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NOTIZEN<br />
WAS WIR EUCH<br />
ERZÄHLEN<br />
Volker Hage<br />
324 Seiten, CHF 36.90<br />
Wallstein<br />
Seit wann prägen People of<br />
Color die europäische<br />
Geschichte mit? Viel länger,<br />
als Sie vermutlich denken.<br />
Der römische Kaiser<br />
Septimius Severus stammte<br />
aus Afrika. Der seit dem<br />
4. Jahrhundert verehrte<br />
Heilige Mauritius wurde als<br />
FREIHEIT IST<br />
NICHT SELBST-<br />
VERSTÄNDLICH<br />
Alfonso Pecorelli<br />
64 Seiten, CHF 14.90<br />
Riverfield<br />
Der Hamburger Volker Hage gilt<br />
als «Grandseigneur der Literatur»;<br />
er war jahrzehntelang Kulturredakteur<br />
beim Spiegel, und er<br />
verfasste eine bemerkenswerte<br />
Anzahl von Büchern über Autoren.<br />
2019 erschien von ihm der Band<br />
«Schriftstellerporträts». Dieses Werk hat er nun fortgesetzt: In<br />
«Was wir euch erzählen» stellt Volker Hage erneut 21 Frauen und<br />
Männer vor, deren Bücher ihn geprägt haben. Den meisten von<br />
ihnen ist er persönlich begegnet. Und da Volker Hage selbst ein<br />
Schriftsteller ist – er hat bereits zwei Romane veröffentlicht –, sind<br />
diese Porträts von einer hohen literarischen Qualität, die sich in<br />
einer sehr einfachen, aber pointierten Sprache niederschlägt. Und<br />
in einer besonderen Vielschichtigkeit. «Die Geschichten, die<br />
Schriftsteller über sich selbst in Umlauf setzen, sind Erfindung und<br />
Selbsterfindung, Bekenntnis und Täuschung», schreibt Volker<br />
Hage. «Immer ist es ein Entblössen und Verbergen gleichermassen,<br />
ob nun über die literarischen Werke oder die eigene Person<br />
gesprochen wird.»<br />
AFRIKANISCHE<br />
EUROPÄER<br />
Olivette Otele<br />
300 Seiten, CHF 39.90<br />
Wagenbach<br />
dunkelhäutiger Mauretanier dargestellt. Und der erste Herzog von<br />
Florenz, Alessandro de’ Medici, war wohl der Sohn einer dunkelhäutigen<br />
Dienerin und des späteren Papsts Clemens VII. Er wurde<br />
«Il Moro» genannt. Doch schon zu dieser Zeit war die Mehrheit der<br />
dunkelhäutigen Europäer versklavt. All das und noch viel mehr<br />
erzählt «Afrikanische Europäer» von Olivette Otele. Erstaunlich<br />
eigentlich, dass es dieses Buch nicht schon lang gibt und dass hier<br />
die Geschichte der People of Color in Europa zum ersten Mal derart<br />
fundiert erzählt wird. Weil Wissen eine Allzweckwaffe gegen<br />
Vorurteile und falsche Interpretationen ist, kann «Afrikanische<br />
Europäer» viel zum Verständnis der Situation beitragen – und dazu,<br />
diese zu verändern.<br />
Der Krieg in der Ukraine<br />
führt uns drastisch vor<br />
Augen, wie fragil unsere<br />
Weltordnung ist – und der<br />
vermeintliche Friede, in<br />
dem wir uns wähnten. Der<br />
schweizerisch-italienische<br />
Autor Alfonso Pecorelli weist<br />
in seinem Essay «Freiheit<br />
ist nicht selbstverständlich»<br />
eindrücklich darauf hin, dass wir unsere über Jahrhunderte erkämpften<br />
Errungenschaften nicht einfach als gegeben anschauen<br />
dürfen. Dies tut er anhand von vier Beispielen von Männern, die mit<br />
viel Zivilcourage die Freiheit verteidigten: Nelson Mandela, Winston<br />
Churchill, John F. Kennedy und Wolodymyr Selenskyj. Der kurze<br />
Text macht klar, wie sehr es sich lohnt, sich im Kleinen wie im<br />
Grossen für die Freiheit zu engagieren.<br />
Die Seelenlage der Menschen in allen Ländern der Welt – eine<br />
der vielen eindrücklichen Karten im «Atlas des Unsichtbaren».<br />
Viele grosse Herausforderungen unserer Zeit<br />
haben die Gemeinsamkeit, dass man sie nicht<br />
richtig sieht: Klimawandel, Depression,<br />
Gastfeindschaft und so weiter. Die beiden<br />
britische Kartografen James Cheshire und<br />
Oliver Uberti haben es sich zur Aufgabe<br />
gemacht, solche schwer zu fassenden Phänomene<br />
zu visualisieren. In ihrem «Atlas des<br />
Unsichtbaren» führen sie uns auf brillante<br />
Weise vor Augen, wie es um die Welt steht. Man<br />
kann das fast nicht beschreiben, aber seien Sie<br />
versichert: Sie werden die Finger von diesem<br />
Buch nicht mehr lassen und seine Illustrationen nicht mehr vergessen<br />
können. Beim Schmökern lernt man gleich noch viel über<br />
die Kartografie, über unsere Geschichte, über Statistiken und unser<br />
Verhältnis zu uns selbst. Und mit dummen Vorurteilen wird auch<br />
gleich aufgeräumt – etwa mit jenem, die Menschen in armen<br />
Ländern seien am Ende eben doch glücklicher als wir wirtschaftlich<br />
Privilegierten. Die Chicago Tribune nannte das Buch eine Offenbarung<br />
– wir bezeichnen es als eine schier unerschöpfliche Quelle<br />
von Gedankenanstössen.<br />
Nicht zu genügen – das ist wohl eines der<br />
schlimmsten und hartnäckigsten Gefühle,<br />
die man mittragen kann. Es ist weitverbreitet,<br />
gerade auch in unserer ausgeprägten<br />
Leistungsgesellschaft. Gut, hat sich<br />
jetzt der 33-jährige Gabriel Palacios,<br />
gemäss Bund «der Popstar unter den<br />
Schweizer Hypnosetherapeuten», dieses<br />
Themas angenommen. Denn seine<br />
Bestseller sind für viele eine äusserst wertvolle Hilfe. In «Du bist<br />
mehr als nur genug» zeigt der Berner, wie unser Unterbewusstsein<br />
bezüglich der Angst, einfach nicht gut genug zu sein, funktioniert.<br />
Und er vermittelt einfache Anleitungen, wie wir den Weg zur Selbstanerkennung<br />
finden, ohne in<br />
Narzissmus zu verfallen. Es gibt<br />
viele Tabellen auszufüllen und<br />
viel zu reflektieren. Leicht ist die<br />
Sache mit der Selbstliebe nicht –<br />
aber mit diesem Buch vielleicht<br />
ein bisschen einfacher.<br />
ATLAS DES<br />
UNSICHTBAREN<br />
James Cheshire,<br />
Oliver Uberti<br />
216 Seiten, CHF 39.90<br />
Hanser<br />
DU BIST MEHR<br />
ALS NUR GUT<br />
GENUG<br />
Gabriel Palacios<br />
128 Seiten, CHF 19.90<br />
Cameo<br />
© James Cheshire / Oliver Uberti, Hanser 2<strong>02</strong>2<br />
LESEN 2/2<strong>02</strong>2 – ORELLFÜSSLI.CH