Bälle, Tore und Finanzen IV - Fussball Oekonomie Aktuell

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Messung der Competitive Balance Zur Berechnung von Daten, die die Competitive Balance in Sportligen widerspiegeln, können grundsätzlich Siegquoten, Rangplätze und Punkte als Merkmale verwendet werden. Im Rahmen dieser Studie werden die am Saisonende von Klubs erzielten Punkte der jeweiligen Spielzeit als Indikator herangezogen. Zur Vergleichbarkeit über mehrere Spielzeiten hinweg werden die Ergebnisse aus Spielzeiten, in denen Siege zwei Punkte brachten (in Frankreich bis einschließlich zur Saison 1993/94, in Deutschland, Spanien und Italien bis einschließlich zur Saison 1994/95), auf ein Drei-Punkte-System hochgerechnet. Bei der Analyse der Wettbewerbssituation in Sportligen finden in Analogie zur allgemeinen empirischen Wettbewerbsanalyse verschiedene Streuungs- und Konzentrationsmaße Anwendung. Im Folgenden haben wir uns für Methoden entschieden, die uns im Rahmen dieser Studie am ehesten geeignet erschienen. Zunächst soll die Saison-Komponente untersucht werden. Zur Wettbewerbssituation zwischen der Gruppe der Top-Teams und der gesamten übrigen Liga gibt die Konzentrationsrate (CR) Aufschluss. Sie gibt an, welchen Anteil die Top-Klubs an den in einer Liga insgesamt erreichbaren Punkten haben. Zur Ermittlung der Com- 22 ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN IV petitive Balance in Sportligen werden häufig die Konzentrationsraten der fünf besten Klubs in einer Liga berechnet. Die CR ist intuitiv verständlich und trägt außerdem dem Umstand Rechnung, dass sich diese Klubs im europäischen Fußball zusätzliche Gelder im internationalen Wettbewerb aneignen können (was die Competitive Balance tendenziell senkt). Um Größenänderungen einer Liga (z. B. Aufstockung auf 20 Mannschaften während des betrachteten Zeitraums) berücksichtigen zu können, kann das Maß modifiziert werden. Beim sogenannten Verhältnis der Konzentrationsraten (VCR) wird die tatsächliche CR ins Verhältnis zur idealen CR (einer komplett ausgeglichenen Liga) gesetzt. In einer vollkommen ausgeglichenen Liga hätten am Saisonende alle Mannschaften die gleiche Punktzahl, während in einer gänzlich unausgeglichenen Liga der Erste ausschließlich Siege und der Letzte ausschließlich Niederlagen (also null Punkte) zu verzeichnen hätte. Dies verdeutlicht, dass die Extremwerte nur in der Theorie existieren. Im Folgenden werden die Ergebnisse der Competitive-Balance-Analyse anhand des beschriebenen VCR-Maßes in den europäischen Top-Ligen vorgestellt. Um die Entwicklung der Competitive Balance zu untersuchen, werden zunächst die letzten 25 Jahre der jeweiligen Ligen betrachtet. Die Wettbewerbssituation in den Top-5- Ligen Wie erläutert, ist die jeweilige Liga umso ausgeglichener und spannender, je geringer die Punktedifferenz innerhalb einer Saison zwischen den Teams ist. Damit eine höhere VCR-Maßzahl tatsächlich auch eine spannendere Liga impliziert, werden im Folgenden jeweils die Kehrwerte der Maßzahl betrachtet. Aufgrund der starken saisonalen Schwankung der Werte wurden die gleitenden Durchschnittswerte der einzelnen Länder berechnet und deren Verläufe abgebildet. Der gleitende Durchschnitt berechnet sich dabei als arithmetisches Mittel aus den Werten der jeweils vier vorangegangenen Spielzeiten. Grafik 15 zeigt den Verlauf der Werte der analysierten Länder für die Top-5-Klubs und setzt sie ins Verhältnis zu einer komplett ausgeglichenen Liga (entspricht auf der y-Achse dem Wert 100 %). Je höher also der erreichte Prozentwert ist, desto näher befindet man sich an der vollkommen ausgeglichenen Liga, sprich desto spannender ist der Wettbewerb.
Spannungsgrad (VCR-Maß) 60 50 40 30 20 Angaben in Prozent Quelle: eigene Berechnungen Bis zur Saison 1998/99 nehmen die Werte in den einzelnen Ländern einen ähnlichen Verlauf. Lediglich in Frankreich auf der einen und Spanien/Italien auf der anderen Seite driften sie zwischen den Jahren 1987 und 1993 etwas auseinander. Bis zur Saison 1998/99 haben sich jedoch alle Länderwerte angenähert. In dieser Saison ist die Spreizung zwischen den Ligen am Spannungskurven der Top-5-Ligen 4 Perioden, gleitender Durchschnitt 4 Perioden, gleitender Durchschnitt 4 Perioden, gleitender Durchschnitt MESSUNG DER COMPETITIVE BALANCE 1982/83 1983/84 1984/85 1985/86 1986/87 1987/88 1988/89 1989/90 1990/91 1991/92 1992/93 1993/94 1994/95 1995/96 1996/97 1997/98 1998/99 1999/00 2000/01 2001/02 2002/03 2003/04 2004/05 2005/06 2006/07 4 Perioden, gleitender Durchschnitt 4 Perioden, gleitender Durchschnitt Grafik 15 geringsten. Dem Maß zufolge herrscht in der Saison 1998/99 in den fünf Top-Ligen eine ähnliche Wettbewerbssituation vor, da in den betrachteten Ländern die jeweils fünf besten Klubs einen ähnlich großen Punktevorsprung vor der restlichen Liga auf sich vereinen. Danach driften die Werte der einzelnen Länder auseinander. Lediglich in Frankreich ist eine leichte, kontinuierliche Steigerung der Spannung (bzw. Abnahme der Punkteanteile der Top-5-Klubs) zu verzeichnen. In den übrigen Ländern nimmt die Spannung ab. In Spanien und Deutschland geschieht dies erst nach einem temporären Zwischenhoch. Insbesondere in Italien und in England hat sich die Wettbewerbssituation innerhalb der Liga bis zum heutigen Zeitpunkt kontinuierlich verschlechtert. Im Vergleich zur gesamten Liga konnten dort die jeweils fünf besten Klubs immer mehr Punkte sammeln, folglich ist die Spannungskurve stark abgesunken. Die Spannungskurve der Bundesliga befindet sich seit Anfang der Neunzigerjahre jeweils auf einem der drei ersten Plätze. ERNST & YOUNG – BÄLLE, TORE UND FINANZEN IV 23
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