ANGESAGT - Gemeindebrief Nr. 196
ANGESAGT - Gemeindebrief Nr. 196 für August, September und Oktober 2022
ANGESAGT - Gemeindebrief Nr. 196 für August, September und Oktober 2022
- Keine Tags gefunden...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Vorwort<br />
Begegnungen<br />
In der Kinderkirche singen wir oft das Kindermutmachlied:<br />
Kindermutmachlied<br />
Wenn einer sagt: „Ich mag dich du, ich find' dich ehrlich gut“<br />
Dann krieg' ich eine Gänsehaut und auch ein bisschen Mut<br />
Wenn einer sagt: „Ich brauch dich du, ich schaff es nicht allein"<br />
Dann kribbelt es in meinem Bauch, ich fühl' mich nicht mehr klein<br />
Wenn einer sagt: „Komm geh mit mir, zusammen sind wir was“<br />
Dann werd' ich rot, weil ich mich freu`, dann macht das Leben Spaß<br />
Gott sagt zu dir: „Ich hab` dich lieb und wär' so gern dein Freund<br />
Und das, was du allein nicht schaffst, das schaffen wir vereint“<br />
Ich habe so den Verdacht, dass das, was den Kindern<br />
hier Mut machen soll, auch den Erwachsenen<br />
zuweilen guttut. Wenn jemand da ist, der<br />
oder die meine Nähe mag, etwas mit mir unternehmen<br />
will, meine Hilfe schätzt, meine Freundin<br />
sein will. Diese positiven, erwünschten Begegnungen,<br />
die mich stärken, mir Mut machen,<br />
mich erfreuen, die wichtig sind, um zu leben.<br />
Der Priester Wilhelm Wilms schrieb einmal:<br />
„Wussten Sie schon, dass die Nähe eines Menschen<br />
gesund machen, krank machen, tot und<br />
lebendig machen kann?“<br />
Während ich diese Zeilen schreibe, befinde ich<br />
mich gerade in Corona-Quarantäne. Begegnungen<br />
können gerade in diesen Tagen eben auch<br />
sehr negative Folgen haben. Trotzdem geht es<br />
ohne menschliche Begegnungen nicht.<br />
Aber natürlich sind in so einer Quarantäne die<br />
menschlichen Begegnungen rar gesät. Ich treffe<br />
meinen Sohn, wenn er morgens jetzt regelmäßig<br />
mit dem Hund gehen muss, begegne meinem<br />
Mann in der Küche beim Tee kochen, aber das<br />
war’s dann so im Groben mit menschlichen Begegnungen.<br />
Philine Pawlas<br />
Das Telefon bleibt natürlich.<br />
Aber Begegnungen,<br />
habe ich so das Gefühl,<br />
müssen auch eine reale,<br />
physische Komponente haben.<br />
Wenn ich also nicht den ganzen Tag Trash-TV<br />
gucken will, gehe ich in mein Arbeitszimmer<br />
und räume auf. Was mir da alles begegnet! Papiere,<br />
Akten, Karten, Bastelmaterialien, ein<br />
Korb mit noch nicht ausgepackten Kinderkirchenutensilien.<br />
Das Angebot ist vielfältig. Jedes<br />
einzelne Papier lädt noch einmal ein, genauer<br />
darüber nachzudenken, auch sich zu sperren,<br />
jetzt den Locher zu suchen und den richtigen<br />
Ordner, um dieses Papier an seinen Ort zu bringen.<br />
Schließlich warten noch ganz viele andere<br />
Papiere darauf, dass ich ihn begegne und ihnen<br />
ihren richtigen Platz zuweise. Ich finde auch<br />
noch eine Pralinenschachtel von Weihnachten,<br />
wollte ich eigentlich verschenken; ich glaube die<br />
schmecken jetzt nicht mehr. Und dann immer<br />
wieder die Erfahrung, dass Aufräumen sich so<br />
verhält wie ein homöopathische Krankheitsverlauf:<br />
Erst wird alles noch viel schlimmer, bevor<br />
die Heilung einsetzt.<br />
Und wenn Sie sich fragen, was bei dieser Erfahrung<br />
die christliche Komponente ist, die man ja<br />
erwarten könnte, wenn man einen kirchlichen<br />
2