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Atlas der Brutvögel Tirols | Verbreitung, Häufigkeit, Lebensräume

Der Atlas der Brutvögel Tirols gibt auf Basis umfassender und systematischer Erhebungen (2010–2018) einen Überblick über die Verbreitung, Häufigkeit und Bestandsgröße der in Tirol vorkommenden Brutvogelarten und deren Lebensräume. Es handelt sich um den ersten Brutvogelatlas für Tirol, der durch die Lage im Herz der Alpen wertvolle Grundlagen für Gebirgsvogelarten liefert. In diesem Buch werden insgesamt 180 Vogelarten dargestellt, wobei 140 davon als Brutvogelarten und 26 als mögliche oder unregelmäßige Brutvogelarten zu bewerten waren. Daneben sind auch in Tirol anzutreffende, faunenfremde Vögel sowie Arten beschrieben, die nicht mehr in Tirol brüten, aber in früheren Jahren als Brutvögel galten. Als Ergebnis der landesweiten Erfassung konnte auch erstmals die Anzahl der Brutpaare für Tirol geschätzt werden – für die gesamte Landesfläche wird ein Brutvogelbestand zwischen 2,4 und 2,9 Millionen Brutpaaren angenommen. Buchfink gefolgt von Tannenmeise und Rotkehlchen sind die häufigsten Brutvogelarten. Die Analysen zeigen auch die hohe Bedeutung der Gebirgslagen und Bergwälder Tirols für die österreichische Brutvogelfauna, ähnliches gilt im Alpen und EU-Vergleich. Der Atlas bietet eine solide Datengrundlage für Verfahren, Planungen und für die praktische Naturschutzarbeit. Zu hoffen ist, dass diese neuen Erkenntnisse als Auftrag an alle verstanden werden, diese wunderbare Tiergruppe und ihre Lebensräume für zukünftige Generationen nachhaltig zu bewahren.

Der Atlas der Brutvögel Tirols gibt auf Basis umfassender und systematischer Erhebungen (2010–2018) einen Überblick über die Verbreitung, Häufigkeit und Bestandsgröße der in Tirol vorkommenden Brutvogelarten und deren Lebensräume. Es handelt sich um den ersten Brutvogelatlas für Tirol, der durch die Lage im Herz der Alpen wertvolle Grundlagen für Gebirgsvogelarten liefert. In diesem Buch werden insgesamt 180 Vogelarten dargestellt, wobei 140 davon als Brutvogelarten und 26 als mögliche oder unregelmäßige Brutvogelarten zu bewerten waren. Daneben sind auch in Tirol anzutreffende, faunenfremde Vögel sowie Arten beschrieben, die nicht mehr in Tirol brüten, aber in früheren Jahren als Brutvögel galten. Als Ergebnis der landesweiten Erfassung konnte auch erstmals die Anzahl der Brutpaare für Tirol geschätzt werden – für die gesamte Landesfläche wird ein Brutvogelbestand zwischen 2,4 und 2,9 Millionen Brutpaaren angenommen. Buchfink gefolgt von Tannenmeise und Rotkehlchen sind die häufigsten Brutvogelarten. Die Analysen zeigen auch die hohe Bedeutung der Gebirgslagen und Bergwälder Tirols für die österreichische Brutvogelfauna, ähnliches gilt im Alpen und EU-Vergleich. Der Atlas bietet eine solide Datengrundlage für Verfahren, Planungen und für die praktische Naturschutzarbeit. Zu hoffen ist, dass diese neuen Erkenntnisse als Auftrag an alle verstanden werden, diese wunderbare Tiergruppe und ihre Lebensräume für zukünftige
Generationen nachhaltig zu bewahren.

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Reinhard Lentner<br />

Florian Lehne<br />

Andreas Danzl<br />

Barbara Eberhard<br />

ATLAS DER<br />

brutvögel<br />

TIROLS<br />

Verbreitung<br />

<strong>Häufigkeit</strong><br />

<strong>Lebensräume</strong>


Alle Rechte vorbehalten<br />

© 2022<br />

Berenkamp Buch- und Kunstverlag<br />

Wattens<br />

www.berenkamp-verlag.at<br />

ISBN 978-3-85093-419-0<br />

Erstellt und herausgegeben mit freundlicher Unterstützung<br />

des Landes Tirol, Abteilung Umweltschutz<br />

Bildnachweis Umschlag: Steinhuhn (Alectoris graeca),<br />

Pitztal, 22.03.2014 (Foto: Elmar Mayr, Imst).<br />

Bibliografische Information <strong>der</strong> Deutschen Nationalbibliothek<br />

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in <strong>der</strong> Deutschen Nationalbibliografie;<br />

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über<br />

http://dnb.d-nb.de abrufbar.<br />

2


ATLAS DER<br />

brutvögel<br />

TIROLS<br />

Verbreitung, <strong>Häufigkeit</strong>, <strong>Lebensräume</strong><br />

Reinhard Lentner | Florian Lehne | Andreas Danzl | Barbara Eberhard<br />

mit Beiträgen von<br />

Georg H. Niedrist | Stephanie Vallant<br />

Alois Masoner | Felix Lassacher<br />

3


10<br />

Waldohreule (Asio otus) Foto: Florian Lehne


VORWORT<br />

Sehr geehrte Leserin! Sehr geehrter Leser!<br />

Bereits seit Mitte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts singen Generationen<br />

von Kin<strong>der</strong>n „Alle Vögel sind schon da …!“ Genau<br />

dieser Frage – welche Vögel in Tirol vorkommen<br />

und dort noch „singen, musizieren, pfeifen, zwitschern<br />

und tirilieren“ – geht <strong>der</strong> <strong>Atlas</strong> <strong>der</strong> Tiroler <strong>Brutvögel</strong><br />

nach. Durch die systematisch und methodisch einheitlich<br />

durchgeführten Erhebungen gibt es nun erstmals<br />

eine umfangreiche Datengrundlage über das Brutvogelvorkommen<br />

für die gesamte Landesfläche <strong>Tirols</strong>.<br />

In eigenen Kapiteln werden 180 verschiedene Vogelarten<br />

ausführlich behandelt und über <strong>der</strong>en Vorkommen<br />

in Tirol, die geschätzte Bestandsgröße sowie Flächen-<br />

und Höhenverbreitung textlich wie auch grafisch<br />

informiert. Dabei wird einmal mehr die Bedeutung<br />

<strong>der</strong> Tiroler Gebirgslagen, Bergwäl<strong>der</strong> und noch vorhandenen<br />

Auwäl<strong>der</strong> als wesentliche <strong>Lebensräume</strong> für<br />

Alpenschneehuhn, Mauerläufer, Flussuferläufer & Co.<br />

augenscheinlich. Für den Erhebungszeitraum von 2010<br />

bis 2018 wurde ein jährlicher Brutvogelbestand von<br />

2,4 bis 2,9 Millionen Brutpaaren, Revieren o<strong>der</strong> Hähnen<br />

ermittelt. Neben bekannten <strong>Brutvögel</strong>n wie Buchfink,<br />

Rotkehlchen o<strong>der</strong> Amsel wurden auch neue Mitglie<strong>der</strong><br />

wie Graugans, Mornellregenpfeifer, Schafstelze<br />

und Rotmilan o<strong>der</strong> längst als verschollen eingestufte<br />

Arten wie Bartgeier und Schwarzmilan neu o<strong>der</strong> wie<strong>der</strong><br />

in die Tiroler Vogelschar aufgenommen. Analysen<br />

zeigen, welch hohe Bedeutung Tirol vor allem in Bezug<br />

auf Gebirgsvogelarten für Österreich, die Alpen und<br />

für die gesamte Europäische Union besitzt. Stellvertretend<br />

sei das Alpenschneehuhn erwähnt: Etwa 10 %<br />

<strong>der</strong> europäischen Vorkommen liegen in Tirol.<br />

Mit dem neuen Brutvogelatlas liegt nun eine deutlich<br />

verbesserte Datenübersicht zu Vorkommen und Verbreitung<br />

<strong>der</strong> in Tirol heimischen Brutvogelarten vor,<br />

die eine solide Grundlage für naturschutzrelevante Planungen<br />

auf Gemeinde- wie auch auf Landesebene, für<br />

die praktische Naturschutzarbeit in Schutzgebieten, in<br />

Naturschutzverfahren sowie bei <strong>der</strong> Planung und Durchführung<br />

von land- und forstwirtschaftlichen bzw. jagdlichen<br />

Maßnahmen bietet. Der Brutvogelatlas wird mit<br />

seinen über 600 Seiten zu einem Standardwerk für den<br />

Tiroler Naturschutz werden.<br />

Geschätzte LeserInnen! Als Naturschutzlandesrätin darf<br />

ich mich bei den MitarbeiterInnen des Tiroler Brutvogelatlas<br />

und bei <strong>der</strong> Abteilung Umweltschutz im Amt<br />

<strong>der</strong> Tiroler Landesregierung für die Erstellung dieser<br />

umfangreichen „Vogelkartei“ bedanken und wünsche Ihnen<br />

beim Studium <strong>der</strong> Lektüre viel Vergnügen, auf dass<br />

in Tirol noch viele weitere Generationen das Lied, „Alle<br />

Vögel sind schon da!“ – nachzulesen im Tiroler Brutvogelatlas<br />

– singen.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Ingrid Felipe<br />

Naturschutzlandesrätin<br />

11


ATLAS DER BRUTVÖGEL TIROLS<br />

ZUSAMMENFASSUNG<br />

Der <strong>Atlas</strong> <strong>der</strong> <strong>Brutvögel</strong> <strong>Tirols</strong> bietet eine umfangreiche<br />

und systematisch erfasste Datengrundlage über das Vorkommen<br />

<strong>der</strong> Tiroler <strong>Brutvögel</strong>, die in den Jahren 2010<br />

bis 2018 gewonnen wurde. Somit stehen diese Informationen<br />

erstmals für die gesamte Landesfläche <strong>Tirols</strong> zur<br />

Verfügung. Im <strong>Atlas</strong> finden sich Angaben zu Verbreitung,<br />

<strong>Häufigkeit</strong> und Bestandsgröße <strong>der</strong> Brutvogelarten<br />

sowie eine Beschreibung <strong>der</strong> Vogellebensräume in Tirol.<br />

Wie schon beim ersten Österreichischen Brutvogelatlas<br />

in den 1980er-Jahren war auch beim Start für dessen<br />

Neuauflage im Jahr 2013 durch BirdLife Österreich<br />

zu erwarten, dass weite Teile <strong>Tirols</strong> – insbeson<strong>der</strong>e die<br />

Gebirgsregionen – erneut nicht vollständig durch ehrenamtliches<br />

Kartierpersonal bearbeitet werden können.<br />

Daher wurde unter Fe<strong>der</strong>führung des Amts <strong>der</strong> Tiroler<br />

Landesregierung, Abteilung Umweltschutz, im Rahmen<br />

einer Kooperation mit BirdLife Österreich eine umfassende<br />

Erhebung <strong>der</strong> <strong>Brutvögel</strong> in Tirol geplant und<br />

schließlich auch umgesetzt.<br />

In den Jahren 2014 bis 2017 fanden intensive Fel<strong>der</strong>hebungen<br />

für den Tiroler Brutvogelatlas statt. Dazu wurden<br />

auf Basis des österreichweiten 10-x-10 km-<strong>Atlas</strong>quadrantennetzes<br />

176 vollständig o<strong>der</strong> teilweise in Tirol<br />

liegende <strong>Atlas</strong>quadranten hinsichtlich <strong>der</strong> dort vorkommenden<br />

Brutvogelarten bearbeitet. Für den innerhalb<br />

von Tirol liegenden Teil <strong>der</strong> <strong>Atlas</strong>quadranten wurden<br />

in jeweils bis zu 25 systematisch verteilten Sextanten<br />

(ca. 600 x 600 m) methodisch einheitliche Erhebungen<br />

durchgeführt. Die Siedlungsdichte wurde zusätzlich in<br />

speziellen „T-Rastern“ mit einer Flächengröße von jeweils<br />

ca. 350 ha erfasst. Die Untersuchung von Vorkommen<br />

und Dichte <strong>der</strong> <strong>Brutvögel</strong> erfolgte mithilfe von beauftragtem,<br />

qualifiziertem Kartierpersonal. Dies schloss<br />

in ausgewählten Landesteilen auch zusätzliche Erhebungen<br />

<strong>der</strong> Nachtvogelarten mit ein. Zum Vorkommen<br />

<strong>der</strong> speziell zu erfassenden Raufußhuhnarten Auerhuhn<br />

und Birkhuhn wurde auf die seit 2011 in vier Referenzgebieten<br />

durchgeführten Untersuchungen des Landes<br />

Tirol und die landesweiten Balzplatzzählungen durch<br />

die Tiroler Jägerschaft zurückgegriffen. Zusätzlich wurden<br />

die Ergebnisse <strong>der</strong> ornithologischen Erhebungen im<br />

Karwendel (2010–2012) und im Ötztal (2013–2014), die<br />

auch als Vorarbeiten zur Etablierung <strong>der</strong> im Rahmen des<br />

Tiroler Brutvogelatlas angewandten Methodik dienten,<br />

sowie jene Daten, die im Zuge <strong>der</strong> Kooperation mit Bird-<br />

Life Österreich für die Erhebungen zum neuen Österreichischen<br />

Brutvogelatlas (2013–2018) gesammelt wurden,<br />

miteinbezogen und analysiert. Von Art zu Art gebot die<br />

Datenlage verschiedene Herangehensweisen zur Ermittlung<br />

<strong>der</strong> Dichteverteilung, Vorkommenswahrscheinlichkeit<br />

und Bestandsgröße, um eine bestmögliche Genauigkeit<br />

<strong>der</strong> Ergebnisse zu erreichen.<br />

Im Tiroler Brutvogelatlas werden 180 Vogelarten in einem<br />

eigenen Kapitel behandelt.<br />

Neben dem Status je<strong>der</strong> Art, ihrem europäischen<br />

Schutzstatus, <strong>der</strong> geschätzten Bestandsgröße und <strong>der</strong><br />

Höhenverbreitung zeigt eine Karte die geografische Verbreitung<br />

im Bundesland. Außerdem werden die Tiroler<br />

Vorkommen sowie die besiedelten <strong>Lebensräume</strong> und<br />

Höhenlagen detailliert beschrieben. Des Weiteren wird<br />

die <strong>Häufigkeit</strong> je<strong>der</strong> Art in Form einer Bestandschätzung<br />

und <strong>der</strong> erhobenen Siedlungsdichten dargelegt. All diese<br />

Informationen werden in Relation zu den umliegenden<br />

Regionen, insbeson<strong>der</strong>e im Vergleich zu Gesamt-Österreich<br />

und zur Schweiz, gesetzt. Bei den meisten Arten<br />

ermöglichen zusätzliche Karten eine detailliertere Abbildung<br />

des Vorkommens und <strong>der</strong> <strong>Häufigkeit</strong> in Tirol.<br />

Ein Höhendiagramm zeigt darüber hinaus das Auftreten<br />

in den verschiedenen Höhenlagen. Jenen Arten, die <strong>der</strong>zeit<br />

nicht bzw. nur möglicherweise o<strong>der</strong> unregelmäßig in<br />

Tirol brüten, wurden verkürzte Kapitel gewidmet. Zuletzt<br />

gibt es noch eine kurze englische Zusammenfassung<br />

<strong>der</strong> wichtigsten Informationen zur jeweiligen Art.<br />

Auf Basis <strong>der</strong> Datenanalysen <strong>der</strong> Kartierungsjahre 2010<br />

bis 2018 ergeben sich 166 bestätigte o<strong>der</strong> mögliche Brutvogelarten<br />

in Tirol. Davon sind 140 als Brutvogelarten<br />

und 26 als mögliche beziehungsweise unregelmäßige<br />

Brutvogelarten einzustufen; zu Letzteren zählen auch<br />

acht in Tirol anzutreffende, faunenfremde Arten. Zusätzlich<br />

werden auch 13 Arten behandelt, die nicht mehr<br />

in Tirol brüten, aber in früheren Jahren als <strong>Brutvögel</strong> gewertet<br />

wurden.<br />

Die Bestandschätzungen 2010 bis 2018 für Tirol erbrachten<br />

einen Brutvogelbestand zwischen 2,4 und 2,9 Millionen<br />

Revieren bzw. Brutpaaren o<strong>der</strong> Hähnen. Buchfink,<br />

Tannenmeise, Rotkehlchen, Mönchsgrasmücke, Zaunkönig,<br />

Amsel, Zilpzalp, Wintergoldhähnchen, Heckenbraunelle<br />

und Singdrossel sind die zehn häufigsten <strong>Brutvögel</strong><br />

in Tirol und machen zusammen knapp 70 % <strong>der</strong><br />

Brutvogelpaare aus. Allein <strong>der</strong> Buchfink stellt einen An-<br />

12


teil von ca. 13 % aller in Tirol vorkommenden Vogelpaare.<br />

Der höchste Vogelnachweis betraf eine Alpendohle, die<br />

im Gipfelbereich <strong>der</strong> Wildspitze auf 3760 m Seehöhe angetroffen<br />

wurde; ähnlich hoch wurden auch Turmfalke<br />

und Schneesperling noch nachgewiesen. Das höchstgelegene<br />

Nest gehörte einer Alpenbraunelle und wurde auf<br />

3080 m gefunden.<br />

Als neue <strong>Brutvögel</strong> im Vergleich zu den Jahren 1989 bis<br />

1999 wurden Graugans, Rotmilan, Mornellregenpfeifer<br />

und Schafstelze nachgewiesen. Die Beutelmeise war<br />

während <strong>der</strong> <strong>Atlas</strong>periode zwar anwesend, eine erneute<br />

Brut – die letzte war 2003 entdeckt worden – konnte<br />

nicht festgestellt werden. Möglicherweise sind nun auch<br />

Tafelente, Schellente, Schwarzstorch, Mittelmeermöwe,<br />

Habichtskauz, Grünlaubsänger, Zitronenstelze und<br />

Kappenammer neue <strong>Brutvögel</strong> in Tirol. Für diese Arten<br />

steht ein konkreter Brutnachweis noch aus. Erfreulich<br />

ist, dass Arten die 1989 bis 1999 als verschwunden/verschollen<br />

eingestuften wurden, wie Schilfrohrsänger und<br />

Drosselrohrsänger, wie<strong>der</strong> in Tirol nachgewiesen werden<br />

konnten und eventuell auch dort brüten. Lei<strong>der</strong> musste<br />

auch das Verschwinden von bisher in Tirol angesiedelten<br />

Arten festgestellt werden; dazu zählen Bekassine, Heidelerche<br />

und Ortolan. Mit dem Ausbleiben des Ortolans<br />

seit 2016 ist auch das bislang letzte Brutvorkommen in<br />

Österreich erloschen. Zumindest für die Bekassine besteht<br />

aufgrund von Beobachtungen singen<strong>der</strong> Exemplare<br />

nach Abschluss <strong>der</strong> <strong>Atlas</strong>periode Hoffnung.<br />

Die diesem <strong>Atlas</strong> zugrunde liegenden Analysen zeigten<br />

auch die Bedeutung <strong>der</strong> Gebirgslagen und Bergwäl<strong>der</strong><br />

<strong>Tirols</strong> für die österreichische Brutvogelfauna auf. Ca.<br />

60 % <strong>der</strong> Tiroler Brutvogelbestände befinden sich in<br />

den Bergwäl<strong>der</strong>n. Bedeutende Anteile <strong>der</strong> österreichischen<br />

Brutbestände von Alpenschneehuhn, Birkhuhn,<br />

Mornellregenpfeifer, Felsenschwalbe, Mauerläufer, Alpendohle,<br />

Bergpieper, Baumpieper, Trauerschnäpper,<br />

Hausrotschwanz, Berglaubsänger, Schneesperling, Birkenzeisig<br />

und Zitronenzeisig liegen in Tirol. Auch <strong>der</strong><br />

Flussuferläufer, ein Brutvogel naturnaher Flussabschnitte,<br />

und die Bestände des Braunkehlchens, vor allem jene<br />

<strong>der</strong> höher gelegenen, extensiven Bergmähwiesen, die<br />

mehr als ein Drittel des Österreichbestands ausmachen,<br />

sind hier zu nennen. Die Bedeutung <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>ungen<br />

großer Täler und Becken für gefährdete Tiroler Brutvogelarten<br />

wurde ebenfalls augenscheinlich. In den noch<br />

vorhandenen Auwaldresten und traditionellen Kulturlandschaften<br />

befindet sich die höchste Artenvielfalt an<br />

<strong>Brutvögel</strong>n in Tirol. Hinsichtlich <strong>der</strong> Vogeldichten sind<br />

neben den Auwäl<strong>der</strong>n die Bergwäl<strong>der</strong> und dort vor allem<br />

edellaubholzreiche Laub- und Laubmischwäl<strong>der</strong> sowie<br />

Buchen-Tannenwäl<strong>der</strong> von beson<strong>der</strong>er Bedeutung. Auch<br />

die Bergnadelwäl<strong>der</strong> <strong>der</strong> Fichten-Tannen- und Fichten-<br />

Föhrenwäl<strong>der</strong> sind ein Diversitäts-Hotspot <strong>der</strong> Brutvogelarten<br />

in Tirol.<br />

Ein grober Vergleich mit den Brutvogelbeständen <strong>der</strong><br />

Europäischen Union um die Jahrtausendwende zeigt<br />

sich die Bedeutung <strong>der</strong> Tiroler Bestände <strong>der</strong> Gebirgsvogelarten.<br />

Alpenbraunelle und Bergpieper erreichen einen<br />

Anteil von mehr als einem Fünftel des EU-Bestands.<br />

Schneesperling, Alpenschneehuhn und Ringdrossel folgen<br />

mit Anteilen von ca. zehn Prozent. Setzt man die<br />

Brutvogelbestände <strong>Tirols</strong> mit jenen <strong>der</strong> Alpenlän<strong>der</strong> in<br />

Beziehung, zeigt sich die herausragende Bedeutung <strong>der</strong><br />

Vorkommen von Mornellregenpfeifer, Alpenbraunelle<br />

und Birkhuhn. Auch bei Alpenschneehuhn, Schneesperling<br />

und Bergpieper sowie in etwas geringerem Ausmaß<br />

bei Auerhuhn, Sperlingskauz und Tannenhäher finden<br />

sich in den Tiroler Hochgebirgen und Bergwäl<strong>der</strong>n überproportionale<br />

Anteile an den Brutvogelbeständen <strong>der</strong><br />

Alpen.<br />

Durch die systematischen und umfassenden Erhebungen<br />

und unter Einbeziehung <strong>der</strong> Ergebnisse unterschiedlicher<br />

im <strong>Atlas</strong>zeitraum durchgeführter Grundlagen- und<br />

Monitoringerhebungen konnte eine deutlich verbesserte<br />

Datenlage zu Vorkommen und Verbreitung <strong>der</strong> in Tirol<br />

heimischen Brutvogelarten erreicht werden. Damit wurde<br />

eine solide Datengrundlage für naturschutzrelevante<br />

Planungen, sowohl auf Landes- wie auch Gemeindeebene,<br />

geschaffen. Für die praktische Naturschutzarbeit in<br />

Schutzgebieten, bei Naturschutzverfahren sowie bei <strong>der</strong><br />

Planung und Durchführung von land- und forstwirtschaftlichen<br />

sowie jagdlichen Maßnahmen liegen nun<br />

solide Fakten vor. Wir haben den <strong>Atlas</strong> in <strong>der</strong> Hoffnung<br />

erstellt, dass diese Erkenntnisse nicht nur genutzt und<br />

angewendet, son<strong>der</strong>n auch als Auftrag an uns alle verstanden<br />

werden, diese wun<strong>der</strong>bare Tiergruppe und ihre<br />

<strong>Lebensräume</strong> für die zukünftigen Generationen nachhaltig<br />

zu bewahren.<br />

Das <strong>Atlas</strong>team<br />

13


16<br />

Gimpel (Pyrrhula pyrrhula) Foto: Otto Samwald


1. EINFÜHRUNG, MATERIAL UND METHODEN<br />

1.1 Der Tiroler Brutvogelatlas – von<br />

<strong>der</strong> Projektidee zur Umsetzung<br />

1.1.1 Ausgangslage<br />

Die Brutvogelfauna <strong>Tirols</strong> war im Vergleich<br />

zu angrenzenden Regionen Österreichs, <strong>der</strong><br />

Schweiz, Italiens und Deutschlands wenig untersucht.<br />

Mit den Arbeiten von Dalla Torre und Anzinger<br />

aus <strong>der</strong> zweiten Hälfte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

57 und dem Tiroler Vogelbuch von Walde<br />

und Neugebauer 285 aus dem beginnenden 20. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

standen uns die ersten umfassenden historischen<br />

Beschreibungen <strong>der</strong> Tiroler Vogelwelt<br />

zur Verfügung. Die Veröffentlichung einer Artenliste<br />

und Statusübersicht <strong>der</strong> Vögel <strong>Tirols</strong> im Jahr<br />

1996 stellte eine weitere wichtige Grundlage über<br />

die in Tirol nachgewiesenen Vogelarten und <strong>der</strong>en<br />

Status dar. AST Nach wie vor fehlte jedoch eine systematische<br />

Beschreibung von Verbreitung und Bestandsgröße<br />

<strong>der</strong> einzelnen <strong>Brutvögel</strong>. Die Herausgabe<br />

<strong>der</strong> Publikation „Die <strong>Brutvögel</strong> <strong>Tirols</strong>“ im Jahr<br />

2001 war ein erster Schritt, die vorhandene Lücke<br />

zumindest für Arten mit einem angenommenen<br />

sowie erwarteten Aussterberisiko etwas zu füllen.<br />

In Form einer Roten Liste wurde das vorhandene<br />

Wissen über Bestand, Bestandsentwicklung, Verbreitung,<br />

Gefährdung und Schutzmaßnahmen für<br />

die 90er-Jahre des letzten Jahrhun<strong>der</strong>ts verbal zusammengefasst.<br />

RLT Eine systematische landesweite<br />

Erhebung in <strong>Atlas</strong>form fehlte jedoch weiterhin.<br />

Auch <strong>der</strong> Österreichische Brutvogelatlas, <strong>der</strong> Erhebungen<br />

aus den Jahren 1981 bis 1985 umfasste,<br />

konnte diese Lücke nicht füllen. Er wies in Tirol<br />

selbst bei häufigen und leicht zu erfassenden Vogelarten<br />

erhebliche Datenmängel auf und gab kein<br />

realistisches Verbreitungsbild <strong>der</strong> Brutvogelarten<br />

<strong>Tirols</strong> wie<strong>der</strong>. ABÖ Auch bei <strong>der</strong> Vorbereitung für<br />

den österreichischen Bericht an die Europäische<br />

Kommission nach Artikel 12 <strong>der</strong> EU-Vogelschutzrichtlinie<br />

im Jahr 2007 wurden diese erheblichen<br />

Datendefizite, vor allem in Bezug auf die in Tirol<br />

vorkommenden Gebirgsvogelarten, nochmals beson<strong>der</strong>s<br />

augenscheinlich und konnten auch zur<br />

Fertigstellung des Berichts im Jahr 2013 nicht behoben<br />

werden. ÖBI<br />

1.1.2 Die ersten Planungsschritte<br />

Im Jahr 2007 wurde durch den Erstautor mit <strong>der</strong><br />

Planung für einen Tiroler Brutvogelatlas begonnen.<br />

Der hohe Gebirgsanteil, die teilweise schwierige<br />

und mit Gefahren verbundene Zugänglichkeit<br />

in <strong>der</strong> für Brutvogelkartierungen sehr wichtigen<br />

frühen Brutperiode sowie eine im österreichischen<br />

Vergleich geringe Anzahl an geländeerfahrenen<br />

Ornithologinnen und Ornithologen erfor<strong>der</strong>ten<br />

umfassende Überlegungen und Diskussionen über<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an systematische Kartierungen<br />

von <strong>Brutvögel</strong>n in Gebirgslagen auf großer Fläche<br />

und mögliche Wege zu einem Tiroler Brutvogelatlas.<br />

Ein ausführlicher fachlicher Austausch mit<br />

BirdLife Österreich, <strong>der</strong> Vogelwarte Sempach,<br />

<strong>der</strong> Vogelwarte Radolfzell und den Garmischer<br />

Kolleginnen und Kollegen des Landesamts für<br />

Umwelt waren Teil <strong>der</strong> frühen Planungsphase.<br />

Diese Diskussionsergebnisse flossen in ein erstes<br />

Methodenkonzept ein. Festgehalten wurde darin<br />

vor allem die Frage <strong>der</strong> geeigneten Flächengröße<br />

<strong>der</strong> <strong>Atlas</strong>quadranten (25 km² o<strong>der</strong> 100 km²),<br />

weiters ob 1 km² eine ausreichend große Fläche<br />

für die Erhebung von Brutpaardichten darstellt<br />

sowie die Anzahl <strong>der</strong> notwendigen Kartierungsdurchgänge<br />

(zwei o<strong>der</strong> drei). Darauf aufbauend<br />

war <strong>der</strong> damit verbundene Kartierungsumfang<br />

abzuschätzen. Eine Überprüfung dieser Fragestellungen<br />

erfolgte in zwei großen Landschaftsausschnitten<br />

<strong>der</strong> Nördlichen Kalkalpen und des<br />

Alpenhauptkamms zwischen 2010 und 2014. Im<br />

Zuge <strong>der</strong> ornithologischen Grundlagenerhebungen<br />

in den EU-Vogelschutzgebieten Karwendel<br />

und Ötztal (im Ötztal wurde das Untersuchungsgebiet<br />

auf das gesamte Tal ausgedehnt) konnten<br />

2010 bis 2012 im Karwendel und 2013 bis 2014<br />

17


im Ötztal neben an<strong>der</strong>en Fragenstellungen auch<br />

unterschiedliche Herangehensweisen für die systematische<br />

Kartierung des gesamten Bundeslandes<br />

Tirol getestet werden. 93, 198 Im Zuge dieser Erhebungen<br />

stellte sich heraus, dass Kartierungen auf<br />

Basis einer Rasterflächengröße von 25 km² innerhalb<br />

einer geplanten vierjährigen Kartierungszeit<br />

– unter an<strong>der</strong>em wegen ungenügend verfügbarem<br />

Kartierpersonal – nicht machbar sind. Auch<br />

zeigte sich, dass die Rastergröße von einem Quadratkilometer<br />

vor allem für Arten mit größeren<br />

Raumansprüchen wie Spechte wenig geeignet ist.<br />

All diese Ergebnisse, Erfahrungen und insbeson<strong>der</strong>e<br />

die finanziellen Kosten für die beauftragen<br />

Fel<strong>der</strong>hebungen in <strong>der</strong> Testphase wurden in <strong>der</strong><br />

Konzeption des Brutvogelatlas Tirol am 24. Februar<br />

2014 zusammengefasst. 167 Dieses Konzept war<br />

die Basis für den Start <strong>der</strong> Pilotphase im Jahr 2014.<br />

Sehr schnell wurde bei <strong>der</strong> Konzepterstellung<br />

klar, dass eine systematische, möglichst vollständige<br />

und in vier Brutperioden machbare Kartierung<br />

des gesamten Bundeslandes, einschließlich <strong>der</strong><br />

schwer zugänglichen Gebirgslagen und <strong>der</strong> Erhebung<br />

nachtaktiver Arten, nur mit professionellem<br />

und auf Vertragsbasis arbeitendem Kartierpersonal<br />

zuzüglich einer unterstützenden Projektkoordination<br />

realisierbar ist. Des Weiteren waren die<br />

Bereitschaft des Landes <strong>Tirols</strong>, einen <strong>Atlas</strong> samt<br />

damit verbundener Projektleitung und fachlicher<br />

Verantwortung erstellen zu lassen, sowie die Finanzierung<br />

durch Naturschutzgel<strong>der</strong> des Landes<br />

Tirol als auch <strong>der</strong> Europäischen Union und ferner<br />

eine Kooperation mit BirdLife Österreich Voraussetzungen<br />

für die Realisierung.<br />

Bei <strong>der</strong> Frage des Kartierpersonals kam dem Erstautor<br />

seine lange Lehrtätigkeit und Möglichkeit<br />

<strong>der</strong> Betreuung von Abschlussarbeiten an <strong>der</strong> Leopold-Franzens-Universität<br />

Innsbruck zugute. Dadurch<br />

konnte eine größere Zahl von ZoologInnen<br />

und ÖkologInnen im Bereich <strong>der</strong> Feldornithologie<br />

ausgebildet werden. Erst durch diese Personalressource<br />

und die Bereitschaft zur Mitarbeit waren<br />

die Kartierungen für den Tiroler Brutvogelatlas<br />

im erfor<strong>der</strong>lichen Umfang und in ausreichen<strong>der</strong><br />

Qualität möglich.<br />

1.1.3 Zielsetzung und Projektidee<br />

Nach längerer Diskussionsphase und methodischen<br />

Überlegungen über einen neuen Österreichischen<br />

Brutvogelatlas wurde 2013 von<br />

BirdLife Österreich mit den österreichweiten<br />

Erhebungen begonnen. Nach Auskunft <strong>der</strong> Projektverantwortlichen<br />

waren Ende 2013 nur 20 %<br />

<strong>der</strong> Tiroler <strong>Atlas</strong>quadranten zur Bearbeitung vergeben;<br />

auch im Folgejahr wurde nur mit einem<br />

geringen Zuwachs gerechnet. Daher lag die Vermutung<br />

nahe, dass es auch bei <strong>der</strong> Erstellung eines<br />

neuen Österreichischen Brutvogelatlas für weite<br />

Teile <strong>Tirols</strong> zu keiner vollständigen Erfassung <strong>der</strong><br />

Brutvogelfauna und folglich auch zu keiner maßgeblichen<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Datenlage kommen<br />

würde. Vor allem aufgrund des hohen Anteils an<br />

schwer zugänglichen und damit aufwendig zu bearbeitenden<br />

Berggebieten war abzusehen, dass<br />

keine ausreichenden Informationen über die regionalen<br />

Brutvorkommen <strong>der</strong> verschiedenen Vogelarten<br />

<strong>Tirols</strong> gesammelt werden würden.<br />

Dies führte zum Entschluss, einen eigenen Tiroler<br />

Brutvogelatlas unter Fe<strong>der</strong>führung des Landes Tirol<br />

(Abteilung Umweltschutz) in Kooperation mit<br />

BirdLife Österreich zu erstellen. Wesentliche Zielsetzung<br />

war, durch systematische und flächendeckende<br />

Erhebungen aller Landesteile und Höhenstufen<br />

<strong>Tirols</strong> sowohl die bestehenden Datenlücken<br />

zu füllen, als auch Datengrundlagen über Verbreitung,<br />

Vorkommenswahrscheinlichkeit und Dichte<br />

<strong>der</strong> einzelnen Arten auf Kartenebene zu erstellen.<br />

Darüber hinaus sollten Bestandschätzungen als<br />

Basis für Naturschutzmaßnahmen, Planungen und<br />

Begutachtungen erarbeitet werden. Für alle erhobenen<br />

Daten war eine Integration in den Österreichischen<br />

Brutvogelatlas vorgesehen. Die Aufnahmemethodik<br />

wurde für die Ermittlung von<br />

Dichtewerten <strong>der</strong> <strong>Brutvögel</strong> um eine vereinfachte<br />

Revierkartierung (zwei Kartierungsdurchgänge<br />

während einer Brutperiode) erweitert. Außerdem<br />

sollten in ausgewählten Landesteilen systematische<br />

Erhebungen speziell für Nachtvogelarten<br />

durchgeführt werden. Um breite Zugänglichkeit,<br />

Transparenz und rasche Verwendung <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

in <strong>der</strong> Naturschutzarbeit zu ermöglichen,<br />

wurden die Daten in jährlichen Ergebnisberichten<br />

auf dem Portal des Landes Tirol, Abt. Umweltschutz,<br />

zur Verfügung gestellt. Der Tiroler Brutvogelatlas<br />

wird von <strong>der</strong> Abteilung Umweltschutz<br />

des Amtes <strong>der</strong> Tiroler Landesregierung erstellt<br />

und herausgegeben. Die Projektleitung und fachliche<br />

Verantwortung für diesen <strong>Atlas</strong> liegen beim<br />

Land Tirol.<br />

Die angewandte Methodik baut auf den Erhebungen<br />

für den neuen Österreichischen Brutvogelatlas<br />

43 auf und war für die Erfassung von Vogel-<br />

18


dichten und unterschiedlichen Artengruppen,<br />

beispielsweise Nachtvogelarten o<strong>der</strong> seltene und<br />

schwer zu erfassende Arten, anzupassen, um eine<br />

ausreichende Datenlage für sämtliche Brutvogelarten<br />

zu erlangen. Weitere Details sind dem Kap.<br />

1.5.2 „Erfassungsmethoden“ zu entnehmen.<br />

Durch die vorgesehenen systematischen und umfassenden<br />

Erhebungen und unter Einbeziehung<br />

<strong>der</strong> Ergebnisse unterschiedlicher, im <strong>Atlas</strong>zeitraum<br />

durchgeführter Grundlagen- und Monitoringerhebungen<br />

sollte eine deutlich verbesserte<br />

Datenlage zu Vorkommen und Verbreitung <strong>der</strong> in<br />

Tirol heimischen Brutvogelarten erreicht werden.<br />

Durch die Bereitstellung dieser Daten sollen diese<br />

wun<strong>der</strong>bare Tiergruppe und ihre <strong>Lebensräume</strong><br />

auch für zukünftige Generationen nachhaltig erhalten<br />

werden.<br />

1.1.4 Kooperation Land Tirol mit BirdLife<br />

Österreich – eine Win-win-Situation<br />

Im Vorfeld <strong>der</strong> Konzepterstellung für einen Tiroler<br />

Brutvogelatlas fanden mehrere Besprechungen<br />

mit Vertretern von BirdLife Österreich und von<br />

BirdLife Tirol statt. Schnell wurde klar, dass die<br />

Tiroler Brutvogelfauna auch beim neuen Österreichischen<br />

Brutvogelatlas nicht ausreichend erfasst<br />

werden dürfte. Aus diesem Grund wurde eine Zusammenarbeit<br />

zwischen dem Land Tirol (Abteilung<br />

Umweltschutz) und BirdLife Österreich für<br />

den Österreichischen Brutvogelatlas und die Erstellung<br />

eines eigenen Tiroler Brutvogelatlas mit<br />

erweiterter Methodik im Rahmen einer vertraglichen<br />

Kooperation vereinbart.<br />

Im Kooperationsvertrag festgehalten waren die<br />

Aufteilung <strong>der</strong> Kartierungsgebiete, <strong>der</strong> gegenseitige<br />

Datenaustausch <strong>der</strong> erhobenen ornithologischen<br />

Daten inklusive Nutzungsrechte und<br />

die Verwendung <strong>der</strong> Plattform www.ornitho.at<br />

für die Eingabe von Felddaten. Darüber hinaus<br />

regelte die Kooperationsvereinbarung auch die<br />

methodischen Abstimmungen sowie die Koordination<br />

<strong>der</strong> Kartierungsarbeiten. Im Detail waren<br />

176 <strong>Atlas</strong>quadranten zu bearbeiten, die vollständig<br />

o<strong>der</strong> zumindest teilweise in Tirol lagen. Die zu<br />

bearbeitenden <strong>Atlas</strong>quadranten wurden zwischen<br />

den Kooperationspartnern aufgeteilt. 23 vorwiegend<br />

in Tallagen unterhalb von 1400 m liegende<br />

<strong>Atlas</strong>quadranten wurden von BirdLife Öster-<br />

Abb. 1: Aufteilung <strong>der</strong> Bearbeitungsgebiete zwischen BirdLife Österreich und dem Land Tirol<br />

19


eich bearbeitet. Weitere 30 wurden zu unterschiedlich<br />

großen Anteilen gemeinsam von Land<br />

Tirol und BirdLife Österreich kartiert, die restlichen<br />

123 <strong>Atlas</strong>quadranten wurden über das Land<br />

Tirol bearbeitet und mit ergänzter Methodik, insbeson<strong>der</strong>e<br />

zur Erfassung von Siedlungsdichtewerten<br />

<strong>der</strong> einzelnen Vogelarten, untersucht.<br />

Durch diese Zusammenarbeit konnten wertvolle<br />

Synergien ermöglicht und unnötige Doppelgleisigkeiten<br />

verhin<strong>der</strong>t werden. Damit hat sich die<br />

Datenlage in Tirol um ein Vielfaches verbessert<br />

und zählt nun zu den besten in Österreich. Somit<br />

entstand eine echte Win-win-Situation für alle Beteiligten<br />

und den Vogelschutz.<br />

Reinhard Lentner<br />

1.2 Tirol im Überblick<br />

1.2.1 Naturräumliche Glie<strong>der</strong>ung<br />

Tirol ist nach Vorarlberg das westlichste Bundesland<br />

Österreichs und hat eine Fläche von ca.<br />

12.648 km², 20 wobei die maximale Länge (Ost–<br />

West-Richtung) 219 km und die maximale Breite<br />

122 km betragen. 121 Die Landschaft ist vor allem<br />

durch eine große vertikale Glie<strong>der</strong>ung – die Abfolge<br />

von Tälern und Gebirgen – geprägt (vgl.<br />

Abb. 2). Das Inntal bildet den längsten Talraum<br />

in Nordtirol und verläuft von Pfunds im Südwesten<br />

über 212 km bis Erl im Nordosten des<br />

Landes. 121 Dort liegt mit ca. 460 m auch <strong>der</strong> niedrigste<br />

Punkt <strong>Tirols</strong>. 145 Grundsätzlich kann das<br />

Inntal in Ober- und Unterinntal geglie<strong>der</strong>t werden,<br />

wobei die Einmündung <strong>der</strong> Melach in den<br />

Inn wenige Kilometer westlich von Innsbruck als<br />

Grenze gilt. Die Glie<strong>der</strong>ung verschiedener Regionen<br />

ist neben <strong>der</strong> folgenden Unterscheidung nach<br />

geologischen Gesichtspunken auch nach klimatischen<br />

Aspekten und <strong>der</strong> dort vorherrschenden<br />

Vegetation möglich (Innenalpen – Zwischenalpen<br />

– Randalpen; s. Forstliche Wuchsgebiete).<br />

Geografisch liegt Tirol in den Ostalpen. Nördlich<br />

des Inntals befinden sich die Nördlichen Kalkalpen;<br />

größere Gebirgsgruppen sind – von West nach<br />

Ost – die Allgäuer Alpen, die Lechtaler Alpen, das<br />

Mieminger Gebirge, das Wettersteingebirge, das<br />

Karwendel, die Brandenberger Alpen (Rofan), das<br />

Kaisergebirge und die Loferer Steinberge. Kennzeichnend<br />

sind meist schroffe Geländeformen und<br />

ein Habitatmosaik aus Felswänden, Geröllfluren,<br />

alpinen Rasen und Latschenflächen. Die größten<br />

Erhebungen in den Gebirgsstöcken bilden die<br />

Abb. 2: Physische Karte von Tirol 263<br />

20


Höhenstufe Höhe Anteil an Gesamtfläche<br />

Submontan 460–800 m 7 %<br />

Montan 800–1000 m 8 %<br />

Hochmontan 1000–1400 m 19 %<br />

Subalpin 1400–1800 m 21 %<br />

Subalpin-Unteralpin 1800–2200 m 19 %<br />

Alpin 2200–2600 m 16 %<br />

Hochalpin-Nival 2600–3768 m 10 %<br />

Tab. 1: Höhenstufen in Tirol und <strong>der</strong>en Flächenanteile (Gesamtfläche 12.648 km²) 145<br />

Parseierspitze (3036 m, Lechtaler Alpen), die Zugspitze<br />

im Grenzgebiet Österreich-Deutschland im<br />

Wettersteingebirge (2962 m; Gipfel in Deutschland),<br />

die Birkkarspitze (2749 m, Karwendel) und<br />

die Ellmauer Halt (2344 m, Kaisergebirge) 49, 121 .<br />

Größere, ornithologisch interessante Taleinschnitte<br />

sind das Lechtal, das Gurgltal, das Rißtal, das<br />

Achental mit dem Achensee (größter See <strong>Tirols</strong><br />

mit 6,8 km²) 121 sowie das Brandenbergtal.<br />

Die Zentralalpen befinden sich hingegen südlich<br />

des Inntals (bzw. des Stanzertals bis zum Arlberg),<br />

<strong>der</strong> Alpenhauptkamm stellt im Wesentlichen die<br />

Grenze zu Italien (Südtirol) dar. Große Gebirgsstöcke<br />

bilden die Verwall- und Samnaungruppe,<br />

die Ötztaler Alpen, die Stubaier Alpen und die<br />

Zillertaler Alpen. In den Zentralalpen gibt es<br />

mehrere hun<strong>der</strong>t Gipfel über 3000 m sowie Gletscher.<br />

203 In den Ötztaler Alpen befinden sich sowohl<br />

<strong>der</strong> höchste Gipfel (Wildspitze: 3768 m) als<br />

auch <strong>der</strong> flächenmäßig größte Gletscher Nordtirols<br />

(Gepatschferner: ca. 16 km²). 121 Die Haupttäler<br />

<strong>der</strong> Nordtiroler Zentralalpen sind das Paznauntal,<br />

das Oberinntal zwischen Landeck und Pfunds,<br />

das Kaunertal, das Pitztal, das Ötztal, das Stubaital,<br />

das Wipptal und das Zillertal.<br />

Östlich des Wipptals und nördlich <strong>der</strong> Zentralalpen<br />

gelegen befinden sich die Tuxer Alpen. Östlich<br />

daran anschließend erheben sich die Kitzbüheler<br />

Alpen; beide Gebirgszüge sind geologisch <strong>der</strong> Grauwackenzone<br />

zuzuordnen. Die höchsten Gipfel sind<br />

<strong>der</strong> Lizumer Reckner (2886 m) in den Tuxer Alpen<br />

und das Kreuzjoch (2558 m) in den Kitzbüheler<br />

Alpen. 49, 121 Im Gegensatz zu den Nördlichen Kalkalpen<br />

weisen diese Gebirge oft eine sanftere Geländemorphologie<br />

mit ausgedehnten Almflächen auf.<br />

Ein wichtiger Talraum im Osten Nordtirols (Bezirk<br />

Kitzbühel) ist das Nord–Süd-gerichtete Leukental<br />

mit <strong>der</strong> Großache, die in den Chiemsee in Bayern<br />

entwässert.<br />

Osttirol liegt im Gegensatz zu Nordtirol südlich des<br />

Alpenhauptkamms. Der Norden Osttirols hat Anteil<br />

an den Zentralalpen, wobei die Hohen Tauern<br />

dort zahlreiche Gletscher und Berge über 3000 m<br />

Höhe aufweisen. 203 Der Großglockner, dessen Gipfel<br />

an <strong>der</strong> Grenze zu Kärnten liegt, bildet mit 3798 m<br />

die höchste Erhebung <strong>Tirols</strong> und zugleich auch Österreichs.<br />

121 Das südliche Osttirol umfasst Teile <strong>der</strong><br />

Südlichen Kalkalpen (Lienzer Dolomiten, Karnische<br />

Alpen). Die zwei größten Flüsse in Osttirol<br />

sind die Isel und die Drau. Die Isel fließt ausgehend<br />

vom Virgental von Nordwesten über das Iseltal<br />

nach Südosten bis Lienz und mündet dort in die<br />

von Südwesten aus dem Pustertal kommende Drau.<br />

Von dort verläuft das Drautal weiter nach Südosten<br />

Richtung Kärnten.<br />

Dass Tirol ein Gebirgsland ist, wird daran ersichtlich,<br />

dass ca. 45 % <strong>der</strong> Landesfläche über 1800 m liegen<br />

(vgl. Abb. 3, Tab. 1); 573 Gipfel sind über 3000 m<br />

hoch. 203 Nur ca. 15 % <strong>der</strong> Fläche befindet sich unter<br />

1000 m Seehöhe. Bereiche unterhalb 600 m (ca. 2 %)<br />

gibt es vor allem im Unterinntal und Zillertal (ca.<br />

flussabwärts von Schwendau). Im Oberinntal liegt<br />

diese Höhengrenze bei Inzing (z. B. Naturschutzgebiet<br />

Gaisau auf ca. 600 m).<br />

Die Seehöhe hat entscheidenden Einfluss auf das<br />

vorherrschende Klima und die Vegetation. Entsprechend<br />

können verschiedene Höhenstufen unterschieden<br />

werden. Je nach geografischer Lage<br />

(Rand-, Zwischen-, Innenalpen) kommt es zu regionalen<br />

Unterschieden in den Höhengradienten.<br />

In den Randalpen liegen die jeweiligen Höhenstufen<br />

niedriger als in den Innenalpen. So reicht<br />

die subalpine Stufe in den nördlichen Randalpen<br />

nur bis ca. 1800 m, während die Obergrenze<br />

in den Innenalpen bei 2200–2300 m<br />

liegt. Tabelle 1 gibt einen groben Überblick über<br />

die jeweiligen Höhenstufen.<br />

21


DIE<br />

BRUTVÖGEL<br />

TIROLS<br />

Bartgeier (Gypaetus barbatus) Foto: Florian Egger<br />

85


2. DIE BRUTVÖGEL TIROLS<br />

Für alle Vogelarten, die 2010–2018 in Tirol gebrütet<br />

haben, sowie für jene Arten, die – basierend<br />

auf <strong>der</strong> verwendeten Datengrundlage – zwar nicht<br />

mit Sicherheit, aber zumindest möglicherweise<br />

zur Brut geschritten sind, wurde im folgenden<br />

Kapitel jeweils ein Artkapitel verfasst. Zusätzlich<br />

wurden auch Arten mit historischen Brutbelegen<br />

behandelt, die weiterhin als verschwunden und<br />

verschollen gelten. Darüber hinaus wird auch die<br />

Zwergdommel betrachtet, die zwar zur Brutzeit<br />

anwesend war, eine Brut jedoch als unwahrscheinlich<br />

eingestuft wurde. Aus all diesen Kriterien<br />

(nachzulesen auch in Kap. 1, Tab. 6) ergibt sich<br />

eine 180 Arten umfassende Liste <strong>der</strong> <strong>Brutvögel</strong><br />

<strong>Tirols</strong>. Im Tiroler Brutvogelatlas wird als Referenz<br />

die aktuelle Nomenklatur <strong>der</strong> Europäischen<br />

Union „List of birds of the European Union – August<br />

2018“ EUL einschließlich <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />

und englischen Namen verwendet („Handbook of<br />

the Birds of the World“ und „BirdLife International<br />

Illustrated Checklist of the Birds of the World,<br />

Volume 1 72 and Volume 2 71 ). Damit soll eine möglichst<br />

hohe Vergleichbarkeit im EU-Raum und<br />

Anwendbarkeit im Naturschutz erreicht werden.<br />

Die deutschen Artnamen richten sich, mit Ausnahme<br />

Tirol-spezifischer Anpassungen, nach den<br />

„Deutschen Namen <strong>der</strong> Vögel <strong>der</strong> Erde“ aus <strong>der</strong><br />

Kommission „Deutsche Namen für die Vögel <strong>der</strong><br />

Erde“ (Standing Committee for German Names<br />

of the Birds of the World) <strong>der</strong> Deutschen Ornithologen-Gesellschaft<br />

und <strong>der</strong> International Ornithologists‘<br />

Union 32 . Aufgrund <strong>der</strong> Geläufigkeit<br />

<strong>der</strong> Namen in Tirol werden statt Felsentaube und<br />

Nachtschwalbe die Bezeichnungen Straßentaube<br />

und Ziegenmelker verwendet.<br />

Unterarten erhalten keine eigenen Arttexte. Abweichend<br />

von <strong>der</strong> Nomenklatur <strong>der</strong> Europäischen<br />

Union werden Rabenkrähe und Nebelkrähe wie<br />

separate Arten behandelt. Das Kapitel Blaukehlchen<br />

umfasst sowohl das Rotsternige als auch das<br />

Weißsternige Blaukehlchen. Auch bei <strong>der</strong> Schafstelze<br />

sind die in Tirol vorkommenden Unterarten<br />

enthalten (v. a. „Wiesenschafstelze“ und „Aschköpfige<br />

Schafstelze“ sowie Hybride zwischen beiden).<br />

Der Aufbau <strong>der</strong> einzelnen Artkapitel wird nachfolgend<br />

genauer erläutert.<br />

Erläuterungen zu den Artkapiteln<br />

Erläuterungen zu den Karten<br />

<strong>Atlas</strong>karte qualitativ<br />

In <strong>der</strong> qualitativen <strong>Atlas</strong>karte ist das Auftreten einer Art im Bezug<br />

auf die 10-x-10-km-<strong>Atlas</strong>quadranten dargestellt (erkennbar an einem<br />

Rautensymbol).<br />

<strong>Atlas</strong>karte semiquantitativ<br />

Die semiquantitative <strong>Atlas</strong>karte beschreibt die relative <strong>Häufigkeit</strong><br />

pro <strong>Atlas</strong>quadrant und ergibt sich aus <strong>der</strong> Sextantenfrequenz.<br />

Diese Karten sind erkennbar an ihren runden, in drei Klassen unterteilten<br />

Symbolen (klein – selten, mittel – mäßig häufig, groß<br />

– häufig).<br />

86


<strong>Atlas</strong>karte 50 x 50 km<br />

Die <strong>Atlas</strong>karten <strong>der</strong> Arten Bartgeier, Habichtskauz, Mornellregenpfeifer<br />

und Ziegenmelker werden in einem Abbildungsmaßstab<br />

von 50 x 50 km dargestellt.<br />

Dichtekarte<br />

Dichtekarten stellen die modellierte Revierdichte einer Art dar.<br />

Auf den Karten ist die Anzahl <strong>der</strong> Reviere pro km² dargestellt.<br />

Dichtekarten unterscheiden sich farblich von den Karten zu<br />

Vorkommenswahrscheinlichkeiten. Darüber hinaus variiert die<br />

Skala in Abhängigkeit von <strong>der</strong> behandelten Art. Die Karten sollen<br />

veranschaulichen, in welchen Gebieten es Dichtezentren gibt und<br />

welche Regionen weniger dicht besiedelt sind.<br />

Karte <strong>der</strong> Vorkommenswahrscheinlichkeit<br />

Mit den Methoden GLM bzw. MaxEnt konnte die Vorkommenswahrscheinlichkeit<br />

dargestellt werden. Die Karten zeigen, mit<br />

welcher Wahrscheinlichkeit eine Art während <strong>der</strong> <strong>Atlas</strong>periode<br />

aufgetreten ist. Ein Wert von 0,5 bedeutet, dass die Art mit einer<br />

Wahrscheinlichkeit von 50 % als Brutvogel vorkam. Im Zuge von<br />

GLM wurde die Vorkommenswahrscheinlichkeit pro Sextant, bei<br />

MaxEnt auf Basis eines 50-x-50-m-Rasters (0,25 ha) berechnet.<br />

Punktkarte<br />

Die Darstellung seltener Arten mit spärlichen Nachweisen und<br />

Koloniebrütern erfolgt in einer Punktkarte. Beobachtungen<br />

wurden zu Brutpaaren zusammengefasst und in einem 5-x-5-<br />

km-Quadrat, dem Viertel eines <strong>Atlas</strong>quadranten, aggregiert. Die<br />

Symbolik entspricht bis zu vier verschiedenen Größenklassen.<br />

Nur effektive Nachweise und berechtigte Vermutungen wurden<br />

für die Erstellung von Punktkarten herangezogen.<br />

Sextantenfrequenzkarte<br />

Die Verbreitungsdarstellung beschränkt sich auf die Summe <strong>der</strong><br />

Sextanten pro 5-x-5-km-Quadrat, in denen die jeweilige Art nachgewiesen<br />

wurde und heißt hier Sextantenfrequenzkarte. Artspezifisch<br />

kann auf den Karten zwischen einer hohen und vereinzelten<br />

Anzahl von Sextanten mit Nachweisen innerhalb von je<br />

25 km² unterschieden werden.<br />

Höhendiagramme<br />

Für die Darstellung <strong>der</strong> Höhenverbreitung kommen<br />

drei verschiedene Höhendiagramme zum<br />

Einsatz (s. Kap. 1.6.3). Bei den ersten beiden Diagrammtypen<br />

sind Unterschiede zwischen den<br />

Rand- und Zwischenalpen sowie den Innenalpen<br />

enthalten. Die Abgrenzung stellt eine Vereinfachung<br />

<strong>der</strong> in Abb. 4 abgebildeten forstlichen<br />

Wuchsgebiete dar.<br />

Innenalpen<br />

3200<br />

Rand− und Zwischenalpen<br />

3000<br />

2500<br />

Höhenverbreitung blau<br />

Bei Dichtemodellierungen ist <strong>der</strong> prozentuale Anteil am Bestand pro 100 m<br />

Höhenstufe in blauen Farbtönen abgebildet. Die Summe aller Balken ergibt<br />

also 100 %.<br />

Höhe (m)<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

0 3 6 9 12<br />

Anteil am Bestand (%)<br />

87


Innenalpen<br />

3200<br />

Rand− und Zwischenalpen<br />

3000<br />

Höhenverbreitung grün<br />

War die Datenqualität für eine Dichtemodellierung nicht ausreichend, wird<br />

im Höhendiagramm die mittlere Vorkommenswahrscheinlichkeit pro 100 m<br />

Höhenstufe in grünen Farbtönen illustriert. Hier ist das Aufsummieren <strong>der</strong><br />

Prozentanteile <strong>der</strong> einzelnen Balken nicht möglich bzw. nicht sinnvoll.<br />

Höhe (m)<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

0 5 10 15 20 25<br />

Vorkommenswahrscheinlichkeit (%)<br />

3200<br />

3000<br />

Höhenverbreitung gelb<br />

Bei seltenen Arten ist die Seehöhe <strong>der</strong> effektiven Nachweispunkte in orange<br />

gehalten, die Anzahl <strong>der</strong> Nachweise befindet sich in <strong>der</strong> Beschriftung<br />

<strong>der</strong> x-Achse. Dargestellt sind nur genau exakt verortete Nachweise mit<br />

exakten Höhenangaben, nicht aber jene Beobachtungen, die ohne genaue<br />

Lokalisierung einem Sextanten zugeordnet wurden. Bei diesem Diagramm<br />

entspricht die Summe aller Balken also 100 % aller exakt lokalisierten Sichtungen.<br />

Höhe (m)<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

0 5 10 15 20 25<br />

Anteil aller Nachweise (%)<br />

n = 16<br />

Basisdaten<br />

Die in den jeweiligen Artkapiteln enthaltenen<br />

Basisdaten umfassen den geschätzten Brutvogelbestand<br />

für Tirol während <strong>der</strong> <strong>Atlas</strong>periode<br />

2010–2018 und werden zu Beginn <strong>der</strong> Artkapitel<br />

in einheitlicher Form präsentiert. Zu Vergleichszwecken<br />

wurden auch die Bestandszahlen aus dem<br />

Schweizer Brutvogelatlas (2013–2016) angeführt. ABC<br />

Die Zahlen werden in Brutpaaren angegeben, sind<br />

im Fall des Tiroler Brutvogelatlas bei Hochrechnungen<br />

jedoch bei den meisten Arten auf Revierdichtewerte<br />

zurückzuführen. Des Weiteren sind<br />

Eckdaten zur Höhenverbreitung und Informationen<br />

zum phänologischen Auftreten und Brutstatus<br />

<strong>der</strong> Art enthalten. Neben dem EU-Code werden<br />

die Basisdaten durch Angaben zum Vorkommen<br />

in Tirol, <strong>der</strong> <strong>Atlas</strong>- und <strong>der</strong> Sextantenfrequenz<br />

abgerundet. Die beiden Letzteren beschreiben<br />

den prozentualen Anteil an <strong>Atlas</strong>quadranten bzw.<br />

Sextanten mit gültigen (zumindest Brut möglich)<br />

Nachweisen gemäß den Aufnahmekriterien für<br />

die <strong>Atlas</strong>periode 2010–2018. Die <strong>Atlas</strong>frequenz<br />

bezieht sich auf die 176 untersuchten <strong>Atlas</strong>quadranten,<br />

die Sextantenfrequenz auf die 3.360<br />

untersuchten Sextanten im Rahmen <strong>der</strong> <strong>Atlas</strong>frequenzkartierung<br />

inkl. <strong>der</strong> Kartierungen in den<br />

T-Rastern und Kilometerquadraten.<br />

Die Beschreibung des räumlichen Auftretens ergibt<br />

sich aus <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> besiedelten <strong>Atlas</strong>quadranten.<br />

Von einer flächendeckenden o<strong>der</strong> flächigen<br />

Verbreitung wird ab einer Besiedlung von<br />

allen Landesteilen (Bezirke) und mehr als 50 %<br />

<strong>der</strong> <strong>Atlas</strong>quadranten gesprochen (z. B. Buchfink).<br />

Der Begriff „flächendeckend“ bezieht sich nicht<br />

auf die Fläche, son<strong>der</strong>n auf das Auftreten in den<br />

<strong>Atlas</strong>quadranten. Kommt eine Art zwar in allen<br />

Landesteilen aber in weniger als 50 % <strong>der</strong> <strong>Atlas</strong>quadranten<br />

vor, gilt sie als regelmäßig (z. B. Baumpieper).<br />

Artspezifisch kann es teilweise zu Abweichungen<br />

kommen; so wurde etwa die Goldammer<br />

als regelmäßig eingestuft, obwohl sie zwar in mehr<br />

als <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> <strong>Atlas</strong>quadranten anwesend ist,<br />

diese jedoch mitunter nur lokal besiedelt. Ist keine<br />

flächendeckende o<strong>der</strong> regelmäßige Verbreitung in<br />

allen Landesteilen erkennbar, wird die Art als zerstreut<br />

eingestuft. Als lückig gilt eine Art, wenn<br />

größere, besiedelte Gebiete von größeren unbesiedelten<br />

unterbrochen sind (Cluster). Einige Arten<br />

wie etwa typische <strong>Brutvögel</strong> von Siedlungsgebieten<br />

(z. B. Haussperling, Rauchschwalbe, Girlitz)<br />

wurden aufgrund des eher begrenzten möglichen<br />

Lebensraums in Tirol als zerstreut bzw. lückig verbreitet<br />

eingestuft, obwohl die <strong>Atlas</strong>frequenz > 50 %<br />

und somit eigentlich „flächendeckend“ war. Begrenzen<br />

sich Nachweise auf einzelne Landesteile<br />

(z. B. Osttirol), gilt die Art als regional. Für den<br />

Fall, dass nur einzelne <strong>Atlas</strong>quadranten und diese<br />

in großem Abstand zueinan<strong>der</strong> besetzt sind, wird<br />

die Art als lokal eingestuft (z. B. Pirol).<br />

Die <strong>Häufigkeit</strong>sklasse <strong>der</strong> <strong>Brutvögel</strong> richtet sich<br />

nach Bestandsgröße und wird nach Größenklassen<br />

getrennt. Als Kleinvögel gelten alle Vogelarten<br />

bis zur Drosselgröße. Alle Arten, die schwerer als<br />

eine Misteldrossel (130 g) sind, werden als Groß-<br />

88


Kategorie<br />

Kleinvögel<br />

Brutpaare<br />

Großvögel<br />

sehr häufig > 50.000 > 10.000<br />

häufig > 10.000-50.000 > 1.000-10.000<br />

mäßig häufig > 1.000-10.000 > 100-1.000<br />

selten 100-1.000 20-100<br />

sehr selten < 100 < 20<br />

Tab. 10: <strong>Häufigkeit</strong>sklassen <strong>der</strong> Tiroler <strong>Brutvögel</strong><br />

vögel bezeichnet. Auch hier kam es teilweise zu<br />

pragmatischen Modifikationen; so wurden z. B.<br />

alle Spechte (bis auf Kleinspecht und Wendehals)<br />

als Großvögel eingestuft. Die Einteilung ist Tabelle<br />

10 zu entnehmen.<br />

Neben <strong>der</strong> Basisinformation finden sich die Beschreibungen.<br />

Zu Beginn wird das Vorkommen<br />

in Mitteleuropa, den Alpen und in Österreich<br />

sowie gegebenenfalls <strong>der</strong> Schweiz einschließlich<br />

<strong>der</strong> Höhenverbreitung dargestellt. Daran schließt<br />

eine kurze Beschreibung <strong>der</strong> Lebensraumansprüche<br />

<strong>der</strong> Art an, bevor auf die aktuelle geografische<br />

Verbreitung und besiedelte Habitate in Tirol eingegangen<br />

wird. Darauf folgend wird die Höhenverbreitung<br />

in Tirol angeführt, wobei hier auch<br />

– sofern vorhanden – auf den höchsten belegten<br />

Brutnachweis einschließlich Beobachtungsjahr<br />

Bezug genommen wird. Teilweise wird auf die<br />

höchsten Brutnachweise in Nachbarlän<strong>der</strong>n (z. B.<br />

Schweiz) verwiesen. Abschließend werden die Bestandsschätzung<br />

für Tirol erläutert und – wenn<br />

möglich – Angaben zur Siedlungsdichte gemacht,<br />

wobei Höchstwerte und teilweise auch Mittelwerte<br />

angegeben werden. Gegebenenfalls werden<br />

diese Daten mit Siedlungsdichteangaben aus Mitteleuropa,<br />

<strong>der</strong> Schweiz und Österreich in Bezug<br />

gesetzt. Zusätzlich befindet sich in jedem Artkapitel<br />

eine englische Zusammenfassung, in <strong>der</strong> aktuelle<br />

Verbreitung, besiedelte Habitate in Tirol,<br />

Höhenverbreitung, Bestandschätzung und Siedlungsdichte<br />

kurz beschrieben werden.<br />

Bei Arten ohne rezentes Brutvorkommen in Tirol<br />

bzw. mit unregelmäßigen Bruten verkürzt sich <strong>der</strong><br />

jeweilige Arttext um besiedelte Habitate, Höhenverbreitung<br />

sowie Auftreten in Tirol und wird<br />

durch einen Umriss <strong>der</strong> gegenwärtigen Situation<br />

und gegebenenfalls einen Ausblick ersetzt.<br />

A guide to the species chapters<br />

The following overview provides a guide on the respective<br />

information given in the species chapters of the<br />

present atlas. Each confirmed breeding bird species is<br />

described in a complete, full-length chapter; all others<br />

(possible/missing/lost/non-native breeding bird species)<br />

are covered in short chapters of different length.<br />

Basic information & short summary:<br />

The introductory text passages describe the respective<br />

breeding bird species in terms of distribution in Europe,<br />

in the Alpine region and in Austria as well as – specific<br />

for the Tyrolean population – the basic habitat<br />

requirements, the distribution and populated habitats,<br />

the altitudinal distribution and population estimation<br />

as well as population densities.<br />

Each of these passages closes with a short English summary,<br />

outlining the most important information on the<br />

regarding species.<br />

A three-part info box sums up the information outlined<br />

below; depending on the status of the different species,<br />

the extent of the info boxes varies.<br />

Maps:<br />

Depending on the occurrence and status of the different<br />

Tyrolean breeding bird species, a selection of different<br />

maps and charts give further, more detailed information<br />

on their distribution, population densities or probability<br />

of occurrence.<br />

Status in Tirol<br />

Zugverhalten [1]<br />

Brutstatus [2]<br />

<strong>Atlas</strong>frequenz [3]<br />

Sextantenfrequenz [4]<br />

EU–Code [5]<br />

Geschätzter Bestand [6]<br />

Tirol (2010–2018) [a]<br />

Schweiz (2013–2016) [b]<br />

Höhenverbreitung in Tirol [7]<br />

MW [a]<br />

Min [b]<br />

Max [c]<br />

89


[1] Migratory behaviour<br />

[2] Breeding status in Tyrol status<br />

Standvogel<br />

sedentary species<br />

Zugvogel<br />

migratory species<br />

Brutvogel<br />

breeding bird<br />

Teilzieher<br />

partially migratory species<br />

Neozoon<br />

non-native species<br />

[3] <strong>Atlas</strong> frequency<br />

percentage of atlas grids where the<br />

species was recorded<br />

distribution<br />

möglicher Brutvogel<br />

possible breeding bird<br />

flächendeckend<br />

widespread occurrence<br />

verschwunden/verschollen<br />

missing/lost species<br />

lückig<br />

fragmented occurrence<br />

[4] Sextant frequency<br />

percentage of sextants where the<br />

species was recorded<br />

regelmäßig<br />

regular occurrence<br />

zerstreut<br />

scattered occurrence<br />

regional<br />

regional occurrence<br />

lokal<br />

local occurrence<br />

[5] EU Code<br />

including information on the species-relevant<br />

annexes of the Birds<br />

Directive<br />

abundance<br />

sehr häufig<br />

very frequent<br />

selten<br />

rare<br />

historic context<br />

häufig<br />

frequent<br />

mäßig häufig<br />

mo<strong>der</strong>ately frequent<br />

sehr selten<br />

very rare<br />

ohne eindeutigen historischen Brutbeleg<br />

former breeding unconfirmed<br />

mit eindeutigem historischen Brutbeleg<br />

former breeding confirmed<br />

[6] Population estimate<br />

Brutpaare = breeding pairs; Hähne =<br />

males; for [a] Tyrol and [b] Switzerland<br />

[7] Altitudinal distribution [a] mean, [b] min and [c] max<br />

<strong>Atlas</strong> map qualitative<br />

In case no quantification of the records was feasible, a simple<br />

illustration with purple rhombuses was chosen, attributing each<br />

square to at least one valid record of the species.<br />

<strong>Atlas</strong> map semiquantitative<br />

<strong>Atlas</strong> grid maps are used for each species for which at least one<br />

valid record during the specific breeding season was available.<br />

If feasible, the map gives semi-quantitative information on the<br />

frequency of occurrence per 10-km square, indicated in purple<br />

circles of varying size (small = rare = "selten”; medium = mo<strong>der</strong>ately<br />

frequent = “mäßig häufig”; large = frequent = “häufig”).<br />

<strong>Atlas</strong> map 50 x 50 km<br />

For Bearded Vulture, Ural Owl, Eurasian Dotterel and European<br />

Nightjar, this information is shown at a larger scale where 50-km<br />

grids are indicated in red.<br />

Density map<br />

For frequent and widely distributed species, modelling of the respective<br />

population density was possible. The density maps show<br />

the number of territories or breeding pairs per km 2 . Density maps<br />

are differing colour-wise from maps describing probability of occurrence.<br />

The scales used in the maps are varying, depending on<br />

the respective species.<br />

Probability of occurrence<br />

For those species where a density map was not feasible, the distribution<br />

map shows the probability of occurrence. This probability<br />

is either based on a Generalized Linear Model (GLM) or<br />

MaxEnt, which is indicated in the caption of each map. There is<br />

no colour differentiation between the two types of maps, but the<br />

regarding scales are differing: in GLM-based maps, the probability<br />

of occurrence refers to a sextant; in MaxEnt-based maps to a 50<br />

m grid (0.25 ha).<br />

90


Point map<br />

For those species with only sparse records as well as colony<br />

bree<strong>der</strong>s, point maps are used to show their occurrences. The<br />

records are assembled to breeding pairs in a 5-km square, which<br />

corresponds to a quarter of an atlas grid. The maps illustrate up<br />

to four different point sizes. For those maps, only actual records<br />

or eligible expert assumptions on occurrences were used; there<br />

is no claim to completeness for those maps.<br />

Sextant frequency map<br />

Sextant frequency maps were used for Rock Dove, Eurasian Collared-dove,<br />

Black Stork, Yellow-legged Gull and Wallcreeper; they<br />

refer to the sum of sextants per 5-km grid, in which the species<br />

was recorded. The varying colour saturation indicates the number<br />

of sextants with valid records within the regarding 25-km 2 area.<br />

Charts on the altitudinal distribution:<br />

Depending on the available data on the distribution<br />

and population density of each species, different charts<br />

to illustrate the altitudinal distribution are used.<br />

Altitudinal distribution in blue<br />

If a sufficient density model was possible, the percentage of the population<br />

is shown per 100 m in a blue-coloured graph. The values of all bars sum up<br />

to 100 %. The light blue bars stand for the inner Alps, the dark blue ones for<br />

the peripheral and intermediate alpine regions.<br />

3200<br />

3000<br />

2500<br />

Innenalpen<br />

Rand− und Zwischenalpen<br />

Höhe (m)<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

0 3 6 9 12<br />

Anteil am Bestand (%)<br />

Altitudinal distribution in green<br />

If the distribution of a species was modelled, the mean probability of occurrence<br />

per 100 m is illustrated in green tones. The bars may not be added<br />

up to 100 %. In this case, it’s important to consi<strong>der</strong> that not only the altitude,<br />

but also many other environmental variables have been included for<br />

the modelling. The light green bars stand for the inner Alps, the dark green<br />

ones for the peripheral and intermediate alpine regions.<br />

Höhe (m)<br />

3200<br />

3000<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

Innenalpen<br />

Rand− und Zwischenalpen<br />

1000<br />

500<br />

0 5 10 15 20 25<br />

Vorkommenswahrscheinlichkeit (%)<br />

Altitudinal distribution in yellow<br />

In the case of rare species, the altitude of each detection point is shown in<br />

orange; the number of sightings is shown along the x-axis. Only precisely<br />

located records with exact altitudinal information were used for these diagrams.<br />

The sum of all bars corresponds to 100 % of all precisely localised<br />

sightings.<br />

Höhe (m)<br />

3200<br />

3000<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

0 5 10 15 20 25<br />

Anteil aller Nachweise (%)<br />

n = 16<br />

91


Braunkehlchen (Saxicola rubetra) Foto: Elmar Mayr<br />

92


ARTKAPITEL<br />

93


WACHTEL<br />

Coturnix coturnix | Common Quail<br />

Foto: Heinz Kolland<br />

Die Wachtel ist ein verbreiteter Brutvogel in Mitteleuropa<br />

mit Bestandsschwerpunkt im Osten (Ungarn,<br />

Polen). KVM In Österreich ist die Art außeralpin relativ<br />

weit verbreitet, im Bergland gibt es hingegen oft<br />

nur zerstreute o<strong>der</strong> lokale Vorkommen. ABÖ, ÖBI Inneralpine<br />

Verbreitungsschwerpunkte sind z. B. im Salzburger<br />

Lungau, in <strong>der</strong> Steiermark das Enns- und Murtal<br />

und <strong>der</strong> Neumarkter Sattel und in Kärnten das<br />

Klagenfurter Becken, das Krappfeld und das untere<br />

Gurktal. ABÖ, AFK Der Großteil <strong>der</strong> Vorkommen befindet<br />

sich unter 1000 m, in den Alpen kann die Verbreitung<br />

teilweise aber bis in die subalpine Stufe reichen<br />

(z. B. Vorarlberg). ABÖ In <strong>der</strong> Schweiz kommt die Wachtel<br />

vor allem im Mittelland und im Jura zwischen 400 und<br />

1200 m vor, es sind jedoch auch Vorkommen bis in die alpine<br />

Stufe bekannt. ABC In Deutschland ist die Art überwiegend<br />

bis ca. 700 m verbreitet, die höchsten Sänger<br />

wurden im Schwarzwald und in den Bayerischen Alpen<br />

bis 1100–1180 m nachgewiesen. ABD<br />

Lebensraumansprüche<br />

Der bevorzugte Lebensraum <strong>der</strong> Wachtel ist offenes,<br />

baumarmes Kulturland, wobei sie sowohl in Ackerbaugebieten<br />

als auch Gegenden mit extensiver Grünlandnutzung<br />

ABC, KVM, ABÖ, ÖBI<br />

vorkommt.<br />

In ackerdominierten Regionen werden hauptsächlich<br />

Getreidefel<strong>der</strong> (zunächst Wintergetreide, im späteren<br />

Brutverlauf auch Sommergetreide) sowie Hackfrucht-<br />

ABC, KVM, ABÖ, 162<br />

äcker, Luzerne- und Kleeschläge besiedelt.<br />

Das Vorhandensein von größeren Brachen kann ein Vorkommen<br />

begünstigen. AFK, 87 Wiesen sind vor allem dann<br />

als Habitat geeignet, wenn sie wenig intensiv bewirtschaftet<br />

werden wie Streuwiesen in tieferen Lagen o<strong>der</strong><br />

ABC, ABÖ<br />

spät gemähte Wiesen in Hochlagen.<br />

Aktuelle geografische Verbreitung<br />

und besiedelte Habitate in Tirol<br />

In Tirol besiedelt die Wachtel ähnliche <strong>Lebensräume</strong> wie<br />

die Feldlerche, sie ist allerdings viel seltener, und ihre Vorkommen<br />

sind auf tiefere Lagen beschränkt. Der Verbreitungsschwerpunkt<br />

befindet sich in Ackerbaugebieten breiter<br />

Alpentäler und Mittelgebirgsterrassen bis ca. 1000 m, RLT<br />

wobei vor allem Getreideanbau für eine Ansiedelung in<br />

Tallagen wichtig ist. 62 Aktuelle Registrierungen in solchen<br />

<strong>Lebensräume</strong>n gab es im mittleren Inntal zwischen<br />

94


Status in Tirol<br />

Zugverhalten Zugvogel<br />

Brutstatus<br />

lokal verbreiteter, sehr seltener Brutvogel<br />

<strong>Atlas</strong>frequenz 7 %<br />

Sextantenfrequenz -<br />

EU–Code<br />

A113, Anhang II B (auch in Österreich)<br />

Geschätzter Bestand (Hähne)<br />

Tirol (2010–2018) 15–30<br />

Schweiz (2013–2016) ABC 500–2.000<br />

Höhenverbreitung in Tirol<br />

MW<br />

900 m<br />

Min<br />

570 m<br />

Max<br />

1480 m<br />

Innsbruck und Mils (bei Hall), im Oberinntal bei Silz,<br />

am Mieminger Plateau (Untermieming), im Gurgltal<br />

bei Tarrenz, im Lienzer Becken (Lienz, Nußdorf-Debant,<br />

Dölsach, Iselsberg) und im unteren Drautal (Nikolsdorf).<br />

Auch das Mittelgebirge südlich von Innsbruck<br />

(Sistrans–Patsch) weist geeignete Habitate auf,<br />

aktuelle Beobachtungen gab es dort aber nicht. Nachweise<br />

in extensiven Grünlandgebieten sind während<br />

<strong>der</strong> <strong>Atlas</strong>periode in Nordtirol aus den folgenden Gebieten<br />

dokumentiert: Nau<strong>der</strong>s, Serfaus, Stanz, Ehrwal<strong>der</strong><br />

Becken und Gries am Brenner. In Osttirol wurden<br />

– abseits des Drautals – singende Männchen in einem<br />

Wiesengebiet im Talboden bei Matrei in Osttirol und<br />

im hinteren Defereggental bei Ladstatt (St. Jakob i. D.)<br />

registriert.<br />

Höhenverbreitung in Tirol<br />

Von 16 exakt lokalisierten Nachweisen lagen neun unter<br />

800 m, drei zwischen 800 und 1100 m, und vier zwischen<br />

1300 und 1500 m. 14 Nachweise waren nicht genau verortet,<br />

bei einer weiteren Registrierung eines singenden<br />

Männchens am 26. 06. 2014 im Bereich des Heubergs<br />

(Lechtal) wurde jedoch die Höhe von 1800 m notiert. Bei<br />

dieser sehr isolierten Registrierung dürfte es sich wahrscheinlich<br />

aber nur um einen Durchzügler gehandelt haben,<br />

vielleicht kam es auch zu einer Verwechslung mit<br />

Punktkarte - point map<br />

95


dem dort vorkommenden Steinhuhn, weshalb die Meldung<br />

nicht gewertet wurde. Vermutlich befindet sich im<br />

weitläufigen Wiesengebiet von Nau<strong>der</strong>s das höchstgelegene,<br />

regelmäßige Vorkommen in Tirol (Nachweise bis<br />

1480 m). In <strong>der</strong> Schweiz gelang <strong>der</strong> höchste Brutnachweis<br />

auf 940 m im Oberengadin, die höchsten Sänger<br />

wurden bei 2350–2400 m registriert. ABC<br />

großen Gebiet auf Basis von Linientaxierungen hohe<br />

Dichten ermittelt werden (8,5–13 Rev./100 ha, auf 152,5<br />

ha Untersuchungsfläche), wobei acht von zehn Revieren<br />

in Getreidefel<strong>der</strong>n festgestellt wurden. AFK, 162 Siedlungsdichten<br />

in Mitteleuropa liegen meist bei 0,1–4 singenden<br />

Männchen/100 ha. KVM<br />

Andreas Danzl<br />

Bestandschätzung für Tirol und Siedlungsdichte<br />

Die Bestandserfassung dieser sehr versteckt lebenden<br />

Art ist schwierig, und die Anwesenheit singen<strong>der</strong> Männchen<br />

lässt keine gesicherten Rückschlüsse auf tatsächliche<br />

Brutvorkommen zu. Als „Invasionsvogelart“ kann es<br />

zu sehr starken jährlichen Bestandsschwankungen kommen;<br />

auch größere Verlagerungen <strong>der</strong> Reviere innerhalb<br />

<strong>der</strong> Brutzeit sind möglich. KVM, RLT, MBD Telemetrie-Untersuchungen<br />

zeigten etwa in Brandenburg, dass 20 von 28<br />

besen<strong>der</strong>ten Männchen weniger als 15 Tage im Untersuchungsgebiet<br />

verblieben. 87 Daher sind Angaben zur Siedlungsdichte<br />

mit Vorsicht zu betrachten. In Tirol gelang in<br />

<strong>der</strong> <strong>Atlas</strong>periode kein Brutnachweis. Insgesamt wird die<br />

Anzahl singen<strong>der</strong> Männchen in Tirol unter Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> arttypischen großen Schwankungen auf 15–30<br />

Hähne geschätzt. Der tatsächliche Brutbestand dürfte<br />

wohl darunter liegen, da in Mitteleuropa <strong>der</strong> Nichtbrüteranteil<br />

hoch sein kann bzw. teilweise auch mit singenden<br />

Durchzüglern zu rechnen ist. KVM In <strong>der</strong> <strong>Atlas</strong>periode<br />

wurden in Tirol meist nur einzelne Sänger angetroffen,<br />

sodass Angaben zur Abundanz nicht sinnvoll sind. Frühere<br />

Untersuchungen ergaben z. B. in einem Ackerbaugebiet<br />

bei Stams–Silz–Haiming mit vielen Getreidefel<strong>der</strong>n<br />

(13–15 % <strong>der</strong> Fläche) 3–5 singende Männchen auf 3,78 km². 62<br />

Im Krappfeld (Kärnten) konnten in einem ca. 28 km 2<br />

Höhe (m)<br />

3200<br />

3000<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

0 5 10 15 20 25<br />

Anteil aller Nachweise (%)<br />

n = 16<br />

Höhenverbreitung exakt verorteter Nachweise -<br />

altitudinal distribution of precisely located records<br />

Summary<br />

The Common Quail inhabits open cultural landscapes<br />

with arable fields or extensively used grassland.<br />

In Tyrol, it is mainly distributed in broad valleys up<br />

to 1000 m, where its preferred habitat are cornfields.<br />

In higher altitudes up to 1500 m, it mainly occurs in<br />

meadows. In North Tyrol, singing males were found<br />

between Innsbruck and Hall, at Silz, Untermieming,<br />

Tarrenz, Biberwier, Stanz, Serfaus, Nau<strong>der</strong>s, Gries am<br />

Brenner and Häselgehr. In East Tyrol, the species was<br />

detected in the surroundings of Lienz, Matrei i. O. and<br />

St. Jakob i. Defereggen. The population includes an estimated<br />

15–30 singing males; large fluctuations can be<br />

expected between years.<br />

Wachtel (Foto: Otto Samwald)<br />

96


STEINHUHN<br />

Alectoris graeca | Rock Partridge<br />

Foto: Elmar Mayr<br />

Das Steinhuhn kommt in Europa von Sizilien über den<br />

Apennin und die Alpen weiter bis über den Balkan nach<br />

Griechenland vor. In Mitteleuropa ist die Unterart saxatilis<br />

ein Gebirgsvogel <strong>der</strong> Subalpin- bis Alpinstufe<br />

mit einem Bestand (Jahrtausendwende) von 3.900–5.200<br />

Brutpaaren. KVM In <strong>der</strong> Schweiz wird aktuell (2013–2016)<br />

von 2.500–4.500 Paaren ausgegangen, <strong>der</strong> Verbreitungsschwerpunkt<br />

liegt zwischen 1700 und 2500 m. Familien<br />

wurden bis zu einer Höhe von 2860 m beobachtet, singende<br />

Hähne konnten noch in tiefen Lagen zwischen<br />

600 und 1000 m registriert werden. ABC In Österreich lag<br />

in den 1980er-Jahren <strong>der</strong> Schwerpunkt <strong>der</strong> Vorkommen<br />

zwischen 1600 und 2100 m. ABÖ<br />

Der aktuelle Bestand (2013–2018) ÖBII wird unter Einbeziehung<br />

<strong>der</strong> 500 Brutpaare für Kärnten AFK (Schätzung Jahrtausendwende)<br />

und ohne den neuen Tiroler Auswertungen<br />

mit 700–1.200 Brutpaaren für Gesamtösterreich<br />

wohl deutlich unterschätzt. ÖBII<br />

Aktuelle<br />

Lebensraumansprüche<br />

In den Alpen besiedelt das Steinhuhn vorzugsweise<br />

strukturreiche, sonnenexponierte Steilhänge mit abwechslungsreichem<br />

Mosaik aus grasdominierten Rasengesellschaften,<br />

Zwergstrauchheiden, Blockfel<strong>der</strong>n, Felsen,<br />

einzelnen Sträuchern o<strong>der</strong><br />

AFK, KVM, ABÖ, ABC<br />

Bäumen.<br />

geografische Verbreitung<br />

und besiedelte Habitate in Tirol<br />

In Tirol kommt das Steinhuhn vor allem im Zentralalpenbereich<br />

<strong>der</strong> Ötztaler und Stubaier Alpen, im Brennergebiet<br />

sowie in Osttirol vor. Erst in den letzten zehn<br />

Jahren wurden mehrere neue Vorkommen in den Nördlichen<br />

Kalkalpen (oberes Lechtal zwischen Häselgehr und<br />

Bach bzw. Nordkette, Karwendeltäler, Tuxer Alpen) entdeckt.<br />

Die nicht einfach nachzuweisende Art ist als mäßig<br />

häufig mit lückiger Verbreitung einzustufen. Hohe<br />

Vorkommenswahrscheinlichkeiten entlang <strong>der</strong> eher<br />

südexponierten Talflanken <strong>der</strong> Samnaungruppe über<br />

die Ötztaler und Stubaier Alpen bis zum Defereggengebirge,<br />

den Hohen Tauern und <strong>der</strong> Schobergruppe sind<br />

auffällig. Vielfach dürften grenznahe Vorkommen wie<br />

im Brennergebiet, dem hinteren Zillertal und im Paznauntal<br />

(Fimbatal bei Ischgl) stark mit Beständen <strong>der</strong><br />

südlich angrenzenden Regionen Südtirols o<strong>der</strong> Engadins<br />

im Austausch stehen. Im Zuge <strong>der</strong> <strong>Atlas</strong>periode konnten<br />

auch mehrere Brutnachweise erbracht werden, sie<br />

stammen aus dem Defereggengebirge (Villgratental) und<br />

<strong>der</strong> Schobergruppe (Iseltal) sowie den östlichen Seitentälern<br />

des Wipptals in den Finaulmäh<strong>der</strong>n bei Vals und<br />

dem hinteren Schmirntal. Frühzeitig schneefreie und<br />

sonnenexponierte Steilhänge sowie Lawinenrinnen, die<br />

97


Status in Tirol<br />

Zugverhalten<br />

Brutstatus<br />

<strong>Atlas</strong>frequenz 33 %<br />

Sextantenfrequenz 1,1 %<br />

EU–Code<br />

Standvogel<br />

lückig verbreiteter,<br />

mäßig häufiger Brutvogel<br />

A109, Anhang I & II A<br />

Geschätzter Bestand (Brutpaare)<br />

Tirol (2010–2018) 800–1.100<br />

Schweiz (2013–2016) ABC 2.500–4.500<br />

über große Distanz bis in Tallagen reichen, sind wichtige<br />

Merkmale <strong>der</strong> Bruthabitate in Tirol. Steindurchsetzte,<br />

alpine Rasen und vielfach bewirtschaftete o<strong>der</strong> kürzlich<br />

aufgelassene Bergmähwiesen sind bevorzugte Brutgebiete.<br />

Durch verstärkte Wie<strong>der</strong>bewaldung und Verbuschung,<br />

z. B. durch Krummholzbestände (Grünerlen,<br />

Latschen) infolge Aufgabe und Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> landwirtschaftlichen<br />

Nutzung o<strong>der</strong> Lawinenverbauungen, gehen<br />

sukzessive geeignete <strong>Lebensräume</strong> verloren.<br />

Höhenverbreitung in Tirol<br />

MW<br />

Min<br />

Max<br />

2240 m<br />

1570 m<br />

2760 m<br />

Höhenverbreitung in Tirol<br />

Der Großteil des Tiroler Bestands kommt in einer Höhe<br />

von 2000 bis 2400 m (MW 2240 m) vor, wobei die Vorkommen<br />

in den Nördlichen Kalkalpen ca. 200 m tiefer<br />

liegen. Die niedrigsten Reviere sind auf 1570 m in den<br />

Mäh<strong>der</strong>n oberhalb von Vals zu finden, die höchsten<br />

Nachweise wurden auf 2760 m am Hohen Gemeindekopf<br />

(Pitztal) getätigt. Der höchste Brutnachweis konnte<br />

im Jahr 2013 auf 2240 m oberhalb von Ainet gefunden<br />

werden, <strong>der</strong> niedrigste im Jahr 2018 auf 1630 m in den<br />

Bergmäh<strong>der</strong>n nördlich von Vals.<br />

Bestandschätzung für Tirol und Siedlungsdichte<br />

Der Brutbestand dieser eher heimlichen Art wird für Tirol<br />

vorsichtig auf 800–1.100 Paare geschätzt, wobei aufgrund<br />

<strong>der</strong> Vorkommen im Oberinntal die Bestände in<br />

Vorkommenswahrscheinlichkeit – probability of occurrence (MaxEnt)<br />

98


Höhe (m)<br />

3200<br />

3000<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

Innenalpen<br />

Rand− und Zwischenalpen<br />

0 5 10 15<br />

Vorkommenswahrscheinlichkeit (%)<br />

Höhenverbreitung, Vorkommenswahrscheinlichkeit –<br />

altitudinal distribution, probability of occurrence (MaxEnt)<br />

Nordtirol mit geschätzten 500 bis 700 Paaren über den<br />

Vorkommen in Osttirol (300–400 Paare) liegen dürften.<br />

In Tirol wurden Dichtewerte von 0,1–1,4 Revieren/100 ha<br />

(Mittelwert 0,8 Rev./100 ha) ermittelt, mit Maximalwerten<br />

von 1,4 Revieren/100 ha in den Stubaier Alpen (St.<br />

Sigmund im Sellrain), östlich von Sölden (1,2 Rev./100<br />

ha) sowie in den Hohen Tauern (0,9 Rev./100 ha Matrei<br />

i. O.). In sehr gut geeigneten Gebieten Kärntens wurden<br />

zur Jahrtausendwende 1–2 Reviere/100 ha gefunden. AFK<br />

In <strong>der</strong> Schweiz (1993–1996) lag die Brutpaardichte bei<br />

0,05–1 Revieren/100 ha, wobei in Graubünden 4 Reviere/100<br />

ha gezählt wurden.<br />

179, 242<br />

Reinhard Lentner<br />

Summary<br />

As a mo<strong>der</strong>ately frequent breeding bird, the Rock<br />

Partridge is mainly found in the central alpine region<br />

of Tyrol in the Ötztal and Stubai Alps as well as the<br />

region around Brenner Pass and East Tyrol. During<br />

the last ten years, a number of smaller occurrences in<br />

the Northern Limestone Alps was detected. Rock Partridges<br />

mainly breed in warm mountain slopes facing<br />

south. As the species is rather difficult to detect, the<br />

population calculation was done quite conservatively,<br />

resulting in an estimated 800–1,100 breeding pairs.<br />

Densities of 0.1–1.4 territories/100 ha were found. The<br />

majority of Rock Partridges are located between 2000<br />

and 2400 m. Territories in general ranged from 1570<br />

to 2760 m with highest breeding events at 2240 m and<br />

lowest at 1630 m.<br />

Steinhuhn (Foto: Elmar Mayr)<br />

99


JAGDFASAN<br />

Phasianus colchicus | Common Pheasant<br />

Foto: Florian Lehne<br />

Das natürliche Verbreitungsgebiet des Jagdfasans erstreckt<br />

sich vom Schwarzen Meer ostwärts bis China.<br />

Bereits seit <strong>der</strong> Antike wird die Art weltweit aus jagdlichen<br />

Gründen ausgesetzt. In West- und Mitteleuropa ist<br />

<strong>der</strong> Jagdfasan aufgrund vieler Aussetzungen unterschiedlichster<br />

Unterarten und Kreuzungen in den Nie<strong>der</strong>ungen<br />

unterhalb von 600 m weit verbreitet. Die Populationen<br />

sind weitgehend von Hege abhängig. Der mitteleuropäische<br />

Bestand um die Jahrtausendwende wird auf 0,8–1,3<br />

Millionen Paare geschätzt. KVM<br />

Auch in Österreich wurde und wird die Art aus jagdlichen<br />

Gründen in großer Zahl ausgesetzt. Der Großteil<br />

aller Brutvorkommen liegt unterhalb von 500 m im Osten<br />

Österreichs außerhalb <strong>der</strong> Alpen sowie im Rheintal.<br />

ÖBI In <strong>der</strong> Schweiz beschränkt sich das Vorkommen<br />

auf wenige Kantone, vor allem auf die Region um Genf.<br />

Jagdfasane besiedeln vorwiegend offenes und halboffenes<br />

Kulturland mit Hecken und Flurgehölzen.<br />

Während <strong>der</strong> <strong>Atlas</strong>periode wurden vor allem Nachweise<br />

in Osttirol (Lienzer Becken) gefunden, die bis auf 810 m<br />

bei Grafendorf in <strong>der</strong> Gemeinde Gaimberg reichen. Am<br />

31. 03. 2018 wurde im Bereich <strong>der</strong> Iselmündung ein balzen<strong>der</strong><br />

Hahn gehört; es kann dabei nicht ausgeschlossen<br />

werden, dass es sich um ein Exemplar aus einem Gehege<br />

handelte. Weitere Beobachtungen finden sich in Nordtirol<br />

bei Flaurling sowie bei Tumpen im Ötztal mit dem<br />

höchsten Nachweis auf 930 m Seehöhe.<br />

Der Jagdfasan gilt in Tirol als faunenfrem<strong>der</strong> Gefangenschaftsflüchtling<br />

mit fallweisem Auftreten im Freiland<br />

in Nord- und Osttirol. Aussetzungen kamen immer wie<strong>der</strong><br />

vor, z. B. Terfens 1988. Ob Fasane in Tirol jemals<br />

erfolgreich gebrütet haben, ist nicht belegt. AST Die aktuellen<br />

Nachweise dürften allesamt auf entkommene Tiere<br />

aus Gehegehaltungen o<strong>der</strong> Aussetzungen zu jagdlichen<br />

Zwecken zurückzuführen sein. Von einem aktuellen<br />

Brutbestand wird nicht ausgegangen.<br />

Reinhard Lentner<br />

Summary<br />

In Tyrol, as in the rest of Austria, the Common Pheasant<br />

was introduced mainly in the course of hunting<br />

activities; some individuals may have also escaped<br />

from captivity. Although the species was found both in<br />

North and East Tyrol, there is no proof that the species<br />

ever bred here.<br />

100


Status in Tirol<br />

Brutstatus<br />

EU–Code<br />

möglicher Brutvogel ohne eindeutigen<br />

historischen Brutbeleg (Neozoon)<br />

A115, Anhang II A<br />

Geschätzter Bestand (Brutpaare)<br />

Tirol (2010–2018) 0–1<br />

Schweiz (2013–2016) ABC 40–60<br />

Jagdfasan (Foto: Felix Lassacher)<br />

101


REBHUHN<br />

Perdix perdix | Grey Partridge<br />

Foto: Christian Ragger<br />

Das Rebhuhn ist in Mitteleuropa ein Brutvogel offener,<br />

reich geglie<strong>der</strong>ter Agrargebiete. Wichtig sind kleinflächige<br />

Nutzung mit unterschiedlichen Kulturen und das<br />

Vorhandensein von Feldrainen, Brachen und Hecken, sodass<br />

ganzjährig ausreichend Nahrung und Deckung verfügbar<br />

sind.<br />

KVM, ABÖ<br />

In Österreich liegen die Vorkommen im Osten, im nördlichen<br />

Alpenvorland und in <strong>der</strong> Böhmischen Masse sowie<br />

vereinzelt auch in südlichen Landesteilen. ABÖ, ÖBI Der<br />

Großteil <strong>der</strong> Brutgebiete befindet sich unter 600 m, in <strong>der</strong><br />

Böhmischen Masse z. T. bis 950 m Seehöhe. ÖBI Inneralpin<br />

sind kaum Nachweise bekannt, rezent gab es einen bemerkenswerten<br />

Brutnachweis im Lungau auf 1000 m. ÖBI<br />

Der österreichische Bestand wird auf 5.000–10.000 Paare<br />

geschätzt. ÖBII<br />

In Deutschland kommt die Art noch relativ verbreitet<br />

vor, fehlt jedoch im südlichen Teil des Alpenvorlands<br />

und in den Alpen. Im nördlichen Alpenvorland ist das<br />

Rebhuhn z. B. im Donaugebiet und <strong>der</strong> Hallertau zu finden.<br />

ABD In <strong>der</strong> Schweiz gab es zwischen 2013 und 2016<br />

nur mehr einen sehr kleinen Restbestand von 5–10 Paaren,<br />

ABC 2019 konnten keine Wildvögel mehr festgestellt<br />

werden, sodass dort nicht mehr mit einem Wie<strong>der</strong>aufkommen<br />

<strong>der</strong> Art gerechnet wird. 129<br />

Seit den 1980er-/1990er-Jahren kam es in <strong>der</strong> Schweiz,<br />

Österreich und Deutschland zu sehr großen Bestandsrückgängen<br />

von 80–90 %.<br />

ABC, ABD, 129, 258<br />

In Osttirol gelang am 06. 06. 2013 die Beobachtung von<br />

zwei Exemplaren im Talboden östlich von Lienz, wobei<br />

es sich um ausgesetzte Tiere gehandelt haben dürfte. 313<br />

Um 1900 war das Rebhuhn in Tirol noch Brutvogel in<br />

<strong>der</strong> Talsohle des Inntals und seiner Mittelgebirgsterrassen<br />

(z. B. in <strong>der</strong> Umgebung von Innsbruck) sowie auch in<br />

Osttirol (z. B. Lienzer Becken). Bereits zur Mitte des 20.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts war die Art aber schon beinah ausgestorben.<br />

1967 wurde in Arzl bei Innsbruck <strong>der</strong> letzte Brutnachweis<br />

erbracht, und 1979 konnte bei Nassereith noch<br />

ein singendes Männchen registriert werden. RLT<br />

Summary<br />

Andreas Danzl<br />

In Tyrol, the last brood of the Grey Partridge was<br />

recorded in 1967. In 2013, two individuals were seen<br />

near Lienz, but they were attributed to birds that had<br />

been released.<br />

102


Status in Tirol<br />

Brutstatus<br />

EU–Code<br />

verschwundener/verschollener Brutvogel<br />

A112, Anhang II A<br />

Geschätzter Bestand (Brutpaare)<br />

Tirol (2010–2018) 0<br />

Schweiz (2013–2016) ABC 5–10<br />

Rebhuhn (Foto: Otto Samwald)<br />

103


HASELHUHN<br />

Bonasa bonasia | Hazel Grouse<br />

Foto: Elmar Mayr<br />

Das Haselhuhn ist ein Brutvogel <strong>der</strong> borealen Nadelwäl<strong>der</strong><br />

Eurasiens, es sind aber auch Vorkommen in reinen<br />

Laubwäl<strong>der</strong>n bekannt. In Europa liegen die Vorkommen<br />

zwischen dem 40. und 70. nördlichen Breitengrad und<br />

reichen von Norwegen bis Frankreich, im Westen bis<br />

zum südlichen Alpenrand und am Balkan bis Nordgriechenland.<br />

Der Verbreitungsschwerpunkt Mitteleuropas<br />

liegt in den Alpen, weitere Vorkommen gibt es auch in<br />

den Mittelgebirgen. Der mitteleuropäische Bestand umfasst<br />

53.000–83.000 Brutpaare; die Vorkommen liegen<br />

ABEI, KVM<br />

zwischen 400 und 2100 m Seehöhe.<br />

In Österreich kommt die Art im gesamten Alpenraum<br />

und in Teilen <strong>der</strong> Böhmischen Masse vor. Der aktuelle<br />

Bestand wird auf 10.000–20.000 Brutpaare geschätzt. ÖBII<br />

In den 1980er-Jahren lag <strong>der</strong> Großteil <strong>der</strong> Verbreitung<br />

in <strong>der</strong> montanen Stufe (800–1300 m). Die zu dieser Zeit<br />

höchste bekannte Brut Österreichs befand sich auf 1800 m<br />

in den Schladminger Tauern/Salzburg. In Oberösterreich<br />

wurden tiefgelegene Randvorkommen zwischen<br />

380 und 600 m nachgewiesen. ABÖ<br />

In <strong>der</strong> Schweiz sind die Alpen und Voralpen sowie <strong>der</strong><br />

westliche und zentrale Jura besiedelt. Der Schwerpunkt<br />

<strong>der</strong> Höhenverbreitung in <strong>der</strong> Schweiz befindet sich zwischen<br />

1000 und 1900 m. Der tiefstgelegene Brutnachweis<br />

lag dort bei 540 m, <strong>der</strong> höchste Nachweis konnte auf 2160 m<br />

getätigt werden. ABC<br />

Lebensraumansprüche<br />

Die Art besiedelt artenreiche Nadel-, Misch- o<strong>der</strong> Laubwäl<strong>der</strong><br />

mittlerer und höherer Lagen mit gut strukturierter<br />

Kraut- und Strauchschicht, die ausreichend Deckung<br />

bietet. KVM, ABÖ, ABC Beson<strong>der</strong>s hoch aufsteigende Populationen<br />

treten in älteren Sukzessionsinseln nach Windwürfen<br />

o<strong>der</strong> Lawinenabgängen sowie in Übergangszonen<br />

unterschiedlicher Waldtypen auf. ABEI<br />

Aktuelle geografische Verbreitung<br />

und besiedelte Habitate in Tirol<br />

Über die Verbreitung dieses heimlichen Raufußhuhns<br />

in Tirol war bisher wenig bekannt. Die Erhebungen im<br />

Zuge des Tiroler Brutvogelatlas und des Raufußhühnermonitorings<br />

ermöglichen nun eine wesentlich genauere<br />

Abschätzung über Verbreitung und Dichte. Generell ist<br />

die Art sowohl in Nord- als auch in Osttirol ein mäßig<br />

häufiger Brutvogel mit regelmäßiger Verbreitung. Im<br />

Rofangebirge und Brandenbergtal in Nordtirol sowie<br />

im Lesachtal im Süden Osttirols sind Haselhühner weit<br />

verbreitet. Im Zuge spezieller Kartierungen im Natu-<br />

104


Status in Tirol<br />

Zugverhalten<br />

Brutstatus<br />

<strong>Atlas</strong>frequenz 49 %<br />

Sextantenfrequenz 1,5 %<br />

EU–Code<br />

Standvogel<br />

Geschätzter Bestand (Brutpaare)<br />

regelmäßig verbreiteter,<br />

mäßig häufiger Brutvogel<br />

Tirol (2010–2018) 1.200–2.000<br />

Schweiz (2013–2016) ABC 3.000–5.500<br />

A104, Anhang I & II B (auch in Österreich)<br />

Höhenverbreitung in Tirol<br />

MW<br />

1520 m<br />

Min<br />

680 m<br />

Max<br />

2220 m<br />

ra 2000-Gebiet Karwendel wurden im Bereich Vomper<br />

Loch und Vorberg nördlich von Terfens großflächig<br />

Haselhühner nachgewiesen. 198 Auch im Gebiet Achenwald<br />

konnten im Zuge des Raufußhühnermonitorings<br />

2016 gute Bestände mit Brutnachweis festgestellt werden.<br />

Ähnliches gilt für das hintere Brandenbergtal, die<br />

Kelchsau und die Wildschönau sowie das hintere Defereggental.<br />

Laubmischwäl<strong>der</strong> mit reicher Kraut- und<br />

Strauchschicht sind beson<strong>der</strong>s beliebte Habitate. In<br />

den Nadelwaldgebieten <strong>der</strong> Innenalpen sind vor allem<br />

feuchte Gräben mit Laubgehölzen an störungsarmen<br />

Talflanken besiedelt. Dort können Haselhühner von den<br />

Talböden bis an die Waldgrenze auftreten. Kleinflächige<br />

Dickungen, z. B. mit Fichten, sind wichtige Rückzugsbereiche.<br />

Vorkommen von Eberesche und an<strong>der</strong>en Sorbus-Arten<br />

sowie von Lärchen, Buchen u. a. werden gern<br />

aufgesucht; die Territorien werden ganzjährig gehalten.<br />

Höhenverbreitung in Tirol<br />

Der Großteil des Tiroler Bestands kommt in den Innenalpen<br />

zwischen 1400 und 1900 m, in den nördlichen Randund<br />

Zwischenalpen in einer Höhe von 1000–1500 m<br />

vor. Die niedrigsten Reviere lagen auf 680 m in <strong>der</strong> Taxaklamm<br />

nördlich von Erpfendorf, die höchsten Nachweise<br />

auf 2220 m bei <strong>der</strong> Bergkastelalpe/Nau<strong>der</strong>s. Die tiefsten<br />

Brutnachweise wurden 2013 auf 820 m bei Oberlienz,<br />

die höchsten im Jahr 2014 bei Zwieselstein im Ötztal auf<br />

1920 m gefunden.<br />

Vorkommenswahrscheinlichkeit – probability of occurrence (MaxEnt)<br />

105


Bestandschätzung für Tirol und Siedlungsdichte<br />

Der Bestand in Tirol (2010–2018) liegt bei 1.200–2.000 Paaren.<br />

Bestandserhebungen in vier Gebieten erbrachten in<br />

Tirol (2011–2014, auf 8.497 ha) 0,45–0,61 Reviere/100 ha,<br />

mit Unterschieden zwischen den Gebieten (Nördliche<br />

Kalkalpen: 2.154 ha, 0,32 Rev./100 ha; inneralpine Lagen des<br />

Oberinntals: 2.257 ha, 0,40–0,58 Rev./100 ha; Kitzbüheler<br />

Alpen: 2.048 ha, 0,73–0,88 Rev./100 ha, Südabdachung <strong>der</strong><br />

Hohen Tauern: 2.038 ha, 0,34–0,69 Rev./100 ha). 172 Auf 350<br />

ha in Jochberg bei Kitzbühel wurden 0,86 Reviere/100<br />

ha, im hinteren Ötztal auf 100 ha Untersuchungsfläche<br />

2,0 Reviere/100 ha und im Karwendel 1,14 Reviere/100<br />

ha festgestellt. Bei speziellen Kartierungen in fünf Referenzgebieten<br />

im Karwendel mit ausreichen<strong>der</strong> Waldfläche<br />

wurden 2011 bis 2012 Siedlungsdichten von 0,87–1,14<br />

Revieren/100 ha (Vomper Loch, 917 ha Untersuchungsfläche),<br />

0,43–0,57 (Achenwald, 1.392 ha), 0,34 (Zirl, 722<br />

ha), 0,24 (Arzl–Rum–Thaur, 820 ha) und 0,15 (Falzthurntal,<br />

510 ha) ermittelt. In <strong>der</strong> Schweiz liegen die Siedlungsdichten<br />

großflächig bei 2–5 Revieren/100 ha, in<br />

Optimalgebieten bei bis zu 5,7 Revieren/100 ha, im Jura<br />

bei 3,3–3,7 Revieren/100 ha. ABC<br />

Reinhard Lentner<br />

3200<br />

Innenalpen<br />

Rand− und Zwischenalpen<br />

3000<br />

2500<br />

Höhe (m)<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

0 5 10 15 20 25<br />

Vorkommenswahrscheinlichkeit (%)<br />

Höhenverbreitung, Vorkommenswahrscheinlichkeit –<br />

altitudinal distribution, probability of occurrence (MaxEnt)<br />

Haselhuhn (Foto: Elmar Mayr)<br />

Summary<br />

The Hazel Grouse is a mo<strong>der</strong>ately frequent breeding bird in both North and East Tyrol. It was most frequently found in the<br />

area of Rofan and Brandenbergtal in North Tyrol as well as in Lesachtal in East Tyrol. The species prefers mixed deciduous<br />

forests with well-developed herbaceous and shrub layers. The population includes an estimated 1,200–2,000 breeding pairs.<br />

In the inner Alps, most of the territories lie at altitudes between 1400–1900 m; in the peripheral alpine regions, they are<br />

mainly found between 1000 and 1500 m. The altitudes of found breeding sites ranged from 820 to 1920 m. In four Tyrolean<br />

reference areas (8,497 ha in total), population densities between 0.45 and 0.61 territories/100 ha were found.<br />

106


ALPENSCHNEEHUHN<br />

Lagopus muta | Rock Ptarmigan<br />

Foto: Christian Ragger<br />

Das Alpenschneehuhn ist zirkumpolar verbreitet und<br />

besiedelt auch abgelegene Inseln (z. B. Spitzbergen) und<br />

Gebirge. ABEI Es tritt in Mitteleuropa im Hochgebirge<br />

oberhalb <strong>der</strong> Waldgrenze mit <strong>der</strong> alpinen Unterart L. m.<br />

helveticus isoliert als Eiszeitrelikt in den Alpen sowie in den<br />

Pyrenäen auf. Der Bestand in Mitteleuropa (Jahrtausendwende)<br />

wird auf 20.000–30.000 Brutpaare geschätzt. KVM<br />

In Österreich kommt die Art im gesamten Alpenanteil<br />

oberhalb <strong>der</strong> Baumgrenze vor. Der aktuelle Bestand<br />

liegt bei 14.000–18.000 Paaren. ÖBII In <strong>der</strong> <strong>Atlas</strong>periode<br />

1981–1985 gab es in Österreich die meisten Nachweise<br />

zwischen 1700 und 2200 m, wobei die tiefsten Brutnachweise<br />

in den Randalpen auf 1500 m (Totes Gebirge,<br />

Steiermark) und die höchsten in Kärnten auf 2740 m<br />

(Kreuzeckgruppe) gefunden wurden. ABÖ In <strong>der</strong> Schweiz<br />

liegen die meisten Registrierungen zwischen 2000 und<br />

2800 m, wobei auf 2980 m die höchsten und auf 1560 m<br />

die niedrigsten Nistplätze festgestellt wurden. ABC<br />

In Zusammenhang mit <strong>der</strong> Verbreitung <strong>der</strong> Art ist auf die<br />

zu erwartenden Auswirkungen des Klimawandels hinzuweisen.<br />

So war die Art Anfang <strong>der</strong> 1990er-Jahre in Südtirol<br />

weiter verbreitet als heute. In zahlreichen Randgebieten<br />

ist das Alpenschneehuhn mittlerweile verschwunden. ABS<br />

Ähnliche Hinweise gibt es auch aus <strong>der</strong> Schweiz; auch<br />

dort scheint die Art stark unter <strong>der</strong> Klimaerwärmung zu<br />

leiden und dürfte wesentliche Teile des einstigen Areals<br />

verlieren. 229<br />

Lebensraumansprüche<br />

Die Bruthabitate liegen in <strong>der</strong> baumfreien Hochgebirgstundra<br />

mit unterschiedlichen Hangneigungen und Expositionen<br />

sowie lückiger Vegetationsdecke aus Zwergstrauchheiden,<br />

kleinwüchsigen Salix-Arten und alpinen<br />

Rasen, die mit steinigen und felsigen Bereichen durchsetzt<br />

KVM, 214<br />

sind.<br />

Aktuelle geografische Verbreitung<br />

und besiedelte Habitate in Tirol<br />

Der Schwerpunkt <strong>der</strong> aktuellen Verbreitung <strong>Tirols</strong> befindet<br />

sich in den Zentralalpen in Nord- und Osttirol<br />

oberhalb <strong>der</strong> Waldgrenze; in diesen Gebieten ist das<br />

Alpenschneehuhn als häufiger Brutvogel <strong>der</strong> alpinen<br />

Zone zu bezeichnen. Vor allem <strong>der</strong> Alpenhauptkamm,<br />

von den Ötztaler über die Stubaier Alpen bis zu den<br />

Hohen Tauern, zeichnet sich durch hohe Dichten aus.<br />

Die Nördlichen und Südlichen Kalkalpen sind geringer<br />

besiedelt, da die reliefbedingt geeigneten Habitate<br />

deutlich kleinflächiger vorkommen. In den Lechtaler<br />

107


Status in Tirol<br />

Zugverhalten<br />

Brutstatus<br />

<strong>Atlas</strong>frequenz 86 %<br />

Standvogel<br />

Sextantenfrequenz 10,2 %<br />

EU–Code<br />

flächendeckend verbreiteter,<br />

häufiger Brutvogel<br />

A106, Anhang I & II A<br />

Geschätzter Bestand (Brutpaare)<br />

Tirol (2010–2018) 9.000–10.000<br />

Schweiz (2013–2016) ABC 12.000–18.000<br />

Alpen und im Karwendel bestehen großräumig etwas<br />

höhere Revierdichten als in den restlichen Tiroler Kalkgebieten.<br />

Das Alpenschneehuhn ist eine Charakterart<br />

<strong>der</strong> <strong>Lebensräume</strong> oberhalb <strong>der</strong> Baumgrenze mit mäßig<br />

geneigten alpinen Rasen, vielfältigen Expositionen<br />

und Kleinreliefs wie abgeschliffenen Felsbereichen,<br />

vegetationsfreien Bereichen o<strong>der</strong> Zwergstrauchheiden.<br />

Zwergweiden (Salix) und Gämsheide (Loiseleuria)<br />

sind wichtige Nahrungspflanzen; Flächen mit<br />

höherem Baum- und Strauchbewuchs werden gemieden.<br />

90<br />

Höhenverbreitung in Tirol<br />

Der Großteil des Tiroler Bestands kommt in einer Höhe<br />

von 2000–2600 m vor. Die niedrigsten Reviere sind auf<br />

Höhenverbreitung in Tirol<br />

MW<br />

Min<br />

Max<br />

2300 m<br />

1790 m<br />

3160 m<br />

1790 m im Kaisergebirge (Going) zu finden, die höchsten<br />

Nachweise auf 3160 m am Großen Happ (Venedigergruppe).<br />

Die höchstgelegenen Brutnachweise wurden in <strong>der</strong><br />

Nähe des Schrankogels (Stubaier Alpen) 2014 auf 2990 m<br />

festgestellt. Auf 2000 m im Bereich Vor<strong>der</strong>es Sonnwendjoch<br />

(Rofan) wurde 2017 die am tiefsten gelegene Brut<br />

nachgewiesen.<br />

Bestandschätzung für Tirol und Siedlungsdichte<br />

Der aktuelle Bestand für Tirol wird auf 9.000–10.000<br />

Brutpaare geschätzt. In <strong>der</strong> Lasörlinggruppe (353 ha) wurden<br />

Siedlungsdichten von 4,3 Revieren/100 ha, in kleineren<br />

Untersuchungsflächen (100 ha) Dichten von 6,3<br />

Revieren/100 ha im Ötztal nachgewiesen. Im Karwendel<br />

wurden bei Referenzflächenkartierungen auf 190 ha 3,21<br />

Dichtekarte - density map<br />

108


Alpenschneehuhn (Foto: Felix Lassacher)<br />

Reviere/100 ha (Brunnenstein) und 3,02–4,55 Reviere/100<br />

ha auf 249 ha (Gramaijoch) ermittelt. 198 Im Zuge aktueller<br />

Forschungen konnten 2019 auf <strong>der</strong> Nordkette (Karwendel)<br />

auf 230 ha bei frühmorgendlichen Zählungen fünf<br />

Reviere/100 ha gezählt werden. 90 In den Zillertaler Alpen<br />

wurden im Frühjahr 2020 auf 959 ha Probefläche (11 Teilflächen)<br />

5,3 Reviere/100 ha, in Optimalgebieten (109 ha)<br />

bis zu 14,7 Reviere/100 ha kartiert. In <strong>der</strong> Schweiz liegen<br />

die Dichten im Kanton Schwyz bei 3–5 Revieren/100 ha<br />

und im Aletschgebiet (Wallis) in Kerngebieten bei 6,6<br />

Revieren/100 ha. ABC<br />

Reinhard Lentner<br />

Höhe (m)<br />

3200<br />

3000<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

Innenalpen<br />

Rand− und Zwischenalpen<br />

Summary<br />

The Rock Ptarmigan is most frequently occurring in the<br />

central alpine regions of North and East Tyrol. High<br />

densities were found along the main chain of the Alps<br />

from Ötztal and Stubaital to the Hohe Tauern. Lower<br />

densities were observed in the Northern and Southern<br />

Limestone Alps. The habitats are usually located above<br />

the forest line and are characterised by alpine grasslands,<br />

varying slope expositions and small-scaled reliefs<br />

with rocky elements and dwarf shrub vegetation. The<br />

population includes an estimated 9,000–10,000 breeding<br />

pairs. Depending on the size of the reference areas,<br />

densities between 3.0 and 6.3 territories/100 ha were<br />

found, with maximum values in optimal habitats of<br />

up to 14.7 territories/100 ha. Most of the territories are<br />

located between 2000 and 2600 m, ranging from 1610–<br />

3160 m. Breeding sites lay between 2000 and 2990 m.<br />

0 3 6 9 12<br />

Anteil am Bestand (%)<br />

Höhenverbreitung, Anteil am Bestand –<br />

altitudinal distribution, proportion of population<br />

109


Reinhard Lentner Florian Lehne Andreas Danzl Barbara Eberhard<br />

Der <strong>Atlas</strong> <strong>der</strong> <strong>Brutvögel</strong> <strong>Tirols</strong> gibt auf Basis umfassen<strong>der</strong><br />

und systematischer Erhebungen (2010–2018) einen<br />

Überblick über die Verbreitung, <strong>Häufigkeit</strong> und Bestandsgröße<br />

<strong>der</strong> in Tirol vorkommenden Brutvogelarten<br />

und <strong>der</strong>en <strong>Lebensräume</strong>. Es handelt sich um den ersten<br />

Brutvogelatlas für Tirol, <strong>der</strong> durch die Lage im Herz <strong>der</strong><br />

Alpen wertvolle Grundlagen für Gebirgsvogelarten liefert.<br />

In diesem Buch werden insgesamt 180 Vogelarten<br />

dargestellt, wobei 140 davon als Brutvogelarten und 26<br />

als mögliche o<strong>der</strong> unregelmäßige Brutvogelarten zu bewerten<br />

waren. Daneben sind auch in Tirol anzutreffende,<br />

faunenfremde Vögel sowie Arten beschrieben, die<br />

nicht mehr in Tirol brüten, aber in früheren Jahren als<br />

<strong>Brutvögel</strong> galten. Als Ergebnis <strong>der</strong> landesweiten Erfassung<br />

konnte auch erstmals die Anzahl <strong>der</strong> Brutpaare<br />

für Tirol geschätzt werden – für die gesamte Landesfläche<br />

wird ein Brutvogelbestand zwischen 2,4 und 2,9<br />

Millionen Brutpaaren angenommen. Buchfink gefolgt<br />

von Tannenmeise und Rotkehlchen sind die häufigsten<br />

Brutvogelarten. Die Analysen zeigen auch die hohe Bedeutung<br />

<strong>der</strong> Gebirgslagen und Bergwäl<strong>der</strong> <strong>Tirols</strong> für die<br />

österreichische Brutvogelfauna, ähnliches gilt im Alpenund<br />

EU-Vergleich. Der <strong>Atlas</strong> bietet eine solide Datengrundlage<br />

für Verfahren, Planungen und für die praktische<br />

Naturschutzarbeit. Zu hoffen ist, dass diese neuen<br />

Erkenntnisse als Auftrag an alle verstanden werden, diese<br />

wun<strong>der</strong>bare Tiergruppe und ihre <strong>Lebensräume</strong> für zukünftige<br />

Generationen nachhaltig zu bewahren.<br />

ISBN 978-3-85093-419-0<br />

www.berenkamp-verlag.at<br />

www.kraftplatzl.com

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