Praktikumsunterlagen für das Praktikum ... - Pharmazie
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Professor D. Steinhilber<br />
Institut <strong>für</strong> Pharmazeutische Chemie<br />
Max-von-Laue-Straße 9<br />
60438 Frankfurt am Main<br />
<strong><strong>Praktikum</strong>sunterlagen</strong><br />
<strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Praktikum</strong><br />
BIOCHEMISCHE<br />
UNTERSUCHUNGSMETHODEN<br />
UND<br />
KLINISCHE CHEMIE<br />
D. Werner, B. Lachmann, B. Sorg<br />
und M. Messinger<br />
22. überarbeitete Fassung November 2012 von<br />
B. Gilbert, A.K. Häfner, B. Hofmann, C. Rödl
ALLGEMEINE HINWEISE................................................................................................................3<br />
TEIL 1 ENZYMATIK ..........................................................................................................................9<br />
1 BC-1: QUANTITATIVE GLUCOSE-BESTIMMUNG 10<br />
2 BC-2: BESTIMMUNG DER MICHAELIS-MENTEN KONSTANTE VON TRYPSIN 25<br />
TEIL 2 PROTEINBIOCHEMIE UND MOLEKULARBIOLOGIE..............................................33<br />
3 BC-3: DISKONTINUIERLICHE SDS-ELEKTROPHORESE NACH LÄMMLI 34<br />
4 BC-4: WESTERN-BLOTTING: PROTEINTRANSFER UND IMMUNDETEKTION 52<br />
5 BC-5: ELISA (ENZYME LINKED IMMUNOSORBENT ASSAY) 61<br />
6 BC-6: KOMPETITIVE PCR 73<br />
7 BC-7: DER AMES TEST 84<br />
8 BC-8: TAQ-DNA-POLYMERASE: ISOLIERUNG UND AUFREINIGUNG 93<br />
TEIL 3 METABOLISIERUNG VON ARZNEISTOFFEN ..........................................................103<br />
9 BC-9: BESTIMMUNG DES PROTEINGEHALTES UND DER ENZYMAKTIVITÄT DER<br />
CYTOCHROME B5 UND P- 450 104<br />
10 BC-10: BIOTRANSFORMATION VON ACETYLSALICYLSÄURE 110<br />
TEIL 4: KLINISCHE CHEMIE.....................................................................................................116<br />
11 KC-1: IMMUNHÄMATOLOGIE 118<br />
12 KC-2: HÄMATOLOGIE 123<br />
13 KC-3: KOHLENHYDRAT- UND LIPIDSTOFFWECHSEL 131<br />
14 KC-4: NIERENFUNKTIONSDIAGNOSTIK, ENZYMDIAGNOSTIK 138
Allgemeine Hinweise
Allgemeine Hinweise<br />
Hinweise zur Sicherheit im <strong>Praktikum</strong><br />
� Im <strong>Praktikum</strong>sskript finden Sie bei der Beschreinung jeder Übung einen Abschnitt („Kurzzusammenfassung<br />
der Sicherheitsinformationen“), der gefahrstoffbezogen die wesentlichsten<br />
sicherheitsrelevanten Informationen zur jeweiligen Übung in Kurzform wiedergibt.<br />
Die vollständige Information zu den Gefahrstoffen steht Ihnen in den Ordnern „Gefahrstoffinformationen<br />
<strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Praktikum</strong> Biochemische Untersuchungsmethoden einschließlich<br />
Klinischer Chemie (Teil I bzw. II)“, der im <strong>Praktikum</strong>ssaal ausliegt, zur Verfügung.<br />
� Zum generellen Umgang mit Gefahrstoffen finden Sie Informationen in den Betriebsanweisungen/<br />
Unfallverhütungsvorschriften, die im <strong>Praktikum</strong> aushängen sowie auf der Internetseite<br />
des Instituts <strong>für</strong> Pharmazeutische Chemie zugänglich sind.<br />
� Ausführliche Informationen zur Sicherheit im <strong>Praktikum</strong>, auch bezogen auf die einzelnen<br />
Übungen, erhalten Sie während der Sicherheitsunterweisung zu Beginn des <strong>Praktikum</strong>s.<br />
� Im <strong>Praktikum</strong>ssaal sind weiterhin Listen mit aktuellen Notrufnummern sowie Ersthelferlisten<br />
ausgehängt!
Allgemeine Hinweise<br />
Benutzung der Pipetten im <strong>Praktikum</strong><br />
Da Sie in den Praktika Biochemie und Klinische Chemie erstmals mit Kolbenhubpipetten<br />
arbeiten, und dies erfahrungsgemäß einige Übung erfordert, hier eine kurze Einführung.<br />
Generell: die Pipetten sind Präzisionsinstrumente (Abweichung i.A.
Allgemeine Hinweise<br />
Benutzung der Photometer im <strong>Praktikum</strong><br />
Beckman UV DU-70<br />
1.) Das Photometer wird durch Einstecken der Netzstecker von Photometer und Thermostat<br />
eingeschaltet. Self-check des Photometers abwarten.<br />
2.) Am Photometer Taste „ON/IDLE“ (oben links) betätigen.<br />
3.) Thermostat einschalten (separates kleines Gerät, Taste „ON/OFF“). Die Funktion des<br />
Thermostats im Anzeigenfenster rechts unten überprüfen (Soll: 25°C). Wird der Thermostat<br />
nicht eingeschalten besteht die Gefahr des Überhitzens der Kammer!<br />
4.) Benötigte Lichtquellen (UV und/ oder VIS) anschalten. (UV: 190-320nm, VIS: 320-<br />
900nm). Solange die Anzeige UV blinkt, ist die Lampe noch nicht aufgewärmt.<br />
5.) Zur Messung bei einer bestimmten Wellenlänge „SINGLE λ“ (linker Tastenblock) wählen<br />
6.) Parameter einstellen und jeweils mit „ENTER“ bestätigen (zwischen den Menüpunkten<br />
mit Pfeiltasten wechseln):<br />
Function: [ABS]<br />
Read Average 01<br />
Wavelength: Meßwellenlänge über Zahlenblock eingeben<br />
Concentration: [None]<br />
Sample device: one cell (Auswahl über Taste "SEL")<br />
Cell No. [Cell 1]<br />
7.) Nullabgleich durchführen: Leerwert in hinterste Kammer einstellen und „START“ drücken<br />
8.) Messung durchführen: Probe einstellen und „RUN“ drücken.<br />
Eppendorf ECOM-D<br />
1.) Gerät an der Rückseite einschalten (Mindestens 10 min. UV-Lampe vorwärmen lassen<br />
bis zur 1. Messung).<br />
2.) Nach dem self-check wird <strong>das</strong> Startdisplay mit der zuletzt verwendeten Methode angezeigt,<br />
z.B.:<br />
Ist: 25 Grad<br />
002 Ü2 Soll: 25 Grad
Allgemeine Hinweise<br />
3.) Methode wählen : "METHOD" drücken, Zahl eingeben (Methodenauflistung s. u.),<br />
"ENTER" drücken. Erneut "ENTER" drücken um die Methode zu laden �Filterrad dreht<br />
sich deutlich hörbar<br />
4.) Das Gerät verlangt nun die Messung eines Nullwerts "RL" (=Reagenzienleerwert): Küvette<br />
mit Meßlösung einstellen.<br />
5.) Nullwertessung mit "MEASURE" (!!!) auslösen. NICHT mit "ENTER", da sonst ein<br />
Programm ausgelöst wird, welches spezielle Küvetten zum Mischen von Lösungen erfordert.<br />
Wichtig: im Gegensatz zu anderen Photometern stellt <strong>das</strong> Gerät die Absorption<br />
am Display nicht auf "000" ein, sondern speichert die gemessene Absorption des<br />
Leerwerts und zieht diesen automatisch bei weiteren Messungen ab. Der rechts oben<br />
angezeigte Wert ist also <strong>für</strong> Sie irrelevant! Sie können die Nullwerteinstellung überprüfen,<br />
indem Sie einfach Ihren Leerwert nochmals mit "MEASURE" messen. Dann sollte<br />
<strong>das</strong> Display z.B. wie folgt aussehen:<br />
002 Ü2 RL -0.089<br />
002 0.000 EXT JA<br />
6.) Küvette mit Probenlösung einstellen, weitere Messungen (der Probenwerte "P") mit<br />
MEASURE auslösen.<br />
Die Meßwerte werden unten in der Mitte angezeigt (X.XXX EXT).<br />
Mit CLEAR und/oder METHOD kommt man prinzipell zurück zum Startdisplay.<br />
Methode Nr. Name der Methode Wellenlänge des Filters<br />
001 Ü1 340 nm<br />
002 Ü2 405 nm<br />
003 Ü3 578 nm
Enzymatik 8<br />
Hitachi U-2000 Spectrophotometer<br />
� Gerät an der Vorderseite einschalten (Kippschalter „Power“ unter Tastenfeld) und Abschluss<br />
des Selbsttests abwarten. Für alle Punkte muss „OK“ angezeigt werden, ansonsten<br />
Assistenten kontaktieren!<br />
� Gerät <strong>für</strong> ca. 5 min warm werden lassen<br />
� Mit „Main Menu“ in <strong>das</strong> Hauptmenü wechseln<br />
� Menüpunkt „1. Photometrie“ wählen: „1“ auf dem Zahlenblock drücken und mit „Enter“<br />
bestätigen<br />
� Mit 2 x „Enter“ die Messart „Abs.“ <strong>für</strong> Absorption bestätigen,<br />
� Durch mehrmaliges Drücken der „Enter“-Taste weiter durch <strong>das</strong> Menü navigieren und unter<br />
dem Menüpunkt „Proben-Parameter“ bei „WL (nm)“die Wellenlänge über <strong>das</strong> Tastenfeld<br />
eingeben, mit „Enter“ bestätigen<br />
� Mit „Forward“ gelangt man zum Messbildschirm. Nullabgleich durchführen: In einen der<br />
beiden Küvettenhalter eine Küvette mit Lösungsmittel einstellen (Strahlengang ist von<br />
rechts nach links!). Mit „Auto Zero“ gefolgt von „Start“die Messung auslösen.<br />
� Nullwert-Küvette entnehmen und Küvette mit zu messender Lösung in den selben Küvettenhalter<br />
stellen. Messung mit „Start“ auslösen.
Enzymatik 9<br />
Teil 1<br />
Enzymatik
1 BC-1: Quantitative Glucose-Bestimmung<br />
1.1. Einleitung<br />
Die quantitative Bestimmung von Glucose muss meistens in einer Vielzahl verschiedener<br />
Proben in Gegenwart zahlreicher anderer Substanzen erfolgen (Blut, Harn). Die Bestimmung<br />
muss daher rasch und einfach durchzuführen sein (Routinemethode in medizinischen Labors)<br />
und muss so selektiv sein, <strong>das</strong>s keine aufwendige Vorbehandlung der Proben notwendig ist.<br />
Daher verwendet man zur Glucose-Bestimmung enzymatische Methoden, denn Enzyme besitzen<br />
meist eine hohe Substrat-Spezifität und arbeiten auch in komplexen biologischen Medien.<br />
Als Vorbehandlung ist z.B. bei Blut eine Deproteinierung ausreichend, ein Verfahren,<br />
<strong>das</strong> auch <strong>für</strong> viele andere Bestimmungen notwendig ist.<br />
In unserem <strong>Praktikum</strong> werden zwei Methoden verwendet:<br />
1.) Glucose-Peroxi<strong>das</strong>e (GOD-POD)-Methode<br />
2.) Hexokinase-Methode.<br />
1.1.1. Glucoseoxi<strong>das</strong>e-Peroxi<strong>das</strong>e (GOD-POD)-Methode<br />
Glucoseoxi<strong>das</strong>e (GOD) ist ein pflanzliches und mikrobielles Flavoprotein. Es wird meist aus<br />
Schimmelpilzen gewonnen und katalysiert die folgende Reaktion:<br />
Glucose + [GOD]-FAD � �-Gluconolacton + [GOD]-FADH 2<br />
Gluconolacton wird spontan zur Gluconsäure hydrolysiert. Bei der Reoxidation der reduzierten<br />
prosthetischen Gruppe des Enzyms entsteht H2O2 :<br />
[GOD]-FADH 2 + O 2 � [GOD]-FAD + H 2 O 2
Molekularbiologische Methoden 11<br />
Der biologische Aufschluß der Glucose durch GOD ist somit mit dem Gewinn von toxischem<br />
Wasserstoffperoxid verbunden. Dieses stöchiometrisch anfallende H2O2 dient in einer zweiten<br />
enzymatischen Reaktion einer Peroxi<strong>das</strong>e als Oxidationsmittel.<br />
Peroxi<strong>das</strong>en (POD) sind vor allem im Pflanzenreich weit verbreitet und werden meistens aus<br />
Meerrettich gewonnen ('horseradish peroxi<strong>das</strong>e'). Peroxi<strong>das</strong>en sind in der Zelle meist in Peroxisomen<br />
lokalisiert. Die physiologische Rolle ist die Reduktion von Wasserstoffperoxid:<br />
POD<br />
H2O2 + 2 AH 2 H2O +2 A<br />
AH ist eine reduzierende Verbindung; physiologisch kann z.B. Glutathion diese Rolle übernehmen.<br />
Hierbei wirkt der Cysteinrest über seine SH-Gruppe reduzierend.<br />
N<br />
H 2<br />
COOH<br />
Glu Cys Gly<br />
H<br />
N<br />
O<br />
N<br />
H<br />
O<br />
SH<br />
Glutathion:<br />
�-Glutamyl-cysteinylglycin<br />
COOH<br />
Nützt man die beschriebenen Reaktionen zu analytischen Zwecken, so setzt man Verbindungen<br />
ein, die im oxidierten Zustand stark gefärbt sind. Hierzu wird 2,2'-Azino-di(3-<br />
ethylbenzthiazolin)-6-sulfonat (ABTS � ) verwendet, woraus durch Oxidation ein blaugrünes<br />
Radikalkation entsteht:<br />
-<br />
O3S S<br />
S<br />
-<br />
SO3 -<br />
O3S S<br />
S<br />
-<br />
SO3 N<br />
N N<br />
N<br />
Ox.<br />
+ N<br />
N N<br />
N<br />
Für die photometrische Bestimmung von Glucose werden die zu analysierenden Proben<br />
gleich mit beiden Enzymen und dem reduzierten Farbstoff inkubiert. Bei 25 °C laufen die<br />
Reaktionen praktisch vollständig in 30 - 40 min ab, d.h. die vorhandene Glucose wird vollständig<br />
umgesetzt, daher die Bezeichnung „Endwertmethode“.
Molekularbiologische Methoden 12<br />
1.1.2. Hexokinase-Methode<br />
Eine weitere enzymatische Methode, Glucose zu bestimmen, bedient sich zweier besonders<br />
prominenter Enzyme: der Hexokinase (sozusagen die Eingangspforte zur Glykolyse) und der<br />
Glucose-6-phosphat-Dehydrogenase (G6P-DH, 'Zwischenferment', <strong>das</strong> Schlüsselenzym des<br />
Pentosephosphatweges). Im ersten, von Hexokinase katalysierten Schritt wird ein ATP verbraucht:<br />
Glucose + ATP � G6P + ADP,<br />
Diese Investition zahlt sich aber aus, da im zweiten, durch G6P-DH katalysierten Schritt ein<br />
wertvolles Reduktionsäquivalent in Form von NADPH gewonnen wird:<br />
G6P + NADP � � 6-Phosphoglucono-�-lacton + NADPH + H �<br />
Der Pentosephosphatweg ist der wichtigste Lieferant von NADPH, <strong>das</strong> <strong>für</strong> zahlreiche biosynthetische<br />
Reaktionen benötigt ist.<br />
Die G6P-DH ist einigermaßen rein erhältlich und besitzt ausreichende Spezifität, um zu einem<br />
raschen (5 - 10 Min) und praktisch vollständigen Umsatz zu führen (auch dies also eine<br />
'Endwertmethode'). Der Verlauf der Reaktion kann, dank der guten Absorptionseigenschaften<br />
des NADPH, photometrisch im UV-Bereich verfolgt werden.<br />
In der reduzierten Form verschiebt sich <strong>das</strong> Absorptionsmaximum der Nicotinamid-<br />
Partialstruktur des NADP in den längerwelligen Bereich. Der Anstieg der Absorption durch<br />
die Bildung von NADPH + H + kann also bequem photometrisch gemessen werden. Dieser<br />
sog. „optische Test“ wurde vom Nobelpreisträger Otto Warburg in die biochemische Praxis<br />
eingeführt.
Molekularbiologische Methoden 13<br />
1.2. Praktischer Teil:<br />
1.2.1. Glucose-Oxi<strong>das</strong>e (GOD-POD)-Methode<br />
1.2.1.1 Folgende Lösungen stehen zur Verfügung:<br />
1. 'Glucose-Reagenz': ABTS � 57 mg<br />
(pH 7.0) Na 2 HPO 4 . 2H2 O 595 mg<br />
2. Glucose-Standard<br />
(1 mg/ml)<br />
3. Glucose-Proben 1,2,3<br />
(x mg/ml)<br />
Bei 4°C sind die Lösungen ca. 6 Wochen haltbar.<br />
NADP O<br />
H H<br />
+ NADPH+H +<br />
RO<br />
O N+<br />
OH OH<br />
NaH 2 PO 4 . 2H2 O 260 mg<br />
GOD, Reinheitsgrad II (Asperg.nig.) 275 U (= 1.4 mg)<br />
POD, Reinheitsgrad II (Meerrettich) 100 U (= 1.0 mg)<br />
aqua bidest ad 50 ml<br />
NH 2<br />
+H 2<br />
-H2<br />
Glucose, wasserfrei 100 mg<br />
Glucose, wasserfrei x mg<br />
RO<br />
O N<br />
OH OH<br />
O<br />
NH 2<br />
aqua bidest ad 100 ml<br />
aqua bidest ad 100 ml
Molekularbiologische Methoden 14<br />
Lösung Lagerort<br />
Glucose-Reagenz Kühlschrank, 100 ml Plastik-Schraubdeckelgefäss<br />
Glucose-Standard Gefrierfach, 1.5 ml Eppendorf-Reaktionsgefäss<br />
Glucose-Probe Gefrierfach, 1.5 ml Eppendorf-Reaktionsgefäss<br />
1.2.1.2 Vorgehensweise:<br />
Ihnen stehen zur Bestimmung drei Glucose-Proben „1“, „2“ oder „3“ zur Verfügung. Jede<br />
Gruppe sucht sich eine dieser Proben aus und bestimmt den Gehalt dieser Probe durch Vergleich<br />
mit der Standardlösung mit der Konzentration 1 mg/ml (Anmerkung: dieselbe Probe<br />
bestimmen Sie später auch mit der Hexokinase-Methode. Die Messung erfolgt bei 436nm.<br />
Eine lineare Beziehung zwischen Glucosekonzentration und Extinktion besteht nur bis zu<br />
einer Konzentration von etwa 7.5 µg Glucose/ml Testvolumen (5.1 ml).<br />
1.) Daher verdünnen Sie Probe und Standard zuerst 1:10 mit aquabidest .<br />
2.) Dann pipettieren Sie in 3 x 3 Reagenzgläser folgende Volumina:<br />
Leerwert<br />
Röhrchen 1, 4 und 7<br />
Standard<br />
Röhrchen 2, 5 und 8<br />
Probe<br />
Röhrchen 3, 6 und 9<br />
aqua bidest 100 µl - -<br />
Standard (1:10) - 100 µl -<br />
Probe (1:10) - - 100 µl<br />
Glucose-Reagenz 5.0 ml 5.0 ml 5.0 ml<br />
3.) Mischen Sie die Lösungen und verfolgen Sie am Photometer die Extinktionsänderung.<br />
Es dauert etwa 30 - 40 min bis die Reaktion vollständig abgelaufen ist (kann u.U.<br />
auch etwas länger dauern). Messen Sie die Extinktionen von Standards und Proben<br />
gegen den jeweiligen Leerwert (bei jedem neuen Leerwert: Nullabgleich!).<br />
4.) Sollten Sie bei den Messungen Ausreisser dabei haben, setzen Sie bitte gleich weitere<br />
Ansätze nach obigem Pipettierschema an.
Molekularbiologische Methoden 15<br />
1.2.2. Hexokinase-Methode<br />
1.2.2.1 Die folgenden Lösungen stehen zur Verfügung:<br />
1. TEA-Puffer 0.3 M, pH7.6 Triethanolamin . HCl<br />
11.2 g<br />
MgSO 4 . 7H2 O 200 mg<br />
aqua bidest ca. 150 ml<br />
5 N NaOH ca. 4 ml (� pH 7.6)<br />
2. ATP-Lösung ATP-Na 2 . 3H2 O 50 mg<br />
NaHCO 3 , wasserfrei 50 mg<br />
3. NADP � -Lösung NADP-Na 2 . 3H2 O 10 mg<br />
4. Hexokinase-Suspension Hexokinase (Hefe) 280 U (= 2 mg)<br />
5. G6P-DH-Suspension G6P-DH, Reinheitsgrad II (Hefe) 140 U (= 1 mg)<br />
Lösung Lagerort<br />
aqua bidest ad 200 ml<br />
TEA-Puffer 0.3 M, pH7.6 Laborbank (RT), 50 ml Plastikzentrifugenröhrchen<br />
Glucose-Probe Gefrierfach, 1.5 ml Eppendorf-Reaktionsgefäss<br />
ATP-Lösung Gefrierfach, 1.5 ml Eppendorf-Reaktionsgefäss<br />
NADP + -Lösung Gefrierfach, 1.5 ml Eppendorf-Reaktionsgefäss<br />
Hexokinase-Suspension Kühlschrank, 1.5 ml Eppendorf-Reaktionsgefäss<br />
G6P-DH-Suspension Kühlschrank, 1.5 ml Eppendorf-Reaktionsgefäss<br />
aqua bidest ad 1 ml<br />
aqua bidest ad 1 ml<br />
aqua bidest ad 1 ml<br />
aqua bidest ad 1 ml
Molekularbiologische Methoden 16<br />
1.2.2.2 Durchführung:<br />
Da Proben biologischen Ursprungs üblicherweise sowohl Glucose als auch G6P enthalten,<br />
erhält man die Summe beider Konzentrationen, wenn man Glucose-6-Phosphat-<br />
Dehydrogenase (G6P-DH) und Hexokinase gleichzeitig zusetzt. Daher läßt man bei biologischen<br />
Proben zuerst G6P-DH auf die Probe einwirken, bis <strong>das</strong> G6P umgesetzt wurde. Dann<br />
wird die Extinktion E1 gegen den Leerwert bei 334nm abgelesen. Danach wird Hexokinase<br />
zugesetzt und nach Ende der Reaktion die Extinktion E2 abgelesen. Aus der Differenz der<br />
Extinktionen E1 und E2 ergibt sich dann der G6P-Anteil, der aus Glucose gebildet wird und<br />
somit die Glucosekonzentration.<br />
In unserem Versuch wird jedoch eine (fast) reine Glucoselösung verwendet.<br />
1.) Pipettieren Sie die der unter 2.) stehenden Tabelle („Leerwert/ Küvette 1“) angegebenen<br />
Volumina in eine Plastikküvette, mischen die Lösung und führen einen Nullabgleich<br />
des Photometers bei 334nm durch.<br />
2.) Zur Messung der Glucoseprobe pipettieren Sie die unter „Probe/ Küvetten 2, 3 und 4“<br />
angegebenen Volumina in drei Plastikküvetten, mischen die Lösung und verfolgen die<br />
Extinktionsänderung am Photometer:<br />
Leerwert<br />
Küvette 1<br />
Probe<br />
Küvetten 2, 3 und 4<br />
TEA-Puffer 2.5 ml 2.5 ml<br />
NADP � -Lösung 100 µl 100 µl<br />
ATP-Lösung 100 µl 100 µl<br />
aqua bidest 200 µl -<br />
Probe - 200 µl<br />
G6P-DH-Susp. 10 µl 10 µl<br />
Nun wird eventuell vorhandenes G6P durch die G6P-DH umgesetzt. Man wartet ca. 5<br />
min und liest die Extinktion E1 ab. Da in unserem Versuch höchstens Spuren von G6P<br />
vorhanden sind, ergeben sich hier nur geringe Extinktionsänderungen.
Molekularbiologische Methoden 17<br />
3.) Dann setzen Sie allen 4 Küvetten je 10 µl der Hexokinase-Suspension zu, mischen<br />
noch einmal und lesen nach Stillstand der Reaktion (ca. 15 min) die Extinktion E2 ge-<br />
gen den Leerwert ab.<br />
4.) Sollten Sie bei den Messungen Ausreißer dabei haben, setzen Sie bitte gleich weitere<br />
Ansätze an.<br />
bereits vorhandene<br />
Reaktionslösung<br />
Hexokinase-<br />
Suspension<br />
1.2.3. Auswertung<br />
Leerwert<br />
Küvette 1<br />
Probe<br />
Küvetten 2, 3 und 4<br />
2.91 ml 2.91 ml<br />
10 µl 10 µl<br />
1.2.3.1 Einführung: Fehlerrechnung/ Fehlerfortpflanzung<br />
Es gibt zwei Arten von Fehlern: zufällige und systematische. Mit einem systematischen Fehler<br />
hätte man es beispielsweise zu tun, wenn man die Extinktionen <strong>für</strong> Standards und Proben<br />
mit zwei verschiedenen Photometern bestimmt, die sich in ihren Kennlinien unterscheiden.<br />
Da Sie natürlich darauf geachtet haben, <strong>das</strong>s <strong>für</strong> Standards und Proben immer exakt gleiche<br />
Bedingungen herrschten, haben wir es hier nur mit zufälligen Fehlern zu tun. Als Abschätzung<br />
dient die Standardabweichung:<br />
x i � i-ter Meßwert der Größe x<br />
x � arithmetisches Mittel der Meßwerte von x<br />
n = Anzahl der Meßwerte<br />
s<br />
x<br />
�<br />
n<br />
��xi�x�<br />
i�1<br />
n �1<br />
2
Molekularbiologische Methoden 18<br />
Der Gesamtfehler ist mit den Regeln der Fehlerfortpflanzungsrechnung aus den Einzelfehlern<br />
errechenbar. Dazu wird in der Regel <strong>das</strong> Gauß’sche Fehlerfortpflanzungsgesetz angewendet.<br />
EXKURS FEHLERFORTPFLANZUNG:<br />
SD: Standardabweichung;<br />
RSD: relative Standardabweichung = Standardabweichung (SD) dividiert durch den Mittelwert<br />
einer Zufallsvariablen X<br />
Meßgröße: direkt experimentell abgelesenes Ergebnis z.B. Absorption. Außerdem hieraus<br />
berechnete Größen, wenn zu deren Berechnung kein weiteres Messergebnis benutzt werden<br />
muss, also z.B. die Multiplikation mit einer Konstante etwa des Absorptionskoeffizienten,<br />
wenn man davon ausgehen kann, <strong>das</strong>s diese Konstante nicht selbst fehlerbehaftet ist. Nach<br />
den Regeln wissenschaftlichen Arbeitens ist hierunter in der Regel der Mittelwert einer Messreihe<br />
also zumindest einer Dreifach-Bestimmung anzusehen. Im Gegensatz zu:<br />
abgeleiteter Messwert: aus einer Messgröße unter Einbeziehung weiterer Messgrößen berechneter<br />
Wert. Also z.B. der Messwert minus den Nullwert oder aber jegliche Normierung<br />
gegen einen Standard.<br />
Der Fehler einer einzelnen Messgröße errechnet sich über die Standardabweichung (SD). Zur<br />
Berechnung des Fehlers eines abgeleiteten Messwerte müssen die Fehler aller in die Berechnung<br />
eingegangenen Messgrößen berücksichtigt werden. Hierzu hält man sich an die Regeln<br />
der Gauß’schen Fehlerfortpflanzung. Danach gilt, <strong>das</strong>s bei der<br />
Addition oder Subtraktion von Messgrößen deren die Standardweichungen (SD) quadriert<br />
werden. Aus der Wurzel der Summe aller SD 2 ergibt sich dann der Fehler des abgeleiteten<br />
Messwertes.<br />
SDa+b= (SDa 2 + SDb 2 ) 1/2<br />
Multiplikation oder Division von Messgrößen: hierbei geht man analog vor, nur <strong>das</strong>s man<br />
anstatt der absoluten Standardabweichung SD, die relative Standardabweichung RSD benutzt.<br />
RSDa+b= (RSDa 2 + RSDb 2 ) 1/2
Molekularbiologische Methoden 19<br />
Fehlerfortpflanzung: tauchen beide Rechenschritte zusammen in der Berechnung eines<br />
Endergebnisses auf, werden beide Rechenoperationen nacheinander entsprechend dem Rechenweg<br />
durchgeführt.<br />
Beispiel: (a – b)/c =d<br />
1. SDa-b= (SDa 2 + SDb 2 ) 1/2<br />
2. RSDd=(RSDa-b 2 + RSDc 2 ) 1/2<br />
Angabe des Endergebnisses: Als Endergebnis gibt man üblicherweise den Mittelwert der<br />
berechneten Größe ± den absoluten/relativen Fehler an.<br />
Beispiel <strong>für</strong> eine Gehaltsbestimmung: Die Probe enthielt 100,0 ± 8,2 mg Glucose.<br />
1.2.3.2 Auswertung Glucose-Oxi<strong>das</strong>e-(GOD-POD) Methode<br />
Beispielrechnung:<br />
Der jeweilige Leerwert sollte bei der Messung zunächst auf Null gesetzt werden, d.h. die Extinktion<br />
des Leerwertes wird dann automatisch von den entsprechenden weiteren Messungen<br />
abgezogen und muss bei den folgenden Berechnungen (SD, RSD etc.) nicht mehr berücksichtigt<br />
werden<br />
Auch wenn dieser Schritt nicht durchgeführt wurde und man die Extinktionen der Leerwerte<br />
ermittelt hat, muss zur weiteren Berechnung lediglich in einem ersten Schritt die Extinktion<br />
des Leerwertes einmalig von den entsprechenden weiteren Messungen abgezogen werden.<br />
Alle Folgerechnungen werden dann mit den korrigierten Werten durchgeführt, die Extinktion<br />
des Leerwertes spielt dann keine Rolle mehr. D.h. es muss auch keine SD, oder RSD des<br />
Leerwertes berechnet werden!<br />
ELeerwert E1 Standard E2 Probe<br />
0,143<br />
0,141<br />
0,142<br />
0,474 - ELeerwert = 0,331<br />
0,473 - ELeerwert = 0,332<br />
0,481 - ELeerwert = 0,339<br />
0,285 - ELeerwert = 0,143<br />
0,285 - ELeerwert = 0,144<br />
0,286 - ELeerwert = 0,144<br />
Bzw. wenn man den Leerwert „genullt“ hat, erhält man gleich die Endergebnisse
Molekularbiologische Methoden 20<br />
Bestimmung der Mittelwerte:<br />
x (Standard) = 0,334; x (Probe) = 0,144<br />
Bestimmung der Glucosekonzentration:<br />
Da die Extinktion linear von der Glucose-Konzentration abhängt - vorausgesetzt, die Konzentration<br />
war nicht zu hoch, siehe oben - gilt die folgende einfache Beziehung:<br />
[Glucose]Probe = [Glucose]Standard x EProbe/EStandard<br />
1mg/ml x 0,144/0,334 = 0,4311 mg/ml � 43,11 mg/dl<br />
Soll-Wert war: 44,85 mg/dl<br />
Bestimmung der Standardabweichungen:<br />
1. SD(Standard)<br />
2. SD(Probe)<br />
Fehlerfortpflanzung:<br />
Zunächst erfolgt die Bestimmung der relativen Standardabweichung, da die Messgrößen dividiert<br />
werden (vgl. Skript)<br />
2<br />
2<br />
S tan dard<br />
Pr obe<br />
RSD Standard+Probe = ( RSD � RSD )<br />
Die relative Standardabweichung ist definiert als die Standardabweichung durch den Mittelwert<br />
einer Zufallsvariablen x d.h. <strong>für</strong> uns:<br />
SDS<br />
tan dard 2 SDPr<br />
obe 2<br />
RSD Standard+Probe = (( ) � ( ) )<br />
x<br />
x<br />
Also:<br />
s x<br />
s<br />
x<br />
�<br />
�<br />
2<br />
(( 0,<br />
331 � 0,<br />
334)<br />
(( 0,<br />
143 � 0,<br />
144)<br />
S tan dard<br />
( 0,<br />
332<br />
Pr obe<br />
� 0,<br />
334)<br />
2<br />
0,<br />
004358 0,<br />
00057735 2<br />
RSD Standard+Probe = (( ) ( ) )<br />
0,<br />
334 0,<br />
144<br />
2<br />
�<br />
�<br />
( 0,<br />
144<br />
( 0,<br />
339<br />
� 0,<br />
334)<br />
2 � = 0,01365532<br />
2<br />
� 0,<br />
144)<br />
2<br />
2<br />
�<br />
�<br />
( 0,<br />
144<br />
2<br />
)<br />
�<br />
0,<br />
004358<br />
2<br />
� 0,<br />
144)<br />
)<br />
� 0,<br />
00057735<br />
s<br />
x<br />
�<br />
n<br />
�<br />
i�1<br />
�x�x� i<br />
n �1<br />
2
Molekularbiologische Methoden 21<br />
Daraus berechnet sich der absolute Fehler wie folgt: 43,11 mg/dl x 0,01365532 = 0,587369<br />
mg/dl<br />
Absoluter Fehler: 43,11mg/dl ± 0,587369 mg/dl<br />
Relativer Fehler: 43,11mg/dl ± 1,36553%<br />
Für <strong>das</strong> Protokoll berechnen Sie<br />
� die Glucosekonzentration der Probe (in mg/ 100 ml) [Glucose: Mr = 180.2 g / Mol.]<br />
� die Standardabweichung der Meßwerte<br />
� und daraus den relativen (in %) sowie den absoluten Fehler der Messung (in mg/ 100 ml)<br />
1.2.3.3 Hexokinase-Methode<br />
Beispielrechnung<br />
Gemessen bei: 340nm<br />
Mittelwerte:<br />
x (E1) = 0,01006; x (E2) = 0,6345<br />
∆E = E2-E1 = 0,6244<br />
E1 E2<br />
0,0003<br />
0,0256<br />
0,0043<br />
Bestimmung der Glucosekonzentration:<br />
Die Glucosekonzentration der Probe läßt sich nach folgender Gleichung berechnen:<br />
�E<br />
c x<br />
� ��d 0,6395<br />
0,6424<br />
0,6216<br />
�E = E2 - E1<br />
Vges.<br />
V Probe<br />
Die Schichtdicke der Lösung d ist 1 cm (Innenmaß der Küvette). Da die Reaktion stöchiome-<br />
trisch verläuft und <strong>für</strong> jedes Molekül Glucose ein Molekül NADP � zu NADPH reduziert
Molekularbiologische Methoden 22<br />
wird, ist der molare Konzentrationszuwachs an NADPH gleich der molaren Menge an Gluco-<br />
se. Für den Extinktionskoeffizienten � ist die Einheit cm 2 /µMol üblich (Werte <strong>für</strong> NADPH: �<br />
= 3.5, 6.3, bzw. 6.18 cm2 /µMol bei 365, 340, bzw. 334 nm), was zur Folge hat, daß man<br />
Konzentrationen in der Einheit µMol/ml erhält.<br />
Für unser Beispiel bedeutet <strong>das</strong><br />
C=<br />
�E<br />
V<br />
�<br />
�xd<br />
V<br />
ges<br />
Pr obe<br />
=<br />
0,<br />
6244 2,<br />
91ml<br />
� = 1,442µMol/ml<br />
6,<br />
3 x1<br />
0,<br />
2ml<br />
2<br />
cm / µMol<br />
ε= 6,3cm 2 /µMol, da bei Wellenlänge 340 gemessen wurde<br />
[Glucose: M=180,2g/mol]<br />
1,442x10 -6 mol/ml x 180,2g/mol = 0,0002598g/ml � 0,2598 mg/ml � 25, 98 mg/dl<br />
Soll-Wert: 27,44 mg/dl<br />
Bestimmung der Standardabweichungen:<br />
1. SD(E1)<br />
2.SD(E2)<br />
s x<br />
s<br />
x<br />
�<br />
�<br />
Fehlerfortpflanzung:<br />
(( 0,<br />
0003<br />
(( 0,<br />
6395<br />
�<br />
Im Unterschied zur GOD-POD-Methode erfolgt hier zunächst die Bestimmung der absoluten<br />
Standardabweichung, da die Messgrößen subtrahiert werden (E2-E1)<br />
2<br />
2<br />
E1<br />
E 2<br />
�<br />
0,<br />
01006)<br />
0,<br />
6345)<br />
2<br />
2<br />
�<br />
�<br />
( 0,<br />
0256<br />
( 0,<br />
6424<br />
� 0,<br />
01006)<br />
2<br />
� 0,<br />
6345)<br />
2<br />
2<br />
SD E1+E2= ( SD � SD ) Also: SD E1-E2= ( 0,<br />
013600125 0,<br />
011265 )<br />
SDE1� E 2<br />
( 0,<br />
0043<br />
0,<br />
01006)<br />
0,<br />
013600125<br />
2 � = 0,017659<br />
0,<br />
017659<br />
Die relative Standardabweichung beträgt somit: RSD = = = 0,02828155<br />
x 0,<br />
6244<br />
Hieraus berechnet sich der absolute Fehler wie folgt: 25,98mg/dl x 0,02828155 = 0,73475<br />
mg/dl<br />
Absoluter Fehler: 25,98mg/dl ± 0,73475 mg/dl; Relativer Fehler: 25,98mg/dl ± 2,828%<br />
2<br />
2<br />
�<br />
�<br />
( 0,<br />
6216<br />
�<br />
�<br />
0,<br />
6345)<br />
2<br />
2<br />
)<br />
�<br />
)<br />
�<br />
0,<br />
011265
Molekularbiologische Methoden 23<br />
Für <strong>das</strong> Protokoll geben Sie an bzw. berechnen Sie:<br />
� die Meßwellenlänge<br />
� die Glucosekonzentration der Probe (in mg/ 100 ml) [Glucose: Mr = 180.2 g / Mol.]<br />
� die Standardabweichung der Meßwerte<br />
� und daraus den relativen (in %) sowie den absoluten Fehler der Messung (in mg/ 100 ml)<br />
� diskutieren Sie kurz Ihr Ergebnis in Bezug auf den „wahren Wert“ und vergleichen Sie<br />
dabei die beiden Methoden. Argumentieren Sie mit den Begriffen „Richtigkeit“ und „Präzision“.<br />
1.3. Kurzzusammenfassung der Sicherheitsinformationen<br />
Stoff Kennzeichen/ Klassifizierung<br />
sowie R-Sätze bzw. H-<br />
Sätze<br />
ABTS Angabe nach alter EU-<br />
Verordnung<br />
Xi<br />
R: 36/37/38<br />
Glucoseoxi<strong>das</strong>e<br />
Peroxi<strong>das</strong>e<br />
Signalwort : “Gefahr”<br />
H334<br />
Verwendete Menge/ Konzentration<br />
pro <strong>Praktikum</strong>stag<br />
und Gruppe<br />
200 ml einer Lösung mit<br />
1,14 mg/ ml ABTS, ca. 40µg/<br />
ml Glucoseoxi<strong>das</strong>e<br />
(1100 U/ 200 ml) und ca. 8<br />
µg/ml Peroxi<strong>das</strong>e (400 U /200<br />
ml)<br />
Signalwort : “Gefahr”<br />
H334, H317<br />
Durch weitere in der Übung vorkommende und nicht in dieser Tabelle genannte Stoffe<br />
sind bei Handhabung der Reagenzien nach üblichem Laborstandard keine besonderen<br />
Gefahren zu erwarten.
Molekularbiologische Methoden 24<br />
Sicherheitsmaßnahmen:<br />
� Üblicher Laborstandard (Laborkittel, Schutzbrille…, s. Allgemeine Betriebsanweisung)<br />
� Keine Handschuhe erforderlich bei ordnungsgemäßem Versuchsablauf (D. h. kontaminationsfreie<br />
Handhabung der Lösungen mit Eppendorf-Pipetten)<br />
� Bei versehentlicher Kontamination sofort Hände waschen<br />
� Einmalhandschuhe verwenden zum Beseitigen verschütteter Reagenzien
Molekularbiologische Methoden 25<br />
2 BC-2: Bestimmung der Michaelis-Menten Konstante von Trypsin<br />
2.1. Einleitung<br />
Das Enzym Trypsin, eigentlich seine Vorstufe Trypsinogen, wird von der Bauchspeicheldrüse<br />
in den Dünndarm sezerniert und spaltet dort Proteine. Es werden solche Peptidbindungen hydrolysiert,<br />
deren Carboxylgruppe von einer der beiden basischen Aminosäuren Lysin oder<br />
Arginin stammt. Auch die Aktivität von Trypsin läßt sich photometrisch verfolgen, wenn man<br />
dem Enzym ein künstliches Substrat, ein “Pseudopeptid”, anbietet, <strong>das</strong> nach Spaltung einen<br />
Farbstoff abgibt. Ein solches Substrat ist N-Benzoyl-arginin-p-nitroanilid (BAPA), <strong>das</strong> folgendermaßen<br />
von Trypsin gespalten wird:<br />
Benzoesäure[-NH-arg-CO-]anilid-NO 2 + H 2 O = Benzoesäure[-NH-arg] + Anilin-NO 2<br />
Die Extinktion des dabei entstehenden Farbstoffes p-Nitro-Anilin wird bei 405 nm gemessen.<br />
Eigentlich gibt es keinen besonderen Grund, gerade diese Reaktion im Detail zu studieren. Im<br />
Vergleich zur Glucosekonzentration im Blut ist die Trypsinaktivität im Dünndarm medizinisch-diagnostisch<br />
gesehen von eher geringem Interesse. Allerdings ist Trypsin eines der am<br />
leichtesten in großer Menge zu gewinnenden Enzyme und daher sehr preiswert (auf Unit-<br />
Basis ist Hexokinase 50 x, G6PDH sogar 300 x teurer). Es wäre daher unvernünftig, Trypsin<br />
in einem <strong>Praktikum</strong> nicht einzusetzen. Am Beispiel der von Trypsin katalysierten Spaltung<br />
von BAPA sollen einige Grundbegriffe der Enzymkinetik praktisch demonstriert werden:<br />
� Die Anfangsgeschwindigkeit einer enzymatischen Reaktion<br />
� Die Ermittlung der sogenannten Michaelis-Menten-Konstante im Bezug auf <strong>das</strong><br />
Substrat BAPA<br />
� Der Einfluß einer hemmenden Substanz (Aprotinin).
Molekularbiologische Methoden 26<br />
Die Michaelis-Menten Gleichung,<br />
beschreibt die Abhängigkeit der Reaktionsgeschwindigkeit V von der Substratkonzentration<br />
S. Bei einer enzymatische Reaktion nimmt die Reaktionsgeschwindigkeit durch den<br />
Verbrauch von Substrat allmählich ab, bis sich ein Gleichgewicht zwischen Hin- und Rückreaktion<br />
einstellt und die Reaktion zum Stillstand kommt (siehe Übungen 1.1 und 1.2., 'Endwertmethoden').<br />
Die hier zum Einsatz kommende 'kinetische Methode' untersucht hingegen<br />
die Situation wie sie ganz zu Beginn einer Enzymreaktion gegeben ist. Man beschränkt sich<br />
dabei auf jenen kurzen Zeitraum, in dem die Abnahme der Substratkonzentration noch nicht<br />
ins Gewicht fällt und die Konzentration des gebildeten Produktes annähernd linear mit der<br />
Zeit ansteigt (<strong>das</strong> heißt: die Reaktionsgeschwindigkeit ist in diesem Zeitraum annähernd konstant!).<br />
Dies entspricht auch dem ausschließlichen Gültigkeitsbereich der Michaelis-Menten-<br />
Gleichung! Mit ihr lassen sich lediglich Anfangsgeschwindigkeiten enzymatischer Reaktionen<br />
berechnen. Mißt man die Extinktion des Produktes in regelmäßigen Abständen innerhalb<br />
der ersten Minuten der Reaktion, so sollten die Meßwerte, gegen die Zeit aufgetragen, auf<br />
einer Geraden liegen.<br />
In folgender Abbildung werden die Verhältnisse <strong>für</strong> die Substratkonzentration, gemessene<br />
Extinktion, Produktkonzentration und Reaktionsgeschwindigkeit, wie sie zu beginn einer<br />
Enzymreaktion gegeben sind, in einer idealisierten Darstellung zusammengefasst.<br />
[S] E bzw. [P]<br />
([E]~[P])<br />
252<br />
251<br />
250<br />
200<br />
100<br />
0 1 2 3 4 5 0 1 2 3 4 5 0 1 2 3 4 5<br />
Zeit [min]<br />
V<br />
�<br />
V<br />
max<br />
* S<br />
�KS� M �<br />
v<br />
Zeit [min] Zeit [min]
Molekularbiologische Methoden 27<br />
Im Versuch sollen aus den mit verschiedenen Substratkonzentrationen erhaltenen Anfangsgeschwindigkeiten<br />
graphisch (Stichwort: Lineweaver-Burk) VM und KM ermittelt werden. Hier-<br />
zu benötigen Sie die Lineweaver-Burk-Gleichung, die den Kehrwert der Michaelis-Menten-<br />
Gleichung darstellt:<br />
1 � K<br />
�<br />
v �<br />
�<br />
� v<br />
Um die Lineweaver-Burk-Gleichung anwenden zu können, benötigen Sie die Substratkonzentration.<br />
Im Unterschied zu theoretischen Berechnungen, wie sie z.B. im begleitenden Seminar „Enzymkinetik“<br />
behandelt werden, nimmt man hier bei der Berechnung der Substratkonzentration<br />
eine Vereinfachung vor, die nicht der strengen Definition der Substratkonzentration in der<br />
Michaelis-Menten-Gleichung entspricht, aber laborpraktisch sinnvoll ist und der Genauigkeit<br />
keinen Abbruch tut. Die Substratkonzentration S in der Michaelis-Menten-Gleichung ist die<br />
Konzentration an freiem, d.h. nicht enzymgebundenem Substrat. Diese ist zu unterscheiden<br />
von der totalen Substratkonzentration, die auch den enzymgebundenen Anteil enthält: [S]T =<br />
[S] + [ES]. (Hierbei bedeutet [ES] die Konzentration an Enzym-Substrat-Komplex). Da die<br />
Konzentration an Enzym im Vergleich zum Substrat in unserem Versuch recht gering ist,<br />
(und damit der Anteil an ES auch nicht hoch sein kann), entspricht die korrekterweise zu<br />
verwendende freie Substratkonzentration [S] annähernd der totalen Substratkonzentration<br />
[S]T. Sie berechnen also <strong>für</strong> die Auswertung die (totale) Substratkonzentration aus den Angaben<br />
unter „Lösungen und Materialien“ und verwenden diesen Wert als [S].<br />
2.2. Lösungen und Materialien<br />
�S� vmax<br />
1. TEA-Puffer 0.3 M, pH7.8 Triethanolamin.HCl 22.4 g<br />
M<br />
max<br />
�<br />
�<br />
�*<br />
�<br />
(ohne Mg) aquabidest ca. 300 ml<br />
1<br />
�<br />
1<br />
5 N NaOH ca. 8 ml (� pH 7.8)<br />
aquabidest ad 400 ml
Molekularbiologische Methoden 28<br />
2. Substrat-Lösung BAPA . HCl 0,5% (m/v) in DMF 2.18 ml<br />
TEA-Puffer ad 10 ml<br />
3. Trypsin-Lösung Trypsin (Rinderpankreas) 2 mg<br />
mit 60 mM CaCl2 CaCl2 x 2H2O 0.176 g<br />
TEA-Puffer ad 20 ml<br />
4. Trypsin-Inhibitor Aprotinin (Rinderlunge) 2 mg (= 14.300 KIE)<br />
TEA-Puffer ad 20 ml<br />
BAPA muß in der Wärme gelöst werden (fällt manchmal wieder aus; nicht im Kühlschrank<br />
aufbewahren). Aprotinin ist ein endogenes Peptid, <strong>das</strong> Serin-Proteasen wie Trypsin hemmt;<br />
andere von Aprotinin gehemmte Serin-Proteasen sind Kallikreïn, Plasmin und verschiedene<br />
Gerinnungsfaktoren. KIE steht <strong>für</strong> Kallikreïn Inaktivator Einheiten (1 KIE hemmt 2 units<br />
Kallikreïn zu 50%). Das Präparat Trasylol ® (20.000 KIE in 1 ml isotoner NaCl-Lösung) wird<br />
bei bestimmten Gerinnungsstörungen klinisch eingesetzt.<br />
Lösung Lagerort<br />
TEA-Puffer 0.3 M, pH7.8<br />
ohne Mg 2+<br />
Laborbank (RT), 50 ml Plastikzentrifugenröhrchen<br />
Substrat-Lösung (BAPA) Laborbank (RT), 15 ml Plastikzentrifugenröhrchen<br />
Trypsin-Lösung Kühlschrank, 50 ml Plastikzentrifugenröhrchen<br />
Trypsin-Inhibitor (Aprotinin) Laborbank (RT), 15 ml Plastikzentrifugenröhrchen<br />
2.3. Durchführung:<br />
2.3.1. Bestimmung der Michaelis-Menten-Konstante von Trypsin <strong>für</strong><br />
BAPA<br />
Die Anfangs-Reaktionsgeschwindigkeit wird mit 4 verschiedenen BAPA-Konzentrationen<br />
gemessen. Es sind die folgenden Volumina in Küvetten zu pipettieren:
Molekularbiologische Methoden 29<br />
1. Meßreihe 2. Meßreihe 3. Meßreihe 4. Meßreihe<br />
TEA-Puffer 1.5 ml 1.5 ml 1.5 ml 1.5 ml<br />
1 mM HCl 0.9 ml 0.8 ml 0.5 ml -<br />
Trypsin-Lösung 0.5 ml 0.5 ml 0.5 ml 0.5 ml<br />
BAPA-Lösung 0.1 ml 0.2 ml 0.5 ml 1.0 ml<br />
Die 4 Meßreihen müssen hintereinander (!!) ausgeführt werden. Das Gesamtvolumen beträgt<br />
immer 3.0 ml. Zuletzt wird die BAPA-Lösung zugegeben, sofort gemischt und mit der Zeit-<br />
nehmung begonnen. Die erste Extinktion (� = 405 nm) wird unmittelbar nach dem Mischen<br />
abgelesen, und weitere Werte nach 1, 2, 3, 4 und 5 min. Als Vergleichsprobe <strong>für</strong> den Nullabgleich<br />
wird der TEA-Puffer zur Verfügung gestellt. Die Reaktion erfolgt bei 25°C (Thermostat);<br />
die zu pipettierenden Lösungen müssen vor dem Zugeben auf Raumtemperatur gebracht<br />
werden. Trypsin- und Aprotinin-Lösungen dürfen nur in Gegenwart des TEA-Puffers mit<br />
1mM HCl gemischt werden (ansonsten Denaturierungsgefahr), daher TEA-Puffer immer als<br />
ersten pipettieren.<br />
2.3.2. Hemmung durch Aprotinin:<br />
Ähnliche Vorgangsweise wie unter 2.3.1. beschrieben. Um die Zugabe der Aprotinin-Lösung<br />
zu ermöglichen, wird <strong>das</strong> Pipettierschema von Beispiel 2.3.1. geringfügig geändert.<br />
Die Aprotinin-Lösung muss vor Gebrauch 1:5 verdünnt werden!<br />
1. Meßreihe 2. Meßreihe 3. Meßreihe 4. Meßreihe<br />
TEA-Puffer 1.4 ml 1.4 ml 1.4 ml 1.4 ml<br />
Aprotinin (1:5) 0.1 ml 0.1 ml 0.1 ml 0.1 ml<br />
1 mM HCl 0.9 ml 0.8 ml 0.5 ml -<br />
Trypsin-Lösung 0.5 ml 0.5 ml 0.5 ml 0.5 ml<br />
BAPA-Lösung 0.1 ml 0.2 ml 0.5 ml 1.0 ml
Molekularbiologische Methoden 30<br />
2.4. Auswertung/ Protokoll:<br />
V = �E / (d x e)<br />
e = Extinktionskoeffizient von p-Nitro-Anilin = 9,9 cm 2 / µmol<br />
MBAPA HCl = 434,9 g/mol<br />
Für <strong>das</strong> Protokoll:<br />
� geben Sie Ihre Meßwerte vollständig an und berechnen Sie die Mittelwerte der Extinktionsdifferenzen<br />
[min -1 ]<br />
� hieraus berechnen Sie die Reaktionsgeschwindigkeit.<br />
� berechnen Sie aus den Angaben über die Zusammensetzung der BAPA-Lösung aus 2.2)<br />
die jeweilige Konzentration des Substrates (Stoffmengenkonzentration) in µM!<br />
� Erstellen Sie <strong>das</strong> Lineweaver-Burk-Diagramm und bestimmen Sie hieraus Km und vmax!<br />
Achten Sie hierbei auf einen vernünftigen Maßstab des Diagramms.<br />
� Bitte achten Sie auch hier auf die Angabe von Einheiten und die Anzahl der angegebenen<br />
Dezimalstellen !<br />
� Diskutieren Sie kurz Ihre Ergebnisse!
Molekularbiologische Methoden 31<br />
2.5. Kurzzusammenfassung Sicherheitsinformationen Übung 2<br />
Stoff Kennzeichen/ Klassifizierung sowie<br />
R-Sätze bzw. H-Sätze<br />
Dimethylformamid<br />
BAPA-HCl<br />
Produkt: p-Nitroanilin<br />
Trypsin<br />
Signalwort: „Gefahr“<br />
H 360D, H226, H332, H312, H319<br />
BAPA:<br />
Angabe nach alter EU Verordnung:<br />
Gemäß Richtlinie 67/548/EWG nicht als<br />
gefährlich eingestuft.<br />
p-Nitroanilin:<br />
Signalwort: „Gefahr“<br />
H331, H311, H301, H373, H412<br />
[Anmerkung: Die MAK-Kommission hat<br />
folgende Einschätzung: Krebserzeugend<br />
Kategorie 3A (Stoffe, die wegen erwiesener/<br />
möglicher krebserzeugender Wirkung Anlass<br />
zur Besorgnis geben.)]<br />
H315, H319, H334, H335<br />
Verwendete Menge/ Konzentration<br />
pro <strong>Praktikum</strong>stag und Gruppe<br />
10 ml Puffer mit 21,8% (v/v) Dimethylformamid<br />
und ~0,1% (m/v)<br />
BAPA-HCl<br />
20 ml Puffer mit 0,1 mg/ ml Trypsin<br />
Aprotinin Angabe nach alter EU Verordnung: 20 ml Puffer mit 0,1 mg/ ml Aproti-<br />
Xn<br />
R: 22-42/43<br />
Noch keine Angaben nach EU-GHS-<br />
Verordnung verfügbar.<br />
nin<br />
Durch weitere in der Übung vorkommende und nicht in dieser Tabelle genannte Stoffe sind bei Handhabung<br />
der Reagenzien nach üblichem Laborstandard keine besonderen Gefahren zu erwarten.
Molekularbiologische Methoden 32<br />
Sicherheitsmaßnahmen<br />
� üblicherLaborstandard (Laborkittel, Schutzbrille…, s. Allgemeine Betriebsanweisung)<br />
und<br />
� Einmalhandschuhe tragen und bei Kontamination sofort wechseln/ Hände waschen<br />
� Gekennzeichnete Pipetten werden hier ausnahmsweise nicht verwendet und es wird ausnahmsweise<br />
auf einer Laborbank in der Nähe des Photometers gearbeitet (geringes Kontaminationsrisiko<br />
aufgrund Mengen/ einfacher Versuchsablauf). Sofortige Reinigung<br />
kontaminierter Flächen/ Gegenstände.<br />
� Pipetten nach Versuchsende reinigen (Wasser/ Einmaltücher)<br />
� Kontaminierter Festabfall (Küvetten, Pipettenspitzen…) in Abfallflaschen, die mit der<br />
Nummer der Übung gekennzeichnet sind, sammeln. Inhalt der Abfallflasche nach Versuchsende<br />
in gekennzeichnete Behälter (Feststofftonne) entsorgen.<br />
� Inhalt der Küvetten direkt in Abfallkanister (schwermetallhaltige Lösungsmittel) entsorgen.
Molekularbiologische Methoden 33<br />
Teil 2<br />
Proteinbiochemie und Molekularbiologie
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 34<br />
3 BC-3: Diskontinuierliche SDS-Elektrophorese nach Lämmli<br />
3.1. Theoretischer Teil<br />
3.1.1. Einführung<br />
Seit Arne Tiselius 1937 seine Methode der wandernden Grenzschichten-Elektrophorese publizierte,<br />
<strong>für</strong> die er (unter anderem) 1948 den Nobelpreis erhielt, haben sich elektrophoretische<br />
Techniken zum allgemeinen Laborstandard entwickelt. Bei kaum einem anderen Trennverfahren<br />
gibt es so viele methodische und apparative Neu- und Weiterentwicklungen. Unterschiedliche<br />
Elektrophoresetechniken finden Anwendung in biologischer/biochemischer<br />
Forschung, Molekularbiologie, Forensik, klinischer Routineanalytik, Lebensmittelüberwachung,<br />
etc., etc...<br />
3.1.2. Physikalische Grundlagen<br />
Um die Vorgänge bei der Gelelektrophorese zu verstehen, ist die Kenntnis einiger physikalischer<br />
Grundlagen nötig.<br />
Bei der Elektrophorese werden geladene Teilchen in einem elektrischen Feld bewegt.<br />
Befindet sich ein Teilchen mit der Ladung q in einem elektrischen Feld E, so wirkt auf <strong>das</strong><br />
Teilchen die Kraft K mit<br />
K = q � E<br />
Bewegt sich <strong>das</strong> Teilchen in einem Medium, so wirkt auf dieses eine Reibungskraft. Die<br />
Kraft, die auf ein kugelförmiges Teilchen in einer Flüssigkeit wirkt, wird durch <strong>das</strong> Stokes’sche<br />
Gesetz beschrieben<br />
K = 6� � v � r � �<br />
mit � = Viskosität der Flüssigkeit v = Wanderungsgeschwindigkeit des Teilchens<br />
r = Radius des Teilchens
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 35<br />
Gleichsetzen der Kräfte ergibt<br />
woraus folgt<br />
q � E = 6� � v � r � �<br />
q * E<br />
v =<br />
6�<br />
� r<br />
Die Wanderungsgeschwindigkeit eines Teilchens ist also proportional seiner Ladung und der<br />
elektrischen Feldstärke (Spannung/Elektrodenabstand), und sie ist umgekehrt proportional<br />
seiner Größe (Radius r) und der Viskosität des Mediums. Die Ladung eines Moleküls ist von<br />
vielen Parametern abhängig: Anzahl und Art der geladenen Gruppen (pK etc.), Dielektrizitätskonstante<br />
des Mediums, pH des Puffers, Ionenstärke. Es ist also bei der klassischen<br />
Elektrophorese allein aufgrund der elektrophoretischen Beweglichkeit eines Moleküls nicht<br />
möglich, eine eindeutige Aussage über Eigenschaften wie beispielsweise <strong>das</strong> Molekulargewicht<br />
zu machen.<br />
3.1.3. Polyacrylamidgelelektrophorese (PAGE)<br />
In den meisten Fällen wird, anders als bei Tiselius’ Methode, die Elektrophorese heute in<br />
stabilisierenden Medien durchgeführt, in der Regel in Gelen. Polyacrylamid-Gel-Elektrophorese<br />
(PAGE), erstmals 1959 von Raymond und Weintraub publiziert, spielt eine besonders<br />
große Rolle.<br />
3.1.3.1 Polyacrylamidgele<br />
Durch Polymerisation von Acrylamidmonomeren mit einem Vernetzer, N,N´-<br />
Methylenbisacrylamid, erhält man ein klares durchsichtiges Gel mit sehr geringer Elektroosmose<br />
und sehr guter chemischer und mechanischer Stabilität. Die Polymerisation erfolgt radikalisch,<br />
als Radikalspender fungiert Ammoniumperoxodisulfat. Die freien Radikale werden<br />
durch <strong>das</strong> Tetramethylethylendiamin (TEMED) stabilisiert.<br />
O<br />
NH 2<br />
Acrylamid<br />
+<br />
O<br />
N<br />
H<br />
N<br />
H<br />
O<br />
O<br />
NH + 4 O S O O S O NH + 4<br />
O<br />
TEMED<br />
(Me) 2 N<br />
N,N-Methylenbisacrylamid<br />
O<br />
O<br />
APS<br />
N(Me) 2<br />
O<br />
O<br />
NH CONH 2<br />
NH<br />
CONH2 PAG
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 36<br />
Totalamid-Konzentration T (Masseprozent [Acrylamid + Bisacrylamid]) und Vernetzungsgrad<br />
C (steht <strong>für</strong> Crosslinking, %-Anteil Bis an T) bestimmen die Porengröße des Gels: bei<br />
konstantem C wird mit steigendem T die Porengröße linear kleiner.<br />
3.1.3.2 SDS-Gelelektrophorese<br />
Wie oben beschrieben ist es bei der klassischen Elektrophorese allein aufgrund der<br />
elektrophoretischen Beweglichkeit eines Moleküls nicht möglich, <strong>das</strong> Molekulargewicht von<br />
Proteinen zu bestimmen.<br />
Dies ändert sich, wenn man die Elektrophorese in Gegenwart eines ionischen Detergenz<br />
durchführt, z.B. SDS (Na-Dodecylsulfat, engl. Sodium-).<br />
SDS ummantelt Proteinmoleküle micellenartig und bricht dabei durch Wasserstoffbrücken<br />
gebildete Raumstrukturen auf, d.h. denaturiert die Proteine und löst sie (Vorteil: es werden<br />
auch schwer wasserlösliche Proteine wie Membranproteine der Analyse zugänglich!). Schwefelbrücken<br />
zwischen Cysteinen können durch reduzierende Thiolverbindungen aufgelöst<br />
werden, z.B. Mercaptoethanol oder Dithiothreitol. Somit werden durch SDS unterschiedliche<br />
Molekülformen ausgeglichen, die Proteine nehmen eine ellipsoide Form an. Durch die Ummantelung<br />
mit SDS werden die Eigenladungen der Proteine so effektiv überdeckt, daß (fast)<br />
alle Proteine (außer extrem positiv geladene) anionisch werden und somit bei der Elektrophorese<br />
in dieselbe Richtung wandern. Von zentraler Bedeutung ist, daß anionische Micellen mit<br />
einem konstanten Masse/Ladungsverhältnis entstehen! Es werden nämlich im Schnitt 1,4<br />
Gramm SDS pro Gramm Protein gebunden. Dies enstspricht ca. 1 SDS-Molekül pro 2 Aminosäuren.<br />
Da es bei den mit SDS beladenen Proteinen wiederum eine feste Beziehung zwischen<br />
dem Teilchenradius und der Masse (bzw. dem Molekulargewicht MW) gibt, erfolgt in<br />
einem Gel durch den Siebeffekt die elektrophoretische Trennung nur noch nach dem Molekulargewicht.<br />
Die Wanderungsgeschwindigkeit ist dabei proportional dem log(MW).<br />
Die Einführung des SDS in die Proteinelektrophorese war übrigens nicht, wie oft fälschlich<br />
angenommen, die Idee von Lämmli. Das hatten Shapiro et al. bereits 3 Jahre zuvor getan.<br />
Lämmlis Verdienst war vielmehr die Kombination der Anwendung von SDS und dem diskontinuierlichen<br />
(oft abgekürzt “disk” oder engl. “disc” = discontinous) Gelsystem von<br />
Ornstein und Davis.
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 37<br />
3.1.3.3 Die diskontinuierliche Gelelektrophorese nach Ornstein und Davis<br />
Die Einführung des Disk-Systems in die Proteinbiochemie führte zu einer starken Erhöhung<br />
der Bandenschärfe und damit der Auflösung der Proteinelektrophorese. Die Diskontinuität<br />
bezieht sich auf vier Parameter:<br />
� Gelstruktur: ein engporiges Trenngel wird mit einem großporigen Sammelgel überschichtet.<br />
� pH-Wert der Puffer (pH 8,8 im Trenngel, pH 6,8 im Sammelgel)<br />
� Ionenstärke der Puffer (0,375 M Tris/HCl im Trenngel, 0,125 M Tris/HCl im Sammelgel)<br />
� Art der Ionen im Gel und im Elektrodenpuffer (Glycin im Elektrodenpuffer, Cl – im Gel)<br />
Funktionsprinzip der Disk-Elektrophorese (aus: Westermeier 1990)<br />
Wird in diesem Disc-System nach Ornstein und Davis ein Strom angelegt, so wandern die<br />
Glycinat- und Chlorid-Ionen sowie die neg. geladenen Proteine in Richtung Anode. Wenn <strong>das</strong><br />
Glycinat ins Sammelgel eintritt, so trifft es dort auf den niedrigen pH. Das Dissoziationsgleichgewicht<br />
verschiebt sich vom Glycinat zum Glycin. Ungeladenes Glycin wandert aber<br />
nicht im elektischen Feld. So eilt Cl – als “Leition” voraus, Glycin bleibt als “Folgeion” zurück.<br />
Würden sie tatsächlich dort zurückbleiben, würde kein Strom fließen. Alle Ionen müssen<br />
sich also mit gleicher Geschwindigkeit bewegen (Prinzip der “Isotachophorese”,<br />
griechisch “iso” = gleich, “tachos” = Geschwindigkeit). So bildet sich ein el. Feldstärkegradient<br />
zwischen Leit- und Folgeion aus: im Bereich der Folgeionen ist die Feldstärke höher.<br />
Die Proteine, die sich zwischen Leit- und Folgeion befinden, bilden Zonen gemäß ihrer elektrophoretischen<br />
Beweglichkeiten (“stacking”-Effekt). Diese Zonen sind sehr scharf, weil Mo-
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 38<br />
leküle, die in eine Zone höherer Mobilität diffundieren, durch die dort herrschende niedrigere<br />
Feldstärke langsamer wandern und somit wieder in die ihnen entsprechende Zone gelangen.<br />
Wenn die Proteine auf <strong>das</strong> Trenngel treffen, werden sie durch die geringer Porengröße darin<br />
abgebremst. Das kleine Glycinmolekül kann sie jetzt überholen, wodurch der pH im Trenngel<br />
auf 9,5 ansteigt (der pK der Aminogruppe des Glycins). Während die isotachophoretische<br />
Wanderung der Proteine im weitporigen Sammelgel nur nach ihrer Ladung erfolgte, spielen<br />
im homogenen Puffermilieu des engporigen Trenngels Ladung und Molekülgröße eine Rolle.<br />
3.1.3.4 SDS-Gelelektrophorese nach Lämmli<br />
Lämmli hat <strong>das</strong> System von Ornstein und Davis direkt <strong>für</strong> die SDS-Gelelektrophorese übernommen,<br />
obwohl der pH-Wert- und Ionenstärke-Sprung zwischen Sammel- und Trenngel<br />
nicht benötigt wird, denn<br />
� die Mobilität des Glycins ist im (großporigen) Sammelgel auch bei pH 8.8 niedriger als<br />
die der stark negativ geladenen Protein-SDS-Mizellen<br />
� während des "stacking" erfolgt keine Auftrennung nach einem Feldstärkegradienten, da es<br />
keine Ladungsunterschiede innerhalb der Probe gibt (SDS überdeckt die Eigenladungen).<br />
Also benötigt man im Sammelgel eigentlich keine niedrigere Ionenstärke.<br />
Es zeigt sich jedoch, daß die Diskontinuität zwischen Sammelgel und Trenngel durch die<br />
unterschiedliche Gelporosität sowie die Diskontinuität der Anionen hilfreich <strong>für</strong> die Trennung<br />
sind, so daß sich dieses System in der Praxis gut bewährt hat.<br />
Die Auftrennung im engporigen Trenngel, die wie bereits erwähnt nach Ladung und Molekülgröße<br />
erfolgt, findet im Lämmli-System aufgrund der festen Beziehung der beiden Größen<br />
nach der Molekülgröße bzw. dem Molekulargewicht statt, so daß sich dieses System zur Molekulargewichtsbestimmung<br />
eignet.<br />
Die SDS-Gelelektrophorese hat einige Vorteile:<br />
� mit SDS gehen fast alle Proteine in Lösung<br />
� die hoch geladenen SDS-Protein-Komplexe haben eine hohe elektrophoret. Mobilität<br />
� die einheitlich negativ geladenen Proteine haben eine einheitliche Laufrichtung<br />
� hohes Auflösungsvermögen, da SDS die Peptidketten entfaltet und stark restriktive Gele<br />
verwendet werden können<br />
� Trennung nach einem einzigen physikochemischen Parameter (Molekulargewicht)
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 39<br />
3.2. Praktischer Teil<br />
Folgende Lösungen stehen zur Verfügung:<br />
Für <strong>das</strong> Gießen des Gels:<br />
Acrylamid-Stammlösung (30,8 % T)<br />
g/100 ml<br />
Acrylamid 30<br />
Bisacrylamid 0,8<br />
Sammelgelpuffer (4x) pH 6,8<br />
Konzentration g/100 ml<br />
Tris 0,5 M 6,06<br />
SDS 0,4 % 0,4<br />
Trenngelpuffer (4x) pH 8,8<br />
Konzentration g/100 ml<br />
Tris 1,5 M 18,2<br />
SDS 0,4 % 0,4<br />
Sammelgelpuffer und Trenngelpuffer sind 4x konzentriert. Wie aus der Vorschrift zum Gießen<br />
des Gels (s. unten) ersichtlich, werden diese Puffer bei der Herstellung des Gels automatisch<br />
um Faktor 4 verdünnt, müssen also von Ihnen nicht separat verdünnt werden.<br />
Starter<br />
N,N,N´,N‘-Tetramethylethylendiamin (TEMED)<br />
10 % Ammoniumperoxodisulfat (APS) in Wasser (bei –20 °C nahezu unbegrenzt lagerfähig!)
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 40<br />
Für die Probenvorbereitung und die Elektrophorese<br />
Probenpuffer pH 8,0<br />
Konzentration g/100 ml<br />
Tris 0,01 M 0,121<br />
EDTA, di-Na-Salz 0,001 M 0,029<br />
SDS 2 % 2<br />
Glycerin 20 % 20 ml<br />
Bromphenolblau 0,005 % 5 ml einer 0,1 % Lsg.<br />
MilliQ-Wasser ad 95 ml<br />
Probenpuffer mit ß-Mercaptoethanol ist nur wenige Tage lagerfähig! Daher wird Ihnen die<br />
Stammlösung ohne ß-Mercaptoethanol zur Verfügung gestellt. Das ß-Mercaptoethanol geben<br />
Sie erst direkt vor Versuchsbeginn zu.<br />
ß-Mercaptoethanol 5 % 5 ml<br />
Da nur wenig Probenpuffer benötigt wird, reicht 1ml Probenpuffer pro Versuchstag,<br />
also 950 µl Probenpuffer-Stammlösung + 50 µl ß-Mercaptoethanol mischen (Abzug!).<br />
Elektrodenpuffer (10x) pH 8,4<br />
Konzentration g/l<br />
Glycin 1,92 M 144<br />
Tris 0,25 M 30,3<br />
SDS 1 % 10<br />
Der Elektrodenpuffer muß am Versuchstag 1:10 verdünnt werden. Es reicht eine Menge<br />
von 1l <strong>für</strong> beide Versuchsgruppen!<br />
Molekulargewichtsstandard<br />
Es kommt ein "Broad Range" Standard zum Einsatz. Im folgenden werden die enthaltenen<br />
Proteine mit Ihren Molekulargewichten sowie ein typisches Bandenmuster auf einem SDS-<br />
Gel gezeigt.
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 41<br />
Färbung des Gels: Schnellfärbung mit Mikrowellenprotokoll<br />
Färbelösung: SimplyBlue SafeStain (Invitrogen)<br />
Precision Plus � unstained Marker<br />
Lösung Lagerort Bemerkung<br />
Acrylamid-Stammlösung Kühlschrank, 50 ml Falcon-Röhrchen -<br />
Probenpuffer ohne<br />
Mercaptoethanol<br />
von Bio-Rad<br />
Protein MW (kDa)<br />
250<br />
150<br />
100<br />
75<br />
50<br />
37<br />
25<br />
20<br />
15/10<br />
Laborbank, 50 ml Falcon-Röhrchen Mercaptoethanol-<br />
Zugabe!<br />
Sammelgelpuffer Laborbank, 50 ml Falcon-Röhrchen -<br />
Trenngelpuffer Laborbank, 50 ml Falcon-Röhrchen -<br />
10 x Elektrodenpuffer Blaue Box, 1l-Flasche Verdünnen!<br />
TEMED Kühlschrank, 50 ml Falcon-Röhrchen -<br />
APS-Lösung Gefrierteil, Eppendorfgefäß -<br />
3.3. Durchführung<br />
Die Übung „Diskontinuierliche Gelelektrophorese nach Lämmli“ findet an zwei aufeinanderfolgenden<br />
Versuchstagen statt. Der zweite Teil des Versuchs wird parallel mit Übung 4 (Western-Blotting)<br />
durchgeführt. Folgende Aufgaben stehen jeweils an:
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 42<br />
1. Tag � Zusammenbau der Gelkassetten und Gießen der Gele (2 Gele/ Gruppe)<br />
� Fertigstellung der Lösungen zur Elektrophorese, soweit noch nicht<br />
gebrauchsfertig (s.o.!)<br />
� Verdünnung und Vorbereitung der Proteinproben zur Elektrophorese<br />
� Durchführung der Elektrophorese (Parallel hierzu findet die Vorbesprechung<br />
statt)<br />
� Färben des Gels in der Mikrowelle<br />
2. Tag � Trocknen des Gels<br />
3.3.1. Gießen der Gele<br />
Zur Vorbereitung räumen Sie die Laborbank im Abzug, auf der Sie <strong>das</strong> Gel gießen, völlig frei<br />
und legen einige Papier-Einmalhandtücher unter. Sie stellen an diesem Platz nur die benötigten<br />
Geräte und Lösungen bereit! Diese Maßnahmen helfen, Kontaminationen bzw. deren<br />
Verschleppung zu vermeiden und ermöglichen ggf. eine einfache Dekontamination.<br />
1.) Gelkassetten gemäß Anleitung in den Gießstand einsetzen. Gewünschte Gelhöhe (Trenngel<br />
sollte ca. 1cm unter den Probentaschen enden) mit einem wasserfesten Stift markieren<br />
(an der Außenseite der dickeren Platte).<br />
2.) Sie gießen ein Gel mit einer Totalacrylamidkonzentration von 10%. Die in der Tabelle<br />
angegebenen Mengen reichen <strong>für</strong> die Herstellung von zwei Mini-Gelen.<br />
Zusammensetzung Trenngel:<br />
Acrylamid-<br />
Stammlsg.<br />
10 % T<br />
(ml <strong>für</strong> 15 ml Gel<br />
= 2 Mini-Gele)<br />
4,9<br />
Trenngelpuffer 3,75<br />
Wasser 6,2<br />
TEMED 0,015<br />
APS (10 %) 0,15<br />
3.) Hierzu werden Acrylamid-Lösung, Puffer und Wasser nach den Angaben in der Tabelle<br />
in ein beschriftetes 50 ml Plastikschraubgefäß zusammenpipettiert und gemischt. Bevor
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 43<br />
Sie die Polymerisation durch Zugabe von TEMED und APS auslösen, stellen Sie sicher<br />
daß Sie alles Nötige <strong>für</strong> die weiteren Schritte (Einfüllen des Gels und Überschichten mit<br />
Wasser) bereitliegen haben! Dann wird TEMED und zuletzt APS zugegeben und nochmals<br />
gemischt. Jetzt muß zügig gearbeitet werden! Das Gemisch bis zur Markierung in<br />
die Gelkassetten füllen und vorsichtig mit Wasser überschichten. So erhalten Sie eine absolut<br />
glatte und gerade Geloberkante. Die Pipettenspitze, die Sie zum Pipettieren des Acrylamids<br />
verwendet haben, werfen Sie nach dem Gießen des Gels in <strong>das</strong> 50ml-<br />
Schraubgefäß mit dem restlichen Gel, um alle Acrylamidreste durch Polymerisation zu<br />
inaktivieren. Das Trenngel ist polymerisiert, wenn die Trennlinie zwischen Gel und Wasser<br />
deutlich zu sehen ist.<br />
4.) Wenn <strong>das</strong> Trenngel auspolymerisiert ist entfernen Sie <strong>das</strong> Wasser darüber und stellen Sie<br />
in analoger Weise <strong>das</strong> Sammelgel her:<br />
Zusammensetzung Sammelgel:<br />
Acrylamid-<br />
Stammlsg.<br />
4% T<br />
(ml <strong>für</strong> 10 ml)<br />
1,3<br />
Sammelgelpuffer 2,5<br />
Wasser 6,1<br />
TEMED 0,01<br />
APS (10 %) 0,1<br />
Füllen Sie den verbleibenden Raum über dem auspolymerisierte Trenngel mit Sammelgel-Lösung<br />
übervoll auf. Setzen Sie dann die Taschenformer (“Kämme”) in die Kassetten<br />
ein und drücken den Kamm ganz hinein.<br />
5.) Wenn <strong>das</strong> Sammelgel auspolymerisiert ist, können Sie die Glasplatten mit dem Gel aus<br />
dem Gießstand entnehmen. Dann zeichnen Sie die Taschen des Gels mit einem wasserfesten<br />
Stift auf der großen Glasplatte an, um Ihnen <strong>das</strong> Auftragen der Proben nach dem<br />
Entfernen des Kamms zu erleichtern.
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 44<br />
3.3.2. Probenvorbereitung <strong>für</strong> die SDS-Elektrophorese<br />
Jede Gruppe belädt zwei Gele, dazu werden unterschiedliche Proben hergestellt.<br />
� Für <strong>das</strong> Gel, <strong>das</strong> später mit Coomassie Blue angefärbt wird, wird der Überstand einer<br />
100‘000�g Zentrifugation eines E.coli-Lysates aufgetragen. Vorher müssen die Pro-<br />
ben allerdings noch weiter verdünnt werden. Da die Proben so zu konzentriert sind,<br />
stellen sie bitte von der Probe eine 1:2, 1:4 und 1:8 Verdünnung mit MilliQ-Wasser<br />
her, 100 µl Gesamtvolumen reichen dabei <strong>für</strong> beide Gruppen.<br />
� Für <strong>das</strong> zu blottende Gel wird eine fertige Probe mit unbekannter Konzentration an<br />
BSA (bovines Serumalbumin) ausgegeben. Um diese quantifizieren zu können, stellen<br />
sie bitte aus dem Feststoff BSA zunächst eine Stock-Lösung mit einer Konzentration<br />
von 10 mg/ml her. Aus dieser Lösung stellen sie eine Standardreihe (jeweils 1000<br />
µl) mit den Konzentrationen 25, 50, 75, 100, 150 und 200 µg/ml her, um die unbekannte<br />
Probe anschließend quantifizieren zu können.<br />
� Nach dem Verdünnen des E.coli-Lysats und der BSA-Lösung werden 100 µl der jeweiligen<br />
Lösung mit 100 µl fertigen Probenpuffer (mit Mercaptoethanol!) versetzt, so<br />
<strong>das</strong>s Sie von beiden Reihen ein finales Volumen von 200 µl haben. Der Probenpuffer<br />
enthält Glycerin, welches eine höhere Dichte als Wasser besitzt, und somit ein Einsinken<br />
der Probe in die Tasche ermöglicht. Die Molekulargewichtsstandards liegen bereits<br />
fertig vor.<br />
� Nach Zugabe des Puffers werden die Proben gemischt und 5 Minuten im Heizblock erhitzt.<br />
Tip: Einstechen des Deckels mit einer Kanüle verhindert <strong>das</strong> Aufspringen des<br />
Deckels!<br />
� Nach dem Abkühlen werden die Proben 2 Minuten bei 15‘000�g zentrifugiert, um evtl.<br />
vorhandene Partikel zu sedimentieren. Diese würden sonst Streifen im Gel verursachen.<br />
� Von jeder fertigen Probe mit Mercaptoethanol werden 20 µl aufgetragen. In die äußersten<br />
Taschen wird der Proteinstandard aufgetragen; je 5 µl Unstained Marker auf dem<br />
Coomassie-Gel, je 2 µl All-Blue auf dem Western Blot-Gel.
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 45<br />
3.3.3. Durchführung der Elektrophorese<br />
1.) Die fertigen Gele werden aus dem Gießstand herausgenommen und auf die Dichtungen<br />
am Elektrodenrahmen gesetzt (kurze Platte nach innen, darauf achten, daß die Dichtung<br />
richtig sitzt!). Dieser wird dann in die Klemmvorrichtung gebracht und bei gleichzeitigem<br />
Druck nach unten auf den Elektrodenrahmen (siehe Abbildung auf der Vorrichtung!)<br />
werden die Klammern geschlossen. Das Herunterdrücken stellt sicher, daß die Dichtungen<br />
gut mit den Kanten der kurzen Glasplatten abschließen. Der Kamm kann nun entfernt<br />
werden. Diese Einheit wird bis kurz unter den Rand mit Elektrodenpuffer (1x, also<br />
Stammlösung 1/10 mit Wasser verdünnen; 0,5l werden benötigt) gefüllt, so <strong>das</strong>s dieser in<br />
die entstandenen Taschen fließt. Prüfen Sie, ob der innere Puffertank dicht ist!<br />
Aufbau der Mini-PROTEAN 3 Kammer (BioRad)<br />
2.) Danach tragen Sie die Proben mit der Pipette auf.
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 46<br />
3.) Wenn alle Proben aufgetragen sind: Den äußeren Tank bis zur Markierung mit Elektrodenpuffer<br />
füllen, den Deckel aufsetzen (paßt nur richtig herum!) und Kabel an Stromversorger<br />
anschließen (auf Polung achten!). Die Elektrophorese dauert bei konstant 200 V<br />
etwa 45-60 Minuten. Sie ist beendet, wenn der Frontmarker Bromphenolblau den unteren<br />
Rand des Gels erreicht hat. Dann: Strom abschalten! Sicherheitsdeckel abnehmen, den<br />
Einsatz mit den Gelen herausnehmen, den inneren Puffertank ausleeren und die Gelkassetten<br />
ausbauen. Zum Entnehmen der Gele aus den Glaskassetten nur Plastikspatel verwenden!<br />
Mit diesen kann die kleine Glasplatte aufgehebelt werden. Bei allen weiteren<br />
Operationen <strong>das</strong> Gel nur noch mit befeuchteten Handschuhen berühren, da es sonst irreversibel<br />
beschädigt wird. Das Gel liegt dann auf der großen Platte. Dann <strong>das</strong> Gel welches<br />
mit Coomassie gefärbt werden soll über einer Schale mit MilliQ-Wasser von der Glasplatte<br />
lösen und in <strong>das</strong> MilliQ-Wasser hineingleiten lassen, <strong>das</strong> Gel, <strong>das</strong> geblottet wird,<br />
wird in eine Schale mit Transferpuffer gegeben.<br />
4.) Die Gele in MilliQ werden in der Mikrowelle erhitzt bis <strong>das</strong> Wasser fast kocht, anschließend<br />
eine Minute geschüttelt. Das MilliQ wird getauscht und die Prozedur noch zweimal<br />
wiederholt. Anschließend werden ca. 20 ml Färbelösung auf die Gele gegeben, ebenfalls<br />
kurz erhitzt und <strong>für</strong> 5 min geschüttelt. Zum Schluss werden die Gele über Nacht zur Entfärbung<br />
des Hintergrunds in MilliQ gelagert. Das andere Gel wird über Nacht in Transferpuffer<br />
gelagert und am nächsten Tag geblottet.<br />
3.3.4. Einschweißen der Gele (zweiter Versuchstag)<br />
1.) Die Gele werden am nächsten Tag im Geltrockner im Heißluftstrom getrocknet werden.<br />
Zur Auswertung kann an einem Kopiergerät oder Scanner ein Bild des Gels auf Papier<br />
übertragen werden.<br />
3.4. Auswertung/ Protokoll<br />
� Ordnen Sie die Proteine des Molekulargewichtsstandards unter Angabe der Molekülmasse<br />
und log(MW) den Banden des Standards im Gel zu (in Kopie des Gels die Banden<br />
kennzeichnen!)
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 47<br />
� Erstellen Sie durch Auftragung von log(MW) gegen die relative Beweglichkeit u<br />
(Laufstrecke der jeweiligen Bande / Laufstrecke Front) eine Eichgerade Ihrer Standardproteine.<br />
� Bestimmen Sie mit Hilfe der Eichgerade die Molekulargewichte von fünf Proteinen Ihrer<br />
Wahl in Ihren Proben! Achten Sie bei der Erstellung der Eichgeraden auf eine sinnvolle<br />
Skalierung der Achsen! Die von Ihnen ausgewählten Proteine müssen in der Kopie Ihres<br />
Gels eindeutig markiert sein!<br />
� Bewerten Sie kurz <strong>das</strong> Ergebnis.
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 48<br />
3.5. Kurzzusammenfassung der Sicherheitsinformationen<br />
Kurzzusammenfassung Sicherheitsinformationen<br />
Stoff Kennzeichen/ Klassifizierung<br />
sowie R-Sätze bzw. H-Sätze<br />
Acrylamid<br />
Bis-Acrylamid<br />
Ammoniumperoxidisulfat<br />
Dodecylsulfat-Natriumsalz<br />
(SDS)<br />
TEMED<br />
Signalwort: „Gefahr“<br />
H350, H340, H361f, H301,<br />
H372, H332, H312, H319, H315,<br />
H317<br />
Signalwort: „Achtung“<br />
H302<br />
Signalwort: “Gefahr”<br />
H272, H302, H315, H319, H335,<br />
H334, H317<br />
Signalwort: “Gefahr”<br />
H228, H302, H311, H315, H319,<br />
H335<br />
Signalwort: „Gefahr“<br />
H225, H332, H302, H314<br />
Verwendete Menge/ Konzentration<br />
pro <strong>Praktikum</strong>stag und Gruppe<br />
6,3 ml Lösung mit 30% (m/v) Acrylamid<br />
und 0.8% (m/v) Bisacrylamid<br />
(Verhältnis 37,5:1)<br />
= 300 mg/ ml Acrylamid und 8 mg/<br />
ml Bis-Acrylamid<br />
500 µl Lösung mit 10% (m/v)<br />
APS<br />
Bestandteil div. Puffer. Max. Menge: 1 l<br />
Lösung mit 1% (m/v) SDS (Elektrodenpuffer),<br />
Max. Konz.: 2% (m/v) SDS (Probenpuffer)<br />
< 100 µl Reinsubstanz
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 49<br />
ß-Mercaptoethanol<br />
Signalwort: „Gefahr“<br />
H301, H310 + H330, H315,<br />
H318, H410<br />
< 100 µl Reinsubstanz<br />
Durch weitere in der Übung vorkommende und nicht in dieser Tabelle genannte Stoffe sind bei Handhabung<br />
der Reagenzien nach üblichem Laborstandard keine besonderen Gefahren zu erwarten.<br />
Sicherheitsmaßnahmen:<br />
� üblicher Laborstandard (Laborkittel, Schutzbrille…, s. Allgemeine Betriebsanweisung)<br />
und<br />
� Einmalhandschuhe (Nitrilhandschuhe) tragen und bei Kontamination sofort wechseln/<br />
Hände waschen<br />
� unter gekennzeichnetem Abzug arbeiten<br />
� gekennzeichnete Pipetten benutzen<br />
� Abfall in gekennzeichnete Behälter
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 50<br />
Zusammenfassung:<br />
3.6. Literatur<br />
1) Raymond S., Weintraub L., Science 130 (1959) 711<br />
2) Ornstein L., Ann. NY Acad. Sci. 121 (1964) 321-349<br />
3) Davies BJ., Ann NY Acad. Sci. 121 (1964) 404-427<br />
4) Maurer R.H. Disk Elektrophorese, W. d Gruyter Berlin 1968<br />
5) Lämmli, U.K., Nature 227 (1970) 680-685<br />
6) Wagner H., Blasius E. Hersg. Praxis der elektrischen Trennmethoden, Springer Verlag,<br />
Berlin Heidelberg (1989) 1-2, 223-261
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 51<br />
7) T. Andrews, Electrophoresis<br />
8) Westermeier, R., Elektrophorese-<strong>Praktikum</strong>, VCH Weinheim 1990
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 52<br />
4 BC-4: Western-Blotting: Proteintransfer und Immundetektion<br />
4.1. Allgemeines<br />
Das Western-Blotting wurde von Tombin und Renard 1979 eingeführt und bezeichnet den<br />
Vorgang der Übertragung von Proteinen (Protein-„Flecken“ = Blots) auf eine Membran mit<br />
anschließender Immundetektion. Die Bezeichnung Western-Blotting geht auf den Namen des<br />
Erfinders der Blotting-Technik namens Southern zurück, der die Methode 1971 <strong>für</strong> die Auftrennung<br />
von DNA-Fragmenten und nachfolgender Hybridisierung als Southern-Blotting<br />
eingeführt hat. In Anlehnung an seinen Namen wurde die entsprechende Auftrennung von<br />
RNA-Fragmenten ironisierend Northern-Blotting genannt und <strong>das</strong> Proteinblotting eben Western-Blotting.<br />
Dabei werden die im Gel aufgetrennten Proteine (vergl. Übung 3: Diskontinuierliche<br />
SDS-Elektrophorese nach Lämmli) über Elektrotransfer auf einen Träger (z. B.<br />
Nitrocellulose- oder PVDF-Membran) übertragen und <strong>für</strong> die nachfolgende Immundetektion<br />
immobilisiert. Durch <strong>das</strong> Anlegen eines elektrischen Feldes wandern die Proteine aus dem<br />
Acrylamidgel heraus und bleiben auf der Membran haften. Wichtig ist, <strong>das</strong>s bei der Übertragung<br />
die Proteine auf dem Träger in derselben geometrischen Anordnung erscheinen, wie sie<br />
nach Auftrennung im Gel vorliegen. Diese in der Molekularbiologie weithin angewendete<br />
Methode ist äußerst vielseitig, da auch Proteine aufgetrennt und immundetektiert werden<br />
können, die unter physiologischen Bedingungen unlöslich sind (z. B. Membranproteine).<br />
Blot-Membranen:<br />
Die am häufigsten verwendeten Blot-Memberanen bestehen aus Nitrocellulose, Polyvinylidendifluorid<br />
(PVDF) oder positiv geladenem Nylon ( + Nylon). Die Membranen binden Proteine<br />
durch hydrophobe (Nitrocellulose), hydrophile (PVDF) oder ionische Wechselwirkungen<br />
( + Nylon). Selbst Peptide mit nur 20 Aminosäuren haften noch auf Nitrocellulose. Im Vergleich<br />
zum Gel ist die Membran leicht handzuhaben und aufzubewahren.
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 53<br />
Blotting +<br />
Detektion<br />
Acrylamidgel, Coomassie-Färbung Nitrocellulose-Membran nach elektrophoretischem<br />
Transfer und Immunodetektion<br />
Anmerkung: Vor dem Blotting-Vorgang werden Proteine im Gel nicht mittels Coomassie angefärbt. Die Färbung<br />
wird nur <strong>für</strong> direkten Nachweis der Proteine im Acrylamidgel verwendet und ist hier zur Veranschaulichung<br />
dargestellt.<br />
Immundetektion:<br />
Im Gegensatz zu Proteinfärbemethoden mittels Coomassie-Blue oder Silber können einzelne<br />
Proteine nach dem Elektrotransfer auf die Nitrocellulose-Membran durch Reaktion mit einem<br />
spezifischen Antikörper selektiv nachgewiesen werden. Zuvor müssen allerdings unspezifische<br />
Proteinbindungsstellen der Blotmembran abgesättigt werden, in dem die Membran vor<br />
der Inkubation mit dem spezifischen Antikörper in einer Lösung „geblockt“ wird, die Magermilchpulver,<br />
BSA (= Bovine Serum Albumin) oder FCS (= Fetal Calf Serum) enthält.<br />
Bei der anschließenden Inkubation der Membran mit dem spezifischen Serum bzw. Antikörper<br />
reagiert nur <strong>das</strong> gesuchte Protein (Antigen) mit dem Antikörper. Dabei kommt es zur Bildung<br />
eines Protein-Antikörper-Komplexes auf der Membran.
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 54<br />
Der visuelle Nachweis erfolgt dann durch die Inkubation der Membran mit einem sekundären<br />
Antikörper, der gegen <strong>das</strong> IgG-Protein gerichtet ist und außerdem mit einem Enzym, z. B.<br />
einer alkalischen Phosphatase, gekoppelt ist. Dieses Enzym katalysiert eine Reaktion an den<br />
Farbstoffen BCIP (= 5-Bromo-4-Chloro-3-indolylphosphat) und NBT (= Nitroblau Tetrazolium).<br />
Durch die katalytische Aktivität des Enzyms wird die Phosphatgruppe des BCIP abgespalten,<br />
gleichzeitig wird durch die alkalische Phosphatase NBT reduziert. In<br />
dephosphorylierter Form erscheint BCIP blau, die reduzierte Form von NBT bildet einen violetten<br />
schwerlöslichen Niederschlag, gemeinsam ergeben beide Frabstoffe ein blauviolettbraunes<br />
Präzipitat, welches an der Stelle, an der <strong>das</strong> primär nachzuweisende Protein lokalisiert<br />
ist, ausfällt.<br />
Da sich die Methode mit NBT/BCIP nur bedingt zur Quantifizierung unbekannter Proteinproben<br />
eignet, werden wir einen, mit einem im Nahinfrarotbereich detektierbaren Farbstoff<br />
gekoppelten 2. Antikörper verwenden und den Blot anschließend per NIR-Scan (Nearinfrared:<br />
680 bzw. 800 nm) auf einem Licor Odyssey ® Gerät auswerten. Das Verfahren hat<br />
den Vorteil einer geringeren Nachweisgrenze gegenüber der Färbung mit NBT/BCIP, außerdem<br />
kann der Blot zweifarbig (rot und grün) detektiert werden.<br />
(Bild aus der Broschüre „Odyssey ®“ der Firma Licor entnommen.)
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 55<br />
4.2. Puffer und Lösungen<br />
Odyssey ® Blocking Buffer LI-COR, Cat. #927-40000 +4°C<br />
Tween ® -20, 10% (v/v) Lösung<br />
in Wasser<br />
PBS 0.1% Tween 9.55g 1000ml Milli Q Wasser,<br />
1ml Tween<br />
PBS 9.55g 1000ml Milli Q water<br />
1. Antikörper<br />
Infrared (IR)-labeled 2. Antikörper<br />
Transfer buffer w/o SDS 12.5x<br />
Transfer buffer 1x<br />
RT<br />
RT<br />
Lagerung<br />
Fa. LI-COR Lichtgeschützt lagern!, + 4°C<br />
37.9g Tris<br />
180g Glycin<br />
ad 1000ml MilliQ Wasser<br />
200ml of 12.5x stock ad 2000ml<br />
MilliQ Wasser + 500ml MeOH<br />
Antikörper-Lösungen:<br />
Prim. AK-Lösung<br />
Volumen<br />
Blocking Buffer 10 ml<br />
Tween 20 10% 0,1 ml<br />
Prim. AK 0,01 ml<br />
Sek. AK-Lösung<br />
PBS<br />
Volumen<br />
10 ml<br />
SDS 10% 0,02 ml<br />
Tween 20 10% 0,1 ml<br />
Sek. AK 0,01 ml<br />
RT<br />
RT
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 56<br />
Molekulargewichtsstandards:<br />
All Blue � Marker von Bio-Rad<br />
Protein MW (kDa)<br />
250<br />
150<br />
100<br />
75<br />
50<br />
37<br />
25<br />
20<br />
15/10<br />
4.3. Durchführung<br />
Wegen des hohen Gefährdungspotentials von Acrylamid in den Gelen stets Handschuhe tragen!<br />
Tankblotting:<br />
Es wird eine Elektroelution mittels Tankblotting (im Gegensatz zum Halbtrockenverfahren)<br />
durchgeführt.<br />
Das vorbereitete Gel wird kurz im Transferpuffer inkubiert. Die Membran wird kurz im Wasser<br />
und dann im Blotpuffer (= Transferpuffer) equilibriert. In einer Plastikwanne wird von<br />
unten nach oben folgendes „Sandwich“ aufgebaut:<br />
Sandwich packen:<br />
� Den „Sandwicher“ mit der schwarzen Seite nach unten in die Plastikwanne legen,<br />
Transferpuffer in die Wanne einfullen<br />
� Schwamm darauflegen (dabei an die oberen Schrauben anstoßen)
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 57<br />
� 4 Lagen Transferpuffer-getränktes Filterpapier (in der Größe des Gels) auflegen<br />
- Transferpuffer darübergießen<br />
� SDS-Polyacrylamidgel (blauer Rand oben) auflegen<br />
- Transferpuffer darübergießen<br />
� Nitrocellulose-Membran (in der Größe des Gels) auflegen<br />
- Membran kurz mit Wasser tränken, dann mit Transferpuffer<br />
- Membran auf dem Gel mittig ansetzen, möglichst keine Luftblasen einschlie-<br />
ßen<br />
- Transferpuffer darübergießen<br />
- Mit Fingerrücken die Luft herausstreichen<br />
� 3 Lagen Transferpuffer-getränktes Filterpapier auflegen<br />
- Transferpuffer darübergießen<br />
� Schwamm auflegen<br />
� Sandwicher zumachen (drücken und nicht verkanten, an den Seiten darf nichts heraus-<br />
stehen)<br />
Blotting Apparatur:<br />
Pro Blottingtank werden zwei Sandwicher eingesetzt<br />
� Sandwicher und Einsatz: black to black<br />
� Kühlsystem an schwarze Seite des Einsatzes setzen<br />
� Rührfisch in Blottingtank geben, den Tank in einer Plastikwanne auf dem Magnetrührer<br />
platzieren<br />
� Transferpuffer einfüllen bis knapp unter den oberen Rand<br />
� den Transferpuffer auf der Kammer entfernen<br />
� rühren lassen<br />
� Deckel schließen, Zuordnung der Polung beachten: black to black<br />
� Spannungsgeber programmieren:<br />
- 95 V<br />
- 230 mA als Obergrenze<br />
- 1h 20 min
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 58<br />
Kühlsystem<br />
Einsatz mit Sandwicher<br />
Mini Trans-Blot � Schwamm<br />
„Sandwicher“<br />
Apparatur <strong>für</strong> Western-Blotting (Bio-Rad)<br />
Blottingtank<br />
Nach Abschluß der Elektrophorese: Strom abschalten! Sicherheitsdeckel abnehmen, den<br />
Einsatz mit den Membranen herausnehmen, den Puffertank ausleeren und die Sandwicher<br />
ausbauen. Zum Entnehmen der Membran eine Pinzette verwenden, nicht mit den Fingern<br />
(auch nicht mit Handschuhen) anfassen, da sonst Protein-Fingerabdrücke auf der Membran<br />
erscheinen! Die verwendeten Filterpapiere und <strong>das</strong> Acrylamidgel entsorgen (Feststofftonne!),<br />
Schwämme, Sandwicher und den Tank unter fließendem Wasser ausspülen.<br />
Membran 5-10 min mit TBS-Puffer waschen, um mögliche Transferpuffer-Reste zu entfernen.<br />
Blocken: (Das Blocken und die Inkubation mit dem Erstantikörper wird nicht im <strong>Praktikum</strong><br />
durchgeführt, da es zu zeitintensiv wäre)<br />
Vor der Inkubation der Membran in der Antikörper-Lösung wird diese zur Absättigung der<br />
restlichen Proteinbindungsstellen der Blotmembran 1h in Blocking Buffer geschwenkt.<br />
� 1 h in Blocking-Lösung schwenken<br />
� Membran <strong>für</strong> mind. 12 h in Lösung mit primärem Antikörper schwenken<br />
Diese aufeinanderfolgenden Schritte erfolgen unter leichter Bewegung der Membran, um<br />
ständige Benetzung zu gewährleisten.<br />
Detektion:<br />
� 4 x 5 min mit PBS-Tween waschen (zum Entfernen von ungebundenem prim. AK)<br />
� Membran <strong>für</strong> 45 min in Lösung mit sekundärem Antikörper schwenken<br />
� 4 x 5 min in PBS-Tween waschen (LICHTGESCHÜTZT!!!)
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 59<br />
� 1 x 5 min in PBS ohne Tween (LICHTGESCHÜTZT!!!)<br />
Danach kann die Membran auf dem Licor Odyssey ® eingescannt werden.<br />
4.4. Auswertung<br />
� Das gescannte Gel wird direkt auf dem Odyssey ® Rechner quantifiziert. Die Daten<br />
können wahlweise ausgedruckt oder als Datei mitgegeben werden (USB-Stick nicht<br />
vergessen!!).<br />
� Aus den ermittelten Intensitäten der Standardverdünnungen müssen sie eine Eichgerade<br />
erstellen, mit deren Hilfe sie die unbekannte Probe quantifizieren können.<br />
� Protokoll/Ansage: beschrifteter Ausdruck des Blots, Eichgerade, nachvollziehbare<br />
Rechnung und Endergebnis der unbekannten Probe.
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 60<br />
Kurzzusammenfassung Sicherheitsinformationen<br />
Stoff Kennzeichen/ Klassifizierung<br />
sowie R-Sätze bzw. H-Sätze<br />
Acrylamid<br />
Methanol reinst<br />
Signalwort: „Gefahr“<br />
H350, H340, H361f, H301,<br />
H372, H332, H312, H319, H315,<br />
H317<br />
Verwendete Menge/ Konzentration<br />
pro <strong>Praktikum</strong>stag und Gruppe<br />
Spuren im Gel<br />
500ml Reinsubstanz, daraus 2,5l<br />
20% (v/v) Lösung in Puffer<br />
Signalwort :<br />
“Gefahr”<br />
H225, H331, H311, H301, H370<br />
Durch weitere in der Übung vorkommende und nicht in dieser Tabelle genannte Stoffe sind bei Handhabung<br />
der Reagenzien nach üblichem Laborstandard keine besonderen Gefahren zu erwarten.<br />
Sicherheitsmaßnahmen:<br />
� üblicher Laborstandard (Laborkittel, Schutzbrille…, s. Allgemeine Betriebsanweisung)<br />
und<br />
� Einmalhandschuhe tragen und bei Kontamination sofort wechseln/ Hände waschen<br />
� Abfall in gekennzeichnete Behälter<br />
4.5. Literatur<br />
1) Lottspeich, F., Zorbas, H. Bioanalytik, Spektrum Verlag, Heidelberg Berlin 1998<br />
2) Kleber, H.-P., Schlee, D., Schöpp, W. Biochem. <strong>Praktikum</strong>, Fischer Verlag, Jena 1997<br />
3) Rehm, H. Der Experimentator: Proteinbiochemie / Proteomics, Spektrum Verlag, Heidelberg<br />
Berlin 2002<br />
4) Wagner H., Blasius E. Hersg. Praxis der elektrischen Trennmethoden, Springer Verlag,<br />
Berlin Heidelberg (1989) 1-2, 223-261
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 61<br />
5 BC-5: ELISA (enzyme linked immunosorbent assay)<br />
5.1. Einleitung<br />
In der Molekularbiologie spielen Antikörper (oder Immunglobuline) eine wichtige Rolle.<br />
Durch die hochspezifische Reaktion zwischen Antikörper und Antigenen sind sie <strong>das</strong> Mittel<br />
der Wahl bei der Analyse von biologischen Extrakten.<br />
5.1.1. Das Immunsystem<br />
Um den Körper effektiv gegen Krankheiten und Infektionen zu schützen, muss <strong>das</strong> Immunsystem<br />
eine Infektion erkennen und sie schnellstmöglich stoppen und eliminieren. Diese Aufgabe<br />
wird von beiden, dem angeborenen und dem adaptiven Immunsystem erledigt.<br />
Die erste Barriere <strong>für</strong> eindringende Bakterien bilden die Haut und die Schleimhäute. Sie sind<br />
dicht von Mikroorganismen besiedelt, so <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Ansiedeln von Keimen oder Erregern weitgehend<br />
unterbunden wird. Schafft es ein Erreger, z.B. durch eine kleine Wunde in den Körper<br />
einzudringen, wird er zuerst von dem angeborenen Immunsystem angegriffen. Die ersten Zellen,<br />
die auf die Infektion regieren sind die Phagozyten, z.B. Makrophagen, sie erkennen und<br />
töten eingedrungene Mikroorganismen ab. Währendessen schütten sie Cyto- und Chemokine<br />
aus, um weitere Immunzellen sowie <strong>das</strong> Komplementsystem zu rekrutieren.<br />
Zwar nicht so schnell aber viel effektiver als <strong>das</strong> angeborene Immunsystem, ist <strong>das</strong> adaptive<br />
Immunsystem. Zu dem adaptiven Immunsystem gehören die B- und T- Lymphozyten. Wird<br />
ein Antigen von einem membranständigen B-Zell Rezeptor (Antikörper der Klasse M) gebunden,<br />
so differenziert diese zur Plasmazelle. Plasmazellen produzieren große Mengen von<br />
löslichen Antikörpern, die die gleiche Antigenspezifität besitzen wie die gebundenen Rezeptoren.<br />
Wird eine T-Zelle über ihren Rezeptor aktiviert, so kann sie in drei verschiedene T-Zell Formen<br />
differenzieren. Die cytotoxischen T-Zellen töteten infizierte körpereigene Zellen, die T-<br />
Helferzellen aktivieren andere Immunzellen und die regulatorischen T-Zellen regulieren die<br />
Aktivität des Immunsystems.
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 62<br />
5.1.2. Struktur der Antikörper<br />
Antikörper bzw. Immunglobuline sind Y-förmige Proteine, sie bestehen aus zwei molekular<br />
identischen schweren und zwei identischen leichten Polypeptidketten. Die beiden schweren<br />
Ketten und jeweils eine leichte und eine schwere Ketten sind durch Disulfidbrücken kovalent<br />
verbunden.<br />
Die Arme der Y-Struktur bestehen aus den Aminoenden der vier Ketten, an deren Enden die<br />
Antigenbindestellen liegen. Diese Bereiche beinhalten hypervariable Bereiche, die sich bei<br />
jedem Antikörper unterscheiden, sie bestimmen die Spezifität des Antikörpers. Man geht davon<br />
aus, <strong>das</strong>s der Mensch 10 11 verschiedene Antikörperspezifitäten besitzt.<br />
Der Stamm der Y-Struktur besteht aus den C-terminalen Domänen der beiden schweren Ketten.<br />
Dieser Bereich variiert strukturell kaum und wird deswegen als konstante Region bezeichnet.<br />
Die konstante Region des Antikörpers bestimmt zum einem die Hauptform (Isotyp)<br />
des Antikörpers und löst bei Antigenbindung verschiedene immunologische Effektormechanismen<br />
gegen <strong>das</strong> erkannte Antigen aus.<br />
Es gibt fünf Isotypen von Immunglobulinen, die auf die Aktivierung unterschiedlicher Immunwirkungsmechanismen<br />
spezialisiert sind, Immunglobulin M (IgM), Immunglobulin D<br />
(IgD), Immunglobulin G (IgG), Immunglobulin A (IgA) und Immunglobulin E (IgE). Die<br />
Arme und der Stamm der Y-Struktur werden durch einen wenig strukturierten Bereich verbunden,<br />
er sorgt <strong>für</strong> eine große räumliche Flexibilität des Antikörpers (außer Immunglobulin<br />
M und E).<br />
Abb.1: Struktur eines Antikörpers am<br />
Beispiel des Immunglobulin G.<br />
Der Aufbau ist achsensymmetrisch aus<br />
je zwei leichten und zwei schweren<br />
Polypeptidketten. Die Ketten bestehen<br />
aus einer variablen und einer (leichte)<br />
bzw. drei (schwere Kette) konstanten<br />
Regionen. . Zwischen der ersten und<br />
zweiten konstanten Region der<br />
schweren Kette befindet sich eine<br />
Gelenkregion, die so genannte Hinge-<br />
Region. Sie verbindet die<br />
Antigenbindende und <strong>das</strong> konstante<br />
Fragment. Hypervariable Regionen der<br />
leichten und schweren Kette bilden die<br />
zwei identischen<br />
Antigenbindungsstellen
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 63<br />
5.1.3. Antigen/Antikörper Bindung<br />
Antigene sind Bakterien, Vieren oder andere große Moleküle. Antikörper binden nicht <strong>das</strong><br />
komplette Antigen, sonder nur einen bestimmten Bereich, <strong>das</strong> so genannte Epitop. Die meisten<br />
Antigene besitzen verschiedene Epitope und eine Immunreaktion ist gegen eine Vielzahl<br />
von ihnen gerichtet. Haptene sind kleine Moleküle, die zwar von Antikörpern erkannt werden,<br />
jedoch zu klein sind um eine Immunantwort hervorzurufen.<br />
Die Bindung zwischen Antikörper und Antigen ist reversibel und beruht auf Wasserstoffbrücken,<br />
elektronischen und hydrophoben Wechselwirkungen. Diese Bindungskräfte können<br />
sehr hohe Affinitäten erreichen, die hochspezifisch auf ein bestimmtes Epitop wirken. Damit<br />
es zu einer Bindung kommen kann, müssen die Epitope auf der Antigenoberfläche zugänglich<br />
sein und Epitop und Antigenbindungsstelle müssen komplementär zu einander sein.<br />
Aus diesen Gründen nutzt man die Antigen/Antikörper Bindung <strong>für</strong> effiziente und spezifische<br />
Nachweisverfahren, den Immunoassays. Zum Nachweis des entstandenen Antikörper-<br />
Antigen-Komplexes werden markierte Antikörper oder Antigene eingesetzt. Zur Markierung<br />
können Radioisotope, Enzyme, die die Reaktionen zu chromogenen Reaktionsprodukten katalysieren,<br />
oder fluoreszierende Farbstoffe eingesetzt werden.<br />
.<br />
Abb. 2: Antigene können verschiedene Epitope tragen
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 64<br />
5.1.4. Antigenerkennung durch T-Lymphozyten<br />
Im Gegensatz zu den B-Lymphozyten<br />
und Antikörpern können T-Lymphozyten<br />
T-Zell-<br />
T-Zellnicht<br />
direkt an <strong>das</strong> vollständige Antigen Rezeptor<br />
Rezeptor<br />
binden.<br />
Peptid<br />
CD8<br />
Peptid<br />
CD4<br />
Sie können Antigene nur erkennen, wenn<br />
Fragmente des Antigens durch so genannte<br />
Antigen-präsentierenden Zellen (APC)<br />
MHC I<br />
MHC II<br />
präsentiert werden.<br />
Diese Antigene können von Viren stam-<br />
antigenpräsentierende Zelle antigenpräsentierende Zelle<br />
men, die sich in der körpereigenen Zelle vermehren oder die Antigen-präsentierende Zelle hat<br />
<strong>das</strong> Antigen endozytotisch aufgenommen. Befinden sich in einer Zelle nun fremde Proteine,<br />
so können sie als Peptid-Fragmente von MHC-Molekülen der Klasse I oder II gebunden und<br />
als MHC-I/II-Peptid-Komplex an die Zelloberfläche gebracht werden. MHC-I Moleküle präsentieren<br />
Antigenfragmente von z.B. Viren. Die MHC-I Komplexe werden durch die CD8<br />
Co-Rezeptoren der cytotoxischen T-Zellen erkannt. Die cytotoxischen T-Zellen töten erkannte,<br />
infizierte Zellen um eine Ausbreitung des Virus zu verhindern. Bis auf die roten Blutkörperchen<br />
exprimieren alle Körperzellen MHC-I Moleküle.<br />
MHC-II Moleküle werden von spezialisierten Zellen des Immunsystems exprimiert. Über<br />
diesen Komplex werden extrazelluläre Antigene präsentiert, die z.B. endozytotisch aufgenommen<br />
wurden. Der MHC-II Komplex wird von den CD4 Co-Rezeptoren der T-<br />
Helferzellen erkannt. Die T-Helferzellen aktivieren die erkannten Antigen-präsentierenden<br />
Immunzellen.<br />
5.1.5. Herstellung monoklonaler Antikörper<br />
cytotoxische CD8-T-Zelle<br />
CD4-T-Helferzelle<br />
Man kann Antikörper gegen fast jede Substanz erzeugen. Meist verwendet man aber als Antigen<br />
Proteine, denn nur sie können eine vollständige Immunantwort auslösen. Zur Antikörperproduktion<br />
werden meistens Mäuse mit dem Antigen immunisiert. Um einen hohen<br />
Serumtiter an hochaffinen Antikörpern zu erhalten sind mehrere Antigen-Applikationen notwendig.<br />
Die Immunogenität von Antigenen lässt sich z.B. durch Freundsches Adjuvanz (Öl-
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 65<br />
in-Wasser-Emulsion mit abgetöteten Mycobakterien) verstärken. Antigene mit einem Molekulargewicht<br />
von weniger als 10kDa wirken in der Regel nur schwach immunogen und werden<br />
daher an einen hochmolekularen Träger (Serumalbumin) gekoppelt. Im Blut werden die<br />
Antigene von der Milz, einem lymphatischen Organ mit vielen Lymphozyten, festgehalten.<br />
Die B-Lymphozyten der Milz sezernieren nun spez. Antikörper. Sobald der Antikörper-Titer<br />
hoch genug ist, wird der Maus die Milz entnommen.<br />
In Anwesenheit von PEG (Polyethylenglykol) fusioniert man die Milzzellen mit unsterblichen<br />
Myelomzellen (Tumor der Plasmazellen). Die Myelomzellen hat man vorher so selektiert,<br />
<strong>das</strong>s sie selber keine Antikörper produzieren. Bei der Fusionierung entstehen<br />
Hybridome, die sich unbegrenzt vermehren und kontinuierlich Antikörper produzieren können.<br />
Diese Hybridzellen werden mit Hilfe von Substanzen selektiert (HAT-Selektion: Hypoxanthin,<br />
Aminopterin, Thymidin), die die unfusionierten Myelomzellen abtöten. Da die<br />
unfusionierten Milzzellen eine beschränkte Lebensdauer besitzen, sterben sie ebenfalls ab.<br />
Die Hybridome testet man anschließend auf ihre Antikörperproduktion. Antikörper als extrazelluläre<br />
Moleküle können im Kulturmedienüberstand nachgewiesen werden. Nach Vereinzelung<br />
kloniert man Zellen mit der gewünschten Spezifität und lässt sie in Massenkulturen<br />
wachsen, um große Antikörpermengen zu erhalten. Jedes Hybridom leitet sich als Klon von<br />
einem einzigen B-Lymphozyt ab, deshalb besitzen alle Antikörper, die es produziert, die gleiche<br />
Struktur und richten sich gegen <strong>das</strong> gleiche Epitop (Stelle am Antigen, an die sich der<br />
Antikörper anlagert; auch antigene Determinante genannt). Diese Antikörper sind daher monoklonal.<br />
5.1.6. Immunologische Testprinzipien<br />
Immunologische Tests sind Ligandenbindungsassays, es erfolgt somit der Nachweis einer<br />
Substanz mit einem Antikörper. Antikörper können in einem Säugetierorganismus nur gebildet<br />
werden, wenn <strong>das</strong> Antigen eine Immunreaktion verursacht. Das Antigen muss dem Organismus<br />
fremd sein und ein Molekulargewicht > 3000 g /mol haben. Antigen und Antikörper<br />
bilden einen Komplex / ein Agglutinat. Dieser ist meist nicht direkt detektierbar und muss mit
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 66<br />
einer Indikatorreaktion sichtbar gemacht werden. Die Tests teilt man nach der Art dieser Indikatorreaktion<br />
ein:<br />
� Latexagglutinationstest: Der Antikörper ist an farbige Latexpartikel gebunden.<br />
� Präzipitationstest: Der Antigen-Antikörperkomplex wird mit einem zweiten Antikörper,<br />
der gegen ein anderes Epitop des Antigens gerichtet ist, präzipitiert. Komplexe aus zwei<br />
Antikörpern und einem Antigen heißen Sandwichkomplexe.<br />
� ELISA (Enzyme-linked Immunosorbent Assay): Der Antikörper ist an ein Enzym (z.B.<br />
alkalische Phosphatase) gebunden. Die Detektion erfolgt durch die enzymatische Umsetzung<br />
eines Substrates zu einem farbigen Produkt (z.B. mit einem p-Nitrophenylphosphat).<br />
Die alkalische Phosphatase hydrolisiert Phosphorsäureester, sie arbeiten am effektivsten<br />
bei einem alkalischen pH. Sie entfernt Phosphat-Gruppen von verschiedenen Molekülen.<br />
Das verwedete Substrat in diesem Versuch ist ein p-Nitrophenylphosphat, durch Abspaltung<br />
eines Phosphates ensteht p-Nitrophenol, welches schwach gelb ist.<br />
� SPIA-Test (Soluble particle immunoassay): Silberpartikel verändern durch die Agglutination<br />
ihre Farbe.<br />
� Hämagglutinationstest: Visualisierung des Agglutinats durch Erythrozyten.<br />
5.1.7. ELISA (enzyme linked immunosorbent assay)<br />
Ein Nachweisverfahren <strong>das</strong> auf einer enzymatischen Farbreaktion beruht, ist der ELISA Test.<br />
Es gibt zwei Hauptvarianten der ELISA- Technik:<br />
1. Indirekter ELISA<br />
Mit dem indirekten ELISA werden spezifische Antikörper in<br />
einer Probe nachgewiesen. Das Antigen wird hierbei auf dem Boden<br />
einer Mikrotiterplatte fixiert. Nach Aufgabe der Probe, wird<br />
mit einem enzymgekoppelten Antikörper der gesuchte Antikörper<br />
nachgewiesen. Eine positive Probe zeigt einen Farbumschlag, eine<br />
negative hingegen nicht.<br />
Enzym Enzym Enzym<br />
Antigen
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 67<br />
2. Sandwich ELISA (direkter ELISA)<br />
Der Sandwich ELISA ist die zweite Variante der ELISA Technik.<br />
Hierbei benötigt man zwei monoklonale Antikörper, die<br />
unterschiedliche Epitope des gleichen Antigens binden. Einer der<br />
Antikörper wird am Plattenboden fixiert. Nach Aufgabe der Probe<br />
und Bindung des Antigens<br />
an den 1. Antikörper wird der 2. enzymgekoppelte Antikörper<br />
aufgetragen, auch er bindet <strong>das</strong> Antigen. Es entsteht ein so genanntes<br />
Sandwich. Nach Zugabe des Substrates kann bei positiven Proben ein<br />
Farbumschlag beobachtet werden.<br />
Um ein schwaches Farbsignal zu verstärken, kann mit drei Antikörpern<br />
gearbeitet werden. Bei dieser Variante ist der zweite Antikörper<br />
nicht enzymgekoppelt. In einen weiteren Schritt wird ein dritter<br />
Antikörper aufgetragen, der enzymgekoppelte ist und den zweiten<br />
Antikörper polyklonal bindet.<br />
5.2.1. Puffer<br />
Coating-Puffer: 100mM pH 9,6<br />
3,03g Na2CO3<br />
6,00g NaHCO3<br />
add 1l Milli Q H2O<br />
Wasch-Puffer: 1 x PBS + 0,05% Tween 20<br />
Blocking-Puffer: 1 x PBS + 5% BSA (bovine serum albumine)<br />
Diethanolamine-Puffer 1M pH 9,8<br />
97ml Diethanolamine<br />
100mg MgCl2<br />
add 1l Milli Q H20
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 68<br />
1. Antikörper Mouse Anti-Taq-Polymerase Antikörper<br />
Novagen 71088<br />
2. Antikörper Anti-Mouse IgG (whole molecule)-Alkaline Phosphatase<br />
Sigma Aldrich CN: A3562<br />
Substrat: p-Nitorphenylphosphat<br />
Bovine Serum Albumin (BSA) Stammlösung: 1mg/ml<br />
5.2.2. Versuchsbeschreibung:<br />
1. Der Coatingpuffer in der Platte wird über dem Spülbecken ausgeleert, noch verbleibende<br />
Tropfen werden durch Aufschlagen der umgedrehten Platte auf einem Papiertuch<br />
entfernt. Anschließend werden die Wells 3x mit 200µl Waschpuffer gefüllt und<br />
wieder ausgeleert.<br />
2. Um noch freie Bindungsstellen abzusättigen werden die Wells mit 200µl PBS/BSA gefüllt<br />
und die Platte abgedeckt 2h bei RT inkubiert.<br />
(Diese Schritte werden von dem Assistenten am Vormittag des Versuchtages durchgeführt.)<br />
3. Nach der Inkubation mit PBS/BSA folgen drei Waschschritte (siehe 1.) (3x 200µl<br />
Waschpuffer).<br />
4. Stellen Sie während die Platte gewaschen wird 3,5ml der 1. Antikörperverdünnung<br />
her. Der Novagen Taq-Polymerase Antikörper wird 1:5000 mit Waschpuffer verdünnt.<br />
Es werden 200µl der Verdünnung in die Wells gegeben. Es folgt eine<br />
30min Inkubation der abgedeckten Platte bei 37°C.
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 69<br />
5. Anschließend wird die Platte drei Mal gewaschen, (siehe 1) um nicht gebundene 1.<br />
Antikörper zu entfernen.<br />
6. Während der drei Waschschritte werden 3,5ml der 2. Antikörperverdünnung hergestellt.<br />
Der Anti-Mouse IgG (whole molecule) - Alkaline Phosphatase wird 1:5000 mit<br />
Waschpuffer verdünnt. Es werden 200µl pro Well aufgetragen. Anschließend wird die<br />
Platte abgedeckt und 30min bei 37°C inkubiert.<br />
7. Während die Platte gewaschen wird stellen Sie 3,5ml der Substratverdünnung her. Die<br />
Verdünnung enthält 1mg/ml pNPP (4-Nitrophenyl phosphat di(2-amino-2-ethyl-1,3propandiol)<br />
in Diethanolamin-Puffer.<br />
Nach der Inkubation folgen drei Waschritt (siehe 1.), der ungebundene 2. Antikörper<br />
entfernen soll.<br />
8. Im letzten Schritt werden 200µl pNPP Verdünnung in jedes Well gegeben. Die Platte<br />
wird mit Alufolie abgedeckt und 20 min bei RT inkubiert.<br />
9. Während der Inkubation wird eine BSA Verdünnungsreihe hergestellt. Dabei wird die<br />
Stammlösung 1mg/ml mit MQ- Wasser verdünnt. Folgende Konzentrationen werden<br />
hergestellt: 100µg/ml; 200µg/ml; 300µg/ml; 400µg/ml und 500µg/ml.<br />
10. BCA (Bicinchoninic Acid) Test zur Konzentrationsbestimmung der Taq-Polymerase.<br />
Auf eine 2. Platte werden <strong>für</strong> eine Doppelbestimmung je 2 Mal 10µl der Elutionsfraktion<br />
1,3 und 6 und je 2 Mal 10µl der BSA Verdünnungsreihe aufgetragen. Pro Well<br />
werden 200µl der BCA A/B Lösung benötigt. BCA Lösung A und B werden im Verhältnis<br />
50:1 gemischt. Berechnen Sie die benötigte Menge der Lösung.<br />
11. Nach 30min Inkubation bei 37°C wir die Platte im Tecan Platten Reader bei einer<br />
Wellenlänge von 562nm ausgelesen.
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 70<br />
12. Für <strong>das</strong> Protokoll der Versuche 5 und 8:<br />
a. Wie wurde die Taq Polymearse aufgereinigt?<br />
b. Wie wurde die Hitzestabilität ausgenutzt?<br />
c. Kurze Beschreibung des Trennprinzips beider Chromatographien.<br />
d. Welche Art von ELISA wurde durchgeführt? Kurze Beschreibung!<br />
e. Welche Antikörper wurden verwendet?<br />
f. Welches Substrat wird von dem Enzym (gekoppelt an Antikörper) umgesetzt?<br />
g. Wie ensteht der Farbumschlag? Reaktion und Produkt.<br />
h. In welchen Fraktionen der Elution erwarten Sie <strong>das</strong> Protein und warum?<br />
i. Entspricht <strong>das</strong> Ergebnis des ELISA dem erwarteten Elutionsverhalten?<br />
j. Erklären Sie <strong>das</strong> Prinzip des BCA Testes. Reaktion und Produkt.<br />
k. Geben Sie die Taq Polymerase Konzentration der jeweiligen Fraktionen an.<br />
l. Eichgerade und Rechenweg der Konzentrationsbestimmung bitte angeben.<br />
m. Fehlerdiskussion!<br />
5.3. Fragen zur Selbstkontrolle<br />
1. Wie ist <strong>das</strong> Immunsystem eines Menschen aufgebaut?<br />
2. Wie ist ein Antikörper aufgebaut?<br />
3. Wie werden monoklonale Antikörper hergestellt?<br />
4. Wie binden Antikörper ein Antigen?<br />
5. Wie werden Antigene durch T-Lymphozyten erkannt?<br />
6. Welche immunologischen Testprinzipien kennen Sie?<br />
7. Welche ELISA – Techniken kennen Sie?<br />
8. Wie ensteht der Farbumschlag der positiven Proben?<br />
9. Erklären Sie <strong>das</strong> Prinzip des BCA Testes.
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 71<br />
5.4. Kurzzusammenfassung der Sicherheitsinformationen<br />
Stoff Kennzeichen/ Klassifizierung sowie R-<br />
Sätze bzw. H-Sätze<br />
Natriumcarbonat<br />
Natriumhydrogencarbonat<br />
Diethanolamin<br />
Magnesiumchlorid<br />
Signalwort: “Achtung”<br />
H319<br />
Signalwort: “Achtung”<br />
H319<br />
Signalwort: „Gefahr“<br />
H302, H373, H315, H318<br />
Angabe nach alter EU-Verordnung: Kein<br />
gefährliches Produkt im Sinne der Richtlinie<br />
67/548/EWG.<br />
S-Satz: S 30.<br />
Noch keine Angaben nach EU-GHS-<br />
Verordnung verfügbar.<br />
Verwendete Menge/ Konzentration<br />
pro <strong>Praktikum</strong>stag und<br />
Gruppe<br />
Coating-Puffer:<br />
3,5 ml Puffer pH 9,6, mit 0,3%<br />
(m/v) Natrium-carbonat und 0,6%<br />
(m/v) Natriumhydrogencarbonat<br />
(100 mM Carbonat).<br />
Es werden pro Gruppe 10-15 ml<br />
zur Verfügung gestellt.<br />
Diethanolamin-Puffer: 3,5ml Puffer<br />
pH 9,8 mit 9,7% (v/v) Diethanolamin<br />
(=1M) und 0.01% (m/v)<br />
MgCl2.<br />
Es werden pro Gruppe 10-15 ml<br />
zur Verfügung gestellt.<br />
4-Nitrophenylphosphat als Angabe nach alter EU-Verordnung: 3,5ml Diethanolamin-Puffer mit<br />
Salz mit 2 Äquivalenten 2- Keine gefährliche Substanz oder Zube- 0,1% (m/v) DNPP.<br />
amino-2-ethyl-1,3reitung<br />
im Sinne der EG-Richtlinien Es werden pro Gruppe 10-15 ml<br />
propandiol (pNPP)<br />
67/548/EWG oder 1999/45/EG.<br />
Noch keine Angaben nach EU-GHS-<br />
Verordnung verfügbar.<br />
zur Verfügung gestellt.<br />
Durch weitere in der Übung vorkommende und nicht in dieser Tabelle genannte Stoffe sind bei Handhabung<br />
der Reagenzien nach üblichem Laborstandard keine besonderen Gefahren zu erwarten.
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 72<br />
Sicherheitsmaßnahmen<br />
� üblicher Laborstandard (Laborkittel, Schutzbrille…, s. Allgemeine Betriebsanweisung)<br />
� Aufgrund des pH-Wertes der verwendeten Lösungen (alkal. Puffer) wird besonders auf<br />
die Verwendung der Schutzbrille hingewiesen<br />
� Bei Kontamination sofort Hände waschen.<br />
� Keine Handschuhe erforderlich bei ordnungsgemäßem Versuchsablauf (D. h. kontaminationsfreie<br />
Handhabung der Lösungen mit Eppendorf-Pipetten)<br />
5.5.Literatur<br />
� Janeway: Immunobiology<br />
� Schütt: Grundwissen Immunologie<br />
� Karlson: Biochemie<br />
� Pindur: Klinische Chemie<br />
� Dörner: Klinische Chemie<br />
� Dingermann: Gentechnik,Biotechnik
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 73<br />
6 BC-6: Kompetitive PCR<br />
6.1. Einleitung<br />
Im Jahre 1983 fand der Biochemiker Kary B. Mullis eine Möglichkeit zur Replikation kleiner,<br />
definierter DNA-Abschnitte in vitro mit Hilfe einer bakteriellen DNA-Polymerase. Ganz<br />
in Analogie zur Replikation in vivo werden die Einzelstränge zuerst voneinander getrennt und<br />
anschließend die Synthese des jeweils fehlenden Partnerstranges durch Oligonukleotide<br />
„geprimed“ (DNA-Polymerasen können nur an vorhandene 3‘-Enden anknüpfen, nicht jedoch<br />
einen Strang de novo aufbauen) und damit die DNA verdoppelt. Wiederholt man den Vorgang<br />
n-fach vermehrt sich die DNA exponentiell (2 n ). Theoretisch lässt sich so ausgehend<br />
von wenig Material eine unbegrenzte Zahl identischer Moleküle erzeugen. Dieses Verfahren<br />
wurde als Polymerase Chain Reaction (PCR) bekannt. Da die Trennung der Doppelstränge in<br />
vitro durch Erhitzen auf über 90° C erfolgt, wurde <strong>das</strong> in der Anfangszeit verwendete Enzym<br />
aus E. coli bei jedem Zyklus denaturiert und mußte neu zugegeben werden. Den endgültigen<br />
Durchbruch brachte die Einführung thermostabiler Polymerasen aus thermophilen Bakterien<br />
(ursprünglich aus Thermus aquaticus, Taq-Polymerase genannt; heute finden Enzyme aus<br />
verschiedenen Quellen Anwendung), die ihre Aktivität auch über viele Zyklen behalten. Damit<br />
war die PCR automatisierbar.<br />
Bei einem typischen PCR-Ansatz hat man zumindest einige Sequenzinformation über <strong>das</strong><br />
interessierende DNA-Fragment. So kann man Oligonukleotide (Länge ca. 20 Basen) herstellen,<br />
die komplementär zu Sequenzen sind, die den zu amplifizierenden Abschnitt flankieren<br />
(jeweils „forward“ und „reverse Primer“). Nach der Trennung der beiden Stränge durch Erhitzen<br />
auf 90 – 95° C wird die Probe dann auf eine niedrigere Temperatur abgekühlt, bei der<br />
die Primer mit den ihnen komplementären Sequenzen hybridisieren können. Diese Temperatur<br />
ist, zumindest theoretisch, aus der Primersequenz errechenbar. Die Synthese des neuen<br />
Stranges erfolgt anschließend beim Temperaturoptimum des Enzyms (70 – 72° C). Da auch<br />
eine Taq-Polymerase beim Erhitzen Aktivität verliert, sind nicht beliebig viele Zyklen möglich.<br />
In der Praxis werden in der Regel 20 – 35 Zyklen durchgeführt. Danach häufen sich<br />
falsch eingebaute Basen und teilamplifizierte Sequenzen zu sehr an. Aber natürlich kann man<br />
die so erhaltene DNA in einem neuen PCR-Ansatz erneut amplifizieren…
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 74<br />
5’<br />
3’<br />
3’<br />
5’<br />
Ausgangsmaterial:<br />
doppelsträngige DNA<br />
1. Schritt:<br />
“Schmelzen”, Trennen der Stränge<br />
durch Erhitzen<br />
2. Schritt:<br />
Abkühlen zum Andocken der Primer<br />
3. Schritt:<br />
Erhitzen zur Synthese des<br />
komplementären Stranges<br />
durch die Polymerase<br />
(Temperaturoptimum).<br />
1. Zyklus<br />
2. Zyklus:<br />
Schritte 1-3 wiederholen<br />
Primer<br />
den Primern komplementäre Sequenzen<br />
Prinzip der PCR. Nach dem 2. Zyklus werden vornehmlich Stränge gebildet, die am 5‘-Ende einen Primer und<br />
am 3‘-Ende die dem anderen Primer komplementäre Sequenz tragen.<br />
Viele spezielle PCR-Verfahren <strong>für</strong> unterschiedliche Aufgaben wurden inzwischen entwickelt<br />
(siehe Handout). Eines davon ist die sog. kompetitive PCR. Sie dient üblicherweise dazu, die<br />
Menge an Transkript (mRNA) eines bestimmten Gens zu bestimmen. Dazu wird die mRNA<br />
aus den Zellen isoliert und in cDNA (cDNA = copyDNA) umgeschrieben. Die Menge an<br />
cDNA kann dann quantifiziert werden. Die Amplifikation eines DNA-Fragmentes ist von<br />
vielen Faktoren abhängig (Qualität des Enzyms, Primersequenz, Hybridisierungstemperatur,<br />
Genauigkeit der Temperierung in der PCR-Maschine, etc.). Auch Unterschiede in der Effektivität<br />
der Amplifikation werden sich mit jedem Zyklus verstärken, so <strong>das</strong>s eine winzige Dif-
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 75<br />
ferenz zwischen zwei Ansätzen letztendlich zu sehr verschiedenen Ausbeuten führen kann.<br />
Und selbst, wenn es gelingt, diese Unterschiede zu minimieren, so ist die Menge an Amplifikat<br />
doch nur ein relatives Maß <strong>für</strong> die Transkriptmenge, erlaubt aber noch keine Aussage<br />
darüber, wie groß die molare Konzentration war. Abhilfe kann nur ein interner Standard<br />
schaffen. Dieser ist natürlich ein DNA-Abschnitt, der unter den gleichen Bedingungen amplifizierbar<br />
sein muss, also als Minimalforderung auch die gleichen flankierenden Sequenzen<br />
besitzt wie <strong>das</strong> zu quantifizierende Fragment, damit die Primer „passen“. Ansonsten sollten<br />
die beiden Amplifikate später leicht zu unterscheiden sein. Da die anschließende Analyse des<br />
Ergebnisses üblicherweise mittels Gelelektrophorese erfolgt, bedeutet <strong>das</strong>, die amplifizierten<br />
Fragmente sollten sich hinreichend in ihrer Größe unterscheiden. Werden in einem PCR-<br />
Ansatz beide DNAs eingesetzt (als template, Matritze), so konkurrieren sie um alle anderen<br />
Resourcen darin (Primer, Enzym). Deshalb der Name „kompetitive“ PCR. Der interne Standard<br />
wird auch Kompetitor genannt. Die Signalintensität, also die DNA-Menge nach der<br />
Amplifikation, ist abhängig von der Ausgangsmenge. Ist mehr Standard- als Proben-DNA im<br />
Ansatz, wird <strong>das</strong> Standardfragment stärker amplifiziert, und umgekehrt. Mit der bekannten<br />
Konzentration des Standards kann aus dem Verhältnis der Amplifikatmengen die Konzentration<br />
des gesuchten Fragmentes bestimmt werden.<br />
Lg (rel. Signalstärke)<br />
0<br />
Lg (eingesetzte Konz. Kompetitor)
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 76<br />
„Relative Signalstärke“ steht dabei <strong>für</strong> den Term: (SignalstärkeStandard / SignalstärkeProbe) x k.<br />
Der Korrekturfaktor k muß eingeführt werden, weil die Intensität der Färbung proportional<br />
der DNA-Menge ist. Das größere Fragment liefert also ein entsprechend stärkeres Signal als<br />
<strong>das</strong> kleinere.<br />
Ist z.B. <strong>das</strong> zu quantifizierende Fragment (im folgenden „Probe“ genannt) 300 Basenpaare<br />
(bp) lang und beim Kompetitor wird nur ein 200 bp Fragment amplifiziert, so ist k = 1,5.<br />
Für y = 0 gilt:<br />
wegen lg 1 = 0 folgt:<br />
� Signal<br />
lg<br />
�<br />
�<br />
� Signal<br />
Signal<br />
Signal<br />
Standard � k �<br />
Probe<br />
Standard<br />
Probe<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�k�1 k � SignalStandard � SignalProbe<br />
Das heißt, da mathematisch gesehen <strong>das</strong> Signal eine Funktion der Konzentration ist, die Konzentration<br />
von Probe und Standard sind am Abszissenschnittpunkt gleich, wenn es <strong>für</strong> Standard<br />
und Probe die gleiche Funktion ist. In molekularen Begriffen: Voraussetzung ist, <strong>das</strong>s<br />
Probe und Standard gleich effizient amplifiziert werden! Um dieser Voraussetzung möglichst<br />
nahe zu kommen, sollten sich die Sequenzen möglichst ähnlich sein.<br />
In unserem Fall soll die Konzentration eines Fragmentes des Primärtranskriptes des humanen<br />
5-Lipoxygenase-Gens in einer cDNA-Präparation bestimmt werden. Die Sequenz des Fragmentes<br />
ist bekannt. Seine Größe beträgt 4459 bp. Die Primer sind so gewählt, <strong>das</strong>s ein Amplifikat<br />
von 266 bp entsteht. Als Kompetitor wird <strong>das</strong> gleiche Fragment verwendet, <strong>das</strong> durch<br />
Einfügen einer ebenfalls bekannten Sequenz zwischen den Andockstellen der Primer um 100<br />
bp verlängert wurde. Das Amplifikat, <strong>das</strong> vom Kompetitor stammt, ist also 366 bp lang.<br />
0
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 77<br />
6.2. Material / Reagenzien<br />
Enzym<br />
Taq DNA-Polymerase (NatuTec GmbH, Frankfurt), aus Thermus aquaticus. Stammlösung in<br />
„Storage buffer“ (50 mM Tris-HCl pH8; 0,1 mM EDTA; 1 mM Dithiothreitol (DTT); 50 %<br />
Glycerin (v/v); 0,5 % Igepal CA-630) bei –20° C gelagert.<br />
Konzentration der Stammlösung: 50 U/µl; Definition der Unit: 1 U ist die Menge Polymerase,<br />
die 10 nmol dNTPs in 30 Minuten bei 72° C unter Standardbedingungen (bestimmter Puffer,<br />
„aktivierte“ DNA aus Kälberthymus als Substrat) in säureunlösliche Form (= DNA)<br />
überführt.<br />
Vor Verwendung in unserem PCR-Ansatz wird <strong>das</strong> Enzym 1:50 vom Assistenten verdünnt.<br />
Von der verdünnten Lösunge werden pro Vial 2 µl eingesetzt.<br />
10x PCR-Reaktionspuffer<br />
500 mM KCl; 100 mM Tris-HCl, pH 8,3; 20 mM MgCl2; 0,1 % Gelatine<br />
Primer<br />
Beide Primer werden vom Assistenten 1:20 mit autoklaviertem Wasser verdünnt zur Verfügung<br />
gestellt. Von der verdünnten Lösung werden je 2 µl pro Vial eingesetzt.<br />
Kompetitor<br />
Diese Sequenz von 4559 bp (4459 bp Lipoxygenase-Fragment, verlängert um 100 bp) wurde<br />
in <strong>das</strong> Plasmid pT7T3 18 U inseriert, um es mit Hilfe dieses Vektors in Bakterien vermehren<br />
zu können. Die Gesamtgröße des Plasmids beträgt: 4559 bp + 2883 bp Vektor = 7442 bp. Das<br />
mittlere Molekulargewicht eines Basenpaares ist 660 g/mol.<br />
Sie bekommen eine Verdünnungsreihe des Kompetitors mit 10 pg/µl, 5 pg/µl und 1 pg/µl<br />
vorgelegt. Berechnen Sie die Anzahl der Moleküle des Kompetitors in jedem Ihrer Ansätze!
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 78<br />
TAE (Tris/Acetat/EDTA)-Puffer (10x) pH 8,0<br />
Tris 48,4 g<br />
Essigsäure (konz.) 11,4 ml<br />
0,5 M EDTA (pH 8,0) 20 ml<br />
=> ad 1 l mit H2O<br />
Probenpuffer (Gel Loading Buffer) (6x)<br />
Bromphenolblau 0,25 %<br />
Glycerin 30 %<br />
6.3. Durchführung<br />
6.3.1. PCR<br />
Bei einer kompetitiven PCR wird üblicherweise in allen Ansätzen die gleiche Menge der<br />
Probe eingesetzt (also der Lösung mit dem zu quantifizierenden Fragment) und die Konzentration<br />
des Kompetitors variiert. Um sicher zu gehen, <strong>das</strong>s die Konzentration der Probe im<br />
Bereich der Kompetitor-Verdünnungsreihe liegt, werden wir sie hier einmal unverdünnt und<br />
einmal 1:5 mit autoklaviertem Wasser verdünnt einsetzen (vom Assistenten vorbereitet). Außerdem<br />
wird als Kontrolle auf Kontamination ein blank, eine Leerprobe ohne DNA, mitgeführt.<br />
Um Ihnen zu demonstrieren, <strong>das</strong>s tatsächlich etwas amplifiziert wird (und nicht etwa<br />
die später gefundene DNA schon vorher vorhanden war), stellen Sie einen weiteren Ansatz<br />
her, bei dem Sie kein Enzym zugeben. Um alle Ansätze so vergleichbar wie möglich zu halten<br />
(und sich außerdem eine Menge Arbeit zu ersparen) wird zunächst ein „Master-Mix“ aus<br />
den Komponenten hergestellt, die in allen Ansätzen enthalten sind. Alle Lösungen immer im<br />
Eisbad halten, alles auf Eis pipettieren! Nur autoklavierte Pipettenspitzen verwenden, immer<br />
Handschuhe tragen, um Kontamination des Materials zu vermeiden!
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 79<br />
Pro Ansatz benötigen Sie:<br />
? µl 10x Puffer (= 10x PCR)<br />
1 µl dNTP-Mix<br />
2 µl forward Primer (= FP A5)<br />
2 µl reverse Primer (= RP A6)<br />
2 µl Taq-Polymerase<br />
? µl autoklaviertes Wasser<br />
Von Probe und Kompetitor werden jeweils 2 µl pro Ansatz zugegeben. Um ein Gesamtvolumen<br />
von 50 µl pro Ansatz zu erhalten wird mit autoklaviertem Wasser aufgefüllt.<br />
Pipettierschema A:<br />
Vial Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8<br />
Probe A unv. unv. unv. 1:5 verd 1:5 verd 1:5 verd – unv.<br />
Kompetitor 10 pg/µl 5 pg/µl 1 pg/µl 10 pg/µl 5 pg/µl 1 pg/µl – 10 pg/µl<br />
Pipettierschema B:<br />
Vial Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8<br />
Probe B unv. unv. unv. 1:3 verd 1:3 verd 1:3 verd – unv.<br />
Kompetitor 9 pg/µl 3 pg/µl 1 pg/µl 9 pg/µl 3 pg/µl 1 pg/µl – 9 pg/µl<br />
Achtung: In vial Nr. 8 kommt kein Enzym (Also kein Mastermix, da dieser ja <strong>das</strong> Enzym<br />
bereits enthält!) Dieser Ansatz soll Ihnen ja zeigen, <strong>das</strong>s es ohne Amplifikation keine Banden<br />
gibt.<br />
Zunächst wird die jeweilige DNA (Probe und Kompetitor) in die Reaktionsgefäße pipettiert,<br />
danach der Mastermix (1-7).
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 80<br />
Ein PCR-Gerät ist nichts anderes, als ein mikroprozessorgesteuerter Trockenheizblock mit<br />
zusätzlicher Peltierkühlung. Bei vielen Geräten (so auch bei unserem) ist der Deckel des Probenraumes<br />
heizbar. Dies verhindert, <strong>das</strong>s aus dem Reaktionsansatz Wasser verdampft und am<br />
Deckel des Vials kondensiert. Das Temperaturprogramm <strong>für</strong> unsere kompetitive PCR ist folgendes:<br />
1. Zyklus 94° C 5,0 Min.<br />
60° C 2,5 Min.<br />
72° C 3,5 Min.<br />
28 Zyklen 94° C 1,0 Min.<br />
60° C 2,5 Min.<br />
72° C 3,5 Min.<br />
Letzter Zyklus 94° C 1,0 Min.<br />
60° C 2,5 Min.<br />
72° C 10 Min.<br />
Nach dem letzten Schritt werden die Proben auf 4° C gekühlt und bei dieser Temperatur<br />
gehalten, also gewissermaßen automatisch in den Kühlschrank gestellt. Daher kann dieses<br />
Programm auch unbeaufsichtigt über Nacht laufen.<br />
6.3.2. Analyse der PCR-Produkte<br />
Die Produkte werden elektrophoretisch auf einem Agarose-Gel aufgetrennt. Da recht kleine<br />
Amplifikate erwartet werden (266 bzw. 366 bp ist klein), wird ein Gel mit 2 % Agarose hergestellt.<br />
Vorbereiten der Proben<br />
Aus jedem der PCR-Ansätze werden 10 µl entnommen und 2 µl der blauen 6x Gel-Loading-<br />
Lösung zugegeben (diese wird also sozusagen mit der Probe auf 1x verdünnt).
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 81<br />
Gießen des Gels<br />
Bereiten Sie einen Gel-Gießblock vor. Stecken Sie den Taschenformer („Kamm“, mit 16 Taschen)<br />
in die vorgesehene Halterung.<br />
Das Volumen eines Gels beträgt 80 ml. Wiegen Sie daher 1,6 g Elektrophorese-Agarose ein<br />
und füllen Sie mit 1x TAE-Puffer auf. Kochen Sie die Agarose im Mikrowellenofen auf (ist<br />
die bequemste Methode). Lassen Sie zunächst ca. 1 min bei maximaler Leistung kochen.<br />
Wenn sich beim Schwenken des Kolbens darin noch Agarosepartikel oder Schlieren zeigen,<br />
noch etwas länger kochen. Wenn die Agarose auf etwa 60° C abgekühlt ist und nicht mehr<br />
dampft (Thermometer nicht notwendig, einfach fühlen und abschätzen!) werden 0.5 µl Ethidiumbromid-Lösung<br />
zugegeben (Vorsicht! Ethidiumbromid hat akut toxische und muta-<br />
gene Eigenschaften. Beachten Sie die Hinweise des Assistenten über den richtigen<br />
Umgang damit! Tragen Sie unbedingt Nitrilhandschuhe! Lassen Sie keine Ethidiumbromidabfälle<br />
ins Abwasser oder in den Hausmüll gelangen. Alles in die gekennzeichneten<br />
Sammelgefäße!). Gießen Sie dann die Gel-Lösung in den vorbereiteten Gießblock<br />
und lassen Sie diese erstarren (ca. 15 Min.). Fertige Gele können über Nacht im<br />
Kühlschrank aufbewahrt werden.<br />
Gellauf<br />
Am zweiten <strong>Praktikum</strong>stag werden Kamm und Klebestreifen entfernt und der Block mit dem<br />
Gel in die Elektrophoresekammer eingesetzt und mit 1x TAE gefüllt, bis <strong>das</strong> Gel damit bedeckt<br />
ist. Die gesammte Probe wird jeweils in die Geltaschen pipettiert. Gegenbenfalls wird<br />
die Probe zuvor mit einer Tischzentrifuge runterzentrifugiert. Die Trennung dauert bei konstant<br />
150 mA etwa 1 h 30 min.<br />
Achten Sie darauf, <strong>das</strong>s die Stecker herausgezogen sind, bevor Sie in die Kammer hineingreifen<br />
um <strong>das</strong> Gel herauszunehmen. Die Fluoreszenz der Ethidiumbromid gefärbten Banden<br />
werden auf dem UV-Transilluminator visualisiert (Vorsicht, UV! Nicht ohne geeignete<br />
Schutzbrille oder Schutzschirm in die UV-Lampe schauen!) und fotografiert.<br />
Auswertung<br />
Für eine genaue Quantifizierung des Lipoxygenase-Fragmentes müssten Sie die Bandenstärken<br />
fluorimetrisch vermessen. Die dazu notwendige Hard- und Software können wir jedoch<br />
im <strong>Praktikum</strong> nicht zur Verfügung stellen. Sie beschränken sich daher darauf, aus Ihren An-
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 82<br />
sätzen den herauszusuchen, bei dem die Banden von Probe und Kompetitor ungefähr gleich<br />
stark sind (ggf. zwischen 2 Ansätzen interpolieren). Dies soll hier als Abschätzung genügen.<br />
Geben Sie die so ermittelte Anzahl der Moleküle des gesuchten Fragments in 1 µl der unverdünnten<br />
Probenlösung an! Den Korrekturfaktor k können Sie bei dieser Methode zwar nicht<br />
sinnvoll anwenden (so genau kann eine subjektive Beurteilung der Bandenstärke nicht sein),<br />
Sie sollen ihn aber dennoch berechnen.<br />
6.4. Fragen zur Selbstkontrolle<br />
1. Welche Komponenten sind <strong>für</strong> eine PCR mindestens nötig?<br />
2. Ablauf der PCR.<br />
3. Unterschiede und Gemeinsamkeiten von PCR und DNA-Replikation in der Zelle.<br />
4. Was ist die Besonderheit der kompetitiven PCR?<br />
5. Wieso wird ein interner Standard verwendet?<br />
6. Wie kann man DNA sichtbar machen?<br />
7. Verschiedene PCR-Methoden und deren Anwendung (Handout).<br />
6.5. Kurzzusammenfassung Sicherheitsinformationen Übung 6<br />
Stoff Kennzeichen/ Klassifizie- Verwendete Menge/ Konzentration<br />
rung sowie R-Sätze bzw.<br />
H-Sätze<br />
pro <strong>Praktikum</strong>stag und Gruppe<br />
Ethidiumbromid<br />
Signalwort :<br />
“Gefahr”<br />
H330, H341<br />
0,5 µl einer 1% Lösung auf 80 ml<br />
Gel. Endkonzentration 160 nM im<br />
Gel<br />
Durch weitere in der Übung vorkommende und nicht in dieser Tabelle genannte Stoffe sind bei Handhabung<br />
der Reagenzien nach üblichem Laborstandard keine besonderen Gefahren zu erwarten.
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 83<br />
Sicherheitsmaßnahmen:<br />
� üblicher Laborstandard (Laborkittel, Schutzbrille…, s. Allgemeine Betriebsanweisung)<br />
und<br />
� Einmalhandschuhe (Nitrilhandschuhe) tragen und bei Kontamination sofort wechseln/<br />
Hände waschen<br />
� unter gekennzeichnetem Abzug arbeiten (Ausnahmen nach Anweisung des Assistenten)<br />
� gekennzeichnete Pipetten benutzen<br />
� Abfall in gekennzeichnete Behälter.<br />
6.6. Literatur<br />
Rolf Knippers: Molekulare Genetik. Thieme Verlag, Stuttgart.
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 84<br />
7 BC-7: Der Ames Test<br />
7.1. Einleitung<br />
7.1.1. Mutationen<br />
Mutationen können bei der DNA-Replikation, -Reparatur und -Rekombination spontan auftreten.<br />
Sie können aber auch durch zahlreiche physikalische und chemische Einflüsse, sogenannte<br />
Mutagene, induziert werden. Man kennt verschiedene Genmutationstypen:<br />
� die Substitution: Austausch eines o. mehrerer Basenpaare durch ein anderes<br />
� die Deletion und die Insertion: Entfernung bzw. Addition eines oder mehrerer Basenpaare.<br />
Diese beiden Mutationstypen können zu einer Verschiebung des Leserasters führen (Frameshiftmutation).<br />
Ist ein einziges Basenpaar bei einer Mutation betroffen, spricht man von einer Punktmutation.<br />
Je nach Auswirkung unterscheidet man folgende Typen:<br />
� Stille Mutationen führen nicht zu einer Veränderung des codierten Proteins.<br />
� Missense-Mutationen liegen vor, wenn zwar keine Verschiebung des Leserasters vorliegt,<br />
aber <strong>für</strong> eine abweichende Aminosäure codiert wird. Dieser Typ entsteht meist durch Substitutionen.<br />
� Nonsense-Mutation: Hier wird ein Stopcodon eingeführt. Das resultierende Protein wird<br />
kürzer als <strong>das</strong> normale Polypeptid und höchstwahrscheinlich nicht funktionell sein.
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 85<br />
Die verschiedenen Genmutationstypen sollen durch die folgenden Beispiele verdeutlicht werden:<br />
Wildtyp Originalsatz<br />
ATG TCA TGC CCT GTA CTA GGC GCG The nun saw our cat eat the rat.<br />
Basenpaarsubstitution (missense):<br />
ATG CCA TGC CCT GTA CTA GGC GCG The sun saw our cat eat the rat.<br />
Basenpaarsubstitution (nonsense):<br />
ATG TCA TGA CCT GTA CTA GGC GCG The nun.<br />
Insertion, frameshift :<br />
ATG TCA TGG CCC TGT ACT AGG CGC G The nun sag wou rca tea tth era t.<br />
Diese Beispiele zeigen auch, <strong>das</strong>s eine Substitution nur durch eine Substitution und eine Frameshiftmutation<br />
nur durch eine Frameshiftmutation revertiert werden kann. Daher müssen im<br />
Amestest Stämme mit verschiedenen Mutationstypen verwendet werden. Dies erlaubt auch<br />
eine Klassifizierung des Wirkungsmechanismus der mutagenen Substanz.<br />
7.1.2. Amestest<br />
Um die mutagenen und carcinogenen Risiken von Chemikalien abschätzen zu können, benötigt<br />
man geeignete Testsysteme. Der schnelle und preiswerte Amestest, in dem Substanzen<br />
auf ihre Mutagenität in Bakterien überprüft werden, ergänzt epidemologische Untersuchungen<br />
und Tierversuche. 80-90% untersuchter (bekannter) Mutagene fallen im Test positiv und<br />
70-90% bekannter Nichtmutagene negativ aus. Viele Carcinogene werden erst durch Metabolisierung<br />
mit Cytochrom P-450-Oxi<strong>das</strong>en in eine reaktive Form überführt. Bakterien fehlen<br />
diese Enzyme, deshalb wird dem Testsystem ein Homogenat aus Säugetierleber (S9-Mix)<br />
zugefügt. Einige Stoffe (z.B. Dioxin) sind nicht mutagen, fördern jedoch als sogenannte Tumorpromotoren<br />
die Proliferation bereits vorhandener Krebszellen.
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 86<br />
Man verwendet im Amestest einen speziellen Stamm von Salmonella-Bakterien (S. typhimurium).<br />
Dieser Stamm ist im Gegensatz zum Wildtyp aufgrund eines Gendefekts unfähig zur<br />
Histidin-Biosynthese/histidindefizient (his - ), er ist auxotroph. Deshalb kann er sich in Histidin-freiem<br />
Minimalmedium nicht vermehren. Die Bakterien können jedoch spontan revertieren<br />
und wieder selbst Histidin produzieren. Mutagene Substanzen erhöhen <strong>das</strong> Auftreten<br />
einer solchen Reversion. Die Revertanten sind wie der Wildtyp prototroph (his + ). Damit die<br />
Sensitivität des Tests erhöht wird, tragen die Bakterien weitere Mutationen. Ihr DNA-<br />
Reparatursystem ist beschädigt (uvrB-Mutation) und <strong>das</strong> normale Zellmembran-<br />
Lipopolysaccharid (LPS) wird nicht gebildet (rfa-Mutation). Dadurch wird die Passage vieler<br />
Stoffe durch die defekte Zellwand erleichtert. Der Bakterienstamm enthält ausserdem ein<br />
Plasmid zur Ampicillin-Resistenz (pKM101), um eine Selektion ausführen zu können.<br />
Im Versuch werden zwei Salmonellenstämme verwendet (TA98, TA100). Beide Stämme<br />
tragen eine his - -Mutation mit Basenpaarsubstitution (TA100) bzw. Frameshiftmutation<br />
(TA98). Diese Mutationen liegen an verschiedenen Stellen des Operons. Ein Operon ist eine<br />
als genetische Steuer- und Regeleinheit dienende Gruppe von Genen. Es besteht aus einem<br />
Promotor, einem Operator und einem oder mehreren Strukturgenen, die meist funktionell<br />
zusammengehören. Operons gibt es ausschließlich bei Prokaryoten, bei Eukaryoten hat jedes<br />
Gen einen eigenen Promotor. Der Operator dient zur Transkriptionskontrolle indem seine<br />
Sequenz es verschiedenartigen Regulatorproteinen ermöglicht an ihn zu binden und so die<br />
Transkription zu verhindern. Die Regulatorproteine werden ihrerseits durch verschiedenste<br />
niedermolekulare Induktoren (z.B. Lactose, Aminosäuren, IPTG oder Nucleotide) aktiviert<br />
bzw. inhibiert.<br />
7.2. Materialien und Lösungen <strong>für</strong> den Ames-Test (werden zur Verfügung gestellt)<br />
Lösungen (bis auf 5x M9-Lösung sterilfiltriert):<br />
1 M MgSO4-Lösung; 20%ige Glucoselösung; 1 M CaCl2-Lösung; 1x PBS-Puffer; 5x M9-<br />
Salzlösung (64 g Na2HPO4x7H2O, 15 g KH2PO4, 2,5 g NaCl und 5,0 g NH4Cl in dem. Wasser<br />
lösen, ad 1L)
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 87<br />
LB/Amp-Platten (zur Lebendkeimzahlbestimmung, Vollmedium):<br />
25 g Life Broth Pulver und 15 g Agar-Agar auf 1L auffüllen und autoklavieren. Nach Abkühlung<br />
unter 50°C mit Ampicillin (50 mg) supplementieren; Platten giessen (30-50).<br />
M9-Minimalplatten (zur Testung der Substanzen auf Mutagenität, Minimalmedium):<br />
200 ml 5xM9-Salzlösung und 15 g Agar-Agar mit dem. Wasser auf 1L auffüllen und autoklavieren.<br />
Danach 2 ml MgSO4-Lösung (1 M), 20 ml Glucoselösung (20%), 100 µl CaCl2-<br />
Lösung (1 M) und Ampicillin (50 mg) zugeben; Platten giessen (30-50).<br />
Top-Agar:<br />
6 g Agar-Agar und 6 g NaCl auf 1L auffüllen, autoklavieren und mit Ampicillin supplementieren<br />
(50 mg); steril aliquotieren (50 ml).<br />
S9-Mix: enthält pro 10 ml<br />
1000 µl S9 (Leberhomogenat), 16 mg Glucose-6-Phosphat, 35 mg NADP, 18 mg MgCl2,<br />
27 mg KCl, 28 mg NaH2PO4, 113,6 mg Na2HPO4, mit H2O auf 10 ml auffüllen, sterilfiltrieren.<br />
0,5 mM Histidin/Biotin-Lösung:<br />
30,9 mg D-Biotin und 24,0 mg L-Histidin in 250 ml dem. Wasser lösen, sterilfiltrieren.<br />
Na-Azid-Lösung (1 mg/ml):<br />
10 mg Natriumazid in 10 ml autoklaviertem dem. Wasser lösen, sterilfiltrieren.<br />
2-Aminoanthracen (0,1 g/ml)<br />
1 g in 10 ml DMSO (Dimethylsulfoxid). Eingesetzt werden davon 2 µl ad 100 µl PBS.
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 88<br />
7.3. Durchführung<br />
Vorsicht! Einige der Substanzen, die in diesem Versuch benutzt werden sind mutagen/<br />
potentiell cancerogen. Die Substanzen nur mit Nitrilhandschuhen handhaben. Die Anweisungen<br />
des Assistenten zur Handhabung dieser Substanzen sind strikt zu befolgen!<br />
Um Kontaminationen zu vermeiden, sind alle verwendeten Materialien steril. Alle Versuchsschritte<br />
werden unter möglichst aseptischen Bedingungen durchgeführt. Platten,<br />
Lösungen und Stämme werden im <strong>Praktikum</strong> fertig zur Verfügung gestellt.<br />
7.3.1. Versuchsvorbereitungen<br />
Die Kulturen der Bakterienstämme TA98 und TA100 werden als sog. Stocks bei –70°C in<br />
30-50% Glycerol gelagert. Mit wenig abgeschabter, noch gefrorener Kultur werden 5 ml<br />
LB/Amp-Medium vom Assistenten angeimpft und über Nacht bei 37°C und 250 rpm geschüttelt<br />
und auf Eis gestellt.<br />
Lebendkeimzahlbestimmung<br />
Bei der Herstellung der Verdünnungsreihe muss unbedingt darauf geachtet werden, <strong>das</strong>s die<br />
Volumina exakt pipettiert und die Zellsuspensionen sowie ihre Verdünnungen vor dem<br />
Pipettieren gut gemischt werden. 14 Eppendorftubes (je Stamm 7) werden mit 900 µl PBS-<br />
Puffer gefüllt und nummeriert. 100 µl Zellsuspension wird in den Tubes wie folgt mit einer<br />
Verdünnungsreihe verdünnt:<br />
100 µl Suspension in 1. Tube (entspricht 10 -1 -Verdünnung)<br />
100 µl aus 1. Tube in 2. Tube 10 -2<br />
100 µl aus 2. Tube in 3. Tube 10 -3<br />
100 µl aus 3. Tube in 4. Tube 10 -4<br />
100 µl aus 4. Tube in 5. Tube 10 -5<br />
aus-<br />
100 µl aus 5. Tube in 6. Tube 10 -6<br />
plattieren<br />
100 µl aus 6. Tube in 7. Tube 10 -7 .
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 89<br />
Je 50 µl (vorher gut mischen!) aus den Verdünnungsreihen 10 -4 , 10 -5 , 10 -6 und 10 -7 werden<br />
auf beschrifteten Vollmedium-LB/Amp-Platten (BC/Gruppennummer/Datum/Verdünnung/<br />
Stamm) ausplattiert und 1 Tag bei 37°C inkubiert.<br />
Nach der Inkubation bei 37°C werden die gewachsenen Kolonien ausgezählt und die Lebendkeimzahl<br />
des jeweiligen Stammes (pro ml (!) unverdünnter (!) Kultur) berechnet.<br />
7.3.2. Mutagenisierung / Plattentest<br />
Der Plattentest findet auf den M9-Minimalplatten statt. Vor dem Ausplattieren werden die<br />
Bakterien mit Puffer, evtl. S9-Mix und den zu testenden Substanzen präinkubiert. Durch diese<br />
Präinkubation wird die Testsensitivität erhöht, da die effektive Konzentration des S9-Mix<br />
im Tube höher ist als auf der Platte und kurzlebige mutagene Metabolite eine erhöhte Chance<br />
haben, mit den Stämmen zu reagieren.<br />
Pro Gruppe wird eine unbekannte Substanz auf ihre Mutagenität getestet. Als Kontrollen<br />
werden die bekannten Mutagene Natriumazid und 2-Aminoanthracen eingesetzt. Da<strong>für</strong> werden<br />
sterile Eppendorftubes beschriftet. Folgende Lösungen werden in die Tubes pipettiert:<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12<br />
PBS-Puffer 600 µl 600 µl 100 µl 100 µl 500µl 500µl 500µl 500µl<br />
Natriumazid 100µl 100µl 100µl 100µl<br />
2-Aminoanthracen 100µl 100µl 100µl 100µl<br />
Substanz 1<br />
Stamm TA98 100µl 100µl 100µl 100µl 100µl 100µl<br />
Stamm TA100 100µl 100 µl 100µl 100 µl 100µl 100 µl<br />
S9-Mix (zuletzt!) 500µl 500µl 500µl 500µl 500µl 500µl
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 90<br />
13 14 15 16<br />
PBS-Puffer<br />
Natriumazid<br />
2-Aminoanthracen<br />
500µl 500µl<br />
Substanz 1 100µl 100µl 100µl 100µl<br />
Stamm TA98 100µl 100µl<br />
Stamm TA100 100µl 100 µl<br />
S9-Mix (zuletzt!) 500µl 500µl<br />
Den S9-Mix erst zuletzt zugeben und immer auf Eis halten.<br />
Die Tubes werden kurz geschüttelt und inkubieren 20 Minuten bei 37°C auf dem Wasserbad.<br />
Währenddessen wird folgendes vorbereitet:<br />
� In 16 sterile 15 ml-Probenröhrchen („Falcontubes“) werden an der Flamme 300 µl<br />
Histidin/Biotin-Lösung pipettiert (Endkonzentration 0,05 mM). Mit einer sterilen 10<br />
ml-Pipette werden jeweils 3 ml Top-Agar zugegeben. Damit der Agar nicht vorzeitig<br />
aushärtet, müssen die Tubes bei 60°C im Wasserbad stehen.<br />
� 16 Minimal-M9-Platten werden beschriftet (BC/Gruppennr./Datum/ Plattennr.).<br />
Der Inhalt der Eppendorftubes wird (nacheinander) dem Top-Agar in den Falcontubes zugefügt.<br />
Der Agar wird gevortext, auf die M9-Platten gegossen und durch sanftes Schwenken der<br />
Platte gleichmässig verteilt. Nach dem Erstarren werden die Platten 2 Tage bei 37°C inkubiert.<br />
Durch die Histidinspuren im Top-Agar können sich die his - -Zellen teilen. Währenddessen<br />
erfahren einige die Mutagenese zum his + -Typ.<br />
7.4. Auswertung/ Protokoll<br />
- N N +<br />
N -<br />
Der zahlenmäßige Anteil von Mutanten in einer Zellpopulation bezeichnet man als Mutantenhäufigkeit.<br />
Sie wird wie folgt berechnet:<br />
Na +<br />
Natriumazid<br />
Mutanten � Mutanten<br />
Mutantenhäufigkeit �<br />
Lebendkeimzahl<br />
Testplatte Kontrollplatte<br />
NH 2<br />
2-Aminoanthracen
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 91<br />
Die Wahrscheinlichkeit einer Mutation pro Zelle und pro Generation bezeichnet man als Mutationsrate.<br />
Die Mutationsrate ist bei hohen Wachstumsraten konstant und wird bei unter optimalen<br />
Bedingungen wachsenden, also sich exponentiell vermehrenden Zellen bestimmt. Sie<br />
ist abhängig von der Dosis der mutagenen Substanz.<br />
Wichtig: Zur Berechung müssen die Werte auf die unverdünnte Lösung (pro ml) zurückgerechnet<br />
werden!<br />
Stellen Sie die im Versuch erhaltenen Ergebnisse in Tabellenform dar, erläutern Sie sie. Charakterisieren<br />
Sie Natriumazid, 2-Aminoanthracen und die Substanz 1 bezüglich ihrer mutagenen<br />
Eigenschaften. Begründen Sie ihre Zuordnung anhand der aufgetretenen Kolonien und<br />
der sich daraus errechneten Mutantenhäufigkeit.<br />
7.5. Fragen zur Selbstkontrolle<br />
1. Welche Genmutationstypen gibt es?<br />
2. Wozu wird der Amestest durchgeführt? Was sind seine Vor- und Nachteile?<br />
3. Welche Eigenschaften besitzen die bei dem Test verwendeten Bakterien und warum?<br />
4. Weshalb werden zwei Bakterienstämme verwendet?<br />
5. Wozu erfolgt eine Präinkubation der Bakterien?<br />
6. Weshalb versetzt man die Bakterien mit S9-Mix?<br />
7. Wieso enthält der Top-Agar Histidin?<br />
7.6. Kurzzusammenfassung der Sicherheitsinformationen<br />
Stoff Kennzeichen/ Klassifizierung sowie<br />
R-Sätze bzw. H-Sätze<br />
Natriumazid<br />
Signalwort :<br />
„Gefahr“<br />
H300, H410, EUH032<br />
Verwendete Menge/ Konzentration<br />
pro <strong>Praktikum</strong>stag und Gruppe<br />
500 µl einer ~15 mM Lösung<br />
2-Aminoanthracen Wird von unterschiedlichen Firmen 500 µl einer ~0.5 mM Lösung
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 92<br />
verschieden eingestuft.<br />
Fa. Acros:<br />
H341<br />
Signalwort: „Achtung“<br />
Fa. Sigma-Aldrich<br />
H315, H319, H335<br />
Signalwort: „Achtung“<br />
Durch weitere in der Übung vorkommende und nicht in dieser Tabelle genannte Stoffe sind bei Handhabung<br />
der Reagenzien nach üblichem Laborstandard keine besonderen Gefahren zu erwarten.<br />
Sicherheitsmaßnahmen:<br />
� üblicher Laborstandard (Laborkittel, Schutzbrille…, s. Allgemeine Betriebsanweisung)<br />
und<br />
� Einmalhandschuhe (Nitrilhandschuhe) tragen und bei Kontamination sofort wechseln/<br />
Hände waschen<br />
� unter Abzug (Ausnahmen nach Anweisung des Assistenten) bzw. in abgegrenztem Bereich<br />
(gelb-schwarzes Klebeband) arbeiten<br />
� gekennzeichnete Pipetten benutzen<br />
� Abfall in gekennzeichnete Behälter<br />
7.7. Literatur<br />
1. Ames (1979), Science 204: 597-93<br />
2. Alberts, Bray, Lewis, Watson: Molecular Biology of the Cell<br />
3. Campbell: Biology<br />
4. Devoret (1979), Spektrum der Wissenschaft 10: 34-41<br />
5. Maron, Ames (1983), Mutation Research 113: 173-215<br />
6. Mortelmans, Zeiger (2000), Mutation Research 455: 29-60<br />
7. Stryer: Biochemistry
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 93<br />
8 BC-8: Taq-DNA-Polymerase: Isolierung und Aufreinigung<br />
8.1. Einleitung<br />
Taq-DNA-Polymerase<br />
Die Taq-DNA-Polymerase stammt aus dem Bakterium Thermus aquatis (Taq), <strong>das</strong> in 70°<br />
heißen Geysiren lebt. Sie hat ein Molekulargewicht von 94kDa und einen isoelektrischen<br />
Punkt (pI) von 6,04. Polymerasen katalysieren die Polymerisation von Nukleotiden während<br />
der DNA Replikation. Die Taq-DNA-Polymerase ist auch bei hohen Temperaturen sehr stabil,<br />
<strong>das</strong> macht sie zum optimalen molekularbiologischen Reagenz <strong>für</strong> die Polymerase Kettenreaktion<br />
(PCR). Die PCR ist ein Verfahren um DNA zu vervielfältigen (siehe Ü6).<br />
Das <strong>für</strong> die Taq-Polymerase kodierende Gen liegt auf einem Plasmid, <strong>das</strong> durch ein Lactose(Lac)-<br />
Operon reguliert und in E.coli exprimiert wird.<br />
Lac Operon<br />
Das Lactose(Lac)-Operon spielt bei dem Transport und beim Abbau von Lactose in E.coli<br />
eine wichtige Rolle. Da Lactose eine uneffizientere Energiequelle als z.B. Glucose darstellt,<br />
wird Lactose erst dann verstoffwechselt, wenn kein anderes Substrat zur Verfügung steht. Um<br />
diesen effizienten Energiestoffwechsel zu gewährleisten ist <strong>das</strong> Lac-Operon inaktiviert. Ein<br />
Repressor lagert sich an den Operator des Operons an und verhindert so die Bindung der<br />
RNA-Polymerase. Um <strong>das</strong> Lac-Operon zu aktivieren wird ein Inducer benötigt, der den Lac-<br />
Repressor bindet. Ein solcher Inducer ist Isopropyl-β-D-thiogalactopyranosid (IPTG). Durch<br />
die Bindung des Repressor wird <strong>das</strong> Lac-Operon aktiviert. Die RNA-Polymerase bindet an<br />
den Operator, <strong>das</strong> Gen der Taq-Polymerase wird transkribiert und in Taq-Protein translatiert.
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 94<br />
lacZ: kodiert <strong>für</strong> <strong>das</strong> Enzym β-Galctosi<strong>das</strong>e, dieses Enzym spaltet Lactose in Galactose und<br />
Glucose<br />
lacY: kodiert <strong>für</strong> <strong>das</strong> Transportprotein β-Galactosid-Permease, welches die Aufnahme von<br />
Lactose in die Zelle ermöglicht<br />
lacA: kodiert <strong>für</strong> <strong>das</strong> Enzym β-Galactosid-Transacetylase, dieses Enzym acetyliert nicht abbaubare<br />
β-Galactoside, man vermutet eine Entgiftungsfunktion der Zelle.<br />
Ionenaustauschchromatographie<br />
Das ihr zugrunde liegende Prinzip ist die Wechselwirkung von gelösten positiv oder negativ<br />
geladenen Teilchen (mobile Phase, Puffer und darin enthaltenes Protein), mit einer komplementär<br />
geladenen festen Matrix (stationäre Phase). Man unterscheidet Anionenaustauscher,<br />
die positiv geladen sind und negativ geladene Teilchen (Anionen) binden und Kationenaustauscher,<br />
die negative geladen sind und positiv geladene Teilchen (Kationen) binden. Die<br />
Bindung von Proteinen ist abhängig von dem isoelektrischen Punkt der bindenden Moleküle,<br />
pH und Salzkonzentration der Puffer. Liegt der pH-Wert der Proteinlösung (mobilen Phase)
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 95<br />
oberhalb des isoelektrischen Punktes (pI) des Proteins, so ist <strong>das</strong> Peptid negativ geladen und<br />
bindet an einen Anionenaustauscher. Ist der pH der mobilen Phase niedriger als der pI des<br />
Proteins, dann wird <strong>das</strong> Peptid über einen Kationenaustauscher aufgereinigt. Wir verwenden<br />
im Versuch DEAE-Sepharose: DiEthylAminoEthyl. DEAE enthält positiv geladene Gruppen<br />
und eignet sich somit als stationäre Phase <strong>für</strong> einen Anionenaustausch.<br />
Die Hitzestabilität der Taq-DNA- Polymerase wird <strong>für</strong> ihre Aufreinigung ausgenutzt. Das<br />
Zellhomogenat wird auf 75°C erhitzt. Durch diesen Schritt denaturieren und aggregieren die<br />
meisten Proteine aus E.Coli und können durch einen Zentrifugationsschritt von der in Lösung<br />
verbleibenden Taq-DNA-Polymerase abgetrennt werden.<br />
Ionenaustauschchromatographie unterteilt sich in 3 Phasen:<br />
- Probenauftrag<br />
- Waschen der Säule; dadurch werden schwach gebundene Proteine von der Säule gewaschen<br />
- Eluieren der gebundenen Moleküle z.B. durch einen Ionenstärkegradienten (z.B. mit<br />
KCl) oder mittels einem pH-Gradienten.<br />
Gelchromatographie<br />
Die Auftrennung bei der Gelchromatographie beruht auf der Masse der einzelnen Moleküle.<br />
Die stationäre Phase der Gelchromatographie besteht aus porösen Polymeren, wie z.B.<br />
Sephadex. Sephadex ist ein vernetztes Dextrangel, der Name steht <strong>für</strong> Separation Pharmacia<br />
Dextran. Durch den Vernetzungsgrad des Geles wird die Porenweite und somit die Ausschlussgrenze<br />
bestimmt.<br />
Wird eine Probe auf <strong>das</strong> Gel gegeben, so diffundieren die Moleküle in <strong>das</strong> gequollene Netzwerk,<br />
je kleiner <strong>das</strong> Molekül, desto tiefer kann es in <strong>das</strong> Gel eindringen. Große Moleküle,<br />
deren Größe <strong>das</strong> Porendurchmessser überschreiten, können nicht in <strong>das</strong> Gel diffundieren, sie<br />
werden zuerst von der Säule eluiert. Tiefer eingedrungene kleine Moleküle, werden länger im<br />
Gel zurückgehalten und eluieren dementsprechend später.
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 96<br />
8.2. Verwendete Lösungen:<br />
Puffer 1: Resuspensionspuffer<br />
50 mM Hepes-KOH, pH 7,9<br />
50 mM Glucose<br />
1 mM EDTA<br />
Es werden pro Bakterienpellet 6,4 ml Resuspensionspuffer verwendet, dazu werden frisch 9,6<br />
mg Lysozym gegeben. Diesen Schritt übernimmt der Assistent am Vormittag des Versuchtages)<br />
Puffer 2: Bindungspuffer<br />
20 mM Hepes-KOH, pH 7,9<br />
1 mM EDTA<br />
0,5 % (v/v) Tween-20<br />
0,5 % (v/v) IGEPAL CA630<br />
50 mM KCl<br />
Zu Puffer 2 werden Proteaseinhibitoren frisch zugegeben:<br />
� AEBSF (Serinproteasen Inhibitor):Stocklösung c=100 mM, 10µl/ml einsetzen<br />
� Leupeptin (LP) (Trypsin ähnliche Proteasen, Cysteinylprotease-Inhibitor):<br />
Stocklösung c=10mg/ml , 1µl/ml einsetzen<br />
� STI (Trypsininhibitor aus Sojabohnen): Stock c= 60mg/ml, 1µl/ml einsetzen<br />
Alle Proteaseinhibitoren werden auf Eis gehalten. Nach Zugabe zu den Puffern<br />
wird dieser ebenfalls auf Eis getan.<br />
Die Handhabung auf Eis ist wichtig, da Proteaseinhibitoren in wässrigen Lösungen<br />
schnell inaktiviert werden.<br />
Puffer 3: Elutionspuffer (Ionenaustauscher Chromatographie))<br />
20 mM Hepes-KOH, pH 7,9<br />
1 mM EDTA<br />
0,5 % (v/v) Tween-20<br />
0,5 % (v/v) IGEPAL CA630<br />
200 mM KCl
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 97<br />
PBS/EDTA (Gelfiltration)<br />
100ml 10x PBS<br />
1mM EDTA<br />
add MilliQ H2O to 1l<br />
8.3. Versuchsdurchführung<br />
Es wird eine 20ml E.coli Übernachtkultur angesetzt, es wird ein LB-Nähr-Medium, <strong>das</strong> mit<br />
Ampicillin versetzt is, verwendet. Das Lac-Operon liegt auf einem Plasmid, <strong>das</strong> auch eine<br />
Ampicillin-Resistenz trägt, so <strong>das</strong>s nur die Bakterien wachsen, die <strong>das</strong> Plasmid mit dem Lac-<br />
Operon aufgenommen haben und somit resistent gegen Ampicillin sind. Mit 5ml der Übernachtkultur<br />
wird eine 500ml Hauptkultur angeimpft. Nach ca. 3h (0,8 OD650) wird sie mit<br />
125mg/l IPTG (Isopropyl-�-D-thiogalactopyranosid) induziert und über Nacht bei 37°C in-<br />
kubiert.<br />
Anschließend werden die Zellen bei 24°C, 15 min bei 5500U durch Zentrifugation geerntet.<br />
Das Zellpellet wird in 6,4 ml Resuspensionspuffer resuspendiert. Durch Lysozymzugabe werden<br />
die Zellen lysiert, es folgt eine 15 min Inkubation auf Eis.<br />
Da in diesem <strong>Praktikum</strong> nicht mit gentechnischen veränderten Organismen gearbeitet wird,<br />
werden die kursiv gedruckten Schritte von der Assistentin durchgeführt.<br />
Ionenaustauschsäule (DEAE-Sepharose)<br />
� 1600µl Bindungspuffer werden in einem 15ml Falcon mit Proteaseinhibitoren (16µl<br />
AEBSF, 1,6µl LP, 1,6µl STI) versetzt.<br />
� Anschließend werden 1600µl der lysierten Bakterien hinzugegeben und gemischt: Das<br />
Gemisch wird bei 75°C 1h im Wasserbad inkubiert.<br />
� Danach wird die Lösung in zwei 2ml Eppendorf Cap aufgeteilt und zentrifugiert.<br />
(Tischzentrifuge 15min, max Geschwindigkeit).<br />
� Gleichzeitig wird die Säule equilibriert.
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 98<br />
Equilibrierung<br />
� Die Ionenaustauschersäule wird unten und oben geöffnet, so <strong>das</strong>s die Aufbewahrungsflüssigkeit<br />
auslaufen kann. Auf der oberen Fritte darf keine Flüssigkeit mehr stehen,<br />
jedoch darf <strong>das</strong> Säulenbett nicht vollständig austrocknen.<br />
� 5ml Bindungspuffer auf die Säule geben, und vollständig durchlaufen lassen. Anschließend<br />
wird die Säule unten geschlossen.<br />
Probenauftrag<br />
� Nach der Zentrifugation Eppis vorsichtig aus der Zentrifuge holen, da sich kein festes<br />
Pellet bildet.<br />
� Der komplette Überstand wird vorsichtig abgenommen und in ein neues 15ml Falcon<br />
überführt. Anschließend wird die gleich Menge Bindungspuffer dazugegeben.<br />
� Das komplette Gemisch wird auf die Säule geben.<br />
Waschen und Elution<br />
� Es folgen Waschschritte: 3 x 1ml Bindungspuffer auf die Säule geben und durchlaufen<br />
lassen.<br />
� Nun erfolgt die Elution mit 6 x 600µl Elutionspuffer.<br />
� Die 600µl-Fraktionen werden in Eppendorf Cap (E1 bis E6) gesammelt.<br />
Regeneration<br />
� Regeneration der Säule mit 5ml 2M NaCl Lösung, gefolgt von 5ml 1M NaCl und 5ml<br />
0,5M NaCl Lösung.<br />
� Anschließend werden 5ml 70%iger Ethanol auf die Säule gegeben, anschließend wird<br />
die Säule mit 70%igem Ethanol befüllt und verschlossen.<br />
Vorbereitung Versuch BC 5 ELISA<br />
� Für den nächsten <strong>Praktikum</strong>stag wird nun die ELISA Platte vorbereitet.<br />
� Für eine Doppelbestimmung werden in zwei Spalten die jeweiligen Proben aufgetragen.<br />
� In Zeile A werden nur 2 x 200µl Coating Puffer gegeben, die Negativkontrolle.
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 99<br />
� In Reihe B werden 2 x 10µl Taq- Verdünnung und 190µl Coating Puffer gegeben, die<br />
Positivkontrolle.<br />
� In Reihe C –H werden 2 x 20µl der Elutionsfraktionen 1-6 gegeben, anschließend<br />
werden 180µl Coating Puffer hinzugegeben.<br />
200µl<br />
A Coating<br />
Puffer<br />
B 10µl Taq<br />
190µl<br />
C 20µl<br />
180µl<br />
D 20µl<br />
180µl<br />
E 20µl<br />
180µl<br />
F 20µl<br />
180µl<br />
G 20µl<br />
H<br />
� Die Platte wird abgedeckt bei 4°C über Nacht inkubiert<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12<br />
180µl<br />
20µl<br />
180µl<br />
200µl<br />
Coating<br />
Puffer<br />
10µl Taq<br />
190µl<br />
20µl<br />
180µl<br />
20µl<br />
180µl<br />
20µl<br />
180µl<br />
20µl<br />
180µl<br />
20µl<br />
180µl<br />
20µl<br />
180µl<br />
Gelfiltrations Säule (PD10)<br />
� 1600µl Bindungspuffer werden in einem 15ml Falcon mit Proteaseinhibitoren (16µl<br />
AEBSF, 1,6µl LP, 1,6µl STI) versetzt.<br />
� Anschließend werden 1600µl der lysierten Bakterien hinzugegeben und gemischt: Das<br />
Gemisch wird bei 75°C 1h im Wasserbad inkubiert.<br />
� Danach wird die Lösung in zwei 2ml Eppendorf Cap aufgeteilt und zentrifugiert.<br />
(Tischzentrifuge 15min, max Geschwindigkeit).<br />
� Gleichzeitig wird die Säule equilibriert.
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 100<br />
Equilibrierung<br />
� Die PD 10 Säule wird unten und oben geöffnet, so <strong>das</strong>s die Aufbewahrungsflüssigkeit<br />
auslaufen kann. Auf der oberen Fritte darf keine Flüssigkeit mehr stehen, jedoch darf<br />
<strong>das</strong> Säulenbett nicht vollständig austrocknen.<br />
� Anschließend wird die Säule mit 5ml PBS/EDTA gespült und wieder verschlossen.<br />
� Nach der Zentrifugation die Eppis vorsichtig aus der Zentrifuge holen, da sich kein<br />
festes Pellet bildet.<br />
Probenauftrag<br />
� Der komplette Überstand wird vorsichtig abgenommen und in ein neues 15ml Falcon<br />
überführt. Anschließend wird der Überstand mit PBS/EDTA auf 2,5ml aufgefüllt.<br />
� Die 2,5ml Überstand werden komplett auf die Säule geben.<br />
Elution<br />
� Die Elution erfolgt in 6 x 600µl Fraktionen mit PBS/EDTA.<br />
� Die 600µl-Fraktionen werden in Eppendorf Cap (E1 bis E6) gesammelt.<br />
Regeneration<br />
� Regeneration der Säule mit 15ml MilliQ.<br />
� Anschließend wird die Säule mit MilliQ gefüllt und geschlossen.<br />
Vorbereitung Versuch Nr. 5 ELISA<br />
� Für den nächsten <strong>Praktikum</strong>stag wird nun die ELISA Platte vorbereitet.<br />
� Für eine Doppelbestimmung werden in zwei Spalten die jeweiligen Proben aufgetragen.<br />
� In Reihe A werden nur 2 x 200µl Coating Puffer gegeben, die Negativkontrolle.<br />
� In Reihe B werden 2 x 10µl Taq- Verdünnung und 190µl Coating Puffer gegeben, die<br />
Positivkontrolle.<br />
� In Reihe C - H werden 2 x 10µl der Elutionsfraktionen 1-6 gegeben, anschließend<br />
werden 190µl Coating Puffer hinzugegeben.<br />
� Die Platte wird abgedeckt bei 4°C über Nacht inkubiert.
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 101<br />
200µl<br />
A Coating<br />
Puffer<br />
B 10µl Taq<br />
190µl<br />
C 10µl<br />
190µl<br />
D 10µl<br />
190µl<br />
E 10µl<br />
190µl<br />
F 10µl<br />
190µl<br />
G 10µl<br />
H<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12<br />
190µl<br />
10µl<br />
190µl<br />
200µl<br />
Coating<br />
Puffer<br />
10µl Taq<br />
190µl<br />
10µl<br />
190µl<br />
10µl<br />
190µl<br />
10µl<br />
190µl<br />
10µl<br />
190µl<br />
10µl<br />
190µl<br />
10µl<br />
190µl<br />
8.4. Fragen zur Selbstkontrolle<br />
1. Welche Proteinaufreinigungsmethoden kennen Sie?<br />
2. Wie entsteht ein Protein? (vom Gen zum Protein)<br />
3. Warum wird die Lösung auf 75 °C erhitzt?<br />
4. Was ist der isoelektrische Punkt?<br />
5. Welche funktionellen Gruppen der Aminosäuren tragen zur Nettoladung eines<br />
Proteins bei?<br />
6. Warum bindet die Taq-DNA-Polymerase an einem Anionenaustauscher?<br />
7. Was passiert bei der Elution der Taq-DNA-Polymerase?<br />
8. Was passiert bei der Gelchromatographie?<br />
9. Welche Unterschiede bestehen zwischen Gel- und Ionenaustauscherchromatographie?
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 102<br />
8.5. Kurzzusammenfassung der Sicherheitsinformationen<br />
Stoff Kennzeichen/ Klassifizierung<br />
sowie R-Sätze bzw. H-<br />
Sätze<br />
IGEPAL CA-630<br />
AEBSF<br />
Signalwort: “Gefahr”<br />
H318<br />
Signalwort: “Gefahr”<br />
H314<br />
Achtung - noch nicht vollständig<br />
geprüfter Stoff<br />
Verwendete Menge/ Konzentration<br />
pro <strong>Praktikum</strong>stag<br />
und Gruppe<br />
15 ml Bindungspuffer, darin<br />
0,5% (v/v) IGEPAL CA-630<br />
enthalten<br />
Maximal verwendete Menge/<br />
Konzentration: 16 ml einer<br />
100 mM AEBSF-Stocklösung<br />
Durch weitere in der Übung vorkommende und nicht in dieser Tabelle genannte Stoffe sind bei<br />
Handhabung der Reagenzien nach üblichem Laborstandard keine besonderen Gefahren zu erwarten.<br />
Sicherheitsmaßnahmen:<br />
� Üblicher Laborstandard (Laborkittel, Schutzbrille…, s. Allgemeine Betriebsanweisung)<br />
� Bei Kontamination sofort Hände waschen.<br />
� Aufgrund der Gefahreneigenschaften der o. g. Gefahrstoffe wird besonders auf die Verwendung<br />
der Schutzbrille hingewiesen<br />
� Einmalhandschuhe tragen beim Umgang mit Bakterienlysat.<br />
� Ansonsten keine Handschuhe erforderlich bei ordnungsgemäßem Versuchsablauf (D. h.<br />
kontaminationsfreie Handhabung der Lösungen mit Eppendorf-Pipetten)<br />
8.6. Literatur<br />
� Lodish H. und andere, Molekulare Zellbiologie , Spektrum<br />
� Lottspeich F. , Bioanalytik , Spektrum<br />
� Stryer, Biochemisty, Spektrum
Proteinbiochemie und Molekularbiologie 103<br />
Teil 3<br />
Metabolisierung<br />
von<br />
Arzneistoffen
Metabolismus von Arzneistoffen 104<br />
9 BC-9: Bestimmung des Proteingehaltes und der Enzymaktivität der Cy-<br />
tochrome b5 und P- 450<br />
9.1. Einleitung<br />
Mit der Nahrung werden ständig lipidlösliche Xenobiotika aufgenommen. Vom Organismus<br />
können diese Fremdsubstanzen besonders gut resorbiert und verteilt werden. Ohne eine Biotransformation<br />
sind sie jedoch nicht ausscheidbar, da in der Niere oder im Darm eine Rückresorption<br />
und schliesslich vor allem im Fettgewebe eine Ablagerung erfolgen würde; ihre<br />
Biotransformation ist somit lebensnotwendig. Einzige Ausnahme sind flüchtige Stoffe, die<br />
über die Lunge abgeatmet werden können. Die zuvor lipidlöslichen Stoffe werden in eine<br />
wasserlösliche und somit ausscheidbare Form überführt. Phase I der Biotransformation dient<br />
der Oxidation, Reduktion und Hydrolyse, Phase II der Konjugation mit körpereigenen Stoffen.<br />
Besonders bedeutend <strong>für</strong> die oxidative Biotransformation von Arzneimitteln ist die Monooxygenase<br />
Cytochrom P-450. Während dessen Funktion weitgehend aufgeklärt ist, wird <strong>für</strong> die<br />
Funktion von Cytochrom b5 lediglich vermutet, <strong>das</strong>s es am Elektronentransport <strong>für</strong> die Reduktion<br />
des zweiten Sauerstoffatoms beteiligt ist. Mit Monooxygenasen wird ein Sauerstoffatom<br />
aus einem Sauerstoffmolekül in den Fremdstoff eingebaut, <strong>das</strong> andere Atom wird zu<br />
Wasser reduziert. An dieser Reaktion, welche sich vereinfacht wie folgt darstellen lässt, ist<br />
NADPH beteiligt:<br />
R-H + NADPH + H + + O2 R-OH + NADP + + H2O<br />
Meist führt die Biotransformation zu einer Inaktivierung. Der entstehende Metabolit kann<br />
aber auch toxischer als die Ausgangssubstanz werden und zu einer Giftung führen. Gut lipidlösliche<br />
Xenobiotika verweilen lange in der Leber und können dort als Induktor innerhalb<br />
weniger Tage zu einer vermehrten Enzymproduktion, vor allem des P-450, führen. Dadurch<br />
werden sämtliche zu metabolisierenden Substanzen rascher abgebaut, ihre biologische Halbwertszeit<br />
ist verringert. Daher sollte bei gleichzeitiger Einnahme eines Arzneimittels, <strong>das</strong> über<br />
<strong>das</strong> gleiche Enzymsystem metabolisiert wird, während der Induktoreinnahme eine Dosiserhö-
Metabolismus von Arzneistoffen 105<br />
hung erfolgen. Dazu muss der Plasmaspiegel des Patienten kontrolliert werden. Wird der Induktor<br />
abgesetzt, so wird die Biotransformationsrate innerhalb von Tagen oder Wochen wieder<br />
auf <strong>das</strong> ursprüngliche Niveau gesenkt. In dieser Phase kann es zu einer Arzneimittel-<br />
Überdosierung kommen, wenn eine erneute Dosisanpassung des Arzneimittels nicht durchgeführt<br />
wurde.<br />
Die Biotransformationsrate ist alters- und individuenabhängig. Neugeborene sind noch nicht<br />
mit allen Enzymen ausgestattet. Kinder zwischen 1-8 Jahren haben im Vergleich zu Erwachsenen<br />
eine höhere Biotransformationsrate. Bei älteren Menschen sind die Reaktionen der Phase<br />
I verlangsamt. Weiterhin existieren in der Bevölkerung Polymorphismen; jedes Individuum<br />
kann Enzymsysteme mit einer anderen Effizienz besitzen. Somit müsste eine optimale medikamentöse<br />
Dosierung <strong>für</strong> jede Person individuell eingestellt werden.<br />
Das wichtigste Organ <strong>für</strong> die Biotransformation und somit auch <strong>für</strong> einen Arzneimittelabbau<br />
ist die Leber, sie enthält die meisten metabolisch wirksamen Enzyme. Viele dieser weitgehend<br />
substratunspezifischen Enzyme sind im Bereich des ER (endoplasmatisches Reticulum)<br />
lokalisiert. Um sie in vitro untersuchen zu können, wird ein metabolisierendes Organ (z.B.<br />
Leber, Niere, Milz, Haut, Lunge, Blut, Muskulatur) zerkleinert und einer Präparation unterzogen.<br />
Dabei wird <strong>das</strong> ER zerstört, seine Membranen, in denen die Enzyme noch stets funktionsfähig<br />
sitzen, lagern sich zu Mikrosomen (Micellen) neu zusammen.<br />
9.2. Durchführung<br />
9.2.1. Präparation der Lebermikrosomen<br />
Ausgangspunkt <strong>für</strong> die Gewinnung von Lebermikrosomen ist eine frische Schweine- oder<br />
Rinderleber vom Schlachthof. Aufgrund der Proteolyse muss die Präparation ohne Zeitverzögerung<br />
und bei 4°C erfolgen. Die Mikrosomen werden im <strong>Praktikum</strong> fertig zur Verfügung<br />
gestellt; sie wurde wie folgt präpariert:<br />
Homogenisierung<br />
Die Leber wurde auf Eis oder im Kühlraum mit einem Skalpell in ca. 2-3 cm große Stücke<br />
geschnitten, gewogen und im 2-fachen Volumen 250 mM Tris-KCl-Puffer pH 7,4 aufge-
Metabolismus von Arzneistoffen 106<br />
nommen. Die Homogenisierung wurde zuerst mit dem Ultraturax und anschließend mit dem<br />
Potter-Elvehjem (Teflon/Glas) durchgeführt.<br />
Fraktionierung<br />
Das Homogenat wurde in der Sorvall RC5B-Kühlzentrifuge mit dem Rotor SS34 20 min bei<br />
4°C und 12.000 rpm zentrifugiert (Sedimentation der Zellkerne, Zellmembranen, Mitochondrien,<br />
Lysosomen und der intakten Zellen). Der Überstand wurde anschließend in der Ultrazentrifuge<br />
bei 40.000 rpm nochmals zentrifugiert (Sedimentation der Mikrosomen und der<br />
Glykogene). Der Überstand ist klar und rötlich und besteht hauptsächlich aus Cytoplasma und<br />
dem Hämoglobin zerstörter Erythrozyten. Das Glykogen bildet unter den Mikrosomen eine<br />
klare durchscheinende Gelschicht. Der Überstand wurde vorsichtig abgegossen, die Mikrosomen<br />
mit einer Pipette vorsichtig abgehoben und in eiskaltem Tris/KCl-Puffer resuspendiert<br />
(2 ml Suspension pro g Lebereinwaage).<br />
9.2.2. Nachweis der mikrosomalen Cytochrome<br />
Die Messung der mikrosomalen Cytochrome erfolgt photometrisch bei 390 – 500 nm am<br />
Spektralphotometer.<br />
1) Aufnahme der Basislinie<br />
In einer Küvette werden 2 ml Tris/KCl-Puffer (0,25 M, pH 7,4) vorgelegt, 500 µl Mikrosomenfraktion<br />
zupipettiert, gemischt und die Basislinie aufgenommen.<br />
2) Nachweis von Cytochrom b5<br />
In die Küvette werden 2-3 Spatelspitzen Natriumdithionit zugegeben und gemischt. Hierbei<br />
wird Cytochrom b5 reduziert. Nach der Aufnahme des Spektrums zeigt sich <strong>das</strong> <strong>für</strong> Cyt b5<br />
spezifische Absorptionsmaximum bei 424 nm.<br />
3) Nachweis von Cyt P-450<br />
In die gleiche Küvette werden 2-3 Spatelspitzen Natriumdithionit gegeben und gemischt;<br />
eine neue Basislinie wird aufgenommen. Danach wird die Küvette etwa 20 sec mit Kohlenmonoxid<br />
begast. Hierbei lagert sich <strong>das</strong> CO anstelle von O2 an CYP-450 an. Es wird wieder<br />
ein Spektrum aufgenommenund <strong>das</strong> Absorptionsmaximum notiert.
Metabolismus von Arzneistoffen 107<br />
9.2.3. Bestimmung des Proteingehaltes in der Mikrosomenfraktion<br />
Die Proteinbestimmung erfolgt modifiziert nach Lowry. In alkalischer Kupfersulfatlösung<br />
bildet sich ein Kupferaminosäurekomplex. Durch Zugabe von Folin-Ciocalteus-Reagenz entsteht<br />
in einer Redoxreaktion Molybdän- bzw. Wolframblau, deren Absorption bei 730 nm<br />
gemessen wird. Zur quantitativen Proteinbestimmung wird die Farbreaktion zusätzlich am<br />
Referenzprotein Rinderserumalbumin durchgeführt.<br />
Lösungen / Materialien<br />
� 60°C - Wasserbad<br />
� 10 mM Tris/KCl-Puffer: 250 mM Tris/KCl-Puffer (pH 7,4) wird 1:25 verdünnt<br />
(d.h. auf 2,4 ml dem. Wasser werden 100 µl Puffer gegeben)<br />
� Lösung A (0,5 N NaOH + 10% Na2CO3; 0,1% Natriumtartrat)<br />
� Lösung B (0,5 % Kupfersulfat-Lösung)<br />
� Lösung C (500 µl Lösung B in 5 ml Lösung A aufnehmen)<br />
� Lösung D ( Folin-Reagenz )<br />
� Standardlösungen Rinderserumalbumin (100 �g /ml, 200 �g /ml, 300 �g /ml und 400 �g /ml in<br />
250 mM Tris/KCl-Puffer, pH 7,4)<br />
Die Lebermikrosomenfraktion wird mit demin. Wasser 1:25 verdünnt. Dazu werden auf Eis 6<br />
ml Wasser vorgelegt und 250 µl der vorsichtig gemischten (schwenken, sanftes auf- und abpipettieren)<br />
Mikrosomenfraktion zupipettiert. 250 µl und 500 µl dieser Suspension werden<br />
auf Eis in 1,5 ml-Tubes mit 10 mM Tris/KCl-Puffer, pH 7,4 auf 1000 µl aufgefüllt. Dies ergibt<br />
Verdünnungen von 1:25, 1:50 und 1: 100.<br />
Farbreaktion:<br />
Die Farbreaktion soll doppelt (a, b) angesetzt werden!<br />
� In (2x!) 8 beschrifteten 1,5 ml-Tubes werden je 200 µl Lösung C vorgelegt.<br />
� Danach gibt man je 200 µl der Proben (4 Standards, 3 Verdünnungen der Mikrosomenfraktionen<br />
und Wasser als Nullwert) dazu und inkubiert 10 min bei RT.<br />
� Nun werden möglichst zügig je 600 µl Lösung D zugegeben. Die Gefässe werden gut<br />
verschlossen und gemischt.<br />
� Danach werden sie im Wasserbad in einem Schwimmkissen 10 min bei 60°C inkubiert.
Metabolismus von Arzneistoffen 108<br />
� Anschliessend werden sie gegebenenfalls kurz herunter zentrifugiert. Die Absorptionen<br />
der Proben werden bei 730 nm gemessen.<br />
Die Auswertung der gemessenen Absorptionen erfolgt per Excel.<br />
Die ermitteleten Absorptionen <strong>für</strong> die Standards und Verdünnungen der beiden Messreihen<br />
werden tabellarisch aufgeschrieben und der Mittelwert der Absorptionen ausgerechnet. Die<br />
Absorption (y) wird gegen die Konzentration (x) aufgetragen. Über diese Eichgerade wird<br />
dann die Geradengleichung ermittelt. Die Proteinkonzentration <strong>für</strong> die Verdünnungen werden<br />
erechnet (Rechenweg angeben!) und daraus der Proteingehalt (mg/g Lebereinwaage) ermittelt.<br />
(Immer auf die Einheiten achten!).<br />
9.3. Fragen zur Selbstkontrolle<br />
1. Weshalb ist es falsch, die Biotransformation nur als "Entgiftung" zu bezeichnen?<br />
2. Nennen Sie weitere wichtige Enzyme der Leber-Biotransformation!<br />
3. Unterscheiden Sie die Begriffe Bioaktivierung und Biotransformation von Arzneistoffen!<br />
Erklären Sie den Begriff „Prodrugs“ und nennen Sie einige Beispiele.<br />
9.4. Kurzzusammenfassung der Sicherheitsinformationen zur Übung 9<br />
Stoff Kennzeichen/ Klassifizierung sowie R-<br />
Sätze bzw. H-Sätze<br />
Natriumdithionit<br />
Kohlenmonoxid<br />
Signalwort: “Gefahr”<br />
H521, H302, EUH031<br />
Signalwort: “Gefahr”<br />
H331, H220, H360D, H372, H280<br />
Verwendete Menge/ Konzentration pro<br />
<strong>Praktikum</strong>stag und Gruppe<br />
~20 mg Reinsubstanz<br />
Max. ~5l
Metabolismus von Arzneistoffen 109<br />
Natriumhydroxid<br />
Als „Lösung A“:<br />
5 ml einer 0,5 N wässrigen NaOH-Lösung<br />
(pH > 13!)<br />
Signalwort: „Gefahr“<br />
[Weitere Bestandteile: 10% (m/m) Natrium-<br />
H314, H290<br />
carbonat und 0,1% (m/m) Natriumtartrat]<br />
Durch weitere in der Übung vorkommende und nicht in dieser Tabelle genannte Stoffe sind bei Handhabung der<br />
Reagenzien nach üblichem Laborstandard keine besonderen Gefahren zu erwarten.<br />
Sicherheitsmaßnahmen:<br />
� üblicher Laborstandard (Laborkittel, Schutzbrille…, s. Allgemeine Betriebsanweisung)<br />
� mit Kohlenmonoxid stets unter dem Abzug arbeiten!<br />
� Aufgrund des pH-Wertes der verwendeten Lösung A wird besonders auf die Verwendung<br />
der Schutzbrille hingewiesen<br />
� Bei Kontamination sofort Hände waschen.<br />
� Ansonsten keine Handschuhe erforderlich bei ordnungsgemäßem Versuchsablauf (D. h.<br />
kontaminationsfreie Handhabung der Lösungen mit Pipetten)<br />
9.5. Literatur<br />
1. Auterhoff, Knabe und Höltje: Lehrbuch der Pharmazeutischen Chemie<br />
2. Mutschler: Arzneimittelwirkungen<br />
3. Pfeifer, Pflegel, Borchert: Grundlagen der Biopharmazie
Metabolismus von Arzneistoffen 110<br />
10 BC-10: Biotransformation von Acetylsalicylsäure<br />
10.1. Einführung:<br />
Biotransformation von exogenen und endogenen Substanzen findet in allen lebenden Zellen<br />
statt. Der Hauptort <strong>für</strong> metabolische Prozesse ist beim Menschen die Leber. Der Vorgang der<br />
Metabolisierug lässt sich beim Menschen in zwei Phasen einteilen:<br />
Phase I-Reaktionen: Hydrolysen, Hydroxylierungen, Reduktionen usw.<br />
Phase II-Reaktionen: Konjugation mit Glucuronsäure, Glycin, Gluthation, aktivem Sulfat<br />
usw.<br />
Acetylsalicylsäure (ASS) wird im Organismus durch enzymatische Hydrolyse zum größten<br />
Teil schnell zu Salicylsäure abgebaut. Im weiteren Verlauf der Biotransformation wird diese<br />
durch Konjugation mit Glycin in Salicylursäure (Hauptmetabolit) überführt, die ihrerseits<br />
noch zu 10% glucuronidiert werden kann. Neben diesem Hauptabbauweg wird Salicylsäure<br />
auch direkt glucuronidiert, wobei sich sowohl <strong>das</strong> Etherglucuronid als auch <strong>das</strong> Esterglucuronid<br />
bilden. Neben diesen Abbauwegen kommt der Ringhydroxylierung, die zu Gentisinsäure<br />
und zu 2,3-Dihydroxybenzoesäure führt, geringe Bedeutung zu.<br />
Acetylsalicylsäure gehört zu den nicht steroidalen Antiphlogistika (NSAID). Der Wirkmechanismus<br />
ist die Hemmung der Cyclooxygenase (COX). Im Gegesatz zu anderen Vertretern<br />
dieser Gruppe hemmt ASS COX irreversibel, was auf der Acetylierung des Serins-530 zurückzuführen<br />
ist. COX kann dann nur durch Neusynthese des Enzyms gewonnen werden. Die<br />
Cyclooxygenase ist im Thrombozyten <strong>für</strong> die Synthese von Thromboxan A2 und in Endothelzellen<br />
<strong>für</strong> die Synthese von Prostacyclin I2 (PGI2) verantwortlich. Bei der Anwendung der<br />
Acetylsalicylsäure als Thrombocyten-Aggregationshemmer (Colfarit�) nutzt man aus, daß<br />
die Neusynthese des Enzyms in Thrombozyten nicht möglich ist, wohingegen sich die COX-<br />
Aktivität in den Endothelzellen schneller regeneriert. Das Gleichgewicht von PGI2 und<br />
Thromboxan A2 ist verschoben, die PGI2 Wirkungen überwiegen.
Metabolismus von Arzneistoffen 111<br />
O<br />
O Glucuronsaeure<br />
OH<br />
Salicylsäure - Esterglucuronid<br />
20 %<br />
O<br />
enzymat.<br />
OH<br />
Hydrolyse<br />
O<br />
O<br />
Acetylsalicylsäure<br />
10 %<br />
OH<br />
O<br />
OH<br />
OH<br />
2,3-Dihydroxybenzoesäure<br />
< 1 %<br />
HO<br />
O<br />
OH<br />
Salicylsäure<br />
10 - 80 %<br />
O<br />
OH<br />
Gentisinsäure<br />
1 %<br />
O<br />
OH<br />
O Glucuronsaeure<br />
Salicylsäure - Etherglucuronid<br />
OH<br />
OH<br />
Glycin<br />
ATP, CoA<br />
O<br />
N<br />
H<br />
OH<br />
Salicylursäure<br />
70 %<br />
Abbildung 1 Übersicht Metabolisierung der Acetylsalicylsäure<br />
Die Konjugation mit Glycin erfolgt in 2 Stufen:<br />
1. Salicylsäure wird unter ATP-Verbrauch enzymatisch an Coenzym-A gebunden. Es entsteht<br />
aktivierte Salicylsäure.<br />
2. Die aktivierte Salicylsäure reagiert mit Glycin zum Säureamid.<br />
COOH<br />
1. Stufe: Ar-COOH + CoA-SH + ATP � ArCO-S-CoA + AMP + PPi + H20<br />
2. Stufe: ArCo-S-CoA + H2N-CH2-COOH � ArCO-NH-CH2-COOH + CoA-SH<br />
10.2. Versuchsdurchführung:<br />
Am Tag vor dem Versuch wird eine Urinprobe als Leerwert gesammelt (~60ml). Danach erfolgt<br />
die Einnahme von 1 bis 2 Tabletten zu je 0,5 g Acetylsalicylsäure. Nach 5 Stunden<br />
(möglichst wenig trinken!) wird der nächste Harn gesammelt. Der Leerurin und der Probenurin<br />
(mit ASS) werden vor der Aufarbeitung auf <strong>das</strong> gleiche Volumen gebracht.<br />
Von den Harnproben werden je ~2ml <strong>für</strong> die direkte Untersuchung (Metabolitennachweis<br />
mittels DC) entnommen und filtriert. Die Hauptmenge wird angesäuert und danach halbiert;<br />
die erste Hälfte wird direkt nach dem Ansäuern, die zweite Hälfte nach 1-stündigem Erhitzen
Metabolismus von Arzneistoffen 112<br />
mit Säure (Hydrolyse des Säureamids) mit Chloroform ausgeschüttelt. Die organischen Phasen<br />
werden jeweils dünnschichtchromatographisch untersucht.<br />
Als Referenzen werden folgende weitere Lösungen aufgetragen:<br />
1. Salicylsäure<br />
2. Acetylsalicylsäure<br />
3. Gentisinsäure<br />
4. Salicylursäure<br />
Fließmittel (200ml): Toluol/Diethylether/Essigsäure/Methanol: 60 + 30+ 9 + 1<br />
Detektion: UV-Licht 254 nm<br />
FeCl3-Reagenz (2 %ige wässrige Lösung)<br />
10.2.1. Ansäuern des Urins<br />
Der unfiltrierte Harn wird mit ½ Volumen an 6N H2SO4 versetzt und danach in zwei Hälften<br />
geteilt.<br />
10.2.2. Aufarbeitung der ersten Urinhälfte<br />
Die angesäuerte erste Urinhälfte wird zweimal mit je 50ml Chloroform ausgeschüttelt. Die<br />
vereinigten organischen Phasen werden über Na2SO4 getrocknet, filtriert, auf ~2 ml eingeengt<br />
und auf die DC-Platte aufgetragen.
Metabolismus von Arzneistoffen 113<br />
10.2.3. Aufarbeitung der zweiten Urinhälfte<br />
Der angesäuerte zweite Urinhälfte wird 1h unter Rückfluß gekocht (Siedesteine!). Nach dem<br />
Abkühlen auf Eis wird zweimal mit 50 ml Chloroform ausgeschüttelt.<br />
Die vereinigten organischen Phasen werden über Na2SO4 getrocknet, filtriert, auf ~2 ml eingeengt<br />
und wie <strong>für</strong> die erste Hälfte beschrieben, untersucht.<br />
10.3. Auswertung / Protokoll<br />
Die DC-Folie zeichnen Sie bitte in Ihr Laborjournal und erläutern Sie was sie sehen. Bitte<br />
nehmen Sie eine grobe Abschätzung der Metabolitenverteilung vor. Diskutieren Sie die Unterschiede<br />
der nicht hydrolysierten Proben zu den hydrolysierten. Erläutern sie die Laufhöhen<br />
der Metabolite auf der DC.<br />
10.4. Fragen zur Selbstkontrolle<br />
1. Was geschieht in Phase I der Metabolisierung einer Substanz?<br />
2. Was ist der Unterschied zwischen Phase I und Phase II Reaktionen?<br />
3. Was geschieht bei der Hydrolyse der Proben?<br />
10.5. Kurzzusammenfassung der Sicherheitsinformationen<br />
Stoff Kennzeichen/ Klassifizierung sowie R-Sätze bzw. H-<br />
Sätze<br />
Schwefelsäure<br />
Chloroform<br />
Toluol<br />
Signalwort: „Gefahr“<br />
H314, H290<br />
Signalwort: „Achtung“<br />
H351, H302, H373, H315<br />
Verwendete Menge/<br />
Konzentration pro<br />
<strong>Praktikum</strong>stag und<br />
Gruppe<br />
50 ml 6N H2SO4<br />
500ml reines Chloroform<br />
In Form eines Fließmittels<br />
<strong>für</strong> die Dünnschicht-
Metabolismus von Arzneistoffen 114<br />
Diethylether<br />
Essigsäure<br />
Methanol<br />
Signalwort: “Gefahr”<br />
H225, H304, H361, H373, H315, H336<br />
Signalwort: „Gefahr“<br />
H224, H302, H336, EUH019, EUH066<br />
Signalwort: “Gefahr”<br />
H226, H314<br />
Signalwort: “Gefahr”<br />
H225, H331, H311, H301, H370<br />
chromatographie: 120<br />
ml Toluol + 60 ml<br />
Diethylether + 18 ml<br />
Essigsäure + 2 ml Methanol<br />
FeCl3<br />
100 ml Lösung in<br />
7705-08-0<br />
Sprühflasche zur Detektion<br />
nach der Dünn-<br />
Signalwort: „Gefahr“<br />
schicht<br />
H302, H315, H318, H411<br />
chromatographie: 2%<br />
(m/m) FeCl3 in Wasser.<br />
Durch weitere in der Übung vorkommende und nicht in dieser Tabelle genannte Stoffe sind bei Handhabung<br />
der Reagenzien nach üblichem Laborstandard keine besonderen Gefahren zu erwarten.<br />
Sicherheitsmaßnahmen:<br />
� üblicher Laborstandard (Laborkittel, Schutzbrille…, s. Allgemeine Betriebsanweisung)<br />
� unter gekennzeichnetem Abzug arbeiten (Ausnahmen nach Anweisung des Assistenten)<br />
� Einmalhandschuhe (Nitrilhandschuhe) tragen und bei Kontamination sofort wechseln/<br />
Hände waschen,<br />
� gekennzeichnete Apparaturen benutzen.<br />
� Bei Verschütten von Urin Desinfektion aller betroffenen Flächen mit 70% EtOH<br />
� Nach Abschluss der Arbeiten Desinfektion aller Flächen und Geräte, an denen mit Urin<br />
gearbeitet wurde, mit 70% EtOH<br />
� Arbeiten am Rotationsverdampfer: Abzugsschieber geschlossen halten, Schutzbrille!<br />
� Bei der Betrachtung der DC-Platte unter UV-Licht Handschuhe/ Schutzbrille tragen
Metabolismus von Arzneistoffen 115<br />
10.6. Literatur<br />
1. D. Steinhilber, Cyclooxygenasen- Angriffsorte nichtsteroidaler Antirheumatika<br />
<strong>Pharmazie</strong> in unserer Zeit, Nr.2, 31, 140-144
Teil 4: KLINISCHE CHEMIE
Klinische Chemie 117<br />
Unfallverhütungsvorschriften<br />
Die gesetzlichen Unfallverhütungsvorschriften zur Betriebssicherheit in klinisch-chemischen<br />
Laboratorien gelten <strong>für</strong> jedes Labor.<br />
* Das Probenmaterial (Standard- und Kontrollserum; Blut, Serum, Plasma bzw. Urin) sind<br />
prinzipiell als infektiös anzusehen. Arbeiten Sie deshalb hygienisch sorgfältig, vorsichtig<br />
und sauber.<br />
Während des <strong>Praktikum</strong>s muß Schutzkleidung getragen werden.<br />
Vermeiden Sie die Kontamination Ihrer Kleidung mit dem Probenmaterial.<br />
* Waschen Sie die Hände nach jeder möglichen Kontamination und am Ende des<br />
<strong>Praktikum</strong>s.<br />
* In den <strong>Praktikum</strong>sräumen ist <strong>das</strong> Essen, Trinken und Rauchen nicht gestattet!<br />
* Versehentlich verschüttetes Probenmaterial muß sorgfältig entfernt und kontaminierte<br />
Geräte sorgfältig mit Desinfektionsmittel gesäubert werden.<br />
* Zum Pipettieren nur Pipettierhilfen verwenden.<br />
* Gebrauchte Pipetten, Pipettenspitzen, Küvetten, Reagenzgläser u.a. in die da<strong>für</strong><br />
vorgesehenen Behälter legen.<br />
Ordnung und Sauberkeit schützen Sie und andere!<br />
Einteilung:<br />
KC-1: Immunhämatologie<br />
KC-2: Hämatologie<br />
KC-3: Kohlenhydratstoffwechsel, Lipidstoffwechsel<br />
KC-4: Nierenfunktionsdiagnostik, Enzymdiagnostik
Klinische Chemie 118<br />
11 KC-1: Immunhämatologie<br />
11.1. Einleitung:<br />
Die Blutgruppen der Erythrozytenmembran sind Antigene, die mit spezifischen Antikörpern im<br />
Hämagglutinationstest nachgewiesen werden. Die Hämagglutination ist eine <strong>für</strong> <strong>das</strong> Auge<br />
sichtbare Verklumpung von Erythrozyten. Da die Erythrozyten an ihrer Oberfläche einen<br />
Überschuß an negativer Ladung tragen, stoßen sie sich untereinander ab. Damit es zur<br />
Ausbildung der Hämagglutinationsreaktion kommt, ist eine Reaktion des spezifischen<br />
Antikörpers mit mindestens zwei Erythrozyten nötig. Fast ausschließlich IgM-Antikörper sind,<br />
bedingt durch ihren Moleküldurchmesser, in der Lage die Distanz zwischen zwei Erythrozyten<br />
zu überbrücken und durch die sog. Antigen-Antikörper-Reaktion eine sichtbare<br />
Hämagglutination zu bewirken (In vitro ist dies z. T. auch durch IgG-Antikörper möglich, die im<br />
Salzmilieu der Probenlösung durch Proteine überbrückt werden. So können Störreaktionen<br />
entstehen)<br />
Im <strong>Praktikum</strong>steil "Immunhämatologie" ermitteln Sie<br />
� Die eigene Blutgruppe nebst Rhesus-Faktor<br />
� Die Blutgruppe und den Rhesus-Faktor aus 24 bereitgestellten Blutproben. Hierzu wird jede<br />
<strong>Praktikum</strong>sgruppe in vier Untergruppen unterteilt, die jeweils 6 Blutproben untersucht.<br />
Ihre Ergebnisse sagen Sie dem Assistenten schriftlich an.<br />
� Aus einer dieser Blutproben (wird Ihnen vom Assistenten bekanntgegeben) ermitteln Sie die<br />
vollständige Rhesusformel.<br />
Nachdem die Blutgruppen (incl. Rhesus-Faktor) aller Blutproben bekannt sind, ermitteln Sie<br />
� aus den bereitgestellten Seren (4 Stück) die Blutgruppe. Jede Untergruppe bestimmt ein Serum.<br />
In der Abschlussbesprechung werden die Fragen zur Selbstkontrolle besprochen, auf die Sie sich<br />
vorbereiten sollen.
Klinische Chemie 119<br />
11.2. Ermittlung der eigenen Blutgruppe mit Rh-Faktor:<br />
1. Dokutest-Karte (siehe Abbildung 2) beschriften (Name, Vorname, Geburtsdatum).<br />
2. Auf die Felder Anti-A, Anti-B, Anti-A,B und Anti-D jeweils einen Tropfen<br />
Blut aus der Fingerbeere geben.<br />
3. Jeweils einen Tropfen Antiserum auf <strong>das</strong> entsprechende Feld tropfen.<br />
4. Blut und Antiserum gut vermischen und auf Agglutination prüfen.<br />
5. Ergebnis notieren.<br />
Abbildung 2 Im <strong>Praktikum</strong> verwendete Blutgruppendokumentationskarten<br />
Anmerkung:<br />
In jedem Feld befinden sich zwei blaue Punkte. Sie dienen als Orientierungshilfe <strong>für</strong> <strong>das</strong><br />
Auftragen von Blut und Antiserum. Das Berühren des Blutstropfens mit der Antiserumpipette ist<br />
zu vermeiden (Verschleppung von Blut liefert falsche Ergebnisse). Zur Vermeidung von<br />
Verschleppungen muß vor jedem Mischen von Blut und Antiserum die Pipettenspitze mit einem<br />
sauberen Tupfer abgewischt werden.
Klinische Chemie 120<br />
11.2.1. Bestimmung der Blutgruppe mit Rh-Faktor aus den bereitgestellten<br />
Blutproben:<br />
Die technische Ausführung erfolgt wie bereits unter Punkt 2 beschrieben, jedoch tragen Sie<br />
anstelle des Blutstropfens aus dem Finger 10 µl Patientenblut auf.<br />
Ergebnis der Blutgruppenbestimmung:<br />
Anzahl<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
16<br />
17<br />
18<br />
19<br />
20<br />
21<br />
22<br />
23<br />
24<br />
Nummer der Blutprobe Blutgruppe Rh-Faktor
Klinische Chemie 121<br />
11.3. Ermittlung der Blutgruppe aus den bereitgestellten Serumproben:<br />
Mit Hilfe der bereits ermittelten Blutgruppen der 24 Blutproben können Sie die Blutgruppe der<br />
Serumspender ermitteln.<br />
Dazu 20 µl Serum und 10 µl Erythrozytensuspension mischen und auf Agglutination prüfen.<br />
Ergebnis Ihrer Blutgruppenbestimmung aus dem Serum:<br />
Bezeichnung des Serums Blutgruppe<br />
Fragen zur Selbstkontrolle:<br />
1. Welche Bedingungen müssen vorliegen, damit ein Morbus hämolyticus neonatorum (Mhn)<br />
entsteht?<br />
2. Erläutern Sie den Unterschied zwischen ABO-Isoagglutininen und Rhesusantikörpern.<br />
3. Erläutern Sie, warum ABO-Inkompatibilitäten in der Geburtshilfe eine geringere Rolle<br />
spielen als Rhesusinkompatibilitäten?<br />
4. Wie kann es trotz unauffälliger blutgruppenserologischer Befunde zu einer<br />
Transfusionsreaktion kommen?<br />
5. Erläutern Sie die Bedeutung des Kategoriebluts D VI <strong>für</strong> Klinik und Diagnostik.<br />
6. Erläutern Sie die Bedeutung des „ c “ <strong>für</strong> die Blutkonservenauswahl.<br />
7. Was wird mit dem direkten Coombstest nachgewiesen? Nennen Sie auch<br />
Anwendungsbeispiele?
Klinische Chemie 122<br />
11.4. Kurzzusammenfassung Sicherheitsinformationen<br />
Gefahrstoffe:<br />
Stoff Kennzeichen/ Klassifizierung sowie Verwendete Menge/ Konzentration<br />
R-Sätze bzw. H-Sätze<br />
pro <strong>Praktikum</strong>stag und Gruppe<br />
Ethanol<br />
Signalwort: „Gefahr“<br />
H225<br />
~200 ml einer 70% (v/v) Lösung in<br />
Wasser <strong>für</strong> Desinfektionsmaßnahmen<br />
Durch weitere in der Übung vorkommende und nicht in dieser Tabelle genannte Stoffe sind bei Handhabung<br />
der Reagenzien nach üblichem Laborstandard keine besonderen Gefahren zu erwarten.<br />
Weiterhin findet im Versuch Umgang mit potentiell infektiösem Material statt!<br />
Sicherheitsmaßnahmen:<br />
� üblicher Laborstandard (Laborkittel, Schutzbrille…, s. Allgemeine Betriebsanweisung)<br />
� Weitere Sicherheitsmaßnahmen, insbesondere im Hinblick auf eine Infektionsgefahr durch<br />
Blut der <strong>Praktikum</strong>steilnehmer und Patientenmaterial, werden vor Ort erläutert!
Klinische Chemie 123<br />
12 KC-2: Hämatologie<br />
12.1. Einleitung:<br />
In den ersten Schwangerschaftswochen findet die Blutbildung (Hämatopoese) hauptsächlich im<br />
Dottersack statt. Von der 6. Woche bis ca. 7. Fetalmonat übernehmen überwiegend Leber und<br />
Milz die Hämatopoese. Anschließend wird <strong>das</strong> Knochenmark <strong>das</strong> wichtigste Blutbildungsorgan.<br />
Humane Erythrozyten erreichen im Mittel ein Alter von 120 Tagen. Das Hämoglobin der<br />
Erythrozyten wird über Biliverdin, welches bereits den Protein- und Eisenanteil verloren hat,<br />
zum Bilirubin abgebaut. Da Bilirubin praktisch wasserunlöslich ist, kommt es entweder an<br />
Albumin gebunden oder in Lösung gehalten als Glukuronsäure-Konjugat vor.<br />
Das sog. "Kleine Blutbild" beinhaltet neben der Bestimmung der Anzahl von Erythrozyten,<br />
Leukozyten und Thrombozyten ebenfalls die Ermittlung des Hämatokrits (HK) und des mittleren<br />
Volumens des Einzelerythrozyten (MCV). Unter dem Hämatokrit wird der Volumenanteil der<br />
Erythrozyten am Vollblut verstanden. Zwischen Erythrozytenzahl, MCV und HK gilt folgende<br />
Beziehung:<br />
HK (%) = MCV (fl) x Erythrozytenzahl (/nl) / 10<br />
Bezieht man die Hämoglobinkonzentration und die Erythrozytenzahl einer Vollblutprobe<br />
aufeinander, so läßt sich der mittlere Hämoglobingehalt des Einzelerythrozyten (MCH)<br />
bestimmen.<br />
MCH (pg) = Hb (g/dl) x 10 / Erythrozytenzahl (/nl)<br />
Hb, MCV und MCH benötigen Sie im <strong>Praktikum</strong> zur Einteilung der Anämie.<br />
Laut den nachfolgenden WHO-Grenzwerten <strong>für</strong> den Hämoglobingehalt einer Blutprobe liegt<br />
<strong>für</strong><br />
Männer mit einem Hb-Gehalt unter 13 g/dl und<br />
Frauen mit einem Hb-Gehalt unter 12 g/dl<br />
eine Anämie vor.
Klinische Chemie 124<br />
Zum sog. "Großen Blutbild" gehört neben dem kleinen Blutbild noch <strong>das</strong> Differentialblutbild.<br />
Unter dem Differentialblutbild wird die relative Verteilung der unterschiedlichen<br />
Leukozytenarten im Vollblut verstanden. Die diagnostische Bedeutung des Differentialblutbildes<br />
liegt vor allem in der Aussage über <strong>das</strong> Alter der neutrophilen Granulozyten und über<br />
ihr Zahlenverhältnis zu den Lymphozyten. Nimmt der Anteil an jugendlichen neutrophilen<br />
Granulozyten (sog. Stabkernigen) zu, so spricht man von einer "Linksverschiebung". Eine<br />
Linksverschiebung kommt bei den meisten bakteriellen Infektionskrankheiten, bei<br />
Intoxikationen und nach Blutverlusten vor. Einen Anstieg des Lymphozytenanteils beobachtet<br />
man hingegen bei Virusinfektionen (Grippe, Masern, Röteln, Mumps, Windpocken, Hepatitis).<br />
Im <strong>Praktikum</strong>steil Hämatologie erstellen Sie einen Blutausstrich von sich selbst, führen eine<br />
panoptische Färbung nach Pappenheim durch und differenzieren anschließend die Leukozyten.<br />
12.2. Erstellung eines Blutausstrichs:<br />
Objektträger mit einem Bleistift namentlich kennzeichnen. Das Blut wird punktförmig (siehe<br />
Abbildung 3) aufgetragen. Mit einem zweiten schräggestellten Objektträger wird <strong>das</strong> Blut so<br />
ausgezogen, daß der Ausstrich am Ende des Objektträgers in Form einer dünnen Fahne ausläuft.<br />
Je flacher der Anstellwinkel und je langsamer man ausstreicht, desto dünner wird der<br />
Blutausstrich. Es darf nur einmal über den Objektträger ausgestrichen werden.<br />
Das frische Präparat wird an der Luft getrocknet und anschließend nach Pappenheim gefärbt.
Klinische Chemie 125<br />
12.3. Panoptische Färbung nach Pappenheim:<br />
Färbeküvette 1: Eosin-Methylenblau-Lösung nach May-Grünwald.<br />
Färbeküvette 2: Eosin-Methylenblau-Lösung nach May-Grünwald (1 Teil) und Puffer<br />
nach Weise (7 Teile).<br />
Färbeküvette 3: Azur-Eosin-Methylenblau-Lösung nach Giemsa (1 Teil) und Puffer<br />
nach Weise (37 Teile).<br />
Entfärbeküvette 4: Puffer nach Weise.<br />
Färbedauer der luftgetrockneten Blutausstriche:<br />
Küvette 1: 3 Minuten.<br />
Küvette 2: 1 Minute.<br />
Küvette 3: 15 Minuten.<br />
Küvette 4: Objektträger 5 mal eintauchen.<br />
Anschließend die gefärbten Objektträger an der Luft trocknen lassen.
Klinische Chemie 126<br />
12.4. Charakteristika der normalen Zellen des peripheren Blutes:<br />
Erythrozyten 7 µm<br />
Neutrophile<br />
Granulozyten<br />
ca. 14 µm<br />
Metamyelozyt<br />
Stabkerniger<br />
neutrophiler<br />
Granulozyt<br />
Eosinophile<br />
Granulozyten<br />
ca. 16 µm<br />
Basophile<br />
Granulozyten<br />
14 µm<br />
Monozyten<br />
15-20 µm<br />
Lymphozyten<br />
9-12<br />
(-20) µm<br />
Plasmazellen<br />
(fakultativ)<br />
Thrombozyten<br />
1-4 µm<br />
Rot, zentrale Delle<br />
rosa<br />
� 16-18 µm<br />
Kern: mehr als ein Drittel eingebuchtet, grobe Struktur<br />
Kernkörperchen: nicht erkennbar<br />
Zytoplasma: wie bei Myelozyt<br />
� �14 µm<br />
Kern: deutliche Einkerbungen, keine fadenförmigen<br />
Verbindungen der Kernabschnitte<br />
Kernkörperchen: infolge kräftiger Anfärbung des<br />
Chromatins nicht erkennbar<br />
Zytoplasma: Farbe und Granula wie bei Metamyelozyt<br />
Rötlich meistens 2 Segmente - -<br />
Bläulich rund, stabkernig oder chromatinarm -<br />
segmentiert<br />
Graublau, (taubenblau) meist eingebuchtet locker streifig selten<br />
trüb, mit Vakuolen oder (2-3 Lappen, sich<br />
phagozytiertem Material. überlagernd)<br />
Eventuell Pseudopodien<br />
breiter Plasmasaum<br />
Hellblau (klar) evtl. wolkig rund, evtl. leicht chromatinreich,<br />
oder schaumig. Lädierbar, eingebuchtet grobe Felderung,<br />
Ausziehungnen (Artefakte). in Peripherie bes.<br />
Plasmasaum sehr schmal dunkel<br />
bis sehr breit<br />
Tiefblau, schaumig mit exzentrisch, rund, grob, schollig,<br />
Vakuolen, sehr breiter kleiner perinukleärer dunkel<br />
Plasmasaum Hof<br />
bläulich<br />
30 °<br />
a) stabkernig verklumpt nur Chromatin- neutrophil, sehr<br />
b) segmentiert schollen fein<br />
(Fadenverbindung)<br />
3-4 Segmente<br />
45 °<br />
Ausstrichtechnik<br />
Rotbraun, grob, gleich<br />
groß, lichtbrechend<br />
(decken Kern nicht)<br />
Abbildung 3 Charakteristika der normalen Zellen des peripheren Blutes und die<br />
Ausstrichtechnik auf dem Objektträger<br />
grob, blauviolett (basophil),<br />
ungleich groß, über Kern,<br />
auswaschbar. Vakuolen =<br />
Heparin?<br />
Sehr feine, unregelmäßig<br />
verteilte Azurgranula (evtl.<br />
nur spärlich)<br />
evtl. wenig Azurgranula<br />
mit Hof, ungleichmäßig<br />
verteilt.<br />
rot
Klinische Chemie 127<br />
12.5. Differenzierung von 100 Leukozyten des eigenen Blutausstrichs:<br />
Der gefärbte Blutausstrich wird unter dem Mikroskop betrachtet. An einer dünnen Stelle werden<br />
mäanderformig 100 Leukocyten ausgezählt.<br />
Zellart 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 �<br />
Metamyelozyten<br />
Stabkernige<br />
Segmentkernige<br />
Basophile<br />
Eosinophile<br />
Lymphozyten<br />
Monozyten<br />
unbest. Zellen<br />
Beurteilung<br />
Abbildung 4 Mäanderformiges Auszählen der Leukocyten auf dem Objektträger
Klinische Chemie 128<br />
Fragen zur Selbstkontrolle:<br />
1. Was versteht man unter dem Begriff Anämie? Welche Formen der Anämie kennen Sie?<br />
Nennen Sie die Erkrankungsursache die der entsprechenden Anämie zugrunde liegt.<br />
2. Was versteht man unter den Begriffen Leukozytose, Leukämie, Leukopenie, Thrombozytose<br />
und Thrombozytopenie?<br />
3. Welche Veränderungen der Erythrozyten finden Sie im Blutausstrich bei einer<br />
ausgeprägten Perniziosa und wie heißen diese Erythrozyten?<br />
4. Was können Sie zu folgenden "Kleinen Blutbildern" sagen?<br />
Leukozyten 9.31 /nl ( 4.0 - 9.4 )<br />
Erythrozyten 4.26 /pl ( 4.6 - 6.2 )<br />
Hämoglobin 9.5 g/dl ( 14.0 - 18.0 )<br />
Hämatokrit 28.9 % ( 40.0 - 54.0 )<br />
MCV 67.9 fl ( 80.0 - 94.0 )<br />
MCH 22.3 pg ( 27.0 - 32.0 )<br />
Thrombozyten 427 /nl (140.0 - 440.0)<br />
7.3.2 Leukozyten 7.8 /nl ( 4.0 - 9.4 )<br />
Erythrozyten 2.54 /pl ( 4.6 - 6.2 )<br />
Hämoglobin 10.8 g/dl ( 14.0 - 18.0 )<br />
Hämatokrit 31.2 % ( 40.0 - 54.0 )<br />
MCV 122.5 fl ( 80.0 - 94.0 )<br />
MCH 42.6 pg ( 27.0 - 32.0 )<br />
Thrombozyten 320 /nl (140.0 - 440.0)<br />
7.3.3 Leukozyten 16.23 /nl ( 4.0 - 9.4 )<br />
Erythrozyten 3.41 /pl ( 4.6 - 6.2 )<br />
Hämoglobin 9.0 g/dl ( 14.0 - 18.0 )<br />
Hämatokrit 28.7 % ( 40.0 - 54.0 )<br />
MCV 84.2 fl ( 80.0 - 94.0 )<br />
MCH 26.3 pg ( 27.0 - 32.0 )<br />
Thrombozyten 589 /nl (140.0 - 440.0)<br />
5. Wie kann der Hämatokritwert ermittelt werden?
Klinische Chemie 129<br />
6. Beurteilen Sie <strong>das</strong> folgende „Große Blutbild“. Wie lautet Ihre Interpretation? Wie heißt<br />
die Blutbildveränderung und welche Ursachen/Erkrankungen führten möglicherweise zu<br />
dieser Blutbildveränderung?<br />
Leukozyten 34.5 /nl<br />
Referenzbereich<br />
( 4.0 - 9.4)<br />
Erythrozyten 3.73 /pl ( 4.6 - 6.2)<br />
Hämoglobin 11,5 g/dl ( 14.0 - 18.0)<br />
Hämatokrit 34,0 % ( 40.0 - 54.0)<br />
MCV 90,0 fl ( 80.0 - 94.0)<br />
MCH 31,0 pg ( 27.0 - 32.0)<br />
Thrombozyten 120 /nl (140.0 - 440.0)<br />
stabkernige neutrophile Granulozyten: 2 % (3-5)<br />
segmentkernige neutro. Granulozyten 18 % (50-70)<br />
eosinophile Granulozyten 0 % (2-4)<br />
basophile Granulozyten 0 % (0-1)<br />
Monozyten 2 % (2-8)<br />
Lymphozyten 78 % (25-40)<br />
7. Erklären Sie die Begriffe Links- und Rechtsverschiebung.<br />
12.6. Kurzzusammenfassung Sicherheitsinformationen<br />
Gefahrstoffe:<br />
Stoff Kennzeichen/ Klassifizierung sowie<br />
R-Sätze bzw. H-Sätze<br />
Ethanol<br />
Signalwort: „Gefahr“<br />
H225<br />
Verwendete Menge/ Konzentration<br />
pro <strong>Praktikum</strong>stag und Gruppe<br />
200 ml einer 70% (v/v) Lösung in<br />
Wasser <strong>für</strong> Desinfektionsmaßnahmen
Klinische Chemie 130<br />
Giemsa-Lösung Angabe nach alter EU-Verordnung:<br />
F, T<br />
R: 11-23/24/25-39/23/24/25<br />
Noch keine Angaben nach EU-GHS-<br />
Verordnung verfügbar.<br />
May-Grünwald-lösung Angabe nach alter EU-Verordnung:<br />
F, T<br />
R: 11-23/24/25-39/23/24/25<br />
Noch keine Angaben nach EU-GHS-<br />
Verordnung verfügbar<br />
20 ml<br />
900 ml<br />
Durch weitere in der Übung vorkommende und nicht in dieser Tabelle genannte Stoffe sind bei Handhabung<br />
der Reagenzien nach üblichem Laborstandard keine besonderen Gefahren zu erwarten.<br />
Weiterhin findet im Versuch Umgang mit potentiell infektiösem Material statt!<br />
Sicherheitsmaßnahmen:<br />
� üblicher Laborstandard (Laborkittel, Schutzbrille…, s. Allgemeine Betriebsanweisung)<br />
� Umgang mit den giftigen Stoffen: Einmalhandschuhe tragen und bei Kontamination sofort<br />
wechseln<br />
� Weitere Sicherheitsmaßnahmen, insbesondere im Hinblick auf eine Infektionsgefahr durch<br />
Blut der <strong>Praktikum</strong>steilnehmer, werden vor Ort erläutert!
Klinische Chemie 131<br />
13 KC-3: Kohlenhydrat- und Lipidstoffwechsel<br />
13.1. Einleitung:<br />
Nach den Empfehlungen der Expertenkommission der WHO sind Nüchternblutzuckerwerte bis<br />
110 mg/dl noch als normal zu betrachten. Wiederholt im oberen Normbereich oder knapp<br />
darüber liegende Blutzuckerwerte deuten auf einen latenten Diabetes mellitus hin.<br />
Im <strong>Praktikum</strong>steil Kohlenhydratstoffwechsel ermitteln Sie trockenchemisch bzw. reagenzienträgergebunden<br />
die Glucosekonzentration aus dem bereitgestellten Kontrollmaterial und<br />
beurteilen die Richtigkeit der Methode. Anschließend bestimmen Sie die eigene Glucosekonzentration<br />
aus einer kapillären Blutprobe. Die mehrfache Messung der Glucosekonzentration<br />
aus einer bereitgestellten Serumprobe und eines Probanden dient dem Vergleich der<br />
Präzision der Methode.<br />
Für die normale Verdauung und Resorption der Nahrungsfette ist die Anwesenheit von Galle<br />
und Pankreassekret (Pankreaslipase) Voraussetzung. Die Pankreaslipase spaltet von den Triglyceriden<br />
unter Bildung von Di- und Monoglyceriden bzw. Glycerin die freien Fettsäuren ab. Aus<br />
freien Fettsäuren, Monoglyceriden, konjugierten Gallensalzen, Cholesterin und Lecithin entstehen<br />
Molekülaggregate, die sog. Mizellen. Die Mizellenbildung ermöglicht einen intensiven Kontakt<br />
mit der Bürstensaummembran der Dünndarmwand, eine Voraussetzung <strong>für</strong> die normale<br />
Fettresorption. Die Fettsäuren und Monoglyceride werden von der Mukosa des oberen Dünndarms<br />
(Jejunum) resorbiert, während die Gallensalze erst im unteren Dünndarm (Ileum) aufgenommen<br />
werden (enterohepatischer Kreislauf). In der Mukosa erfolgt der Aufbau der<br />
Chylomikronen aus Triglyceriden, Cholesterin, Phospholipiden und Lipoproteinen. Über die<br />
Lymphbahnen gelangen anschließend die Chylomikronen ins Blut. Im Blut werden von Lipoproteinlipasen<br />
freie Fettsäuren abgespalten und die Chylomikronen werden zu Remnants. Über<br />
Apoprotein B erfolgt <strong>das</strong> Andocken der Remnants an Leberzellrezeptoren. Nach der Aufnahme<br />
findet ein Umbau in VLDLs statt. VLDLs werden ins Blut freigesetzt. Lipoproteinlipasen<br />
wirken dort weiter, so<strong>das</strong>s zunächst IDL und dann LDL entsteht. Der Cholesteringehalt<br />
nimmt dabei immer weiter zu und der Triglyceridgehalt ab. LDL dockt an LDL-Rezeptoren<br />
von allgem. Körperzellen an und wird durch Endozytose aufgenommen.
Klinische Chemie 132<br />
Zur Diagnostik der Hyperlipidämien stellen die Triglyceride und <strong>das</strong> Cholesterin die wichtigsten<br />
Parameter dar. Das Risiko an einer atheromatösen Gefäßwandveränderung zu leiden wird beim<br />
Vorliegen einer leichten Hypercholesterinämie dann als gering eingestuft, wenn der Anteil des<br />
HDL-Cholesterins bei Männern größer 55 mg/dl und bei Frauen größer 65 mg/dl liegt.<br />
Im <strong>Praktikum</strong>steil Lipidstoffwechsel ermitteln Sie trockenchemisch bzw. reagenzienträgergebunden<br />
die Gesamtcholesterin- und Triglyceridkonzentration aus dem bereitgestellten<br />
Kontrollmaterial zur Beurteilung der Richtigkeit der Methode. Anschließend bestimmen Sie ihre<br />
eigene Cholesterin- und Triglyceridkonzentration aus einer kapillären Blutprobe. Aus der<br />
bereitgestellten Serumprobe bestimmen Sie naßchemisch die HDL- und LDL-Cholesterinkonzentration<br />
und trockenchemisch die Cholesterin- und Triglyceridkonzentration.<br />
Anschließend vergleichen Sie die naßchemisch bestimmte LDL-Cholesterinkonzentration mit<br />
der rechnerisch (Friedewald-Formel) ermittelten LDL-Cholesterinkonzentration.<br />
13.2. Fragen zur Selbstkontrolle<br />
� Welche Lipoproteinfraktionen kennen Sie? Wie unterscheiden sich diese hinsichtlich<br />
Funktion, Aufbau und Zusammensetzung?<br />
� Was sind die häufigsten Störungen im Lipidstoffwechsel? Wie können diese hinsichtlich<br />
ihrer Entstehung unterteilt werden? Welche therapeutischen Maßnahmen kann<br />
man ergreifen und welche sind wann sinnvoll?<br />
� Welche Funktionen hat Cholesterin im Körper?<br />
� Normwerte im Lipidstoffwechsel<br />
� Was versteht man unter Diabetes mellitus und welche unterschiedlichen Typen kennen<br />
Sie? Welche therapeutischen Optionen stehen jeweils zur Verfügung?<br />
� Welche Aussage liefert der HbA1c-Wert?<br />
� Was sind die Folgen von Hyper- und Hypoglykämien?<br />
� Normwerte im Kohlenhydratstoffwechsel
Klinische Chemie 133<br />
13.3. Richtigkeit der Glucosebestimmung:<br />
Alle Glucosebestimmungen werden am Reflotron (Boehringer Mannheim) durchgeführt. Nach<br />
dem Einschalten des Gerätes zeigt <strong>das</strong> Reflotron nach der Aufwärmzeit und dem Segmenttest die<br />
Messbereitschaft in der Anzeige des Gerätes an. Achten Sie bitte darauf, <strong>das</strong>s die richtige Einheit<br />
und Meßtemperatur am Gerät eingestellt sind. Vor der ersten Messung bitte den Reflexionstest<br />
durchführen. Ist der Test in Ordnung kann mit der Messung der Glucose aus dem<br />
Kontrollmaterial begonnen werden. Aluminiumschutzfolie vom Teststreifen entfernen, mit<br />
Reflotronpipette (gelbe Pipettenspitze vorher aufsetzen) Kontrollmaterial (Precinorm U � )<br />
blasenfrei zentral auf die rot markierte Auftragszone pipettieren. Meßkammer öffnen und den<br />
Teststreifen innerhalb von 15 Sekunden nach dem Pipettieren waagrecht in die Lade einlegen.<br />
Die Anzeige "SCHIEBER ZU" bestätigt, daß der Teststreifen richtig arretiert wurde. Schieber<br />
der Meßkammer schließen, Meßergebnis notieren und mit dem angegebenen Kontrollbereich<br />
vergleichen.<br />
Glucosekonzentration aus Kontrollmaterial:........................... mg/dl<br />
Sollwert <strong>für</strong> Glucosekonzentration: ............................ mg/dl<br />
Sollbereich <strong>für</strong> Glucosekonzentration: ............................. mg/dl<br />
13.4. Reagenzträgergebundene Bestimmung der eigenen Blutglucose:<br />
Die Gewinnung des Blutstropfen kann mittels heparinisierter Glaskapillare und Probenapplikator<br />
oder Reflotronpipette mit gelber Pipettenspitze erfolgen. Weiterer Arbeitsablauf wie unter<br />
Punkt 1 beschrieben.<br />
Eigene Blutglucosekonzentration: .......................... mg/dl<br />
Referenzbereich <strong>für</strong> die kapilläre Glucosekonzentration (nüchtern): 70 - 120 mg/dl.
Klinische Chemie 134<br />
13.5. Mehrfachbestimmung der Glucosekonzentration aus einer Serumprobe<br />
und Beurteilung der Präzision der Methode:<br />
1. Messung: .......... mg/dl Mittelwert (M): .......... ..............<br />
2. Messung: .......... mg/dl Standardabweichung (S): ..............<br />
3. Messung: .......... mg/dl Variationskoeffizient (VK): ...........<br />
4. Messung: .......... mg/dl (VK = S / M x 100)<br />
5. Messung: .......... mg/dl<br />
13.6. Mehrfachbestimmung der Glucosekonzentration bei einem Probanden zur<br />
Beurteilung der Präzision der Methode:<br />
1. Messung: .......... mg/dl Mittelwert (M): .......... ..............<br />
2. Messung: .......... mg/dl Standardabweichung (S): ..............<br />
3. Messung: .......... mg/dl Variationskoeffizient (VK): ...........<br />
4. Messung: .......... mg/dl<br />
5. Messung: .......... mg/dl
Klinische Chemie 135<br />
13.7. Bestimmung der Cholesterin- und Triglyceridkonzentration aus dem Kon-<br />
trollmaterial (Precinorm U � ) zur Beurteilung der Richtigkeit der Methode:<br />
Alle Bestimmungen werden am Reflotrongerät durchgeführt.<br />
Cholesterinkonzentration aus Kontrollmaterial: .............................mg/dl<br />
Sollwert <strong>für</strong> Cholesterinkonzentration: ............................ mg/dl<br />
Sollbereich <strong>für</strong> Cholesterinkonzentration: ............................ mg/dl<br />
Triglyceridkonzentration aus Kontrollmaterial: ......................... mg/dl<br />
Sollwert <strong>für</strong> Triglyceridkonzentration: .............................. mg/dl<br />
Sollbereich <strong>für</strong> Triglyceridkonzentration: .............................. mg/dl<br />
13.8. Reagenzträgergebundene Bestimmung der eigenen Cholesterin- und<br />
Triglyceridkonzentration:<br />
Die Durchführung erfolgt am Reflotrongerät.<br />
Cholesterinkonzentration :................. mg/dl Triglyceridkonzentration:............... mg/dl<br />
Referenzbereich <strong>für</strong>:<br />
Cholesterin: bis 220 mg/dl Triglyceride: bis 150 mg/dl
Klinische Chemie 136<br />
13.9. Bestimmung des HDL-, LDL-Cholesterins, des Cholesterins und der Triglyceride<br />
aus einer Serumprobe:<br />
Die Bestimmung des Gesamtcholesterins und der Triglyceride erfolgt am Reflotrongerät.<br />
Die HDL-Cholesterinbestimmung erfolgt mittels CHOD-PAP-Methode und die Bestimmung des<br />
LDL-Cholesterins mit der PVS-Methode naßchemisch. Die Arbeitsvorschriften liegen am<br />
Arbeitsplatz aus. Kontrollen müssen mitgeführt werden.<br />
Ergebnis aus Serumprobe:<br />
Cholesterin: ................ mg/dl Triglyceride: ................ mg/dl<br />
HDL-C: .................. mg/dl LDL-C: ................... mg/dl<br />
Sollwert <strong>für</strong>:<br />
Cholesterin:............. mg/dl Triglyceride:............. mg/dl<br />
HDL-C: .................. mg/dl LDL-C: ................... mg/dl<br />
13.10. Rechnerische Ermittlung des LDL-Cholesterins mit der Friedewald-Formel<br />
und Vergleich mit dem unter Punkt 9 naßchemisch gemessenen Wert <strong>für</strong> LDL-<br />
Cholesterin:<br />
Friedewald-Formel:<br />
LDL-Chol. (mg/dl) = Gesamtchol. - HDL-Cholesterin - ( Triglyceride / 5 )<br />
LDL-Cholesterin: ……....... mg/dl
Klinische Chemie 137<br />
13.11. Kurzzusammenfassung Sicherheitsinformationen<br />
Gefahrstoffe:<br />
Stoff Kennzeichen/ Klassifizierung sowie<br />
R-Sätze bzw. H-Sätze<br />
Ethanol<br />
„CHOL Calibrator“<br />
(laut Gefäßetikett, entspricht<br />
„CHOL Standard“ laut<br />
Sicherheitsdatenblatt)<br />
Als eines von drei Reagenzien<br />
im in vitro Test<br />
“CHOL”<br />
Fa. Analyticon<br />
"Fluitest HDL-CHOL R1”<br />
(laut Gefäßetikett, entspricht<br />
„Fluitest HDL-CHOL<br />
HDL Cholesterol Precipitating<br />
Reagent”<br />
laut Sicherheitsdatenblatt)<br />
Signalwort: „Gefahr“<br />
H225<br />
Angabe nach alter EU-Verordnung:<br />
T<br />
R: 60-61-20/21/22-52/53<br />
Noch keine Angaben nach EU-GHS-<br />
Verordnung verfügbar.<br />
Angabe nach alter EU-Verordnung:<br />
Xi<br />
Noch keine Angaben nach EU- GHS-<br />
Verordnung verfügbar.<br />
Verwendete Menge/ Konzentration<br />
pro <strong>Praktikum</strong>stag und Gruppe<br />
200 ml einer 70% (v/v) Lösung in<br />
Wasser <strong>für</strong> Desinfektionsmaßnahmen<br />
2 x 10 µl<br />
2 x 1000 µl<br />
Durch weitere in der Übung vorkommende und nicht in dieser Tabelle genannte Stoffe sind bei Handhabung<br />
der Reagenzien nach üblichem Laborstandard keine besonderen Gefahren zu erwarten.<br />
Weiterhin findet im Versuch Umgang mit potentiell infektiösem Material statt!<br />
Sicherheitsmaßnahmen:<br />
� üblicher Laborstandard (Laborkittel, Schutzbrille…, s. Allgemeine Betriebsanweisung)<br />
� Weitere Sicherheitsmaßnahmen, insbesondere im Hinblick auf<br />
o eine Infektionsgefahr durch Blut der <strong>Praktikum</strong>steilnehmer und Patientenmaterial,<br />
o den Umgang mit dem Reagenz „CHOL Calibrator“ (KMR-Eigenschaften)<br />
werden vor Ort erläutert!
Klinische Chemie 138<br />
14 KC-4: Nierenfunktionsdiagnostik, Enzymdiagnostik<br />
14.1. Einleitung:<br />
Die Creatinin-Clearance gilt als Meßgröße der Nierenfunktion. Durch die gleichzeitige<br />
Bestimmung des Serumspiegels und der Ausscheidung des Creatinins in einem 24-Stunden-<br />
Sammelurin erhält man eine zuverlässige Aussage über die Nierenfunktion. Das Clearance-<br />
Volumen errechnet sich nach:<br />
Urin-Creatinin (mg/dl) x Urinvolumen (ml) x 1,73<br />
CC (ml/min) = _________________________________________________<br />
Serum-Creatinin (mg/dl) x 1440 x Körperoberfläche<br />
Erst bei einer Einschränkung der Nierenfunktion unter 90 ml/min beginnt die<br />
Serumkonzentration des Creatinins über den Referenzbereich hinaus anzusteigen.<br />
Im <strong>Praktikum</strong> führen Sie neben der Ermittlung der Creatinin-Clearance den Nachweis von Blut<br />
(Hämaturie, Hämoglobinurie), Protein (Proteinurie), Leukozyten (Leukozyturie), Ketonkörper<br />
und Nitrit aus bereitgestellten Harnproben mit der Teststreifenmethode durch. Anschließend<br />
beurteilen Sie <strong>das</strong> Ergebnis hinsichtlich Sensitivität, Spezifität und mögliche Erkrankung des<br />
Patienten.<br />
Jede Veränderung der normalen Serumenzymaktivität wird einer Schädigung der Ursprungszelle<br />
zugeordnet. Zur Interpretation von Enzymaktivitätsänderungen im Serum ist daher die Kenntnis<br />
über die Herkunft des Enzyms (Organ und intrazelluläre Lokalisation) notwendig. Eine<br />
Aktivitätssteigerung von Enzymen, die im Zytoplasma vorkommen, zeigt eine leichte, meist<br />
reversible Zellschädigung an. Steigt die Aktivität vorwiegend mito-chondrialer Enzyme im<br />
Serum an, deutet dies auf eine Schädigung der Zelle mit Untergang der Mitochondrien hin.<br />
Im <strong>Praktikum</strong> bestimmen Sie aus bereitgestellten Serumproben und von einem Probanden die<br />
Enzymaktivitäten der Transaminasen GOT, GPT sowie der Creatinkinase (CK) am<br />
Reflotrongerät. Auf die Richtigkeit der Bestimmungen ist zu achten.
Klinische Chemie 139<br />
14.2. Nachweis von Blut, Protein, Leukozyten, Ketonkörper und Nitrit im Harn mit<br />
der Teststreifenmethode:<br />
Untersuchung der bereitgestellten Harnproben mit Hilfe des Teststreifens (Nephur-7) und<br />
Beurteilung der erhaltenen Ergebnisse im Hinblick auf <strong>das</strong> mögliche Krankheitsbild.<br />
Harnprobe 1 Harnprobe 2 Harnprobe 3 Harnprobe 4<br />
Beurteilung:
Klinische Chemie 140<br />
14.3. Bestimmung der Creatinin-Clearance:<br />
Bestimmung des Creatinins aus den bereitgestellten Seren und den Harnproben. Die Creatininbestimmung<br />
erfolgt am Reflotron. Vorverdünnungen können mit Aqua dest. vorgenommen<br />
werden (z.B. 1 + 9). Kontrollen <strong>für</strong> die Beurteilung der Richtigkeit der Messung bitte nicht<br />
vergessen.<br />
Die Berechnung der Creatinin-Clearance (CC) wird auf ein Ausscheidungsvolumen von 2.5<br />
Litern, ausgeschieden in 24 Stunden, bezogen.<br />
Urin-Creatinin (mg/dl) x Urinvolumen (ml)<br />
CC (ml/min) = ___________________________________________<br />
Probe 1:<br />
Serum-Creatinin (mg/dl) x 1440<br />
Creatinin (Serum)= mg/dl, Creatinin (Harn)= mg/dl, CC=<br />
Probe 2:<br />
Creatinin (Serum)= mg/dl, Creatinin (Harn)= mg/dl, CC=<br />
Probe 3:<br />
Creatinin (Serum)= mg/dl, Creatinin (Harn)= mg/dl, CC=<br />
Probe 4:<br />
Creatinin (Serum)= mg/dl, Creatinin (Harn)= mg/dl, CC=
Klinische Chemie 141<br />
14.4. Bestimmung der Enzymaktivität der Transaminasen GOT, GPT sowie der<br />
Creatinkinase (CK) eines Probanden und aus den bereitgestellten Seren:<br />
Die Bestimmung der Transaminasen und der Creatinkinase erfolgt am Reflotron.<br />
Zur Beurteilung der Richtigkeit der Messung die Kontrollen bitte nicht vergessen.<br />
GOT<br />
GPT<br />
CK<br />
Kontrolle Proband Serum 1 Serum 2 Serum 3<br />
Anmerkung: Für die Beurteilung der Ergebnisse können der DeRitis-Quotient (GOT/GPT) und<br />
der Szasz-Quotient (CK / GOT) eingesetzt werden.<br />
DeRitis-Quotient:<br />
GOT/GPT < 0.7 : Leberschaden leichteren Grades, bes. Erkr. entzündl. Natur<br />
GOT/GPT > 0.7 : Leberschaden schwereren Grades, bes. Erkr. vom Nekrosetyp<br />
Szasz-Quotient:<br />
CK/GOT < 10 : Herzmuskelschädigung, bes. Herzinfarkt<br />
CK/GOT > 10 : Skelettmuskelschädigung, bes. Schock<br />
Beurteilung der Ergebnisse:
Klinische Chemie 142<br />
14.5. Fragen zur Selbstkontrolle<br />
1. Wie ist eine Niere aufgebaut und welche Funktion habem die einzelnen Teile?<br />
2. Welche 4 Parameter aus der Herzinfarktdiagnostik kennen Sie und bewerten Sie diese<br />
hinsichtlich ihrer klinischen Relevanz?<br />
3. Was ist Mittelstrahlurin, Sammelurin und 2. Morgenurin und wann verwendet man diese?<br />
4. Was versteht man unter einer tubulären, einer glomerulären und unter einer prärenalen<br />
Proteinurie und bei welchen Erkrankungen treten diese auf?<br />
5. Was versteht man unter einer Mikroalbuminurie und wie kann man diese nachweisen?<br />
6. Was versteht man unter einem einfachen, was unter einem zusammengesetzten Test?<br />
7. Welche Enzyme können zur Diagnose einer akuten Hepatitis bestimmt werden?<br />
8. Welche Enzyme können zur Beurteilung der Leberfunktion (Fragestellung: schwere Leberhädigung,<br />
Leberzirrhose) herangezogen werden?<br />
14.6. Kurzzusammenfassung Sicherheitsinformationen<br />
Gefahrstoffe:<br />
Stoff Kennzeichen/ Klassifizierung sowie Verwendete Menge/ Konzentration<br />
R-Sätze bzw. H-Sätze<br />
pro <strong>Praktikum</strong>stag und Gruppe<br />
Ethanol<br />
Signalwort: „Gefahr“<br />
H225<br />
200 ml einer 70% (v/v) Lösung in<br />
Wasser <strong>für</strong> Desinfektionsmaßnahmen<br />
Durch weitere in der Übung vorkommende und nicht in dieser Tabelle genannte Stoffe sind bei Handhabung<br />
der Reagenzien nach üblichem Laborstandard keine besonderen Gefahren zu erwarten.<br />
Weiterhin findet im Versuch Umgang mit potentiell infektiösem Material statt!<br />
Sicherheitsmaßnahmen:<br />
� üblicher Laborstandard (Laborkittel, Schutzbrille…, s. Allgemeine Betriebsanweisung)<br />
� Weitere Sicherheitsmaßnahmen, insbesondere im Hinblick auf eine Infektionsgefahr durch<br />
Blut der <strong>Praktikum</strong>steilnehmer und Patientenmaterial, werden vor Ort erläutert!