Ggbg Heft 03_2022_Herbst
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ganze Zillertal an, soweit es zur Diözese<br />
Brixen gehörte, nämlich Fügen, Strass,<br />
Schlitters, Hippach, Uderns, Ried und<br />
Tux, während mit seinem Amtsbruder<br />
von Zell am Ziller außer den Zellern<br />
selber nur noch Hart und Stumm zur<br />
Kirche des hl. Georg wallten. Münster<br />
brachte auch Wiesing, Eben und Jenbach<br />
mit; aus dem Stubaital kam Telfes<br />
mit Fulpmes, Mieders und Neustift;<br />
der Kreuzgang von Axams umfasste<br />
noch Oberperfuss, Kematen, Götzens,<br />
Zirl und Reith bei Seefeld; mit denen<br />
von Matrei am Brenner erschienen die<br />
Trinser, mit den Kirchbichlern die von<br />
Wörgl, Itter, Schwoich und Häring;<br />
mit Kolsass schlossen sich Volders,<br />
Wattens, Weer, Weerberg und Pill zu<br />
gemeinsamer Wallfahrt zusammen; zu<br />
den Leuten von Brixen im Thale gesellten<br />
sich die Hopfgartner, Westendorfer<br />
und Kirchberger, und ihnen dürften<br />
sich später wohl auch die St. Johanner<br />
angeschlossen haben; Mils und Baumkirchen<br />
(einschließlich Fritzens und<br />
Gnadenwald) gingen miteinander, und<br />
wiederum Thaur, Rum und Arzl, während<br />
Hall, Absam, Ampass, Kitzbühel<br />
und Kirchdorf Alleingänger gewesen zu<br />
sein scheinen; der Pfarrer von Reith bei<br />
Brixlegg nahm auch Kundl, Bruck i. Z.,<br />
Alpbach und Radfeld mit.<br />
Das Programm eines solchen Kreuzgangs<br />
war bis ins kleinste Detail geregelt.<br />
Die Pilgerzüge aus der Umgebung<br />
kamen in der Früh zum Amt und gingen<br />
am selben Tag wieder heim; so vor<br />
allem Vomp, aber auch Münster, Kolsass<br />
und Mils, jeweils mit den Gläubigen aus<br />
jenen damals zur Urpfarre gehörigen<br />
Dörfern, die jetzt längst selbständige<br />
Pfarreien sind. Ja, sogar die Achentaler<br />
trafen am Morgen auf St. Georgenberg<br />
ein. Alle anderen kamen am Abend zur<br />
Vesper. Wenngleich das Bergkloster<br />
früher bedeutend größer war als heute,<br />
so mag es doch manchmal nicht leicht<br />
gefallen sein, die Wallfahrer für die<br />
Nacht unterzubringen; und sie durften<br />
keine großen Ansprüche stellen; aber<br />
die Leute waren ja zu jener Zeit im Allgemeinen<br />
viel genügsamer. Ein Bett im<br />
Gästehaus des Klosters bekamen nur<br />
die Geistlichen, die Kirchpröpste oder<br />
Kirchmaier, die Mesner und vielleicht<br />
sonst noch der eine und andere. Die übrigen<br />
mussten sich wohl mit einem einfachen<br />
Lager auf Heu oder Stroh begnügen,<br />
und das wahrscheinlich meist nicht<br />
im Kloster selber, sondern auf einem<br />
der benachbarten Berghöfe. Aus zeitgenössischen<br />
Aufschreibungen ist uns beispielsweise<br />
bekannt, dass die Pilger aus<br />
Söll, Ellmau, Scheffau und Wildschönau<br />
auf dem Hof „Heuberg“ übernachteten<br />
und erst am frühen Morgen ins Kloster<br />
kamen. Sicher haben die Heuberger dafür<br />
eine Vergütung vom Kloster bekommen;<br />
es ist ja auch von „Durach“ und<br />
„Roßweid“ aufgeschrieben, dass man<br />
ihnen den Zehent nachgelassen hat, „die<br />
weil die Kreuz darüber her gangen sein,<br />
das ihnen beschwerlich gewest“. „Beschwerlich“<br />
dürften hauptsächlich die<br />
Pferde der Pilger gewesen sein; denn die<br />
aus weiter entfernten Pfarreien kamen<br />
zum Teil, vielleicht aus mancher Pfarrei<br />
sogar alle, zu Pferd; die Tiere hat<br />
man dann wohl über Nacht auf freiem<br />
Feld gelassen, und man kann sich leicht<br />
denken, dass diese Felder dann keinen<br />
großen Ertrag mehr abwarfen. Um 1555<br />
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