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Pirouette No. 6/2023 Juli + August

ISU Adult Oberstdorf Die Mammutveranstaltung in Oberstdorf für Hobby- und ehemalige Leistungssportler/innen fand diesmal in der Himmelfahrtswoche statt. 34 Nationen beteiligten sich in 85 Kategorien mit über 600 Programmen im Wettbewerb. Damit hatten sich im Gegensatz zum letzten Jahr die Teilnehmerzahlen wieder erhöht und einige Kategorien mussten wie vor Corona geteilt werden. Allerdings hatten manche Teilnehmer Trainingsrückstand, da wegen Corona und Energiekrise weniger Trainingszeiten verfügbar waren. Auch einen Live-Stream gab es wieder, der aber in diesem Jahr kostenpflichtig war. Topthemen: · Neues aus ­aller Welt · ISU-Adult in Oberstdorf Weiteres aus dem Inhalt: · Aktuelle Kommentare: ISU hält Sperre für Russland aufrecht & Deutsche Läufer gehen ins Ausland · Portrait: Riku Miura & Ryuichi Kihara · Interview: Tim Dieck · Interview: Aljona Savchenko und Robin Szolkowy (neues Trainerteam in Chemnitz) · Interview: Matteo Rizzo · Schweizer Verbandstagung · Interview: Diana Barbacci (Schweizer Verbandspräsidentin) · Interview: Milla Ruud Reitan & Nikolaj Majorov · ISU Erwachsenenwettbewerb in Oberstdorf · Junitraining in Oberstdorf · Vereinsfest in Chemnitz · Sommertraining in Russland · Wettbewerbsliste 2023 - 2026 · Wer startet wo beim Grand Prix? · Trainingslager in Japan · Showtime in Japan: Weir hört auf, Fernandez lässt Halle beben, Higuchi und Kagiyama wieder da · Eislaufgeschichte: Otto Czap (Die außergewöhnliche ­Lebensgeschichte eines ­Eiskunstlauf-Allrounders) · Neues aus aller Welt Titelbild: Riku Miura und Ryuichi Kihara haben in der vergangenen Saison Eiskunstlauf­geschichte geschrieben und können es kaum glauben: Sie sind die ersten Paarlaufweltmeister aus Japan. Und die ersten, die mit den Vier-Kontinenten eine ISU-Meisterschaft, das Grand Prix Finale und Grand Prix Wettbewerbe gewinnen ­konnten. Foto: Robin Ritoss Auch als Printversion erhältlich unter: www.pirouette-online.de/nr-6-juli-august-2023.html (Erscheinungstermin 14.7.2023)

ISU Adult Oberstdorf

Die Mammutveranstaltung in Oberstdorf für Hobby- und ehemalige Leistungssportler/innen fand diesmal in der Himmelfahrtswoche statt. 34 Nationen beteiligten sich in 85 Kategorien mit über 600 Programmen im Wettbewerb. Damit hatten sich im Gegensatz zum letzten Jahr die Teilnehmerzahlen wieder erhöht und einige Kategorien mussten wie vor Corona geteilt werden. Allerdings hatten manche Teilnehmer Trainingsrückstand, da wegen Corona und Energiekrise weniger Trainingszeiten verfügbar waren. Auch einen Live-Stream gab es wieder, der aber in diesem Jahr kostenpflichtig war.

Topthemen:
· Neues aus ­aller Welt
· ISU-Adult in Oberstdorf

Weiteres aus dem Inhalt:
· Aktuelle Kommentare: ISU hält Sperre für Russland aufrecht & Deutsche Läufer gehen ins Ausland
· Portrait: Riku Miura & Ryuichi Kihara
· Interview: Tim Dieck
· Interview: Aljona Savchenko und Robin Szolkowy (neues Trainerteam in Chemnitz)
· Interview: Matteo Rizzo
· Schweizer Verbandstagung
· Interview: Diana Barbacci (Schweizer Verbandspräsidentin)
· Interview: Milla Ruud Reitan & Nikolaj Majorov
· ISU Erwachsenenwettbewerb in Oberstdorf
· Junitraining in Oberstdorf
· Vereinsfest in Chemnitz
· Sommertraining in Russland
· Wettbewerbsliste 2023 - 2026
· Wer startet wo beim Grand Prix?
· Trainingslager in Japan
· Showtime in Japan: Weir hört auf, Fernandez lässt Halle beben, Higuchi und Kagiyama wieder da
· Eislaufgeschichte: Otto Czap (Die außergewöhnliche ­Lebensgeschichte eines ­Eiskunstlauf-Allrounders)
· Neues aus aller Welt

Titelbild:
Riku Miura und Ryuichi Kihara haben in der vergangenen Saison Eiskunstlauf­geschichte geschrieben und können es kaum glauben: Sie sind die ersten Paarlaufweltmeister aus Japan. Und die ersten, die mit den Vier-Kontinenten eine ISU-Meisterschaft, das Grand Prix Finale und Grand Prix Wettbewerbe gewinnen ­konnten.
Foto: Robin Ritoss

Auch als Printversion erhältlich unter: www.pirouette-online.de/nr-6-juli-august-2023.html (Erscheinungstermin 14.7.2023)

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<strong>Pirouette</strong> | Nr. 6 | <strong>Juli</strong> & <strong>August</strong> <strong>2023</strong><br />

Internationales Eiskunstlaufmagazin | 56. Jahrgang | www.pirouette-online.de<br />

Riku Miura & Ryuichi Kihara<br />

Neues aus<br />

aller Welt<br />

ISU-Adult<br />

in Oberstdorf


2<br />

Aktuelle Kommentare<br />

Aktuelle Kommentare<br />

Richtig und trotzdem falsch<br />

ISU hält Sperre für Russland aufrecht<br />

Russische und belorussische Läuferinnen und<br />

Läufer dürfen weiterhin nicht an internationalen<br />

Wettbewerben teilnehmen. Die ISU hat auf<br />

ihrer Vorstandssitzung vom 9. bis 11. Juni in<br />

Budapest entschieden, dass die infolge des Angriffskriegs<br />

auf die Ukraine erlassene Sperre in<br />

Kraft bleibt. Die ISU habe über die Empfehlung<br />

des Internationalen Olympischen Komitees,<br />

Sportler aus diesen Ländern als neutrale Athleten<br />

zuzulassen, diskutiert und werde die Machbarkeit<br />

prüfen, hieß es in dem Statement des<br />

Weltverbandes. Letztendlich wurde die Angelegenheit<br />

also vertagt und bis zum Saisonbeginn<br />

kann die ISU einen neuen Beschluss fassen.<br />

Der Vorstand habe seine Entscheidung fast einstimmig<br />

gefällt, berichten russische Medien unter<br />

Berufung auf informierte Kreise. Die ISU<br />

verurteilte den russischen Angriff auf die Ukraine<br />

erneut aufs Schärfste und sicherte dem<br />

Land seine anhaltende Unterstützung zu.<br />

Zuvor hatte der ukrainische Eislaufverband die<br />

ISU dazu aufgerufen, die Sperre nicht aufzuheben.<br />

Es könne keinen Grund geben, Russen<br />

und Belorussen wieder zu Wettbewerben zuzulassen,<br />

solange der Krieg andauere, Zivilisten,<br />

Soldaten und auch Athleten den russischen<br />

Angriffen zum Opfer fielen. Diese Position<br />

ist absolut nachvollziehbar. In der Tat gibt<br />

es keine Rechtfertigung für diesen Krieg, der<br />

seit bald anderthalb Jahren anhält.<br />

Dennoch sollte man differenzieren und das betrifft<br />

den Umgang mit der russischen Zivilbevölkerung.<br />

Russland hat sich innerhalb kürzester<br />

Zeit in eine Diktatur von Orwellschem Ausmaß<br />

verwandelt. Es ist eine erschreckende Fallstudie,<br />

die sich jeder genauer anschauen sollte,<br />

der den Luxus von Demokratie und Freiheit<br />

schätzt. Natürlich gibt es in Russland zu viele<br />

Menschen, die den Krieg unterstützen, sei es<br />

nur passiv, aber dazu kommen sehr viele, die<br />

anders denken. Diesen Menschen in Russland,<br />

die in Frieden und Freiheit leben wollen, müssen<br />

wir die Hand reichen, wenn wir auf Veränderung<br />

hoffen. Und das geht nicht, indem wir<br />

sie ausschließen und isolieren. Das gilt nicht nur<br />

für Sportler/innen, sondern auch für Künstler/<br />

innen, Wissenschaftler/innen und ganz normale<br />

Menschen. „Die Russen wollten keinen Krieg,<br />

sondern ein stabiles, ruhiges und gutes Leben“,<br />

sagte der inhaftierte Oppositionelle Ilja Jaschin<br />

dem „Spiegel“ in einem kürzlich veröffentlichten<br />

Interview. Er wurde wegen „Diskreditierung der<br />

Armee“ zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt,<br />

weil er auf seinem YouTube-Kanal über die<br />

Kriegsverbrechen von Butscha sprach. „Ich<br />

habe den Eindruck, dass der Westen dem Kreml<br />

tatsächlich oft selbst die stärksten Trümpfe in<br />

die Hand gibt. Weil er nicht wirklich einen Unterschied<br />

macht zwischen dem Regime und<br />

dem russischen Volk“, fuhr Jaschin fort. „Der<br />

Kreml redet der Gesellschaft ein, dass der Westen<br />

unser Land zerstören will. Bei dieser Propaganda<br />

sollte der Westen nicht mitziehen. Es<br />

lohnt, das russische Volk als Verbündeten zu sehen<br />

im Kampf gegen diese Diktatur.“<br />

Einige Sportverbände haben Russen und Belorussen<br />

als „Neutrale“ zugelassen. Bei der Judound<br />

Taekwondo-WM führte das zum Boykott<br />

der Ukraine, was aus Sicht des angegriffenen<br />

Landes verständlich, aber insgesamt nicht zielführend<br />

ist. Im Tennis waren Spieler/innen nie<br />

gesperrt. Das Argument hier ist, dass sie sich<br />

selbst und nicht ihren Staat repräsentieren. Es<br />

wurden keine negativen Zwischenfälle bekannt.<br />

Im Radsport dürfen Russen in den Einzel-, aber<br />

nicht in den Mannschaftsdisziplinen teilnehmen,<br />

ebenso sind sie beim Bogenschießen, Kanusport,<br />

Fechten, Golf, Schießen, Moderner<br />

Fünfkampf, Skateboarding, Tischtennis, Triathlon,<br />

Gewichtheben und Ringen zugelassen. Athlet/innen,<br />

die den Krieg z.B. in sozialen Medien<br />

Start für andere Länder<br />

Deutsche Läufer gehen ins Ausland<br />

aktiv unterstützt haben, bleiben zu Recht gesperrt.<br />

Überprüfungen hängen allerdings von<br />

den Verbänden ab. Andere Sportarten, darunter<br />

als bedeutendste Leichtathletik und Schwimmen,<br />

aber auch Badminton, Reiten, Klettern<br />

und Surfen, die ISU und weitere Wintersportverbände,<br />

halten bisher ihre Sperren aufrecht.<br />

Viele Gegner einer Zulassung argumentieren<br />

mit staatlicher Sportfinanzierung in Russland<br />

und mit dem Propagandaeffekt, den Erfolge haben.<br />

Das ist ein wichtiger Punkt, aber ohne Fahne,<br />

Hymne oder irgendwelche anderen Länderinsignien<br />

ist dieser Effekt stark reduziert. Anders<br />

als bei den Olympischen Spielen 2018 und<br />

2022 sind Bezeichnungen, die das Wort „Russland“<br />

enthalten, nicht erlaubt. Der Staat finanziert<br />

zwar den Sport, aber nicht mit Blutgeld,<br />

das er mit dem Krieg verdient. Da der Krieg und<br />

seine Folgen sehr teuer sind, ist wahrscheinlich<br />

bald viel weniger Geld für den Sport da.<br />

Menschen aus Russland sind in den meisten<br />

Ländern nicht willkommen, selbst wenn sie<br />

dem Regime entkommen wollen. Im Land haben<br />

sie kaum eine Chance, etwas zu verändern.<br />

Wie absurd es dort zugeht, konnte jeder im Juni<br />

sehen: Für einen gewalttätigen Aufstand mit Toten<br />

erhält man freies Geleit, für friedliche Anti-<br />

Kriegsproteste wandert man hinter Gitter. Sanktionen<br />

und Sperren sind richtig – aber sie sollten<br />

nicht die Falschen treffen. Tatjana Flade<br />

Die aktuellen Finanzprobleme der DEU haben<br />

eine Entwicklung umgekehrt, von der sie früher<br />

profitiert hatte: Jahrzehntelang kamen immer<br />

wieder Eisläufer/innen aus anderen Ländern,<br />

um für Deutschland erfolgreich zu starten, von<br />

Patricia Neske, Richard Zander und Andrejs<br />

Vlascenko bis zu Aljona Savchenko und Bruno<br />

Massot. Dies hat sich nun umgekehrt. Denn anderswo<br />

erhalten sie mehr, oft erheblich mehr<br />

finanzielle Unterstützung: Joti Polizoakis versuchte<br />

2022 einige Monate lang ein Comeback<br />

für die Tschechische Republik. Eistänzer Asaf<br />

Kazimov läuft seit kurzem mit Sofia Val für Spanien,<br />

sogar schon bei der WM <strong>2023</strong>.<br />

Der prominenteste Wechsler ist jetzt Tim<br />

Dieck, der mit der Britin Olivia Smart demnächst<br />

sein Debüt für Spanien gibt und schon<br />

ein „Begrüßungsvideo“ auf Spanisch online gestellt<br />

hat. Alisa Efimova läuft nach einem Wettbewerbsjahr<br />

für Deutschland nun für die USA<br />

(siehe Seite 19). Die <strong>No</strong>rwegerin Milla Ruud<br />

Reitan, die kurz für die DEU gestartet war,<br />

setzt ihre Karriere nun für Schweden mit Nikolaj<br />

Majorov fort. Annika Hocke & Robert Kunkel<br />

hatten im Frühjahr ebenfalls angekündigt,<br />

für ein anderes Land zu laufen, wenn ihre Förderung<br />

nicht erheblich erhöht wird. Nach Gesprächen<br />

mit der DEU haben sie aber eingeräumt,<br />

dass sie das eigentlich nicht wollen, zumal<br />

dann ein Jahr Wartezeit auf sie zukäme.<br />

Trotzdem: Wenn es der DEU nicht schnell gelingt,<br />

große und finanzkräftige Sponsoren oder<br />

andere Geldquellen zu finden, wird diese Entwicklung<br />

rasant weitergehen. Das ist nicht im<br />

Sinne des deutschen Eiskunstlaufs.<br />

<br />

Klaus-Reinhold Kany


Impressum<br />

Verlags- und Redaktionsanschrift:<br />

STS·Verlag+Werbung<br />

Stefan Schulze<br />

Am Stutz 14<br />

97993 Creglingen<br />

Fon 07933-700-191<br />

Fax 07933-700-192<br />

E-Mail: info@pirouette-online.de<br />

In diesem Heft:<br />

Aktuelle Kommentare 2<br />

Portrait: Riku Miura & Ryuichi Kihara 4<br />

Interview: Tim Dieck 5<br />

„Titelheld“ Kevin Aymoz<br />

im Interview auf Seite 4.<br />

Foto: Tatjana Flade<br />

3<br />

Inhalt & Termine<br />

Webshop: www.pirouette-online.de<br />

Interview: A. Savchenko und R. Szolkowy 6<br />

Google Play: https://play.google.com/store/apps/<br />

details?id=de.pirouette.android<br />

Interview: Matteo Rizzo 7<br />

App Store: https://apps.apple.com/us/app/<br />

pirouette-magazin/id1553450950<br />

Schweizer Verbandstagung 8<br />

Verlagsleitung: Stefan Schulze<br />

Interview: Diana Barbacci 9<br />

Chefredakteur: Klaus-Reinhold Kany<br />

Stellvertreterin: Tatjana Flade<br />

Interview: M. R. Reitan & N. Majorov 11<br />

Mitarbeiter: Albert René Kolb (Schweiz),<br />

Katrin Flaschka (Österreich), Hella Höppner<br />

Neues aus aller Welt 12<br />

Grafik / Anzeigen / Kundenbetreuung:<br />

Stefan Schulze<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte<br />

und Bildzuschriften haftet der Verlag nicht.<br />

Beiträge, die mit Namen oder Initialen des<br />

Verfassers gezeichnet sind, stellen nicht unbedingt<br />

die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers<br />

dar. Für die Richtigkeit der Mitteilungen und<br />

Berichte zeichnen die Clubs verantwortlich.<br />

Zuschriften können von uns, falls kein ausdrücklicher<br />

Vor behalt gemacht wird, im Wortlaut oder<br />

aus zugs weise veröffentlicht werden.<br />

Erscheinungsweise: monatlich, 10 mal im Jahr,<br />

Mai/Juni und <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> sind Doppelausgaben.<br />

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Anzeigen: Standard-Formate zum vergünstigten<br />

Festpreis in unserer Preisliste,<br />

Download unter www.pirouette-online.de/info/<br />

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Copyright für alle Beiträge bei:<br />

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Nachdruck in Wort und Bild, auch auszugsweise,<br />

nur mit schriftlicher Ge neh migung des Verlags.<br />

Gerichtsstand: Bad Mergentheim<br />

Kündigung des Abonements (Print) ist bis acht<br />

Wochen vor Ablauf des Abon ne ments möglich,<br />

ansonsten automatische Verlängerung um ein<br />

weiteres Jahr. Die Kündigung bedarf der<br />

Schriftform.<br />

Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB) und<br />

Datenschutz-Richtlinien sind nachzulesen unter:<br />

ISU Erwachsenenwettbewerb 14<br />

Neues aus aller Welt 17<br />

Junitraining in Oberstdorf 18<br />

Vereinsfest in Chemnitz 20<br />

Sommertraining in Russland 21<br />

Wettbewerbsliste <strong>2023</strong> - 2026 22<br />

Wer startet wo beim Grand Prix 24<br />

Neues aus aller Welt 25<br />

Trainingslager in Japan 26<br />

Showtime in Japan 28<br />

Eislaufgeschichte: Otto Czap 30<br />

Das <strong>Pirouette</strong>-Magazin als App<br />

für Smartphone und Tablet!<br />

Einst feierten sie Paarlauf-Siege. Nun ist das Paar wiedervereint<br />

als Trainerteam. (Hierzu unser Interview auf Seite 6)<br />

Foto: Höppner<br />

Termine<br />

von Mitte <strong>Juli</strong> bis Ende <strong>August</strong><br />

Die aktuellen Termine finden Sie diesmal<br />

auf der Seite 22.<br />

Titelbild:<br />

Riku Miura und Ryuichi Kihara haben in<br />

der vergangenen Saison Eiskunstlaufgeschichte<br />

geschrieben und können es<br />

kaum glauben: Sie sind die ersten Paarlaufweltmeister<br />

aus Japan. Und die ersten,<br />

die mit den Vier-Kontinenten eine ISU-<br />

Meisterschaft, das Grand Prix Finale und<br />

Grand Prix Wettbewerbe gewinnen<br />

konnten<br />

Foto: Hella Höppner<br />

Die nächste <strong>Pirouette</strong><br />

erscheint zirka am:<br />

www.pirouette-online.de/info/<br />

allgemeine-geschaeftsbedingungen<br />

www.pirouette-online.de/info/datenschutz.html<br />

7. September <strong>2023</strong> (Digital)<br />

15. September <strong>2023</strong> (Print)


4<br />

Riku Miura & Ryuichi Kihara<br />

Portrait<br />

Die japanischen Paarlaufpioniere<br />

Riku Miura &<br />

Ryuichi Kihara<br />

Sie haben in der vergangenen Saison Eiskunstlaufgeschichte geschrieben und können es<br />

kaum glauben: Riku Miura und Ryuichi Kihara sind die ersten Paarlaufweltmeister aus<br />

Japan. Und die ersten, die mit den Vier-Kontinenten eine ISU-Meisterschaft, das Grand Prix<br />

Finale und Grand Prix Wettbewerbe gewinnen konnten. Sie sammelten diese Siege und<br />

freuten sich jedes Mal unbändig. Besonders in Erinnerung blieb, wie Miura bei der WM auf<br />

einmal nach dem KP in der Tränenecke aufsprang und vor Freude auf und ab hüpfte – bevor<br />

die <strong>No</strong>ten verkündet wurden. Sie hatte die Bewertung bereits auf dem Bildschirm gesehen.<br />

Als sie ihren kleinen Faux-Pas bemerkte, hielt sie erschrocken inne und alle lachten.<br />

Trotz der historischen Erfolge bleibt das sympathische Duo japanisch-bescheiden.<br />

Foto: Flade<br />

Vor einigen Jahren hätte wohl niemand diese<br />

Resultate erwartet, einschließlich der Sportler<br />

selbst. Mit ihren vorherigen Partnern waren sie<br />

weit weg von Medaillen. Aber als sie sich zusammentaten,<br />

war alles auf einmal anders.<br />

Einmal mehr bewiesen sie, wie sehr es darauf<br />

ankommt, dass ein Paar sportlich und menschlich<br />

zusammenpasst. Der bald 31 Jahre alte Kihara<br />

blickt auf eine lange Karriere zurück. Als<br />

Einzelläufer gewann er zweimal Bronze im Junioren<br />

Grand Prix und wurde Zehnter bei der Junioren-WM<br />

2011. Als er erkannte, dass er sich<br />

gegen die starke Konkurrenz im Land nicht<br />

würde durchsetzen können, wechselte er zum<br />

Paarlauf. Ab 2013 startete er mit Narumi Takahashi,<br />

die mit Mervin Tran überraschend WM-<br />

Bronze 2012 in Nizza gewonnen hatte, aber ihren<br />

Leistungszenit überschritten hatte. Dennoch<br />

gelang es dem Duo, seinen olympischen<br />

Traum zu realisieren. Sie kamen nach Sotchi<br />

und wurden 18. Sie trennten sich, aber Kihara<br />

war noch nicht fertig mit dem Eislaufen. Mit<br />

Miu Suzaki nahm er einen neuen Anlauf und<br />

schaffte es mit ihr 2018 wieder zu den Olympischen<br />

Spielen, Platz 21. Ein Jahr später endete<br />

auch diese Partnerschaft. Kihara dachte ans<br />

Aufhören. Da kam eine Anfrage aus Kanada.<br />

Dahinter steckte Trainer Bruno Marcotte.<br />

Marcotte hatte das Juniorenpaar Riku Miura/<br />

Shoya Ichihashi trainiert. Sie zeigten zwar gute<br />

Ansätze, trennten sich aber 2019. Miura sah<br />

keine Perspektive für sich, aber ihrem Trainer<br />

fiel Kihara ein. Dieser dachte sich, er habe<br />

nichts zu verlieren und kam zum Probetraining.<br />

Das neue Duo startete seine gemeinsame Karriere<br />

im Herbst 2019 bei der NHK Trophy und<br />

belegte auf Anhieb Rang fünf. Es passte einfach.<br />

Bei der Vier-Kontinente-Meisterschaft<br />

2020 wurden sie Achte, doch dann schlug Corona<br />

zu und mit Wettbewerben war es erst einmal<br />

vorbei. Der nächste internationale Wettkampf<br />

war ihr Debüt bei der WM 2021, bei der<br />

die Japaner einen sehr guten zehnten Platz belegten<br />

und sich den Olympiastartplatz sicherten.<br />

In Peking wurden sie Siebte.<br />

Die Läufer sehen das Geheimnis ihres Erfolges<br />

in ihrem Umgang miteinander und darin, dass<br />

sie vom Laufstil her gut harmonieren. „Wir respektieren<br />

stets unsere Trainer und uns gegenseitig“,<br />

sagt Kihara. „Wir haben unseren Coaches<br />

durchgehend vertraut und sie haben uns<br />

vertraut. Außerdem haben wir uns vorgenommen,<br />

jeden Tag einen Schritt nach dem anderen<br />

zu machen und täglich voranzukommen.<br />

Dieses Ziel haben wir erreichen können. Auch<br />

jetzt arbeiten wir Schritt für Schritt an unseren<br />

Fähigkeiten“, ergänzte er. „Ein guter Partner,<br />

guter Trainer, gute Trainingskameraden“, fasst<br />

es die fröhliche Miura knapp zusammen. Die<br />

Stärke der Weltmeister ist ihr Tempo, das die<br />

Elemente spektakulär wirken lässt und für gute<br />

Komponenten sorgt. „Wir lieben es, in hoher<br />

Geschwindigkeit zu laufen, für uns ist das natürlich.<br />

Wenn wir nicht schnell sind, bekommen<br />

wir Angst vor den Elementen und können<br />

sie nicht richtig ausführen“, erklärt Kihara.<br />

Die schwierige Coronazeit, als sie monatelang<br />

in Kanada festsaßen und nicht nach Hause reisen<br />

konnten, hat sie zusätzlich zusammengeschweißt.<br />

„Wir konnten unsere Familie und<br />

Freunde nicht sehen, aber wir haben uns jeden<br />

Tag gegenseitig unterstützt“, erinnert sich<br />

Kihara. „Unsere Beziehung zueinander ist sehr<br />

stark geworden. Covid war nicht gut für unsere<br />

Arbeit, aber es war gut für unsere Beziehung“,<br />

fügte er hinzu. Sie sprechen öffentlich<br />

nicht darüber, ob sie auch privat ein Paar sind.<br />

Sicher hat das Duo von der Sperre der Russen<br />

und der Abwesenheit der Chinesen profitiert,<br />

die im Paarlauf dominierten. Dennoch sind<br />

ihre Leistungen und ihre Fortschritte nicht zu<br />

unterschätzen und sie hätten auch bei mehr<br />

Konkurrenz Medaillenchancen. „Wir sind etwas<br />

enttäuscht, dass wir nicht gegen die stärksten<br />

Teams antreten konnten, aber wir haben die<br />

Gelegenheit bekommen, uns mit vielen Athleten<br />

aus unterschiedlichen Ländern messen zu<br />

können, und das freut uns“, meint die 21 Jahre<br />

alte Miura. „Ich würde sagen, dass wir bei<br />

Wettkämpfen mehr gegen uns selbst als gegen<br />

andere Länder kämpfen“, betont ihr Partner.<br />

In der neuen Saison wollen die Japaner ihre<br />

Spitzenposition verteidigen und die Qualität<br />

ihrer Elemente verbessern. Sie haben noch einiges<br />

vor. „Wir sind in unserer vierten Saison,<br />

deshalb denken wir, dass wir in Zukunft noch<br />

ganz viele unterschiedliche Musikstile ausprobieren<br />

und dadurch eine neue Version unserer<br />

selbst finden können“, kommentiert Miura.<br />

Aktuell sind die Weltmeister auf Schaulauftourneen<br />

in ihrem Heimatland unterwegs und erleben<br />

nie gekannte Aufmerksamkeit von Seiten<br />

der Medien. Paarlauf (und Eistanz) wurden in<br />

Japan aufgrund fehlender Stars immer stiefmütterlich<br />

behandelt, aber das haben Miura/Kihara<br />

geändert (wie Takahashi im Eistanz). Sie<br />

hoffen, dass das erst der Anfang ist. „Wir müssen<br />

der Welt zeigen, dass Paarlauf ein toller<br />

Sport ist, und ich hoffe, wir können das erreichen“,<br />

sagt Kihara. „Vor einigen Jahren hatten<br />

wir keine guten Resultate, jetzt schon, und wir<br />

genießen das. Ich wünsche mir, dass neue<br />

Jungs und Mädchen (in Japan) die Herausforderung<br />

des Paarlaufs annehmen und dass in zehn<br />

oder 20 Jahren die Leute auf diesen Tag (bei<br />

der WM <strong>2023</strong>) zurückschauen und sagen, dass<br />

das der Wendepunkt für den Paarlauf in Japan<br />

war.“ Das ist gut möglich, denn bereits jetzt fühlen<br />

sich einige junge Japaner von Miura/Kihara<br />

inspiriert und wollen ihnen nacheifern.<br />

Tatjana Flade<br />

Mitarbeit: Maria Laura Mitsuoka Brandmann


Tim Dieck<br />

Eistänzer Tim Dieck (27) war mit Katharina<br />

Müller zweimal Deutscher Meister und bei<br />

den Olympischen Spielen in Peking dabei.<br />

Danach trennte sich der Dortmunder von<br />

Müller und läuft nun mit der „britischen<br />

Spanierin“ Olivia Smart (26). Das Duo trainiert<br />

in Montreal und startet für Spanien.<br />

<strong>Pirouette</strong>: Wie sind Sie mit Olivia<br />

zusammengekommen?<br />

Tim: Die Zeit nach der Trennung von Katharina<br />

war die bisher schwierigste Zeit in meiner<br />

sportlichen Karriere. Ich habe viel nachgedacht,<br />

ob ich weitermachen möchte. Doch ich habe<br />

ganz klar gemerkt, ich bin nicht bereit, dem Eiskunstlauf<br />

den Rücken zu kehren. Ich habe noch<br />

viel in mir, was ich erreichen möchte und geben<br />

kann. Olivia war die erste, die ich angeschrieben<br />

hatte, nachdem ich gesehen hatte, dass sie<br />

und Adrian (Diaz) nicht mehr zusammen laufen.<br />

Sie befand sich zu diesem Zeitpunkt in einer<br />

Phase, in der sie noch unsicher war und ich<br />

habe drei Probetrainings mit anderen Läuferinnen<br />

in Deutschland absolviert. Dann bin ich<br />

nach Kanada, weil ich von dort angeschrieben<br />

wurde. Allein schon, um diese Schule kennenzulernen,<br />

wollte ich das unbedingt machen. Ich<br />

hatte drei Probetrainings dort und bin laut den<br />

Trainern sehr gut als Läufer und auch als Person<br />

angekommen. Sie haben Olivia gesagt, dass<br />

sie unbedingt ein Try Out mit mir machen solle.<br />

Als wir auf dem Eis waren, war es direkt klar.<br />

Der erste Moment ist immer komisch, wenn du<br />

eine andere Hand hältst als acht Jahre lang davor,<br />

aber es hat sich sofort richtig gut für uns<br />

beide angefühlt. Das war Ende September<br />

2022. Ich habe meine Zeit in Kanada verlängert,<br />

um die maximale Zeit mit Olivia dort zu trainieren.<br />

Dann flog sie nach England zu Dancing on<br />

Ice, den Vertrag hatte sie schon unterschrieben.<br />

Ich war zweimal bei der Show vor Ort und wir<br />

haben ein bisschen trainiert. Sie war zwischendurch<br />

einmal in Deutschland. Am 28. März ist<br />

mein Flieger nach Kanada gegangen. Ich glaube,<br />

ich bin noch nie mit so viel Gepäck geflogen.<br />

Ich hatte fünf Koffer und hatte noch vier oder<br />

fünf Pakete vorausgeschickt.<br />

Sie haben Ihre Partnerschaft lange nicht<br />

öffentlich gemacht. Warum?<br />

Es stand noch nicht fest, für welches Land wir<br />

laufen. Wir waren mit dem deutschen Verband<br />

im Gespräch und dann mit dem spanischen.<br />

Es ist kein Geheimnis, das Training in Montreal<br />

hat seinen Preis und ich kann wirklich bestätigen,<br />

dass dieses Trainerteam das beste ist, das<br />

ich bisher kennengelernt habe.<br />

Was gab den Ausschlag für Spanien – vermutlich<br />

die finanzielle Frage?<br />

»Wir wollten für Deutschland laufen«<br />

Aber am Ende des Tages müssen wir auf uns<br />

Sportler schauen und mussten finanziell abwägen,<br />

was wie möglich ist und mit der Deutschen<br />

Eislauf-Union war es leider nicht möglich.<br />

Mir fiel das alles andere als leicht. Es<br />

stand für uns außer Frage, dass wir irgendwo<br />

anders trainieren, allein, weil Olivia die letzten<br />

sieben Jahre in Montréal war und dort bleiben<br />

wollte. Wir wussten, wir können das nur mit<br />

der Finanzierung durch den spanischen Verband<br />

stemmen.<br />

Sie müssen nun also Spanier werden.<br />

Ich habe sogar auf dem Hinflug meine alten<br />

Spanisch-Schulbücher mitgenommen. Ich hatte<br />

in der Schule Spanisch und war gar nicht<br />

mal so schlecht, aber das ist natürlich zehn<br />

Jahre her und deswegen muss es wieder auf<br />

Vordermann gebracht werden. Ich finde, das<br />

ist das Mindeste, was ich neben dem Sportlichen<br />

tun kann. Alles ist noch relativ neu und<br />

aufregend, aber ich freue mich auf jeden Fall<br />

auf die gemeinsame Zukunft.<br />

Wie gefällt Ihnen das Training in Montréal?<br />

Ich kann mich noch genau an den Moment erinnern,<br />

als ich am ersten Tag in die Halle gekommen<br />

bin, was für eine Energie durch meinen<br />

Körper geschossen ist. Tanztrainer Sam<br />

(Chouinard) arbeitete gerade mit einem Paar<br />

auf dem Eis. Natürlich kannte ich die Trainer,<br />

aber das live mitzuerleben, war einzigartig. Diese<br />

Energie, die da jeden Tag übers Eis fließt,<br />

diese Organisation... Zum<br />

Beispiel bekommen<br />

wir unseren Trainingsplan<br />

direkt<br />

aufs Handy. Ich bin wirklich mehr als zufrieden<br />

und das Training mit Olivia läuft super. Wir kennen<br />

uns schon seit ungefähr zehn Jahren und<br />

haben jeden Tag viel Spaß. Wir sind uns vom<br />

Charakter her ähnlich und lachen viel auf dem<br />

Eis. Kurz vor meinem Rückflug haben wir die<br />

Programme fertig bekommen. Im Training ist<br />

alles ganz anders, weil man eine so große Vielfalt<br />

hat. Marie-France ist die Künstlerin, sie gibt<br />

einem das Gefühl für Emotionen. Patrice Lauzon<br />

ist mehr der Techniker. Es ist diese Verbindung<br />

zwischen allen Trainern. Jeder macht seinen<br />

Teil und alles zusammen führt zu einem erfolgreichen<br />

Ergebnis.<br />

Was verraten Sie uns über die Programme?<br />

Die Programme wurden von Marie-France Dubreuil<br />

und Romain Haguenauer aufgestellt. Im<br />

RD laufen wir zu „Blondie“, die Kür ist zu Elvis<br />

Presley. Da ist für uns beide etwas Neues, Interessantes.<br />

Wie haben Sie sich in Kanada eingelebt?<br />

Woran ich mich noch gewöhnen muss, sind<br />

die Temperaturen. Im Sommer wird es bis zu<br />

40 Grad heiß und ich bin hitzeempfindlich. Im<br />

Winter werden es bis zu minus 30 Grad. Aber<br />

ich habe warme Kleidung dort und schon den<br />

russischen Winter gut überlebt. Und im Sommer<br />

sind wir in der Eishalle, da habe ich Abkühlung.<br />

Am meisten vermisse ich meinen<br />

Hund. Aber das Leben dort gefällt mir auf jeden<br />

Fall, ich mag diesen Mix aus <strong>No</strong>rdamerika<br />

und Europa in Montréal.<br />

Wann wollen Sie in die Saison einsteigen?<br />

Wir werden mit den Trainern sprechen, je<br />

nachdem, wie der Sommer verläuft und<br />

wie schnell wir die Programme hinbekommen,<br />

werden wir entscheiden. Ich<br />

gehe davon aus, dass wir in Kanada<br />

einen kleineren Wettkampf bestreiten<br />

werden. Am meisten freue ich<br />

mich auf die erste richtige Performance<br />

unsere Programme. Wir sind<br />

neugierig, wie das überhaupt ankommt.<br />

Wir wissen, dass wir beide gut<br />

sein können und wir probieren einfach,<br />

die Zeit zu genießen. Wir haben die Entscheidung<br />

getroffen, zusammen zu<br />

laufen, weil wir den Sport so<br />

sehr lieben und als Menschen<br />

noch einmal<br />

wachsen wollen.<br />

Mit Tim Dieck<br />

sprach Tatjana<br />

Flade. •••<br />

5<br />

Tim Dieck<br />

Interview<br />

Für mich war das der einzige Grund. Wir wollten<br />

eigentlich auch wegen meiner Bundeswehrzugehörigkeit<br />

für Deutschland laufen.<br />

Foto: privat


6<br />

Aljona Savchenko und Robin Szolkowy<br />

Interview<br />

Foto: Höppner<br />

Neun Jahre nach ihrer Trennung sind<br />

Aljona Savchenko und Robin Szolkowy als<br />

Trainerteam in ihre alte Heimatstadt<br />

Chemnitz zurückgekehrt.<br />

<strong>Pirouette</strong>: Wie kam diese Zusammenarbeit<br />

zustande?<br />

Aljona: Wir haben vor einem Jahr miteinander<br />

gesprochen und uns danach immer wieder ausgetauscht.<br />

Dann haben wir uns gesagt, warum<br />

sollten wir nicht zusammen etwas probieren.<br />

Robin: Ich bin seit <strong>August</strong> letzten Jahres wieder<br />

in Chemnitz. Wir hatten seit 2020, also seit ich<br />

aus den USA zurückgekehrt bin, öfter mal Kontakt,<br />

auch bei Wettkämpfen. Manchmal passt<br />

es vom Gefühl und manchmal passt es nicht. Irgendwann<br />

haben wir mal telefoniert und ich<br />

glaube, das war dann der Moment, als wir beide<br />

gesagt haben, okay, jetzt ist es soweit.<br />

Aljona, warum waren die Niederlande<br />

nicht das Richtige für Sie?<br />

A: Bevor ich nach Holland gegangen bin, habe<br />

ich schon in Chemnitz angefragt, aber alles<br />

war unklar. Deswegen bin ich nach Holland<br />

gegangen, aber mit der Zeit wurde meine<br />

Energie weniger und weniger. Da auch meine<br />

Familie hier (in Deutschland) war, habe ich gesagt,<br />

wir müssen uns zusammensammeln.<br />

Wie emotional war es für Sie, nach Chemnitz<br />

zurückzukommen?<br />

A: Vom Gefühl her bin ich dort, wo ich mich zu<br />

Hause fühle.<br />

R: Ich brauchte erstmal so ein, zwei Monate,<br />

weil wir das als Familie schon aus der Schweiz<br />

kannten - dieses Gefühl, man weiß, was einen<br />

erwartet, und dann trifft es nicht so ein, wie<br />

man sich das eigentlich vorgestellt hatte. Deswegen<br />

war ich erstmal ein bisschen reserviert,<br />

als ich nach Chemnitz gekommen bin. Es war<br />

ganz gut, dass ich die ersten Wochen mit meinen<br />

zwei Jungs alleine war und mit ihnen Urlaub<br />

genießen konnte. Ich bin danach erst in<br />

die Eislaufwelt und in meinen Bürojob für Fi-<br />

Aljona Savchenko und<br />

Robin Szolkowy »Kommt zu<br />

uns, wir machen euch alle fit«<br />

nanzdienstleistungen und Baufinanzierungen<br />

eingetaucht. Ich habe aber schnell gemerkt,<br />

dass es funktioniert und dass sich der Freundeskreis<br />

und der Rhythmus der Stadt nicht<br />

groß verändert hat. Es ist so, wie ich es mir<br />

vorgestellt und in Erinnerung hatte.<br />

Welche Arbeitsbedingungen auf dem Eis<br />

finden Sie vor?<br />

A: Wir sind noch am Anfang und es gibt viele<br />

Baustellen. Man wünscht sich natürlich, dass<br />

es schneller besser wird, aber man kann nicht<br />

alles auf einmal haben.<br />

R: Ich glaube, es stehen sich viele Leute gegenseitig<br />

auf den Füßen und man muss sie so ein<br />

bisschen in die richtige Richtung schubsen.<br />

Wenn irgendwo ein Problem besteht, muss<br />

man erst einmal rausfinden, mit wem kann<br />

man reden, mit wem sollte man reden, wer<br />

kann überhaupt irgendwas entscheiden. Das<br />

ist ein langer Weg, aber ich glaube, wir können<br />

es hinkriegen. Unser Vorteil ist vielleicht, dass<br />

wir gesehen haben, wie es in anderen Ländern<br />

wirklich gelebt wird. Bei uns passiert es, dass<br />

mitten am Tag nur zwei Leute auf dem Eis sind<br />

und die Stunde davor sind es 20 und die Stunde<br />

danach sind es auch. Einfach, weil es so ist,<br />

und weil es die letzten 20 Jahre so war.<br />

Wie läuft Ihre Zusammenarbeit?<br />

A: Es läuft eigentlich besser als zu der Zeit, in<br />

der wir gelaufen sind (lacht). Wir sind erwachsen<br />

geworden.<br />

R: Man kennt die Stärken und auch die Schwächen.<br />

Ich habe meinen anderen Job und vor<br />

15 Uhr komme ich nicht aus dem Büro. Das<br />

bedeutet zwangsläufig, wenn vormittags irgendwas<br />

stattfindet, dass das Aljona machen<br />

darf (lacht). Ich will darauf hinaus - man hat<br />

automatisch seinen Freiraum.<br />

Arbeiten Sie beide und Ingo Steuer mit<br />

Roscher/Schuster?<br />

R: So wie es passt. Aljona hat die Choreographie<br />

gemacht und in der Zeit habe ich andere<br />

Sportler beschäftigt. Es wird mit Sicherheit der<br />

Moment kommen, in dem Aljona, Ingo und ich<br />

daneben stehen. Jeder gibt seine Eindrücke<br />

mit dazu.<br />

Was für andere Schüler haben Sie?<br />

A: Es ist unterschiedlich. Ein Paar kam aus Italien,<br />

was ich dort trainiert habe. Dann kam ein<br />

anderes Paar zum Probetraining. Wir haben<br />

Paarlauf, Einzellauf, einen Mix. Alle wollen sich<br />

ausprobieren und kennenlernen. Jede Woche<br />

ist jemand neu dabei.<br />

Möchten Sie ein internationales Zentrum<br />

in Chemnitz aufbauen?<br />

A: Ich denke schon, dass es in die Richtung gehen<br />

wird. Wir sind international und das Leben<br />

ist international. Wir sind für deutsche<br />

und internationale Eiskunstläufer offen.<br />

Kommt zu uns, wir machen euch alle fit!<br />

R: Es ist dann so ein Selbstläufer, je mehr Leute,<br />

je mehr Masse da ist, desto mehr bleiben<br />

hängen und desto mehr hat die Eishalle und<br />

der Verein was davon. Dann wird Chemnitz<br />

wieder attraktiv. Es träumen viele davon, dass<br />

Chemnitz mal wieder Stützpunkt wird.<br />

Wie sieht es mit Ihren eigenen Kindern<br />

aus, trainieren sie auch schon?<br />

A: Ich nehme Amilia manchmal mit aufs Eis,<br />

wenn es passt. Jetzt weniger, weil sie im Kindergarten<br />

und abends müde ist. Beim Vereinsfest<br />

ist sie toll abgegangen. Sie liebt es, und<br />

ich werde sie in jeder Richtung unterstützen.<br />

R: Zum Vereinsfest waren meine Jungs auf<br />

dem Eis. Das war noch weit weg von Eislaufen,<br />

aber sie hatten Spaß und der Große hat schon<br />

gefragt, wann wir wieder gehen. Beim Kleinen<br />

überlegen wir, weil er hier neben der Eishalle<br />

in die Kita geht, ob wir ihn vielleicht im Herbst<br />

anmelden.<br />

Beim Vereinsfest hatten sogar Sie einen<br />

Auftritt – wie war das?<br />

R: Ein Highlight! Es war gut. Die Umstände hätten<br />

nicht schlimmer sein können. Ab dem Moment,<br />

wo wir gesagt haben, ok, wir laufen auch<br />

eine Nummer, hatten wir vielleicht viermal<br />

Training zusammen. Wobei ein Training nur<br />

eine halbe Stunde war und das allererste kann<br />

man nicht wirklich als Training bezeichnen. Es<br />

war relativ kurz, aber es hat sich eigentlich fast<br />

normal angefühlt. Ich habe mich zurückversetzt<br />

gefühlt, muss ich ganz ehrlich sagen.<br />

A: Es war so, als ob wir gar nicht auseinander<br />

gewesen wären. Das Gute ist, dass man seinen<br />

Körper kennt, einander kennt und einander zu<br />

100% vertrauen kann. Wir sind elf Jahre zusammengelaufen,<br />

das ist auch nicht umsonst.<br />

Fünfmal Weltmeister sind wir auch nicht umsonst.<br />

Wenn es passt, dann machen wir gerne<br />

wieder Showauftritte mit.<br />

Mit Aljona Savchenko und Robin Szolkowy<br />

sprach Tatjana Flade.<br />

•••


Foto: Dombrowski<br />

<strong>Pirouette</strong>: Matteo, wie gestalten Sie Ihre<br />

wettbewerbsfreie Zeit?<br />

Matteo: Ich trainiere natürlich täglich auf dem<br />

Eis und bereite mich bestmöglich auf die kommende<br />

Saison vor. Aber ich versuche, vor<br />

allem auch das Leben abseits des Eises zu genießen:<br />

Ich gehe viel schwimmen und verbringe<br />

viel Zeit mit Freunden, Familie und mit meinem<br />

Hund. Dinge, für die ich im Winter wenig<br />

Zeit habe. Es ist wichtig, dass Eiskunstlauf<br />

nicht das ganze Leben einnimmt: Es ist mein<br />

Job, ein Teil meines Lebens, aber nicht alles.<br />

Was gab Ihrer Meinung nach den Ausschlag<br />

für den Erfolg in der letzten Saison?<br />

Ein ganz großer Dank geht definitiv an mein<br />

Team, das immer alles gibt, um mich zu unterstützen.<br />

Es gab so eine Art Schlüsselmoment in<br />

der letzten Saison im Dezember. Im Training<br />

lief es zu der Zeit überhaupt nicht gut, doch<br />

ich trat trotz suboptimaler Vorbereitung beim<br />

Challenger Wettbewerb in Zagreb an. Dort lief<br />

ich eines der schlechtesten Kurzprogramme<br />

meines Lebens. Ich war kurz davor aufzugeben<br />

und wollte die Kür nicht laufen. Aber mein<br />

Team hat es geschafft, mich wieder aufzubauen.<br />

So habe ich nicht aufgegeben, lief eine ordentliche<br />

Kür und konnte die beste zweite Saisonhälfte<br />

meiner Karriere anschließen.<br />

Sie wurden dann italienischer Meister in<br />

einem sehr starken Feld.<br />

Matteo Rizzo<br />

»Mailand 2026 ist mein großes Ziel«<br />

Die Saison 2022/23 war für den Italiener Matteo Rizzo seine bislang erfolgreichste, mit<br />

dem Highlight der Silbermedaille bei der EM in Espoo. Im Gespräch mit der <strong>Pirouette</strong> reflektierte<br />

er seinen Erfolg und gab eine Vorausschau auf die kommende Saison.<br />

Es war nicht mein Saisonziel, italienischer<br />

Meister zu werden, daher hat mir dieser Titel<br />

nicht so viel bedeutet wie die Medaille bei der<br />

EM. Aber es war natürlich schön, nach so vielen<br />

Jahren wieder italienischer Meister zu werden.<br />

Ich bin sehr stolz auf unsere Erfolge und<br />

unser starkes italienisches Team. Nicht nur bei<br />

den Herren, sondern in allen Disziplinen. Es<br />

motiviert mich sehr.<br />

Was würden Sie als die Highlights Ihrer<br />

Karriere bislang bezeichnen?<br />

Ein sehr großer Moment in meiner Karriere<br />

war der Gewinn meiner ersten EM-Medaille,<br />

Bronze in Minsk 2019. Ich habe damals die<br />

Medaille nicht erwartet und im Nachhinein<br />

muss ich sagen, ich war wohl auch noch nicht<br />

bereit dafür. Denn in der Folge hatte ich wirklich<br />

eine harte Zeit und konnte nicht an meine<br />

Leistung anknüpfen. Ich habe eine Zeit gebraucht,<br />

um das zu verstehen, aber als ich das<br />

tat, konnte ich nach vorne schauen und mich<br />

weiterentwickeln. Daher war es ein ganz besonderer<br />

Moment für mich, als ich diesen<br />

Winter die Silbermedaille bei der EM gewinnen<br />

konnte. Es hat mich unglaublich motiviert.<br />

Ich habe es nicht nur einmal geschafft, sondern<br />

auch ein zweites Mal und das zeigt mir,<br />

dass ich noch mehr in mir habe.<br />

In diesen schwierigen Zeiten haben Sie das<br />

Trainerteam gewechselt, um dann nach<br />

einem Jahr zu Ihrer langjährigen Trainerin<br />

Franca Bianconi und Ihrem Vater Valter<br />

zurückzukehren.<br />

Als ich damals nach Egna bin, habe ich das<br />

erste Mal mein Zuhause in Bergamo verlassen<br />

und ich bereue diesen Schritt im Nachhinein<br />

nicht. Es hat mir geholfen zu verstehen, was<br />

ich im Leben will und brauche, und daher bin<br />

ich auch „nach Hause“ zurückgekehrt. Besonders<br />

zu Franca habe ich eine tiefe Verbindung,<br />

da sie mich kennt, seitdem ich fünf Jahre alt<br />

bin. Ich weiß, dass sie immer Teil meines Lebens<br />

sein wird. Was meinen Vater betrifft,<br />

muss ich ehrlich zugeben, dass es, als ich jünger<br />

war, nicht immer einfach war, mit einem<br />

Elternteil als Trainer zu arbeiten. Es war<br />

schwer für mich, Elternhaus und Eishalle zu<br />

trennen, und so war ich schon manchmal ein<br />

kleiner Rebell bei meinem Vater. Aber als ich<br />

älter wurde, habe ich gelernt, beides zu trennen<br />

und respektiere ihn sehr als meinen Trainer<br />

und Teil meines Teams.<br />

Bei der World Team Trophy stand<br />

Doppelweltmeisterin Miki Ando bei Ihnen<br />

an der Bande.<br />

Miki war mir eine große Hilfe bei der Team<br />

Trophy. Sie hat früher eine Zeit lang bei meinem<br />

Vater in den USA trainiert und daher kenne<br />

ich sie schon sehr lange. Sie war für mich<br />

schon immer ein Vorbild. Daher war es für<br />

mich etwas ganz Besonderes, mit ihr zusammenzuarbeiten.<br />

Zumal sie einen Ihrer WM-Titel<br />

in genau der Halle gewonnen hat, in der<br />

die Team Trophy stattfand. Es wird sicher nicht<br />

der letzte Wettbewerb gewesen sein, bei dem<br />

sie mich begleitet hat.<br />

Was sind Ihre nächsten Ziele?<br />

Mein Team und ich arbeiten definitiv auf die<br />

Olympischen Spiele in Mailand 2026 hin. Die<br />

sind mein großes Ziel und ich plane, dass diese<br />

Spiele der letzte Wettbewerb meiner Karriere<br />

sein sollen. Es ist nicht in Stein gemeißelt, aber<br />

ich merke schon jetzt, dass ich nicht jünger werde<br />

und ich meinen Körper öfter spüre. Daher<br />

ist 2026 das ideale Ziel, auf das ich hinarbeite.<br />

In der kommenden Saison möchte ich vor allem<br />

an meiner Beständigkeit arbeiten. Ich gehe davon<br />

aus, dass die kommende Saison nicht einfach<br />

wird, da meine beiden neuen Programme<br />

eine große Herausforderung darstellen und<br />

wohl die anspruchsvollsten sind, die ich bislang<br />

je hatte. Sie sind außerdem beide sehr besonders<br />

für mich und bewegen mich innerlich.<br />

Das klingt spannend. Was können Sie<br />

bereits über die Programme verraten?<br />

Das KP ist zu dem Lied „Dernière Danse“, die<br />

Choreografie ist von Massimo Scali. Ich habe<br />

das Lied zum ersten Mal vor zwei Jahren gehört<br />

und wusste auf Anhieb, dass ich gerne<br />

dazu laufen möchte. Das Programm enthält<br />

sehr viele choreographische Bewegungen und<br />

ist sehr intensiv und kraftvoll.<br />

Für die Kür habe ich das erste Mal mit Luca<br />

Lanotte zusammengearbeitet. Wir waren zusammen<br />

im Olympischen Team 2018 und kennen<br />

uns schon so lange sehr gut, daher war es<br />

toll, mit ihm eine Choreographie zu entwerfen.<br />

Die Musik ist das Lied „Fix You“ von Coldplay.<br />

Jeder kennt es und ich kenne niemanden, der<br />

keine starken Emotionen damit verbindet. Daher<br />

werden die Menschen große Erwartungen<br />

mitbringen und ich hoffe, dass ich dem gerecht<br />

werden kann. Ich möchte seit vielen Jahren<br />

zu diesem Lied laufen, aber jetzt erst fühlte<br />

ich mich bereit. Ich hoffe, dass mir dieses<br />

Programm viele Erfolge bringen wird.<br />

Viel Erfolg dabei!<br />

Mit Matteo Rizzo sprach Judith Dombrowski. •••<br />

7<br />

Matteo Rizzo<br />

Interview


8<br />

Foto: Albert René Kolb<br />

Schweizer Verbandstagung<br />

Der Schweizer Verband zieht eine<br />

historisch gute Saisonbilanz<br />

Die Präsidentenkonferenz von Swiss Ice Skating ermöglicht jeweils einen Überblick über<br />

die Alltagsgeschäfte der Vereine und Verbände. Swiss Ice Skating organisiert sich<br />

während dem Verbandsjahr über seinen Vorstand und durch die Delegiertenversammlung<br />

(zum Saisonanfang im Herbst) sowie mit der Präsidentenkonferenz (zum Saisonende<br />

im Frühling). Letztere ging Ende April im Haus des Sports in Ittigen (Kanton Bern) über die<br />

Bühne, wo sich die Vereins- und Verbandsvorstehenden zusammen mit dem Gesamtvorstand<br />

wie gewohnt versammelten. Anwesend waren 38 Clubs und 6 Regionalverbände,<br />

eine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr mit 26 Clubs und 4 Regionalverbänden.<br />

Historisches erreicht<br />

Präsidentin Diana Barbacci Lévy kam in ihrem<br />

Jahresbericht zu einem positiven Fazit des Geschehenen.<br />

Sie sei „stolz“ auf das Erreichte.<br />

Das Ganze sei „phänomenal und historisch“.<br />

Das gefasste Ziel, Medaillen zu gewinnen, sei<br />

bereits in der letzten Saison 2022/<strong>2023</strong> gelungen,<br />

denn Kimmy Repond und Lukas Britschgi<br />

haben bei der EM im finnischen Espoo je eine<br />

Bronzemedaille gewonnen. Naoki Rossi holte<br />

Silber bei der Junioren-WM in Calgary und<br />

Bronze bei dem Europäischen Olympischen Jugendfestival<br />

(EYOF) in Friuli Venezia Giulia (Italien).<br />

Außerdem erzielte die Schweiz mit 113<br />

Aktiven 26 Podestplätze bei internationalen<br />

Wettbewerben, was einem „Riesenresultat“<br />

entspreche und noch nie erreicht worden sei.<br />

Bewerbung für die EM<br />

In ihrem Ausblick kündigte die Präsidentin an,<br />

Swiss Ice Skating wolle die Organisation internationaler<br />

Wettbewerbe in Angriff nehmen. So<br />

werde vom 26. - 29. Oktober <strong>2023</strong> in Lausanne<br />

ein „Swiss Ice Skating Open“ stattfinden, für<br />

Nachwuchs (<strong>No</strong>vice), Junioren und Meisterklasse<br />

(Seniors), berechtigt für Mindestpunkte<br />

und die Weltrangliste. Das Ganze hätte aber<br />

noch nicht den Status eines „Challenger“. Ein<br />

neuer Wettkampf müsse sich erst etablieren.<br />

Es gelte, mit den ersten Austragungen Erfahrungen<br />

zu sammeln, ob das Ganze Sinn mache<br />

und der Zeitpunkt sich bewähre. Für die<br />

Durchführung der EM 2027 habe die Schweiz<br />

erneut eine Kandidatur eingereicht – wieder<br />

mit Lausanne im neuen Stadion. „Für 2026 ist<br />

Sheffield gewählt worden.“ Dies erfolgte auch<br />

deshalb, weil Sheffield kurzfristig den abgesagten<br />

Grand Prix von Russland durchgeführt<br />

habe. „Für 2027 bin ich aber zuversichtlich.“<br />

Später wies die Präsidentin darauf hin, dass<br />

die Schweiz bei einer Nichtwahl für 2027 vermutlich<br />

auch für 2028, 2029 und 2030 kandidieren<br />

werde. „Dies müsste aber noch beschlossen<br />

werden.“<br />

Außerdem werde das Wettbewerbsangebot<br />

erweitert, insbesondere im Breitensport. So<br />

sei für die Saison <strong>2023</strong>/2024 ein Projekt Solo<br />

Ice Dance geplant. Als<br />

Anzeige<br />

Ziel ist vorgegeben,<br />

dass alle mitmachen<br />

können. Im Jahr 2024<br />

werde die Schweiz<br />

die Junioren-WM SYS<br />

in Neuchâtel organisieren.<br />

Die Präsidentin<br />

gab weiter bekannt,<br />

dass die Altersgrenze<br />

für die Swiss Olympic Talent Card<br />

von 15 auf 19 Jahre erhöht werde. Mit den<br />

Verantwortlichen der Art on Ice Show sei beabsichtigt,<br />

die Zusammenarbeit auszubauen.<br />

Junge Läuferinnen und Läufer sollen sichtbar<br />

in die Show integriert werden. Bei den Aufführungen<br />

<strong>2023</strong> sind bereits junge Aktive im Rahmen<br />

der „Preshow“ aufgetreten. Zudem werde<br />

drei jungen Nachwuchskräften unter 14 Jahren<br />

ein Vertrag zwecks Unterstützung mit einem<br />

gewissen Geldbetrag geboten.<br />

Finanzen im Lot<br />

Mit der Bekanntgabe einzelner Zahlen erhielt<br />

die Versammlung einen Eindruck über die finanzielle<br />

Größenordnung im Schweizer Eiskunstlauf.<br />

Gemäß Finanzchef Raphael Widmer<br />

sind im Budget <strong>2023</strong>/2024 Einnahmen von<br />

2,18 Mio. Franken (ca. 2,2 Millionen Euro) und<br />

Ausgaben von 2,2 Mio. Franken geplant. Gemäß<br />

Widmers Ausführungen sowie dem Kontrollbericht<br />

sind die Finanzen von Swiss Ice<br />

Skating in Ordnung.<br />

„Seniors“ statt „Elite“<br />

Sandor Galambos (Chef Kunstlaufkommission)<br />

dankte dem Eislauf-Club Chur, dem Dübendorfer<br />

Eislaufclub, dem Eislauf-Club Heuried-Zürich<br />

sowie dem Club Pattinaggio Bellinzona für<br />

die Durchführung der verschiedenen Schweizermeisterschaften<br />

in der vergangenen Saison.<br />

Galambos wies darauf hin, dass es immer<br />

schwieriger werde, Veranstalter/Vereine für<br />

Meisterschaften zu finden. <strong>2023</strong>/2024 sind die<br />

nationalen Titelkämpfe an folgenden Orten<br />

vorgesehen: Küsnacht (Seniors/Juniors, 15.12.),<br />

Wil (<strong>No</strong>vice, 9.2.) und Lugano (Young <strong>No</strong>vice,<br />

16.2.). Die Kategorie Elite wird neu in „Seniors“<br />

entsprechend dem ISU-Standardbegriff umbenannt.<br />

Die Kategorie Mixed Age verliert ihren<br />

Meisterschaftsstatus. Den Organisatoren werde<br />

aber empfohlen, diese Kategorie beizubehalten.<br />

Am 26.2. ist in La Chaux-de-Fonds ein<br />

Saisonfinale für Mixed Age vorgesehen.


Verschiedenes<br />

Diana Barbacci<br />

Interview mit der Schweizer Verbandspräsidentin<br />

»Die Lösungen für die<br />

Sportler sind individueller<br />

geworden«<br />

Die Schweiz feierte in der vergangenen<br />

Saison große Erfolge. Verbandspräsidentin<br />

Diana Barbacci spricht im Interview<br />

mit der <strong>Pirouette</strong> über den Weg dorthin.<br />

Einige Clubs wiesen in Wortmeldungen auf Defizite<br />

bei der Durchführung von Swiss Cups<br />

hin. So haben die Vereine mit steigenden Eiskosten<br />

zu kalkulieren. Vertreterinnen und Vertreter<br />

mehrerer Clubs monierten die Abschaffung<br />

des Meisterschaftsstatus der Mixed Age<br />

Kategorie. Hierbei handelt es sich um Aktive,<br />

die den Kürgoldtest nicht bestehen und keine<br />

Zulassung zur höchsten Kategorie haben. Erstaunlicherweise<br />

kein Thema waren die zahlreicher<br />

werdenden Wechsel in jüngerer Vergangenheit<br />

von Schweizer Läuferinnen und<br />

Läufern zu anderen Nationen, etwa jüngst Victoria<br />

Manni/Carlo Röthlisberger (Italien, Eistanz)<br />

oder <strong>No</strong>elle Streuli (Polen) und Sarina<br />

und <strong>No</strong>emi Joos (Italien). Hierzu ist anzumerken,<br />

dass es für einen Verband grundsätzlich<br />

schwierig ist, einen solchen Wechsel von Spitzenkräften<br />

zu verhindern. Die Bevölkerung in<br />

der Schweiz setzt sich mittlerweile so zusammen,<br />

dass in vielen Familien verwandtschaftliche<br />

Wurzeln zu anderen Nationen bestehen –<br />

mit der Konsequenz, dass entsprechende Pässe<br />

beantragt werden können. Barbacci Lévy<br />

meinte denn auch nach der Konferenz: „Wir<br />

müssen dies hinnehmen. Unser Motto als Verband<br />

lautet, dass wir nicht im Wege stehen<br />

wollen.“ Die Motivation für solche Länderwechsel<br />

ist in der möglichen geringeren Konkurrenz<br />

sowie eventuell höherer finanzieller<br />

Unterstützung zu sehen. Albert René Kolb<br />

9<br />

Diana Barbacci<br />

Interview<br />

<strong>Pirouette</strong>: Die Saison war außerordentlich<br />

erfolgreich für die Schweiz.<br />

Barbacci: Ja, wir konnten zwei Bronzemedaillen<br />

bei der EM mit Kimmy Repond und Lukas<br />

Britschgi sowie eine tolle Silbermedaille bei<br />

der Junioren-WM dank Naoki Rossi feiern. Das<br />

sind drei Sportler mit ganz unterschiedlichen<br />

Profilen, Trainingsmethoden und Umfeld. Für<br />

uns ist das auch interessant im Hinblick auf<br />

die Systematik. Wir haben insbesondere in<br />

den vergangenen vier Jahren unsere Strukturen<br />

im Umfeld der Athleten verstärkt, beginnend<br />

beim Nachwuchs.<br />

Wir haben<br />

auch ganz klar gesehen,<br />

dass unsere<br />

Lösungen für die einzelnen<br />

Läufer an der obersten<br />

Spitze individueller gestaltet werden müssen.<br />

Im Fall von Kimmy haben wir eine junge<br />

Sportlerin im Alter von 16 Jahren mit einem<br />

Team, das sich aus Familienmitgliedern und<br />

Profis zusammensetzt. Das passt sehr gut für<br />

sie und erlaubt ihr, zuhause zu bleiben. Hier<br />

ist die Rolle des Verbandes, dieses Team zu<br />

beraten. Mit Lukas Britschgi haben wir einen<br />

Sportler im Alter von 25 Jahren, der lange in<br />

der Schweiz trainiert hat, aber die <strong>No</strong>twendigkeit<br />

sah, den Trainer zu wechseln. Auch dies<br />

haben wir zusammen entschieden. Naoki<br />

Rossi wiederum hat sehr früh gespürt,<br />

dass er zusammen mit anderen hochklassigen<br />

Sportlern trainieren möchte<br />

und hat sich einem Trainingszentrum<br />

in Italien<br />

angeschlossen.<br />

Foto: Albert René Kolb


10<br />

Diana Barbacci<br />

Interview<br />

Wichtig ist, dass der Verband einen engen<br />

Kontakt zu den Athleten hat und dies läuft vor<br />

allem via Richard Leroy, der vor vier Jahren<br />

als Nationaltrainer Nachwuchs bei Swiss Ice<br />

Skating einstieg und seit einer Saison zu 50%<br />

als Chef Leistungssport und zu 50% weiterhin<br />

als Nationaltrainer Nachwuchs im Verband arbeitet,<br />

unterstützt durch eine Assistentin. Seit<br />

einigen Jahren lassen wir die Läufer viel früher<br />

international starten, und zwar ab dem<br />

fortgeschrittenen Nachwuchs. In dieser Saison<br />

haben wir immerhin 27 Medaillen in Wettbewerben,<br />

die im ISU-Kalender stehen, geholt.<br />

Hier sehen wir klar die Erfolge unserer Arbeit.<br />

Wir begleiten unsere Athleten sportlich, aber<br />

auch medizinisch, ernährungswissenschaftlich<br />

und mental. Alle Aspekte sind abgedeckt, um<br />

ihre Karrieren von einem jungen Alter an zu<br />

betreuen, was es früher so nicht gab.<br />

Richard Leroy sagte, dass die Pandemie<br />

einen positiven Nebeneffekt hatte, weil<br />

die Kadersportler mehr Eiszeiten zur Verfügung<br />

hatten, als die Hallen für die<br />

Öffentlichkeit geschlossen waren.<br />

Ich gebe ihm recht, dass die Kadersportler in<br />

dieser Zeit wirklich Fortschritte gemacht haben.<br />

Wir hatten das Glück, dass wir mit dem Dachverband<br />

Swiss Olympic Trainingskonzepte für<br />

Kadersportler ausarbeiten konnten. Ein anderer<br />

Faktor war, dass wir einen anderen Wettkampfkalender<br />

hatten. Viele Wettbewerbe fielen<br />

aus und die Sportler hatten Zeit, um an<br />

neuen Elementen zu arbeiten. Wir haben mehr<br />

an der Qualität als an der Quantität gearbeitet.<br />

Wie gehen Sie bei der Talentsuche vor?<br />

Am Anfang setzen wir auf die Clubs und die<br />

Trainer, um Talente zu entdecken. Diese jungen<br />

Läufer nehmen dann sehr schnell an nationalen<br />

Wettbewerben teil und werden vom Verband<br />

entdeckt. Als Maßstab für die Entwicklung<br />

haben wir unter anderem in der Schweiz<br />

ein interessantes System, das FTEM heißt -<br />

Foundation, Talent, Elite und Mastery. Swiss<br />

Olympic hat dieses System für alle Sportarten<br />

eingeführt und jeder Verband hat es für seine<br />

Disziplinen adaptiert. Dieses System ist ein gutes<br />

Werkzeug und gibt ein gutes Bild der verschiedenen<br />

Aspekte, die für eine sportliche<br />

Karriere wichtig sind - vom Anfang bis zum<br />

Spitzenniveau. Die Sportverwaltungen in den<br />

Kantonen und in den Städten kennen es und<br />

so haben wir eine gemeinsame Basis, zum Beispiel,<br />

wenn es um die Schule geht. Wir können<br />

nun sagen, wir haben hier einen Sportler mit<br />

Potenzial und können fundiert über Trainingsbedarf<br />

und notwendige Erleichterungen in der<br />

Schule sprechen. Das hilft sehr.<br />

Aber Kimmy muss früh morgens trainieren.<br />

Die Bedingungen sind nicht überall optimal in<br />

der Schweiz. Wir müssen das Eis mit Hockey<br />

und dem Publikumslauf teilen. Wir haben keine<br />

Hallen, die nur für den Eiskunstlauf reserviert<br />

sind. Kimmy muss früh morgens trainieren<br />

und sie ist nicht die einzige. Aber wir können<br />

nicht auf alle Eishallen Einfluss nehmen<br />

und wir haben kein nationales Trainingszentrum.<br />

Wir haben einige qualifizierte Vereine,<br />

die gezielt Nachwuchsförderung betreiben<br />

und denen wir einige Subventionen geben. Es<br />

ist für Kimmy und andere nicht einfach, ihre<br />

Karriere in der Schweiz aufzubauen. Aber wir<br />

können nur versuchen das zu optimieren, was<br />

wir haben.<br />

Lukas und Naoki sind ins Ausland<br />

gegangen.<br />

Auch wenn sie im Ausland trainieren, sind wir<br />

mit ihnen in Kontakt und sie bleiben Vorbilder<br />

für die Jüngeren. Sie nehmen an den Kadertreffen<br />

teil und sind sicher nicht aus den Augen<br />

und aus dem Sinn. Wir haben nichts dagegen,<br />

dass Athleten ins Ausland gehen, wenn die Bedingungen<br />

dort besser sind. Das ist wieder dieses<br />

Konzept der Individualisierung. Wirtschaftlich<br />

können wir nicht mit dem Ausland mithalten,<br />

was die Kosten für das Eis usw. angeht.<br />

Für uns ist der Kontakt mit dem Athletenteam<br />

wichtig. Bis jetzt ist das sehr gut gelaufen.<br />

Wie ist aktuell der Stellenwert des<br />

Eiskunstlaufs in der Schweiz?<br />

Die vergangene Saison war besonders erfolgreich<br />

und wir sind sichtbarer geworden. Man<br />

hat natürlich nie genug Sichtbarkeit, wir hätten<br />

gerne mehr. Aber der Eiskunstlauf war immer<br />

ein sehr attraktiver Sport, das hat sich nie<br />

geändert. Die Athleten waren sehr in den Medien<br />

gefragt. Sicher wird es nie so sein wie im<br />

Eishockey, Ski oder Fußball, aber ich denke,<br />

die Medien waren froh, auch mal über einen<br />

anderen Sport berichten zu können.<br />

Bringen mehr Eltern ihre Kinder zum<br />

Eislaufen?<br />

Es ist noch ein wenig früh, um das zu sagen.<br />

Das ist aber das Ziel. Wir wollen Konzepte umsetzen,<br />

um Kinder auf Schlittschuhe zu stellen.<br />

Später können sie wählen, welche Disziplin sie<br />

ausüben wollen. Es ist auch ein guter Moment,<br />

um die Schweiz als Veranstalterin von Wettbewerben<br />

zu entwickeln. Wir haben Ende Oktober<br />

einen internationalen Wettbewerb in Lausanne<br />

im ISU-Kalender und wir hoffen, das<br />

wird der Auftakt für eine lange Serie von Wettbewerben.<br />

Wir sind Kandidaten für die EM<br />

2027. Wir wollen daran arbeiten, um diese<br />

Sichtbarkeit zu schaffen und die Schweiz im<br />

sportlichen und im organisatorischen Bereich<br />

nach vorne zu bringen. Alles das wird einen<br />

Einfluss darauf haben, ob Eltern ihre Kinder<br />

zum Eiskunstlauf bringen.<br />

Was wollen Sie tun, um die Paardisziplinen<br />

aufzubauen?<br />

Wir haben vor vier Jahren angefangen und uns<br />

strategisch darauf konzentriert, den Eistanz zu<br />

fördern. Wir haben einen Nationaltrainer für<br />

Eistanz engagiert, Cédric Pernet, der uns dabei<br />

hilft. Das Angebot ist da, aber wir brauchen<br />

Geduld. Wir versuchen, möglichst Eistanzpaare<br />

zu bilden, bei denen beide Schweizer Staatsbürger<br />

sind. Das ist ein Wunsch von Swiss Ice<br />

Skating und Swiss Olympic. Die Schweiz ist eines<br />

der Länder, in dem es am schwierigsten<br />

ist, die Staatsbürgerschaft zu bekommen. Man<br />

muss dafür zwölf Jahre lang in der Schweiz leben.<br />

Die Jahre unter 18 zählen doppelt, aber<br />

es ist trotzdem eine lange Zeit. Das erklärt zum<br />

Beispiel, weshalb ein Tanzpaar (Manni/Röthlisberger)<br />

weggegangen ist. Wenn man von den<br />

olympischen Spielen in Mailand träumt, ist das<br />

für ein anderes Land eher zu realisieren.<br />

In Deutschland und Österreich sind viele<br />

Spitzensportler in der Bundeswehr und<br />

bekommen so ein Gehalt. Welche finanzielle<br />

Unterstützung gibt es in der Schweiz?<br />

In der Schweiz bekommen Spitzensportler wie<br />

andere Soldaten auch, welche die Rekrutenschule<br />

und die jährlichen Wiederholungskurse<br />

absolvieren, ein Tagesgeld. Seit 2010 unterstützt<br />

die Armee zudem einige Spitzensportler<br />

mit einer Anstellung als Zeitmilitär. Ein interessanter<br />

Punkt ist, dass alle Angehörigen der Armee,<br />

die Spitzensport betreiben, von speziellen<br />

Freiräumen für ihr Training profitieren<br />

können. Für ihre Ausbildungszeit stehen ihnen<br />

nebst der persönlichen Betreuung durch das<br />

Kompetenzzentrum Sport der Armee auch die<br />

Infrastrukturen des Bundesamtes für Sport zur<br />

Verfügung. Außerdem können Spitzenläufer,<br />

die unser Land an Europa- und Weltmeisterschaften<br />

vertreten, über die Schweizer Sporthilfe<br />

Gelder erhalten. Sie werden auch über<br />

den Olympiafonds von Swiss Ice Skating unterstützt<br />

und ihre Reise-, Hotel- und Verpflegungskosten<br />

für internationale Wettkämpfe<br />

werden vom Verband übernommen.<br />

Welche Ziele haben Sie für die kommende<br />

Saison?<br />

Im Einzellauf möchten wir gern ähnliche Ergebnisse<br />

haben wie in der vergangenen Saison,<br />

ohne dass wir uns auf konkrete Platzierungen<br />

fixieren. Ich denke, wir können ähnliche Ergebnisse<br />

bei der EM, WM, Junioren-WM und YOG<br />

erwarten. Beim Eistanz stellen wir uns ein besseres<br />

Ergebnis vor; die Idee ist es, das Finale<br />

bei den großen Meisterschaften zu erreichen.<br />

Wir hoffen, dass wir ein Paarlaufpaar bei den<br />

Junioren haben werden. Dabei wollen wir es<br />

nicht belassen, wir haben weitere Ziele, wie die<br />

Schweiz international aufzustellen und unsere<br />

organisatorische Kompetenz zu beweisen. Es<br />

wäre fantastisch für uns, regelmäßig internationale<br />

Wettkämpfe in der Schweiz zu organisieren.<br />

Daher starten wir damit in Lausanne und<br />

hoffen, die EM 2027 zu erhalten.<br />

Mit Diana Barbacci sprach Tatjana Flade.<br />

Die <strong>Pirouette</strong> auf Instagram<br />

•••


Milla Ruud Reitan<br />

& Nikolaj Majorov<br />

»Als ich mit Eistanz anfing,<br />

war ich viel glücklicher«<br />

Der Schwede Nikolaj Majorov (22) nahm als<br />

Einzelläufer an den Olympischen Spielen in<br />

Peking teil. Er wechselte wegen Verletzungen<br />

zum Eistanz. Seine Partnerin ist die <strong>No</strong>rwegerin<br />

Milla Ruud Reitan (17), die mit Nikita<br />

Remeshevskiy für Deutschland lief, aber lange<br />

aussetzte, da er verletzt war. Das neue<br />

Duo will für Schweden starten und trainiert<br />

seit einigen Wochen in Oberstdorf bei<br />

Rostislav Sinicyn und Natalia Karamysheva.<br />

<strong>Pirouette</strong>: Wie haben Sie sich gefunden?<br />

Nikolaj: Ich kenne Milla schon lange, denn sie<br />

kam viele Jahre zum Sommertraining nach Luleå.<br />

Als ich im Begriff war, zum Eistanz zu wechseln,<br />

war ich in <strong>No</strong>rwegen und bin zum Spaß<br />

mit ihr gelaufen. Ich wollte so viel wie möglich<br />

über Eistanz lernen und dann ging es ganz<br />

schnell, dass wir zusammen laufen wollten.<br />

Wie sind Sie von <strong>No</strong>rwegen zum Eistanz<br />

und nach Oberstdorf gekommen?<br />

Milla: Ich wollte immer Eistanz machen und<br />

dafür in ein anderes Land ziehen. Ich mochte<br />

die Schritte gern und habe viel getanzt, denn<br />

ich war in <strong>No</strong>rwegen an der nationalen Ballettschule.<br />

Die Kombination von Eislaufen und<br />

Tanzen ist cool. Das und die Hebungen gefallen<br />

mir besser als Sprünge. Ich hatte ein Probetraining<br />

in Deutschland, es lief gut und ich<br />

bin im Sommer 2020 hierhergekommen.<br />

Wie lief der Wechsel zum Eistanz für Sie ab?<br />

N: Der Prozess begann eigentlich im vergangenen<br />

September. Da dachte ich, dass ich vielleicht<br />

etwas anderes machen sollte, wegen<br />

meiner Rückenprobleme. Das kommt von einer<br />

Bandscheibe, was wiederum zu anderen<br />

Verletzungen führt. Mir ging es mental sehr<br />

schlecht. Ich lag nur auf der Couch und versuchte<br />

irgendwie zu trainieren. Ich lief den<br />

Grand Prix, aber ich hatte widerliche Schmerzen.<br />

Bei der Schwedischen Meisterschaft sagte<br />

ich vor der Kür zu meinem Vater, ‚ich glaube,<br />

das ist mein letzter Wettbewerb als Einzelläufer‘.<br />

Ich hätte eine Operation an der Bandscheibe<br />

gebraucht, wollte es aber nicht. Aber<br />

ich wollte auch nicht aufhören und da kam es<br />

wie ein Blitz: Jetzt ist die Zeit gekommen, dass<br />

ich es mit Eistanz probiere. Ich fing, an hier<br />

und da mit ein paar Mädchen mit Eistanzerfahrung<br />

zu laufen und dann fand ich Milla.<br />

Wie schwierig ist dieser Wechsel für Sie?<br />

N: Ich liebe es, Neues zu lernen. Im Einzel<br />

hängt alles an Sprüngen. Als ich mit Eistanz anfing,<br />

war ich so viel glücklicher. Ich spürte Fortschritt,<br />

lernte etwas Neues. Dann fängst du mit<br />

Hebungen an und alles ist komplett anders als<br />

das, was du 20 Jahre lang gemacht hast. Das ist<br />

eine Herausforderung, aber Milla hilft mir viel.<br />

M: Er wird mit jeder Stunde besser und als<br />

Paar werden wir mit jedem Tag besser.<br />

Was macht Ihr Rücken bei den Hebungen?<br />

N: Es geht gut, weil es eine Bandscheibe im<br />

unteren Bereich des Rückens ist. Ich habe jetzt<br />

so viel wie noch nie an meinem Oberkörper<br />

und meinen Armen gearbeitet, denn als Einzelläufer<br />

brauchte ich das nicht. Manchmal<br />

spüre ich etwas, vor allem, wenn wir viele Hebungen<br />

trainiert haben.<br />

Haben die Trainer für Sie als Eistanzneuling<br />

besondere Aufgaben?<br />

N: Nicht wirklich. Wie alle anderen mache ich<br />

Laufschule. Am zweiten Tag oder so, sagten<br />

sie, ‚zeigt uns Hebungen‘. Einmal haben wir<br />

eine Stunde lang nur Walzerdrehungen gemacht.<br />

Das tun wir gerne, denn wir wissen,<br />

wenn man Grundlagen beherrscht, kann man<br />

auch schwierigere Sachen machen, wie fast<br />

immer im Leben.<br />

M: Nikolaj fragt mich oft nach den Regeln und<br />

ob er etwas anders oder besser machen soll.<br />

Wir sprechen viel miteinander, um das richtige<br />

Gefühl zu haben.<br />

N: Ich frage immer, denn ich bin neu und ich<br />

möchte es von Anfang an so richtig wie möglich<br />

machen. Ich möchte, dass wir uns beide<br />

gut fühlen, wenn wir Schritte zusammen machen.<br />

Wir leisten gute Teamarbeit auf dem Eis<br />

und wir nehmen Feedback einander nicht übel.<br />

Wie sehr inspiriert Sie Daisuke Takahashi,<br />

der erst spät zum Eistanz wechselte?<br />

N: Schon als ich mit unserer Sportdirektorin<br />

einmal über Eistanz sprach, sagte sie, ‚schau<br />

auf Daisuke‘ und meine Eltern haben das auch<br />

gesagt. Es gibt nicht so viele Einzelläufer auf hohem<br />

Niveau, die zum Eistanz gehen. Ich will<br />

mich nicht mit Daisuke vergleichen, aber viele<br />

an meiner Stelle hätten aufgehört, nachdem sie<br />

es zu den Olympischen Spielen geschafft haben.<br />

Für mich war das keine Option, denn ich<br />

will mein Maximum im Eislaufen erreichen. Die<br />

Entscheidung wäre mir vielleicht nicht so leicht<br />

gefallen, wenn Daisuke nicht gewesen wäre. Es<br />

war sehr inspirierend, das zu sehen und ich<br />

dachte, vielleicht habe ich auch Potenzial.<br />

Wie fühlen Sie sich in Oberstdorf?<br />

Foto: Dombrowski<br />

N: Die Umgebung ist fast wie im Märchen. Es<br />

ist so schön hier, aber wir sind hier zum Trainieren<br />

und es ist eine fantastische Umgebung<br />

dafür. Wir arbeiten mit sehr guten Trainern,<br />

die viel Wissen haben und wir haben ein gutes<br />

Team um uns herum. Es ist traumhaft, in diesen<br />

Hallen zu laufen.<br />

M: Für mich war es damals eine sehr große<br />

Veränderung und alles war neu für mich – der<br />

Eistanz, die Menschen hier, ich kannte niemanden.<br />

Aber ich wurde sehr freundlich aufgenommen.<br />

Wir haben eine gute Trainingsgruppe.<br />

Wir können einander pushen und helfen<br />

uns untereinander.<br />

Was können Sie über Ihre Programme<br />

sagen?<br />

N: Wir haben mit dem Rhythmustanz angefangen.<br />

Maria Tumanovskaia hat die Musik gefunden<br />

und es macht super viel Spaß. Zuerst war<br />

ich skeptisch wegen des Thema der 80er Jahre.<br />

Ich denke, viele Leute werden zur selben Musik<br />

laufen, wie Michael Jackson oder Tina Turner.<br />

Welche Pläne haben Sie für die erste Saison?<br />

M: Zuerst müssen wir unsere Programme fertig<br />

haben. Dann mit den Wettkämpfen anfangen.<br />

N: Wir hoffen, dass wir so früh wie möglich in<br />

Wettbewerbe einsteigen, damit wir Erfahrungen<br />

sammeln. Ich freue mich sehr darauf. Später<br />

im Sommer werden wir mehr wissen,<br />

wenn wir uns mit den Trainern zusammensetzen<br />

und sehen, wo wir sind und wann sie denken,<br />

dass wir so weit sind.<br />

Mit Milla Ruud Reitan und Nikolaj Majorov<br />

sprach Tatjana Flade.<br />

•••<br />

11<br />

Milla R. Reitan & Nikolaj Majorov<br />

Interview


12<br />

News<br />

Neue Programme für<br />

Starostin<br />

Vier Hochzeiten und<br />

ein Baby<br />

Volodin für DEU<br />

freigegeben<br />

Der russische Verband und die ISU haben im<br />

Mai Nikita Volodin für Deutschland freigegeben,<br />

so dass er ab sofort mit Minerva Hase<br />

starten kann, vermutlich erstmals bei der<br />

Nebelhorn Trophy oder anderen Frühherbstwettbewerben.<br />

Volodin stammt aus St. Petersburg,<br />

ist international mit Alina Ustimkina<br />

bis 2017 gelaufen und war 2016 mit ihr<br />

Dritter beim Pokal der Blauen Schwerter,<br />

Vierter beim Juniorenfinale und 2017 Sechster<br />

bei der Junioren-WM. Nach einer kurzen<br />

Karriere mit einer anderen Läuferin trat er<br />

in den letzten Jahren in russischen Shows<br />

auf. Seit einem Jahr trainiert der 24-Jährige<br />

schon in Berlin (im <strong>Juli</strong> in der Türkei) mit<br />

Hase, deren früherer Partner <strong>No</strong>lan Seegert<br />

sich auf sein Studium konzentriert und nebenbei<br />

als Trainer arbeitet. Am Rande der<br />

Deutschen Meisterschaften im Januar <strong>2023</strong><br />

und des DEU-Pokals im März hat das neue<br />

Paar schon Teile seiner Programme gezeigt<br />

und hinterließ sehr gute erste Eindrücke. Fotos<br />

des Paares wollte die DEU bis zur Freigabe<br />

noch nicht veröffentlicht haben, aber hier<br />

ist jetzt in der <strong>Pirouette</strong> das erste gemeinsame<br />

Bild. Ob Volodin bis zu den Olympischen<br />

Spielen von 2026 die deutsche Staatsbürgerschaft<br />

erhält, ist jedoch noch offen.<br />

Zwei Mitarbeiterinnen<br />

verließen DEU<br />

Foto: Höppner<br />

Die Leistungssportreferentinnen Linda Gering<br />

und Pamela Lechner haben bei der DEU<br />

gekündigt und sind seit Juni nicht mehr in<br />

der Geschäftsstelle. Lechner betreut allerdings<br />

in geringem Umfang die sozialen Medien<br />

weiterhin. Zum Redaktionsschluss dieses<br />

Heftes waren noch keine Nachfolger/innen<br />

eingestellt, sondern Bundesnachwuchstrainerin<br />

Ilona Schindler und die Berliner bzw.<br />

Oberstdorfer Stützpunktleiter übernahmen<br />

vertretungsweise ihre Aufgaben. krk<br />

Der Deutsche Meister Nikita Starostin gab am<br />

2. Juni die Musikstücke seiner beiden neuen<br />

Programme bekannt, die Adam Solya wieder<br />

in Antwerpen und Dortmund für ihn choreografiert<br />

hat. In der zweiten Junihälfte trainierte<br />

Starostin in Finnland. Das neue KP plant er zu<br />

„Disco Inferno“ der amerikanischen Disko- und<br />

Soul-Band The Trammps (1970er und 1980er<br />

Jahre) in einem neueren Mix. Die Kür ist zu<br />

den beiden Backstreet Boys-Songs „I Want it<br />

That Way“ und „Larger Than Life“ geplant.<br />

Tanja Szewczenko<br />

wandert aus<br />

Ex-Läuferin und Schauspielerin Tanja<br />

Szewczenko wandert mit Ehepartner und<br />

Ex-Paarläufer <strong>No</strong>rman Jeschke und ihren<br />

drei Kindern (13, 2, 2) noch im <strong>Juli</strong> von Köln<br />

nach Dubai aus, wie sie in den sozialen<br />

Netzwerken regelmäßig schilderte, vom<br />

Haus- bis zum Möbelverkauf. Der <strong>Pirouette</strong><br />

schrieb die WM-Dritte von 1998, sie werde<br />

dort weiterhin als freischaffende Künstlerin<br />

arbeiten und Jeschke in der Baubranche.<br />

Die 13-jährige Tochter habe schon den Aufnahmetest<br />

in die deutsche Schule in Dubai<br />

bestanden, in der fast 1.000 Kinder lernen.<br />

Zunächst sei auch Florida im Gespräch gewesen,<br />

aber die bürokratischen Hemmnisse<br />

seien dort zu groß gewesen.<br />

Brigitte Föll gestorben<br />

Brigitte Föll, die vier Jahrzehnte lang Leiterin<br />

des früheren Bundesstützpunktes und<br />

jetzigen Landesleistungszentrums Stuttgart<br />

war, ist am 25. Mai im Alter von 75<br />

Jahren nach kurzer Krankheit gestorben.<br />

Kyoko Ina neue<br />

US-Sportdirektorin<br />

Tanja Szewczenko mit <strong>No</strong>rman<br />

Jeschke und ihren Kindern<br />

Quelle: Instagram<br />

Die US-Paarläuferin Kyoko Ina, die 2002 mit<br />

Eislaufpartner John Zimmerman Bronze bei der<br />

WM gewann und inzwischen 50 Jahre alt ist,<br />

wurde vom US-Verband zur neuen Hochleistungs-Sportdirektorin<br />

ernannt. Sie trat damit<br />

die Nachfolge von Mitch Moyer an, der in den<br />

Ruhestand ging. Ina hat an den Olympischen<br />

Spielen 1994, 1998 und 2002 teilgenommen.<br />

Elena Radionova, EM-Zweite 2015 und 2016<br />

sowie Dritte der WM 2015, hat am 4. Juni<br />

den russischen Fußballspieler Konstantin Kuchaev<br />

(25) geheiratet. „Fünf Jahre zusammen,<br />

einen Tag in der Ehe“, betitelte die 24<br />

Jahre alte Ex-Läuferin ein Foto, das sie auf Instagram<br />

veröffentlichte. Radionova beendete<br />

2018 ihre Karriere und arbeitet vorwiegend<br />

als Choreographin. Kuchaev spielt bei ZSKA<br />

Moskau. Außerdem ehelichte Trainer Daniil<br />

Gleikhengauz (32) die TV-Journalistin Olga<br />

Pautova. Pautova arbeitet für den Sender<br />

„Erster Kanal“, der die Rechte an Eiskunstlauf-Events<br />

in Russland hält, und nahm als<br />

Partnerin von Maxim Shabalin an der TV-<br />

Show „Ice Age“ teil.<br />

Der US-Läufer Doug Razzano (34) hat am 1.6.<br />

einen gewissen Ryan McKeon (kein Eisläufer)<br />

in dessen ursprünglicher irischen Heimat<br />

Galway geheiratet. In den Jahren 2011 bis<br />

2014 ist Razzano einige Grand Prix und andere<br />

internationale Wettbewerbe gelaufen. Er<br />

qualifizierte sich aber nie für eine ISU-Meisterschaft,<br />

denn sein bestes nationales Ergebnis<br />

war Rang sechs im Jahr 2014.<br />

Der französische Eistänzer Fabian Bourzat, der<br />

bis 2014 mit Nathalie Péchalat lief und mit ihr<br />

2011 und 2012 Europameister wurde, 2014<br />

Olympia-Vierter und seitdem als Trainer arbeitet,<br />

und die französische Einzelläuferin Laurine<br />

Lecavelier (27) haben am 27. Mai geheiratet.<br />

Lecavelier lief bis 2019 international, war<br />

Fünfte der EM 2019 und beendete ihre Karriere,<br />

nachdem sie im September 2019 beim<br />

Masters Wettbewerb wohl positiv auf unerlaubte<br />

Drogen getestet und gesperrt wurde.<br />

Ex-Läufer Artur Dmitriev Junior, Sohn des<br />

zweimaligen Paarlauf-Olympiasiegers Artur<br />

Dmitriev, und seine Frau Ekaterina gaben per<br />

Instagram bekannt, dass sie am 31. Mai Eltern<br />

eines Sohnes namens Alexander wurden.<br />

Die Familie lebt in Tcheljabinsk.<br />

Neue Tanzpaare<br />

in Montreal<br />

Kayleigh Maksymec<br />

& Félix Desmarais<br />

Quelle: Instagram<br />

Das neue Schweizer Eistanzpaar Kayleigh<br />

Maksymec & Félix Desmarais trainiert seit<br />

Mitte Juni in der Ice Academy in Montreal<br />

bzw. deren Zweigstelle in London/Ontario,<br />

ebenso das britische Paar Layla Karnes &<br />

Liam Carr.


Österreichischer Verband hat gewählt<br />

Christiane Mörth (vorne Mitte), Monika Führing (vorne rechts) und Evelyn Rossoukhi-<br />

Schneider (vorne links), Carmen Kiefer, Elisabeth Binder, Johann Maierhofer und<br />

Bernhard Just. Quelle: skateaustria.at<br />

13<br />

News<br />

Charles Cyr im Jahr 2019<br />

Foto: Flade<br />

ISU-Sportdirektor Cyr tot<br />

ISU-Sportdirektor Charles Z. Cyr ist am 22.<br />

Juni im Alter von 68 Jahren nach kurzer<br />

schwerer Krankheit in seiner Heimat in Kalifornien<br />

verstorben. Er wurde in Kanada geboren,<br />

wuchs aber in Maine in den USA auf und<br />

war Einzelläufer. Nach dem Sport machte der<br />

US-Amerikaner Karriere als ISU-Preisrichter,<br />

Schiedsrichter, Technischer Kontrolleur sowohl<br />

im Einzel- als auch im Paarlauf und Eistanz.<br />

Er wertete zum Beispiel den Eistanz bei<br />

den Olympischen Spielen 2010. Im Jahr 2014<br />

übernahm Cyr den Posten des Technischen<br />

Sportdirektors für Eiskunstlauf bei der ISU. Er<br />

war erst vor kurzem aus gesundheitlichen<br />

Gründen zurückgetreten. Im Hauptberuf arbeitete<br />

er als Klinischer Forschungsdirektor<br />

für ein medizinisches Zentrum in Kalifornien.<br />

Cyr hinterlässt seine Ehefrau Jolene, zwei<br />

Töchter und zwei Enkelkinder. tat<br />

Sarah Hughes<br />

geht in<br />

die Politik<br />

Der Österreichische Verband Skate Austria hat bei seiner turnusmäßigen Wahl die Mehrzahl seiner<br />

Führungsmitglieder wiedergewählt. Präsidentin bleibt Christiane Mörth aus Linz, die beiden<br />

Vizepräsidenten sind erneut Evelyn Rossoukhi Schneider und neu Monika Führing, Schatzmeisterin<br />

(in Österreich Kassierin genannt) ist Carmen Kiefer und Schriftführerin Elisabeth Binder sowie<br />

ihre Stellvertreter Johann Maierhofer und Bernhard Just.<br />

Neue Mindestpunktzahlen für ISU-Meisterschaften 2024<br />

Beim Eistanzen hat die ISU die technischen<br />

Mindestpunktzahlen erhöht, die Läufer bei einem<br />

Wettbewerb im ISU-Kalender erreicht haben<br />

müssen, damit sie bei einer mindestens<br />

drei Wochen später stattfindenden ISU-Meisterschaft<br />

2024 starten dürfen. Die in der Saison<br />

2022/23 bereits erzielten Punkte bleiben<br />

gültig, aber nicht in allen Fällen genügen sie<br />

mehr für die Saison <strong>2023</strong>/24, zum Beispiel für<br />

die Litauer Ramanauskaite/Kizala, die bei der<br />

WM <strong>2023</strong> dabei waren, aber weniger als die<br />

ab jetzt gültigen 35 bzw. 52 Punkte erreicht<br />

hatten. Für KP/RT und Kür können die Punkte<br />

weiterhin bei zwei verschiedenen Wettbewerben<br />

erreicht werden. Für EM und WM können<br />

die Punkte nur bei Meisterklasse-Wettbewerben<br />

erzielt werden, für die Junioren-WM nur<br />

WM EM/4C JWM<br />

KP Kür KP Kür KP Kür<br />

Männer 34 64 28 46 25 44<br />

Frauen 32 53 25 42 25 40<br />

Paare 29 46 25 42 23 34<br />

Eistanz 35 52 30 48 24 38<br />

bei Juniorenwettbewerben. Wie bisher behält<br />

sich die ISU vor, die Mindestpunktzahlen bis<br />

45 Tagen vor einer Meisterschaft nach oben<br />

oder unten anzupassen, wenn sich herausstellen<br />

sollte, dass zu viele oder zu wenige Läufer/<br />

innen die Qualifikation geschafft haben.<br />

Quelle: Instagram<br />

Die US-Läuferin Sarah Hughes war Überraschungs-Olympiasiegerin<br />

des Jahres 2002,<br />

nachdem sie als Dritte der US-Meisterschaften<br />

und Vierte des olympischen KP in der Kür<br />

die drei Medaillen-Favoritinnen Irina Slutskaia,<br />

Michelle Kwan und Sasha Cohen schlug.<br />

Später begann sie ein Studium von Jura und<br />

Politik an der Universität von Yale und der<br />

Penn Law School und schloss es 2009 ab.<br />

Seitdem arbeitet sie als Juristin in New Yorker<br />

Firmen. Vor einigen Wochen gab die inzwischen<br />

38 Jahre alte Amerikanerin bekannt,<br />

dass sie bei den nächsten Wahlen im<br />

<strong>No</strong>vember 2024 in New York für die Demokratische<br />

Partei als Abgeordnete für das US-<br />

Repräsentantenhaus kandidieren will. Nach<br />

Michelle Kwan ist sie die zweite bekannte US-<br />

Eiskunstläuferin, die in die Politik geht.<br />

Quelle: Instagram<br />

Othman und Haguenauer<br />

bei Geburt dabei<br />

In einer 45-Minuten-Sendung des Schweizer<br />

Fernsehens SRG namens „Schweizer Liebesgeschichten<br />

aus aller Welt, 3. Folge“ werden<br />

mehrere Paare vorgestellt, darunter Ex-Läufer<br />

Jamal Othman (PR-Manager des Eistanzclubs<br />

von Montreal) und Trainer Romain Haguenauer.<br />

Sehr persönlich sprechen die beiden vor<br />

der Kamera und werden gefilmt, wie sie am<br />

27. <strong>No</strong>vember 2022 auf die Geburt ihres Sohnes<br />

<strong>No</strong>am Camille, gezeugt mit Samen von<br />

Othman, im Krankenhaus von Hamilton, Ontario<br />

warten. Nur die Leihmutter Ashley wollte<br />

nicht aufgenommen werden. Die zwei Väter<br />

ließen sich filmen, als sie das Baby zum ersten<br />

Mal in den Arm nahmen und mit ihm am Tag<br />

nach der Geburt von der Klinik im sechs Autostunden<br />

von ihrem Wohnort Montreal entfernten<br />

Hamilton nach Hause fuhren.


14<br />

ISU Erwachsenenwettbewerb<br />

Erwachsenenwettbewerb<br />

mit Midori Ito und<br />

Christopher Berneck<br />

Aus Oberstdorf berichtet<br />

Sabine Rechtziegler<br />

Die Mammutveranstaltung in Oberstdorf<br />

für Hobby- und ehemalige Leistungssportler/innen<br />

fand diesmal in der<br />

Himmelfahrtswoche statt. 34 Nationen<br />

beteiligten sich in 85 Kategorien mit<br />

über 600 Programmen im Wettbewerb.<br />

Damit hatten sich im Gegensatz zum<br />

letzten Jahr die Teilnehmerzahlen wieder<br />

erhöht und einige Kategorien mussten<br />

wie vor Corona geteilt werden. Allerdings<br />

hatten manche Teilnehmer Trainingsrückstand,<br />

da wegen Corona und<br />

Energiekrise weniger Trainingszeiten<br />

verfügbar waren. Auch einen Live-Stream<br />

gab es wieder, der aber in diesem<br />

Jahr kostenpflichtig war.<br />

dierin Henrietta Penney. Die über 80-jährige<br />

konnte zwar nicht mehr alle Elemente zeigen<br />

und belegte den letzten Platz, hatte aber trotzdem<br />

ihren Spaß.<br />

Das deutsche Team hielt sich in diesem Jahr<br />

mit den Goldmedaillen etwas zurück. Erst am<br />

dritten Wettkampftag gab es die erste Goldene.<br />

Der Berliner Felix Warnholtz zeigte in seinem<br />

Artistik-Programm in Silber III eine gefühlvolle<br />

Interpretation von „Un po‘ d‘amore“,<br />

Dalidas italienischer Version von<br />

„Nights in White Satin“. Der niederländische<br />

Preisrichter Jeroen Prins gab<br />

ihm für seine Präsentation eine 5,0,<br />

aber insgesamt blieb Warnholtz<br />

knapp unter der 10-Punkte-Marke.<br />

Gleich in der übernächsten Kategorie,<br />

Damen Gold III Artistik, holte die<br />

Neusserin Andrea Lochno zu „You<br />

Light Up My Fire“ ebenfalls den<br />

Sieg (13,67), was sie später in der<br />

Kür zu „Voila“ mit vier Doppelsprüngen<br />

wiederholte (59,56).<br />

Präsident Wagner und<br />

Samaranch vor Ort<br />

Vor Ort waren der neue DEU-Präsident Andreas<br />

Wagner und als Mitglied des ISU-Vorstands<br />

die Spanierin María Teresa Samaranch<br />

Salisachs. Bei der Ansage musste das<br />

Publikum sich umstellen. Nicht mehr Marie-<br />

Theres Kreiselmeyer und ihre Tochter Alexandra<br />

Steiger führten durch das Programm,<br />

sondern eine Gruppe von etwa sechs Leuten<br />

machte die Ansagen mal mehr, mal weniger<br />

kompetent. Am dritten von sechs Abenden<br />

gab es Probleme mit der Musik, die ziemlich<br />

übersteuert war und die Startenden teilweise<br />

zur Verzweiflung brachte. Ein Techniker<br />

des anwesenden Fototeams konnte helfen,<br />

aber der Wettbewerb verzögerte sich so<br />

weit, dass die letzten Medaillen erst gegen<br />

Mitternacht vergeben werden konnten.<br />

Für etwas Verwirrung sorgten in den unteren<br />

Kategorien die niedrigen Punkte. Vielen<br />

war nicht klar, dass es in dieser Saison nur<br />

noch drei Programmkomponenten gibt: Zusammenstellung,<br />

Präsentation und Eislauffähigkeiten.<br />

Dazu gibt es im Einzellauf in der<br />

Artistik nur einen Multiplikator von 1 (also<br />

im Prinzip keinen), in der Kür immerhin in<br />

den unteren Kategorien den Faktor 2, ab<br />

Gold 2,67 (bei den Paaren in der Artistik<br />

1,67, in der Kür ebenfalls 2 und 2,67, bei<br />

den Tanzpaaren im PD 1,17, im RD 1,33 und<br />

im FD 2 und bei den Synchronteams 1,67).<br />

Die älteste Teilnehmerin war wohl die Kana-<br />

Christopher Giuliani-Berneck<br />

Foto: privat<br />

Christian Franz<br />

Fotos: Luca Tonegutti


15<br />

Berneck und Franz mit<br />

Dreifachsprüngen<br />

Zu den höchsten Kategorien: Bei Master und<br />

Elite Men Free Skate der untersten Alterskategorie<br />

ging der ehemalige Dritte der Deutschen<br />

Meisterschaften, Christopher Giuliani-Berneck<br />

für Kanada an den Start. Zu „Hallelujah“ zeigte<br />

der 30-jährige eine knappe 3T-2A-Sequenz<br />

und eine gute 3S-2T-Kombination, dazu noch<br />

einen weiteren 2A und vier weitere Doppelsprünge.<br />

Sein größtes Plus sind die <strong>Pirouette</strong>n,<br />

die er noch immer hervorragend beherrscht.<br />

Alle drei erhielten Level 3 und das gesamte<br />

Preisgericht gab ihm dafür +2 oder +3. Seine<br />

Komponenten lagen zwischen 6,75 und 8,5<br />

Punkten und mit insgesamt 93,88 Punkten erhielt<br />

er die höchste Wertung des diesjährigen<br />

Wettbewerbs (siehe Seite 17). Sein Gegner<br />

war der Berliner Christian Franz. Er zeigte zu<br />

„Simple Serenity“ der YinYoga Academy drei<br />

Dreifachsprünge (3R-1T, 3R, 3S), wenn auch<br />

mit leichten Problemen, dazu noch je einen<br />

fehlerfreien 2A und 2F. Seine <strong>Pirouette</strong>n erhielten<br />

jedoch nur den Basislevel (77,26 Punkte).<br />

In den Artistikprogrammen der Altersklasse I<br />

gefiel Marcin Zamojski aus Göteborg zu „Shallow“<br />

mit einem gefühlvolles Programm (14,33)<br />

und konnte sich gegen seinen kanadischen<br />

Konkurrenten, den ehemaligen amerikanischen<br />

Eistänzer Tanner White mit Bette<br />

Middlers „The Rose“ durchsetzen<br />

(13,50). In der Kür ging Zamojski in<br />

Gold an den Start. Er unterdrehte<br />

den 2R und zeigte keinen weiteren<br />

Doppelten, aber mit Komponenten<br />

bis 5,0 reichte es zum zweiten Platz<br />

(45,84). Geschlagen wurde er vom<br />

Italiener Andrea Tarelli. Zu „In the<br />

Storm“ stürzte er beim 2S und<br />

sein 2R wurde abgewertet. Aber<br />

Magdalena Huber Kredl<br />

ISU Erwachsenen Wettbewerb<br />

In der der Altersklasse IV ging nur der Kanadier<br />

Gary Beacom an den Start. Seine Sprünge<br />

wurden wohlwollend bewertet (2F-2T, 2S,<br />

1A). Seine <strong>Pirouette</strong>n waren wie gewohnt<br />

wild und passten zu seiner Musik „Crazy<br />

Benny“ des Safri Duos. Die Komponenten<br />

gingen von 7,50 - 9,50,<br />

dazu erhielt er noch einen<br />

Zeitabzug, allerdings<br />

ihm gelangen drei weitere Doppelsprünge<br />

(46,15). Die Bronzemedaille gewann unter sieben<br />

Startern der Pole Mateusz Kokosinski, der<br />

auch im Paarlaufen antrat. Zu „Bei mir bist Du<br />

schön“ zeigte er eine schöne 2S-1T-Kombination<br />

und 2T-1T-1R, die anderen Sprünge bereiteten<br />

ihm jedoch Probleme (44,90). In der Artistik-Abteilung<br />

dieser Kategorie kam der in<br />

der Kür fünftplatzierte Pole Przemyslaw Fajer<br />

zu Malagena als Torero auf das Eis. Auch wenn<br />

er es nicht so gut vermitteln konnte, gefiel<br />

es dem Preisgericht (13,59).<br />

Midori Ito nur mit<br />

Artistik-Programm<br />

keinen Abzug für einen leichten Sturz (89,86).<br />

In seinem Artistikprogramm zur Griegs „In der<br />

Halle des Bergkönigs“ vergab die Jury sogar<br />

einmal 9,75 (26,34). In der Altersklasse III der<br />

Masterkategorie gab es in der Kür einen Dreikampf.<br />

Rolf Peterziel aus Karlsruhe, der das<br />

diesjährige Plakat zierte, zeigte in seinem<br />

Programm zur Musik des Franzosen<br />

„Woodkid“ vier Doppelsprünge (je zwei 2T,<br />

2S) und erhielt für seine Kombinationspirouette<br />

Level 3 (51,64). In seinem Basiswert lag er<br />

sechs Punkte vor dem zweitplatzierten Alain<br />

Francèze. Der Franzose riskierte zu „In This<br />

Shirt“ nur Einfachsprünge, hat aber einen<br />

schönen Laufstil und konnte in den Komponenten<br />

punkten (48,77). Sein Landsmann Axel<br />

Rinaldi verfiel wieder in sein altes Problem des<br />

unsauberen Laufens. Zu „Under Pressure“<br />

stürzte er bei zwei seiner vier Doppelsprünge<br />

und erhielt für die <strong>Pirouette</strong>n nur den Basislevel.<br />

In der Artistik hatte es noch anders ausgesehen.<br />

Zu „Hernando‘s Hideaway“ zeigte er einen<br />

sehr unterhaltsamen Tango und konnte<br />

sich mit 15,75 Punkten knapp gegen seinen<br />

deutschen Konkurrenten behaupten, der zu<br />

„My <strong>No</strong>cturnal Serenade“ ebenfalls unterhaltsam<br />

als Zombie lief (15,67).<br />

Midori Ito<br />

In der Kategorie Master<br />

Elite III + IV lief Midori<br />

Ito ihr Programm zu einer<br />

Klavierversion von „My Way“.<br />

Die 53-jährige Weltmeisterin<br />

von 1989 erhielt in ihren Komponenten<br />

Wertungen bis 8,00 (22,08).<br />

Natalie Shaby lief ein unterhaltsames Programm<br />

zu „Gravity“ von Sara Bareilles (20,91).<br />

Die Schweizerin Magdalena Huber Kredl aus<br />

Baden präsentierte einen gelungenen Walzer<br />

zu „An der Schönen Blauen Donau“, für den<br />

sie von Elke Treitz auch zweimal die 8,0 bekam.<br />

Leider erhielt ihr schwingendes Tanzkleid<br />

einen Punkteabzug, da es während des Vortrags<br />

einige Federn lassen musste (19,25). Die<br />

nach ihr laufende Tschechin Jana Pribylova<br />

war in der Zeit bis zur Punktevergabe damit<br />

beschäftigt, die Federn aufzusammeln. Mit ihrem<br />

„Concerto de Espana“ wurde sie knapp<br />

Vierte (18,67). In der Kür zeigte Huber Kredl<br />

eine gefühlvolle Interpretation von „Come to<br />

Me“ aus Les Miserables mit vier Doppelsprüngen<br />

(zweimal 2F, 2S, 2T, 65,74 Punkte). Pribylova<br />

lief zu „Rhapsody on a Theme of Paganini“,<br />

hatte aber nur zwei 2T im Programm<br />

(64,23). Natalie Shaby stürzte in


16<br />

ISU Erwachsenen Wettbewerb<br />

ihrem Programm zu „Hasoko Badala Aashu“<br />

von Eleena Chauhan bei ihrem 2L und kam<br />

trotz dreier weiterer Doppelsprünge (zweimal<br />

2T, 2L) nur auf den dritten Platz (62,33).<br />

In der Alterskategorie II stürzte die Amerikanerin<br />

Stephanie Roth in der Kür bei ihrem 3T,<br />

der nicht ganz rückwärts gelandet war. Mit einem<br />

ansonsten fehlerfreien Programm und<br />

sieben Doppelsprüngen inklusive 2A kam sie<br />

in ihrem kraftvoll spacigen Programm auf<br />

82,82 Punkte. In der Alterskategorie I + II zeigte<br />

die Oberstdorferin Sofie Barnova in der Artistikkonkurrenz<br />

zu „Frozen“ ein gefühlvolles<br />

Programm. Die Tochter von Ex-Europameister<br />

Petr Barna erhielt hohe Programmkomponenten<br />

bis 8,25 (22,42). Die Kanadierin Ryoko<br />

Natori fiel zu „I’ll Be Missing You“ mit guten<br />

<strong>Pirouette</strong> und Schritten auf. Sie überzog ihr<br />

Programm aber stark und erhielt dafür gleich<br />

zwei Punkte Abzug. Zu „Spring Blossoms“ von<br />

Andrea Rieu lief die Münchenerin Heike Förster<br />

sehr langsam und wurde Vierte (13,67).<br />

Vivian Mai<br />

In der Masterkategorie III + IV gelang der Berlinerin<br />

Bettina Keil ein absolut fehlerfreies<br />

Programm zu „Tous les deux“ des französischen<br />

Trios L.E.J. Sie sprang zwei 2S und erhielt<br />

für ihre Kombinationspirouette Level 3.<br />

Ihre Komponenten bis 6,0 (vom Belgier Anthony<br />

Grevisse) lagen fast zehn Punkte über<br />

denen der Konkurrentinnen (58,43). Diese<br />

begnügten sich mit Einfachsprüngen. Keil am<br />

nächsten kam die Amerikanerin Elizabeth<br />

McGlauflin. Zum Klavierkonzert Nr. 2 von<br />

Rachmaninov ging sie kurz vor Ende ihres<br />

Programms zu Boden und hatte Probleme bei<br />

den Sprüngen (42,50). In ihrem Artistik-Programm<br />

zu Taylor Swifts „Safe & Sound“ konnte<br />

sie sich mit ihrem schönen flüssigen Laufstil<br />

gegen die Deutsche knapp durchsetzen<br />

(14,84). Bettina Keil zeigte dort eine schwungvolle<br />

Disco-Nummer zu „Upside Down“ von Diana<br />

Ross (14,08). In der Alterskategorie II hatte<br />

die Amerikanerin Elaine Jaurun, die auch im<br />

Paarlaufen startete, nur Probleme mit ihrem<br />

ersten 2R. Zu „Dance with me Wallis“ gelangen<br />

ihr die drei weiteren Doppelsprünge einwandfrei<br />

(66.96). Damit siegte sie deutlich vor der<br />

Münchenerin Ilona Kraus, die zu „Sway“ beim<br />

2R stürzte, aber zwei 2S im Programm hatte<br />

(53,10). In der Artistik siegte die Kanadierin Natasha<br />

Taylor zu „Never Enough“ mit Komponenten<br />

bis 7,25 (17,58). Hier wurde Jaurun<br />

Zweite zu Madonnas „Vogue“ (16,26).<br />

In der untersten Altersklasse glänzte die Amerikanerin<br />

Abigail Graefe zu „Shake it Out“ in einem<br />

schwungvolles Programm mit vier Doppelsprüngen<br />

und einer Level-4-<strong>Pirouette</strong> (72,38).<br />

Die Oberstdorferin Eva Gerlach, Schwägerin<br />

des früheren (2018-2022) DEU-Vizepräsidenten<br />

Florian Gerlach, patzte in ihrem klassischen<br />

Programm beim 2T, zeigte aber noch vier weitere<br />

Doppelsprünge. So reichte es nur zum 2.<br />

Platz (69,70). Die Schweizerin Marielle Michel<br />

stürzte zu „Seven Nation Army“ von Scott Bradley<br />

beim 2L, bot aber eine schöne 2R-1Eu-2S-<br />

Sequenz (63,25). Vierte wurde die Britin Daisy<br />

Miles, die zu „Nessun dorma“ lief. Einige<br />

Jennifer Freedman und Oleg Voyko<br />

Fotos: Luca Tonegutti<br />

Sprünge und <strong>Pirouette</strong> waren allerdings unsicher<br />

(59,71). Im Artistikbereich klappte es für<br />

sie besser. Zu Rihannas „Diamonds“ präsentierte<br />

sie ein gutes Programm (15,50). Damit<br />

blieb sie punktgleich mit der Berlinerin Vivian<br />

Mai, die in ihren Komponenten für ihre „Hallelujah“-Interpretation<br />

eine 6,5 erhielt.<br />

Drei Goldmedaillen an Polen im<br />

Paarlauf<br />

Im Paarlaufen teilten sich die beiden polnischen<br />

Paare die oberen Kategorien. Im Master<br />

Artistik zeigten Monika Breitkopf und Krzysztof<br />

Sadowski zu „Vinegar & Salt“ klar die besten<br />

Elemente und siegten mit Komponenten bis<br />

6,50 (26,28). Ihre amerikanische Konkurrenten<br />

Elain Jaurun und Zdenek Krajc waren zu „Everybody<br />

wants to Rule the World“ klar schwächer<br />

und erhielten nur Komponenten bis 5,0<br />

(22,96). In der Kür traten nur die Amerikaner<br />

an. Zu „Winds of Winter“ liefen sie mit vielen<br />

Fehlern. Nur der doppelte Wurfrittberger gelang<br />

ihnen und wurde mit bis zu +3 bewertet.<br />

Alle anderen Elemente wurden eher negativ<br />

bewertet und die Todesspirale kam nicht in die<br />

Wertung, ebenso wie die letzte Hebung, dazu<br />

kam noch ein Sturz bei der <strong>Pirouette</strong> (55,11).<br />

In der Intermediate Kür interpretierten Moni-


17<br />

ka Szubert und Mateusz Kokosinski aus Polen<br />

einen intensiven Paso Doble. Bis auf einen<br />

Stolperer in der Schrittsequenz war das Programm<br />

fehlerfrei und für ihre <strong>Pirouette</strong> erhielten<br />

sie Level 2 (46,90). Das französische Paar<br />

Maria Schätzel und Marc Valdener hatte<br />

schwungvolle Elemente zu „But now I’m back“<br />

von Pink Martini im Stil der 50er Jahre. Leider<br />

war nicht alles fehlerfrei. Der Mut zu einer Todesspirale<br />

zahlte sich nicht aus (41,25). Aus<br />

Tschechien traten Vera Hroudova und Jan Lukes<br />

mit „Raindrops Keep Falling on My Head“<br />

an. Ihnen gelang kein Element fehlerfrei und<br />

sie erhielten ebenso wie das polnische Paar<br />

eine Zeitstrafe (39,99). In ihrem Artistikprogramm<br />

liefen Szubert/Kokosinski zu „Glam“<br />

von Dimie Cat schnell und sicher. Ihren tschechischen<br />

Konkurrenten waren sie mit ihren<br />

Komponenten bis 4,75 deutlich überlegen<br />

(19,77). Hroudova/Lukes‘ Musik war „El Condor<br />

Pasa“, aber deutlich vorsichtiger und zurückhaltender<br />

(16,70).<br />

Deutscher Doppelsieg in Gold-<br />

Pflichttänzen<br />

In den Master Pflichttänzen siegten die<br />

„Oberstdorfer Briten“ Patricia und David Arnold<br />

im Alleingang mit flotten Programmen,<br />

darunter einem Blues von Michel Jackson<br />

(31,26). Die Schweizer<br />

bzw. deutsche Kombination<br />

Moon Löffler und<br />

Jan Michael Luggenhölscher<br />

hatte sich abgemeldet.<br />

Patricia Arnold postete nach ihrer<br />

Rückkehr nach England, dass sie beide positiv<br />

auf Corona getestet worden sind. Die Gold-Kategorie<br />

war eine sehr enge Angelegenheit. Kirsten<br />

Steprath aus Düsseldorf und Klaus Vietkau<br />

aus Krefeld zeigten einen Wiener Walzer und<br />

einen Quickstep zu „Mister Sandmann“ (26,58).<br />

Das Münchener Duo Sonja Göller/Paul Demmelhuber<br />

erhielt für den Quickstep zu „Sparkling<br />

Diamonds“ nur den dritten Platz, konnte<br />

sich aber insgesamt auf dem zweiten Rang halten<br />

(26,23). Knapp dahinter blieben die Amerikaner<br />

Ana Duarte und Sergei Pospelov (25,35).<br />

In der Kür gefielen die Amerikaner mit einem<br />

fast fehlerfreien Tango-Medley. Nur bei den<br />

Twizzles sah man einen Wackler (60,44). Eine<br />

Hebung wurde als zu lang gewertet. Göller/<br />

Demmelhuber hatten in ihrer Kür zu „You are<br />

the Reason“ Pech. Sie stürzte in der Schrittfolge<br />

und riss ihn mit (43,95).<br />

Im Master Rhythmustanz traten nur die Amerikaner<br />

Jennifer Freedman und Oleg Voyko an.<br />

Für die Pflichttanzsequenzen erhielten sie einmal<br />

Level 2 und einmal Level 1. Die Twizzles<br />

waren leicht verwackelt und es gab einen Abzug<br />

für eine zu lange Hebung (52,58). Nach seinem<br />

Programm präsentierte der ukrainische<br />

Meister von 2003 (mit <strong>Juli</strong>a Golovina) seine<br />

blau-gelben Schlittschuhschoner. Vor dem Kürtanz<br />

hatte Voyko Probleme mit seinem Schuh<br />

und verbrachte fast die gesamte Einlaufzeit damit,<br />

das Problem zu beheben. Zu „I’ll Take Care<br />

of You“ tanzten sie ein fehlerfreies Programm,<br />

nur war erneut eine Hebung zu lang (71,25).<br />

Synchron-Eislauf ohne deutsche<br />

Beteiligung<br />

Im Synchron-Eislauf gab es in diesem Jahr nur<br />

eine Kategorie mit fünf Teams, aus Deutschland<br />

war keine Mannschaft dabei. Eindeutig gewann<br />

das Team Force aus Travistock, Ontario. Die Linien<br />

der Kanadierinnen gingen fließend ineinander<br />

über und sie erhielten für ihr Travelling<br />

Element als einzige Level 3 (48,83). Das Team<br />

Antique aus Helsinki lief ebenfalls fehlerfrei,<br />

aber der Schwierigkeitsgrad war geringer<br />

(40,97). Dank ihrer guten Komponenten konnten<br />

sie sich hauchdünn gegen das Team KC Momentum<br />

aus den USA durchsetzen (40,95).<br />

Statt eines Abschluss-Banketts, das im letzten<br />

Jahr nicht so gut besucht war, und der Eröffnungsfeier<br />

auf dem Eis gab es in diesem Jahr<br />

zur Verabschiedung eine Eis-Disco. Gary Beacom<br />

und <strong>No</strong>rbert Schramm machten gemeinsam<br />

mit den Anwesenden eine kleine Choreographie.<br />

Anschließend gab es eine Sektbar und<br />

Häppchen. Im nächsten Jahr ist der Wettbewerb<br />

vom 12. bis 17. Mai geplant.<br />

Was macht eigentlich...<br />

... Christopher Berneck (jetzt: Christopher<br />

Giuliani-Berneck), zweimaliger Dritter bei<br />

Deutschen Meisterschaften (2011 und<br />

2015)? Der <strong>Pirouette</strong> erzählte er: „Ich lebe<br />

jetzt seit 13 Jahren in Kanada. Seit sechs Jahren<br />

bin ich nicht mehr gelaufen, aber ich<br />

wollte es noch einmal wissen ... Ich bin aber<br />

mit dem Eislauf verbunden und trainiere die<br />

Universitätsmannschaft von Ottawa. Mein<br />

Mann und ich besitzen mehrere Eisdielen<br />

und haben bei einem internationalen Eiswettbewerb<br />

den dritten Platz belegt. Wir haben<br />

ein Haus gekauft und wollen im nächsten<br />

Jahr heiraten. Die Familie pendelt immer<br />

zwischen Deutschland und Kanada.“ •••<br />

ISU Erwachsenen Wettbewerb<br />

Peng/Jin getrennt<br />

Das chinesische Paar Cheng Peng/Yang Jin hat<br />

sich getrennt, wie die Zeitschrift Beijing Daily<br />

berichtet. Peng setze ihre Karriere mit Lei<br />

Wang fort, Jin suche noch nach einem Partnerin.<br />

Peng/Jin liefen seit 2016 zusammen.<br />

Ihre größten Erfolge waren Silber und Bronze<br />

bei den Vier-Kontinente-Meisterschaften 2019<br />

und 2020 sowie Medaillen im Grand Prix und<br />

Finale. Bei den Olympischen Spielen 2022 belegten<br />

die Chinesen Rang fünf. In der vergangenen<br />

Saison 2022/23 starteten sie nicht. Es<br />

hieß, Jin sei verletzt gewesen. tat<br />

Virtanen wechselt zum<br />

Paarlauf<br />

Der siebenmalige Finnische Meister Valtter Virtanen<br />

ist zum Paarlauf gewechselt – und dies<br />

kurz nach seinem 36. Geburtstag. Seine Partnerin<br />

Tilda Alteryd (25) ist in Vietnam geboren,<br />

wuchs in Schweden auf und hat Paarlauferfahrung.<br />

Sie war in der vergangenen Saison mit<br />

Gabriel Farand für Kanada gelaufen, international<br />

beim Warschau Cup 2022, bei dem sie<br />

Rang 10 belegten. „Jetzt konnte ich die richtige<br />

Partnerin für mich finden,“ sagte Virtanen der<br />

finnischen Presse. „Alle finnischen Läuferinnen<br />

sind zu groß für mich.“ Alteryd misst nur 150<br />

Zentimeter. Virtanen sagte, dass er schon länger<br />

„halbaktiv“ nach einer Partnerin gesucht<br />

habe und dass er im Einzel noch an Wettbewerben<br />

teilnehmen wolle. Das neue Paar ist<br />

wegen Alteryds Verbandswechsel ab <strong>No</strong>vember<br />

international startberechtigt. Virtanen, der<br />

ein Medizinstudium abgeschlossen hat und als<br />

Arzt tätig ist, hofft auf die EM- und WM-Teilnahme<br />

2024 und längerfristig auf die Olympischen<br />

Spiele 2026. Er ist mit der Deutschen Ex-<br />

Läuferin Alina Meyer verheiratet und trainierte<br />

viele Jahre in Oberstdorf. <br />

tat<br />

Keine Freigabe für Cirisano<br />

Der russische Eistänzer Dario Cirisano, der mit<br />

der Tschechin Denisa Cimlova für ihr Heimatland<br />

laufen will, hat zunächst keine Freigabe<br />

vom russischen Verband erhalten. Dies bestätigte<br />

Alexander Kogan, Generaldirektor des Verbandes.<br />

Cirisano war noch bis Ende 2022 im<br />

Nationalteam, als sich seine Partnerin Irina<br />

Khavronina von ihm trennte. Im Frühjahr tat er<br />

sich mit Cimlova, der Ex-Partnerin von Joti Polizoakis,<br />

zusammen. Das Duo war zunächst in<br />

Montréal zu Konsultationen und trainiert jetzt in<br />

Italien bei Barbara Fusar Poli. Cirisano, dessen<br />

Vater Italiener ist, besitzt auch die italienische<br />

Staatsbürgerschaft, wuchs aber in Russland auf.<br />

Neues tschechisches Paar<br />

Kucianova/Bidar<br />

Der tschechische Paarläufer Martin Bidar setzt<br />

seine Karriere mit Partnerin Nummer vier fort,<br />

und zwar mit seiner Landsfrau Barbora Kucianova.<br />

Die 16-Jährige hatte mit ihrem bisherigen<br />

Partner Lukas Vochozka bei der Junioren-WM in<br />

Calgary Rang 9 erreicht. Bidar (24) wurde mit<br />

Anna Duskova 2016 Juniorenweltmeister. Nach<br />

der Trennung von ihr lief er mit Hanna Abrazhevich<br />

aus Belarus und danach mit der gebürtigen<br />

Russin Elizaveta Zukova, mit der er bei den<br />

Olympischen Spielen 2022 Rang 17 belegte. tat<br />

Barbora Kucianova & Martin Bidar mit<br />

Trainer Bruno Marcotte, Quelle: Instagram


18<br />

Junitraining in Oberstdorf<br />

Vorbereitung auf die kommende<br />

Saison in Oberstdorf<br />

Aus dem Center of Excellence berichtet Klaus-Reinhold Kany<br />

In den bayerischen Pfingstferien ist in<br />

Oberstdorf immer viel Betrieb, weil die<br />

meisten anderen Eishallen in Bayern geschlossen<br />

sind, aber viele schulpflichtigen<br />

Eisläufer/innen ganztägig Zeit zum<br />

Training haben. Außerdem trainiert die<br />

Mehrzahl der ohnehin in Oberstdorf lebenden<br />

Sportler. Daher war ich an Fronleichnam<br />

in der Eishalle und habe später<br />

noch mit denen gemailt oder telefoniert,<br />

die an diesem Tag nicht da waren.<br />

Janse und Steffan nicht in USA<br />

Mit Jennifer Janse van Rensburg & Benjamin<br />

Steffan war ich verabredet, sie kamen nach<br />

dem ersten Training zum Interview. Den ganzen<br />

Monat April waren sie bei der Bundeswehr<br />

in Hannover und sind nun Feldwebel.<br />

Janse van Rensburg hat eine Ausbildung als<br />

Bürokauffrau beim OSP begonnen. In diesem<br />

Sommer können sie sich aus finanziellen<br />

Gründen kein mehrwöchiges Training bei Igor<br />

Sphilband in den USA leisten, weil die DEU<br />

dafür nicht mehr den Zuschuss wie in den<br />

Vorjahren geben konnte. Daher bleiben sie<br />

den ganzen Sommer in Oberstdorf. Immerhin<br />

gelang es ihnen, Shpilbands Co-Trainer Pasquale<br />

Camerlengo für die Fronleichnamswoche<br />

zur Choreografie nach Oberstdorf zu holen,<br />

nachdem er zuvor auch in Italien gearbeitet<br />

hatte. Erfreulich war, dass sie kein Geheimnis<br />

mehr um ihre neuen Musikstücke<br />

machten. Den Rhythmustanz (vorgeschrieben:<br />

Musik der 1980er Jahre) laufen sie zu drei<br />

Stücken: Die Samba „Beds Are Burning“ von<br />

der Band Midnight Oil, „Don’t Love Me <strong>No</strong>w“<br />

von Supertramp und „Runaway“ von Bon Jovi.<br />

Jennifer Janse van Rensburg und<br />

Benjamin Steffan mit Choreograf<br />

Pasquale Camerlengo in Oberstdorf<br />

Foto: Kany<br />

Für die neue Kür war zunächst etwas anderes<br />

geplant, aber mit Camerlengo entschieden sie<br />

sich für eine Tango-Kür, unter anderem mit einem<br />

ziemlich unbekannten georgischen Tango<br />

des Komponisten Mgzavrebi. Als Saisonauftakt<br />

ist die Nebelhorn Trophy geplant.<br />

Finanzprobleme der DEU<br />

Das Paar sprach ausführlich über die finanziellen<br />

Probleme der DEU, zumal Janse van<br />

Rensburg DEU-Athletensprecherin ist. Die DEU<br />

habe eine regelmäßige Online-Diskussionsrunde<br />

gegründet, in der sie mitarbeiten. Es<br />

mache wenig Sinn, nur auf Konfrontation zu<br />

gehen und zu meckern, denn damit würden<br />

selten Probleme gelöst. Stattdessen wollten<br />

sie gemeinsam mit der DEU nach Lösungen<br />

und neuen Finanzquellen für sich und alle Kaderläufer<br />

suchen. Viel Geld sei für Maßnahmen<br />

ausgegeben worden, die den Sportlern<br />

nichts bringen. Ihre Bundeswehrgehälter<br />

dienten der sozialen Absicherung, aber sie<br />

tragen keine Sportkosten wie Trainer samt deren<br />

Reisekosten, Choreografen, eigene Reisekosten<br />

zu Wettbewerben, Schlittschuhe, Kostüme<br />

und mehr. Ähnlich wie Annika Hocke<br />

und Robert Kunkel hätten auch jeder von ihnen<br />

etwa 40.000 bis 45.000 Euro Sportkosten<br />

pro Jahr, auch Oberstdorf sei nicht billig. Außerdem<br />

gibt es keinen Bundestrainer mehr,<br />

der sie kostenlos unterrichtet, seitdem Martin<br />

Skotnicky im Ruhestand ist. Leider hätten<br />

Sponsoren – anders als in anderen Verbänden<br />

- jahrzehntelang keine Priorität im Verband<br />

gehabt, Holiday on Ice bringe zum Beispiel<br />

kaum eine Gegenleistung. Sponsoren zu<br />

finden sei jetzt eine der wichtigsten Aufgaben<br />

des Verbandes. Bei der WM hätten die Deutschen<br />

gute Ergebnisse erzielt, aber dies habe<br />

sich nicht auf die Finanzierung ausgewirkt.<br />

Das Sportfördersystem des DOSB sei veraltet,<br />

denn es würden in erster Linie Leistungen der<br />

Vergangenheit honoriert.<br />

Wo starten Grimm & Savitskiy?<br />

Darya Grimm & Michail Savitskiy waren bei<br />

meinem Besuch an Fronleichnam im Pfingsturlaub,<br />

weil Schülerin Grimm nur dann Zeit für<br />

einen Urlaub hatte. Savitskiy schrieb mir später,<br />

dass sie noch nicht wissen, welche Wettbewerbe<br />

sie überhaupt finanzieren können,<br />

weil Junioren ihre eigenen Reisekosten und<br />

die eines mitgereisten Trainers komplett selbst<br />

bezahlen müssen. Auf Nachfrage sagte Stützpunktleiter<br />

Daniel Wende, die DEU habe ihn<br />

beauftragt, staatliche und andere Stellen in<br />

Bund und Land zu kontaktieren und nach finanzieller<br />

Unterstützung besonders für<br />

Deutschlands beste Junioren, aber auch für<br />

andere Oberstdorfer zu suchen. Traurig, dass<br />

so etwas, das in anderen Sportarten selbstverständlich<br />

ist, Anfang <strong>Juli</strong> noch nicht geklärt<br />

war. Auch mehrere hundert Euro teure Lehrgänge<br />

müssen sie nun bezahlen. Sie trainierten<br />

gut und seien gesund, aber ihre Musikstücke<br />

wollten sie bis zur Juniorensichtung Mitte<br />

<strong>Juli</strong> noch nicht verraten. Die Choreografien haben<br />

sie wieder zusammen mit der Wahl-<br />

Oberstdorferin Mariia Tumanovska und Trainer<br />

Sinicyns Ehefrau Natalia Karamyseva erstellt.<br />

Wichtigstes Saisonziel sei, die Leistungen<br />

der vergangenen Saison zu verbessern.<br />

Der lange am Knie verletzte Eistänzer Maximilian<br />

Pfisterer schrieb der <strong>Pirouette</strong>, zwar habe<br />

sich Lara Luft von ihm getrennt und suche einen<br />

neuen Partner. Aber er habe seine Karriere<br />

keineswegs beendet, wie es Gerüchte wissen<br />

wollten. Stattdessen sei er in der Reha, um<br />

seine Muskeln wieder aufzubauen und plane<br />

nach vollständiger Genesung eine Fortsetzung<br />

mit neuer Partnerin. Um dies zu unterstreichen,<br />

veröffentlichte er anschließend Fotos<br />

vom Bundeswehr-Rehatraining auf Facebook.<br />

Luft hatte online geschrieben, dass sie sich<br />

von Pfisterer wegen dessen Verletzung trennt<br />

und einen neuen Partner sucht. Auf dem Eis<br />

war auch das neue norwegisch-schwedische<br />

Tanzpaar Milla Ruud Reitan (die früher kurz<br />

für Deutschland gestartet war) & Nikolaj Majorov,<br />

aber ich konnte sie nicht beim Training<br />

beobachten, weil sie zweimal in der anderen<br />

Halle 3 trainierten (Interview siehe Seite 11).<br />

Schott und Isaev<br />

Die WM-Siebte Nicole Schott war wegen eines<br />

langen freien Wochenendes nicht da, hatte<br />

aber schon zuvor angekündigt, dass sie ihre<br />

beiden Programme beibehalten will und Ende<br />

Juni und im <strong>Juli</strong> einen längeren Skandinavien-<br />

Urlaub machen will. Denn in den drei Sommern<br />

zuvor konnte sie wegen Corona, einer<br />

langwierigen Gürtelrose und Long Covid gar<br />

keinen Urlaub machen. Auch sie hatte sich in<br />

einem Interview mit der US-Website „Golden<br />

Skate“ über ihre finanzielle Situation beklagt:<br />

„Ich bin jetzt im Olympiakader, also der bestbezahlten<br />

Kategorie, und kann mich trotzdem<br />

nicht selbst finanzieren. Mit 27 Jahren fragt<br />

man sich: Brauche ich einen Kredit, um meinen<br />

Sport zu bezahlen oder baue ich davon<br />

ein Haus?“<br />

Die WM-Teilnehmerin Kristina Isaev war ebenfalls<br />

im April bei der Bundeswehr in Hannover<br />

und hat anschließend einige Wochen pausiert.<br />

Auch sie macht eine Büroausbildung beim<br />

OSP. Ihre Kür wird sie behalten, das neue KP<br />

läuft sie zur Filmmusik von „Roger Rabbitt“. Ihr


wichtigstes Saisonziel ist, das Finale bei der<br />

kommenden WM zu erreichen. Die Nebelhorn<br />

Trophy kann sie nicht laufen, weil sie gleichzeitig<br />

eine wichtige Azubi-Prüfung hat, aber drei<br />

andere Challenger Wettbewerbe seien geplant.<br />

Im Laufe des Sommers will sie eine<br />

3L-3T-Kombination ohne Abzüge wegen Unterdrehung<br />

in die Programme einbauen. Außerdem<br />

überlegt sie, den 3A zu lernen.<br />

Kai Jagoda war wegen seines Geburtstages zu<br />

Hause in Berlin, aber Bundestrainer Robert<br />

Dierking sagte, er habe zuvor bei ihm gut trainiert.<br />

Luca Fünfer bereite sich auf Junioren<br />

Grand Prix vor. Louis Weissert habe seine Karriere<br />

beendet, weil er sich auf das Studium<br />

konzentrieren will, Denis Gurdzhi sei noch unsicher,<br />

was er machen will. Valentina Andrianova<br />

sei sehr talentiert und trainiere weiterhin<br />

in Moskau, aber es gebe wenig Kontakt. Einige<br />

junge deutsche Läuferinnen, die zwischen<br />

Nachwuchs und Junioren liegen, seien sehr<br />

vielversprechend. Gierking würde sich freuen,<br />

wenn mehr Initiativen für Verbesserungen umgesetzt<br />

würden und die Kommunikation mit<br />

dem Verband noch besser würde.<br />

Lukas Britschgi und Alexia Paganini<br />

Foto: Dombrowski<br />

Drei Schweizer in Oberstdorf<br />

Auch Schweizer Einzelläufer trainierten in<br />

Oberstdorf bei Michel Huth (siehe Interview<br />

mit der Verbandspräsidentin Seite 9). Lukas<br />

Britschgi hat nach den Erfolgen der vergangenen<br />

Saison im April mehrere Reisen gemacht,<br />

unter anderem drei Wochen durch Thailand<br />

als Rucksacktourist und setzte dann sein Fernstudium<br />

der Betriebswirtschaft fort. Sein neues<br />

KP hat er von Andrea Vaturi in Mailand choreografieren<br />

lassen: den Blues „Superstition“<br />

von Stevie Wonder und den Funk „I’m in the<br />

Mood“ von John Lee Hooker. Die neue Kür,<br />

choreografiert von Adam Solya, läuft er zu drei<br />

afrikanischen Musikstücken. Eventuell soll der<br />

4S ins Programm aufgenommen werden, aber<br />

„dafür wird man meist nicht belohnt“. Bei der<br />

Nebelhorn Trophy will er noch nicht starten,<br />

weil die Saison so lange wird. Endziel sollen<br />

die Olympischen Spiele 2026 werden. Alexia<br />

Paganini wechselte nach einer verletzungsreichen<br />

Saison nach Oberstdorf und trainierte,<br />

um wieder in Form zu kommen. Beide neuen<br />

Programme hat Solya choreografiert: das KP<br />

zu „Passion is the Fire that Lights the Way” von<br />

Terri Vincent und die Kür zu „We Desire it, we<br />

Fear it, we Worship it”. Im Juni wechselte außerdem<br />

<strong>No</strong>ah Bodenstein ganz nach Oberstdorf,<br />

der bisher schon oft zeitweise dort gearbeitet<br />

hatte.<br />

Efimova jetzt mit Mitrofanov<br />

Einzel- und Paarlauftrainer Florian Just erzählte,<br />

dass seine Paarläuferin Alisa Efimova<br />

sehr ehrgeizig sei und nach einigen Probetrainings<br />

anderswo nach <strong>No</strong>rwood bei Boston<br />

wechselte, um dort mit dem Amerikaner<br />

Misha Mitrofanov zu laufen, die DEU habe sie<br />

freigegeben. Dessen Partnerschaft mit Audrey<br />

Lu endete nach dem Sieg bei den Vier-<br />

Kontinente-Meisterschaften 2022, weil Lu<br />

sich auf ihr Studium konzentrieren wollte.<br />

Justs Juniorenpaar Aliyah Ackermann und Tobias<br />

Harms sei, so sagte der Trainer, zurzeit<br />

wenig motiviert, weil sie immer noch nicht<br />

schriftlich von der ISU wüssten, dass die Altersgrenzen<br />

geändert werden und sie miteinander<br />

weiterlaufen könnten. Just freute sich,<br />

dass seine erstklassige Einzelläuferin Sophie<br />

Erhardt zu Beginn ihrer ersten Juniorensaison<br />

wieder gesund war. Außerdem hob er<br />

hervor, dass die Oberstdorfer Trainer und<br />

Choreografen (u.a. Ulanovsky, Machon, Fajfr,<br />

Dehne) untereinander gut zusammenarbeiten<br />

und es keine Reibereien gibt. Der Münchner<br />

Trainer Andrejs Vlascenko war mit einigen<br />

Läufern auf dem Eis, darunter seinem<br />

Sohn Alexander, der in der Woche zuvor<br />

noch sein schriftliches Abitur abgelegt hatte.<br />

Vlascenko erzählte, dass er immer wieder<br />

Kontakt zu dem Eistanz-Olympiasieger Roman<br />

Kostomarov habe (siehe Seite 21). Überraschend<br />

sah ich später Pamela Lechner auf<br />

dem Eis, die bei der DEU hauptberuflich als<br />

Leistungssportreferentin gekündigt hat, aber<br />

in geringem Umfang auf dem Gebiet der sozialen<br />

Medien weiterhin tätig ist. Sie habe<br />

jetzt etwas Zeit, wieder mal zu trainieren,<br />

wisse aber noch nicht, ob sie im nächsten<br />

Jahr vielleicht bei den Erwachsenen mitlaufe<br />

oder nur aus Spaß ein bisschen trainiere.<br />

Wende beim Meeting der<br />

Centers of Excellence<br />

Stützpunktleiter Daniel Wende war bei meinem<br />

Besuch gerade in Bangkok bei der Jahrestagung<br />

der Kunst- und Schnelllaufzentren,<br />

die wie Oberstdorf als „Center of Excellence“<br />

aufgewertet wurden. Er berichtete,<br />

dass Shorttrack in der thailändischen Hauptstadt<br />

ein hohes Niveau habe, aber der Eiskunstlauf<br />

ein „sehr überschaubares“. Im 5.<br />

Stock eines Shopping Centers könne man<br />

dort trainieren. Aber nur wenige Reiche<br />

könnten sich das leisten, weil auch die Besitzer<br />

der Eisfläche kräftig kassierten. Ein Trainer<br />

für Anfänger verdiene etwa 6.000 Dollar<br />

pro Monat. Ein „Startrainer“, der schon einmal<br />

eine Läuferin zu einem Junioren Grand<br />

Prix gebracht habe, komme auf etwa 10.000<br />

Dollar. Ziel des Meetings war ein besseres<br />

Kennenlernen von Schnelllauf und Kunstlauf,<br />

damit man voneinander lernen und das<br />

jeweils am Besten Funktionierende für seinen<br />

Bereich anpassen kann. <br />

•••<br />

Neues aus Georgien<br />

Das georgische Eislaufteam, das fast ausschließlich<br />

aus gebürtigen Russinnen und Russen<br />

besteht, meldet einen Rücktritt und neue<br />

Paare. Morisi Kvitelashvili hat seine Wettkampfkarriere<br />

zumindest vorläufig beendet.<br />

„Ich habe entschieden, mich treiben zu lassen.<br />

Ich möchte sehen, was ich in Zukunft mache.<br />

Ich schließe eine Rückkehr nicht aus, aber für<br />

diesen Moment mache ich eine Pause“, sagte<br />

der EM-Dritte von 2020 auf Anfrage. Die Höhepunkte<br />

seiner Karriere sieht der 28-Jährige in<br />

der EM-Bronzemedaille sowie in Gold (2021)<br />

und Silber (2020) beim ISU Grand Prix. Er war<br />

der erste Georgier, der Medaillen in der Grand-<br />

Prix-Serie gewann und nach Elene Gedevanishvili<br />

der Zweite, der es bei einer EM aufs Podium<br />

schaffte. Kvitelashvili war bis 2016 für Russland<br />

gestartet, konnte sich aber dort wegen instabiler<br />

Leistungen nicht durchsetzen und<br />

wechselte ins Heimatland seiner Eltern.<br />

Im Paarlaufen haben sich Anastasia Metelkina<br />

und Luka Berulava zusammengetan, nachdem<br />

ihre früheren Partnerschaften Ende der Saison<br />

in die Brüche gegangen waren. Der georgische<br />

Verband veröffentlichte ein Video des Paares,<br />

das im russischen Perm aufgenommen wurde,<br />

wo Berulava bereits zuvor mit Karina Safina<br />

unter Pavel Sliusarenko trainiert hatte. Mit ihr<br />

gewann er 2022 die Junioren-WM, aber wegen<br />

Verletzungen und Pubertätsproblemen konnten<br />

die Vierten der WM 2022 in der vergangenen<br />

Saison nicht mehr an die guten Leistungen<br />

anknüpfen. Metelkina war mit Daniil Parkman<br />

gelaufen. Ihr bestes Resultat war Bronze<br />

beim Grand Prix in Espoo. Sie waren wie Safina/Berulava<br />

aus Angst vor der russischen Mobilisierungswelle<br />

im Krieg gegen die Ukraine<br />

zunächst nach Berlin geflüchtet, wo Alexander<br />

König sie betreute. Aber es gab viele bürokratische<br />

Hindernisse und Parkman zerstritt sich<br />

mit dem georgischen Verband. Unbestätigten<br />

Berichten zufolge soll er nun in den USA mit<br />

Katie McBeath trainieren.<br />

Um die Eistänzer Diana Davis/Gleb Smolkin hatte<br />

es viele Spekulationen gegeben, nun ist die<br />

Katze aus dem Sack und sie starten für Georgien.<br />

2022 hatten sie Silber bei der Russischen<br />

Meisterschaft gewonnen und Rang 14 bei den<br />

Olympischen Spielen belegt. In der vergangenen<br />

Saison waren sie nicht bei innerrussischen<br />

Wettbewerben angetreten, sondern an ihrem<br />

Trainingsort in den USA geblieben. Interessanterweise<br />

erhielten sie die Freigabe, obwohl<br />

noch nicht zwei Jahre seit ihrem Ausscheiden<br />

aus dem Nationalteam vergangen sind. Andere<br />

wie z.B. Nikita Volodin mussten warten. Zum einen<br />

ist Davis die Tochter von Startrainerin Eteri<br />

Tutberidze, zum anderen hat sie über ihre Mutter<br />

neben der russischen und der US-Staatsbürgerschaft<br />

(sie wurde in Las Vegas geboren) einen<br />

georgischen Pass. Als Davis noch Einzelläuferin<br />

war, hatte sie bereits eine Freigabe für Georgien<br />

erhalten, war dann aber zum Eistanz gewechselt<br />

und in Russland geblieben. Smolkin ist<br />

zusätzlich israelischer Staatsbürger. Wie nebenbei<br />

bestätigte das Duo in einem Instagram-Post,<br />

dass es seit einem Jahr verheiratet ist. tat<br />

19<br />

Neues aus Georgien


20<br />

Vereinsfest in Chemnitz<br />

Vereinsfest in Chemnitz<br />

Junitraining<br />

Das Team des Chemnitzer Eislauf-Clubs<br />

Fotos: Hella Höppner<br />

Zu seinem 25-jährigen Bestehen veranstaltete<br />

der Chemnitzer Eislauf-Club<br />

(CEC) am Sonntag, den 25. Juni ein Vereinsfest<br />

mit Schaulaufen, einer Hüpfburg und<br />

weiterer Unterhaltung für Kinder in und<br />

vor der großen Halle, die im Sommer angenehme<br />

Temperaturen bietet. Es gab<br />

reichlich Speis und Trank, allerdings blieb<br />

die Besucherzahl überschaubar. Die Trainingshalle<br />

ist wegen Wartung und Reparaturen<br />

voraussichtlich bis 12. September geschlossen.<br />

Aber anschließend sei in beiden<br />

Hallen Eis in der gesamten Saison geplant,<br />

sagte die Vereinschefin Steffi Schneider der<br />

<strong>Pirouette</strong>. Kompliment, dass die dauerhafte<br />

Öffnung erreicht werden konnte, denn<br />

ursprünglich drohte eine teilweise Schließung.<br />

Mitgefeiert haben unter anderem<br />

auch die inzwischen im Ruhestand befindliche<br />

Trainerin Monika Scheibe und der<br />

einstige Paarläufer Matthias Bleyer.<br />

Ingo Steuer kümmerte sich um die Musik beim<br />

Schaulaufen. Die mehrfachen Weltmeister und<br />

jetzigen Trainer Aljona Savchenko und Robin<br />

Szolkowy zeigten eine kurze Schaulaufnummer<br />

mit doppeltem Wurfaxel, Hebung, Tanzhebung<br />

und Todesspirale (siehe Interview Seite 6). Charise<br />

Matthaei und Max Liebers, die deutschen<br />

Vizemeister im Eistanzen, waren noch nicht sicher,<br />

ob sie ihre Saison bei der Lombardia<br />

oder der Nebelhorn Trophy beginnen. Zwei<br />

Monate hatten sie in Mailand mit Barbara Fusar<br />

Poli trainiert, Ende Juni zwei Wochen in<br />

Chemnitz und planten dann ein vierwöchiges<br />

Trainingslager im italienischen Pinzolo. Wenn<br />

Milana Siniavskitie<br />

Chemnitz wieder Eis hat, wollten sie für drei<br />

Wochen wieder in der Heimat trainieren. Die<br />

Musikstücke ihres Rhythmustanzes sind „Pump<br />

Up the Jam“ von der Gruppe Technotronic von<br />

1989 und „Sexual Healing, Get up“ von Marvin<br />

Gaye von 1982. Die neue, sehr ansprechende<br />

Kür zu „Eleanor Rigby“ von den Beatles haben<br />

sie im Schaulaufen gezeigt. Wichtigstes Saisonziel<br />

ist die Teilnahme bei der EM in Kaunas, bei<br />

der die DEU zwei Tanz-Startplätze hat.<br />

Paarläuferin Letizia Roscher konnte nicht am<br />

Schaulaufen teilnehmen, weil sie eine kleine<br />

Verletzung hatte, aber sie war an einem Essensstand<br />

aktiv und war mit Partner Luis<br />

Schuster zuversichtlich,<br />

dass sie zum<br />

Anzeige<br />

Oberstdorfer Sichtungslaufen<br />

Mitte <strong>August</strong><br />

und zur Nebelhorn<br />

Trophy in die<br />

Saison einsteigen<br />

können. Sie behalten<br />

ihr KP zu „In the Air<br />

Tonight“ von Joseph<br />

Charise Matthaei und Max Liebers<br />

William Morgan. Ihre neue Kür laufen sie zu<br />

„Games of Thrones“ und planen eine Sprungkombination<br />

aus zwei 2A und einen 3S zu integrieren.<br />

Sie geht weiterhin zur Schule und er<br />

beendet das 4. Universitätssemester Biomedizin-Technik.<br />

Schuster erzählte außerdem, dass<br />

Tim Fünfer, der Bruder des Oberstdorfer Einzelläufers<br />

Lukas Fünfer, erst die Schule in Regensburg<br />

abschließen wird und dann Paarlauf<br />

in Chemnitz plant.<br />

Ein weiteres Highlight beim Schaulaufen war<br />

die 12-jährige Ukrainerin Milana Siniavskitie,<br />

die bereits eine erstklassige Ausstrahlung hat<br />

und Dreifache beherrscht. Von ihr können die<br />

deutschen Einzelläufer/innen viel lernen. Sie<br />

hatte schon bei Savchenko in den Niederlanden<br />

trainiert und war mit ihr und der Mutter<br />

nach Chemnitz gekommen. Das ukrainische<br />

Kunstlaufpaar Violetta Sierova & Ivan Khobta<br />

arbeitet weiterhin mit ihrem Trainer Pylyp Zalevskyi<br />

in Chemnitz, nahm aber nicht am<br />

Schaulaufen teil. Einige Chemnitzer Nachwuchstänzer<br />

und Einzelläuferinnen zeigten dagegen<br />

ihr Können. Hella Höppner/krk


Trainieren<br />

und Warten<br />

in Russland<br />

Im Sommer <strong>2023</strong> bereiteten sich die russischen<br />

Stars auf eine weitere Saison im<br />

Schatten von Sanktionen vor, nachdem die<br />

ISU im Juni beschlossen hatte, die Sperre<br />

zunächst aufrecht zu erhalten (siehe Seite<br />

2). Selbst wenn die ISU auf ihrer nächsten<br />

Tagung im Oktober beschließen sollte, die<br />

Läuferinnen und Läufer zu Wettbewerben<br />

zuzulassen, ist der Zug für den Junioren<br />

Grand Prix abgefahren. Die Grand Prix Serie<br />

wird auch ohne sie stattfinden, da die<br />

Selektion im Juni war und sie ohnehin aufgrund<br />

fehlender Ergebnisse aus der vergangenen<br />

Saison kaum Chancen auf Plätze<br />

gehabt hätten. Im Falle einer Zulassung im<br />

Herbst blieben Challenger Wettbewerbe,<br />

um ein paar Weltranglistenpunkte und die<br />

technischen Mindestpunktzahlen zu sammeln.<br />

Der Schwerpunkt wird also wie im<br />

Vorjahr auf innerrussischen Wettbewerben<br />

liegen. Den Läuferinnen und Läufern bleibt<br />

nichts anderes übrig als zu trainieren und<br />

zu warten. Länderwechsel sind wegen der<br />

Freigaberegeln schwierig. Dazu kann und<br />

will nicht jeder ins Ausland umziehen, was<br />

unter Umständen nötig wäre.<br />

Mittlerweile haben sich die meisten mit der Situation<br />

arrangiert, auch wenn sie sich sehr<br />

eine Rückkehr auf die internationale Bühne<br />

wünschen. Immerhin hatten einige die Chance,<br />

an Trainingslagern im Ausland teilzunehmen.<br />

Mittlerweile fühlen sich manche wie im<br />

Gefängnis, wie es eine Person, die ungenannt<br />

bleiben soll, kommentierte. Im russischen Alltag<br />

ist der Krieg bis auf die TV-Berichterstattung<br />

und gelegentlich zu sehende Werbung für<br />

Dienst in der Armee auf der Straße nicht sehr<br />

präsent. Dennoch hat sich im Land längst unterschwellig<br />

eine gedrückte Stimmung ausgebreitet.<br />

Viele Menschen fühlen sich ohnmächtig<br />

und zunehmend verzweifelt, andere flüchten<br />

sich in die Verdrängung. Die Risse in der<br />

Gesellschaft werden immer tiefer. Der bewaffnete<br />

Aufstand im Juni hat viele weiter verunsichert.<br />

Wie lange es sich der Staat noch leisten<br />

kann, den Sport auf so hohem Niveau zu<br />

sponsern, ist eine andere Frage.<br />

Mishin in Mexiko, Rukavitsin in<br />

Armenien<br />

Das neue Paar Alena Kostornaia &<br />

Georgi Kunitsa mit seinen Trainern<br />

Sergei Rosliakov und Betina Popova<br />

Foto: privat<br />

birge in Russland und dann nach Armenien.<br />

Mitgefahren sind die aktuelle Europameisterin<br />

Anastasia Gubanova, sowie die Europameister<br />

2020 und 2022, Dmitri Aliev und Mark Kondratiuk,<br />

außerdem Makar Ignatov. Anna Frolova<br />

wechselte von Sergei Davydov in Moskau zu<br />

Rukavitsin.<br />

Alexei Mishin fuhr mit seiner Lieblingsschülerin<br />

Lisa Tuktamysheva nach Mexiko, um dem<br />

Nachwuchs dort auf die Sprünge zu helfen. Viel<br />

beachtet war der witzige Auftritt von Meistertrainer<br />

und Meisterschülerin als Paar, komplett<br />

mit Sombreros. Tuktamysheva hängte gleich<br />

noch Urlaub in Cancun dran. Die richtige Saisonvorbereitung<br />

startete für das Mishin-Team<br />

danach im Trainingszentrum von Kislovodsk im<br />

Kaukasus. Nicht dabei war Mikhail Kolyada, der<br />

sich zunächst auf Shows konzentrieren will.<br />

Nach zahlreichen Auftritten bei der Averbukh-<br />

Tournee hat er Freude daran gefunden, seine<br />

künstlerische Seite weiterzuentwickeln. Ein<br />

weiteres Camp war Ende <strong>Juli</strong> in der Schweiz geplant.<br />

Die für Mitte Juni geplante Show der<br />

Mishin-Schüler in Krasnodar in Südrussland<br />

wurde dagegen abgesagt. Krasnodar ist in letzter<br />

Zeit immer wieder beschossen worden. Es<br />

ist unklar, ob die ukrainischen Streitkräfte oder<br />

russische Partisanen, die gegen das Regime<br />

aufbegehren, dahinterstecken.<br />

Boikova/Kozlovskii zu Tutberidze<br />

Die unermüdliche Tamara Moskvina, ihr Co-<br />

Coach Artur Minchuk und ihre Paare hielten<br />

sich nach ihrem Urlaub im Mai den ganzen<br />

Juni im Trainingscamp in Sotchi auf. Anastasia<br />

Mishina/Alexander Galliamov und Yasmina<br />

Kadyrova/Valeri Kolesov haben mit den Eistanz-Trainerinnen<br />

Irina Zhuk und Anjelika Krylova<br />

sowie mit Nikolai Moroshkin jeweils zwei<br />

neue Programme einstudiert, berichtete die<br />

Trainerin. Nicht mehr dabei waren Alexandra<br />

Boikova/Dmitrii Kozlovskii, die ihren Wechsel<br />

Die Trainer Evgeni Rukavitsin und Svetlana Sokolvoskaia<br />

zog es für ihre traditionellen gemeinsamen<br />

Sommertrainings erst ins Altai-Gezu<br />

Eteri Tutberidze nach Moskau bekanntgaben.<br />

Tutberidze, ihr Trainerteam und ihre<br />

Läuferinnen wie Sofia Akatieva waren im<br />

Juni und <strong>Juli</strong> in ihrem traditionellen Trainingslager<br />

in <strong>No</strong>vogorsk, um neue Programme<br />

aufzubauen und ins Training einzusteigen.<br />

Zu ihnen stieß im Juni Daniel Grassl.<br />

Kamila Valieva trat zunächst in Shows auf.<br />

Der internationale Sportsgerichtshof CAS<br />

hat die Anhörungen in ihrem Dopingfall für<br />

Ende September angesetzt. Irgendwann danach<br />

wird es ein endgültiges Urteil und damit<br />

ein Ergebnis des olympischen Teamwettbewerbs<br />

geben.<br />

Paarläufer Denis Khodykin, mit Daria Pavliuchenko<br />

Dritter der EM 2020, setzt seine Karriere<br />

mit Taisia Sobinina fort. Alena Kostornaia,<br />

die zum Paarlauf gewechselte Europameisterin<br />

von 2020, hat sich mit ihrem Partner<br />

Georgi Kunitsa verlobt und absolvierte<br />

mit ihm einen ersten Auftritt im Rahmen eines<br />

Trainingslagers. Das Paar habe alle dreifachen<br />

Elemente erlernt, sagte Trainer Sergei<br />

Rosliakov.<br />

Alexandra Stepanova/Ivan Bukin haben nach<br />

Stepanovas kurzer Babypause das Training<br />

bei Alexander Zhulin aufgenommen und bekräftigt,<br />

dass sie zurückkommen wollen. Annabell<br />

Morozov und ihr neuer Partner Igor<br />

Eremenko teilten dem russischen Verband<br />

mit, dass sie für Russland starten und bei<br />

Anjelika Krylova in Moskau trainieren wollen.<br />

Roman Kostomarov ist nach seiner schweren<br />

Lungenentzündung auf dem Weg der Besserung.<br />

Der Eistanz-Olympiasieger von 2006<br />

postete auf Instagram ein Video, das ihn mit<br />

Prothesen für beide Füße auf einem Ergometer<br />

zeigt. „Oh, es ist nicht einfach... weder<br />

mental noch körperlich... um es milde auszudrücken.<br />

Aber es geht weiter. Der härteste<br />

Teil liegt noch vor uns, verdammtes Leben!“,<br />

schrieb der 46-Jährige. Tatjana Flade<br />

21<br />

Sommertraining in Russland


22<br />

Wettbewerbsliste <strong>2023</strong> - 2026<br />

Nationale und internationale Wettb<br />

Die Orte und Termine für viele Wettbewerbe<br />

stehen fest, aber einige noch<br />

nicht, die wir dann in den nächsten Heften<br />

veröffentlichen.<br />

In Deutschland neu ist der „Berlin Open“ im<br />

Februar. Dieses Event soll sich als weiterer internationaler<br />

Wettbewerb etablieren, sagte<br />

der Berliner Stützpunktleiter Jens Ter Laak der<br />

<strong>Pirouette</strong>, vergleichbar mit der NRW Trophy<br />

und den Bavarian Open, und bietet alle vier<br />

Kategorien in der Meisterklasse, bei den Junioren<br />

und dem Nachwuchs an, insgesamt also<br />

12 Wettbewerbe. Er soll im „Wellblechpalast“<br />

in Hohenschönhausen stattfinden, um den<br />

Berliner Stützpunkt zu fördern. Es gab schon<br />

Kritik wegen des Termins, weil das Event in<br />

der Woche nach den Bavarian Open geplant<br />

ist. Aber Ter Laak sagte, der Wettbewerb sei<br />

nicht als Konkurrenz gedacht. Manche Läufer<br />

vor allem aus anderen Ländern, könnten mit<br />

den Bavarian und den Berlin Open zweimal innerhalb<br />

einer Woche in Deutschland starten.<br />

Verwunderlich ist, dass das Grand Prix Finale<br />

in 18 Monaten in Orléans geplant ist, obwohl<br />

der französische Verband es vor einigen Monaten<br />

zurückgegeben hatte. Wer gerne kostengünstig<br />

zu einem Grand Prix reisen will, kann<br />

entweder nach Helsinki fliegen, dort im Zentrum<br />

übernachten und täglich mit einer schnellen<br />

U-Bahn in ca 20 Minuten nach Espoo fahren.<br />

Alternative: Das westfranzösische Angers<br />

ist vom Flughafen Paris Charles-de-Gaulle oder<br />

vom innerstädtischen Bahnhof Paris Montparnasse<br />

in etwa 2 Stunden mit der TGV-Bahn<br />

täglich mehrmals erreichbar. Vom Bahnhof im<br />

Zentrum fährt eine Straßenbahn in ca. 10 Minuten<br />

bis vor die Türe der Eishalle.<br />

EM in Kaunas statt Budapest<br />

<strong>2023</strong> <strong>2023</strong><br />

31.07. – 02.08. Lake Placid Ice Dance (USA)<br />

04.08. – 07.08. Quebec Sommermeisterschaften<br />

in Pierrefonds<br />

(Kanada)<br />

10.08. – 14.08. Cranberry Cup in <strong>No</strong>rwood<br />

(USA)<br />

16.08. – 19.08. Asian Open Trophy in<br />

Bangkok (Thailand)<br />

23.08. – 26.08. Junioren Grand Prix in<br />

Bangkok (Thailand)<br />

30.08. – 02.09. Junioren Grand Prix in Linz<br />

(Österreich)<br />

06.09. – 09.09. Junioren Grand Prix in<br />

Istanbul (Türkei)<br />

06.09. – 09.09. John Nicks Pair Challenge in<br />

New York (USA)<br />

06.09. – 10.09. Jeglava Cup (Lettland)<br />

08.09. – 10.09. Challenger: Lombardia<br />

Trophy in Bergamo (Italien)<br />

13.09. – 16.09. Junioren Grand Prix in Osaka<br />

(Japan)<br />

14.09. – 16.09. Challenger: Autumn Classic<br />

in Pierrefonds (Kanada)<br />

20.09. – 23.09. Challenger: Nebelhorn<br />

Trophy in Oberstdorf<br />

20.09. – 23.09. Junioren Grand Prix in<br />

Budapest (Ungarn)<br />

27.09. – 30.09. Junioren Grand Prix in<br />

Danzig (Polen)<br />

28.09. – 30.09. Challenger: Nepela Memorial<br />

in Bratislava (Slowakei)<br />

29.09. – 30.09. Französischer Masters Wettbewerb<br />

in Villars de Lans<br />

03.10. – 05.10. Shanghai Trophy (China)<br />

04.10. – 07.10. Junioren Grand Prix in<br />

Yerevan (Armenien)<br />

04.10. – 08.10. Finlandia Trophy in Espoo<br />

(Finnland)<br />

05.10. – 08.10. U.S. Autumn Classic in Los<br />

Angeles (USA)<br />

07.10. Japan Open in Saitama<br />

12.10. – 15.10. Diamond Spin in Kattowitz<br />

(Polen)<br />

13.10. – 15.10. Challenger: Budapest<br />

Trophy ((Ungarn)<br />

13.10. – 15.10. Zwingerpokal in Dresden<br />

14.10. – 15.10. Tayside Trophy in ???<br />

(Großbritannien)<br />

Anfang Mai gaben die ISU und der ungarische<br />

Verband bekannt, dass Budapest die EM 2024<br />

nicht wie geplant ausrichten wird. Offizieller<br />

Grund sind die hohen Energiekosten für die<br />

Halle, aber in Wahrheit ist der Hauptgrund,<br />

dass es im ungarischen Verband große Streitigkeiten<br />

und auch Rücktritte gegeben hat. Man<br />

stritt darüber, ob es richtig ist, dass die Mehrzahl<br />

der für Ungarn international startenden<br />

Läufer eigentlich Russen sind und keine „echten“<br />

Ungarn, die dadurch zu kurz kommen. Die<br />

ISU lud daraufhin alle Verbände ein, sich innerhalb<br />

von zwei Wochen mit einer Stadt als<br />

Ersatz zu bewerben, was Warschau, Sofia und<br />

Kaunas taten. Bei der ISU-Vorstandssitzung Anfang<br />

Juni wurde die EM vom 8. bis 14. Januar<br />

2024, also etwas früher als üblich, nach Kaunas<br />

in Litauen in die moderne Zalgiris Arena<br />

vergeben, die auf einer Memel-Insel nahe der<br />

Innenstadt liegt. Kaunas ist die zweitgrößte<br />

Stadt Litauens mit ca. 280.000 Einwohnern.<br />

Dort fand zwar 2018 ein Junioren Grand Prix<br />

statt (Kai Jagoda und Luft/Kazimov waren aus<br />

Deutschland dabei), aber noch kein großes ISU<br />

Event. 2022 war Kaunas Kulturhauptstadt Europas.<br />

Die Stadt hat einen Flughafen, aber<br />

nach augenblicklichem Stand gibt es im Winter<br />

ab Deutschland keine Direktflüge, nur mit Ryanair,<br />

KLM oder Air France und Umsteigen.<br />

Einfacher sind Reisen in die etwa 100 Kilometer<br />

entfernte Hauptstadt Vilnius, in die es tägliche<br />

Lufthansa-Flüge ab Frankfurt und Air Baltic-Flüge<br />

ab München gibt. Mit der Bahn fährt<br />

man ab Berlin mit Umsteigen in Warschau<br />

mindestens 20 Stunden, manchmal mit Zwischenübernachtung<br />

(Änderungen vorbehalten).<br />

Von Vilnius fahren etwa stündlich Züge<br />

und Busse (nach gegenwärtigem Stand Busse<br />

auch vom Flughafen) nach Kaunas. krk<br />

14.10. – 15.10. Ruhr Cup in Essen<br />

18.10. – 22.10. ISU Adult Wettbewerb in<br />

Nashville (USA)<br />

18.10. – 22.10. Mezzaluna Ice Dance Cup in<br />

Mentana (Italien)<br />

18.10. – 22.10. Trophée Metropole Nice in<br />

Nizza (Frankreich)<br />

19.10. – 22.10. Kaunas Ice Autumn Cup<br />

(Litauen)<br />

20.10. – 22.10. Grand Prix: Skate America<br />

in Dallas-Allen (Texas)<br />

26.10. – 29.10. Swiss Ice Skating in Lausanne<br />

(Schweiz)<br />

26.10. – 29.10. Crystal Skate in Bukarest<br />

(Rumänien)<br />

26.10. – 29.10. Westfalen Cup in Dortmund<br />

27.10. – 29.10. Grand Prix: Skate Canada in<br />

Vancouver (D. Mitchell Rink)<br />

27.10. – 29.10. Tirnavia Cup in Trnava<br />

(Slowakei)<br />

02.11. – 05.11. Challenger: Denis Ten<br />

Memorial in Almaty<br />

(Kasachstan)<br />

02.11. – 05.11. Volvo Cup in Riga (Lettland)<br />

03.11. – 05.11. Grand Prix de France in<br />

Angers (Frankreich)<br />

07.11. – 12.11. Challenger: Ice Challenge in<br />

Graz (Österreich)<br />

07.11. – 12.11. Denkova/Staviski-Cup in<br />

Sofia<br />

10.11. – 12.11. Grand Prix: Cup of China in<br />

Chongqing<br />

10.11. – 12.11. Pavel Roman Memorial in<br />

Olomouc (Tschech. Rep.)<br />

15.11. – 19.11. Challenger: Warschau Cup<br />

(Polen)<br />

16.11. – 19.11. NRW Trophy in Dortmund<br />

16.11. – 19.11. Skate Celje (Slowenien)<br />

17.11. – 19.11. Grand Prix Espoo (Finnland)<br />

23.11. – 26.11. Tallinn Trophy (Estland)<br />

24.11. – 26.11. Grand Prix: NHK Trophy in<br />

Osaka (Japan)<br />

27.11. – 03.12. Bosphorus Cup in Istanbul<br />

(Türkei)<br />

27.11. – 03.12. Nikolaus Cup in Budapest<br />

(Ungarn)<br />

06.12. – 09.12. Challenger: Golden Spin in<br />

Sisak (Kroatien)<br />

07.12. – 10.12. Grand Prix Finale in Peking<br />

(China)<br />

08.12. – 10.12. Deutsche Nachwuchsmeisterschaften<br />

in Dortmund<br />

14.12. – 17.12. Christmas Magic Cup in<br />

Bukarest (Rumänien)<br />

15.12. – 16.12. Schweizer Meisterschaften<br />

in Küsnacht<br />

15.12. – 17.12. Latvia Trophy in Riga (Lettl.)<br />

15.12. – 17.12. Deutsche Meisterschaften<br />

in Berlin (noch nicht<br />

bestätigt)<br />

15.12. – 17.12. Französische Meisterschaften<br />

in Vaujany<br />

21.12. – 24.12. Russische Meisterschaften<br />

in Tcheliabinsk


ewerbe der kommenden Saisons<br />

2024 2024<br />

08.01. – 14.01. Europameisterschaften in<br />

Kaunas (Litauen)<br />

08.01. – 14.01. Kanadische Meisterschaften<br />

in Calgary (WinSport Arena)<br />

09.01. – 14.01. Edusport Trophy in Bukarest<br />

(Rumänien)<br />

18.01. – 21.01. Skate Helena in Belgrad<br />

(Serbien)<br />

18.01. – 21.01. Volvo Open Cup in Riga<br />

(Lettland)<br />

19.01. – 21.01. Große Sächsische Meisterschaften<br />

in Chemnitz<br />

19.01. – 01.02. Olympische Jugendspiele in<br />

Gangwon (Südkorea)<br />

22.01. – 28.01. US-Meisterschaften in<br />

Columbus/Ohio<br />

22.01. – 28.01. Ephesus Cup in Izmir<br />

(Türkei)<br />

25.01. – 28.01. Reykjavik Games (Island)<br />

29.01. – 04.02. Vier-Kontinente-Meisterschaften<br />

in Shanghai<br />

(China)<br />

30.01. – 04.02. Bavarian Open in<br />

Oberstdorf<br />

30.01. – 04.02. Sofia Cup (Bulgarien)<br />

01.02. – 04.02. Icebeat Winter Trophy in<br />

Kaunas (Litauen)<br />

01.02. – 04.02. <strong>No</strong>rdische Meisterschaften<br />

in ???<br />

02.02. – 04.02. Jegvirag Cup in Miskolc<br />

(Ungarn)<br />

07.02. – 11.02. Berlin Open<br />

08.02. – 11.02. Dragon Trophy in Ljubljana<br />

(Slowenien)<br />

08.02. – 11.02. Egna Dance Trophy (Italien)<br />

08.02. – 11.02. Lounakeskus Trophy in<br />

Tartu (Estland)<br />

15.02. – 18.02. Tallink Hotels Cup in Tallinn<br />

(Estland)<br />

16.02. – 18.02. NRW-Meisterschaften in<br />

Dortmund<br />

16.02. – 18.02. Sarajevo Open (Bosnien<br />

und Hercegowina)<br />

20.02. – 25.02. Bellu Memorial in<br />

Rumänien<br />

22.02. – 25.02. Challenge Cup in Tilburg<br />

(Niederlande)<br />

22.02. – 25.02. Meran Ice Trophy (Italien)<br />

26.02. – 03.03. Junioren-WM in Taipeh City<br />

(Taiwan)<br />

08.03. – 10.03. Sonja Henie Trophy in Oslo<br />

(<strong>No</strong>rwegen)<br />

15.03. – 17.03. Coupe de Printemps in<br />

Kockelscheuer (Luxemburg)<br />

18.03. – 24.03. Weltmeisterschaften in<br />

Montreal (Kanada)<br />

04.04. – 07.04. Black Sea Ice Cup in<br />

Kranevo (Bulgarien)<br />

05.04. – 07.04. Wolmar Spring Cup in<br />

Valmiera (Litauen)<br />

10.04. – 14.04. Triglav Trophy in Jesenice<br />

(Slowenien)<br />

01.05. – 04.05. Thailand Trophy in Bangkok<br />

12.05. – 17.05. Erwachsenenwettbewerb in<br />

Oberstdorf<br />

14.05. – 19.05. Mexico Cup in Mexico City<br />

29.05. – 31.05. Oceania Cup in Melbourne<br />

(Australien)<br />

07.06. – 10.06. Hollins Trophy in Sydney<br />

(Australien)<br />

05.12. – 08.12. Grand Prix Finale in Orléans<br />

(Frankreich)<br />

2025<br />

20.01. – 26.01. Europameisterschaften in<br />

Zagreb (Kroatien)<br />

04.02. – 09.02. Vier-Kontinente-Meisterschaften<br />

in Seoul<br />

(Südkorea)<br />

24.02. – 02.03. Junioren-WM in Debrecen<br />

(Ungarn)<br />

24.03. – 30.03. Weltmeisterschaften in<br />

Boston (USA)<br />

2026<br />

12.01. – 18.01. Europameisterschaften in<br />

Sheffield (Großbritannien)<br />

19.01. – 24.01. Vier-Kontinente-Meisterschaften<br />

in Peking (China)<br />

06.02. – 22.02. Olympische Spiele in Mailand<br />

(und Cortina, Italien)<br />

02.03. – 08.03. Junioren-WM in Tallinn<br />

(Estland)<br />

23.03. – 29.03. Weltmeisterschaften in Prag<br />

(Tschech. Rep)<br />

Jennifer Janse van Rensburg<br />

& Benjamin Steffan<br />

wurden für die Grand Prix<br />

in Vancouver und Espoo<br />

nominiert.<br />

Foto: Höppner<br />

Synchron <strong>2023</strong><br />

15.09. – 17.09. Sydney Synchronized Skating<br />

Festival (Australien)<br />

03.10. – 05.10. Shanghai Trophy (China)<br />

04.10. – 08.10. Finlandia Trophy in Espoo<br />

(Finnland)<br />

14.12. – 17.12. Riga Amber Cup (Lettland)<br />

16.12. – 17.12. Santa Claus Cup in Brünn<br />

(Tschech. Rep.)<br />

Synchron 2024<br />

11.01. – 14.11. Challenger: Lumiere Cup in<br />

Eindhoven (Niederlande)<br />

13.01. – 14.01. Britannia Cup in ???<br />

18.01. – 20.01. Mozart Cup in Salzburg<br />

(Österreich)<br />

19.01. – 21.01. Challenger: Budapest Cup<br />

(Ungarn)<br />

25.01. – 28.01. Leon Lurje Cup in Göteborg<br />

(Schweden)<br />

26.01. – 27.01. Trophée d’Ecosse in Dumfries<br />

(Großbritannien)<br />

01.02. – 03.02. French Cup in Rouen<br />

(Frankreich)<br />

02.02. – 04.02. Challenger: Hevelius Cup in<br />

Danzig (Polen)<br />

08.02. – 10.02. Open International in Lyon<br />

(Frankreich), abgesagt<br />

09.02. – 10.02. Snowflakes Cup in Zagreb<br />

(Kroatien)<br />

10.02. – 11.02. Challenger: Marie Lundmark<br />

Trophy in Helsinki<br />

(Finnland)<br />

16.02. – 18.02. Spring Cup in Sesto San<br />

Giovanni (Italien)<br />

23.02. – 24.02. Dresden Cup<br />

01.03. – 03.03. Steel City Trophy in ???<br />

(Großbritannien)<br />

15.03. – 16.03. Junioren-WM in Neuchatel<br />

(Schweiz)<br />

05.04. – 06.04. Weltmeisterschaften in Zagreb<br />

(Kroatien)<br />

Synchron 2025<br />

04.04. – 05.04. Weltmeisterschaften in<br />

Tampere (Finnland)<br />

Das <strong>Pirouette</strong>-Magazin<br />

für Smartphone und Tablet!<br />

23<br />

Wettbewerbsliste <strong>2023</strong> - 2026


24<br />

Wer startet wo beim Grand Prix<br />

Wer startet wo beim Grand Prix?<br />

Am 28. Juni hat die ISU veröffentlicht,<br />

wer in der kommenden Saison zu welchem<br />

Grand Prix eingeladen worden ist.<br />

Aus deutscher Sicht war garantiert, dass<br />

Nicole Schott (Kanada und Japan) und Annika<br />

Hocke & Robert Kunkel (USA und China)<br />

zwei Grand Prix erhalten, weil sie unter<br />

den besten 12 der WM lagen. Jennifer<br />

Janse van Rensburg & Benjamin Steffan<br />

dürfen aufgrund EM-Rang 9, WM-Platz 15<br />

und den Weltranglistenpunkten bei den<br />

Bavarian Open ebenfalls zweimal starten,<br />

obwohl die drei Medaillengewinner der Junioren-WM<br />

in die Meisterklasse aufgestiegen<br />

sind und daher ebenfalls für Grand<br />

Prix nominiert wurden. Einen Grand Prix<br />

haben die beiden weiteren DEU-Kunstlaufpaare<br />

Letizia Roscher & Luis Schuster (Kanada)<br />

und Minerva Hase & Nikita Volodin<br />

(Finnland).<br />

Erneut vorläufig leer ausgegangen ist Nikita<br />

Starostin, weil seine Platzierungen und Punktzahlen<br />

angesichts von großer Konkurrenz bei<br />

den Männern (auch ohne russische Läufer)<br />

nicht hoch genug waren. Aber er hat ebenso<br />

wie die beiden weiteren deutschen Paare die<br />

Chance, bei Absagen von anderen nachzurücken.<br />

Alle anderen Deutschen haben erwartungsgemäß<br />

vorläufig keinen Grand Prix, aber<br />

Medaillen bei der Lombardia oder der Nebelhorn<br />

Trophy würden sie weit oben auf die Ersatzliste<br />

bringen. Reise und Hotels für die Läu-<br />

Frauen<br />

USA (Allen nahe Dallas): Hendrickx, An,<br />

Petrökina, Chiba, Kawabe, Yoshida, Wi,<br />

You, Kurakova, Glenn, Levito, eine weitere<br />

Amerikanerin<br />

Kanada (Vancouver): Dupuis, Ruiter,<br />

Schizas, Schott, Gutmann, Kihira, Sakamoto,<br />

Watanabe, Kim, Andrews, Shin,<br />

Thorngren<br />

Frankreich (Angers): Pinzarrone, Jyrkinen,<br />

Serna, zwei weitere Französinnen, Gubanova,<br />

Chiba, Higuchi, Sumiyoshi, Lee,<br />

Repond, Levito<br />

China (Chongqing): Hendrickx, Schizas,<br />

drei Chinesinnen, Petrökina, Mihara,<br />

Watanabe, Yoshida, Kim, Shin, Tennell<br />

Finnland (Espoo): drei Finninen, Schild,<br />

Kawabe, Sakamoto, Sumiyoshi, Kim, You,<br />

Repond, Andrews, Glenn<br />

Japan (Osaka): Pinzarrone, Gubanova,<br />

Schott, Higuchi, Mihara, eine weitere Japanerin,<br />

Kim, Lee, Wi, van Zundert, Tennell,<br />

Thorngren<br />

Männer<br />

USA: Litvintsev, Gogolev, Aymoz, Egadze,<br />

Sato, Tsuboi, Yoshioka, Vasiljevs, <strong>No</strong>rdebäck,<br />

Malinin, Naumov, Torgashev<br />

Kanada: Chiu, Orzel, Sadovsky, M. Selevko,<br />

Gorodnitsky, Rizzo, Miura, Tomono,<br />

Yamamoto, Shaidorov, Cha, Kapeikis<br />

Frankreich: Jin, Siao Him Fa, zwei weitere<br />

Franzosen, Grassl, Memola, Kagiyama,<br />

Kataise, Shimada, Britschgi, Malinin,<br />

Pulkinen<br />

China: drei Chinesen, Siao Him Fa,<br />

Frangipani, Tomono, Uno, Yamamoto,<br />

Shaidorov, Lee, Broussard, Ma<br />

Finnland: Litvintsev, Levandi, Suntsev, ein<br />

weiterer Finne, Aymoz, Memola, Rizzo,<br />

Miura, Sato, Shimada, Cha, <strong>No</strong>rdebäck<br />

Japan: M. Selevko, Economides, Egadze,<br />

Frangipani, Grassl, Kagiyama, Uno, ein<br />

weiterer Japaner, Lee, Vasiljevs, Britschgi,<br />

Pulkinen<br />

Kunstlaufpaare<br />

USA: Pereira & Michaud, Hocke & Kunkel,<br />

Caldara & Maglio, Miura & Kihara, Osipova<br />

& Epstein, Plazas & Fernandez, zwei<br />

weitere US-Paare<br />

Kanada: Golubeva & Giotopoulos Moore,<br />

Laurin & Ethier, McIntosh & Mimar,<br />

Stellato-Dudek & Deschamps, Roscher &<br />

Schuster, Pavlova & Sviatchenko, Beccari &<br />

Guarise, Danilova & Tsiba<br />

Frankreich: Pereira & Michaud, Kovalev &<br />

Kovalev, Vouillamoz & Giniaux, ein weiteres<br />

französisches Paar, Conti & Macii, Valesi &<br />

Piazza, Kam & O’Shea, Plazas & Fernandez<br />

China: Stellato-Dudek & Deschamps, drei<br />

chinesische Paare, Hocke & Kunkel,<br />

Ghilardi & Ambrosini, Smirnova &<br />

Siianytsia, Chan & Howe<br />

Finnland: McIntosh & Mimar, Peng &<br />

Wang, Vaananen & Clerici, Kovalev &<br />

Kovalev, Hase & Volodin, Pavlova/Sviatchenko,<br />

Conti & Macii, Kam & O’Shea<br />

Japan: Golubeva & Giotopoulos Moore,<br />

Laurin & Ethier, Ghilardi & Ambrosini,<br />

Miura & Kihara, ein weiteres japanisches<br />

Paar, Danilova & Tsiba, Chan & Howe,<br />

Smirnova & Siianytsia<br />

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fer/innen zahlt bei den Meisterklasse Grand<br />

Prix der Ausrichter, aber die Kosten für einen<br />

mitgereisten Trainer haben bisher die Verbände<br />

bezahlt. Wer das diesmal in Deutschland<br />

übernimmt, ist noch unklar.<br />

China hat für den eigenen Wettbewerb noch<br />

gar keine eigenen Läufer nominiert, was Zweifel<br />

verstärkt, ob der Grand Prix wirklich in China<br />

stattfindet oder wieder ein anderes Land<br />

einspringt, das dann mehr Startplätze erhält.<br />

Offiziell ist nun, was bisher nur vermutet wurde:<br />

Die Amerikaner Alexa Knierim & Brandon<br />

Frazier, Weltmeister 2022 und WM-Zweite<br />

<strong>2023</strong>, pausieren zumindest in der ersten<br />

Saisonhälfte, ebenso Jason Brown, wie schon<br />

bei der WM angekündigt. Ob diese drei ihre<br />

Karriere ganz beenden, war bis zum Redaktionsschluss<br />

dieses Heftes nicht bekannt.<br />

Chock/Bates und Gilles/Poirier wollen ihre<br />

Karriere fortsetzen. Tim Dieck und Olivia<br />

Smart (sie gilt als Rückkehrerin) starten für<br />

Spanien in den USA, die Österreicherin Olga<br />

Mikutina hat dagegen keinen Grand Prix. krk<br />

Eistanzpaare<br />

USA: Harris & Chan, Lajoie & Lagha,<br />

Mrazkova & Mrazek, Taschlerova & Taschler,<br />

Smart & Dieck, Lopareva & Briassaud,<br />

Lim & Quan, Chock & Bates, Green &<br />

Parsons, ein weiteres US-Paar<br />

Kanada: Fabbri & Ayer, Gilles & Poirier,<br />

Lanaghan & Razguliaevs, Wang & Liu, Fear<br />

& Gibson, Janse van Rensburg & Steffan,<br />

Reed & Ambrulevicius, Brown & Brown,<br />

Pate & Bye, Zingas & Kolesnik<br />

Frankreich: Bournier Beaudry &<br />

Soerensen, Lauriault & Le Gac, Dupayage &<br />

Nabais, Lopareva & Brissaud, ein weiteres<br />

französisches Paar, Guignard & Fabbri, Lim<br />

& Quan, Carreira & Ponomarenko,<br />

Hawayek & Baker, McNamara & Spirinonov<br />

China: Gilles & Poirier, Lajoie & Lagha,<br />

zwei chinesische Tanzpaare, Taschlerova &<br />

Taschler, Demougeot & Le Mercier,<br />

Kazakova & Revia, Bratti & Somerville,<br />

Green & Parsons, Pate & Bye<br />

Finnland: Bashynska & Beaumont,<br />

Fournier Beaudry & Soerensen, Mrazkova<br />

& Mrazek, Orihara & Pirinen, Turkkila &<br />

Versluis, Janse van Rensburg & Steffan,<br />

Ignateva & Szemko, Carreira & Ponomarenko,<br />

Chock & Bates, Zingas & Kolesnik<br />

Japan: Lauriault & LeGac, Turkkila &<br />

Versluis, Demougeot & Le Mercier, Fear &<br />

Gibson, Kazakova & Revia, Guignard &<br />

Fabbri, Komatsubara & Koleto, Reed &<br />

Ambrulevicius, Bratti & Somerville,<br />

Hawayek & Baker


25<br />

Foto: Höppner<br />

News<br />

Theresia Grünwald & Jason Jähnchen, Silke Heritz (Trainerin der Berliner Paare), Anni Jahnke & Nikita Ivancikov,<br />

Gasttrainerin Alison Purkiss, Jonathan & Raphaela Aschl mit Trainerin Ursula Koll, Anastasia & Karl-Siegfried Goschescheck<br />

mit Trainerin Alice Schön (von links), Foto: Heritz<br />

Paarlauf-Impulstage für den<br />

Nachwuchs in Gmunden<br />

Am Mittwoch, dem 14.06.<strong>2023</strong> machte ich<br />

mich nach dem Frühtraining mit den zwei<br />

kleinen Paaren Theresia Grünwald (SCC) &<br />

Jason Jähnchen (SCC) sowie Anni Jahnke<br />

(SCC) & Nikita Ivancikov (BSV 1892) im Vereinsbus<br />

des SCC auf den Weg nach Österreich,<br />

nach Gmunden an den Traunsee.<br />

Vielen Dank für die Unterstützung durch den<br />

SC Charlottenburg, Dort fanden unter Leitung<br />

von Miriam Ziegler (mehrfache Olympiateilnehmerin<br />

im Einzel- und Paarlauf), ihrem Partner<br />

Severin Kiefer (arbeitet nach Beenden seiner<br />

Karriere als Trainer) und der kanadischen Gasttrainerin<br />

Alison Purkiss (leitet das Trainingszentrum<br />

in Brantford, arbeitete unter anderem<br />

mit den Paaren Moore-Towers & Marinaro und<br />

Walsh & Michaud) Paarlauf-Impulstage statt.<br />

Es war ein tolles Trainerteam und die Arbeit<br />

hat sehr viel Spaß gemacht, obwohl anstrengend,<br />

weil die Kinder bis zu fünf Trainingseinheiten<br />

am Tag hatten. Die Trainingseinheiten<br />

waren sehr interessant und abwechslungsreich.<br />

Zum Beginn jeder Stunde auf dem<br />

Eis stand das Laufschultraining. Es wurde viel<br />

Wert auf die Skating Skills gelegt und das gemeinsame,<br />

synchrone Laufen als Paar. Durch<br />

eine Vielfalt an Übungen und immer wieder<br />

neuen Ideen wurden die technischen Grundla-<br />

gen für die Paarlaufelemente gelegt. Die Kinder<br />

erfreuten sich an ihren Erfolgserlebnissen.<br />

So wurden die ersten Doppelwürfe (Salchow<br />

und Rittberger) geschafft, eine Paarlauf-<strong>Pirouette</strong>nkombination<br />

erlernt. Theresia<br />

und Jason waren stolz auf ihren ersten Presslift,<br />

täglich wurde an der Todesspirale gearbeitet<br />

und am Ende des Lehrganges klappten<br />

sogar schon die ersten Versuche…<br />

Am Samstag hatten alle vier kleinen Paare<br />

aus Österreich und Berlin die Möglichkeit,<br />

von internationalen technischen Spezialisten<br />

(Alexander König und Jeroen Prins) die Levels<br />

ihrer Elemente checken zu lassen. Das<br />

war eine super schöne Gelegenheit, genau<br />

wie das Monitoring am Sonntagmorgen, bei<br />

dem zusätzlich österreichische Preisrichter<br />

dabei waren. Die Basic <strong>No</strong>vice Paare zeigten<br />

mit viel Freude und Engagement ihre Küren.<br />

In der anschließenden Auswertung gab es<br />

viel Lob für die Kinder. Auch im Trockentraining<br />

wurde sehr Paarlauf-spezifisch gearbeitet.<br />

Natürlich blieb Zeit für die wunderschöne<br />

Gegend und traumhafte Bergwelt, zum<br />

Beispiel bei der Seilbahnfahrt hinauf auf den<br />

Grünberg, beim Baden im Traunsee oder<br />

dem Besuch des Schlosses Ort. An dieser<br />

Stelle ein Dankeschön an alle, die diese Impulstage<br />

möglich gemacht haben. <br />

<br />

Silke Heritz<br />

Soucisse & Firus wechseln<br />

nach Irland<br />

Das kanadische Eistanzpaar Carolane Soucisse<br />

& Shane Firus, das im Januar Rang 4 bei den<br />

nationalen Meisterschaften belegte und nicht<br />

für ISU-Meisterschaften nominiert wurde, startet<br />

in Zukunft für Irland. Im Jahr 2022 waren<br />

sie Dritte der Nebelhorn Trophy und Sechste<br />

beim Grand Prix in Finnland. Firus schrieb der<br />

<strong>Pirouette</strong>, er hoffe, dank seiner Vorfahren<br />

schon bald die irische Staatsbürgerschaft zu<br />

erhalten. Weil die Konkurrenz in Kanada zu<br />

groß ist, ist ihr langfristiges Ziel eine Olympiateilnahme<br />

2026 für Irland. Im Juni wurde das<br />

Paar im Alleingang mit 160 Punkten erstmals<br />

irische Meister; die Meisterschaften fanden im<br />

schottischen Dundee statt. Nachdem die international<br />

aktiven irischen Einzelläufer Samuel<br />

McAllister (28. der EM <strong>2023</strong>) und Conor Stakelum<br />

(Karriereende 2022) nicht am Start waren,<br />

waren Soucisse & Firus die einzigen mit internationalem<br />

Niveau.<br />

Viel Krach im französischen Verband<br />

In den ersten Monaten nach ihrer unerwarteten<br />

Wahl im Juni 2022 galt die französische<br />

Verbandspräsidentin Gwenaëlle <strong>No</strong>ury nach<br />

Meinung der französischen Medien als<br />

„Marionette“ des umstrittenen Ex-Präsidenten<br />

Didier Gailhaguet. Aber in diesem Frühsommer<br />

hat sich dies radikal geändert. Denn nachdem<br />

das französische Sportministerium, das mehr<br />

Einfluss auf die Verbände nimmt als deutsche<br />

Ministerien, vor allzu viel Nähe zueinander<br />

warnte, scheint <strong>No</strong>ury Angst um ihre Position<br />

bekommen zu haben und sagte, Gailhaguet<br />

und seine Getreuen hätten viel Druck auf sie<br />

ausgeübt. Es gab viel öffentliche Polemik auf<br />

allen Seiten. In den Medien war zu lesen,<br />

Gailhaguet habe bei Telefonaten mit Preisrichtern<br />

versucht, einen Olympiasieg von Papadakis/Cizeron<br />

in Peking 2022 zu verhindern, weil<br />

er diesen seiner ersten Nachfolgerin Nathalie<br />

Péchalat nicht gönnte. Außerdem sei mit<br />

einem Schlüssel, den außer der Präsidentin<br />

nur sechs weitere Vorstandsmitglieder haben,<br />

in die Geschäftsstelle des Verbands eingebrochen<br />

und Computer angezapft worden. Die<br />

Kreditkarte des Verbandes sei missbraucht<br />

worden. <strong>No</strong>ury entließ im Mai diese sechs<br />

Vorstandsmitglieder, weil sie Gailhaguet zu<br />

nahe stünden. Unter ihnen waren auch<br />

Weltmeister Brian Joubert als Chef des<br />

Kunstlaufkomitees und der Vater des Eistänzers<br />

Théo Le Mercier als Chef des Eistanzkomitees.<br />

Diese protestierten dagegen und<br />

erreichten vor Gericht, dass sie wieder<br />

eingesetzt werden mussten. Bei der jährlichen<br />

Mitgliederversammlung Mitte Juni in Le Havre<br />

wurden sie dann mit großer Mehrheit offiziell<br />

abgewählt, was beweise, dass die Präsidentin<br />

nicht isoliert sei. Es bleibt abzuwarten, ob sich<br />

nun alles wieder beruhigt und wer die<br />

Oberhand behält. Verwunderlich ist daher,<br />

dass die ISU nun das Grand Prix Finale im<br />

Dezember 2024 erneut nach Orléans vergeben<br />

hat, nachdem der Verband es vor einigen<br />

Monaten für Ende <strong>2023</strong> zurückgegeben hat,<br />

weil die Präsidentin damals angeblich keine<br />

internationalen Wettbewerbe mehr wollte. krk<br />

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26<br />

Trainingslager in Japan<br />

Sprungexperte<br />

Ghislain Briand mit<br />

Schülerinen<br />

Trainingslager in Japan<br />

Kinoshita trifft auf Champéry<br />

Aus Uji berichtet Maria-Laura Brandmann-Mitsuoka<br />

Schon zu historischen Zeiten galt die<br />

Stadt Uji (Präfektur Kyoto) als Rückzugsort<br />

für Adlige und Kunstliebhaber.<br />

Sie diente nicht nur als romantische Kulisse<br />

für literarische Werke, sondern bildete<br />

auch das Zentrum der Uji-Teekultur.<br />

Das verschlafene Städtchen zwischen<br />

den Berghängen lockt aber nicht<br />

nur mit seinen Sehenswürdigkeiten, sondern<br />

hier trainieren außerdem die vielversprechenden<br />

Talente der Kinoshita<br />

Academy. Während eines zweiwöchigen<br />

Trainingslagers (9. bis 23. Mai) konnten<br />

sich die jungen Athleten in Zusammenarbeit<br />

mit Mie Hamada und anderen<br />

Spitzentrainern ganz dem Eiskunstlauf<br />

widmen und sich neuen Herausforderungen<br />

stellen. Neben der Erarbeitung<br />

neuer Programme für die kommende<br />

Saison standen Tanzstunden und Yoga<br />

auf dem Trainingsplan. Die größte Besonderheit<br />

war jedoch die Zusammenarbeit<br />

mit Team Champéry, denn nach einer<br />

dreijährigen COVID19-Pause konnten<br />

die Schweizer Läufer unter der Leitung<br />

von Stéphane Lambiel endlich gemeinsam<br />

mit den Japanern trainieren.<br />

Vielversprechende Damen<br />

Im Fokus stand die 14-jährige Juniorenweltmeisterin<br />

Mao Shimada, die sich für die kommende<br />

Saison das Ziel gesetzt hat, ihren Titel<br />

zu verteidigen und Japan bei den Olympischen<br />

Jugendspielen zu vertreten. Um dies zu erreichen,<br />

wolle sie ihre Sprungtechnik verbessern<br />

und sowohl den dreifachen Axel als auch den<br />

vierfachen Toeloop sicher landen. Dabei hilft<br />

ihr der Sprungexperte Ghislain Briand aus To-<br />

ronto, der regelmäßig nach Japan reist, um mit<br />

den Schülern der Academy zu trainieren. „Mao<br />

ist eigentlich in allem gut. Sie hat gute Eislauffertigkeiten,<br />

gute <strong>Pirouette</strong>n, eine gute Landeposition,<br />

und das ist es, was den Unterschied<br />

macht. Springen ist natürlich toll, aber man<br />

braucht alles“, erklärte Briand und verwies auf<br />

seine Zusammenarbeit mit dem zweifachen<br />

Olympiasieger Yuzuru Hanyu. „Er hatte großartige<br />

<strong>Pirouette</strong>n, großartige Eislauffertigkeiten,<br />

großartige Fußarbeit, großartige Sprünge! Ein<br />

schöner Läufer, ein schöner Körper! Wenn man<br />

all das hat – das Gesamtpaket– kann man etwas<br />

verpatzen und trotzdem großartig sein.“<br />

Shimada will nicht nur auf technischer Ebene<br />

an sich arbeiten, sondern auch den neuen<br />

Programmen, deren Musiktitel sie noch nicht<br />

verriet, mehr Ausdruck verleihen. „Ich möchte<br />

mir mehr Zeit für meine Choreografie nehmen<br />

und große Bewegungen zeigen. Das ist etwas,<br />

was ich noch nicht sehr gut kann, aber ich will<br />

alles geben und viel üben.“<br />

Mone Chiba, Drittplatzierte bei der Vier-Kontinente-Meisterschaft<br />

<strong>2023</strong>, stammt ursprünglich<br />

aus Sendai und wechselte im Mai an die<br />

Kinoshita Academy. Das Training sei anspruchsvoller<br />

als zuvor, aber sie habe ein vielfältigeres<br />

Angebot an Trockenübungen, Muskelaufbautraining<br />

und Yoga. „Die Anzahl der<br />

Einheiten hat sich nicht so sehr verändert,<br />

aber das Niveau ist viel höher. Außerdem trainiere<br />

ich mehr außerhalb der Eisfläche. Insgesamt<br />

würde ich also sagen, dass der Eiskunstlauf<br />

jetzt ein größerer Teil meines Lebens geworden<br />

ist“, erklärte die 18-Jährige. Sie schätzte<br />

die Gelegenheit, über einen längeren Zeitraum<br />

mit ausländischen Athleten zu trainieren.<br />

„Sie sind sehr vielfältig in ihrer Ausdrucksweise,<br />

und sie geben sich viel Mühe, (ihre Gefühle)<br />

mit ihrem Körper auszuleben. Wenn<br />

man mir sagt, ich solle meiner Fantasie freien<br />

Lauf lassen, erstarre ich oft. Aber Deniss (Vasiljevs)<br />

zum Beispiel, der mit mir in einem<br />

Tanzkurs war, hat sich eine Bewegung nach<br />

der anderen einfallen lassen.“<br />

Auch Hana Yoshida zeigte sich von dem Team<br />

aus Champéry sehr angetan. „Ich mache nebenbei<br />

Ballett, aber ich bin hier zum ersten<br />

Mal mit zeitgenössischem Tanz in Berührung<br />

gekommen. Ich bin nicht gut darin, mir eigene<br />

Choreografien auszudenken, aber die ausländischen<br />

Athleten sind alle sehr kreativ,“<br />

schwärmte die Siegerin von zwei Junioren<br />

Grand Prix.<br />

Die Herren aus Champéry<br />

Deniss Vasiljevs hüllte sich bezüglich der Musikauswahl<br />

zwar in Schweigen, verriet aber,<br />

dass er während des Camps gemeinsam mit<br />

Lambiel an der Kür gearbeitet habe und dass<br />

er sein neues Kurzprogramm bei Fantasy On<br />

Ice zeigen wolle. „Ich habe mit Shae-Lynn<br />

Bourne die Choreographie des KP zusammengestellt.<br />

Dieses KP stellt eine ganz andere Seite<br />

von mir dar“, erklärte der Lette. „Es basiert auf<br />

einer persönlichen Erfahrung. Es ist sehr tiefgründig<br />

und wurzelt in etwas sehr Aufrichtigem,<br />

aber auch oft Unverstandenem. Es wird<br />

eine große Herausforderung sein, die Elemente<br />

auszuführen und sich nicht nur auf den<br />

künstlerischen Teil zu konzentrieren.“ Das Trainingsumfeld<br />

und die Herangehensweise seien<br />

in Uji ganz anders als in Champéry. „Es ist etwas<br />

ganz Besonderes, mit Mie Hamadas Gruppe<br />

trainieren zu können. Ihre Arbeitsmoral ist<br />

sehr inspirierend für mich.“<br />

Koshiro Shimada, Zweiter der Japanischen<br />

Meisterschaft, enthüllte seine Musik. Im KP<br />

werde er weiterhin zu „Sing, Sing, Sing“ laufen.<br />

Für die Kür hingegen habe er mit dem düsteren<br />

Stück „Totentanz“ von Franz Liszt eine ganz<br />

neue Herausforderung geplant. „Das Thema<br />

dieses Stücks steht mit dem Tod in Verbindung


27<br />

Koshiro Shimada<br />

Mone Chiba mit Trqiner<br />

Stéphane Lambiel<br />

Mao Shimada<br />

Fotos: Brandmann<br />

und das Klavier verleiht dem Programm zusätzlich<br />

eine düstere Atmosphäre. Ich möchte<br />

mit meiner Choreografie und meinem Ausdruck<br />

Angst und Unbehagen im Publikum erzeugen“,<br />

verriet Shimada mit einem strahlenden<br />

Lächeln. Trotz seines heiteren Auftretens<br />

fiele es ihm leichter, sich emotional auf ein<br />

finsteres Stück einzulassen. Er könne bei einem<br />

solchen Thema 150 Prozent geben, erklärte<br />

er. Als einer der wenigen Japanisch<br />

sprechenden Teilnehmer aus Champéry habe<br />

Shimada sich während des Camps wie ein Betreuer<br />

für die jüngeren Athleten gefühlt und<br />

viele organisatorische Aufgaben übernommen.<br />

„Natürlich fragt man sich, wie man (eine Tischreservierung<br />

für 24 Teilnehmer) am besten bewerkstelligen<br />

kann, aber es macht mir trotzdem<br />

viel Spaß“, erklärte Shimada. „(Die jüngeren<br />

Läufer) lernen das japanische Essen und<br />

die Kultur kennen. Ich denke, es ist sehr wertvoll,<br />

schon in jungen Jahren diese Art von Erfahrung<br />

zu machen.“<br />

Weltmeister Shoma Uno nahm ebenfalls am<br />

Trainingslager teil, sagte aber den Pressetermin<br />

am 19. Mai aufgrund von Übermüdung<br />

ab. Das Geheimnis um seine neuen Programme<br />

wurde nicht gelüftet, doch Trainer Lambiel<br />

erklärte, dass man bereits mit der Arbeit an ihnen<br />

begonnen habe. „Heute erholt er sich von<br />

den Anstrengungen und den Bewegungen der<br />

letzten Wochen. Wahrscheinlich stehen seine<br />

Muskeln noch ein wenig unter Schock, weil er<br />

viele neue Dinge ausprobiert hat. Wir werden<br />

die Programme bis Anfang nächster Woche<br />

fertigstellen und die Musik so bald wie möglich<br />

veröffentlichen. Ich freue mich sehr darauf,<br />

denn sie haben neue Aspekte und umfassen<br />

neue Bewegungen.“<br />

Wer glücklich ist, trainiert besser<br />

„Eigentlich hatten wir ein solches Trainingslager<br />

schon seit Beginn unserer Zusammenarbeit<br />

geplant, aber dann wurde es wegen der<br />

Pandemie schwierig“, sagte Cheftrainerin Mie<br />

Hamada. Für die jungen Läufer sei es besonders<br />

wichtig, dass sie den Spaß am gemeinsamen<br />

Training entdecken. Lambiel erklärte das<br />

Prinzip des Trainingslagers wie folgt: „Für jeden<br />

Schüler haben wir eine andere Herangehensweise.<br />

Einige müssen noch neue Programme<br />

erarbeiten, bei anderen müssen wir<br />

an den bereits vorhandenen Programmen feilen.<br />

Während des Camps haben wir zusammen<br />

mit Mie-Sensei und den anderen Trainern<br />

beschlossen, Gruppenunterricht einzuführen.<br />

Zu Beginn der ersten Trainingseinheit arbeiten<br />

wir an den Eiskunstlauffertigkeiten, danach<br />

gibt es eine Meisterklasse für die technischen<br />

Elemente.“ Auf die Bedürfnisse der einzelnen<br />

Läufer werde im Einzelunterricht eingegangen,<br />

wo Choreographien, Sprünge und <strong>Pirouette</strong>n<br />

trainiert würden. Sprungexperte Briand fügte<br />

hinzu, wie wichtig solche Camps seien, um sich<br />

besser kennenzulernen. Durch das gemeinsame<br />

Training motiviere man sich gegenseitig,<br />

Höheres anzustreben. „Wenn man glücklich<br />

ist, trainiert man besser. Alle Läufer sind sehr<br />

wettbewerbsorientiert und wollen immer gewinnen.<br />

Wenn sie ein oder zwei Sprünge verpatzen,<br />

sind sie gleich enttäuscht.” Briand erklärte,<br />

dass es notwendig sei, sich Fehler verzeihen<br />

zu können und manchmal etwas kürzer<br />

zu treten. „Wenn man einmal auf dem Gipfel<br />

des Berges ist, ist es schwer, auf dem Gipfel<br />

des Berges zu bleiben. Man muss runterkommen,<br />

um wieder hochzuklettern, und das ist<br />

eine Herausforderung. Es ist wichtig, dass alle<br />

Athleten gesund bleiben. Jeder will in jungen<br />

Jahren einen dreifachen Axel und Vierfache<br />

springen. Man muss dafür sorgen, dass alles<br />

in einem angemessenen Rhythmus trainiert<br />

wird. Dann, wenn die richtige Zeit gekommen<br />

ist, klappt es auch.”<br />

Neues Paarlaufduo<br />

Am 15. Mai gab die Kinoshita Academy bekannt,<br />

dass es mit Sumitada Moriguchi und<br />

Yuna Nagaoka ein neues Paarlaufteam gibt.<br />

Die Athleten hatten im April an einem Probetraining<br />

des japanischen Eislaufverbands teilgenommen.<br />

Moriguchi erzählte, dass sie bereits<br />

drei verschiedene Hebungen eingeübt<br />

hätten. Er und seine damalige Partnerin Haruna<br />

Murakami hatten Rang vier bei der Junioren-WM<br />

belegt. Wie einige andere wären sie<br />

wegen des Altersunterschieds in der neuen<br />

Saison international nicht startberechtigt gewesen,<br />

sofern die ISU die Regeln nicht ändert.<br />

Ob das der Grund für ihre Trennung war, ist<br />

bisher unklar. <br />

•••<br />

Das Eiskunstlaufmagazin<br />

als App<br />

<strong>Pirouette</strong><br />

Digital<br />

Trainingslager in Japan


28<br />

Showtime in Japan<br />

Showtime<br />

in Japan<br />

Aus Osaka berichtet<br />

Maria-Laura<br />

Brandmann Mitsuoka<br />

Die japanischen Fans müssen im<br />

Sommer nicht auf ihren geliebten<br />

Eiskunstlauf verzichten, denn es gibt<br />

zahlreiche hochkarätig besetzte Shows.<br />

Seit Monaten warteten die Fans auf<br />

den Tourauftakt von Fantasy On Ice, eines<br />

der beliebtesten Eisspektakel Japans.<br />

Am 26. Mai war es dann endlich<br />

so weit: Die Eröffnung in Makuhari<br />

(Präfektur Chiba) stand an! Schon<br />

Stunden vor dem Start stürmten die<br />

Besucherinnen den Vorplatz der Halle,<br />

um sich an den Ständen mit Souvenirs<br />

einzudecken. Die Reihe der Solodarbietungen<br />

wurde von Sota Yamamoto eingeleitet,<br />

der in der ersten Hälfte sein<br />

neues Programm zu dem rockigen<br />

Song „Teeth“ präsentierte. Es folgten<br />

weitere unterhaltsame Shownummern<br />

von Kazuki Tomono, den akrobatischen<br />

Tanzgruppen AiRY Japan & Blue Tokyo,<br />

<strong>No</strong>bunari Oda und Johnny Weir, bis<br />

Mai Mihara, Siegerin der Vier-Kontinente-Meisterschaften<br />

2022, mit der<br />

Sängerin Rimi Natsukawa die Bühne<br />

betrat. Mihara machte dem Programmnamen<br />

„Hana (Blume)“ mit einer<br />

sanften Choreografie alle Ehre und<br />

bereicherte den japanischen Gesang<br />

mit geschmeidigen Bewegungen.<br />

Unmittelbar darauf folgten die britischen<br />

Eistänzer Lilah Fear und Lewis Gibson zu<br />

dem ebenfalls von Natsukawa vorgetragenen<br />

Lied „ ‚S Wonderful“, danach eroberten<br />

Keiji Tanaka, Javier Fernandez, Stéphane<br />

Lambiel und Shizuka Arakawa den Saal. Besonders<br />

die Olympiasiegerin 2006 zog die<br />

Aufmerksamkeit des Publikums mit großem<br />

Applaus auf sich. Ausdrucksstark hauchte<br />

sie dem von Miho Fukuhara vorgetragenen<br />

Liedtext „Broken Heart“ neues Leben ein<br />

und stand einen 2A mit scheinbarer Leichtigkeit.<br />

Emotional ging es auch mit den Eistanz-Olympiasiegern<br />

Gabrielle Papadakis<br />

und Guillaume Cizeron weiter. In<br />

einer mitreißenden Choreographie<br />

zu „I Will Always<br />

Love you“ stellten<br />

sie das Dilemma<br />

der Liebe<br />

gefühlvoll dar.<br />

Javier Fernandez<br />

Fotos: Brandmann<br />

Weir hört auf, Fernandez lässt<br />

Halle beben<br />

Für Johnny Weir, Bronzemedaillengewinner<br />

der WM 2008, war es zweifellos einer der<br />

emotionalsten Auftritte, denn mit der Tournee<br />

ging seine langjährige Laufbahn ihrem Ende<br />

entgegen. Geschmeidig wie eine Ballerina begleitete<br />

er die klassischen Klavierklänge von<br />

„Claire de Lune“ von Débussy und badete im<br />

weißen Scheinwerferlicht. Als er sich tief vor<br />

dem Publikum verbeugte, erntete er stehende<br />

Ovationen. In einem Interview mit den Veranstaltern<br />

äußerte Weir sich zu seinem Rücktritt:<br />

„Vor der Pandemie hatte ich geplant, dass<br />

2022 mein letztes Jahr sein würde, aber dann<br />

wurde Fantasy On Ice 2021 abgesagt und ich<br />

dachte, ich müsste noch ein Jahr dranhängen.<br />

Je älter man wird, desto härter wird der Eiskunstlauf.<br />

Mein 38 Jahre alter Körper bewegt<br />

sich nicht mehr so wie mit 19 Jahren“, erklärte<br />

er. „Um mich auf einen Auftritt vorzubereiten,<br />

nehme ich monatelange Arbeit in Kauf. Ich<br />

habe Glück, dass mein Körper bisher so gut<br />

durchgehalten hat, aber ich weiß tief in meinem<br />

Herzen, dass ich den nächsten Schritt in<br />

meinem Leben machen muss.“<br />

Johnny Weir<br />

Gabrielle Papadakis<br />

und Guillaume Cizeron<br />

Yuzuru Hanyu<br />

Nach einem poppigen Programm von Fear/<br />

Gibson war Fernandez mit „Puttin‘ on the Ritz“<br />

zum zweiten Mal an der Reihe. Kaum hatte der<br />

Spanier sein Programm angefangen, setzte die<br />

Musik abrupt aus. Schreie ertönten in den Zuschauerreihen,<br />

der Saal schaukelte wie ein<br />

Schiff. Ein Erdbeben habe die Halle erschüttert,<br />

hieß es in den Durchsagen, während<br />

Fernandez aufgefordert wurde, das Eis zu verlassen.<br />

Es dauerte ganze zehn Minuten, bis<br />

sich die Lage beruhigt hatte und der Olympia-<br />

Dritte 2018 sein Programm fortsetzen konnte.<br />

Lambiel raubte dem Publikum mit seiner theatralischen<br />

Darbietung zu „Simple Song“ den<br />

Atem. Er unterstrich die Musik mit noch nie<br />

zuvor auf dem Eis gesehenen choreografischen<br />

Elementen und machte sein Programm<br />

zu einem lebendig gewordenen Kunstwerk. Erneut<br />

bebte der Saal – dieses Mal allerdings vor<br />

Euphorie – als Publikumsliebling Yuzuru Hanyu<br />

mit seinem Programm zu „if...“, das von<br />

den Sängern ISSA und KIMI begleitet wurde,<br />

das Ende der Show einläutete. Mit einer rockigen<br />

Performance riss er das Publikum von den<br />

Sitzen und erntete nicht nur für seine Choreografie,<br />

sondern auch für seine beiden 3R großen<br />

Beifall. Die Tournee lief bis zum 25. Juni.<br />

Prince Ice World: Ein Musical auf<br />

dem Eis<br />

Das Eisspektakel Prince Ice World <strong>2023</strong>-2024,<br />

A NEW PROGRESS „Broadway Classics” mit<br />

zehn Vorstellungen im April und Mai in Yokohama,<br />

bot sowohl für Musical- als auch für Eikunstlauffans<br />

ein neues Erlebnis. In Zusammenarbeit<br />

mit dem Kanagawa Philharmonic


29<br />

Orchestra und beliebten Musical-Sängern arrangierte<br />

das Prince Ice World-Team eine aufregende<br />

Auswahl bekannter Broadway-Hits<br />

und entführte das Publikum in die mitreißenden<br />

Musikwelten von Downtown New York.<br />

Natürlich durften auch Japans Spitzenläufer<br />

mit ihren begeisternden Programmen nicht<br />

fehlen. Yamamoto schlüpfte in seiner neuen<br />

Nummer „Teeth“ in die Rolle eines „Bad Boys“.<br />

„In diesem Programm zeige ich ein ganz anderes<br />

Image von mir als sonst, also habe ich viel<br />

trainieren müssen“, sagte der 23-Jährige. Der<br />

zweite Akt wurde von dem beliebten Eistanzpaar<br />

Kana Muramoto und Daisuke Takahashi<br />

beherrscht, die die Eisfläche in die romantische<br />

Welt des Liedes „Love Goes“ eintauchten.<br />

In ihrer Choreografie stellten sie die Höhen<br />

und Tiefen liebender Paare dar und erhielten<br />

insbesondere für ihre schwierigen Hebungen<br />

kräftigen Zuspruch. Takahashi sagte, dass die<br />

Teilnahme an solchen Shows ihm helfe, eigene<br />

Veranstaltungen auf die Beine zu stellen. „Ich<br />

habe viel darüber nachgedacht, wie man am<br />

besten die Komposition umsetzt und Gefühle<br />

vermittelt. Dieses Mal habe ich viel von der<br />

Musical-Thematik gelernt. Außerdem habe ich<br />

neue Inspirationen für Dinge gefunden, die ich<br />

künftig ausprobieren möchte.“ Als letzte Gastläuferin<br />

betrat Shizuka Arakawa mit einer<br />

emotionalen Darbietung zu „Memory“ das Eis,<br />

bei der sie für ihre lang ausgeführten Spiralen<br />

und ihre Axel besonderen Beifall erhielt.<br />

Higuchi und Kagiyama wieder da<br />

In den späteren Aufführungen wechselte die<br />

Besetzung der Gastläufer. Unter anderem trat<br />

Kao Miura mit seinem neuen Rockprogramm<br />

„Natural“ auf und landete gleich zu Beginn<br />

den 4T. „Mein Coach hat mir dieses Lied vorgeschlagen,<br />

und da es etwas Neues ist und ich<br />

mich von einer anderen Seite zeigen kann,<br />

habe ich es ausgewählt.“ Wakaba Higuchi lief<br />

zu „Fix You“ und „Paradise“. Fast acht Monate<br />

hatte sie wegen ihrer Verletzung ausgesetzt,<br />

doch nun war das Publikum begeistert, die<br />

22-Jährige endlich wieder gesund auf dem Eis<br />

zu sehen. Sie landete sowohl den 2A als auch<br />

einen 2L und erhielt riesigen Applaus. Japans<br />

beliebtester Entertainer Kazuki Tomono entführte<br />

das Publikum in die Geschichte von “La<br />

La Land” und bewies erneut sein Talent, sich<br />

nahtlos in die abwechslungsreiche Musiklandschaft<br />

einzufügen. Er passte nicht nur seinen<br />

3A perfekt an den Beat an, sondern fesselte<br />

das Publikum auch mit Gestik und Mimik.<br />

Yuma Kagiyama kehrte nach langer Verletzungspause<br />

auch endlich wieder auf das Eis<br />

zurück und glänzte mit einer emotionalen Darbietung<br />

zu dem Opernstück „Werther“ und<br />

Dreifachsprüngen. Weltmeister Shoma Uno<br />

präsentierte sein Gala-Programm zum Chanson<br />

„Padam, Padam“. Im Finale überraschte er<br />

das Publikum mit einem sauberen 4T und löste<br />

damit Begeisterungsrufe, aber auch Bedenken<br />

über die Auswirkungen auf seine Knöchelverletzung<br />

aus. „Das Röntgenbild meines Fußes<br />

hat gezeigt, dass sich die Form des Knochens<br />

verändert hat. Das klingt vielleicht nach<br />

einer großen Sache, aber eigentlich ist es nicht<br />

so schlimm. Wenn ich eine Stunde lang auf<br />

dem Eis bin, habe ich manchmal Schmerzen,<br />

also muss ich von nun an einen Weg finden,<br />

damit umzugehen”, erklärte Uno. Er hatte mit<br />

dem Beatles-Hit „Come Together“ auch ein<br />

neues Programm im Gepäck.<br />

Für Regisseur Komei Sugano, der normalerweise<br />

im Musicalbereich tätig ist, war die<br />

Realisierung der Show zunächst ein<br />

schwieriges Unterfangen. Er gab zu, dass<br />

er noch nie zuvor an einer Eisshow mitgewirkt<br />

habe und entsprechend auf<br />

zahlreiche Hürden gestoßen sei. Am<br />

Ende zeigte er sich jedoch erleichtert<br />

und zufrieden. Laut Sugano passe<br />

der Nervenkitzel, der beim Eiskunstlauf<br />

durch die hohe Geschwindigkeit<br />

erzeugt wird, sehr<br />

gut zu Musical-Hits. Im Gegensatz<br />

zum Theater, wo Spannung<br />

durch zahlreiche Extras geschaffen<br />

werden müsse, entstehe beim Eiskunstlauf<br />

die Spannung durch die<br />

Geschwindigkeit. Er glaubt, dass<br />

solche Shows ein neuer Weg sein<br />

könnten, das Interesse am Eiskunstlauf zu<br />

steigern und Musikfans in den artistischen<br />

Sport zu integrieren.<br />

<br />

Maria Laura Mitsuoka Brandmann<br />

Mai Mihara<br />

<strong>No</strong>bunari Oda<br />

Lilah Fear und Lewis Gibson<br />

Kagiyama und Mura<br />

in den USA<br />

Yuma Kagiyama und Kao Miura haben laut<br />

einem Bericht des TV-Senders NHK im Mai<br />

eine Woche lang an einem Trainingslager in<br />

Kalifornien teilgenommen. Dabei arbeitete<br />

Miura zum ersten Mal mit der Choreografin<br />

Shae-Lynn Bourne an seiner neuen Kür zum<br />

Titelsong des Anime „Attack on Titan“.Kagiyama<br />

erklärte, dass er in der kommenden<br />

Saison seine alten Programme behalten wolle<br />

und mit Bourne nur geringfügige Änderungen<br />

am KP vorgenommen habe. Außerdem<br />

gelang ihm zum ersten Mal seit seiner<br />

Verletzung ein 4S. „Ich möchte mit meiner<br />

Leistung bald allen zeigen, wie sehr man sich<br />

trotz einer Verletzung entwickeln kann“, so<br />

Kagiyama zu NHK. <br />

Uno bei<br />

„One Piece On Ice“<br />

Shoma Uno schlüpft für die Eisshow „One<br />

Piece on Ice - Episode of Alabaster“ im <strong>August</strong><br />

in die Rolle des jungen Monkey D. Ruffy.<br />

Bei seinen Abenteuern sticht er auf die<br />

Suche nach dem Schatz „One Piece“ im<br />

Wettstreit mit anderen Piraten in See. „One<br />

Piece“ ist einer der beliebtesten Mangas<br />

(Comics) Japans. „Ich glaube, alle – auch die<br />

Darsteller – sind schon sehr gespannt darauf,<br />

wie die Show am Ende aussehen wird“,<br />

so Uno. „In den meisten Fällen drücken wir<br />

Eiskunstläufer uns zur Musik aus, aber dieses<br />

Mal müssen wir uns an eine Storyline<br />

halten, was für viele sicherlich eine neue<br />

Herausforderung sein wird.“ Zu der Show<br />

gehören auch spektakuläre Kampfszenen,<br />

die das Prince Ice World Team einstudiert.<br />

Berühmte Läufer wie <strong>No</strong>bunari Oda und<br />

Keiji Tanaka schlüpfen in die Rollen der verbleibenden<br />

Charaktere. <br />

mlbm<br />

Showtime in Japan


30<br />

Otto Czap<br />

Eislaufgeschichte<br />

Eislaufgeschichte<br />

Otto Czap<br />

Die außergewöhnliche<br />

Lebensgeschichte eines<br />

Eiskunstlauf-Allrounders<br />

Otto Czap gehört als Trainer, Berufsläufer,<br />

Erfinder, Gründer, Manager,<br />

Produzent und Choreograf des „Wiener<br />

Eisballetts“, Revueleiter, Technischer Direktor<br />

der „Wiener Eisrevue“ sowie Generalsekretär<br />

des Österreichischen Eislauf-<br />

Verbandes zu den bedeutenden Persönlichkeiten<br />

der österreichischen Eiskunstlaufgeschichte.<br />

Er war zudem am Aufbau<br />

der ersten Eisrevue in der DDR maßgeblich<br />

beteiligt. Seine außergewöhnliche Lebensgeschichte<br />

blieb bislang unerzählt.<br />

in einem ländlichen Rendezvous „Tyroler<br />

Tanz“. Im <strong>No</strong>vember 1946 wechselte er zur Revue<br />

von Adolf Eder „Fernsehsender Wiener<br />

Eislaufverein“. Der ungewöhnliche Name war<br />

von der Programmabfolge der Revue abgeleitet,<br />

die den Sendeablauf eines Tagesprogramms<br />

des Rundfunks auf dem Eis nachempfand.<br />

Darin zeigte Czap erstmals seine berühmte<br />

Nummer als Skiläufer. Für diesen Tanz<br />

zu einem Ländler montierte er Ski-Attrappen<br />

an seine Schlittschuhe. Die Kufen führte er<br />

durch einen Schlitz in der Mitte der Ski. Diese<br />

Nummer wurde zu seinem Markenzeichen.<br />

Im Februar 1947 trat der Österreicher mit<br />

Madeleine Müller in einem Schaulaufen im<br />

neu errichteten Benesch-Eisstadion von Brno<br />

(Brünn) auf. Zudem gab er dort einen Kunstlauf-Lehrgang<br />

und erhielt im Oktober 1947 einen<br />

zweijährigen Arbeitsvertrag als Trainer<br />

und Revue-Manager. In der ersten Saison inszenierte<br />

Czap das Programm „Zauberkugel“.<br />

Thema war eine orientalische Prinzessin, die<br />

sich wünschte, die weite Welt zu sehen. Ihre<br />

Mamsell konnte ihr diesen Wunsch nicht ermöglichen,<br />

kannte aber einen Händler mit einer<br />

Zauberkugel, in der sie - eisläuferisch umgesetzt<br />

- Szenen aus allen Himmelsrichtungen<br />

sah. In der zweiten Saison folgte das Programm<br />

„Kalenderblätter“. Als Trainer zählte<br />

das Sportpaar Bela Zachova / Jaroslav Zach zu<br />

seinen Schülern, mit denen er bei den EM<br />

1949 in Mailand den 4. Platz erreichte. Im selben<br />

Jahr reichte er ein Patent für einen Kufenschoner<br />

ein, der am Kufenende durch eine<br />

Schraubenfeder festgehalten wurde.<br />

Im Oktober 1949 folgte eine Anstellung als Trainer<br />

in Den Haag. Hier schuf Czap eine rein niederländische<br />

Revue. Im April 1950 wurde er<br />

von Tolle Robin für die Eisrevue des Schwedischen<br />

Nationalzirkus verpflichtet. Danach folgte<br />

ein Engagement bei Tom Arnolds „Internationaler<br />

Eisrevue“ mit Produzent Gerald Palmer.<br />

Otto Peter Czap wurde am 4. Februar 1918<br />

in Wien geboren. Sein Vater Wilhelm war Innungsmeister<br />

der Sticker, seine Mutter Helene<br />

besaß ein Stickerei-Unternehmen. Von<br />

1924 bis 1928 besuchte er die Volksschule<br />

in der Neustiftsgasse 100, im Anschluss die<br />

Bundesrealschule und das Realgymnasium<br />

7 in Wien. Nach dem Ablegen der Matura<br />

(Abitur) begann er Medizin zu studieren,<br />

doch wegen des Ausbruchs des Krieges<br />

musste er abbrechen. Sportliche Erfolge errang<br />

Otto Czap als aktiver Leichtathlet. Nach<br />

Kriegsende wurde er von den Alliierten als<br />

Spartenführer des Österreichischen Leichtathletik-Verbandes<br />

eingesetzt. Wie Czap<br />

zum Eiskunstlaufen kam, ist ungeklärt. Er<br />

betrieb es als Hobby und trainierte bei dem<br />

Doppelolympiasieger Karl Schäfer. Ohne jemals<br />

an nationalen Meisterschaften als<br />

Amateur teilgenommen zu haben, wurde er<br />

ein erfolgreicher Trainer und Berufsläufer.<br />

Seinen ersten Trainervertrag erhielt er im<br />

Winter 1940/41 von der Wetterstein-Eisbahn<br />

in Seefeld. Danach war er auf der Engelmann-Eisbahn<br />

in Wien als Trainer und<br />

Eislauflehrer aktiv. Dafür absolvierte er 1947<br />

bis 1949 er eine freiberufliche staatliche<br />

Sportlehrerausbildung zum Eis- und Kunstlauflehrer.<br />

Profi-Karriere in schwieriger<br />

Nachkriegszeit<br />

Nachdem die Engelmann-Eisbahn im Krieg<br />

zerstört wurde, gelang es Otto Czap im <strong>No</strong>vember<br />

1945, auf dem Wildsee von Seefeld<br />

eine Natureisbahn herzurichten. Damit<br />

konnte er das Eistraining sicherstellen. Er<br />

wurde Solist der Eisrevue „Tanzende Sterne“<br />

von Ilse Pausin, die im Januar 1946 mit dem<br />

20 Nummern umfassenden Programm „Sterne<br />

aus Wien“ Premiere hatte. Der Wiener<br />

brillierte mit Trude Schweickhardt im Tanz<br />

„Espanola“ und als Komödiant mit Grete Veit<br />

Otto Czap in seiner Paraderolle<br />

als Skifahrer auf dem Eis bei der<br />

Aeros Circus-Eisparade 1954/55<br />

Fotos: privat


31<br />

Oben: Elfie und Otto Czap<br />

Mitte: Otto Czap mit Grete Veit im Programm „Sterne aus<br />

Wien“ der Revue „Tanzende Sterne“ von Ilse Pausin 1946<br />

Unten: Programmheft AEROS Wiener Eis-Bonbons 1956/57<br />

Sie war zu diesem Zeitpunkt die größte und bedeutendsten<br />

Eisrevue Europas. Als Partnerin<br />

wurde ihm Myra Key zugewiesen. Da zahlreiche<br />

Eisstadien in Deutschland noch zerstört waren,<br />

tourte die Internationale Eisrevue mit einem<br />

Zirkuszelt. Daraus entwickelte der Kölner Zirkus<br />

Williams die Idee, Eisrevue und Zirkus direkt<br />

miteinander zu verbinden und Eislaufdarbietungen<br />

auf einer kleinen mobilen Eisfläche in<br />

ein Zirkusprogramm zu integrieren. Zur Umsetzung<br />

wurde Czap als künstlerischer Leiter und<br />

Läufer der „Williams Eisrevue“ engagiert. Mit<br />

dabei waren 1951/52 Trude Schweickhardt und<br />

Grete Veit, 1952/53 Trude Schweickhardt, Theo<br />

Lass und Hella Menzel. Unter anderem wurde<br />

der Tanz „Espanola“ zur Nummer „Heißer Torero<br />

auf kühlem Eis“ umfunktioniert. Zudem gab<br />

es den Gruppentanz „Walzer-Seligkeit“.<br />

1953/54 ging er mit der Eisrevue des Schwedischen<br />

Nationalzirkus auf Tournee.<br />

Wiener Eisballet<br />

1954-1957 übertrug Otto Czap das Konzept<br />

der „Williams Eisrevue“ als Produzent und Star<br />

in die neu gegründete Leipziger „AEROS-Eisrevue“<br />

des gleichnamigen Zirkus. Dazu schuf er<br />

sein eigenes Unternehmen: das „Wiener Eisballett“,<br />

das er mit internationalen Solisten besetzte.<br />

Das Ensemble umfasste bis zu 24 Mitglieder.<br />

Das Angebot einer Eisrevue in der DDR<br />

war trotz finanzieller Einbußen eine gute Geschäftsidee,<br />

denn mit der Monopolstellung<br />

konnte man dem hart umkämpften westeuropäischen<br />

Eisrevue-Markt sowie den wachsenden<br />

Ansprüchen der dortigen Zuschauer entfliehen<br />

und mit weniger Aufwand einen völlig<br />

neuen Markt erfolgreich erschließen. Das Interesse<br />

war mit jährlich ca. 350.000 Zuschauern<br />

immens. Die mobile Eisfläche maß nur 120 m²<br />

und war vor der Manege platziert.<br />

Im ersten Programm „AEROS Circus-Eisparade“<br />

zeigte die Niederländerin Nelly Maas -<br />

1953 EM-Elfte und 1954 EM-Zehnte - mit dem<br />

Leipziger Lokalmatador Walter Baertling, dem<br />

ersten DDR-Meister im Paarlaufen 1950 und<br />

Eistanzen 1951, einen „ungarischen Tanz“.<br />

Weiterhin trat die <strong>No</strong>rwegerin Gerd Helland-<br />

Bjornstad - EM-14. im Jahr 1937 - mit ihrem<br />

„Fackeltanz“ auf, den sie bereits 1943 für die<br />

„Karli-Schäfer-Eisrevue“ entwickelte. Der<br />

mehrfache westdeutsche Vizemeister Ulrich<br />

Kuhn lief zur „Rhapsody in Blue“. Czap selbst<br />

zeigte seine Skiläufer-Nummer. Höhepunkt bildeten<br />

die Gruppentänze „Im Weißen Rößl am<br />

Wolfgangsee“ und das „Große Wiener Eisballett“.<br />

Die „Wiener Eisrevue“ prozessierte gegen<br />

die Verwendung des Namens „Wiener Eisballett“,<br />

denn unter diesem Namen gastierte sie<br />

in den 1950er Jahren in der Sowjetunion. In einem<br />

Vergleich musste Czap sein Unternehmen<br />

in „Otto Czap und das Wiener Eisballett“ umbenennen.<br />

1955/56 gab es die „AEROS Eis-<br />

Bonbons“ im AEROS-Bau sowie das Tournee-<br />

Programm „AEROS Circus-Eis-Revue“. Es enthielt<br />

drei Gruppennummern: „Eis-Blumen“,<br />

„Am Bosporus“ und „Ein Abend in Alt-Wien“.<br />

1956/57 lief die Inszenierung „AEROS Wiener<br />

Eis-Bonbons“ u.a. mit den Gruppendarbietungen<br />

„Türkischer Honig“ und „Berliner Pfannku-<br />

chen“. Czap griff zum Teil auf von ihm inszenierte<br />

ältere Nummern zurück, die er für die<br />

kleine Eisfläche neu arrangierte.<br />

Ab 1956 war seine Frau Elfriede Hain Mitglied<br />

seiner Compagnie. Sie stammt aus Helmstedt<br />

und trat vorher als Rollschuh-Akrobatin in Varietés<br />

auf. Das Paar heiratete am 10. Februar<br />

1956. Am 28. März 1959 wurde ihr Sohn Stefan<br />

geboren, der dem Eis als erfolgreicher Eishockeyspieler<br />

treu blieb. Für die erste DDR-<br />

Eisrevue-Eigenproduktionen „Ein Tag im Fernsehstudio“,<br />

die in der zweiten Jahreshälfte<br />

1959 auf Tournee ging, erhielt Otto Czap einen<br />

Vertrag als Produzent, Choreograf und Läufer.<br />

Sie glich dem Konzept der Revue „Fernsehsender<br />

Wiener Eislaufverein“. Das Fernsehprogramm<br />

der AEROS-Eisrevue enthielt: Aladins<br />

Wunderlampe, Auf dem Meeresgrund, Chopin<br />

Festival in Warschau, Bauernhochzeit in<br />

Schweden, Wintersporttag in Oberwiesenthal,<br />

Besuch der Ballettschule, Fiesta in Mexico,<br />

1000 Takte Schlager, Fackeltanz des Eisballetts,<br />

Ferien am Meer, Schulpferd Hannes auf<br />

dem Eis. Die Tournee führte allein im Jahr<br />

1959 durch sechzig Städte! Nachdem beim<br />

Gastspiel im Ostberliner Zirkus BARLAY das<br />

Kabel zur Eismaschine gekappt wurde, löste<br />

Otto Czap im Jahr 1960 nach Streit mit den<br />

staatlichen Behörden sein Unternehmen auf.<br />

Eine Institution in der „Wiener<br />

Eisrevue“<br />

Im Anschluss nahm Czap ein Angebot als Revueleiter<br />

der zweiten „Wiener Eisrevue“ an. Mit<br />

der jährlichen Produktion einer Eisoperette mit<br />

Musik von Robert Stolz und Starbesetzungen<br />

mit Olympiasiegern, Welt- und Europameistern<br />

setzte die „Wiener Eisrevue“ neue Maßstäbe.<br />

Ab 1967 fungierte Czap bis zur Auflösung im<br />

Jahr 1973 als deren Technischen Direktor. Er<br />

übernahm auch Inszenierungen wie das Revueprogramm<br />

„Eiskarussell“ 1972 in Antwerpen. In<br />

diesen Jahren prägte er die Geschichte und Erfolge<br />

der „Wiener Eisrevue“ wesentlich mit. Seine<br />

Frau Elfie lief im Ensemble.<br />

Seine umfangreichen Branchenkenntnisse und<br />

internationalen Erfahrungsschatz brachte Czap<br />

von 1974 bis 1981 als Generalsekretär des Österreichischen<br />

Eislauf-Verbandes ein. Er war<br />

bestrebt, mehr Professionalität in die Verbandsarbeit<br />

und den Amateursport zu bringen.<br />

Sein Versuch, staatliche Eislauf-Schulen<br />

zu etablieren, scheiterte. Er organisierte mit<br />

der WM 1979 in Wien und der EM 1981 in<br />

Innsbruck zwei ISU-Meisterschaften. Höhepunkt<br />

seiner Verbandslaufbahn bildete die Organisationsleitung<br />

der Eiskunstlaufwettbewerbe<br />

der Olympischen Winterspiele 1976 in Innsbruck.<br />

Am 30. Oktober 1999 verstarb der Eiskunstlauf-Allrounder<br />

Otto Czap. Sein Grab befindet<br />

sich auf dem Wiener Zentralfriedhof. Erfreulicherweise<br />

konnte seine Frau Elfie am 17.<br />

Juni <strong>2023</strong> ihren 94. Geburtstag begehen. Ich<br />

danke Stefan Czap für seine Unterstützung<br />

und Dr. Roman Seeliger, Sohn der Europameisterin<br />

Dr. Eva Pawlik, der sein Interview<br />

mit Otto und Elfie Czap zur Verfügung stellte. <br />

<br />

Dr. Matthias Hampe<br />

Otto Czap<br />

Eislaufgeschichte


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