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REMINDER-AUSGABE WIR ONLINE MAGAZIN 26. OKTOBER

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<strong>WIR</strong> <strong>ONLINE</strong> <strong>MAGAZIN</strong> | <strong>WIR</strong> aktuell<br />

Leben auf Pump<br />

Ob der einfache Überziehungskredit,<br />

das Baudarlehen, die<br />

Raten beim Waschmaschinenkauf<br />

oder das Zahlen mit Kreditkarte<br />

. sich Geld ausleihen<br />

gehört zum täglichen Leben.<br />

Und da es diese Kredite nicht<br />

umsonst gibt, kann Geldverleihen<br />

in der Regel auch richtig<br />

reich machen.<br />

Kredite sind so alt wie die Menschheit.<br />

Schon bei den Sumerern im 4.<br />

Jahrtausend v. Chr. war es üblich, für<br />

1 Scheffel geliehenes Saatgut mindestens<br />

1 1/4 Scheffel der anschließßenden<br />

Ernte zurückzuzahlen; in Notzeiten<br />

verlangte man natürlich<br />

wesentlich mehr.<br />

Im 4. Jahrhundert verbat die christliche<br />

Kirche den Gläubigen, Zinsen zu<br />

verlangen oder zu zahlen; derartige<br />

Geldgeschäfte wurden zur Sünde<br />

erklärt. Karl der Große übernahm das<br />

Verbot im 9. Jahrhundert in weltliches<br />

Recht. Juden blieb es jedoch erlaubt,<br />

Geld zu verleihen, wenngleich nur an<br />

Nicht-Juden. Trotz des Zinsverbots<br />

wurde die christliche Kirche aber<br />

größte Darlehensnehmerin. Sie<br />

sicherte die Kredite durch Schuldurkunden<br />

auf Grundbesitz ab; wie<br />

viel Zinsen sie damals für ausgeliehenes<br />

Geld bezahlte, ist schwer zu<br />

rekonstruieren, da Zinszahlungen<br />

wohlweislich nicht ausgewiesen wurden.<br />

Andere Quellen belegen jedoch,<br />

dass Zinsen im Mittelalter meist recht<br />

hoch waren: Von einem Nürnberger<br />

Händler Anfang des 14. Jahrhunderts<br />

weiß man, dass er über jüdische Mittelsmänner<br />

Kredite mit Zinssätzen bis<br />

zu 220 Prozent vergab. Das Risiko des<br />

Händlers war allerdings auch hoch:<br />

Mit Ausnahme der deutschen Städte<br />

waren die Kreditnehmer . Fürsten,<br />

Könige, Kaufleute . keine sehr verlässlichen<br />

Rückzahler.<br />

Der Bedarf an fremdem Kapital war<br />

im Mittelalter jedoch noch vergleichsweise<br />

gering. Mit dem Aufschwung<br />

im Fernhandel seit der Entdeckung<br />

Amerikas und mit dem Aufstieg der<br />

Städte zu Machtzentren änderte sich<br />

das. Es war das Zeitalter der Fugger,<br />

besonders das von Jakob Fugger<br />

(1459.1525), der die Augsburger Handelsfamilie<br />

zum reichsten und mächtigsten<br />

Unternehmen seiner Zeit<br />

machte. Jakob fungierte für vermögende<br />

Kirchenleute als diskreter<br />

Bankier und verlieh Geld an Fürsten,<br />

Könige und den Kaiser. Statt Schuldscheine<br />

ließ er sich sogenannte<br />

Kuxen ausstellen, das sind Anteilsscheine<br />

mit Gewinnanspruch . am<br />

Ende kontrollierte er auf diese Weise<br />

die gesamte Silbererzförderung in<br />

Europa. Seinen politischen Einfluss<br />

festigte er, indem er sich nicht nur auf<br />

seine Rolle als Kreditgeber der Herrscher<br />

verließ, sondern gleich auch<br />

noch die Gehälter von deren Beratern<br />

und Entscheidungsträgern zahlte.<br />

Ab dem 18. Jahrhundert und vor<br />

allem seit der Industrialisierung<br />

waren es dann jedoch keine derartigen<br />

Privatunternehmen mehr, die den<br />

Staat und die Wirtschaft finanzierten;<br />

es bildeten sich große Kapitalgesellschaften.<br />

Für die Bedürfnisse des<br />

"kleinen Mannes" entstanden derweil<br />

die Sparkassen; Geld lieh der sich<br />

jedoch nur im Notfall. Während in den<br />

USA bereits nach Ende des Zweiten<br />

Weltkriegs eine große Kreditfreudigkeit<br />

einsetzte, blieb das Geldausleihen<br />

bei uns noch lange verpönt.<br />

Heute bereitet das weniger Schwierigkeiten,<br />

und man gönnt sich gerne<br />

mal ein paar "vorfinanzierte" Freiheiten,<br />

die gar nicht notwendig sind.<br />

Dass man es dabei aber auch übertreiben<br />

kann . sei es als Kreditnehmer,<br />

als Kreditgeber oder Spekulant , zeigt<br />

die derzeitige Wirtschaftskrise.<br />

Parakenings/DEIKE<br />

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