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Falstaff PROFI Special 05/2016

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EIN EURASISCH-ARABISCHER

MISCHMASCH

Die Nahost-Küche hat in den europäischen Großstädten

nicht etwa einfach nur Einzug gehalten, nein, sie hat

die Herzen im Sturm erobert. KARRIERE tischt auf.

TEXT ALEXANDRA GORSCHE

Die Wurzeln und prägenden Ursprünge sind

in den Küchen der israelischen Einwanderer

und in der meiner Mutter zu finden.

WER BRAUCHT SCHON FINE DINING?

Das goldene Zeitalter der morgenländischen

Küche ist angebrochen.

Dutzende jüdische

Delis und arabische Lokale

eröffnen in den Szenevierteln

europäischer Großstädte. Vom Nahost-Konflikt

ist an den Herden nichts zu spüren, das

zeigen auch Oz Ben David und Jalil Dabit.

Gemeinsam haben der Israeli und der Palästinenser

2015 das »Kanaan Restaurant« in

Berlin-Prenzlauer Berg eröffnet. Sie erzählen

hier von ihrer Sichtweise des Nahen Ostens.

»Es ist eine Geschichte zweier Völker«, startet

Oz Ben David. »Aufgrund der politischen

Situation sind bereits in den 1990-iger Jahren

viele Menschen aus dieser Region nach Europa

ausgewandert.« Der große Unterschied

zur Heimat: das Einvernehmen in puncto

Kulinarik. »Essen verbindet. Zu uns kommen

Araber und Israelis auf der Suche nach dem

Geschmack aus der Heimat.« Genau dieses

Ziel hatten sich die Geschäftspartner des

»Kanaan Restaurants« auch gesetzt. »Wir

bereiten Hummus so zu, wie er auch in Israel

und Palästina zubereitet wird und nicht so

wie Europäer glauben, dass er schmecken

sollte.«

Etwas anders verhält es sich in Berlin-

Schöneberg: Der in Jerusalem geborene

Yorai Feinberg eröffnete hier 2013 das

»Feinberg’s«. Er sieht in der derzeitigen

Flüchtlingsproblematik auch Gutes: »Die

schlechten Nachrichten wecken das Interesse

der Menschen und sensibilisieren sie. Der

Großteil meiner Gäste ist nicht jüdisch, daher

habe ich die Rezepte angepasst und mit den

hiesigen Bedürfnissen in Einklang gebracht.«

Ein weiteres gutes Beispiel ist auch Haja

Molcho, die mit ihren Restaurants in Österreich,

der Schweiz und Deutschland reüssiert.

Die Köchin vertraute ihrem Instinkt und

entschied sich, in ihrer Wahlheimat Wien

israelisches Catering anzubieten. Heute führt

sie gemeinsam mit ihren vier Söhnen vier

»Neni«-Restaurants in Wien, Zürich, Hamburg

und Berlin (Zürich, Hamburg und Berlin

in Kooperation mit dem 25hours Hotel,

Hamburg ist derzeit nach einem Brand

gesperrt) und den »Tel Aviv Beach« in Wien.

»Authentisch« nennt Molcho ihre kulinarische

Ausrichtung: »Meine Küche ist vielseitig,

eine Sammlung aus der ganzen Welt.

»Neni« in Hamburg

Einst galt die israelische Küche

aufgrund ihrer strengen Vorschriften

als zu kompliziert,

heute wird sie als das

Gegenteil davon gehypt.

Doch was macht die Nahost-Küche aus?

»Unsere Küche ist viel fettarmer als die traditionelle

deutsche Küche. Wir benutzen viel

Gemüse, Hülsenfruchte, Kräuter und Gewürze«,

so Oz Ben David. Yorai Feinberg sekundiert:

»Menschen werden bewusster und achten

immer mehr auf ihre Ernährung, für uns

ein klarer Vorteil, da wir frisch kochen und

keine Zusatzstoffe einsetzen.« Der Beweggrund,

sein eigenes Lokal zu eröffnen?

Leiden schaft! »Ich liebe israelisches Essen! Es

ist wahrscheinlich eine der vielfältigsten

Küchen der Welt, denn es ist ein echter

Mischmasch aus europäischen, arabischen

und asiatischen Einflüssen – Juden brachten

eben überall von da, wo sie lebten, auch

unterschiedliche Ideen, Rezepte und >

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