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03/2021

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№ 03/2021

GUT PLANEN:

URLAUB 2021

Wenige Brückentage,

viele Risikogebiete

FASZINATION

SCHMERZFREI

PRAXISnah in

Bad Bergzabern

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zukunft-praxis

Praxis

XXL

Warum sich ein breites Selbstzahlerangebot lohnen kann


Wie viel Zeit haben Sie

im Alltag für Ihre

Privatabrechnung?

A: Zwei bis drei Stunden?

B: Eine Stunde?

C: Zehn Minuten?

Die Auflösung:

Antwort A:

Der Organisierte.

Beeindruckend! Aber

möchten Sie weiterhin so

viel Zeit investieren?

Antwort B:

Der Allrounder.

Sportlich! Lesen Sie

gerne weiter.

Antwort C:

Der Pragmatische.

Respekt! Wir sollten uns

dringend unterhalten.

Spaß beiseite! Bei uns ist Ihre Privatabrechnung in besten Händen!

Maximale Flexibilität

Sofortauszahlung innerhalb 48 Stunden

Fokus auf Therapieerfolg

Ungetrübtes Patientenverhältnis

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individuell zu unseren Angeboten.

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8

Liebe Leserin,

lieber Leser,

einerseits hatten die Praxen der Heilmittelerbringer*innen ein

bisschen „Glück im Unglück“: Weil sie als systemrelevant galten,

durften sie auch während des Lockdowns in der Corona-Pandemie

ihre Arbeit fortsetzen. Andererseits hatten viele

Therapeut*innen in der Vergangenheit ihr Portfolio um die sogenannten

Selbstzahlerleistungen erweitert, beispielsweise

durch Fitnessstudios, mit Trainings oder Beratung. Angesichts

der Auswirkungen, die manche Gesundheitsreform in der Vergangenheit

auf die Umsätze der Heilmittelerbringer hatte, war

die Idee, sich als Praxis möglichst breit aufzustellen, sicherlich

eine kluge Strategie gewesen. Nur durften viele dieser Leistungen

während des Lockdowns nicht weiter angeboten werden.

Für viele der kreativen und unternehmerisch denkenden

Praxisinhaber*innen führte das zu schmerzhaften Umsatzeinbrüchen.

Heißt das nun, dass der sprichwörtliche Schuster,

der immer bei seinen Leisten bleibt, am Ende Recht behalten

wird? Ganz im Gegenteil: Die Zeiten ändern sich immer, und

nur wer sich mit ihnen verändert, wird langfristig Erfolg haben.

Die Corona-Pandemie wird hoffentlich im kommenden Jahr

Vergangenheit sein, wenn - wovon ich ausgehe - die Impfungen

vorangehen und den gewünschten Effekt erzielen. Es

gibt Entwicklungen, die uns in unserer Arbeit und im Alltagsleben

langfristig viel stärker und nachhaltiger beeinflussen werden.

Eine ist die Digitalisierung. Hier bleiben wir für Sie mit

spannenden neuen Produkten und Services am Ball.

Ihr Dr. Jochen Pfänder

Optica-Geschäftsführer

Inhalt

4

Kompakt

News und Meldungen

8

Besser breit aufstellen

Selbstzahlerleistungen liegen wegen Corona

derzeit nicht im Trend. Doch kluge Unternehmer*innen

denken und handeln antizyklisch.

14

Urlaub 2021 richtig planen

Wenige Brückentage und viele Corona-Risikogebiete

im Ausland machen die Ferienplanung

zu einem Glücks- und Geduldsspiel.

16

Fragebogen: PRAXISnah

Dieses Mal mit dem Physiotherapeuten

Jürgen Stattmüller in Bad Bergzabern

18

Kundeninformation

Wissenswertes aus der Welt der Abrechnung

19

Standards

Termine, Vorschau, Impressum

ZUKUNFT PRAXIS EDITORIAL3


THERAPIE

IN ZAHLEN

73,4 %

DER MENSCHEN, DIE HÄUFIG IM HOMEOFFICE ARBEI-

TEN, FÜHLEN SICH LAUT EINER BEFRAGUNG DER AOK

IM JAHR 2020 ERSCHÖPFT. Bei denjenigen, die ausschließlich

im Büro arbeiteten, sind es nur 66 Prozent. Dafür

melden sich Homeoffice-Arbeiter*innen deutlich seltener

krank: 7,7 statt 11,9 Tage bei den Büroarbeiter*innen

im Jahresdurchschnitt.

15 Monate

SO LANGE VERHANDELN DIE MASS-

GEBLICHEN HEILMITTELVERBÄNDE

bereits mit dem GKV-Spitzenverband über

bundesweit einheitliche Versorgungsverträge.

Das Schiedsverfahren läuft auch im

März weiter.

103

KRANKENKASSEN GIBT ES

NOCH IN DEUTSCHLAND, eine

Zahl, die kontinuierlich sinkt.

Dass es vor 25 Jahren noch fast

10 Mal so viele waren, lag an der

hohen Zahl der Betriebs- und

Innungskrankenkassen.

3,4

MILLIONEN ODER 5 PROZENT

DER BEVÖLKERUNG ÜBER 10

JAHREN NUTZTEN IM ERSTEN

VIERTEL DES JAHRES 2020

SMARTE GESUNDHEITSGERÄ-

TE, die mit dem Internet verbunden

sind und damit Versorge

und Behandlung im Alltag erleichtern.

26,7

SO HOCH WAR IN DEUTSCH-

LAND 2018 DER BODYMASSIN-

DEX BEI MÄNNERN IM DURCH-

SCHNITT. Bei den Frauen betrug

der Wert, der das Körpergewicht

mit der Körpergröße in Relation

stellt, mit 25,1 deutlich niedriger.

0,1 Prozent

DER DEUTSCHEN BEVÖLKERUNG WAREN 2019 NICHT KRANKEN-

VERSICHERT. Bei rund 82 Millionen Einwohnern waren es nur 61.000

Personen, die keinen Anspruch auf Krankenversorgung hatten. Im Vergleich

zu 2015 sind das noch einmal deutlich weniger: Damals waren

79.000 Menschen nicht krankenversichert.

> 1/5

MEHR ALS JEDER FÜNFTE

FEHLTAG IM JOB GING IM

JAHR 2020 AUF RÜCKENLEI-

DEN ZURÜCK. 22,1 Prozent waren

es, ein wenig mehr als 2019:

21,2 Prozent.

4 ZUKUNFT PRAXIS KOMPAKT


Kurz &

Knapp

SCHIEDSVERFAHREN

Wichtige Entscheidungen

vertagt

Für Physiotherapeuten hat der Schiedsstellentermin in

der Frage der Vergütungserhöhung nichts Wesentliches

ergeben. Zwar wurde eine Erhöhung der Vergütung um

1,48 Prozent beschlossen, um die Kostenentwicklung

in der Zeit vom 1. Juli 2019 bis 31. Dezember 2020 auszugleichen.

Doch ist dies nur Grundlage für weitere

Verhandlungen, um einen wirtschaftlichen Betrieb

und eine angemessene Vergütung zu ermöglichen. Die

endgültige Vereinbarung über die zukünftige Vergütung

ist noch einmal vertagt worden, soll aber dennoch bereits

zum 1. April 2021 in Kraft treten. Im allgemeinen

Teil des Rahmenvertrages und den Anlagen 3a und 3b

wurden wichtige Punkte zwar entschieden, eine neue

Leistungsbeschreibung wurde allerdings wieder zurückgenommen.

Die vier Vorsitzenden der maßgeblichen Physiotherapieverbände

zeigten sich enttäuscht und zweifeln

daran, dass „sich ein Kompromiss mit dem GKV-Spitzenverband

finden lässt“.

Rund 17 Millionen Deutsche

leiden an Rheuma, viele davon

im erwerbsfähigen Alter. Ihnen

den schwierigen Arbeitsalltag

zu erleichtern, dazu will die

Initiative „RheumaPreis“ beitragen.

Zum dreizehnten Mal

zeichnet sie Arbeitnehmer

und Arbeitgeber für die gelungene

berufliche Integration

aus. Bewerbungen sind bis

30. Juni 2021 möglich unter

www.rheumapreis.de. +++

Das App-gestützte Projekt

„Smartphone-assistiertes Arthrosetraining

mit Edukation“

wird vom Innovationsfonds

für die Weiterentwicklung des

Gesundheitswesens gefördert.

Für die Planung des Konsortialprojektes

ist Professor Dirk

Peschke, HSG Bochum, verantwortlich.

Eine Übersicht zu

allen geförderten Projekten

gibt es hier: bit.ly/arthedu +++

Anlässlich des Europäischen

Tages der Logopädie 2021

hat das Informations- und

Dokumentationszentrum „Gesundheitsdaten“

des Statistisches

Bundesamts (Destatis)

interessante Daten und Fakten

zusammengestellt, beispielsweise

zur Demografie von

Logopäd*innen, Diagnosedaten

von Patient*innen oder zur

logopädischen Ausbildung:

bit.ly/logowissen.

ZUKUNFT PRAXIS KOMPAKT5


PODOLOGEN

Enge Zusammenarbeit

Der Verband leitender Lehrkräfte

an Podologieschulen

e. V. (VLLP) und die drei maßgeblichen

Podologieverbände

Bundesverband für Podologie

e. V., Verband Deutscher Podologen

(VDP) e.V. und der

Deutsche Verband für Podologie

(ZFD) e. V. haben unter

dem Titel „Interessengemeinschaft

Podologie“ eine engere

Zusammenarbeit vereinbart.

Gemeinsam wollen sie ein

Berufsbild nach internationalen

Standards schaffen, die

Podologie in der Gesellschaft

stärken, Fachkräfte gewinnen

und die Ausbildung zukunftsweisend

gestalten. Mehr dazu

hier: bit.ly/podo-ig

ERGOTHERAPIE

Gegen Corona-Folgen

bei Jüngeren

Bei der Corona-Erkrankung kann es zu neurologischen

Defiziten und Störungen der Hirnleistungen

kommen, gerade für jüngere Betroffene eine besondere

Belastung. Ergotherapeuten können

durch Aktivierung und Training die Hirnleistung

langfristig wieder herstellen, sagt der Deutsche

Verband Ergotherapie e. V. (DVE). Zwar ist ähnlich

wie in der Medizin auch den Ergotherapeuten das

Krankheitsbild von Covid-19 neu. Sie können aber

auf eine Fülle von bestehenden Methoden und

Vorgehensweisen zurückgreifen, um die neurologischen

Ausfälle und psychischen Belastungen

auszugleichen. Ergotherapeuten arbeiteten „betätigungszentriert“

und hätten es daher leichter als

andere, ein zielführendes Therapiekonzept zu

entwickeln, so der DVE. Mehr: bit.ly/ergocovid

KOSTENÜBERNAHME

Kein Arbeitslohn: Masken

und Corona-Tests

Übernimmt der Arbeitgeber die Kosten für Covid-19-Tests, ist

aus steuerrechtlicher Sicht von einem „ganz überwiegend

eigenbetrieblichen Interesse des Arbeitgebers“ auszugehen.

Das bedeutet, dass die Übernahme dieser Kosten keinen Arbeitslohn

darstellt. Ähnlich verhält es sich auch, wenn der Arbeitgeber

Atemschutzmasken zur beruflichen Verwendung

zur Verfügung stellt. Auch sie gelten nicht als Arbeitslohn.

Das geht aus dem Fragen-Antworten-Katalog (FAQ „Corona“

Steuern) der Finanzverwaltung nach Stand Ende Februar

2021 hervor: bit.ly/coronasteuer

6 ZUKUNFT PRAXIS KOMPAKT


RATGEBER RECHT

Wann Verträge

verbindlich sind

Rechtsanwalt Dr. Dr. Thomas Ruppel

über Rechte und Pflichten für

Praxisinhaber bei Käufen und

Vertragsabschlüssen.

GESAGT

Mit Blick darauf, wie die

Krankenkassen in den

Verhandlungen zum Thema

Vergütung gemauert haben,

hegen wir wenig Hoffnung,

nun zeitnah zu einer zufriedenstellenden

Lösung zu

kommen.

Die Vorstände der maßgeblichen Physiotherapieverbände

zum Schiedsspruch im Schiedsverfahren zwischen Physiotherapeuten

und Krankenkassen um angemessene Vergütung.

Bei Käufen oder Vertragsabschlüssen gelten Praxisinhaber

als Unternehmer – die Regeln zum

Schutz von Verbrauchern genießen sie nicht. Im

Gegenteil: Kaufen Sie als Privatperson etwas für

Ihre Praxis und treten anschließend vom Kauf

zurück, ist das sogar Betrug. Wurde jedoch, was

selten vorkommt, ein Rücktrittsrecht vertraglich

vereinbart, ist das anders. Aber natürlich genießen

Sie auch als Unternehmer Käuferschutz und

können vom Kaufvertrag zurücktreten, wenn ein

Produkt mangelhaft ist und weder neu geliefert

noch repariert werden kann. Und wurden Sie von

der anderen Partei betrogen, können Sie den Vertrag

selbstverständlich anfechten. Auch eine vom

Verkäufer gewährte Garantie gilt häufig ebenso

für Unternehmer, denn sie ist ein freiwilliges Versprechen.

Und zuletzt: In einer Praxisgemeinschaft

müssen nur Verträge über gemeinsam vergesellschaftete

Posten von der Praxisgemeinschaft –

nicht von den Gesellschaftern – abgeschlossen

werden. Bei einer Gemeinschaftspraxis müssen

alle Verträge auf diese laufen. Bei besonders wichtigen

Verträgen, wie beispielsweise dem Mietvertrag,

sind Sie damit als Mitunterzeichner auf der

sicheren Seite.

Den gesamten Artikel lesen Sie unter

www.optica.de/vertraege.

ZUKUNFT PRAXIS KOMPAKT7


PRAXIS XXL

Besser

breit

aufstellen

In diesem Beitrag

1.

Angebote für Selbstzahler erweitern

das Portfolio der Praxis.

2.

Die Angebote funktionieren, wenn sie

für die Patient*innen funktionieren.

3.

Ein zweites Standbein kann absichern

– es kann aber auch wegknicken.


Leistungen für Selbstzahler

anzubieten

liegt derzeit nicht im

Trend. In Zeiten der

Corona-Pandemie ist

das oft nicht möglich.

Doch kluge

Unternehmer*innen

denken antizyklisch.

TEXT: MARTIN SCHMITZ-KUHL

Über Selbstzahlerleistungen

will Michael

Huber (Name von

der Redaktion geändert)

derzeit gar

nicht reden. Vor Corona

hat er noch gerne

und stolz über

sein großes Fitness-, Wellness- und Gesundheitszentrum

Auskunft gegeben. Heute, nach

über einem Vierteljahr Lockdown, müsse er

sich erst einmal darüber klar werden, wie es

weitergehen soll, sagt der Physiotherapeut.

Und ist dabei nicht sicher, ob es überhaupt weitergehen

kann. Bis vor Kurzem war die „Portfolioerweiterung“

bei Praxen ein angesagtes

Thema. Mit Privat- oder Selbstzahlerleistungen

bauten sich die Heilmittelerbringer*innen

ZUKUNFT PRAXIS TITEL9


ein zweites Standbein auf und emanzipierten

sich ein Stück weit von den knappen Vergütungszahlungen

der Krankenkassen. Beispielsweise

Prävention und Fitness mit der attraktiven

Schnittstelle Medical Fitness war für viele

Physiotherapeut*innen eine sinnvolle Ergänzung.

Ähnlich sah es bei den Logopäd*innen

und Ergotherapeut*innen aus, die sich in Richtung

Training und Coaching entwickelten oder

andere Nischen in Randbereichen ihrer ursprünglichen

Tätigkeit besetzten. „Der Fantasie

waren und sind da eigentlich keine Grenzen

gesetzt,“ meint Unternehmensberater Uwe

Schiessel. Alles, was zur Praxis passe und sich

an Patient*innen und Kund*innen verkaufen

ließe, sei möglich.

Doch dann kam Corona, und nun erweist

sich ausgerechnet das als krisensicher, was vielen

zuvor als zu wenig gewinnträchtig schien.

Seminare und Kurse mussten abgesagt, Fitness-

und Wellnesscenter geschlossen werden.

Nur weil die Leistungen der Heilmittelerbringer*innen

als „medizinisch notwendig“ gelten,

durften ihre Praxen selbst im harten Lockdown

in der Regel offenbleiben. So blieb zumindest

das traditionelle Kerngeschäft erhalten, für

viele Praxen war das die Rettung. Nur Praxisinhaber,

die voll auf Privatzahler setzten oder

kürzlich große Investitionen beispielsweise in

Fitness- und Wellnesseinrichtungen getätigt

haben, stehen vor größeren Schwierigkeiten.

Hätten die Therapeut*innen wie die Schuster

20%

Nur maximal

20 Prozent

der Selbstzahlerangebote

in Heilmittelpraxen

sind

erfolgreich

(siehe Interview)

Irgendwann ist die

Pandemie vorbei.

Dann lohnt es sich,

wieder Fitness in

der Praxis anzubieten

und damit das

Portfolio zu erweitern.

bei ihren Leisten bleiben sollen? Unternehmensberater

Schiessel widerspricht. Der

aktuelle Gegenwind hätte auch schon aus der

anderen Richtung ordentlich geblasen (mehr

dazu im Interview auf der nächsten Seite). Davon

kann auch Gerhard Jeske ein Lied singen.

Der Physiotherapeut aus Ludwigsburg erinnert

sich noch gut daran, wie in den 1990-er Jahren

die Gesundheitsreform des damaligen Gesundheitsministers

Horst Seehofer zu Umsatzeinbüßen

von bis zu 40 Prozent führten. Oder wie

2004 der Leistungsumfang des damals gerade

erst eingeführten Heilmittelkataloges so beschnitten

wurde, dass es erneut zu deutlichen

Einbrüchen kam.

„Ich wollte mich deshalb möglichst unabhängig

von Ärzten und Krankenkassen machen.

Deshalb war mir ein hoher Privatanteil

an meinen Umsätzen einfach wichtig“, erklärt

Jeske. Groß zu denken, war und ist dabei seine

Devise. Angefangen auf 240 Quadratmetern,

verdreifachte er schon bald seine Fläche, um

dort besser Trainings- mit Physiotherapie

verbinden zu können. Als 2006 eine große

Fitnesshalle in seiner Nachbarschaft Konkurs

ging, packte er die Gelegenheit beim Schopf

und übernahm das 3.100 Quadratmeter große

Gebäude. Auf rund einem Drittel der Fläche

bietet er dort nun Physiotherapie an, im Rest

wird Fitness betrieben.

Dafür sprechen mehr als nur

betriebswirtschaftliche Gründe

Es ist ein Geschäftsmodell, das sich lohnt. Zum

einen zahlen die rund 3.500 Mitglieder des

Fitnessclubs einen monatlichen Beitrag von

70 bis 100 Euro. Zum anderen gibt es natürlich

auch einen regen Austausch zwischen Fitnesskund*innen

und Physio-Patient*innen. Nach

der Behandlung geht es oft im Fitnessclub weiter,

genauso wie viele der Sporttreibenden bei

körperlichen Beschwerden in die Physiotherapie

„überwiesen“ werden. Dabei betont Jeske,

dass die Entscheidung, sich breiter aufzustellen,

keineswegs nur betriebswirtschaftliche

Gründe hatte. Am Anfang habe die Erkenntnis

gestanden, dass man nur durch die Verzahnung

von Therapie, Training und Bewegung

den Menschen nachhaltig helfen könnte.

Ähnlich argumentiert auch Anke Günther. Die

10 ZUKUNFT PRAXIS TITEL


INTERVIEW

„Selbstzahlerangebote

sind keine Selbstläufer“

Trotz Corona und den Folgen spricht vieles dafür, Privatleistungen

anzubieten. Das meint zumindest UWE SCHIESSEL, ein auf

Heilmittelerbringer*innen spezialisierter Unternehmensberater.

Selbstzahlerleistungen sind massiv von Corona-Schließungen

betroffen. Ist so eine Ausweitung

des Angebots riskant?

Die Corona-Pandemie ist – wie wir wohl alle hoffen

– ein einmaliges Ereignis, das sich wohl nicht so

schnell wiederholen wird. Natürlich hat es manche

Anbieter*innen hart getroffen. Aber gerade aus

den Beschränkungen haben sich wieder einige

neue Selbstzahlerleistungen ergeben. Dazu gehört

die Videotherapie, die es auch ermöglicht, Spezialangebote

über große Entfernungen anzubieten.

Letztlich ist es eine Grundaufgabe der betriebswirtschaftlichen

Ausrichtung, immer wieder zu analysieren,

wie wir auf veränderte Rahmenbedingungen

reagieren können.

Was empfehlen Sie grundsätzlich – unabhängig

vom derzeitigen „Corona-Problem“?

Prinzipiell ist es sinnvoll, eine Risikostreuung für

das eigene Angebot aufzubauen. Wie eine Firma,

die Badebekleidung herstellt und für die Risikostreuung

auch Regenschirme produziert. In den

letzten Jahren mussten sich Therapeut*innen auch

immer wieder mit dem Problem beschäftigen, dass

Verordnungen schlagartig deutlich zurückgingen.

Hier konnten wiederum durch Selbstzahlerangebote

viele Arbeitsplätze und sogar ganze Praxen

gerettet werden.

Das klingt einfach. Ist es das auch?

Selbstzahlerangebote sind keine Selbstläufer. Seit

Jahren zeigt sich, dass nur rund 20 bis 30 Prozent

der entwickelten und angebotenen Selbstzahlerangebote

in den Heilmittelpraxen überhaupt an

den Mann oder die Frau gebracht werden. Das

wird dann tragisch, wenn teure Geräte angeschafft

werden und diese dann keinen Umsatz erwirtschaften.

Dann kann eine Selbstzahlerleistung

auch eine Gefahr für die Praxis darstellen.

Würden Sie trotzdem allen Praxisinhaber*innen

empfehlen, über solche Angebote nachzudenken?

Nachdenken: Ja. Allerdings müssen Selbstzahlerleistungen

auch „verkauft“ werden. Das kann nicht

jede*r, zumal auf der anderen Seite auch vermieden

werden muss, Patient*innen zum Kauf zu drängen.

Sonst geht schnell die Glaubwürdigkeit des

eigentlichen Therapieangebots verloren.

Das ungekürzte Interview mit Uwe Schiessel finden

Sie unter www.optica.de/schiessel

ZUKUNFT PRAXIS TITEL11


Hamburgerin ist Inhaberin eines großen Gesundheitszentrums,

das seit rund fünf Jahren

nicht nur Ergotherapie, sondern auch „private

Dienstleistungen“ anbietet. Konkret sind das

Psychotherapie, Hypnose, Entspannungstechniken,

Eltern- und Erziehungsberatung sowie

Personal Training. „Ich habe einfach erkannt,

dass es Methoden gibt, die den ergotherapeutischen

Prozess gut unterstützen und sehr effizient

sind, die sich aber nicht über ergotherapeutische

Verordnungen abdecken lassen“, sagt die

56-Jährige. Um diese auch angemessen bezahlt

zu bekommen und sich unabhängiger von den

Krankenkassen zu machen, baut sie nun konsequent

diesen Bereich als zweites Standbein aus.

Und das trotz Pandemie? „Auch wir waren

betroffen, weil wir im Lockdown unser Personal

Training sowie die Entspannungstechniken

nicht anbieten konnten. Und wir mussten feststellen,

dass den Menschen das Geld auch für

Gesundheitsangebote plötzlich nicht mehr so

locker in der Tasche sitzt“, berichtet Günther.

Auf der anderen Seite hätte es gerade für die

Psychotherapie und die Eltern- und Erziehungsberatung

„dank“ des Lockdowns und dessen Folge

auf die Psyche der Menschen durchaus auch

eine deutlich erhöhte Nachfrage gegeben. Sich

breit aufzustellen habe sich daher nicht trotz,

sondern gerade in der Krise sehr bewährt. —

Private Dienstleistungen

in der Praxis

können auch

Hypnose, Entspannungstechniken

oder Eltern- und

Erziehungsberatung

sein.

40%

betrug laut Physiotherapeut

Jeske

der Umsatzeinbruch

infolge der

Gesundheitsreform

in den 1990ern.

Selbstzahlerleistungen

im

Heilmittelbereich

Physiotherapie

• Heilmittel (Selbstzahler)

• Gruppentraining Gymnastik

• Wellnessmassagen

• Medizinische Fitness

• Massageliegeanwendung

• Verkauf von Trainingsutensilien

und orthopädischen

Alltagsgegenständen

(Matratzen, Bürostühle usw.)

• Ernährungsberatung

• Lebensberatung

• Versicherungen mit Gesundheitsbezug

(HP-Zusatzvers.)

Logopädie

• Vorbereitung auf die Schule

• Stimmtraining für Vielsprecher

• Dialekttraining

• Kommunikationstraining

• LRS-Training

• Training für Vortragende

• Vorbereitung mündliche Prüfung

und Training für Vorstellungsgespräche

• Lebensberatung wie NLP /

systemisches Coaching

Ergotherapie

• Elternberatung

• Stress-Profilaxe-Training

• Konzentrationstraining

• Videotraining

• Elternführerschein

• Gehirntraining

• Motorik-Training

• PEKiP

• Entspannungstechniken

• Life-Kinetik-Training

• Familien-Kommunikationstraining

12 ZUKUNFT PRAXIS TITEL


IN KOOPERATION MIT

THERAPEUTENWISSEN

Die Weisheit der Vielen –

das Delphi-Verfahren

„Delphi“ hat viele Bezeichnungen: Delphi-Technik, -Methode,

-Methodik, -Prozess und -Verfahren. Im Masterstudiengang „Angewandte

Versorgungsforschung“ an der Katholischen Stiftungshochschule

München versuchte sich Claudia Pott an einer Klärung.

eschichtlich geht der Name

„Delphi-Verfahren“ auf das

Orakel von Delphi zurück:

In der antiken Stadt ernannten Priester

die Tochter einer wohlhabenden

Familie zur Pythia, die Ratschläge für

die Zukunft erteilte. Entwickelt wurde

das Delphi-Verfahren in den 1950er-

Jahren und ist ein sehr verbreitetes

Forschungsinstrument.

Mehrstufige Methode

zur Konsensfindung

Laut Hasson und Kollegen handelt

es sich um einen iterativen, mehrstufigen

Prozess, bei dem die Teilnehmer

strukturiert und anonymisiert

kommunizieren, damit deren Einzelmeinungen

am Ende in einen Gruppenkonsens

„umgewandelt“ werden

können (Hasson, 2000). Häder stellt

die wiederkehrende Reflexion nach

jeder Befragungswelle sowie die Anonymisierung

der Experten als zentrale

Elemente der Delphi-Befragung

heraus (Häder, 2009).

Delphi ist demnach ein systematisches,

mehrstufiges, qualitatives

Befragungsverfahren mit Reflexion

bzw. Rückkopplung – und somit eine

Methode, die dazu dienen kann, Fragestellungen

möglichst gut einschät-

Delphi-Verfahren: ein kontrollierter, mehrstufiger

Prozess zur Meinungsbildung.

zen und beantworten zu können.

Bei der Delphi-Befragung wird eine

Expertengruppe zu einem bestimmten

Fragen- oder Thesenkatalog

eines Fachgebiets in zwei oder mehr

Runden befragt. Ab Runde zwei sehen

die Experten die anonymisierten

Antworten ihrer Kollegen. So wirkt

man der üblichen Gruppendynamik

mit sehr dominanten Personen entgegen.

Die Antworten aus der ersten

Runde werden zusammengefasst

und den Experten erneut anonymisiert

vorgelegt.

Die Gruppenmeinung

bildet das Endergebnis

Der Meinungsbildungsprozess erfolgt

kontrolliert und über mehrere Stufen.

Eine aufbereitete Gruppenmeinung

bildet das Endergebnis. Die Stärken

einer Delphi-Befragung sind, dass

sie sich auf das Wesentliche konzentriert,

mehrstufige, rückgekoppelte

Bearbeitungsprozesse beinhaltet und

umfassende Aussagen treffen kann.

Klassische Delphi-Studien folgen laut

Steinmüller einem strukturierten Ablauf

(Steinmüller, 2019).

Der komplette Beitrag in physiopraxis,

02/2021: bit.ly/delphi-beitrag

Literatur:

Hasson F. Keeny S. Mckenna H. Research

guidelines for the Delphi Survey Technique.

J Adv Nurs 2000; 32: 1008-1015.

Häder M. Delphi-Befragungen: Ein Arbeitsbuch.

2. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer;

2009.

Steinmüller K. Das „klassische“ Delphi.

Praktische Herausforderungen aus Sicht der

Zukunftsforschung. In: Niederberger M. Renn

O, Hrsg. Delphi-Verfahren in den Sozial- und

Gesundheitswissenschaften: Konzept, Varianten

und Anwendungsbeispiele 2019. 1.

Auflage. Wiesbaden: Springer; 2019.


Urlaub

planen in

Zeiten von

Corona

Wer wann in die Ferien fahren darf, ist 2021 besonders

schwierig zu organisieren: lieber frühbuchen oder die

weitere Entwicklung abwarten? Zudem sind die

Brückentage im laufenden Jahr selten.

TEXT: CHARLOTTE SCHMITZ

14 ZUKUNFT PRAXIS THEMA


Urlaubsplanung mit Mitarbeiter*innen war

noch nie einfach. Doch in einer Zeit, in der

sich Corona-Regeln für Reisende von Woche

zu Woche ändern, ist es besonders schwierig.

Dennoch sollten Inhaber von Praxen darauf dringen, dass

die Mitarbeitenden möglichst früh im Jahr ihre Wünsche

für Urlaubszeiten angeben. Dann bleibt mehr Raum für

Verhandlungen. Für Transparenz sorgt der klassische

Wandplaner. Hier kann in verschiedenen Farben markiert

werden, wer wann frei hat.

Besonders begehrt sind freie Tage zwischen Wochenende

und Feiertagen. Doch sind gerade 2021 diese Brückentage

rar gesät. Der erste Mai ist ein Samstag, Heiligabend

fällt auf einen Freitag, die beiden folgenden Feiertage liegen

wenig arbeitnehmerfreundlich am Wochenende. Geschäftsführer*innen

von Praxen sollten bei den wenigen

Brückentagen 2021 besonders auf eine gerechte Verteilung

achten, um Unstimmigkeiten im Team zu vermeiden.

Ein paar Regeln gelten eigentlich immer. Beispielsweise

das Rotationsprinzip: Wer 2020 bereits „zwischen den

Jahren“ gearbeitet hat, bekommt in diesem Jahr zwischen

Heiligabend und Silvester frei. Genauso kann man mit den

wertvollen Brückentagen verfahren: Auch die Freitage

nach Himmelfahrt und Fronleichnam sollten jedem Mitarbeiter

abwechselnd zugesprochen werden, soweit Interesse

besteht. Und: Kinderlose können auch außerhalb

der Schulferien verreisen und sollten Eltern den Vortritt

lassen, wenn es um Termine in den Ferien geht.

Die Frage ist: Wohin darf überhaupt

gereist werden im Jahr 2021?

Reisen in

Risikogebiete?

Aktuelle Informationen über die Reiseregeln

ins Ausland, vor Ort und bei der Rückkehr

finden sich auf den Seiten des Auswärtigen

Amts: bit.ly/aa-reise. Vor Reisen in sogenannte

Risikogebiete wird dort gewarnt.

Was als Risikogebiet gilt, bestimmen das

Robert-Koch-Institut, das Auswärtige Amt

und weitere Institutionen gemeinsam. Eine

Reisewarnung ist kein Verbot, jedoch kann

etwa der Schutz der Krankenversicherung

eingeschränkt sein, wenn man die Warnung

ignoriert und im Risikogebiet erkrankt.

Wegen der Pandemie versuchen besonders clevere Mitarbeiter*innen,

ihren Urlaub aufzusparen oder geballt in die

Sommermonate zu legen. Sie erwarten, dass dann die Corona-Inzidenzwerte

zurückgehen werden, weil viele Aktivitäten

im Freien stattfinden können, wo das Ansteckungsrisiko

geringer ist. Doch auch hier sollten Praxischefs

einschreiten: Schließlich kann nicht das gesamte Team im

Sommer frei machen. Die Urlaubstage sollten einigermaßen

gleichmäßig über das gesamte Jahr verteilt werden.

Resturlaub ins nächste Jahr zu verschieben ist nicht mehr

ohne Weiteres zulässig, es gelten enge Grenzen.

Doch wohin kann gereist werden? Derzeit liegen Inlandsreisen

im Trend. Beliebt sind Ferienwohnungen und

Ferienhäuser, in denen sich Abstands- und Hygieneregeln

relativ einfach umsetzen lassen. Familien bleiben unter

sich, anders als im Hotel. Herrschten in früheren Jahren

häufig Überangebote, sind derzeit viele deutsche Ferienwohnungen

ausgebucht. Wer hier fündig werden will,

sollte sich bald umschauen. Beherbergungsverbote einzelner

Bundesländer könnten allerdings auch solche

Pläne durchkreuzen.

Recht flexibel lassen sich Aufenthalte auf Campingplätzen

buchen, sobald diese wieder geöffnet sind. Hier

müssen jedoch Einschränkungen im Komfort in Kauf genommen

werden. Wer keinen Wohnwagen oder Caravan

mit eigener Toilette besitzt, teilt die Sanitäranlagen mit

vielen anderen Menschen.

Nach dem zermürbenden Lockdown der Wintermonate

steigt die Verlockung einer Fernreise in den Süden.

Veranstalter werben mit günstigen Preisen. Doch die Corona-Reiseregeln

könnten den Urlaub vergällen. Es gilt:

Quarantäne im Urlaubsland, Quarantäne nach der Rückkehr,

allenfalls durch Tests zu verkürzen.

Wen es dennoch ins Ausland zieht, der sollte kurz vor

der Abreise noch einmal die Webseite des Auswärtigen

Amts für Reisewarnungen und -hinweise konsultieren.

Viele der typischen Urlaubsziele sind dort momentan als

Risikogebiete eingestuft. Bei der Rückkehr ist eine Quarantäne

vorgeschrieben. Wird währenddessen Gehalt gezahlt?

Eine Quarantäne ist jedoch keine Erkrankung. Kann

der Arbeitnehmer während der Quarantäne nicht arbeiten,

erhält er auch kein Gehalt.

Muss der Chef überhaupt wissen, wo seine Mitarbeiter

im Urlaub waren? Nein, dazu gibt ihm das Arbeitsrecht

keine Handhabe, denn Urlaub ist Privatsache. Allerdings

muss der Arbeitnehmer mitteilen, wenn er in den

zwei Wochen vor Urlaubsende in einem Risikogebiet war.

Es liegt schließlich im Interesse aller, Ausbreitungen des

Coronavirus zu verhindern. Am sichersten ist es, vorerst

auf Reisen in Risikogebiete zu verzichten. —

ZUKUNFT PRAXIS THEMA 15


„Faszination schmerzfrei“ ist das Motto der Gesundheitspraxis von JÜRGEN

STATTMÜLLER in Bad Bergzabern. Der gelernte Masseur, medizinische Bademeister

und Physiotherapeut setzt bei seinen Patienten vor allem auf Faszienbehandlung,

funktionelle Orthonomie – und einen ganzheitlichen Ansatz.

Was machen Sie am Morgen als

erstes?

Ich stehe morgens um 6 Uhr auf und

mache dann erst einmal meine Trainingseinheit.

Das gehört für mich

dazu wie das Zähneputzen.

Was trainieren Sie?

Ich bin Ausdauerathlet und habe seit

1986 bereits 78 Mal bei einem Marathon

und 13 Mal bei einem Ironman

mitgemacht. Dafür muss man sich

natürlich etwas fit halten.

Wie unterscheidet sich Ihre Praxis

von anderen in Ihrer Nähe?

Schon allein durch den Namen: Ich

vermeide den Begriff Physiotherapie

oder gar Krankengymnastik. Da fühlt

man sich gleich noch kranker, wenn

man so etwas liest! Meine Praxis heißt

deshalb Gesundheitspraxis. Da

schwingt ein ganz anderes Gefühl mit.

Macht es Ihnen gar nichts aus,

wenn potenzielle Patient*innen

oder Kund*innen Sie bei einer Internetsuche

nach Begriffen wie beispielsweise

Physiotherapie oder

Krankengymnastik nicht finden

können?

Damit kann ich leben. Wer mich

sucht, wird mich schon finden. Gerade

mit meinem Schwerpunkt, der

Faszienbehandlung, bin ich ohnehin

in der Region bekannt.

Verbirgt sich hinter dem anderen

Namen für Ihre Praxis auch ein anderes

therapeutisches Konzept?

Auf jeden Fall! Im Vergleich zu den

meisten anderen Kollegen arbeite

ich eher ganzheitlich und bin sicherlich

auch nicht so ein klassischer

Schul-Physiotherapeut. Das heißt,

ich versuche bei meiner Arbeit alles

mit einzubeziehen – Körper, Geist

und Seele – und ein bisschen über

den Tellerrand hinauszuschauen:

Wie geht es der Person in der Familie,

in der Partnerschaft, im Beruf? All

solche Dinge beziehe ich in die Therapie

mit ein und orientiere mich

dabei auch ein wenig an der chinesischen

Medizin.

16 ZUKUNFT PRAXIS FRAGEBOGEN


Und Ihre Patienten nehmen diese

Diagnose von Ihnen an?

Nicht immer. Voraussetzung dafür

ist, dass der Patient dafür offen ist.

Wenn er einen solchen Ansatz für

Quatsch hält, kann man das natürlich

gleich lassen. Aber das hört man ja

in dem Anamnesegespräch schnell

raus, ob es Sinn macht, in der Behandlung

so vorzugehen.

Das heißt dann aber auch, dass Sie

nur Privatpatienten behandeln?

Aber nein! Das ist für mich ganz normaler

Service im Rahmen der kassenärztlichen

Verordnung. Es geht ja

auch erst einmal nur darum, ganz

richtig zuzuhören, wenn man den Patienten

behandelt. Das ist ganz entscheidend!

Dabei kommt mir sicherlich

auch mein Wissen und meine

Erfahrung zugute, die ich in meiner

Hypnoseausbildung gewonnen habe.

Eigentlich fragen wir in dem Interview

immer nach den Tipps der

Praxisinhaber, wie sie aus ihren

Mitarbeitern ein „Dreamteam“ formen

und wie sie mit dem Fachkräftemangel

umgehen.

Tja, diese Probleme habe ich nicht,

ich bin mein eigenes Dreamteam

(lacht). Ich hatte mal die Gelegenheit,

ein größeres Therapiezentrum mit

mehreren Angestellten zu übernehmen.

Aber dann hätte ich jeden Tag

35 Kilometer zur Arbeit fahren müssen,

was für mich Zeitverschwendung

gewesen wäre. Stattdessen

habe ich mich lieber 2001 hier alleine

im Ort selbstständig gemacht.

Manchmal bedaure ich zwar, dass

ich keine Kollegen habe. Auf der anderen

Seite: Triathleten und Marathonläufer

sind eigentlich immer

Einzelkämpfertypen.

Kein Workaholic

zu sein, bedeutet

ja nicht, dass ich

nicht viel arbeite.

Die Arbeit macht

mir nur so viel

Spaß, dass ich

sie nicht als

solche empfinde.

Wo liegt Ihr Arbeitspensum auf der

Workohalic-Skala von 1 bis 10?

Eine glatte 1, das heißt, ich bin überhaupt

kein Workaholic. Das zu verhindern

ist für mich eine Frage der

Arbeitsorganisation.

Manch ein Therapeut arbeitet

auch nach Feierabend. Das kommt

dann für Sie wahrscheinlich nicht

in Frage?

Oh, doch! Kein Workaholic zu sein,

bedeutet ja nicht, dass ich nicht viel

arbeite. Die Arbeit macht mir nur so

viel Spaß, dass ich sie nicht als solche

empfinde. Das heißt, im Notfall

bin ich eigentlich telefonisch immer

erreichbar – für Freunde, aber auch

für meine Patienten.

Was würden Sie machen, wenn Sie

für einen Tag Gesundheitsminister

wären?

Ich fürchte, ein Tag würde nicht ausreichen

für all das, was in Deutschland

im Argen liegt. Das ganze Gesundheitssystem

müsste geändert

werden, angefangen mit der Budgetierung

der Ärzte. Ich hatte gerade

gestern erst wieder eine Patientin,

die vom Medizinischen Versorgungszentrum

einen Termin in einem Vierteljahr

angeboten bekommen hat

und so lange auf ein Rezept hätte

warten müssen. Das kann ja wohl

nicht sein!

Noch einmal auf Start – würden Sie

alles nochmal genauso machen?

In meinem ersten Leben war ich

neun Jahre lang bei der Polizei. Aber

wegen dem Schichtdienst bekam ich

Schlafstörungen und habe dann umgeschult.

Noch einmal auf Start würde

ich mir diesen Umweg sicherlich

sparen und gleich Physiotherapeut

werden. —

ZUKUNFT PRAXIS FRAGEBOGEN

17


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der Abrechnung von

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Neuerdings werden beispielsweise Nachberechnungen der Corona-Hygienepauschale

teilweise nicht mehr von den Krankenkassen

anerkannt.

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Wissen

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Umgang mit der Angst

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meisten Menschen eine echte Herausforderung,

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(Erscheinungsweise: monatlich)

Herausgeber:

Optica Abrechnungszentrum Dr. Güldener GmbH

Marienstraße 10, 70178 Stuttgart

Vertreten durch die Geschäftsführer Konrad

Bommas, Markus Kinkel und Dr. Jochen Pfänder

Telefon: 0711 99373-2000, Telefax: 0711 99373-2025

E-Mail: info@optica.de

Optica-Redaktion: Fabian Maier (V.i.S.d.P.)

Verlag: FAZIT Communication GmbH, Frankenallee 71 – 81,

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Text: Martin Schmitz-Kuhl, Charlotte Schmitz,

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Vorschau

Zukunft Praxis Ausgabe 04/2021

TELEMATIKINFRASTRUKTUR Physiotherapeuten mit

GKV-Zulassung können sich ab dem 1. Juli 2021 freiwillig

an die TI anbinden lassen. Wir erklären, was das

konkret bedeutet und was interessierte Praxisinhaber

tun können, um daran teilzunehmen.

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