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Lesen 02/2022

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9<br />

NOTIZEN<br />

Meisterwerke<br />

(wieder-)entdecken!<br />

Vor ein paar Jahren berechnete Google, wie viele verschiedene Bücher es weltweit gibt.<br />

Das Ergebnis: fast 130 Millionen! Laut Unesco kommen täglich rund 5000 Neuerscheinungen<br />

hinzu. Die allermeisten Titel werden eher früher als später vergessen gehen. Es gibt<br />

aber solche, die aus diesem Ozean an Büchern immer wieder an die Oberfläche treiben –<br />

auch deshalb, weil sie wieder und wieder neu aufgelegt werden. Drei aktuelle Beispiele.<br />

«Schöne neue Welt» von Aldous Huxley ist ein Dau erbrenner unter<br />

den Dystopien und wird alle paar Jahre wieder frisch herausgebracht<br />

– diesmal als Graphic Novel. Der Londoner Fred Fordham,<br />

der bereits «Der grosse Gatsby» und «Wer die Nachtigall stört» als<br />

Comic umsetzte, hat Huxleys düstere Geschichte in ein aktuelles<br />

Gewand gekleidet. Und er zeigt damit ziemlich eindrücklich, wie<br />

sehr unser Alltag mittlerweile der schönen neuen Welt aus dem<br />

Roman von 1932 ähnelt.<br />

BLAUE FLECKEN<br />

AUF DER SEELE<br />

Françoise Sagan<br />

144 Seiten, CHF 28.90<br />

Wagenbach<br />

SCHÖNE<br />

NEUE WELT<br />

Aldous Huxley, Fred<br />

Fordham<br />

240 Seiten, CHF 39.90<br />

Knesebeck<br />

Eine ganz andere literarische Perle, die sich gegenwärtig<br />

zur (Wieder-)Entdeckung anbietet, ist «Blaue<br />

Flecken auf der Seele», der neunte, 1972 erstmals<br />

erschienene Roman von Françoise Sagan. Ihre<br />

Karriere als eine der erfolgreichsten Autorinnen<br />

Frankreichs startete Françoise Sagan mit 17 Jahren<br />

fulminant mit dem damals skandal trächtigen<br />

Roman «Bonjour tristesse». In «Blaue Flecken auf<br />

der Seele» lässt sie zwei Figuren aus ihrem ersten<br />

Theaterstück «Ein Schloss in Schweden» wieder<br />

aufleben: die Geschwister Sébastien und Eléonore.<br />

Sie sind Nichtstuer und lassen sich aushalten, doch<br />

jetzt, mit rund 40 Jahren, fällt es ihnen immer<br />

schwerer, willige Sponsoren zu finden. Françoise<br />

Sagan durchsetzt ihren doppelbödigen Roman mit<br />

Betrachtungen der Welt, der Erotik, ja des Lebens<br />

schlechthin – und das ist weiterhin derart lesbar, dass<br />

Wagenbach den lang vergriffenen Roman neu<br />

herausgebracht hat.<br />

© Illustration: Aldous Huxley, Fred Fordham / Knesebeck<br />

Und gleich noch ein<br />

Buch sollte man wieder<br />

einmal – oder jetzt mal<br />

endlich! – zur Hand<br />

nehmen: «Lord Jim»<br />

von Joseph Conrad. Der<br />

1857 in der heutigen<br />

Ukraine geborene Autor<br />

war Schiffskapitän;<br />

Erlebnisse im Kongo<br />

machten ihn zum<br />

Schriftsteller, der die<br />

Schrecken des Kolonialismus<br />

anprangerte.<br />

Seine Erzählung «Herz<br />

der Finsternis» diente<br />

als Vorlage für den<br />

Filmklassiker «Apocalypse<br />

Now». Im Jahr<br />

1900 veröffentlichte<br />

Conrad den zweiteiligen<br />

Roman «Lord Jim», der<br />

einer seiner grössten<br />

Erfolge wurde. Der erste<br />

Teil erzählt aus psy -<br />

chologischer Warte von<br />

Jims moralischen<br />

Fehlern an Bord eines<br />

Pilgerschiffs, der zweite<br />

Teil ist eine Abenteuergeschichte<br />

über Jims<br />

Aufstieg und Fall. Das<br />

raffiniert verschachtelte<br />

und nie ganz enträtselte<br />

Porträt eines Seemanns<br />

gilt als Schlüsselwerk<br />

der englischsprachigen<br />

Literatur. Hanser hat es<br />

von Meisterübersetzer<br />

Michael Walter neu ins<br />

Deutsche übertragen<br />

lassen.<br />

LORD JIM<br />

Joseph Conrad<br />

640 Seiten, CHF 49.90<br />

Hanser<br />

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