03/2021
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№ <strong>03</strong>/<strong>2021</strong><br />
GUT PLANEN:<br />
URLAUB <strong>2021</strong><br />
Wenige Brückentage,<br />
viele Risikogebiete<br />
FASZINATION<br />
SCHMERZFREI<br />
PRAXISnah in<br />
Bad Bergzabern<br />
Jetzt auch<br />
Digital<br />
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zukunft-praxis<br />
Praxis<br />
XXL<br />
Warum sich ein breites Selbstzahlerangebot lohnen kann
Wie viel Zeit haben Sie<br />
im Alltag für Ihre<br />
Privatabrechnung?<br />
A: Zwei bis drei Stunden?<br />
B: Eine Stunde?<br />
C: Zehn Minuten?<br />
Die Auflösung:<br />
Antwort A:<br />
Der Organisierte.<br />
Beeindruckend! Aber<br />
möchten Sie weiterhin so<br />
viel Zeit investieren?<br />
Antwort B:<br />
Der Allrounder.<br />
Sportlich! Lesen Sie<br />
gerne weiter.<br />
Antwort C:<br />
Der Pragmatische.<br />
Respekt! Wir sollten uns<br />
dringend unterhalten.<br />
Spaß beiseite! Bei uns ist Ihre Privatabrechnung in besten Händen!<br />
Maximale Flexibilität<br />
Sofortauszahlung innerhalb 48 Stunden<br />
Fokus auf Therapieerfolg<br />
Ungetrübtes Patientenverhältnis<br />
Abrechnung zu korrekten Preisen<br />
Reduzierung des Verwaltungsaufwands<br />
Haben wir Ihr Interesse geweckt oder haben<br />
Sie Fragen? Wir beraten Sie gerne ausführlich und<br />
individuell zu unseren Angeboten.<br />
Telefon 0711 99373-2900<br />
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8<br />
Liebe Leserin,<br />
lieber Leser,<br />
einerseits hatten die Praxen der Heilmittelerbringer*innen ein<br />
bisschen „Glück im Unglück“: Weil sie als systemrelevant galten,<br />
durften sie auch während des Lockdowns in der Corona-Pandemie<br />
ihre Arbeit fortsetzen. Andererseits hatten viele<br />
Therapeut*innen in der Vergangenheit ihr Portfolio um die sogenannten<br />
Selbstzahlerleistungen erweitert, beispielsweise<br />
durch Fitnessstudios, mit Trainings oder Beratung. Angesichts<br />
der Auswirkungen, die manche Gesundheitsreform in der Vergangenheit<br />
auf die Umsätze der Heilmittelerbringer hatte, war<br />
die Idee, sich als Praxis möglichst breit aufzustellen, sicherlich<br />
eine kluge Strategie gewesen. Nur durften viele dieser Leistungen<br />
während des Lockdowns nicht weiter angeboten werden.<br />
Für viele der kreativen und unternehmerisch denkenden<br />
Praxisinhaber*innen führte das zu schmerzhaften Umsatzeinbrüchen.<br />
Heißt das nun, dass der sprichwörtliche Schuster,<br />
der immer bei seinen Leisten bleibt, am Ende Recht behalten<br />
wird? Ganz im Gegenteil: Die Zeiten ändern sich immer, und<br />
nur wer sich mit ihnen verändert, wird langfristig Erfolg haben.<br />
Die Corona-Pandemie wird hoffentlich im kommenden Jahr<br />
Vergangenheit sein, wenn - wovon ich ausgehe - die Impfungen<br />
vorangehen und den gewünschten Effekt erzielen. Es<br />
gibt Entwicklungen, die uns in unserer Arbeit und im Alltagsleben<br />
langfristig viel stärker und nachhaltiger beeinflussen werden.<br />
Eine ist die Digitalisierung. Hier bleiben wir für Sie mit<br />
spannenden neuen Produkten und Services am Ball.<br />
Ihr Dr. Jochen Pfänder<br />
Optica-Geschäftsführer<br />
Inhalt<br />
4<br />
Kompakt<br />
News und Meldungen<br />
8<br />
Besser breit aufstellen<br />
Selbstzahlerleistungen liegen wegen Corona<br />
derzeit nicht im Trend. Doch kluge Unternehmer*innen<br />
denken und handeln antizyklisch.<br />
14<br />
Urlaub <strong>2021</strong> richtig planen<br />
Wenige Brückentage und viele Corona-Risikogebiete<br />
im Ausland machen die Ferienplanung<br />
zu einem Glücks- und Geduldsspiel.<br />
16<br />
Fragebogen: PRAXISnah<br />
Dieses Mal mit dem Physiotherapeuten<br />
Jürgen Stattmüller in Bad Bergzabern<br />
18<br />
Kundeninformation<br />
Wissenswertes aus der Welt der Abrechnung<br />
19<br />
Standards<br />
Termine, Vorschau, Impressum<br />
ZUKUNFT PRAXIS EDITORIAL3
THERAPIE<br />
IN ZAHLEN<br />
73,4 %<br />
DER MENSCHEN, DIE HÄUFIG IM HOMEOFFICE ARBEI-<br />
TEN, FÜHLEN SICH LAUT EINER BEFRAGUNG DER AOK<br />
IM JAHR 2020 ERSCHÖPFT. Bei denjenigen, die ausschließlich<br />
im Büro arbeiteten, sind es nur 66 Prozent. Dafür<br />
melden sich Homeoffice-Arbeiter*innen deutlich seltener<br />
krank: 7,7 statt 11,9 Tage bei den Büroarbeiter*innen<br />
im Jahresdurchschnitt.<br />
15 Monate<br />
SO LANGE VERHANDELN DIE MASS-<br />
GEBLICHEN HEILMITTELVERBÄNDE<br />
bereits mit dem GKV-Spitzenverband über<br />
bundesweit einheitliche Versorgungsverträge.<br />
Das Schiedsverfahren läuft auch im<br />
März weiter.<br />
1<strong>03</strong><br />
KRANKENKASSEN GIBT ES<br />
NOCH IN DEUTSCHLAND, eine<br />
Zahl, die kontinuierlich sinkt.<br />
Dass es vor 25 Jahren noch fast<br />
10 Mal so viele waren, lag an der<br />
hohen Zahl der Betriebs- und<br />
Innungskrankenkassen.<br />
3,4<br />
MILLIONEN ODER 5 PROZENT<br />
DER BEVÖLKERUNG ÜBER 10<br />
JAHREN NUTZTEN IM ERSTEN<br />
VIERTEL DES JAHRES 2020<br />
SMARTE GESUNDHEITSGERÄ-<br />
TE, die mit dem Internet verbunden<br />
sind und damit Versorge<br />
und Behandlung im Alltag erleichtern.<br />
26,7<br />
SO HOCH WAR IN DEUTSCH-<br />
LAND 2018 DER BODYMASSIN-<br />
DEX BEI MÄNNERN IM DURCH-<br />
SCHNITT. Bei den Frauen betrug<br />
der Wert, der das Körpergewicht<br />
mit der Körpergröße in Relation<br />
stellt, mit 25,1 deutlich niedriger.<br />
0,1 Prozent<br />
DER DEUTSCHEN BEVÖLKERUNG WAREN 2019 NICHT KRANKEN-<br />
VERSICHERT. Bei rund 82 Millionen Einwohnern waren es nur 61.000<br />
Personen, die keinen Anspruch auf Krankenversorgung hatten. Im Vergleich<br />
zu 2015 sind das noch einmal deutlich weniger: Damals waren<br />
79.000 Menschen nicht krankenversichert.<br />
> 1/5<br />
MEHR ALS JEDER FÜNFTE<br />
FEHLTAG IM JOB GING IM<br />
JAHR 2020 AUF RÜCKENLEI-<br />
DEN ZURÜCK. 22,1 Prozent waren<br />
es, ein wenig mehr als 2019:<br />
21,2 Prozent.<br />
4 ZUKUNFT PRAXIS KOMPAKT
Kurz &<br />
Knapp<br />
SCHIEDSVERFAHREN<br />
Wichtige Entscheidungen<br />
vertagt<br />
Für Physiotherapeuten hat der Schiedsstellentermin in<br />
der Frage der Vergütungserhöhung nichts Wesentliches<br />
ergeben. Zwar wurde eine Erhöhung der Vergütung um<br />
1,48 Prozent beschlossen, um die Kostenentwicklung<br />
in der Zeit vom 1. Juli 2019 bis 31. Dezember 2020 auszugleichen.<br />
Doch ist dies nur Grundlage für weitere<br />
Verhandlungen, um einen wirtschaftlichen Betrieb<br />
und eine angemessene Vergütung zu ermöglichen. Die<br />
endgültige Vereinbarung über die zukünftige Vergütung<br />
ist noch einmal vertagt worden, soll aber dennoch bereits<br />
zum 1. April <strong>2021</strong> in Kraft treten. Im allgemeinen<br />
Teil des Rahmenvertrages und den Anlagen 3a und 3b<br />
wurden wichtige Punkte zwar entschieden, eine neue<br />
Leistungsbeschreibung wurde allerdings wieder zurückgenommen.<br />
Die vier Vorsitzenden der maßgeblichen Physiotherapieverbände<br />
zeigten sich enttäuscht und zweifeln<br />
daran, dass „sich ein Kompromiss mit dem GKV-Spitzenverband<br />
finden lässt“.<br />
Rund 17 Millionen Deutsche<br />
leiden an Rheuma, viele davon<br />
im erwerbsfähigen Alter. Ihnen<br />
den schwierigen Arbeitsalltag<br />
zu erleichtern, dazu will die<br />
Initiative „RheumaPreis“ beitragen.<br />
Zum dreizehnten Mal<br />
zeichnet sie Arbeitnehmer<br />
und Arbeitgeber für die gelungene<br />
berufliche Integration<br />
aus. Bewerbungen sind bis<br />
30. Juni <strong>2021</strong> möglich unter<br />
www.rheumapreis.de. +++<br />
Das App-gestützte Projekt<br />
„Smartphone-assistiertes Arthrosetraining<br />
mit Edukation“<br />
wird vom Innovationsfonds<br />
für die Weiterentwicklung des<br />
Gesundheitswesens gefördert.<br />
Für die Planung des Konsortialprojektes<br />
ist Professor Dirk<br />
Peschke, HSG Bochum, verantwortlich.<br />
Eine Übersicht zu<br />
allen geförderten Projekten<br />
gibt es hier: bit.ly/arthedu +++<br />
Anlässlich des Europäischen<br />
Tages der Logopädie <strong>2021</strong><br />
hat das Informations- und<br />
Dokumentationszentrum „Gesundheitsdaten“<br />
des Statistisches<br />
Bundesamts (Destatis)<br />
interessante Daten und Fakten<br />
zusammengestellt, beispielsweise<br />
zur Demografie von<br />
Logopäd*innen, Diagnosedaten<br />
von Patient*innen oder zur<br />
logopädischen Ausbildung:<br />
bit.ly/logowissen.<br />
ZUKUNFT PRAXIS KOMPAKT5
PODOLOGEN<br />
Enge Zusammenarbeit<br />
Der Verband leitender Lehrkräfte<br />
an Podologieschulen<br />
e. V. (VLLP) und die drei maßgeblichen<br />
Podologieverbände<br />
Bundesverband für Podologie<br />
e. V., Verband Deutscher Podologen<br />
(VDP) e.V. und der<br />
Deutsche Verband für Podologie<br />
(ZFD) e. V. haben unter<br />
dem Titel „Interessengemeinschaft<br />
Podologie“ eine engere<br />
Zusammenarbeit vereinbart.<br />
Gemeinsam wollen sie ein<br />
Berufsbild nach internationalen<br />
Standards schaffen, die<br />
Podologie in der Gesellschaft<br />
stärken, Fachkräfte gewinnen<br />
und die Ausbildung zukunftsweisend<br />
gestalten. Mehr dazu<br />
hier: bit.ly/podo-ig<br />
ERGOTHERAPIE<br />
Gegen Corona-Folgen<br />
bei Jüngeren<br />
Bei der Corona-Erkrankung kann es zu neurologischen<br />
Defiziten und Störungen der Hirnleistungen<br />
kommen, gerade für jüngere Betroffene eine besondere<br />
Belastung. Ergotherapeuten können<br />
durch Aktivierung und Training die Hirnleistung<br />
langfristig wieder herstellen, sagt der Deutsche<br />
Verband Ergotherapie e. V. (DVE). Zwar ist ähnlich<br />
wie in der Medizin auch den Ergotherapeuten das<br />
Krankheitsbild von Covid-19 neu. Sie können aber<br />
auf eine Fülle von bestehenden Methoden und<br />
Vorgehensweisen zurückgreifen, um die neurologischen<br />
Ausfälle und psychischen Belastungen<br />
auszugleichen. Ergotherapeuten arbeiteten „betätigungszentriert“<br />
und hätten es daher leichter als<br />
andere, ein zielführendes Therapiekonzept zu<br />
entwickeln, so der DVE. Mehr: bit.ly/ergocovid<br />
KOSTENÜBERNAHME<br />
Kein Arbeitslohn: Masken<br />
und Corona-Tests<br />
Übernimmt der Arbeitgeber die Kosten für Covid-19-Tests, ist<br />
aus steuerrechtlicher Sicht von einem „ganz überwiegend<br />
eigenbetrieblichen Interesse des Arbeitgebers“ auszugehen.<br />
Das bedeutet, dass die Übernahme dieser Kosten keinen Arbeitslohn<br />
darstellt. Ähnlich verhält es sich auch, wenn der Arbeitgeber<br />
Atemschutzmasken zur beruflichen Verwendung<br />
zur Verfügung stellt. Auch sie gelten nicht als Arbeitslohn.<br />
Das geht aus dem Fragen-Antworten-Katalog (FAQ „Corona“<br />
Steuern) der Finanzverwaltung nach Stand Ende Februar<br />
<strong>2021</strong> hervor: bit.ly/coronasteuer<br />
6 ZUKUNFT PRAXIS KOMPAKT
RATGEBER RECHT<br />
Wann Verträge<br />
verbindlich sind<br />
Rechtsanwalt Dr. Dr. Thomas Ruppel<br />
über Rechte und Pflichten für<br />
Praxisinhaber bei Käufen und<br />
Vertragsabschlüssen.<br />
GESAGT<br />
Mit Blick darauf, wie die<br />
Krankenkassen in den<br />
Verhandlungen zum Thema<br />
Vergütung gemauert haben,<br />
hegen wir wenig Hoffnung,<br />
nun zeitnah zu einer zufriedenstellenden<br />
Lösung zu<br />
kommen.<br />
Die Vorstände der maßgeblichen Physiotherapieverbände<br />
zum Schiedsspruch im Schiedsverfahren zwischen Physiotherapeuten<br />
und Krankenkassen um angemessene Vergütung.<br />
Bei Käufen oder Vertragsabschlüssen gelten Praxisinhaber<br />
als Unternehmer – die Regeln zum<br />
Schutz von Verbrauchern genießen sie nicht. Im<br />
Gegenteil: Kaufen Sie als Privatperson etwas für<br />
Ihre Praxis und treten anschließend vom Kauf<br />
zurück, ist das sogar Betrug. Wurde jedoch, was<br />
selten vorkommt, ein Rücktrittsrecht vertraglich<br />
vereinbart, ist das anders. Aber natürlich genießen<br />
Sie auch als Unternehmer Käuferschutz und<br />
können vom Kaufvertrag zurücktreten, wenn ein<br />
Produkt mangelhaft ist und weder neu geliefert<br />
noch repariert werden kann. Und wurden Sie von<br />
der anderen Partei betrogen, können Sie den Vertrag<br />
selbstverständlich anfechten. Auch eine vom<br />
Verkäufer gewährte Garantie gilt häufig ebenso<br />
für Unternehmer, denn sie ist ein freiwilliges Versprechen.<br />
Und zuletzt: In einer Praxisgemeinschaft<br />
müssen nur Verträge über gemeinsam vergesellschaftete<br />
Posten von der Praxisgemeinschaft –<br />
nicht von den Gesellschaftern – abgeschlossen<br />
werden. Bei einer Gemeinschaftspraxis müssen<br />
alle Verträge auf diese laufen. Bei besonders wichtigen<br />
Verträgen, wie beispielsweise dem Mietvertrag,<br />
sind Sie damit als Mitunterzeichner auf der<br />
sicheren Seite.<br />
Den gesamten Artikel lesen Sie unter<br />
www.optica.de/vertraege.<br />
ZUKUNFT PRAXIS KOMPAKT7
PRAXIS XXL<br />
Besser<br />
breit<br />
aufstellen<br />
In diesem Beitrag<br />
1.<br />
Angebote für Selbstzahler erweitern<br />
das Portfolio der Praxis.<br />
2.<br />
Die Angebote funktionieren, wenn sie<br />
für die Patient*innen funktionieren.<br />
3.<br />
Ein zweites Standbein kann absichern<br />
– es kann aber auch wegknicken.
Leistungen für Selbstzahler<br />
anzubieten<br />
liegt derzeit nicht im<br />
Trend. In Zeiten der<br />
Corona-Pandemie ist<br />
das oft nicht möglich.<br />
Doch kluge<br />
Unternehmer*innen<br />
denken antizyklisch.<br />
TEXT: MARTIN SCHMITZ-KUHL<br />
Über Selbstzahlerleistungen<br />
will Michael<br />
Huber (Name von<br />
der Redaktion geändert)<br />
derzeit gar<br />
nicht reden. Vor Corona<br />
hat er noch gerne<br />
und stolz über<br />
sein großes Fitness-, Wellness- und Gesundheitszentrum<br />
Auskunft gegeben. Heute, nach<br />
über einem Vierteljahr Lockdown, müsse er<br />
sich erst einmal darüber klar werden, wie es<br />
weitergehen soll, sagt der Physiotherapeut.<br />
Und ist dabei nicht sicher, ob es überhaupt weitergehen<br />
kann. Bis vor Kurzem war die „Portfolioerweiterung“<br />
bei Praxen ein angesagtes<br />
Thema. Mit Privat- oder Selbstzahlerleistungen<br />
bauten sich die Heilmittelerbringer*innen<br />
ZUKUNFT PRAXIS TITEL9
ein zweites Standbein auf und emanzipierten<br />
sich ein Stück weit von den knappen Vergütungszahlungen<br />
der Krankenkassen. Beispielsweise<br />
Prävention und Fitness mit der attraktiven<br />
Schnittstelle Medical Fitness war für viele<br />
Physiotherapeut*innen eine sinnvolle Ergänzung.<br />
Ähnlich sah es bei den Logopäd*innen<br />
und Ergotherapeut*innen aus, die sich in Richtung<br />
Training und Coaching entwickelten oder<br />
andere Nischen in Randbereichen ihrer ursprünglichen<br />
Tätigkeit besetzten. „Der Fantasie<br />
waren und sind da eigentlich keine Grenzen<br />
gesetzt,“ meint Unternehmensberater Uwe<br />
Schiessel. Alles, was zur Praxis passe und sich<br />
an Patient*innen und Kund*innen verkaufen<br />
ließe, sei möglich.<br />
Doch dann kam Corona, und nun erweist<br />
sich ausgerechnet das als krisensicher, was vielen<br />
zuvor als zu wenig gewinnträchtig schien.<br />
Seminare und Kurse mussten abgesagt, Fitness-<br />
und Wellnesscenter geschlossen werden.<br />
Nur weil die Leistungen der Heilmittelerbringer*innen<br />
als „medizinisch notwendig“ gelten,<br />
durften ihre Praxen selbst im harten Lockdown<br />
in der Regel offenbleiben. So blieb zumindest<br />
das traditionelle Kerngeschäft erhalten, für<br />
viele Praxen war das die Rettung. Nur Praxisinhaber,<br />
die voll auf Privatzahler setzten oder<br />
kürzlich große Investitionen beispielsweise in<br />
Fitness- und Wellnesseinrichtungen getätigt<br />
haben, stehen vor größeren Schwierigkeiten.<br />
Hätten die Therapeut*innen wie die Schuster<br />
20%<br />
Nur maximal<br />
20 Prozent<br />
der Selbstzahlerangebote<br />
in Heilmittelpraxen<br />
sind<br />
erfolgreich<br />
(siehe Interview)<br />
Irgendwann ist die<br />
Pandemie vorbei.<br />
Dann lohnt es sich,<br />
wieder Fitness in<br />
der Praxis anzubieten<br />
und damit das<br />
Portfolio zu erweitern.<br />
bei ihren Leisten bleiben sollen? Unternehmensberater<br />
Schiessel widerspricht. Der<br />
aktuelle Gegenwind hätte auch schon aus der<br />
anderen Richtung ordentlich geblasen (mehr<br />
dazu im Interview auf der nächsten Seite). Davon<br />
kann auch Gerhard Jeske ein Lied singen.<br />
Der Physiotherapeut aus Ludwigsburg erinnert<br />
sich noch gut daran, wie in den 1990-er Jahren<br />
die Gesundheitsreform des damaligen Gesundheitsministers<br />
Horst Seehofer zu Umsatzeinbüßen<br />
von bis zu 40 Prozent führten. Oder wie<br />
2004 der Leistungsumfang des damals gerade<br />
erst eingeführten Heilmittelkataloges so beschnitten<br />
wurde, dass es erneut zu deutlichen<br />
Einbrüchen kam.<br />
„Ich wollte mich deshalb möglichst unabhängig<br />
von Ärzten und Krankenkassen machen.<br />
Deshalb war mir ein hoher Privatanteil<br />
an meinen Umsätzen einfach wichtig“, erklärt<br />
Jeske. Groß zu denken, war und ist dabei seine<br />
Devise. Angefangen auf 240 Quadratmetern,<br />
verdreifachte er schon bald seine Fläche, um<br />
dort besser Trainings- mit Physiotherapie<br />
verbinden zu können. Als 2006 eine große<br />
Fitnesshalle in seiner Nachbarschaft Konkurs<br />
ging, packte er die Gelegenheit beim Schopf<br />
und übernahm das 3.100 Quadratmeter große<br />
Gebäude. Auf rund einem Drittel der Fläche<br />
bietet er dort nun Physiotherapie an, im Rest<br />
wird Fitness betrieben.<br />
Dafür sprechen mehr als nur<br />
betriebswirtschaftliche Gründe<br />
Es ist ein Geschäftsmodell, das sich lohnt. Zum<br />
einen zahlen die rund 3.500 Mitglieder des<br />
Fitnessclubs einen monatlichen Beitrag von<br />
70 bis 100 Euro. Zum anderen gibt es natürlich<br />
auch einen regen Austausch zwischen Fitnesskund*innen<br />
und Physio-Patient*innen. Nach<br />
der Behandlung geht es oft im Fitnessclub weiter,<br />
genauso wie viele der Sporttreibenden bei<br />
körperlichen Beschwerden in die Physiotherapie<br />
„überwiesen“ werden. Dabei betont Jeske,<br />
dass die Entscheidung, sich breiter aufzustellen,<br />
keineswegs nur betriebswirtschaftliche<br />
Gründe hatte. Am Anfang habe die Erkenntnis<br />
gestanden, dass man nur durch die Verzahnung<br />
von Therapie, Training und Bewegung<br />
den Menschen nachhaltig helfen könnte.<br />
Ähnlich argumentiert auch Anke Günther. Die<br />
10 ZUKUNFT PRAXIS TITEL
INTERVIEW<br />
„Selbstzahlerangebote<br />
sind keine Selbstläufer“<br />
Trotz Corona und den Folgen spricht vieles dafür, Privatleistungen<br />
anzubieten. Das meint zumindest UWE SCHIESSEL, ein auf<br />
Heilmittelerbringer*innen spezialisierter Unternehmensberater.<br />
Selbstzahlerleistungen sind massiv von Corona-Schließungen<br />
betroffen. Ist so eine Ausweitung<br />
des Angebots riskant?<br />
Die Corona-Pandemie ist – wie wir wohl alle hoffen<br />
– ein einmaliges Ereignis, das sich wohl nicht so<br />
schnell wiederholen wird. Natürlich hat es manche<br />
Anbieter*innen hart getroffen. Aber gerade aus<br />
den Beschränkungen haben sich wieder einige<br />
neue Selbstzahlerleistungen ergeben. Dazu gehört<br />
die Videotherapie, die es auch ermöglicht, Spezialangebote<br />
über große Entfernungen anzubieten.<br />
Letztlich ist es eine Grundaufgabe der betriebswirtschaftlichen<br />
Ausrichtung, immer wieder zu analysieren,<br />
wie wir auf veränderte Rahmenbedingungen<br />
reagieren können.<br />
Was empfehlen Sie grundsätzlich – unabhängig<br />
vom derzeitigen „Corona-Problem“?<br />
Prinzipiell ist es sinnvoll, eine Risikostreuung für<br />
das eigene Angebot aufzubauen. Wie eine Firma,<br />
die Badebekleidung herstellt und für die Risikostreuung<br />
auch Regenschirme produziert. In den<br />
letzten Jahren mussten sich Therapeut*innen auch<br />
immer wieder mit dem Problem beschäftigen, dass<br />
Verordnungen schlagartig deutlich zurückgingen.<br />
Hier konnten wiederum durch Selbstzahlerangebote<br />
viele Arbeitsplätze und sogar ganze Praxen<br />
gerettet werden.<br />
Das klingt einfach. Ist es das auch?<br />
Selbstzahlerangebote sind keine Selbstläufer. Seit<br />
Jahren zeigt sich, dass nur rund 20 bis 30 Prozent<br />
der entwickelten und angebotenen Selbstzahlerangebote<br />
in den Heilmittelpraxen überhaupt an<br />
den Mann oder die Frau gebracht werden. Das<br />
wird dann tragisch, wenn teure Geräte angeschafft<br />
werden und diese dann keinen Umsatz erwirtschaften.<br />
Dann kann eine Selbstzahlerleistung<br />
auch eine Gefahr für die Praxis darstellen.<br />
Würden Sie trotzdem allen Praxisinhaber*innen<br />
empfehlen, über solche Angebote nachzudenken?<br />
Nachdenken: Ja. Allerdings müssen Selbstzahlerleistungen<br />
auch „verkauft“ werden. Das kann nicht<br />
jede*r, zumal auf der anderen Seite auch vermieden<br />
werden muss, Patient*innen zum Kauf zu drängen.<br />
Sonst geht schnell die Glaubwürdigkeit des<br />
eigentlichen Therapieangebots verloren.<br />
Das ungekürzte Interview mit Uwe Schiessel finden<br />
Sie unter www.optica.de/schiessel<br />
ZUKUNFT PRAXIS TITEL11
Hamburgerin ist Inhaberin eines großen Gesundheitszentrums,<br />
das seit rund fünf Jahren<br />
nicht nur Ergotherapie, sondern auch „private<br />
Dienstleistungen“ anbietet. Konkret sind das<br />
Psychotherapie, Hypnose, Entspannungstechniken,<br />
Eltern- und Erziehungsberatung sowie<br />
Personal Training. „Ich habe einfach erkannt,<br />
dass es Methoden gibt, die den ergotherapeutischen<br />
Prozess gut unterstützen und sehr effizient<br />
sind, die sich aber nicht über ergotherapeutische<br />
Verordnungen abdecken lassen“, sagt die<br />
56-Jährige. Um diese auch angemessen bezahlt<br />
zu bekommen und sich unabhängiger von den<br />
Krankenkassen zu machen, baut sie nun konsequent<br />
diesen Bereich als zweites Standbein aus.<br />
Und das trotz Pandemie? „Auch wir waren<br />
betroffen, weil wir im Lockdown unser Personal<br />
Training sowie die Entspannungstechniken<br />
nicht anbieten konnten. Und wir mussten feststellen,<br />
dass den Menschen das Geld auch für<br />
Gesundheitsangebote plötzlich nicht mehr so<br />
locker in der Tasche sitzt“, berichtet Günther.<br />
Auf der anderen Seite hätte es gerade für die<br />
Psychotherapie und die Eltern- und Erziehungsberatung<br />
„dank“ des Lockdowns und dessen Folge<br />
auf die Psyche der Menschen durchaus auch<br />
eine deutlich erhöhte Nachfrage gegeben. Sich<br />
breit aufzustellen habe sich daher nicht trotz,<br />
sondern gerade in der Krise sehr bewährt. —<br />
Private Dienstleistungen<br />
in der Praxis<br />
können auch<br />
Hypnose, Entspannungstechniken<br />
oder Eltern- und<br />
Erziehungsberatung<br />
sein.<br />
40%<br />
betrug laut Physiotherapeut<br />
Jeske<br />
der Umsatzeinbruch<br />
infolge der<br />
Gesundheitsreform<br />
in den 1990ern.<br />
Selbstzahlerleistungen<br />
im<br />
Heilmittelbereich<br />
Physiotherapie<br />
• Heilmittel (Selbstzahler)<br />
• Gruppentraining Gymnastik<br />
• Wellnessmassagen<br />
• Medizinische Fitness<br />
• Massageliegeanwendung<br />
• Verkauf von Trainingsutensilien<br />
und orthopädischen<br />
Alltagsgegenständen<br />
(Matratzen, Bürostühle usw.)<br />
• Ernährungsberatung<br />
• Lebensberatung<br />
• Versicherungen mit Gesundheitsbezug<br />
(HP-Zusatzvers.)<br />
Logopädie<br />
• Vorbereitung auf die Schule<br />
• Stimmtraining für Vielsprecher<br />
• Dialekttraining<br />
• Kommunikationstraining<br />
• LRS-Training<br />
• Training für Vortragende<br />
• Vorbereitung mündliche Prüfung<br />
und Training für Vorstellungsgespräche<br />
• Lebensberatung wie NLP /<br />
systemisches Coaching<br />
Ergotherapie<br />
• Elternberatung<br />
• Stress-Profilaxe-Training<br />
• Konzentrationstraining<br />
• Videotraining<br />
• Elternführerschein<br />
• Gehirntraining<br />
• Motorik-Training<br />
• PEKiP<br />
• Entspannungstechniken<br />
• Life-Kinetik-Training<br />
• Familien-Kommunikationstraining<br />
12 ZUKUNFT PRAXIS TITEL
IN KOOPERATION MIT<br />
THERAPEUTENWISSEN<br />
Die Weisheit der Vielen –<br />
das Delphi-Verfahren<br />
„Delphi“ hat viele Bezeichnungen: Delphi-Technik, -Methode,<br />
-Methodik, -Prozess und -Verfahren. Im Masterstudiengang „Angewandte<br />
Versorgungsforschung“ an der Katholischen Stiftungshochschule<br />
München versuchte sich Claudia Pott an einer Klärung.<br />
eschichtlich geht der Name<br />
„Delphi-Verfahren“ auf das<br />
Orakel von Delphi zurück:<br />
In der antiken Stadt ernannten Priester<br />
die Tochter einer wohlhabenden<br />
Familie zur Pythia, die Ratschläge für<br />
die Zukunft erteilte. Entwickelt wurde<br />
das Delphi-Verfahren in den 1950er-<br />
Jahren und ist ein sehr verbreitetes<br />
Forschungsinstrument.<br />
Mehrstufige Methode<br />
zur Konsensfindung<br />
Laut Hasson und Kollegen handelt<br />
es sich um einen iterativen, mehrstufigen<br />
Prozess, bei dem die Teilnehmer<br />
strukturiert und anonymisiert<br />
kommunizieren, damit deren Einzelmeinungen<br />
am Ende in einen Gruppenkonsens<br />
„umgewandelt“ werden<br />
können (Hasson, 2000). Häder stellt<br />
die wiederkehrende Reflexion nach<br />
jeder Befragungswelle sowie die Anonymisierung<br />
der Experten als zentrale<br />
Elemente der Delphi-Befragung<br />
heraus (Häder, 2009).<br />
Delphi ist demnach ein systematisches,<br />
mehrstufiges, qualitatives<br />
Befragungsverfahren mit Reflexion<br />
bzw. Rückkopplung – und somit eine<br />
Methode, die dazu dienen kann, Fragestellungen<br />
möglichst gut einschät-<br />
Delphi-Verfahren: ein kontrollierter, mehrstufiger<br />
Prozess zur Meinungsbildung.<br />
zen und beantworten zu können.<br />
Bei der Delphi-Befragung wird eine<br />
Expertengruppe zu einem bestimmten<br />
Fragen- oder Thesenkatalog<br />
eines Fachgebiets in zwei oder mehr<br />
Runden befragt. Ab Runde zwei sehen<br />
die Experten die anonymisierten<br />
Antworten ihrer Kollegen. So wirkt<br />
man der üblichen Gruppendynamik<br />
mit sehr dominanten Personen entgegen.<br />
Die Antworten aus der ersten<br />
Runde werden zusammengefasst<br />
und den Experten erneut anonymisiert<br />
vorgelegt.<br />
Die Gruppenmeinung<br />
bildet das Endergebnis<br />
Der Meinungsbildungsprozess erfolgt<br />
kontrolliert und über mehrere Stufen.<br />
Eine aufbereitete Gruppenmeinung<br />
bildet das Endergebnis. Die Stärken<br />
einer Delphi-Befragung sind, dass<br />
sie sich auf das Wesentliche konzentriert,<br />
mehrstufige, rückgekoppelte<br />
Bearbeitungsprozesse beinhaltet und<br />
umfassende Aussagen treffen kann.<br />
Klassische Delphi-Studien folgen laut<br />
Steinmüller einem strukturierten Ablauf<br />
(Steinmüller, 2019).<br />
Der komplette Beitrag in physiopraxis,<br />
02/<strong>2021</strong>: bit.ly/delphi-beitrag<br />
Literatur:<br />
Hasson F. Keeny S. Mckenna H. Research<br />
guidelines for the Delphi Survey Technique.<br />
J Adv Nurs 2000; 32: 1008-1015.<br />
Häder M. Delphi-Befragungen: Ein Arbeitsbuch.<br />
2. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer;<br />
2009.<br />
Steinmüller K. Das „klassische“ Delphi.<br />
Praktische Herausforderungen aus Sicht der<br />
Zukunftsforschung. In: Niederberger M. Renn<br />
O, Hrsg. Delphi-Verfahren in den Sozial- und<br />
Gesundheitswissenschaften: Konzept, Varianten<br />
und Anwendungsbeispiele 2019. 1.<br />
Auflage. Wiesbaden: Springer; 2019.
Urlaub<br />
planen in<br />
Zeiten von<br />
Corona<br />
Wer wann in die Ferien fahren darf, ist <strong>2021</strong> besonders<br />
schwierig zu organisieren: lieber frühbuchen oder die<br />
weitere Entwicklung abwarten? Zudem sind die<br />
Brückentage im laufenden Jahr selten.<br />
TEXT: CHARLOTTE SCHMITZ<br />
14 ZUKUNFT PRAXIS THEMA
Urlaubsplanung mit Mitarbeiter*innen war<br />
noch nie einfach. Doch in einer Zeit, in der<br />
sich Corona-Regeln für Reisende von Woche<br />
zu Woche ändern, ist es besonders schwierig.<br />
Dennoch sollten Inhaber von Praxen darauf dringen, dass<br />
die Mitarbeitenden möglichst früh im Jahr ihre Wünsche<br />
für Urlaubszeiten angeben. Dann bleibt mehr Raum für<br />
Verhandlungen. Für Transparenz sorgt der klassische<br />
Wandplaner. Hier kann in verschiedenen Farben markiert<br />
werden, wer wann frei hat.<br />
Besonders begehrt sind freie Tage zwischen Wochenende<br />
und Feiertagen. Doch sind gerade <strong>2021</strong> diese Brückentage<br />
rar gesät. Der erste Mai ist ein Samstag, Heiligabend<br />
fällt auf einen Freitag, die beiden folgenden Feiertage liegen<br />
wenig arbeitnehmerfreundlich am Wochenende. Geschäftsführer*innen<br />
von Praxen sollten bei den wenigen<br />
Brückentagen <strong>2021</strong> besonders auf eine gerechte Verteilung<br />
achten, um Unstimmigkeiten im Team zu vermeiden.<br />
Ein paar Regeln gelten eigentlich immer. Beispielsweise<br />
das Rotationsprinzip: Wer 2020 bereits „zwischen den<br />
Jahren“ gearbeitet hat, bekommt in diesem Jahr zwischen<br />
Heiligabend und Silvester frei. Genauso kann man mit den<br />
wertvollen Brückentagen verfahren: Auch die Freitage<br />
nach Himmelfahrt und Fronleichnam sollten jedem Mitarbeiter<br />
abwechselnd zugesprochen werden, soweit Interesse<br />
besteht. Und: Kinderlose können auch außerhalb<br />
der Schulferien verreisen und sollten Eltern den Vortritt<br />
lassen, wenn es um Termine in den Ferien geht.<br />
Die Frage ist: Wohin darf überhaupt<br />
gereist werden im Jahr <strong>2021</strong>?<br />
Reisen in<br />
Risikogebiete?<br />
Aktuelle Informationen über die Reiseregeln<br />
ins Ausland, vor Ort und bei der Rückkehr<br />
finden sich auf den Seiten des Auswärtigen<br />
Amts: bit.ly/aa-reise. Vor Reisen in sogenannte<br />
Risikogebiete wird dort gewarnt.<br />
Was als Risikogebiet gilt, bestimmen das<br />
Robert-Koch-Institut, das Auswärtige Amt<br />
und weitere Institutionen gemeinsam. Eine<br />
Reisewarnung ist kein Verbot, jedoch kann<br />
etwa der Schutz der Krankenversicherung<br />
eingeschränkt sein, wenn man die Warnung<br />
ignoriert und im Risikogebiet erkrankt.<br />
Wegen der Pandemie versuchen besonders clevere Mitarbeiter*innen,<br />
ihren Urlaub aufzusparen oder geballt in die<br />
Sommermonate zu legen. Sie erwarten, dass dann die Corona-Inzidenzwerte<br />
zurückgehen werden, weil viele Aktivitäten<br />
im Freien stattfinden können, wo das Ansteckungsrisiko<br />
geringer ist. Doch auch hier sollten Praxischefs<br />
einschreiten: Schließlich kann nicht das gesamte Team im<br />
Sommer frei machen. Die Urlaubstage sollten einigermaßen<br />
gleichmäßig über das gesamte Jahr verteilt werden.<br />
Resturlaub ins nächste Jahr zu verschieben ist nicht mehr<br />
ohne Weiteres zulässig, es gelten enge Grenzen.<br />
Doch wohin kann gereist werden? Derzeit liegen Inlandsreisen<br />
im Trend. Beliebt sind Ferienwohnungen und<br />
Ferienhäuser, in denen sich Abstands- und Hygieneregeln<br />
relativ einfach umsetzen lassen. Familien bleiben unter<br />
sich, anders als im Hotel. Herrschten in früheren Jahren<br />
häufig Überangebote, sind derzeit viele deutsche Ferienwohnungen<br />
ausgebucht. Wer hier fündig werden will,<br />
sollte sich bald umschauen. Beherbergungsverbote einzelner<br />
Bundesländer könnten allerdings auch solche<br />
Pläne durchkreuzen.<br />
Recht flexibel lassen sich Aufenthalte auf Campingplätzen<br />
buchen, sobald diese wieder geöffnet sind. Hier<br />
müssen jedoch Einschränkungen im Komfort in Kauf genommen<br />
werden. Wer keinen Wohnwagen oder Caravan<br />
mit eigener Toilette besitzt, teilt die Sanitäranlagen mit<br />
vielen anderen Menschen.<br />
Nach dem zermürbenden Lockdown der Wintermonate<br />
steigt die Verlockung einer Fernreise in den Süden.<br />
Veranstalter werben mit günstigen Preisen. Doch die Corona-Reiseregeln<br />
könnten den Urlaub vergällen. Es gilt:<br />
Quarantäne im Urlaubsland, Quarantäne nach der Rückkehr,<br />
allenfalls durch Tests zu verkürzen.<br />
Wen es dennoch ins Ausland zieht, der sollte kurz vor<br />
der Abreise noch einmal die Webseite des Auswärtigen<br />
Amts für Reisewarnungen und -hinweise konsultieren.<br />
Viele der typischen Urlaubsziele sind dort momentan als<br />
Risikogebiete eingestuft. Bei der Rückkehr ist eine Quarantäne<br />
vorgeschrieben. Wird währenddessen Gehalt gezahlt?<br />
Eine Quarantäne ist jedoch keine Erkrankung. Kann<br />
der Arbeitnehmer während der Quarantäne nicht arbeiten,<br />
erhält er auch kein Gehalt.<br />
Muss der Chef überhaupt wissen, wo seine Mitarbeiter<br />
im Urlaub waren? Nein, dazu gibt ihm das Arbeitsrecht<br />
keine Handhabe, denn Urlaub ist Privatsache. Allerdings<br />
muss der Arbeitnehmer mitteilen, wenn er in den<br />
zwei Wochen vor Urlaubsende in einem Risikogebiet war.<br />
Es liegt schließlich im Interesse aller, Ausbreitungen des<br />
Coronavirus zu verhindern. Am sichersten ist es, vorerst<br />
auf Reisen in Risikogebiete zu verzichten. —<br />
ZUKUNFT PRAXIS THEMA 15
„Faszination schmerzfrei“ ist das Motto der Gesundheitspraxis von JÜRGEN<br />
STATTMÜLLER in Bad Bergzabern. Der gelernte Masseur, medizinische Bademeister<br />
und Physiotherapeut setzt bei seinen Patienten vor allem auf Faszienbehandlung,<br />
funktionelle Orthonomie – und einen ganzheitlichen Ansatz.<br />
Was machen Sie am Morgen als<br />
erstes?<br />
Ich stehe morgens um 6 Uhr auf und<br />
mache dann erst einmal meine Trainingseinheit.<br />
Das gehört für mich<br />
dazu wie das Zähneputzen.<br />
Was trainieren Sie?<br />
Ich bin Ausdauerathlet und habe seit<br />
1986 bereits 78 Mal bei einem Marathon<br />
und 13 Mal bei einem Ironman<br />
mitgemacht. Dafür muss man sich<br />
natürlich etwas fit halten.<br />
Wie unterscheidet sich Ihre Praxis<br />
von anderen in Ihrer Nähe?<br />
Schon allein durch den Namen: Ich<br />
vermeide den Begriff Physiotherapie<br />
oder gar Krankengymnastik. Da fühlt<br />
man sich gleich noch kranker, wenn<br />
man so etwas liest! Meine Praxis heißt<br />
deshalb Gesundheitspraxis. Da<br />
schwingt ein ganz anderes Gefühl mit.<br />
Macht es Ihnen gar nichts aus,<br />
wenn potenzielle Patient*innen<br />
oder Kund*innen Sie bei einer Internetsuche<br />
nach Begriffen wie beispielsweise<br />
Physiotherapie oder<br />
Krankengymnastik nicht finden<br />
können?<br />
Damit kann ich leben. Wer mich<br />
sucht, wird mich schon finden. Gerade<br />
mit meinem Schwerpunkt, der<br />
Faszienbehandlung, bin ich ohnehin<br />
in der Region bekannt.<br />
Verbirgt sich hinter dem anderen<br />
Namen für Ihre Praxis auch ein anderes<br />
therapeutisches Konzept?<br />
Auf jeden Fall! Im Vergleich zu den<br />
meisten anderen Kollegen arbeite<br />
ich eher ganzheitlich und bin sicherlich<br />
auch nicht so ein klassischer<br />
Schul-Physiotherapeut. Das heißt,<br />
ich versuche bei meiner Arbeit alles<br />
mit einzubeziehen – Körper, Geist<br />
und Seele – und ein bisschen über<br />
den Tellerrand hinauszuschauen:<br />
Wie geht es der Person in der Familie,<br />
in der Partnerschaft, im Beruf? All<br />
solche Dinge beziehe ich in die Therapie<br />
mit ein und orientiere mich<br />
dabei auch ein wenig an der chinesischen<br />
Medizin.<br />
16 ZUKUNFT PRAXIS FRAGEBOGEN
Und Ihre Patienten nehmen diese<br />
Diagnose von Ihnen an?<br />
Nicht immer. Voraussetzung dafür<br />
ist, dass der Patient dafür offen ist.<br />
Wenn er einen solchen Ansatz für<br />
Quatsch hält, kann man das natürlich<br />
gleich lassen. Aber das hört man ja<br />
in dem Anamnesegespräch schnell<br />
raus, ob es Sinn macht, in der Behandlung<br />
so vorzugehen.<br />
Das heißt dann aber auch, dass Sie<br />
nur Privatpatienten behandeln?<br />
Aber nein! Das ist für mich ganz normaler<br />
Service im Rahmen der kassenärztlichen<br />
Verordnung. Es geht ja<br />
auch erst einmal nur darum, ganz<br />
richtig zuzuhören, wenn man den Patienten<br />
behandelt. Das ist ganz entscheidend!<br />
Dabei kommt mir sicherlich<br />
auch mein Wissen und meine<br />
Erfahrung zugute, die ich in meiner<br />
Hypnoseausbildung gewonnen habe.<br />
Eigentlich fragen wir in dem Interview<br />
immer nach den Tipps der<br />
Praxisinhaber, wie sie aus ihren<br />
Mitarbeitern ein „Dreamteam“ formen<br />
und wie sie mit dem Fachkräftemangel<br />
umgehen.<br />
Tja, diese Probleme habe ich nicht,<br />
ich bin mein eigenes Dreamteam<br />
(lacht). Ich hatte mal die Gelegenheit,<br />
ein größeres Therapiezentrum mit<br />
mehreren Angestellten zu übernehmen.<br />
Aber dann hätte ich jeden Tag<br />
35 Kilometer zur Arbeit fahren müssen,<br />
was für mich Zeitverschwendung<br />
gewesen wäre. Stattdessen<br />
habe ich mich lieber 2001 hier alleine<br />
im Ort selbstständig gemacht.<br />
Manchmal bedaure ich zwar, dass<br />
ich keine Kollegen habe. Auf der anderen<br />
Seite: Triathleten und Marathonläufer<br />
sind eigentlich immer<br />
Einzelkämpfertypen.<br />
Kein Workaholic<br />
zu sein, bedeutet<br />
ja nicht, dass ich<br />
nicht viel arbeite.<br />
Die Arbeit macht<br />
mir nur so viel<br />
Spaß, dass ich<br />
sie nicht als<br />
solche empfinde.<br />
Wo liegt Ihr Arbeitspensum auf der<br />
Workohalic-Skala von 1 bis 10?<br />
Eine glatte 1, das heißt, ich bin überhaupt<br />
kein Workaholic. Das zu verhindern<br />
ist für mich eine Frage der<br />
Arbeitsorganisation.<br />
Manch ein Therapeut arbeitet<br />
auch nach Feierabend. Das kommt<br />
dann für Sie wahrscheinlich nicht<br />
in Frage?<br />
Oh, doch! Kein Workaholic zu sein,<br />
bedeutet ja nicht, dass ich nicht viel<br />
arbeite. Die Arbeit macht mir nur so<br />
viel Spaß, dass ich sie nicht als solche<br />
empfinde. Das heißt, im Notfall<br />
bin ich eigentlich telefonisch immer<br />
erreichbar – für Freunde, aber auch<br />
für meine Patienten.<br />
Was würden Sie machen, wenn Sie<br />
für einen Tag Gesundheitsminister<br />
wären?<br />
Ich fürchte, ein Tag würde nicht ausreichen<br />
für all das, was in Deutschland<br />
im Argen liegt. Das ganze Gesundheitssystem<br />
müsste geändert<br />
werden, angefangen mit der Budgetierung<br />
der Ärzte. Ich hatte gerade<br />
gestern erst wieder eine Patientin,<br />
die vom Medizinischen Versorgungszentrum<br />
einen Termin in einem Vierteljahr<br />
angeboten bekommen hat<br />
und so lange auf ein Rezept hätte<br />
warten müssen. Das kann ja wohl<br />
nicht sein!<br />
Noch einmal auf Start – würden Sie<br />
alles nochmal genauso machen?<br />
In meinem ersten Leben war ich<br />
neun Jahre lang bei der Polizei. Aber<br />
wegen dem Schichtdienst bekam ich<br />
Schlafstörungen und habe dann umgeschult.<br />
Noch einmal auf Start würde<br />
ich mir diesen Umweg sicherlich<br />
sparen und gleich Physiotherapeut<br />
werden. —<br />
ZUKUNFT PRAXIS FRAGEBOGEN<br />
17
INFORMIERT<br />
Aktuelles aus der Welt<br />
der Abrechnung von<br />
Heilmitteln<br />
UPDATE<br />
COVID-19 FAQ<br />
In der Corona-Pandemie gibt es immer wieder Anpassungen, die<br />
neue Fragen aufwerfen, beispielsweise zu Abrechnungsregelungen.<br />
Neuerdings werden beispielsweise Nachberechnungen der Corona-Hygienepauschale<br />
teilweise nicht mehr von den Krankenkassen<br />
anerkannt.<br />
Das Corona-FAQ von Optica hat alle aktuellen Infos für Sie online<br />
zusammengefasst, unter anderem zu:<br />
• Unterbrechungsfristen<br />
• Abrechnung von Hygienebedarf<br />
• Entlassmanagement<br />
• Genehmigungsfristen im Rehasport/Funktionstraining<br />
• Geltungsdauer der Heilmittelverordnungen<br />
Service &<br />
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meisten Menschen eine echte Herausforderung,<br />
denn von heute auf<br />
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Ihr Optica-Team<br />
18 ZUKUNFT PRAXIS KUNDENINFORMATION
Termine<br />
Impressum<br />
Zukunft Praxis, Ausgabe <strong>03</strong>/<strong>2021</strong><br />
(Erscheinungsweise: monatlich)<br />
Herausgeber:<br />
Optica Abrechnungszentrum Dr. Güldener GmbH<br />
Marienstraße 10, 70178 Stuttgart<br />
Vertreten durch die Geschäftsführer Konrad<br />
Bommas, Markus Kinkel und Dr. Jochen Pfänder<br />
Telefon: 0711 99373-2000, Telefax: 0711 99373-2025<br />
E-Mail: info@optica.de<br />
Optica-Redaktion: Fabian Maier (V.i.S.d.P.)<br />
Verlag: FAZIT Communication GmbH, Frankenallee 71 – 81,<br />
6<strong>03</strong>27 Frankfurt am Main<br />
World Physiotherapy Kongress <strong>2021</strong><br />
8. bis 10. April <strong>2021</strong> (online)<br />
congress.physio/<strong>2021</strong><br />
Ergotherapie-Kongress <strong>2021</strong><br />
9. bis 11. September <strong>2021</strong> in Würzburg<br />
dve.info/kongress<br />
Therapie Düsseldorf<br />
8. bis 9. Oktober <strong>2021</strong> (online)<br />
therapiemesse-duesseldorf.de<br />
FIBO <strong>2021</strong><br />
4. bis 7. November <strong>2021</strong> in Köln<br />
fibo.com/de/<br />
Konzept: Jan Philipp Rost, Martin Schmitz-Kuhl,<br />
Michael Hasenpusch<br />
Art-Direktion: Oliver Hick-Schulz<br />
Produktion: Anabell Krebs<br />
Text: Martin Schmitz-Kuhl, Charlotte Schmitz,<br />
Michael Hasenpusch<br />
Druck: Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH,<br />
Mörfelden-Walldorf<br />
Fotografie:<br />
Titel + S. 3: Jupiterimages/GettyImages / S. 3: Optica /<br />
S. 5: erhui1979/GettyImages / S. 6: MicroStockHub/iStock /<br />
S. 7: prianka/GettyImages; privat / S. 8: Valerii Apetroaiei/<br />
iStock / S. 10: PeopleImages/GettyImages / S. 11: privat /<br />
S. 12: Andrea Obzerova/AdobeStock /<br />
S. 13: mediaphotos/GettyImages / S. 14: firina/iStock;<br />
dorian/iStock; Tetra Images/GettyImages /<br />
S. 16: privat / S. 17: privat / S. 18: dowell/GettyImages / S. 19:<br />
Christian Horz/iStock; shulz/GettyImages<br />
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Einzelverkauf 7,80 Euro. Für Optica-Kunden und ausgewählte<br />
Interessenten kostenlos; Registrierung unter<br />
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ID-Nr. 21100115<br />
Vorschau<br />
Zukunft Praxis Ausgabe 04/<strong>2021</strong><br />
TELEMATIKINFRASTRUKTUR Physiotherapeuten mit<br />
GKV-Zulassung können sich ab dem 1. Juli <strong>2021</strong> freiwillig<br />
an die TI anbinden lassen. Wir erklären, was das<br />
konkret bedeutet und was interessierte Praxisinhaber<br />
tun können, um daran teilzunehmen.<br />
ZUKUNFT PRAXIS FRAGEBOGEN19
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