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01 TLM <strong>Nov</strong>ember 22:TLM März 21 neu 08.11.22 01:26 Seite 3 EDITORIAL Martin Semmler M.A. | Chefredakteur Wer gewinnen will, hat zur Zeit wirklich schlechte Karten. „Die Stimmung in der niederbayerischen Wirtschaft ist am Tiefpunkt“, erklärte IHK Hauptgeschäftsführer Alexander Schreiner angesichts der Ergebnisse der Herbstumfrage bei seinen Mitgliedsunternehmen. Demnach ist der IHK-Konjunkturklimaindikator von zuletzt 113 auf 88 Zähler abgestürzt. Grund dafür seien die historisch schlechten Geschäftserwartungen. Nur in der Tourismusbranche sei die schlechte Laune noch nicht angekommen, so der niederbayerische IHK-Chef. Die dramatisch schlechten Zukunftsaussichten führen die Betriebe laut IHK vor allem auf drei große Risikofaktoren zurück: die explodierenden Energiepreise, die schwache Inlandsnachfrage sowie den Fachkräftemangel. Demnach können 62 Prozent der Betriebe ihre offenen Stellen längerfristig nicht besetzen. Haben vor gar nicht langer Zeit immer mehr Unternehmen den Aufwand gescheut, in die Ausbildung von eigenen Fachkräften zu investieren, ist nun der Kampf um jeden einzelnen Azubi entbrannt. Doch während sich im ganzen Land eine tatsächlich tiefgreifende Verlagerung der gesellschaftlichen Gewichte hin zu persönlicher Einschränkung des Konsums und notwendigem klimaneu - tralem Alltag andeutet, ist dieses tief - greifende Umdenken in Wirtschaft und Politik noch nicht überall angekommen. Während die Jugend Autos immer mehr nach Bedarf mietet, kämpft die Wirtschaft um Verbrennermotoren, während sich immer mehr Menschen für ein veganes Leben entscheiden, kämpft die Agrar - industrie um Tierwohllabel. Am Ende wird im Kapitalismus immer der Konsument entscheiden. Darum gilt es frühzeitig die Zeichen der Zeit zu deuten. So dankte Manfred Eichberger beim Abschluss des Projektes Elektro-ÖPNV Bad Füssing auch Andreas Scheuer, der ihm als Bundesverkehrsminister den Stups in diese Richtung gegeben habe. „Wir wissen, wo wir vor 66 Jahren waren und haben nun einen großen Sprung gemacht“, so Eichberger. Viele kleinere Unternehmen würden die Herausforderungen der Zeit noch scheuen. „Es ist auch nicht immer ganz leicht mit öffentlichen Förderprogrammen und so sind wir da schon auch etwas exotisch als kleines privates Verkehrsunternehmen“, räumte Eichberger ein. „Die meisten beginnen den Weg jetzt gerade erst, den wir schon sehr weit hinter uns gebracht haben.“ Angesichts dieses zukunftsgewandten Unternehmermutes ist es absolut unverständlich, dass sich beim Thema „Bäder- Express“ fast alle Abgeordneten auf den Status Quo berufen, ohne auch nur den Ansatz von Kreativität zu zeigen. Natürlich ist der Ausbau des ÖPNV gerade in der ländlichen Fläche eine überaus wünschenswerte Sache. Doch es ist auch eine Sisyphos-Aufgabe, an der man sich eher aufreibt, als zügig vorankommt. Und wieder sind es nur die CSU-Abgeordneten, die in einer Reaktivierung des Bäder- Expresses die Bedeutung und das Potenzial für die Tourismuswirtschaft der Region erkennen. Während die FDP auf schnellere, effizientere Bahnverbindungen setzt, geht es beim Bäder-Express von Anfang an um Entschleunigung, um Entspannung und Erholung bereits bei der Anreise. Wer mit einem völlig neu konzipierten Wohlfühl- Zug in den Urlaub reist, wird vielleicht auch keine Lust mehr haben, sich den Stress am Flughafen anzutun und lieber bei uns seine Zeit verbringen. Zug-Wagons lassen sich durchaus als klimaneutrale Wohlfühl-Oasen und Schlemmer- Salons gestalten. Dann könnten die ILE- Gemeinden an der Rottalbahn vielleicht auch gemeinsam die Investition der 10% Eigenbeteiligung stemmen, die die Elektrifizierung der Strecke kosten würde. Wir sollten unsere Zukunft also kreativ gestalten – und das heißt, man muss auch was wagen. DO SCHAU HER ... Am 1. Adventsonntag geht am Pockinger Kirchplatz wieder die Weihnachtspost ab. Dann hier nämlich der traditionelle Christkindlmarkt statt. Die katholischen Vereine der Pfarrei Pocking haben ihn vor über 45 Jahren begonnen und seither alle Jahre durchgeführt. Wie schon bei der Gründung festgelegt, geht der Erlös auch in diesem Jahr wieder an ein Hilfsprojekt in der „Einen Welt“. Geeinigt haben sich die Veranstalter auf ein Projekt in Kenia für verfolgte und unterdrückte Frauen. Menschenhandel ist dort weit verbreitet. Helmut Degenhart 3