Bälle, Tore und Finanzen IV - Fussball Oekonomie Aktuell

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(2) Die Team-Komponente Für eine umfassende wettbewerbsökonomische Analyse darf auch die Team-Komponente der Competitive Balance nicht vernachlässigt werden. Eine Liga ist aus wettbewerbsökonomischer Sicht ebenfalls unausgeglichen, wenn jährlich die gleichen Teams um die Meisterschaft, die Qualifikationsplätze für die internationalen Wettbewerbe und gegen den Abstieg spielen. Abgebildet werden kann die Team-Komponente beispielsweise mithilfe der saisonalen Standardabweichung (SA) der teamindividuellen Gesamtpunktzahl von der durchschnittlichen Punktezahl des Teams über einen betrachteten Zeitraum. Je höher der Wert dieser Komponente ist, desto ausgeglichener und abwechslungsreicher ist eine Liga. Größere Schwankungen einzelner Teams über die Jahre hinweg bedeuten schließlich, dass immer wieder andere Klubs um die vorderen Plätze kämpfen. Konnten die Top-5-Klubs ihre guten Ergebnisse jedoch immer konstanter reproduzieren, so fällt der Wert niedriger aus. In Frankreich, Spanien und Deutschland nahm die durchschnittliche Standardabweichung der erzielten Punkte der Top-5- Teams nach der Reform ab, in England leicht zu. Italien verzeichnet einen überraschend starken Anstieg auch mit interpolierter Punktzahl für Juventus Turin. Dennoch dürften durch den Manipulationsskandal Verzerrungen entstanden sein. So 30 ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN IV MESSUNG DER COMPETITIVE BALANCE Punkte 11 10 9 8 7 6 5 4 Große Abwechslung an der Spitze der Bundesliga 93/94–99/00 00/01–06/07 (Juventus Turin mit interpolierten Punkten 2006/2007) 8,9 8,3 8,1 7,2 Durchschnittliche Team-Standardabweichung der Punktzahl der Top-5-Klubs vor und nach der CL-Reform Quelle: eigene Berechnung fiele der Wert z. B. durch Korrektur (also Hinzuaddieren) der Punkteabzüge für den AC Mailand und Lazio Rom niedriger aus. Lässt man Italien außen vor, weist Deutschland sowohl vor als auch nach der Reform die höchste Abweichung auf, was auf eine im Vergleich abwechslungsreichere Liga schließen lässt. In Spanien werden die niedrigsten Werte gemessen; dort kämpfen folglich im Vergleich eher die gleichen Teams die Meisterschaft unter sich aus. In der gebotenen Vorsicht lässt sich der Schluss ableiten, dass die erhöhten Ausschüttungen an die Champions-League- 8,0 7,7 7,7 10,0 7,0 6,7 Grafik 18 Teilnehmer seit 1999/2000 zu einer Abnahme an Abwechslung führten. Denn tendenziell (Italien außer Acht gelassen) werden die meisten Teams nach der Reform in ihrer sportlichen Leistung immer konstanter; der Kampf um die vorderen Plätze wird also zunehmend zum „Closed Shop“. Erfreulich aus deutscher Sicht ist, dass die Bundesliga bei der Team-Komponente noch besser abschneidet als bei der Saison-Komponente: Kein anderes Land verfügt über so hohe Werte, was auf vergleichsweise größere Abwechslung auf den vorderen Plätzen hindeutet.
(3) Das Verhältnis zwischen Team- und Saison-Standardabweichung Grundsätzlich ist die Competitive Balance einer Liga umso ausgewogener, je niedriger der Wert der Saison-Komponente und je höher der Wert der Team- Komponente ist. Da also beide Komponenten einen gegensätzlichen Einfluss auf die Competitive Balance einer Liga haben, ist ein Maß entwickelt worden, das beide Komponenten ins Verhältnis zueinander setzt. Dabei wird die Team- Standardabweichung durch die Saison- Standardabweichung geteilt; Ergebnis ist das Maß „VSA“ (Verhältnis der Standardabweichungen). Je größer die VSA-Kennzahl ist, desto ausgeglichener ist die jeweilige Liga. Nach diesem Maß nahm die Competitive Balance in allen Ligen nach der Reform ab, da (1) die Top 5 ihre Saisonleistungen immer besser reproduzieren konnten (niedrigere Team-Standardabweichung) und/oder (2) die Punkteausbeute der Top 5 immer weiter von der durchschnittlichen Punkteausbeute der Ligakonkurrenten abwich (Saison-Standardabweichung). Wiederum würde eine Korrektur (Hinzuaddieren) der Punkteabzüge für den AC Mailand (acht Punkte) und Lazio Rom (drei Punkte) in der Saison 2006/07 die erkennbare Tendenz in MESSUNG DER COMPETITIVE BALANCE 0,70 0,65 0,60 0,55 0,50 0,45 0,40 0,35 0,30 Competitive Balance: Frankreich und Deutschland top, jedoch überall absteigende Tendenz 0,64 0,56 0,63 0,51 Verhältnis der durchschnittlichen Team-Standardabweichung und der durchschnittlichen Saison-Standardabweichung der Top-5-Klubs vor und nach der CL-Reform Quelle: eigene Berechnungen der italienischen Liga weiter verstärken. Der leichte Anstieg der durchschnittlichen Team-Standardabweichung der englischen Klubs wurde durch den sich negativ auf die Competitive Balance auswirkenden Anstieg der durchschnittlichen Saison-Standardabweichung überkompensiert. Im interdivisionalen Vergleich der Wettbewerbsintensität der letzten 14 Jahre 0,49 93/94–99/00 00/01–06/07 (Juventus Turin mit interpolierten Punkten 2006/2007) 0,44 0,48 0,47 0,47 0,38 schneidet Deutschland deutlich besser ab als bei einer Betrachtung der letzten 25 Jahre (siehe oben) und liegt nur knapp hinter Frankreich an zweiter Stelle. England liegt dagegen auf dem letzten Platz und hat sowohl vor als auch nach der Reform der Champions League die unausgeglichenste Liga. ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN IV Grafik 19 31
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