ihr alles selbst sehr schnell raus, wenn ihr euch auf<br />
ne Runde „Hart an der Grenze“ einlasst. Es gewinnt der mit<br />
der me<strong>ist</strong>en Kohle, versteht sich.<br />
Note: 3+<br />
Glück, Taktik<br />
Just 4 Fun<br />
War ebenfalls<br />
nominiert, aber eben<br />
nur nominiert. Was<br />
vielleicht auch am<br />
Design des Spiels<br />
liegen mag, besonders<br />
hübsch <strong>ist</strong> es nicht.<br />
Dafür <strong>ist</strong> die Spielregel<br />
ganz kurz und leicht<br />
verständlich. Es gilt das<br />
alte Prinzip: Vier Steine<br />
der eigenen Farbe in<br />
eine Reihe (senkrecht,<br />
waagrecht oder diagonal) bringen und so gewinnen. Wenn da<br />
nicht die Mitspieler wären, denn bis zu vier Mitspieler versuchen,<br />
den anderen den Sieg zu vermasseln. Wo man seine Steine hinsetzt,<br />
bestimmen die Handkarten. Die Felder des Spielbretts reichen<br />
von 1 bis 36 und die Karten zeigen Zahlenwerte von 1 bis 19.<br />
Logischerweise kann man so viele Karten ausspielen, wie man<br />
möchte, und die Summe der Kartenwerte gibt an, wo man den<br />
Stein platziert. Kurz gesagt, wer „Just 4 Fun“ spielen will, sollte<br />
addieren können. Das war es und es macht Spaß, zumindest allen,<br />
die abstrakte Spiele mögen, was mit Zahlen anfangen können<br />
und vor allem wollen. Dann bleibt es auch nicht bei einer Runde.<br />
Note: 3+<br />
Die Nominierten ab (j) Sp. Dauer (Min.)<br />
Seeräuber 8 3–5 30<br />
Aqua Romana 8 2–4 45–60<br />
Just 4 Fun 10 2–4 20–30<br />
Thurn und Taxis 10 2–4 60<br />
Blue Moon City 10 2–4 60<br />
Die Empfohlenen<br />
Fettnapf in Sicht 7 3–5 20<br />
Packeis am Pol* 8 2–4 20<br />
Revolte in Rom 8 2 30–45<br />
Ausger. Buxtehude 10 2–6 30<br />
Fischmarkt 10 3–5 45–60<br />
Hart an der Grenze 10 4–6 45–70<br />
Mesopotamien* 10 2–4 45<br />
Timbuktu 10 3–5 45–60<br />
Was ’n das? 14 3–6 45–60<br />
*siehe Mai-Ausgabe 2006<br />
zur Preisverleihung „Spiel des Jahres“ kann beginnen. Der Spiele-<br />
Jahrgang 2006 sei ein guter, betont ein Jurymitglied.<br />
Taktik, Glück<br />
Thurn und Taxis –<br />
– Sieht hübsch aus:<br />
Dezente Farben und der<br />
übersichtliche Spielplan erstreckt<br />
sich von Lodz bis<br />
Mannheim im Norden und von<br />
Basel bis Salzburg im Süden.<br />
Dazwischen liegen etliche<br />
Städte, in denen Poststationen<br />
errichtet werden. Außerdem gibt<br />
es ein paar Felder für Siegpunktplättchen<br />
und -karten und<br />
sechs Felder für die aktuellen<br />
Stadtkarten. Jeder Spieler kriegt<br />
noch 20 Poststationen und das<br />
Spiel kann beginnen.<br />
– Hat simple Regeln:<br />
Wer dran <strong>ist</strong>, muss eine Stadtkarte nehmen, muss eine Karte<br />
vor sich auslegen (eine Strecke eröffnen oder erweitern) und<br />
kann eine Strecke abrechnen und dafür eventuell Siegpunkte<br />
kassieren. Jeweils eine Zusatzaktion pro Zug peppen das Ganze<br />
noch auf.<br />
– Mit einigen Finessen:<br />
Eine Strecke muss aus mindestens drei Stadtkarten bestehen,<br />
die logischerweise in der richtigen Reihenfolge liegen müssen.<br />
Angelegt werden kann nur an den Enden der Strecke. Führt<br />
eine Route durch mehrere Länder und wird abgerechnet, hat<br />
man die Qual der Wahl: Entweder stellt man seine Posthäuschen<br />
in jede Stadt eines Landes oder in eine Stadt jeden Landes. Für<br />
welche Option man sich entscheidet, hängt mal wieder von<br />
den zu ergatternden Siegpunkten ab.<br />
– Etliche Bonusplättchen:<br />
Die gibt es für Strecken, die aus mindestens fünf Städten<br />
bestehen und für das Besetzen ganzer beziehungsweise zweier<br />
Länder. Wer in jedem Land außerhalb Bayerns ein Städtchen<br />
hat, sahnt ebenfalls kräftig ab. Allerdings gilt auch hier: Wer<br />
zuerst kommt, mahlt zuerst und kriegt die me<strong>ist</strong>en Bonuspunkte.<br />
– Und natürlich Postkutschen:<br />
Baut man eine Strecke so lang wie die nächst größere Postkutsche,<br />
legt man diese vor sich hin. Dies bringt Siegpunkte und<br />
wer als erster eine Siebener-Kutsche vor sich liegen hat, läutet<br />
die letzte Runde ein.<br />
– Wenn da nicht noch die Poststationen wären:<br />
Wer die letzte seiner 20 Stationen baut, beendet ebenfalls das<br />
Spiel. Allerdings kommen bis zum Startspieler wie schon bei<br />
der Kutsche alle noch mal dran und dann können Siegpunkte<br />
gezählt werden. Wie gehabt, es gewinnt, wer die me<strong>ist</strong>en hat.<br />
Fazit:<br />
„Thurn und Taxis“ hat wohl nicht nur der gleichnamigen Gloria<br />
Spaß gemacht, sondern ich gebe es zu, auch mir gefällt es<br />
ziemlich gut und wenn jemand vorbeikommt und Lust auf<br />
eine Runde „Thurn und Taxis“ hat, sage ich bestimmt nicht<br />
Nein.<br />
Note: 2<br />
Thurn und Taxis<br />
Autor: Karen und Andreas Seyfarth<br />
Verlag: Hans im Glück<br />
Spieler: 2–4<br />
Dauer: ca. 1 Stunde<br />
Alter: ab 10<br />
Preis: ca. 25 Euro<br />
Just 4 Fun<br />
Autor: Jürgen P. K. Grunau<br />
Verlag: Kosmos<br />
Spieler: 2–4<br />
Dauer: ca. Stunde<br />
Alter: ab 10<br />
Preis: ca. 25 Euro<br />
Hart an der Grenze<br />
Autor: André Zatz und Sergio Halaban<br />
Verlag: Kosmos<br />
Spieler: 3–6<br />
Dauer: ca. 1 Stunde<br />
Alter: ab 10<br />
Preis: ca. 25 Euro
#61<br />
Chr<strong>ist</strong>opher (21) aus Köln möchte wissen:<br />
„High Kascha,<br />
jetzt wo es so warm <strong>ist</strong> habe ich mir mal Gedanken darüber gemacht,<br />
ob das dem Gras schadet? Ich kaufe mir immer eine etwas größere<br />
Menge, die dann für den Monat reichen soll. Jetzt habe ich aber<br />
Sorgen, dass das am Ende des Monats nicht mehr so gut <strong>ist</strong>, es wird<br />
ja auch immer ganz schön trocken mit der Zeit?“<br />
Kascha rät:<br />
„Hallo Chr<strong>ist</strong>opher,<br />
da hast du tatsächlich Recht. Durch Wärme wandelt sich das THC<br />
im Gras in psychoaktive, aber leicht flüchtige Substanzen um. Daher<br />
muss man es auch vor dem Essen erwärmen, damit es besser wirkt.<br />
Für die Lagerung heißt das, dass es möglichst kühl und auch dunkel<br />
gelagert werden sollte. Und jedes Mal wenn du die Verpackung<br />
öffnest, entweicht auch Feuchtigkeit, daher wird es dann mit der<br />
Zeit ganz schön trocken. Größere Mengen verpackt man am besten<br />
in kleinere „Portionsbeutel“, die so dosiert sind, dass man es in ein<br />
paar Tagen aufbraucht. Im Gemüsefach des Kühlschranks bleibt es<br />
dann eine ganze Weile frisch, sollte aber gut verpackt sein damit<br />
nicht der ganze Kühlschrank danach riecht. Besonders bei Selbstanbau<br />
sollte man allerdings darauf achten, dass es nicht zu feucht <strong>ist</strong>, damit<br />
es nicht schimmelt. Eine Faustregel <strong>ist</strong>: Wenn es so trocken <strong>ist</strong>, dass<br />
man es rauchen kann, <strong>ist</strong> es auch trocken genug zur Lagerung. Für<br />
längere Aufbewahrung kann man es, im Gefrierbeutel verpackt,<br />
auch gut einfrieren. Wenn kein Kühlschrank zur Verfügung steht,<br />
weil z. B. Eltern oder MitbewohnerInnen ein Problem damit haben,<br />
sollte man es wenigstens vor Sonnenlicht geschützt aufbewahren.“<br />
Felix (22) aus Berlin fragt:<br />
„Hi Kascha,<br />
ich habe mit dem Rauchen (Tabak) aufgehört. Deshalb möchte ich<br />
in Zukunft auch gerne meine Mische sozusagen „tabakfrei“ machen.<br />
Wie macht man das denn, was gibt es denn da für Ersatzprodukte?<br />
Kannst du was empfehlen?“<br />
Kascha antwortet:<br />
„Hey Felix,<br />
das <strong>ist</strong> eine weise Entscheidung. Tabak bringt einen nicht weiter<br />
und immer teurer wird es zudem auch noch. Und es gibt auch eine<br />
ganze Reihe Ersatzprodukte. Wer sich gerne etwas Fertiges kauft,<br />
<strong>ist</strong> gut mit Knaster beraten, das gibt es sogar in verschiedenen<br />
Sorten, je nach Geschmack. Ebenfalls beliebt und im gut sortierten<br />
Kräuterladen zu erwerben <strong>ist</strong> Damiana. Das wird gelegentlich auch<br />
benutzt, um Gras zu strecken, was aber keine gute Idee <strong>ist</strong>, weil<br />
man es doch sehr deutlich hervorschmeckt. Der Geschmack <strong>ist</strong><br />
allerdings gewöhnungsbedürftig, dafür kann man daraus auch<br />
einen Tee machen. Originell, aber nicht jedermanns Geschmack <strong>ist</strong><br />
auch Pfefferminze. Dazu würde ich aber keine Teebeutel zerpflücken,<br />
gss<br />
Fleisch <strong>ist</strong> geil! Fleischfressen macht erfolgreich,<br />
stark und sexy. Beweis: Elefanten, Hasen, Hippies<br />
leben vegan, Hyänen, Geier, Führungskräfte<br />
nicht. Doch vor allem in der breiten Gesellschaft<br />
gibt es immer mehr Menschen, die das Gegenteil<br />
behaupten. Eure grossstadtsurvivor engagieren<br />
sich deshalb aktiv für Fleischkonsum.<br />
Fleisch - warum?<br />
Wer kümmert sich um die Tiere, wenn man sie<br />
nicht essen darf?<br />
Werden sie nicht gegessen verlieren Zuchttiere<br />
den Sinn ihres Lebens. Laut einer Studie werden<br />
freigelassene Tiere depressiv und begehen Selbstmord.<br />
Fleischkonsum schafft tolle Arbeitsplätze wie<br />
Wurstfachverkäuferin, Dönermann, Schlachter<br />
(auf was sollte man die umschulen?).<br />
Weniger Fleischkonsum heißt mehr Platz im Stall.<br />
Dies widerspricht dem natürlich angezüchteten<br />
Die Hanfberatung im Hanf Journal<br />
illu: lukas<br />
Erste Hilfe für Kiffer<br />
sondern mir mal die Minz-Auswahl im Teeladen ansehen, wo man<br />
auch größere Beutel kaufen kann. Statt etwas beizumischen, kann man<br />
übrigens auch pur rauchen, hast du darüber mal nachgedacht? Dafür<br />
gibt es auch entsprechende Merchandise-Produkte wie Pur-Pfeifen,<br />
die ein wenig aussehen wie Crack-Pfeifen, aber auch ganz krasse<br />
Funktionen haben können (wie die Kreditkarten-Pfeife, die völlig flach<br />
<strong>ist</strong> und ein interessantes Kühlungssystem hat). Auch in einer Bong mit<br />
nem kleinen Kopf, z. B. Flutschkopf, kann man pur rauchen, für<br />
Haschisch würde ich aber auf jeden Fall einen Kopf mit Sieb empfehlen,<br />
damit es nicht unverbrannt durchflutscht. Wenn du dir eine Pur-Tüte<br />
bauen möchtest, gibt es die Variante, Blunt Papers zu verwenden.<br />
Dann <strong>ist</strong> aber wieder Tabak dabei. Am gängigsten <strong>ist</strong> es wohl ein kurzes<br />
Zigaretten-Paper zu nehmen, am besten ein möglichst dickes. Die Amis<br />
nehmen keinen Filtertip, hierzulande schont man seine Lippen. Einfach<br />
mal ein bisschen rumprobieren, das wird schon. Und wenn dir das<br />
Rauchen gänzlich unangenehm, wird kann man es ja auch immerhin<br />
verdampfen, essen oder trinken.“<br />
Trieb, eng miteinander zu kuscheln.<br />
Ohne Brandrodung für Weideflächen würde sich<br />
der Regenwald unkontrolliert vermehren.<br />
Um Platz 1 in der Nahrungskette zu untermauern,<br />
sollten vor allem handerlegte Löwen, Weiße Haie<br />
und flauschig gelbe Entenbabys verzehrt werden.<br />
Es sollten primär bedrohte Arten gegessen werden.<br />
Sind sie eine Delikatesse, werden sie sicher<br />
nachgezüchtet.<br />
Ohne Fleischverbrauch keine Abfallprodukte!<br />
Und ohne Tiermehl könnte kein Tier ernährt<br />
werden. Folge: Exodus der Erde (Was sollte man<br />
denn sonst essen? Obst?)<br />
Fleischkonsum erscheint uncool. Ein Imagewandel<br />
muss her. Fleischfressen darf nicht länger als<br />
dumpf und barbarisch gelten. Fleischfressen <strong>ist</strong><br />
ein trendig urbanes Event, das den Namen ME-<br />
ATing verdient. MEATing <strong>ist</strong> nicht nur ein Etikettenwechsel,<br />
es <strong>ist</strong> eine neue Ess-Philosophie. Es<br />
geht um die direkte Erfahrung von Schmerz, Leid<br />
und Blut. Deshalb bevorzugen MEATer die Selbstschlachtung<br />
direkt am Esstisch. MEATer benötigen<br />
keine Gewaltcomputerspiele und Kriege mehr.<br />
Spezielle MEATing-WGs formieren sich bereits<br />
erfolgreich um einzelne Tötungsarten. Nur die<br />
Vergifter-WG gibt schon seit Monaten kein Lebenszeichen<br />
mehr von sich.<br />
Die Philosophie von MEATing verweigert sich<br />
der rass<strong>ist</strong>ischen Verkleinerung des Bestands<br />
essbarer Tiere. Bei MEATing sind alle Rassen und<br />
Kinder bis drei Jahre zum Verzehr freigegeben.<br />
Deshalb verbringen viele MEATer ihre Ferien in<br />
Ostblock-Waisenhäusern. Das Fleisch dort gilt<br />
als besonders günstig. Beliebt sind auch Safaris,<br />
bei denen exotische Tiere in ihrem natürlichen<br />
Habitat und vor den Augen ihrer Familie gegessen<br />
werden. Neuester Trend: MEATaurants. Der Kunde<br />
kann aus lebenden Fohlen, Ferkeln und Hundewelpen<br />
wählen. Während der Vorspeise können<br />
die Kinder mit dem Tier kuscheln, danach wird<br />
ihm am Tisch die Kehle geöffnet.<br />
Im Namen von Fixology setzt sich MEATing für<br />
eine möglichst psychopharmaka-intensive Massentierhaltung<br />
ein. Denn: Alle müssen dicht sein.<br />
Da macht auch Essbares keine<br />
Ausnahme. Interessante Nebenprodukte:<br />
E-Schnitzel, LSDreichwurst<br />
und Speedwürstchen.<br />
Eine ausgewogene Ernährung besteht<br />
zu 95 % aus Tier. Hier die ultimativen<br />
gss-Ernährungstips für<br />
ein Leben con carne:<br />
, Steak mit Salatersatz (aus Fisch)<br />
Fixe Küche: Huhn in Nudelform,<br />
serviert mit Tomatensaucenimitat<br />
das Eckthema<br />
Hanf Journal, die Redaktion:<br />
An dieser Stelle möchten auch wir<br />
uns bei unseren Lesern bedanken,<br />
die uns helfen, inSachen Hanf am<br />
Ball zu bleiben und uns mit interessanten<br />
Tips und Berichten<br />
unterstützen.<br />
Dank auch an alle Besucher unserer<br />
Internetseite, die uns Lob und<br />
Anregungen geben. Unzählige positive<br />
Anregungen kamen Euch.<br />
Dies bestärkt uns immer wieder,<br />
weiter zu machen und nährt so<br />
beständig unser Pflänzchen Hanf.<br />
fun+action<br />
11<br />
Steffi (18) aus Aachen möchte wissen:<br />
„Hallo Kascha,<br />
ich würde mir demnächst gerne mal eine Bong kaufen. Ich habe noch<br />
nicht so oft Bong geraucht und hatte auch noch nie eine. Jetzt seh ich<br />
aber gar nicht durch, Glas oder Acryl und in welchen Größen und<br />
Formen? Kannst du mir sagen, was da gut <strong>ist</strong> und ob Glas oder Acryl<br />
besser <strong>ist</strong>?“<br />
Kascha erklärt:<br />
„High Steffi,<br />
das Ganze <strong>ist</strong> sogar noch etwas komplizierter, es gibt ja auch noch<br />
Bongs aus Keramik oder Metall und mehr. Aber mal ganz vom Anfang:<br />
Alles hat so seine Vor- und Nachteile. Welche Bong die Richtige <strong>ist</strong>,<br />
hängt davon ab, wie du sie benutzt.<br />
Acryl-Bongs gibt es in vielen Größen und Formen, für den Anfang<br />
würde ich etwas Mittelgroßes empfehlen. Oft haben Acryl-Bongs<br />
einen Flutschkopf, der hat kein Sieb und die Asche landet im Wasser.<br />
Ist Geschmackssache. Mit der Zeit bekommen viele Acryl-Bongs<br />
nämlich, weil sie sich nicht so gut reinigen lassen, einen gewissen<br />
Eigengeruch. Dafür sind sie in der Regel billiger und oft auch stabiler<br />
als Glas-Bongs. Für die zahlt man zwar etwas mehr und Glas bricht<br />
natürlich auch gerne mal, dafür kriegt man sie me<strong>ist</strong> auch nach<br />
längerem Gebrauch wieder gut zum Glänzen und kann sie me<strong>ist</strong><br />
sogar in den Geschirrspüler tun. Acryl- und Glas-Bongs gibt es mit<br />
oder ohne Eisfach. Das <strong>ist</strong> eine Art Engstelle knapp über dem Wasser,<br />
wo Eiswürfel hängen bleiben, die man von oben rein kippt. Da muss<br />
der Rauch dann durch und wird somit gekühlt. Metall-Bongs bekommt<br />
man z. B. in Indien-Shops und sie sind zwar auch geschmacklich<br />
manchmal Gewöhnungssache, dafür aber so gut wie unkaputtbar<br />
und für den aktiven Raucher gut geeignet. Und dann gibt es noch<br />
Bongs aus Keramik. Die sind häufig am dekorativsten, wenn sie ein<br />
Keramik-Chyllum haben aber in der Bedienung etwas umständlich.<br />
Eine Sonderform sind die so genannten Holland-Bongs. Die haben<br />
kein Kickloch, man zieht einfach wie an einer normalen Pfeife oder<br />
zieht zum Kicken das Chyllum oder den Kopf raus. Wenn man es ein<br />
paarmal probiert hat <strong>ist</strong> es auch nicht mehr so schlimm, wie sich das<br />
jetzt anhört. Ich hoffe, du hast jetzt einen kleinen Überblick, zur Not<br />
kann es auch nicht schaden für verschiedene Anlässe mehrere Bongs<br />
zu haben.“<br />
Friss mich! Viva la Fleischkonsum<br />
(aus Blut)<br />
Kalter Hund: Scheiben vom Hund, belegt mit<br />
Salami oder Schinken.<br />
Leb auf! Der isotonische Stärkungstrunk für<br />
Sportler (aus Leberwurstkonzentrat).<br />
Amazonas-Selektion: Pralinenmix aus getrockneten<br />
Organen bedrohter Arten.<br />
Weihnachtlich: Ein ganzes Dritte-Welt-Kind am<br />
Spieß. (Feinschmecker und chr<strong>ist</strong>liche Splittergruppen<br />
bestehen darauf, weiße Kinder als Leib<br />
Chr<strong>ist</strong>i zu reichen.)<br />
Gärfleisch. Der perfekte Bierersatz (Eher Pilzals<br />
Alkoholrausch)<br />
Friss auf!<br />
Eure grossstadtsurvivor
12<br />
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Headshop Metropol<br />
Spitalstr. 32a<br />
04860 Torgau<br />
www.Shivas-Garden.de<br />
Große Brunnenstr. 1<br />
06114 Halle<br />
fun+action<br />
Das war die Hanfparade 2006<br />
Fotos Hanfparade: Hanf Journal, Frankie, Astrid, Lisa, David. Fotos YAAM - Vibes To Legalize: marker, Frankie, Chris, Chr<strong>ist</strong>ian.<br />
www.Honigmond-Quedlinburg.com<br />
Gildschaft 1<br />
06484 Quedlinburg<br />
Mr. Smoker (Head&Growshop)<br />
Saalstr. 40<br />
07318 Saalfeld/Saale<br />
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Heinrichtstrasse 52<br />
07545 Gera<br />
B’52<br />
Bahnhofsstr. 52<br />
09376 Oelsnitz/Erzgebirge<br />
Hemp Galaxy<br />
Liebauerstr 2<br />
10245 Berlin<br />
www.Flashback.de<br />
Wolliner Strasse 51<br />
10435 Berlin<br />
www.Kayagrow.de<br />
Schliemannstr. 26<br />
10437 Berlin<br />
www.Grow-in-Europe.de<br />
Kaiserin-Augusta-Alle 29<br />
10553 Berlin<br />
Gras Grün<br />
Oranienstr. 183<br />
10999 Berlin<br />
Sun Seed Bank<br />
Amsterdamerstr. 23<br />
13347 Berlin<br />
www.Greenlight-Shop.de<br />
Reichenweindamm 4<br />
13627 Berlin<br />
Sensi Soldier<br />
Schanzenstr. 10<br />
20357 Hamburg<br />
Richtig gestellt<br />
In unserer letzten Ausgabe (07/06 #60) berichteten wir über die Forderungen des<br />
französischen Präsidentschaftskandidaten Jack Lang. Im Newsticker schrieben wir<br />
versehentlich, der Cannabiskonsum sei in Deutschland verboten. Natürlich war der<br />
Konsum von Haschisch oder Marihuana, also das Kiffen, in Deutschland noch nie verboten.<br />
Verboten sind dagegen der Besitz, das Anbauen, Herstellen, Einführen, Ausführen,<br />
Veräußern, Abgeben, der Erwerb sowie ‘das-in-den-Verkehrbringen’ und in sonstiger<br />
Weise verschaffen von illegalen Betäubungsmitteln.<br />
00000 >> 20359 >> 48468 >> 77652/Austria >><br />
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www.Hanfnetz.de<br />
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21244 Buchholz<br />
www.Smoke-Temple.de<br />
Salzstrasse 7<br />
21335 Lüneburg<br />
Happiness<br />
Grosse Burgstr. 44<br />
23552 Lübeck<br />
www.Chillum.de<br />
Wahmstrasse 85<br />
23552 Lübeck<br />
Harlequin Headshop<br />
Kirchstr. 9<br />
23795 Bad Segeberg<br />
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Langemarkstrasse175<br />
28199 Bremen<br />
Groovy Headshop & Growshop<br />
Kurze Geismarstraße 6<br />
37073 Göttingen<br />
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Stummriegestraße 15<br />
37671 Höxter<br />
L’Afrique<br />
Böcklerstr. 10<br />
38102 Braunschweig<br />
Plan B Headshop<br />
Republikstraße 56<br />
39218 Schönebeck<br />
Indian Sun Headshop<br />
Pommernstr. 20<br />
41462 Neuss<br />
Kiosk a´nna Bahn<br />
Am Bahnhof 1<br />
42799 Laichlingen<br />
Freakshop Smokey Headshop<br />
Hochstr. 5 - 7<br />
42853 Remscheid<br />
Green Planet<br />
Ringofenstr. 37<br />
44287 Dortmund<br />
NorthSide-Head&FunTastic-Store<br />
Altessener Str. 448<br />
45329 Essen<br />
www.Ohrwurm-Recordstore.de<br />
Bahnhofstr. 32<br />
48431 Rheine<br />
Freakshop<br />
Friedrich Ebert Str.46<br />
45468 Mühlheim / Ruhr<br />
ULLa Versandhandel<br />
Gustavstr. 6-8<br />
50937 Köln<br />
www.Galactic.de<br />
Thomas-Mann-Str. 38<br />
53111 Bonn-Zentrum<br />
Merlins Headshop<br />
Bahnhofstr.15<br />
57462 Olpe<br />
NEUTRAL Headshop<br />
Fahrgasse 97<br />
60311 Frankfurt<br />
Subcity Grow-Head-Shishashop<br />
Große Seestraße 36<br />
60486 Frankfurt<br />
BONG Head- & Smartshop<br />
Elisabethenstr. 21<br />
60594 Frankfurt<br />
KnasterboX<br />
Schnurstr. 11-13<br />
63450 Hanau<br />
Galerie Ganesha Headshop<br />
Grosse Gasse 15<br />
64720 Michelstadt<br />
www.Greensmile.de<br />
Kämmererstr. 69<br />
67547 Worms<br />
New Asia Shop Mannheim<br />
F1, 10<br />
68159 Mannheim<br />
Glasshouse<br />
Vordere Karlstr.37<br />
73033 Göppingen<br />
www.Planet-Plant.de<br />
Rollingerstr. 2<br />
76642 Bruchsal<br />
Highlight<br />
Alte Lange Str. 2<br />
77652 Offenburg<br />
www.Trend-Center.com<br />
Industriepark 306<br />
78244 Gottmadingen<br />
Rauschnetz Freiburg<br />
Leo-Wohleb-Str. 6<br />
79098 Freiburg<br />
Tel: 0761-2172499<br />
Grasshaus<br />
Rothenburger Str. 40<br />
90443 Nürnberg<br />
Hanf Center(2)<br />
Helmstr. 9<br />
91054 Erlangen<br />
Blubba Headshop<br />
Turnitystr. 12<br />
91522 Ansbach<br />
Hanferlebniswelt BOB<br />
Am Römling 3<br />
93047 Regensburg<br />
www.Rauchha.us<br />
Maximilianstrasse 13<br />
95444 Bayreuth<br />
Hanf Center(3)<br />
Obere Königsstrasse 27<br />
96052 Bamberg<br />
Smoukit Grashüpfer<br />
Head & Growshop<br />
Hauptstraße 69<br />
97493 Bergrheinfeld<br />
www.Biocultivator.de<br />
Marktstr. 37<br />
99735 Bielen<br />
B1 Headshop Growshop<br />
Bochumer Str. 30<br />
99734 Nordhausen<br />
Smo-King<br />
Pfortenstr. 10<br />
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01220 Wien<br />
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Griesgasse 3<br />
08020 Graz<br />
www.Cannapot.at.tc<br />
Kirchberg 112<br />
08591 Maria Lankowitz<br />
Luxemburg<br />
Placebo Headshop<br />
41 Avenue de la Gare<br />
16 11 Luxemburg<br />
Schweiz<br />
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Rheinstrasse 38<br />
08200 Schaffhausen<br />
www.Bulletshop.ch<br />
Glockengasse<br />
09000 St.Gallen<br />
Bullet Shop<br />
Brühlgasse 35/37<br />
09000 St.Gallen<br />
www.visionofhemp.ch<br />
Allschwilerstrasse 118<br />
4055 Basel<br />
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