Gemeindebrief Oktober 2022
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Gemeindebrief 2/2022 Impuls 9
Foto: Klaus Hiller
Foto: Klaus Hiller
Dr. Matthias Kreplin und Helmut Landkammer
keiten eskalierten sogar so weit, dass es 1653
zu einer handfesten Prügelei kam, in der der
evangelische Pfarrer den katholischen Pfarrer
mit einer Flinte erschoss. „Um Gottes Willen,
was für eine Katastrophe“ – so möchte man
heute noch, mehr als 350 Jahre später ausrufen.
Mehr dazu ist sicher im Theaterstück am
kommenden Samstag zu erfahren.
Frühere Generation wussten offenbar keine andere
Lösung für diesen Streit, als dass eine eigene
katholische Kirche gebaut wurde und die
Konfessionen damit getrennte Wege gingen.
Und so gab es auch ein katholisches Gasthaus
und ein evangelisches Gasthaus. Befriedung
durch Trennung. durch Auseinandergehen,
durch Distanz-Schaffen. So ähnlich, wie in der
Geschichte von Jakob, die wir vorhin in der Lesung
gehört haben. Jakob ist nämlich auf der
Flucht vor seinem Bruder Esau, den er betrogen
hat. Er kann es nicht mehr in seiner Nähe
aushalten – er muss sich trennen von seinem
Bruder und in die Fremde ziehen. Und doch
zeigt ihm der Traum von der Himmelsleiter,
dass er an diesen Ort wieder zurückkommen
soll. Dass also seine große Lebensaufgabe die
Versöhnung mit seinem Bruder ist. Lesen Sie
im ersten Buch Mose nach: Es ist spannend,
wie diese Versöhnung dann am Ende gelingt.
Pfarrer Klaus Vogel
Heute nun verbindet die beiden Kirchtürme
eine Slackline und Friedi Kühne wird von einem
Kirchturm zum andern gehen – ich hoffe, das
Wetter wird es zulassen. Wo man einst meinte,
getrennte Wege gehen zu müssen, wird
heute eine Verbindungsleine geschaffen. Wo
man einst sich unversöhnlich voneinander abwandte,
sind schon seit Jahrzehnten Gemeinsamkeit
und Miteinander gewachsen. Und wer
weiß: Vielleicht wird es im kommenden Winter,
wenn das Heizen zweier Kirchen einfach zu
teuer wird, auch dazu kommen, dass man nur
noch eine Kirche heizt und beide Gemeinden
ihren Gottesdienst in einer Kirche feiern und
so – wenn auch nur für Wochen – wieder eine
Simultankirche entsteht. So ein Vorschlag, den
wir von Kirchenleitungsseite den Gemeinden
machen. Aber auf jeden Fall gilt: Die zwei Kirchtürme
sind heute nicht mehr ein Zeichen der
Feindschaft, der Abwendung voneinander, der
Trennung, sondern der versöhnten Verschiedenheit,
der Gemeinschaft mit wechselseitigem
Respekt, der Verbundenheit auch über
Unterschiede hinweg. In unserer Gesellschaft,
in der Unterschiede immer stärker hervortreten,
in der Menschen verschiedener Herkunft
und Hautfarbe, verschiedener Religion und Lebensstile
zu einem Miteinander finden müssen,
brauchen wir solche Zeichen der versöhnten