Bälle, Tore und Finanzen IV - Fussball Oekonomie Aktuell
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Da zur Erzeugung vieler Baustoffe Rohöl<br />
erforderlich ist, kann man davon ausgehen,<br />
dass Bauen in Zukunft teurer wird.<br />
Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie<br />
(HDB) verzeichnet deutlich gestiegene<br />
Baustoffpreise, darunter insbesondere<br />
für Stahl <strong>und</strong> Bitumen. Bei einem<br />
stark konstruktionslastigen Bau wie dem<br />
eines überdachten Stadions ist der Stahlpreis<br />
im Rahmen der Gesamtinvestition<br />
ein wichtiger Kostenfaktor.<br />
Für den Zeitraum 2004 bis 2008 prognostiziert<br />
die Canadian Imperial Bank of<br />
Commerce in ihrem „World Markets Steel<br />
Price Forecast“ einen Preisanstieg um<br />
20 %. Im Bausektor sind für die kommenden<br />
Jahre weitere Preissteigerungen bei<br />
gleicher Leistung zu erwarten. Gründe dafür<br />
sind neben den gestiegenen Materialkosten<br />
die wachsende Nachfrage in der<br />
Baubranche, eine aufgr<strong>und</strong> von Insolvenzen<br />
<strong>und</strong> Firmenzusammenschlüssen erfolgte<br />
Marktbereinigung, ein von Geschäftsverlagerungen<br />
beeinflusster Strukturwandel<br />
im Bausektor sowie der Bauboom<br />
auf dem Weltmarkt.<br />
Der Baupreisindex (BPI) des Statistischen<br />
B<strong>und</strong>esamts erfasst die von Bauherren<br />
tatsächlich gezahlten Baupreise. Demnach<br />
stiegen die Preise allein für Rohbauarbeiten<br />
im Zeitraum Mai 2006 bis Mai<br />
2007 um 8,1 %, allerdings vornehmlich<br />
aufgr<strong>und</strong> aktueller Konjunktureinflüsse.<br />
Da die Baukosten insgesamt steigen werden,<br />
wird auch der Stadionbau real teurer<br />
werden. Die Suche nach alternativen Baustoffen<br />
<strong>und</strong> Konstruktionsarten dürfte<br />
aufgr<strong>und</strong> wachsender Anforderungen<br />
aber nur bedingt eine Lösung darstellen.<br />
46<br />
ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN <strong>IV</strong><br />
VISION STADIONBAU<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
500<br />
4 Gebäudestruktur <strong>und</strong> Stadiontechnik<br />
4.1 Veranstaltungsarten <strong>und</strong> Anforderungen<br />
an die Flexibilität einer Veranstaltungsstätte<br />
In der deutschen Stadion- <strong>und</strong> Arenenlandschaft<br />
finden mittlerweile eine Vielzahl<br />
von Veranstaltungen statt, die keinen<br />
rein sportlichen Charakter haben. Viele<br />
dieser Events werden in geschlossenen<br />
Arenen mit Kapazitäten von 10.000 bis<br />
20.000 Zuschauern aufgeführt. Doch nur<br />
wenige Veranstaltungen locken so viele<br />
Zuschauer an, dass sie auf weitere Bühnen<br />
wie zum Beispiel Sportstadien ausweichen<br />
müssten. Multifunktionsstadien mit<br />
Arenencharakter tun sich deshalb schwer,<br />
eine ausreichende Zahl von Events zu akquirieren,<br />
die zusätzliche Investitionen in<br />
eine Multifunktionalität wie z. B. eine<br />
schließbare Dachkonstruktion oder eine<br />
mobile „Rasenschublade“ rechtfertigen<br />
Average Long Products<br />
507<br />
2004 2005 2006 2007E 2008E<br />
Angaben in $ (Average Long Products erfassen u. a. Stahlträger, Bewehrungen etc.)<br />
Quelle: Canadian Imperial Bank of Commerce/World Markets Steel Price Forecast<br />
555<br />
613<br />
595<br />
Grafik 29<br />
würden. Konzert- oder Show-Veranstaltungen<br />
helfen zwar, den jährlichen Betrieb<br />
eines Stadions profitabler zu gestalten.<br />
Mehrinvestitionen in Höhe von bis zu<br />
30 Mio. € für ein mobiles Dach nebst<br />
Schublade lassen sich wirtschaftlich allerdings<br />
nicht begründen.<br />
Die reinen Fußballstadien in Hamburg<br />
oder Köln zeigen, dass auch ohne eine explizite<br />
Ausrichtung auf Multifunktionalität<br />
regelmäßig Konzerte veranstaltet<br />
werden können, die ein großes Publikum<br />
finden – wenngleich eine Innenraumüberdachung<br />
fehlt <strong>und</strong> im Nachhinein der Austausch<br />
eines Teils oder der kompletten Rasenfläche<br />
erforderlich ist. Nach Einschätzung<br />
der derzeitigen Marktlage muss man<br />
zu dem Schluss kommen, dass auch künftig<br />
die Multifunktionsausrichtung eines<br />
Fußballstadions als wirtschaftlich schwierig<br />
einzustufen ist.