ALfA e.V. Magazin - LebensForum / 143 / 3/2022
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ESSAY<br />
NOEL POWELL/STOCK.ADOBE.COM<br />
»Recht auf<br />
Abtreibung«?<br />
Die Tötung eines Menschen im Mutterleib ist keine private, sondern eine ganz und gar öffentliche<br />
Angelegenheit. Denn wer meint, entscheiden zu dürfen, ob ein anderer weiterleben darf,<br />
bestreitet die Unverfügbarkeit des Lebens von Menschen durch ihresgleichen und erklärt<br />
damit zugleich auch das Leben aller anderen de facto für antastbar.<br />
Von Stefan Rehder<br />
Manchmal ist es ratsam, sich<br />
einfach mal zurückzulehnen.<br />
Das entspannt nicht nur,<br />
es schafft auch Distanz. Distanz führt,<br />
schon rein physisch, zu einer Erweiterung<br />
des Sichtfeldes und ermöglicht es<br />
so, Beobachtbares aus einer erweiterten<br />
Perspektive zu betrachten. Nirgendwo<br />
ist ein solches Zurücklehnen derart angebracht<br />
wie dort, wo diametral entgegengesetzte<br />
Überzeugungen unversöhnlich<br />
aufeinanderprallen. Und nirgendwo<br />
scheint dies gegenwärtig so ratsam<br />
wie dort, wo es um die Frage geht, ob es<br />
ein »Recht auf Abtreibung« gibt. Dass<br />
es ein solches gebe, wird nicht nur von<br />
einer Mehrheit des Europäischen Parlaments<br />
behauptet. In den USA sucht<br />
Präsident Joe Biden nach Möglichkeiten,<br />
ein solches Recht in einem Bundesgesetz<br />
zu verankern. Und Frankreichs<br />
Präsident, Emmanuel Macron, will es<br />
gar in die Verfassung der »Grand Nation«<br />
aufnehmen lassen.<br />
Ein Recht auf etwas zu haben, meint,<br />
einen berechtigten Anspruch auf ein Gut<br />
oder eine Leistung zu besitzen. Dabei<br />
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