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fng Merkheft 2023 print

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Philipp Hirt-Reger<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

sind Bio-Lebensmittel gesünder als konventionell<br />

erzeugte Produkte? Die Antwort lautet Ja! Dafür gibt<br />

es klare Argumente, die auch Skeptiker überzeugen<br />

sollten: Bio-Lebensmittel enthalten weniger Nitrat,<br />

mehr Nährstoffe, sind geeigneter für Menschen, die<br />

an Allergien leiden, zugleich frei von künstlichen Zusätzen<br />

aller Art. Und last but not least: Sie schmecken<br />

besser!<br />

Immer mehr Konsumenten machen gute Erfahrungen<br />

mit ökologisch hergestellten Produkten, und<br />

weil bei uns immer mehr Menschen wirtschaftlich bessergestellt<br />

sind, geben sie für eine gesündere Ernährung<br />

auch gern etwas mehr Geld aus. So verwundert<br />

es nicht, dass um Bio-Lebensmittel ein echter Boom<br />

entstanden ist.<br />

2016 – aus jenem Jahr stammen die aktuellsten<br />

Zahlen – schnellte der Bio-Umsatz in Deutschland um<br />

satte zehn Prozent auf insgesamt 9,46 Milliarden Euro<br />

empor. Überdurchschnittlich gut schnitt dabei der<br />

klassische Lebensmittelhandel ab. Sein Umsatz kletterte<br />

um 14,6 Prozent auf 5,45 Milliarden Euro. Damit<br />

ist der Anteil des LEH am Bio-Markt auf mittlerweile 58<br />

Prozent gestiegen.<br />

Bei einem derartig stark wachsenden Bedarf an<br />

Bio-Artikeln in der Bevölkerung liegt es auf der Hand,<br />

dass immer mehr Bauern ihre Betriebe auf Bio umstellen.<br />

2016 waren es im Durchschnitt fünf Höfe pro<br />

Tag. Nach neuesten Schätzungen legte die heimische<br />

Öko-Fläche um mehr als 96.000 Hektar auf fast 1,2<br />

Millionen Hektar zu, ein Anstieg von fast neun Prozent.<br />

Fast jeder zehnte Hof in Deutschland wird also<br />

schon ökologisch bewirtschaftet. Zu der positiven<br />

Bio-Entwicklung haben ganz wesentlich verbesserte<br />

Rahmenbedingungen besonders auf Ebene der Bundesländer<br />

beigetragen. Dieser politische Rückhalt hat<br />

mehr Bauern veranlasst, ihre Betriebe bio-gerecht umzuwandeln.<br />

Dennoch bleibt auf dem weiten Feld der Bio-Produkte<br />

noch viel Luft nach oben. Denn insgesamt machen<br />

die Öko-Produkte erst 4,8 Prozent des gesamten<br />

Lebensmittelumsatzes in Deutschland aus. Die neuesten<br />

Zahlen zeigen aber auch, dass der deutsche Bio-<br />

Markt weiterhin großes Potenzial für heimische Erzeuger<br />

bietet. Denn die Nachfrage wächst nach wie vor<br />

dynamisch.<br />

Dies verdeutlicht einmal mehr die Biofach, die<br />

Weltleitmesse für Bio-Produkte. Mit fast 3.000 Ausstellern<br />

ist die gesamte internationale Branche mit<br />

hunderten von innovativen Kreationen in Nürnberg<br />

präsent. Wieder einmal ein Event der Superlative! Die<br />

Fachbesucher finden auf der Messe ein einzigartiges<br />

Angebot aus Produktpräsentationen, Verkostungen,<br />

Workshops und vielfältigen Networking-Möglichkeiten<br />

sowie beste Gelegenheiten für den einen oder<br />

anderen Gedankenaustausch, sozusagen zwischen Experte<br />

und Experte. Einen kleinen Rundgang durch die<br />

Produktvielfalt der Bio-Welt finden Sie in dieser <strong>fng</strong>-<br />

Depesche.<br />

Bleibt mir nur noch, Ihnen interessante, erfolgreiche<br />

und kommunikationsreiche Stunden auf der<br />

Biofach 2018 zu wünschen!<br />

Ihr<br />

Liebe Leserinnen,<br />

liebe Leser,<br />

die Aufklärungsaktionen der Zigarettenindustrie über die<br />

gesundheitlichen Risiken des Rauchens, die konsequente<br />

Einhaltung Ausgewogene des Bio- Jugendschutzes & Vegankost beim Verkauf von<br />

Tabakprodukten, die Warnhinweise auf den Packungen<br />

und nicht zuletzt die drastischen Steuererhöhungen und<br />

die damit gekoppelte Verteuerung von Zigaretten und<br />

anderen Warenkategorien rund um den blauen Dunst<br />

haben ohne Frage eines bewirkt: Die Zahl der Raucher<br />

ist bei uns seit 2003 deutlich zurückgegangen, bei den<br />

Erwachsenen um 30 Prozent, bei Jugendlichen sogar<br />

um zwei Drittel.<br />

<strong>fng</strong>: Noch vor gar nicht vielen Jahren waren Bio-<br />

Erzeugnisse Nischenprodukte. Heute finden sich Öko-<br />

Lebensmittel in jedem Supermarkt, weil sie unter den<br />

Konsumenten immer stärker gefragt sind. Welchen Anteil<br />

an diesem Trend zu Bio hat die Politik der Grünen?<br />

Robert Habeck: Bündnis 90/Die Grünen kämpft<br />

seit Jahrzehnten genau für diesen Trend, mit einer Politik<br />

der Aufklärung und Forderungen nach einer tier- und<br />

umweltverträglichen Landwirtschaft. Wie Wind- und<br />

Sonnenenergie für die Energiewende steht der Ökolandbau<br />

für die Agrarwende, die wir Grünen fordern.<br />

Dass Konsumentinnen und Konsumenten heute ihre<br />

Kaufentscheidungen und deren Auswirkungen mehr<br />

hinterfragen als noch vor einigen Jahren, werte ich auch<br />

als Erfolg dieser grünen Politik.<br />

Ein Meilenstein zur Stärkung des Verbrauchervertrauens<br />

und der Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln war<br />

die Einführung des deutschen Bio-Siegels durch Renate<br />

Künast (Ehemalige Bundesministerin für Verbraucherschutz<br />

unter Kanzler Gerhard Schröder, d. Red.). Das<br />

war im Jahr 2001, also vor fast 17 Jahren! Seitdem steht<br />

das Siegel, das mehr als 90 Prozent der Verbraucherinnen<br />

und Verbraucher kennen, für Zuverlässigkeit und<br />

Qualität.<br />

Ich sehe aber mittlerweile einen parteiübergreifenden<br />

Konsens, die ökologische Landwirtschaft zu fördern.<br />

Das passiert in allen Bundesländern weitgehend<br />

unabhängig von der jeweiligen Parteienzusammensetzung<br />

der Regierungen.<br />

<strong>fng</strong>: Bei vielen Produkten gibt es kaum mehr größere<br />

Preisunterschiede zwischen konventionell und biologisch<br />

erzeugter Ware. Lohnt es sich für die Bauern da,<br />

Feinste Kochkunst seit 1880<br />

überhaupt noch auf ökologischen Landbau umzustellen?<br />

Robert Habeck: In den Geschäften finde ich durchaus<br />

beträchtliche Preisunterschiede bei Lebensmitteln,<br />

bei konventionellen und auch bei Bio-Produkten.<br />

Dabei kann der Preis einer Bio-Möhre auch einmal unter<br />

dem einer konventionellen Möhre liegen. Interessant ist,<br />

dass es offensichtlich für all diese Warensegmente Käufer<br />

gibt. Auch solche, die bereit sind, deutlich höhere Preise zu<br />

zahlen, wenn der Mehrwert transparent gemacht wird.<br />

Wichtig ist mir, dass es keinen Preisverfall zu Lasten<br />

der Landwirte geben darf. Derzeit finden die Landwirte<br />

in allen Produktionsbereichen grundsätzlich eine gute<br />

Marktsituation für Bio-Produkte vor. Auch zeigt sich,<br />

dass die Preisschwankungen sehr viel geringer ausfallen<br />

als auf dem konventionellen Markt. Das hat sicherlich<br />

auch damit zu tun, dass im Bio-Bereich oft langfristigere<br />

Lieferverträge abgeschlossen werden.<br />

Meine Antwort ist also: Ja, die Umstellung auf<br />

Ökolandbau lohnt sich. Allerdings muss jeder Landwirt<br />

diese Frage individuell für seinen Betrieb beantworten.<br />

Die erforderlichen Betriebsstrukturen, die Produktionsverfahren<br />

und die Absatzwege unterscheiden<br />

sich zwischen ökologisch und konventionell teilweise<br />

erheblich. Jede Betriebsleiterin und jeder Betriebsleiter<br />

muss für sich prüfen, ob eine Umstellung für den<br />

eigenen Betrieb sinnvoll ist und sich rechnet. Die Umstellung<br />

sollte aber nicht nur durch die aktuelle Förderpolitik<br />

begründet werden. Die Entscheidung für den<br />

Ökolandbau ist mehr als pure Ökonomie. Es ist eine<br />

Grundsatzentscheidung und erfordert eine völlig andere<br />

Denkweise.<br />

<strong>fng</strong>: In Deutschland liegt die ökologisch genutzte<br />

Agrarfläche bei durchschnittlich sieben Prozent. In<br />

Convinience meets BIO<br />

Dr. Robert Habeck ist stellvertretender Ministerpräsident<br />

und Minister für Energiewende, Landwirtschaft,<br />

Umwelt, Natur und Digitalisierung des Landes Schleswig-Holstein.<br />

Seit dem 28. Januar 2018 ist der 48jährige<br />

zugleich Vorsitzender der Partei Bündnis 90/Die<br />

Grünen. Habeck hat Germanistik, Philosophie sowie<br />

Philologie studiert. Im Jahr 2000 wurde er Doktor der<br />

Philosophie zum Themenbereich literarischer Ästhetizität.<br />

Habeck ist mit der Schriftstellerin Andra Paluch<br />

verheiratet, mit der er gemeinsam Kinderbücher und<br />

Romane veröffentlichte.<br />

Schleswig-Holstein sind es nur fünf Prozent. Warum diese<br />

Differenz?<br />

Robert Habeck: In Schleswig-Holstein gab es über<br />

lange Zeit keine politische Unterstützung für die ökologische<br />

Landwirtschaft. Das habe ich als Minister ab<br />

dem Jahr 2012 geändert, und es hat zu einem enormen<br />

Wachstumsschub geführt. Die Ökolandbaufläche ist seit<br />

2011 von 3,5 auf über 5 Prozent gewachsen. Das ist<br />

doch schon mal was.<br />

<strong>fng</strong>: Wie wichtig ist die Bio Fach in Nürnberg für die<br />

vielen hundert Öko-Betriebe in Ihrem Bundesland?<br />

Robert Habeck: Die Biofach in Nürnberg ist als<br />

weltweit mit Abstand größte Fachmesse für Öko-Erzeugnisse<br />

eine herausragende internationale Kommunikationsplattform<br />

und Katalysator für die gesamte Bio-<br />

Branche und damit natürlich auch für die Unternehmen<br />

in Schleswig-Holstein. Mich beeindruckt, dass sich hier<br />

mit den fast 3.000 Austellern fast doppelt so viele Aussteller<br />

präsentieren wie zur Grünen Woche.<br />

Fortsetzung auf Seite 2<br />

Dennoch ist Deutschland nach wie vor eine Domäne<br />

der Tabakindustrie. Alle großen internationalen<br />

Konzerne sind auf dem deutschen Markt vertreten,<br />

PHILIP MORRIS ebenso wie Halle REEMTSMA 9 • Stand und 331C BRITISH<br />

www.rila.de<br />

AMERICAN TOBACCO. Sie allein beherrschen 80<br />

Prozent des Marktes. Auf Rang vier folgt JAPAN<br />

TOBACCO INTERNATIONAL.<br />

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<strong>fng</strong>-magazin: Der Markenmonitor<br />

Die Tabakindustrie in Deutschland hat 2017 einen<br />

für den Lebensmittelhandel<br />

Umsatz von 21,4 Milliarden Euro erwirtschaftet.<br />

Darin enthalten sind 12,3 Milliarden Euro aus der<br />

Tabaksteuer, die unsere Staatskasse bereichert haben.<br />

Weil der Absatz von klassischen Zigaretten<br />

<strong>fng</strong>_DEPESCHE_BIO_2018.indd 1 31.07.18 11:26<br />

zurückgeht, setzen die großen Unternehmen<br />

zunehmend auf das Geschäft mit E-Zigaretten, in<br />

denen Liquids, also Flüssigkeiten, verbrannt oder<br />

Tabakpatronen verdampft werden. Deutschland<br />

ist mittlerweile der weltweit viertgrößte Markt für<br />

sogenannte Rauchprodukte der nächsten Generation.<br />

Die neuen Varianten zu den herkömmlichen<br />

Tabakerzeugnissen haben hierzulande schon rund<br />

1,7 Millionen Anhänger gefunden. Für dieses Jahr<br />

wird ein Umsatz von rund 400 Millionen Euro<br />

erwartet. Ob sich diese Alternative allerdings auf<br />

lange Sicht durchsetzt, steht auf einem anderen<br />

Blatt. Viele Kenner der Branche glauben das nicht.<br />

Bleiben wir noch ein bisschen bei der Statistik.<br />

Etwa 10.000 Menschen sind hierzulande in den<br />

Tabakunternehmen tätig. Übers Jahr gesehen werden<br />

<strong>fng</strong>: Nach Jahren der Steuererhöhungen auf Tabakprodukte<br />

und anderen Restriktionen – wie ist die Tabakindustrie sion zur Bekämpfung des Schmuggels eingesetzt werden. nisgesetz verboten ist, sehen wir keinen gesetzgeberischen<br />

und Feinschnitt, soll ja nach Vorstellungen der eU-kommische<br />

richtet, aus guten Gründen schon längst im tabakerzeug-<br />

allein in Deutschland 182 Milliarden Zigaretten<br />

industriell hergestellt, 20.000 Zigaretten in jeder<br />

Minute. An die Frau oder an den Mann gebracht in Deutschland gegenwärtig aufgestellt?<br />

Dabei ist heute schon klar, dass dieses Ziel nicht mit Track & Handlungsbedarf. es droht hier ein ordnungspolitischer<br />

wird die Vielzahl der Tabakkreationen in etwa 95.000<br />

Trace erreicht werden kann, denn dieses System erfasst nur dammbruch, der über kurz oder lang auch andere Genussmittel,<br />

deren konsum mit gesundheitlichen Gefahren Verkaufsstellen. Dazu gehören rund 8.000 Fachhändler, Jan Mücke: Wir haben im letzten Jahr einen Jahresum-<br />

alle Beteiligten in der legalen Lieferkette. die illegalen Ziga-<br />

einher-<br />

Asiatisch<br />

& biologisch<br />

kost, Käse und Tabak bieten dem Leser mit<br />

jeder Ausgabe eine Fülle von Leseanstößen.<br />

digital: <strong>fng</strong>-Shuttle<br />

Unsere Hauptausgaben werden seit<br />

einigen Jahren mit Erfolg von Themenheften<br />

begleitet. 2019 startete erstmalig zum<br />

3. Oktober das Themenheft Deutschland<br />

is(s)t erstklassig. Und: Um der Bedeutung<br />

einer High-End-Marke im LEH, SHOP und<br />

GASTRONOMIE gerecht zu werden, haben<br />

wir das FNG GENUSS ATELIER. Fordern Sie<br />

bitte von allen Publikationen kostenlose<br />

Prüfstücke in Print und Digital an.<br />

Beste Grüße<br />

Philipp Hirt-Reger, Chefredakteur<br />

Depeschen zu Veranstaltungen<br />

GenussAtelier<br />

SONDERAUSGABE 1/18 EURO 1,00 CHF 1,10 ISSN 0949-3581 KZ14137 DR. HARNISCH<br />

DEPESCHE<br />

FOOD • NONFOOD • GETRÄNKE • TOBACCO<br />

Der Bio-<br />

Umsatz in<br />

Deutschland<br />

wächst<br />

zweistellig<br />

Dr. Robert Habeck:<br />

„Ich sehe einen<br />

parteiübergreifenden<br />

Konsens, die ökologische<br />

Landwirtschaft<br />

zu fördern...“<br />

Ein Interview mit dem neuen Vorsitzenden der Partei Bündnis 90/DieGrünen,<br />

Dr. Robert Habeck<br />

food • NoNfood • GeträNke • toBACCo<br />

„Wichtig ist mir, dass es keinen Preisverfall<br />

zu Lasten der Landwirte geben darf“<br />

Besuchen Sie unseren Stand<br />

in Halle Vorwort<br />

9, Stand 664<br />

Deutschland ist eine<br />

Domäne<br />

der internationalen<br />

Tabakindustrie<br />

Philipp Hirt-Reger<br />

DER LEH - MARKENMONITOR<br />

Dr. Robert Habeck, Photo: © Frank Peter<br />

Zur Person:<br />

Unsere Vielfalt der Bio-Kulinarik!<br />

14. Februar<br />

SoNderAuSGABe 3-19 euro 1,00 CHf 1,10 ISSN 0949-3581 ZkZ14137 dr. HArNISCH<br />

dePeSCHe<br />

„Alles deutet darauf hin, dass der Bio-Markt<br />

weiter wächst“<br />

Der LeH - MarkenMonitor<br />

Jan Mücke<br />

InterTabac<br />

20. September 2019<br />

Jan Mücke: „Wir stehen für die 1<br />

Souveränität der Verbraucherinnen<br />

und Verbraucher. Niemand wird<br />

durch Außenwerbung zum Rauchen<br />

www.<strong>fng</strong>-magazin.de<br />

Mit dem Geschäftsführer des Deutschen Tabakverbandes sprach Philipp Hirt-Reger<br />

verführt!“<br />

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