26.12.2012 Aufrufe

SPEISEPLAN September/ Oktober 2010 - Studentenwerk Berlin

SPEISEPLAN September/ Oktober 2010 - Studentenwerk Berlin

SPEISEPLAN September/ Oktober 2010 - Studentenwerk Berlin

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

444 MINUTEN* 444 MINUTEN<br />

Heute mit Diana Kersten<br />

Wohnheimverwalterin im <strong>Studentenwerk</strong> <strong>Berlin</strong><br />

Was für ein schöner Morgen, denke ich und radle durch den <strong>Berlin</strong>er<br />

Bezirk Lichtenberg. Genauer gesagt fahre ich durch den Stadtteil Herzberge,<br />

der im 19. Jahrhundert als Krankenhausgelände, damals noch<br />

weit vor den Toren der Stadt, angelegt wurde. Noch heute bestimmen<br />

hohe Bäume und Wiesen das Areal. Ruhig und rundum grün ist es<br />

hier. Kein Wunder, dass sich so viele Studierende hier wohlfühlen und<br />

in den Wohnheimen des <strong>Studentenwerk</strong>s <strong>Berlin</strong> ihr Quartier bezogen<br />

haben.<br />

Fern ab vom Großstadtgetümmel bin ich heute mit Diana Kersten, zuständig<br />

für das Wohnheim Allee der Kosmonauten, verabredet. Noch<br />

am Telefon bittet mich Frau Kersten, doch mit dem Fahrrad zu kommen.<br />

Aber warum?<br />

In der Wohnheimverwaltung angekommen, werde ich schon durch<br />

fröhliches Lachen begrüßt. Ein Hausmeister inmitten der Frauenschar<br />

hat gerade eine witzige Episode aus seinem Arbeitsalltag zum Besten<br />

gegeben. Herrlich, wenn ein Tag für die Verwalterinnen schon so fröhlich<br />

beginnt. Das lässt mich auf einen besonders guten Tag hoffen.<br />

Diana Kersten und ich haben uns bereits durch verschiedene Veranstaltungen<br />

im <strong>Studentenwerk</strong> kennengelernt. So finden wir schnell einen<br />

lockeren Einstieg in ein Gespräch über ihren Werdegang beim <strong>Studentenwerk</strong>.<br />

Die gebürtige <strong>Berlin</strong>erin verspürte nie den Drang, nach Beendigung der<br />

Schule ihre Heimatstadt zu verlassen. So absolvierte sie 1999 im <strong>Studentenwerk</strong><br />

<strong>Berlin</strong> ihre Ausbildung zur Bürokauffrau und ist seitdem<br />

18 444 Minuten<br />

Diana Kersten – freundlich zu den Studierenden und immer offen für neue Ideen<br />

geblieben. Sie mag besonders den Umgang mit der jungen Klientel,<br />

die Vielseitigkeit der täglichen Arbeit, aber auch die familiäre und entspannte<br />

Arbeitsatmosphäre. Ihre Stellung als Wohnheimverwalterin<br />

musste sie sich jedoch erst erarbeiten, da der Altersunterschied zu ihren<br />

Studentinnen und Studenten gering ist, denn einige sind ja kaum älter<br />

als sie selbst. Aber mit den Jahren hat sie ihre ganz eigenen Strategien<br />

entwickelt, sich Konflikten zu stellen. Freundlichkeit, Servicebereitschaft<br />

– aber auch Konsequenz sind die wichtigsten Merkmale für Diana<br />

Kersten als Dienstleisterin. Sie sieht aber ihr Alter auch als große Chance<br />

und als Potenzial, die Interessen, Wünsche, Nöte und Sorgen ihrer Studierenden<br />

gut zu verstehen.<br />

gungen wegen z. B. schlechter Zahlungsmoral von studentischen neuen<br />

Mietern befassen“, erklärt Diana Kersten.<br />

Bevor eine Neuvermietung vorgenommen werden kann, gilt es, dem<br />

Mieter mitzuteilen, was er tun muss, um seinem Nachmieter eine anständige<br />

und saubere Wohnung übergeben zu können. „Ich bin natürlich<br />

nicht immer dabei, das lässt die Büroarbeit auch nicht zu. Aber in<br />

manchen Fällen bittet mich der Hausmeister um Unterstützung.“<br />

Für heute hat Frau Kersten eine Wohnungsabnahme vereinbart, an der<br />

ich auch teilnehmen soll.<br />

Ein ständiges Kommen und Gehen<br />

Im Wohnheim gibt es möblierte Einzelzimmer und Doppelzimmer in<br />

dreier und zweier Wohngemeinschaften. Insgesamt umfasst das Wohnheim<br />

295 Wohneinheiten. „Allein im gesamten letzten Jahr hatte ich im<br />

Wohnheim Allee der Kosmonauten 265 Ein- und Auszüge. Da hatte auch<br />

der Hausmeister Herr Schellenberg alle Hände voll zu tun. Er ist die gute<br />

Seele für die Studierenden und hilft bei allen technischen Fragen“, so<br />

Diana Kersten.<br />

Wir sind mit dem Hausmeister in der Wohnung von Thomas verabredet,<br />

der sich für eine Weiterführung seines Studiums in einer anderen<br />

Stadt entschieden hat und der Liebe folgt. Drei Semester hat er hier<br />

gewohnt und sich sichtlich wohlgefühlt. Nun ist es für Diana Kersten an<br />

der Zeit, die Wohnung gründlich zu beäugen, bevor der nächste Mieter<br />

einziehen kann. Der Hausmeister und sie schauen sich das Zimmer<br />

gründlich an. Sie begutachten jede Ecke und werfen auch einen Blick<br />

hinter die Heizung, denn dort bleibt gern mal etwas liegen. Thomas<br />

hat sich große Mühe gemacht, denn das Zimmer ist gut gereinigt. Dann<br />

gehen wir ins Bad und auch dort ist alles in Ordnung.<br />

Aber die Küche wurde wohl schon länger vernachlässigt. Zu einer<br />

Endabnahme gehören nämlich nicht nur das angemietete Zimmer, sondern<br />

auch die Gemeinschaftsräume. Thomas ist sichtlich genervt und er<br />

sieht nicht ein, warum er hier allein klar Schiff machen solle. Schließlich<br />

wohnen drei Studierende in der Wohnung und es sei nicht mehr sein<br />

Dreck. Frau Kersten ergreift das Wort und versucht, Thomas die Sachlage<br />

zu erklären. „Die Küchen sollten eigentlich von allen Bewohnern<br />

gemeinsam gepflegt werden. Da haben Sie Recht. Doch leider sind Sie<br />

nun derjenige, der die Wohnung verlassen möchte und das gibt uns<br />

Anlass zur Kontrolle. Und ich bestehe auf Ordnung.“ Thomas sieht es<br />

schließlich ein und greift widerwillig zum Wischlappen.<br />

Nach circa einer Stunde schauen wir uns die Küche noch einmal an. Ja,<br />

nun sieht sie gut aus und die Wohnung kann abgenommen werden.<br />

Thomas kann unbesorgt zu seiner Freundin ziehen und der Weg für<br />

neue Mieter ist frei. Jetzt auch mit sauberer Küche.<br />

Jedes Anliegen erfordert besondere Beratung<br />

Diana Kerstens Büro befindet sich in der Wohnheimverwaltung Sewanstraße,<br />

20 Fahrradminuten vom Wohnheim Allee der Kosmonauten entfernt.<br />

Die Distanz bewältigt sie meist mit dem Fahrrad. Nun verstehe<br />

ich auch, warum ich mit dem Fahrrad kommen sollte …<br />

Nach einer kurzen Auswertung mit dem Hausmeister machen wir uns<br />

auf den Rückweg ins Büro. Auf Dianas Gepäckträger klemmt die Post,<br />

die sie dann gleich im Büro bearbeiten will. Wir müssen etwas kräftiger<br />

in die Pedalen treten, denn die Sprechstunde beginnt bereits in einer<br />

halben Stunde. Und erfahrungsgemäß warten schon immer einige Studierende<br />

vor Beginn.<br />

Ich muss schon sagen, es ist wirklich idyllisch in dieser Gegend. Auf einigen<br />

Wiesen blöken sogar die kleinen Lämmer. „So, noch kräftig durchatmen,<br />

bevor es gleich weitergeht“, sagt Diana Kersten.<br />

Vor dem Büro der Verwalterin wartet schon ein bekanntes Gesicht. Tina,<br />

Jurastudentin an der HU <strong>Berlin</strong>, beschwert sich zum wiederholten Male<br />

über ihre Mitbewohnerinnen, die ihr ständig zu laut sind. Sie ist aufgebracht<br />

und Diana Kersten gelingt es nur schwer, Tina zu beruhigen.<br />

Hier gibt es nur noch die große Lösung – der Umzug. In einem anderen<br />

Wohnheim ist gerade ein Zimmer frei geworden, das der Studentin<br />

angeboten werden kann. Tina fragt nach Details wie der Zimmergröße,<br />

dem Mietpreis und auch nach den Menschen, die eventuell ihre neuen<br />

Mitbewohnerinnen werden könnten. Offenbar konnte Frau Kersten<br />

sie überzeugen. So werden sich beide Frauen schnell einig, beide sind<br />

zufrieden.<br />

Als Nächstes tritt ein großer hagerer Mann in das Büro. Peter, ein Gaststudent<br />

aus Georgien, möchte, wie jeden Monat, die Miete in bar bezahlen.<br />

Ich staune, die Miete wird also nicht immer überwiesen? „ Es ist gar<br />

nicht so unüblich. Ich habe mehrere Studierende, die die Miete direkt<br />

bei mir bezahlen. Das kann verschiedene Gründe haben. Manche haben<br />

hier in Deutschland kein eigenes Konto oder können mit ihren Scheckkarten<br />

nur Geld abheben, aber keine Zahlungen tätigen“, so Kersten.<br />

Zwischendurch klingelt das Telefon und Frau Kersten hört angestrengt<br />

zu. Lars, ein schwedischer Erasmus-Student, fragt in gebrochenem<br />

Deutsch nach einem Wohnheimzimmer. Er hat sich auf der Homepage<br />

des <strong>Studentenwerk</strong>s <strong>Berlin</strong> über die Wohnheime informiert. Frau Kersten<br />

erklärt ihm, dass ihm als Erasmus-Student ein Wohnheimplatz<br />

garantiert ist. Er muss sich aber zunächst an die Universität bzw. den<br />

Deutschen Akademischen Austauschdienst wenden. Lars hat alles verstanden<br />

und wird gleich die zuständige Dame an der Hochschule (die<br />

Nummer hat er von Frau Kersten erhalten) anrufen.<br />

Auch noch einige Zeit nach Ende der Sprechzeit warten die Studierenden<br />

geduldig im Warteraum der Wohnheimverwaltung, um ein Gespräch<br />

mit der jeweiligen Verwalterin zu führen. „Zu Semesterbeginn<br />

haben wir immer ein höheres Beratungsaufkommen, es stehen mehr<br />

Ein- und Auszüge an. Da kommt der Feierabend später“, sagt Frau Kersten<br />

und lacht dabei. „Zum Glück habe ich es jetzt nicht mehr weit nach<br />

Hause. Genau vor einem Jahr hatte ich das Glück, eine Wohnung im<br />

Nachbarhaus zu bekommen. Das ist sehr angenehm.“<br />

[Ellen Krüger]<br />

*444 Minuten symbolisieren einen Arbeitstag im <strong>Studentenwerk</strong> <strong>Berlin</strong>.<br />

Dienstleistung ist auch schon das richtige Stichwort für mich. Bisher<br />

konnte ich mir nicht so konkret vorstellen, was eine Wohnheimverwalterin<br />

alles zu bewerkstelligen hat. Jedoch staune ich nicht schlecht,<br />

als Frau Kersten mir einen groben Überblick über ihr vielfältiges Aufgabengebiet<br />

gibt. „Zu meinen Arbeiten gehören Verwaltungs- und<br />

Vermietungstätigkeiten, Rechtsfall- und Forderungsbearbeitung sowie<br />

Buchungsvorgänge, die das Mietverhältnis betreffen. Ich kenne mein<br />

Wohnheim und sorge dafür, dass notwendige Instandhaltungen in den<br />

Wirtschaftsplan aufgenommen werden. Nicht zu vergessen ist der enge<br />

Kontakt zum Hausmeister und zur Studentischen Selbstverwaltung. Der<br />

Schwerpunkt meiner Arbeit liegt aber eindeutig in der Neuvermietung<br />

unserer Wohnheimplätze. Da die Hochschule für Technik und Wirtschaft<br />

<strong>Berlin</strong> zum Großteil in 2008 nach Oberschöneweide umgezogen ist,<br />

haben wir durch die fehlende Hochschulnähe eine größere Fluktuation.<br />

Leider muss ich mich aber auch mit Abmahnungen oder sogar Kündi- Diana Kersten im kollegialen Austausch mit Waltraud Kape. Die Mieterakten, etwas Bürokratie lässt sich nicht vermeiden.<br />

444 Minuten 19

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!