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Bälle, Tore und Finanzen IV - Fussball Oekonomie Aktuell

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S TUDIE<br />

<strong>Bälle</strong>, <strong>Tore</strong> <strong>und</strong> <strong>Finanzen</strong> <strong>IV</strong>


Ernst & Young<br />

Die Ernst & Young AG WirtschaftsprüfungsgesellschaftSteuerberatungsgesellschaft<br />

mit Hauptsitz in Stuttgart ist eine<br />

der drei großen deutschen Prüfungs- <strong>und</strong><br />

Beratungsgesellschaften <strong>und</strong> Mitglied des<br />

internationalen Netzwerks von Ernst &<br />

Young Global. In der Steuerberatung ist<br />

Ernst & Young die Nummer eins unter<br />

den deutschen Steuerberatungs- <strong>und</strong> Wirtschaftsprüfungsgesellschaften.<br />

Ernst &<br />

Young beschäftigt r<strong>und</strong> 6.250 Mitarbeiter<br />

an 21 Standorten <strong>und</strong> erzielte im Geschäftsjahr<br />

2005/2006 einen Umsatz von<br />

1,01 Mrd. Euro. Die r<strong>und</strong> 114.000 Mitarbeiter<br />

von Ernst & Young Global erzielten<br />

im Geschäftsjahr 2005/2006 einen<br />

Umsatz von 18,4 Mrd. US-$.<br />

Der Ernst & Young-Verb<strong>und</strong> in Deutschland<br />

bietet als Partner sowohl großer als<br />

auch mittelständischer Unternehmen ein<br />

umfangreiches Portfolio von Dienstleistungen<br />

an: Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung<br />

sowie Transaktions-, Management-,<br />

Risiko- <strong>und</strong> Immobilienberatung.<br />

Zusätzliche Informationen entnehmen Sie<br />

bitte folgender Internetseite:<br />

http://www.de.ey.com<br />

Ansprechpartner für die Medien:<br />

Dag-Stefan Rittmeister<br />

Leiter Presse- <strong>und</strong> Öffentlichkeitsarbeit<br />

Ernst & Young<br />

Mittlerer Pfad 15<br />

70499 Stuttgart<br />

Telefon: (0711) 988 11 59 80<br />

Fax: (0711) 988 11 51 77<br />

E-Mail: dag-stefan.rittmeister@de.ey.com<br />

2 ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN <strong>IV</strong><br />

Das SCORE-Team der<br />

Ernst & Young AG<br />

Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

Steuerberatungsgesellschaft<br />

Stefan Pfeiffer<br />

Steuerberater, Wirtschaftsprüfer<br />

Ernst & Young AG<br />

Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

Steuerberatungsgesellschaft<br />

sowie:<br />

Philipp Herpel<br />

Ernst & Young Real Estate<br />

Die Autoren<br />

Wittekindstr. 1A<br />

45131 Essen<br />

Telefon: +49 (201) 2421 21956<br />

Telefax: +49 (181) 3943 21956<br />

E-Mail: Arnd.Hovemann@de.ey.com<br />

Arnd Hovemann<br />

Dipl.-Sportwissenschaftler<br />

Ökonomie <strong>und</strong> Management<br />

European Master in Sport<br />

Management<br />

Ernst & Young AG<br />

Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

Steuerberatungsgesellschaft<br />

Wissenschaftliche Unterstützung:<br />

Deutsche Sporthochschule Köln<br />

Institut für Sportökonomie <strong>und</strong><br />

Sportmanagement<br />

Univ.-Prof. Dr. Christoph Breuer<br />

Dr. Gregor Hovemann<br />

Tim Pawlowski


Inhalt<br />

Die Kernergebnisse im Überblick 4<br />

Das Design der Studie 6<br />

Umfrage zur wirtschaftlichen Lage des Profifußballs in Deutschland 7<br />

Die „Competitive Balance“ in den europäischen Top-Ligen 17<br />

Instrumente zur Aufrechterhaltung der Competitive Balance 18<br />

Messung der Competitive Balance 22<br />

Gastkommentar 33<br />

Vision Stadionbau 35<br />

Photodesign Volker Martin, www.vm-photo.de<br />

ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN <strong>IV</strong><br />

3


Die Kernergebnisse im Überblick<br />

Wirtschaftliche Lage im Profifußball ausnahmslos<br />

positiv<br />

Deutschlands Fußballmanager haben die<br />

allgemeine wirtschaftliche Situation der<br />

Fußballbranche im Vergleich zu den zurückliegenden<br />

Jahren zunehmend positiv<br />

beurteilt. So stieg der Anteil derjenigen,<br />

die die gegenwärtige wirtschaftliche Lage<br />

als „gut“ (37 %) oder „eher gut“ (63 %)<br />

einschätzen, von 2004 bis 2007 kontinuierlich<br />

an. Hinsichtlich der nächsten Saison<br />

gehen die Klubs offenk<strong>und</strong>ig von einer<br />

Stabilisierung <strong>und</strong> Konsolidierung ihrer<br />

wirtschaftlichen Lage auf dem erreichten<br />

Niveau aus.<br />

Mehrheit der Klubs macht weiterhin Gewinne<br />

Bezüglich der Frage nach dem erwarteten<br />

finanziellen Ergebnis nach Steuern der<br />

Saison 2006/2007 rechnen 60 % mit einem<br />

positiven Jahresergebnis, 20 % mit<br />

einem Ergebnis von +/– 0. Dies ist ein<br />

leicht positiveres Bild als in der Befragung<br />

2006.<br />

Ausgaben werden weiter steigen<br />

Den Einschätzungen der Manager kann<br />

klar entnommen werden, dass sich der<br />

Trend zu höheren Ausgaben aus der Vorjahresuntersuchung<br />

noch verstärkt hat.<br />

Denn sowohl kurzfristig als auch für die<br />

nächsten fünf Jahre rechnet eine breite<br />

Mehrheit mit einer weiteren Steigerung.<br />

Auffällig ist dabei der konstant hohe Anteil<br />

derjenigen (70 %), die der Meinung<br />

sind, dass die Personalaufwendungen zunehmen<br />

werden.<br />

4 ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN <strong>IV</strong><br />

Competitive Balance: Ligue 1 <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esliga<br />

am ausgeglichensten<br />

Für die europäischen Top-5-Ligen ist die<br />

Competitive Balance für die Zeiträume<br />

der letzten 25 <strong>und</strong> 14 Jahre untersucht<br />

worden. Für beide Zeiträume kristallisiert<br />

sich heraus, dass die französische Ligue 1<br />

<strong>und</strong> die deutsche B<strong>und</strong>esliga die sportlich<br />

ausgeglichensten Ligen sind. Bei der<br />

Team-Komponente der letzten 14 Jahre<br />

weist Deutschland sogar den besten Wert<br />

auf, was darauf hindeutet, dass der Kampf<br />

um die vorderen Plätze in der B<strong>und</strong>esliga<br />

am abwechslungsreichsten ist. Es liegt die<br />

Vermutung nahe, dass ein Gr<strong>und</strong> für das<br />

gute Abschneiden der französischen <strong>und</strong><br />

der deutschen Liga die relativ gleichmäßige<br />

Verteilung der Medieneinnahmen der<br />

nationalen Liga im Zuge der zentralen<br />

Vermarktung ist.<br />

Premier League <strong>und</strong> Serie A am einseitigsten<br />

In England <strong>und</strong> Italien sind die Ligen hingegen<br />

am einseitigsten. Vor allem seit der<br />

Jahrtausendwende haben die Top-5-Klubs<br />

in den dortigen Ligen einen enormen Vorsprung<br />

vor der restlichen Liga erzielt. Ob<br />

dies der Gr<strong>und</strong> für die sinkenden Zuschauerzahlen<br />

in den Stadien der Serie A<br />

<strong>und</strong> der Premier League ist, lässt sich nur<br />

schwer beurteilen. So sorgte in Italien die<br />

Gewalt in einigen Stadien <strong>und</strong> die veraltete<br />

Infrastruktur ebenfalls für ein Fernbleiben<br />

von Besuchern, während in England<br />

der hohe Eintrittspreis den ein oder<br />

anderen Fan abgeschreckt haben dürfte.<br />

Absteigende Tendenz seit der Reform der<br />

Champions League<br />

Bei der Analyse der Competitive Balance<br />

über 25 Jahre fällt des Weiteren auf, dass<br />

nahezu alle Spannungskurven (außer der<br />

französischen) nach der Jahrtausendwende<br />

nach unten zeigen. Zu diesem Zeitpunkt<br />

wurde die Champions League reformiert,<br />

was einen Anstieg auf 32 Teilnehmer<br />

<strong>und</strong> wesentlich höhere Ausschüttungen<br />

an die Teilnehmer zur Folge hatte.<br />

Die detaillierten Untersuchungen des jeweiligen<br />

Zeitraums vor <strong>und</strong> nach der Reform<br />

erhärten den Verdacht, dass diese<br />

mitverantwortlich für das Absinken der<br />

Spannungskurven ist. Seitdem erzielen<br />

die vordersten fünf Teams in jeder Liga<br />

einen größeren Vorsprung vor den restlichen<br />

Klubs als vorher.<br />

Zum Erhalt der Competitive Balance ist<br />

Einnahmenteilung ratsam<br />

Die UEFA hat bereits angekündigt, die<br />

Champions League <strong>und</strong> insbesondere die<br />

Verteilung der Prämien gr<strong>und</strong>legend zu<br />

reformieren. Dies erscheint in der Tat ratsam,<br />

um ein weiteres Absinken der Spannungskurven<br />

in den Ligen zu verhindern.<br />

In Italien <strong>und</strong> Spanien wird über eine<br />

Rückkehr zu einer zentraler Vermarktungsstruktur<br />

diskutiert, was der Competitive<br />

Balance innerhalb der Ligen ebenfalls<br />

nicht schaden dürfte. Die Einführung<br />

von Salary Caps ist hingegen wohl weniger<br />

geeignet.


Zukünftige Planungs- <strong>und</strong> Kosteneinflüsse<br />

im Stadionbau<br />

Planungs- <strong>und</strong> Kosteneinflüsse auf zukünftige<br />

Stadionbauten lassen sich wie<br />

folgt einschätzen:<br />

Die Kapazitäten werden vornehmlich<br />

durch folgende Faktoren beeinflusst:<br />

• eine insgesamt sinkende Gesamtbevölkerungszahl,<br />

• den wachsenden Anteil weiblicher<br />

Fußballfans bei den Zuschauern,<br />

• den Erfolg der Eingrenzung von Fußballgewalt<br />

bzw. der Bekämpfung des<br />

Rassismus im Stadion,<br />

• die Entwicklung <strong>und</strong> Akzeptanz des<br />

„kommerziellen“ Fußballs,<br />

• die technische Umsetzbarkeit flexibler<br />

Stadionkapazitäten.<br />

Unabhängig davon, ob Stadien in ihrer<br />

Kapazität größer oder kleiner werden,<br />

wird sich die Funktionalität durch folgende<br />

Aspekte auszeichnen:<br />

• Die Barrierefreiheit wird maßgeblich<br />

an Bedeutung gewinnen.<br />

• Spielstätten werden (in der Konzeption<br />

<strong>und</strong> im Betrieb) sicherer.<br />

• Zugleich werden sie in ihrer Kapazität<br />

<strong>und</strong> Raumausstattung flexibler.<br />

• Der Anteil an Stehplätzen wird tendenziell<br />

sinken.<br />

• Sporttechnische bzw. mannschaftsspezifische<br />

Einrichtungen nehmen zu.<br />

• Die Anzahl <strong>und</strong> Qualität geschlechtsspezifischer<br />

Einrichtungen wird steigen.<br />

DIE KERNERGEBNISSE IM ÜBERBLICK<br />

• Stadien werden ökologischer, energieeffizienter<br />

<strong>und</strong> standhaft gegen die in<br />

ihrer Intensität <strong>und</strong> Häufigkeit neuartige<br />

Form der Wetterereignisse gebaut.<br />

• Zugleich erlaubt die Gebäudetechnik<br />

sehr viel mehr Steuerungsfunktionen<br />

<strong>und</strong> die Verkaufswege im Catering<br />

werden diversifizierter ausfallen.<br />

• Auch weiterhin wird so gut wie keine<br />

Technik am Zuschauerplatz eingebaut.<br />

• Stadien werden weiterhin überdachte<br />

Landmarks darstellen. Sie werden in<br />

der Planung <strong>und</strong> Ausführung durchdachter<br />

sein. Doch obwohl sie keinesfalls<br />

multifunktional sein werden,<br />

werden sie dennoch teurer.<br />

ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN <strong>IV</strong><br />

5


Bereits zum vierten Mal wurden die<br />

Manager der B<strong>und</strong>esliga <strong>und</strong> 2. B<strong>und</strong>esliga<br />

zur wirtschaftlichen Situation ihrer<br />

Klubs <strong>und</strong> der Liga <strong>und</strong> den damit verb<strong>und</strong>enen<br />

Erwartungen <strong>und</strong> Perspektiven<br />

befragt. Um eine Vergleichbarkeit<br />

der Ergebnisse zu gewährleisten <strong>und</strong><br />

mögliche Veränderungen identifizieren<br />

zu können, bestanden r<strong>und</strong> zwei Drittel<br />

des Fragebogens aus Fragen <strong>und</strong> Antwortvorgaben,<br />

die bereits Bestandteil<br />

der Erhebungen in den letzten drei Jahren<br />

waren. Die Interviews wurden zwischen<br />

dem 22.05.2007 <strong>und</strong> dem<br />

16.06.2007 von dem unabhängigen<br />

Marktforschungsinstitut TNS Sport<br />

durchgeführt.<br />

30 der 36 Klubs der beiden Ligen erklärten<br />

sich zu einem Interview bereit,<br />

was einer Beteiligungsquote von gut<br />

83 % entspricht. Mit 15 Klubs aus der<br />

B<strong>und</strong>esliga <strong>und</strong> 15 aus der 2. B<strong>und</strong>esliga<br />

war die Teilnahmebereitschaft in<br />

den beiden Ligen ausgeglichen. Aus<br />

diesem guten <strong>und</strong> gleichmäßig verteilten<br />

Rücklauf ergibt sich eine hohe Qualität<br />

des Datenmaterials im Hinblick auf<br />

6 ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN <strong>IV</strong><br />

Das Design der Studie<br />

den Entwurf eines wirklichkeitsnahen<br />

Abbilds der Situation in den beiden<br />

Ligen.<br />

Von den befragten Personen in den<br />

30 Klubs erfüllten elf die Funktion eines<br />

„Geschäftsführers“, ebenfalls elf gaben<br />

an, in der Position des „Leiters <strong>Finanzen</strong>“<br />

zu arbeiten, sieben sind „Mitglied<br />

des Vorstands“. Außerdem antwortete<br />

ein Assistent der Geschäftsleitung.<br />

Die folgende Übersicht zeigt, dass die<br />

befragten Klubs knapp zur Hälfte in der<br />

Rechtsform eines eingetragenen Vereins<br />

<strong>und</strong> zu etwas mehr als die Hälfte als<br />

Kapitalgesellschaften geführt werden:<br />

Rechtsform abs. %<br />

e. V. 14 47<br />

Kapitalgesellschaften 16 53<br />

Gesamt 30 100<br />

Tabelle 1: Rechtsform der befragten Lizenzligen-Klubs<br />

Der Fragebogen für diese Untersuchung<br />

wurde gemeinsam von Wissenschaftlern<br />

des Instituts für Sportökonomie<br />

<strong>und</strong> Sportmanagement der Deutschen<br />

Sporthochschule Köln <strong>und</strong> von Experten<br />

des SCORE-Teams der Ernst &<br />

Young AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

Steuerberatungsgesellschaft entwickelt.<br />

Zielsetzung war es, neben der<br />

Beurteilung der aktuellen wirtschaftlichen<br />

Lage in der Fußballbranche durch<br />

die Manager auch die Einschätzung der<br />

Entwicklungen in der kommenden Saison<br />

sowie in den kommenden fünf Jahren<br />

zu erfragen. Entsprechend zielten<br />

die Fragen auf die Entwicklung sowohl<br />

auf der Einnahmen- als auch auf der<br />

Ausgabenseite der Vereine ab.<br />

Nach Auswertung der Umfrage haben<br />

wir wiederum eigene Analysen zu verschiedenen<br />

Themen im Fußballbusiness<br />

angefertigt. Dabei haben wir uns bemüht,<br />

die Fragen zu beantworten, die<br />

die Vereine am meisten beschäftigen.<br />

Dazu haben wir auch Experten aus unserer<br />

Real-Estate-Abteilung hinzugezogen.


Umfrage zur wirtschaftlichen Lage des Profifußballs in Deutschland<br />

Wie in den vergangenen Jahren haben wir<br />

unsere Analysen der Fußballbranche auch<br />

in diesem Jahr mit den Einschätzungen<br />

<strong>und</strong> Zukunftserwartungen der Manager<br />

der B<strong>und</strong>esliga <strong>und</strong> der 2. B<strong>und</strong>esliga<br />

untermauert.<br />

Zunächst haben wir die Manager um eine<br />

Einschätzung <strong>und</strong> Beurteilung der wirtschaftlichen<br />

Lage der Liga insgesamt gebeten.<br />

Hierbei zeigte sich, dass die allgemeine<br />

wirtschaftliche Situation der Fußballbranche<br />

im Vergleich zu den zurückliegenden<br />

Jahren zunehmend positiv beurteilt<br />

wird. So stieg der Anteil derjenigen,<br />

die die gegenwärtige wirtschaftliche Lage<br />

als „gut“ oder „eher gut“ einschätzen, von<br />

2004 bis 2007 kontinuierlich an. Die folgende<br />

Abbildung zeigt die Werte der vier<br />

Jahre im Detail.<br />

Wirtschaftlichen Lage: Ausnahmslos positiv<br />

„Wie beurteilen Sie die gegenwärtige wirtschaftliche Lage<br />

der Fußballbranche in Deutschland insgesamt?”<br />

Gut<br />

2007<br />

2006<br />

2005<br />

2004<br />

Angaben in Prozent, ger<strong>und</strong>et<br />

37 63<br />

24 52 24<br />

12 53 35<br />

46 46 4 4<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

Eher gut Eher schlecht Schlecht Keine Antwort<br />

ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN <strong>IV</strong><br />

Grafik 1<br />

7


Darüber hinaus wurde nach der Einschätzung<br />

der Entwicklung der wirtschaftlichen<br />

Lage in der kommenden Saison gefragt.<br />

Hier gehen die Klubs offenk<strong>und</strong>ig<br />

von einer Stabilisierung <strong>und</strong> Konsolidierung<br />

ihrer wirtschaftlichen Lage auf dem<br />

erreichten Niveau aus. Die eine Hälfte der<br />

Klubs rechnet mit einer allenfalls leichten<br />

Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Situation,<br />

die andere Hälfte erwartet keine<br />

Veränderungen.<br />

8<br />

ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN <strong>IV</strong><br />

UMFRAGE ZUR WIRTSCHAFTLICHEN LAGE DES PROFIFUSSBALLS IN DEUTSCHLAND<br />

Stabilisierung auf erreichtem Niveau<br />

„Wie wird sich die wirtschaftliche Lage Ihrer Meinung nach in der<br />

kommenden Saison in der Fußballbranche in Deutschland entwickeln?“<br />

2007<br />

2006<br />

2005<br />

2004 8 46 42 4<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

Deutlich verbessern Etwas verbessern Unverändert bleiben Etwas verschlechtern<br />

Deutlich verschlechtern<br />

Angaben in Prozent, ger<strong>und</strong>et<br />

50 47 3<br />

8 60 28<br />

59 35 6<br />

4<br />

Grafik 2


UMFRAGE ZUR WIRTSCHAFTLICHEN LAGE DES PROFIFUSSBALLS IN DEUTSCHLAND<br />

Einschätzung der Entwicklung der Einnahmen<br />

Wie in den letzten Jahren wurden die Manager<br />

nach ihren kurz- <strong>und</strong> langfristigen<br />

Erwartungen in Bezug auf die Entwicklung<br />

der Einnahmen gefragt. In Übereinstimmung<br />

mit den Ergebnissen der vergangenen<br />

Untersuchungen fielen auch<br />

diesmal die langfristigen Erwartungen<br />

deutlich positiver aus als die kurzfristigen.<br />

73 % der Klubs rechnen mit einer Zunahme<br />

der Einnahmen in den nächsten<br />

fünf Jahren, während für die kommende<br />

Saison nur 43 % von einer Zunahme ausgehen.<br />

Grafik 3 zeigt die Werte der diesjährigen<br />

Einschätzungen im Detail.<br />

Bezogen auf den eigenen Klub rechnen<br />

56 % mit steigenden, 27 % mit gleichbleibenden<br />

<strong>und</strong> 17 % mit zurückgehenden<br />

Einnahmen in der kommenden Saison.<br />

Prognose: Einnahmen werden langfristig weiter steigen<br />

„Wie werden sich Ihrer Meinung nach die Gesamteinnahmen in der<br />

Fußballbranche in der kommenden Saison/in den kommenden fünf Jahren<br />

im Vergleich zum Vorjahr voraussichtlich entwickeln?“<br />

... werden<br />

zunehmen<br />

... werden<br />

gleich bleiben<br />

... werden<br />

zurückgehen<br />

Kann ich nicht<br />

beurteilen<br />

Angaben in Prozent, ger<strong>und</strong>et<br />

3<br />

24<br />

43<br />

in der kommenden Saison<br />

in den kommenden fünf Jahren<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

57<br />

ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN <strong>IV</strong><br />

73<br />

Grafik 3<br />

9


Analog zu den Befragungen aus den vergangenen<br />

Jahren wurde auch detailliert<br />

nach den Erwartungen bzgl. der Entwicklung<br />

verschiedener Einnahmekategorien<br />

gefragt. Hierbei wurde zwischen Einnahmen<br />

aus den Bereichen „Spielbetrieb“,<br />

„Merchandising“, „Sponsoring/Werbung“,<br />

„TV-Rechte“ <strong>und</strong> „Transfers“ unterschieden.<br />

Etwas verhaltener als im letzten Jahr<br />

werden die Einnahmenentwicklungen aus<br />

dem Bereich „Sponsoring/Werbung“ eingeschätzt.<br />

Ansonsten zeigen sich nur geringfügige<br />

Veränderungen. Die Einschätzung<br />

der Einnahmemöglichkeiten in den<br />

Bereichen des Merchandising <strong>und</strong> des<br />

Spielbetriebs ist konstant positiv, die Bewertung<br />

des Bereichs Transfers etwas zurückhaltender.<br />

Grafik 4 zeigt die Werte<br />

der Befragungen der Jahre 2004 bis 2007<br />

im Detail.<br />

10 ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN <strong>IV</strong><br />

UMFRAGE ZUR WIRTSCHAFTLICHEN LAGE DES PROFIFUSSBALLS IN DEUTSCHLAND<br />

Einnahmekategorien<br />

„Wie schätzen Sie die Entwicklung in den folgenden Einnahmebereichen für<br />

Ihren Klub in der kommenden Saison im Vergleich zur vergangenen ein?“<br />

Sponsoring/Werbung 2007<br />

2006<br />

2005<br />

2004<br />

Merchandising 2007<br />

2006<br />

2005<br />

2004<br />

Spielbetrieb 2007<br />

2006<br />

2005<br />

2004<br />

TV-Rechte 2007<br />

2006<br />

2005<br />

2004<br />

Transfers 2007<br />

2006<br />

2005<br />

2004<br />

57 33 10<br />

84 12<br />

65 12 12 12<br />

42 46 13<br />

57 33 10<br />

56 32 12<br />

47 41 6 6<br />

13 79 8<br />

50 33 17<br />

44 40 16<br />

35 47 12 6<br />

50 50<br />

43 40 17<br />

84 4 12<br />

29 59 6 6<br />

54 46<br />

30 33 33 4<br />

20 48 24 8<br />

18 35 29 18<br />

4 29 67<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Werden zunehmen Werden gleich bleiben Werden zurückgehen Keine Bewertung<br />

Angaben in Prozent, ger<strong>und</strong>et<br />

4<br />

Grafik 4


UMFRAGE ZUR WIRTSCHAFTLICHEN LAGE DES PROFIFUSSBALLS IN DEUTSCHLAND<br />

Diejenigen, die für ihren Klub mit steigenden<br />

Einnahmen rechnen, wurden weiter<br />

gefragt, für welche Zwecke sie diese<br />

Mehreinnahmen voraussichtlich verwenden<br />

werden. Dabei kristallisieren sich<br />

zwei Schwerpunkte deutlich heraus: vermehrte<br />

Investitionen in den Spielerkader<br />

<strong>und</strong> in Sachanlagen. Weitere Verwendungszwecke<br />

der eventuellen Mehreinnahmen<br />

liegen in den Bereichen „Verbesserung<br />

der Nachwuchsförderung“ <strong>und</strong><br />

„Tilgung von Verbindlichkeiten“, wie Grafik<br />

5 zeigt.<br />

Mehreinnahmen fließen in Steine <strong>und</strong> Beine<br />

„Wozu werden die Mehreinnahmen schwerpunktmäßig verwendet?“<br />

Investitionen in<br />

Spielerkader<br />

Investitionen in<br />

Sachanlagen<br />

Verbesserung<br />

der Nachwuchsförderung<br />

Tilgung von<br />

Verbindlichkeiten<br />

Angaben in Prozent, ger<strong>und</strong>et<br />

Mehrfachantworten möglich<br />

29<br />

0 20 40 60 80 100<br />

53<br />

ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN <strong>IV</strong><br />

82<br />

88<br />

Grafik 5<br />

11


Einschätzung der Entwicklung der Aufwendungen<br />

Wie bei den Einnahmen wurde auch bezogen<br />

auf die Aufwandsseite zunächst gefragt,<br />

wie die Befragten die Entwicklung<br />

der Gesamtaufwendungen der Ligen in<br />

der kommenden Saison <strong>und</strong> in den kommenden<br />

fünf Jahren allgemein einschätzen.<br />

Diesen Einschätzungen kann klar entnommen<br />

werden, dass sich der Trend aus<br />

der Vorjahresuntersuchung noch verstärkt<br />

hat. Denn sowohl kurzfristig als auch für<br />

die nächsten fünf Jahre rechnet eine breite<br />

Mehrheit mit einer weiteren Steigerung<br />

der Aufwendungen.<br />

Bezogen auf den eigenen Klub rechnen<br />

63 % mit steigenden, 17 % mit gleichbleibenden<br />

<strong>und</strong> 20 % mit zurückgehenden<br />

Aufwendungen in der kommenden Saison.<br />

12 ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN <strong>IV</strong><br />

UMFRAGE ZUR WIRTSCHAFTLICHEN LAGE DES PROFIFUSSBALLS IN DEUTSCHLAND<br />

Ausgaben werden weiter steigen<br />

„Wie werden sich Ihrer Meinung nach die Gesamtaufwendungen in der<br />

Fußballbranche in der kommenden Saison/in den kommenden fünf Jahren<br />

im Vergleich zum Vorjahr voraussichtlich entwickeln?“<br />

... werden<br />

zurückgehen<br />

... werden<br />

gleich bleiben<br />

... werden<br />

zunehmen<br />

Kann ich nicht<br />

beurteilen<br />

Angaben in Prozent, ger<strong>und</strong>et<br />

3<br />

20<br />

27<br />

in der kommenden Saison<br />

in den kommenden fünf Jahren<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

70<br />

80<br />

Grafik 6


UMFRAGE ZUR WIRTSCHAFTLICHEN LAGE DES PROFIFUSSBALLS IN DEUTSCHLAND<br />

Die von den Befragten prognostizierte<br />

Entwicklung innerhalb verschiedener<br />

Aufwandskategorien ergibt folgendes<br />

Bild: Auffällig ist der konstant hohe Anteil<br />

derjenigen, die der Meinung sind, dass<br />

die Personalaufwendungen in der jeweils<br />

folgenden Saison zunehmen werden. In<br />

der diesjährigen Befragung rechneten<br />

70 % mit einer Steigerung der Aufwendungen<br />

in dieser Kategorie. In der Kategorie<br />

„Transferaufwand“ ist der Anteil<br />

derjenigen, die mit einem Rückgang der<br />

Aufwendungen in diesem Bereich rechnen,<br />

in den vier Befragungsjahren kontinuierlich<br />

gesunken. Während für den Aufwandsbereich<br />

des Spielbetriebs keine gravierenden<br />

Änderungen erwartet werden,<br />

geht auch im Jahr 2007 die Mehrheit der<br />

Befragten von einer Steigerung der Aufwendungen<br />

für die Nachwuchsförderung<br />

aus. Grafik 7 zeigt die prozentualen Anteile<br />

der jeweiligen Antwortkategorien in<br />

den vier Aufwandsbereichen im Einzelnen.<br />

Ausgabekategorien: Rosige Zeiten für Spieler?<br />

„Wie schätzen Sie die Entwicklung in den folgenden Aufwandskategorien für<br />

Ihren Klub in der kommenden Saison im Vergleich zur vergangenen ein?“<br />

Personalaufwand 2007<br />

Werden zunehmen Werden gleich bleiben Werden zurückgehen Keine Angabe<br />

Angaben in Prozent, ger<strong>und</strong>et<br />

2006<br />

2005<br />

2004<br />

Nachwuchsförderung 2007<br />

2006<br />

2005<br />

2004<br />

Transferaufwand 2007<br />

2006<br />

2005<br />

2004<br />

Aufwand für Spielbetrieb 2007<br />

2006<br />

2005<br />

2004<br />

70 13 17<br />

60 24 16<br />

18 29 53<br />

4 25 71<br />

57 40 3<br />

64 28 8<br />

71 29<br />

58 38 4<br />

40 53 7<br />

36 44 20<br />

59 41<br />

4 25 71<br />

24 63 13<br />

36 48 16<br />

23 65 12<br />

13 83 4<br />

0 20 40 60 80 100<br />

ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN <strong>IV</strong><br />

Grafik 7<br />

13


Gewinnerwartung<br />

Bezüglich der Frage nach dem erwarteten<br />

finanziellen Ergebnis nach Steuern rechnen<br />

20 % mit einem hohen Gewinn, 40 %<br />

mit einem geringen Gewinn, 20 % mit einem<br />

Ergebnis von +/– 0, 13 % mit einem<br />

geringen Verlust <strong>und</strong> keiner mit einem hohen<br />

Verlust (keine Angabe = 7 %). Dies ist<br />

ein etwas positiveres Bild als in der Befragung<br />

2006.<br />

14 ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN <strong>IV</strong><br />

UMFRAGE ZUR WIRTSCHAFTLICHEN LAGE DES PROFIFUSSBALLS IN DEUTSCHLAND<br />

Mehrheit der Klubs macht weiterhin Gewinne<br />

„Welches Ergebnis nach Steuern haben Sie mit Ihrem Klub in der<br />

vergangenen Saison erzielt?“<br />

Hoher Gewinn<br />

Geringer Gewinn<br />

+/– 0<br />

Geringer Verlust<br />

Hoher Verlust<br />

Keine Angaben<br />

Angaben in Prozent, ger<strong>und</strong>et<br />

0<br />

7<br />

13<br />

20<br />

20<br />

0 10 20 30 40 50<br />

40<br />

Grafik 8


UMFRAGE ZUR WIRTSCHAFTLICHEN LAGE DES PROFIFUSSBALLS IN DEUTSCHLAND<br />

Finanzierungsformen<br />

In einem weiteren Themenkomplex fragten<br />

wir die Experten in Anlehnung an unsere<br />

erste Fußballstudie im Jahr 2004, wie<br />

sie die Bedeutung unterschiedlicher<br />

Finanzierungsformen einschätzen. Der<br />

klassischen Kreditfinanzierung wird nach<br />

wie vor die größte Wichtigkeit beigemessen.<br />

Die Finanzierungsform „Private<br />

Equity“ hat in ihrer Bedeutung im Vergleich<br />

zu den Untersuchungsergebnissen<br />

aus dem Jahr 2004 deutlich zugenommen.<br />

Abgenommen hat demgegenüber die Bedeutung<br />

von Asset-Backed Securities, <strong>und</strong><br />

zwar von 25 % im Jahr 2004 auf nur noch<br />

3 % im Jahr 2007. Das Thema „Börsengang“<br />

scheint nach einer Phase der Ernüchterung<br />

zumindest bei einigen wenigen<br />

Klubs wieder an Bedeutung zu gewinnen.<br />

Spielte diese Finanzierungsform in<br />

der Befragung des Jahres 2004 bei keinem<br />

Klub eine Rolle, so ist sie aktuell zumindest<br />

für 10 % der Klubs bedeutsam. Grafik<br />

9 zeigt die Ergebnisse der Befragungen<br />

im Detail.<br />

Investoren gesucht<br />

„Wie wichtig sind folgende Finanzierungsformen für Ihren Klub?“<br />

Klassische Kreditfinanzierung<br />

Private Equity<br />

Anleihen<br />

Mezzanine<br />

Formen<br />

Asset-Backed<br />

Securities<br />

Börsengang<br />

0 10 20 30 40 50 60<br />

Kategorien „Sehr wichtig” <strong>und</strong> „Wichtig” addiert.<br />

Angaben in Prozent, ger<strong>und</strong>et<br />

0<br />

3<br />

10<br />

25<br />

25<br />

30<br />

27<br />

30<br />

38<br />

57<br />

59<br />

ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN <strong>IV</strong><br />

47<br />

2007<br />

2004<br />

Grafik 9<br />

15


International ist hinsichtlich der Finanzierungfomen<br />

eine Menge geschehen. So<br />

wagte sich mit Olympique Lyon nach langer<br />

Zeit im Frühjahr 2007 wieder ein Fußballklub<br />

an die Börse. Und in England hat<br />

geradezu ein Run auf Fußballklubs eingesetzt<br />

<strong>und</strong> eine Vielzahl von Investoren sicherten<br />

sich unterschiedlich hohe Anteile<br />

an den Fußballunternehmen.<br />

Um Investoren nicht nur eine (Minderheits-)Beteiligung,<br />

sondern auch eine<br />

Übernahme eines deutschen Klubs zu ermöglichen,<br />

müsste zunächst eine Satzungsänderung<br />

durchgeführt werden<br />

(siehe 50 + 1-Regelung der Satzung des<br />

Ligaverbands). Jedoch scheinen die befragten<br />

Manager eine Modifizierung nicht<br />

für nötig zu halten <strong>und</strong> wollen an der bisherigen<br />

Regelung festhalten. Dennoch<br />

wurde der Antrag zur Abschaffung des Paragrafen<br />

auf der Generalversammlung des<br />

Ligaverbandes am 06./07. August 2007<br />

gestellt (Ausgang stand bei Redaktionsschluss<br />

noch nicht fest).<br />

16<br />

ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN <strong>IV</strong><br />

UMFRAGE ZUR WIRTSCHAFTLICHEN LAGE DES PROFIFUSSBALLS IN DEUTSCHLAND<br />

50 + 1-Regelung soll bestehen bleiben<br />

„Die ,50 + 1-Regelung‘ der Satzung des Ligaverbandes (§ 8 Abs. 2),<br />

wonach der Verein gr<strong>und</strong>sätzlich die Mehrheit an der als Kapitalgesellschaft<br />

ausgegliederten Fußballabteilung besitzen muss, sollte abgeschafft werden.“<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Stimme voll zu Stimme eher zu Stimme eher nicht zu Stimme nicht zu Keine Bewertung<br />

Angaben in Prozent, ger<strong>und</strong>et<br />

Fußballinvestoren in England<br />

Club Investor Herkunft Datum Investition in €<br />

FC Fulham Mohamed Al-Fayed Ägypten Mai 1997 ca. 40 Mio.<br />

Chelsea FC Roman Abramowitsch Russland Juli 2003 ca. 210 Mio.<br />

Manchester United Malcom Glazer USA Mai 2005 ca. 1,1 Mrd.<br />

Portsmouth Alexandre Gaydamak Frankreich Januar 2006 ca. 100 Mio.<br />

Aston Villa Randy Lerner USA September 2006 ca. 100 Mio.<br />

West Ham United Eggert Magnússon Island November 2006 ca. 125 Mio.<br />

FC Liverpool George Gillett, Tom Hicks USA Februar 2007 ca. 650 Mio.<br />

Arsenal London Stan Kroenke USA April 2007 ca. 100 Mio.<br />

Newcastle United Mike Ashley England Juni 2007 ca. 187,5 Mio.<br />

Manchester City Thaksin Shinawatra Thailand Juli 2007 ca. 121,4 Mio.<br />

Birmingham City Carson Yeung China Juli 2007 ca. 22,1 Mio.<br />

Quelle: Presse<br />

13 10 20<br />

50<br />

7<br />

Tabelle 2<br />

Grafik 10


Die „Competitive Balance“ in den europäischen Top-Ligen<br />

Definition <strong>und</strong> Bedeutung von „Competitive<br />

Balance“<br />

Unter „Competitive Balance“ wird im<br />

Fußball die Ausgeglichenheit des sportlichen<br />

Wettbewerbs innerhalb einer Liga<br />

(intradivisional) oder zwischen verschiedenen<br />

Ligen einer Sportart (interdivisional)<br />

verstanden. Bei längerfristiger Betrachtung<br />

beinhaltet die Competitive Balance<br />

zwei Komponenten. Die sogenannte<br />

Saison-Komponente bezieht sich auf die<br />

Wettbewerbssituation innerhalb einer Saison.<br />

Hier geht es um die Frage, wie groß<br />

die Leistungsunterschiede zwischen den<br />

Teams innerhalb einer Spielzeit sind. Dabei<br />

ist es für den Betrachter ohne Zweifel<br />

umso spannender, je geringer die Leistungsunterschiede<br />

der Teams sind. Bei der<br />

Team-Komponente geht es um die Leistungsentwicklung<br />

einzelner Teams über<br />

mehrere Spielzeiten. Hier stellt sich die<br />

Frage, ob die Teams ihre Leistungen jede<br />

Saison reproduzieren können bzw. konstant<br />

sind. Für den Zuschauer abwechslungsreicher<br />

ist natürlich weniger Konstanz,<br />

wenn also immer wieder andere<br />

Klubs das Rennen um die Meisterschaft<br />

oder gegen den Abstieg bestreiten.<br />

Die Competitive Balance wird für Sportligen<br />

häufig als unabdingbarer Erfolgsfaktor<br />

gesehen. Das zentrale Argument,<br />

das diese Ansicht stützt, geht aus empirischen<br />

Studien hervor. Sie belegen, dass<br />

die Competitive Balance bzw. die daraus<br />

abgeleitete Ergebnisoffenheit vor einer<br />

Partie einen positiven Einfluss auf die Anzahl<br />

der Zuschauer im Stadion <strong>und</strong> vor<br />

dem Fernseher hat. Diese Erkenntnis bringt<br />

der ehemalige portugiesische Sportminister<br />

José Luís Arnaut in seinem 2006 erschienenen<br />

<strong>und</strong> vielfach zitierten Report<br />

über den europäischen Sport auf den<br />

Punkt:<br />

„An ‚unbalanced’ league<br />

will not maximise the<br />

number of its spectators/<br />

viewers.”<br />

(José Luís Arnaut)<br />

Weitere wissenschaftliche Studien zeigen<br />

zudem drei Risiken im Zusammenhang<br />

mit unausgeglichenen („unbalanced“) Ligen<br />

auf:<br />

(1) Insolvenzgefahr der schwächeren<br />

Klubs,<br />

(2) Gefahr der Abspaltung der Top-Klubs<br />

<strong>und</strong> Reorganisation in einer Konkurrenzliga,<br />

(3) fortwährendes, verstärktes Auseinanderdriften<br />

der finanziellen Situation<br />

einzelner Klubs <strong>und</strong> die Tendenz zur<br />

Überinvestition in Spielerkader.<br />

Die Competitive Balance stellt also im<br />

Fußball ein bedeutendes Element dar, das<br />

zu Recht im Fokus der Öffentlichkeit<br />

steht. <strong>Aktuell</strong>e Berichte <strong>und</strong> Diskussionsbeiträge<br />

zum Thema von José Luís Arnaut<br />

<strong>und</strong> Ivo Belet sowie das kürzlich erschienene<br />

„White Paper on Sport“ der EU-<br />

Kommission unter Führung von Kultur<strong>und</strong><br />

Sport-Kommissar Jan Figuel verdeutlichen<br />

die Brisanz des Themas.<br />

Einflussfaktoren auf die Competitive<br />

Balance<br />

Die Competitive Balance hängt vorrangig<br />

von der Verteilung der Spielerqualitäten<br />

<strong>und</strong> folglich von den finanziellen Möglichkeiten<br />

der einzelnen Klubs ab. Dass sich<br />

also ein zahlungskräftiger Klub – effektives<br />

<strong>und</strong> effizientes Handeln vorausgesetzt<br />

– durch Spielerkauf sportliche Vorteile<br />

gegenüber finanziell schwächeren Klubs<br />

verschaffen kann, dürfte unbestritten sein.<br />

Somit ist klar, dass die Einnahmesituation<br />

der Klubs einer der zentralen Einflussfaktoren<br />

auf die Competitive Balance ist. Ein<br />

weiterer Aspekt ist die unterschiedlich<br />

ausgeprägte Neigung, Investitionen in den<br />

Spielerkader über Kredite zu finanzieren.<br />

Neben diesen direkten Einflüssen können<br />

auch Faktoren, die die Competitive Balance<br />

indirekt beeinflussen, ausgemacht<br />

werden. Einer davon ist die unterschiedliche<br />

Förderung der Infrastruktur vonseiten<br />

der öffentlichen Hand (Länder <strong>und</strong> Kommunen).<br />

So werden einige Stadien öffentlich<br />

gefördert <strong>und</strong> den Klubs gegen relativ<br />

geringe Pacht zur Verfügung gestellt,<br />

während andere Klubs Betrieb <strong>und</strong> Finanzierung<br />

ihrer Spielstätte nahezu komplett<br />

selbst stemmen müssen. Letztere können<br />

entsprechend weniger finanzielle Mittel<br />

für den Spielerkader aufbringen. Dieser<br />

Umstand wird im Rahmen der Studie<br />

nicht weiter verfolgt, soll an dieser Stelle<br />

aber dennoch erwähnt werden.<br />

ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN <strong>IV</strong><br />

17


Instrumente zur Aufrechterhaltung der Competitive Balance<br />

Es gibt vielfältige Instrumente zur Aufrechterhaltung<br />

der Competitive Balance,<br />

die zumindest bei den genannten direkten<br />

Einflussfaktoren greifen. Beispielhaft<br />

seien an dieser Stelle die folgenden erwähnt:<br />

Instrumente zur Aufrechterhaltung<br />

der Competitive Balance<br />

• Salary Caps<br />

• Umverteilung von Einnahmen<br />

(z. B. der Medieneinnahmen)<br />

• Lizenzierungsverfahren<br />

Insbesondere Salary Caps <strong>und</strong> die Zentralvermarktung<br />

von Medienrechten zur<br />

Umverteilung der Einnahmen sind in der<br />

jüngeren Vergangenheit immer wieder in<br />

den Mittelpunkt von Diskussionen zur<br />

Wettbewerbssituation in Fußballligen gerückt.<br />

Die gr<strong>und</strong>legenden Ideen der aufgeführten<br />

Instrumente werden im Folgenden<br />

kurz skizziert.<br />

18 ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN <strong>IV</strong><br />

Salary Caps<br />

Salary Caps sind Gehaltsobergrenzen für<br />

Spieler, die in der Regel pro Team festgelegt<br />

werden <strong>und</strong> beispielsweise in den<br />

nordamerikanischen Profiligen Anwendung<br />

finden (NBA, NHL, NFL, CFL,<br />

MLS, MLB). Salary Caps sollen nicht nur<br />

die Spielstärken ausgleichen, sondern<br />

auch das Überinvestitionsrisiko vermindern.<br />

Auch im europäischen Fußball wird die<br />

Einführung von Salary Caps immer wieder<br />

diskutiert. Basierend auf verschiedenen<br />

empirischen Wirkungsstudien sowie<br />

verschiedenen kartellrechtlichen Analysen<br />

lassen sich jedoch zahlreiche Einwände<br />

<strong>und</strong> Bedenken gegen die Einführung<br />

etwaiger Caps im europäischen Fußball<br />

formulieren, unter anderem: (1) Der<br />

Großteil der US-Teams ignoriert die Caps.<br />

(2) Die Überprüfung auf Einhaltung der<br />

Caps <strong>und</strong> ggf. eine Sanktionierung sind<br />

mit enormen Transaktionskosten verb<strong>und</strong>en.<br />

(3) Steigende Gehälter von Starspielern<br />

werden durch Gehaltseinschränkun-<br />

Salary Caps: Geteilte Meinung<br />

gen bei den restlichen Spielern kompensiert.<br />

(4) Die Einführung einer Zwangsabgabe<br />

als Sanktion bei Überschreiten der<br />

Caps („Luxury Tax“) kann den beschriebenen<br />

Problemen nur unzureichend begegnen.<br />

(5) Aufgr<strong>und</strong> der hohen Mobilität<br />

der Fußballspieler (innerhalb Europas)<br />

würde die nationale Gehaltsbegrenzung<br />

zu Abwanderungen in ein Nachbarland<br />

führen. (6) In Europa herrscht ein anderes<br />

Rechtsverhältnis <strong>und</strong> -verständnis als in<br />

den USA. Auch wenn Caps als primäres<br />

Ziel die Aufrechterhaltung der Competitive<br />

Balance verfolgen, ist die gr<strong>und</strong>sätzliche<br />

Vereinbarkeit von Salary Caps mit<br />

dem europäischen Kartellrecht (insbesondere<br />

bei einer Umsetzung nach US-amerikanischem<br />

Vorbild) fraglich.<br />

Auch die von uns befragten Manager der<br />

deutschen Klubs stehen dieser Methode<br />

offensichtlich skeptisch gegenüber. So ergibt<br />

sich auf unsere Frage bezüglich einer<br />

Begrenzung von Personalausgaben ein<br />

sehr uneinheitliches Meinungsbild (siehe<br />

Grafik 11).<br />

„Um die wirtschaftliche Basis <strong>und</strong> die Wettbewerbsfähigkeit der Klubs<br />

langfristig zu sichern, sind europaweit gültige Regelungen notwendig, die<br />

die Personalausgaben, d. h. die Ausgaben für Spielergehälter, begrenzen.“<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Stimme voll zu Stimme eher zu Stimme eher nicht zu Stimme nicht zu Keine Bewertung<br />

Angaben in Prozent, ger<strong>und</strong>et<br />

23 33 27<br />

17<br />

Grafik 11


INSTRUMENTE ZUR AUFRECHTERHALTUNG DER COMPETIT<strong>IV</strong>E BALANCE<br />

Zentralvermarktung <strong>und</strong> Umverteilung der<br />

Medieneinnahmen<br />

Zur Umverteilung bieten sich vor allem<br />

die Einnahmen aus der Vermarktung der<br />

Medienrechte an der jeweiligen nationalen<br />

Liga an. Diese nehmen eine immer bedeutendere<br />

Stellung im Profifußball ein.<br />

Insbesondere in den letzten Jahren ist ein<br />

rasanter Anstieg der Medieneinnahmen<br />

der europäischen Top-5-Ligen zu beobachten.<br />

Sie machen mittlerweile ausnahmslos<br />

den größten Anteil an deren<br />

Umsatz aus. In Deutschland werden die<br />

Medienrechte zentral durch den Ligaorganisator,<br />

die DFL Deutsche Fußball Liga<br />

GmbH, vermarktet. Weitere Länder, in<br />

denen so verfahren wird, sind Frankreich<br />

<strong>und</strong> England. Die Einnahmen werden<br />

über bestimmte Schlüssel zwischen den<br />

Klubs verteilt. So trägt der Verteilschlüssel<br />

der B<strong>und</strong>esliga neben der aktuellen<br />

Saison auch der sportlichen Performance<br />

der drei vorherigen Spielzeiten Rechnung.<br />

In England <strong>und</strong> Frankreich hingegen steht<br />

Einnahmenteilung: Breite Zustimmung<br />

„Nur durch Zentralvermarktung <strong>und</strong> Umverteilung der Einnahmen<br />

aus den Medienrechten an alle Klubs kann mehr Chancengleichheit<br />

im sportlichen Wettbewerb hergestellt werden.“<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Stimme voll zu Stimme eher zu Stimme eher nicht zu Stimme nicht zu Keine Bewertung<br />

Angaben in Prozent, ger<strong>und</strong>et<br />

jedem Klub ein fixer <strong>und</strong> für alle gleich<br />

hoher Sockelbetrag zu. Darüber hinaus<br />

gibt es – abhängig von der sportlichen<br />

Leistung <strong>und</strong> von der Häufigkeit der TV-<br />

Übertragung – zusätzliche Anteile.<br />

Das Verfahren der Umverteilung der Medieneinnahmen<br />

findet in unserer Umfrage<br />

die breite Zustimmung der B<strong>und</strong>esligamanager<br />

(siehe Grafik 12).<br />

63 33 4<br />

ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN <strong>IV</strong><br />

Grafik 12<br />

19


Eine dezentrale Vermarktung findet hingegen<br />

individuell statt. So können sich spanische<br />

(seit 1996) <strong>und</strong> italienische Klubs<br />

(seit 1999) selbst vermarkten <strong>und</strong> sich die<br />

Einnahmen nahezu gänzlich aneignen.<br />

Dies führt dazu, dass die italienischen <strong>und</strong><br />

spanischen Top-Klubs weit überdurchschnittliche<br />

Medieneinnahmen generieren<br />

können. Grafik 13 zeigt drei Säulen für<br />

jede Liga. Betrachtet werden die höchsten<br />

<strong>und</strong> die geringsten Einnahmen aus der Vermarktung<br />

der Medienrechte. Um die Einnahmenspreizung<br />

in den einzelnen Ländern<br />

abzubilden, wurden zudem die jeweiligen<br />

Verhältnisse des länderspezifischen<br />

Einnahmenminimums zum Einnahmenmaximum<br />

gebildet.<br />

In England, Frankreich <strong>und</strong> Deutschland<br />

hatten die am schlechtesten gestellten<br />

Klubs immerhin noch r<strong>und</strong> die Hälfte der<br />

Einnahmen der am besten gestellten<br />

Klubs zu verzeichnen. In Italien betrug<br />

dieser Anteil hingegen weniger als ein<br />

Zehntel. In Spanien kommt der am<br />

schlechtesten gestellte Klub sogar nur auf<br />

r<strong>und</strong> 6 % der Medieneinnahmen des erfolgreichsten<br />

Vermarkters. Damit ist die<br />

Einnahmenspreizung aus der Vermarktung<br />

der Medienrechte in den dezentral<br />

(individuell) vermarktenden Ländern wesentlich<br />

höher als in den zentral vermarktenden<br />

Ländern.<br />

Die detaillierte Verteilung der Einnahmen<br />

aus der Vermarktung der Medienrechte<br />

hat in der deutschen B<strong>und</strong>esliga zu<br />

folgender Verteilung geführt (siehe Tabelle<br />

3). Näheres zu Medieneinnahmen<br />

<strong>und</strong> zum Verteilschlüssel der B<strong>und</strong>esliga<br />

<strong>und</strong> der europäischen TOP-5-Ligen siehe<br />

„<strong>Bälle</strong>, <strong>Tore</strong> <strong>und</strong> <strong>Finanzen</strong>“ II <strong>und</strong> III.<br />

20<br />

ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN <strong>IV</strong><br />

INSTRUMENTE ZUR AUFRECHTERHALTUNG DER COMPETIT<strong>IV</strong>E BALANCE<br />

Einnahmen in Mio. €<br />

Spreizung der Medieneinnahmen in den einzelnen Ligen 2006/07<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

56%<br />

Verhältnis von min. Einnahmen<br />

zu max. Einnahmen in der Liga<br />

55%<br />

48%<br />

max. Einnahme 06/07<br />

min. Einnahme 06/07<br />

Verhältnis von min. Einnahmen zu max. Einnahmen in der Liga<br />

Quelle: EY-Research <strong>und</strong> Schätzungen<br />

Verteilung der Medieneinnahmen Saison 2006/2007<br />

9%<br />

6%<br />

Grafik 13<br />

Inlandsvermarktung Auslandsvermarktung Gesamt<br />

in Mio. Euro in Mio. Euro in Mio. Euro<br />

VfB Stuttgart 22,18 4,00 26,18<br />

FC Schalke 04 22,85 3,00 25,85<br />

Werder Bremen 23,52 2,00 25,52<br />

FC Bayern München 24,19 1,00 25,19<br />

Bayer Leverkusen 21,52 1,00 22,52<br />

Hertha BSC Berlin 20,85 0,36 21,21<br />

Borussia Dortm<strong>und</strong> 20,18 0,36 20,54<br />

Hamburger SV 19,52 0,75 20,27<br />

1. FC Nürnberg 18,81 0,75 19,56<br />

Hannover 96 18,10 0,36 18,46<br />

VfL Wolfsburg 17,39 0,36 17,75<br />

Bor. M´Gladbach 16,64 0,36 17,00<br />

Arminia Bielefeld 15,89 0,36 16,25<br />

FSV Mainz 05 15,10 0,36 15,46<br />

Eintracht Frankfurt 14,30 0,36 14,66<br />

VfL Bochum 13,51 0,36 13,87<br />

Alemannia Aachen 12,80 0,36 13,16<br />

Energie Cottbus 12,09 0,36 12,45<br />

Quelle: eigene Berechnungen<br />

Tabelle 3


Lizenzierungsverfahren<br />

INSTRUMENTE ZUR AUFRECHTERHALTUNG DER COMPETIT<strong>IV</strong>E BALANCE<br />

Die DFL Deutsche Fußball Liga GmbH<br />

verlangt im Rahmen des Lizenzierungsverfahrens<br />

u. a. einen ausgeglichenen Liquiditäts-<br />

<strong>und</strong> Finanzplan sowie ein positives<br />

Nettovermögen. Eine ebenso konsequente<br />

Umsetzung des UEFA-Lizenzierungsverfahrens<br />

auf europäischer Ebene<br />

könnte eine adäquate Alternative zu Salary<br />

Caps sein. Zumindest ließe sich das<br />

Überinvestitionsrisiko durch diese Bestimmungen<br />

eingrenzen. Den Anfang<br />

dazu hat die UEFA durch Verabschiedung<br />

des Handbuchs 2.0 zum Klublizenzierungsverfahren<br />

gemacht. Es kommt erstmalig<br />

in der Saison 2008/2009 zur Anwendung.<br />

Dies sehnen die befragten Manager offenbar<br />

herbei <strong>und</strong> wollen, dass die internationale<br />

Konkurrenz ebenso strengen finanziellen<br />

Kriterien unterliegt wie ihre eigenen<br />

Klubs (siehe Grafik 14).<br />

Ausführliche Erläuterungen zum Lizenzierungsverfahren<br />

auf nationaler (DFL)<br />

<strong>und</strong> internationaler (UEFA) Ebene siehe<br />

„<strong>Bälle</strong>, <strong>Tore</strong> <strong>und</strong> <strong>Finanzen</strong> III“.<br />

UEFA-Lizenzierung: Dringend gefordert<br />

„Europaweit einheitliche finanzielle Lizenzierungskriterien sind<br />

dringend erforderlich.“<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Stimme voll zu Stimme eher zu Stimme eher nicht zu Stimme nicht zu Keine Bewertung<br />

Angaben in Prozent, ger<strong>und</strong>et<br />

57 30 3 7 3<br />

ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN <strong>IV</strong><br />

Grafik 14<br />

21


Messung der Competitive Balance<br />

Zur Berechnung von Daten, die die Competitive<br />

Balance in Sportligen widerspiegeln,<br />

können gr<strong>und</strong>sätzlich Siegquoten,<br />

Rangplätze <strong>und</strong> Punkte als Merkmale verwendet<br />

werden. Im Rahmen dieser Studie<br />

werden die am Saisonende von Klubs erzielten<br />

Punkte der jeweiligen Spielzeit als<br />

Indikator herangezogen. Zur Vergleichbarkeit<br />

über mehrere Spielzeiten hinweg<br />

werden die Ergebnisse aus Spielzeiten, in<br />

denen Siege zwei Punkte brachten (in<br />

Frankreich bis einschließlich zur Saison<br />

1993/94, in Deutschland, Spanien <strong>und</strong><br />

Italien bis einschließlich zur Saison<br />

1994/95), auf ein Drei-Punkte-System<br />

hochgerechnet.<br />

Bei der Analyse der Wettbewerbssituation<br />

in Sportligen finden in Analogie zur allgemeinen<br />

empirischen Wettbewerbsanalyse<br />

verschiedene Streuungs- <strong>und</strong> Konzentrationsmaße<br />

Anwendung. Im Folgenden haben<br />

wir uns für Methoden entschieden,<br />

die uns im Rahmen dieser Studie am ehesten<br />

geeignet erschienen.<br />

Zunächst soll die Saison-Komponente<br />

untersucht werden. Zur Wettbewerbssituation<br />

zwischen der Gruppe der Top-Teams<br />

<strong>und</strong> der gesamten übrigen Liga gibt die<br />

Konzentrationsrate (CR) Aufschluss. Sie<br />

gibt an, welchen Anteil die Top-Klubs an<br />

den in einer Liga insgesamt erreichbaren<br />

Punkten haben. Zur Ermittlung der Com-<br />

22 ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN <strong>IV</strong><br />

petitive Balance in Sportligen werden<br />

häufig die Konzentrationsraten der fünf<br />

besten Klubs in einer Liga berechnet. Die<br />

CR ist intuitiv verständlich <strong>und</strong> trägt<br />

außerdem dem Umstand Rechnung, dass<br />

sich diese Klubs im europäischen Fußball<br />

zusätzliche Gelder im internationalen<br />

Wettbewerb aneignen können (was die<br />

Competitive Balance tendenziell senkt).<br />

Um Größenänderungen einer Liga (z. B.<br />

Aufstockung auf 20 Mannschaften während<br />

des betrachteten Zeitraums) berücksichtigen<br />

zu können, kann das Maß modifiziert<br />

werden. Beim sogenannten Verhältnis<br />

der Konzentrationsraten (VCR)<br />

wird die tatsächliche CR ins Verhältnis<br />

zur idealen CR (einer komplett ausgeglichenen<br />

Liga) gesetzt. In einer vollkommen<br />

ausgeglichenen Liga hätten am Saisonende<br />

alle Mannschaften die gleiche<br />

Punktzahl, während in einer gänzlich unausgeglichenen<br />

Liga der Erste ausschließlich<br />

Siege <strong>und</strong> der Letzte ausschließlich<br />

Niederlagen (also null Punkte) zu verzeichnen<br />

hätte. Dies verdeutlicht, dass die<br />

Extremwerte nur in der Theorie existieren.<br />

Im Folgenden werden die Ergebnisse der<br />

Competitive-Balance-Analyse anhand des<br />

beschriebenen VCR-Maßes in den europäischen<br />

Top-Ligen vorgestellt. Um die<br />

Entwicklung der Competitive Balance zu<br />

untersuchen, werden zunächst die letzten<br />

25 Jahre der jeweiligen Ligen betrachtet.<br />

Die Wettbewerbssituation in den Top-5-<br />

Ligen<br />

Wie erläutert, ist die jeweilige Liga umso<br />

ausgeglichener <strong>und</strong> spannender, je geringer<br />

die Punktedifferenz innerhalb einer<br />

Saison zwischen den Teams ist. Damit<br />

eine höhere VCR-Maßzahl tatsächlich<br />

auch eine spannendere Liga impliziert,<br />

werden im Folgenden jeweils die Kehrwerte<br />

der Maßzahl betrachtet. Aufgr<strong>und</strong><br />

der starken saisonalen Schwankung der<br />

Werte wurden die gleitenden Durchschnittswerte<br />

der einzelnen Länder berechnet<br />

<strong>und</strong> deren Verläufe abgebildet.<br />

Der gleitende Durchschnitt berechnet sich<br />

dabei als arithmetisches Mittel aus den<br />

Werten der jeweils vier vorangegangenen<br />

Spielzeiten.<br />

Grafik 15 zeigt den Verlauf der Werte der<br />

analysierten Länder für die Top-5-Klubs<br />

<strong>und</strong> setzt sie ins Verhältnis zu einer komplett<br />

ausgeglichenen Liga (entspricht auf<br />

der y-Achse dem Wert 100 %). Je höher<br />

also der erreichte Prozentwert ist, desto<br />

näher befindet man sich an der vollkommen<br />

ausgeglichenen Liga, sprich<br />

desto spannender ist der Wettbewerb.


Spannungsgrad (VCR-Maß)<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

Angaben in Prozent<br />

Quelle: eigene Berechnungen<br />

Bis zur Saison 1998/99 nehmen die Werte<br />

in den einzelnen Ländern einen ähnlichen<br />

Verlauf. Lediglich in Frankreich auf der<br />

einen <strong>und</strong> Spanien/Italien auf der anderen<br />

Seite driften sie zwischen den Jahren<br />

1987 <strong>und</strong> 1993 etwas auseinander. Bis zur<br />

Saison 1998/99 haben sich jedoch alle<br />

Länderwerte angenähert. In dieser Saison<br />

ist die Spreizung zwischen den Ligen am<br />

Spannungskurven der Top-5-Ligen<br />

4 Perioden, gleitender Durchschnitt<br />

4 Perioden, gleitender Durchschnitt<br />

4 Perioden, gleitender Durchschnitt<br />

MESSUNG DER COMPETIT<strong>IV</strong>E BALANCE<br />

1982/83<br />

1983/84<br />

1984/85<br />

1985/86<br />

1986/87<br />

1987/88<br />

1988/89<br />

1989/90<br />

1990/91<br />

1991/92<br />

1992/93<br />

1993/94<br />

1994/95<br />

1995/96<br />

1996/97<br />

1997/98<br />

1998/99<br />

1999/00<br />

2000/01<br />

2001/02<br />

2002/03<br />

2003/04<br />

2004/05<br />

2005/06<br />

2006/07<br />

4 Perioden, gleitender Durchschnitt<br />

4 Perioden, gleitender Durchschnitt<br />

Grafik 15<br />

geringsten. Dem Maß zufolge herrscht in<br />

der Saison 1998/99 in den fünf Top-Ligen<br />

eine ähnliche Wettbewerbssituation vor,<br />

da in den betrachteten Ländern die jeweils<br />

fünf besten Klubs einen ähnlich großen<br />

Punktevorsprung vor der restlichen Liga<br />

auf sich vereinen. Danach driften die<br />

Werte der einzelnen Länder auseinander.<br />

Lediglich in Frankreich ist eine leichte,<br />

kontinuierliche Steigerung der Spannung<br />

(bzw. Abnahme der Punkteanteile der<br />

Top-5-Klubs) zu verzeichnen. In den übrigen<br />

Ländern nimmt die Spannung ab. In<br />

Spanien <strong>und</strong> Deutschland geschieht dies<br />

erst nach einem temporären Zwischenhoch.<br />

Insbesondere in Italien <strong>und</strong> in England<br />

hat sich die Wettbewerbssituation<br />

innerhalb der Liga bis zum heutigen Zeitpunkt<br />

kontinuierlich verschlechtert. Im<br />

Vergleich zur gesamten Liga konnten dort<br />

die jeweils fünf besten Klubs immer mehr<br />

Punkte sammeln, folglich ist die Spannungskurve<br />

stark abgesunken. Die Spannungskurve<br />

der B<strong>und</strong>esliga befindet sich<br />

seit Anfang der Neunzigerjahre jeweils<br />

auf einem der drei ersten Plätze.<br />

ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN <strong>IV</strong><br />

23


Fasst man die Kurvenverläufe zu einem<br />

25-Jahres-Durchschnittswert zusammen,<br />

fallen die Unterschiede zwischen den<br />

Ligen noch deutlicher auf. Die französische<br />

Liga scheint am ausgeglichensten zu<br />

sein <strong>und</strong> weist den höchsten Spannungsgrad<br />

auf, gefolgt von Deutschland <strong>und</strong><br />

Spanien, die nach 25 Jahren im Durchschnitt<br />

gleichauf an zweiter Stelle liegen.<br />

Die Ligen in England <strong>und</strong> Italien erreichen<br />

den geringsten Spannungsgrad.<br />

Insbesondere in Italien liegen die besten<br />

Teams im Durchschnitt am weitesten vor<br />

ihren Verfolgern.<br />

Am meisten fällt an den oben dargestellten<br />

Ergebnissen jedoch auf, dass seit der<br />

Jahrtausendwende nahezu alle Top-Ligen<br />

(außer Frankreich) eine abnehmende<br />

Spannungskurve aufweisen. Dabei liegt<br />

die Vermutung nahe, dass die Einführung<br />

<strong>und</strong> die nachfolgenden Reformen der<br />

Champions League einen unmittelbaren<br />

Einfluss auf die dargestellte Entwicklung<br />

hatten. Denn die Ausschüttungen an die<br />

Teilnehmer der Champions League sind<br />

überaus attraktiv <strong>und</strong> führten vor allem<br />

24<br />

ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN <strong>IV</strong><br />

MESSUNG DER COMPETIT<strong>IV</strong>E BALANCE<br />

25-Jahres-Durchschnitt des erreichten Spannungsgrads in den Top-5-Ligen<br />

Spannungsgrad<br />

47<br />

45<br />

43<br />

41<br />

39<br />

37<br />

35<br />

46<br />

Angaben in Prozent<br />

Quelle: eigene Berechnungen<br />

42 42<br />

nach der Jahrtausendwende zu großen Einnahmeunterschieden<br />

innerhalb der Ligen.<br />

Wie oben bereits aufgeführt, ist dieser Umstand<br />

einer der Haupteinflussfaktoren auf<br />

die Competitive Balance.<br />

40<br />

37<br />

Grafik 16


Entwicklung der Competitive Balance im<br />

Licht der Champions League<br />

In der Spielzeit 1992/93 wurde der Europapokal<br />

der Landesmeister erstmals<br />

unter dem neuen Titel „Champions<br />

League“ ausgespielt. Seither gab es einige<br />

Modifikationen, von denen eine der am<br />

weitesten reichenden 1998 beschlossen<br />

<strong>und</strong> in der Spielzeit 1999/2000 umgesetzt<br />

wurde: Neben der Aufstockung von 24 auf<br />

32 teilnehmende Mannschaften wurde im<br />

Zuge der höheren Vermarktungseinnahmen<br />

die Ausschüttung an die teilnehmenden<br />

Klubs enorm erhöht. Ob diese<br />

Reform tatsächlich eine Auswirkung auf<br />

MESSUNG DER COMPETIT<strong>IV</strong>E BALANCE<br />

die Wettbewerbssituation innerhalb der<br />

nationalen Ligen genommen hat, kann<br />

näherungsweise durch einen Vergleich der<br />

Situationen in den Spielzeiten vor <strong>und</strong><br />

nach der Reform bestimmt werden. Da ein<br />

sinnvoller Vergleich nur für die gleiche<br />

Anzahl von Jahren durchgeführt werden<br />

kann, werden die Competitive-Balance-<br />

Maße für den Zeitraum 93/94–99/00 mit<br />

denjenigen für den Zeitraum 00/01–06/07,<br />

also für jeweils sieben Saisons, verglichen.<br />

Eine interessante Erkenntnis liefert<br />

wiederum die Betrachtung der fünf im<br />

Durchschnitt besten Klubs der vergangenen<br />

14 Jahre in den einzelnen Ländern<br />

im Verhältnis zur restlichen Liga. Seit der<br />

erwähnten Reform <strong>und</strong> Aufstockung auf<br />

32 Teilnehmer konnten sich mindestens<br />

zwei bis maximal vier Mannschaften pro<br />

untersuchte Liga für die Champions<br />

League qualifizieren.<br />

Weit mehr als die Hälfte der fünf durchschnittlich<br />

besten Klubs (in Deutschland<br />

alle, in Spanien zwei Drittel) waren sowohl<br />

vor als auch nach der Reform in der<br />

Champions League zumindest zwischenzeitlich<br />

vertreten <strong>und</strong> konnten an deren<br />

Ausschüttung partizipieren. Damit könnten<br />

zumindest näherungsweise Ergebnisse<br />

aus einer Vorher-Nachher-Analyse dieser<br />

Top-5-Klubs abgeleitet werden.<br />

ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN <strong>IV</strong><br />

25


Seit Einführung der UEFA Champions<br />

League nahmen aus Deutschland insgesamt<br />

neun verschiedene Klubs am Wettbewerb<br />

teil. Die meisten Teilnahmen haben<br />

der FC Bayern München (11), Borussia<br />

Dortm<strong>und</strong> (6) <strong>und</strong> Bayer 04 Leverkusen<br />

(6) zu verzeichnen. Drei von vier Teilnahmen<br />

konnte Werder Bremen in den drei<br />

vergangenen Spielzeiten verzeichnen.<br />

26<br />

ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN <strong>IV</strong><br />

MESSUNG DER COMPETIT<strong>IV</strong>E BALANCE<br />

Auch in der spanischen Liga ist eine Teilnehmerverdichtung<br />

zu beobachten. Neben<br />

dem FC Barcelona (12) <strong>und</strong> Real<br />

Madrid (11) sind der FC Valencia (5) <strong>und</strong><br />

Deportivo La Coruna (5) insbesondere in<br />

der jüngeren Vergangenheit häufig vertreten.<br />

Die übrigen sieben spanischen Klubs<br />

nahmen jeweils nur einmal an der Champions<br />

League teil.<br />

Interessanterweise nahm Olympique Lyon<br />

(7) als der am häufigsten in der Champions<br />

League vertretene französische<br />

Klub an den letzten sieben Wettbewerben<br />

in Serie teil. Ansonsten ist das Teilnehmerfeld<br />

relativ ausgeglichen.<br />

Teilnehmer CL 92/93 93/94 94/95 95/96 96/97 97/98 98/99 99/00 00/01 01/02 02/03 03/04 04/05 05/06 06/07<br />

Deutschland<br />

FC Bayern München 11<br />

Borussia Dortm<strong>und</strong> 6<br />

Bayer 04 Leverkusen 6<br />

SV Werder Bremen 4<br />

VfB Stuttgart 2<br />

Hamburger SV 2<br />

FC Schalke 04 2<br />

1. FC Kaiserslautern 1<br />

Hertha BSC Berlin 1<br />

Teilnehmer CL 92/93 93/94 94/95 95/96 96/97 97/98 98/99 99/00 00/01 01/02 02/03 03/04 04/05 05/06 06/07<br />

Spanien<br />

FC Barcelona 12<br />

Real Madrid 11<br />

FC Valencia 5<br />

Deportivo La Coruna 5<br />

Atlético Madrid 1<br />

Athletic Bilbao 1<br />

Real CD Mallorca 1<br />

RS San Sebastian 1<br />

FC Villarreal 1<br />

Betis Sevilla 1<br />

Celta Vigo 1<br />

Teilnehmer CL 92/93 93/94 94/95 95/96 96/97 97/98 98/99 99/00 00/01 01/02 02/03 03/04 04/05 05/06 06/07<br />

Frankreich<br />

Tabelle 4: Teilnehmer an der UEFA Champions League aus Deutschland seit der Saison 1992/93 (Quelle: www.uefa.com).<br />

Tabelle 5: Teilnehmer an der UEFA Champions League aus Spanien seit der Saison 1992/93 (Quelle: www.uefa.com).<br />

Olympique Lyon 7<br />

AS Monaco 5<br />

Paris St. Germain 4<br />

Olympique Marseille 3<br />

OSC Lille 3<br />

FC Nantes 2<br />

AJ Auxerre 2<br />

Racing Club Lens 2<br />

Girondins Bordeaux 2<br />

Tabelle 6: Teilnehmer an der UEFA Champions League aus Frankreich seit der Saison 1992/93 (Quelle: www.uefa.com).


In Italien liegt wiederum eine Teilnahmekonzentration<br />

vor. Der AC Mailand (11)<br />

<strong>und</strong> Juventus Turin (10) vereinen mehr<br />

Teilnahmen auf sich als die übrigen sechs<br />

Klubs.<br />

MESSUNG DER COMPETIT<strong>IV</strong>E BALANCE<br />

In England liegt Manchester United mit<br />

13 Teilnahmen weit vorne, gefolgt von Arsenal<br />

London (9), dem FC Liverpool (5)<br />

<strong>und</strong> dem FC Chelsea London (5). Diese<br />

Klubs waren in den letzten Jahren sogar<br />

ausschließlich vertreten.<br />

Teilnehmer CL 92/93 93/94 94/95 95/96 96/97 97/98 98/99 99/00 00/01 01/02 02/03 03/04 04/05 05/06 06/07<br />

Italien<br />

AC Mailand 11<br />

Juventus Turin 10<br />

Inter Mailand 6<br />

Lazio Rom 4<br />

AS Rom 4<br />

FC Parma 1<br />

AC Florenz 1<br />

Udinese Calcio 1<br />

Teilnehmer CL 92/93 93/94 94/95 95/96 96/97 97/98 98/99 99/00 00/01 01/02 02/03 03/04 04/05 05/06 06/07<br />

England<br />

Manchester United 13<br />

Arsenal London 9<br />

FC Liverpool 5<br />

FC Chelsea London 5<br />

Newcastle United 2<br />

Leeds United 2<br />

Blackburn Rovers 1<br />

Tabelle 9 gibt einen Überblick über die<br />

häufigsten Teilnehmer in der Champions<br />

League seit der Saison 1992/93.<br />

Tabelle 7: Teilnehmer an der UEFA Champions League aus Italien seit der Saison 1992/93 (Quelle: www.uefa.com).<br />

Tabelle 8: Teilnehmer an der UEFA Champions League aus England seit der Saison 1992/93 (Quelle: www.uefa.com).<br />

Häufigste Anzahl<br />

Teilnehmer CL Teilnahmen<br />

Manchester United 13<br />

FC Barcelona 12<br />

FC Bayern München 11<br />

Real Madrid 11<br />

AC Mailand 11<br />

Juventus Turin 10<br />

Arsenal London 9<br />

Olympique Lyon 7<br />

Inter Mailand 6<br />

Borussia Dortm<strong>und</strong> 6<br />

Bayer 04 Leverkusen 6<br />

Tabelle 9: Top-Klubs mit sechs <strong>und</strong> mehr Teilnahmen<br />

an der UEFA Champions League seit der<br />

Saison 1992/93 (Quelle: www.uefa.com).<br />

ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN <strong>IV</strong><br />

27


Welche Summen die Teilnehmer an der<br />

Champions League vereinnahmen konnten,<br />

zeigt Tabelle 10. Zum einen wird<br />

deutlich, dass die Ausschüttungen nach<br />

der Reform 1999/2000 enorm angestiegen<br />

sind. So konnte der Sieger des Wettbewerbs<br />

1998/1999, Manchester United,<br />

28<br />

ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN <strong>IV</strong><br />

MESSUNG DER COMPETIT<strong>IV</strong>E BALANCE<br />

„nur“ 12,82 Mio. Euro vereinnahmen,<br />

während Real Madrid als Sieger im darauffolgenden<br />

Jahr 29,26 Mio. Euro einstreichen<br />

konnte. Die Gesamtwertung führt<br />

Bayern München mit insgesamt über<br />

240 Mio. Euro an Prämien. Knapp<br />

210 Mio. Euro davon stammen allein aus<br />

Ausschüttungen an ausgewählte Champions-League-Teilnehmer<br />

der Zeit nach der Reform zur Jahrtausendwende<br />

(!). Durch die erhöhte Teilnehmerzahl<br />

stieg die kumulierte Ausschüttung an<br />

die jeweiligen Top-Klubs jeder Liga noch<br />

weiter an. Zahlen zu vorherigen Spielzeiten<br />

liegen nicht vor.<br />

93/94 94/95 95/96 96/97 97/98 98/99 99/00 00/01 01/02 02/03 03/04 04/05 05/06 06/07 gesamt<br />

Bayern München 0,00 8,80 0,00 0,00 8,96 13,11 29,67 46,19 30,65 16,80 19,45 18,36 20,04 28,73 240,76<br />

Manchester United 0,00 4,28 0,00 8,60 8,47 12,82 23,10 24,43 30,98 22,48 28,05 16,26 13,97 31,53 224,97<br />

Real Madrid 0,00 0,00 6,57 0,00 13,50 7,82 29,26 25,14 35,60 26,99 19,65 13,66 15,85 21,03 215,07<br />

AC Mailand 5,98 10,49 0,00 4,28 0,00 0,00 14,42 21,56 0,00 31,59 17,89 26,11 20,52 39,59 192,43<br />

FC Arsenal 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 5,22 11,68 23,37 20,44 23,47 28,55 23,35 35,00 19,27 190,35<br />

FC Barcelona 6,53 6,10 0,00 0,00 4,21 5,22 24,65 11,12 23,39 21,12 0,00 15,97 31,60 22,70 172,61<br />

Juventus Turin 0,00 0,00 11,31 12,60 12,53 9,60 0,00 17,01 25,09 34,74 15,24 15,03 18,98 0,00 172,13<br />

Olympique Lyon 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 19,36 18,11 23,79 19,64 20,36 25,44 22,65 149,35<br />

FC Chelsea 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 29,07 27,98 24,90 34,66 116,61<br />

FC Liverpool 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 22,50 13,33 0,00 30,58 17,87 32,22 116,50<br />

Bayer Leverkusen 0,00 0,00 0,00 0,00 8,72 0,00 13,13 18,16 32,44 23,37 0,00 13,46 0,00 0,00 109,28<br />

Borussia Dortm<strong>und</strong> 0,00 0,00 0,00 13,22 11,72 0,00 9,91 0,00 12,60 33,61 0,00 0,00 0,00 0,00 81,06<br />

Werder Bremen 3,03 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 17,05 15,38 18,47 53,93<br />

Angaben in Mio. Euro<br />

Ausschüttung jeweils ab der Gruppenphase<br />

= CL Sieger<br />

Quelle: UEFA<br />

Tabelle 10


(1) Die Saison-Komponente<br />

Wie bereits erwähnt, ist die wettbewerbliche<br />

Situation in einer Liga umso ausgeglichener<br />

<strong>und</strong> spannender, je geringer der<br />

Punkteabstand zwischen den Top-5-Klubs<br />

<strong>und</strong> der übrigen Liga ist. Bildet man die<br />

Mittelwerte der Standardabweichungen<br />

zwischen den Top 5 <strong>und</strong> den restlichen<br />

Klubs der jeweiligen Liga für den jeweils<br />

siebenjährigen Zeitraum vor <strong>und</strong> nach der<br />

Reform, so lässt sich für alle Länder ein<br />

Anstieg der durchschnittlichen saisonbezogenen<br />

Standardabweichung feststellen.<br />

Um eine Vergleichbarkeit zwischen den<br />

Ligen zu gewährleisten, werden nachfolgend<br />

die Punkte der jeweiligen Endtabelle<br />

einer Liga immer auf 18 Teams (34<br />

Spiele) hochgerechnet.<br />

Insbesondere in England <strong>und</strong> Italien<br />

scheinen die Top 5 nach der Reform stärker<br />

vom saisonalen Ligadurchschnitt abzuweichen<br />

als vorher. Das bedeutet, dass<br />

die Ligen weniger spannend geworden<br />

sind. Auch in Frankreich, Spanien <strong>und</strong><br />

Deutschland ist nach der Reform eine tendenziell<br />

unausgeglichenere Liga zu erkennen,<br />

dies jedoch auf einem anderen Niveau,<br />

das auf vergleichsweise größere<br />

Spannung sowohl vor als auch nach der<br />

Reform schließen lässt als in Italien <strong>und</strong><br />

England.<br />

MESSUNG DER COMPETIT<strong>IV</strong>E BALANCE<br />

Punkte<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Hierbei müssen jedoch auch die Effekte<br />

aus den Sanktionierungsmaßnamen des<br />

Manipulationsskandals in Italien (2005/06)<br />

beachtet werden. So wurden für die Berechnungen<br />

die von Juventus Turin in der<br />

Saison 2005/06 erreichten Punkte in die<br />

Saison 2006/2007 übertragen (interpoliert)<br />

<strong>und</strong> somit der Zwangsabstieg des<br />

Klubs nicht berücksichtigt. Ansonsten<br />

würde das Bild zu stark verzerrt werden.<br />

Die Punkteabzüge für den AC Mailand<br />

(acht Punkte) <strong>und</strong> Lazio Rom (drei<br />

Punkte) in der Saison 2006/07 haben wir<br />

hingegen belassen. Eine Korrektur (also<br />

Top-Teams setzen sich ab<br />

93/94–99/00<br />

00/01–06/07 (Juventus Turin mit<br />

interpolierten Punkten 2006/2007)<br />

12,6 13,0<br />

15,4<br />

14,1<br />

16,3 16,0<br />

14,1<br />

Durchschnittliche Saison-Standardabweichung der Punktzahl der Top-5-Klubs vor <strong>und</strong> nach der CL-Reform<br />

Quelle: eigene Berechnungen<br />

21,2<br />

16,5<br />

21,1<br />

ein Hinzuaddieren) der Punkteabzüge<br />

würde die steigende Tendenz der Saison-<br />

Standardabweichung nach der Reform<br />

weiter verstärken.<br />

Insgesamt wird die Vermutung genährt,<br />

dass zumindest ein (wenn auch nicht unbedingt<br />

monokausaler) Zusammenhang<br />

zwischen den hohen Ausschüttungen an<br />

die Champions-League-Teilnehmer seit<br />

der Reform 1999/2000 <strong>und</strong> der Abnahme<br />

an Spannung (bzw. Ausgeglichenheit) in<br />

den Ligen besteht.<br />

ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN <strong>IV</strong><br />

Grafik 17<br />

29


(2) Die Team-Komponente<br />

Für eine umfassende wettbewerbsökonomische<br />

Analyse darf auch die Team-Komponente<br />

der Competitive Balance nicht<br />

vernachlässigt werden. Eine Liga ist aus<br />

wettbewerbsökonomischer Sicht ebenfalls<br />

unausgeglichen, wenn jährlich die<br />

gleichen Teams um die Meisterschaft, die<br />

Qualifikationsplätze für die internationalen<br />

Wettbewerbe <strong>und</strong> gegen den Abstieg<br />

spielen. Abgebildet werden kann die<br />

Team-Komponente beispielsweise mithilfe<br />

der saisonalen Standardabweichung<br />

(SA) der teamindividuellen Gesamtpunktzahl<br />

von der durchschnittlichen Punktezahl<br />

des Teams über einen betrachteten<br />

Zeitraum.<br />

Je höher der Wert dieser Komponente ist,<br />

desto ausgeglichener <strong>und</strong> abwechslungsreicher<br />

ist eine Liga. Größere Schwankungen<br />

einzelner Teams über die Jahre hinweg<br />

bedeuten schließlich, dass immer<br />

wieder andere Klubs um die vorderen<br />

Plätze kämpfen. Konnten die Top-5-Klubs<br />

ihre guten Ergebnisse jedoch immer konstanter<br />

reproduzieren, so fällt der Wert<br />

niedriger aus.<br />

In Frankreich, Spanien <strong>und</strong> Deutschland<br />

nahm die durchschnittliche Standardabweichung<br />

der erzielten Punkte der Top-5-<br />

Teams nach der Reform ab, in England<br />

leicht zu. Italien verzeichnet einen überraschend<br />

starken Anstieg auch mit interpolierter<br />

Punktzahl für Juventus Turin. Dennoch<br />

dürften durch den Manipulationsskandal<br />

Verzerrungen entstanden sein. So<br />

30<br />

ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN <strong>IV</strong><br />

MESSUNG DER COMPETIT<strong>IV</strong>E BALANCE<br />

Punkte<br />

11<br />

10<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

Große Abwechslung an der Spitze der B<strong>und</strong>esliga<br />

93/94–99/00<br />

00/01–06/07 (Juventus Turin mit<br />

interpolierten Punkten 2006/2007)<br />

8,9<br />

8,3<br />

8,1<br />

7,2<br />

Durchschnittliche Team-Standardabweichung der Punktzahl der Top-5-Klubs vor <strong>und</strong> nach der CL-Reform<br />

Quelle: eigene Berechnung<br />

fiele der Wert z. B. durch Korrektur (also<br />

Hinzuaddieren) der Punkteabzüge für den<br />

AC Mailand <strong>und</strong> Lazio Rom niedriger<br />

aus.<br />

Lässt man Italien außen vor, weist<br />

Deutschland sowohl vor als auch nach der<br />

Reform die höchste Abweichung auf, was<br />

auf eine im Vergleich abwechslungsreichere<br />

Liga schließen lässt. In Spanien<br />

werden die niedrigsten Werte gemessen;<br />

dort kämpfen folglich im Vergleich eher<br />

die gleichen Teams die Meisterschaft unter<br />

sich aus.<br />

In der gebotenen Vorsicht lässt sich der<br />

Schluss ableiten, dass die erhöhten Ausschüttungen<br />

an die Champions-League-<br />

8,0<br />

7,7<br />

7,7<br />

10,0<br />

7,0 6,7<br />

Grafik 18<br />

Teilnehmer seit 1999/2000 zu einer Abnahme<br />

an Abwechslung führten. Denn<br />

tendenziell (Italien außer Acht gelassen)<br />

werden die meisten Teams nach der Reform<br />

in ihrer sportlichen Leistung immer<br />

konstanter; der Kampf um die vorderen<br />

Plätze wird also zunehmend zum „Closed<br />

Shop“. Erfreulich aus deutscher Sicht ist,<br />

dass die B<strong>und</strong>esliga bei der Team-Komponente<br />

noch besser abschneidet als bei der<br />

Saison-Komponente: Kein anderes Land<br />

verfügt über so hohe Werte, was auf vergleichsweise<br />

größere Abwechslung auf<br />

den vorderen Plätzen hindeutet.


(3) Das Verhältnis zwischen Team- <strong>und</strong><br />

Saison-Standardabweichung<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich ist die Competitive Balance<br />

einer Liga umso ausgewogener, je<br />

niedriger der Wert der Saison-Komponente<br />

<strong>und</strong> je höher der Wert der Team-<br />

Komponente ist. Da also beide Komponenten<br />

einen gegensätzlichen Einfluss auf<br />

die Competitive Balance einer Liga haben,<br />

ist ein Maß entwickelt worden, das<br />

beide Komponenten ins Verhältnis zueinander<br />

setzt. Dabei wird die Team-<br />

Standardabweichung durch die Saison-<br />

Standardabweichung geteilt; Ergebnis ist<br />

das Maß „VSA“ (Verhältnis der Standardabweichungen).<br />

Je größer die VSA-Kennzahl<br />

ist, desto ausgeglichener ist die jeweilige<br />

Liga. Nach diesem Maß nahm die<br />

Competitive Balance in allen Ligen nach<br />

der Reform ab, da (1) die Top 5 ihre Saisonleistungen<br />

immer besser reproduzieren<br />

konnten (niedrigere Team-Standardabweichung)<br />

<strong>und</strong>/oder (2) die Punkteausbeute<br />

der Top 5 immer weiter von der<br />

durchschnittlichen Punkteausbeute der<br />

Ligakonkurrenten abwich (Saison-Standardabweichung).<br />

Wiederum würde eine<br />

Korrektur (Hinzuaddieren) der Punkteabzüge<br />

für den AC Mailand (acht Punkte)<br />

<strong>und</strong> Lazio Rom (drei Punkte) in der Saison<br />

2006/07 die erkennbare Tendenz in<br />

MESSUNG DER COMPETIT<strong>IV</strong>E BALANCE<br />

0,70<br />

0,65<br />

0,60<br />

0,55<br />

0,50<br />

0,45<br />

0,40<br />

0,35<br />

0,30<br />

Competitive Balance: Frankreich <strong>und</strong> Deutschland top,<br />

jedoch überall absteigende Tendenz<br />

0,64<br />

0,56<br />

0,63<br />

0,51<br />

Verhältnis der durchschnittlichen Team-Standardabweichung <strong>und</strong> der durchschnittlichen<br />

Saison-Standardabweichung der Top-5-Klubs vor <strong>und</strong> nach der CL-Reform<br />

Quelle: eigene Berechnungen<br />

der italienischen Liga weiter verstärken.<br />

Der leichte Anstieg der durchschnittlichen<br />

Team-Standardabweichung der englischen<br />

Klubs wurde durch den sich negativ<br />

auf die Competitive Balance auswirkenden<br />

Anstieg der durchschnittlichen Saison-Standardabweichung<br />

überkompensiert.<br />

Im interdivisionalen Vergleich der Wettbewerbsintensität<br />

der letzten 14 Jahre<br />

0,49<br />

93/94–99/00<br />

00/01–06/07 (Juventus Turin mit<br />

interpolierten Punkten 2006/2007)<br />

0,44<br />

0,48 0,47<br />

0,47<br />

0,38<br />

schneidet Deutschland deutlich besser ab<br />

als bei einer Betrachtung der letzten<br />

25 Jahre (siehe oben) <strong>und</strong> liegt nur knapp<br />

hinter Frankreich an zweiter Stelle. England<br />

liegt dagegen auf dem letzten Platz<br />

<strong>und</strong> hat sowohl vor als auch nach der Reform<br />

der Champions League die unausgeglichenste<br />

Liga.<br />

ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN <strong>IV</strong><br />

Grafik 19<br />

31


Fazit<br />

Für die europäischen Top-5-Ligen ist die<br />

Competitive Balance für die Zeiträume<br />

der letzten 25 <strong>und</strong> 14 Jahre untersucht<br />

worden. Für beide Zeiträume kristallisiert<br />

sich heraus, dass die französische Ligue 1<br />

<strong>und</strong> die deutsche B<strong>und</strong>esliga die ausgeglichensten<br />

Ligen sind. Bei der Team-<br />

Komponente der letzten 14 Jahre weist<br />

Deutschland sogar den besten Wert auf,<br />

was darauf hindeutet, dass der Kampf um<br />

die vorderen Plätze in der B<strong>und</strong>esliga am<br />

abwechslungsreichsten ist.<br />

In England <strong>und</strong> Italien sind die Ligen hingegen<br />

am einseitigsten. Vor allem seit der<br />

Jahrtausendwende erzielten die Top-5-<br />

Klubs in den dortigen Ligen einen enormen<br />

Vorsprung vor der restlichen Liga.<br />

Ob dies der Gr<strong>und</strong> für die sinkenden Zuschauerzahlen<br />

in den Stadien der Serie A<br />

<strong>und</strong> der Premier League ist, lässt sich nur<br />

schwer beurteilen. So sorgten in Italien<br />

die Gewalt in einigen Stadien <strong>und</strong> die veraltete<br />

Infrastruktur ebenfalls für ein Fernbleiben<br />

von Besuchern, während in England<br />

der hohe Eintrittspreis den ein oder<br />

anderen Fan abgeschreckt haben dürfte.<br />

Es liegt die Vermutung nahe, dass ein<br />

Gr<strong>und</strong> für das gute Abschneiden der französischen<br />

<strong>und</strong> der deutschen Liga die relativ<br />

gleichmäßige Verteilung der Medieneinnahmen<br />

der nationalen Liga im<br />

Zuge der zentralen Vermarktung ist. Das<br />

schlechte Abschneiden der englischen<br />

Premier League passt jedoch weniger in<br />

diese Argumentation. Allerdings haben<br />

dort in letzter Zeit die hohen Mittelzu-<br />

32<br />

ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN <strong>IV</strong><br />

MESSUNG DER COMPETIT<strong>IV</strong>E BALANCE<br />

flüsse von Investoren (Abramowitsch<br />

u. a.) den Wettbewerb entscheidend beeinflusst.<br />

Um die Effekte der jeweiligen Vermarktungsstrategie<br />

der Ligen noch weiter<br />

zu beleuchten (zentral vs. dezentral), sind<br />

weitere detaillierte Untersuchungen erforderlich.<br />

Bei der Untersuchung über 25 Jahre fällt<br />

des Weiteren auf, dass nahezu alle Spannungskurven<br />

(außer der französischen)<br />

nach der Jahrtausendwende nach unten<br />

zeigen. Zu diesem Zeitpunkt wurde die<br />

Champions League reformiert, was einen<br />

Anstieg auf 32 Teilnehmer <strong>und</strong> wesentlich<br />

höhere Ausschüttungen an die Teilnehmer<br />

zur Folge hatte. Die detaillierten Untersuchungen<br />

des jeweiligen Zeitraums vor <strong>und</strong><br />

nach der Reform erhärten den Verdacht,<br />

dass diese mitverantwortlich für das Absinken<br />

der Spannungskurven ist. Seitdem<br />

erzielen die vordersten fünf Teams in jeder<br />

Liga einen größeren Vorsprung vor<br />

den restlichen Klubs als vorher.<br />

Den Schluss, dass der neue Modus der<br />

Champions League allein für die Spannungsabnahme<br />

der Ligen verantwortlich<br />

ist, lässt die Untersuchung indes nicht zu.<br />

Zu vielschichtig sind weitere Ereignisse<br />

der letzten Jahre, wie beispielsweise das<br />

starke Ansteigen der Medieneinnahmen<br />

sämtlicher nationaler Ligen, der Manipulationsskandal<br />

in Italien, der Einstieg von<br />

Investoren vor allem bei englischen Klubs<br />

oder die Umstellung auf dezentrale Vermarktung<br />

der Medienrechte in Italien <strong>und</strong><br />

Spanien. Diese Ereignisse haben ebenfalls<br />

die dargestellten Ergebnisse beeinflusst.<br />

Die UEFA hat bereits angekündigt, die<br />

Champions League <strong>und</strong> insbesondere die<br />

Verteilung der Prämien gr<strong>und</strong>legend zu<br />

reformieren. Dies erscheint in der Tat ratsam,<br />

um ein weiteres Absinken der Spannungskurven<br />

in den Ligen zu verhindern.<br />

In Italien <strong>und</strong> Spanien wird über eine<br />

Rückkehr zu zentraler Vermarktungsstruktur<br />

diskutiert, was der Competitive<br />

Balance innerhalb der Ligen ebenfalls<br />

nicht schaden dürfte. Die Einführung von<br />

Salary Caps ist wohl hingegen weniger<br />

geeignet.<br />

Die Competitive Balance kann – neben<br />

den dargestellten Methoden – u. a. auch<br />

durch den sogenannten „Herfindahl-<br />

Hirschman-Index“ <strong>und</strong> den „Gini-Koeffizienten“<br />

berechnet oder mithilfe der „Lorenz<br />

Seasonal Balance Curve“ dargestellt<br />

werden. Es ist nicht ausgeschlossen, dass<br />

diese Methoden zu anderen Ergebnissen<br />

<strong>und</strong> Schlussfolgerungen führen als die<br />

hier dargestellten.<br />

Ausgewählte Literatur <strong>und</strong> Quellen<br />

Arnaut, J. L. (2006). Independent European Sport<br />

Review 2006.<br />

Buzzacchi, L., Szymanski, S. & Valletti, T. M.<br />

(2001). Static versus Dynamic Competitive Balance:<br />

Do Teams Win More in Europe or in the USA?<br />

Feddersen, A. & Maennig, W. (2005). Trends in<br />

Competitive Balance: Is there Evidence for Growing<br />

Imbalance in Professional Sports Leagues?<br />

Humphreys, B. R. (2002). Alternative Measures of<br />

Competitive Balance in Sports Leagues.<br />

Michie, J., Oughton, C. (2004). Competitive Balance<br />

in Football: Trends and Effects.


In unserer Analyse der Competitive Balance schneiden insbesondere die Ligen in Italien <strong>und</strong> England schlecht ab. Dass das Interesse<br />

von Fans an den Fußballligen jedoch von einer Vielzahl von Faktoren abhängt <strong>und</strong> sehr facettenreich ist, wollen wir mit folgendem<br />

Gastkommentar darstellen.<br />

Gastkommentar<br />

Stephan Schröder, Mitglied der Geschäftsleitung SPORT+MARKT<br />

Premier League in Europa das Maß aller<br />

nationalen Fußballligen<br />

Cristiano Ronaldo, Drogba, Ballack,<br />

Lampard, Gerrard <strong>und</strong> Co., ManU,<br />

Chelsea, Liverpool, Arsenal <strong>und</strong> all die<br />

anderen Traditionsklubs der ehrwürdigen<br />

Premier League – sie alle, die Stars<br />

<strong>und</strong> vor allem die Top-Klubs, stehen für<br />

den großen Reiz, den die britische Premier<br />

League für viele Fußballfans in<br />

Europa ausübt. Der ultimative Glamourfaktor<br />

schlug zwar in den letzten Jahren<br />

eher zugunsten der galaktischen Stars in<br />

der spanischen Primera División mit<br />

den populärsten europäischen Klubs<br />

FC Barcelona <strong>und</strong> Real Madrid aus. Im<br />

Vergleich der Potenziale beider Top-<br />

Ligen nimmt aber schon seit 2000 die<br />

Premier League den Spitzenplatz ein.<br />

Insgesamt 51,5 Mio. Fußballanhänger<br />

in den fünf europäischen Kernfußballmärkten<br />

äußerten zum Ende der letzten<br />

Saison (Mai 2007) ihr sehr starkes oder<br />

starkes Interesse für die Premier League.<br />

Die Vergleichswerte der folgenden<br />

Ligen, Primera División <strong>und</strong> Serie A,<br />

fielen mit 44,3 Mio. <strong>und</strong> 41,9 Mio.<br />

Interessenten zwar etwas niedriger aus,<br />

zeugen aber dennoch von der Strahlkraft<br />

der besagten Fußballligen. Interessanterweise<br />

kamen bei der englischen<br />

Premier League r<strong>und</strong> 60 % des Anhängerpotenzials<br />

nicht aus dem Vereinigten<br />

Königreich, für die Primera División<br />

lag der Vergleichswert sogar bei 62 %,<br />

bei der italienischen Serie A bei ca.<br />

48 %. Natürlich muss bei dieser Be-<br />

Europäische Wettbewerbe fördern das Interesse für ausländische Ligen<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

51,5<br />

Premier<br />

League<br />

trachtung der Umstand berücksichtigt<br />

werden, dass die Anzahl der Fußballinteressierten<br />

besonders in England <strong>und</strong><br />

in Spanien generell niedriger ist als in<br />

den anderen untersuchten Fußballmärkten.<br />

Nichtsdestotrotz bleiben die hohen<br />

Prozentwerte der Premier League <strong>und</strong><br />

der Primera División für ihre Anhängerschaften<br />

aus dem Ausland relevant.<br />

Doch bedeuten diese Potenziale der Ligen<br />

keineswegs international homogene<br />

Anhängergruppen, die mit Berichten<br />

Premier League am beliebtesten<br />

44,3<br />

Primera<br />

Division<br />

„Sehr interessiert“ <strong>und</strong> „Interessiert“ an Fußballligen in Mio.<br />

Gr<strong>und</strong>gesamtheit 119,35 Mio. fußballinteressierte Personen in den fünf Ländern zwischen 15 <strong>und</strong> 69 Jahren<br />

Basis: ca. 3.000 Interviews<br />

Quelle: SPORT + MARKT „Football-Monitor Europe Mai 2007“<br />

41,9<br />

39,5<br />

20,3<br />

Serie A B<strong>und</strong>esliga Ligue 1<br />

Grafik 20<br />

zum Liga-Alltag in TV <strong>und</strong> Internet<br />

über die Grenzen hinweg regelmäßig<br />

„erobert“ werden können. Die Entwicklung<br />

dieser großen Interessengruppen<br />

ergibt sich vielmehr aus den Ereignissen<br />

in der UEFA Champions League <strong>und</strong><br />

mit Abstrichen im UEFA-Pokal. Infolge<br />

der Kontakte mit den dort agierenden<br />

Klubs <strong>und</strong> den vielen Stars, die in den<br />

europäischen Wettbewerben regelmäßig<br />

auf sich aufmerksam machen, verfestigen<br />

sich bei den Fußballinteressierten<br />

die Images der einzelnen Ligen. Über<br />

ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN <strong>IV</strong><br />

33


Gastkommentar (Fortsetzung)<br />

die Königsklasse des europäischen Fußballs<br />

– im Schnitt interessieren sich in<br />

allen europäischen Top-Märkten 85 %<br />

aller Fußballfans für die UEFA Champions<br />

League – wird das Interesse für<br />

die einzelnen nationalen Ligen quasi<br />

vorbereitet. Das steigende Interesse der<br />

Öffentlichkeit an internationalen Fußballstars<br />

tut sein Übriges, die Begeisterung<br />

für internationale Klubs zu fördern,<br />

was dann in einem zweiten, sicherlich<br />

weniger emotionalen Schritt<br />

auch auf die jeweilige nationale Liga<br />

transferiert wird.<br />

Ligen, denen die ganz großen Stars<br />

fehlen, wie etwa die deutsche B<strong>und</strong>esliga,<br />

auch wenn zur neuen Saison<br />

2007/2008 der eine oder andere internationale<br />

Top-Spieler verpflichtet werden<br />

konnte, oder die französische Ligue 1,<br />

finden mehrheitlich nur im Heimatmarkt<br />

große Beachtung (B<strong>und</strong>esliga-<br />

Interesse in Deutschland 94 %, Interesse<br />

für die Ligue 1 in Frankreich 77 %).<br />

34 ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN <strong>IV</strong><br />

Europäische Wettbewerbe fördern das Interesse für ausländische Ligen<br />

Die französischen Fußballfans sind aber<br />

aufgr<strong>und</strong> der eher schwächeren Heimatliga<br />

<strong>und</strong> der Tatsache, dass die französischen<br />

Top-Stars hauptsächlich in der<br />

Fremde spielen, am stärksten an den<br />

internationalen Top-Ligen des europäischen<br />

Fußballs interessiert. Das Interesse<br />

der Deutschen an ausländischen<br />

Ligen ist traditionell nicht so stark ausgeprägt.<br />

Der Wechsel des Kapitäns der<br />

deutschen Nationalmannschaft Michael<br />

Ballack zum FC Chelsea im Sommer<br />

2006 hat aber schon die Aufmerksamkeit<br />

der deutschen Öffentlichkeit verstärkt<br />

auf England gerichtet. Das Interesse<br />

an der Premier League stieg bei<br />

den deutschen Fußballfans innerhalb eines<br />

Jahres von 31 % (Mai 2006) auf<br />

nunmehr 38 % (Mai 2007).<br />

Insgesamt zeigt sich aber auch in<br />

Deutschland, dass die Anteilnahme an<br />

den Geschehnissen in den ausländischen<br />

Ligen sukzessive steigt. Die Internationalisierung<br />

hat auch den Fußball<br />

schon seit vielen Jahren erfasst. Die ver-<br />

einfachten technischen Möglichkeiten,<br />

sich umfassend auch über andere Ligen<br />

zu informieren, <strong>und</strong> das Bedürfnis vieler<br />

Fußballfans nach großen Namen <strong>und</strong><br />

Stars ergeben eine faszinierende Mischung,<br />

von der aber bisher primär nur<br />

die englische Premier League <strong>und</strong> mit<br />

Abstrichen die Primera División profitieren.<br />

Im Zuge des steigenden Wettbewerbs<br />

der Ligen um internationale Aufmerksamkeit,<br />

um TV-Zeiten in den relevanten<br />

Märkten sowie um neue <strong>und</strong> verbesserte<br />

Einnahmequellen werden <strong>und</strong><br />

müssen aber auch die anderen Ligen<br />

versuchen, sich noch stärker international<br />

auszurichten, sowohl in den besagten<br />

europäischen Kernmärkten als auch<br />

deutlich darüber hinaus. Vielversprechende<br />

Ansätze, diese großen Potenziale<br />

im Ausland zu erschließen, sind<br />

schon bei allen Ligen zu beobachten.<br />

Die letzte Konsequenz einer internationalen<br />

Öffnung fehlt allerdings häufig<br />

noch.


Vision Stadionbau<br />

Zukünftige Planungs- <strong>und</strong> Kosteneinflüsse<br />

im Stadionbau<br />

Anlässlich der Fußball-WM 2006 wurden<br />

in Deutschland eine Vielzahl von Stadien<br />

neu bzw. umgebaut. Der oberklassige<br />

Fußball erhielt damit innerhalb weniger<br />

Jahre eine hochwertige Stadionlandschaft,<br />

die im internationalen Vergleich<br />

ihresgleichen sucht. Auch die Baumaßnahmen<br />

an den „Stadien der zweiten Generation“<br />

werden in naher Zukunft weitgehend<br />

abgeschlossen sein.<br />

Weitere Neu- oder Umbaumaßnahmen sowie<br />

Ergänzungen zu bestehenden Stadionstrukturen<br />

werden folgen. Da der Lebenszyklus<br />

der Fußballstadien im Allgemeinen<br />

circa 25 bis 30 Jahre beträgt, beschäftigt<br />

sich dieser Ausblick mit der<br />

Frage, wie Fußballstadien in 30 bis 40<br />

Jahren aussehen könnten – zu einer Zeit,<br />

in der sich Deutschland in vielerlei Hinsicht<br />

verändert haben wird. Diese Verän-<br />

derungen sollten daher schon heute ins<br />

Auge gefasst werden, damit sie Gr<strong>und</strong>lage<br />

jeder zukünftigen Bauplanung sein können.<br />

Wie mag das Stadion der Zukunft aussehen?<br />

„Quadratisch, englisch, gut“ – oder<br />

wie ein Rondell nach dem Vorbild des<br />

2000 Jahre alten Kolosseums? Dies bestimmen<br />

zu wollen wäre einerseits vermessen,<br />

andererseits irreführend. Denn<br />

unabhängig von seiner architektonischen<br />

Gestaltung muss das Stadion der Zukunft<br />

vor allem eines sein: funktional. Im<br />

Vordergr<strong>und</strong> der Überlegungen stehen daher<br />

eine Reihe von Faktoren, die für die<br />

Funktionalität eines Bauwerks maßgeblich<br />

sind, sowie deren Einfluss auf zukünftige<br />

Kosten <strong>und</strong> Planungen.<br />

Sport bedeutet bekanntlich nicht nur Fußball<br />

oder Olympia. Andererseits besuchen<br />

auch weniger sportbegeisterte Menschen<br />

gerne Großveranstaltungen. Die in der<br />

Folge dargestellten Einflussfaktoren sind<br />

deshalb auch für die Planung anderer<br />

Sport- <strong>und</strong> Veranstaltungsstätten von Belang.<br />

Die Standortfrage einer Stadionprojektentwicklung,<br />

die Einbindung von Shoppingzentren,<br />

Hotels oder Wohnkomplexen,<br />

der Zweck des Stadions, z. B. die<br />

Revitalisierung oder die Neugründung eines<br />

Stadtteils, sowie weitere Fragestellungen<br />

sollen in der Folge ebenso wenig betrachtet<br />

werden wie die aus einem Neuoder<br />

Umbau resultierenden Anforderungen<br />

an Nah- <strong>und</strong> Fernverkehrsinfrastrukturen,<br />

Tourismus <strong>und</strong> Logistik. Auch Finanzierungsfragen<br />

oder die Einschätzung<br />

der zukünftigen Investitions- oder Beteiligungsbereitschaft<br />

der Politik werden an<br />

dieser Stelle nicht untersucht. Es geht<br />

vielmehr um die „weichen“ Einflussfaktoren,<br />

die zukünftig die Planung <strong>und</strong> Kostenzusammensetzung<br />

eines Stadionprojekts<br />

beeinflussen.<br />

ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN <strong>IV</strong><br />

35


1 Gesellschaftliche Einflüsse<br />

1.1 Demografische Entwicklung<br />

Die Relation zwischen Alt <strong>und</strong> Jung wird<br />

sich in Zukunft stark verändern. Nach Angaben<br />

des Statistischen B<strong>und</strong>esamts waren<br />

am Ende des Jahres 2005 noch 20 %<br />

der Bevölkerung jünger als 20 Jahre. Auf<br />

die über 65-Jährigen entfielen 19 %. Die<br />

mit 61 % weitaus größte Gruppe bestand<br />

aus Personen im sogenannten Erwerbsalter<br />

zwischen 20 <strong>und</strong> 65 Jahren. Im Jahr<br />

2050 wird dagegen nur etwa die Hälfte der<br />

Bevölkerung im Erwerbsalter stehen,<br />

33 % werden 65 Jahre oder älter <strong>und</strong> nur<br />

circa 15 % unter 20 Jahre alt sein.<br />

In den kommenden 40 Jahren wird sich<br />

der Anteil der über 60-Jährigen an der Gesamtbevölkerung<br />

verdoppeln. Das Durchschnittsalter<br />

der Bevölkerung wird von<br />

43 auf circa 50 Jahre ansteigen.<br />

Die Geburtenrate wird laut Statistischem<br />

B<strong>und</strong>esamt in den kommenden 40 Jahren<br />

auf niedrigem Niveau stagnieren, sodass<br />

die Zahl der Gesamtbevölkerung um circa<br />

10 Mio. Einwohner zurückgehen wird.<br />

Gleichzeitig ist ein weiterer Anstieg der<br />

Lebenserwartung um sieben Jahre zu erwarten.<br />

In der Mitte des 21. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

werden in Deutschland also deutlich weniger<br />

<strong>und</strong> deutlich ältere Menschen leben<br />

als heute.<br />

36<br />

ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN <strong>IV</strong><br />

VISION STADIONBAU<br />

Bevölkerung nach Altersgruppen im Jahr 2005<br />

(in Millionen <strong>und</strong> Prozent der Gesamtbevölkerung)<br />

15,9 (19%)<br />

50,1 (61%)<br />

16,5 (20%)<br />

Demografische Entwicklung<br />

65 Jahre<br />

<strong>und</strong> älter<br />

20 bis unter<br />

65 Jahre<br />

0 bis unter<br />

20 Jahre<br />

Bevölkerung nach Altersgruppen im Jahr 2050<br />

(in Millionen <strong>und</strong> Prozent der Gesamtbevölkerung)<br />

22,9 (33%)<br />

35,5 (52%)<br />

10,4 (15%)<br />

800 400 00 400 800<br />

800 400 00 400 800<br />

Tausend Personen Tausend Personen<br />

(Variante: „mittlere” Bevölkerung, Untergrenze)<br />

Quelle: Bevölkerung Deutschlands bis 2050/11. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung<br />

des Statistischen B<strong>und</strong>esamts<br />

Alter<br />

55<br />

53<br />

51<br />

49<br />

47<br />

45<br />

43<br />

41<br />

39<br />

Durchschnittliches Alter der Bevölkerung<br />

„mittlere” Bevölkerung<br />

Untergrenze<br />

„mittlere” Bevölkerung<br />

Obergrenze<br />

0<br />

0<br />

1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050<br />

Ab 2006 Ergebnisse der 11. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung<br />

(Varianten: „mittlere” Bevölkerung, Untergrenze <strong>und</strong> Obergrenze)<br />

Quelle: Bevölkerung Deutschlands bis 2050 / 11. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung<br />

Quelle: des Statistischen Bevölkerung B<strong>und</strong>esamts Deutschlands bis 2050/11. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung<br />

des Statistischen B<strong>und</strong>esamts<br />

55<br />

53<br />

51<br />

49<br />

47<br />

45<br />

43<br />

41<br />

39<br />

Grafik 21<br />

Grafik 22


Soll das älter werdende Publikum weiterhin<br />

das Live-Erlebnis im Stadion genießen<br />

können, muss die Barrierefreiheit in Zukunft<br />

sehr viel stärker in die Planung einbezogen<br />

werden, als dies heute der Fall ist<br />

(z. B. durch die Erschließung der Oberränge<br />

durch Rampen anstelle von Treppen<br />

oder, wenn finanzierbar, durch den Einbau<br />

von Aufzügen etc.).<br />

Millionen<br />

85<br />

80<br />

75<br />

70<br />

65<br />

VISION STADIONBAU<br />

Hinzu kommt: Selbst wenn das Sportinteresse<br />

<strong>und</strong> das Verhältnis von Durchschnittseinkommen<br />

zu Eintrittspreisen<br />

unverändert bleiben, wird der Kapazitätsbedarf<br />

tendenziell sinken – es sei denn, es<br />

gäbe einen unerwartet hohen Anteil an<br />

Sportbegeisterten unter den prognostizierten<br />

Zuwanderern. Außerdem werden<br />

die veränderten Zuschauerstrukturen voraussichtlich<br />

zu völlig neuen Komfort<strong>und</strong>/oder<br />

Sicherheitsanforderungen führen.<br />

Entwicklung der Bevölkerungszahl in Deutschland<br />

„mittlere” Bevölkerung<br />

Obergrenze<br />

„mittlere” Bevölkerung<br />

Untergrenze<br />

0<br />

0<br />

1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050<br />

Ab 2006 Ergebnisse der 11. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung<br />

(Varianten: „mittlere” Bevölkerung, Untergrenze <strong>und</strong> Obergrenze)<br />

Quelle: Bevölkerung Deutschlands bis 2050 / 11. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung<br />

Quelle: des Statistischen Bevölkerung B<strong>und</strong>esamts Deutschlands bis 2050/11. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung<br />

des Statistischen B<strong>und</strong>esamts<br />

85<br />

80<br />

75<br />

70<br />

65<br />

Grafik 23<br />

1.2 Sicherheitsanforderungen aufgr<strong>und</strong><br />

von Terror <strong>und</strong>/oder „Hooliganismus“<br />

Bis heute sind Sportgroßveranstaltungen<br />

weitestgehend von politisch motivierten<br />

Terroranschlägen verschont geblieben. Es<br />

bleibt zu hoffen, dass sich daran auch in<br />

Zukunft nichts ändern wird. Dennoch verlangen<br />

die Entwicklungen seit der Jahrtausendwende,<br />

der Terrorgefahr auch im<br />

Sportstättenbau <strong>und</strong> -betrieb mit gesteigerter<br />

Aufmerksamkeit zu begegnen. Die<br />

Gefahreneinstufung seitens der Sicherheitsbehörden,<br />

die Sicherheitsmaßnahmen<br />

bis hin zur Veranstaltungsabsage<br />

nach sich ziehen kann, ist <strong>und</strong> bleibt eine<br />

wichtige Gr<strong>und</strong>lage der Gefahrenminderung.<br />

Der Schutz der Stadionbesucher<br />

kann darüber hinaus durch organisatorische<br />

<strong>und</strong> bauliche Maßnahmen verbessert<br />

werden.<br />

Die Herstellung eines oder mehrerer geschlossener<br />

Stadionringe ist ein wirksames<br />

Mittel, um unkontrollierte Zutritte<br />

von Fans <strong>und</strong> an der Organisation Beteiligten<br />

zu verhindern. Bei der Fußball-WM<br />

2006 z. B. kamen Zaunanlagen als äußere<br />

<strong>und</strong> innere Sicherheitsringe zum Einsatz.<br />

Die Kontrolle persönlicher Daten beim<br />

Erwerb der Eintrittskarten war ein weiterer<br />

Schlüssel zum friedvollen Ausgang<br />

der WM.<br />

Sicherheitsringe erfordern bestimmte bauliche<br />

Voraussetzungen, wie z. B. effektive<br />

Zutrittskontrollanlagen. Zusätzlich muss<br />

sichergestellt sein, dass geschulte Sicherheits-<br />

<strong>und</strong> Ordnungskräfte im Zusammenspiel<br />

mit der Polizei <strong>und</strong> den Behörden<br />

umgehend auf eine sich ändernde Gefahrenlage<br />

reagieren können.<br />

ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN <strong>IV</strong><br />

37


Diese wichtige Schnittstelle zwischen<br />

baulichen <strong>und</strong> organisatorischen Maßnahmen<br />

ist auch für die Ermittlung gewaltbereiter<br />

„Fußballfans“ <strong>und</strong> den Umgang<br />

mit ihnen wichtig. Bei der Absicherung<br />

der Stadienumfelder, Gästefan-Sektoren,<br />

Anreisewege <strong>und</strong> Innenräume bedarf es<br />

klarer Verantwortlichkeiten, Hierarchien<br />

<strong>und</strong> regelmäßiger Abstimmungstermine<br />

zwischen Sicherheitsverantwortlichen <strong>und</strong><br />

Stadionplanern. Nur so kann dafür gesorgt<br />

werden, dass die Stadionbesucher<br />

höchstmögliche Sicherheit genießen, andererseits<br />

aber nicht den Eindruck gewinnen,<br />

sie erklömmen eine Festung. Schließlich<br />

ist der Besuch der Veranstaltung für<br />

99 % der Besucher ein Freizeitvergnügen<br />

<strong>und</strong> soll dies auch bleiben. Unzufriedenheit<br />

mit den Ordnungshütern oder dem<br />

Bauwerk sollte möglichst nicht entstehen,<br />

da sie das Vergnügen auf Dauer mindert.<br />

Neben bedarfsgerechten Sicherheitsleitstellen<br />

<strong>und</strong> Beschallungsanlagen (für sicherheitsrelevante<br />

Durchsagen oder auch<br />

zur Unterhaltung) bleiben unauffällig<br />

funktionierende <strong>und</strong> flächendeckende Videoüberwachungsanlagen<br />

leider immer<br />

noch unabdingbar, wenn man die Stadionbesucher<br />

vor Gewaltausbrüchen Einzelner<br />

oder von Gruppen schützen möchte. Die<br />

Einbindung der Sicherheitsbehörden<br />

während der Planungsphase sollte bereits<br />

heute eine Selbstverständlichkeit sein.<br />

38<br />

ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN <strong>IV</strong><br />

VISION STADIONBAU<br />

Des Weiteren muss bei der Planung beachtet<br />

werden, dass bauphysikalisch sensible<br />

Bereiche eines Stadions nicht frei<br />

zugänglich sind. Im aktuellen Ligaspielbetrieb<br />

kann man noch Dach- oder Oberrangkonstruktionen<br />

entdecken, deren Lasten<br />

über die Konstruktion außerhalb jeglicher<br />

Absperrungen in den Baugr<strong>und</strong> abgetragen<br />

werden <strong>und</strong> frei zugängliche Angriffspunkte<br />

bieten, die womöglich erst<br />

die Fantasie potenzieller Gewalttäter anregen.<br />

Nach heutiger Einschätzung werden die<br />

Olympischen Sommerspiele 2012 in London<br />

die vorerst größte Bewährungsprobe<br />

für die bislang kaum wahrgenommene<br />

Terrorprävention im Sportveranstaltungsbetrieb<br />

sein.<br />

Abgesehen von der Tatsache, dass Gewalt<br />

in Fußballstadien den Freizeitwert für die<br />

Besucher mindert, stellt sie ein erhebliches<br />

wirtschaftliches Risiko dar. Darauf<br />

soll an späterer Stelle noch genauer eingegangen<br />

werden.<br />

2 Soziologische Faktoren<br />

2.1 Konsumverhalten von VIP-K<strong>und</strong>en<br />

Hospitality-Flächen werden spätestens<br />

alle zehn Jahre renoviert, modernisiert<br />

oder modifiziert, um gewohnte Standards<br />

zu halten, Gewöhnungseffekten vorzubeugen<br />

oder den zahlungskräftigsten<br />

K<strong>und</strong>en „regelmäßig“ neue Anreize zu<br />

bieten. Der Fußball sollte darauf bedacht<br />

sein, zukünftig eine Vorreiterrolle zu spielen<br />

<strong>und</strong> innovative Entwicklungen zum<br />

Beispiel nicht einfach Hallen-, Golf- oder<br />

Segelsportarten zu überlassen.<br />

In ihrer Raumkonzeption sollten Hospitality-Flächen<br />

so flexibel wie möglich gestaltet<br />

werden. Nutzungskonzepte sollten<br />

möglichst innerhalb des Zeitraums einer<br />

Sommerpause kostengünstig <strong>und</strong> mit verhältnismäßig<br />

geringem Aufwand neuen<br />

Anforderungen angepasst werden können.<br />

Momentan werden vormals „vornehmere“<br />

Ausstattungen eher in Richtung einer exklusiven<br />

„Kneipenatmosphäre“ umgestaltet.<br />

Eine weniger steife Atmosphäre soll<br />

helfen, den Austausch „B2B“ unkomplizierter<br />

zu gestalten bzw. den Freizeitwert<br />

einer Geschäftseinladung <strong>und</strong> somit deren<br />

Nutzen zu steigern. Warum auch sollte<br />

versucht werden, ausgerechnet im Stadion<br />

ein Ambiente zu kreieren, das der K<strong>und</strong>e<br />

an anderer Stelle oder zu Hause weitaus<br />

exklusiver erlebt?


Allmählich hält der volkstümliche Aspekt<br />

einer Fußballveranstaltung auch in die<br />

Hospitality-Flächen Einzug. Die UEFA<br />

bzw. ihre Sponsoren verfolgen vergleichbare<br />

Entwicklungen bereits im Rahmen<br />

der Europameisterschaften.<br />

Dessen ungeachtet ist davon auszugehen,<br />

dass der Anspruch an kurze Anfahrtszeiten<br />

<strong>und</strong> -wege steigen wird <strong>und</strong> dass die<br />

schnelle <strong>und</strong> bequeme Erreichbarkeit des<br />

Sitzplatzes innerhalb der Stadionanlage<br />

sogar ein wesentliches Entscheidungskriterium<br />

für oder gegen den Kauf eines VIP-<br />

Pakets sein wird.<br />

Eine exklusive <strong>und</strong> gleichzeitig gelöste<br />

Freizeitatmosphäre, verb<strong>und</strong>en mit hohem<br />

Komfort, stellt den größten Kaufanreiz<br />

für den VIP-K<strong>und</strong>en dar. Kurze Wegstrecken<br />

müssen daher in Zukunft stärker<br />

denn je in der Planung von VIP-Bereichen<br />

berücksichtigt werden.<br />

2.2 Konsumverhalten der Zuschauer/<br />

„Non-VIP-K<strong>und</strong>en“<br />

Ist der heutige Stadionbesucher – aus alter<br />

Gewohnheit – noch gewillt, sich in der<br />

Halbzeit ein Getränk zu „erkämpfen“,<br />

wird sich im Zuge steigender Komfortansprüche<br />

neben dem steigendem Einsatz<br />

mobiler <strong>und</strong> temporärer Verkaufsstände in<br />

verstärktem Maß das sogenannte „Hawking-Modell“<br />

(Verkauf von Speisen <strong>und</strong><br />

Getränken mithilfe eines Rucksacks oder<br />

Bauchladens) durchsetzen. Im Vergleich<br />

zu den Vereinigten Staaten erscheint es<br />

verw<strong>und</strong>erlich, dass in hiesigen Stadien<br />

noch immer wenige derartige Bauchladenverkäufer<br />

agieren <strong>und</strong> sich diese auf<br />

Eis, Brezeln <strong>und</strong> Cola beschränken.<br />

Millionen<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

VISION STADIONBAU<br />

Ab 2006 Ergebnisse der 11. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung<br />

(Variante: „mittlere” Bevölkerung, Untergrenze)<br />

Quelle: Bevölkerung Deutschlands bis 2050 / 11. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung<br />

Quelle: des Statistischen Bevölkerung B<strong>und</strong>esamts Deutschlands bis 2050/11. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung<br />

des Statistischen B<strong>und</strong>esamts<br />

Das Stadionbier an der Wurstbude scheint<br />

trotz des beschleunigten Verkaufs mithilfe<br />

des „Electronic Payments“ ein Auslaufmodell<br />

zu sein. Die Bedienung am Platz<br />

wird zukünftig andere Dimensionen erreichen:<br />

Der Besucher wird vermutlich in<br />

größerem Maß Getränke, Speisen oder<br />

auch Informationen über seinen PDA, ein<br />

Handy oder ein anderes Kommunikationsgerät<br />

bestellen, am Platz in Empfang<br />

nehmen <strong>und</strong> abrechnen können.<br />

Des Weiteren ist zu beachten, dass die<br />

Fußballbegeisterung unter Frauen in letzter<br />

Zeit deutlich zugenommen hat – unter<br />

anderem auch aufgr<strong>und</strong> des größeren<br />

Event-Charakters der Veranstaltungen. So<br />

ist der Anteil der weiblichen Zuschauer<br />

bei einem B<strong>und</strong>esligaspiel – abhängig von<br />

Stadion <strong>und</strong> Verein – stetig gestiegen. Geschlechtsspezifische<br />

Bedürfnisse, z. B. in<br />

Bezug auf sanitäre Anlagen, müssten theoretisch<br />

schon aufgr<strong>und</strong> der Versammlungsstättenverordnung<br />

beachtet worden<br />

sein. Jedoch lässt sich feststellen, dass sogar<br />

einige der neu gebauten Spielstätten in<br />

dieser Hinsicht Nachholbedarf aufweisen.<br />

Unter 20-Jährige nach Altersgruppen<br />

0- bis unter 6-Jährige<br />

10- bis unter 16-Jährige<br />

16- bis unter 20-Jährige<br />

6- bis unter 10-Jährige<br />

0<br />

0<br />

2005 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050<br />

Sollen Frauen – eine Zuschauergruppe,<br />

die womöglich die größten Wachstumspotenziale<br />

aufweist – langfristig als K<strong>und</strong>innen<br />

gewonnen werden, werden Stadionplaner<br />

vermehrt geschlechtsspezifische<br />

Komfortansprüche berücksichtigen müssen.<br />

Die Zahl der Kinder, Jugendlichen <strong>und</strong><br />

jungen Erwachsenen unter 20 Jahren wird<br />

schon 2010 um fast 10 % niedriger sein<br />

als heute <strong>und</strong> in den folgenden Jahren<br />

noch stärker abnehmen. Die Zahl der Kinder<br />

<strong>und</strong> Jugendlichen im Betreuungs- <strong>und</strong><br />

Schulalter sinkt ebenso wie die der jungen<br />

Menschen im Auszubildendenalter. Der<br />

Anteil der Zehn- bis 20-Jährigen an der<br />

Gesamtbevölkerung wird von heute circa<br />

zehn Millionen um r<strong>und</strong> 40 % auf ungefähr<br />

fünf bis sechs Millionen Menschen<br />

sinken. Im ausbildungsrelevanten Alter<br />

von 16 bis 20 Jahren befinden sich heute<br />

knapp vier Millionen Menschen. 2020<br />

werden es bereits unter drei Millionen<br />

sein.<br />

Betrachtet man den großen Anteil junger<br />

Menschen an den K<strong>und</strong>en mit Stehplatzdauerkarten,<br />

müsste der Bedarf an Stehplätzen<br />

in Zukunft also tendenziell zurückgehen.<br />

ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN <strong>IV</strong><br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

Grafik 24<br />

39


2.3 Radikale „Fußballanhänger“<br />

In Anbetracht neuerer Entwicklungen in<br />

Italien <strong>und</strong> anderer Ligen in Europa müssen<br />

der Hooliganismus <strong>und</strong> Rechtsradikalismus<br />

als eine der größten Gefahren für<br />

den Fortbestand eines in sportlicher <strong>und</strong><br />

wirtschaftlicher Hinsicht prosperierenden<br />

Fußballs betrachtet werden.<br />

Der professionelle Fußball wird angesichts<br />

dieses Problems in Zukunft immer<br />

wieder auf dem Prüfstand stehen <strong>und</strong> hat<br />

es gemeinsam mit den Fans im ober- <strong>und</strong><br />

unterklassigen Spielbetrieb zu meistern.<br />

Jedwede Toleranz oder gar Protektion<br />

rechtsradikaler oder gewalttätiger Auswüchse<br />

vonseiten der Fans, Vereine, Verbände<br />

oder der Politik kann das Übel nur<br />

vorübergehend verdecken. Wirtschaftlich<br />

betrachtet werden Gewalttaten mittelfristige<br />

Einbußen in den Bereichen Ticketing,<br />

Hospitality, Vermarktung <strong>und</strong> letztlich<br />

in der nationalen <strong>und</strong> internationalen<br />

B<strong>und</strong>esliga-Wertigkeit zur Folge haben.<br />

In Großbritannien konnte eine der negativen<br />

Folgen von Hooliganismus, nämlich<br />

der stetige Rückgang von Zuschauerzahlen,<br />

abgewendet werden. Dies gelang<br />

durch eine konsequente Verfolgung der<br />

Gewalttäter <strong>und</strong> insbesondere durch die<br />

Erhöhung der Sicherheitsstandards in den<br />

Stadien. Des Weiteren trug die personalisierte<br />

Kartenvergabe nebst einer hochpreisigen<br />

(international jedoch kaum<br />

durchsetzbaren) Eintrittskartenpolitik<br />

dazu bei, dass englische Fußballspiele<br />

insbesondere in der Premier League bei<br />

Weitem nicht mehr das Gewaltpotenzial<br />

der 1980er-Jahre aufweisen.<br />

40<br />

ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN <strong>IV</strong><br />

VISION STADIONBAU<br />

Durchschnittlicher Zuschauerbesuch/Ligaspiel in der Serie A<br />

35.000<br />

30.000<br />

25.000<br />

20.000<br />

15.000<br />

Quelle: EY-Research<br />

31.100 30.800<br />

29.900<br />

29.400<br />

26.000<br />

Der italienische Fußball hingegen verzeichnete<br />

zwischen 1998 <strong>und</strong> 2005, also<br />

bereits vor den Betrugsskandalen der zurückliegenden<br />

Spielzeiten, einen Rückgang<br />

der Stadionbesucher um knapp<br />

20 %. Die Alterung der Stadien, der sinkende<br />

Komfort <strong>und</strong> der zunehmende Hooliganismus<br />

können als maßgebliche Ursachen<br />

für diese Entwicklung angesehen<br />

werden. Nach den Betrugsskandalen <strong>und</strong><br />

dem Abstieg des Zuschauermagneten Juventus<br />

Turin verringerte sich der Zuschauerandrang<br />

binnen zweier Spielzeiten um<br />

weitere 30 %. Ob sich die aktuelle Anpassung<br />

der Sicherheitsstandards positiv auf<br />

den Zuschauerzuspruch auswirken wird,<br />

bleibt abzuwarten. Die Tifosi haben sich<br />

zwischenzeitlich gemütlich zu Hause vor<br />

den Bildschirmen eingerichtet.<br />

25.500<br />

25.700<br />

25.800<br />

22.500<br />

18.200<br />

1997/98<br />

1998/99<br />

1999/00<br />

2000/01<br />

2001/02<br />

2002/03<br />

2003/04<br />

2004/05<br />

2005/06<br />

2006/07<br />

Grafik 25<br />

Nicht erst seit der vergangenen Weltmeisterschaft<br />

dürfte allen Beteiligten bewusst<br />

sein, wie sehr der Fußball von der<br />

begeisterten Atmosphäre im Stadion <strong>und</strong><br />

einer positiven Berichterstattung profitiert<br />

– sowohl kurz- als auch mittelfristig.<br />

Zu Zeiten, in denen Privatspiele, ehedem<br />

als „Fre<strong>und</strong>schaftsspiele“ bekannt, aufgr<strong>und</strong><br />

des hohen Gewaltpotenzials der<br />

Gastvereine abgesagt werden, muss nicht<br />

zuletzt aus ökonomischen Gründen alles<br />

daran gesetzt werden, unbequeme Wahrheiten<br />

stets umgehend zu benennen <strong>und</strong><br />

langfristige Fehlentwicklungen im Keim<br />

zu ersticken.


Zukünftig erforderliche Kapazitäten eines<br />

Fußballstadions werden in einem engen<br />

Zusammenhang mit der erfolgreichen<br />

Eingrenzung von Gewalt im Fußball bzw.<br />

mit der erfolgreichen Bekämpfung des<br />

Rassismus in den Stadien stehen.<br />

Insbesondere die kommenden beiden Europameisterschaften<br />

werden den Erfolg<br />

oder Misserfolg nationaler <strong>und</strong> internationaler<br />

Bemühungen zur Ausgrenzung von<br />

Gewalt <strong>und</strong> Radikalismus offenbaren.<br />

2.4 Die gesellschaftliche Bedeutung des<br />

Fußballs im Vergleich zu anderen Sportarten<br />

<strong>und</strong> die Entwicklung des kommerziellen<br />

Fußballs<br />

Momentan erscheint es vollkommen abwegig,<br />

dass der Fußball in Deutschland jemals<br />

eine weniger prominente Rolle einnehmen<br />

könnte. Doch seine jahrzehntelange<br />

Vorherrschaft im Sportbereich bietet<br />

keine Garantie für die Zukunft. Der<br />

Fußball gewinnt gerade aus seiner Tradition<br />

<strong>und</strong> Emotion die größte Wertschöpfung<br />

in der Vermarktungskette. Umso größer<br />

können sich langfristig wirtschaftliche<br />

Risiken darstellen, wenn an diesen<br />

Stellschrauben unbedacht gedreht wird.<br />

Der Präsident des Deutschen Fußballb<strong>und</strong>es,<br />

Dr. Theo Zwanziger, hat bereits auf<br />

die Grenzen des Kommerzes hingewiesen.<br />

Kurzfristige Gewinne Einzelner dürften<br />

nicht das stetige <strong>und</strong> langfristige<br />

Wachstum <strong>und</strong> damit die Zukunft des gesamten<br />

Sports gefährden.<br />

VISION STADIONBAU<br />

Die breite Masse des Publikums wird darüber<br />

entscheiden, ob es auf kommerzielle<br />

Entwicklungen mit Akzeptanz oder ab einem<br />

Punkt x mit Abwesenheit reagiert.<br />

Die Nachfrage der Fußballfans bzw. Konsumenten<br />

wirkt sich auch auf den zukünftigen<br />

Bedarf an Stadionbauten <strong>und</strong> deren<br />

erforderliche Kapazitäten aus – zumal der<br />

professionelle Fußball eine Monopolstellung<br />

innehat, sodass Fans als gleichzeitige<br />

„K<strong>und</strong>en“ <strong>und</strong> nicht einfach den „Anbieter“<br />

wechseln, sondern eher dem Fußball<br />

den Rücken kehren würden.<br />

Die Vergrößerung der Trainer- <strong>und</strong> Betreuerstäbe,<br />

eine noch relativ junge Entwicklung<br />

im professionellen Fußball,<br />

wird zu einer Zunahme räumlicher Anforderungen<br />

im Stadion führen. Neben zusätzlich<br />

eventuell erforderlichen Lagermöglichkeiten<br />

für aufwärm- <strong>und</strong> trainingsspezifisches<br />

Equipment, werden<br />

gleichfalls die Anforderungen an die Zahl<br />

der Trainerumkleiden oder Besprechungsräume<br />

wachsen.<br />

Des Weiteren wurde in den WM-Stadien<br />

ein zusätzlicher Bedarf im Bereich der<br />

Entmüdungsbecken festgestellt. Das Wasser<br />

wurden von Teilen der Nationalmannschaften<br />

aufgr<strong>und</strong> sportmedizinischer Bedürfnisse<br />

nicht beheizt, sondern auf sieben<br />

bis zehn Grad Celsius abgekühlt. Dieser<br />

Umstand fand in den meisten Fällen im<br />

Planungsvorfeld keine Berücksichtigung,<br />

sodass die Becken jeweils an den Spieltagen,<br />

teilweise auch im Vorlauf einer Trainingseinheit,<br />

mithilfe von Eiswürfeln abgekühlt<br />

wurden.<br />

In Zukunft werden sporttechnische bzw.<br />

mannschaftsspezifische Einrichtungen noch<br />

mehr an Bedeutung gewinnen, sodass z. B.<br />

die wachsenden Trainer- <strong>und</strong> Betreuerstäbe<br />

Platz in unmittelbarer Nähe ihrer Mannschaft<br />

finden werden oder auch die Abkühlung<br />

der Räume oder Wasserbecken in vereinfachtem<br />

Maß möglich sein wird.<br />

ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN <strong>IV</strong><br />

41


3 Umwelt, Ressourcen, Baukosten<br />

3.1 Klimawandel<br />

Die unmittelbaren Folgen des Klimawandels<br />

sowie neue Ansätze in der europäischen<br />

<strong>und</strong> nationalen Klimapolitik werden<br />

sich außer auf den täglichen Lebenswandel<br />

in Deutschland auch auf den Bausektor<br />

auswirken. Dies gilt in gleichem<br />

Maß für den Stadionbau. Die nachstehend<br />

zitierten Prognosen entstammen dem aktuellen<br />

Sachstandsbericht 2007 des Intergovernmental<br />

Panel on Climate Change<br />

(IPCC), das Ende der 1980er-Jahre von<br />

der World Meteorological Organization<br />

(WMO) <strong>und</strong> vom United Nations Environment<br />

Programme (UNEP) gegründet<br />

wurde. Die Berichte dieses Gremiums<br />

stellen den letzten international akzeptierten<br />

Kenntnisstand in der Klimaforschung<br />

dar. Die Veröffentlichung des IPCC-Sachstandsberichts<br />

2007 bildet auch die<br />

Gr<strong>und</strong>lage für die seit Anfang des Jahres<br />

erheblich ernstere Diskussion über die<br />

Folgen des Klimawandels im neuen Jahrtausend.<br />

42<br />

ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN <strong>IV</strong><br />

VISION STADIONBAU<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Frosttage<br />

Heiße<br />

Tage<br />

Klimawandel<br />

Kenntage Berlin/Dahlem Kenntage Freiburg im Breisgau<br />

Tropennächte<br />

1961/1990<br />

2071/2100<br />

Frosttage<br />

Veränderung der Zahl der<br />

Frosttage (Minimumtemperatur < 0 °C),<br />

heißen Tage (Maximumtemperatur > 30 °C) <strong>und</strong><br />

Tropennächte (Minimumtemperatur > 20 °C)<br />

für die Jahre 2071–2100 gegenüber dem Vergleichszeitraum 1961–90 in<br />

a) Berlin-Dahlem<br />

b) Freiburg im Breisgau<br />

Quelle: Umweltb<strong>und</strong>esamt<br />

Heiße<br />

Tage<br />

Tropennächte<br />

Grafik 26


Quelle: Umweltb<strong>und</strong>esamt<br />

VISION STADIONBAU<br />

Prozentuale Änderung zwischen dem Zeitraum 2071–2100 <strong>und</strong><br />

dem Zeitraum 1961–1990 für ein vergleichsweise niedriges Emissionsszenario<br />

Niederschlag im Sommer im Flächenmittel:<br />

Abnahme des sommerlichen Niederschlags um 17,7 %<br />

bis Ende des 21. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

Im Bereich des konventionellen Stadionbaus<br />

machen die Kosten einer Dachkonstruktion<br />

bislang durchschnittlich circa<br />

20 % der Gesamtinvestition aus. Kann auf<br />

diese Position zukünftig eventuell verzichtet<br />

werden, da aufgr<strong>und</strong> des Klimawandels<br />

die Niederschlagshäufigkeit radikal<br />

abnimmt? Vermutlich nicht – eher<br />

im Gegenteil.<br />

Betrachtet man die Prognosen der Klimaforscher<br />

für Deutschland, so werden extreme<br />

Wetterereignisse zukünftig eher zuals<br />

abnehmen. Häufigere <strong>und</strong> zugleich extremere<br />

Niederschläge erfordern in einem<br />

höheren Maß überdachte Zuschauertribünen.<br />

Aufgr<strong>und</strong> des prognostizierten Anstiegs<br />

der Temperatur wird zudem der Bedarf<br />

an Schattenplätzen zunehmen – nach<br />

den Vorhersagen des UN-Klimagremiums<br />

Niederschlag im Winter im Flächenmittel:<br />

Zunahme des winterlichen Niederschlags um 19,0 %<br />

bis Ende des 21. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

-90,0 -70,0 -50,0 -30,0 -10,0 10,0 30,0 50,0 70,0 90,0 (%) -90,0 -70,0 -50,0 -30,0 -10,0 10,0 30,0 50,0 70,0 90,0 (%)<br />

soll es in Deutschland zukünftig deutlich<br />

mehr Sommer- (+ 25 °C) <strong>und</strong> heiße Tage<br />

(+ 30 °C) geben.<br />

Möchte man den Stadionbesuchern weiterhin<br />

den gewohnten Komfort bieten <strong>und</strong><br />

das Niveau der Eintrittspreise halten, wird<br />

der zukünftige Standard im höherklassigen<br />

Fußball nach wie vor das komplett<br />

überdachte Stadion sein.<br />

ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN <strong>IV</strong><br />

Grafik 27<br />

43


Mit wachsender Niederschlagswahrscheinlichkeit<br />

<strong>und</strong> -intensität wird eine<br />

Zunahme der Windstärke bei extremen<br />

Wetterereignissen erwartet. Die Statik von<br />

Bauwerken, speziell von freitragenden<br />

Dachkonstruktionen, wird demnach in<br />

Zukunft größeren dynamischen Belastungen<br />

ausgesetzt sein.<br />

Die Anforderungen an die Standfestigkeit<br />

von Stadionbauten gegenüber orkanartigen<br />

Windlasten werden tendenziell steigen.<br />

Außerdem werden wegen bautechnischer<br />

<strong>und</strong> ökologischer Vorschriften verstärkt<br />

Dämmstoffe zum Einsatz kommen,<br />

die ebenfalls erhöhten Ansprüchen genügen<br />

müssen.<br />

Steigende Anforderungen, speziell statischer<br />

Natur, wirken sich naturgemäß auch<br />

auf den Preis einer Stadionkonstruktion<br />

aus.<br />

Während sich Niederschlag <strong>und</strong> Sonneneinstrahlung<br />

vornehmlich auf die Bauwerksanforderungen<br />

auswirken, wird der<br />

Temperaturanstieg in erster Linie Folgen<br />

für den Veranstaltungsbetrieb haben. Von<br />

den moderaten Annahmen des IPCC-Expertengremiums<br />

ausgehend, ist bis 2050<br />

je nach Wirtschaftswachstum, Technologie-<br />

<strong>und</strong> Emissionsentwicklung von einem<br />

Anstieg der Temperatur um etwa ein<br />

Grad Celsius auszugehen. Dieser Anstieg<br />

wird ökonomische Auswirkungen auf<br />

Fußballveranstaltungen haben.<br />

44<br />

ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN <strong>IV</strong><br />

VISION STADIONBAU<br />

Temperaturänderung (˚C)<br />

+3<br />

+2<br />

+1<br />

0<br />

-1<br />

1950<br />

1969<br />

1970<br />

1980<br />

Quelle: Max-Planck-Institut für Meteorologie (Verlauf bei niedrigem Emissionsanstieg)<br />

Quelle: Bevölkerung Deutschlands bis 2050 / 11. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung<br />

des Statistischen B<strong>und</strong>esamts<br />

In Anbetracht des veränderten Freizeitverhaltens<br />

der Deutschen kann davon ausgegangen<br />

werden, dass das Bedürfnis<br />

nach (überdachten) Freiluftveranstaltungen<br />

auch in Zukunft weiter wachsen wird.<br />

Des Weiteren ist bereits heute zu beobachten,<br />

dass Fußballfans an warmen Spieltagen<br />

reger konsumieren als unter kälteren<br />

Witterungsbedingungen. Der Verein oder<br />

Stadionbetreiber darf zukünftig im Bereich<br />

des Caterings also eher Zuwächse<br />

erwarten.<br />

Große Stadien werden der temperaturbedingt<br />

steigenden Nachfrage nach Catering-Artikeln<br />

mit einer größeren Zahl an<br />

Verkaufsstellen oder sonstigen der zuvor<br />

beschriebenen Verkaufswege begegnen.<br />

Jahrestemperaturänderung<br />

1990<br />

2000<br />

2010<br />

Verlauf bei niedrigem<br />

Emissionsanstieg<br />

2020<br />

2030<br />

2040<br />

2050<br />

2060<br />

2070<br />

2080<br />

2090<br />

2100<br />

Grafik 28<br />

3.2 Ressourcen<br />

In der Investitionsanalyse für einen Stadionbau<br />

werden detaillierte Betriebskosten<br />

sowie Kosten der Ver- <strong>und</strong> Entsorgung<br />

in Zukunft verstärkt ins Gewicht fallen.<br />

Strom<br />

Deutschland wird in Zukunft tendenziell<br />

noch stärker auf den Import von Erdöl <strong>und</strong><br />

Erdgas angewiesen sein als heute. Hiesige<br />

Primärenergiepreise werden daher weiterhin<br />

in hohem Maß von den Weltenergiemärkten<br />

bestimmt. Eine vor zwei Jahren<br />

angestellte Studie des Energiewirtschaftlichen<br />

Instituts der Universität zu Köln<br />

(im Auftrag des B<strong>und</strong>esministeriums für<br />

Wirtschaft <strong>und</strong> Arbeit) kommt zu folgendem<br />

Schluss: Die Erdöl- <strong>und</strong> Erdgaspreise


werden im Jahr 2030 doppelt so hoch sein<br />

wie in den 1990er-Jahren. Im Jahr 2005<br />

wurde für das Jahr 2030 noch ein Preis<br />

von 37 US-$/Barrel (Basis = 2000) prognostiziert.<br />

Der derzeitige Kurs schwankt<br />

allerdings bereits zwischen 75 <strong>und</strong> 80 US-$/<br />

Barrel. Für das Jahr 2007 wird ein Durchschnittspreis<br />

von 67 US-$/Barrel erwartet.<br />

Darüber hinaus dürften eine verschärfte<br />

Klimaschutzpolitik <strong>und</strong> potenzielle CO 2 -<br />

Aufschläge die Energiepreise weiter in die<br />

Höhe treiben. Dieser Effekt könnte allerdings<br />

abgewendet werden, wenn die Nutzung<br />

erneuerbarer Energien <strong>und</strong> die Förderung<br />

von Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen<br />

in gleichem Maß zunehmen würden.<br />

Wie man es auch dreht <strong>und</strong> wendet: Die<br />

Kosten für die Energieversorgung eines<br />

konventionellen Stadions werden in Zukunft<br />

voraussichtlich deutlich steigen. Bei<br />

neuen Stadien wird die Bauweise sehr viel<br />

stärker ökologisch <strong>und</strong> damit ökonomisch<br />

ausgerichtet sein. Die Steuerung der Gebäudefunktionen<br />

über die Gebäudeleittechnik<br />

<strong>und</strong> die Gebäudedämmung werden<br />

sehr viel effizienter ausfallen, als dies<br />

heutzutage der Fall ist.<br />

Wasser & Abwasser<br />

Zurzeit unterliegt die Erhebung der Abwassergebühren<br />

strikt dem Kostendeckungsprinzip.<br />

Das heißt: Die Verbraucher<br />

tragen verursachungsgerecht die<br />

Kosten, die dem Entsorger für die Ableitung<br />

<strong>und</strong> Aufbereitung der Abwässer entstehen.<br />

In Zukunft wird es jedoch weniger<br />

VISION STADIONBAU<br />

Einwohner <strong>und</strong> damit weniger Endverbraucher<br />

geben. Gleichzeitig stehen aufwendige<br />

Instandsetzungsarbeiten an. So<br />

ist zu erwarten, dass die Kosten für die<br />

Trinkwasserversorgung <strong>und</strong> die Abwasserentsorgung<br />

in den kommenden 30 bis<br />

40 Jahren stärker ansteigen werden als die<br />

allgemeine Inflationsrate – es sei denn,<br />

der Staat übernimmt im Sinne der Bevölkerungsgr<strong>und</strong>versorgung<br />

zusätzliche Aufwendungen.<br />

Im Stadionbau wird die Regenwassernutzung<br />

eine wichtige betriebskostensenkende<br />

Lösung darstellen. Mithilfe groß<br />

dimensionierter Regenrückhaltebecken<br />

können unter anderem die für die Rasenerhaltung<br />

<strong>und</strong> -pflege erforderlichen hohen<br />

Wassermengen quasi in „eigener Produktion“<br />

gewonnen werden. Regenwasserbetriebene<br />

Spülanlagen oder wasserlose<br />

Urinale können zusätzlich dazu beitragen,<br />

die sanitäre Gebäudeausstattung<br />

zu verbessern bzw. Einsparungen zu erzielen.<br />

Bauliche Voraussetzung sind getrennte<br />

Rohrleitungssysteme für Regenwasser<br />

<strong>und</strong> Schmutzabwässer.<br />

Laut Angaben des Deutschen Städte- <strong>und</strong><br />

Gemeindeb<strong>und</strong>s weist Deutschland die<br />

weltweit höchste Abfallverwertungsquote<br />

auf. Einzelne Abfallsorten wie z. B. Verkaufsverpackungen,<br />

die in großer Menge<br />

auch im Stadionbetrieb anfallen, werden<br />

zurzeit mit einer Recyclingquote von<br />

80 % verwertet. Im Stadionbetrieb besteht<br />

allerdings noch Nachholbedarf bei der<br />

umweltgerechten Müllentsorgung. Dabei<br />

ließen sich durch konsequente Mülltrennung<br />

das Restmüllaufkommen <strong>und</strong> damit<br />

die Abfallgebühren deutlich senken. Der<br />

Aufwand für das Sammeln des Abfalls im<br />

Rahmen der Stadionreinigung ist ebenfalls<br />

ein nicht zu vernachlässigender, da<br />

personalintensiver Kostenfaktor.<br />

Müllsammelbehälter sollten in ausreichender<br />

Anzahl <strong>und</strong> in gut zugänglichen<br />

Bereichen aufgestellt werden. Es sollte<br />

eine fortwährende „Anleitung“ der Zuschauer<br />

zur Mülltrennung geben. Außerdem<br />

sollten die Stadionreinigung <strong>und</strong> Abfallsammlung<br />

schnell <strong>und</strong> effizient erfolgen.<br />

Deshalb ist darauf zu achten, dass in<br />

den Publikumsbereichen, vom Stadionumfeld<br />

bis zum Steh- <strong>und</strong> Sitzplatz, sämtliche<br />

Flächen einfach zu reinigen sind <strong>und</strong><br />

effektive Hilfsmittel kostengünstig zur<br />

Verfügung stehen.<br />

Bei Nutzung adäquater Abfallkonzepte<br />

(vom Produzenten über den Verbraucher<br />

bis hin zum Entsorger) sind bei der Müllentsorgung<br />

zukünftig eher Einsparpotenziale<br />

als Mehrkostenfallen zu vermuten.<br />

3.3 Baukosten<br />

Unter dem Begriff „Baukosten“ sollen<br />

hier Einflussfaktoren erfasst werden, die<br />

bereits heute Aufschluss über zukünftige<br />

Preisentwicklungen geben. Politisch beeinflusste<br />

Mindestlohnfragen, schwankende<br />

Kosten bei der Einbindung von<br />

Fremdfirmen <strong>und</strong> Einflüsse verschiedener<br />

Vergabe- <strong>und</strong> Finanzierungsarten bleiben<br />

an dieser Stelle ebenso unberücksichtigt<br />

wie Konjunkturschwankungen, von denen<br />

die Bauindustrie erfahrungsgemäß besonders<br />

stark betroffen ist.<br />

ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN <strong>IV</strong><br />

45


Da zur Erzeugung vieler Baustoffe Rohöl<br />

erforderlich ist, kann man davon ausgehen,<br />

dass Bauen in Zukunft teurer wird.<br />

Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie<br />

(HDB) verzeichnet deutlich gestiegene<br />

Baustoffpreise, darunter insbesondere<br />

für Stahl <strong>und</strong> Bitumen. Bei einem<br />

stark konstruktionslastigen Bau wie dem<br />

eines überdachten Stadions ist der Stahlpreis<br />

im Rahmen der Gesamtinvestition<br />

ein wichtiger Kostenfaktor.<br />

Für den Zeitraum 2004 bis 2008 prognostiziert<br />

die Canadian Imperial Bank of<br />

Commerce in ihrem „World Markets Steel<br />

Price Forecast“ einen Preisanstieg um<br />

20 %. Im Bausektor sind für die kommenden<br />

Jahre weitere Preissteigerungen bei<br />

gleicher Leistung zu erwarten. Gründe dafür<br />

sind neben den gestiegenen Materialkosten<br />

die wachsende Nachfrage in der<br />

Baubranche, eine aufgr<strong>und</strong> von Insolvenzen<br />

<strong>und</strong> Firmenzusammenschlüssen erfolgte<br />

Marktbereinigung, ein von Geschäftsverlagerungen<br />

beeinflusster Strukturwandel<br />

im Bausektor sowie der Bauboom<br />

auf dem Weltmarkt.<br />

Der Baupreisindex (BPI) des Statistischen<br />

B<strong>und</strong>esamts erfasst die von Bauherren<br />

tatsächlich gezahlten Baupreise. Demnach<br />

stiegen die Preise allein für Rohbauarbeiten<br />

im Zeitraum Mai 2006 bis Mai<br />

2007 um 8,1 %, allerdings vornehmlich<br />

aufgr<strong>und</strong> aktueller Konjunktureinflüsse.<br />

Da die Baukosten insgesamt steigen werden,<br />

wird auch der Stadionbau real teurer<br />

werden. Die Suche nach alternativen Baustoffen<br />

<strong>und</strong> Konstruktionsarten dürfte<br />

aufgr<strong>und</strong> wachsender Anforderungen<br />

aber nur bedingt eine Lösung darstellen.<br />

46<br />

ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN <strong>IV</strong><br />

VISION STADIONBAU<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

500<br />

4 Gebäudestruktur <strong>und</strong> Stadiontechnik<br />

4.1 Veranstaltungsarten <strong>und</strong> Anforderungen<br />

an die Flexibilität einer Veranstaltungsstätte<br />

In der deutschen Stadion- <strong>und</strong> Arenenlandschaft<br />

finden mittlerweile eine Vielzahl<br />

von Veranstaltungen statt, die keinen<br />

rein sportlichen Charakter haben. Viele<br />

dieser Events werden in geschlossenen<br />

Arenen mit Kapazitäten von 10.000 bis<br />

20.000 Zuschauern aufgeführt. Doch nur<br />

wenige Veranstaltungen locken so viele<br />

Zuschauer an, dass sie auf weitere Bühnen<br />

wie zum Beispiel Sportstadien ausweichen<br />

müssten. Multifunktionsstadien mit<br />

Arenencharakter tun sich deshalb schwer,<br />

eine ausreichende Zahl von Events zu akquirieren,<br />

die zusätzliche Investitionen in<br />

eine Multifunktionalität wie z. B. eine<br />

schließbare Dachkonstruktion oder eine<br />

mobile „Rasenschublade“ rechtfertigen<br />

Average Long Products<br />

507<br />

2004 2005 2006 2007E 2008E<br />

Angaben in $ (Average Long Products erfassen u. a. Stahlträger, Bewehrungen etc.)<br />

Quelle: Canadian Imperial Bank of Commerce/World Markets Steel Price Forecast<br />

555<br />

613<br />

595<br />

Grafik 29<br />

würden. Konzert- oder Show-Veranstaltungen<br />

helfen zwar, den jährlichen Betrieb<br />

eines Stadions profitabler zu gestalten.<br />

Mehrinvestitionen in Höhe von bis zu<br />

30 Mio. € für ein mobiles Dach nebst<br />

Schublade lassen sich wirtschaftlich allerdings<br />

nicht begründen.<br />

Die reinen Fußballstadien in Hamburg<br />

oder Köln zeigen, dass auch ohne eine explizite<br />

Ausrichtung auf Multifunktionalität<br />

regelmäßig Konzerte veranstaltet<br />

werden können, die ein großes Publikum<br />

finden – wenngleich eine Innenraumüberdachung<br />

fehlt <strong>und</strong> im Nachhinein der Austausch<br />

eines Teils oder der kompletten Rasenfläche<br />

erforderlich ist. Nach Einschätzung<br />

der derzeitigen Marktlage muss man<br />

zu dem Schluss kommen, dass auch künftig<br />

die Multifunktionsausrichtung eines<br />

Fußballstadions als wirtschaftlich schwierig<br />

einzustufen ist.


Investoren werden mehr denn je die Renditemöglichkeiten<br />

einer Zusatzinvestition<br />

in ihren Stadionprojekten <strong>und</strong> Betreiberkonzepten<br />

bewerten. Wenn sie dennoch<br />

eine Multifunktionalität fordern, dann<br />

wird diese mehr <strong>und</strong> mehr mit der ausgereiften<br />

Flexibilität eines „Ein-Sportarten-<br />

Stadions“ einhergehen. Diese ließe sich<br />

bereits mithilfe standardisierter, modularer<br />

Bauten bis hin zu einer anpassungsfähigeren<br />

Gebäudetechnik erzielen. Die<br />

Innenraumüberdachung eines Stadions<br />

oder der Einbau einer Rasenschublade<br />

werden wohl Ausnahmen bleiben.<br />

4.2 Architektur<br />

Ziel eines Architekten wird weiterhin die<br />

Planung einer identitätsstiftenden Fußballinfrastruktur<br />

sein. Allerdings werden<br />

bauwerksbedingte Mehrkosten (zum Beispiel<br />

für die illuminierte Verkleidung oder<br />

die großzügig gestalteten Geschossflächen<br />

der Münchener Allianz-Arena) vom<br />

Nutzer nicht immer finanzierbar oder gewollt<br />

sein.<br />

Für den Architekten eines „Durchschnittsstadions“<br />

bleibt es eine der größten Herausforderungen,<br />

Raum-, Flächen- <strong>und</strong><br />

Funktionsprogramme (in Bezug auf Bruttogeschossflächen,<br />

deren Aufteilung <strong>und</strong><br />

die Gebäudetechnik) so umzusetzen, dass<br />

die Ausführungs- <strong>und</strong> Betriebskosten<br />

möglichst gering ausfallen. Die bauliche<br />

Aufteilung des Stadions in eindeutige Gebäudeabschnitte<br />

wird helfen, diese separiert<br />

ansteuern, nutzen <strong>und</strong> letztlich abrechnen<br />

zu können. Der damit einhergehende<br />

ökologische Nutzen hat aufgr<strong>und</strong><br />

der steigenden Energiekosten zudem eine<br />

wirtschaftlich positive Seite.<br />

VISION STADIONBAU<br />

Das Ziel wird also im Regelfall ein kompakter<br />

<strong>und</strong> intelligenter Entwurf sein.<br />

Denn nur in den seltensten Fällen muss<br />

der Bauherr oder Investor Anforderungen<br />

eines FC Bayern oder FC Barcelona erfüllen.<br />

Neben aufwendigen Fassadenlösungen<br />

oder überdurchschnittlichen Raum<strong>und</strong><br />

Funktionsangeboten ist – wie bereits<br />

erwähnt – das Dach ein wichtiger Kostenfaktor.<br />

Die Wahl wird hier auch künftig<br />

zwischen einfacher Funktionalität (Überdachung)<br />

<strong>und</strong> der Option „Landmark“<br />

(wie z. B. beim Stuttgarter Gottlieb-<br />

Daimler-Stadion) getroffen. Es wäre wünschenswert,<br />

wenn diese Entscheidungen<br />

auch in Zukunft möglichst divers ausfallen,<br />

sodass das Stadion in seiner architektonischen<br />

Einzigartigkeit weiterhin als<br />

städtebaulicher Fingerabdruck wahrgenommen<br />

werden kann.<br />

Die Verantwortung der Architekten, auf<br />

kostengünstige Alternativen <strong>und</strong> bewährte<br />

Konstruktionen zurückzugreifen <strong>und</strong> den<br />

Anteil kostengünstiger Fertigteile am Gesamtbau<br />

stetig zu erhöhen, wird steigen.<br />

Die sorgfältige Bestimmung der Ausbaustandards<br />

<strong>und</strong> eine markante <strong>und</strong> dennoch<br />

einfache Dachkonstruktion r<strong>und</strong>en<br />

die zukünftige Leistung eines Stadionbauspezialisten<br />

ab.<br />

Im Bereich der Technik werden aus Kostengründen<br />

ebenfalls Beschränkungen zu<br />

verzeichnen sein: Nicht alles, was möglich<br />

ist, muss auch eingebaut werden.<br />

4.3 Technische Gebäudeausstattung<br />

Beim Bau der meisten WM-Stadien<br />

wurde in erster Linie auf die Höhe der<br />

Erstinvestition geachtet. Folgeinvestitionen<br />

<strong>und</strong> Betriebskosten gerieten häufig<br />

erst mit dem Einsetzen des Betriebs in den<br />

Fokus der Aufmerksamkeit.<br />

Einer der entscheidenden Kostenfaktoren<br />

für den Stadionbetrieb sind Grad <strong>und</strong><br />

Tiefe der angewandten Gebäudetechnik.<br />

Zudem verursachen die gewählten Qualitäten<br />

<strong>und</strong> Quantitäten mehr oder weniger<br />

hohe Folgekosten. So können Beschallungsanlagen,<br />

vernetzte Kassen- <strong>und</strong> Zugangssysteme,<br />

Videotafeln etc. anfangs<br />

als optimale Lösungen (Preis-Leistungs-<br />

Verhältnis) erscheinen, in wenigen Jahren<br />

aber schon nicht mehr up to date oder in<br />

ihrer Zahl ausreichend sein. Zudem führen<br />

vermeintlich günstige Ausschreibungs-<br />

<strong>und</strong> Ausführungsmodelle in Teilen<br />

zu unnötig hohen Betriebskosten oder<br />

kostspieligen Anpassungsmaßnahmen<br />

nach wenigen Jahren.<br />

An einem langfristig rentablen Betrieb<br />

interessierte Bauherren sollten bereits in<br />

der Planungsphase des Stadionbaus auf<br />

die Einbeziehung versierter Betreiber<br />

oder Berater achten. Erlaubt die Gebäudeleittechnik<br />

die Einteilung des Stadions in<br />

Segmente <strong>und</strong> eine separate Ansteuerung,<br />

könnten zukünftige Stadionbauten – über<br />

ihren gesamten Lebenszyklus betrachtet –<br />

kostengünstiger ausfallen.<br />

Noch vor wenigen Jahren wurde auf diversen<br />

Fachkongressen davon geschwärmt,<br />

wie das Stadion der Zukunft<br />

aussehen werde: Jeder Zuschauer solle<br />

schon bald einen Mini-Fernseher an seinem<br />

Platz vorfinden <strong>und</strong> per Knopfdruck<br />

Getränke ordern können. Dieses Szenario<br />

wurde in Anbetracht der heute möglichen<br />

<strong>und</strong> finanzierbaren Technik allerdings<br />

wieder ad acta gelegt.<br />

ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN <strong>IV</strong><br />

47


Das Stadion der Zukunft wird für den<br />

Non-VIP-Gast voraussichtlich weit weniger<br />

technische Spielereien bieten, als<br />

manche es sich bislang ausmalten. Denn<br />

bereits heute bringt der Stadionbesucher<br />

seine Technik selbst mit (Blackberry,<br />

Handy-TV etc.). Die „technische Aufrüstung<br />

pro Platz“ wäre daher völlig unrentabel.<br />

Ebenso überholt wirkt die Vorstellung,<br />

dass der Zuschauer bald überall beheizte<br />

Sitzplätze erwarte, wie er sie zum Beispiel<br />

im Leverkusener Stadion kennengelernt<br />

hat. Vermutlich wird der Stadionbesucher<br />

der Zukunft eher mit neuartigen <strong>und</strong> maßgeschneiderten<br />

„Thermotextilien“ ausgestattet<br />

sein, als sich auf Stadiontechnik in<br />

Form beheizbarer Sitze oder Heizstrahler<br />

zu verlassen. Ob der Trend doch noch in<br />

Richtung „R<strong>und</strong>umversorgung“ umschwenken<br />

wird, ist heute noch nicht absehbar.<br />

4.4 Modulare Elemente<br />

Die Anforderungen an die quantitative<br />

Flexibilität eines Stadions werden in Zukunft<br />

steigen. Ein aktuelles Beispiel: Ein<br />

neu zu bauendes Leichtathletikstadion in<br />

London soll langfristig als Trainings- <strong>und</strong><br />

Sportstätte dienen. Erwartet wird ein dauerhafter<br />

Kapazitätsbedarf von maximal<br />

25.000 Plätzen. Darüber hinaus soll dort<br />

die Eröffnungsfeier der Olympischen<br />

Sommerspiele 2012 stattfinden. Anforderung<br />

des IOC für diese Veranstaltung:<br />

mindestens 80.000 Plätze.<br />

48<br />

ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN <strong>IV</strong><br />

VISION STADIONBAU<br />

So wird folgerichtig nach derzeitigem<br />

Planungsstand das „Basisstadion“ vorübergehend<br />

um 55.000 Plätze ergänzt<br />

<strong>und</strong> temporär zum vollwertigen Olympiastadion.<br />

Wie verhält es sich im deutschen Ligafußball<br />

mit derartigen „Innovationen“? Bislang<br />

wurden in keinem Stadion temporäre<br />

Tribünen, die gewissen Ansprüchen an die<br />

Architektur genügen könnten, in größerem<br />

Umfang eingesetzt. Aus der Not heraus<br />

wurden diverse Stadien zwar bereits<br />

vorübergehend aufgestockt. Dabei war<br />

das Ziel aber immer, eine kostengünstige<br />

Alternative gegenüber dem klassischen<br />

permanenten Ausbau zu finden, der eigentlich<br />

erforderlich war.<br />

Leichtbauweisen <strong>und</strong> modulare Bauteile<br />

bzw. standardisierte Stadionelemente<br />

könnten den flexiblen Bedürfnissen eines<br />

Durchschnittsklubs besser gerecht werden.<br />

Für die potenziell auf- <strong>und</strong> absteigende<br />

sportliche Klasse ist ein anpassungsfähiges<br />

Stadion wegen schwankender<br />

Kapazitätsanforderungen sinnvoll.<br />

Die Vermeidung sogenannter „White Elephants“<br />

sowie gestiegene Anforderungen<br />

an gleichmäßig <strong>und</strong> kosteneffizient ausgelastete<br />

Stadien machen den nächsten<br />

Schritt im Sportstättenbau in Richtung<br />

flexibler Kapazität mithilfe des Zusammenspiels<br />

permanenter <strong>und</strong> temporärer<br />

Bauteile mehr als wahrscheinlich.<br />

Planungsmaßnahmen <strong>und</strong> Budgetansätze<br />

beim Bau des „Gr<strong>und</strong>stadions“ sollten<br />

allerdings berücksichtigen, dass auch später<br />

noch bauliche Vorkehrungen wie<br />

Untergr<strong>und</strong>schutz, erweiterbare Fluchtwege<br />

oder die Installation brandschutztechnischer<br />

Maßnahmen möglich sind.<br />

Spätere Folgekosten schwanken je nach<br />

Ausbauqualität <strong>und</strong> -quantität des „Basisstadions“.<br />

Sie werden unter anderem von<br />

der geforderten Überdachung abhängen<br />

<strong>und</strong> sich voraussichtlich zwischen 500 Euro<br />

<strong>und</strong> 1.000 Euro pro modular eingebauten<br />

Platz bewegen. Diese Kosten beinhalten<br />

bereits einen Teil der erforderlichen Erstinvestitionen<br />

sowie die eigentlichen Einbaukosten.


5 Fazit<br />

Planungs- <strong>und</strong> Kosteneinflüsse auf zukünftige<br />

Stadionbauten lassen sich wie<br />

folgt einschätzen:<br />

Die Kapazitäten werden vornehmlich<br />

durch folgende Faktoren beeinflusst:<br />

• eine insgesamt sinkende Gesamtbevölkerungszahl,<br />

• den wachsenden Anteil weiblicher<br />

Fußballfans an den Zuschauerzahlen,<br />

• den Erfolg der Eingrenzung von Fußballgewalt<br />

bzw. der Bekämpfung des<br />

Rassismus im Stadion,<br />

• die Entwicklung <strong>und</strong> Akzeptanz des<br />

„kommerziellen“ Fußballs,<br />

• die technische Umsetzbarkeit flexibler<br />

Stadionkapazitäten.<br />

VISION STADIONBAU<br />

Unabhängig davon, ob Stadien in ihrer<br />

Kapazität größer oder kleiner werden,<br />

wird sich die Funktionalität durch folgende<br />

Aspekte auszeichnen:<br />

• Die Barrierefreiheit wird maßgeblich<br />

an Bedeutung gewinnen.<br />

• Spielstätten werden (in der Konzeption<br />

<strong>und</strong> im Betrieb) sicherer.<br />

• Zugleich werden sie in ihrer Kapazität<br />

<strong>und</strong> Raumausstattung flexibler.<br />

• Der Anteil an Stehplätzen wird tendenziell<br />

sinken.<br />

• Sporttechnische bzw. mannschaftsspezifische<br />

Einrichtungen nehmen zu.<br />

• Die Anzahl <strong>und</strong> Qualität geschlechtsspezifischer<br />

Einrichtungen wird steigen.<br />

• Stadien werden ökologischer, energieeffizienter<br />

<strong>und</strong> standhaft gegen die in<br />

ihrer Intensität <strong>und</strong> Häufigkeit neuartige<br />

Form der Wetterereignisse gebaut.<br />

• Zugleich erlaubt die Gebäudetechnik<br />

sehr viel mehr Steuerungsfunktionen<br />

<strong>und</strong> die Verkaufswege im Catering<br />

werden diversifizierter ausfallen.<br />

• Auch weiterhin wird so gut wie keine<br />

Technik am Zuschauerplatz eingebaut.<br />

• Stadien werden weiterhin überdachte<br />

Landmarks darstellen. Sie werden in<br />

der Planung <strong>und</strong> Ausführung durchdachter<br />

sein. Doch obwohl sie keinesfalls<br />

multifunktional sein werden,<br />

werden sie dennoch teurer.<br />

Die wichtigsten Schritte in Richtung einer<br />

dauerhaft rentablen Veranstaltungsstätte<br />

sind weiterhin:<br />

• ein verstärktes Zusammenspiel der<br />

Projektbeteiligten vom Planungsbeginn<br />

an,<br />

• eine realistische Ermittlung des Bedarfs<br />

für einen langfristigen Betrieb<br />

<strong>und</strong><br />

• eine konkrete Beschreibung der Bauaufgabe<br />

im Vorfeld einer Investition.<br />

Im Idealfall achtet der Stadioninvestor<br />

auch zukünftig auf ein ausgewogenes Maß<br />

zwischen wirtschaftlichem Bauen <strong>und</strong> optimiertem<br />

Betrieb sowie Funktionalität<br />

<strong>und</strong> Zuschauerfre<strong>und</strong>lichkeit.<br />

ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN <strong>IV</strong><br />

49


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50 ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN <strong>IV</strong><br />

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51


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