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<strong>HTpraxis</strong>_0522.qxp_HTprax.qxd 28.08.22 12:20 Seite 34<br />
ELEKTRO & STEUERUNG<br />
Die Ergebnisse der Berechnungen zeigen, dass Bürogebäude<br />
ihren Strombedarf zu einem guten Teil mit Solarstrom von der<br />
Fassade und dem Dach bestreiten können. „Allein die Fassaden<br />
lieferten über den Zeitraum von einem Jahr 29 Prozent des verbrauchten<br />
Stroms“, erklärt Dieter Geyer, Projektleiter am ZSW.<br />
80 Prozent des erzeugten Solarstroms konnten hierfür genutzt<br />
werden, den Rest speisten die Solarmodule in das Stromnetz ein.<br />
„Die Kombination von Photovoltaik an der Fassade und auf dem<br />
Dach steigerte den Eigenversorgungsanteil sogar auf 39<br />
Prozent“, so Geyer. 58 Prozent des Solarstroms konnten dafür<br />
eingesetzt und so lokal verbraucht werden. Der Rest<br />
verbesserte den Ökostromanteil im Netz.<br />
HOHER SOLARANTEIL VON 39 PROZENT<br />
OHNE BATTERIE MÖGLICH<br />
Der hohe solare Anteil am Stromverbrauch ist ohne<br />
Batteriespeicher möglich. „Das liegt daran, dass Bürogebäude<br />
vor allem tagsüber Strom benötigen, der erzeugte Solarstrom<br />
daher den ganzen Tag über zu einem guten Teil sofort verbraucht<br />
werden kann“, sagt Geyer. „Eine Speicherung des<br />
Stroms für einen späteren Verbrauchszeitpunkt ist daher nicht<br />
unbedingt nötig.“ Dies wirkt sich positiv auf die Kosten des<br />
gesamten Photovoltaiksystems aus.<br />
Fronius Solar Energy:<br />
30 Jahre auf Erfolgskurs<br />
Von einer nachhaltigen Vision zum größten<br />
Geschäftsbereich gewachsen und der Photovoltaik-<br />
Boom sorgt für ein überdurchschnittliches<br />
Wachstum. Anfang der 90er Jahre setzt Fronius erstmals auf<br />
das Zukunftsthema Sonnenenergie. Damals noch belächelt, hat<br />
sich gerade dieser Geschäftsbereich bis heute zum größten<br />
Standbein des Familienunternehmens entwickelt. Da die<br />
Wertschöpfung auch weiterhin in Europa verbleiben soll, schlägt<br />
sich das Wachstum speziell am Fertigungsstandort in Sattledt<br />
(Oberösterreich) nieder.<br />
Das oberösterreichische Familienunternehmen Fronius wird<br />
häufig mit der boomenden Photovoltaik-Branche in Verbindung<br />
gebracht. Das war nicht immer so: Blickt man auf die erst 30-<br />
jährige Geschichte des jüngsten Geschäftsbereichs „Solar<br />
Energy“ zurück, so hat sich dieser Zweig in den letzten Jahren<br />
zum neuen Zugpferd von Fronius entwickelt. Lange Zeit fristete<br />
das einstige Zukunftsthema Sonnenenergie ein Schattendasein<br />
und durchlebte eine der wohl stärksten Krisen der<br />
Unternehmensgeschichte. Aber der Reihe nach…<br />
Hinzu kommt: Solarfassaden erzeugen bei geeigneter<br />
Ausrichtung wie im untersuchten Beispiel vor allem in den<br />
Morgen- und Abendstunden Strom, die Dachanlagen dagegen<br />
vor allem in den Mittagsstunden. So gibt es ein dauerhaft hohes<br />
Solarstromangebot in der stromverbrauchsintensiven Zeit zwischen<br />
8 und 18 Uhr.<br />
Auch über die Jahreszeiten hinweg passen Dach- und<br />
Fassadensolaranlagen gut zueinander und machen so die<br />
Stromversorgung von Bürogebäuden grüner: Während für die<br />
Dachanlage erwartungsgemäß die größten Leistungswerte in<br />
den Sommermonaten auftreten, ergänzt die Photovoltaikfassade<br />
durch ihre höchste Leistungsabgabe während der Wintermonate<br />
das jährliche Erzeugungsprofil auf ideale Weise. Fassadenanlagen<br />
nutzen die tief stehende Sonne im Winter aufgrund ihrer vertikalen<br />
Ausrichtung besser als Dachanlagen.<br />
PV-FASSADEN STEHEN VOR AUFSCHWUNG<br />
Fazit: Solarfassaden und ihre Kombination mit Dachanlagen<br />
sind eine empfehlenswerte Möglichkeit, die Stromversorgung<br />
von Büro- und Verwaltungsgebäuden klimafreundlicher zu<br />
gestalten. Architekten und Gebäudeplaner werden daher die<br />
Fassadenphotovoltaikanlagen künftig verstärkt einsetzen, prognostizieren<br />
Fachleute und Wissenschaftler. Für die deutschen<br />
Hersteller von Photovoltaikmodulen und Produktionsanlagen<br />
eröffnet das eine Chance, einen Massenmarkt zu erschließen.<br />
Künftig wird das ZSW an einer erheblichen Verlängerung der<br />
Nutzungsdauer von Photovoltaikfassaden forschen, um ihre<br />
Lebensdauer an die einer normalen Fassade anzupassen. ><<br />
Die Geburtsstunde der Solar Energy: Ab 1950 baut<br />
Fronius neben der Batterieladetechnik den Schweißtechnik-<br />
Zweig auf und feiert damit ab den 60er Jahren erste größere<br />
Erfolge, die 1981 mit der Einführung eines noch nie dagewesenen<br />
Schweißgeräts in einem Meilenstein gipfeln. „Wir sind uns<br />
allerdings mehr und mehr wie Stromräuber vorgekommen“,<br />
erinnert sich Geschäftsführerin Elisabeth Engelbrechtsmüller-<br />
Strauß (im Bild oben). „Man muss sich vorstellen, dass die<br />
Schweißtechnik zur damaligen Zeit Unmengen an Energie<br />
benötigt hat. Wir wollten einen Teil dieses Stroms wieder<br />
‚zurückliefern‘ und haben erste Versuche mit Photovoltaik-<br />
Modulen gestartet. Es war die Geburtsstunde der Business Unit<br />
Solar Energy.“<br />
30 Jahre später scheint kein Weg mehr an der grünen<br />
Stromerzeugung mittels Sonnenenergie vorbeizuführen. Der jetzige<br />
Erfolg war aber lange Zeit nicht absehbar, wie Engel -<br />
brechtsmüller-Strauß weiter ausführt: „Wir sind in der Anfangs -<br />
phase häufig als die grünen Spinner dargestellt worden und hatten<br />
große Schwierigkeiten unsere Geräte am Markt unterzubringen.<br />
Man muss sich vorstellen, dass wir damals pro Woche nur<br />
rund ein bis zwei Wechselrichter gefertigt haben.“ Foto: Fronius ><<br />
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