Bälle, Tore und Finanzen IV - Fussball Oekonomie Aktuell

(1) Die Saison-Komponente
Wie bereits erwähnt, ist die wettbewerbliche
Situation in einer Liga umso ausgeglichener
und spannender, je geringer der
Punkteabstand zwischen den Top-5-Klubs
und der übrigen Liga ist. Bildet man die
Mittelwerte der Standardabweichungen
zwischen den Top 5 und den restlichen
Klubs der jeweiligen Liga für den jeweils
siebenjährigen Zeitraum vor und nach der
Reform, so lässt sich für alle Länder ein
Anstieg der durchschnittlichen saisonbezogenen
Standardabweichung feststellen.
Um eine Vergleichbarkeit zwischen den
Ligen zu gewährleisten, werden nachfolgend
die Punkte der jeweiligen Endtabelle
einer Liga immer auf 18 Teams (34
Spiele) hochgerechnet.
Insbesondere in England und Italien
scheinen die Top 5 nach der Reform stärker
vom saisonalen Ligadurchschnitt abzuweichen
als vorher. Das bedeutet, dass
die Ligen weniger spannend geworden
sind. Auch in Frankreich, Spanien und
Deutschland ist nach der Reform eine tendenziell
unausgeglichenere Liga zu erkennen,
dies jedoch auf einem anderen Niveau,
das auf vergleichsweise größere
Spannung sowohl vor als auch nach der
Reform schließen lässt als in Italien und
England.
MESSUNG DER COMPETITIVE BALANCE
Punkte
25
20
15
10
5
0
Hierbei müssen jedoch auch die Effekte
aus den Sanktionierungsmaßnamen des
Manipulationsskandals in Italien (2005/06)
beachtet werden. So wurden für die Berechnungen
die von Juventus Turin in der
Saison 2005/06 erreichten Punkte in die
Saison 2006/2007 übertragen (interpoliert)
und somit der Zwangsabstieg des
Klubs nicht berücksichtigt. Ansonsten
würde das Bild zu stark verzerrt werden.
Die Punkteabzüge für den AC Mailand
(acht Punkte) und Lazio Rom (drei
Punkte) in der Saison 2006/07 haben wir
hingegen belassen. Eine Korrektur (also
Top-Teams setzen sich ab
93/94–99/00
00/01–06/07 (Juventus Turin mit
interpolierten Punkten 2006/2007)
12,6 13,0
15,4
14,1
16,3 16,0
14,1
Durchschnittliche Saison-Standardabweichung der Punktzahl der Top-5-Klubs vor und nach der CL-Reform
Quelle: eigene Berechnungen
21,2
16,5
21,1
ein Hinzuaddieren) der Punkteabzüge
würde die steigende Tendenz der Saison-
Standardabweichung nach der Reform
weiter verstärken.
Insgesamt wird die Vermutung genährt,
dass zumindest ein (wenn auch nicht unbedingt
monokausaler) Zusammenhang
zwischen den hohen Ausschüttungen an
die Champions-League-Teilnehmer seit
der Reform 1999/2000 und der Abnahme
an Spannung (bzw. Ausgeglichenheit) in
den Ligen besteht.
ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN IV
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