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Pirouette No. 06/2022 Juli + August

Junitraining im Center of Excellence In Oberstdorf war den ganzen Frühsommer viel Betrieb, auch wenn in diesem Jahr dort kein IceDome stattfand. In der ersten Junihälfte kamen wegen der zweiwöchigen bayerischen Pfingstferien besonders viele Läufer/innen aus ganz Bayern, denn die meisten anderen Eishallen in Bayern sind im Juni geschlossen. Nach den Pfingstferien war wieder mehr Zeit für die Kaderläufer. Ex-Bundestrainer Martin Skotnicky, jetzt im Ruhestand, kam nur zum Interview fast schüchtern in die Eishalle, bzw. in den Trainerraum (hierzu ein Pirouette-Portrait). Topthemen: · ISU-Kongress wählt Präsidenten Jae-Youl Kim · Wettbewerbsliste 2022 - 2024 · Juni-Training in Oberstdorf Weiteres aus dem Inhalt: · Der aktuelle Kommentar: Russische Eisläufer sind keine Kriegsverbrecher · Monika Scheibe in Chemnitz verabschiedet · Portrait: Eistanz-Legende Martin Skotnicky · Interview: Viktor Pfeifer · Interview: Jorik Hendrickx · Interview: Anastasia Gubanova · ISU Erwachsenen Wettbewerb · Neues aus der Ukraine: Eisläufer kämpfen um ihre Karriere · Scheidung auf dem Eis: Müller/Dieck und Hase/Seegert trennen sich · ISU-Entwicklungsseminar Eistanz · Saisonvorbereitung in Russland (im Schatten der Sanktionen) · Neues aus Japan: Shoma Unos „Brand New Story“, Yuzuru Hanyu im Zentrum der Kunst, Marin Honda versucht sich im Baseball, Preise für Wakaba Higuchi, Muramoto/Takahashi gehen in die nächste Runde · Eislaufgeschichte: Neuentdeckungen über Alois Lutz · Neues aus aller Welt Titelbild: Shoma Uno In dieser Saison hat Japan mit Spitzen­athleten wie Shoma Uno, Yuma Kagiyama und Kaori Sakamotoregelrecht geglänzt. Sie holten nicht nur Silber und Bronze bei Olympia, sondern standen auch bei den WM ganz oben auf dem Treppchen. Foto: Hella Höppner Auch als Printversion erhältlich unter:www.pirouette-online.de/nr-6-juliaugust-2022.html (Erscheinungstermin 15.7.2022)

Junitraining im Center of Excellence

In Oberstdorf war den ganzen Frühsommer viel Betrieb, auch wenn in diesem Jahr dort kein IceDome stattfand. In der ersten Junihälfte kamen wegen der zweiwöchigen bayerischen Pfingstferien besonders viele Läufer/innen aus ganz Bayern, denn die meisten anderen Eishallen in Bayern sind im Juni geschlossen. Nach den Pfingstferien war wieder mehr Zeit für die Kaderläufer. Ex-Bundestrainer Martin Skotnicky, jetzt im Ruhestand, kam nur zum Interview fast schüchtern in die Eishalle, bzw. in den Trainerraum (hierzu ein Pirouette-Portrait).

Topthemen:
· ISU-Kongress wählt Präsidenten Jae-Youl Kim
· Wettbewerbsliste 2022 - 2024
· Juni-Training in Oberstdorf

Weiteres aus dem Inhalt:
· Der aktuelle Kommentar: Russische Eisläufer sind keine Kriegsverbrecher
· Monika Scheibe in Chemnitz verabschiedet
· Portrait: Eistanz-Legende Martin Skotnicky
· Interview: Viktor Pfeifer
· Interview: Jorik Hendrickx
· Interview: Anastasia Gubanova
· ISU Erwachsenen Wettbewerb
· Neues aus der Ukraine: Eisläufer kämpfen um ihre Karriere
· Scheidung auf dem Eis: Müller/Dieck und Hase/Seegert trennen sich
· ISU-Entwicklungsseminar Eistanz
· Saisonvorbereitung in Russland (im Schatten der Sanktionen)
· Neues aus Japan: Shoma Unos „Brand New Story“, Yuzuru Hanyu im Zentrum der Kunst, Marin Honda versucht sich im Baseball, Preise für Wakaba Higuchi, Muramoto/Takahashi gehen in die nächste Runde
· Eislaufgeschichte: Neuentdeckungen über Alois Lutz
· Neues aus aller Welt

Titelbild: Shoma Uno
In dieser Saison hat Japan mit Spitzen­athleten wie Shoma Uno, Yuma Kagiyama und Kaori Sakamotoregelrecht geglänzt. Sie holten nicht nur Silber und Bronze bei Olympia, sondern standen auch bei den WM ganz oben auf dem Treppchen. Foto: Hella Höppner

Auch als Printversion erhältlich unter:www.pirouette-online.de/nr-6-juliaugust-2022.html (Erscheinungstermin 15.7.2022)

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<strong>Pirouette</strong><br />

Nr. 6 | <strong>Juli</strong> & <strong>August</strong> <strong>2022</strong><br />

Internationales Eiskunstlauf-Magazin | 55. Jahrgang | www.pirouette-online.de<br />

Shoma Uno<br />

ISU-Kongress<br />

Wettbewerbsliste<br />

<strong>2022</strong> - 2024<br />

Juni-Training<br />

in Oberstdorf


2<br />

Der aktuelle Kommentar<br />

Der aktuelle Kommentar von Klaus-Reinhold Kany<br />

Russische Eisläufer sind keine<br />

Kriegsverbrecher<br />

Die <strong>Pirouette</strong> ist eine Fachzeitschrift für Eiskunstlauf<br />

und nicht politisch. Eiskunstlauf gibt<br />

es in Russland weiterhin, auch wenn das Land<br />

einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt. Die<br />

russischen Eiskunstläufer sind zwar in gewisser<br />

Weise Repräsentanten ihres Staates, aber sie<br />

sind am Krieg nicht mitschuldig. Unser Bundeskanzler<br />

hat in seiner „Zeitenwende-Rede“ am 27.<br />

Februar im Bundestag gesagt, er will nicht das<br />

russische Volk bestrafen, sondern die Machthaber.<br />

So will die <strong>Pirouette</strong> das auch halten. Russland<br />

ist eine Diktatur und daher kann es für<br />

Russen lebensgefährlich sein, gegen den Krieg<br />

offen Stellung zu beziehen, auch mit Zitaten in<br />

der <strong>Pirouette</strong>, denn das Magazin wird in Russland<br />

womöglich von offizieller Seite gelesen.<br />

Wir behandeln Russlands Eiskunstlauf seit dem<br />

Kriegsbeginn kleiner und kürzer als früher. Im<br />

Aprilheft hatten wir nur eine halbe Seite Neuigkeiten<br />

und eine Seite über den innerrussischen<br />

Teamwettbewerb, bei dem wir auch russlandkritisch<br />

den möglichen Dopingfall Valieva erwähnt<br />

haben und geschrieben haben, dass sich<br />

der Titelsponsor kritisch über die aktuelle Situation<br />

geäußert hat. Im ganzen Maiheft hatten<br />

wir überhaupt nur eine Seite über Russland. In<br />

diesem Heft haben wir zwei Seiten über Russland<br />

plus einen Artikel über ukrainische Läufer.<br />

Wir nehmen keine russischen Läufer mehr auf<br />

das Titelbild und wir machen vorläufig keine Interviews<br />

mehr mit ihnen und veröffentlichen<br />

auch nur wenige Fotos. Ein bisschen will ich<br />

auch auf den Vorwurf eingehen, wir dürften<br />

keinen Klatsch mehr ohne Erwähnung des Krieges<br />

veröffentlichen. Etwas Klatsch hatten wir<br />

Klaus-Reinhold Kany, Foto: Höppner<br />

schon immer, das mögen viele Leser gerne.<br />

Wenn russische Läufer/innen Kinder bekommen<br />

oder russische Trainer sterben, hat das nichts<br />

mit dem Krieg zu tun. Wir haben seit Kriegsbeginn<br />

mehrfach zum Krieg etwas Negatives geschrieben,<br />

aber wir unterscheiden zwischen<br />

Sportlern und Machthabern, denn der Sport soll<br />

völkerverbindend sein und ist es auch meistens.<br />

Ihr Klaus-Reinhold Kany<br />

Monika Scheibe verabschiedet<br />

Am Samstag, den 2. <strong>Juli</strong> wurde in der Chemnitzer Eishalle die jahrzehntelang aktive<br />

Trainerin Monika Scheibe verabschiedet, die mit nun 73 Jahren in den Ruhestand geht.<br />

mit mehreren Gruppennummern war vorbereitet.<br />

Das Tanzpaar Mäder/Lopez Moreno präsentierten<br />

seine Kür und das von Scheibe regelmäßig<br />

betreute Paarlaufpaar Letizia Roscher und<br />

Luis Schuster zeigten die einstige Kür von Mandy<br />

Wötzel und Ingo Steuer, mit der sie 1997<br />

Weltmeister geworden waren. Der Präsident des<br />

Landesportbundes überreichte Scheibe die goldene<br />

Ehrennadel des Verbandes und weitere<br />

Honoratioren wie Falko Kirsten gratulierten. In<br />

der am selben Tag erschienenen Tageszeitung<br />

„Freie Presse“ war Scheibe eine ganze Seite gewidmet.<br />

Auf ihr gratulierte auch ex-Schüler<br />

Matti Landgraf, der jetzt in den USA als Profiläufer<br />

lebt, und hob hervor, wie wichtig ihre<br />

Ratschläge für seinen jetzigen Beruf gewesen<br />

seien. Scheibe sagte, mit dem nach Chemnitz<br />

zurückgekehrten Robin Szolkowy und ihrem<br />

Schüler Ingo Steuer sei der Chemnitzer Paarlauf<br />

in guten Handen, so dass sie beruhigt in den<br />

Ruhestand gehen könne.<br />

Monika Scheibe mit Jens Preussner, Foto: Hella Höpppner<br />

Der Verein hatte die feierliche Verabschiedung<br />

ohne ihr Wissen vorbereitet und sie dadurch in<br />

die Halle gelockt, dass die Trainerin Steffi<br />

Schneider sie an ihrem (Schneiders) Geburtstag<br />

zu einer Tasse Kaffee einlud. Als Scheibe kam,<br />

musste sie unter großem Beifall durch ein Spalier<br />

von aktiven und ehemaligen Eiskunstläufern,<br />

Trainern, Eltern und Eiskunstlauffans gehen.<br />

Einzelläuferin Lutricia Bock überreichte eine<br />

selbstgebackene Torte. Ein größeres Schaulaufen<br />

Scheibe war nach kurzer eigener Paarlaufkarriere<br />

unter dem Mädchennamen Helbig mit Axel Salzmann<br />

in der DDR und später im wiedervereinigten<br />

Deutschland insgesamt mehr als 50 Jahre als<br />

Trainerin tätig. Hervorzuheben sind von ihren<br />

Schülern Manuela Landgraf und Ingo Steuer, die<br />

1984 die Junioren-WM in Japan gewannen, als<br />

ansonsten russische Paare so dominierten wie<br />

heute. Mandy Wötzel und Axel Rauschenbach<br />

holten eine Silbermedaille bei der EM 1989. Ihr<br />

bestes Paar waren Mandy Wötzel und Ingo<br />

Steuer, die während der 1990er Jahre fast jedes<br />

Jahr um EM- und WM-Medaillen kämpften und<br />

Gold 1995 bei der EM und 1997 bei der WM gewannen,<br />

außerdem Bronze bei den Olympischen<br />

Spielen 1998. Ein weiteres Paar waren Anuschka<br />

Gläser und Axel Rauschenbach. In den vergangenen<br />

20 Jahren hat Scheibe außerdem eine Reihe<br />

von Einzelläufern betreut. <br />

krk/hh


Impressum<br />

Verlags- und Redaktionsanschrift:<br />

STS·Verlag+Werbung<br />

Stefan Schulze<br />

Am Stutz 14<br />

97993 Creglingen<br />

Fon 07933-700-191<br />

Fax 07933-700-192<br />

E-Mail: info@pirouette-online.de<br />

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Verlagsleitung: Stefan Schulze<br />

Chefredakteur: Klaus-Reinhold Kany<br />

Stellvertreterin: Tatjana Flade<br />

Mitarbeiter: Albert René Kolb (Schweiz),<br />

Katrin Flaschka (Österreich), Hella Höppner<br />

Grafik: Stefan Schulze, Andreas Münch<br />

Anzeigen: Stefan Schulze<br />

Kundenbetreuung: Angelika Manicone<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte<br />

und Bildzuschriften haftet der Verlag nicht.<br />

Beiträge, die mit Namen oder Initialen des Verfassers<br />

gezeichnet sind, stellen nicht unbedingt die Meinung<br />

der Redaktion oder des Herausgebers dar. Für die<br />

Richtigkeit der Mitteilungen und Berichte zeichnen<br />

die Clubs verantwortlich. Zuschriften können von uns,<br />

falls kein ausdrücklicher Vor behalt gemacht wird, im<br />

Wortlaut oder aus zugs weise veröffentlicht werden.<br />

Erscheinungsweise: 10 mal im Jahr, Mai/Juni und<br />

<strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> sind Doppelausgaben, sonst monatlich.<br />

Einzelheft (Print): 6,90 EUR zzgl. Versand<br />

Einzelheft (App Store / Google Play): 5,99 / 6,49 EUR<br />

Jahresabonnement (Print):<br />

Deutschland: 69 EUR, EU: 72 EUR inkl. Versand<br />

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Gerichtsstand: Bad Mergentheim<br />

Kündigung sind bis acht Wochen vor Ablauf des<br />

Abon ne ments möglich, sonst erfolgt Verlängerung um<br />

ein weiteres Jahr. Eine Kündigung bedarf der<br />

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Unsere vollständigen AGB sind nachzulesen unter:<br />

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allgemeine-geschaeftsbedingungen<br />

Inhalt<br />

Der aktuelle Kommentar 2<br />

Monika Scheibe verabschiedet 2<br />

Portrait: Martin Skotnicky 4<br />

Interview: Viktor Pfeifer 6<br />

Interview: Jorik Hendrickx 7<br />

Interview: Anastasia Gubanova 8<br />

Neues aus aller Welt 9<br />

ISU-Kongress wählt Präsidenten 10<br />

Neues aus aller Welt 14<br />

ISU Erwachsenen Wettbewerb 15<br />

Junitraining in Oberstdorf 18<br />

Neues aus der Ukraine 20<br />

Wettbewerbsliste <strong>2022</strong> - 2024 22<br />

Scheidung auf dem Eis 24<br />

ISU-Entwicklungsseminar Eistanz 25<br />

Saisonvorbereitung in Russland 26<br />

Neues aus Japan 28<br />

Eislaufgeschichte: Alois Lutz 30<br />

Titelbild: Shoma Uno<br />

In dieser Saison hat Japan mit Spitzenathleten<br />

wie Shoma Uno, Yuma Kagiyama<br />

und Kaori Sakamoto regelrecht geglänzt.<br />

Sie holten nicht nur Silber und Bronze<br />

bei Olympia, sondern standen auch bei den<br />

WM ganz oben auf dem Treppchen.<br />

Foto: Hella Höppner<br />

Sommertraining in Oberstdorf:<br />

Rostislav Sinicyn mit seiner Gruppe<br />

Foto: Tatjana Flade<br />

Termine<br />

Mitte <strong>Juli</strong> bis Ende September <strong>2022</strong><br />

* ohne Paarlaufen, ** ohne Eistanzen<br />

27.07. – 29.07. Lake Placid Ice Dance*,<br />

Upstate New York (USA)<br />

28.07. – 31.07. Glacier Falls Summer in<br />

Anaheim, Kalifornien (USA)<br />

03.08. – 07.08. Philadelphia Summer** in<br />

Aston, Pennsylvania (USA)<br />

04.08. – 07.08. Quebec Sommermeisterschaften<br />

in Pierrefonds<br />

(Kanada)<br />

10.08. – 14.08. Cranberry International**<br />

in <strong>No</strong>rwood, Massachusetts<br />

(USA)<br />

25.08. – 27.08. Junioren Grand Prix* in<br />

Courchevel (Frankreich)<br />

27.08. – 28.08. Britannia Figure Cup in<br />

Sheffield (Großbritannien)<br />

01.09. – 03.09. Junioren Grand Prix in Ostrava<br />

(Tschech. Republik)<br />

02.09. – 04.09. SEA (South East Asian)<br />

Open*, ** in Singapur<br />

08.09. – 10.09. Junioren Grand Prix in Riga<br />

(Lettland)<br />

08.09. – 11.09. John Nicks Pairs Challenge**<br />

in New York City (USA)<br />

12.09. – 16.09. Challenger: in Lake Placid,<br />

Upstate New York (USA)<br />

15.09. – 18.09. Challenger: Lombardia<br />

Trophy in Bergamo (Italien)<br />

22.09. – 24.09. Challenger: Nebelhorn<br />

Trophy in Oberstdorf<br />

22.09. – 24.09. ISU Adult Competition in<br />

Ottawa (Kanada)<br />

22.09. – 24.09. Junioren Grand Prix* in<br />

Yerewan (Armenien)<br />

29.09. – 01.10. Junioren Grand Prix in<br />

Grenoble (Frankreich)<br />

29.09. – 01.10. Challenger: Nepela Memorial*<br />

in Bratislava (Slowakei)<br />

Die nächste <strong>Pirouette</strong> erscheint voraussichtlich am:<br />

5. September <strong>2022</strong> (Digital), 15. September <strong>2022</strong> (Print)<br />

3<br />

Inhalt & Termine


4<br />

Martin Skotnicky<br />

Portrait<br />

Im Quickstep durchs Leben<br />

An einem heißen Tag in Oberstdorf im Sommer lockt die Eishalle mit angenehm<br />

kühlen Temperaturen. Aber das ist nicht der Grund, weshalb Martin<br />

Skotnicky sich hier aufhält. Obwohl er seit kurzem im Ruhestand ist, schaut der<br />

international anerkannte Eistanz-Trainer noch ab und zu an seiner langjährigen<br />

Wirkungsstätte vorbei. Der gebürtige Slowake war von Anfang an, als das<br />

Eissportzentrum mit der neuen Eishalle 1980 eröffnet wurde, dabei<br />

und hat die gesamte Entwicklung des heutigen „Center of Excellence“<br />

nicht nur begleitet, sondern geprägt. Hier arbeitete er<br />

mit den Weltstars Isabelle und Paul Duchesnay, Susanna<br />

Rahkamo/Petri Kokko und mit Generationen der besten<br />

deutschen Eistänzer wie Petra Born/Rainer Schönborn,<br />

Kati Winkler/René Lohse, Nelli Zhiganshina/<br />

Ale xander Gazsi, unterstützte Jayne Torvill/<br />

Christopher Dean. Darüber hinaus betreute der<br />

innovative Trainer zahlreiche Einzel- und Paarläufer,<br />

half bei der Choreographie unter<br />

anderem Aljona Savchenko/Bruno Massot und<br />

Claudia Leistner. Am 24. <strong>August</strong> feiert<br />

Skotnicky seinen 75. Geburtstag, aber<br />

er geht wie früher beschwingt<br />

durchs Leben.<br />

Martin Skotnicky mit einem Foto seiner ersten deutschen Schüler Elke und Dieter Kwiet, Foto: Tatjana Flade<br />

Ein Portrait von Tatjana Flade<br />

Eistanz-Legende Martin Skotnicky<br />

Alles begann in der damaligen Tschechoslowakei,<br />

als Skotnicky mit seiner Schwester Diana<br />

fünfmal nationaler Meister im Eistanz wurde,<br />

bei Europa- und Weltmeisterschaften lief. Doch<br />

1974, als sie ihre Karriere beendeten, flüchteten<br />

die freiheitsliebenden Geschwister vor dem<br />

kommunistischen Regime in der Heimat in den<br />

Westen. „Ich wusste nicht, wo ich leben werde,<br />

wo ich arbeiten werde. Meine ganze Familie<br />

war zu Hause und ich wusste nicht, ob ich meine<br />

Eltern jemals wiedersehen werde“, erinnert<br />

sich der Coach. Er und seine Schwester landeten<br />

zunächst in Lothringen in Frankreich. Der Bürgermeister<br />

von Amnéville in der Nähe von Metz<br />

ließ ein neues Sportzentrum mit einer Eishalle<br />

errichten und suchte einen Trainer. „Dort musste<br />

ich alles machen, die Eismaschine fahren, als<br />

Trainer arbeiten. Der Bürgermeister sagte mir,<br />

wenn das Zentrum läuft, bekomme ich in fünf<br />

Jahren einen französischen Pass.“ Das war ein<br />

großer Ansporn – und es klappte. Schon vier<br />

Jahre später, 1978, war Skotnicky als Coach bei<br />

der ersten Junioren-WM in Megève am Start,<br />

aber nicht mit Franzosen, sondern mit dem jungen<br />

deutschen Eistanzpaar Elke und Dieter<br />

Kwiet. Die kamen aus dem benachbarten Saarland,<br />

um bei dem aufstrebenden Coach zu trainieren.<br />

Er sollte sie zu mehreren Medaillen bei<br />

Deutschen Meisterschaften führen. Aber das<br />

war erst der Anfang.<br />

Frankreich war nur eine Zwischenstation für<br />

Skotnicky, der nach Oberstdorf ging, als ihn Peter<br />

Krick rief. Es blieben der Spitzname „Monsieur<br />

Martin“, der versprochene französische<br />

Pass – und später gab es doch noch Medaillen<br />

für Frankreich. Aber die neue Heimat des Slowaken<br />

war das Allgäu. Dort fand er auch privates<br />

Glück mit seiner Ehefrau und Co-Trainerin<br />

Bruni, die international im Paarlauf gestartet<br />

war. Skotnicky wirkte von nun an im Eissportzentrum<br />

und schrieb Eiskunstlauf-Geschichte.<br />

Damals war Betty Callaway mit den legendären<br />

Jayne Torvill/Christopher Dean oft in Oberstdorf,<br />

wovon der junge Coach ebenfalls profitierte.<br />

Mit seinem deutschen Paar Petra Born/<br />

Rainer Schönborn fuhr Skotnicky 1984 zu seinen<br />

ersten (von insgesamt neun) Olympischen<br />

Spielen, ein Jahr später gewannen sie EM-<br />

Bronze. „Petra war die jüngste Teilnehmerin, sie<br />

war ein außergewöhnliches Talent“, sagt der<br />

Trainer. Ein außergewöhnliches Talent war auch<br />

Skotnicky, der sich sehr viel selbst beibrachte<br />

und sich schon als Läufer wissbegierig bei Aufenthalten<br />

in London alles notierte, was die<br />

Trainer dort sagten und taten. „Ich hatte Glück<br />

– Torvill/Dean kamen nach Oberstdorf. Chris<br />

sagte, Martin, komm zu unserem Training.“<br />

Skotnicky filmte die Briten, Dean fragte nach<br />

seiner Meinung und Callaway gab ihm Tipps<br />

für sein Paar Born/Schönborn. So hatte Skotnicky<br />

in seinen ersten Jahren im Allgäu die damals<br />

besten Eistänzer der Welt vor Augen.<br />

Berühmtheit erlangte „Monsieur Martin“ einige<br />

Jahre später mit Duchesnay/Duchesnay, mit denen<br />

er seine Kreativität und seine Leidenschaft<br />

für Innovation ausleben konnte und den Eistanz<br />

veränderte. Dabei waren die Franko-Kanadier<br />

am Anfang Underdogs. „Niemand wollte sie in<br />

Kanada trainieren, es hieß, er sei zu klein für<br />

sie“, erinnert sich Skotnicky. „Sie kamen nach<br />

Oberstdorf, um mit Betty Callaway zu trainieren<br />

und ich sah sie und dachte ‚die haben etwas‘.<br />

Das Gefühl täuschte ihn nicht. Der fünfmalige<br />

tschechoslowakische Meister erkannte früh,<br />

dass Teamwork ein Schlüssel zum Erfolg ist. „Ich<br />

habe mir schon zu diesem Zeitpunkt ein Team<br />

aufgebaut“, erzählt Skotnicky. „Ich hatte etwa<br />

zehn Leute. Aus München kam (Ballettmeister)<br />

Werner Lipowsky, ich hatte einen Choreographen,<br />

jemanden für Kostüme und so fort. Ich<br />

wollte für jedes Paar einen anderen Choreographen,<br />

denn ich wollte nicht, dass eines dem<br />

anderen gleicht. Meine Handschrift war in jedem<br />

Paar sichtbar, aber trotz allem war jedes<br />

anders und mein größter Wunsch war es, anders<br />

zu sein als die Russen.“<br />

Dabei schreckte der Trainer nicht vor Risiken zurück.<br />

In der Saison 1987/88 war der Tango der


5<br />

vorgeschriebene Rhythmus für den Spurenbildtanz<br />

(entspricht etwa dem heutigen Rhythmustanz).<br />

Das Programm für die Duchesnays war<br />

schon fertig, als Skotnicky sich in München eine<br />

Tango-Show anschaute. „Das war der Argentinische<br />

Tango, das war neu. Ich sagte mir, mein<br />

Gott, das muss ich machen. Ich kam zum Training<br />

und sagte ‚Isabelle und Paul, alles weg, wir<br />

machen was Neues‘. Vieles, von dem, was Chris<br />

(Dean) gemacht hat, ist geblieben, aber ich habe<br />

die Armbewegungen, die Kostüme, den Ausdruck<br />

total geändert.“ Heraus kam ein Tango, wie man<br />

ihn auf dem Eis bis dahin noch nie gesehen hatte.<br />

Aber zunächst fuhren der Trainer und die<br />

Tänzer mit Bangen zur EM 1988 nach Prag. Wie<br />

würden die Preisrichter und das Publikum reagieren?<br />

Doch dann hörte Skotnicky, wie man in<br />

der Halle von dem französischen Paar und seinen<br />

Programmen raunte. Es gab stehende Ovationen<br />

für die Revolution im Eistanz – für den Tango<br />

und für den „Dschungeltanz“, der die Duchesnays<br />

berühmt machte. Die Geschwister holten Bronze<br />

bei dieser EM und begannen ihren Aufstieg, der<br />

sie bis zum WM-Gold in München 1991 und zur<br />

Silbermedaille bei den Olympischen Spielen in<br />

Albertville führte. In der Olympiasaison 1991/92<br />

war Skotnicky allerdings nicht ganz glücklich mit<br />

dem Programm zur West Side Story, das Dean<br />

(der damals mit Isabelle verheiratet war) vorgeschlagen<br />

hatte. Ihm war das zu konservativ, aber<br />

er konnte sich nicht durchsetzen.<br />

Skotnickys zweiterfolgreichstes Paar waren die<br />

Finnen Susanna Rahkamo/Petri Kokko, die ganz<br />

unten anfingen – bei ihrem EM-Debüt 1986 belegten<br />

sie den letzten Platz. Am Anfang lachte<br />

man über sie. Was er mit dem „finnischen Bären“<br />

auf dem Eis machen wolle, fragten Spötter<br />

den Trainer. Doch beharrlich und mit der Unterstützung<br />

Skotnickys arbeitete sich das Duo nach<br />

oben und gewann Gold bei seiner letzten EM<br />

1995 in Dortmund. Das war fast ein Heimspiel<br />

für die Finnen, die so viele Jahre in Oberstdorf<br />

zu Hause waren. „Sie waren total anders als die<br />

Duchesnays, viel mehr in die Richtung Neoklassik“,<br />

meint Skotnicky. „Mein Highlight bei Rahkamo/Kokko<br />

war der „Valse Triste“ (bei der EM)<br />

in Helsinki (1993).“ Das Paar sind die ersten<br />

(und bislang einzigen) finnischen Eistänzer, die<br />

Medaillen bei ISU-Meisterschaften gewinnen<br />

konnten. Aber sie gingen nicht nur damit in die<br />

Sportgeschichte ein. Skotnicky entwickelte 2008<br />

mit ihnen ihren Quickstep-Originaltanz der Saison<br />

1994/95 zu einem neuen Pflichttanz weiter,<br />

dem „Finnstep“.<br />

Mit Kati Winkler/René Lohse führte der Meistertrainer<br />

ein deutsches Paar in die Weltspitze.<br />

„Aber hätten sie etwas besser trainiert, hätten<br />

sie noch besser sein können“, sagt Skotnicky.<br />

„Sie waren ein Traumpaar.“ Winkler/Lohses<br />

größter Erfolg war der Gewinn der Bronzemedaille<br />

bei der Heim-WM in Dortmund 2004.<br />

„Von dieser Medaille waren wir überrascht,<br />

denn René war lange am Knie verletzt und<br />

konnte nicht laufen. Kati wollte schon aufhören,<br />

aber ich habe gesagt, bitte, egal wie, lauft die<br />

WM in Dortmund.“<br />

Susanna Rahkamo<br />

und Petri Kokko<br />

Kati Winkler und René Lohse<br />

lich und unterstützte sie mit Rat und Tat, reiste<br />

in die Zentren, vermittelte bei Konflikten und<br />

bei der Partnersuche, arbeitete mit ihnen an ihren<br />

Programmen und Elementen. Seit 1980 war<br />

er jedes Jahr bei Europa- und Weltmeisterschaften<br />

und unvergessen sind seine „Auftritte“ an<br />

der Bande – wenn er die Küren seiner Schützlinge<br />

„mittanzte“ – er war eben immer mit Herz<br />

Isabelle und Paul Duchesnay mit Martin Skotnicky<br />

und Betty Callaway (GBR) beim Training<br />

Fotos: Karl Brolich / SilvergrainArchive<br />

und Seele dabei. Mit seinen Paaren gewann<br />

Skotnicky 15 Medaillen bei Europa-, Weltmeisterschaften<br />

und Olympischen Spielen.<br />

Zu den schönsten Momenten seiner Karriere<br />

zählt er seine erste Teilnahme an den Olympischen<br />

Spielen 1984 (als Trainer, denn als Sportler<br />

blieb ihm dies versagt), die erste EM-Medaille<br />

mit Born/Schönborn 1985, die Revolution<br />

mit den Duchesnays, den EM-Titel für Rahkamo/Kokko<br />

und den WM-Erfolg von Winkler/<br />

Lohse. „Jede Medaille hat etwas, das bleibt“,<br />

meint Skotnicky, der heute ein wenig mit Wehmut<br />

auf seinen geliebten Sport blickt. „Als Läufer<br />

und als Trainer habe ich die Zeit erlebt, als<br />

Eiskunstlauf noch etwas Besonderes war,“ sagt<br />

er. Bei allen Erfolgen ist der Slowake stets bescheiden<br />

geblieben und wollte immer lernen.<br />

„Ich musste viele Niederlagen hinnehmen, aber<br />

jede Niederlage hat auch zu Selbstkritik geführt,<br />

warum das passiert ist, was musst du ändern“,<br />

ergänzt er.<br />

Die Entwicklung des Eistanzes liegt dem erfolgreichen<br />

Trainer nach wie vor am Herzen. Er kritisierte<br />

es, wenn zu strenge und zu viele Regeln<br />

die Kreativität einschränken, aber in der vergangenen<br />

Saison überzeugten ihn viele Leistungen.<br />

„Jetzt kann man wieder Eistanz anschauen. Die<br />

Programme sind ein bisschen zu wenig unterschiedlich,<br />

was an den Regeln liegt. Die Montrealer<br />

Schule gefällt mir am besten, das ist mein<br />

Stil, so wie ich es machen würde. Sie haben<br />

trotz allem die Regeln gut in den Programmen<br />

verpackt und jedes Paar ist anders. Hut ab“,<br />

stellt „Monsieur Martin“ fest.<br />

Der Ruhestand fühlte sich zunächst merkwürdig<br />

für diesen aktiven Mann an. „Ich bin ein bisschen<br />

wehmütig, dass es nach so vielen Jahren vorbei<br />

ist, das ist nicht leicht. Aber langsam gewöhne<br />

ich mich daran, nicht mehr diesen täglichen<br />

Stress zu haben.“ Die Verantwortung als Bundestrainer<br />

wollte Skotnicky nicht mehr tragen, aber<br />

ab und zu wird man ihn noch am Eis antreffen.<br />

Seine Erfahrung und sein Wissen gibt der Erfolgscoach<br />

gerne weiter, wenn ihn jemand um<br />

Rat fragt. „Wenn ich zurückblicke, kann ich<br />

glücklich sein und ich danke meiner Familie, Bruni<br />

und den Kindern, die immer hinter mir standen.<br />

Ich wollte anders sein als die anderen und<br />

meinen Weg gehen“, fasst Skotnicky sein Leitmotiv<br />

zusammen. Das ist ihm gelungen. •••<br />

Martin Skotnicky<br />

Portrait<br />

Von 2007 bis <strong>2022</strong> war Skotnicky als Bundestrainer<br />

für die deutschen Eistänzer verantwort-


6<br />

Viktor Pfeifer<br />

Interview<br />

Viktor Pfeifer<br />

Viktor Pfeifer, neunmaliger österreichischer<br />

Meister und dreifacher Olympiateilnehmer,<br />

ist der erfolgreichste österreichische<br />

Herren-Eiskunstläufer der letzten<br />

Jahrzehnte. Als Trainer hatte er heuer seinen<br />

großen Durchbruch: mit US-Schülerin<br />

Alysa Liu fuhr er zu den Olympischen<br />

Spielen. Sie errang Bronze bei der WM. Im<br />

Mai war er Gasttrainer bei einem Camp in<br />

Gmunden. Allerdings war sein Gepäck<br />

samt Schlittschuhen bei der Zwischenlandung<br />

in Frankfurt verloren gegangen und<br />

wurde erst später nachgeliefert. Für den<br />

Beginn des Trainingscamps mussten kurzfristig<br />

Ersatzschuhe organisiert werden.<br />

Trotz der Panne und damit verbundener<br />

Hektik blieb er beim Interview am Wiener<br />

Flughafen freundlich und gelassen.<br />

<strong>Pirouette</strong>: Wie haben Sie den Wechsel vom<br />

Läufer zum Trainer empfunden?<br />

Viktor: Für mich war die Umstellung vergleichsweise<br />

leicht, weil ich noch als aktiver Läufer regelmäßig<br />

mehrere Stunden am Tag als Trainer<br />

gearbeitet habe. Aber ich weiß, dass es anderen<br />

schwerer fällt. Dadurch, dass ich schon länger<br />

gecoacht habe, habe ich die Wettkämpfe und<br />

das damit verbundene Adrenalin auch ohne<br />

Übergang rasch wieder als Trainer erlebt.<br />

Würden Sie heute etwas anders machen,<br />

wenn Sie zurückblicken, zum Beispiel früher<br />

in den USA trainieren?<br />

Foto: privat<br />

»Ziel war, gemeinsam Freude<br />

am Arbeiten zu haben«<br />

Wie kam es zu dem Wechsel von Alysa Liu zu<br />

Ihnen so kurz vor den Winterspielen?<br />

Das war schon ungewöhnlich. Alysa hat direkt<br />

nach der NHK Trophy die Trainer gewechselt,<br />

obwohl sie ihre früheren Trainer Jeremy Abbott<br />

und Massimo Scali sehr mochte. Die Entscheidung<br />

ging eher von ihrem Vater aus und die<br />

Präferenz der beiden fiel auf Colorado. Dann<br />

wurde seitens des US-Verbandes die Entscheidung<br />

getroffen, dass sie mit mir Technik trainieren<br />

soll und dann wurden Christy Krall, Drew<br />

Meekins und ich ihr neues Trainerteam.<br />

Wie war die Aufgabenverteilung im Team?<br />

positiv. Sie hat ihr Leben in die Hände genommen,<br />

ihre eigene Entscheidung getroffen.<br />

In den USA hat auch die Ausbildung starken<br />

Einfluss auf die Karriere. Ist es schwieriger,<br />

Studium und Sport zu vereinbaren?<br />

In den USA ist es sogar leichter, weil es so viele<br />

Universitäten gibt, außer man besucht die Ivy<br />

League. Dort ist es schwierig, bei anderen Unis<br />

ist es machbar. Ich habe meinen Bachelor gemacht,<br />

während ich aktiv gelaufen bin und als<br />

Trainer gearbeitet habe, konnte auch Kurse online<br />

machen. Bei der Ivy League ist es anders, da<br />

muss man in Vollzeit dort sein, ich kenne das<br />

von Vincent Zhou (Brown University). Die Ausnahme<br />

war Nathan Chen (Yale University). Er<br />

hat fern trainiert, aber das kann nicht jeder.<br />

Haben Sie jetzt Schüler, bei denen Sie denken,<br />

da könnte eine Karriere drin sein?<br />

Ja, einige. Ich möchte nicht über Zehnjährige<br />

sprechen und sagen, die oder der wird ein großer<br />

Star. Es wäre ein Fehler, zu viel hochzujubeln.<br />

Aber ein Mädchen, Coco, das aus<br />

Wilmington mit nach Colorado gezogen ist, ist<br />

eine tolle Läuferin und kann mit zehn bereits<br />

alle Dreifachen. Da gibt es viel Perspektive, aber<br />

man muss die Entwicklung abwarten. Zwei von<br />

meinen Schülerinnen nehmen auch hier in Österreich<br />

am Seminar teil. Ein Mädchen ist 13<br />

und sie landet auch schon den 3A konstant.<br />

Welche Eigenschaften braucht eine Läuferin,<br />

die das Zeug zum ganz großen Erfolg hat?<br />

Damals habe ich in Wilmington eine Gruppe mit<br />

Achtjährigen begonnen, die schon Eislaufen<br />

konnten, aber nur einfache Sprünge. Ich schaue<br />

immer auf die mentale Stärke, das Interesse, die<br />

Lernbereitschaft, wie schnell Dinge umgesetzt<br />

werden. Coco hat die physischen Voraussetzungen<br />

und alles rasch gelernt und umgesetzt.<br />

Nein, ganz im Gegenteil. Ich habe in Feldkirch<br />

mit Elena Romanova trainiert. Sie war eine super<br />

Trainerin. Aber irgendwann kam es mir schwierig<br />

vor, einen 3A oder einen Vierfachen zu trainieren,<br />

wenn ich alleine bin. Es war definitiv die<br />

falsche Herangehensweise. Ich weiß nicht, ob<br />

ich es ändern würde, denn es ist jetzt auch ein<br />

Teil von meinem Leben. Heute denke ich, dass<br />

man überall etwas erreichen kann. Rückblickend<br />

war das von der Einstellung her ein Fehler und<br />

ich hätte die Situation 20<strong>06</strong> besser einschätzen<br />

können. Das vermittle ich auch meinen Schülern:<br />

Fehler nicht woanders zu suchen, sondern sich<br />

auf sich selbst zu fokussieren.<br />

Sie haben zuerst in Wilmington trainiert?<br />

Ich habe in Philadelphia trainiert, dann bin ich<br />

nach Wilmington gegangen, habe mit Priscilla<br />

Hill gearbeitet. Dort war ich 15 Jahre, auch als<br />

ich noch selbst gelaufen bin. Es gab es viele gute<br />

Läufer wie Ashley Wagner. Nach Colorado bin ich<br />

erst vor einem Jahr gekommen. Als Trainer musste<br />

ich in Wilmington vieles aufbauen. In Colorado<br />

arbeite ich mit vielen Trainern zusammen, zum<br />

Beispiel mit Christy Krall und Tom Zakrajsek.<br />

Operativ waren am Anfang Drew und ich die<br />

Haupttrainer, auch wenn Christy in den Medien<br />

im Vordergrund stand. Aber sie hatte mehr die<br />

Rolle des Mentors. Ich habe mich darauf fokussiert,<br />

auf Alysa einzugehen und eine Verbindung<br />

mit ihr herzustellen. Am Anfang war es schwierig<br />

für ein 16jähriges Mädchen, alleine nach<br />

Colorado zu kommen, aber das Ziel war, sich auf<br />

den Menschen zu konzentrieren, gemeinsam<br />

Freude am Arbeiten zu haben. Sie war auch da<br />

schon nicht sicher, ob sie weiterläuft, aber wir<br />

haben uns darauf konzentriert, den Olympia-<br />

Moment zu genießen. Das wichtigste war das<br />

Mentale, dass sie Spaß findet am Eislaufen und<br />

dass es ihr Moment wird.<br />

Nach Olympia gewann Alysa WM-Bronze, hat<br />

aber kurz darauf ihren Rücktritt erklärt.<br />

Es ist immer schade, wenn Sportler aufhören.<br />

Aber man kann da verschiedene Sichtweisen<br />

haben. Für die Eislaufwelt ist es schade, für<br />

Amerika ist es schade, auch für unsere Eishalle,<br />

auch die Energie, die sie mitgebracht hat. Aber<br />

sie muss herausfinden, was sie machen will. Für<br />

Alysa war die Entscheidung, jetzt aufzuhören,<br />

Wie würden Sie sich als Trainer charakterisieren?<br />

Sind Sie streng?<br />

Streng ja, aber fair. Und definitiv nicht gemein.<br />

Aber ich habe strikte Regeln, die eingehalten<br />

werden müssen – immer pünktlich beim Training<br />

auf dem Eis sein, Emotionen auf dem Eis<br />

im Griff haben. Emotionen sind ok, nach dem<br />

Training. Aber zum Beispiel weinen auf dem Eis<br />

geht nicht, das ist beim Training nicht erlaubt,<br />

außer es gibt einen wirklich wichtigen Grund.<br />

Als Sie noch aktiv waren, hatten Sie schon als<br />

Trainer gearbeitet und nebenbei studiert und<br />

daher wenig Freizeit. Hat sich das gebessert?<br />

Jetzt ist es sogar noch schlimmer. Ich arbeite<br />

normalerweise von fünf, sechs Uhr morgens bis<br />

halb sechs abends. Danach mache ich oft Planungen.<br />

Während der Wettkampfphase bei<br />

Olympia war es noch intensiver. Work life balance<br />

ist im Moment sicher ein Thema. In den letzten<br />

Jahren gab es außer Arbeit fast nichts, vielleicht<br />

am Sonntag mal Wandern oder Joggen.<br />

Mit Viktor Pfeifer sprach Katrin Flaschka. <br />

•••


Jorik Hendrickx<br />

»Du musst den Sport lieben,<br />

dann wirst du besser werden«<br />

Jorik Hendrickx (30) nahm zweimal an Olympischen<br />

Spielen teil und erreichte seine beste EM-Platzierung<br />

als Vierter im Jahr 2017. Im Frühjahr 2018 trat der<br />

Belgier vom Wettkampfsport zurück und trainiert seine<br />

Schwester Loena, WM-Zweite <strong>2022</strong>, sowie auch<br />

Nikita Starostin und andere Läufer.<br />

7<br />

Interview Jorik Hendrickx<br />

<strong>Pirouette</strong>: Sie haben eigentlich Sportmanagement<br />

studiert, aber dann wurden Sie<br />

doch Trainer, wie kam das?<br />

Jorik: Richtig, ich habe Sportmarketing und –management<br />

in den Niederlanden studiert. Mir war<br />

es immer wichtig, mich fortzubilden und einen<br />

Abschluss zu haben. Das Studium konnte ich mit<br />

dem Eislaufen verbinden und es hat mich interessiert,<br />

aber ich brannte nicht so ganz dafür und<br />

der Eiskunstlauf ist natürlich meine Leidenschaft.<br />

Ich wusste, ich kann etwas von dem Wissen, das<br />

ich über die Jahre gesammelt habe, weitergeben.<br />

Ich war bei vielen internationalen Trainern. Als<br />

Läufer hatte ich keinen leichten Weg und ich war<br />

ein Spätzünder. Meine ersten Dreifachen habe ich<br />

mit 16, 17 Jahren gelernt. Ich wusste immer, wie<br />

hart ich mir etwas erarbeiten musste und ich<br />

habe versucht, meinen Körper und die unterschiedlichen<br />

Techniken zu verstehen. Ich habe<br />

andere Läufer beobachtet und die Technik verglichen.<br />

Da hatte ich das Gefühl, dass ich der Eiskunstlaufwelt<br />

etwas anbieten kann. Dann kamen<br />

nach den Erfolgen von Loena und mir mehr internationale<br />

Läufer, vor allem aus den Niederlanden<br />

in unsere Halle und es war Platz für einen weiteren<br />

Trainer. So gelang der Übergang vom Läufer<br />

zum Trainer leicht. Ich möchte gern ein internationaler<br />

Trainer auf hohem Niveau werden und das<br />

war für mich schon lange klar. Mein Studium war<br />

nur ein Plan B. Ich habe bereits als Läufer im Verein<br />

gecoacht und die Trainerlizenz gemacht.<br />

Sie haben am ISU-Förderprogramm für angehende<br />

Trainer teilgenommen. Wie hat Ihnen<br />

das geholfen?<br />

Auf jeden Fall war es eine finanzielle Unterstützung.<br />

Ich habe mit dem Stipendium einen Lehrgang<br />

gemacht und ich konnte an zwei internationalen<br />

Trainingscamps teilnehmen, bei denen<br />

ich mich darauf konzentrieren konnte, andere<br />

Trainer zu beobachten. Es ist etwas anderes,<br />

wenn du selbst arbeitest und nebenher lernen<br />

willst. Das erste Jahr war ich sehr darauf konzentriert,<br />

dass ich genug Arbeitsstunden hatte.<br />

Aber Sie hatten immer genug Arbeit?<br />

Ich war gesegnet mit den Gelegenheiten, die ich<br />

in den vergangenen vier Jahren als neuer Trainer<br />

hatte. Ich konnte sofort Vollzeit arbeiten.<br />

Das ist schwierig, denn in Belgien sind die<br />

Schulzeiten so, dass es für einen Trainer schwer<br />

ist, genug Stunden für die Läufer anzubieten.<br />

Aber als ich anfing, waren wir noch in unserer<br />

alten Halle, in der wir viel Eiszeit hatten. Außerdem<br />

kamen die internationalen Sportler. Aber<br />

ich habe auch realisiert, dass es viel Arbeit mit<br />

der nächsten Generation gibt, die ich von Null<br />

bis hoffentlich auf internationales Niveau bringen<br />

will. Das ist ein langfristiges Ziel.<br />

Wie wollen Sie das erreichen?<br />

Ich möchte meinen eigenen Stil, meine eigene<br />

Vision, Mission schaffen. Ich lerne sehr viel, weil<br />

ich jetzt schon mit Läufern auf sehr hohem Niveau<br />

arbeiten kann. Die schwierigere Seite ist es,<br />

Läufer von klein auf zu entwickeln. Ich denke,<br />

dass ich mit meiner Expertise und der Erfahrung<br />

von meiner eigenen Karriere und der Erfahrung<br />

als Trainer auf olympischen Niveau den Läufern<br />

helfen kann. Ich habe viel aus meinen eigenen<br />

Fehlern und Stärken gelernt. Außerdem war ich<br />

sehr präsent in Loenas Entwicklung von klein<br />

auf. Ich habe ihr Training organisiert, die medizinische<br />

Unterstützung gemanagt. Selbst für mich<br />

selbst habe versucht, eine Struktur zu schaffen,<br />

in der ich gut trainieren konnte. Das kann ich<br />

jetzt für jüngere Läufer anwenden. Für Loena<br />

haben wir jetzt ein sehr starkes Team, aber früher<br />

war es hart. Wir sind zu vielen verschiedenen<br />

Eishallen gefahren und wir hatten keinen<br />

klaren Zeitplan. Auch jetzt noch muss ich Eiszeiten<br />

für Läufer finden, ich arbeite innerhalb einer<br />

Woche in fünf Eishallen an vier Standorten.<br />

Sind Sie als Trainer nervöser, als wenn Sie<br />

selbst gelaufen sind?<br />

Als Läufer war es einfacher, weil du die Kontrolle<br />

hast. Du weißt, wie du dich fühlst, wie gut du<br />

vorbereitet bist. Wenn ich gespürt habe, dass<br />

ich bereit bin, meinen Körper richtig trainiert<br />

hatte, fit war, dann konnte ich gut laufen. Jetzt<br />

ist es schwierig, die Läufer richtig zu lesen. Die<br />

Stimmung kann in einer Sekunde kippen. Meine<br />

Schwester und ich waren sehr gut auf die<br />

Olympischen Spiele vorbereitet, wir hatten gut<br />

trainiert und ich denke, sie war so bereit wie<br />

nie. Aber in dem Moment, als sie laufen musste,<br />

klappte es nicht. Du kannst Ratschläge geben<br />

und unterstützen, aber am Ende müssen die<br />

Sportler selbst laufen.<br />

Ist es schwer, die eigene Schwester<br />

zu trainieren?<br />

Jorik und Loena Hendricks, Foto: Flade<br />

Ich denke, es ist etwas mehr Stress. Aber es ist<br />

schwierig zu sagen, weil ich nie andere Läufer<br />

auf diesem hohen Niveau hatte. Ich hoffe, dass<br />

ich in ein paar Jahren, wenn ich andere Läufer<br />

hatte, eine ehrliche Antwort auf diese Frage geben<br />

kann, aber es ist schon etwas Besonderes.<br />

Was ist Ihre Vision als Trainer?<br />

Ich will ein Trainer sein, der hilft und versucht,<br />

die Läufer zu verbessern, aber ich denke, die<br />

Motivation muss von ihnen selbst kommen. Ich<br />

war selbst sehr motiviert als Läufer, niemand<br />

sagte mir, ‚du musst trainieren‘. Manchmal ist es<br />

schwer für mich zu verstehen, dass jedes Individuum<br />

anders ist und dass du mal strenger sein<br />

musst, mal mehr unterstützend. Aber du musst<br />

den Sport lieben, dann wirst du besser werden.<br />

Ich will nicht nur ein Motivator sein, aber ich<br />

bin ein Trainer, der unterstützt. Du kannst mit<br />

mir über alles reden und ich versuche, die Balance<br />

zu finden zwischen Strenge und Unterstützung<br />

und nett sein.<br />

Was sind Ihre Pläne für die neue Saison<br />

für Loena?<br />

Wir haben zwei neue Programme. Ich denke,<br />

dass du auf diesem Niveau etwas Neues ausprobieren<br />

musst. Die WM war so ein Erfolg, damit<br />

musst du umgehen. Vielleicht war es das beste<br />

Ergebnis der Karriere, man weiß nie. Aber sie ist<br />

sehr konzentriert, sie ist hungrig auf die neue<br />

Saison. Wir können immer noch viel in der Vorbereitung<br />

und bei Loena verbessern, die Sprünge<br />

können höher sein. Wir wollen uns weiterentwickeln<br />

und neue Elemente probieren, aber wir<br />

wollen uns nicht allein darauf fokussieren. Mit<br />

Adam (Solya, Choreograph) arbeitet sie an ihren<br />

läuferischen Fähigkeiten und wir haben einen<br />

neuen Athletik-Trainer, den wir schon früher<br />

hätten gebrauchen können.<br />

Mit Jorik Hendrickx sprach Tatjana Flade. <br />

•••


8<br />

Anastasia Gubanova<br />

Interview<br />

Anastasia<br />

Gubanova<br />

»Ich habe das<br />

Blut abgewischt<br />

und bin aufs<br />

Eis gegangen«<br />

Anastasia Gubanova (19) gewann für Russland Silber<br />

beim Junioren-Finale 2016, konnte sich danach aber<br />

im Land nicht mehr durchsetzen. Seit der vergangenen<br />

Saison startet die Läuferin aus St. Petersburg für<br />

Georgien und belegte Platz 11 bei den Olympischen<br />

Spielen sowie Rang sechs bei der WM und sieben<br />

bei der EM. Die <strong>Pirouette</strong> traf die Läuferin an<br />

ihrem Trainingsort in St. Petersburg.<br />

Foto: Flade<br />

<strong>Pirouette</strong>: Wie haben Sie diese erste internationale<br />

Saison nach langer Zeit erlebt?<br />

Anastasia: Natürlich waren diese großen Wettbewerbe<br />

in meiner Planung, aber es war trotzdem<br />

unerwartet, vor allem die Olympischen<br />

Spiele. Das war der Wettkampf, der mir am<br />

stärksten in Erinnerung geblieben ist. Ich habe<br />

bei jedem Start versucht, mein Bestes zu geben,<br />

sowohl emotional als auch technisch und ich bin<br />

froh, dass ich erfolgreich war. Er war sehr schön,<br />

denn ich bin sehr lange nicht international gelaufen.<br />

Aber viele erinnern sich an mich und das<br />

Publikum hat mich sehr unterstützt. Ich habe<br />

mir selbst bewiesen, dass ich es noch kann.<br />

Was hat Sie motiviert, so lange durchzuhalten?<br />

Es war gerade mental schwierig und ich wollte<br />

aufhören. Aber es ist schwer, einen Schlusspunkt<br />

zu setzen. Ich wollte noch laufen. Und<br />

dann geschah dieses Wunder und Georgien hat<br />

mich auferstehen lassen.<br />

Wie kam es dazu, für Georgien zu laufen?<br />

Die georgische Verbandspräsidentin Maka-Mariam<br />

Giorgobiani hat mir vorgeschlagen, für ihr<br />

Land zu starten und ich habe mit Freude zugestimmt.<br />

Die Motivation war riesig und ich bin<br />

mit mehr Verantwortungsgefühl an das Training<br />

herangegangen. Ich wusste, was für Ziele ich<br />

habe und dass ich härter dafür arbeiten muss.<br />

Bei der Finlandia Trophy und der Golden Spin<br />

nahe Zagreb machten Sie auf sich aufmerksam.<br />

Wie haben Sie danach Ihre erste EM<br />

und die Olympischen Spiele erlebt?<br />

Es war aufregend. Das war schon ein anderes<br />

Niveau. Die EM lief nicht optimal, aber es war<br />

eine Erfahrung. Danach kamen die Olympischen<br />

Spiele und ich habe mich ein wenig anders vorbereitet.<br />

Bei Olympia ist viel passiert! Es lockerte<br />

sich eine Öse am Schlittschuh. Mein Trainer<br />

(Evgeni Rukavitsin) und ich hofften, dass sie bis<br />

zum Ende hält, aber nach dem Einlaufen (für<br />

das KP im Teamwettbewerb), als ich den Schlittschuh<br />

neu schnürte, flog der Haken raus. Gott<br />

sei Dank war ich die Vierte in der Gruppe. Mein<br />

Trainer machte ein Loch in den Schlittschuh,<br />

mein ganzer Schuh war voller Blut, weil ich<br />

mich geschnitten hatte, wir banden 100 Schichten<br />

Klebeband drum, ich habe das Blut abgewischt<br />

und bin aufs Eis gegangen. Das sind die<br />

Olympischen Spiele und dazu noch dieser extra<br />

Stress! Dafür habe ich was zu erzählen. Seit der<br />

Kindheit war es mein Traum, bei Olympia dabei<br />

zu sein, aber aus irgendeinem Grund war es<br />

beim Laufen sehr entspannt. Wenn du dein<br />

ganzes Leben darauf hingearbeitet hast und<br />

dann dort bist, warum sollst du dann noch nervös<br />

sein? Die Atmosphäre war sehr freundschaftlich,<br />

wir alle haben einander unterstützt.<br />

Wie haben Sie sich bei der WM gefühlt?<br />

Nach dem, was geschehen war (russischer Einmarsch<br />

in die Ukraine) war es eine schwierige Situation.<br />

Ohne meinen (russischen) Trainer war es<br />

hart, denn er ist der Mensch, der bei dir steht<br />

und dich unterstützt. Aber wir waren ständig in<br />

Kontakt. Er gab mir Aufgaben, ich schickte ihm<br />

Videos vom Training und nach jedem Training<br />

haben wir telefoniert. Am Ende hat er mich gelobt,<br />

ich habe die von ihm gestellten Ziele erfüllt.<br />

Was ist Ihre Vision vom Eiskunstlauf?<br />

Er soll schön, ästhetisch und fraulich sein, bei<br />

den Frauen meine ich. Ein wenig geht diese<br />

Schönheit des Eiskunstlaufs verloren, die es früher<br />

gab. Es geht mehr um die technische Seite,<br />

aber es soll doch schön sein.<br />

Was kann man Ihrer Meinung tun, um die<br />

Schönheit zurückzubringen?<br />

Kreative Programme mit Seele und Emotionen<br />

laufen, dann kommt die Schönheit von selbst.<br />

Was halten Sie von der Anhebung der<br />

Altersgrenze?<br />

Ich denke, das ist besser so. Sonst ist die Karriere<br />

der Läuferinnen sehr kurz und ich glaube,<br />

dass jede so lange laufen möchte wie möglich.<br />

Was haben Sie seit der WM gemacht?<br />

Wir haben zwei neue Programme aufgebaut. Das<br />

KP hat Aliona Leonova gemacht, die Kür Valentin<br />

Molotov. Was das für Programme sind, verrate<br />

ich noch nicht, aber sie sind interessant. Die<br />

Kür ist in einem Stil, den ich noch nie hatte, ein<br />

neues Image, ich denke, es wird allen gefallen.<br />

Wie schwer ist es, den Stil zu wechseln?<br />

Ich wollte das schon lange mal ausprobieren,<br />

aber es hat nie geklappt. Als wir das Programm<br />

aufgebaut haben, ging es sehr gut, es passte zu<br />

mir. Die Musik habe ich selbst ausgesucht.<br />

Wie passt sie zu Ihrer Persönlichkeit?<br />

Die lyrischen Programme liegen meinem Charakter,<br />

denn man denkt, ich bin ein sanftes, liebes<br />

Mädchen, aber in Wahrheit habe ich diese<br />

innere Stärke. Von daher entspricht die neue<br />

Kür womöglich auch meinem Charakter.<br />

Was machen Sie außerhalb vom Eis?<br />

Ich habe im vergangenen Jahr die Schule abgeschlossen,<br />

jetzt beginne ich ein Studium an der<br />

Lesgaft-Sportuniversität in St. Petersburg. Außerdem<br />

habe ich ein Hobby, ich schreibe Liedtexte<br />

und Gedichte. Wenn ich die Zeit habe, möchte<br />

ich mal sehr gerne ein Lied aufnehmen, selbst<br />

singen. Natürlich sind das romantische Texte,<br />

über die Liebe, wenig überraschend für mich. Ich<br />

habe damit angefangen, als wir wegen der Pandemie<br />

zu Hause saßen. Ich wollte etwas Neues<br />

ausprobieren. Zuerst habe ich Gedichte geschrieben,<br />

danach wollte ich ein Lied schreiben. Jetzt<br />

habe ich einige Texte. Aber ich habe keinen Unterricht<br />

genommen, keine Videos angeschaut. Ich<br />

singe einfach so für mich, wie ich es fühle.<br />

Vielleicht können Sie sich mit ihrem Trainingskameraden<br />

Dmitri Aliev austauschen,<br />

der schreibt auch Gedichte.<br />

Ja, wir haben kreative Menschen in unserer<br />

Gruppe. Vielleicht nehmen wir zusammen einen<br />

Videoclip auf (lacht).<br />

Da Sie nun an der Sport-Uni studieren, wollen<br />

Sie vielleicht Trainerin werden?<br />

Ja, daran denke ich. Vielleicht entwickle ich<br />

noch andere Interessen, wenn ich die Uni abgeschlossen<br />

habe und studiere noch etwas anderes.<br />

Alles ist möglich.<br />

Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg<br />

in der Saison!<br />

Mit Anastasia Gubanova sprach Tatjana Flade.•••


9<br />

Deutsche Meisterschaften<br />

und Präsidium<br />

Die nächsten Deutschen Meisterschaften sind<br />

vom 4. bis 8. Januar 2023 in Oberstdorf geplant,<br />

bestätigte die DEU. Erstmals seit vielen Jahren<br />

finden sie wieder zusammen mit den Nachwuchsmeisterschaften<br />

statt, die den Anfang am<br />

Mittwoch, Donnerstag und evtl. einem Teil des<br />

Freitags (4. bis 6. Januar) machen sollen. Die<br />

kleine Meisterklasse ist dann am Wochenende<br />

vorgesehen. Schon vorher, voraussichtlich am<br />

10. September, ist die Mitgliedersammlung geplant,<br />

bei der auch ein neuer DEU-Präsident<br />

oder eine Präsidentin gewählt werden sollen. Im<br />

Gespräch als Präsident war im <strong>Juli</strong> der Arzt und<br />

Chef des Essener Vereins Dr. Stefan Steinmetz,<br />

als Vizepräsidenten in der Diskussion waren in<br />

alphabetischer Reihenfolge Christian Baumann,<br />

Udo Dönsdorf, Falko Kirsten und Martin Liebers.<br />

Aber ob diese Personen wirklich kandidieren,<br />

war am 3. <strong>Juli</strong> noch offen.<br />

Foto: Höppner<br />

Hocke/Kunkel<br />

wechseln nach Bergamo<br />

Die Berliner Paarläufer Annika Hocke und<br />

Robert Kunkel wollen schon länger von Berlin<br />

weg, weil sie mit den dortigen Trainingsbedingungen<br />

nicht zufrieden waren. Ursprünglich<br />

wollten sie gerne nach Russland<br />

zu Dmitri Savin. Aber das ist für als Bundeswehrangehörige<br />

nicht mehr zulässig. Daher<br />

planten sie ein Training bei Bruno Marcotte<br />

in Kanada, aber dies war finanziell nicht zu<br />

stemmen. Jetzt haben sie sich mit Zustimmung<br />

ihres bisherigen Trainers Rico Rex, der<br />

auch Bundestrainer ist, entschieden, nach<br />

Bergamo zu Ondrej Hotarek zu gehen. Gerüchte,<br />

sie hätten sich mit Rex verkracht,<br />

wies dieser weit von sich, sondern sagte,<br />

wenn sie nicht in Italien, sondern in Berlin<br />

sind, wollen sie weiterhin mit ihm arbeiten.<br />

Joti Polizoakis mit Partnerin Denisa Cimlova und<br />

Trainerin Barbara Fusar Poli (links). Quelle: Facebook<br />

Kommt Joti Polizoakis<br />

zurück?<br />

Der Eistänzer Joti Polizoakis war von 2015 -<br />

2018 mit der Berlinerin Kavita Lorenz gelaufen,<br />

war mit ihr für Deutschland bei drei Weltmeisterschaften,<br />

hatte bei den Olympischen Spielen<br />

2018 Platz 16 belegt und nach der WM 2018<br />

(ebenfalls Platz 16) die gemeinsame Karriere<br />

beendet. Anschließend trat er in verschiedenen<br />

Shows auf, gewann die Fernsehreihe Dancing<br />

on Ice mit der Schauspielerin Sarah Lombardi<br />

und arbeitete zuletzt als Choreograf und Trainer<br />

in Berlin, nachdem seine geplante Tournee<br />

mit Holiday on Ice wegen Corona abgesagt<br />

wurde. Der 27 Jahre alte Eistänzer mit den drei<br />

EU-Staatsbürgerschaften deutsch (hier aufgewachsen)<br />

tschechisch (Mutter) und griechisch<br />

(Vater) vermisste Wettbewerbe und beschloss<br />

daher, noch einmal ISU-Karriere zu machen. Die<br />

DEU kam seinem Wunsch nach, ihn für Tschechien<br />

freizugeben. Ende Juni gab er daher bekannt,<br />

dass er zu Barbara Fusar Poli nach Mailand<br />

wechseln und mit der Tschechin Denisa<br />

Cimlova (18) für Tschechien laufen will. Diese<br />

hatte bei der Junioren-WM vor drei Monaten<br />

Platz 21 mit Partner Vilem Hlavsa belegt, anschließend<br />

hatte sich das Paar getrennt. Polizoakis<br />

schrieb, dass er natürlich mit ihr bei den<br />

Olympischen Spielen 2026 starten will. Aber<br />

das wird nicht einfach, denn Tschechien hat<br />

mit den Geschwistern Natalie Taschlerova und<br />

Filip Taschler ein junges, gutes und ehrgeiziges<br />

Duo, das die Nebelhorn Trophy 2020 gewann<br />

und bei der WM <strong>2022</strong> Rang 13 belegte. Ob Polizoakis<br />

dieses Paar schlagen will oder eines der<br />

beiden Paare bei der WM 2025 so gut wird,<br />

dass sie zwei Startplätze für Olympia holen,<br />

bleibt abzuwarten. Jedenfalls meldete er sich<br />

bei der <strong>Pirouette</strong> eine Woche nach der Bekanntgabe<br />

und bis zum Redaktionsschluss dieses<br />

Heftes nicht mehr für ein schon vereinbartes<br />

kurzes Telefoninterview.<br />

Grand Prix-Einladungen<br />

noch offen<br />

Ursprünglich wollte die ISU Ende Juni bekanntgeben,<br />

wer in dieser Saison bei welchem Grand<br />

Prix startet. Die Austragungsorte und Termine in<br />

den USA, Kanada, Frankreich und Japan stehen<br />

fest (siehe Wettbewerbsliste Seite 22/23), die<br />

beiden Ersatzorte und -länder für den Cup of<br />

China (Absage wegen Corona) und den Cup of<br />

Russia (Sanktionen wegen des Krieges) offensichtlich<br />

jedoch noch nicht endgültig. Seit drei<br />

Monaten heißt es, Finnland wolle wie schon<br />

2018 wieder einen Grand Prix, aber eine offizielle<br />

Bestätigung dafür gibt es selbst hierfür<br />

nicht. Für den sechsten Grand Prix waren Italien,<br />

Estland und Ungarn im Gespräch. Seit der<br />

Wahl eines Südkoreaners zum neuen ISU-Präsidenten<br />

wurde vermehrt auch Südkorea genannt,<br />

wenn der neue Chef und sein Verband das wollen,<br />

aber offensichtlich gibt es überall noch Probleme.<br />

Ohne Austragungsort ist auch noch nicht<br />

sinnvoll zu veröffentlichen, wer wohin eingeladen<br />

wird. Denn der ausrichtende Verband erhält<br />

stets drei Startplätze pro Kategorie, wenn er<br />

überhaupt drei geeignete Läufer bzw. Paare hat.<br />

Daher spricht man jetzt von einem Veröffentlichungstermin<br />

Mitte oder sogar Ende <strong>Juli</strong>.<br />

Robin Szolkowy kehrt zurück<br />

Nach Aufenthalten in der Schweiz, dann in den<br />

USA, dann wieder in der Schweiz zieht der fünffache<br />

Paarlaufweltmeister Robin Szolkowy (43)<br />

mit Schweizer Ehefrau Romy und den beiden<br />

kleinen Kindern zurück nach Chemnitz. Der<br />

Chemnitzer Freien Presse gab er ein ausführliches<br />

Interview, in dem er sagte, Chemnitz sei<br />

immer eine Option gewesen, die Stadt sei seine<br />

Heimat und er habe noch immer einen großen<br />

Freundeskreis. Er komme aber nicht in erster Linie<br />

als Eislauftrainer zurück, sondern habe ein<br />

tolles Angebot mit Perspektive und Festanstellung<br />

in der Immobilienbranche bekommen, das<br />

ihn zu 70 oder 80 Prozent ausfüllen wird. Einige<br />

Dinge seien besser als in der Schweiz, weil<br />

Deutschland ein Sozialstaat sei, zum Beispiel<br />

die Kinderbetreuung, die Absicherung, wenn<br />

man mal auf Hilfe von außen angewiesen sei,<br />

bei Arbeitslosigkeit oder Krankheit. Nur in den<br />

restlichen 20 bis 30 Prozent der Zeit werde er<br />

als Trainer arbeiten, zunächst vor allem mit dem<br />

Paar Letizia Roscher und Luis Schuster. Differenzen<br />

mit anderen Chemnitzern und Savchenko<br />

(mit der er kürzlich in einer Quiz-Show auftrat)<br />

seien längst ausgeräumt. Der ältere Sohn<br />

Henry komme im <strong>August</strong> in die Schule und soll<br />

von Anfang die Grundschule in Chemnitz besuchen.<br />

Seine Frau habe früher schon ein paar<br />

Jahre in Chemnitz gelebt, sich immer wohlgefühlt<br />

und habe jetzt auch schon Vorstellungsgespräche<br />

in Chemnitz geführt.<br />

Esslinger Trainer unter<br />

Verdacht<br />

Seit Mai findet vor dem Stuttgarter Landgericht<br />

ein Prozess gegen einen 41 Jahre alten<br />

Eislauftrainer statt, dem sieben Missbrauchsfälle<br />

von zwei 13 und 14 Jahre alten Mädchen<br />

vorgeworfen werden. Der Name des Trainers<br />

wird aus Datenschutzgründen nicht veröffentlicht,<br />

solange der Prozess noch läuft. Eine Esslinger<br />

Tageszeitung schrieb, er sei nebenberuflich<br />

in der Eishalle von Esslingen tätig. Die<br />

Ehefrau des Trainers habe ihren Mann vor Gericht<br />

verteidigt und gesagt, die Handlungen<br />

seien einvernehmlich geschehen. Das Urteil<br />

wird noch im <strong>Juli</strong> erwartet.<br />

krk<br />

News


10<br />

ISU-Kongress wählt Präsidenten<br />

Altersgrenze erhöht, drei Komponenten, mehr Regeländerungen<br />

ISU-Kongress<br />

wählt neuen<br />

Präsidenten<br />

Jae-Youl Kim<br />

In Phuket per Livestream<br />

dabei: Klaus-Reinhold Kany<br />

Eigentlich sollte der 58. ISU-Kongress schon Anfang Juni<br />

2020 im Hilton Luxus Resort des thailändischen Badeortes<br />

Phuket stattfinden. Aber er wurde wegen der Corona-Pandemie<br />

zunächst um ein Jahr verschoben, und 2021 noch einmal<br />

um Jahr. Nun fand er statt, obwohl es immer noch relativ<br />

hohe Infektionszahlen gibt. Am ersten Tag waren alle etwa<br />

300 Teilnehmer und Organisatoren negativ getestet worden,<br />

später gab es positive Fälle, besonders viele nach der Rückkehr.<br />

Es fehlten kurioserweise oder kamen später ein paar<br />

kleine asiatische Verbände, die die kürzeste Anreise gehabt<br />

hätten. <strong>No</strong>rdkorea scheint ganz von der Bildfläche verschwunden<br />

zu sein.<br />

Der neue ISU-Präsident Jae-Youl Kim<br />

und sein Vorgänger Jan Dijkema (links)<br />

Foto: ©International Skating Union (ISU)<br />

Der Livestream der ISU funktionierte nahezu<br />

perfekt, auch an Tagen mit zwei Livestreams, als<br />

die Kunstlauf- und die Schnelllaufdelegierten<br />

getrennt voneinander tagten. Nur zweimal gab<br />

es einen kurzen Tonausfall. Jedermann kann<br />

sich auch noch später alle Diskussionen über die<br />

ISU-Homepage ansehen. Die umfangreichen<br />

Neuwahlen fanden wieder am letzten Tag statt,<br />

weil die bisherigen Verantwortlichen vorher ihre<br />

Rechenschaftsberichte über die verlängerte bisherige<br />

Wahlperiode abgaben und ihre Anträge<br />

auf Regeländerungen begründeten. Nicht dabei<br />

war wegen der Erholung nach einem Krankenhausaufenthalt<br />

die Schweizerin Beatrice Pfister,<br />

die wichtigste Rechtsberaterin der ISU. Sie vertrat<br />

der weitere ISU-Rechtsberater und Österreicher<br />

Prof. Dr. Michael Geistlinger und bei<br />

spontanen Fragen der Sitzungsleiter auch Vorstandsmitglied<br />

und Anwältin Patricia St. Peter.<br />

Insgesamt verlief der Kongress sehr sachorientiert<br />

und so gut wie ohne Polemik, aber dennoch<br />

engagiert.<br />

Um die Geheimhaltung bei den Wahlen zu garantieren,<br />

musste sich jede Delegation ein beliebiges<br />

der auf einem großen Tisch bereit liegenden<br />

Tastenwahlkästchen (im TV-Fernbedienungsformat)<br />

holen. Das dauerte etwas, aber<br />

niemand konnte auf diese Weise später herausfinden,<br />

welcher Verband wie gewählt hatte,<br />

auch nicht die ISU. Verbände mit gemeinsamem<br />

Kunstlauf- und Schnelllaufbereich (wie zum<br />

Beispiel der französische) hatten zwei Stimmen,<br />

Länder mit getrenntem Schnelllauf- und Kunstlaufverband<br />

(wie zum Beispiel die deutschen)<br />

hatten zweimal je eine Stimme. Logisch und<br />

sinnvoll war auch, dass die Wahlen von oben<br />

nach unten stattfanden, weil einige Kandidat/<br />

innen auch für eine niedrigere Position kandidierten,<br />

wenn sie für die höhere nicht gewählt<br />

worden waren. Insgesamt kamen die Frauen bei<br />

den Wahlen etwas schlecht weg, obwohl die<br />

große Mehrheit der aktiven Läufer/innen Mädchen<br />

bzw. Frauen sind und auch die Mehrheit<br />

der Preisrichter weiblich ist.<br />

Die vier Kandidat/innen für die Präsidentschaft<br />

konnten sich dann je fünf Minuten lang mündlich<br />

und/oder mit Kurzfilm präsentieren. Bei 119<br />

Stimmen waren 60 die für eine Wahl notwendige<br />

absolute Mehrheit. Erwartet wurde ein zweiter<br />

Wahlgang, aber es kam anders, denn der 53<br />

Jahre alte Südkoreaner Jae-Youl Kim, bisher einer<br />

von fünf ISU-Vorständen aus dem Schnelllaufbereich,<br />

wurde mit 77 Stimmen im ersten<br />

Wahlgang gewählt und damit Nachfolger des<br />

Niederländers Jan Dijkema, also erneut ein Vertreter<br />

vom Schnelllauf und nicht vom Kunstlauf.<br />

Er präsentierte sich als moderner Geschäftsmann<br />

mit professioneller Präsentation, Master of Business-Abschluss<br />

an der renommierten kalifornischen<br />

Universität von Stanford, der der ISU-Mil-<br />

lionengelder bringen könne. Er war schon Präsident<br />

des südkoreanischen Verbandes und Vizepräsident<br />

des OK der gelungenen Olympischen<br />

Spiele 2018. Im Hauptberuf ist er Vorstand des<br />

koreanischen Welt- und Technologiekonzerns<br />

Samsung für internationale Strategien und<br />

Schwiegersohn des obersten Samsung-Chefs.<br />

77 Stimmen bedeuten, dass auch viele Kunstlaufverbände<br />

für den ersten Nicht-Europäer als<br />

ISU-Präsidenten gestimmt haben müssen. Sein<br />

Motto: „Together, we can go further“ („Zusammen<br />

kommen wir mehr voran“). Er nannte fünf<br />

Schwerpunkte seiner Arbeit: Wachstum, Chancen,<br />

Innovation, Sicherheit und Einheit. Er will<br />

alle Eissportarten größer machen, neue Fans,<br />

Märkte und die junge Generation gewinnen.<br />

Anwältin Patricia St. Peter aus den USA, schon<br />

bisher im Vorstand, erhielt nur 24 Stimmen.<br />

Gründe waren vielleicht, weil ihre Bewerbung<br />

rhetorisch wenig mitreißend war, sie schon 71<br />

Jahre alt ist und daher nur für vier Jahre amtieren<br />

kann oder weil manche den USA einen<br />

Denkzettel ausstellen wollten, denn das Land<br />

hatte zusammen mit Russland gegen eine Erhöhung<br />

der Altersgrenzen argumentiert, weil die<br />

USA selbst einige sehr talentierte Mädchen haben,<br />

die bald Karriere machen können. Mit 13<br />

Stimmen begnügen musste sich Susanna Rahkamo<br />

(57) aus Finnland, bisher Chefin der ISU-<br />

Entwicklungskommission und in Deutschland


11<br />

noch gut bekannt als Eistänzerin. Denn von<br />

1985 bis 1995 hatte die Tochter des ehemaligen<br />

Oberbürgermeisters von Helsinki zusammen mit<br />

ihrem jetzigen Ehepartner Petri Kokko bei Martin<br />

Skotnicky in Oberstdorf trainiert (siehe Seite<br />

4). Der vierte Kandidat Slobodan Delic aus Serbien,<br />

ohnehin Außenseiter, obwohl er im Kunstlauf<br />

wie im Schnelllauf detaillierte Kenntnisse<br />

hat, erhielt nur fünf Stimmen.<br />

Zu Beginn des Kongresses war darüber abgestimmt<br />

worden, ob russische und belarussische<br />

Delegierte und Kandidaten für Ämter gesperrt<br />

werden sollen, so wie deren Läufer/innen seit<br />

Anfang März für alle Wettbewerbe. Über diese<br />

Frage hatte die ISU schon im April/Mai alle<br />

Verbände online abstimmen lassen, aber es ergab<br />

sich wohl kein klares Bild. Für einen Ausschluss<br />

wäre, so wie für Regeländerungen, eine<br />

Zwei-Drittelmehrheit nötig gewesen. Versammlungsleiter<br />

und ISU-Generaldirektor Fredi<br />

Schmid (Schweiz) sagte, dass die ISU-Juristen<br />

empfohlen hatten, sie nicht auszuschließen,<br />

weil die beiden Länder sonst vor dem internationalen<br />

Sportgerichtshof CAS mit guten Chancen<br />

auf Erfolg dagegen klagen könnten und in<br />

diesem Fall sämtliche Beschlüsse des Kongresses<br />

ungültig würden und man womöglich noch<br />

einmal einen Kongress mit den entsprechenden<br />

Kosten abhalten müsse. Der ISU-Vorstand könne<br />

dagegen auf seinen regelmäßigen Sitzungen<br />

entscheiden, ob Läufer/innen von Verbänden<br />

ausgeschlossen werden können, so wie es im<br />

März geschehen war, und dies in einem zukünftigen<br />

Beschluss auch wieder rückgängig<br />

machen. Die geheime Abstimmung ergab dann<br />

48 Stimmen für einen Ausschluss trotz des Rates<br />

der ISU-Juristen, 55 gegen einen Ausschluss<br />

und 13 Enthaltungen. Also durften alle Gekommenen<br />

aus Russland und Belarus bleiben und<br />

sich zur Wahl stellen. Bei den kunstlaufspezifischen<br />

Sitzungen fungierte der bisherige ISU-Vizepräsident<br />

Alexander Lakernik auch zeitweise<br />

als Versammlungsleiter.<br />

Benoit Lavoie höchster<br />

Kunstlaufrepräsentant<br />

Benoit Lavoie<br />

Quelle: Skate Canada<br />

Dann wurden die Vizepräsidenten gewählt. Für<br />

den Schnelllauf war Espeli Tron aus <strong>No</strong>rwegen<br />

einziger Kandidat und wurde per Akklamation<br />

gewählt. Für den Kunstlauf konnte der bisherige<br />

Vizepräsident Alexander Lakernik aus Russ-<br />

land mit 77 Jahren aus Altersgründen nicht<br />

mehr antreten, denn schon drei Tage zuvor<br />

hatten die Delegierten den ohnehin fragwürdigen<br />

Antrag der drei baltischen Länder mit 77<br />

von 119 Stimmen abgelehnt, das Höchstalter<br />

am Tag der Wahl von 75 Jahre auf 80 Jahre<br />

anzuheben. Der an diesem Tag noch im Amt<br />

befindliche Präsident Dijkema hatte diese Entscheidung<br />

begrüßt und ihn ganz im Sinne seiner<br />

„Good Governance“-Politik bezeichnet.<br />

Neuer Vizepräsident für den Kunstlauf und damit<br />

Nachfolger von Lakernik als höchster Repräsentant<br />

des Kunstlaufs wurde im zweiten<br />

Wahlgang (im ersten erhielt niemand die absolute<br />

Mehrheit) mit einfacher Mehrheit von 55<br />

Stimmen der Kanadier Benoit Lavoie, der schon<br />

bisher im Vorstand der ISU saß und früher ISU-<br />

Preisrichter und Präsident des kanadischen Verbandes<br />

war. Aufgaben des Vizepräsidenten sind<br />

neben der Vorbereitung der Vorstandssitzungen<br />

unter anderem die Kontrolle der Arbeit der drei<br />

Technischen Komitees, Auswahl der technischen<br />

Jurymitglieder und Kontrolle aller<br />

Schiedsrichterprotokolle von internationalen<br />

Wettbewerben. Lavoie sagte, er habe für dieses<br />

arbeitsintensive Amt jetzt mehr Zeit, weil er in<br />

seinem Hauptberuf nach 35 Jahren als höherer<br />

Beamter im Arbeitsministerium der Provinz<br />

Quebec gerade in den Ruhestand gehe. Der <strong>Pirouette</strong><br />

sagte er, er sei überrascht über die<br />

hohe Zustimmung und hoffe, diesen Anforderungen<br />

gerecht zu werden. Tatsuro Matsumura<br />

aus Japan wählten 35 Delegierte, Susanna<br />

Rahkamo 29.<br />

Zweimal fünf Vorstandsmitglieder wurden als<br />

nächstes gewählt. In der ersten Runde war eine<br />

absolute Mehrheit von 60 Ja-Stimmen erforderlich,<br />

hier erhielt im Eiskunstlaufen Patricia<br />

St. Peter mit 77 die meisten Stimmen, gefolgt<br />

von Matsumura (68) und Rahkamo (63). Ganz<br />

knapp mit 60 Stimmen wählten die Delegierten<br />

auch den erst 38 Jahre alten ungarischen Juristen<br />

und Tanzpreisrichter György Elek. Vor vier<br />

Jahren war er überraschend in das ISU-Tanzkomitee<br />

gewählt worden, besiegte damals das renommierte<br />

russische Komiteemitglied Alla<br />

Shekhovtseva und machte nun schon den<br />

nächsten Karriereschritt. 2007 war er als aktiver<br />

Eistänzer 26. der WM mit Zsuzsanna Nagy<br />

geworden. In der zweiten Runde mit einfacher<br />

Mehrheit wiedergewählt wurde die Spanierin<br />

Maria Teresa Samaranch (36 Stimmen), nicht<br />

gewählt dagegen Rita Zonnekeyn (Belgien, 29<br />

Eric Radford<br />

Foto: Höppner<br />

Stimmen), die Tanzkomiteechefin Halina Gordon<br />

Poltorak (Polen, 14), der Chinese Yuan Shulong<br />

(4) und Slobodan Delic (2). Hinzu kommt<br />

im Vorstand erstmals als voll Stimmberechtigter<br />

ein Sportlervertreter. Hier empfahl die Athletenkommission<br />

ihren Chef, den kanadischen<br />

Paarläufer Eric Radford, der mit 74 Stimmen<br />

gegen den US-Eistänzer Evan Bates (45 Stimmen)<br />

auch gewählt wurde. Radford kann in<br />

manchen Fällen das Zünglein an der Waage<br />

sein, wenn die Schnelllaufvertreter und die<br />

Kunstlaufvertreter als Block unterschiedlicher<br />

Meinung sind. Der Vorstand kann jetzt in<br />

außergewöhnlichen Krisenfällen (zum Beispiel<br />

dem Krieg in der Ukraine oder Naturkatastrophen)<br />

auch über Maßnahmen entscheiden, die<br />

normalerweise nicht möglich sind, zum Beispiel<br />

Ausschluss von Mitgliedern oder Abbruch von<br />

Wettbewerben, wenn die Sicherheit aller Teilnehmer<br />

nicht gewährleistet ist.<br />

Eugen Larasser<br />

in Disziplinarkommission<br />

Kanadas<br />

Verbandspräsidentin<br />

Leanna Caron<br />

Quelle: Facebook<br />

Eugen Larasser<br />

Quelle: LinkEdin<br />

Chef der Disziplinarkommission und bis zum<br />

Kongress einziger deutscher Vertreter in der ISU<br />

war in den vergangenen Jahren der Wuppertaler<br />

Anwalt Volker Waldeck, der seinen Bericht über<br />

die 17 Entscheidungen seiner Kommission abgab<br />

und dann nicht mehr zur Wiederwahl antrat,<br />

weil er das 75. Lebensjahr überschritten<br />

hat. Er hätte auch aufgehört, wenn die Altersgrenze<br />

auf 80 Jahren erhöht worden wäre, weil<br />

er die Aufgaben nach 20 Jahren in jüngere Hände<br />

übergeben wollte. Am Ende des Kongresses<br />

wurde er zum Ehrenmitglied ernannt. Als Vorsitzende<br />

kandidierte nur das bisherige Kommissionsmitglied<br />

Susan Petricevic aus Neuseeland,<br />

die per Akklamation nominiert wurde. Für das<br />

Kunstlaufen wurden das bisherige Mitglied Alan<br />

Boehm aus der Slowakei mit 77 und der Neu-<br />

Nürnberger und Ex-Landshuter Eugen Larasser<br />

mit beeindruckenden 74 Stimmen neu gewählt.<br />

Zwei weitere Kandidaten aus Dänemark und<br />

Serbien lagen mit 45 und 16 Stimmen weit zurück.<br />

Das ist aus deutscher Sicht ein perfekter<br />

Generationswechsel, denn Larasser ist erst 36<br />

Jahre alt, hat aber schon 17 Jahre Erfahrung als<br />

Data Replay-Zuständiger, unter anderem bei<br />

sieben ISU-Weltmeisterschaften sowie den<br />

Olympischen Spielen 2010, und seit 11 Jahren<br />

als Technischer Spezialist. Daher kannten ihn<br />

auch viele Delegierte.<br />

ISU-Kongress wählt Präsidenten


12<br />

ISU-Kongress wählt Präsidenten<br />

Ingrid-Charlotte Wolter m<br />

Tanzkomitee<br />

Shawn Rettstatt, Foto: privat<br />

stätigt Susan Lynch aus Australien (30). Nicht<br />

ins Komitee geschafft hat es unter anderem die<br />

Russin <strong>Juli</strong>a Andreeva, wohl aus politischen<br />

Gründen. Beigeordnet ist weiterhin als Vertreter<br />

von Trainern und Läufern der Schweizer Patrick<br />

Meier. Leiter des Synchronkomitees bleibt der<br />

Franzose Philippe Maitrot, der sich gegen seinen<br />

bis 2018 amtierenden britischen Vorgänger<br />

Christopher Buchanan diesmal mit 43 gegen 23<br />

Stimmen durchsetzen konnte. Mitglieder sind<br />

Petra Tyrbo aus Schweden (46 Stimmen), Lois<br />

Long aus den USA (43) und (neu!) die Schweizerin<br />

Nina Bischoff (39); Uliana Chirkova aus<br />

Russland wurde nicht gewählt.<br />

Altersgrenze erhöht<br />

Die wichtigste Regeländerung ist die schon<br />

vor vier Jahren diskutierte (damals noch zur<br />

Seite gewischte) und schon vor den Olympischen<br />

Spielen erneut aufgebrachte Erhöhung<br />

der Altersgrenze für die Meisterklasse. Der mit<br />

Abstand von einem halben Jahr aus heutiger<br />

Sicht etwas aufgebauscht wirkende Fall Valieva<br />

hat die Diskussion neu belebt, auch die<br />

Eisschnellläufer alarmiert. Daher wurde nun<br />

der Vorschlag des ISU-Vorstands mit großer<br />

Mehrheit von 100 gegen 16 Stimmen bei drei<br />

Enthaltungen angenommen, der für alle Disziplinen<br />

und sämtliche internationalen Wettbewerbe<br />

gilt, auch für das Synchronlaufen: In<br />

einem Jahr wird die Mindestaltersgrenze zu<br />

Saisonbeginn am 1. <strong>Juli</strong> von 15 auf 16 Jahre<br />

und ein Jahr später auf 17 Jahre erhöht. Bei<br />

der WM 2025 und den Olympischen Spielen<br />

2026 sind daher alle startberechtigten Läuferinnen<br />

mindestens 17 Jahre und acht Monate<br />

alt, also fast 18. Wer jünger ist, muss ab<br />

Sommer 2023 einige Jahre lang bei Juniorenwettbewerben<br />

starten.<br />

Ingrid-Charlotte Wolter, Foto: Carmichael<br />

Neuer Chef des Tanzkomitees ist das bisherige<br />

Mitglied Shawn Rettstatt aus den USA. Er wurde<br />

ohne Abstimmung nominiert, denn seine Gegenkandidatin<br />

Halina Gordon Poltorak ging direkt<br />

vor der Wahl, aber nach der Niederlage bei<br />

der Wahl um den Vorstand ans Mikrofon und<br />

erklärte unerwartet in etwas kurz angebundenem<br />

Tonfall, dass sie nicht mehr antrete. Der<br />

amtierende Tagungsleiter Alexander Lakernik<br />

fand spontan ein paar passende Worte, um die<br />

etwas unterkühlte Stimmung wieder zu verbessern.<br />

Er dankte ihr für 20 Jahre Arbeit in der<br />

Tanzkommission, davon 12 Jahre als Chefin und<br />

ermöglichte auf diese Weise stehende Ovationen<br />

der Delegierten. Wiedergewählt in die Tanzkommission<br />

wurde die Britin Hilary Selby mit 47<br />

Stimmen (unter 66 Kunstlaufdelegierten), neu<br />

der Franzose David Molina (45 Stimmen) und –<br />

wie vermutet – neu die Düsseldorferin Ingrid-<br />

Charlotte Wolter mit 35 Stimmen, also ebenfalls<br />

mit absoluter Mehrheit. Das Nachsehen hatte<br />

der Ukrainer Sergji Baranov (29). Beigeordnetes<br />

Mitglied als Läuferin wurde später die Kanadierin<br />

Kaitlyn Weaver.<br />

Als Chef der Kunstlaufkommission wurde der<br />

Italiener Fabio Bianchetti ohne Gegenkandidat<br />

bestätigt. Wiedergewählt wurde als Mitglied<br />

Leena Laksonen aus Finnland mit 40 (von 66<br />

möglichen) Stimmen; Yukiko Ogabe aus Japan<br />

erhielt 37. In der zweiten Runde neu gewählt<br />

wurde Emilie Billow aus Schweden (33) und be-<br />

Fabio Bianchetti<br />

Foto: Kany<br />

Philippe Maitrot 3<br />

Quelle: Jura Synchro<br />

Schon zu Beginn des Kongresses war der seit<br />

2018 verstorbenen Amtsinhaber gedacht worden,<br />

darunter auch der beiden Deutschen Walburga<br />

Grimm und Dr. Wolfgang Kunz. Susanna<br />

Rahkamo berichtete über die Projekte der Entwicklungskommission,<br />

zu denen auch ein internationaler<br />

„Tag des Eislaufens“ am 4. Dezember<br />

<strong>2022</strong> gehören soll. Der Schatzmeister erklärte,<br />

dass 2019 das finanziell bisher erfolgreichste<br />

Jahr der ISU war, vor allem wegen der Einnahmen<br />

in Asien. In den Jahren 2020 und 2021 dagegen<br />

hat die ISU wegen des coronabedingten<br />

Ausfalls von Wettbewerben (wie der lukrativen<br />

WM 2020 in Montreal) und Corona-Kosten Verluste<br />

von vielen Millionen Franken (also auch<br />

Euro) gemacht. Sie habe zwar wegen der konservativen<br />

Anlagestrategie noch genügend<br />

Rücklagen von etwa 160 Mio. Euro, um diese<br />

auszugleichen. Aber teure Reformen und weitere<br />

Wettbewerbe wie eine Junioren-EM im Eisschnelllaufen<br />

müssten jetzt überdacht werden.<br />

Eine noch schnellere Anhebung, wie von einigen<br />

Delegierten vorgeschlagen, hätte Läuferinnen,<br />

die sich schon jetzt auf die Wettbewerbe<br />

im Spätsommer und Herbst dieses Jahres<br />

vorbereiten, plötzlich die Türe wieder vor<br />

der Nase verschlossen. Eine noch höhere Anhebung,<br />

womöglich bis auf 21 Jahre, wie es<br />

<strong>No</strong>rbert Schramm in einem Agentur-Interview<br />

forderte, ist unrealistisch und wird auch in<br />

anderen Sportarten nicht praktiziert. In der<br />

Fußball-Bundesliga treten zum Beispiel immer<br />

wieder vielversprechende Spieler mit 17, 18<br />

oder 19 Jahren an, ohne dass das auf Kritik<br />

stößt. Bei den Olympischen Sommerspielen<br />

2021 in Tokio war eine japanische Skateboard-Olympiasiegerin<br />

sogar erst 13 Jahre alt.<br />

Ein Vorschlag von Kanada, das Höchstalter für<br />

Paarlauf-Juniorinnen von 19 auf 21 Jahre zu<br />

erhöhen, wurde abgelehnt, es bleibt bei den<br />

bisherigen Grenzen.<br />

Drei statt fünf<br />

Komponenten<br />

Statt der bisherigen fünf Komponenten wird<br />

es nur noch drei geben: Zusammenstellung<br />

des Programms (Composition), Darbietung<br />

(Presentation) und Eislauffertigkeiten (Skating<br />

Skills). Damit diese drei ebenso viel wert<br />

sind wie die bisherigen fünf, werden die Multiplikationsfaktoren<br />

entsprechend erhöht. Im<br />

KP der Grand Prix wird umgekehrt zur Weltrangliste<br />

gestartet, bei Punktgleichheit oder<br />

mehr als einem Läufer ohne Weltranglistenpunkte<br />

wird ausgelost. In der Kür wird umgekehrt<br />

zur Platzierung im KP gestartet. Das<br />

war eigentlich schon lange geplant, wurde<br />

aber beim Kongress 2018 versehentlich falsch<br />

beschlossen. In den Finales wird entsprechend<br />

der Punktzahl in den beiden Grand Prix<br />

gestartet. Die bisher Assistent/in des Technischen<br />

Spezialisten genannte Person im Wertungssystem<br />

wurde aufgewertet. Ab sofort<br />

gibt es zwei gleichberechtigte Technische


13<br />

Spezialisten, denn beide üben eine gleich verantwortungsvolle<br />

Position aus. Schon bisher<br />

hatte man diese häufig gleich behandelt, in<br />

dem man zwischen KP und Kür die Positionen<br />

von beiden getauscht hatte. Trainer von international<br />

aktiven Läufern sollen wegen eines<br />

möglichen Interessenkonfliktes auch weiterhin<br />

außer Technische Spezialisten keine Funktionen<br />

in der ISU ausüben dürfen. Aber andere Technische<br />

Spezialisten dürfen nach Bestehen von<br />

entsprechenden Prüfungen jetzt auch als Controller<br />

tätig werden und umgekehrt.<br />

Innerhalb einer Schrittfolge sind jetzt auch einfache<br />

Sprünge aller Art erlaubt. Eine Juniorenkür<br />

im Einzellauf enthält eine Choreo-Schrittfolge,<br />

aber keine normale Schrittfolge mehr wie<br />

im KP. Sprungfolgen werden generell ebenso<br />

bewertet wie Sprungkombinationen. Eine Eistanzkür<br />

darf auch einen einfachen geworfenen<br />

Sprung enthalten. Im Synchronlaufen gibt es<br />

Wettbewerbe mit 16 Läufer/innen und mit 12<br />

Läufer/innen. Letztere Kategorie wird „Senior<br />

Elite 12“ genannt. ISU Synchronmeisterschaften<br />

finden weiterhin nur mit 16 Läuferinnen statt.<br />

Der einzige deutsche Vorschlag: Preisrichter, die<br />

an einem Tag nicht für einen Wettbewerb ausgelost<br />

wurden, können vom Schiedsrichter als<br />

Zeitnehmer zum Beispiel für Eistanzhebungen<br />

im Wettbewerb verpflichtet werden, weil es<br />

nicht mehr genügend qualifizierte Freiwillige<br />

gibt, die dies machen wollen. Aber dieser sinnvolle<br />

Vorschlag wurde abgelehnt, weil sich die<br />

Mehrheit der Preisrichter zu schade war, solch<br />

eine Tätigkeit auszuüben. Manche wendeten<br />

auch ein, sie wollen zu dieser Zeit in die Trainingshalle<br />

gehen, um dort das Training zu beobachten.<br />

Patrick Meier warf einige Grafiken an die Wand,<br />

aus denen hervorgeht, wann die Punkte für die<br />

Elemente wesentlich mehr als 50 Prozent der<br />

Gesamtpunkte ausmachen, und wie man den<br />

Faktor für die Komponenten ändern müsste, um<br />

das zu vermeiden. Aber dies wurde abgelehnt,<br />

denn die besten Läufer erzielen eben mehr als<br />

50 % ihrer Punkte durch die Technik, die<br />

schwächeren Läufer dagegen weniger als 50<br />

Prozent. Dies will man auch nicht ändern, auch<br />

keine alljährliche Anpassung der Faktoren, weil<br />

dann die Punktzahlen mit denen des Vorjahres<br />

gar nicht mehr vergleichbar sind.<br />

Online-Seminare können jetzt auch zum Erhalt<br />

von Preisrichter- und Spezialisten-Lizenzen verwendet<br />

werden, dafür müssen diese in kürzerer<br />

Zeit absolviert werden. Da es im Eistanzen und<br />

Synchronlaufen zu wenige Controller gibt, können<br />

jetzt auch erfahrene Technische Spezialisten<br />

eine Prüfung zum Controller ablegen. Für<br />

Nachwuchswettbewerbe wird das Mindestalter<br />

von Preisrichtern auf 21 Jahre gesenkt, um Läufern<br />

direkt nach ihrer eigenen Karriere ein Bleiben<br />

im Eiskunstlaufen zu erleichtern, bei anderen<br />

Wettbewerben auf 24 Jahre. Frauen dürfen<br />

jetzt auch im Eistanzen Hosen tragen, nicht nur<br />

im Kunstlaufen.<br />

Regeln ab 2024/25<br />

Bei zwei Gegenstimmen und einer Enthaltung<br />

wurde beschlossen, dass es im Herbst 2025 einen<br />

Olympischen Qualifikationswettbewerb als<br />

ISU-Wettbewerb geben soll. Hier sollen dann<br />

nur Läufer bzw. Verbände starten dürfen, die<br />

sich noch für Olympia 2026 nachqualifizieren<br />

wollen, aber keine anderen. Bisher war bei der<br />

Nebelhorn Trophy alle vier Jahre beides möglich.<br />

Damit muss die DEU nun wohl entscheiden, ob<br />

sie sich mit der Nebelhorn Trophy als Olympia-<br />

Wettbewerb und damit ohne deutsche Teilnehmer,<br />

die sich nicht qualifizieren müssen, bewerben<br />

will oder diesen Wettbewerb auch in der<br />

olympischen Saison als Challenger-Wettbewerb<br />

ohne Olympia-Qualifikation durchführen will.<br />

Dies stellt aus deutscher Sicht eine Verschlechterung<br />

dar. Befürwortet wurde aber der Vorschlag<br />

von Ungarn, mehr als einen Olympischen<br />

Qualifikationswettbewerb zu veranstalten, das<br />

wird aber der neue Vorstand noch entscheiden.<br />

<strong>No</strong>ch nicht in Kraft tritt die von den Niederlanden<br />

vorgeschlagene Aufteilung der Preisrichter<br />

bei ISU-Wettbewerben in eine Hälfte, die nur<br />

die Elemente bewertet und eine Hälfte, die nur<br />

die Komponenten vergibt. Dies solle die Qualität<br />

der Wertungen verbessern. Zum einen<br />

bräuchte man hierfür mehr Preisrichter, damit<br />

ein Preisrichter mit unrichtiger Wertung nicht<br />

zu viel Einfluss hat. Dies erhöht die Kosten.<br />

Zum anderen ergab eine relativ lebhafte Diskussion,<br />

dass viele Preisrichter nicht auf die<br />

Hälfte ihres Einflusses verzichten wollen. Japan<br />

gab außerdem zu bedenken, dass bei mehr<br />

Preisrichtern weniger Platz für die Fotografen<br />

an der Bande sei, die durch Veröffentlichung<br />

ihrer Fotos wesentlich zur Popularität des<br />

Sports und der Einnahmen der ISU beitragen.<br />

Interessant, dass einmal jemand Partei für die<br />

Fotografen ergreift. Man will die getrennten<br />

Wertungen nun zwei Jahre lang zunächst bei<br />

Testwettbewerben ausprobieren.<br />

Ab 2025 soll es bei der WM wieder eine Qualifikationskür<br />

geben, die manche Läufer laufen<br />

müssten. Das hatte die ISU schon zwei- oder<br />

dreimal in verschiedenen Formen eingeführt,<br />

aber nach einigen Jahren wieder abgeschafft,<br />

beim letzten Mal zugunsten einer Mindestpunktzahl,<br />

die sich eigentlich bewährt hat. Aber<br />

vor allem kleinere Länder wollen bei der WM<br />

überhaupt oder mehr präsent sein, die das in<br />

den vergangenen Jahren mangels Läufern mit<br />

Mindestpunktzahl nicht mehr waren. Je 24 Einzelläufer,<br />

20 Eistanzpaare und 16 Paarlaufpaare,<br />

die gemäß den bisherigen Regeln bei der vorangegangenen<br />

WM (also 2024) einen, zwei oder<br />

drei Startplätze erreicht haben, brauchen diese<br />

Quali nicht laufen und werden direkt für das KP<br />

zugelassen, aber alle anderen. <strong>No</strong>miniert ein<br />

Verband weniger Läufer, als er im Vorjahr Plätze<br />

erreicht hat, rücken die Läufer nächstplatzierten<br />

Läufer des Vorjahres nach. Die bisherige notwendige<br />

Mindestpunktzahl im Vorfeld fällt weg.<br />

Zwar hat eine Arbeitsgruppe schon seit 2018<br />

diesen Vorschlag ausgearbeitet, aber einige Bestimmungen<br />

stießen auf Kritik und es nicht ausgeschlossen,<br />

dass sie sich noch einmal ändern.<br />

Insbesondere ist die WM dann länger als bisher<br />

und kostet nach einer 2019 vorgenommenen<br />

ISU-Analyse unter anderem wegen Hallenmiete<br />

und wesentlich mehr Läufern und Jurymitgliedern<br />

etwa 450.000 Euro mehr, was die ISU eigentlich<br />

angesichts der kürzlichen Verluste vermeiden<br />

will. Um etwas zu sparen, soll nur noch<br />

ein Trainingstag (Sonntag) statt bisher zwei<br />

stattfinden. Die Qualifikationsküren sind für<br />

Montag und Dienstag geplant, ab Mittwoch<br />

dann die WM wie bisher. Das Warmlaufen soll<br />

von sechs auf fünf Minuten reduziert werden.<br />

Gegen die Wiedereinführung der Qualifikation<br />

wandte der niederländische Delegierte Jeroen<br />

Prins ein, dass diese nicht vom Fernsehen übertragen<br />

wird. Aber 48 von 65 Kunstlaufverbänden<br />

waren dafür. Am Ende der Tagung wurde<br />

noch bekanntgegeben, dass der nächste Kongress<br />

in der ersten Juniwoche 2024 in Las Vegas<br />

stattfinden soll. <br />

•••<br />

ISU-Kongress wählt Präsidenten<br />

Der neue ISU-Vorstand und weitere leitende Mitarbeiter, Foto: ©International Skating Union (ISU)


14<br />

News<br />

Die neue französische<br />

Verbandspräsidentin<br />

Gwenaëlle Gigarel-<strong>No</strong>ury<br />

Quelle: www.ffsg.org<br />

Péchalat abgewählt<br />

Die turnusmäßigen Wahlen des französischen<br />

Eissportverbandes waren von großem Medieninteresse<br />

begleitet. Die großen Tageszeitungen,<br />

auch die Sporttageszeitung L’Equipe, berichteten<br />

schon im Vorfeld und nach dem Ergebnis<br />

erneut ausführlich. Im März 2020 war die<br />

ehemalige Eistänzerin Nathalie Péchalat zur<br />

Nachfolgerin des langjährigen Präsidenten Didier<br />

Gailhaguet gewählt worden, der wegen<br />

der Duldung von vielen Missbrauchsfällen<br />

auch unter dem Druck der Sportministerin<br />

zum Rücktritt gezwungen wurde. Péchalat unternahm<br />

vieles, um den Ruf des Eislaufens<br />

wiederherzustellen, änderte die Statuten und<br />

installierte demokratische Strukturen wie einen<br />

Läufersprecher, hatte aber vielleicht zu<br />

wenig Kontakt mit den Vereinspräsidenten, die<br />

sie wiederwählen müssen. Gailhaguet unternahm<br />

öffentlich und hinter den Kulissen einiges,<br />

um die damalige Entscheidung und die<br />

Person Péchalats anzuzweifeln und versprach<br />

den Vereinen sehr vieles.<br />

Zwei Wochen vor der jetzigen Wahl tauchte<br />

eine im französischen Eiskunstlaufmilieu völlig<br />

unbekannte Chefin eines kleinen Breitensportvereins<br />

im Hafenstädtchen Lorient in der<br />

südlichen Bretagne namens Gwenaëlle Gigarel-<strong>No</strong>ury<br />

als Gegenkandidatin auf. Aber bis<br />

zur Wahl gab sie keinerlei Interviews. Sie verbreitete<br />

eine professionell gemachte Handlungsliste,<br />

die sie als Präsidentin insbesondere<br />

für die Vereine umsetzen würde. Französische<br />

Insider und Medien schrieben, hinter der Kandidatin<br />

stünde Gailhaguet, sie sei seine Marionette<br />

und mit ihr ginge es zurück in üble<br />

Zeiten. Aber einige Prominente wie Philippe<br />

Candeloro, bisher immer ein Gailhaguet-Gegner,<br />

ergriffen Partei für sie. Andere äußerten<br />

sich polemisch wie Gwendal Peizerat oder diplomatisch<br />

wie Guillaume Cizeron zugunsten<br />

von Péchalat. Bei der Wahl erhielt Gigarel-<br />

<strong>No</strong>ury 52,3 Prozent der Stimmen und war somit<br />

als Präsidentin gewählt. Die Verliererin<br />

äußerte sich im ersten Schock erzürnt, akzeptierte<br />

aber schnell „als Demokratin“ das Ergebnis.<br />

Sie sagte, sie hoffe, dass nicht alles,<br />

was sie mühsam aufgebaut habe, nun wieder<br />

rückgängig gemacht wird, werde sich aber<br />

selbst zunächst einmal von Verbandsarbeit<br />

zurückziehen. Die neue Präsidentin sagte, sie<br />

habe zwar Kontakt zu Gailhaguet, aber er sei<br />

„nur einer von vielen Beratern“. Drei Tage später<br />

wurde sie von der jetzigen Sportministerin<br />

zu einem Gespräch ins Ministerium gebeten,<br />

die sie dringend bat, als Frau zumindest die<br />

Null-Toleranz-Politik von Péchalat gegen sexuellen<br />

Missbrauch aktiv fortzusetzen.<br />

Ilia Malinin, Foto: Flade<br />

Malinin mit 4A<br />

Der amerikanische Juniorenweltmeister Ilia<br />

Malinin (17) hat beim Training für eine Show<br />

in Japan einen zwar leicht umgestiegenen,<br />

aber auf einem Fuß gelandeten vierfachen<br />

Axel im Facebook gepostet. Damit will er vor<br />

allem den zehn Jahre älteren Yuzuru Hanyu<br />

herausfordern, der unbedingt der erste Läufer<br />

sein will, der diesen Sprung im Wettbewerb<br />

steht, aber dies bisher in mehreren Versuchen<br />

noch nicht geschafft hat. Malinin wird diesen<br />

Sprung sicherlich bei einem Wettbewerb im<br />

Sommer oder Frühherbst versuchen. Er hatte<br />

ihn bereits nach der Junioren-WM im Training<br />

gestanden und Videos verbreitet.<br />

Babies<br />

Die amerikanische Eistänzerin Isabella Cannuscio-McManus<br />

und ihr Ehepartner Colin McManus<br />

wurden im Juni Eltern eines Sohnes Finn<br />

James. Cannuscio-McManus startete bis 2012<br />

mit Ian Lorello international, Colin McManus<br />

mit Isabella Cannuscios Schwester Anastasia<br />

Cannucsio bis 2016 bei vielen internationalen<br />

Wettbewerben, auch Grand Prix, aber keines<br />

der beiden Duos schaffte es, an einer WM- oder<br />

Vier-Kontinente-Meisterschaft teilzunehmen.<br />

Der chinesische Einzelläufer Han Yan hat geheiratet<br />

und wurde Vater. Per Instagram teilte<br />

er im Mai mit, dass er bereits im Januar 2021<br />

geheiratet habe und das gemeinsame erste<br />

Kind im April <strong>2022</strong> gesund zur Welt gekommen<br />

sei. Yan verschwieg Namen von Frau und Kind.<br />

Der 26-Jährige hat mutmaßlich seine Karriere<br />

mit Platz 13 bei der WM 2021 beendet. In der<br />

Saison 2021/22 ist er jedenfalls nirgendwo an<br />

den Start gegangen. Seine größten Erfolge waren<br />

nach dem Titelgewinn bei der Junioren-<br />

WM 2012 drei Bronzemedaillen bei Vier-Kontinente-Meisterschaften<br />

(2013-16), Medaillen<br />

im Grand Prix sowie die Olympiateilnahmen<br />

2014 und 2018 (7. bzw. 23. Platz). tat<br />

Die <strong>Pirouette</strong> auf<br />

Instagram<br />

<strong>Pirouette</strong>-Online<br />

Die <strong>Pirouette</strong> auf<br />

Facebook<br />

Stanislav Leonovich mit Sarah Abitbol und Stéphane<br />

Bernadis (rechts) bei der EM 2002 , Quelle: Facebook<br />

Stanislav Leonovich tot<br />

Der sowjetische Paarläufer und Trainer Stanislav<br />

Leonovich ist im russischen St. Petersburg mit<br />

63 Jahren an Herzschwäche gestorben. Als Läufer<br />

nahm er mit Eislaufpartnerin Marina Pestova<br />

an fünf Weltmeisterschaften teil und gewann<br />

dabei Bronze im Jahr 1980 und Silber im Jahr<br />

1982. Ihr Trainer war der einst legendäre<br />

Stanislav Zhuk. Leonovich war mit der Eistänzerin<br />

Olga Makarova verheiratet und das Ehepaar<br />

hat zwei Töchter. In den ersten Jahren als Trainer<br />

betreute er Ekaterina Gordeeva/Sergei Grinkov,<br />

Anna Kondrashova (heute Levandi) und Alexander<br />

Fadeev. Nach der Öffnung der Grenzen<br />

ging er um 1995 herum als Trainer nach Frankreich,<br />

kümmerte sich dort unter anderem um die<br />

Franzosen Sarah Abitbol und Stéphane Bernadis<br />

und führte sie unter anderem zu fünf Bronzemedaillen<br />

bei EM und Bronze bei der WM 2000.<br />

Abitbol schrieb im Facebook, nach ihren schlimmen<br />

Erfahrungen zu Anfang ihrer Karriere sei<br />

Leonovich eine Wohltat gewesen, mit liebenswürdigem<br />

Charakter und erstklassigen technischen<br />

Kenntnissen. Der <strong>Pirouette</strong> schrieb sie<br />

außerdem, seine letzte Wirkungsstätte in Frankreich<br />

sei die Eishalle von Boulogne-Billancourt<br />

am Rand von Paris gewesen. Er ging später nach<br />

Polen und dann zurück nach Russland. krk<br />

Igor Prokop gestorben<br />

Der renommierte slowakische Schieds- und<br />

Preisrichter Igor Prokop ist am 15. Juni mit 68<br />

Jahren einem Krebsleiden erlegen. <strong>No</strong>ch bei der<br />

Junioren-WM im April dieses Jahres agierte er<br />

im Paarlaufen als Controller und gab Läufern<br />

und Trainern nach dem Wettbewerb freundliche<br />

Auskünfte über die Gründe für bestimmte Levels.<br />

Igor Prokop, Quelle: Facebook


ISU Adult Wettbewerb<br />

startet wieder durch<br />

Aus Oberstdorf berichtet<br />

Sabine Rechtziegler<br />

Im Mai 2020 war der so genannte Erwachsenen-Wettbewerb<br />

wegen Corona<br />

ausgefallen und wurde 2021 nach einer<br />

Verschiebung in den <strong>No</strong>vember erneut abgesagt.<br />

Nun fand dieser wichtige Wettbewerb<br />

für Hobbyläufer/innen und ehemalige<br />

Leistungssportler/innen wieder statt. In<br />

der Halle bestand keine Maskenpflicht<br />

mehr, da immer gut gelüftet wurde, aber<br />

viele Teilnehmende trugen sie trotzdem. In<br />

der Tränenecke standen nur zwei Stühle,<br />

später bei den Tänzern und Paaren dann<br />

drei, aber es stellten sich immer wieder<br />

Teamkolleg/innen dazu. Die Geschenke für<br />

die Läuferinnen und Läufer wurden wieder<br />

in Körbe geworfen, die an der untersten<br />

Reihe vorbei getragen wurden. Zwar kamen<br />

nicht so viele Teilnehmer/innen wie<br />

vor der Pandemie, aber trotzdem waren<br />

fast 300 Läuferinnen und mehr als 40<br />

Läufer am Start, dazu acht Paarlauf- und<br />

23 Tanzpaare plus fünf Synchronteams in<br />

insgesamt 80 Kategorien. Russischen und<br />

belarussischen Sportlerinnen und Sportlern<br />

war die Teilnahme wegen des russischen<br />

Angriffs auf die Ukraine nicht gestattet.<br />

Trotzdem waren noch Läufer/innen<br />

aus 27 Nationen von Andorra bis Zypern<br />

nach Oberstdorf gekommen.<br />

Begrüßung in der Haupthalle<br />

Die Eröffnungsfeier findet normalerweise<br />

auf dem Eis in der Choreographiehalle<br />

2 statt. Da die Halle aber wegen<br />

eines Schadens abgetaut war, wurde<br />

der Wettbewerb diesmal in Halle 1 eröffnet.<br />

Die sechs Teilnehmerinnen aus der<br />

Ukraine wurden gesondert vorgestellt<br />

und es gab eine Schweigeminute für<br />

die Verstorbenen des Krieges. Die<br />

Britin Nadia Colbourne sang die<br />

erste Strophe des „Kiev<br />

Waltz“. Anschließend wurde<br />

das Stück instrumental<br />

eingespielt und das<br />

amerikanische Paar<br />

Ana Duarte und<br />

Sergei Pospelov<br />

tanzte<br />

dazu.<br />

Den Abschluss<br />

bildete<br />

eine Parade aller<br />

anwesenden Läuferinnen<br />

und Läufer.<br />

Bei den Wettbewerben fehlten<br />

in diesem Jahr große Namen wie<br />

Midori Ito und Gary Beacom. Ein besonderes<br />

Jubiläum feierte der US-<br />

Amerikaner Ryan Hunka, Achter der JWM<br />

1991. Im Frühherbst 1991, also vor gut 30<br />

Jahren, gewann er am gleichen Ort die Nebelhorn<br />

Trophy. Er startete nur in der Kategorie<br />

Masters Elite Artistik und ohne Gegner. Zu „Feeling<br />

Good“ von Michael Bublé zeigte er gute <strong>Pirouette</strong>n<br />

und Schritte und erhielt 31,58 Punkte.<br />

In der Masters-Kategorie der Altersklasse IV lief<br />

der Amerikaner Ross Luxton, der auf dem diesjährigen<br />

Plakat abgebildet war, ein sehr verhaltenes<br />

Programm zu „It had to Be You“ von Rod<br />

Stewart. Mit Komponenten knapp unter 4,0 erhielt<br />

er 18,17 Punkte.<br />

Ryan Hunka<br />

Foto: Luca Tonegutti<br />

Spannend war es in der Kategorie III. Die drei<br />

Starter sind schon oft aufeinander getroffen.<br />

Dieses Mal wurde der Franzose Alan Franceze<br />

mit seinem Elvis-Medley in der Artistik<br />

mit 24,68 Punkten am höchsten bewertet.<br />

Nur einen Punkt weniger erhielt der<br />

Karlsruher Rolf Peterziel für eine sehr<br />

abgefahrene Nummer zu „Uno“ von<br />

Little Big (23,66). Dritter wurde der<br />

Franzose Axel Rinaldi. Zu „Genius“<br />

von LSD zeigte er ein gewohnt<br />

unterhaltsames Programm<br />

(23,23). In der Kürwertung sah<br />

es anders aus. Peterziel hatte<br />

Musik von „Woodkid“ gewählt<br />

und brachte fünf<br />

Doppelsprünge aufs Eis,<br />

darunter 1F-1R-2R und<br />

dazu 1A-1T. Trotz leichter<br />

Schwierigkeiten bei den<br />

<strong>Pirouette</strong>n erhielt er für<br />

seine Kombinationspirouette<br />

Level 2 (56,45). Zu<br />

Charles Chaplins Morgenspaziergang<br />

aus dem Film<br />

„The Kid“ hatte Rinaldi nur<br />

vier Doppelsprünge im Programm.<br />

Sein Abroller beim<br />

Rittberger sah fast wie gewollt<br />

aus. Für sein unterhaltsames<br />

Programm erhielt<br />

er bei Zusammenstellung und<br />

Interpretation Wertungen<br />

von 7,0 und 7,25 (54,43).<br />

Franceze gelang zu „In<br />

this Shirt“ nur ein 2S und<br />

seine Kombinationspirouette<br />

fiel wegen zu weniger<br />

Umdrehungen aus der Wertung<br />

(47,13).<br />

In der untersten Altersklasse<br />

stürzte der Berliner Christian<br />

Franz in seiner Kür zu<br />

„A Concert Six Months<br />

From <strong>No</strong>w“ beim Versuch<br />

eines 3R, den das Preisgericht<br />

abwertete. Schon<br />

beim ersten Rittberger-<br />

Versuch war deutlich zu<br />

sehen, dass eigentlich mehr<br />

als ein einfacher geplant<br />

15<br />

ISU Erwachsenen Wettbewerb


16<br />

ISU Erwachsenen Wettbewerb<br />

war. Seine 2F und 2A gelangen dagegen sehr<br />

gut und er erhielt Bewertungen bis +3. Komponenten<br />

bis 7,25 brachten den verdienten<br />

Sieg und 65,22 Punkte. Der Spanier Javier Barral<br />

Cepeda zeigte zu „Experience“ von Ludovico<br />

Einaudi A, S, F, stürzte aber bei seiner 2T-2T-<br />

Kombination und fiel aus der <strong>Pirouette</strong>. Er erhielt<br />

auch deutlich geringere Programmkomponenten<br />

(55,50). Dritter im Bunde war der<br />

Schwede Marcin Zamojski. Er verzichtete zu<br />

„Young and Beautiful“ von Lana del Rey und „A<br />

Little Party Will Never Kill“ von Fergie auf Doppelsprünge<br />

und war deutlich abgeschlagen<br />

(38,11). Der Artistikwettbewerb dieser Altersklasse<br />

war eine rein schwedische Angelegenheit.<br />

Zamojski präsentierte zu Lady Gagas<br />

„Shallow“ eine gute Darbietung und konnte<br />

sich mit 24,26 Punkten hauchdünn gegen Daniel<br />

Marklund aus Malmö durchsetzen (24,08).<br />

Fischer mit dreimal Gold und<br />

einmal Silber<br />

In der Altersklasse IV der Goldkategorie siegte<br />

der Münchener Stefan Ullmann (18,75) im Alleingang.<br />

Eine Altersklasse darunter startete<br />

der erfolgreichste Athlet der Veranstaltung. Der<br />

Neusser Theo Fischer holte zweimal Gold im<br />

Einzel, dazu noch Gold und Silber mit Andrea<br />

Lochno. Überhaupt können sich die Leistungssportler/innen<br />

ein Vorbild an den Erwachsenen<br />

nehmen. Sie holten bereits am ersten Wettkampftag<br />

siebenmal Gold und zweimal Silber.<br />

Insgesamt errangen die deutschen Läuferinnen<br />

und Läufer 17mal Gold, 16mal Silber und fünfmal<br />

Bronze. Damit waren sie die erfolgreichste<br />

Nation, dicht gefolgt von den USA mit 15mal<br />

Gold, 11mal Silber und dreimal Bronze. Die<br />

Schweiz kam auf dreimal Gold und je zweimal<br />

Theo Fischer<br />

Fotos:Luca Tonegutti<br />

Silber und Bronze und die österreichischen Starterinnen<br />

auf einmal Bronze.<br />

Aber genug der Statistik und zurück zum Wettbewerb:<br />

Fischer stürzte in seiner Kür zu „Je suis<br />

malade“ von Lara Fabian beim Axel, aber sonst<br />

machte er nur wenige Fehler. Für seine Schrittsequenz<br />

erhielt er Level 2 (43,20). Sein amerikanischer<br />

Konkurrent Roland Jarquiro unterdrehte<br />

seinen Axel, der daher nicht in die Wertung kam,<br />

ebenso wie seine Sitzpirouette, die nicht tief genug<br />

war (41,50). Im Artistik-Programm zu Helene<br />

Fischers „Merci Cherie“ (das Original stammte<br />

natürlich von Udo Jürgens) zeigte er eine äußerst<br />

gefühlvolle Interpretation (21,75) und<br />

setzte sich knapp vor Jarquiro durch (20,32).<br />

Amerikanerin mit höchster Wertung<br />

Fast peinlich war die Goldmedaille der für Berlin<br />

startenden Griechin Sara Aikaterini Terzopoulou<br />

Kazi in der Kategorie Masters Elite, Alterskategorie<br />

I. Sie versuchte in der Kür zu „Dawn of<br />

Faith“ keinen einzigen Doppelsprung und ihr<br />

unterdrehter Axel, ihr Lutz und ihre Standpirouette<br />

fielen aus der Wertung. Damit kam sie nur<br />

auf einen Basiswert von 4,40 Punkten. Da haben<br />

viele Bronze-Damen mehr erhalten. Insgesamt<br />

kam sie auf wohlwollende 39,42 Punkte.<br />

Im Gegensatz dazu stand die Alterskategorie II.<br />

Die Amerikanerin Stephanie Roth, 10. bei der<br />

Winter-Universiade 2007, stürzte zwar beim<br />

Versuch des 3T und des 2A, aber sie hatte einen<br />

guten 2A, eine Sequenz 2R-1Eu-2S und drei<br />

weitere Doppelsprünge im Programm. Zu „Avengers“<br />

von den Piano Guys erhielt sie für ihre<br />

beiden Kombinationspirouetten Level 4, für ihre<br />

dritte <strong>Pirouette</strong> und die Schrittfolge Level 3. Mit<br />

79,54 Punkten wurde sie mit der höchsten Wertung<br />

der diesjährigen Veranstaltung belohnt.<br />

In der Altersklasse III startete Jana Pribylova in<br />

diesem Jahr für ihr Heimatland Tschechien,<br />

nachdem sie in den vergangenen Jahren noch<br />

für Spanien angetreten war. In ihrer Kür zu<br />

„Rhapsodie zu einem Thema von Paganini“ zeigte<br />

sie die Sequenz 2T-1Eu-1F sowie einen zweiten<br />

2T und erhielt für ihre Kombinationspirouette<br />

Level 4 (64,12). Die Schweizerin Magdalena<br />

Huber-Kredl musste sich zu „Les Miserables“<br />

mühsam wieder zurück in ihre <strong>Pirouette</strong> finden,<br />

aber es half nichts, diese kam nicht in die Wertung.<br />

Trotz vier Doppelsprüngen (zweimal F, S,<br />

T) reichte es nur zum zweiten Platz (60,44).<br />

Im Artistik-Wettbewerb blieb es bei der Reihenfolge.<br />

Die Tschechin konnte im „Concerto de<br />

Espana“ von Benise mit ihrem eleganten Laufstil<br />

und ihrer Balletterfahrung punkten (32,34). Huber-Kredl<br />

erhielt zu „Hallelujah“ von Jeff Buckley<br />

weniger Wertungen über 7,0 (30,17). Die Altersklasse<br />

IV bestritt die Amerikanerin Natalie Shaby<br />

im Alleingang. Ihre Kür zu „Gravity“ von Sara<br />

Bareiles enthielt die Sequenz 2L-1R-1R und vier<br />

weitere Doppelsprünge (66,04). In ihrem Artistik-<br />

Programm zu „Tango de Roxanne“ bekam sie<br />

Wertungen zwischen 5,5 und 8,0 (34,41).<br />

Bei den Masters Damen war Kategorie III die<br />

höchste Alterskategorie. In der Kür gelang der<br />

Berlinerin Bettina Keil zu „Suspicion“ von Drehz<br />

Sara Aikaterini Terzopoulu Kazi<br />

ein absolut fehlerfreies Programm mit zwei 2S<br />

und einer Level 3-<strong>Pirouette</strong> (60,02). Klar dahinter<br />

blieb die Amerikanerin Elizabeth McGloughlin,<br />

die keine Doppelsprünge im Programm zu einem<br />

Klavierkonzert von Rachmaninov hatte.<br />

Dazu kamen noch Probleme mit Axel und Flip<br />

und die Sitzpirouette war nicht tief genug<br />

(45,27). Im Artistikbereich waren mehr Läuferinnen<br />

am Start. Bettina Keil zeigt in ihrem rasanten<br />

Elvis-Programm (stilecht mit schwarzer Perücke)<br />

wieder gute Schritte und <strong>Pirouette</strong>n<br />

(29,58). McGloughlin blieb mit „Safe and Sound“<br />

von Taylor Swift (aus „The Hunger Games“)<br />

knapp hinter Keils Programmkomponenten<br />

(27,51). Wiederum knapp dahinter blieb die Slowenin<br />

Mateja Avbreht mit „Love is found“ von<br />

Sade (25,57). Ziemlich überfordert mit dieser Kategorie<br />

war die sehr schwerhörige Britin Edwina<br />

Lewis, deren Musik, in diesem Fall die „West Side<br />

Story“, immer besonders laut gespielt wird. Das<br />

Preisgericht konnte ihr in den Komponenten<br />

nicht mehr als 4,0 Punkte geben (17,75).<br />

In der Alterskategorie II zeigte die Kanadierin<br />

Natasha Sopel in der Kür zu „Once Upon the<br />

Time in the West“ vier Doppelsprünge (T, R,<br />

zweimal S). Nur eine -1 trübte das fehlerfreie<br />

Ergebnis (66,61). Die Finnin Hanna Hykkra hatte<br />

zwar sieben Doppelsprünge im Programm, inklusive<br />

2L-2T, 1A-1Eu-2S und 2S-1A, aber sie<br />

hatte Probleme mit ihren <strong>Pirouette</strong>n (59,99). Die<br />

Konstanzerin Ilona Kraus landete zu „Sway“ einige<br />

ihrer Doppelsprünge nicht rückwärts, dazu<br />

stürzte sie beim 2T und beim 2S ihrer Kombination<br />

(52,57).<br />

In der untersten Altersklasse zeigte die Amerikanerin<br />

Abigail Graefe in der Kür zu „I Want<br />

More“ von Kaleo ein fehlerfreies Programm. Sie<br />

zeigte vier Doppelsprünge, darunter 2S-1Eu-2S.<br />

Außerdem erhielt sie gute Levels für ihre <strong>Pirouette</strong>n<br />

und Komponenten bis 7,75 (76,26). Die<br />

Berlinerin Vivian Mai riskierte in ihrem Programm<br />

zu „Arsonist‘s Lullaby“ von Hozier vier<br />

Doppelsprünge. Aber ihre Komponenten lagen<br />

klar unter denen der Amerikanerin (64,91). Die<br />

Britin Franki Wilson lief zu „Birds Set Free“ von


Sia. Sie hatte sogar sieben Doppelsprünge in<br />

Programm, patzte jedoch beim 2F (61,52). Deborah<br />

Crochard aus Frankreich hatte sich auf<br />

den Doppelsalchow konzentriert und ihn gleich<br />

viermal im Programm, aber nur zwei kamen in<br />

die Wertung (45,36). In der Artistik bot die Britin<br />

Chantelle A Court zu „You Raise me Up“ von<br />

Celtic Women gute <strong>Pirouette</strong>n (31,33). Vivian<br />

Mai war zu „Wake me up before you go-go“<br />

von Wham flott unterwegs und blieb knapp<br />

hinter der Britin (30,75).<br />

Siege für Polen und Deutschland im<br />

Intermediate Paarlauf<br />

Im Intermediate Paarlauf zeigten die Polen Monika<br />

Breitkopf/Krzystof Sadowski zu „Vom Winde<br />

verweht“ ihre einfüßige Hebung mit<br />

Level 2. Der Wurfaxel war jedoch<br />

unterdreht, dafür zeigten sie<br />

die beste Todesspirale<br />

(53,88). Die Neusserin<br />

Andrea Lochno, die bereits<br />

in Gold III einmal Gold und einmal Silber geholt<br />

hatte, und ihr Partner Theo Fischer liefen zu<br />

„Maybe I, Maybe You“ insgesamt etwas unsauber<br />

(50,62). Die Tschechen Vera Hroudova und<br />

Jan Lukes hatten als einziges der drei Paare zu<br />

„Raindrops Keep Fallin‘ on My Head“ von B. J.<br />

Thomas keine Todesspirale, sondern einen Pivot<br />

(41,97). In der Artistik zeigten die Deutschen zu<br />

„Perfect“ von Ed Sheeran ein saubereres Programm<br />

und konnten sich mit 24,33 Punkten<br />

knapp gegen das polnische Paar durchsetzen,<br />

die „Vinegar & Salt“ von Hooverphonic als Musik<br />

gewählt hatte (24,17). Das tschechische<br />

Team mit „El Condor Pasa“ von Simon & Garfunkel<br />

war etwas schwächer (21,00). Im Artistikwettbewerb<br />

der Adults zeigten die Kanadier<br />

Anne Rousseau und Sylvain Gagnon ein fröhliches<br />

Programm zu „Hello Dolly“. Ihr Haar hatte<br />

sich vor Beginn in ihrem Kleid verfangen und<br />

musste erst einmal entwirrt werden. Sie präsentierten<br />

einen guten Sprungwurf und er wackelte<br />

beim Pivot (17,00). Heidi Zieger und Hans-Peter<br />

Holler hatten sogar zwei Sprungwürfe im Programm<br />

zu Musik aus dem Film „Dans la maison“.<br />

Der Höhepunkt war eine Hebung, bei<br />

der Zieger kopfunter hing, und der<br />

umgedrehte Pivot, bei dem sie ihn<br />

drehte (15,15).<br />

Kein Meisterpaar<br />

im Kürtanz<br />

Im Eistanz konnten die<br />

Paare im Pflicht- und<br />

Rhythmustanz und in der<br />

Kür antreten. Im Rhythmustanz<br />

der Masters-Kategorie<br />

liefen die Pokornys aus<br />

Tschechien zu „Come Together“<br />

und<br />

„Malaguena“.<br />

Für ihre erste<br />

Pflichtsequenz<br />

wurden<br />

zwei Schlüsselelemente<br />

anerkannt,<br />

für die<br />

zweiten<br />

Heidi Ziege und<br />

Hans-Peter Holler<br />

keiner. Für die Twizzles bekam sie Level 1 und<br />

er nur den Basislevel. Ein paar kleinere Fehler<br />

hatten sich eingeschlichen, aber sie erhielten<br />

hohe Komponenten (36,57). Das französische<br />

Paar Tiffany Perrocheau und Ronan Grippay erhielt<br />

zu „Give me Some“ und „Lose Yourself“<br />

nur ein Schlüsselelement, hatte aber gute andere<br />

Elemente. Allerdings fehlt ihnen noch etwas<br />

Harmonie (28,19).<br />

Im Adult-Wettbewerb wurden dem japanischen<br />

Paar für den ersten Teil ihre Blues-Pflichtteils<br />

„Don‘t you Feel my Leg“ zwei Schlüsselelemente<br />

anerkannt, für die zweite Runde gab es keine<br />

Levels (27,73). Die Bonacs aus Slowenien hatten<br />

zu „Ain‘t no Sunshine“ und „Sexbomb“ in den<br />

letzten Jahren abgebaut und liefen sehr unsauber<br />

(16,21). In den Küren ging es<br />

nur hoch bis zu Goldkategorie.<br />

Das amerikanische Paar Ana Duarte/Sergei<br />

Pospelov zeigten einen guten Tango zu „Building<br />

the Bullet“ und „Libertango“ mit leichten<br />

Unsicherheiten in den Twizzles und einer zu<br />

langen Hebung (61,11). Sonia Göller und Paul<br />

Demmelhuber aus München hatten ein paar<br />

Probleme in ihrem Kürtanz zu „You Are the<br />

Reason“. Er stürzte bei den Twizzles und er<br />

bekam ihren Schlittschuh<br />

bei der Hebung nicht<br />

zu fassen (45,33).<br />

Sieg für Berliner Team<br />

Den Abschluss bildete wie immer der Synchron-<br />

Wettbewerb. Fünf Teams traten an. In der neuen<br />

Masters-Kategorie startete das tschechische<br />

Team „Goldies“ im Alleingang. Sie waren eine<br />

Klasse besser als die anderen Teams. Zu ihrem<br />

„Rock you“-Programm präsentierten sie ein hohes<br />

Tempo und gute Elemente. Nur beim <strong>No</strong><br />

hold-Element und beim pivotierten Block gab es<br />

minimale Abzüge. Alles andere wurde mit +1<br />

bis +3 bewertet (59,05).<br />

In der Adultkategorie zeigte das Team Berlin<br />

Adult zu „Hello“ von Martin Solveig und Dragonette<br />

ein unterhaltsames Tennisspiel. Sie erhielten<br />

nur eine -1, sonst Wertungen von 0 bis<br />

+3, dazu kam noch ein Level 4 für ihr Rad. Die<br />

Programmkomponenten waren zwar nicht die<br />

höchsten, aber es reichte klar zum Sieg (40,57).<br />

Höhere Komponenten erhielt die finnische<br />

Mannschaft Antique. Eine Läuferin stürzte zu<br />

„Drei Engel für Charlie“ bei den Kreuzungen und<br />

sie erhielten dafür keine Features (36,92).<br />

Knapp dahinter blieben die Iceliners aus der<br />

Schweiz. Sie verbreiteten mit ihrem Italien-<br />

Medley ein wahres Urlaubsfeeling. Sie zeigten<br />

schöne Kreuzungen, hatten aber leichte Probleme<br />

mit dem wandernden Kreis (36,43). Knapp<br />

einen Punkt dahinter platzierten sich ihre<br />

Landsleute, die „Starlight Diamonds“. Auch bei<br />

ihnen verhinderte ein Sturz bei den Kreuzungen<br />

mehr Punkte (35,57).<br />

•••<br />

Team Berlin Adult<br />

17<br />

ISU Erwachsenen Wettbewerb


18<br />

Junitraining in Oberstdorf<br />

Sommertraining<br />

Junitraining im<br />

Center of Excellence<br />

In Oberstdorf zu Besuch: Klaus-Reinhold Kany,<br />

Mitarbeit: Tatjana Flade<br />

In Oberstdorf war den ganzen Frühsommer<br />

viel Betrieb, auch wenn in diesem<br />

Jahr dort kein IceDome stattfand. In der<br />

ersten Junihälfte kamen wegen der zweiwöchigen<br />

bayerischen Pfingstferien besonders<br />

viele Läufer/innen aus ganz Bayern,<br />

denn die meisten anderen Eishallen<br />

in Bayern sind im Juni geschlossen. Nach<br />

den Pfingstferien war wieder mehr Zeit<br />

für die Kaderläufer. Die kleine Halle 2 war<br />

schon etwas länger geschlossen, weil<br />

dort Kühlrohre repariert werden mussten,<br />

aber die Hallen 1 und 3 waren gut belegt.<br />

Ex-Bundestrainer Martin Skotnicky, jetzt<br />

im Ruhestand, kam nur zum Interview<br />

fast schüchtern in die Eishalle, bzw. in<br />

den Trainerraum (siehe Seite 4).<br />

Jennifer Janse van Rensburg<br />

und Benjamin Steffan<br />

Lara Luft und Maximilian Pfisterer<br />

Im <strong>Juli</strong> sind wieder mehrere ISU-Lehrgänge sowie<br />

DEU-Aktivitäten wie Sichtungslaufen geplant.<br />

Stützpunktleiter Daniel Wende ist Hauptorganisator<br />

und insbesondere für alles zuständig,<br />

was die ISU im Rahmen des Centers of Excellence<br />

betrifft, auch die Suche nach bezahlbaren<br />

Hotelzimmern, was in Oberstdorf nicht leicht ist.<br />

Diesen ehrenvollen Status hat die ISU für<br />

Oberstdorf nach der ersten Phase nun um vier<br />

Jahre verlängert, was ein hohes Prestige bedeutet.<br />

Vom 11. bis 18. <strong>Juli</strong> findet ein Bundeskaderlehrgang<br />

statt, dann ein zweiteiliger und zweiwöchiger<br />

ISU-Paarlauflehrgang, auch mit den<br />

deutschen Duos, unter anderem mit den Trainern<br />

Vanessa James, Ondrej Hotarek, Rostislav Sinicyn,<br />

Bruno Massot und Robin Szolkowy (dieses<br />

Jahr nicht mit Meagan Duhamel, weil sie<br />

schwanger ist) und mit Überprüfung durch ISU-<br />

Preisrichter wie Kerstin Kimminus am Ende.<br />

Jahre alten ungarischen Komponisten Balazs Havasi<br />

wieder mit der ukrainischen Choreografin<br />

Mariia Tumanovska-Chaiika einstudiert, die<br />

schon seit vielen Jahren im Sommer nach<br />

Oberstdorf kommt und mit Trainer Sinicyn zusammenarbeitet.<br />

Wegen des Krieges zog sie nun<br />

zumindest vorläufig ganz nach Oberstdorf.<br />

Der neue Rhythmustanz war dagegen erst im<br />

Anfangsstadium, lateinamerikanische Musik mit<br />

Tango könnte ihnen liegen. Am 14. <strong>Juli</strong> planten<br />

sie, wie im Vorjahr zu Igor Shpilband in den USA<br />

zu fliegen, um wieder mit ihm zu arbeiten, wenn<br />

auch kürzer als im Vorjahr. Erster Wettbewerb<br />

soll voraussichtlich die Nebelhorn Trophy werden,<br />

dann vielleicht Grand Prix und/oder weitere<br />

Challenger-Wettbewerbe. Hauptziele sind eine<br />

Verteidigung des Deutschen Meistertitels und<br />

erfolgreiche erste Teilnahmen an EM und WM.<br />

Darya Grimm und Michail Savitskiy mit ihrem<br />

Titelbild auf der <strong>Pirouette</strong> Mai/Juni <strong>2022</strong>.<br />

Fotos: Tatjana Flade<br />

Eistanzpaare im Intensivtraining<br />

Der Bundesstützpunkt der DEU steht auch innerhalb<br />

Deutschlands mit 23 Kaderläufern sehr gut<br />

da. Dazu tragen die Eistänzer von Rostislav Sinicyn<br />

mit zehn Kaderläufern erheblich bei. Die aktuellen<br />

Deutschen Meister Jennifer Janse von<br />

Rensburg und Benjamin Steffan wollen auf jeden<br />

Fall noch bis zu den Olympischen Spielen<br />

2026 weiterlaufen und natürlich dort teilnehmen.<br />

Die neue Kür war beim Besuch der <strong>Pirouette</strong><br />

am 20. und 21. Juni in der Rohfassung schon<br />

fertig und stellt einen kompletten Kontrast zu<br />

den Programmen früherer Jahre dar, Janse sagte,<br />

sie seien von der Idee begeistert gewesen. Sie<br />

haben sie zu dem etwas mystischen und anspruchsvollen<br />

Prélude (Age of Heroes) des 46<br />

Das zweite Meisterpaar Lara Luft und Maximilian<br />

Pfisterer war etwas traurig, dass ihr geplanter<br />

Saisonhöhepunkt, die Universiade, im Winter zum<br />

zweiten Mal abgesagt wurde. Sie hoffen, dass die<br />

Altersgrenze erhöht wird, um dann dort endlich<br />

starten zu können, denn sonst ist Pfisterer in der<br />

beginnenden Saison schon zu alt für diesen<br />

Wettbewerb. Im April war Bundeswehr angesagt.<br />

Ihr Rhythmustanz soll aus der Samba „Complicado“,<br />

der Rumba „Lo so che finira“ und dem Chachacha<br />

„Let’s Get Loud“ von Jennifer Lopez bestehen.<br />

Die französische Kürmusik („etwas Seltenes“)<br />

wollten sie noch nicht verraten. Sie bleiben<br />

den ganzen Sommer in Oberstdorf und planen ihr<br />

Saisondebüt eventuell ebenfalls bei der Nebelhorn<br />

Trophy. Ihr wichtigstes Saisonziel ist, den<br />

Status im Perspektivkader beizubehalten.


Ivan Shmuratko, Kristina Isaev und Kai Jagoda (von links)<br />

Ruben Blommaert und Alisa Efimova<br />

Die erfolgreichen Junioren Darya Grimm und<br />

Michail Savitskiy waren bei einem Lehrgang außerhalb<br />

des Eises, dem ISU-Tanzlehrgang im<br />

Mai und hatten den groben Aufbau ihrer Programme<br />

fertiggestellt. Ihren Rhythmustanz laufen<br />

sie zu einer Milonga, einem langsamen und<br />

einem schnellen Tango. Die Kür ist zu einer teilweise<br />

modernen, teilweise zur klassischen Version<br />

von Tschaikowskys Nussknackersuite geplant.<br />

Sie hoben hervor, welchen Vorteil es hat, dass<br />

Choreografin Tumanovska jetzt ganz in Oberstdorf<br />

ist. Grimm schließt die 9. Klasse der Schule<br />

ab, Savitskiy studiert Informatik, meist online.<br />

Bei der Sichtung Ende <strong>Juli</strong> können sie entscheiden,<br />

bei welchen zwei Junioren Grand Prix sie<br />

laufen wollen. Deutschland hat dank ihres fünften<br />

Rangs bei der Junioren-WM 14 Startplätze<br />

(aber keine sieben Tanzpaare). Auf dem Eis und<br />

in Oberstdorf war mit Trainerin Tumanovska<br />

auch das zweitbeste ukrainische Tanzpaar Mariia<br />

Holubtsova und Kyryl Bielobrov, das bei der<br />

EM <strong>2022</strong> Rang 17 belegt hatte.<br />

Schott mit Long Covid<br />

Nicole Schott hatte kein ruhiges Frühjahr, denn<br />

nach einer Corona-Infektion entwickelte sie Long<br />

Covid-Symptome und musste wieder einmal pausieren.<br />

Auch bei unserem Besuch konnte sie nur<br />

kurz trainieren und noch keine Programme<br />

durchlaufen, obwohl die Tests längst wieder negativ<br />

waren. Am Bundeswehrlehrgang konnte sie<br />

daher nur schriftlich teilnehmen und keinen<br />

Sport machen. Zwar ging es Woche für Woche<br />

etwas besser, es war aber noch völlig offen, wann<br />

sie wieder fit ist, denn sie hatte auch Muskulatur<br />

abgebaut. Trotzdem hatte sie mit Andrea Vaturi<br />

und Carolina Kostner schon neue Programme<br />

aufgebaut. Daher wird sie die Saison im September<br />

noch nicht beginnen können. Ein bisschen<br />

sarkastisch meinte sie, immerhin sei die Krankheit<br />

„zu einem günstigen Zeitpunkt gekommen“,<br />

nämlich nach und nicht während der Saison. In<br />

der Zwangspause habe sie erst richtig gemerkt,<br />

wie sehr sie ihren Sport liebe, weil sie ganz ungeduldig<br />

wurde, bis sie wieder aufs Eis durfte.<br />

Die Ex-Mannheimerin Kristina Isaev machte einen<br />

Übungsleiterlehrgang, war im April bei der<br />

Bundeswehr und seit Mitte Mai wieder auf dem<br />

Eis. Sie sagte: „Da war viel Sport dabei, daher<br />

bin ich jetzt schon gut in Form. Die Choreografie<br />

meiner Programme ist fertig. Das Kurzprogramm<br />

habe ich mit Herrn Huth gemacht und<br />

laufe zu „Palladio“.“ Dies ist ein bekanntes und<br />

oft gehörtes Stück von Karl Jenkins. „Die neue<br />

Kür ist zu spanischer Musik, die mag ich gerne,<br />

weil ich sie gut fühlen kann.“ Erster Wettbewerb<br />

soll die Nebelhorn Trophy „hier zu Hause“<br />

werden, und ihre Saisonziele sind hoch: „Vor<br />

zwei Jahren war ich Dritte bei den Deutschen<br />

Meisterschaften und letzte Saison Zweite. Es<br />

soll weiter aufwärts gehen, daher möchte ich in<br />

dieser Saison Erste werden. Einmal (bei den Bavarian<br />

Open) habe ich Nicole schon geschlagen,<br />

das will ich wieder tun. Dafür muss ich stabile<br />

Programme laufen. Das ist mein Ziel.“<br />

Efimova/Blommaert heiß auf Eis<br />

Alina Efimova und Ruben Blommaert freuten<br />

sich, dass die in Finnland geborene Efimova<br />

endlich von Russland freigegeben war, für das<br />

die 23-Jährige bis Anfang 2020 gelaufen war.<br />

Daher wollen sie jetzt durchstarten. Seit <strong>No</strong>vember<br />

2020 ist Efimova in Oberstdorf gemeldet<br />

und hat inzwischen mit einem von der<br />

Sporthilfe bezahlten Lehrer Deutsch gelernt. Bei<br />

der Nebelhorn Trophy wollen sie mit einem<br />

Wow-Effekt glänzen und hoffen, dann vielleicht<br />

noch zu Grand Prix nachzurücken, denn bis jetzt<br />

haben sie natürlich noch keine Weltranglistenpunkte.<br />

Das bei den Deutschen Meisterschaften<br />

gezeigte KP zur Musik „W.R.“ wollen sie mit den<br />

jetzt vorgeschriebenen Elementen beibehalten.<br />

Die neue Kür von der britischen Rockband Dire<br />

Straits haben sie nach kurzer Beratung durch<br />

Alexander König mit Eistänzer Benjamin Steffan<br />

einstudiert. Blommaert sagte: „In diesem Jahr<br />

ist viel möglich und wir wollen von Anfang an<br />

gut einsteigen und vorne mitmischen.“ Ihr<br />

Haupttrainer Florian Just arbeitete außerdem<br />

mit dem zweiten Oberstdorfer Kunstlaufpaar<br />

Aliyah Ackermann und Tobija Harms.<br />

Kai Jagoda war gerade aus seiner Heimatstadt<br />

Berlin zurück an seinem jetzigen Trainingsort<br />

Die <strong>Pirouette</strong> auf Facebook<br />

Oberstdorf und wirkte sehr motiviert. Nach dem<br />

Einlaufen neuer Schlittschuhe wollte der<br />

22-Jährige eineinhalb Wochen im Allgäu trainieren,<br />

bevor es mit Haupttrainer Michael Huth<br />

zum IceDome in den Tiroler Ort Telfs ging. Carolina<br />

Kostner und Andrea Vaturi haben sein KP<br />

zu Musik von Philip Glass choreografiert, die<br />

Musik der Kür stand noch nicht fest. Er freute<br />

sich, dass er verletzungsfrei war, und sagte, inzwischen<br />

sei er so richtig in Oberstdorf angekommen,<br />

denn das Trainingsumfeld sei hier<br />

besser als in Berlin. Hier trainiere man zielgerichteter,<br />

alle Läufer verstehen sich gut und<br />

unterstützen sich gegenseitig, weil sie alle erfolgreich<br />

sein wollen. Dazu habe auch Bundestrainer<br />

Robert Dierking wesentlich beigetragen.<br />

Auch Jagoda plant die Nebelhorn Trophy als<br />

ersten Saisonwettbewerb. Sein wichtigste Saisonziel<br />

ist die Teilnahme an EM und WM, hier<br />

müsste er im Herbst mehr Punkte sammeln als<br />

Nikita Starostin, denn es gibt nur einen Startplatz.<br />

Der Schweizer Huth-Schüler Lukas<br />

Britschgi weilte bei unserem Besuch ein paar<br />

Tage in seiner Heimatstadt Schaffhausen. Aber<br />

Trainer Huth bestätigte wie Jagoda, er wolle<br />

auf jeden Fall weiterlaufen.<br />

Marina Kielmann<br />

Kielmann als Mentaltrainerin<br />

Als Trainerin auf dem Eis in Oberstdorf war<br />

bei unserem Besuch auch Marina Kielmann.<br />

Bis die Hallen im März 2020 wegen Corona<br />

geschlossen wurden, war sie als freiberufliche<br />

Trainerin in ganz Deutschland unterwegs,<br />

vor allem bei kleinen Vereinen, die wenig Erfahrung<br />

mit Leistungssport haben. Aber wegen<br />

der monatelang geschlossenen Hallen<br />

stand sie plötzlich vor dem Nichts und nutzte<br />

die unfreiwillige Pause, um sich ein zweites<br />

Standbein aufzubauen: Bei der Deutschen<br />

Mentaltrainierakademie in Leipzig machte sie<br />

eine Weiterbildung mit dem Ziel, als Mentaltrainerin<br />

für Spitzensportler akkreditiert zu<br />

werden. Mit ihrer Hilfe, so ist sie sicher,<br />

könnten Läufer/innen wesentlich erfolgreicher<br />

sein als bisher, wenn sie die Konzentration<br />

zur richtigen Zeit auf das Wesentliche<br />

schult und das Umfeld verbessert (zum Beispiel<br />

durch Beachten von Pünktlichkeit). Ein<br />

Mentaltrainer sollte immer mit dem Techniktrainer<br />

zusammenarbeiten, eventuell auch<br />

mit Videocall. Sie will das Verhältnis zwischen<br />

Trainer und Läufer verbessern und Vereine<br />

wie Verbände unterstützen. •••<br />

19<br />

Junitraining in Oberstdorf<br />

Sommertraining


20<br />

Neues aus der Ukraine<br />

»Wir verzweifeln<br />

Ukrainische Eisläufer<br />

kämpfen um ihre Karriere<br />

Die ukrainischen Eiskunstläufer<br />

Oleksandra Nazarova/Maksym Nikitin,<br />

Ivan Shmuratko und Sofiia Holichenko/Artem<br />

Darenskiy haben mit ihren<br />

Auftritten bei der Weltmeisterschaft<br />

in Montpellier Hunderttausende<br />

in der Halle und an den TV-Bildschirmen<br />

berührt. Seit der WM sind mehr als<br />

drei Monate vergangen, aber der Krieg<br />

dauert immer noch an. Jeden Tag sterben<br />

sinnlos Menschen, Millionen Ukrainer<br />

sind nach wie vor auf der Flucht.<br />

Auch mehr als 100 ukrainische Eiskunstläufer<br />

und –läuferinnen haben<br />

das Land verlassen und sind in ganz Europa<br />

verstreut, unter anderem in<br />

Deutschland, Österreich und der<br />

Schweiz. Die <strong>Pirouette</strong> fragte bei den<br />

Läufern der WM nach, wo sie sind und<br />

wie es ihnen geht.<br />

Die Eistänzer Nazarova/Nikitin waren nach<br />

der WM für einen Monat in Rumänien bei der<br />

Show „Dancing on Ice“ als Choreographen engagiert.<br />

Danach gingen sie nach Wien und unterstützten<br />

ihre Trainerin Galina Churilova mit<br />

dem Aufbau neuer Programme ukrainischer Juniorenduos.<br />

Im Mai fuhren sie nach Japan zur<br />

Show Fantasy on Ice, in der sie an der Seite von<br />

Stars wie Yuzuru Hanyu auftraten. Bei dieser<br />

Tournee erfuhren sie sehr viel Unterstützung.<br />

„Wir sahen sehr viele Leute mit ukrainischen<br />

Fahnen, bei jeder Show wurden es mehr. Viele<br />

schrieben uns auf Instagram“, erzählte Nikitin.<br />

„Sogar wenn wir in Einkaufzentren waren, hörten<br />

wir oft ukrainische Musik, darunter auch die<br />

Lieder, zu denen wir bei der WM gelaufen sind.<br />

Die anderen Läufer (in der Show) boten uns ihre<br />

Hilfe an und fragten, was sie tun können.“ Nazarova/Nikitin<br />

planten ihre Rückkehr nach Europa<br />

für Ende Juni, wussten aber noch nicht, wie<br />

es für sie weitergeht, evtl. in die Niederlande.<br />

Ihr Teamkamerad Ivan Shmuratko ist unterdessen<br />

seit Mai in Oberstdorf und bereitet sich dort<br />

auf die Saison vor. Direkt nach der WM war er in<br />

Frankreich bei dem französischen Paarläufer Denis<br />

Strekalin, einem gebürtigen Ukrainer, kam<br />

dann aber ins Allgäu, weil seine Mutter und sein<br />

Bruder in Bayern Zuflucht fanden. „Ich trainiere<br />

bei Michael Huth und Robert Dierking und bin<br />

sehr froh, hier zu sein,“ so der 20 Jahre alte Student.<br />

Allerdings ist es nicht einfach, den Auslandsaufenthalt<br />

zu finanzieren. Der ukrainische<br />

Verband hat wenige Mittel und das Leben insbesondere<br />

in Oberstdorf ist teuer. Shmuratko ist<br />

nicht alleine dort – die Choreographin und Eistanztrainerin<br />

Maria Tumanovska-Chaika ist mit<br />

ihrem Paar, den EM-Teilnehmern Mariia Holubtsova/Kyryl<br />

Bielobrov, ebenso wie die Einzelläuferin<br />

und Junioren-WM-Starterin Anastasiia Fomchenkova<br />

vor Ort. Stützpunktleiter Daniel Wende<br />

hat weitere Anfragen – das Juniorenpaar Violetta<br />

Sierova/Ivan Khobta und sein Trainer Filip Zalevsky<br />

wollen gerne kommen. „Bei den Sportstätten<br />

geht alles klar, aber es ist fast unmöglich,<br />

eine bezahlbare Unterkunft zu finden“, meinte<br />

Wende. Einige kleinere Läuferinnen kamen u.a. in<br />

Chemnitz, Düsseldorf und Dortmund unter.<br />

Shmuratkos langjährige Trainerin Marina Amirkhanova<br />

ist mit mehreren Schülerinnen in Tallinn<br />

gelandet. „Meine Verwandte und Freunde<br />

sind in Kiew geblieben, meine Tochter lebt Gott<br />

sei Dank in England,“ sagte sie. „In Kiew ist es<br />

nicht«<br />

Ivan Shmuratko beim Training in Oberstdorf<br />

Foto: Flade<br />

mehr oder weniger ruhig, aber wir wissen alle,<br />

dass der Krieg nicht vorbei ist und wir erwarten,<br />

dass Russland wieder versuchen wird, Kiew einzunehmen.<br />

Sogar hier in Estland bin ich beunruhigt,<br />

denn die Grenze zu Russland ist zu nah.<br />

Ich habe Angst, dass Russland versuchen wird,<br />

die baltischen Staaten und Osteuropa anzugreifen.<br />

Für mich ist es schwer, mit 62 Jahren wieder<br />

von Null anzufangen“, schloss die Trainerin.<br />

Auch für die Jüngeren ist es nicht leicht, im<br />

Ausland zu leben, während der Krieg weitergeht.<br />

„Wir Ukrainer müssen alles dafür tun, um<br />

so schnell wie möglich zu siegen“, sagte Shmuratko.<br />

„Was ich am besten kann, ist Eislaufen,<br />

das ist mein Beruf. Für uns Ukrainer ist es<br />

wichtig, an Wettbewerben teilzunehmen und<br />

die Ukraine auf der internationalen Bühne präsent<br />

zu halten, unsere Fahne auf dem Podium<br />

zu hissen. Manchmal fühle ich mich schuldig,<br />

weil ich in Sicherheit bin, während dort drüben<br />

Menschen sterben. Manchmal ist es sehr hart.<br />

Mir hilft es, mit Leuten darüber zu sprechen<br />

und ich höre viel ukrainische Musik, damit ich<br />

mich zu Hause fühle. Eines meiner Programme<br />

ist ein Tribut an meine Heimat,“ fuhr er fort.<br />

Die Kür hat er mit Adam Solya aufgebaut, sein<br />

KP zu ukrainischer Musik mit seinem ukrainischen<br />

Choreographen Oleksii Oliinyk via Internet.<br />

Shmuratko hat Familienmitglieder und<br />

Freunde in der Ukraine, darunter seinen Vater,<br />

der zu Hause in Kiew geblieben ist.<br />

Sofiia Holichenko und<br />

Artem Darenskyi und Trainerin<br />

Lilia Batutina sind wieder in<br />

der Ukraine<br />

Foto: privat<br />

Nazarova/Nikitin bei der Show in Japan<br />

Foto: privat<br />

Mariia Holubtsova/Kyryl Bielobrov arbeiten mit<br />

Trainerin Maria Tumanovska-Chaika in Oberstdorf.<br />

Foto: Flade


21<br />

Trotz der andauernden Kämpfe sind die Paarläufer<br />

Sofiia Holichenko/Artem Darenskyi und ihre<br />

Trainerin Lilia Batutina Ende Mai in ihre Heimatstadt<br />

Dnipro zurückgekehrt, nachdem sie einige<br />

Zeit im polnischen Torun waren. „Unser Landkreis<br />

ist nah an der Front. Einige Regionen sind ständig<br />

unter Feuer und wir haben oft Luftalarm in<br />

der Stadt. Vor kurzem schlug eine Rakete in einem<br />

Vorort ein,“ schrieb Darenskiy der „<strong>Pirouette</strong>“.<br />

„Das Training hilft uns dabei, uns von negativen<br />

Gedanken abzulenken. Einfach nur herumzusitzen,<br />

nichts zu tun und nicht zu wissen, was als<br />

nächstes kommt, ist nicht der beste Weg.“ Die<br />

Familie, Freunde und der Club unterstützen das<br />

Paar. „Wir haben große Pläne für die kommende<br />

Saison. Wir werden weiter trainieren und unser<br />

Land vertreten,“ kündigte der Paarläufer an.<br />

Der ukrainische Verband versucht, den Überblick<br />

zu behalten, wer wo ist. Ein privater Verein<br />

hat eine Spendenaktion gestartet, um zu<br />

helfen. In Odessa ist noch eine kleine Eisfläche<br />

in Betrieb, in der Hauptstadt Kiew sind es zwei<br />

– aber eine hat ebenfalls keine Standardgröße<br />

und ist unter einem Zeltdach und die zweite<br />

dient zum Teil als Kühlhaus für Lebensmittelhilfe.<br />

Die drei Eishallen in Kharkiv im Osten des<br />

Landes wurden zerstört. Der Verband weiß<br />

nicht, was mit der erst vor kurzem eröffneten<br />

Halle in Melitopol und der Halle in Mariupol<br />

passiert ist, aber sie existieren wahrscheinlich<br />

nicht mehr, wie die Verbandsfunktionärin Anastasiia<br />

Makarova mitteilte.<br />

„Leider sind die Nachrichten aus der Ukraine<br />

nicht besonders gut“, sagte Nikitin. „In Kharkiv<br />

gibt es keine Eishallen mehr und selbst wenn der<br />

Krieg morgen aufhören würde, könnten unsere<br />

Läufer nicht mehr in ihrer geliebten Heimatstadt<br />

trainieren. Aber wir sind nicht entmutigt, wir<br />

wissen, dass die Ukraine gewinnen wird. Wir<br />

werden alle zusammen gewinnen und nach<br />

Hause zurückkehren, alles wieder aufbauen und<br />

dort arbeiten. Auch wenn es sehr, sehr schwierig<br />

ist, die Nachrichten zu verfolgen. Wenn wir zu<br />

Hause anrufen, ist unsere erste Frage ‚wie ist die<br />

Lage, gab es Luftangriffe?‘ Obwohl der Krieg<br />

schon so lange dauert, verzweifeln wir nicht,<br />

denn wir wissen, dass das Gute immer das Böse<br />

besiegt. Die Ukraine wird gewinnen und ihre Gebiete<br />

zurückbekommen und kein einziges Opfer,<br />

kein einziges zerstörtes Gebäude wird umsonst<br />

gewesen sein.“<br />

Tatjana Flade<br />

Spendenseite:<br />

https://skateukraine.org/post/<br />

<strong>2022</strong>/direct_help?lang=en<br />

Bundeaskaderliste <strong>2022</strong>/23<br />

Die aktuelle DEU-Kaderliste<br />

64 Läufer und zwei Synchronteams finden sich in der aktuellen<br />

DEU-Kaderliste. im Olympiakader ist niemand, PK bedeutet Perspektivkader<br />

und NK 1 und 2 Nachwuchskader.<br />

Name<br />

Kader Haupttrainingsort Haupttrainer/in<br />

Frauen/Mädchen<br />

Kristina Isaev PK Oberstdorf Huth<br />

Nicole Schott PK Oberstdorf Huth<br />

Aya Hatakawa NK1 Oberstdorf Just<br />

Olesya Ray NK1 Dortmund Gnilozubova<br />

Valentina Andrianova NK2 Moskau Tsareva<br />

Marie Bierwert NK2 Moskau Tsareva<br />

Sophia Edler NK2 Konstanz Edler<br />

Sophie Erhardt NK2 Oberstdorf Just<br />

Anna Gerke NK2 Dortmund Dieck<br />

<strong>Juli</strong>a Grabowski NK2 Essen Pladdies<br />

Frida Herrmann NK2 Berlin Frank<br />

Marielen Hirling NK2 Stuttgart Unger<br />

Jenna Klemm NK2 Dortmund Dieck<br />

Sasha Tandogan NK2 Stuttgart Gläser-Tandogan<br />

Katharina Vialichka NK2 Essen Pladdies<br />

Männer/Jungen<br />

Kai Jagoda PK Oberstdorf Huth<br />

Nikita Starostin PK Antwerpen Solya/Hendrickx<br />

Davide Calderari NK1 Oberstdorf Fajfr<br />

Luca Fünfer NK1 Oberstdorf am 1.7. offen<br />

Hugo Herrmann NK1 Berlin Striegler<br />

Arthur Mai NK1 Berlin Machon<br />

Louis Weissert NK1 Dortmund/Ober Dieck/Dierking<br />

Soner Öztürk NK2 Berlin Hendschke-Raddatz<br />

Leon Rojkov NK2 Berlin Striegler<br />

Richard von Göler NK2 Dortmund Sragowicz<br />

Paarlaufen<br />

Alisa Efimova PK Oberstdorf Just<br />

Ruben Blommaert PK Oberstdorf Just<br />

Minerva Hase PK Berlin am 1.7. offen<br />

<strong>No</strong>lan Seegert PK Berlin am 1.7. offen<br />

Annika Hocke PK Bergamo Hotarek<br />

Name<br />

Kader Haupttrainingsort Haupttrainer/in<br />

Robert Kunkel PK Bergamo Hotarek<br />

Letizia Roscher PK Chemnitz Steuer/Szolkowy<br />

Luis Schuster PK Chemnitz Steuer/Szolkowy<br />

Aliyah Ackermann NK2 Oberstdorf Just<br />

Tobija Harms NK2 Oberstdorf Just<br />

Sofia Krause NK2 Berlin Heritz<br />

Albert Loor NK2 Berlin Heritz<br />

Clara-Sophie Lampe NK2 Mannheim Lindemann<br />

Ilia Trofymov NK2 Mannheim Lindemann<br />

Sonja Löwenherz NK2 Berlin Rex<br />

Robert Löwenherz NK2 Berlin Rex<br />

Josephine Lossius NK2 Berlin Rex<br />

Artem Rotar NK2 Berlin Rex<br />

Eistanzen<br />

Katharina Müller PK Dortmund Schulz<br />

Tim Dieck PK Dortmund am 1.7. offen<br />

Jennifer Janse van Rens. PK Oberstdorf Sinicyn<br />

Benjamin Steffan PK Oberstdorf Sinicyn<br />

Lara Luft PK Oberstdorf Sinicyn<br />

Maximilian Pfisterer PK Oberstdorf Sinicyn<br />

Darya Grimm NK1 Oberstdorf Sinicyn<br />

Michail Savitskiy NK1 Oberstdorf Sinicyn<br />

Max Liebers NK1 Chemnitz Hilpert<br />

Viktoria Lopusova NK1 Helsinki Margaglio<br />

Asaf Kazimov NK1 Helsinki Margaglio<br />

Karla Maria Karl NK1 Berlin Caruso<br />

Kai Hoferichter NK1 Berlin Caruso<br />

Alexia Kruk NK2 Berlin Caruso<br />

Jan Eisenhaber NK2 Berlin Caruso<br />

Finja Maeder NK2 Chemnitz Hilpert<br />

Piero Joel Lopez Moreno NK2 Chemnitz Hilpert<br />

Mia Lee Mayer NK2 Oberstdorf Sinicyn<br />

Tobias Huber NK2 Oberstdorf Sinicyn<br />

Milla Ruud Reitan NK2 Oberstdorf Sinicyn<br />

Nikita Remeshevskiy NK2 Oberstdorf Sinicyn<br />

Synchronlaufen<br />

Team Berlin 1 A Berlin Hofmann<br />

United Angels B Stuttgart Calmbacher


22<br />

Wettbewerbsliste <strong>2022</strong> - 2024<br />

Feststehende Wettbewerbe<br />

der nächsten zwei Jahre<br />

Der Volvo Open Cup in Riga steht im <strong>No</strong>vember und im Januar im ISU-Kalender,<br />

ob er wirklich zweimal abgehalten wird, bleibt abzuwarten. Die Vier-Kontinente-<br />

Meisterschaften wurden ohne Angabe von Gründen von Sydney in Australien nach<br />

Colorado Springs (USA) verlegt. (* ohne Paarlaufen, ** ohne Eistanzen)<br />

<strong>2022</strong><br />

27.07. – 29.07. Lake Placid Ice Dance*,<br />

Upstate New York (USA)<br />

28.07. – 31.07. Glacier Falls Summer in<br />

Anaheim, Kalifornien<br />

(USA)<br />

03.08. – 07.08. Philadelphia Summer** in<br />

Aston, Pennsylvania (USA)<br />

04.08. – 07.08. Quebec Sommermeisterschaften<br />

in Pierrefonds<br />

(Kanada)<br />

10.08. – 14.08. Cranberry International**<br />

in <strong>No</strong>rwood, Massachusetts<br />

(USA)<br />

25.08. – 27.08. Junioren Grand Prix* in<br />

Courchevel (Frankreich)<br />

27.08. – 28.08. Britannia Figure Cup in<br />

Sheffield (Großbritannien)<br />

01.09. – 03.09. Junioren Grand Prix in<br />

Ostrava (Tschechische<br />

Republik)<br />

02.09. – 04.09. SEA (South East Asian)<br />

Open*, ** in Singapur<br />

08.09. – 10.09. Junioren Grand Prix in<br />

Riga (Lettland)<br />

08.09. – 11.09. John Nicks Pairs Challenge<br />

in New York City (USA)<br />

12.09. – 16.09. Challenger: in Lake Placid,<br />

Upstate New York (USA)<br />

15.09. – 18.09. Challenger: Lombardia<br />

Trophy in Bergamo<br />

(Italien)<br />

22.09. – 24.09. Challenger: Nebelhorn<br />

Trophy in Oberstdorf<br />

22.09. – 24.09. ISU Adult Competition in<br />

Ottawa (Kanada)<br />

22.09. – 24.09. Junioren Grand Prix* in<br />

Yerewan (Armenien)<br />

29.09. – 01.10. Junioren Grand Prix in<br />

Grenoble (Frankreich)<br />

29.09. – 01.10. Challenger: Nepela<br />

Memorial* in Bratislava<br />

(Slowakei)<br />

05.10. – 08.10. Junioren Grand Prix in<br />

Danzig (Polen)<br />

05.10. – 09.10. Challenger: Finlandia<br />

Trophy in Espoo<br />

08.10. Japan Open in Saitama<br />

13.10. – 15.10. Junioren Grand Prix* in<br />

Egna (Italien)<br />

13.10. – 16.10. Challenger: Budapest<br />

Trophy<br />

15.10. – 16.10. Tayside Trophy** in<br />

Dundee (Großbritannien)<br />

18.10. – 23.10. Trophée Cote d’Azur in<br />

Nizza (Frankreich)<br />

19.10. – 23.10. Mentor Torun Cup* (Polen)<br />

<strong>2022</strong><br />

21.10. – 23.10. Grand Prix: Skate America<br />

in <strong>No</strong>rwood, Massachusetts<br />

25.10. – 28.10. Autumn Talents Cup in<br />

Brovary (Ukraine)<br />

26.10. – 29.10. Tirnavia Ice Cup*, ** in<br />

Trnava (Slowakei)<br />

26.10. – 29.10. Denis Ten Memorial in<br />

Nur-Sultan (Kasachstan)<br />

26.10. – 30.10. Crystal Skate in Bukarest<br />

(Rumänien)<br />

27.10. – 30.10. Mezzaluna Cup in Mentana<br />

(Italien), nur Tanz<br />

28.10. – 30.10. Grand Prix: Skate Canada<br />

in Mississauga<br />

02.11. – <strong>06</strong>.11. Volvo Open Cup* in Riga<br />

(Lettland)<br />

04.11. – <strong>06</strong>.11. Grand Prix: Internationaux<br />

de France in Angers<br />

08.11. – 13.11. Tallinn Trophy (Estland)<br />

09.11. – 12.11. Challenger: Ice Challenge*<br />

in Graz (Österreich)<br />

10.11. – 13.11. Pavel Roman Memorial in<br />

Olomouc (Tschech. Rep),<br />

nur Tanz<br />

11.11. – 13.11. Grand Prix in ??? (am 3.7.<br />

noch offen)<br />

15.11. – 20.11. Denkova-Staviskij Cup*, **<br />

in Sofia<br />

16.11. – 20.11. Skate Celje*, ** (Slowenien)<br />

16.11. – 20.11. Open d’Andorra in Canillo<br />

17.11. – 20.11. Challenger: Warschau Cup<br />

(Polen)<br />

18.11. – 20.11. Grand Prix: NHK Trophy in<br />

Sapporo (Japan)<br />

24.11. – 27.11. NRW Trophy* in Dortmund<br />

25.11. – 27.11. Grand Prix in ??? (am 3.7.<br />

noch offen)<br />

25.11. – 27.11. Montblanc Trophy** in<br />

Courmayeur (Italien)<br />

28.11. – 04.12. Santa Claus Cup* in Budapest<br />

(Ungarn)<br />

29.11. – 03.12. Bosphorus Cup* in Istanbul<br />

(Türkei)<br />

05.12. – 09.12. Asian Open Trophy in<br />

Hongkong (China)<br />

07.12. – 10.12. Golden Spin in Zagreb<br />

(Kroatien)<br />

08.12. – 11.12. Grand Prix Finale in Turin<br />

(Italien)<br />

08.12. – 11.12. Magic Christmas Cup*, **<br />

in Bukarest (Rumänien)<br />

15.12. – 18.12. Französische Meisterschaften<br />

in Rouen<br />

16.12. – 18.12. Latvia Trophy*, ** in Riga<br />

(Lettland)<br />

2023<br />

04.01. – 08.01. Deutsche Meisterschaften<br />

in Oberstdorf<br />

09.01. – 15.01. Kanadische Meisterschaften<br />

in Oshawa, Ontario<br />

11.01. – 15.01. Edusport Trophy in Bukarest<br />

(Rumänien)<br />

13.01. – 15.01. Universiade* in Lake<br />

Placid, Upstate New York<br />

(USA)<br />

18.01. – 22.01. Skate Helena*, ** in<br />

Belgrad (Serbien)<br />

20.01. – 22.01. Volvo Open Cup* in Riga<br />

(Lettland)<br />

23.01. – 29.01. US-Meisterschaften in San<br />

Jose, Kalifornien<br />

23.01. – 29.01. Europameisterschaften in<br />

Espoo (Finnland)<br />

27.01. – 29.01. Merano Ice Trophy*, **<br />

(Italien)<br />

31.01. – 05.02. Bavarian Open in Oberstdorf<br />

31.01. – 05.02. Sofia Ice Trophy*, **<br />

(Bulgarien)<br />

01.02. – 05.02. <strong>No</strong>rdische Meisterschaften<br />

in Reykjavik (Island)<br />

03.02. – 05.02. Icelab Cup** in Bergamo<br />

(Italien) <strong>Pirouette</strong><br />

04.02. – 05.02. Jegvirak Cup* in Miskolc<br />

(Ungarn)<br />

07.02. – 12.02. Vier-Kontinente-Meisterschaften<br />

in Colorado<br />

Springs (USA)<br />

09.02. – 12.02. Dragon Trophy*, ** in<br />

Ljubljana (Slowenien)<br />

09.02. – 12.02. Egna Dance Trophy<br />

(Italien)<br />

09.02. – 12.02. Maria Olszewska Memorial<br />

in Lodz (Polen)<br />

14.02. – 18.02. Ephesos Cup* in Izmir<br />

(Türkei)<br />

17.02. – 19.02. Sarajevo Open* (Bosnien<br />

und Hercegovina)<br />

22.02. – 26.02. Bellu Memorial*, ** in<br />

Bukarest (Rumänien)<br />

23.02. – 26.02. Challenge Cup in Tilburg<br />

(Niederlande)<br />

23.02. – 26.02. Tallink Hotels Cup in<br />

Tallinn (Estland)<br />

27.02. – 05.03. Junioren-WM in Calgary<br />

(Kanada)<br />

17.03. – 19.03. Coupe de Printemps*, ** in<br />

Kockelscheuer (Luxemburg)<br />

18.03. – 19.03. Abu Dhabi Trophy*, **<br />

(Vereinigte Emirate)<br />

20.03. – 26.03. Weltmeisterschaften in<br />

Saitama (Japan)<br />

26.03. – 30.03. Spring Talents Cup in<br />

Brovary (Ukraine)<br />

<strong>06</strong>.04. – 09.04. Black Sea Ice Cup*, ** in<br />

Kranevo (Bulgarien)


23<br />

2023<br />

07.04. Kurbada Cup*, ** in Riga<br />

(Lettland)<br />

12.04. – 16.04. Triglav Trophy*, ** in Jesenice<br />

(Slowenien)<br />

13.04. – 16.04. ISU Team Trophy in Tokio<br />

(Japan)<br />

13.04. – 16.04. Egna Spring Trophy*, **<br />

(Italien)<br />

15.05. – 20.05. Erwachsenen-Wettbewerb<br />

in Oberstdorf<br />

16.05. – 20.05. Mexiko Cup*, ** in Mexiko<br />

City<br />

17.05. – 19.05. Oceania-Wettbewerb in<br />

Auckland (Neuseeland)<br />

09.<strong>06</strong>. – 12.<strong>06</strong>. Hollins Trophy in Sydney<br />

(Australien)<br />

07.12. – 10.12. Grand Prix Finale in Orléans<br />

(Frankreich)<br />

Olesya Ray wird viellecht<br />

bei einem JGP starten<br />

Fotos: Hella Höppner<br />

2024<br />

22.01. – 28.01. Europameisterschaften in<br />

Budapest (Ungarn)<br />

29.01. – 04.02. Vier-Kontinente-Meisterschaften<br />

in Shanghai<br />

(China)<br />

26.02. – 03.03. Junioren-WM in Taipeh<br />

(Taiwan)<br />

18.03. – 24.03. Weltmeisterschaften in<br />

Montreal (Kanada)<br />

Arthur Mai wird <strong>2022</strong><br />

möglicherweise zum ersten<br />

Mal bei einem JGP starten.<br />

Synchron <strong>2022</strong><br />

26.08. – 28.08. Synchronized Festival in<br />

Sydney (Australien)<br />

08.11. – 13.11. Tallinn Trophy (Estland)<br />

08.12. – 11.12. Lumière Cup in Eindhoven<br />

(Niederlande)<br />

09.12. – 11.12. Challenger: Brampton Cup<br />

(Kanada)<br />

15.12. – 17.12. Amber Cup in Riga<br />

(Lettland)<br />

16.12. – 18.12. Trophy d’Ecosse in<br />

Dumfries (Großbritannien)<br />

17.12. – 18.12. Santa Claus Cup in Brünn<br />

(Tschech. Rep.)<br />

Synchron 2023<br />

13.01. – 15.01. Challenger: Neuchatel<br />

Trophy (Schweiz)<br />

14.01. – 15.01. Britannia Cup in <strong>No</strong>ttingham<br />

(Großbritannien)<br />

19.01. – 21.01. Challenger: Mozart Cup in<br />

Salzburg (Österreich)<br />

27.01. – 29.01. Challenger: Leon Lurje<br />

Trophy in Göteborg<br />

(Schweden)<br />

03.02. – 04.02. French Cup in Rouen<br />

(Frankreich)<br />

09.02. – 11.02. Hevelius Cup in Danzig<br />

(Polen)<br />

10.02. – 11.02. Snow Flakes Trophy in<br />

Zagreb (Kroatien)<br />

11.02. – 12.02. Cup of Neuss<br />

(Deutschland)<br />

17.02. – 19.02. Spring Cup in Sesto San<br />

Giovanni (Italien)<br />

03.03. – 05.03. Budapest Cup (Ungarn)<br />

03.03. – <strong>06</strong>.03. Steel Trophy in Sheffield<br />

(Großbritannien)<br />

10.03. – 11.03. Junioren-WM in Angers<br />

(Frankreich)<br />

31.03. – 01.04. Weltmeisterschaften in<br />

Lake Placid (USA)<br />

Wettbewerbsliste <strong>2022</strong> - 2024<br />

Synchron 2024<br />

05.04. – <strong>06</strong>.04. Weltmeisterschaften in<br />

Zagreb (Kroatien)<br />

Die <strong>Pirouette</strong> auf Instagram<br />

Die <strong>Pirouette</strong> auf Facebook<br />

Letizia Roscher und Luis Schuster<br />

laufen jetzt in der Meisterklasse.


24<br />

Scheidung auf dem Eis<br />

Scheidung<br />

auf dem Eis<br />

Müller/Dieck gehen getrennte Wege<br />

In beiden Fällen ging die Initiative zur Trennung jeweils von einem Partner aus.<br />

Bei den Eistänzern war es Dieck. „Katharina und ich haben uns nach den Olympischen<br />

Spielen eine lange Denkpause gegeben und es hatte auch bestimmte<br />

Gründe, dass wir nicht an der WM teilnehmen konnten, weil wir einfach mental<br />

nicht bereit waren“, sagte er. „Wir haben uns die Zeit genommen, über vieles<br />

nachzudenken und lange miteinander gesprochen. Es war für mich keine leichte<br />

Entscheidung, weil Katharina und ich eine besondere Verbindung zueinander hatten.<br />

„Der Hauptgrund für das Auseinandergehen waren unterschiedliche Vorstellungen<br />

für die Zukunft. Dieck will sich noch einmal bis zu acht Jahren ganz dem<br />

Sport widmen und weiterhin im Ausland trainieren. „Ich glaube, dass ich mich<br />

als Sportler in Deutschland nicht weiter entwickeln kann.“<br />

Sie gehen durch dick und dünn, erleben Triumphe und Niederlagen, sehen ihre Eis-Partner<br />

manchmal häufiger als ihre Familien und Lebensgefährten: Paarlauf- und Eistanzpaare<br />

sind eine enge Gemeinschaft. Doch wie im richtigen Leben kommt es zu Trennungen.<br />

Im Juni gaben die deutschen Olympiastarter Minerva Hase/<strong>No</strong>lan Seegert sowie<br />

Katharina Müller/Tim Dieck nach jeweils acht gemeinsamen Eis-Jahren ihre Trennung<br />

bekannt. Damit hat die Deutsche Eislauf-Union zwei Aushängeschilder verloren.<br />

Müller wollte nach mehreren Jahren Training in Russland ihren Lebensmittelpunkt<br />

in die Heimat verlegen und sich auf ihr Studium der Sportwissenschaft<br />

konzentrieren. „Es ist natürlich schade, für uns beide, aber unsere Vorstellungen<br />

von der weiteren Karriere gingen extrem auseinander“, erklärte sie. „Von meiner<br />

Seite war klar, dass ich weiterlaufen möchte, aber dass ich sehr erschöpft war<br />

von diesem Hin- und Herreisen und davon, mein Leben in Sport und Privat unterteilen<br />

zu müssen. Für mich war es nach den Olympischen Spielen wichtig, meine<br />

Uni zu schaffen und ein soziales Netzwerk aufzubauen.“ Ihre Bedingung war, den<br />

Schwerpunkt nach Deutschland zu verlegen. „Aber das war so gar nicht Tims<br />

Vorstellung.“ Sie wollte sich nicht mehr ständig dem Leistungsdruck unterwerfen<br />

und acht Jahre weiterzulaufen kam für sie nicht in Frage. Das Paar setzte sich<br />

zusammen, sprach über alles und Dieck entschied schließlich, sich zu trennen.<br />

„Es macht keinen Sinn weiterzulaufen, wenn einer immer unglücklich ist. Ich<br />

konnte das nachvollziehen und wollte ihm nicht im Weg stehen. Aber wenn es<br />

dann Realität wird, muss man schon mal schlucken“, meinte Müller.<br />

Dieck ist aktiv auf Partnersuche, hat Probetrainings, aber bis zum Redaktionsschluss<br />

stand noch nicht fest, mit wem und wo er seine Karriere fortsetzen<br />

möchte. Klar ist nur, dass er sich aufs Ausland konzentriert, da es in Deutschland<br />

auf diesem Niveau kaum Auswahl gibt. „Ich will nicht weiterlaufen, um in vier<br />

Jahren um das Finale bei Olympia zu kämpfen“, betonte der ehrgeizige Eistänzer.<br />

Die Trainer Anjelika Krylova und Vitali Schulz unterstützen ihn bei der Suche<br />

nach einer neuen Partnerin. Müller will ebenfalls weiterlaufen. „Es gibt noch Dinge,<br />

die ich für mich erreichen möchte. Ich werde einen Partner suchen, aber ich<br />

weiß, dass es nicht leicht ist. Ich gebe mir diese Saison Zeit. Ich mache alle Türen<br />

auf und schaue, was kommt.“ Alle vier Sportlerinnen und Sportler sind bei der<br />

Bundeswehr und bekommen ein Gehalt, so lange sie ihre Karriere nicht beenden.<br />

Es ist allerdings wichtig, dass sie abgesichert sind, während sie neue Partner suchen<br />

oder in einer Übergangsphase stecken.<br />

Katharina Müller und Tim Dieck bei den<br />

Deutschen Meisterschaften <strong>2022</strong><br />

Fotos: Tatjana Flade<br />

Hase orientiert sich um,<br />

Seegert ist enttäuscht<br />

Nach der WM ließen Hase/Seegert die Öffentlichkeit länger<br />

im Unklaren, wie es mit ihnen weitergeht. Hinter den Kulissen<br />

aber plante Hase ihre Zukunft ohne Seegert, mit dem sie seit<br />

2014 gelaufen war, und teilte es ihm im Mai mit. „Ich habe<br />

viel darüber nachgedacht und abgewogen. Mein Gefühl hat<br />

mich immer wieder dahingetrieben, dass jetzt der richtige<br />

Zeitpunkt ist, einen neuen Lebensabschnitt anzufangen“, erklärte<br />

Hase. „Ich will noch vier bis acht Jahre laufen und wie<br />

man weiß, ist es schwer, einen neuen Partner zu finden und<br />

mit einer eventuellen (anderen) Staatsbürgerschaft dauert es<br />

länger. Je mehr Zeit ich dafür habe, desto wahrscheinlicher ist<br />

es, dass ich es bis zu den Olympischen Spielen vielleicht noch<br />

hinbekomme. Wir hatten acht wundervolle Jahre und konnten<br />

bei der WM schön abschließen,“ ergänzte sie.<br />

„Minni hat für sich entschieden, dass wir getrennte Wege gehen.<br />

Es haben viele Leute versucht, sie umzustimmen, aber sie<br />

ist bei ihrer Entscheidung geblieben“, sagte Seegert. „Eigentlich<br />

wollte ich nach dieser Saison aufhören, aber aufgrund<br />

der aktuellen Situation und der Chancen, die sich daraus für<br />

uns ergeben, hatte ich überlegt, noch ein oder zwei Jahre<br />

dranzuhängen. Vier Jahre jedoch konnte ich nicht versprechen“,<br />

fuhr der Berliner fort, der am 11. <strong>Juli</strong> seinen 30. Geburtstag<br />

feierte. Das war Hase, die immerhin sieben Jahre<br />

jünger ist, nicht genug und widersprach ihrer langfristigen<br />

Karriereplanung. Zumal eine EM-Medaille längst nicht garantiert<br />

ist, selbst wenn die russischen Paare nicht startberechtigt<br />

sein sollten. Seegerts Angebot, nach jeder Saison neu zu<br />

entscheiden und möglicherweise parallel nach einem Nachfolger<br />

für ihn zu suchen, konnte Hase nicht überzeugen. Sie<br />

ist mit Hilfe von Trainer Dmitri Savin, der sie aus der Ferne<br />

unterstützt, auf der Suche nach einem neuen Mann fürs Eis.<br />

Die Sportsoldatin hat zwar Ideen, aber noch ist nichts spruchreif.<br />

Wichtig ist es ihr, ihren Schwerpunkt künftig in Deutschland<br />

zu haben, um näher bei ihrer Familie und ihrem Freund<br />

zu sein. Aktuell trainiert sie alleine. „Ich will mich verbessern,<br />

mein Sprungrepertoire erweitern“, meinte sie. Seegert will<br />

sein Lehramtsstudium voranbringen, hält aber die Augen offen,<br />

falls eine geeignete Partnerin auftauchen sollte – sie<br />

müsste allerdings Erfahrung mitbringen. Tatjana Flade


ISU-Entwicklungsseminar Eistanz<br />

in Oberstdorf<br />

Ein Bericht von Teilnehmer<br />

Michail Savitskiy<br />

Auch in diesem Jahr fand in Oberstdorf<br />

je ein Entwicklungsseminar für Junioren-<br />

und Nachwuchs-Eistänzer statt. Auf<br />

dem Eis haben uns insgesamt fünf Trainer<br />

unterrichtet. Zudem hatte die Eistanzpaare<br />

ihre eigenen Trainer mit auf dem Eis, die<br />

auch zugehört und versucht haben, die neu<br />

gelernten Dinge direkt mit uns umzusetzen.<br />

Die offiziellen Trainer waren Elena <strong>No</strong>vak, Elizabeth<br />

Coates, Juris Razgulajevs, Maurizio Margaglio<br />

und unser Heimtrainer Dr. Rostislav Sinicyn.<br />

Die Trainerin, die uns betreute, war Natalia Karamyseva,<br />

die Ehefrau von Herrn Dr. Sinicyn. Außerdem<br />

hatten wir noch Off Ice-Unterricht. Dazu<br />

gehörten Ballett mit Frau Vitanova, Argentinischer<br />

Tango mit dem Ehepaar Waniorek und zuletzt<br />

Acro Yoga mit Frau Razgulajevs. Aus<br />

Deutschland mitgemacht haben bei den Junioren<br />

meine Partnerin Darya Grimm und ich sowie Finja<br />

Maeder und Piero Joel Lopez Moreno aus Chemnitz.<br />

Die Nachwuchsläufer aus Deutschland waren<br />

Mia Gibbesch und Lias Luft aus Oberstdorf<br />

Michael Savitskiy<br />

Foto: Flade<br />

sowie Lucy Knurr und Leo Stumpf aus Berlin. Insgesamt<br />

waren wir 31 Junioren-Tanzpaare und<br />

eine ähnliche Zahl von Nachwuchs-Tanzpaaren.<br />

Das Wichtigste am Lehrgang war die Arbeit an<br />

dem neuen Pflichttanz für die kommende Saison<br />

– dem argentinischen Tango. Dieser wurde<br />

nicht nur auf dem Eis vorbereitet und unterrichtet,<br />

sondern auch von dem Parketttanz-Ehepaar<br />

Waniorek außerhalb des Eises. Sie gaben uns<br />

wichtige Grundlagen mit, die wir dann probierten,<br />

auf dem Eis umzusetzen. Natürlich unterscheiden<br />

sich Parketttanz und Eistanz enorm,<br />

allerdings ähneln sie sich trotzdem in Stil und<br />

grundlegenden Schritten. Im ISU Development<br />

Seminar wurden Basiselemente aufgefrischt und<br />

Special Skills gelernt, die wir so vorher nicht<br />

kannten, bzw. nicht oft geübt hatten: Turns,<br />

Steps, Moves – bei denen wir für den Eistanz<br />

typische Schritte und Schrittkombinationen erlernt<br />

haben; Partnering – bei dem uns Übungen<br />

gegeben wurden, die speziell die Zusammenarbeit<br />

im Paar förderten und Dance Patch – bei<br />

dem wir die Genauigkeit der Kanten verbesserten.<br />

Nicht nur unser Können wurde bei dem<br />

Lehrgang gefördert, sondern auch unsere Kreativität.<br />

Das sogenannte „Situation Game“ war<br />

wohl der kreativste und lustigste Teil des Lehrgangs.<br />

Hierbei wurden wir in Gruppen aufgeteilt<br />

und mussten uns eigene Choreographien zu den<br />

Musikrichtungen Disco, Funk, Hip-Hop oder Aerobic<br />

ausdenken. Meiner Meinung nach hat das<br />

sehr gut funktioniert und jede Gruppe hat erfolgreich<br />

tolle Tänze auf die Beine gestellt.<br />

Jedes Detail, das uns gezeigt wurde, ist wichtig<br />

und bildet uns als Paar weiter. Die Verbesserungen<br />

der Trainer waren auch immer hilfreich und<br />

wir haben probiert, diese schnellstmöglich umzusetzen.<br />

Der Kern des Seminars war für uns die<br />

Vorbereitung auf den Argentinischen Tango. Die<br />

Trainer haben uns die Spur des Tanzes nahegelegt,<br />

Schlüsselstellen erläutert, technische<br />

Schwierigkeiten gezeigt und Verbesserungsvorschläge<br />

gemacht.<br />

•••<br />

25<br />

ISU-Entwicklungsseminar Eistanz<br />

Länderwechsel für<br />

Davis/Smolkin?<br />

Das russische Eistanzpaar Diana Davis und Gleb<br />

Smolkin, das bisher mit Igor Shpilband und Pasquale<br />

Camerlengo in <strong>No</strong>vi/Michigan in den USA<br />

gearbeitet hat, hat seine Trainer aus nicht bekannten<br />

Gründen verlassen und trainiert seit<br />

kurzem in der Wheaton Ice Acedemy von Alexei<br />

Kiliakov in Virginia, wie sie per Instagram bestätigten.<br />

Davis, Tochter von Startrainerin Eteri Tutberidze,<br />

hat neben der russischen auch die amerikanische<br />

Staatsbürgerschaft, weil sie in Las Vegas<br />

in den USA geboren ist, als die Mutter in<br />

den USA lebte. Smolkin ist allerdings russischer<br />

Staatsbürger und soll laut unbestätigten Berichten<br />

Davis geheiratet haben. Die Gerüchteküche<br />

meldete außerdem, dass das Duo für die USA<br />

starten wolle. Davis/Smolkin schrieben dazu auf<br />

Instagram, dass es viele Falschinformationen<br />

Diana Davis und Gleb Smolkin<br />

Foto: Höppner<br />

gebe. Sie seien im russischen Nationalteam und<br />

freuen sich auf das Sichtungslaufen in Moskau<br />

im September. Selbst wenn sie das Land wechseln<br />

wollten, bleibt abzuwarten, wie schnell der<br />

russische Verband sie freigibt. Der Verband wies<br />

Medienberichte über einen Länderwechsel des<br />

Paares zurück. Angeblich hat der US-Verband sie<br />

am 30. Juni gesichtet, nachdem Choreograf Benoit<br />

Richaud mit ihnen neue Programme erarbeitet<br />

hatte. Das Paar belegte vor einigen Monaten<br />

Platz sieben beim EM-Debüt und Rang 14<br />

bei den Olympischen Spielen in Peking. Eteri Tutberidze<br />

hat im Mai und Juni mehrere Eishallen<br />

in den USA besichtigt. Womöglich will sie Russland<br />

verlassen und in den USA leben und arbeiten,<br />

wenn ihre russischen Spitzenläuferinnen<br />

nicht mehr international starten dürfen.<br />

Zwei spanische Tanzpaare<br />

treten zurück<br />

Bei der WM in Montpellier kam mit Olivia<br />

Smart und Adrian Diaz endlich ein spanisches<br />

Tanzpaar unter die<br />

besten zehn, so dass<br />

Spanien bei der nächsten<br />

WM in Japan<br />

zwei Startplätze im<br />

Eistanzen hätte. Aber<br />

sowohl sie als auch<br />

das andere spanische<br />

Tanzpaar Sara Hurtado/Kirill<br />

Khaliavin erklärten im Frühsommer ihren<br />

Rücktritt, so dass Spanien womöglich gar<br />

kein Paar mehr hat, wenn nicht eine Läuferin<br />

oder ein Läufer seine Karriere für Spanien mit<br />

einem anderen Partner fortsetzt. Pressesprecher<br />

Jamal Othman von der Montrealer Ice Academy<br />

kündigte an, dass Diaz ab sofort in der Zweigstelle<br />

der Montrealer Academy in London/Ontario<br />

als Co-Trainer von Scott Moir arbeiten wird.<br />

James/Radford und Nguyen<br />

beenden Karriere<br />

Der als Läufersprecher in den ISU-Vorstand aufgestiegene<br />

Kanadier Eric Radford und seine<br />

Partnerin Vanessa James starten vermutlich<br />

nicht mehr bei Wettbewerben, denn sie sind in<br />

der neuen Weltrangliste der ISU nicht mehr<br />

aufgeführt. Offiziell seinen Rücktritt erklärt hat<br />

der kanadische Einzelläufer Nam Nguyen (24),<br />

der nicht mehr an seine früheren Erfolge anknüpfen<br />

konnte. Sein größter Erfolg war Rang<br />

fünf bei der WM 2015.<br />

Anzeige


26<br />

Neues aus Russland<br />

Sommertraining<br />

Der brutale Krieg in der Ukraine (der in Russland nicht<br />

als solcher bezeichnet werden darf, sondern nur als<br />

„militärische Sonderoperation“) ist im russischen Alltag<br />

nicht übermäßig präsent – was von der Regierung gewollt<br />

ist. Denn von Begeisterung für die angebliche Befreiung<br />

der russisch geprägten Region im Donbass ist wenig zu<br />

spüren. Viele Menschen verdrängen, was passiert, wollen<br />

nur zu gerne der in den staatlich kontrollierten Medien<br />

verbreiteten Propaganda von der Unausweichlichkeit<br />

der militärischen Aktion glauben, während viele<br />

andere entsetzt und empört sind. Doch Andersdenkende<br />

müssen vorsichtig sein, denn öffentlich<br />

eine abweichende Meinung zu äußern,<br />

gar das Vorgehen der Regierung zu kritisieren,<br />

ist gefährlich. Um diese Menschen zu schützen,<br />

wird die <strong>Pirouette</strong> keine Namen nennen.<br />

Wie repressiv das Klima ist, musste auch die<br />

Autorin erfahren, die bei der Einreise zwei<br />

Stunden lang festgehalten, vom Inlandsgeheimdienst<br />

verhört wurde und – was ohne<br />

Gerichtsbeschluss gegen die russische Verfassung<br />

verstößt – ihr Telefon zur Kontrolle<br />

herzeigen musste.<br />

Lisa Tuktamysheva, Fotos: Tatjana Flade<br />

Saisonvorbereitung<br />

in Russland<br />

Aus Moskau, St. Petersburg und Kislovodsk berichtet Tatjana Flade<br />

»<br />

Lisa Tuktamysheva<br />

„Ich hatte keine echten Zweifel, meine Karriere<br />

fortzusetzen. Ich will mehr Vierfache lernen<br />

und meine Angst davor überwinden. Ich<br />

möchte den Lutz, Salchow probieren und den<br />

Toeloop stabil bekommen. Wenn ich im Trainingslager<br />

in Armenien (im Mai) den 4T in<br />

einem entspannten Zustand und nicht in<br />

Bestform gestanden habe, kann ich auch andere<br />

Vierfache machen. Alexei Nikolaevitch<br />

(Mishin) sagt, wenn du einen 3A kannst,<br />

schaffst du auch einen 4S und 4T. Als Sportlerin<br />

möchte ich aus meinem Körper das<br />

Maximum herausholen. Ich will mir selbst<br />

beweisen, dass ich das kann. Im Moment<br />

vermisse ich Wettkämpfe nicht, mir gefällt<br />

dieser ruhige Prozess der Vorbereitung. Ich<br />

möchte mein Leben jetzt nicht radikal ändern,<br />

also werde ich das tun, was ich gut<br />

kann. Ich denke, das ist die richtige<br />

«<br />

Wahl in<br />

der aktuellen Situation. Ich bin traurig, dass<br />

wir in der neuen Saison keine internationalen<br />

Wettbewerbe haben. Natürlich bin ich<br />

froh, dass unser Verband einen russischen<br />

Grand Prix organisiert, aber ich werde es<br />

vermissen, international zu starten, mit anderen<br />

Sportlern zu kommunizieren, zu neuen<br />

und bekannten Orten zu reisen.“<br />

im Schatten der Sanktionen<br />

Die Zukunft der russischen Eiskunstläuferinnen<br />

und -läufer war Ende Juni unklar, aber sie stiegen<br />

in ihre Saisonvorbereitung ein, viel anderes<br />

bleibt ihnen nicht übrig, denn mit dem Sport<br />

verdienen sie ihren Lebensunterhalt. Im Sommer<br />

standen wie üblich die Trainingslager an, diesmal<br />

wieder wie in den Hochzeiten der Pandemie<br />

fast ausschließlich im Inland. Die olympische<br />

Basis in Kislovodsk im Kaukasus auf 1.200 Meter<br />

Höhe existiert seit Sowjetzeiten und hat sich<br />

in den vergangenen 15 Jahren zu einem<br />

Schmuckstück gemausert. Das moderne Trainingszentrum<br />

thront auf einem Berg, von der<br />

Stadt über eine sich im Ausbau befindliche<br />

Straße oder per Seilbahn erreichbar, und verfügt<br />

über Hallen, Stadien, Fußballplatz, Schwimmbad<br />

und seit 2019 auch über eine Eishalle. Bei gutem<br />

Wetter hat man Blick auf den Elbrus, den<br />

gemeinsam mit dem Montblanc höchsten Berg<br />

Europas. Früher kamen die Eiskunstläufer nur<br />

fürs Athletik-Training hierher, nun aber können<br />

sie auch auf dem Eis arbeiten.<br />

Die Gruppen von Alexei Mishin mit Lisa Tuktamysheva,<br />

Mikhail Kolyada, von Evgeni Rukavitsin<br />

mit Dmitri Aliev, von Svetlana Sokolovskaia<br />

mit Europameister Mark Kondratiuk kommen<br />

jedes Jahr in den Kaukasus, um auf der Höhe<br />

den Grundstein für die Saison zu legen. Die <strong>Pirouette</strong><br />

besuchte die Gruppe von Mishin, die<br />

aus den Meisterklasse- sowie Nachwuchsläufern<br />

besteht. Die frisch gebackene Trainerin Sofia<br />

Samodurova betreute die Kindergruppe mit<br />

zwei Kollegen. Auf dem Eis stand die Laufschule<br />

im Vordergrund, hier kam der neu engagierte<br />

Trainer Kirill Aleshin zum Einsatz. Der Eistänzer,<br />

mit Anastasia Skoptcova Juniorenweltmeister<br />

2018, hat seine Karriere gerade beendet. „Es<br />

war eine einvernehmliche Entscheidung“, sagte<br />

er. Die Sportler, allen voran Kolyada, freuen sich<br />

über den neuen Spezialisten. „Ich habe mir<br />

schon immer gerne von den Eistänzern etwas<br />

zeigen lassen“, meinte der dreimalige Russische<br />

Meister. Einige Programme waren bereits fertig,<br />

andere noch in der Planung. Tuktamysheva probierte<br />

verschiedene Musiken aus, Olympia-Teilnehmer<br />

Semenenko feilte bereits an Details<br />

seiner neuen Programme, Kolyada wiederum<br />

trainierte die alten Küren, weil er sie bei Shows<br />

zeigen sollte. Alle arbeiteten an ihren <strong>Pirouette</strong>n<br />

und Schritten, um die aktuellen Regeländerungen<br />

umzusetzen.<br />

Medizin-Student Semenenko hat sich von seiner<br />

Gehirnerschütterung erholt und schon einige<br />

Prüfungen geschafft, musste sich aber parallel<br />

zum Training auf weitere vorbereiten. Matvei<br />

Vetlugin, ein talentierter 18-Jähriger, und Andrei<br />

Lazukin, WM-Zehnter 2019, wollen nach Verletzungsproblemen<br />

durchstarten. Außerhalb vom Eis<br />

stand viel Athletik-Training auf dem Programm:<br />

Weitsprung, Laufen und viele andere Übungen<br />

sollen Sprungkraft, Beweglichkeit und Ausdauer<br />

verbessern. Zur Erholung ging es in die Sauna<br />

und ins Schwimmbad. Ausflüge in den Ort sind<br />

aus Sorge vor Corona grundsätzlich nicht erlaubt.<br />

Dmitri Aliev<br />

Aliona Kostornaia


27<br />

Die Basis ist eingezäunt und man darf das Gelände<br />

nur nach Anmeldung betreten oder verlassen.<br />

Nicht nur wegen Corona übrigens:<br />

Rundum sind Felsen und tiefe Abgründe und es<br />

soll schon zu Unfällen gekommen sein, wenn<br />

Kinder und Jugendliche dort unbeaufsichtigt<br />

herumturnten. So gab es nur eine geführte<br />

Wanderung auf einen benachbarten Berg und<br />

gemeinsame Ausflüge in den Wald sowie die<br />

»<br />

extra Erlaubnis für eine Fotosession in der eindrucksvollen<br />

Landschaft.<br />

Mikhail Kolyada<br />

„Die EM habe ich verpasst, weil ich verletzt<br />

war, die Olympischen Spiele wegen Corona.<br />

Das war natürlich sehr schade, aber das Leben<br />

ist damit nicht vorbei. Ich hatte nie zwei<br />

negative Tests während der Spiele – ich<br />

dachte, es ist vorbei, ich habe keine Symptome<br />

mehr, aber der Test war positiv. Ich mache<br />

einen weiteren Test, er war negativ. Aber<br />

ich brauchte zwei negative. Der nächste war<br />

wieder positiv ... Wäre ich nach Peking gefahren,<br />

wäre ich sicher in Quarantäne gelandet.<br />

Ich dachte, so lange ich gesund bin, den<br />

Wunsch und die Motivation habe,<br />

«<br />

soll ich<br />

laufen, denn es ist immer noch Zeit, als Trainer<br />

anzufangen. Ich habe Potenzial und will<br />

es nutzen. Ich bin mir sicher, dass ich noch<br />

nicht mein Limit erreicht habe. Meine neue<br />

Kür habe ich mit Ilia Averbukh angefangen<br />

aufzubauen, es ist eine selten gehörte, interessante<br />

Musik, die mir viel Raum für Kreativität<br />

gibt. Beim KP überlegen wir noch.“<br />

Aliev auf Comeback-Kurs<br />

Dmitri Aliev, der Europameister 2020, hat eine<br />

schwierige Saison hinter sich. „Vom Anfang der<br />

Saison an habe ich mich verloren gefühlt. Auch<br />

die Trainer haben mich nicht komplett verstanden,<br />

obwohl sie mich gut kennen“, sagte Aliev.<br />

„Insgesamt habe ich für mich viele Momente<br />

herausgearbeitet, die mir im Sport und im Leben<br />

helfen. Ich weiß jetzt, dass ich mit vielen Dingen<br />

klarkomme.“ Er genoss die Showauftritte<br />

und baute neue Programme auf, aber beim Besuch<br />

der <strong>Pirouette</strong> Ende Mai war die Musikauswahl<br />

noch nicht abgeschlossen. Ähnlich war es<br />

bei Trainingskamerad Makar Ignatov. Anastasia<br />

Gubanova, die für Georgien startet, hatte nach<br />

einer kleinen Fuß-OP eine Trainingspause, stand<br />

aber für ein Interview zur Verfügung (siehe Seite<br />

8). Lisa Nugumanova, die ebenfalls in der<br />

Gruppe trainiert hatte, löste einen Skandal aus,<br />

als sie ihrem bewährten St. Petersburger Trainerteam<br />

um Evgeni Rukavitsin vorwarf, sie schikaniert<br />

zu haben. Die ehemalige Top-Läuferin<br />

und jetzige Trainerin Alena Leonova, die mit Rukavitsin<br />

zusammenarbeitet, wies diese Vorwürfe<br />

zurück. Die Paare von Tamara Moskvina waren<br />

im Urlaub.<br />

Neue Tanzpaare<br />

In Moskau traf die <strong>Pirouette</strong> Alexander Zhulin<br />

mit zwei neu zusammengestellten Paaren an:<br />

Elizaveta Shanaeva/Pavel Drozd und Sofia Tyu-<br />

Mikhail Kolyada<br />

tyunina/Andrei Bagin. Vor allem erstere machten<br />

einen sehr harmonischen Eindruck. Sie haben<br />

eine Kür zur „Sheherazade“, während Tyutyunina/Bagin<br />

zu Rachmaninov tanzen. Wie es<br />

mit den Olympia-Zweiten Victoria Sinitsina/Nikita<br />

Katsalapov weitergeht, war laut Zhulin<br />

nicht klar. Er meinte, dass ihnen die Motivation<br />

für Wettbewerbe fehlen könne, aber er sei in<br />

jedem Fall bereit, sie zu trainieren – ob für<br />

Shows oder Wettkämpfe.<br />

Bei ZSKA Moskau konnte die <strong>Pirouette</strong> Aliona<br />

Kostornaia beobachten. Die Europameisterin von<br />

2020 will unter Elena Vodorezova einen Neuanfang<br />

wagen. „Am Ende der Woche denke ich,<br />

das war’s, ich höre auf, aber nach zwei Tagen<br />

merke ich, wie mir das Eislaufen fehlt,“ erzählte<br />

sie lachend. Zwei neue Programme hat sie einstudiert,<br />

beide Male handelt es sich um bekannte<br />

Musikstücke in einer neuen Überarbeitung.<br />

Die Titel wollte sie noch geheim halten. Wieder<br />

auf dem Eis nach Knieproblemen war Artur Danielian,<br />

der EM-Zweite von 2020. Er hat eine<br />

Kür zu Songs von Muse.<br />

Anjelika Krylova bereitete ihr vielversprechendes<br />

Duo Vasilisa Kaganovskaia/Valeri Angelopol auf<br />

die Saison vor. Das junge Paar will national in<br />

der Meisterklasse starten und falls es für sie internationale<br />

Starts gibt, dort bei den Junioren.<br />

Krylova bedauerte, dass Katharina Müller/Tim<br />

Dieck nicht bei der WM gestartet sind. „Wären<br />

sie hier gewesen, hätte ich sie vielleicht mtivieren<br />

können,“ sagte sie. Im Vorort Balashicha<br />

trainierten die Eistänzer von Denis Samokhin<br />

und Maria Borovikova, darunter Elizaveta Khudaiberdieva/Egor<br />

Bazin, die nach Bronze bei der<br />

Russischen Meisterschaft sehr motiviert sind.<br />

Andere Trainingsgruppen waren in den Ferien,<br />

zum Beispiel die Läuferinnen von Eteri Tutberidze.<br />

Tutberidze reiste zu ihrer Tochter Diana Davis<br />

in die USA und war dort in Trainingszentren zu<br />

Besuch. Die Olympia-Zweite Alexandra Trusova<br />

Vasilisa Kaganovskaia<br />

und Valeri Angelopol<br />

Elizaveta Shanaeva<br />

und Pavel Drozd<br />

nahm aus Spaß an einem Weitsprung-Wettbewerb<br />

teil. Sie und ihre Trainingskameradinnen<br />

inklusive Olympiasiegerin Anna Shcherbakova<br />

und Europameisterin Kamila Valieva (deren Dopingskandal<br />

immer noch der Aufklärung harrt)<br />

stiegen wie üblich im Juni in <strong>No</strong>vogorsk in das<br />

Sommertraining ein. Dort waren auch die Eistänzer<br />

von Irina Zhuk und Alexander Svinin, wie<br />

Alexandra Stepanova/Ivan Bukin. Aufgehört haben<br />

Sofia Shevchenko/Igor Eremenko, 2019<br />

Dritte der Junioren-WM. Entgegen einiger Gerüchte<br />

setzen Daria Pavliuchenko/Denis Khodykin,<br />

dessen Ehe mit Ex-Eistänzerin Betina Popova<br />

nach weniger als zwei Jahren am Ende war,<br />

ihre gemeinsame Karriere fort.<br />

Der russische Verband plant anstelle der üblichen<br />

Russland-Pokal-Serie sechs einheimische<br />

Grand Prix mit Preisgeld, um die Sportler bei<br />

der Stange zu halten. Gut möglich, dass einige<br />

Spitzenläufer wie Sinitsina/Katsalapov und Tarasova/Morozov<br />

ihre Karriere nicht beenden,<br />

um diese Verdienstmöglichkeiten wahrzunehmen.<br />

Beim Verbandstag Ende Mai wurde Präsident<br />

Alexander Gorshkov im Amt bestätigt. Er<br />

hatte keinen Gegenkandidaten.<br />

Tarasova und Klimov verheiratet<br />

Die Paarläufer Evgenia Tarasova, Olympiazweite<br />

<strong>2022</strong> mit Vladimir Morozov, und Fedor Klimov,<br />

Silbermedaillengewinner der Olympischen Spiele<br />

2014 mit Ksenia Stolbova und zuletzt als<br />

Läufervertreter im ISU-Kunstlaufkomitee, haben<br />

am 17. Juni in Moskau geheiratet. Das Paar war<br />

bereits länger liiert, hatte seine Beziehung aber<br />

nicht in der Öffentlichkeit kommentiert. tat<br />

Neues aus Russland<br />

Sommertraining


28<br />

Neues aus Japan<br />

Neues aus Japan<br />

Shoma Unos „Brand New Story“<br />

Unter dem Titel Brand New Story III ging die<br />

Prince On Ice-Saga im Mai im Kose Shin-Yokohama<br />

Skate Center in die nächste Runde und<br />

entführte die Zuschauer mit Top-Athleten wie<br />

Shoma Uno, Yuma Kagiyama und Mai Mihara in<br />

eine bunte Welt vielfältiger Programme. Seit jeher<br />

steht Uno, Weltmeister <strong>2022</strong>, bei der vom<br />

Prince Hotel organisierten Show im Mittelpunkt,<br />

und auch dieses Mal konnte er das Publikum<br />

mit seinem neuen KP „Gravity“ in seinen Bann<br />

ziehen. Er begann sein Programm mit einem<br />

sauberen 4T und passte Schrittfolgen und <strong>Pirouette</strong>n<br />

perfekt an John Mayers E-Gitarren-Solo<br />

an. Gegenüber Web Sportiva verriet er über<br />

sein KP: „Vor ein paar Tagen habe ich an einem<br />

Trainingslager in der Schweiz teilgenommen<br />

und Stéphane Lambiel hat das Programm choreografiert.<br />

Es befindet sich noch in der Entwicklung,<br />

aber die Musik ist klar in (emotional)<br />

starke und eher zurückhaltende Abschnitte un-<br />

terteilt. Ich hoffe, dass ich das zum Ausdruck<br />

bringen kann.“ Später verriet Uno auf der Audio-Streaming-Seite<br />

„<strong>No</strong>w Voice“, dass er in<br />

der Kür zu einer Kompilation von Johann S.<br />

Bachs „Air“ und einem anderen klassischen<br />

Meisterwerk laufen werde. Die Choreographie<br />

kommt von Kenji Miyamoto. Den Titel des<br />

zweiten Stücks wollte er allerdings nicht verraten.<br />

„Der Name ist schwer auszusprechen,<br />

also wurde mir gesagt, dass ich ihn nicht zu<br />

nennen bräuchte“, erklärte er im Stream.<br />

Auch Yuma Kagiyama zauberte dem Publikum<br />

mit seinem KP „When You‘re Smiling“ ein<br />

breites Lächeln ins Gesicht. Für die kommende<br />

Saison plant er zwei neue Programme, wobei<br />

er sich noch nicht auf ein Thema festgelegt<br />

hat. Mai Mihara entführte ihr Publikum<br />

in eine märchenhafte Feenwelt, als sie<br />

ihr Programm „Never Enough“ auf dem<br />

Shoma Uno<br />

Foto: Hella Höppner<br />

Eis präsentierte. Sie landete<br />

den 3R und alle anderen<br />

Sprünge mit der Leichtigkeit<br />

einer Feder und beendete ihren<br />

Auftritt mit einem Twizzle und<br />

einer Biellmann-<strong>Pirouette</strong>. Für<br />

Keiji Tanaka, der seinen Rücktritt<br />

im Frühjahr in den sozialen Medien<br />

bekannt gegeben hatte, war dies der<br />

erste Auftritt im Rahmen seiner Show-<br />

Karriere. Außerdem verriet er auf einer<br />

Pressekonferenz, dass er unter der Leitung<br />

von Utako Nagamitsu zum Assistenztrainer<br />

ausgebildet wird.<br />

Yuzuru Hanyu im Zentrum der Kunst<br />

Kein Eiskunstläufer erfreut sich in Japan so großer<br />

Beliebtheit wie der zweimalige Olympiasieger<br />

Yuzuru Hanyu. Für viele Fans ist er eine<br />

wahre Legende, und einige Stimmen fordern sogar,<br />

dass er als Kami (japanische Gottheit) in einem<br />

Schrein verehrt wird. Bei so viel Leidenschaft<br />

ist es nicht verwunderlich,<br />

dass Hunderte von Anhängern<br />

zwischen dem 20. April und<br />

dem 9. Mai die von Takashimaya<br />

organisierte<br />

„Hanyu Yuzuru Ex-<br />

Yuzuru Hanyu<br />

Foto: Robin Ritoss<br />

hibition <strong>2022</strong>“ in Nihonbashi stürmten, um<br />

sich chronologisch durch das Fotomaterial<br />

seiner Karriere zu kämpfen. „Kämpfen“ ist dabei<br />

keine Untertreibung, denn um die Bilder<br />

des Eiskunstlaufidols aus nächster Nähe betrachten<br />

zu können, gab es ein regelrechtes<br />

Gedränge. Neben ungefähr 100 Fotos, die von<br />

den japanischen Medien zur Verfügung gestellt<br />

wurden, konnten die Besucher außerdem<br />

Hanyus Goldmedaillen sowie die Kostüme<br />

seiner Programme „Ten to chi to“, „Let Me<br />

Entertain You“, „SEIMEI“ und „Masquerade“<br />

bestaunen. Der Merchandise-Verkaufsstand<br />

bot von Lesezeichen bis hin zu Fotobüchern<br />

und Magneten alles, was das Fanherz begehrt.<br />

Die erste Fotoausstellung dieser Art fand im<br />

Jahr 2018 als Dankeschön für die Unterstützung<br />

während der Olympischen Spiele statt<br />

und zählte mehr als 560.000 Besucher in sieben<br />

Städten. Im Jahr 2020 wurde die Ausstellung<br />

aufgrund der Corona-Pandemie nur online<br />

durchgeführt. Im Laufe des Jahres sollen<br />

weitere Ausstellungen in Nagoya und Osaka<br />

folgen. Hanyu ist nicht nur Olympiasieger,<br />

sondern seit 2014 auch Botschafter für seine<br />

Heimatstadt Sendai. Am 26. April gab die<br />

Stadtverwaltung bekannt, dass sein Mandat<br />

bis April 2024 verlängert wurde. Zu Hanyus<br />

größtem Aufgabenbereich zählt von nun an<br />

die Förderung touristischer Veranstaltungen<br />

seiner Heimatstadt mittels PR-Kampagnen<br />

und Werbepostern. In der Vergangenheit hatte<br />

er bereits als Werbegesicht für einen Sendai-<br />

Reiseführer fungiert, der die wichtigsten<br />

Sehenswürdigkeiten auf historischer und<br />

kultureller Ebene vorstellt.<br />

Fantasy On Ice kehrt<br />

Drei lange Jahre war es aufgrund der Corona-<br />

Pandemie ruhig um Fantasy On Ice geworden,<br />

doch jetzt erwacht die beliebte Show endlich<br />

wieder zum Leben. Mit zahlreichen internationalen<br />

Stars wie Yuzuru Hanyu, Johnny Weir, Stéphane<br />

Lambiel, Kaori Sakamoto sowie dem Eistanzpaar<br />

Gabriella Papadakis/Guillaume Cizeron<br />

und vielen mehr startete die Show am 27.5. in<br />

Makuhari und war bis Ende Juni auch in Nagoya,<br />

Kobe und Shizuoka zu sehen. Neben der Zusammenarbeit<br />

mit bekannten japanischen Sängern<br />

bereicherten auch akrobatische Einlagen auf<br />

dem Eis und in der Luft die mit bunten Scheinwerferlichtern<br />

überflutete Halle. Besonders viel<br />

Aufmerksamkeit erhielt selbstverständlich Publikumsliebling<br />

Yuzuru Hanyu, der sich seit den<br />

Olympischen Spielen aufgrund einer Knöchelverletzung<br />

eine Auszeit genommen hatte. „Die Verletzung<br />

war schlimmer als ursprünglich angenommen.<br />

Sie ist auch jetzt noch nicht hundertprozentig<br />

geheilt“, erklärte Hanyu während des<br />

Interviews im Werbevideo der Tournee. Damals<br />

hatte er den 4A in seine Kür „Ten To Chi To“ eingebaut,<br />

konnte ihn aber nicht stehen. Die Tickets<br />

für Fantasy On Ice waren innerhalb weniger<br />

Stunden ausverkauft, und die japanischen Twitter-Einträge<br />

kochten mit seinem Namen über.<br />

Hauptsächlich eine Frage kursierte in den sozialen<br />

Medien: Wird Hanyu während der Show seinen<br />

Rücktritt bekannt geben oder verkünden,<br />

Eiskunstlauf-Wettbewerbe weiterhin bereichern<br />

zu wollen? Wie Hanyu sich seine Zukunft vorstellt,<br />

ließ er leider vorerst unbeantwortet. Ohne<br />

ein Statement abzugeben, eröffnete er die Show<br />

mit einem sauberen 4T und heizte den 5.000 Zuschauerinnen<br />

so richtig ein. Danach überließ er


Marin Honda<br />

versucht sich im<br />

Baseball<br />

„Ich hätte den Ball fast in die entgegengesetzte<br />

Richtung geworfen, so nervös war ich“,<br />

sagte Marin Honda, Junioren-Weltmeisterin<br />

2016, dem Webmagazin Daily, nachdem sie<br />

als Gast bei einem Baseballspiel der Yomiuri<br />

Giants im Tokyo Dome den zeremoniellen ersten<br />

Pitch werfen durfte. Mit der Ansage, dass<br />

Honda seit ihren Kindertagen zum ersten Mal<br />

wieder einen Ball in den Händen halte, erschien<br />

sie als Nummer 20 in einem mit Sportbegeisterten<br />

gefüllten Stadion. Obwohl ihr<br />

Wurf am Rücken des Schlagmanns vorbeiging,<br />

hatte der Catcher diesen dennoch fangen<br />

können. Für Honda war es das erste Mal, dass<br />

sie in einem Baseballspiel eine so bedeutende<br />

Rolle einnahm. „Ich habe nicht völlig versagt,<br />

ich würde mir 90 von 100 Punkten geben“,<br />

lachte sie stolz. <strong>No</strong>ch vor Fußball und Eiskunstlauf<br />

ist Baseball in Japan mit Abstand<br />

der beliebteste Sport.<br />

zurück<br />

den anderen Athleten das Feld und kehrte erst<br />

am Ende der Veranstaltung mit einer Rockversion<br />

des japanischen Pop-Hits „Real Face“<br />

(KAT-TUN) auf das Eis zurück. Obwohl sein<br />

erster Axel nur einfach ausfiel und auch der<br />

folgende 3A nicht so recht gelingen wollte,<br />

beendete er sein Programm zu stehenden Ovationen<br />

und zahlreichen „Yuzu“-Bannern. Im<br />

Grand Finale machte er seine Patzer wett und<br />

landete erfolgreich einen 4T und den darauffolgenden<br />

3A. In einem Interview im Begleitheft<br />

der Show verriet Hanyu, dass er trotz der<br />

Verletzung den Traum von einem perfekten 4A<br />

noch nicht aufgegeben habe und weiterhin<br />

daran arbeiten werde. Diese Aussage lässt viele<br />

Fans hoffen, dass er auch in der kommenden<br />

Saison weiterhin an internationalen Wettkämpfen<br />

teilnehmen wird.<br />

Mai Mihara, die Siegerin der diesjährigen<br />

Vier-Kontinente-Meisterschaften, war mit von<br />

der Partie und begeisterte das Publikum mit<br />

den Programmen „Never Enough“ in der ersten<br />

Hälfte und „Galaende ga tokeru hodo koi<br />

shitai“ gegen Ende der Show. Besonderen Beifall<br />

erhielt sie für ihre Spirale, mit der sie den<br />

Höhepunkt der beiden Auftritte einleitete. Erst<br />

am 23. Mai hatte sie auf der Instagram-Seite<br />

ihres Verbandes verkündet, dass sie aus Kanada<br />

zurückgekehrt war, wo sie fast drei Wochen<br />

lang unter der Leitung von Brian Orser<br />

im Cricket-Team trainiert und an ihren Fähigkeiten<br />

gefeilt hatte. „Zahlreiche Menschen<br />

haben mich unterstützt und waren sehr entgegenkommend,<br />

ich hatte eine sehr gute Zeit<br />

und bin von Herzen dankbar (für diese Erfahrung)“,<br />

kommentierte sie in dem Post.<br />

Preise für<br />

Wakaba Higuchi<br />

Am 22. April wurde Wakaba Higuchi, Elftplatzierte<br />

bei den diesjährigen Weltmeisterschaften,<br />

auf dem Campus der Meiji-Universität<br />

für den Gewinn der Bronzemedaille im<br />

Mannschaftswettbewerb der Olympischen<br />

Spiele mit einer besonderen Auszeichnung<br />

geehrt. Nach Peking hatte sie sich einen Ermüdungsbruch<br />

im rechten Knöchel zugezogen,<br />

wollte aber ihre Teilnahme an den Weltmeisterschaften<br />

nicht zurückziehen. „Es war<br />

so schmerzhaft, dass ich nicht trainieren<br />

konnte, aber ich wollte auf keinen Fall aufgeben“,<br />

sagte sie Sports Hochi. Nach einer ärztlichen<br />

Untersuchung am 15. April wurde sie<br />

schließlich ermahnt, mindestens einen Monat<br />

lang zu pausieren. Eine deprimierende Aussicht<br />

für Higuchi: „Ich habe zwar ein Ziel,<br />

aber ich mache mir Sorgen, dass ich es in<br />

meinem derzeitigen Zustand nicht erreichen<br />

kann... Ich habe noch nie bei den nationalen<br />

Meisterschaften gewonnen, also möchte ich<br />

dort den ersten Platz belegen und bei den<br />

Weltmeisterschaften Gold holen.“ Nur drei<br />

Tage später, am 25. April, erhielt sie für ihre<br />

Leistungen einen Sport-Ehrenpreis der Stadt<br />

Tokio, der ihr von Gouverneurin Yuriko Koike<br />

persönlich überreicht wurde.<br />

Team KanaDai<br />

geht in die nächste<br />

Runde<br />

Kana Muramoto und<br />

Daisuke Takahashi<br />

Foto: Robin Ritoss<br />

Ein Schal<br />

zum Muttertag<br />

Am 8. Mai wurde Shoma Uno zu einer Veranstaltung<br />

der Schmuckmarke Colantotte in Nagoya<br />

eingeladen, um an einer Talkshow teilzunehmen<br />

und das neueste Modell „ ARAN mini【Shoma<br />

<strong>2022</strong>】“ vorzustellen. Im Vorfeld hatte es eine Verlosung<br />

gegeben, bei der 100 glückliche Käuferinnen<br />

des Produkts die Chance hatten, ein Ticket<br />

für die Talkshow zu gewinnen. Weitere 400 Kundinnen<br />

konnten eine DVD mit Blick hinter die<br />

Kulissen des Werbeshootings oder Fotobücher<br />

mit Bildern der vergangenen Saison für sich beanspruchen.<br />

In der Talkrunde wurde das Gespräch<br />

schnell auf den Muttertag gelenkt. „Der Geburtstag<br />

meiner Mutter und der Muttertag liegen sehr<br />

nahe beieinander, deshalb wollte ich die beiden<br />

Anlässe dieses Mal miteinander verbinden. Ich<br />

habe ihr noch nie ein Geschenk gemacht, aber<br />

dieses Jahr habe ich ihr einen Schal gekauft“, erklärte<br />

Uno dem versammelten Publikum. „Es ist<br />

der Gedanke, der zählt. Ich glaube, sie hat sich<br />

sehr gefreut, weil ich so etwas noch nie gemacht<br />

habe.“ Auf die Frage, inwieweit sich Shoma in<br />

Bezug auf den Umgang mit seinen Mitmenschen<br />

weiterentwickelt habe, antwortete er wie folgt:<br />

„Ich habe gelernt, ‚Danke‘ zu sagen, auch wenn<br />

es mich in große Verlegenheit bringt. Es ist wichtig,<br />

Dankbarkeit zu zeigen.“<br />

Nach einem recht erfolgreichen Eistanzdebüt im<br />

vergangenen Jahr war am Ende dieser Saison offen,<br />

ob Kana Muramoto und der ehemalige Einzelläufer<br />

Daisuke Takahashi weiterhin versuchen<br />

würden, sich auf internationaler Ebene einen<br />

Namen zu machen. Im Anschluss an die Weltmeisterschaften<br />

hatten beide erklärt, wie hoch<br />

das Niveau bei internationalen Wettkämpfen sei<br />

und wie viel sie noch lernen müssten, um mithalten<br />

zu können. Entsprechend waren sie noch<br />

nicht sicher gewesen, wie es um die Zukunft des<br />

Teams bestellt sein würde.<br />

Am 27. Mai verkündeten<br />

sie jedoch in den sozialen<br />

Medien und während<br />

eines Online-<br />

Livestreams die<br />

Nachricht, auf die<br />

alle Eistanzfans gewartet<br />

hatten: Kana-<br />

Dai gehen in die nächste Runde.<br />

Dass sie es wirklich ernst meinen, bewiesen<br />

sie mit einem neuen Team-Instagram-Account,<br />

auf dem das Paar in<br />

Zukunft alle Neuigkeiten mit seinen<br />

Fans teilen möchte. Takahashi<br />

kommentierte in dem Stream:<br />

„Wir sind jetzt noch in San<br />

Franzisko, aber wir arbeiten<br />

schon auf die kommende<br />

Saison hin.<br />

Wir wissen nicht,<br />

was uns erwartet,<br />

aber wir wollen unser Bestes geben!“<br />

Maria Laura Brandmann-Mitsuoka<br />

29<br />

Neues aus Japan


30<br />

Alois Lutz<br />

Eislaufgeschichte<br />

Eislaufgeschichte<br />

Neuentdeckungen<br />

über Alois Lutz<br />

Ein Kunstläufer<br />

von ungewöhnlicher<br />

Erfindungsgabe<br />

Obwohl der Lutz zu den sechs Standardsprüngen<br />

im Eiskunstlaufen<br />

zählt, ist kaum etwas über den Erfinder<br />

Alois Lutz bekannt. Dessen Lebensgeschichte<br />

zählt zu den größten Mysterien<br />

der Eiskunstlaufgeschichte. Meine aktuell<br />

durchgeführten Recherchen ergaben<br />

zahlreiche bislang unbekannte und gesicherte<br />

Informationen. Diese ermöglichen<br />

ein neues Bild von Alois Lutz. Leider ist<br />

kein Foto von ihm bekannt.<br />

Alois Lutz als Mechanikergehilfe. Seine Karriere<br />

ist äußerst außergewöhnlich, denn aufgrund<br />

seiner sozialen Herkunft passte er nicht<br />

in das damalige Bild des Eiskunstlaufens als<br />

Sportart der mondänen, finanzstarken Gesellschaft.<br />

Sein Talent zum Eiskunstlaufen wurde<br />

von Oberbaurat Eduard Engelmann d. J.<br />

(1864-1944), Doppeleuropameister der Jahre<br />

1892 und 1894 und Erfinder der Freiluftkunsteisbahnen<br />

1912, erkannt und gefördert.<br />

Ohne dessen Unterstützung wäre es Lutz<br />

kaum möglich gewesen, diesen kostenintensiven<br />

Sport auszuüben. Zuerst war er Mitglied<br />

im Training-Eisklub Wien (TEK). Nach dem<br />

Umzug des Vereins vom Engelmann Sportplatz<br />

zur Eisbahn des Wiener Eislauf-Vereins (WEV)<br />

wechselte Lutz im Dezember 1914 zum Verein<br />

Kunsteisbahn Engelmann (VKE).<br />

Ausgebildeter Eiskunstläufer<br />

In einem Brief von Otto Czap, dem Generalsekretär<br />

des Österreichischen Eislauf-Verbandes,<br />

an Queen Publishing Toronto aus dem Jahr<br />

1977 heißt es, dass Alois Lutz ein Bandyspieler<br />

(Eishockey mit Ball) gewesen sei, der den<br />

Sprung zufällig entdeckte, als er aus Spaß im<br />

Training einmal Eiskunstlaufstiefel trug. Eine<br />

weitere Legende besagt, dass Lutz den Sprung<br />

während eines Bandyspiels entdeckt haben<br />

soll. Diese Darstellungen erscheinen frei erfunden,<br />

denn es ist erwiesen, dass Lutz ein<br />

ausgebildeter Eiskunstläufer war, der später<br />

weitere Eissportarten betrieb. Als Nachweis<br />

soll die ausführliche Auflistung seiner Laufbahn<br />

dienen, die exklusiv in der <strong>Pirouette</strong><br />

erstmals publiziert wird. Erstmals erwähnt<br />

wurde Alois Lutz in der Fachpresse beim „Jugendkunstlaufen<br />

des Training-Eisklub“ am 14.<br />

Januar 1912. Hier erlief er hinter Max Wanek<br />

(TEK) und Georg Pamperl (TEK), dem späteren<br />

dreimaligen WM-Vierten im Paarlaufen 1925,<br />

1926 und 1927 den dritten Platz.<br />

Biografischer Hintergrund<br />

Die Entdeckung seines Grabes auf dem Hernalser<br />

Friedhof, der Grabdokumentation und<br />

des Eintrags im Sterbebuch der Pfarrei Wien-<br />

Hernals liefern neue biografische Erkenntnisse.<br />

Alois Lutz wurde am 18. Juni 1898 in Hernals,<br />

einem Bezirk von Wien, in ärmlichen Verhältnissen<br />

geboren. Sein Vater war Eduard Lutz<br />

(1861-1915), seine Mutter Aloisia Krautstofl<br />

(1864-1945). Er hatte eine Schwester Paula<br />

(1891-1947) - ab 25. Februar 1919 verheiratete<br />

Düringer. Die Familie Lutz lebte in der Ortliebgasse<br />

44. Nach seiner Schulzeit arbeitete<br />

Großes Foto: Das Grab von Alois Lutz, Foto: Flaschka<br />

Unten: Eintrag im Sterbebuch der römisch-katholischen<br />

Erzdiözese Wien 17 Hernals, 03-65<br />

Lutz konkurrierte am 1. Januar 1913 bei einem<br />

internen „Neujahrslaufen des Training-<br />

Eisklubs Wien“ in der Kategorie „Jugendkunstlaufen<br />

für Jünglinge“ und wurde hinter Pamperl<br />

Zweiter vor Franz Lechner. Beim mit<br />

zwölf Teilnehmern besetzten „Jugendkunstlaufen<br />

des Wiener Eislauf-Vereins bis zu 16<br />

Jahren“ am 6. Januar 1913 wurde er nur von<br />

Kurt von Thayenthal (TEK) besiegt und belegte<br />

den zweiten Rang. Am 12. März 1913 nahm<br />

er an einem Klassenlauf-Test teil und legte<br />

die 3. Klasse ab. Dieser Test beinhaltete nur<br />

Pflichtfiguren. Auf hochkarätige Konkurrenz<br />

traf Lutz bei der „Klubmeisterschaft des Training-Eisklub<br />

Wien“ auf der Engelmann-Eis-


31<br />

Sportliches Vorbild<br />

Ivan Malinin.,<br />

WM 1913 Wien.<br />

Quelle: Illustriertes<br />

Österreichisches<br />

Sportblatt vom<br />

1.3.1913<br />

bahn am 14. Dezember 1913. Hier platzierte er<br />

sich hinter Ludwig Wrede (TEK), dem späteren<br />

Doppelweltmeister im Paarlauf 1925 und 1927<br />

sowie Olympiadritten im Paarlauf 1928, Alfred<br />

Berger (TEK) dem Doppelweltmeister 1922 und<br />

1924 sowie Olympiasieger im Paarlauf 1924,<br />

und Georg Pamperl auf den 4. Rang.<br />

Das Neue Wiener Tagblatt kommentierte: „Eine<br />

kleine Sensation war das Laufen des jugendlichen<br />

Lutz, einem Kunstläufer von ungewöhnlicher<br />

Erfindungsgabe, der in seiner quecksilbernen<br />

Lebendigkeit, in seinen originellen Sprüngen<br />

und blitzschnellen Fußdrehungen an den russischen<br />

Meister Malinin erinnert. Lutz ist eine<br />

Anerkennungsgabe zugedacht.“ Ergänzend stellt<br />

das Illustrierte Österreichische Sportblatt fest,<br />

dass der Neuling Lutz durch zahlreiche, überaus<br />

schwierige Sprünge aufgefallen sei. Ivan Malinin<br />

(Moskauer Flussjacht-Klub) beeindruckte bei<br />

den WM 1913 in Wien mit einem völlig neuartigen,<br />

zukunftsweisenden dynamischen Laufstil:<br />

„Er läuft mit einem geradezu unheimlichen<br />

Tempo“, heißt es im Illustrierten Österreichischen<br />

Sportblatt. „Sprünge wechselten mit <strong>Pirouette</strong>n<br />

in allen Variationen ab“.<br />

Im „Verbands-Neulingskunstlaufen“ des „Kunstlaufmeetings<br />

des Cottage Eislauf-Vereins“ am<br />

4. Januar 1914 erreichte Alois Lutz bei acht<br />

Teilnehmern erneut hinter Pamperl und vor<br />

Max Wanek den zweiten Platz. Der elegant laufende<br />

Pamperl und der dynamisch laufende<br />

Lutz wurden in der Sportpresse als die großen<br />

Nachwuchstalente und Hoffnungsträger des<br />

österreichischen Eiskunstlaufs bezeichnet. Zum<br />

einzigen Mal international startete Lutz beim<br />

„Internationalen Herren-Juniorenkunstlaufen“<br />

des „Kunstlaufmeetings des Training-Eisklub“<br />

am 2. Februar 1914. Das Ergebnis lautete: 1.<br />

Paul Jaross (Eislaufverein Budapest - EVB), 2.<br />

Georg Pamperl, 3. Ferdinand Weber (WEV), 4.<br />

Georg Jakob (EVB), 5. Alois Lutz, 6. Ivos von<br />

Farkas (EVB), 7. Edmund Urban (TEK). Nur zwei<br />

Tage später erlief er beim „Kunstlaufen des<br />

Wiener Akademischen Sportvereins“ in der Kategorie<br />

„Neulinge“ hinter Friedrich Bartel (Cottage<br />

Eislauf-Vereins - CVE) und vor Edmund<br />

Urban den zweiten Platz. In der Saison 1914/15<br />

war Lutz erstmals als Stürmer der Bandy-<br />

Mannschaft des CVE gelistet. Eine Saison später<br />

spielte er für den VKE.<br />

An dem „Verbands-Herrenlaufen“ im Rahmen<br />

der Österreichischen Herren-Meisterschaften<br />

am 24. Januar 1915 konnte Lutz aufgrund eines<br />

Trauerfalls nicht teilnehmen. Sein Vater wurde<br />

zwei Tage später beigesetzt. Alois plante einen<br />

Doppelstart, denn er war auch im Eisschnelllaufen<br />

bei den Neulingen über 1000 Meter gemeldet.<br />

In der Saison 1916/17 war Lutz zudem Mitglied<br />

der Eisball-Mannschaft des VKE. Eisball<br />

bedeutet Fussball spielen auf einer Eisbahn. Lutz<br />

belegte beim „Wettlaufen um den Wanderpreis<br />

des Training-Eisklub“ am 18. Januar 1917 hinter<br />

Karl Kronfuß (WEV), Robert Zlamal (WEV), Heinz<br />

Mattauch (CVE) und vor Fritz Fränki (WEV) und<br />

Eugen Zwieback (WEV) den vierten Platz. Als<br />

<strong>No</strong>vum wurde er erstmals im Walzerwettbewerb<br />

gemeldet. Seine Eistanzpartnerin war Alice Löscher.<br />

Das Paar trat aber aus unbekannten<br />

Gründen nicht an.<br />

Sein letzter dokumentierter Wettbewerb fand<br />

am 28. Januar 1917 beim „Junioren-Laufen des<br />

Akademischen Sportvereins“ im Rahmen der Österreichischen<br />

Damenmeisterschaften auf dem<br />

Sportplatz Engelmann statt. Hier erlief er hinter<br />

Karl Kronfuß, Heinz Mattauch, Emil von Bertalanffy<br />

(WEV) und Robert Zlama den fünften und<br />

letzten Platz. Altmeister Josef Leykauf kommentierte<br />

in der Allgemeinen Sportzeitung: „Alois<br />

Lutz lief wieder so geschmeidig, fast möchte ich<br />

sagen gummiweich.“ Mit 19 Jahren zog man ihn<br />

zum Kriegsdienst ein. Er kehrte mit einer Lungentuberkulose<br />

zurück und starb am 15. Februar<br />

1918. Zwei Tage später wurde er auf dem Friedhof<br />

Hernals in einem Gemeinschaftsgrab von<br />

drei Familien bestattet. Sein Leben ging zu<br />

Ende, bevor er wie viele seiner Sportkameraden<br />

eine internationale Laufbahn in den 1920er<br />

Jahren starten konnte.<br />

Eduard Engelmann d. J. (mit dem 17jährigen<br />

Karl Schäfer 1927), der Förderer von Alois Lutz<br />

Quelle: Fritz Reuel - Das Eissportbuch, Stuttgart 1928<br />

Der Lutz-Sprung<br />

Während nunmehr gesicherte Informationen<br />

über den biografischen Hintergrund und die<br />

sportliche Laufbahn von Alois Lutz vorliegen, ist<br />

dessen Zuordnung zu dem gleichnamigen<br />

Sprung nicht eindeutig belegt. Es existiert keine<br />

namentliche Benennung oder Beschreibung der<br />

Sprunginnovation in bislang vorliegenden Wettkampfberichten.<br />

In der Fachliteratur wird ohne<br />

Quellenangabe 1913 als das Jahr der Erfindung<br />

genannt. Es liegt nahe, dass Lutz seinen Sprung<br />

bei der „Klubmeisterschaft des Training-Eisklub<br />

Wien“ auf der Engelmann-Eisbahn am<br />

14.12.1913 erstmalig präsentiert haben könnte,<br />

denn in den Wettkampfberichten werden seine<br />

Kreativität und originelle Sprünge hervorgehoben.<br />

Dafür wurde er mit einer Belobigung geehrt.<br />

Ob man ihm diese speziell für die Erfindung<br />

des Lutz-Sprunges verlieh, bleibt offen. Es<br />

fehlt ein direkter Nachweis in Primärquellen.<br />

Der britische Funktionär, Preisrichter und erfolgreiche<br />

Paarläufer Thomas Dow Richardson<br />

(1887-1971) führte in seinem Buch „Skating<br />

with T. D. Richardson“, 1952 erschienen bei Pitman<br />

& Sons, aus, dass der deutsche Berufsläufer<br />

und Eislauflehrer Paul Kreckow die Lutztechnik<br />

in den frühen 1920er Jahren kultiviert haben<br />

soll. Pflegestätte des Lutz war der VKE.<br />

Erstmals schriftlich erwähnt wurde der Lutz-<br />

Sprung im Amateurkunstlaufen bei den Österreichischen<br />

Meisterschaften 1928 in der Beschreibung<br />

der Kür des Vizeweltmeisters der<br />

Jahre 1926 und 1927, Dr. Otto Preißecker<br />

(1898-1963). Im Wettkampfbericht der Innsbrucker<br />

Nachrichten vom 19. Januar 1928<br />

heißt es: „Wir bewunderten bei ihm einen hier<br />

noch nicht gesehenen Lutz-Sprung.“ Es ist davon<br />

auszugehen, dass andere Läufer wie Karl<br />

Schäfer diesen Sprung bereits vorher, aber undokumentiert<br />

von der Presse darboten. Durch<br />

seine Sprunginnovation hat sich der damals<br />

völlig unbedeutende Nachwuchsläufer Alois<br />

Lutz einen festen Platz im Geschichtsbuch des<br />

Eiskunstlaufens gesichert. Man kann dem Multitalent<br />

auf dem Eis an seinem Grab im Friedhof<br />

Hernals, Gruppe 31, Grabnummer 9, noch<br />

heute Ehre erweisen. Da nur der Name Familie<br />

Lutz auf dem Grabstein vermerkt ist, wäre es<br />

wünschenswert, wenn sich ein Stifter für eine<br />

gesonderte Grabplatte fände, die auf den Erfinder<br />

des Lutz-Sprunges hinweist. Hier ist der<br />

Österreichische Eislauf-Verband, das Sportamt<br />

Wien oder der Verein Kunsteisbahn Engelmann<br />

gefragt. Vielleicht findet sich auch ein privater<br />

Geldgeber. Alois Lutz hätte diese späte Würdigung<br />

verdient.<br />

Dr. Matthias Hampe<br />

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Alois Lutz<br />

Eislaufgeschichte


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