SPEISEPLAN September/ Oktober 2010 - Studentenwerk Berlin
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444 MINUTEN* 444 MINUTEN<br />
Heute mit Diana Kersten<br />
Wohnheimverwalterin im <strong>Studentenwerk</strong> <strong>Berlin</strong><br />
Was für ein schöner Morgen, denke ich und radle durch den <strong>Berlin</strong>er<br />
Bezirk Lichtenberg. Genauer gesagt fahre ich durch den Stadtteil Herzberge,<br />
der im 19. Jahrhundert als Krankenhausgelände, damals noch<br />
weit vor den Toren der Stadt, angelegt wurde. Noch heute bestimmen<br />
hohe Bäume und Wiesen das Areal. Ruhig und rundum grün ist es<br />
hier. Kein Wunder, dass sich so viele Studierende hier wohlfühlen und<br />
in den Wohnheimen des <strong>Studentenwerk</strong>s <strong>Berlin</strong> ihr Quartier bezogen<br />
haben.<br />
Fern ab vom Großstadtgetümmel bin ich heute mit Diana Kersten, zuständig<br />
für das Wohnheim Allee der Kosmonauten, verabredet. Noch<br />
am Telefon bittet mich Frau Kersten, doch mit dem Fahrrad zu kommen.<br />
Aber warum?<br />
In der Wohnheimverwaltung angekommen, werde ich schon durch<br />
fröhliches Lachen begrüßt. Ein Hausmeister inmitten der Frauenschar<br />
hat gerade eine witzige Episode aus seinem Arbeitsalltag zum Besten<br />
gegeben. Herrlich, wenn ein Tag für die Verwalterinnen schon so fröhlich<br />
beginnt. Das lässt mich auf einen besonders guten Tag hoffen.<br />
Diana Kersten und ich haben uns bereits durch verschiedene Veranstaltungen<br />
im <strong>Studentenwerk</strong> kennengelernt. So finden wir schnell einen<br />
lockeren Einstieg in ein Gespräch über ihren Werdegang beim <strong>Studentenwerk</strong>.<br />
Die gebürtige <strong>Berlin</strong>erin verspürte nie den Drang, nach Beendigung der<br />
Schule ihre Heimatstadt zu verlassen. So absolvierte sie 1999 im <strong>Studentenwerk</strong><br />
<strong>Berlin</strong> ihre Ausbildung zur Bürokauffrau und ist seitdem<br />
18 444 Minuten<br />
Diana Kersten – freundlich zu den Studierenden und immer offen für neue Ideen<br />
geblieben. Sie mag besonders den Umgang mit der jungen Klientel,<br />
die Vielseitigkeit der täglichen Arbeit, aber auch die familiäre und entspannte<br />
Arbeitsatmosphäre. Ihre Stellung als Wohnheimverwalterin<br />
musste sie sich jedoch erst erarbeiten, da der Altersunterschied zu ihren<br />
Studentinnen und Studenten gering ist, denn einige sind ja kaum älter<br />
als sie selbst. Aber mit den Jahren hat sie ihre ganz eigenen Strategien<br />
entwickelt, sich Konflikten zu stellen. Freundlichkeit, Servicebereitschaft<br />
– aber auch Konsequenz sind die wichtigsten Merkmale für Diana<br />
Kersten als Dienstleisterin. Sie sieht aber ihr Alter auch als große Chance<br />
und als Potenzial, die Interessen, Wünsche, Nöte und Sorgen ihrer Studierenden<br />
gut zu verstehen.<br />
gungen wegen z. B. schlechter Zahlungsmoral von studentischen neuen<br />
Mietern befassen“, erklärt Diana Kersten.<br />
Bevor eine Neuvermietung vorgenommen werden kann, gilt es, dem<br />
Mieter mitzuteilen, was er tun muss, um seinem Nachmieter eine anständige<br />
und saubere Wohnung übergeben zu können. „Ich bin natürlich<br />
nicht immer dabei, das lässt die Büroarbeit auch nicht zu. Aber in<br />
manchen Fällen bittet mich der Hausmeister um Unterstützung.“<br />
Für heute hat Frau Kersten eine Wohnungsabnahme vereinbart, an der<br />
ich auch teilnehmen soll.<br />
Ein ständiges Kommen und Gehen<br />
Im Wohnheim gibt es möblierte Einzelzimmer und Doppelzimmer in<br />
dreier und zweier Wohngemeinschaften. Insgesamt umfasst das Wohnheim<br />
295 Wohneinheiten. „Allein im gesamten letzten Jahr hatte ich im<br />
Wohnheim Allee der Kosmonauten 265 Ein- und Auszüge. Da hatte auch<br />
der Hausmeister Herr Schellenberg alle Hände voll zu tun. Er ist die gute<br />
Seele für die Studierenden und hilft bei allen technischen Fragen“, so<br />
Diana Kersten.<br />
Wir sind mit dem Hausmeister in der Wohnung von Thomas verabredet,<br />
der sich für eine Weiterführung seines Studiums in einer anderen<br />
Stadt entschieden hat und der Liebe folgt. Drei Semester hat er hier<br />
gewohnt und sich sichtlich wohlgefühlt. Nun ist es für Diana Kersten an<br />
der Zeit, die Wohnung gründlich zu beäugen, bevor der nächste Mieter<br />
einziehen kann. Der Hausmeister und sie schauen sich das Zimmer<br />
gründlich an. Sie begutachten jede Ecke und werfen auch einen Blick<br />
hinter die Heizung, denn dort bleibt gern mal etwas liegen. Thomas<br />
hat sich große Mühe gemacht, denn das Zimmer ist gut gereinigt. Dann<br />
gehen wir ins Bad und auch dort ist alles in Ordnung.<br />
Aber die Küche wurde wohl schon länger vernachlässigt. Zu einer<br />
Endabnahme gehören nämlich nicht nur das angemietete Zimmer, sondern<br />
auch die Gemeinschaftsräume. Thomas ist sichtlich genervt und er<br />
sieht nicht ein, warum er hier allein klar Schiff machen solle. Schließlich<br />
wohnen drei Studierende in der Wohnung und es sei nicht mehr sein<br />
Dreck. Frau Kersten ergreift das Wort und versucht, Thomas die Sachlage<br />
zu erklären. „Die Küchen sollten eigentlich von allen Bewohnern<br />
gemeinsam gepflegt werden. Da haben Sie Recht. Doch leider sind Sie<br />
nun derjenige, der die Wohnung verlassen möchte und das gibt uns<br />
Anlass zur Kontrolle. Und ich bestehe auf Ordnung.“ Thomas sieht es<br />
schließlich ein und greift widerwillig zum Wischlappen.<br />
Nach circa einer Stunde schauen wir uns die Küche noch einmal an. Ja,<br />
nun sieht sie gut aus und die Wohnung kann abgenommen werden.<br />
Thomas kann unbesorgt zu seiner Freundin ziehen und der Weg für<br />
neue Mieter ist frei. Jetzt auch mit sauberer Küche.<br />
Jedes Anliegen erfordert besondere Beratung<br />
Diana Kerstens Büro befindet sich in der Wohnheimverwaltung Sewanstraße,<br />
20 Fahrradminuten vom Wohnheim Allee der Kosmonauten entfernt.<br />
Die Distanz bewältigt sie meist mit dem Fahrrad. Nun verstehe<br />
ich auch, warum ich mit dem Fahrrad kommen sollte …<br />
Nach einer kurzen Auswertung mit dem Hausmeister machen wir uns<br />
auf den Rückweg ins Büro. Auf Dianas Gepäckträger klemmt die Post,<br />
die sie dann gleich im Büro bearbeiten will. Wir müssen etwas kräftiger<br />
in die Pedalen treten, denn die Sprechstunde beginnt bereits in einer<br />
halben Stunde. Und erfahrungsgemäß warten schon immer einige Studierende<br />
vor Beginn.<br />
Ich muss schon sagen, es ist wirklich idyllisch in dieser Gegend. Auf einigen<br />
Wiesen blöken sogar die kleinen Lämmer. „So, noch kräftig durchatmen,<br />
bevor es gleich weitergeht“, sagt Diana Kersten.<br />
Vor dem Büro der Verwalterin wartet schon ein bekanntes Gesicht. Tina,<br />
Jurastudentin an der HU <strong>Berlin</strong>, beschwert sich zum wiederholten Male<br />
über ihre Mitbewohnerinnen, die ihr ständig zu laut sind. Sie ist aufgebracht<br />
und Diana Kersten gelingt es nur schwer, Tina zu beruhigen.<br />
Hier gibt es nur noch die große Lösung – der Umzug. In einem anderen<br />
Wohnheim ist gerade ein Zimmer frei geworden, das der Studentin<br />
angeboten werden kann. Tina fragt nach Details wie der Zimmergröße,<br />
dem Mietpreis und auch nach den Menschen, die eventuell ihre neuen<br />
Mitbewohnerinnen werden könnten. Offenbar konnte Frau Kersten<br />
sie überzeugen. So werden sich beide Frauen schnell einig, beide sind<br />
zufrieden.<br />
Als Nächstes tritt ein großer hagerer Mann in das Büro. Peter, ein Gaststudent<br />
aus Georgien, möchte, wie jeden Monat, die Miete in bar bezahlen.<br />
Ich staune, die Miete wird also nicht immer überwiesen? „ Es ist gar<br />
nicht so unüblich. Ich habe mehrere Studierende, die die Miete direkt<br />
bei mir bezahlen. Das kann verschiedene Gründe haben. Manche haben<br />
hier in Deutschland kein eigenes Konto oder können mit ihren Scheckkarten<br />
nur Geld abheben, aber keine Zahlungen tätigen“, so Kersten.<br />
Zwischendurch klingelt das Telefon und Frau Kersten hört angestrengt<br />
zu. Lars, ein schwedischer Erasmus-Student, fragt in gebrochenem<br />
Deutsch nach einem Wohnheimzimmer. Er hat sich auf der Homepage<br />
des <strong>Studentenwerk</strong>s <strong>Berlin</strong> über die Wohnheime informiert. Frau Kersten<br />
erklärt ihm, dass ihm als Erasmus-Student ein Wohnheimplatz<br />
garantiert ist. Er muss sich aber zunächst an die Universität bzw. den<br />
Deutschen Akademischen Austauschdienst wenden. Lars hat alles verstanden<br />
und wird gleich die zuständige Dame an der Hochschule (die<br />
Nummer hat er von Frau Kersten erhalten) anrufen.<br />
Auch noch einige Zeit nach Ende der Sprechzeit warten die Studierenden<br />
geduldig im Warteraum der Wohnheimverwaltung, um ein Gespräch<br />
mit der jeweiligen Verwalterin zu führen. „Zu Semesterbeginn<br />
haben wir immer ein höheres Beratungsaufkommen, es stehen mehr<br />
Ein- und Auszüge an. Da kommt der Feierabend später“, sagt Frau Kersten<br />
und lacht dabei. „Zum Glück habe ich es jetzt nicht mehr weit nach<br />
Hause. Genau vor einem Jahr hatte ich das Glück, eine Wohnung im<br />
Nachbarhaus zu bekommen. Das ist sehr angenehm.“<br />
[Ellen Krüger]<br />
*444 Minuten symbolisieren einen Arbeitstag im <strong>Studentenwerk</strong> <strong>Berlin</strong>.<br />
Dienstleistung ist auch schon das richtige Stichwort für mich. Bisher<br />
konnte ich mir nicht so konkret vorstellen, was eine Wohnheimverwalterin<br />
alles zu bewerkstelligen hat. Jedoch staune ich nicht schlecht,<br />
als Frau Kersten mir einen groben Überblick über ihr vielfältiges Aufgabengebiet<br />
gibt. „Zu meinen Arbeiten gehören Verwaltungs- und<br />
Vermietungstätigkeiten, Rechtsfall- und Forderungsbearbeitung sowie<br />
Buchungsvorgänge, die das Mietverhältnis betreffen. Ich kenne mein<br />
Wohnheim und sorge dafür, dass notwendige Instandhaltungen in den<br />
Wirtschaftsplan aufgenommen werden. Nicht zu vergessen ist der enge<br />
Kontakt zum Hausmeister und zur Studentischen Selbstverwaltung. Der<br />
Schwerpunkt meiner Arbeit liegt aber eindeutig in der Neuvermietung<br />
unserer Wohnheimplätze. Da die Hochschule für Technik und Wirtschaft<br />
<strong>Berlin</strong> zum Großteil in 2008 nach Oberschöneweide umgezogen ist,<br />
haben wir durch die fehlende Hochschulnähe eine größere Fluktuation.<br />
Leider muss ich mich aber auch mit Abmahnungen oder sogar Kündi- Diana Kersten im kollegialen Austausch mit Waltraud Kape. Die Mieterakten, etwas Bürokratie lässt sich nicht vermeiden.<br />
444 Minuten 19