essen - Mietergemeinschaft Essen eV
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Fortsetzung von Seite 2<br />
Doppelt abkassieren<br />
„Das ist ein unglaublicher Betrag, der<br />
für die Maßnahmen veranschlagt wird“,<br />
kommentiert Karin Schnittker, Vorstandsmitglied<br />
der <strong>Mietergemeinschaft</strong><br />
<strong>Essen</strong>. „Jahrelang haben die Mieter dort<br />
gewohnt und mit jeder Miete für Instandsetzung<br />
und Modernisierung mit<br />
ihrem Mietzins gezahlt. Jetzt werden sie<br />
wieder zur Kasse gebeten.“ Gerne würde<br />
die <strong>Mietergemeinschaft</strong> solch eine<br />
weitverbreitete Abzocke stoppen. Doch<br />
leider müssen Vermieter per Gesetz gar<br />
nicht erst nachweisen, ob das vorgesehene<br />
Geld jemals für Modernisierungen<br />
ausgegeben wurde. Weil sich aber in den<br />
vergangenen Jahren in der Blockstraße<br />
nicht allzu viel getan hat, macht Karin<br />
Schnittker die einfache Rechnung auf:<br />
„Man kann davon ausgehen, dass die<br />
heutigen Mieter die Maßnahmen schon<br />
längst voll finanziert haben.“ Trotzdem<br />
stehen die Neuberts nicht alleine da.<br />
„Wir sind der Meinung, dass gar nicht<br />
alle aufgeführten Maßnahmen als Modernisierung<br />
gewertet werden können“,<br />
erklärt Karin Schnittker, „das muss jetzt<br />
als erstes geklärt werden.<br />
Sollte es sich um Modernisierungsmaßnahmen<br />
handeln hat der Vermieter<br />
das Recht elf Prozent der Kosten auf<br />
die Miete umzulegen. Die Allbau AG<br />
beziffert diese elf Prozent auf „vorläufig<br />
129,29 Euro monatlich“. Nun hat die<br />
Allbau AG diese mögliche Erhöhung<br />
vorab schon einmal freiwillig reduziert:<br />
Auf die oben genannten 70,25 Euro Anhebung<br />
der Nettokaltmiete. Die Sache<br />
hat nur einen Haken. Die reduzierte<br />
Mieterhöhung bekommen die Neuberts<br />
nur, wenn sie ab trotz wochenlangem<br />
Baustaub, Lärm und anderer Umbauprobleme<br />
sehr brav sind und keine<br />
Mietminderung einfordern. „Diese Art<br />
Drohung ist wirklich ungeheuerlich“,<br />
wirft Karin Schnittker ein, „Die Allbau<br />
AG will so Mietausfälle umgehen. Außerdem<br />
spart sie sich auch noch die<br />
Verwaltungskosten, die bei Mietminderungsforderungen<br />
entstehen. Und die<br />
Mieter werden dazu angehalten alles<br />
über sich ergehen zu lassen.“<br />
Und schlussendlich bleibt neben<br />
dem ganzen Umbaustress auch noch<br />
die saftige Mieterhöhung um 14,33<br />
Prozent bestehen. „Das ist für Mieter<br />
sehr viel Geld. Schon jetzt sind einige<br />
ausgezogen, die das nicht bezahlen<br />
können“, weiß Karin Schnittker. „Wenn<br />
die Allbau AG die vollen Kosten einfor-<br />
dern würde, wäre die Vermietbarkeit<br />
der Wohnungen gefährdet“, ist sie sich<br />
sicher. Häuser mit Leerstand machen<br />
sich aber nicht gut. „Die Allbau AG<br />
weiß selber, dass sie die erhöhte Miete<br />
am <strong>Essen</strong>er Wohnungsmarkt gar nicht<br />
nehmen kann. Dafür gibt es bereits zu<br />
viele leer stehende Wohnungen und<br />
somit genügend Möglichkeiten umzuziehen.“<br />
Auch wenn die Maßnahmen nach<br />
den Ferien bereits begonnen haben, für<br />
eine Mieterversammlung ist es nicht zu<br />
spät. Der Vorstand der <strong>Mietergemeinschaft</strong><br />
wird dort jedenfalls vorbeikommen<br />
und genau hinhören. Immerhin<br />
gibt es einigen Nachholbedarf. Die<br />
Allbau AG muss erst einmal Stellung<br />
nehmen, welche Umbauten überhaupt<br />
korrekte Modernisierungsmaßnahmen<br />
sind und mit welchen Mieterhöhungen<br />
jeder einzelne Mieter zu rechnen hat.<br />
Und wenn man sich den Umbau-Katalog<br />
vor Augen führt, wäre es eigentlich<br />
nur fair die Mieten während der Bauarbeiten<br />
zu erlassen.<br />
Immer auf Tour: Wo Menschen sind - wie hier auf dem Kaiserparkfest am 9.<br />
August - ist auch der Infostand der <strong>Mietergemeinschaft</strong> <strong>Essen</strong> nicht weit.<br />
ESSEN<br />
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