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Praktikumsunterlagen für das Praktikum ... - Pharmazie

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Professor D. Steinhilber<br />

Institut <strong>für</strong> Pharmazeutische Chemie<br />

Max-von-Laue-Straße 9<br />

60438 Frankfurt am Main<br />

<strong><strong>Praktikum</strong>sunterlagen</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Praktikum</strong><br />

BIOCHEMISCHE<br />

UNTERSUCHUNGSMETHODEN<br />

UND<br />

KLINISCHE CHEMIE<br />

D. Werner, B. Lachmann, B. Sorg<br />

und M. Messinger<br />

22. überarbeitete Fassung November 2012 von<br />

B. Gilbert, A.K. Häfner, B. Hofmann, C. Rödl


ALLGEMEINE HINWEISE................................................................................................................3<br />

TEIL 1 ENZYMATIK ..........................................................................................................................9<br />

1 BC-1: QUANTITATIVE GLUCOSE-BESTIMMUNG 10<br />

2 BC-2: BESTIMMUNG DER MICHAELIS-MENTEN KONSTANTE VON TRYPSIN 25<br />

TEIL 2 PROTEINBIOCHEMIE UND MOLEKULARBIOLOGIE..............................................33<br />

3 BC-3: DISKONTINUIERLICHE SDS-ELEKTROPHORESE NACH LÄMMLI 34<br />

4 BC-4: WESTERN-BLOTTING: PROTEINTRANSFER UND IMMUNDETEKTION 52<br />

5 BC-5: ELISA (ENZYME LINKED IMMUNOSORBENT ASSAY) 61<br />

6 BC-6: KOMPETITIVE PCR 73<br />

7 BC-7: DER AMES TEST 84<br />

8 BC-8: TAQ-DNA-POLYMERASE: ISOLIERUNG UND AUFREINIGUNG 93<br />

TEIL 3 METABOLISIERUNG VON ARZNEISTOFFEN ..........................................................103<br />

9 BC-9: BESTIMMUNG DES PROTEINGEHALTES UND DER ENZYMAKTIVITÄT DER<br />

CYTOCHROME B5 UND P- 450 104<br />

10 BC-10: BIOTRANSFORMATION VON ACETYLSALICYLSÄURE 110<br />

TEIL 4: KLINISCHE CHEMIE.....................................................................................................116<br />

11 KC-1: IMMUNHÄMATOLOGIE 118<br />

12 KC-2: HÄMATOLOGIE 123<br />

13 KC-3: KOHLENHYDRAT- UND LIPIDSTOFFWECHSEL 131<br />

14 KC-4: NIERENFUNKTIONSDIAGNOSTIK, ENZYMDIAGNOSTIK 138


Allgemeine Hinweise


Allgemeine Hinweise<br />

Hinweise zur Sicherheit im <strong>Praktikum</strong><br />

� Im <strong>Praktikum</strong>sskript finden Sie bei der Beschreinung jeder Übung einen Abschnitt („Kurzzusammenfassung<br />

der Sicherheitsinformationen“), der gefahrstoffbezogen die wesentlichsten<br />

sicherheitsrelevanten Informationen zur jeweiligen Übung in Kurzform wiedergibt.<br />

Die vollständige Information zu den Gefahrstoffen steht Ihnen in den Ordnern „Gefahrstoffinformationen<br />

<strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Praktikum</strong> Biochemische Untersuchungsmethoden einschließlich<br />

Klinischer Chemie (Teil I bzw. II)“, der im <strong>Praktikum</strong>ssaal ausliegt, zur Verfügung.<br />

� Zum generellen Umgang mit Gefahrstoffen finden Sie Informationen in den Betriebsanweisungen/<br />

Unfallverhütungsvorschriften, die im <strong>Praktikum</strong> aushängen sowie auf der Internetseite<br />

des Instituts <strong>für</strong> Pharmazeutische Chemie zugänglich sind.<br />

� Ausführliche Informationen zur Sicherheit im <strong>Praktikum</strong>, auch bezogen auf die einzelnen<br />

Übungen, erhalten Sie während der Sicherheitsunterweisung zu Beginn des <strong>Praktikum</strong>s.<br />

� Im <strong>Praktikum</strong>ssaal sind weiterhin Listen mit aktuellen Notrufnummern sowie Ersthelferlisten<br />

ausgehängt!


Allgemeine Hinweise<br />

Benutzung der Pipetten im <strong>Praktikum</strong><br />

Da Sie in den Praktika Biochemie und Klinische Chemie erstmals mit Kolbenhubpipetten<br />

arbeiten, und dies erfahrungsgemäß einige Übung erfordert, hier eine kurze Einführung.<br />

Generell: die Pipetten sind Präzisionsinstrumente (Abweichung i.A.


Allgemeine Hinweise<br />

Benutzung der Photometer im <strong>Praktikum</strong><br />

Beckman UV DU-70<br />

1.) Das Photometer wird durch Einstecken der Netzstecker von Photometer und Thermostat<br />

eingeschaltet. Self-check des Photometers abwarten.<br />

2.) Am Photometer Taste „ON/IDLE“ (oben links) betätigen.<br />

3.) Thermostat einschalten (separates kleines Gerät, Taste „ON/OFF“). Die Funktion des<br />

Thermostats im Anzeigenfenster rechts unten überprüfen (Soll: 25°C). Wird der Thermostat<br />

nicht eingeschalten besteht die Gefahr des Überhitzens der Kammer!<br />

4.) Benötigte Lichtquellen (UV und/ oder VIS) anschalten. (UV: 190-320nm, VIS: 320-<br />

900nm). Solange die Anzeige UV blinkt, ist die Lampe noch nicht aufgewärmt.<br />

5.) Zur Messung bei einer bestimmten Wellenlänge „SINGLE λ“ (linker Tastenblock) wählen<br />

6.) Parameter einstellen und jeweils mit „ENTER“ bestätigen (zwischen den Menüpunkten<br />

mit Pfeiltasten wechseln):<br />

Function: [ABS]<br />

Read Average 01<br />

Wavelength: Meßwellenlänge über Zahlenblock eingeben<br />

Concentration: [None]<br />

Sample device: one cell (Auswahl über Taste "SEL")<br />

Cell No. [Cell 1]<br />

7.) Nullabgleich durchführen: Leerwert in hinterste Kammer einstellen und „START“ drücken<br />

8.) Messung durchführen: Probe einstellen und „RUN“ drücken.<br />

Eppendorf ECOM-D<br />

1.) Gerät an der Rückseite einschalten (Mindestens 10 min. UV-Lampe vorwärmen lassen<br />

bis zur 1. Messung).<br />

2.) Nach dem self-check wird <strong>das</strong> Startdisplay mit der zuletzt verwendeten Methode angezeigt,<br />

z.B.:<br />

Ist: 25 Grad<br />

002 Ü2 Soll: 25 Grad


Allgemeine Hinweise<br />

3.) Methode wählen : "METHOD" drücken, Zahl eingeben (Methodenauflistung s. u.),<br />

"ENTER" drücken. Erneut "ENTER" drücken um die Methode zu laden �Filterrad dreht<br />

sich deutlich hörbar<br />

4.) Das Gerät verlangt nun die Messung eines Nullwerts "RL" (=Reagenzienleerwert): Küvette<br />

mit Meßlösung einstellen.<br />

5.) Nullwertessung mit "MEASURE" (!!!) auslösen. NICHT mit "ENTER", da sonst ein<br />

Programm ausgelöst wird, welches spezielle Küvetten zum Mischen von Lösungen erfordert.<br />

Wichtig: im Gegensatz zu anderen Photometern stellt <strong>das</strong> Gerät die Absorption<br />

am Display nicht auf "000" ein, sondern speichert die gemessene Absorption des<br />

Leerwerts und zieht diesen automatisch bei weiteren Messungen ab. Der rechts oben<br />

angezeigte Wert ist also <strong>für</strong> Sie irrelevant! Sie können die Nullwerteinstellung überprüfen,<br />

indem Sie einfach Ihren Leerwert nochmals mit "MEASURE" messen. Dann sollte<br />

<strong>das</strong> Display z.B. wie folgt aussehen:<br />

002 Ü2 RL -0.089<br />

002 0.000 EXT JA<br />

6.) Küvette mit Probenlösung einstellen, weitere Messungen (der Probenwerte "P") mit<br />

MEASURE auslösen.<br />

Die Meßwerte werden unten in der Mitte angezeigt (X.XXX EXT).<br />

Mit CLEAR und/oder METHOD kommt man prinzipell zurück zum Startdisplay.<br />

Methode Nr. Name der Methode Wellenlänge des Filters<br />

001 Ü1 340 nm<br />

002 Ü2 405 nm<br />

003 Ü3 578 nm


Enzymatik 8<br />

Hitachi U-2000 Spectrophotometer<br />

� Gerät an der Vorderseite einschalten (Kippschalter „Power“ unter Tastenfeld) und Abschluss<br />

des Selbsttests abwarten. Für alle Punkte muss „OK“ angezeigt werden, ansonsten<br />

Assistenten kontaktieren!<br />

� Gerät <strong>für</strong> ca. 5 min warm werden lassen<br />

� Mit „Main Menu“ in <strong>das</strong> Hauptmenü wechseln<br />

� Menüpunkt „1. Photometrie“ wählen: „1“ auf dem Zahlenblock drücken und mit „Enter“<br />

bestätigen<br />

� Mit 2 x „Enter“ die Messart „Abs.“ <strong>für</strong> Absorption bestätigen,<br />

� Durch mehrmaliges Drücken der „Enter“-Taste weiter durch <strong>das</strong> Menü navigieren und unter<br />

dem Menüpunkt „Proben-Parameter“ bei „WL (nm)“die Wellenlänge über <strong>das</strong> Tastenfeld<br />

eingeben, mit „Enter“ bestätigen<br />

� Mit „Forward“ gelangt man zum Messbildschirm. Nullabgleich durchführen: In einen der<br />

beiden Küvettenhalter eine Küvette mit Lösungsmittel einstellen (Strahlengang ist von<br />

rechts nach links!). Mit „Auto Zero“ gefolgt von „Start“die Messung auslösen.<br />

� Nullwert-Küvette entnehmen und Küvette mit zu messender Lösung in den selben Küvettenhalter<br />

stellen. Messung mit „Start“ auslösen.


Enzymatik 9<br />

Teil 1<br />

Enzymatik


1 BC-1: Quantitative Glucose-Bestimmung<br />

1.1. Einleitung<br />

Die quantitative Bestimmung von Glucose muss meistens in einer Vielzahl verschiedener<br />

Proben in Gegenwart zahlreicher anderer Substanzen erfolgen (Blut, Harn). Die Bestimmung<br />

muss daher rasch und einfach durchzuführen sein (Routinemethode in medizinischen Labors)<br />

und muss so selektiv sein, <strong>das</strong>s keine aufwendige Vorbehandlung der Proben notwendig ist.<br />

Daher verwendet man zur Glucose-Bestimmung enzymatische Methoden, denn Enzyme besitzen<br />

meist eine hohe Substrat-Spezifität und arbeiten auch in komplexen biologischen Medien.<br />

Als Vorbehandlung ist z.B. bei Blut eine Deproteinierung ausreichend, ein Verfahren,<br />

<strong>das</strong> auch <strong>für</strong> viele andere Bestimmungen notwendig ist.<br />

In unserem <strong>Praktikum</strong> werden zwei Methoden verwendet:<br />

1.) Glucose-Peroxi<strong>das</strong>e (GOD-POD)-Methode<br />

2.) Hexokinase-Methode.<br />

1.1.1. Glucoseoxi<strong>das</strong>e-Peroxi<strong>das</strong>e (GOD-POD)-Methode<br />

Glucoseoxi<strong>das</strong>e (GOD) ist ein pflanzliches und mikrobielles Flavoprotein. Es wird meist aus<br />

Schimmelpilzen gewonnen und katalysiert die folgende Reaktion:<br />

Glucose + [GOD]-FAD � �-Gluconolacton + [GOD]-FADH 2<br />

Gluconolacton wird spontan zur Gluconsäure hydrolysiert. Bei der Reoxidation der reduzierten<br />

prosthetischen Gruppe des Enzyms entsteht H2O2 :<br />

[GOD]-FADH 2 + O 2 � [GOD]-FAD + H 2 O 2


Molekularbiologische Methoden 11<br />

Der biologische Aufschluß der Glucose durch GOD ist somit mit dem Gewinn von toxischem<br />

Wasserstoffperoxid verbunden. Dieses stöchiometrisch anfallende H2O2 dient in einer zweiten<br />

enzymatischen Reaktion einer Peroxi<strong>das</strong>e als Oxidationsmittel.<br />

Peroxi<strong>das</strong>en (POD) sind vor allem im Pflanzenreich weit verbreitet und werden meistens aus<br />

Meerrettich gewonnen ('horseradish peroxi<strong>das</strong>e'). Peroxi<strong>das</strong>en sind in der Zelle meist in Peroxisomen<br />

lokalisiert. Die physiologische Rolle ist die Reduktion von Wasserstoffperoxid:<br />

POD<br />

H2O2 + 2 AH 2 H2O +2 A<br />

AH ist eine reduzierende Verbindung; physiologisch kann z.B. Glutathion diese Rolle übernehmen.<br />

Hierbei wirkt der Cysteinrest über seine SH-Gruppe reduzierend.<br />

N<br />

H 2<br />

COOH<br />

Glu Cys Gly<br />

H<br />

N<br />

O<br />

N<br />

H<br />

O<br />

SH<br />

Glutathion:<br />

�-Glutamyl-cysteinylglycin<br />

COOH<br />

Nützt man die beschriebenen Reaktionen zu analytischen Zwecken, so setzt man Verbindungen<br />

ein, die im oxidierten Zustand stark gefärbt sind. Hierzu wird 2,2'-Azino-di(3-<br />

ethylbenzthiazolin)-6-sulfonat (ABTS � ) verwendet, woraus durch Oxidation ein blaugrünes<br />

Radikalkation entsteht:<br />

-<br />

O3S S<br />

S<br />

-<br />

SO3 -<br />

O3S S<br />

S<br />

-<br />

SO3 N<br />

N N<br />

N<br />

Ox.<br />

+ N<br />

N N<br />

N<br />

Für die photometrische Bestimmung von Glucose werden die zu analysierenden Proben<br />

gleich mit beiden Enzymen und dem reduzierten Farbstoff inkubiert. Bei 25 °C laufen die<br />

Reaktionen praktisch vollständig in 30 - 40 min ab, d.h. die vorhandene Glucose wird vollständig<br />

umgesetzt, daher die Bezeichnung „Endwertmethode“.


Molekularbiologische Methoden 12<br />

1.1.2. Hexokinase-Methode<br />

Eine weitere enzymatische Methode, Glucose zu bestimmen, bedient sich zweier besonders<br />

prominenter Enzyme: der Hexokinase (sozusagen die Eingangspforte zur Glykolyse) und der<br />

Glucose-6-phosphat-Dehydrogenase (G6P-DH, 'Zwischenferment', <strong>das</strong> Schlüsselenzym des<br />

Pentosephosphatweges). Im ersten, von Hexokinase katalysierten Schritt wird ein ATP verbraucht:<br />

Glucose + ATP � G6P + ADP,<br />

Diese Investition zahlt sich aber aus, da im zweiten, durch G6P-DH katalysierten Schritt ein<br />

wertvolles Reduktionsäquivalent in Form von NADPH gewonnen wird:<br />

G6P + NADP � � 6-Phosphoglucono-�-lacton + NADPH + H �<br />

Der Pentosephosphatweg ist der wichtigste Lieferant von NADPH, <strong>das</strong> <strong>für</strong> zahlreiche biosynthetische<br />

Reaktionen benötigt ist.<br />

Die G6P-DH ist einigermaßen rein erhältlich und besitzt ausreichende Spezifität, um zu einem<br />

raschen (5 - 10 Min) und praktisch vollständigen Umsatz zu führen (auch dies also eine<br />

'Endwertmethode'). Der Verlauf der Reaktion kann, dank der guten Absorptionseigenschaften<br />

des NADPH, photometrisch im UV-Bereich verfolgt werden.<br />

In der reduzierten Form verschiebt sich <strong>das</strong> Absorptionsmaximum der Nicotinamid-<br />

Partialstruktur des NADP in den längerwelligen Bereich. Der Anstieg der Absorption durch<br />

die Bildung von NADPH + H + kann also bequem photometrisch gemessen werden. Dieser<br />

sog. „optische Test“ wurde vom Nobelpreisträger Otto Warburg in die biochemische Praxis<br />

eingeführt.


Molekularbiologische Methoden 13<br />

1.2. Praktischer Teil:<br />

1.2.1. Glucose-Oxi<strong>das</strong>e (GOD-POD)-Methode<br />

1.2.1.1 Folgende Lösungen stehen zur Verfügung:<br />

1. 'Glucose-Reagenz': ABTS � 57 mg<br />

(pH 7.0) Na 2 HPO 4 . 2H2 O 595 mg<br />

2. Glucose-Standard<br />

(1 mg/ml)<br />

3. Glucose-Proben 1,2,3<br />

(x mg/ml)<br />

Bei 4°C sind die Lösungen ca. 6 Wochen haltbar.<br />

NADP O<br />

H H<br />

+ NADPH+H +<br />

RO<br />

O N+<br />

OH OH<br />

NaH 2 PO 4 . 2H2 O 260 mg<br />

GOD, Reinheitsgrad II (Asperg.nig.) 275 U (= 1.4 mg)<br />

POD, Reinheitsgrad II (Meerrettich) 100 U (= 1.0 mg)<br />

aqua bidest ad 50 ml<br />

NH 2<br />

+H 2<br />

-H2<br />

Glucose, wasserfrei 100 mg<br />

Glucose, wasserfrei x mg<br />

RO<br />

O N<br />

OH OH<br />

O<br />

NH 2<br />

aqua bidest ad 100 ml<br />

aqua bidest ad 100 ml


Molekularbiologische Methoden 14<br />

Lösung Lagerort<br />

Glucose-Reagenz Kühlschrank, 100 ml Plastik-Schraubdeckelgefäss<br />

Glucose-Standard Gefrierfach, 1.5 ml Eppendorf-Reaktionsgefäss<br />

Glucose-Probe Gefrierfach, 1.5 ml Eppendorf-Reaktionsgefäss<br />

1.2.1.2 Vorgehensweise:<br />

Ihnen stehen zur Bestimmung drei Glucose-Proben „1“, „2“ oder „3“ zur Verfügung. Jede<br />

Gruppe sucht sich eine dieser Proben aus und bestimmt den Gehalt dieser Probe durch Vergleich<br />

mit der Standardlösung mit der Konzentration 1 mg/ml (Anmerkung: dieselbe Probe<br />

bestimmen Sie später auch mit der Hexokinase-Methode. Die Messung erfolgt bei 436nm.<br />

Eine lineare Beziehung zwischen Glucosekonzentration und Extinktion besteht nur bis zu<br />

einer Konzentration von etwa 7.5 µg Glucose/ml Testvolumen (5.1 ml).<br />

1.) Daher verdünnen Sie Probe und Standard zuerst 1:10 mit aquabidest .<br />

2.) Dann pipettieren Sie in 3 x 3 Reagenzgläser folgende Volumina:<br />

Leerwert<br />

Röhrchen 1, 4 und 7<br />

Standard<br />

Röhrchen 2, 5 und 8<br />

Probe<br />

Röhrchen 3, 6 und 9<br />

aqua bidest 100 µl - -<br />

Standard (1:10) - 100 µl -<br />

Probe (1:10) - - 100 µl<br />

Glucose-Reagenz 5.0 ml 5.0 ml 5.0 ml<br />

3.) Mischen Sie die Lösungen und verfolgen Sie am Photometer die Extinktionsänderung.<br />

Es dauert etwa 30 - 40 min bis die Reaktion vollständig abgelaufen ist (kann u.U.<br />

auch etwas länger dauern). Messen Sie die Extinktionen von Standards und Proben<br />

gegen den jeweiligen Leerwert (bei jedem neuen Leerwert: Nullabgleich!).<br />

4.) Sollten Sie bei den Messungen Ausreisser dabei haben, setzen Sie bitte gleich weitere<br />

Ansätze nach obigem Pipettierschema an.


Molekularbiologische Methoden 15<br />

1.2.2. Hexokinase-Methode<br />

1.2.2.1 Die folgenden Lösungen stehen zur Verfügung:<br />

1. TEA-Puffer 0.3 M, pH7.6 Triethanolamin . HCl<br />

11.2 g<br />

MgSO 4 . 7H2 O 200 mg<br />

aqua bidest ca. 150 ml<br />

5 N NaOH ca. 4 ml (� pH 7.6)<br />

2. ATP-Lösung ATP-Na 2 . 3H2 O 50 mg<br />

NaHCO 3 , wasserfrei 50 mg<br />

3. NADP � -Lösung NADP-Na 2 . 3H2 O 10 mg<br />

4. Hexokinase-Suspension Hexokinase (Hefe) 280 U (= 2 mg)<br />

5. G6P-DH-Suspension G6P-DH, Reinheitsgrad II (Hefe) 140 U (= 1 mg)<br />

Lösung Lagerort<br />

aqua bidest ad 200 ml<br />

TEA-Puffer 0.3 M, pH7.6 Laborbank (RT), 50 ml Plastikzentrifugenröhrchen<br />

Glucose-Probe Gefrierfach, 1.5 ml Eppendorf-Reaktionsgefäss<br />

ATP-Lösung Gefrierfach, 1.5 ml Eppendorf-Reaktionsgefäss<br />

NADP + -Lösung Gefrierfach, 1.5 ml Eppendorf-Reaktionsgefäss<br />

Hexokinase-Suspension Kühlschrank, 1.5 ml Eppendorf-Reaktionsgefäss<br />

G6P-DH-Suspension Kühlschrank, 1.5 ml Eppendorf-Reaktionsgefäss<br />

aqua bidest ad 1 ml<br />

aqua bidest ad 1 ml<br />

aqua bidest ad 1 ml<br />

aqua bidest ad 1 ml


Molekularbiologische Methoden 16<br />

1.2.2.2 Durchführung:<br />

Da Proben biologischen Ursprungs üblicherweise sowohl Glucose als auch G6P enthalten,<br />

erhält man die Summe beider Konzentrationen, wenn man Glucose-6-Phosphat-<br />

Dehydrogenase (G6P-DH) und Hexokinase gleichzeitig zusetzt. Daher läßt man bei biologischen<br />

Proben zuerst G6P-DH auf die Probe einwirken, bis <strong>das</strong> G6P umgesetzt wurde. Dann<br />

wird die Extinktion E1 gegen den Leerwert bei 334nm abgelesen. Danach wird Hexokinase<br />

zugesetzt und nach Ende der Reaktion die Extinktion E2 abgelesen. Aus der Differenz der<br />

Extinktionen E1 und E2 ergibt sich dann der G6P-Anteil, der aus Glucose gebildet wird und<br />

somit die Glucosekonzentration.<br />

In unserem Versuch wird jedoch eine (fast) reine Glucoselösung verwendet.<br />

1.) Pipettieren Sie die der unter 2.) stehenden Tabelle („Leerwert/ Küvette 1“) angegebenen<br />

Volumina in eine Plastikküvette, mischen die Lösung und führen einen Nullabgleich<br />

des Photometers bei 334nm durch.<br />

2.) Zur Messung der Glucoseprobe pipettieren Sie die unter „Probe/ Küvetten 2, 3 und 4“<br />

angegebenen Volumina in drei Plastikküvetten, mischen die Lösung und verfolgen die<br />

Extinktionsänderung am Photometer:<br />

Leerwert<br />

Küvette 1<br />

Probe<br />

Küvetten 2, 3 und 4<br />

TEA-Puffer 2.5 ml 2.5 ml<br />

NADP � -Lösung 100 µl 100 µl<br />

ATP-Lösung 100 µl 100 µl<br />

aqua bidest 200 µl -<br />

Probe - 200 µl<br />

G6P-DH-Susp. 10 µl 10 µl<br />

Nun wird eventuell vorhandenes G6P durch die G6P-DH umgesetzt. Man wartet ca. 5<br />

min und liest die Extinktion E1 ab. Da in unserem Versuch höchstens Spuren von G6P<br />

vorhanden sind, ergeben sich hier nur geringe Extinktionsänderungen.


Molekularbiologische Methoden 17<br />

3.) Dann setzen Sie allen 4 Küvetten je 10 µl der Hexokinase-Suspension zu, mischen<br />

noch einmal und lesen nach Stillstand der Reaktion (ca. 15 min) die Extinktion E2 ge-<br />

gen den Leerwert ab.<br />

4.) Sollten Sie bei den Messungen Ausreißer dabei haben, setzen Sie bitte gleich weitere<br />

Ansätze an.<br />

bereits vorhandene<br />

Reaktionslösung<br />

Hexokinase-<br />

Suspension<br />

1.2.3. Auswertung<br />

Leerwert<br />

Küvette 1<br />

Probe<br />

Küvetten 2, 3 und 4<br />

2.91 ml 2.91 ml<br />

10 µl 10 µl<br />

1.2.3.1 Einführung: Fehlerrechnung/ Fehlerfortpflanzung<br />

Es gibt zwei Arten von Fehlern: zufällige und systematische. Mit einem systematischen Fehler<br />

hätte man es beispielsweise zu tun, wenn man die Extinktionen <strong>für</strong> Standards und Proben<br />

mit zwei verschiedenen Photometern bestimmt, die sich in ihren Kennlinien unterscheiden.<br />

Da Sie natürlich darauf geachtet haben, <strong>das</strong>s <strong>für</strong> Standards und Proben immer exakt gleiche<br />

Bedingungen herrschten, haben wir es hier nur mit zufälligen Fehlern zu tun. Als Abschätzung<br />

dient die Standardabweichung:<br />

x i � i-ter Meßwert der Größe x<br />

x � arithmetisches Mittel der Meßwerte von x<br />

n = Anzahl der Meßwerte<br />

s<br />

x<br />

�<br />

n<br />

��xi�x�<br />

i�1<br />

n �1<br />

2


Molekularbiologische Methoden 18<br />

Der Gesamtfehler ist mit den Regeln der Fehlerfortpflanzungsrechnung aus den Einzelfehlern<br />

errechenbar. Dazu wird in der Regel <strong>das</strong> Gauß’sche Fehlerfortpflanzungsgesetz angewendet.<br />

EXKURS FEHLERFORTPFLANZUNG:<br />

SD: Standardabweichung;<br />

RSD: relative Standardabweichung = Standardabweichung (SD) dividiert durch den Mittelwert<br />

einer Zufallsvariablen X<br />

Meßgröße: direkt experimentell abgelesenes Ergebnis z.B. Absorption. Außerdem hieraus<br />

berechnete Größen, wenn zu deren Berechnung kein weiteres Messergebnis benutzt werden<br />

muss, also z.B. die Multiplikation mit einer Konstante etwa des Absorptionskoeffizienten,<br />

wenn man davon ausgehen kann, <strong>das</strong>s diese Konstante nicht selbst fehlerbehaftet ist. Nach<br />

den Regeln wissenschaftlichen Arbeitens ist hierunter in der Regel der Mittelwert einer Messreihe<br />

also zumindest einer Dreifach-Bestimmung anzusehen. Im Gegensatz zu:<br />

abgeleiteter Messwert: aus einer Messgröße unter Einbeziehung weiterer Messgrößen berechneter<br />

Wert. Also z.B. der Messwert minus den Nullwert oder aber jegliche Normierung<br />

gegen einen Standard.<br />

Der Fehler einer einzelnen Messgröße errechnet sich über die Standardabweichung (SD). Zur<br />

Berechnung des Fehlers eines abgeleiteten Messwerte müssen die Fehler aller in die Berechnung<br />

eingegangenen Messgrößen berücksichtigt werden. Hierzu hält man sich an die Regeln<br />

der Gauß’schen Fehlerfortpflanzung. Danach gilt, <strong>das</strong>s bei der<br />

Addition oder Subtraktion von Messgrößen deren die Standardweichungen (SD) quadriert<br />

werden. Aus der Wurzel der Summe aller SD 2 ergibt sich dann der Fehler des abgeleiteten<br />

Messwertes.<br />

SDa+b= (SDa 2 + SDb 2 ) 1/2<br />

Multiplikation oder Division von Messgrößen: hierbei geht man analog vor, nur <strong>das</strong>s man<br />

anstatt der absoluten Standardabweichung SD, die relative Standardabweichung RSD benutzt.<br />

RSDa+b= (RSDa 2 + RSDb 2 ) 1/2


Molekularbiologische Methoden 19<br />

Fehlerfortpflanzung: tauchen beide Rechenschritte zusammen in der Berechnung eines<br />

Endergebnisses auf, werden beide Rechenoperationen nacheinander entsprechend dem Rechenweg<br />

durchgeführt.<br />

Beispiel: (a – b)/c =d<br />

1. SDa-b= (SDa 2 + SDb 2 ) 1/2<br />

2. RSDd=(RSDa-b 2 + RSDc 2 ) 1/2<br />

Angabe des Endergebnisses: Als Endergebnis gibt man üblicherweise den Mittelwert der<br />

berechneten Größe ± den absoluten/relativen Fehler an.<br />

Beispiel <strong>für</strong> eine Gehaltsbestimmung: Die Probe enthielt 100,0 ± 8,2 mg Glucose.<br />

1.2.3.2 Auswertung Glucose-Oxi<strong>das</strong>e-(GOD-POD) Methode<br />

Beispielrechnung:<br />

Der jeweilige Leerwert sollte bei der Messung zunächst auf Null gesetzt werden, d.h. die Extinktion<br />

des Leerwertes wird dann automatisch von den entsprechenden weiteren Messungen<br />

abgezogen und muss bei den folgenden Berechnungen (SD, RSD etc.) nicht mehr berücksichtigt<br />

werden<br />

Auch wenn dieser Schritt nicht durchgeführt wurde und man die Extinktionen der Leerwerte<br />

ermittelt hat, muss zur weiteren Berechnung lediglich in einem ersten Schritt die Extinktion<br />

des Leerwertes einmalig von den entsprechenden weiteren Messungen abgezogen werden.<br />

Alle Folgerechnungen werden dann mit den korrigierten Werten durchgeführt, die Extinktion<br />

des Leerwertes spielt dann keine Rolle mehr. D.h. es muss auch keine SD, oder RSD des<br />

Leerwertes berechnet werden!<br />

ELeerwert E1 Standard E2 Probe<br />

0,143<br />

0,141<br />

0,142<br />

0,474 - ELeerwert = 0,331<br />

0,473 - ELeerwert = 0,332<br />

0,481 - ELeerwert = 0,339<br />

0,285 - ELeerwert = 0,143<br />

0,285 - ELeerwert = 0,144<br />

0,286 - ELeerwert = 0,144<br />

Bzw. wenn man den Leerwert „genullt“ hat, erhält man gleich die Endergebnisse


Molekularbiologische Methoden 20<br />

Bestimmung der Mittelwerte:<br />

x (Standard) = 0,334; x (Probe) = 0,144<br />

Bestimmung der Glucosekonzentration:<br />

Da die Extinktion linear von der Glucose-Konzentration abhängt - vorausgesetzt, die Konzentration<br />

war nicht zu hoch, siehe oben - gilt die folgende einfache Beziehung:<br />

[Glucose]Probe = [Glucose]Standard x EProbe/EStandard<br />

1mg/ml x 0,144/0,334 = 0,4311 mg/ml � 43,11 mg/dl<br />

Soll-Wert war: 44,85 mg/dl<br />

Bestimmung der Standardabweichungen:<br />

1. SD(Standard)<br />

2. SD(Probe)<br />

Fehlerfortpflanzung:<br />

Zunächst erfolgt die Bestimmung der relativen Standardabweichung, da die Messgrößen dividiert<br />

werden (vgl. Skript)<br />

2<br />

2<br />

S tan dard<br />

Pr obe<br />

RSD Standard+Probe = ( RSD � RSD )<br />

Die relative Standardabweichung ist definiert als die Standardabweichung durch den Mittelwert<br />

einer Zufallsvariablen x d.h. <strong>für</strong> uns:<br />

SDS<br />

tan dard 2 SDPr<br />

obe 2<br />

RSD Standard+Probe = (( ) � ( ) )<br />

x<br />

x<br />

Also:<br />

s x<br />

s<br />

x<br />

�<br />

�<br />

2<br />

(( 0,<br />

331 � 0,<br />

334)<br />

(( 0,<br />

143 � 0,<br />

144)<br />

S tan dard<br />

( 0,<br />

332<br />

Pr obe<br />

� 0,<br />

334)<br />

2<br />

0,<br />

004358 0,<br />

00057735 2<br />

RSD Standard+Probe = (( ) ( ) )<br />

0,<br />

334 0,<br />

144<br />

2<br />

�<br />

�<br />

( 0,<br />

144<br />

( 0,<br />

339<br />

� 0,<br />

334)<br />

2 � = 0,01365532<br />

2<br />

� 0,<br />

144)<br />

2<br />

2<br />

�<br />

�<br />

( 0,<br />

144<br />

2<br />

)<br />

�<br />

0,<br />

004358<br />

2<br />

� 0,<br />

144)<br />

)<br />

� 0,<br />

00057735<br />

s<br />

x<br />

�<br />

n<br />

�<br />

i�1<br />

�x�x� i<br />

n �1<br />

2


Molekularbiologische Methoden 21<br />

Daraus berechnet sich der absolute Fehler wie folgt: 43,11 mg/dl x 0,01365532 = 0,587369<br />

mg/dl<br />

Absoluter Fehler: 43,11mg/dl ± 0,587369 mg/dl<br />

Relativer Fehler: 43,11mg/dl ± 1,36553%<br />

Für <strong>das</strong> Protokoll berechnen Sie<br />

� die Glucosekonzentration der Probe (in mg/ 100 ml) [Glucose: Mr = 180.2 g / Mol.]<br />

� die Standardabweichung der Meßwerte<br />

� und daraus den relativen (in %) sowie den absoluten Fehler der Messung (in mg/ 100 ml)<br />

1.2.3.3 Hexokinase-Methode<br />

Beispielrechnung<br />

Gemessen bei: 340nm<br />

Mittelwerte:<br />

x (E1) = 0,01006; x (E2) = 0,6345<br />

∆E = E2-E1 = 0,6244<br />

E1 E2<br />

0,0003<br />

0,0256<br />

0,0043<br />

Bestimmung der Glucosekonzentration:<br />

Die Glucosekonzentration der Probe läßt sich nach folgender Gleichung berechnen:<br />

�E<br />

c x<br />

� ��d 0,6395<br />

0,6424<br />

0,6216<br />

�E = E2 - E1<br />

Vges.<br />

V Probe<br />

Die Schichtdicke der Lösung d ist 1 cm (Innenmaß der Küvette). Da die Reaktion stöchiome-<br />

trisch verläuft und <strong>für</strong> jedes Molekül Glucose ein Molekül NADP � zu NADPH reduziert


Molekularbiologische Methoden 22<br />

wird, ist der molare Konzentrationszuwachs an NADPH gleich der molaren Menge an Gluco-<br />

se. Für den Extinktionskoeffizienten � ist die Einheit cm 2 /µMol üblich (Werte <strong>für</strong> NADPH: �<br />

= 3.5, 6.3, bzw. 6.18 cm2 /µMol bei 365, 340, bzw. 334 nm), was zur Folge hat, daß man<br />

Konzentrationen in der Einheit µMol/ml erhält.<br />

Für unser Beispiel bedeutet <strong>das</strong><br />

C=<br />

�E<br />

V<br />

�<br />

�xd<br />

V<br />

ges<br />

Pr obe<br />

=<br />

0,<br />

6244 2,<br />

91ml<br />

� = 1,442µMol/ml<br />

6,<br />

3 x1<br />

0,<br />

2ml<br />

2<br />

cm / µMol<br />

ε= 6,3cm 2 /µMol, da bei Wellenlänge 340 gemessen wurde<br />

[Glucose: M=180,2g/mol]<br />

1,442x10 -6 mol/ml x 180,2g/mol = 0,0002598g/ml � 0,2598 mg/ml � 25, 98 mg/dl<br />

Soll-Wert: 27,44 mg/dl<br />

Bestimmung der Standardabweichungen:<br />

1. SD(E1)<br />

2.SD(E2)<br />

s x<br />

s<br />

x<br />

�<br />

�<br />

Fehlerfortpflanzung:<br />

(( 0,<br />

0003<br />

(( 0,<br />

6395<br />

�<br />

Im Unterschied zur GOD-POD-Methode erfolgt hier zunächst die Bestimmung der absoluten<br />

Standardabweichung, da die Messgrößen subtrahiert werden (E2-E1)<br />

2<br />

2<br />

E1<br />

E 2<br />

�<br />

0,<br />

01006)<br />

0,<br />

6345)<br />

2<br />

2<br />

�<br />

�<br />

( 0,<br />

0256<br />

( 0,<br />

6424<br />

� 0,<br />

01006)<br />

2<br />

� 0,<br />

6345)<br />

2<br />

2<br />

SD E1+E2= ( SD � SD ) Also: SD E1-E2= ( 0,<br />

013600125 0,<br />

011265 )<br />

SDE1� E 2<br />

( 0,<br />

0043<br />

0,<br />

01006)<br />

0,<br />

013600125<br />

2 � = 0,017659<br />

0,<br />

017659<br />

Die relative Standardabweichung beträgt somit: RSD = = = 0,02828155<br />

x 0,<br />

6244<br />

Hieraus berechnet sich der absolute Fehler wie folgt: 25,98mg/dl x 0,02828155 = 0,73475<br />

mg/dl<br />

Absoluter Fehler: 25,98mg/dl ± 0,73475 mg/dl; Relativer Fehler: 25,98mg/dl ± 2,828%<br />

2<br />

2<br />

�<br />

�<br />

( 0,<br />

6216<br />

�<br />

�<br />

0,<br />

6345)<br />

2<br />

2<br />

)<br />

�<br />

)<br />

�<br />

0,<br />

011265


Molekularbiologische Methoden 23<br />

Für <strong>das</strong> Protokoll geben Sie an bzw. berechnen Sie:<br />

� die Meßwellenlänge<br />

� die Glucosekonzentration der Probe (in mg/ 100 ml) [Glucose: Mr = 180.2 g / Mol.]<br />

� die Standardabweichung der Meßwerte<br />

� und daraus den relativen (in %) sowie den absoluten Fehler der Messung (in mg/ 100 ml)<br />

� diskutieren Sie kurz Ihr Ergebnis in Bezug auf den „wahren Wert“ und vergleichen Sie<br />

dabei die beiden Methoden. Argumentieren Sie mit den Begriffen „Richtigkeit“ und „Präzision“.<br />

1.3. Kurzzusammenfassung der Sicherheitsinformationen<br />

Stoff Kennzeichen/ Klassifizierung<br />

sowie R-Sätze bzw. H-<br />

Sätze<br />

ABTS Angabe nach alter EU-<br />

Verordnung<br />

Xi<br />

R: 36/37/38<br />

Glucoseoxi<strong>das</strong>e<br />

Peroxi<strong>das</strong>e<br />

Signalwort : “Gefahr”<br />

H334<br />

Verwendete Menge/ Konzentration<br />

pro <strong>Praktikum</strong>stag<br />

und Gruppe<br />

200 ml einer Lösung mit<br />

1,14 mg/ ml ABTS, ca. 40µg/<br />

ml Glucoseoxi<strong>das</strong>e<br />

(1100 U/ 200 ml) und ca. 8<br />

µg/ml Peroxi<strong>das</strong>e (400 U /200<br />

ml)<br />

Signalwort : “Gefahr”<br />

H334, H317<br />

Durch weitere in der Übung vorkommende und nicht in dieser Tabelle genannte Stoffe<br />

sind bei Handhabung der Reagenzien nach üblichem Laborstandard keine besonderen<br />

Gefahren zu erwarten.


Molekularbiologische Methoden 24<br />

Sicherheitsmaßnahmen:<br />

� Üblicher Laborstandard (Laborkittel, Schutzbrille…, s. Allgemeine Betriebsanweisung)<br />

� Keine Handschuhe erforderlich bei ordnungsgemäßem Versuchsablauf (D. h. kontaminationsfreie<br />

Handhabung der Lösungen mit Eppendorf-Pipetten)<br />

� Bei versehentlicher Kontamination sofort Hände waschen<br />

� Einmalhandschuhe verwenden zum Beseitigen verschütteter Reagenzien


Molekularbiologische Methoden 25<br />

2 BC-2: Bestimmung der Michaelis-Menten Konstante von Trypsin<br />

2.1. Einleitung<br />

Das Enzym Trypsin, eigentlich seine Vorstufe Trypsinogen, wird von der Bauchspeicheldrüse<br />

in den Dünndarm sezerniert und spaltet dort Proteine. Es werden solche Peptidbindungen hydrolysiert,<br />

deren Carboxylgruppe von einer der beiden basischen Aminosäuren Lysin oder<br />

Arginin stammt. Auch die Aktivität von Trypsin läßt sich photometrisch verfolgen, wenn man<br />

dem Enzym ein künstliches Substrat, ein “Pseudopeptid”, anbietet, <strong>das</strong> nach Spaltung einen<br />

Farbstoff abgibt. Ein solches Substrat ist N-Benzoyl-arginin-p-nitroanilid (BAPA), <strong>das</strong> folgendermaßen<br />

von Trypsin gespalten wird:<br />

Benzoesäure[-NH-arg-CO-]anilid-NO 2 + H 2 O = Benzoesäure[-NH-arg] + Anilin-NO 2<br />

Die Extinktion des dabei entstehenden Farbstoffes p-Nitro-Anilin wird bei 405 nm gemessen.<br />

Eigentlich gibt es keinen besonderen Grund, gerade diese Reaktion im Detail zu studieren. Im<br />

Vergleich zur Glucosekonzentration im Blut ist die Trypsinaktivität im Dünndarm medizinisch-diagnostisch<br />

gesehen von eher geringem Interesse. Allerdings ist Trypsin eines der am<br />

leichtesten in großer Menge zu gewinnenden Enzyme und daher sehr preiswert (auf Unit-<br />

Basis ist Hexokinase 50 x, G6PDH sogar 300 x teurer). Es wäre daher unvernünftig, Trypsin<br />

in einem <strong>Praktikum</strong> nicht einzusetzen. Am Beispiel der von Trypsin katalysierten Spaltung<br />

von BAPA sollen einige Grundbegriffe der Enzymkinetik praktisch demonstriert werden:<br />

� Die Anfangsgeschwindigkeit einer enzymatischen Reaktion<br />

� Die Ermittlung der sogenannten Michaelis-Menten-Konstante im Bezug auf <strong>das</strong><br />

Substrat BAPA<br />

� Der Einfluß einer hemmenden Substanz (Aprotinin).


Molekularbiologische Methoden 26<br />

Die Michaelis-Menten Gleichung,<br />

beschreibt die Abhängigkeit der Reaktionsgeschwindigkeit V von der Substratkonzentration<br />

S. Bei einer enzymatische Reaktion nimmt die Reaktionsgeschwindigkeit durch den<br />

Verbrauch von Substrat allmählich ab, bis sich ein Gleichgewicht zwischen Hin- und Rückreaktion<br />

einstellt und die Reaktion zum Stillstand kommt (siehe Übungen 1.1 und 1.2., 'Endwertmethoden').<br />

Die hier zum Einsatz kommende 'kinetische Methode' untersucht hingegen<br />

die Situation wie sie ganz zu Beginn einer Enzymreaktion gegeben ist. Man beschränkt sich<br />

dabei auf jenen kurzen Zeitraum, in dem die Abnahme der Substratkonzentration noch nicht<br />

ins Gewicht fällt und die Konzentration des gebildeten Produktes annähernd linear mit der<br />

Zeit ansteigt (<strong>das</strong> heißt: die Reaktionsgeschwindigkeit ist in diesem Zeitraum annähernd konstant!).<br />

Dies entspricht auch dem ausschließlichen Gültigkeitsbereich der Michaelis-Menten-<br />

Gleichung! Mit ihr lassen sich lediglich Anfangsgeschwindigkeiten enzymatischer Reaktionen<br />

berechnen. Mißt man die Extinktion des Produktes in regelmäßigen Abständen innerhalb<br />

der ersten Minuten der Reaktion, so sollten die Meßwerte, gegen die Zeit aufgetragen, auf<br />

einer Geraden liegen.<br />

In folgender Abbildung werden die Verhältnisse <strong>für</strong> die Substratkonzentration, gemessene<br />

Extinktion, Produktkonzentration und Reaktionsgeschwindigkeit, wie sie zu beginn einer<br />

Enzymreaktion gegeben sind, in einer idealisierten Darstellung zusammengefasst.<br />

[S] E bzw. [P]<br />

([E]~[P])<br />

252<br />

251<br />

250<br />

200<br />

100<br />

0 1 2 3 4 5 0 1 2 3 4 5 0 1 2 3 4 5<br />

Zeit [min]<br />

V<br />

�<br />

V<br />

max<br />

* S<br />

�KS� M �<br />

v<br />

Zeit [min] Zeit [min]


Molekularbiologische Methoden 27<br />

Im Versuch sollen aus den mit verschiedenen Substratkonzentrationen erhaltenen Anfangsgeschwindigkeiten<br />

graphisch (Stichwort: Lineweaver-Burk) VM und KM ermittelt werden. Hier-<br />

zu benötigen Sie die Lineweaver-Burk-Gleichung, die den Kehrwert der Michaelis-Menten-<br />

Gleichung darstellt:<br />

1 � K<br />

�<br />

v �<br />

�<br />

� v<br />

Um die Lineweaver-Burk-Gleichung anwenden zu können, benötigen Sie die Substratkonzentration.<br />

Im Unterschied zu theoretischen Berechnungen, wie sie z.B. im begleitenden Seminar „Enzymkinetik“<br />

behandelt werden, nimmt man hier bei der Berechnung der Substratkonzentration<br />

eine Vereinfachung vor, die nicht der strengen Definition der Substratkonzentration in der<br />

Michaelis-Menten-Gleichung entspricht, aber laborpraktisch sinnvoll ist und der Genauigkeit<br />

keinen Abbruch tut. Die Substratkonzentration S in der Michaelis-Menten-Gleichung ist die<br />

Konzentration an freiem, d.h. nicht enzymgebundenem Substrat. Diese ist zu unterscheiden<br />

von der totalen Substratkonzentration, die auch den enzymgebundenen Anteil enthält: [S]T =<br />

[S] + [ES]. (Hierbei bedeutet [ES] die Konzentration an Enzym-Substrat-Komplex). Da die<br />

Konzentration an Enzym im Vergleich zum Substrat in unserem Versuch recht gering ist,<br />

(und damit der Anteil an ES auch nicht hoch sein kann), entspricht die korrekterweise zu<br />

verwendende freie Substratkonzentration [S] annähernd der totalen Substratkonzentration<br />

[S]T. Sie berechnen also <strong>für</strong> die Auswertung die (totale) Substratkonzentration aus den Angaben<br />

unter „Lösungen und Materialien“ und verwenden diesen Wert als [S].<br />

2.2. Lösungen und Materialien<br />

�S� vmax<br />

1. TEA-Puffer 0.3 M, pH7.8 Triethanolamin.HCl 22.4 g<br />

M<br />

max<br />

�<br />

�<br />

�*<br />

�<br />

(ohne Mg) aquabidest ca. 300 ml<br />

1<br />

�<br />

1<br />

5 N NaOH ca. 8 ml (� pH 7.8)<br />

aquabidest ad 400 ml


Molekularbiologische Methoden 28<br />

2. Substrat-Lösung BAPA . HCl 0,5% (m/v) in DMF 2.18 ml<br />

TEA-Puffer ad 10 ml<br />

3. Trypsin-Lösung Trypsin (Rinderpankreas) 2 mg<br />

mit 60 mM CaCl2 CaCl2 x 2H2O 0.176 g<br />

TEA-Puffer ad 20 ml<br />

4. Trypsin-Inhibitor Aprotinin (Rinderlunge) 2 mg (= 14.300 KIE)<br />

TEA-Puffer ad 20 ml<br />

BAPA muß in der Wärme gelöst werden (fällt manchmal wieder aus; nicht im Kühlschrank<br />

aufbewahren). Aprotinin ist ein endogenes Peptid, <strong>das</strong> Serin-Proteasen wie Trypsin hemmt;<br />

andere von Aprotinin gehemmte Serin-Proteasen sind Kallikreïn, Plasmin und verschiedene<br />

Gerinnungsfaktoren. KIE steht <strong>für</strong> Kallikreïn Inaktivator Einheiten (1 KIE hemmt 2 units<br />

Kallikreïn zu 50%). Das Präparat Trasylol ® (20.000 KIE in 1 ml isotoner NaCl-Lösung) wird<br />

bei bestimmten Gerinnungsstörungen klinisch eingesetzt.<br />

Lösung Lagerort<br />

TEA-Puffer 0.3 M, pH7.8<br />

ohne Mg 2+<br />

Laborbank (RT), 50 ml Plastikzentrifugenröhrchen<br />

Substrat-Lösung (BAPA) Laborbank (RT), 15 ml Plastikzentrifugenröhrchen<br />

Trypsin-Lösung Kühlschrank, 50 ml Plastikzentrifugenröhrchen<br />

Trypsin-Inhibitor (Aprotinin) Laborbank (RT), 15 ml Plastikzentrifugenröhrchen<br />

2.3. Durchführung:<br />

2.3.1. Bestimmung der Michaelis-Menten-Konstante von Trypsin <strong>für</strong><br />

BAPA<br />

Die Anfangs-Reaktionsgeschwindigkeit wird mit 4 verschiedenen BAPA-Konzentrationen<br />

gemessen. Es sind die folgenden Volumina in Küvetten zu pipettieren:


Molekularbiologische Methoden 29<br />

1. Meßreihe 2. Meßreihe 3. Meßreihe 4. Meßreihe<br />

TEA-Puffer 1.5 ml 1.5 ml 1.5 ml 1.5 ml<br />

1 mM HCl 0.9 ml 0.8 ml 0.5 ml -<br />

Trypsin-Lösung 0.5 ml 0.5 ml 0.5 ml 0.5 ml<br />

BAPA-Lösung 0.1 ml 0.2 ml 0.5 ml 1.0 ml<br />

Die 4 Meßreihen müssen hintereinander (!!) ausgeführt werden. Das Gesamtvolumen beträgt<br />

immer 3.0 ml. Zuletzt wird die BAPA-Lösung zugegeben, sofort gemischt und mit der Zeit-<br />

nehmung begonnen. Die erste Extinktion (� = 405 nm) wird unmittelbar nach dem Mischen<br />

abgelesen, und weitere Werte nach 1, 2, 3, 4 und 5 min. Als Vergleichsprobe <strong>für</strong> den Nullabgleich<br />

wird der TEA-Puffer zur Verfügung gestellt. Die Reaktion erfolgt bei 25°C (Thermostat);<br />

die zu pipettierenden Lösungen müssen vor dem Zugeben auf Raumtemperatur gebracht<br />

werden. Trypsin- und Aprotinin-Lösungen dürfen nur in Gegenwart des TEA-Puffers mit<br />

1mM HCl gemischt werden (ansonsten Denaturierungsgefahr), daher TEA-Puffer immer als<br />

ersten pipettieren.<br />

2.3.2. Hemmung durch Aprotinin:<br />

Ähnliche Vorgangsweise wie unter 2.3.1. beschrieben. Um die Zugabe der Aprotinin-Lösung<br />

zu ermöglichen, wird <strong>das</strong> Pipettierschema von Beispiel 2.3.1. geringfügig geändert.<br />

Die Aprotinin-Lösung muss vor Gebrauch 1:5 verdünnt werden!<br />

1. Meßreihe 2. Meßreihe 3. Meßreihe 4. Meßreihe<br />

TEA-Puffer 1.4 ml 1.4 ml 1.4 ml 1.4 ml<br />

Aprotinin (1:5) 0.1 ml 0.1 ml 0.1 ml 0.1 ml<br />

1 mM HCl 0.9 ml 0.8 ml 0.5 ml -<br />

Trypsin-Lösung 0.5 ml 0.5 ml 0.5 ml 0.5 ml<br />

BAPA-Lösung 0.1 ml 0.2 ml 0.5 ml 1.0 ml


Molekularbiologische Methoden 30<br />

2.4. Auswertung/ Protokoll:<br />

V = �E / (d x e)<br />

e = Extinktionskoeffizient von p-Nitro-Anilin = 9,9 cm 2 / µmol<br />

MBAPA HCl = 434,9 g/mol<br />

Für <strong>das</strong> Protokoll:<br />

� geben Sie Ihre Meßwerte vollständig an und berechnen Sie die Mittelwerte der Extinktionsdifferenzen<br />

[min -1 ]<br />

� hieraus berechnen Sie die Reaktionsgeschwindigkeit.<br />

� berechnen Sie aus den Angaben über die Zusammensetzung der BAPA-Lösung aus 2.2)<br />

die jeweilige Konzentration des Substrates (Stoffmengenkonzentration) in µM!<br />

� Erstellen Sie <strong>das</strong> Lineweaver-Burk-Diagramm und bestimmen Sie hieraus Km und vmax!<br />

Achten Sie hierbei auf einen vernünftigen Maßstab des Diagramms.<br />

� Bitte achten Sie auch hier auf die Angabe von Einheiten und die Anzahl der angegebenen<br />

Dezimalstellen !<br />

� Diskutieren Sie kurz Ihre Ergebnisse!


Molekularbiologische Methoden 31<br />

2.5. Kurzzusammenfassung Sicherheitsinformationen Übung 2<br />

Stoff Kennzeichen/ Klassifizierung sowie<br />

R-Sätze bzw. H-Sätze<br />

Dimethylformamid<br />

BAPA-HCl<br />

Produkt: p-Nitroanilin<br />

Trypsin<br />

Signalwort: „Gefahr“<br />

H 360D, H226, H332, H312, H319<br />

BAPA:<br />

Angabe nach alter EU Verordnung:<br />

Gemäß Richtlinie 67/548/EWG nicht als<br />

gefährlich eingestuft.<br />

p-Nitroanilin:<br />

Signalwort: „Gefahr“<br />

H331, H311, H301, H373, H412<br />

[Anmerkung: Die MAK-Kommission hat<br />

folgende Einschätzung: Krebserzeugend<br />

Kategorie 3A (Stoffe, die wegen erwiesener/<br />

möglicher krebserzeugender Wirkung Anlass<br />

zur Besorgnis geben.)]<br />

H315, H319, H334, H335<br />

Verwendete Menge/ Konzentration<br />

pro <strong>Praktikum</strong>stag und Gruppe<br />

10 ml Puffer mit 21,8% (v/v) Dimethylformamid<br />

und ~0,1% (m/v)<br />

BAPA-HCl<br />

20 ml Puffer mit 0,1 mg/ ml Trypsin<br />

Aprotinin Angabe nach alter EU Verordnung: 20 ml Puffer mit 0,1 mg/ ml Aproti-<br />

Xn<br />

R: 22-42/43<br />

Noch keine Angaben nach EU-GHS-<br />

Verordnung verfügbar.<br />

nin<br />

Durch weitere in der Übung vorkommende und nicht in dieser Tabelle genannte Stoffe sind bei Handhabung<br />

der Reagenzien nach üblichem Laborstandard keine besonderen Gefahren zu erwarten.


Molekularbiologische Methoden 32<br />

Sicherheitsmaßnahmen<br />

� üblicherLaborstandard (Laborkittel, Schutzbrille…, s. Allgemeine Betriebsanweisung)<br />

und<br />

� Einmalhandschuhe tragen und bei Kontamination sofort wechseln/ Hände waschen<br />

� Gekennzeichnete Pipetten werden hier ausnahmsweise nicht verwendet und es wird ausnahmsweise<br />

auf einer Laborbank in der Nähe des Photometers gearbeitet (geringes Kontaminationsrisiko<br />

aufgrund Mengen/ einfacher Versuchsablauf). Sofortige Reinigung<br />

kontaminierter Flächen/ Gegenstände.<br />

� Pipetten nach Versuchsende reinigen (Wasser/ Einmaltücher)<br />

� Kontaminierter Festabfall (Küvetten, Pipettenspitzen…) in Abfallflaschen, die mit der<br />

Nummer der Übung gekennzeichnet sind, sammeln. Inhalt der Abfallflasche nach Versuchsende<br />

in gekennzeichnete Behälter (Feststofftonne) entsorgen.<br />

� Inhalt der Küvetten direkt in Abfallkanister (schwermetallhaltige Lösungsmittel) entsorgen.


Molekularbiologische Methoden 33<br />

Teil 2<br />

Proteinbiochemie und Molekularbiologie


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 34<br />

3 BC-3: Diskontinuierliche SDS-Elektrophorese nach Lämmli<br />

3.1. Theoretischer Teil<br />

3.1.1. Einführung<br />

Seit Arne Tiselius 1937 seine Methode der wandernden Grenzschichten-Elektrophorese publizierte,<br />

<strong>für</strong> die er (unter anderem) 1948 den Nobelpreis erhielt, haben sich elektrophoretische<br />

Techniken zum allgemeinen Laborstandard entwickelt. Bei kaum einem anderen Trennverfahren<br />

gibt es so viele methodische und apparative Neu- und Weiterentwicklungen. Unterschiedliche<br />

Elektrophoresetechniken finden Anwendung in biologischer/biochemischer<br />

Forschung, Molekularbiologie, Forensik, klinischer Routineanalytik, Lebensmittelüberwachung,<br />

etc., etc...<br />

3.1.2. Physikalische Grundlagen<br />

Um die Vorgänge bei der Gelelektrophorese zu verstehen, ist die Kenntnis einiger physikalischer<br />

Grundlagen nötig.<br />

Bei der Elektrophorese werden geladene Teilchen in einem elektrischen Feld bewegt.<br />

Befindet sich ein Teilchen mit der Ladung q in einem elektrischen Feld E, so wirkt auf <strong>das</strong><br />

Teilchen die Kraft K mit<br />

K = q � E<br />

Bewegt sich <strong>das</strong> Teilchen in einem Medium, so wirkt auf dieses eine Reibungskraft. Die<br />

Kraft, die auf ein kugelförmiges Teilchen in einer Flüssigkeit wirkt, wird durch <strong>das</strong> Stokes’sche<br />

Gesetz beschrieben<br />

K = 6� � v � r � �<br />

mit � = Viskosität der Flüssigkeit v = Wanderungsgeschwindigkeit des Teilchens<br />

r = Radius des Teilchens


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 35<br />

Gleichsetzen der Kräfte ergibt<br />

woraus folgt<br />

q � E = 6� � v � r � �<br />

q * E<br />

v =<br />

6�<br />

� r<br />

Die Wanderungsgeschwindigkeit eines Teilchens ist also proportional seiner Ladung und der<br />

elektrischen Feldstärke (Spannung/Elektrodenabstand), und sie ist umgekehrt proportional<br />

seiner Größe (Radius r) und der Viskosität des Mediums. Die Ladung eines Moleküls ist von<br />

vielen Parametern abhängig: Anzahl und Art der geladenen Gruppen (pK etc.), Dielektrizitätskonstante<br />

des Mediums, pH des Puffers, Ionenstärke. Es ist also bei der klassischen<br />

Elektrophorese allein aufgrund der elektrophoretischen Beweglichkeit eines Moleküls nicht<br />

möglich, eine eindeutige Aussage über Eigenschaften wie beispielsweise <strong>das</strong> Molekulargewicht<br />

zu machen.<br />

3.1.3. Polyacrylamidgelelektrophorese (PAGE)<br />

In den meisten Fällen wird, anders als bei Tiselius’ Methode, die Elektrophorese heute in<br />

stabilisierenden Medien durchgeführt, in der Regel in Gelen. Polyacrylamid-Gel-Elektrophorese<br />

(PAGE), erstmals 1959 von Raymond und Weintraub publiziert, spielt eine besonders<br />

große Rolle.<br />

3.1.3.1 Polyacrylamidgele<br />

Durch Polymerisation von Acrylamidmonomeren mit einem Vernetzer, N,N´-<br />

Methylenbisacrylamid, erhält man ein klares durchsichtiges Gel mit sehr geringer Elektroosmose<br />

und sehr guter chemischer und mechanischer Stabilität. Die Polymerisation erfolgt radikalisch,<br />

als Radikalspender fungiert Ammoniumperoxodisulfat. Die freien Radikale werden<br />

durch <strong>das</strong> Tetramethylethylendiamin (TEMED) stabilisiert.<br />

O<br />

NH 2<br />

Acrylamid<br />

+<br />

O<br />

N<br />

H<br />

N<br />

H<br />

O<br />

O<br />

NH + 4 O S O O S O NH + 4<br />

O<br />

TEMED<br />

(Me) 2 N<br />

N,N-Methylenbisacrylamid<br />

O<br />

O<br />

APS<br />

N(Me) 2<br />

O<br />

O<br />

NH CONH 2<br />

NH<br />

CONH2 PAG


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 36<br />

Totalamid-Konzentration T (Masseprozent [Acrylamid + Bisacrylamid]) und Vernetzungsgrad<br />

C (steht <strong>für</strong> Crosslinking, %-Anteil Bis an T) bestimmen die Porengröße des Gels: bei<br />

konstantem C wird mit steigendem T die Porengröße linear kleiner.<br />

3.1.3.2 SDS-Gelelektrophorese<br />

Wie oben beschrieben ist es bei der klassischen Elektrophorese allein aufgrund der<br />

elektrophoretischen Beweglichkeit eines Moleküls nicht möglich, <strong>das</strong> Molekulargewicht von<br />

Proteinen zu bestimmen.<br />

Dies ändert sich, wenn man die Elektrophorese in Gegenwart eines ionischen Detergenz<br />

durchführt, z.B. SDS (Na-Dodecylsulfat, engl. Sodium-).<br />

SDS ummantelt Proteinmoleküle micellenartig und bricht dabei durch Wasserstoffbrücken<br />

gebildete Raumstrukturen auf, d.h. denaturiert die Proteine und löst sie (Vorteil: es werden<br />

auch schwer wasserlösliche Proteine wie Membranproteine der Analyse zugänglich!). Schwefelbrücken<br />

zwischen Cysteinen können durch reduzierende Thiolverbindungen aufgelöst<br />

werden, z.B. Mercaptoethanol oder Dithiothreitol. Somit werden durch SDS unterschiedliche<br />

Molekülformen ausgeglichen, die Proteine nehmen eine ellipsoide Form an. Durch die Ummantelung<br />

mit SDS werden die Eigenladungen der Proteine so effektiv überdeckt, daß (fast)<br />

alle Proteine (außer extrem positiv geladene) anionisch werden und somit bei der Elektrophorese<br />

in dieselbe Richtung wandern. Von zentraler Bedeutung ist, daß anionische Micellen mit<br />

einem konstanten Masse/Ladungsverhältnis entstehen! Es werden nämlich im Schnitt 1,4<br />

Gramm SDS pro Gramm Protein gebunden. Dies enstspricht ca. 1 SDS-Molekül pro 2 Aminosäuren.<br />

Da es bei den mit SDS beladenen Proteinen wiederum eine feste Beziehung zwischen<br />

dem Teilchenradius und der Masse (bzw. dem Molekulargewicht MW) gibt, erfolgt in<br />

einem Gel durch den Siebeffekt die elektrophoretische Trennung nur noch nach dem Molekulargewicht.<br />

Die Wanderungsgeschwindigkeit ist dabei proportional dem log(MW).<br />

Die Einführung des SDS in die Proteinelektrophorese war übrigens nicht, wie oft fälschlich<br />

angenommen, die Idee von Lämmli. Das hatten Shapiro et al. bereits 3 Jahre zuvor getan.<br />

Lämmlis Verdienst war vielmehr die Kombination der Anwendung von SDS und dem diskontinuierlichen<br />

(oft abgekürzt “disk” oder engl. “disc” = discontinous) Gelsystem von<br />

Ornstein und Davis.


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 37<br />

3.1.3.3 Die diskontinuierliche Gelelektrophorese nach Ornstein und Davis<br />

Die Einführung des Disk-Systems in die Proteinbiochemie führte zu einer starken Erhöhung<br />

der Bandenschärfe und damit der Auflösung der Proteinelektrophorese. Die Diskontinuität<br />

bezieht sich auf vier Parameter:<br />

� Gelstruktur: ein engporiges Trenngel wird mit einem großporigen Sammelgel überschichtet.<br />

� pH-Wert der Puffer (pH 8,8 im Trenngel, pH 6,8 im Sammelgel)<br />

� Ionenstärke der Puffer (0,375 M Tris/HCl im Trenngel, 0,125 M Tris/HCl im Sammelgel)<br />

� Art der Ionen im Gel und im Elektrodenpuffer (Glycin im Elektrodenpuffer, Cl – im Gel)<br />

Funktionsprinzip der Disk-Elektrophorese (aus: Westermeier 1990)<br />

Wird in diesem Disc-System nach Ornstein und Davis ein Strom angelegt, so wandern die<br />

Glycinat- und Chlorid-Ionen sowie die neg. geladenen Proteine in Richtung Anode. Wenn <strong>das</strong><br />

Glycinat ins Sammelgel eintritt, so trifft es dort auf den niedrigen pH. Das Dissoziationsgleichgewicht<br />

verschiebt sich vom Glycinat zum Glycin. Ungeladenes Glycin wandert aber<br />

nicht im elektischen Feld. So eilt Cl – als “Leition” voraus, Glycin bleibt als “Folgeion” zurück.<br />

Würden sie tatsächlich dort zurückbleiben, würde kein Strom fließen. Alle Ionen müssen<br />

sich also mit gleicher Geschwindigkeit bewegen (Prinzip der “Isotachophorese”,<br />

griechisch “iso” = gleich, “tachos” = Geschwindigkeit). So bildet sich ein el. Feldstärkegradient<br />

zwischen Leit- und Folgeion aus: im Bereich der Folgeionen ist die Feldstärke höher.<br />

Die Proteine, die sich zwischen Leit- und Folgeion befinden, bilden Zonen gemäß ihrer elektrophoretischen<br />

Beweglichkeiten (“stacking”-Effekt). Diese Zonen sind sehr scharf, weil Mo-


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 38<br />

leküle, die in eine Zone höherer Mobilität diffundieren, durch die dort herrschende niedrigere<br />

Feldstärke langsamer wandern und somit wieder in die ihnen entsprechende Zone gelangen.<br />

Wenn die Proteine auf <strong>das</strong> Trenngel treffen, werden sie durch die geringer Porengröße darin<br />

abgebremst. Das kleine Glycinmolekül kann sie jetzt überholen, wodurch der pH im Trenngel<br />

auf 9,5 ansteigt (der pK der Aminogruppe des Glycins). Während die isotachophoretische<br />

Wanderung der Proteine im weitporigen Sammelgel nur nach ihrer Ladung erfolgte, spielen<br />

im homogenen Puffermilieu des engporigen Trenngels Ladung und Molekülgröße eine Rolle.<br />

3.1.3.4 SDS-Gelelektrophorese nach Lämmli<br />

Lämmli hat <strong>das</strong> System von Ornstein und Davis direkt <strong>für</strong> die SDS-Gelelektrophorese übernommen,<br />

obwohl der pH-Wert- und Ionenstärke-Sprung zwischen Sammel- und Trenngel<br />

nicht benötigt wird, denn<br />

� die Mobilität des Glycins ist im (großporigen) Sammelgel auch bei pH 8.8 niedriger als<br />

die der stark negativ geladenen Protein-SDS-Mizellen<br />

� während des "stacking" erfolgt keine Auftrennung nach einem Feldstärkegradienten, da es<br />

keine Ladungsunterschiede innerhalb der Probe gibt (SDS überdeckt die Eigenladungen).<br />

Also benötigt man im Sammelgel eigentlich keine niedrigere Ionenstärke.<br />

Es zeigt sich jedoch, daß die Diskontinuität zwischen Sammelgel und Trenngel durch die<br />

unterschiedliche Gelporosität sowie die Diskontinuität der Anionen hilfreich <strong>für</strong> die Trennung<br />

sind, so daß sich dieses System in der Praxis gut bewährt hat.<br />

Die Auftrennung im engporigen Trenngel, die wie bereits erwähnt nach Ladung und Molekülgröße<br />

erfolgt, findet im Lämmli-System aufgrund der festen Beziehung der beiden Größen<br />

nach der Molekülgröße bzw. dem Molekulargewicht statt, so daß sich dieses System zur Molekulargewichtsbestimmung<br />

eignet.<br />

Die SDS-Gelelektrophorese hat einige Vorteile:<br />

� mit SDS gehen fast alle Proteine in Lösung<br />

� die hoch geladenen SDS-Protein-Komplexe haben eine hohe elektrophoret. Mobilität<br />

� die einheitlich negativ geladenen Proteine haben eine einheitliche Laufrichtung<br />

� hohes Auflösungsvermögen, da SDS die Peptidketten entfaltet und stark restriktive Gele<br />

verwendet werden können<br />

� Trennung nach einem einzigen physikochemischen Parameter (Molekulargewicht)


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 39<br />

3.2. Praktischer Teil<br />

Folgende Lösungen stehen zur Verfügung:<br />

Für <strong>das</strong> Gießen des Gels:<br />

Acrylamid-Stammlösung (30,8 % T)<br />

g/100 ml<br />

Acrylamid 30<br />

Bisacrylamid 0,8<br />

Sammelgelpuffer (4x) pH 6,8<br />

Konzentration g/100 ml<br />

Tris 0,5 M 6,06<br />

SDS 0,4 % 0,4<br />

Trenngelpuffer (4x) pH 8,8<br />

Konzentration g/100 ml<br />

Tris 1,5 M 18,2<br />

SDS 0,4 % 0,4<br />

Sammelgelpuffer und Trenngelpuffer sind 4x konzentriert. Wie aus der Vorschrift zum Gießen<br />

des Gels (s. unten) ersichtlich, werden diese Puffer bei der Herstellung des Gels automatisch<br />

um Faktor 4 verdünnt, müssen also von Ihnen nicht separat verdünnt werden.<br />

Starter<br />

N,N,N´,N‘-Tetramethylethylendiamin (TEMED)<br />

10 % Ammoniumperoxodisulfat (APS) in Wasser (bei –20 °C nahezu unbegrenzt lagerfähig!)


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 40<br />

Für die Probenvorbereitung und die Elektrophorese<br />

Probenpuffer pH 8,0<br />

Konzentration g/100 ml<br />

Tris 0,01 M 0,121<br />

EDTA, di-Na-Salz 0,001 M 0,029<br />

SDS 2 % 2<br />

Glycerin 20 % 20 ml<br />

Bromphenolblau 0,005 % 5 ml einer 0,1 % Lsg.<br />

MilliQ-Wasser ad 95 ml<br />

Probenpuffer mit ß-Mercaptoethanol ist nur wenige Tage lagerfähig! Daher wird Ihnen die<br />

Stammlösung ohne ß-Mercaptoethanol zur Verfügung gestellt. Das ß-Mercaptoethanol geben<br />

Sie erst direkt vor Versuchsbeginn zu.<br />

ß-Mercaptoethanol 5 % 5 ml<br />

Da nur wenig Probenpuffer benötigt wird, reicht 1ml Probenpuffer pro Versuchstag,<br />

also 950 µl Probenpuffer-Stammlösung + 50 µl ß-Mercaptoethanol mischen (Abzug!).<br />

Elektrodenpuffer (10x) pH 8,4<br />

Konzentration g/l<br />

Glycin 1,92 M 144<br />

Tris 0,25 M 30,3<br />

SDS 1 % 10<br />

Der Elektrodenpuffer muß am Versuchstag 1:10 verdünnt werden. Es reicht eine Menge<br />

von 1l <strong>für</strong> beide Versuchsgruppen!<br />

Molekulargewichtsstandard<br />

Es kommt ein "Broad Range" Standard zum Einsatz. Im folgenden werden die enthaltenen<br />

Proteine mit Ihren Molekulargewichten sowie ein typisches Bandenmuster auf einem SDS-<br />

Gel gezeigt.


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 41<br />

Färbung des Gels: Schnellfärbung mit Mikrowellenprotokoll<br />

Färbelösung: SimplyBlue SafeStain (Invitrogen)<br />

Precision Plus � unstained Marker<br />

Lösung Lagerort Bemerkung<br />

Acrylamid-Stammlösung Kühlschrank, 50 ml Falcon-Röhrchen -<br />

Probenpuffer ohne<br />

Mercaptoethanol<br />

von Bio-Rad<br />

Protein MW (kDa)<br />

250<br />

150<br />

100<br />

75<br />

50<br />

37<br />

25<br />

20<br />

15/10<br />

Laborbank, 50 ml Falcon-Röhrchen Mercaptoethanol-<br />

Zugabe!<br />

Sammelgelpuffer Laborbank, 50 ml Falcon-Röhrchen -<br />

Trenngelpuffer Laborbank, 50 ml Falcon-Röhrchen -<br />

10 x Elektrodenpuffer Blaue Box, 1l-Flasche Verdünnen!<br />

TEMED Kühlschrank, 50 ml Falcon-Röhrchen -<br />

APS-Lösung Gefrierteil, Eppendorfgefäß -<br />

3.3. Durchführung<br />

Die Übung „Diskontinuierliche Gelelektrophorese nach Lämmli“ findet an zwei aufeinanderfolgenden<br />

Versuchstagen statt. Der zweite Teil des Versuchs wird parallel mit Übung 4 (Western-Blotting)<br />

durchgeführt. Folgende Aufgaben stehen jeweils an:


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 42<br />

1. Tag � Zusammenbau der Gelkassetten und Gießen der Gele (2 Gele/ Gruppe)<br />

� Fertigstellung der Lösungen zur Elektrophorese, soweit noch nicht<br />

gebrauchsfertig (s.o.!)<br />

� Verdünnung und Vorbereitung der Proteinproben zur Elektrophorese<br />

� Durchführung der Elektrophorese (Parallel hierzu findet die Vorbesprechung<br />

statt)<br />

� Färben des Gels in der Mikrowelle<br />

2. Tag � Trocknen des Gels<br />

3.3.1. Gießen der Gele<br />

Zur Vorbereitung räumen Sie die Laborbank im Abzug, auf der Sie <strong>das</strong> Gel gießen, völlig frei<br />

und legen einige Papier-Einmalhandtücher unter. Sie stellen an diesem Platz nur die benötigten<br />

Geräte und Lösungen bereit! Diese Maßnahmen helfen, Kontaminationen bzw. deren<br />

Verschleppung zu vermeiden und ermöglichen ggf. eine einfache Dekontamination.<br />

1.) Gelkassetten gemäß Anleitung in den Gießstand einsetzen. Gewünschte Gelhöhe (Trenngel<br />

sollte ca. 1cm unter den Probentaschen enden) mit einem wasserfesten Stift markieren<br />

(an der Außenseite der dickeren Platte).<br />

2.) Sie gießen ein Gel mit einer Totalacrylamidkonzentration von 10%. Die in der Tabelle<br />

angegebenen Mengen reichen <strong>für</strong> die Herstellung von zwei Mini-Gelen.<br />

Zusammensetzung Trenngel:<br />

Acrylamid-<br />

Stammlsg.<br />

10 % T<br />

(ml <strong>für</strong> 15 ml Gel<br />

= 2 Mini-Gele)<br />

4,9<br />

Trenngelpuffer 3,75<br />

Wasser 6,2<br />

TEMED 0,015<br />

APS (10 %) 0,15<br />

3.) Hierzu werden Acrylamid-Lösung, Puffer und Wasser nach den Angaben in der Tabelle<br />

in ein beschriftetes 50 ml Plastikschraubgefäß zusammenpipettiert und gemischt. Bevor


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 43<br />

Sie die Polymerisation durch Zugabe von TEMED und APS auslösen, stellen Sie sicher<br />

daß Sie alles Nötige <strong>für</strong> die weiteren Schritte (Einfüllen des Gels und Überschichten mit<br />

Wasser) bereitliegen haben! Dann wird TEMED und zuletzt APS zugegeben und nochmals<br />

gemischt. Jetzt muß zügig gearbeitet werden! Das Gemisch bis zur Markierung in<br />

die Gelkassetten füllen und vorsichtig mit Wasser überschichten. So erhalten Sie eine absolut<br />

glatte und gerade Geloberkante. Die Pipettenspitze, die Sie zum Pipettieren des Acrylamids<br />

verwendet haben, werfen Sie nach dem Gießen des Gels in <strong>das</strong> 50ml-<br />

Schraubgefäß mit dem restlichen Gel, um alle Acrylamidreste durch Polymerisation zu<br />

inaktivieren. Das Trenngel ist polymerisiert, wenn die Trennlinie zwischen Gel und Wasser<br />

deutlich zu sehen ist.<br />

4.) Wenn <strong>das</strong> Trenngel auspolymerisiert ist entfernen Sie <strong>das</strong> Wasser darüber und stellen Sie<br />

in analoger Weise <strong>das</strong> Sammelgel her:<br />

Zusammensetzung Sammelgel:<br />

Acrylamid-<br />

Stammlsg.<br />

4% T<br />

(ml <strong>für</strong> 10 ml)<br />

1,3<br />

Sammelgelpuffer 2,5<br />

Wasser 6,1<br />

TEMED 0,01<br />

APS (10 %) 0,1<br />

Füllen Sie den verbleibenden Raum über dem auspolymerisierte Trenngel mit Sammelgel-Lösung<br />

übervoll auf. Setzen Sie dann die Taschenformer (“Kämme”) in die Kassetten<br />

ein und drücken den Kamm ganz hinein.<br />

5.) Wenn <strong>das</strong> Sammelgel auspolymerisiert ist, können Sie die Glasplatten mit dem Gel aus<br />

dem Gießstand entnehmen. Dann zeichnen Sie die Taschen des Gels mit einem wasserfesten<br />

Stift auf der großen Glasplatte an, um Ihnen <strong>das</strong> Auftragen der Proben nach dem<br />

Entfernen des Kamms zu erleichtern.


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 44<br />

3.3.2. Probenvorbereitung <strong>für</strong> die SDS-Elektrophorese<br />

Jede Gruppe belädt zwei Gele, dazu werden unterschiedliche Proben hergestellt.<br />

� Für <strong>das</strong> Gel, <strong>das</strong> später mit Coomassie Blue angefärbt wird, wird der Überstand einer<br />

100‘000�g Zentrifugation eines E.coli-Lysates aufgetragen. Vorher müssen die Pro-<br />

ben allerdings noch weiter verdünnt werden. Da die Proben so zu konzentriert sind,<br />

stellen sie bitte von der Probe eine 1:2, 1:4 und 1:8 Verdünnung mit MilliQ-Wasser<br />

her, 100 µl Gesamtvolumen reichen dabei <strong>für</strong> beide Gruppen.<br />

� Für <strong>das</strong> zu blottende Gel wird eine fertige Probe mit unbekannter Konzentration an<br />

BSA (bovines Serumalbumin) ausgegeben. Um diese quantifizieren zu können, stellen<br />

sie bitte aus dem Feststoff BSA zunächst eine Stock-Lösung mit einer Konzentration<br />

von 10 mg/ml her. Aus dieser Lösung stellen sie eine Standardreihe (jeweils 1000<br />

µl) mit den Konzentrationen 25, 50, 75, 100, 150 und 200 µg/ml her, um die unbekannte<br />

Probe anschließend quantifizieren zu können.<br />

� Nach dem Verdünnen des E.coli-Lysats und der BSA-Lösung werden 100 µl der jeweiligen<br />

Lösung mit 100 µl fertigen Probenpuffer (mit Mercaptoethanol!) versetzt, so<br />

<strong>das</strong>s Sie von beiden Reihen ein finales Volumen von 200 µl haben. Der Probenpuffer<br />

enthält Glycerin, welches eine höhere Dichte als Wasser besitzt, und somit ein Einsinken<br />

der Probe in die Tasche ermöglicht. Die Molekulargewichtsstandards liegen bereits<br />

fertig vor.<br />

� Nach Zugabe des Puffers werden die Proben gemischt und 5 Minuten im Heizblock erhitzt.<br />

Tip: Einstechen des Deckels mit einer Kanüle verhindert <strong>das</strong> Aufspringen des<br />

Deckels!<br />

� Nach dem Abkühlen werden die Proben 2 Minuten bei 15‘000�g zentrifugiert, um evtl.<br />

vorhandene Partikel zu sedimentieren. Diese würden sonst Streifen im Gel verursachen.<br />

� Von jeder fertigen Probe mit Mercaptoethanol werden 20 µl aufgetragen. In die äußersten<br />

Taschen wird der Proteinstandard aufgetragen; je 5 µl Unstained Marker auf dem<br />

Coomassie-Gel, je 2 µl All-Blue auf dem Western Blot-Gel.


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 45<br />

3.3.3. Durchführung der Elektrophorese<br />

1.) Die fertigen Gele werden aus dem Gießstand herausgenommen und auf die Dichtungen<br />

am Elektrodenrahmen gesetzt (kurze Platte nach innen, darauf achten, daß die Dichtung<br />

richtig sitzt!). Dieser wird dann in die Klemmvorrichtung gebracht und bei gleichzeitigem<br />

Druck nach unten auf den Elektrodenrahmen (siehe Abbildung auf der Vorrichtung!)<br />

werden die Klammern geschlossen. Das Herunterdrücken stellt sicher, daß die Dichtungen<br />

gut mit den Kanten der kurzen Glasplatten abschließen. Der Kamm kann nun entfernt<br />

werden. Diese Einheit wird bis kurz unter den Rand mit Elektrodenpuffer (1x, also<br />

Stammlösung 1/10 mit Wasser verdünnen; 0,5l werden benötigt) gefüllt, so <strong>das</strong>s dieser in<br />

die entstandenen Taschen fließt. Prüfen Sie, ob der innere Puffertank dicht ist!<br />

Aufbau der Mini-PROTEAN 3 Kammer (BioRad)<br />

2.) Danach tragen Sie die Proben mit der Pipette auf.


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 46<br />

3.) Wenn alle Proben aufgetragen sind: Den äußeren Tank bis zur Markierung mit Elektrodenpuffer<br />

füllen, den Deckel aufsetzen (paßt nur richtig herum!) und Kabel an Stromversorger<br />

anschließen (auf Polung achten!). Die Elektrophorese dauert bei konstant 200 V<br />

etwa 45-60 Minuten. Sie ist beendet, wenn der Frontmarker Bromphenolblau den unteren<br />

Rand des Gels erreicht hat. Dann: Strom abschalten! Sicherheitsdeckel abnehmen, den<br />

Einsatz mit den Gelen herausnehmen, den inneren Puffertank ausleeren und die Gelkassetten<br />

ausbauen. Zum Entnehmen der Gele aus den Glaskassetten nur Plastikspatel verwenden!<br />

Mit diesen kann die kleine Glasplatte aufgehebelt werden. Bei allen weiteren<br />

Operationen <strong>das</strong> Gel nur noch mit befeuchteten Handschuhen berühren, da es sonst irreversibel<br />

beschädigt wird. Das Gel liegt dann auf der großen Platte. Dann <strong>das</strong> Gel welches<br />

mit Coomassie gefärbt werden soll über einer Schale mit MilliQ-Wasser von der Glasplatte<br />

lösen und in <strong>das</strong> MilliQ-Wasser hineingleiten lassen, <strong>das</strong> Gel, <strong>das</strong> geblottet wird,<br />

wird in eine Schale mit Transferpuffer gegeben.<br />

4.) Die Gele in MilliQ werden in der Mikrowelle erhitzt bis <strong>das</strong> Wasser fast kocht, anschließend<br />

eine Minute geschüttelt. Das MilliQ wird getauscht und die Prozedur noch zweimal<br />

wiederholt. Anschließend werden ca. 20 ml Färbelösung auf die Gele gegeben, ebenfalls<br />

kurz erhitzt und <strong>für</strong> 5 min geschüttelt. Zum Schluss werden die Gele über Nacht zur Entfärbung<br />

des Hintergrunds in MilliQ gelagert. Das andere Gel wird über Nacht in Transferpuffer<br />

gelagert und am nächsten Tag geblottet.<br />

3.3.4. Einschweißen der Gele (zweiter Versuchstag)<br />

1.) Die Gele werden am nächsten Tag im Geltrockner im Heißluftstrom getrocknet werden.<br />

Zur Auswertung kann an einem Kopiergerät oder Scanner ein Bild des Gels auf Papier<br />

übertragen werden.<br />

3.4. Auswertung/ Protokoll<br />

� Ordnen Sie die Proteine des Molekulargewichtsstandards unter Angabe der Molekülmasse<br />

und log(MW) den Banden des Standards im Gel zu (in Kopie des Gels die Banden<br />

kennzeichnen!)


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 47<br />

� Erstellen Sie durch Auftragung von log(MW) gegen die relative Beweglichkeit u<br />

(Laufstrecke der jeweiligen Bande / Laufstrecke Front) eine Eichgerade Ihrer Standardproteine.<br />

� Bestimmen Sie mit Hilfe der Eichgerade die Molekulargewichte von fünf Proteinen Ihrer<br />

Wahl in Ihren Proben! Achten Sie bei der Erstellung der Eichgeraden auf eine sinnvolle<br />

Skalierung der Achsen! Die von Ihnen ausgewählten Proteine müssen in der Kopie Ihres<br />

Gels eindeutig markiert sein!<br />

� Bewerten Sie kurz <strong>das</strong> Ergebnis.


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 48<br />

3.5. Kurzzusammenfassung der Sicherheitsinformationen<br />

Kurzzusammenfassung Sicherheitsinformationen<br />

Stoff Kennzeichen/ Klassifizierung<br />

sowie R-Sätze bzw. H-Sätze<br />

Acrylamid<br />

Bis-Acrylamid<br />

Ammoniumperoxidisulfat<br />

Dodecylsulfat-Natriumsalz<br />

(SDS)<br />

TEMED<br />

Signalwort: „Gefahr“<br />

H350, H340, H361f, H301,<br />

H372, H332, H312, H319, H315,<br />

H317<br />

Signalwort: „Achtung“<br />

H302<br />

Signalwort: “Gefahr”<br />

H272, H302, H315, H319, H335,<br />

H334, H317<br />

Signalwort: “Gefahr”<br />

H228, H302, H311, H315, H319,<br />

H335<br />

Signalwort: „Gefahr“<br />

H225, H332, H302, H314<br />

Verwendete Menge/ Konzentration<br />

pro <strong>Praktikum</strong>stag und Gruppe<br />

6,3 ml Lösung mit 30% (m/v) Acrylamid<br />

und 0.8% (m/v) Bisacrylamid<br />

(Verhältnis 37,5:1)<br />

= 300 mg/ ml Acrylamid und 8 mg/<br />

ml Bis-Acrylamid<br />

500 µl Lösung mit 10% (m/v)<br />

APS<br />

Bestandteil div. Puffer. Max. Menge: 1 l<br />

Lösung mit 1% (m/v) SDS (Elektrodenpuffer),<br />

Max. Konz.: 2% (m/v) SDS (Probenpuffer)<br />

< 100 µl Reinsubstanz


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 49<br />

ß-Mercaptoethanol<br />

Signalwort: „Gefahr“<br />

H301, H310 + H330, H315,<br />

H318, H410<br />

< 100 µl Reinsubstanz<br />

Durch weitere in der Übung vorkommende und nicht in dieser Tabelle genannte Stoffe sind bei Handhabung<br />

der Reagenzien nach üblichem Laborstandard keine besonderen Gefahren zu erwarten.<br />

Sicherheitsmaßnahmen:<br />

� üblicher Laborstandard (Laborkittel, Schutzbrille…, s. Allgemeine Betriebsanweisung)<br />

und<br />

� Einmalhandschuhe (Nitrilhandschuhe) tragen und bei Kontamination sofort wechseln/<br />

Hände waschen<br />

� unter gekennzeichnetem Abzug arbeiten<br />

� gekennzeichnete Pipetten benutzen<br />

� Abfall in gekennzeichnete Behälter


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 50<br />

Zusammenfassung:<br />

3.6. Literatur<br />

1) Raymond S., Weintraub L., Science 130 (1959) 711<br />

2) Ornstein L., Ann. NY Acad. Sci. 121 (1964) 321-349<br />

3) Davies BJ., Ann NY Acad. Sci. 121 (1964) 404-427<br />

4) Maurer R.H. Disk Elektrophorese, W. d Gruyter Berlin 1968<br />

5) Lämmli, U.K., Nature 227 (1970) 680-685<br />

6) Wagner H., Blasius E. Hersg. Praxis der elektrischen Trennmethoden, Springer Verlag,<br />

Berlin Heidelberg (1989) 1-2, 223-261


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 51<br />

7) T. Andrews, Electrophoresis<br />

8) Westermeier, R., Elektrophorese-<strong>Praktikum</strong>, VCH Weinheim 1990


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 52<br />

4 BC-4: Western-Blotting: Proteintransfer und Immundetektion<br />

4.1. Allgemeines<br />

Das Western-Blotting wurde von Tombin und Renard 1979 eingeführt und bezeichnet den<br />

Vorgang der Übertragung von Proteinen (Protein-„Flecken“ = Blots) auf eine Membran mit<br />

anschließender Immundetektion. Die Bezeichnung Western-Blotting geht auf den Namen des<br />

Erfinders der Blotting-Technik namens Southern zurück, der die Methode 1971 <strong>für</strong> die Auftrennung<br />

von DNA-Fragmenten und nachfolgender Hybridisierung als Southern-Blotting<br />

eingeführt hat. In Anlehnung an seinen Namen wurde die entsprechende Auftrennung von<br />

RNA-Fragmenten ironisierend Northern-Blotting genannt und <strong>das</strong> Proteinblotting eben Western-Blotting.<br />

Dabei werden die im Gel aufgetrennten Proteine (vergl. Übung 3: Diskontinuierliche<br />

SDS-Elektrophorese nach Lämmli) über Elektrotransfer auf einen Träger (z. B.<br />

Nitrocellulose- oder PVDF-Membran) übertragen und <strong>für</strong> die nachfolgende Immundetektion<br />

immobilisiert. Durch <strong>das</strong> Anlegen eines elektrischen Feldes wandern die Proteine aus dem<br />

Acrylamidgel heraus und bleiben auf der Membran haften. Wichtig ist, <strong>das</strong>s bei der Übertragung<br />

die Proteine auf dem Träger in derselben geometrischen Anordnung erscheinen, wie sie<br />

nach Auftrennung im Gel vorliegen. Diese in der Molekularbiologie weithin angewendete<br />

Methode ist äußerst vielseitig, da auch Proteine aufgetrennt und immundetektiert werden<br />

können, die unter physiologischen Bedingungen unlöslich sind (z. B. Membranproteine).<br />

Blot-Membranen:<br />

Die am häufigsten verwendeten Blot-Memberanen bestehen aus Nitrocellulose, Polyvinylidendifluorid<br />

(PVDF) oder positiv geladenem Nylon ( + Nylon). Die Membranen binden Proteine<br />

durch hydrophobe (Nitrocellulose), hydrophile (PVDF) oder ionische Wechselwirkungen<br />

( + Nylon). Selbst Peptide mit nur 20 Aminosäuren haften noch auf Nitrocellulose. Im Vergleich<br />

zum Gel ist die Membran leicht handzuhaben und aufzubewahren.


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 53<br />

Blotting +<br />

Detektion<br />

Acrylamidgel, Coomassie-Färbung Nitrocellulose-Membran nach elektrophoretischem<br />

Transfer und Immunodetektion<br />

Anmerkung: Vor dem Blotting-Vorgang werden Proteine im Gel nicht mittels Coomassie angefärbt. Die Färbung<br />

wird nur <strong>für</strong> direkten Nachweis der Proteine im Acrylamidgel verwendet und ist hier zur Veranschaulichung<br />

dargestellt.<br />

Immundetektion:<br />

Im Gegensatz zu Proteinfärbemethoden mittels Coomassie-Blue oder Silber können einzelne<br />

Proteine nach dem Elektrotransfer auf die Nitrocellulose-Membran durch Reaktion mit einem<br />

spezifischen Antikörper selektiv nachgewiesen werden. Zuvor müssen allerdings unspezifische<br />

Proteinbindungsstellen der Blotmembran abgesättigt werden, in dem die Membran vor<br />

der Inkubation mit dem spezifischen Antikörper in einer Lösung „geblockt“ wird, die Magermilchpulver,<br />

BSA (= Bovine Serum Albumin) oder FCS (= Fetal Calf Serum) enthält.<br />

Bei der anschließenden Inkubation der Membran mit dem spezifischen Serum bzw. Antikörper<br />

reagiert nur <strong>das</strong> gesuchte Protein (Antigen) mit dem Antikörper. Dabei kommt es zur Bildung<br />

eines Protein-Antikörper-Komplexes auf der Membran.


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 54<br />

Der visuelle Nachweis erfolgt dann durch die Inkubation der Membran mit einem sekundären<br />

Antikörper, der gegen <strong>das</strong> IgG-Protein gerichtet ist und außerdem mit einem Enzym, z. B.<br />

einer alkalischen Phosphatase, gekoppelt ist. Dieses Enzym katalysiert eine Reaktion an den<br />

Farbstoffen BCIP (= 5-Bromo-4-Chloro-3-indolylphosphat) und NBT (= Nitroblau Tetrazolium).<br />

Durch die katalytische Aktivität des Enzyms wird die Phosphatgruppe des BCIP abgespalten,<br />

gleichzeitig wird durch die alkalische Phosphatase NBT reduziert. In<br />

dephosphorylierter Form erscheint BCIP blau, die reduzierte Form von NBT bildet einen violetten<br />

schwerlöslichen Niederschlag, gemeinsam ergeben beide Frabstoffe ein blauviolettbraunes<br />

Präzipitat, welches an der Stelle, an der <strong>das</strong> primär nachzuweisende Protein lokalisiert<br />

ist, ausfällt.<br />

Da sich die Methode mit NBT/BCIP nur bedingt zur Quantifizierung unbekannter Proteinproben<br />

eignet, werden wir einen, mit einem im Nahinfrarotbereich detektierbaren Farbstoff<br />

gekoppelten 2. Antikörper verwenden und den Blot anschließend per NIR-Scan (Nearinfrared:<br />

680 bzw. 800 nm) auf einem Licor Odyssey ® Gerät auswerten. Das Verfahren hat<br />

den Vorteil einer geringeren Nachweisgrenze gegenüber der Färbung mit NBT/BCIP, außerdem<br />

kann der Blot zweifarbig (rot und grün) detektiert werden.<br />

(Bild aus der Broschüre „Odyssey ®“ der Firma Licor entnommen.)


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 55<br />

4.2. Puffer und Lösungen<br />

Odyssey ® Blocking Buffer LI-COR, Cat. #927-40000 +4°C<br />

Tween ® -20, 10% (v/v) Lösung<br />

in Wasser<br />

PBS 0.1% Tween 9.55g 1000ml Milli Q Wasser,<br />

1ml Tween<br />

PBS 9.55g 1000ml Milli Q water<br />

1. Antikörper<br />

Infrared (IR)-labeled 2. Antikörper<br />

Transfer buffer w/o SDS 12.5x<br />

Transfer buffer 1x<br />

RT<br />

RT<br />

Lagerung<br />

Fa. LI-COR Lichtgeschützt lagern!, + 4°C<br />

37.9g Tris<br />

180g Glycin<br />

ad 1000ml MilliQ Wasser<br />

200ml of 12.5x stock ad 2000ml<br />

MilliQ Wasser + 500ml MeOH<br />

Antikörper-Lösungen:<br />

Prim. AK-Lösung<br />

Volumen<br />

Blocking Buffer 10 ml<br />

Tween 20 10% 0,1 ml<br />

Prim. AK 0,01 ml<br />

Sek. AK-Lösung<br />

PBS<br />

Volumen<br />

10 ml<br />

SDS 10% 0,02 ml<br />

Tween 20 10% 0,1 ml<br />

Sek. AK 0,01 ml<br />

RT<br />

RT


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 56<br />

Molekulargewichtsstandards:<br />

All Blue � Marker von Bio-Rad<br />

Protein MW (kDa)<br />

250<br />

150<br />

100<br />

75<br />

50<br />

37<br />

25<br />

20<br />

15/10<br />

4.3. Durchführung<br />

Wegen des hohen Gefährdungspotentials von Acrylamid in den Gelen stets Handschuhe tragen!<br />

Tankblotting:<br />

Es wird eine Elektroelution mittels Tankblotting (im Gegensatz zum Halbtrockenverfahren)<br />

durchgeführt.<br />

Das vorbereitete Gel wird kurz im Transferpuffer inkubiert. Die Membran wird kurz im Wasser<br />

und dann im Blotpuffer (= Transferpuffer) equilibriert. In einer Plastikwanne wird von<br />

unten nach oben folgendes „Sandwich“ aufgebaut:<br />

Sandwich packen:<br />

� Den „Sandwicher“ mit der schwarzen Seite nach unten in die Plastikwanne legen,<br />

Transferpuffer in die Wanne einfullen<br />

� Schwamm darauflegen (dabei an die oberen Schrauben anstoßen)


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 57<br />

� 4 Lagen Transferpuffer-getränktes Filterpapier (in der Größe des Gels) auflegen<br />

- Transferpuffer darübergießen<br />

� SDS-Polyacrylamidgel (blauer Rand oben) auflegen<br />

- Transferpuffer darübergießen<br />

� Nitrocellulose-Membran (in der Größe des Gels) auflegen<br />

- Membran kurz mit Wasser tränken, dann mit Transferpuffer<br />

- Membran auf dem Gel mittig ansetzen, möglichst keine Luftblasen einschlie-<br />

ßen<br />

- Transferpuffer darübergießen<br />

- Mit Fingerrücken die Luft herausstreichen<br />

� 3 Lagen Transferpuffer-getränktes Filterpapier auflegen<br />

- Transferpuffer darübergießen<br />

� Schwamm auflegen<br />

� Sandwicher zumachen (drücken und nicht verkanten, an den Seiten darf nichts heraus-<br />

stehen)<br />

Blotting Apparatur:<br />

Pro Blottingtank werden zwei Sandwicher eingesetzt<br />

� Sandwicher und Einsatz: black to black<br />

� Kühlsystem an schwarze Seite des Einsatzes setzen<br />

� Rührfisch in Blottingtank geben, den Tank in einer Plastikwanne auf dem Magnetrührer<br />

platzieren<br />

� Transferpuffer einfüllen bis knapp unter den oberen Rand<br />

� den Transferpuffer auf der Kammer entfernen<br />

� rühren lassen<br />

� Deckel schließen, Zuordnung der Polung beachten: black to black<br />

� Spannungsgeber programmieren:<br />

- 95 V<br />

- 230 mA als Obergrenze<br />

- 1h 20 min


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 58<br />

Kühlsystem<br />

Einsatz mit Sandwicher<br />

Mini Trans-Blot � Schwamm<br />

„Sandwicher“<br />

Apparatur <strong>für</strong> Western-Blotting (Bio-Rad)<br />

Blottingtank<br />

Nach Abschluß der Elektrophorese: Strom abschalten! Sicherheitsdeckel abnehmen, den<br />

Einsatz mit den Membranen herausnehmen, den Puffertank ausleeren und die Sandwicher<br />

ausbauen. Zum Entnehmen der Membran eine Pinzette verwenden, nicht mit den Fingern<br />

(auch nicht mit Handschuhen) anfassen, da sonst Protein-Fingerabdrücke auf der Membran<br />

erscheinen! Die verwendeten Filterpapiere und <strong>das</strong> Acrylamidgel entsorgen (Feststofftonne!),<br />

Schwämme, Sandwicher und den Tank unter fließendem Wasser ausspülen.<br />

Membran 5-10 min mit TBS-Puffer waschen, um mögliche Transferpuffer-Reste zu entfernen.<br />

Blocken: (Das Blocken und die Inkubation mit dem Erstantikörper wird nicht im <strong>Praktikum</strong><br />

durchgeführt, da es zu zeitintensiv wäre)<br />

Vor der Inkubation der Membran in der Antikörper-Lösung wird diese zur Absättigung der<br />

restlichen Proteinbindungsstellen der Blotmembran 1h in Blocking Buffer geschwenkt.<br />

� 1 h in Blocking-Lösung schwenken<br />

� Membran <strong>für</strong> mind. 12 h in Lösung mit primärem Antikörper schwenken<br />

Diese aufeinanderfolgenden Schritte erfolgen unter leichter Bewegung der Membran, um<br />

ständige Benetzung zu gewährleisten.<br />

Detektion:<br />

� 4 x 5 min mit PBS-Tween waschen (zum Entfernen von ungebundenem prim. AK)<br />

� Membran <strong>für</strong> 45 min in Lösung mit sekundärem Antikörper schwenken<br />

� 4 x 5 min in PBS-Tween waschen (LICHTGESCHÜTZT!!!)


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 59<br />

� 1 x 5 min in PBS ohne Tween (LICHTGESCHÜTZT!!!)<br />

Danach kann die Membran auf dem Licor Odyssey ® eingescannt werden.<br />

4.4. Auswertung<br />

� Das gescannte Gel wird direkt auf dem Odyssey ® Rechner quantifiziert. Die Daten<br />

können wahlweise ausgedruckt oder als Datei mitgegeben werden (USB-Stick nicht<br />

vergessen!!).<br />

� Aus den ermittelten Intensitäten der Standardverdünnungen müssen sie eine Eichgerade<br />

erstellen, mit deren Hilfe sie die unbekannte Probe quantifizieren können.<br />

� Protokoll/Ansage: beschrifteter Ausdruck des Blots, Eichgerade, nachvollziehbare<br />

Rechnung und Endergebnis der unbekannten Probe.


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 60<br />

Kurzzusammenfassung Sicherheitsinformationen<br />

Stoff Kennzeichen/ Klassifizierung<br />

sowie R-Sätze bzw. H-Sätze<br />

Acrylamid<br />

Methanol reinst<br />

Signalwort: „Gefahr“<br />

H350, H340, H361f, H301,<br />

H372, H332, H312, H319, H315,<br />

H317<br />

Verwendete Menge/ Konzentration<br />

pro <strong>Praktikum</strong>stag und Gruppe<br />

Spuren im Gel<br />

500ml Reinsubstanz, daraus 2,5l<br />

20% (v/v) Lösung in Puffer<br />

Signalwort :<br />

“Gefahr”<br />

H225, H331, H311, H301, H370<br />

Durch weitere in der Übung vorkommende und nicht in dieser Tabelle genannte Stoffe sind bei Handhabung<br />

der Reagenzien nach üblichem Laborstandard keine besonderen Gefahren zu erwarten.<br />

Sicherheitsmaßnahmen:<br />

� üblicher Laborstandard (Laborkittel, Schutzbrille…, s. Allgemeine Betriebsanweisung)<br />

und<br />

� Einmalhandschuhe tragen und bei Kontamination sofort wechseln/ Hände waschen<br />

� Abfall in gekennzeichnete Behälter<br />

4.5. Literatur<br />

1) Lottspeich, F., Zorbas, H. Bioanalytik, Spektrum Verlag, Heidelberg Berlin 1998<br />

2) Kleber, H.-P., Schlee, D., Schöpp, W. Biochem. <strong>Praktikum</strong>, Fischer Verlag, Jena 1997<br />

3) Rehm, H. Der Experimentator: Proteinbiochemie / Proteomics, Spektrum Verlag, Heidelberg<br />

Berlin 2002<br />

4) Wagner H., Blasius E. Hersg. Praxis der elektrischen Trennmethoden, Springer Verlag,<br />

Berlin Heidelberg (1989) 1-2, 223-261


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 61<br />

5 BC-5: ELISA (enzyme linked immunosorbent assay)<br />

5.1. Einleitung<br />

In der Molekularbiologie spielen Antikörper (oder Immunglobuline) eine wichtige Rolle.<br />

Durch die hochspezifische Reaktion zwischen Antikörper und Antigenen sind sie <strong>das</strong> Mittel<br />

der Wahl bei der Analyse von biologischen Extrakten.<br />

5.1.1. Das Immunsystem<br />

Um den Körper effektiv gegen Krankheiten und Infektionen zu schützen, muss <strong>das</strong> Immunsystem<br />

eine Infektion erkennen und sie schnellstmöglich stoppen und eliminieren. Diese Aufgabe<br />

wird von beiden, dem angeborenen und dem adaptiven Immunsystem erledigt.<br />

Die erste Barriere <strong>für</strong> eindringende Bakterien bilden die Haut und die Schleimhäute. Sie sind<br />

dicht von Mikroorganismen besiedelt, so <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Ansiedeln von Keimen oder Erregern weitgehend<br />

unterbunden wird. Schafft es ein Erreger, z.B. durch eine kleine Wunde in den Körper<br />

einzudringen, wird er zuerst von dem angeborenen Immunsystem angegriffen. Die ersten Zellen,<br />

die auf die Infektion regieren sind die Phagozyten, z.B. Makrophagen, sie erkennen und<br />

töten eingedrungene Mikroorganismen ab. Währendessen schütten sie Cyto- und Chemokine<br />

aus, um weitere Immunzellen sowie <strong>das</strong> Komplementsystem zu rekrutieren.<br />

Zwar nicht so schnell aber viel effektiver als <strong>das</strong> angeborene Immunsystem, ist <strong>das</strong> adaptive<br />

Immunsystem. Zu dem adaptiven Immunsystem gehören die B- und T- Lymphozyten. Wird<br />

ein Antigen von einem membranständigen B-Zell Rezeptor (Antikörper der Klasse M) gebunden,<br />

so differenziert diese zur Plasmazelle. Plasmazellen produzieren große Mengen von<br />

löslichen Antikörpern, die die gleiche Antigenspezifität besitzen wie die gebundenen Rezeptoren.<br />

Wird eine T-Zelle über ihren Rezeptor aktiviert, so kann sie in drei verschiedene T-Zell Formen<br />

differenzieren. Die cytotoxischen T-Zellen töteten infizierte körpereigene Zellen, die T-<br />

Helferzellen aktivieren andere Immunzellen und die regulatorischen T-Zellen regulieren die<br />

Aktivität des Immunsystems.


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 62<br />

5.1.2. Struktur der Antikörper<br />

Antikörper bzw. Immunglobuline sind Y-förmige Proteine, sie bestehen aus zwei molekular<br />

identischen schweren und zwei identischen leichten Polypeptidketten. Die beiden schweren<br />

Ketten und jeweils eine leichte und eine schwere Ketten sind durch Disulfidbrücken kovalent<br />

verbunden.<br />

Die Arme der Y-Struktur bestehen aus den Aminoenden der vier Ketten, an deren Enden die<br />

Antigenbindestellen liegen. Diese Bereiche beinhalten hypervariable Bereiche, die sich bei<br />

jedem Antikörper unterscheiden, sie bestimmen die Spezifität des Antikörpers. Man geht davon<br />

aus, <strong>das</strong>s der Mensch 10 11 verschiedene Antikörperspezifitäten besitzt.<br />

Der Stamm der Y-Struktur besteht aus den C-terminalen Domänen der beiden schweren Ketten.<br />

Dieser Bereich variiert strukturell kaum und wird deswegen als konstante Region bezeichnet.<br />

Die konstante Region des Antikörpers bestimmt zum einem die Hauptform (Isotyp)<br />

des Antikörpers und löst bei Antigenbindung verschiedene immunologische Effektormechanismen<br />

gegen <strong>das</strong> erkannte Antigen aus.<br />

Es gibt fünf Isotypen von Immunglobulinen, die auf die Aktivierung unterschiedlicher Immunwirkungsmechanismen<br />

spezialisiert sind, Immunglobulin M (IgM), Immunglobulin D<br />

(IgD), Immunglobulin G (IgG), Immunglobulin A (IgA) und Immunglobulin E (IgE). Die<br />

Arme und der Stamm der Y-Struktur werden durch einen wenig strukturierten Bereich verbunden,<br />

er sorgt <strong>für</strong> eine große räumliche Flexibilität des Antikörpers (außer Immunglobulin<br />

M und E).<br />

Abb.1: Struktur eines Antikörpers am<br />

Beispiel des Immunglobulin G.<br />

Der Aufbau ist achsensymmetrisch aus<br />

je zwei leichten und zwei schweren<br />

Polypeptidketten. Die Ketten bestehen<br />

aus einer variablen und einer (leichte)<br />

bzw. drei (schwere Kette) konstanten<br />

Regionen. . Zwischen der ersten und<br />

zweiten konstanten Region der<br />

schweren Kette befindet sich eine<br />

Gelenkregion, die so genannte Hinge-<br />

Region. Sie verbindet die<br />

Antigenbindende und <strong>das</strong> konstante<br />

Fragment. Hypervariable Regionen der<br />

leichten und schweren Kette bilden die<br />

zwei identischen<br />

Antigenbindungsstellen


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 63<br />

5.1.3. Antigen/Antikörper Bindung<br />

Antigene sind Bakterien, Vieren oder andere große Moleküle. Antikörper binden nicht <strong>das</strong><br />

komplette Antigen, sonder nur einen bestimmten Bereich, <strong>das</strong> so genannte Epitop. Die meisten<br />

Antigene besitzen verschiedene Epitope und eine Immunreaktion ist gegen eine Vielzahl<br />

von ihnen gerichtet. Haptene sind kleine Moleküle, die zwar von Antikörpern erkannt werden,<br />

jedoch zu klein sind um eine Immunantwort hervorzurufen.<br />

Die Bindung zwischen Antikörper und Antigen ist reversibel und beruht auf Wasserstoffbrücken,<br />

elektronischen und hydrophoben Wechselwirkungen. Diese Bindungskräfte können<br />

sehr hohe Affinitäten erreichen, die hochspezifisch auf ein bestimmtes Epitop wirken. Damit<br />

es zu einer Bindung kommen kann, müssen die Epitope auf der Antigenoberfläche zugänglich<br />

sein und Epitop und Antigenbindungsstelle müssen komplementär zu einander sein.<br />

Aus diesen Gründen nutzt man die Antigen/Antikörper Bindung <strong>für</strong> effiziente und spezifische<br />

Nachweisverfahren, den Immunoassays. Zum Nachweis des entstandenen Antikörper-<br />

Antigen-Komplexes werden markierte Antikörper oder Antigene eingesetzt. Zur Markierung<br />

können Radioisotope, Enzyme, die die Reaktionen zu chromogenen Reaktionsprodukten katalysieren,<br />

oder fluoreszierende Farbstoffe eingesetzt werden.<br />

.<br />

Abb. 2: Antigene können verschiedene Epitope tragen


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 64<br />

5.1.4. Antigenerkennung durch T-Lymphozyten<br />

Im Gegensatz zu den B-Lymphozyten<br />

und Antikörpern können T-Lymphozyten<br />

T-Zell-<br />

T-Zellnicht<br />

direkt an <strong>das</strong> vollständige Antigen Rezeptor<br />

Rezeptor<br />

binden.<br />

Peptid<br />

CD8<br />

Peptid<br />

CD4<br />

Sie können Antigene nur erkennen, wenn<br />

Fragmente des Antigens durch so genannte<br />

Antigen-präsentierenden Zellen (APC)<br />

MHC I<br />

MHC II<br />

präsentiert werden.<br />

Diese Antigene können von Viren stam-<br />

antigenpräsentierende Zelle antigenpräsentierende Zelle<br />

men, die sich in der körpereigenen Zelle vermehren oder die Antigen-präsentierende Zelle hat<br />

<strong>das</strong> Antigen endozytotisch aufgenommen. Befinden sich in einer Zelle nun fremde Proteine,<br />

so können sie als Peptid-Fragmente von MHC-Molekülen der Klasse I oder II gebunden und<br />

als MHC-I/II-Peptid-Komplex an die Zelloberfläche gebracht werden. MHC-I Moleküle präsentieren<br />

Antigenfragmente von z.B. Viren. Die MHC-I Komplexe werden durch die CD8<br />

Co-Rezeptoren der cytotoxischen T-Zellen erkannt. Die cytotoxischen T-Zellen töten erkannte,<br />

infizierte Zellen um eine Ausbreitung des Virus zu verhindern. Bis auf die roten Blutkörperchen<br />

exprimieren alle Körperzellen MHC-I Moleküle.<br />

MHC-II Moleküle werden von spezialisierten Zellen des Immunsystems exprimiert. Über<br />

diesen Komplex werden extrazelluläre Antigene präsentiert, die z.B. endozytotisch aufgenommen<br />

wurden. Der MHC-II Komplex wird von den CD4 Co-Rezeptoren der T-<br />

Helferzellen erkannt. Die T-Helferzellen aktivieren die erkannten Antigen-präsentierenden<br />

Immunzellen.<br />

5.1.5. Herstellung monoklonaler Antikörper<br />

cytotoxische CD8-T-Zelle<br />

CD4-T-Helferzelle<br />

Man kann Antikörper gegen fast jede Substanz erzeugen. Meist verwendet man aber als Antigen<br />

Proteine, denn nur sie können eine vollständige Immunantwort auslösen. Zur Antikörperproduktion<br />

werden meistens Mäuse mit dem Antigen immunisiert. Um einen hohen<br />

Serumtiter an hochaffinen Antikörpern zu erhalten sind mehrere Antigen-Applikationen notwendig.<br />

Die Immunogenität von Antigenen lässt sich z.B. durch Freundsches Adjuvanz (Öl-


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 65<br />

in-Wasser-Emulsion mit abgetöteten Mycobakterien) verstärken. Antigene mit einem Molekulargewicht<br />

von weniger als 10kDa wirken in der Regel nur schwach immunogen und werden<br />

daher an einen hochmolekularen Träger (Serumalbumin) gekoppelt. Im Blut werden die<br />

Antigene von der Milz, einem lymphatischen Organ mit vielen Lymphozyten, festgehalten.<br />

Die B-Lymphozyten der Milz sezernieren nun spez. Antikörper. Sobald der Antikörper-Titer<br />

hoch genug ist, wird der Maus die Milz entnommen.<br />

In Anwesenheit von PEG (Polyethylenglykol) fusioniert man die Milzzellen mit unsterblichen<br />

Myelomzellen (Tumor der Plasmazellen). Die Myelomzellen hat man vorher so selektiert,<br />

<strong>das</strong>s sie selber keine Antikörper produzieren. Bei der Fusionierung entstehen<br />

Hybridome, die sich unbegrenzt vermehren und kontinuierlich Antikörper produzieren können.<br />

Diese Hybridzellen werden mit Hilfe von Substanzen selektiert (HAT-Selektion: Hypoxanthin,<br />

Aminopterin, Thymidin), die die unfusionierten Myelomzellen abtöten. Da die<br />

unfusionierten Milzzellen eine beschränkte Lebensdauer besitzen, sterben sie ebenfalls ab.<br />

Die Hybridome testet man anschließend auf ihre Antikörperproduktion. Antikörper als extrazelluläre<br />

Moleküle können im Kulturmedienüberstand nachgewiesen werden. Nach Vereinzelung<br />

kloniert man Zellen mit der gewünschten Spezifität und lässt sie in Massenkulturen<br />

wachsen, um große Antikörpermengen zu erhalten. Jedes Hybridom leitet sich als Klon von<br />

einem einzigen B-Lymphozyt ab, deshalb besitzen alle Antikörper, die es produziert, die gleiche<br />

Struktur und richten sich gegen <strong>das</strong> gleiche Epitop (Stelle am Antigen, an die sich der<br />

Antikörper anlagert; auch antigene Determinante genannt). Diese Antikörper sind daher monoklonal.<br />

5.1.6. Immunologische Testprinzipien<br />

Immunologische Tests sind Ligandenbindungsassays, es erfolgt somit der Nachweis einer<br />

Substanz mit einem Antikörper. Antikörper können in einem Säugetierorganismus nur gebildet<br />

werden, wenn <strong>das</strong> Antigen eine Immunreaktion verursacht. Das Antigen muss dem Organismus<br />

fremd sein und ein Molekulargewicht > 3000 g /mol haben. Antigen und Antikörper<br />

bilden einen Komplex / ein Agglutinat. Dieser ist meist nicht direkt detektierbar und muss mit


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 66<br />

einer Indikatorreaktion sichtbar gemacht werden. Die Tests teilt man nach der Art dieser Indikatorreaktion<br />

ein:<br />

� Latexagglutinationstest: Der Antikörper ist an farbige Latexpartikel gebunden.<br />

� Präzipitationstest: Der Antigen-Antikörperkomplex wird mit einem zweiten Antikörper,<br />

der gegen ein anderes Epitop des Antigens gerichtet ist, präzipitiert. Komplexe aus zwei<br />

Antikörpern und einem Antigen heißen Sandwichkomplexe.<br />

� ELISA (Enzyme-linked Immunosorbent Assay): Der Antikörper ist an ein Enzym (z.B.<br />

alkalische Phosphatase) gebunden. Die Detektion erfolgt durch die enzymatische Umsetzung<br />

eines Substrates zu einem farbigen Produkt (z.B. mit einem p-Nitrophenylphosphat).<br />

Die alkalische Phosphatase hydrolisiert Phosphorsäureester, sie arbeiten am effektivsten<br />

bei einem alkalischen pH. Sie entfernt Phosphat-Gruppen von verschiedenen Molekülen.<br />

Das verwedete Substrat in diesem Versuch ist ein p-Nitrophenylphosphat, durch Abspaltung<br />

eines Phosphates ensteht p-Nitrophenol, welches schwach gelb ist.<br />

� SPIA-Test (Soluble particle immunoassay): Silberpartikel verändern durch die Agglutination<br />

ihre Farbe.<br />

� Hämagglutinationstest: Visualisierung des Agglutinats durch Erythrozyten.<br />

5.1.7. ELISA (enzyme linked immunosorbent assay)<br />

Ein Nachweisverfahren <strong>das</strong> auf einer enzymatischen Farbreaktion beruht, ist der ELISA Test.<br />

Es gibt zwei Hauptvarianten der ELISA- Technik:<br />

1. Indirekter ELISA<br />

Mit dem indirekten ELISA werden spezifische Antikörper in<br />

einer Probe nachgewiesen. Das Antigen wird hierbei auf dem Boden<br />

einer Mikrotiterplatte fixiert. Nach Aufgabe der Probe, wird<br />

mit einem enzymgekoppelten Antikörper der gesuchte Antikörper<br />

nachgewiesen. Eine positive Probe zeigt einen Farbumschlag, eine<br />

negative hingegen nicht.<br />

Enzym Enzym Enzym<br />

Antigen


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 67<br />

2. Sandwich ELISA (direkter ELISA)<br />

Der Sandwich ELISA ist die zweite Variante der ELISA Technik.<br />

Hierbei benötigt man zwei monoklonale Antikörper, die<br />

unterschiedliche Epitope des gleichen Antigens binden. Einer der<br />

Antikörper wird am Plattenboden fixiert. Nach Aufgabe der Probe<br />

und Bindung des Antigens<br />

an den 1. Antikörper wird der 2. enzymgekoppelte Antikörper<br />

aufgetragen, auch er bindet <strong>das</strong> Antigen. Es entsteht ein so genanntes<br />

Sandwich. Nach Zugabe des Substrates kann bei positiven Proben ein<br />

Farbumschlag beobachtet werden.<br />

Um ein schwaches Farbsignal zu verstärken, kann mit drei Antikörpern<br />

gearbeitet werden. Bei dieser Variante ist der zweite Antikörper<br />

nicht enzymgekoppelt. In einen weiteren Schritt wird ein dritter<br />

Antikörper aufgetragen, der enzymgekoppelte ist und den zweiten<br />

Antikörper polyklonal bindet.<br />

5.2.1. Puffer<br />

Coating-Puffer: 100mM pH 9,6<br />

3,03g Na2CO3<br />

6,00g NaHCO3<br />

add 1l Milli Q H2O<br />

Wasch-Puffer: 1 x PBS + 0,05% Tween 20<br />

Blocking-Puffer: 1 x PBS + 5% BSA (bovine serum albumine)<br />

Diethanolamine-Puffer 1M pH 9,8<br />

97ml Diethanolamine<br />

100mg MgCl2<br />

add 1l Milli Q H20


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 68<br />

1. Antikörper Mouse Anti-Taq-Polymerase Antikörper<br />

Novagen 71088<br />

2. Antikörper Anti-Mouse IgG (whole molecule)-Alkaline Phosphatase<br />

Sigma Aldrich CN: A3562<br />

Substrat: p-Nitorphenylphosphat<br />

Bovine Serum Albumin (BSA) Stammlösung: 1mg/ml<br />

5.2.2. Versuchsbeschreibung:<br />

1. Der Coatingpuffer in der Platte wird über dem Spülbecken ausgeleert, noch verbleibende<br />

Tropfen werden durch Aufschlagen der umgedrehten Platte auf einem Papiertuch<br />

entfernt. Anschließend werden die Wells 3x mit 200µl Waschpuffer gefüllt und<br />

wieder ausgeleert.<br />

2. Um noch freie Bindungsstellen abzusättigen werden die Wells mit 200µl PBS/BSA gefüllt<br />

und die Platte abgedeckt 2h bei RT inkubiert.<br />

(Diese Schritte werden von dem Assistenten am Vormittag des Versuchtages durchgeführt.)<br />

3. Nach der Inkubation mit PBS/BSA folgen drei Waschschritte (siehe 1.) (3x 200µl<br />

Waschpuffer).<br />

4. Stellen Sie während die Platte gewaschen wird 3,5ml der 1. Antikörperverdünnung<br />

her. Der Novagen Taq-Polymerase Antikörper wird 1:5000 mit Waschpuffer verdünnt.<br />

Es werden 200µl der Verdünnung in die Wells gegeben. Es folgt eine<br />

30min Inkubation der abgedeckten Platte bei 37°C.


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 69<br />

5. Anschließend wird die Platte drei Mal gewaschen, (siehe 1) um nicht gebundene 1.<br />

Antikörper zu entfernen.<br />

6. Während der drei Waschschritte werden 3,5ml der 2. Antikörperverdünnung hergestellt.<br />

Der Anti-Mouse IgG (whole molecule) - Alkaline Phosphatase wird 1:5000 mit<br />

Waschpuffer verdünnt. Es werden 200µl pro Well aufgetragen. Anschließend wird die<br />

Platte abgedeckt und 30min bei 37°C inkubiert.<br />

7. Während die Platte gewaschen wird stellen Sie 3,5ml der Substratverdünnung her. Die<br />

Verdünnung enthält 1mg/ml pNPP (4-Nitrophenyl phosphat di(2-amino-2-ethyl-1,3propandiol)<br />

in Diethanolamin-Puffer.<br />

Nach der Inkubation folgen drei Waschritt (siehe 1.), der ungebundene 2. Antikörper<br />

entfernen soll.<br />

8. Im letzten Schritt werden 200µl pNPP Verdünnung in jedes Well gegeben. Die Platte<br />

wird mit Alufolie abgedeckt und 20 min bei RT inkubiert.<br />

9. Während der Inkubation wird eine BSA Verdünnungsreihe hergestellt. Dabei wird die<br />

Stammlösung 1mg/ml mit MQ- Wasser verdünnt. Folgende Konzentrationen werden<br />

hergestellt: 100µg/ml; 200µg/ml; 300µg/ml; 400µg/ml und 500µg/ml.<br />

10. BCA (Bicinchoninic Acid) Test zur Konzentrationsbestimmung der Taq-Polymerase.<br />

Auf eine 2. Platte werden <strong>für</strong> eine Doppelbestimmung je 2 Mal 10µl der Elutionsfraktion<br />

1,3 und 6 und je 2 Mal 10µl der BSA Verdünnungsreihe aufgetragen. Pro Well<br />

werden 200µl der BCA A/B Lösung benötigt. BCA Lösung A und B werden im Verhältnis<br />

50:1 gemischt. Berechnen Sie die benötigte Menge der Lösung.<br />

11. Nach 30min Inkubation bei 37°C wir die Platte im Tecan Platten Reader bei einer<br />

Wellenlänge von 562nm ausgelesen.


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 70<br />

12. Für <strong>das</strong> Protokoll der Versuche 5 und 8:<br />

a. Wie wurde die Taq Polymearse aufgereinigt?<br />

b. Wie wurde die Hitzestabilität ausgenutzt?<br />

c. Kurze Beschreibung des Trennprinzips beider Chromatographien.<br />

d. Welche Art von ELISA wurde durchgeführt? Kurze Beschreibung!<br />

e. Welche Antikörper wurden verwendet?<br />

f. Welches Substrat wird von dem Enzym (gekoppelt an Antikörper) umgesetzt?<br />

g. Wie ensteht der Farbumschlag? Reaktion und Produkt.<br />

h. In welchen Fraktionen der Elution erwarten Sie <strong>das</strong> Protein und warum?<br />

i. Entspricht <strong>das</strong> Ergebnis des ELISA dem erwarteten Elutionsverhalten?<br />

j. Erklären Sie <strong>das</strong> Prinzip des BCA Testes. Reaktion und Produkt.<br />

k. Geben Sie die Taq Polymerase Konzentration der jeweiligen Fraktionen an.<br />

l. Eichgerade und Rechenweg der Konzentrationsbestimmung bitte angeben.<br />

m. Fehlerdiskussion!<br />

5.3. Fragen zur Selbstkontrolle<br />

1. Wie ist <strong>das</strong> Immunsystem eines Menschen aufgebaut?<br />

2. Wie ist ein Antikörper aufgebaut?<br />

3. Wie werden monoklonale Antikörper hergestellt?<br />

4. Wie binden Antikörper ein Antigen?<br />

5. Wie werden Antigene durch T-Lymphozyten erkannt?<br />

6. Welche immunologischen Testprinzipien kennen Sie?<br />

7. Welche ELISA – Techniken kennen Sie?<br />

8. Wie ensteht der Farbumschlag der positiven Proben?<br />

9. Erklären Sie <strong>das</strong> Prinzip des BCA Testes.


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 71<br />

5.4. Kurzzusammenfassung der Sicherheitsinformationen<br />

Stoff Kennzeichen/ Klassifizierung sowie R-<br />

Sätze bzw. H-Sätze<br />

Natriumcarbonat<br />

Natriumhydrogencarbonat<br />

Diethanolamin<br />

Magnesiumchlorid<br />

Signalwort: “Achtung”<br />

H319<br />

Signalwort: “Achtung”<br />

H319<br />

Signalwort: „Gefahr“<br />

H302, H373, H315, H318<br />

Angabe nach alter EU-Verordnung: Kein<br />

gefährliches Produkt im Sinne der Richtlinie<br />

67/548/EWG.<br />

S-Satz: S 30.<br />

Noch keine Angaben nach EU-GHS-<br />

Verordnung verfügbar.<br />

Verwendete Menge/ Konzentration<br />

pro <strong>Praktikum</strong>stag und<br />

Gruppe<br />

Coating-Puffer:<br />

3,5 ml Puffer pH 9,6, mit 0,3%<br />

(m/v) Natrium-carbonat und 0,6%<br />

(m/v) Natriumhydrogencarbonat<br />

(100 mM Carbonat).<br />

Es werden pro Gruppe 10-15 ml<br />

zur Verfügung gestellt.<br />

Diethanolamin-Puffer: 3,5ml Puffer<br />

pH 9,8 mit 9,7% (v/v) Diethanolamin<br />

(=1M) und 0.01% (m/v)<br />

MgCl2.<br />

Es werden pro Gruppe 10-15 ml<br />

zur Verfügung gestellt.<br />

4-Nitrophenylphosphat als Angabe nach alter EU-Verordnung: 3,5ml Diethanolamin-Puffer mit<br />

Salz mit 2 Äquivalenten 2- Keine gefährliche Substanz oder Zube- 0,1% (m/v) DNPP.<br />

amino-2-ethyl-1,3reitung<br />

im Sinne der EG-Richtlinien Es werden pro Gruppe 10-15 ml<br />

propandiol (pNPP)<br />

67/548/EWG oder 1999/45/EG.<br />

Noch keine Angaben nach EU-GHS-<br />

Verordnung verfügbar.<br />

zur Verfügung gestellt.<br />

Durch weitere in der Übung vorkommende und nicht in dieser Tabelle genannte Stoffe sind bei Handhabung<br />

der Reagenzien nach üblichem Laborstandard keine besonderen Gefahren zu erwarten.


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 72<br />

Sicherheitsmaßnahmen<br />

� üblicher Laborstandard (Laborkittel, Schutzbrille…, s. Allgemeine Betriebsanweisung)<br />

� Aufgrund des pH-Wertes der verwendeten Lösungen (alkal. Puffer) wird besonders auf<br />

die Verwendung der Schutzbrille hingewiesen<br />

� Bei Kontamination sofort Hände waschen.<br />

� Keine Handschuhe erforderlich bei ordnungsgemäßem Versuchsablauf (D. h. kontaminationsfreie<br />

Handhabung der Lösungen mit Eppendorf-Pipetten)<br />

5.5.Literatur<br />

� Janeway: Immunobiology<br />

� Schütt: Grundwissen Immunologie<br />

� Karlson: Biochemie<br />

� Pindur: Klinische Chemie<br />

� Dörner: Klinische Chemie<br />

� Dingermann: Gentechnik,Biotechnik


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 73<br />

6 BC-6: Kompetitive PCR<br />

6.1. Einleitung<br />

Im Jahre 1983 fand der Biochemiker Kary B. Mullis eine Möglichkeit zur Replikation kleiner,<br />

definierter DNA-Abschnitte in vitro mit Hilfe einer bakteriellen DNA-Polymerase. Ganz<br />

in Analogie zur Replikation in vivo werden die Einzelstränge zuerst voneinander getrennt und<br />

anschließend die Synthese des jeweils fehlenden Partnerstranges durch Oligonukleotide<br />

„geprimed“ (DNA-Polymerasen können nur an vorhandene 3‘-Enden anknüpfen, nicht jedoch<br />

einen Strang de novo aufbauen) und damit die DNA verdoppelt. Wiederholt man den Vorgang<br />

n-fach vermehrt sich die DNA exponentiell (2 n ). Theoretisch lässt sich so ausgehend<br />

von wenig Material eine unbegrenzte Zahl identischer Moleküle erzeugen. Dieses Verfahren<br />

wurde als Polymerase Chain Reaction (PCR) bekannt. Da die Trennung der Doppelstränge in<br />

vitro durch Erhitzen auf über 90° C erfolgt, wurde <strong>das</strong> in der Anfangszeit verwendete Enzym<br />

aus E. coli bei jedem Zyklus denaturiert und mußte neu zugegeben werden. Den endgültigen<br />

Durchbruch brachte die Einführung thermostabiler Polymerasen aus thermophilen Bakterien<br />

(ursprünglich aus Thermus aquaticus, Taq-Polymerase genannt; heute finden Enzyme aus<br />

verschiedenen Quellen Anwendung), die ihre Aktivität auch über viele Zyklen behalten. Damit<br />

war die PCR automatisierbar.<br />

Bei einem typischen PCR-Ansatz hat man zumindest einige Sequenzinformation über <strong>das</strong><br />

interessierende DNA-Fragment. So kann man Oligonukleotide (Länge ca. 20 Basen) herstellen,<br />

die komplementär zu Sequenzen sind, die den zu amplifizierenden Abschnitt flankieren<br />

(jeweils „forward“ und „reverse Primer“). Nach der Trennung der beiden Stränge durch Erhitzen<br />

auf 90 – 95° C wird die Probe dann auf eine niedrigere Temperatur abgekühlt, bei der<br />

die Primer mit den ihnen komplementären Sequenzen hybridisieren können. Diese Temperatur<br />

ist, zumindest theoretisch, aus der Primersequenz errechenbar. Die Synthese des neuen<br />

Stranges erfolgt anschließend beim Temperaturoptimum des Enzyms (70 – 72° C). Da auch<br />

eine Taq-Polymerase beim Erhitzen Aktivität verliert, sind nicht beliebig viele Zyklen möglich.<br />

In der Praxis werden in der Regel 20 – 35 Zyklen durchgeführt. Danach häufen sich<br />

falsch eingebaute Basen und teilamplifizierte Sequenzen zu sehr an. Aber natürlich kann man<br />

die so erhaltene DNA in einem neuen PCR-Ansatz erneut amplifizieren…


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 74<br />

5’<br />

3’<br />

3’<br />

5’<br />

Ausgangsmaterial:<br />

doppelsträngige DNA<br />

1. Schritt:<br />

“Schmelzen”, Trennen der Stränge<br />

durch Erhitzen<br />

2. Schritt:<br />

Abkühlen zum Andocken der Primer<br />

3. Schritt:<br />

Erhitzen zur Synthese des<br />

komplementären Stranges<br />

durch die Polymerase<br />

(Temperaturoptimum).<br />

1. Zyklus<br />

2. Zyklus:<br />

Schritte 1-3 wiederholen<br />

Primer<br />

den Primern komplementäre Sequenzen<br />

Prinzip der PCR. Nach dem 2. Zyklus werden vornehmlich Stränge gebildet, die am 5‘-Ende einen Primer und<br />

am 3‘-Ende die dem anderen Primer komplementäre Sequenz tragen.<br />

Viele spezielle PCR-Verfahren <strong>für</strong> unterschiedliche Aufgaben wurden inzwischen entwickelt<br />

(siehe Handout). Eines davon ist die sog. kompetitive PCR. Sie dient üblicherweise dazu, die<br />

Menge an Transkript (mRNA) eines bestimmten Gens zu bestimmen. Dazu wird die mRNA<br />

aus den Zellen isoliert und in cDNA (cDNA = copyDNA) umgeschrieben. Die Menge an<br />

cDNA kann dann quantifiziert werden. Die Amplifikation eines DNA-Fragmentes ist von<br />

vielen Faktoren abhängig (Qualität des Enzyms, Primersequenz, Hybridisierungstemperatur,<br />

Genauigkeit der Temperierung in der PCR-Maschine, etc.). Auch Unterschiede in der Effektivität<br />

der Amplifikation werden sich mit jedem Zyklus verstärken, so <strong>das</strong>s eine winzige Dif-


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 75<br />

ferenz zwischen zwei Ansätzen letztendlich zu sehr verschiedenen Ausbeuten führen kann.<br />

Und selbst, wenn es gelingt, diese Unterschiede zu minimieren, so ist die Menge an Amplifikat<br />

doch nur ein relatives Maß <strong>für</strong> die Transkriptmenge, erlaubt aber noch keine Aussage<br />

darüber, wie groß die molare Konzentration war. Abhilfe kann nur ein interner Standard<br />

schaffen. Dieser ist natürlich ein DNA-Abschnitt, der unter den gleichen Bedingungen amplifizierbar<br />

sein muss, also als Minimalforderung auch die gleichen flankierenden Sequenzen<br />

besitzt wie <strong>das</strong> zu quantifizierende Fragment, damit die Primer „passen“. Ansonsten sollten<br />

die beiden Amplifikate später leicht zu unterscheiden sein. Da die anschließende Analyse des<br />

Ergebnisses üblicherweise mittels Gelelektrophorese erfolgt, bedeutet <strong>das</strong>, die amplifizierten<br />

Fragmente sollten sich hinreichend in ihrer Größe unterscheiden. Werden in einem PCR-<br />

Ansatz beide DNAs eingesetzt (als template, Matritze), so konkurrieren sie um alle anderen<br />

Resourcen darin (Primer, Enzym). Deshalb der Name „kompetitive“ PCR. Der interne Standard<br />

wird auch Kompetitor genannt. Die Signalintensität, also die DNA-Menge nach der<br />

Amplifikation, ist abhängig von der Ausgangsmenge. Ist mehr Standard- als Proben-DNA im<br />

Ansatz, wird <strong>das</strong> Standardfragment stärker amplifiziert, und umgekehrt. Mit der bekannten<br />

Konzentration des Standards kann aus dem Verhältnis der Amplifikatmengen die Konzentration<br />

des gesuchten Fragmentes bestimmt werden.<br />

Lg (rel. Signalstärke)<br />

0<br />

Lg (eingesetzte Konz. Kompetitor)


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 76<br />

„Relative Signalstärke“ steht dabei <strong>für</strong> den Term: (SignalstärkeStandard / SignalstärkeProbe) x k.<br />

Der Korrekturfaktor k muß eingeführt werden, weil die Intensität der Färbung proportional<br />

der DNA-Menge ist. Das größere Fragment liefert also ein entsprechend stärkeres Signal als<br />

<strong>das</strong> kleinere.<br />

Ist z.B. <strong>das</strong> zu quantifizierende Fragment (im folgenden „Probe“ genannt) 300 Basenpaare<br />

(bp) lang und beim Kompetitor wird nur ein 200 bp Fragment amplifiziert, so ist k = 1,5.<br />

Für y = 0 gilt:<br />

wegen lg 1 = 0 folgt:<br />

� Signal<br />

lg<br />

�<br />

�<br />

� Signal<br />

Signal<br />

Signal<br />

Standard � k �<br />

Probe<br />

Standard<br />

Probe<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�k�1 k � SignalStandard � SignalProbe<br />

Das heißt, da mathematisch gesehen <strong>das</strong> Signal eine Funktion der Konzentration ist, die Konzentration<br />

von Probe und Standard sind am Abszissenschnittpunkt gleich, wenn es <strong>für</strong> Standard<br />

und Probe die gleiche Funktion ist. In molekularen Begriffen: Voraussetzung ist, <strong>das</strong>s<br />

Probe und Standard gleich effizient amplifiziert werden! Um dieser Voraussetzung möglichst<br />

nahe zu kommen, sollten sich die Sequenzen möglichst ähnlich sein.<br />

In unserem Fall soll die Konzentration eines Fragmentes des Primärtranskriptes des humanen<br />

5-Lipoxygenase-Gens in einer cDNA-Präparation bestimmt werden. Die Sequenz des Fragmentes<br />

ist bekannt. Seine Größe beträgt 4459 bp. Die Primer sind so gewählt, <strong>das</strong>s ein Amplifikat<br />

von 266 bp entsteht. Als Kompetitor wird <strong>das</strong> gleiche Fragment verwendet, <strong>das</strong> durch<br />

Einfügen einer ebenfalls bekannten Sequenz zwischen den Andockstellen der Primer um 100<br />

bp verlängert wurde. Das Amplifikat, <strong>das</strong> vom Kompetitor stammt, ist also 366 bp lang.<br />

0


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 77<br />

6.2. Material / Reagenzien<br />

Enzym<br />

Taq DNA-Polymerase (NatuTec GmbH, Frankfurt), aus Thermus aquaticus. Stammlösung in<br />

„Storage buffer“ (50 mM Tris-HCl pH8; 0,1 mM EDTA; 1 mM Dithiothreitol (DTT); 50 %<br />

Glycerin (v/v); 0,5 % Igepal CA-630) bei –20° C gelagert.<br />

Konzentration der Stammlösung: 50 U/µl; Definition der Unit: 1 U ist die Menge Polymerase,<br />

die 10 nmol dNTPs in 30 Minuten bei 72° C unter Standardbedingungen (bestimmter Puffer,<br />

„aktivierte“ DNA aus Kälberthymus als Substrat) in säureunlösliche Form (= DNA)<br />

überführt.<br />

Vor Verwendung in unserem PCR-Ansatz wird <strong>das</strong> Enzym 1:50 vom Assistenten verdünnt.<br />

Von der verdünnten Lösunge werden pro Vial 2 µl eingesetzt.<br />

10x PCR-Reaktionspuffer<br />

500 mM KCl; 100 mM Tris-HCl, pH 8,3; 20 mM MgCl2; 0,1 % Gelatine<br />

Primer<br />

Beide Primer werden vom Assistenten 1:20 mit autoklaviertem Wasser verdünnt zur Verfügung<br />

gestellt. Von der verdünnten Lösung werden je 2 µl pro Vial eingesetzt.<br />

Kompetitor<br />

Diese Sequenz von 4559 bp (4459 bp Lipoxygenase-Fragment, verlängert um 100 bp) wurde<br />

in <strong>das</strong> Plasmid pT7T3 18 U inseriert, um es mit Hilfe dieses Vektors in Bakterien vermehren<br />

zu können. Die Gesamtgröße des Plasmids beträgt: 4559 bp + 2883 bp Vektor = 7442 bp. Das<br />

mittlere Molekulargewicht eines Basenpaares ist 660 g/mol.<br />

Sie bekommen eine Verdünnungsreihe des Kompetitors mit 10 pg/µl, 5 pg/µl und 1 pg/µl<br />

vorgelegt. Berechnen Sie die Anzahl der Moleküle des Kompetitors in jedem Ihrer Ansätze!


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 78<br />

TAE (Tris/Acetat/EDTA)-Puffer (10x) pH 8,0<br />

Tris 48,4 g<br />

Essigsäure (konz.) 11,4 ml<br />

0,5 M EDTA (pH 8,0) 20 ml<br />

=> ad 1 l mit H2O<br />

Probenpuffer (Gel Loading Buffer) (6x)<br />

Bromphenolblau 0,25 %<br />

Glycerin 30 %<br />

6.3. Durchführung<br />

6.3.1. PCR<br />

Bei einer kompetitiven PCR wird üblicherweise in allen Ansätzen die gleiche Menge der<br />

Probe eingesetzt (also der Lösung mit dem zu quantifizierenden Fragment) und die Konzentration<br />

des Kompetitors variiert. Um sicher zu gehen, <strong>das</strong>s die Konzentration der Probe im<br />

Bereich der Kompetitor-Verdünnungsreihe liegt, werden wir sie hier einmal unverdünnt und<br />

einmal 1:5 mit autoklaviertem Wasser verdünnt einsetzen (vom Assistenten vorbereitet). Außerdem<br />

wird als Kontrolle auf Kontamination ein blank, eine Leerprobe ohne DNA, mitgeführt.<br />

Um Ihnen zu demonstrieren, <strong>das</strong>s tatsächlich etwas amplifiziert wird (und nicht etwa<br />

die später gefundene DNA schon vorher vorhanden war), stellen Sie einen weiteren Ansatz<br />

her, bei dem Sie kein Enzym zugeben. Um alle Ansätze so vergleichbar wie möglich zu halten<br />

(und sich außerdem eine Menge Arbeit zu ersparen) wird zunächst ein „Master-Mix“ aus<br />

den Komponenten hergestellt, die in allen Ansätzen enthalten sind. Alle Lösungen immer im<br />

Eisbad halten, alles auf Eis pipettieren! Nur autoklavierte Pipettenspitzen verwenden, immer<br />

Handschuhe tragen, um Kontamination des Materials zu vermeiden!


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 79<br />

Pro Ansatz benötigen Sie:<br />

? µl 10x Puffer (= 10x PCR)<br />

1 µl dNTP-Mix<br />

2 µl forward Primer (= FP A5)<br />

2 µl reverse Primer (= RP A6)<br />

2 µl Taq-Polymerase<br />

? µl autoklaviertes Wasser<br />

Von Probe und Kompetitor werden jeweils 2 µl pro Ansatz zugegeben. Um ein Gesamtvolumen<br />

von 50 µl pro Ansatz zu erhalten wird mit autoklaviertem Wasser aufgefüllt.<br />

Pipettierschema A:<br />

Vial Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8<br />

Probe A unv. unv. unv. 1:5 verd 1:5 verd 1:5 verd – unv.<br />

Kompetitor 10 pg/µl 5 pg/µl 1 pg/µl 10 pg/µl 5 pg/µl 1 pg/µl – 10 pg/µl<br />

Pipettierschema B:<br />

Vial Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8<br />

Probe B unv. unv. unv. 1:3 verd 1:3 verd 1:3 verd – unv.<br />

Kompetitor 9 pg/µl 3 pg/µl 1 pg/µl 9 pg/µl 3 pg/µl 1 pg/µl – 9 pg/µl<br />

Achtung: In vial Nr. 8 kommt kein Enzym (Also kein Mastermix, da dieser ja <strong>das</strong> Enzym<br />

bereits enthält!) Dieser Ansatz soll Ihnen ja zeigen, <strong>das</strong>s es ohne Amplifikation keine Banden<br />

gibt.<br />

Zunächst wird die jeweilige DNA (Probe und Kompetitor) in die Reaktionsgefäße pipettiert,<br />

danach der Mastermix (1-7).


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 80<br />

Ein PCR-Gerät ist nichts anderes, als ein mikroprozessorgesteuerter Trockenheizblock mit<br />

zusätzlicher Peltierkühlung. Bei vielen Geräten (so auch bei unserem) ist der Deckel des Probenraumes<br />

heizbar. Dies verhindert, <strong>das</strong>s aus dem Reaktionsansatz Wasser verdampft und am<br />

Deckel des Vials kondensiert. Das Temperaturprogramm <strong>für</strong> unsere kompetitive PCR ist folgendes:<br />

1. Zyklus 94° C 5,0 Min.<br />

60° C 2,5 Min.<br />

72° C 3,5 Min.<br />

28 Zyklen 94° C 1,0 Min.<br />

60° C 2,5 Min.<br />

72° C 3,5 Min.<br />

Letzter Zyklus 94° C 1,0 Min.<br />

60° C 2,5 Min.<br />

72° C 10 Min.<br />

Nach dem letzten Schritt werden die Proben auf 4° C gekühlt und bei dieser Temperatur<br />

gehalten, also gewissermaßen automatisch in den Kühlschrank gestellt. Daher kann dieses<br />

Programm auch unbeaufsichtigt über Nacht laufen.<br />

6.3.2. Analyse der PCR-Produkte<br />

Die Produkte werden elektrophoretisch auf einem Agarose-Gel aufgetrennt. Da recht kleine<br />

Amplifikate erwartet werden (266 bzw. 366 bp ist klein), wird ein Gel mit 2 % Agarose hergestellt.<br />

Vorbereiten der Proben<br />

Aus jedem der PCR-Ansätze werden 10 µl entnommen und 2 µl der blauen 6x Gel-Loading-<br />

Lösung zugegeben (diese wird also sozusagen mit der Probe auf 1x verdünnt).


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 81<br />

Gießen des Gels<br />

Bereiten Sie einen Gel-Gießblock vor. Stecken Sie den Taschenformer („Kamm“, mit 16 Taschen)<br />

in die vorgesehene Halterung.<br />

Das Volumen eines Gels beträgt 80 ml. Wiegen Sie daher 1,6 g Elektrophorese-Agarose ein<br />

und füllen Sie mit 1x TAE-Puffer auf. Kochen Sie die Agarose im Mikrowellenofen auf (ist<br />

die bequemste Methode). Lassen Sie zunächst ca. 1 min bei maximaler Leistung kochen.<br />

Wenn sich beim Schwenken des Kolbens darin noch Agarosepartikel oder Schlieren zeigen,<br />

noch etwas länger kochen. Wenn die Agarose auf etwa 60° C abgekühlt ist und nicht mehr<br />

dampft (Thermometer nicht notwendig, einfach fühlen und abschätzen!) werden 0.5 µl Ethidiumbromid-Lösung<br />

zugegeben (Vorsicht! Ethidiumbromid hat akut toxische und muta-<br />

gene Eigenschaften. Beachten Sie die Hinweise des Assistenten über den richtigen<br />

Umgang damit! Tragen Sie unbedingt Nitrilhandschuhe! Lassen Sie keine Ethidiumbromidabfälle<br />

ins Abwasser oder in den Hausmüll gelangen. Alles in die gekennzeichneten<br />

Sammelgefäße!). Gießen Sie dann die Gel-Lösung in den vorbereiteten Gießblock<br />

und lassen Sie diese erstarren (ca. 15 Min.). Fertige Gele können über Nacht im<br />

Kühlschrank aufbewahrt werden.<br />

Gellauf<br />

Am zweiten <strong>Praktikum</strong>stag werden Kamm und Klebestreifen entfernt und der Block mit dem<br />

Gel in die Elektrophoresekammer eingesetzt und mit 1x TAE gefüllt, bis <strong>das</strong> Gel damit bedeckt<br />

ist. Die gesammte Probe wird jeweils in die Geltaschen pipettiert. Gegenbenfalls wird<br />

die Probe zuvor mit einer Tischzentrifuge runterzentrifugiert. Die Trennung dauert bei konstant<br />

150 mA etwa 1 h 30 min.<br />

Achten Sie darauf, <strong>das</strong>s die Stecker herausgezogen sind, bevor Sie in die Kammer hineingreifen<br />

um <strong>das</strong> Gel herauszunehmen. Die Fluoreszenz der Ethidiumbromid gefärbten Banden<br />

werden auf dem UV-Transilluminator visualisiert (Vorsicht, UV! Nicht ohne geeignete<br />

Schutzbrille oder Schutzschirm in die UV-Lampe schauen!) und fotografiert.<br />

Auswertung<br />

Für eine genaue Quantifizierung des Lipoxygenase-Fragmentes müssten Sie die Bandenstärken<br />

fluorimetrisch vermessen. Die dazu notwendige Hard- und Software können wir jedoch<br />

im <strong>Praktikum</strong> nicht zur Verfügung stellen. Sie beschränken sich daher darauf, aus Ihren An-


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 82<br />

sätzen den herauszusuchen, bei dem die Banden von Probe und Kompetitor ungefähr gleich<br />

stark sind (ggf. zwischen 2 Ansätzen interpolieren). Dies soll hier als Abschätzung genügen.<br />

Geben Sie die so ermittelte Anzahl der Moleküle des gesuchten Fragments in 1 µl der unverdünnten<br />

Probenlösung an! Den Korrekturfaktor k können Sie bei dieser Methode zwar nicht<br />

sinnvoll anwenden (so genau kann eine subjektive Beurteilung der Bandenstärke nicht sein),<br />

Sie sollen ihn aber dennoch berechnen.<br />

6.4. Fragen zur Selbstkontrolle<br />

1. Welche Komponenten sind <strong>für</strong> eine PCR mindestens nötig?<br />

2. Ablauf der PCR.<br />

3. Unterschiede und Gemeinsamkeiten von PCR und DNA-Replikation in der Zelle.<br />

4. Was ist die Besonderheit der kompetitiven PCR?<br />

5. Wieso wird ein interner Standard verwendet?<br />

6. Wie kann man DNA sichtbar machen?<br />

7. Verschiedene PCR-Methoden und deren Anwendung (Handout).<br />

6.5. Kurzzusammenfassung Sicherheitsinformationen Übung 6<br />

Stoff Kennzeichen/ Klassifizie- Verwendete Menge/ Konzentration<br />

rung sowie R-Sätze bzw.<br />

H-Sätze<br />

pro <strong>Praktikum</strong>stag und Gruppe<br />

Ethidiumbromid<br />

Signalwort :<br />

“Gefahr”<br />

H330, H341<br />

0,5 µl einer 1% Lösung auf 80 ml<br />

Gel. Endkonzentration 160 nM im<br />

Gel<br />

Durch weitere in der Übung vorkommende und nicht in dieser Tabelle genannte Stoffe sind bei Handhabung<br />

der Reagenzien nach üblichem Laborstandard keine besonderen Gefahren zu erwarten.


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 83<br />

Sicherheitsmaßnahmen:<br />

� üblicher Laborstandard (Laborkittel, Schutzbrille…, s. Allgemeine Betriebsanweisung)<br />

und<br />

� Einmalhandschuhe (Nitrilhandschuhe) tragen und bei Kontamination sofort wechseln/<br />

Hände waschen<br />

� unter gekennzeichnetem Abzug arbeiten (Ausnahmen nach Anweisung des Assistenten)<br />

� gekennzeichnete Pipetten benutzen<br />

� Abfall in gekennzeichnete Behälter.<br />

6.6. Literatur<br />

Rolf Knippers: Molekulare Genetik. Thieme Verlag, Stuttgart.


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 84<br />

7 BC-7: Der Ames Test<br />

7.1. Einleitung<br />

7.1.1. Mutationen<br />

Mutationen können bei der DNA-Replikation, -Reparatur und -Rekombination spontan auftreten.<br />

Sie können aber auch durch zahlreiche physikalische und chemische Einflüsse, sogenannte<br />

Mutagene, induziert werden. Man kennt verschiedene Genmutationstypen:<br />

� die Substitution: Austausch eines o. mehrerer Basenpaare durch ein anderes<br />

� die Deletion und die Insertion: Entfernung bzw. Addition eines oder mehrerer Basenpaare.<br />

Diese beiden Mutationstypen können zu einer Verschiebung des Leserasters führen (Frameshiftmutation).<br />

Ist ein einziges Basenpaar bei einer Mutation betroffen, spricht man von einer Punktmutation.<br />

Je nach Auswirkung unterscheidet man folgende Typen:<br />

� Stille Mutationen führen nicht zu einer Veränderung des codierten Proteins.<br />

� Missense-Mutationen liegen vor, wenn zwar keine Verschiebung des Leserasters vorliegt,<br />

aber <strong>für</strong> eine abweichende Aminosäure codiert wird. Dieser Typ entsteht meist durch Substitutionen.<br />

� Nonsense-Mutation: Hier wird ein Stopcodon eingeführt. Das resultierende Protein wird<br />

kürzer als <strong>das</strong> normale Polypeptid und höchstwahrscheinlich nicht funktionell sein.


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 85<br />

Die verschiedenen Genmutationstypen sollen durch die folgenden Beispiele verdeutlicht werden:<br />

Wildtyp Originalsatz<br />

ATG TCA TGC CCT GTA CTA GGC GCG The nun saw our cat eat the rat.<br />

Basenpaarsubstitution (missense):<br />

ATG CCA TGC CCT GTA CTA GGC GCG The sun saw our cat eat the rat.<br />

Basenpaarsubstitution (nonsense):<br />

ATG TCA TGA CCT GTA CTA GGC GCG The nun.<br />

Insertion, frameshift :<br />

ATG TCA TGG CCC TGT ACT AGG CGC G The nun sag wou rca tea tth era t.<br />

Diese Beispiele zeigen auch, <strong>das</strong>s eine Substitution nur durch eine Substitution und eine Frameshiftmutation<br />

nur durch eine Frameshiftmutation revertiert werden kann. Daher müssen im<br />

Amestest Stämme mit verschiedenen Mutationstypen verwendet werden. Dies erlaubt auch<br />

eine Klassifizierung des Wirkungsmechanismus der mutagenen Substanz.<br />

7.1.2. Amestest<br />

Um die mutagenen und carcinogenen Risiken von Chemikalien abschätzen zu können, benötigt<br />

man geeignete Testsysteme. Der schnelle und preiswerte Amestest, in dem Substanzen<br />

auf ihre Mutagenität in Bakterien überprüft werden, ergänzt epidemologische Untersuchungen<br />

und Tierversuche. 80-90% untersuchter (bekannter) Mutagene fallen im Test positiv und<br />

70-90% bekannter Nichtmutagene negativ aus. Viele Carcinogene werden erst durch Metabolisierung<br />

mit Cytochrom P-450-Oxi<strong>das</strong>en in eine reaktive Form überführt. Bakterien fehlen<br />

diese Enzyme, deshalb wird dem Testsystem ein Homogenat aus Säugetierleber (S9-Mix)<br />

zugefügt. Einige Stoffe (z.B. Dioxin) sind nicht mutagen, fördern jedoch als sogenannte Tumorpromotoren<br />

die Proliferation bereits vorhandener Krebszellen.


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 86<br />

Man verwendet im Amestest einen speziellen Stamm von Salmonella-Bakterien (S. typhimurium).<br />

Dieser Stamm ist im Gegensatz zum Wildtyp aufgrund eines Gendefekts unfähig zur<br />

Histidin-Biosynthese/histidindefizient (his - ), er ist auxotroph. Deshalb kann er sich in Histidin-freiem<br />

Minimalmedium nicht vermehren. Die Bakterien können jedoch spontan revertieren<br />

und wieder selbst Histidin produzieren. Mutagene Substanzen erhöhen <strong>das</strong> Auftreten<br />

einer solchen Reversion. Die Revertanten sind wie der Wildtyp prototroph (his + ). Damit die<br />

Sensitivität des Tests erhöht wird, tragen die Bakterien weitere Mutationen. Ihr DNA-<br />

Reparatursystem ist beschädigt (uvrB-Mutation) und <strong>das</strong> normale Zellmembran-<br />

Lipopolysaccharid (LPS) wird nicht gebildet (rfa-Mutation). Dadurch wird die Passage vieler<br />

Stoffe durch die defekte Zellwand erleichtert. Der Bakterienstamm enthält ausserdem ein<br />

Plasmid zur Ampicillin-Resistenz (pKM101), um eine Selektion ausführen zu können.<br />

Im Versuch werden zwei Salmonellenstämme verwendet (TA98, TA100). Beide Stämme<br />

tragen eine his - -Mutation mit Basenpaarsubstitution (TA100) bzw. Frameshiftmutation<br />

(TA98). Diese Mutationen liegen an verschiedenen Stellen des Operons. Ein Operon ist eine<br />

als genetische Steuer- und Regeleinheit dienende Gruppe von Genen. Es besteht aus einem<br />

Promotor, einem Operator und einem oder mehreren Strukturgenen, die meist funktionell<br />

zusammengehören. Operons gibt es ausschließlich bei Prokaryoten, bei Eukaryoten hat jedes<br />

Gen einen eigenen Promotor. Der Operator dient zur Transkriptionskontrolle indem seine<br />

Sequenz es verschiedenartigen Regulatorproteinen ermöglicht an ihn zu binden und so die<br />

Transkription zu verhindern. Die Regulatorproteine werden ihrerseits durch verschiedenste<br />

niedermolekulare Induktoren (z.B. Lactose, Aminosäuren, IPTG oder Nucleotide) aktiviert<br />

bzw. inhibiert.<br />

7.2. Materialien und Lösungen <strong>für</strong> den Ames-Test (werden zur Verfügung gestellt)<br />

Lösungen (bis auf 5x M9-Lösung sterilfiltriert):<br />

1 M MgSO4-Lösung; 20%ige Glucoselösung; 1 M CaCl2-Lösung; 1x PBS-Puffer; 5x M9-<br />

Salzlösung (64 g Na2HPO4x7H2O, 15 g KH2PO4, 2,5 g NaCl und 5,0 g NH4Cl in dem. Wasser<br />

lösen, ad 1L)


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 87<br />

LB/Amp-Platten (zur Lebendkeimzahlbestimmung, Vollmedium):<br />

25 g Life Broth Pulver und 15 g Agar-Agar auf 1L auffüllen und autoklavieren. Nach Abkühlung<br />

unter 50°C mit Ampicillin (50 mg) supplementieren; Platten giessen (30-50).<br />

M9-Minimalplatten (zur Testung der Substanzen auf Mutagenität, Minimalmedium):<br />

200 ml 5xM9-Salzlösung und 15 g Agar-Agar mit dem. Wasser auf 1L auffüllen und autoklavieren.<br />

Danach 2 ml MgSO4-Lösung (1 M), 20 ml Glucoselösung (20%), 100 µl CaCl2-<br />

Lösung (1 M) und Ampicillin (50 mg) zugeben; Platten giessen (30-50).<br />

Top-Agar:<br />

6 g Agar-Agar und 6 g NaCl auf 1L auffüllen, autoklavieren und mit Ampicillin supplementieren<br />

(50 mg); steril aliquotieren (50 ml).<br />

S9-Mix: enthält pro 10 ml<br />

1000 µl S9 (Leberhomogenat), 16 mg Glucose-6-Phosphat, 35 mg NADP, 18 mg MgCl2,<br />

27 mg KCl, 28 mg NaH2PO4, 113,6 mg Na2HPO4, mit H2O auf 10 ml auffüllen, sterilfiltrieren.<br />

0,5 mM Histidin/Biotin-Lösung:<br />

30,9 mg D-Biotin und 24,0 mg L-Histidin in 250 ml dem. Wasser lösen, sterilfiltrieren.<br />

Na-Azid-Lösung (1 mg/ml):<br />

10 mg Natriumazid in 10 ml autoklaviertem dem. Wasser lösen, sterilfiltrieren.<br />

2-Aminoanthracen (0,1 g/ml)<br />

1 g in 10 ml DMSO (Dimethylsulfoxid). Eingesetzt werden davon 2 µl ad 100 µl PBS.


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 88<br />

7.3. Durchführung<br />

Vorsicht! Einige der Substanzen, die in diesem Versuch benutzt werden sind mutagen/<br />

potentiell cancerogen. Die Substanzen nur mit Nitrilhandschuhen handhaben. Die Anweisungen<br />

des Assistenten zur Handhabung dieser Substanzen sind strikt zu befolgen!<br />

Um Kontaminationen zu vermeiden, sind alle verwendeten Materialien steril. Alle Versuchsschritte<br />

werden unter möglichst aseptischen Bedingungen durchgeführt. Platten,<br />

Lösungen und Stämme werden im <strong>Praktikum</strong> fertig zur Verfügung gestellt.<br />

7.3.1. Versuchsvorbereitungen<br />

Die Kulturen der Bakterienstämme TA98 und TA100 werden als sog. Stocks bei –70°C in<br />

30-50% Glycerol gelagert. Mit wenig abgeschabter, noch gefrorener Kultur werden 5 ml<br />

LB/Amp-Medium vom Assistenten angeimpft und über Nacht bei 37°C und 250 rpm geschüttelt<br />

und auf Eis gestellt.<br />

Lebendkeimzahlbestimmung<br />

Bei der Herstellung der Verdünnungsreihe muss unbedingt darauf geachtet werden, <strong>das</strong>s die<br />

Volumina exakt pipettiert und die Zellsuspensionen sowie ihre Verdünnungen vor dem<br />

Pipettieren gut gemischt werden. 14 Eppendorftubes (je Stamm 7) werden mit 900 µl PBS-<br />

Puffer gefüllt und nummeriert. 100 µl Zellsuspension wird in den Tubes wie folgt mit einer<br />

Verdünnungsreihe verdünnt:<br />

100 µl Suspension in 1. Tube (entspricht 10 -1 -Verdünnung)<br />

100 µl aus 1. Tube in 2. Tube 10 -2<br />

100 µl aus 2. Tube in 3. Tube 10 -3<br />

100 µl aus 3. Tube in 4. Tube 10 -4<br />

100 µl aus 4. Tube in 5. Tube 10 -5<br />

aus-<br />

100 µl aus 5. Tube in 6. Tube 10 -6<br />

plattieren<br />

100 µl aus 6. Tube in 7. Tube 10 -7 .


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 89<br />

Je 50 µl (vorher gut mischen!) aus den Verdünnungsreihen 10 -4 , 10 -5 , 10 -6 und 10 -7 werden<br />

auf beschrifteten Vollmedium-LB/Amp-Platten (BC/Gruppennummer/Datum/Verdünnung/<br />

Stamm) ausplattiert und 1 Tag bei 37°C inkubiert.<br />

Nach der Inkubation bei 37°C werden die gewachsenen Kolonien ausgezählt und die Lebendkeimzahl<br />

des jeweiligen Stammes (pro ml (!) unverdünnter (!) Kultur) berechnet.<br />

7.3.2. Mutagenisierung / Plattentest<br />

Der Plattentest findet auf den M9-Minimalplatten statt. Vor dem Ausplattieren werden die<br />

Bakterien mit Puffer, evtl. S9-Mix und den zu testenden Substanzen präinkubiert. Durch diese<br />

Präinkubation wird die Testsensitivität erhöht, da die effektive Konzentration des S9-Mix<br />

im Tube höher ist als auf der Platte und kurzlebige mutagene Metabolite eine erhöhte Chance<br />

haben, mit den Stämmen zu reagieren.<br />

Pro Gruppe wird eine unbekannte Substanz auf ihre Mutagenität getestet. Als Kontrollen<br />

werden die bekannten Mutagene Natriumazid und 2-Aminoanthracen eingesetzt. Da<strong>für</strong> werden<br />

sterile Eppendorftubes beschriftet. Folgende Lösungen werden in die Tubes pipettiert:<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12<br />

PBS-Puffer 600 µl 600 µl 100 µl 100 µl 500µl 500µl 500µl 500µl<br />

Natriumazid 100µl 100µl 100µl 100µl<br />

2-Aminoanthracen 100µl 100µl 100µl 100µl<br />

Substanz 1<br />

Stamm TA98 100µl 100µl 100µl 100µl 100µl 100µl<br />

Stamm TA100 100µl 100 µl 100µl 100 µl 100µl 100 µl<br />

S9-Mix (zuletzt!) 500µl 500µl 500µl 500µl 500µl 500µl


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 90<br />

13 14 15 16<br />

PBS-Puffer<br />

Natriumazid<br />

2-Aminoanthracen<br />

500µl 500µl<br />

Substanz 1 100µl 100µl 100µl 100µl<br />

Stamm TA98 100µl 100µl<br />

Stamm TA100 100µl 100 µl<br />

S9-Mix (zuletzt!) 500µl 500µl<br />

Den S9-Mix erst zuletzt zugeben und immer auf Eis halten.<br />

Die Tubes werden kurz geschüttelt und inkubieren 20 Minuten bei 37°C auf dem Wasserbad.<br />

Währenddessen wird folgendes vorbereitet:<br />

� In 16 sterile 15 ml-Probenröhrchen („Falcontubes“) werden an der Flamme 300 µl<br />

Histidin/Biotin-Lösung pipettiert (Endkonzentration 0,05 mM). Mit einer sterilen 10<br />

ml-Pipette werden jeweils 3 ml Top-Agar zugegeben. Damit der Agar nicht vorzeitig<br />

aushärtet, müssen die Tubes bei 60°C im Wasserbad stehen.<br />

� 16 Minimal-M9-Platten werden beschriftet (BC/Gruppennr./Datum/ Plattennr.).<br />

Der Inhalt der Eppendorftubes wird (nacheinander) dem Top-Agar in den Falcontubes zugefügt.<br />

Der Agar wird gevortext, auf die M9-Platten gegossen und durch sanftes Schwenken der<br />

Platte gleichmässig verteilt. Nach dem Erstarren werden die Platten 2 Tage bei 37°C inkubiert.<br />

Durch die Histidinspuren im Top-Agar können sich die his - -Zellen teilen. Währenddessen<br />

erfahren einige die Mutagenese zum his + -Typ.<br />

7.4. Auswertung/ Protokoll<br />

- N N +<br />

N -<br />

Der zahlenmäßige Anteil von Mutanten in einer Zellpopulation bezeichnet man als Mutantenhäufigkeit.<br />

Sie wird wie folgt berechnet:<br />

Na +<br />

Natriumazid<br />

Mutanten � Mutanten<br />

Mutantenhäufigkeit �<br />

Lebendkeimzahl<br />

Testplatte Kontrollplatte<br />

NH 2<br />

2-Aminoanthracen


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 91<br />

Die Wahrscheinlichkeit einer Mutation pro Zelle und pro Generation bezeichnet man als Mutationsrate.<br />

Die Mutationsrate ist bei hohen Wachstumsraten konstant und wird bei unter optimalen<br />

Bedingungen wachsenden, also sich exponentiell vermehrenden Zellen bestimmt. Sie<br />

ist abhängig von der Dosis der mutagenen Substanz.<br />

Wichtig: Zur Berechung müssen die Werte auf die unverdünnte Lösung (pro ml) zurückgerechnet<br />

werden!<br />

Stellen Sie die im Versuch erhaltenen Ergebnisse in Tabellenform dar, erläutern Sie sie. Charakterisieren<br />

Sie Natriumazid, 2-Aminoanthracen und die Substanz 1 bezüglich ihrer mutagenen<br />

Eigenschaften. Begründen Sie ihre Zuordnung anhand der aufgetretenen Kolonien und<br />

der sich daraus errechneten Mutantenhäufigkeit.<br />

7.5. Fragen zur Selbstkontrolle<br />

1. Welche Genmutationstypen gibt es?<br />

2. Wozu wird der Amestest durchgeführt? Was sind seine Vor- und Nachteile?<br />

3. Welche Eigenschaften besitzen die bei dem Test verwendeten Bakterien und warum?<br />

4. Weshalb werden zwei Bakterienstämme verwendet?<br />

5. Wozu erfolgt eine Präinkubation der Bakterien?<br />

6. Weshalb versetzt man die Bakterien mit S9-Mix?<br />

7. Wieso enthält der Top-Agar Histidin?<br />

7.6. Kurzzusammenfassung der Sicherheitsinformationen<br />

Stoff Kennzeichen/ Klassifizierung sowie<br />

R-Sätze bzw. H-Sätze<br />

Natriumazid<br />

Signalwort :<br />

„Gefahr“<br />

H300, H410, EUH032<br />

Verwendete Menge/ Konzentration<br />

pro <strong>Praktikum</strong>stag und Gruppe<br />

500 µl einer ~15 mM Lösung<br />

2-Aminoanthracen Wird von unterschiedlichen Firmen 500 µl einer ~0.5 mM Lösung


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 92<br />

verschieden eingestuft.<br />

Fa. Acros:<br />

H341<br />

Signalwort: „Achtung“<br />

Fa. Sigma-Aldrich<br />

H315, H319, H335<br />

Signalwort: „Achtung“<br />

Durch weitere in der Übung vorkommende und nicht in dieser Tabelle genannte Stoffe sind bei Handhabung<br />

der Reagenzien nach üblichem Laborstandard keine besonderen Gefahren zu erwarten.<br />

Sicherheitsmaßnahmen:<br />

� üblicher Laborstandard (Laborkittel, Schutzbrille…, s. Allgemeine Betriebsanweisung)<br />

und<br />

� Einmalhandschuhe (Nitrilhandschuhe) tragen und bei Kontamination sofort wechseln/<br />

Hände waschen<br />

� unter Abzug (Ausnahmen nach Anweisung des Assistenten) bzw. in abgegrenztem Bereich<br />

(gelb-schwarzes Klebeband) arbeiten<br />

� gekennzeichnete Pipetten benutzen<br />

� Abfall in gekennzeichnete Behälter<br />

7.7. Literatur<br />

1. Ames (1979), Science 204: 597-93<br />

2. Alberts, Bray, Lewis, Watson: Molecular Biology of the Cell<br />

3. Campbell: Biology<br />

4. Devoret (1979), Spektrum der Wissenschaft 10: 34-41<br />

5. Maron, Ames (1983), Mutation Research 113: 173-215<br />

6. Mortelmans, Zeiger (2000), Mutation Research 455: 29-60<br />

7. Stryer: Biochemistry


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 93<br />

8 BC-8: Taq-DNA-Polymerase: Isolierung und Aufreinigung<br />

8.1. Einleitung<br />

Taq-DNA-Polymerase<br />

Die Taq-DNA-Polymerase stammt aus dem Bakterium Thermus aquatis (Taq), <strong>das</strong> in 70°<br />

heißen Geysiren lebt. Sie hat ein Molekulargewicht von 94kDa und einen isoelektrischen<br />

Punkt (pI) von 6,04. Polymerasen katalysieren die Polymerisation von Nukleotiden während<br />

der DNA Replikation. Die Taq-DNA-Polymerase ist auch bei hohen Temperaturen sehr stabil,<br />

<strong>das</strong> macht sie zum optimalen molekularbiologischen Reagenz <strong>für</strong> die Polymerase Kettenreaktion<br />

(PCR). Die PCR ist ein Verfahren um DNA zu vervielfältigen (siehe Ü6).<br />

Das <strong>für</strong> die Taq-Polymerase kodierende Gen liegt auf einem Plasmid, <strong>das</strong> durch ein Lactose(Lac)-<br />

Operon reguliert und in E.coli exprimiert wird.<br />

Lac Operon<br />

Das Lactose(Lac)-Operon spielt bei dem Transport und beim Abbau von Lactose in E.coli<br />

eine wichtige Rolle. Da Lactose eine uneffizientere Energiequelle als z.B. Glucose darstellt,<br />

wird Lactose erst dann verstoffwechselt, wenn kein anderes Substrat zur Verfügung steht. Um<br />

diesen effizienten Energiestoffwechsel zu gewährleisten ist <strong>das</strong> Lac-Operon inaktiviert. Ein<br />

Repressor lagert sich an den Operator des Operons an und verhindert so die Bindung der<br />

RNA-Polymerase. Um <strong>das</strong> Lac-Operon zu aktivieren wird ein Inducer benötigt, der den Lac-<br />

Repressor bindet. Ein solcher Inducer ist Isopropyl-β-D-thiogalactopyranosid (IPTG). Durch<br />

die Bindung des Repressor wird <strong>das</strong> Lac-Operon aktiviert. Die RNA-Polymerase bindet an<br />

den Operator, <strong>das</strong> Gen der Taq-Polymerase wird transkribiert und in Taq-Protein translatiert.


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 94<br />

lacZ: kodiert <strong>für</strong> <strong>das</strong> Enzym β-Galctosi<strong>das</strong>e, dieses Enzym spaltet Lactose in Galactose und<br />

Glucose<br />

lacY: kodiert <strong>für</strong> <strong>das</strong> Transportprotein β-Galactosid-Permease, welches die Aufnahme von<br />

Lactose in die Zelle ermöglicht<br />

lacA: kodiert <strong>für</strong> <strong>das</strong> Enzym β-Galactosid-Transacetylase, dieses Enzym acetyliert nicht abbaubare<br />

β-Galactoside, man vermutet eine Entgiftungsfunktion der Zelle.<br />

Ionenaustauschchromatographie<br />

Das ihr zugrunde liegende Prinzip ist die Wechselwirkung von gelösten positiv oder negativ<br />

geladenen Teilchen (mobile Phase, Puffer und darin enthaltenes Protein), mit einer komplementär<br />

geladenen festen Matrix (stationäre Phase). Man unterscheidet Anionenaustauscher,<br />

die positiv geladen sind und negativ geladene Teilchen (Anionen) binden und Kationenaustauscher,<br />

die negative geladen sind und positiv geladene Teilchen (Kationen) binden. Die<br />

Bindung von Proteinen ist abhängig von dem isoelektrischen Punkt der bindenden Moleküle,<br />

pH und Salzkonzentration der Puffer. Liegt der pH-Wert der Proteinlösung (mobilen Phase)


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 95<br />

oberhalb des isoelektrischen Punktes (pI) des Proteins, so ist <strong>das</strong> Peptid negativ geladen und<br />

bindet an einen Anionenaustauscher. Ist der pH der mobilen Phase niedriger als der pI des<br />

Proteins, dann wird <strong>das</strong> Peptid über einen Kationenaustauscher aufgereinigt. Wir verwenden<br />

im Versuch DEAE-Sepharose: DiEthylAminoEthyl. DEAE enthält positiv geladene Gruppen<br />

und eignet sich somit als stationäre Phase <strong>für</strong> einen Anionenaustausch.<br />

Die Hitzestabilität der Taq-DNA- Polymerase wird <strong>für</strong> ihre Aufreinigung ausgenutzt. Das<br />

Zellhomogenat wird auf 75°C erhitzt. Durch diesen Schritt denaturieren und aggregieren die<br />

meisten Proteine aus E.Coli und können durch einen Zentrifugationsschritt von der in Lösung<br />

verbleibenden Taq-DNA-Polymerase abgetrennt werden.<br />

Ionenaustauschchromatographie unterteilt sich in 3 Phasen:<br />

- Probenauftrag<br />

- Waschen der Säule; dadurch werden schwach gebundene Proteine von der Säule gewaschen<br />

- Eluieren der gebundenen Moleküle z.B. durch einen Ionenstärkegradienten (z.B. mit<br />

KCl) oder mittels einem pH-Gradienten.<br />

Gelchromatographie<br />

Die Auftrennung bei der Gelchromatographie beruht auf der Masse der einzelnen Moleküle.<br />

Die stationäre Phase der Gelchromatographie besteht aus porösen Polymeren, wie z.B.<br />

Sephadex. Sephadex ist ein vernetztes Dextrangel, der Name steht <strong>für</strong> Separation Pharmacia<br />

Dextran. Durch den Vernetzungsgrad des Geles wird die Porenweite und somit die Ausschlussgrenze<br />

bestimmt.<br />

Wird eine Probe auf <strong>das</strong> Gel gegeben, so diffundieren die Moleküle in <strong>das</strong> gequollene Netzwerk,<br />

je kleiner <strong>das</strong> Molekül, desto tiefer kann es in <strong>das</strong> Gel eindringen. Große Moleküle,<br />

deren Größe <strong>das</strong> Porendurchmessser überschreiten, können nicht in <strong>das</strong> Gel diffundieren, sie<br />

werden zuerst von der Säule eluiert. Tiefer eingedrungene kleine Moleküle, werden länger im<br />

Gel zurückgehalten und eluieren dementsprechend später.


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 96<br />

8.2. Verwendete Lösungen:<br />

Puffer 1: Resuspensionspuffer<br />

50 mM Hepes-KOH, pH 7,9<br />

50 mM Glucose<br />

1 mM EDTA<br />

Es werden pro Bakterienpellet 6,4 ml Resuspensionspuffer verwendet, dazu werden frisch 9,6<br />

mg Lysozym gegeben. Diesen Schritt übernimmt der Assistent am Vormittag des Versuchtages)<br />

Puffer 2: Bindungspuffer<br />

20 mM Hepes-KOH, pH 7,9<br />

1 mM EDTA<br />

0,5 % (v/v) Tween-20<br />

0,5 % (v/v) IGEPAL CA630<br />

50 mM KCl<br />

Zu Puffer 2 werden Proteaseinhibitoren frisch zugegeben:<br />

� AEBSF (Serinproteasen Inhibitor):Stocklösung c=100 mM, 10µl/ml einsetzen<br />

� Leupeptin (LP) (Trypsin ähnliche Proteasen, Cysteinylprotease-Inhibitor):<br />

Stocklösung c=10mg/ml , 1µl/ml einsetzen<br />

� STI (Trypsininhibitor aus Sojabohnen): Stock c= 60mg/ml, 1µl/ml einsetzen<br />

Alle Proteaseinhibitoren werden auf Eis gehalten. Nach Zugabe zu den Puffern<br />

wird dieser ebenfalls auf Eis getan.<br />

Die Handhabung auf Eis ist wichtig, da Proteaseinhibitoren in wässrigen Lösungen<br />

schnell inaktiviert werden.<br />

Puffer 3: Elutionspuffer (Ionenaustauscher Chromatographie))<br />

20 mM Hepes-KOH, pH 7,9<br />

1 mM EDTA<br />

0,5 % (v/v) Tween-20<br />

0,5 % (v/v) IGEPAL CA630<br />

200 mM KCl


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 97<br />

PBS/EDTA (Gelfiltration)<br />

100ml 10x PBS<br />

1mM EDTA<br />

add MilliQ H2O to 1l<br />

8.3. Versuchsdurchführung<br />

Es wird eine 20ml E.coli Übernachtkultur angesetzt, es wird ein LB-Nähr-Medium, <strong>das</strong> mit<br />

Ampicillin versetzt is, verwendet. Das Lac-Operon liegt auf einem Plasmid, <strong>das</strong> auch eine<br />

Ampicillin-Resistenz trägt, so <strong>das</strong>s nur die Bakterien wachsen, die <strong>das</strong> Plasmid mit dem Lac-<br />

Operon aufgenommen haben und somit resistent gegen Ampicillin sind. Mit 5ml der Übernachtkultur<br />

wird eine 500ml Hauptkultur angeimpft. Nach ca. 3h (0,8 OD650) wird sie mit<br />

125mg/l IPTG (Isopropyl-�-D-thiogalactopyranosid) induziert und über Nacht bei 37°C in-<br />

kubiert.<br />

Anschließend werden die Zellen bei 24°C, 15 min bei 5500U durch Zentrifugation geerntet.<br />

Das Zellpellet wird in 6,4 ml Resuspensionspuffer resuspendiert. Durch Lysozymzugabe werden<br />

die Zellen lysiert, es folgt eine 15 min Inkubation auf Eis.<br />

Da in diesem <strong>Praktikum</strong> nicht mit gentechnischen veränderten Organismen gearbeitet wird,<br />

werden die kursiv gedruckten Schritte von der Assistentin durchgeführt.<br />

Ionenaustauschsäule (DEAE-Sepharose)<br />

� 1600µl Bindungspuffer werden in einem 15ml Falcon mit Proteaseinhibitoren (16µl<br />

AEBSF, 1,6µl LP, 1,6µl STI) versetzt.<br />

� Anschließend werden 1600µl der lysierten Bakterien hinzugegeben und gemischt: Das<br />

Gemisch wird bei 75°C 1h im Wasserbad inkubiert.<br />

� Danach wird die Lösung in zwei 2ml Eppendorf Cap aufgeteilt und zentrifugiert.<br />

(Tischzentrifuge 15min, max Geschwindigkeit).<br />

� Gleichzeitig wird die Säule equilibriert.


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 98<br />

Equilibrierung<br />

� Die Ionenaustauschersäule wird unten und oben geöffnet, so <strong>das</strong>s die Aufbewahrungsflüssigkeit<br />

auslaufen kann. Auf der oberen Fritte darf keine Flüssigkeit mehr stehen,<br />

jedoch darf <strong>das</strong> Säulenbett nicht vollständig austrocknen.<br />

� 5ml Bindungspuffer auf die Säule geben, und vollständig durchlaufen lassen. Anschließend<br />

wird die Säule unten geschlossen.<br />

Probenauftrag<br />

� Nach der Zentrifugation Eppis vorsichtig aus der Zentrifuge holen, da sich kein festes<br />

Pellet bildet.<br />

� Der komplette Überstand wird vorsichtig abgenommen und in ein neues 15ml Falcon<br />

überführt. Anschließend wird die gleich Menge Bindungspuffer dazugegeben.<br />

� Das komplette Gemisch wird auf die Säule geben.<br />

Waschen und Elution<br />

� Es folgen Waschschritte: 3 x 1ml Bindungspuffer auf die Säule geben und durchlaufen<br />

lassen.<br />

� Nun erfolgt die Elution mit 6 x 600µl Elutionspuffer.<br />

� Die 600µl-Fraktionen werden in Eppendorf Cap (E1 bis E6) gesammelt.<br />

Regeneration<br />

� Regeneration der Säule mit 5ml 2M NaCl Lösung, gefolgt von 5ml 1M NaCl und 5ml<br />

0,5M NaCl Lösung.<br />

� Anschließend werden 5ml 70%iger Ethanol auf die Säule gegeben, anschließend wird<br />

die Säule mit 70%igem Ethanol befüllt und verschlossen.<br />

Vorbereitung Versuch BC 5 ELISA<br />

� Für den nächsten <strong>Praktikum</strong>stag wird nun die ELISA Platte vorbereitet.<br />

� Für eine Doppelbestimmung werden in zwei Spalten die jeweiligen Proben aufgetragen.<br />

� In Zeile A werden nur 2 x 200µl Coating Puffer gegeben, die Negativkontrolle.


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 99<br />

� In Reihe B werden 2 x 10µl Taq- Verdünnung und 190µl Coating Puffer gegeben, die<br />

Positivkontrolle.<br />

� In Reihe C –H werden 2 x 20µl der Elutionsfraktionen 1-6 gegeben, anschließend<br />

werden 180µl Coating Puffer hinzugegeben.<br />

200µl<br />

A Coating<br />

Puffer<br />

B 10µl Taq<br />

190µl<br />

C 20µl<br />

180µl<br />

D 20µl<br />

180µl<br />

E 20µl<br />

180µl<br />

F 20µl<br />

180µl<br />

G 20µl<br />

H<br />

� Die Platte wird abgedeckt bei 4°C über Nacht inkubiert<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12<br />

180µl<br />

20µl<br />

180µl<br />

200µl<br />

Coating<br />

Puffer<br />

10µl Taq<br />

190µl<br />

20µl<br />

180µl<br />

20µl<br />

180µl<br />

20µl<br />

180µl<br />

20µl<br />

180µl<br />

20µl<br />

180µl<br />

20µl<br />

180µl<br />

Gelfiltrations Säule (PD10)<br />

� 1600µl Bindungspuffer werden in einem 15ml Falcon mit Proteaseinhibitoren (16µl<br />

AEBSF, 1,6µl LP, 1,6µl STI) versetzt.<br />

� Anschließend werden 1600µl der lysierten Bakterien hinzugegeben und gemischt: Das<br />

Gemisch wird bei 75°C 1h im Wasserbad inkubiert.<br />

� Danach wird die Lösung in zwei 2ml Eppendorf Cap aufgeteilt und zentrifugiert.<br />

(Tischzentrifuge 15min, max Geschwindigkeit).<br />

� Gleichzeitig wird die Säule equilibriert.


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 100<br />

Equilibrierung<br />

� Die PD 10 Säule wird unten und oben geöffnet, so <strong>das</strong>s die Aufbewahrungsflüssigkeit<br />

auslaufen kann. Auf der oberen Fritte darf keine Flüssigkeit mehr stehen, jedoch darf<br />

<strong>das</strong> Säulenbett nicht vollständig austrocknen.<br />

� Anschließend wird die Säule mit 5ml PBS/EDTA gespült und wieder verschlossen.<br />

� Nach der Zentrifugation die Eppis vorsichtig aus der Zentrifuge holen, da sich kein<br />

festes Pellet bildet.<br />

Probenauftrag<br />

� Der komplette Überstand wird vorsichtig abgenommen und in ein neues 15ml Falcon<br />

überführt. Anschließend wird der Überstand mit PBS/EDTA auf 2,5ml aufgefüllt.<br />

� Die 2,5ml Überstand werden komplett auf die Säule geben.<br />

Elution<br />

� Die Elution erfolgt in 6 x 600µl Fraktionen mit PBS/EDTA.<br />

� Die 600µl-Fraktionen werden in Eppendorf Cap (E1 bis E6) gesammelt.<br />

Regeneration<br />

� Regeneration der Säule mit 15ml MilliQ.<br />

� Anschließend wird die Säule mit MilliQ gefüllt und geschlossen.<br />

Vorbereitung Versuch Nr. 5 ELISA<br />

� Für den nächsten <strong>Praktikum</strong>stag wird nun die ELISA Platte vorbereitet.<br />

� Für eine Doppelbestimmung werden in zwei Spalten die jeweiligen Proben aufgetragen.<br />

� In Reihe A werden nur 2 x 200µl Coating Puffer gegeben, die Negativkontrolle.<br />

� In Reihe B werden 2 x 10µl Taq- Verdünnung und 190µl Coating Puffer gegeben, die<br />

Positivkontrolle.<br />

� In Reihe C - H werden 2 x 10µl der Elutionsfraktionen 1-6 gegeben, anschließend<br />

werden 190µl Coating Puffer hinzugegeben.<br />

� Die Platte wird abgedeckt bei 4°C über Nacht inkubiert.


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 101<br />

200µl<br />

A Coating<br />

Puffer<br />

B 10µl Taq<br />

190µl<br />

C 10µl<br />

190µl<br />

D 10µl<br />

190µl<br />

E 10µl<br />

190µl<br />

F 10µl<br />

190µl<br />

G 10µl<br />

H<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12<br />

190µl<br />

10µl<br />

190µl<br />

200µl<br />

Coating<br />

Puffer<br />

10µl Taq<br />

190µl<br />

10µl<br />

190µl<br />

10µl<br />

190µl<br />

10µl<br />

190µl<br />

10µl<br />

190µl<br />

10µl<br />

190µl<br />

10µl<br />

190µl<br />

8.4. Fragen zur Selbstkontrolle<br />

1. Welche Proteinaufreinigungsmethoden kennen Sie?<br />

2. Wie entsteht ein Protein? (vom Gen zum Protein)<br />

3. Warum wird die Lösung auf 75 °C erhitzt?<br />

4. Was ist der isoelektrische Punkt?<br />

5. Welche funktionellen Gruppen der Aminosäuren tragen zur Nettoladung eines<br />

Proteins bei?<br />

6. Warum bindet die Taq-DNA-Polymerase an einem Anionenaustauscher?<br />

7. Was passiert bei der Elution der Taq-DNA-Polymerase?<br />

8. Was passiert bei der Gelchromatographie?<br />

9. Welche Unterschiede bestehen zwischen Gel- und Ionenaustauscherchromatographie?


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 102<br />

8.5. Kurzzusammenfassung der Sicherheitsinformationen<br />

Stoff Kennzeichen/ Klassifizierung<br />

sowie R-Sätze bzw. H-<br />

Sätze<br />

IGEPAL CA-630<br />

AEBSF<br />

Signalwort: “Gefahr”<br />

H318<br />

Signalwort: “Gefahr”<br />

H314<br />

Achtung - noch nicht vollständig<br />

geprüfter Stoff<br />

Verwendete Menge/ Konzentration<br />

pro <strong>Praktikum</strong>stag<br />

und Gruppe<br />

15 ml Bindungspuffer, darin<br />

0,5% (v/v) IGEPAL CA-630<br />

enthalten<br />

Maximal verwendete Menge/<br />

Konzentration: 16 ml einer<br />

100 mM AEBSF-Stocklösung<br />

Durch weitere in der Übung vorkommende und nicht in dieser Tabelle genannte Stoffe sind bei<br />

Handhabung der Reagenzien nach üblichem Laborstandard keine besonderen Gefahren zu erwarten.<br />

Sicherheitsmaßnahmen:<br />

� Üblicher Laborstandard (Laborkittel, Schutzbrille…, s. Allgemeine Betriebsanweisung)<br />

� Bei Kontamination sofort Hände waschen.<br />

� Aufgrund der Gefahreneigenschaften der o. g. Gefahrstoffe wird besonders auf die Verwendung<br />

der Schutzbrille hingewiesen<br />

� Einmalhandschuhe tragen beim Umgang mit Bakterienlysat.<br />

� Ansonsten keine Handschuhe erforderlich bei ordnungsgemäßem Versuchsablauf (D. h.<br />

kontaminationsfreie Handhabung der Lösungen mit Eppendorf-Pipetten)<br />

8.6. Literatur<br />

� Lodish H. und andere, Molekulare Zellbiologie , Spektrum<br />

� Lottspeich F. , Bioanalytik , Spektrum<br />

� Stryer, Biochemisty, Spektrum


Proteinbiochemie und Molekularbiologie 103<br />

Teil 3<br />

Metabolisierung<br />

von<br />

Arzneistoffen


Metabolismus von Arzneistoffen 104<br />

9 BC-9: Bestimmung des Proteingehaltes und der Enzymaktivität der Cy-<br />

tochrome b5 und P- 450<br />

9.1. Einleitung<br />

Mit der Nahrung werden ständig lipidlösliche Xenobiotika aufgenommen. Vom Organismus<br />

können diese Fremdsubstanzen besonders gut resorbiert und verteilt werden. Ohne eine Biotransformation<br />

sind sie jedoch nicht ausscheidbar, da in der Niere oder im Darm eine Rückresorption<br />

und schliesslich vor allem im Fettgewebe eine Ablagerung erfolgen würde; ihre<br />

Biotransformation ist somit lebensnotwendig. Einzige Ausnahme sind flüchtige Stoffe, die<br />

über die Lunge abgeatmet werden können. Die zuvor lipidlöslichen Stoffe werden in eine<br />

wasserlösliche und somit ausscheidbare Form überführt. Phase I der Biotransformation dient<br />

der Oxidation, Reduktion und Hydrolyse, Phase II der Konjugation mit körpereigenen Stoffen.<br />

Besonders bedeutend <strong>für</strong> die oxidative Biotransformation von Arzneimitteln ist die Monooxygenase<br />

Cytochrom P-450. Während dessen Funktion weitgehend aufgeklärt ist, wird <strong>für</strong> die<br />

Funktion von Cytochrom b5 lediglich vermutet, <strong>das</strong>s es am Elektronentransport <strong>für</strong> die Reduktion<br />

des zweiten Sauerstoffatoms beteiligt ist. Mit Monooxygenasen wird ein Sauerstoffatom<br />

aus einem Sauerstoffmolekül in den Fremdstoff eingebaut, <strong>das</strong> andere Atom wird zu<br />

Wasser reduziert. An dieser Reaktion, welche sich vereinfacht wie folgt darstellen lässt, ist<br />

NADPH beteiligt:<br />

R-H + NADPH + H + + O2 R-OH + NADP + + H2O<br />

Meist führt die Biotransformation zu einer Inaktivierung. Der entstehende Metabolit kann<br />

aber auch toxischer als die Ausgangssubstanz werden und zu einer Giftung führen. Gut lipidlösliche<br />

Xenobiotika verweilen lange in der Leber und können dort als Induktor innerhalb<br />

weniger Tage zu einer vermehrten Enzymproduktion, vor allem des P-450, führen. Dadurch<br />

werden sämtliche zu metabolisierenden Substanzen rascher abgebaut, ihre biologische Halbwertszeit<br />

ist verringert. Daher sollte bei gleichzeitiger Einnahme eines Arzneimittels, <strong>das</strong> über<br />

<strong>das</strong> gleiche Enzymsystem metabolisiert wird, während der Induktoreinnahme eine Dosiserhö-


Metabolismus von Arzneistoffen 105<br />

hung erfolgen. Dazu muss der Plasmaspiegel des Patienten kontrolliert werden. Wird der Induktor<br />

abgesetzt, so wird die Biotransformationsrate innerhalb von Tagen oder Wochen wieder<br />

auf <strong>das</strong> ursprüngliche Niveau gesenkt. In dieser Phase kann es zu einer Arzneimittel-<br />

Überdosierung kommen, wenn eine erneute Dosisanpassung des Arzneimittels nicht durchgeführt<br />

wurde.<br />

Die Biotransformationsrate ist alters- und individuenabhängig. Neugeborene sind noch nicht<br />

mit allen Enzymen ausgestattet. Kinder zwischen 1-8 Jahren haben im Vergleich zu Erwachsenen<br />

eine höhere Biotransformationsrate. Bei älteren Menschen sind die Reaktionen der Phase<br />

I verlangsamt. Weiterhin existieren in der Bevölkerung Polymorphismen; jedes Individuum<br />

kann Enzymsysteme mit einer anderen Effizienz besitzen. Somit müsste eine optimale medikamentöse<br />

Dosierung <strong>für</strong> jede Person individuell eingestellt werden.<br />

Das wichtigste Organ <strong>für</strong> die Biotransformation und somit auch <strong>für</strong> einen Arzneimittelabbau<br />

ist die Leber, sie enthält die meisten metabolisch wirksamen Enzyme. Viele dieser weitgehend<br />

substratunspezifischen Enzyme sind im Bereich des ER (endoplasmatisches Reticulum)<br />

lokalisiert. Um sie in vitro untersuchen zu können, wird ein metabolisierendes Organ (z.B.<br />

Leber, Niere, Milz, Haut, Lunge, Blut, Muskulatur) zerkleinert und einer Präparation unterzogen.<br />

Dabei wird <strong>das</strong> ER zerstört, seine Membranen, in denen die Enzyme noch stets funktionsfähig<br />

sitzen, lagern sich zu Mikrosomen (Micellen) neu zusammen.<br />

9.2. Durchführung<br />

9.2.1. Präparation der Lebermikrosomen<br />

Ausgangspunkt <strong>für</strong> die Gewinnung von Lebermikrosomen ist eine frische Schweine- oder<br />

Rinderleber vom Schlachthof. Aufgrund der Proteolyse muss die Präparation ohne Zeitverzögerung<br />

und bei 4°C erfolgen. Die Mikrosomen werden im <strong>Praktikum</strong> fertig zur Verfügung<br />

gestellt; sie wurde wie folgt präpariert:<br />

Homogenisierung<br />

Die Leber wurde auf Eis oder im Kühlraum mit einem Skalpell in ca. 2-3 cm große Stücke<br />

geschnitten, gewogen und im 2-fachen Volumen 250 mM Tris-KCl-Puffer pH 7,4 aufge-


Metabolismus von Arzneistoffen 106<br />

nommen. Die Homogenisierung wurde zuerst mit dem Ultraturax und anschließend mit dem<br />

Potter-Elvehjem (Teflon/Glas) durchgeführt.<br />

Fraktionierung<br />

Das Homogenat wurde in der Sorvall RC5B-Kühlzentrifuge mit dem Rotor SS34 20 min bei<br />

4°C und 12.000 rpm zentrifugiert (Sedimentation der Zellkerne, Zellmembranen, Mitochondrien,<br />

Lysosomen und der intakten Zellen). Der Überstand wurde anschließend in der Ultrazentrifuge<br />

bei 40.000 rpm nochmals zentrifugiert (Sedimentation der Mikrosomen und der<br />

Glykogene). Der Überstand ist klar und rötlich und besteht hauptsächlich aus Cytoplasma und<br />

dem Hämoglobin zerstörter Erythrozyten. Das Glykogen bildet unter den Mikrosomen eine<br />

klare durchscheinende Gelschicht. Der Überstand wurde vorsichtig abgegossen, die Mikrosomen<br />

mit einer Pipette vorsichtig abgehoben und in eiskaltem Tris/KCl-Puffer resuspendiert<br />

(2 ml Suspension pro g Lebereinwaage).<br />

9.2.2. Nachweis der mikrosomalen Cytochrome<br />

Die Messung der mikrosomalen Cytochrome erfolgt photometrisch bei 390 – 500 nm am<br />

Spektralphotometer.<br />

1) Aufnahme der Basislinie<br />

In einer Küvette werden 2 ml Tris/KCl-Puffer (0,25 M, pH 7,4) vorgelegt, 500 µl Mikrosomenfraktion<br />

zupipettiert, gemischt und die Basislinie aufgenommen.<br />

2) Nachweis von Cytochrom b5<br />

In die Küvette werden 2-3 Spatelspitzen Natriumdithionit zugegeben und gemischt. Hierbei<br />

wird Cytochrom b5 reduziert. Nach der Aufnahme des Spektrums zeigt sich <strong>das</strong> <strong>für</strong> Cyt b5<br />

spezifische Absorptionsmaximum bei 424 nm.<br />

3) Nachweis von Cyt P-450<br />

In die gleiche Küvette werden 2-3 Spatelspitzen Natriumdithionit gegeben und gemischt;<br />

eine neue Basislinie wird aufgenommen. Danach wird die Küvette etwa 20 sec mit Kohlenmonoxid<br />

begast. Hierbei lagert sich <strong>das</strong> CO anstelle von O2 an CYP-450 an. Es wird wieder<br />

ein Spektrum aufgenommenund <strong>das</strong> Absorptionsmaximum notiert.


Metabolismus von Arzneistoffen 107<br />

9.2.3. Bestimmung des Proteingehaltes in der Mikrosomenfraktion<br />

Die Proteinbestimmung erfolgt modifiziert nach Lowry. In alkalischer Kupfersulfatlösung<br />

bildet sich ein Kupferaminosäurekomplex. Durch Zugabe von Folin-Ciocalteus-Reagenz entsteht<br />

in einer Redoxreaktion Molybdän- bzw. Wolframblau, deren Absorption bei 730 nm<br />

gemessen wird. Zur quantitativen Proteinbestimmung wird die Farbreaktion zusätzlich am<br />

Referenzprotein Rinderserumalbumin durchgeführt.<br />

Lösungen / Materialien<br />

� 60°C - Wasserbad<br />

� 10 mM Tris/KCl-Puffer: 250 mM Tris/KCl-Puffer (pH 7,4) wird 1:25 verdünnt<br />

(d.h. auf 2,4 ml dem. Wasser werden 100 µl Puffer gegeben)<br />

� Lösung A (0,5 N NaOH + 10% Na2CO3; 0,1% Natriumtartrat)<br />

� Lösung B (0,5 % Kupfersulfat-Lösung)<br />

� Lösung C (500 µl Lösung B in 5 ml Lösung A aufnehmen)<br />

� Lösung D ( Folin-Reagenz )<br />

� Standardlösungen Rinderserumalbumin (100 �g /ml, 200 �g /ml, 300 �g /ml und 400 �g /ml in<br />

250 mM Tris/KCl-Puffer, pH 7,4)<br />

Die Lebermikrosomenfraktion wird mit demin. Wasser 1:25 verdünnt. Dazu werden auf Eis 6<br />

ml Wasser vorgelegt und 250 µl der vorsichtig gemischten (schwenken, sanftes auf- und abpipettieren)<br />

Mikrosomenfraktion zupipettiert. 250 µl und 500 µl dieser Suspension werden<br />

auf Eis in 1,5 ml-Tubes mit 10 mM Tris/KCl-Puffer, pH 7,4 auf 1000 µl aufgefüllt. Dies ergibt<br />

Verdünnungen von 1:25, 1:50 und 1: 100.<br />

Farbreaktion:<br />

Die Farbreaktion soll doppelt (a, b) angesetzt werden!<br />

� In (2x!) 8 beschrifteten 1,5 ml-Tubes werden je 200 µl Lösung C vorgelegt.<br />

� Danach gibt man je 200 µl der Proben (4 Standards, 3 Verdünnungen der Mikrosomenfraktionen<br />

und Wasser als Nullwert) dazu und inkubiert 10 min bei RT.<br />

� Nun werden möglichst zügig je 600 µl Lösung D zugegeben. Die Gefässe werden gut<br />

verschlossen und gemischt.<br />

� Danach werden sie im Wasserbad in einem Schwimmkissen 10 min bei 60°C inkubiert.


Metabolismus von Arzneistoffen 108<br />

� Anschliessend werden sie gegebenenfalls kurz herunter zentrifugiert. Die Absorptionen<br />

der Proben werden bei 730 nm gemessen.<br />

Die Auswertung der gemessenen Absorptionen erfolgt per Excel.<br />

Die ermitteleten Absorptionen <strong>für</strong> die Standards und Verdünnungen der beiden Messreihen<br />

werden tabellarisch aufgeschrieben und der Mittelwert der Absorptionen ausgerechnet. Die<br />

Absorption (y) wird gegen die Konzentration (x) aufgetragen. Über diese Eichgerade wird<br />

dann die Geradengleichung ermittelt. Die Proteinkonzentration <strong>für</strong> die Verdünnungen werden<br />

erechnet (Rechenweg angeben!) und daraus der Proteingehalt (mg/g Lebereinwaage) ermittelt.<br />

(Immer auf die Einheiten achten!).<br />

9.3. Fragen zur Selbstkontrolle<br />

1. Weshalb ist es falsch, die Biotransformation nur als "Entgiftung" zu bezeichnen?<br />

2. Nennen Sie weitere wichtige Enzyme der Leber-Biotransformation!<br />

3. Unterscheiden Sie die Begriffe Bioaktivierung und Biotransformation von Arzneistoffen!<br />

Erklären Sie den Begriff „Prodrugs“ und nennen Sie einige Beispiele.<br />

9.4. Kurzzusammenfassung der Sicherheitsinformationen zur Übung 9<br />

Stoff Kennzeichen/ Klassifizierung sowie R-<br />

Sätze bzw. H-Sätze<br />

Natriumdithionit<br />

Kohlenmonoxid<br />

Signalwort: “Gefahr”<br />

H521, H302, EUH031<br />

Signalwort: “Gefahr”<br />

H331, H220, H360D, H372, H280<br />

Verwendete Menge/ Konzentration pro<br />

<strong>Praktikum</strong>stag und Gruppe<br />

~20 mg Reinsubstanz<br />

Max. ~5l


Metabolismus von Arzneistoffen 109<br />

Natriumhydroxid<br />

Als „Lösung A“:<br />

5 ml einer 0,5 N wässrigen NaOH-Lösung<br />

(pH > 13!)<br />

Signalwort: „Gefahr“<br />

[Weitere Bestandteile: 10% (m/m) Natrium-<br />

H314, H290<br />

carbonat und 0,1% (m/m) Natriumtartrat]<br />

Durch weitere in der Übung vorkommende und nicht in dieser Tabelle genannte Stoffe sind bei Handhabung der<br />

Reagenzien nach üblichem Laborstandard keine besonderen Gefahren zu erwarten.<br />

Sicherheitsmaßnahmen:<br />

� üblicher Laborstandard (Laborkittel, Schutzbrille…, s. Allgemeine Betriebsanweisung)<br />

� mit Kohlenmonoxid stets unter dem Abzug arbeiten!<br />

� Aufgrund des pH-Wertes der verwendeten Lösung A wird besonders auf die Verwendung<br />

der Schutzbrille hingewiesen<br />

� Bei Kontamination sofort Hände waschen.<br />

� Ansonsten keine Handschuhe erforderlich bei ordnungsgemäßem Versuchsablauf (D. h.<br />

kontaminationsfreie Handhabung der Lösungen mit Pipetten)<br />

9.5. Literatur<br />

1. Auterhoff, Knabe und Höltje: Lehrbuch der Pharmazeutischen Chemie<br />

2. Mutschler: Arzneimittelwirkungen<br />

3. Pfeifer, Pflegel, Borchert: Grundlagen der Biopharmazie


Metabolismus von Arzneistoffen 110<br />

10 BC-10: Biotransformation von Acetylsalicylsäure<br />

10.1. Einführung:<br />

Biotransformation von exogenen und endogenen Substanzen findet in allen lebenden Zellen<br />

statt. Der Hauptort <strong>für</strong> metabolische Prozesse ist beim Menschen die Leber. Der Vorgang der<br />

Metabolisierug lässt sich beim Menschen in zwei Phasen einteilen:<br />

Phase I-Reaktionen: Hydrolysen, Hydroxylierungen, Reduktionen usw.<br />

Phase II-Reaktionen: Konjugation mit Glucuronsäure, Glycin, Gluthation, aktivem Sulfat<br />

usw.<br />

Acetylsalicylsäure (ASS) wird im Organismus durch enzymatische Hydrolyse zum größten<br />

Teil schnell zu Salicylsäure abgebaut. Im weiteren Verlauf der Biotransformation wird diese<br />

durch Konjugation mit Glycin in Salicylursäure (Hauptmetabolit) überführt, die ihrerseits<br />

noch zu 10% glucuronidiert werden kann. Neben diesem Hauptabbauweg wird Salicylsäure<br />

auch direkt glucuronidiert, wobei sich sowohl <strong>das</strong> Etherglucuronid als auch <strong>das</strong> Esterglucuronid<br />

bilden. Neben diesen Abbauwegen kommt der Ringhydroxylierung, die zu Gentisinsäure<br />

und zu 2,3-Dihydroxybenzoesäure führt, geringe Bedeutung zu.<br />

Acetylsalicylsäure gehört zu den nicht steroidalen Antiphlogistika (NSAID). Der Wirkmechanismus<br />

ist die Hemmung der Cyclooxygenase (COX). Im Gegesatz zu anderen Vertretern<br />

dieser Gruppe hemmt ASS COX irreversibel, was auf der Acetylierung des Serins-530 zurückzuführen<br />

ist. COX kann dann nur durch Neusynthese des Enzyms gewonnen werden. Die<br />

Cyclooxygenase ist im Thrombozyten <strong>für</strong> die Synthese von Thromboxan A2 und in Endothelzellen<br />

<strong>für</strong> die Synthese von Prostacyclin I2 (PGI2) verantwortlich. Bei der Anwendung der<br />

Acetylsalicylsäure als Thrombocyten-Aggregationshemmer (Colfarit�) nutzt man aus, daß<br />

die Neusynthese des Enzyms in Thrombozyten nicht möglich ist, wohingegen sich die COX-<br />

Aktivität in den Endothelzellen schneller regeneriert. Das Gleichgewicht von PGI2 und<br />

Thromboxan A2 ist verschoben, die PGI2 Wirkungen überwiegen.


Metabolismus von Arzneistoffen 111<br />

O<br />

O Glucuronsaeure<br />

OH<br />

Salicylsäure - Esterglucuronid<br />

20 %<br />

O<br />

enzymat.<br />

OH<br />

Hydrolyse<br />

O<br />

O<br />

Acetylsalicylsäure<br />

10 %<br />

OH<br />

O<br />

OH<br />

OH<br />

2,3-Dihydroxybenzoesäure<br />

< 1 %<br />

HO<br />

O<br />

OH<br />

Salicylsäure<br />

10 - 80 %<br />

O<br />

OH<br />

Gentisinsäure<br />

1 %<br />

O<br />

OH<br />

O Glucuronsaeure<br />

Salicylsäure - Etherglucuronid<br />

OH<br />

OH<br />

Glycin<br />

ATP, CoA<br />

O<br />

N<br />

H<br />

OH<br />

Salicylursäure<br />

70 %<br />

Abbildung 1 Übersicht Metabolisierung der Acetylsalicylsäure<br />

Die Konjugation mit Glycin erfolgt in 2 Stufen:<br />

1. Salicylsäure wird unter ATP-Verbrauch enzymatisch an Coenzym-A gebunden. Es entsteht<br />

aktivierte Salicylsäure.<br />

2. Die aktivierte Salicylsäure reagiert mit Glycin zum Säureamid.<br />

COOH<br />

1. Stufe: Ar-COOH + CoA-SH + ATP � ArCO-S-CoA + AMP + PPi + H20<br />

2. Stufe: ArCo-S-CoA + H2N-CH2-COOH � ArCO-NH-CH2-COOH + CoA-SH<br />

10.2. Versuchsdurchführung:<br />

Am Tag vor dem Versuch wird eine Urinprobe als Leerwert gesammelt (~60ml). Danach erfolgt<br />

die Einnahme von 1 bis 2 Tabletten zu je 0,5 g Acetylsalicylsäure. Nach 5 Stunden<br />

(möglichst wenig trinken!) wird der nächste Harn gesammelt. Der Leerurin und der Probenurin<br />

(mit ASS) werden vor der Aufarbeitung auf <strong>das</strong> gleiche Volumen gebracht.<br />

Von den Harnproben werden je ~2ml <strong>für</strong> die direkte Untersuchung (Metabolitennachweis<br />

mittels DC) entnommen und filtriert. Die Hauptmenge wird angesäuert und danach halbiert;<br />

die erste Hälfte wird direkt nach dem Ansäuern, die zweite Hälfte nach 1-stündigem Erhitzen


Metabolismus von Arzneistoffen 112<br />

mit Säure (Hydrolyse des Säureamids) mit Chloroform ausgeschüttelt. Die organischen Phasen<br />

werden jeweils dünnschichtchromatographisch untersucht.<br />

Als Referenzen werden folgende weitere Lösungen aufgetragen:<br />

1. Salicylsäure<br />

2. Acetylsalicylsäure<br />

3. Gentisinsäure<br />

4. Salicylursäure<br />

Fließmittel (200ml): Toluol/Diethylether/Essigsäure/Methanol: 60 + 30+ 9 + 1<br />

Detektion: UV-Licht 254 nm<br />

FeCl3-Reagenz (2 %ige wässrige Lösung)<br />

10.2.1. Ansäuern des Urins<br />

Der unfiltrierte Harn wird mit ½ Volumen an 6N H2SO4 versetzt und danach in zwei Hälften<br />

geteilt.<br />

10.2.2. Aufarbeitung der ersten Urinhälfte<br />

Die angesäuerte erste Urinhälfte wird zweimal mit je 50ml Chloroform ausgeschüttelt. Die<br />

vereinigten organischen Phasen werden über Na2SO4 getrocknet, filtriert, auf ~2 ml eingeengt<br />

und auf die DC-Platte aufgetragen.


Metabolismus von Arzneistoffen 113<br />

10.2.3. Aufarbeitung der zweiten Urinhälfte<br />

Der angesäuerte zweite Urinhälfte wird 1h unter Rückfluß gekocht (Siedesteine!). Nach dem<br />

Abkühlen auf Eis wird zweimal mit 50 ml Chloroform ausgeschüttelt.<br />

Die vereinigten organischen Phasen werden über Na2SO4 getrocknet, filtriert, auf ~2 ml eingeengt<br />

und wie <strong>für</strong> die erste Hälfte beschrieben, untersucht.<br />

10.3. Auswertung / Protokoll<br />

Die DC-Folie zeichnen Sie bitte in Ihr Laborjournal und erläutern Sie was sie sehen. Bitte<br />

nehmen Sie eine grobe Abschätzung der Metabolitenverteilung vor. Diskutieren Sie die Unterschiede<br />

der nicht hydrolysierten Proben zu den hydrolysierten. Erläutern sie die Laufhöhen<br />

der Metabolite auf der DC.<br />

10.4. Fragen zur Selbstkontrolle<br />

1. Was geschieht in Phase I der Metabolisierung einer Substanz?<br />

2. Was ist der Unterschied zwischen Phase I und Phase II Reaktionen?<br />

3. Was geschieht bei der Hydrolyse der Proben?<br />

10.5. Kurzzusammenfassung der Sicherheitsinformationen<br />

Stoff Kennzeichen/ Klassifizierung sowie R-Sätze bzw. H-<br />

Sätze<br />

Schwefelsäure<br />

Chloroform<br />

Toluol<br />

Signalwort: „Gefahr“<br />

H314, H290<br />

Signalwort: „Achtung“<br />

H351, H302, H373, H315<br />

Verwendete Menge/<br />

Konzentration pro<br />

<strong>Praktikum</strong>stag und<br />

Gruppe<br />

50 ml 6N H2SO4<br />

500ml reines Chloroform<br />

In Form eines Fließmittels<br />

<strong>für</strong> die Dünnschicht-


Metabolismus von Arzneistoffen 114<br />

Diethylether<br />

Essigsäure<br />

Methanol<br />

Signalwort: “Gefahr”<br />

H225, H304, H361, H373, H315, H336<br />

Signalwort: „Gefahr“<br />

H224, H302, H336, EUH019, EUH066<br />

Signalwort: “Gefahr”<br />

H226, H314<br />

Signalwort: “Gefahr”<br />

H225, H331, H311, H301, H370<br />

chromatographie: 120<br />

ml Toluol + 60 ml<br />

Diethylether + 18 ml<br />

Essigsäure + 2 ml Methanol<br />

FeCl3<br />

100 ml Lösung in<br />

7705-08-0<br />

Sprühflasche zur Detektion<br />

nach der Dünn-<br />

Signalwort: „Gefahr“<br />

schicht<br />

H302, H315, H318, H411<br />

chromatographie: 2%<br />

(m/m) FeCl3 in Wasser.<br />

Durch weitere in der Übung vorkommende und nicht in dieser Tabelle genannte Stoffe sind bei Handhabung<br />

der Reagenzien nach üblichem Laborstandard keine besonderen Gefahren zu erwarten.<br />

Sicherheitsmaßnahmen:<br />

� üblicher Laborstandard (Laborkittel, Schutzbrille…, s. Allgemeine Betriebsanweisung)<br />

� unter gekennzeichnetem Abzug arbeiten (Ausnahmen nach Anweisung des Assistenten)<br />

� Einmalhandschuhe (Nitrilhandschuhe) tragen und bei Kontamination sofort wechseln/<br />

Hände waschen,<br />

� gekennzeichnete Apparaturen benutzen.<br />

� Bei Verschütten von Urin Desinfektion aller betroffenen Flächen mit 70% EtOH<br />

� Nach Abschluss der Arbeiten Desinfektion aller Flächen und Geräte, an denen mit Urin<br />

gearbeitet wurde, mit 70% EtOH<br />

� Arbeiten am Rotationsverdampfer: Abzugsschieber geschlossen halten, Schutzbrille!<br />

� Bei der Betrachtung der DC-Platte unter UV-Licht Handschuhe/ Schutzbrille tragen


Metabolismus von Arzneistoffen 115<br />

10.6. Literatur<br />

1. D. Steinhilber, Cyclooxygenasen- Angriffsorte nichtsteroidaler Antirheumatika<br />

<strong>Pharmazie</strong> in unserer Zeit, Nr.2, 31, 140-144


Teil 4: KLINISCHE CHEMIE


Klinische Chemie 117<br />

Unfallverhütungsvorschriften<br />

Die gesetzlichen Unfallverhütungsvorschriften zur Betriebssicherheit in klinisch-chemischen<br />

Laboratorien gelten <strong>für</strong> jedes Labor.<br />

* Das Probenmaterial (Standard- und Kontrollserum; Blut, Serum, Plasma bzw. Urin) sind<br />

prinzipiell als infektiös anzusehen. Arbeiten Sie deshalb hygienisch sorgfältig, vorsichtig<br />

und sauber.<br />

Während des <strong>Praktikum</strong>s muß Schutzkleidung getragen werden.<br />

Vermeiden Sie die Kontamination Ihrer Kleidung mit dem Probenmaterial.<br />

* Waschen Sie die Hände nach jeder möglichen Kontamination und am Ende des<br />

<strong>Praktikum</strong>s.<br />

* In den <strong>Praktikum</strong>sräumen ist <strong>das</strong> Essen, Trinken und Rauchen nicht gestattet!<br />

* Versehentlich verschüttetes Probenmaterial muß sorgfältig entfernt und kontaminierte<br />

Geräte sorgfältig mit Desinfektionsmittel gesäubert werden.<br />

* Zum Pipettieren nur Pipettierhilfen verwenden.<br />

* Gebrauchte Pipetten, Pipettenspitzen, Küvetten, Reagenzgläser u.a. in die da<strong>für</strong><br />

vorgesehenen Behälter legen.<br />

Ordnung und Sauberkeit schützen Sie und andere!<br />

Einteilung:<br />

KC-1: Immunhämatologie<br />

KC-2: Hämatologie<br />

KC-3: Kohlenhydratstoffwechsel, Lipidstoffwechsel<br />

KC-4: Nierenfunktionsdiagnostik, Enzymdiagnostik


Klinische Chemie 118<br />

11 KC-1: Immunhämatologie<br />

11.1. Einleitung:<br />

Die Blutgruppen der Erythrozytenmembran sind Antigene, die mit spezifischen Antikörpern im<br />

Hämagglutinationstest nachgewiesen werden. Die Hämagglutination ist eine <strong>für</strong> <strong>das</strong> Auge<br />

sichtbare Verklumpung von Erythrozyten. Da die Erythrozyten an ihrer Oberfläche einen<br />

Überschuß an negativer Ladung tragen, stoßen sie sich untereinander ab. Damit es zur<br />

Ausbildung der Hämagglutinationsreaktion kommt, ist eine Reaktion des spezifischen<br />

Antikörpers mit mindestens zwei Erythrozyten nötig. Fast ausschließlich IgM-Antikörper sind,<br />

bedingt durch ihren Moleküldurchmesser, in der Lage die Distanz zwischen zwei Erythrozyten<br />

zu überbrücken und durch die sog. Antigen-Antikörper-Reaktion eine sichtbare<br />

Hämagglutination zu bewirken (In vitro ist dies z. T. auch durch IgG-Antikörper möglich, die im<br />

Salzmilieu der Probenlösung durch Proteine überbrückt werden. So können Störreaktionen<br />

entstehen)<br />

Im <strong>Praktikum</strong>steil "Immunhämatologie" ermitteln Sie<br />

� Die eigene Blutgruppe nebst Rhesus-Faktor<br />

� Die Blutgruppe und den Rhesus-Faktor aus 24 bereitgestellten Blutproben. Hierzu wird jede<br />

<strong>Praktikum</strong>sgruppe in vier Untergruppen unterteilt, die jeweils 6 Blutproben untersucht.<br />

Ihre Ergebnisse sagen Sie dem Assistenten schriftlich an.<br />

� Aus einer dieser Blutproben (wird Ihnen vom Assistenten bekanntgegeben) ermitteln Sie die<br />

vollständige Rhesusformel.<br />

Nachdem die Blutgruppen (incl. Rhesus-Faktor) aller Blutproben bekannt sind, ermitteln Sie<br />

� aus den bereitgestellten Seren (4 Stück) die Blutgruppe. Jede Untergruppe bestimmt ein Serum.<br />

In der Abschlussbesprechung werden die Fragen zur Selbstkontrolle besprochen, auf die Sie sich<br />

vorbereiten sollen.


Klinische Chemie 119<br />

11.2. Ermittlung der eigenen Blutgruppe mit Rh-Faktor:<br />

1. Dokutest-Karte (siehe Abbildung 2) beschriften (Name, Vorname, Geburtsdatum).<br />

2. Auf die Felder Anti-A, Anti-B, Anti-A,B und Anti-D jeweils einen Tropfen<br />

Blut aus der Fingerbeere geben.<br />

3. Jeweils einen Tropfen Antiserum auf <strong>das</strong> entsprechende Feld tropfen.<br />

4. Blut und Antiserum gut vermischen und auf Agglutination prüfen.<br />

5. Ergebnis notieren.<br />

Abbildung 2 Im <strong>Praktikum</strong> verwendete Blutgruppendokumentationskarten<br />

Anmerkung:<br />

In jedem Feld befinden sich zwei blaue Punkte. Sie dienen als Orientierungshilfe <strong>für</strong> <strong>das</strong><br />

Auftragen von Blut und Antiserum. Das Berühren des Blutstropfens mit der Antiserumpipette ist<br />

zu vermeiden (Verschleppung von Blut liefert falsche Ergebnisse). Zur Vermeidung von<br />

Verschleppungen muß vor jedem Mischen von Blut und Antiserum die Pipettenspitze mit einem<br />

sauberen Tupfer abgewischt werden.


Klinische Chemie 120<br />

11.2.1. Bestimmung der Blutgruppe mit Rh-Faktor aus den bereitgestellten<br />

Blutproben:<br />

Die technische Ausführung erfolgt wie bereits unter Punkt 2 beschrieben, jedoch tragen Sie<br />

anstelle des Blutstropfens aus dem Finger 10 µl Patientenblut auf.<br />

Ergebnis der Blutgruppenbestimmung:<br />

Anzahl<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

16<br />

17<br />

18<br />

19<br />

20<br />

21<br />

22<br />

23<br />

24<br />

Nummer der Blutprobe Blutgruppe Rh-Faktor


Klinische Chemie 121<br />

11.3. Ermittlung der Blutgruppe aus den bereitgestellten Serumproben:<br />

Mit Hilfe der bereits ermittelten Blutgruppen der 24 Blutproben können Sie die Blutgruppe der<br />

Serumspender ermitteln.<br />

Dazu 20 µl Serum und 10 µl Erythrozytensuspension mischen und auf Agglutination prüfen.<br />

Ergebnis Ihrer Blutgruppenbestimmung aus dem Serum:<br />

Bezeichnung des Serums Blutgruppe<br />

Fragen zur Selbstkontrolle:<br />

1. Welche Bedingungen müssen vorliegen, damit ein Morbus hämolyticus neonatorum (Mhn)<br />

entsteht?<br />

2. Erläutern Sie den Unterschied zwischen ABO-Isoagglutininen und Rhesusantikörpern.<br />

3. Erläutern Sie, warum ABO-Inkompatibilitäten in der Geburtshilfe eine geringere Rolle<br />

spielen als Rhesusinkompatibilitäten?<br />

4. Wie kann es trotz unauffälliger blutgruppenserologischer Befunde zu einer<br />

Transfusionsreaktion kommen?<br />

5. Erläutern Sie die Bedeutung des Kategoriebluts D VI <strong>für</strong> Klinik und Diagnostik.<br />

6. Erläutern Sie die Bedeutung des „ c “ <strong>für</strong> die Blutkonservenauswahl.<br />

7. Was wird mit dem direkten Coombstest nachgewiesen? Nennen Sie auch<br />

Anwendungsbeispiele?


Klinische Chemie 122<br />

11.4. Kurzzusammenfassung Sicherheitsinformationen<br />

Gefahrstoffe:<br />

Stoff Kennzeichen/ Klassifizierung sowie Verwendete Menge/ Konzentration<br />

R-Sätze bzw. H-Sätze<br />

pro <strong>Praktikum</strong>stag und Gruppe<br />

Ethanol<br />

Signalwort: „Gefahr“<br />

H225<br />

~200 ml einer 70% (v/v) Lösung in<br />

Wasser <strong>für</strong> Desinfektionsmaßnahmen<br />

Durch weitere in der Übung vorkommende und nicht in dieser Tabelle genannte Stoffe sind bei Handhabung<br />

der Reagenzien nach üblichem Laborstandard keine besonderen Gefahren zu erwarten.<br />

Weiterhin findet im Versuch Umgang mit potentiell infektiösem Material statt!<br />

Sicherheitsmaßnahmen:<br />

� üblicher Laborstandard (Laborkittel, Schutzbrille…, s. Allgemeine Betriebsanweisung)<br />

� Weitere Sicherheitsmaßnahmen, insbesondere im Hinblick auf eine Infektionsgefahr durch<br />

Blut der <strong>Praktikum</strong>steilnehmer und Patientenmaterial, werden vor Ort erläutert!


Klinische Chemie 123<br />

12 KC-2: Hämatologie<br />

12.1. Einleitung:<br />

In den ersten Schwangerschaftswochen findet die Blutbildung (Hämatopoese) hauptsächlich im<br />

Dottersack statt. Von der 6. Woche bis ca. 7. Fetalmonat übernehmen überwiegend Leber und<br />

Milz die Hämatopoese. Anschließend wird <strong>das</strong> Knochenmark <strong>das</strong> wichtigste Blutbildungsorgan.<br />

Humane Erythrozyten erreichen im Mittel ein Alter von 120 Tagen. Das Hämoglobin der<br />

Erythrozyten wird über Biliverdin, welches bereits den Protein- und Eisenanteil verloren hat,<br />

zum Bilirubin abgebaut. Da Bilirubin praktisch wasserunlöslich ist, kommt es entweder an<br />

Albumin gebunden oder in Lösung gehalten als Glukuronsäure-Konjugat vor.<br />

Das sog. "Kleine Blutbild" beinhaltet neben der Bestimmung der Anzahl von Erythrozyten,<br />

Leukozyten und Thrombozyten ebenfalls die Ermittlung des Hämatokrits (HK) und des mittleren<br />

Volumens des Einzelerythrozyten (MCV). Unter dem Hämatokrit wird der Volumenanteil der<br />

Erythrozyten am Vollblut verstanden. Zwischen Erythrozytenzahl, MCV und HK gilt folgende<br />

Beziehung:<br />

HK (%) = MCV (fl) x Erythrozytenzahl (/nl) / 10<br />

Bezieht man die Hämoglobinkonzentration und die Erythrozytenzahl einer Vollblutprobe<br />

aufeinander, so läßt sich der mittlere Hämoglobingehalt des Einzelerythrozyten (MCH)<br />

bestimmen.<br />

MCH (pg) = Hb (g/dl) x 10 / Erythrozytenzahl (/nl)<br />

Hb, MCV und MCH benötigen Sie im <strong>Praktikum</strong> zur Einteilung der Anämie.<br />

Laut den nachfolgenden WHO-Grenzwerten <strong>für</strong> den Hämoglobingehalt einer Blutprobe liegt<br />

<strong>für</strong><br />

Männer mit einem Hb-Gehalt unter 13 g/dl und<br />

Frauen mit einem Hb-Gehalt unter 12 g/dl<br />

eine Anämie vor.


Klinische Chemie 124<br />

Zum sog. "Großen Blutbild" gehört neben dem kleinen Blutbild noch <strong>das</strong> Differentialblutbild.<br />

Unter dem Differentialblutbild wird die relative Verteilung der unterschiedlichen<br />

Leukozytenarten im Vollblut verstanden. Die diagnostische Bedeutung des Differentialblutbildes<br />

liegt vor allem in der Aussage über <strong>das</strong> Alter der neutrophilen Granulozyten und über<br />

ihr Zahlenverhältnis zu den Lymphozyten. Nimmt der Anteil an jugendlichen neutrophilen<br />

Granulozyten (sog. Stabkernigen) zu, so spricht man von einer "Linksverschiebung". Eine<br />

Linksverschiebung kommt bei den meisten bakteriellen Infektionskrankheiten, bei<br />

Intoxikationen und nach Blutverlusten vor. Einen Anstieg des Lymphozytenanteils beobachtet<br />

man hingegen bei Virusinfektionen (Grippe, Masern, Röteln, Mumps, Windpocken, Hepatitis).<br />

Im <strong>Praktikum</strong>steil Hämatologie erstellen Sie einen Blutausstrich von sich selbst, führen eine<br />

panoptische Färbung nach Pappenheim durch und differenzieren anschließend die Leukozyten.<br />

12.2. Erstellung eines Blutausstrichs:<br />

Objektträger mit einem Bleistift namentlich kennzeichnen. Das Blut wird punktförmig (siehe<br />

Abbildung 3) aufgetragen. Mit einem zweiten schräggestellten Objektträger wird <strong>das</strong> Blut so<br />

ausgezogen, daß der Ausstrich am Ende des Objektträgers in Form einer dünnen Fahne ausläuft.<br />

Je flacher der Anstellwinkel und je langsamer man ausstreicht, desto dünner wird der<br />

Blutausstrich. Es darf nur einmal über den Objektträger ausgestrichen werden.<br />

Das frische Präparat wird an der Luft getrocknet und anschließend nach Pappenheim gefärbt.


Klinische Chemie 125<br />

12.3. Panoptische Färbung nach Pappenheim:<br />

Färbeküvette 1: Eosin-Methylenblau-Lösung nach May-Grünwald.<br />

Färbeküvette 2: Eosin-Methylenblau-Lösung nach May-Grünwald (1 Teil) und Puffer<br />

nach Weise (7 Teile).<br />

Färbeküvette 3: Azur-Eosin-Methylenblau-Lösung nach Giemsa (1 Teil) und Puffer<br />

nach Weise (37 Teile).<br />

Entfärbeküvette 4: Puffer nach Weise.<br />

Färbedauer der luftgetrockneten Blutausstriche:<br />

Küvette 1: 3 Minuten.<br />

Küvette 2: 1 Minute.<br />

Küvette 3: 15 Minuten.<br />

Küvette 4: Objektträger 5 mal eintauchen.<br />

Anschließend die gefärbten Objektträger an der Luft trocknen lassen.


Klinische Chemie 126<br />

12.4. Charakteristika der normalen Zellen des peripheren Blutes:<br />

Erythrozyten 7 µm<br />

Neutrophile<br />

Granulozyten<br />

ca. 14 µm<br />

Metamyelozyt<br />

Stabkerniger<br />

neutrophiler<br />

Granulozyt<br />

Eosinophile<br />

Granulozyten<br />

ca. 16 µm<br />

Basophile<br />

Granulozyten<br />

14 µm<br />

Monozyten<br />

15-20 µm<br />

Lymphozyten<br />

9-12<br />

(-20) µm<br />

Plasmazellen<br />

(fakultativ)<br />

Thrombozyten<br />

1-4 µm<br />

Rot, zentrale Delle<br />

rosa<br />

� 16-18 µm<br />

Kern: mehr als ein Drittel eingebuchtet, grobe Struktur<br />

Kernkörperchen: nicht erkennbar<br />

Zytoplasma: wie bei Myelozyt<br />

� �14 µm<br />

Kern: deutliche Einkerbungen, keine fadenförmigen<br />

Verbindungen der Kernabschnitte<br />

Kernkörperchen: infolge kräftiger Anfärbung des<br />

Chromatins nicht erkennbar<br />

Zytoplasma: Farbe und Granula wie bei Metamyelozyt<br />

Rötlich meistens 2 Segmente - -<br />

Bläulich rund, stabkernig oder chromatinarm -<br />

segmentiert<br />

Graublau, (taubenblau) meist eingebuchtet locker streifig selten<br />

trüb, mit Vakuolen oder (2-3 Lappen, sich<br />

phagozytiertem Material. überlagernd)<br />

Eventuell Pseudopodien<br />

breiter Plasmasaum<br />

Hellblau (klar) evtl. wolkig rund, evtl. leicht chromatinreich,<br />

oder schaumig. Lädierbar, eingebuchtet grobe Felderung,<br />

Ausziehungnen (Artefakte). in Peripherie bes.<br />

Plasmasaum sehr schmal dunkel<br />

bis sehr breit<br />

Tiefblau, schaumig mit exzentrisch, rund, grob, schollig,<br />

Vakuolen, sehr breiter kleiner perinukleärer dunkel<br />

Plasmasaum Hof<br />

bläulich<br />

30 °<br />

a) stabkernig verklumpt nur Chromatin- neutrophil, sehr<br />

b) segmentiert schollen fein<br />

(Fadenverbindung)<br />

3-4 Segmente<br />

45 °<br />

Ausstrichtechnik<br />

Rotbraun, grob, gleich<br />

groß, lichtbrechend<br />

(decken Kern nicht)<br />

Abbildung 3 Charakteristika der normalen Zellen des peripheren Blutes und die<br />

Ausstrichtechnik auf dem Objektträger<br />

grob, blauviolett (basophil),<br />

ungleich groß, über Kern,<br />

auswaschbar. Vakuolen =<br />

Heparin?<br />

Sehr feine, unregelmäßig<br />

verteilte Azurgranula (evtl.<br />

nur spärlich)<br />

evtl. wenig Azurgranula<br />

mit Hof, ungleichmäßig<br />

verteilt.<br />

rot


Klinische Chemie 127<br />

12.5. Differenzierung von 100 Leukozyten des eigenen Blutausstrichs:<br />

Der gefärbte Blutausstrich wird unter dem Mikroskop betrachtet. An einer dünnen Stelle werden<br />

mäanderformig 100 Leukocyten ausgezählt.<br />

Zellart 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 �<br />

Metamyelozyten<br />

Stabkernige<br />

Segmentkernige<br />

Basophile<br />

Eosinophile<br />

Lymphozyten<br />

Monozyten<br />

unbest. Zellen<br />

Beurteilung<br />

Abbildung 4 Mäanderformiges Auszählen der Leukocyten auf dem Objektträger


Klinische Chemie 128<br />

Fragen zur Selbstkontrolle:<br />

1. Was versteht man unter dem Begriff Anämie? Welche Formen der Anämie kennen Sie?<br />

Nennen Sie die Erkrankungsursache die der entsprechenden Anämie zugrunde liegt.<br />

2. Was versteht man unter den Begriffen Leukozytose, Leukämie, Leukopenie, Thrombozytose<br />

und Thrombozytopenie?<br />

3. Welche Veränderungen der Erythrozyten finden Sie im Blutausstrich bei einer<br />

ausgeprägten Perniziosa und wie heißen diese Erythrozyten?<br />

4. Was können Sie zu folgenden "Kleinen Blutbildern" sagen?<br />

Leukozyten 9.31 /nl ( 4.0 - 9.4 )<br />

Erythrozyten 4.26 /pl ( 4.6 - 6.2 )<br />

Hämoglobin 9.5 g/dl ( 14.0 - 18.0 )<br />

Hämatokrit 28.9 % ( 40.0 - 54.0 )<br />

MCV 67.9 fl ( 80.0 - 94.0 )<br />

MCH 22.3 pg ( 27.0 - 32.0 )<br />

Thrombozyten 427 /nl (140.0 - 440.0)<br />

7.3.2 Leukozyten 7.8 /nl ( 4.0 - 9.4 )<br />

Erythrozyten 2.54 /pl ( 4.6 - 6.2 )<br />

Hämoglobin 10.8 g/dl ( 14.0 - 18.0 )<br />

Hämatokrit 31.2 % ( 40.0 - 54.0 )<br />

MCV 122.5 fl ( 80.0 - 94.0 )<br />

MCH 42.6 pg ( 27.0 - 32.0 )<br />

Thrombozyten 320 /nl (140.0 - 440.0)<br />

7.3.3 Leukozyten 16.23 /nl ( 4.0 - 9.4 )<br />

Erythrozyten 3.41 /pl ( 4.6 - 6.2 )<br />

Hämoglobin 9.0 g/dl ( 14.0 - 18.0 )<br />

Hämatokrit 28.7 % ( 40.0 - 54.0 )<br />

MCV 84.2 fl ( 80.0 - 94.0 )<br />

MCH 26.3 pg ( 27.0 - 32.0 )<br />

Thrombozyten 589 /nl (140.0 - 440.0)<br />

5. Wie kann der Hämatokritwert ermittelt werden?


Klinische Chemie 129<br />

6. Beurteilen Sie <strong>das</strong> folgende „Große Blutbild“. Wie lautet Ihre Interpretation? Wie heißt<br />

die Blutbildveränderung und welche Ursachen/Erkrankungen führten möglicherweise zu<br />

dieser Blutbildveränderung?<br />

Leukozyten 34.5 /nl<br />

Referenzbereich<br />

( 4.0 - 9.4)<br />

Erythrozyten 3.73 /pl ( 4.6 - 6.2)<br />

Hämoglobin 11,5 g/dl ( 14.0 - 18.0)<br />

Hämatokrit 34,0 % ( 40.0 - 54.0)<br />

MCV 90,0 fl ( 80.0 - 94.0)<br />

MCH 31,0 pg ( 27.0 - 32.0)<br />

Thrombozyten 120 /nl (140.0 - 440.0)<br />

stabkernige neutrophile Granulozyten: 2 % (3-5)<br />

segmentkernige neutro. Granulozyten 18 % (50-70)<br />

eosinophile Granulozyten 0 % (2-4)<br />

basophile Granulozyten 0 % (0-1)<br />

Monozyten 2 % (2-8)<br />

Lymphozyten 78 % (25-40)<br />

7. Erklären Sie die Begriffe Links- und Rechtsverschiebung.<br />

12.6. Kurzzusammenfassung Sicherheitsinformationen<br />

Gefahrstoffe:<br />

Stoff Kennzeichen/ Klassifizierung sowie<br />

R-Sätze bzw. H-Sätze<br />

Ethanol<br />

Signalwort: „Gefahr“<br />

H225<br />

Verwendete Menge/ Konzentration<br />

pro <strong>Praktikum</strong>stag und Gruppe<br />

200 ml einer 70% (v/v) Lösung in<br />

Wasser <strong>für</strong> Desinfektionsmaßnahmen


Klinische Chemie 130<br />

Giemsa-Lösung Angabe nach alter EU-Verordnung:<br />

F, T<br />

R: 11-23/24/25-39/23/24/25<br />

Noch keine Angaben nach EU-GHS-<br />

Verordnung verfügbar.<br />

May-Grünwald-lösung Angabe nach alter EU-Verordnung:<br />

F, T<br />

R: 11-23/24/25-39/23/24/25<br />

Noch keine Angaben nach EU-GHS-<br />

Verordnung verfügbar<br />

20 ml<br />

900 ml<br />

Durch weitere in der Übung vorkommende und nicht in dieser Tabelle genannte Stoffe sind bei Handhabung<br />

der Reagenzien nach üblichem Laborstandard keine besonderen Gefahren zu erwarten.<br />

Weiterhin findet im Versuch Umgang mit potentiell infektiösem Material statt!<br />

Sicherheitsmaßnahmen:<br />

� üblicher Laborstandard (Laborkittel, Schutzbrille…, s. Allgemeine Betriebsanweisung)<br />

� Umgang mit den giftigen Stoffen: Einmalhandschuhe tragen und bei Kontamination sofort<br />

wechseln<br />

� Weitere Sicherheitsmaßnahmen, insbesondere im Hinblick auf eine Infektionsgefahr durch<br />

Blut der <strong>Praktikum</strong>steilnehmer, werden vor Ort erläutert!


Klinische Chemie 131<br />

13 KC-3: Kohlenhydrat- und Lipidstoffwechsel<br />

13.1. Einleitung:<br />

Nach den Empfehlungen der Expertenkommission der WHO sind Nüchternblutzuckerwerte bis<br />

110 mg/dl noch als normal zu betrachten. Wiederholt im oberen Normbereich oder knapp<br />

darüber liegende Blutzuckerwerte deuten auf einen latenten Diabetes mellitus hin.<br />

Im <strong>Praktikum</strong>steil Kohlenhydratstoffwechsel ermitteln Sie trockenchemisch bzw. reagenzienträgergebunden<br />

die Glucosekonzentration aus dem bereitgestellten Kontrollmaterial und<br />

beurteilen die Richtigkeit der Methode. Anschließend bestimmen Sie die eigene Glucosekonzentration<br />

aus einer kapillären Blutprobe. Die mehrfache Messung der Glucosekonzentration<br />

aus einer bereitgestellten Serumprobe und eines Probanden dient dem Vergleich der<br />

Präzision der Methode.<br />

Für die normale Verdauung und Resorption der Nahrungsfette ist die Anwesenheit von Galle<br />

und Pankreassekret (Pankreaslipase) Voraussetzung. Die Pankreaslipase spaltet von den Triglyceriden<br />

unter Bildung von Di- und Monoglyceriden bzw. Glycerin die freien Fettsäuren ab. Aus<br />

freien Fettsäuren, Monoglyceriden, konjugierten Gallensalzen, Cholesterin und Lecithin entstehen<br />

Molekülaggregate, die sog. Mizellen. Die Mizellenbildung ermöglicht einen intensiven Kontakt<br />

mit der Bürstensaummembran der Dünndarmwand, eine Voraussetzung <strong>für</strong> die normale<br />

Fettresorption. Die Fettsäuren und Monoglyceride werden von der Mukosa des oberen Dünndarms<br />

(Jejunum) resorbiert, während die Gallensalze erst im unteren Dünndarm (Ileum) aufgenommen<br />

werden (enterohepatischer Kreislauf). In der Mukosa erfolgt der Aufbau der<br />

Chylomikronen aus Triglyceriden, Cholesterin, Phospholipiden und Lipoproteinen. Über die<br />

Lymphbahnen gelangen anschließend die Chylomikronen ins Blut. Im Blut werden von Lipoproteinlipasen<br />

freie Fettsäuren abgespalten und die Chylomikronen werden zu Remnants. Über<br />

Apoprotein B erfolgt <strong>das</strong> Andocken der Remnants an Leberzellrezeptoren. Nach der Aufnahme<br />

findet ein Umbau in VLDLs statt. VLDLs werden ins Blut freigesetzt. Lipoproteinlipasen<br />

wirken dort weiter, so<strong>das</strong>s zunächst IDL und dann LDL entsteht. Der Cholesteringehalt<br />

nimmt dabei immer weiter zu und der Triglyceridgehalt ab. LDL dockt an LDL-Rezeptoren<br />

von allgem. Körperzellen an und wird durch Endozytose aufgenommen.


Klinische Chemie 132<br />

Zur Diagnostik der Hyperlipidämien stellen die Triglyceride und <strong>das</strong> Cholesterin die wichtigsten<br />

Parameter dar. Das Risiko an einer atheromatösen Gefäßwandveränderung zu leiden wird beim<br />

Vorliegen einer leichten Hypercholesterinämie dann als gering eingestuft, wenn der Anteil des<br />

HDL-Cholesterins bei Männern größer 55 mg/dl und bei Frauen größer 65 mg/dl liegt.<br />

Im <strong>Praktikum</strong>steil Lipidstoffwechsel ermitteln Sie trockenchemisch bzw. reagenzienträgergebunden<br />

die Gesamtcholesterin- und Triglyceridkonzentration aus dem bereitgestellten<br />

Kontrollmaterial zur Beurteilung der Richtigkeit der Methode. Anschließend bestimmen Sie ihre<br />

eigene Cholesterin- und Triglyceridkonzentration aus einer kapillären Blutprobe. Aus der<br />

bereitgestellten Serumprobe bestimmen Sie naßchemisch die HDL- und LDL-Cholesterinkonzentration<br />

und trockenchemisch die Cholesterin- und Triglyceridkonzentration.<br />

Anschließend vergleichen Sie die naßchemisch bestimmte LDL-Cholesterinkonzentration mit<br />

der rechnerisch (Friedewald-Formel) ermittelten LDL-Cholesterinkonzentration.<br />

13.2. Fragen zur Selbstkontrolle<br />

� Welche Lipoproteinfraktionen kennen Sie? Wie unterscheiden sich diese hinsichtlich<br />

Funktion, Aufbau und Zusammensetzung?<br />

� Was sind die häufigsten Störungen im Lipidstoffwechsel? Wie können diese hinsichtlich<br />

ihrer Entstehung unterteilt werden? Welche therapeutischen Maßnahmen kann<br />

man ergreifen und welche sind wann sinnvoll?<br />

� Welche Funktionen hat Cholesterin im Körper?<br />

� Normwerte im Lipidstoffwechsel<br />

� Was versteht man unter Diabetes mellitus und welche unterschiedlichen Typen kennen<br />

Sie? Welche therapeutischen Optionen stehen jeweils zur Verfügung?<br />

� Welche Aussage liefert der HbA1c-Wert?<br />

� Was sind die Folgen von Hyper- und Hypoglykämien?<br />

� Normwerte im Kohlenhydratstoffwechsel


Klinische Chemie 133<br />

13.3. Richtigkeit der Glucosebestimmung:<br />

Alle Glucosebestimmungen werden am Reflotron (Boehringer Mannheim) durchgeführt. Nach<br />

dem Einschalten des Gerätes zeigt <strong>das</strong> Reflotron nach der Aufwärmzeit und dem Segmenttest die<br />

Messbereitschaft in der Anzeige des Gerätes an. Achten Sie bitte darauf, <strong>das</strong>s die richtige Einheit<br />

und Meßtemperatur am Gerät eingestellt sind. Vor der ersten Messung bitte den Reflexionstest<br />

durchführen. Ist der Test in Ordnung kann mit der Messung der Glucose aus dem<br />

Kontrollmaterial begonnen werden. Aluminiumschutzfolie vom Teststreifen entfernen, mit<br />

Reflotronpipette (gelbe Pipettenspitze vorher aufsetzen) Kontrollmaterial (Precinorm U � )<br />

blasenfrei zentral auf die rot markierte Auftragszone pipettieren. Meßkammer öffnen und den<br />

Teststreifen innerhalb von 15 Sekunden nach dem Pipettieren waagrecht in die Lade einlegen.<br />

Die Anzeige "SCHIEBER ZU" bestätigt, daß der Teststreifen richtig arretiert wurde. Schieber<br />

der Meßkammer schließen, Meßergebnis notieren und mit dem angegebenen Kontrollbereich<br />

vergleichen.<br />

Glucosekonzentration aus Kontrollmaterial:........................... mg/dl<br />

Sollwert <strong>für</strong> Glucosekonzentration: ............................ mg/dl<br />

Sollbereich <strong>für</strong> Glucosekonzentration: ............................. mg/dl<br />

13.4. Reagenzträgergebundene Bestimmung der eigenen Blutglucose:<br />

Die Gewinnung des Blutstropfen kann mittels heparinisierter Glaskapillare und Probenapplikator<br />

oder Reflotronpipette mit gelber Pipettenspitze erfolgen. Weiterer Arbeitsablauf wie unter<br />

Punkt 1 beschrieben.<br />

Eigene Blutglucosekonzentration: .......................... mg/dl<br />

Referenzbereich <strong>für</strong> die kapilläre Glucosekonzentration (nüchtern): 70 - 120 mg/dl.


Klinische Chemie 134<br />

13.5. Mehrfachbestimmung der Glucosekonzentration aus einer Serumprobe<br />

und Beurteilung der Präzision der Methode:<br />

1. Messung: .......... mg/dl Mittelwert (M): .......... ..............<br />

2. Messung: .......... mg/dl Standardabweichung (S): ..............<br />

3. Messung: .......... mg/dl Variationskoeffizient (VK): ...........<br />

4. Messung: .......... mg/dl (VK = S / M x 100)<br />

5. Messung: .......... mg/dl<br />

13.6. Mehrfachbestimmung der Glucosekonzentration bei einem Probanden zur<br />

Beurteilung der Präzision der Methode:<br />

1. Messung: .......... mg/dl Mittelwert (M): .......... ..............<br />

2. Messung: .......... mg/dl Standardabweichung (S): ..............<br />

3. Messung: .......... mg/dl Variationskoeffizient (VK): ...........<br />

4. Messung: .......... mg/dl<br />

5. Messung: .......... mg/dl


Klinische Chemie 135<br />

13.7. Bestimmung der Cholesterin- und Triglyceridkonzentration aus dem Kon-<br />

trollmaterial (Precinorm U � ) zur Beurteilung der Richtigkeit der Methode:<br />

Alle Bestimmungen werden am Reflotrongerät durchgeführt.<br />

Cholesterinkonzentration aus Kontrollmaterial: .............................mg/dl<br />

Sollwert <strong>für</strong> Cholesterinkonzentration: ............................ mg/dl<br />

Sollbereich <strong>für</strong> Cholesterinkonzentration: ............................ mg/dl<br />

Triglyceridkonzentration aus Kontrollmaterial: ......................... mg/dl<br />

Sollwert <strong>für</strong> Triglyceridkonzentration: .............................. mg/dl<br />

Sollbereich <strong>für</strong> Triglyceridkonzentration: .............................. mg/dl<br />

13.8. Reagenzträgergebundene Bestimmung der eigenen Cholesterin- und<br />

Triglyceridkonzentration:<br />

Die Durchführung erfolgt am Reflotrongerät.<br />

Cholesterinkonzentration :................. mg/dl Triglyceridkonzentration:............... mg/dl<br />

Referenzbereich <strong>für</strong>:<br />

Cholesterin: bis 220 mg/dl Triglyceride: bis 150 mg/dl


Klinische Chemie 136<br />

13.9. Bestimmung des HDL-, LDL-Cholesterins, des Cholesterins und der Triglyceride<br />

aus einer Serumprobe:<br />

Die Bestimmung des Gesamtcholesterins und der Triglyceride erfolgt am Reflotrongerät.<br />

Die HDL-Cholesterinbestimmung erfolgt mittels CHOD-PAP-Methode und die Bestimmung des<br />

LDL-Cholesterins mit der PVS-Methode naßchemisch. Die Arbeitsvorschriften liegen am<br />

Arbeitsplatz aus. Kontrollen müssen mitgeführt werden.<br />

Ergebnis aus Serumprobe:<br />

Cholesterin: ................ mg/dl Triglyceride: ................ mg/dl<br />

HDL-C: .................. mg/dl LDL-C: ................... mg/dl<br />

Sollwert <strong>für</strong>:<br />

Cholesterin:............. mg/dl Triglyceride:............. mg/dl<br />

HDL-C: .................. mg/dl LDL-C: ................... mg/dl<br />

13.10. Rechnerische Ermittlung des LDL-Cholesterins mit der Friedewald-Formel<br />

und Vergleich mit dem unter Punkt 9 naßchemisch gemessenen Wert <strong>für</strong> LDL-<br />

Cholesterin:<br />

Friedewald-Formel:<br />

LDL-Chol. (mg/dl) = Gesamtchol. - HDL-Cholesterin - ( Triglyceride / 5 )<br />

LDL-Cholesterin: ……....... mg/dl


Klinische Chemie 137<br />

13.11. Kurzzusammenfassung Sicherheitsinformationen<br />

Gefahrstoffe:<br />

Stoff Kennzeichen/ Klassifizierung sowie<br />

R-Sätze bzw. H-Sätze<br />

Ethanol<br />

„CHOL Calibrator“<br />

(laut Gefäßetikett, entspricht<br />

„CHOL Standard“ laut<br />

Sicherheitsdatenblatt)<br />

Als eines von drei Reagenzien<br />

im in vitro Test<br />

“CHOL”<br />

Fa. Analyticon<br />

"Fluitest HDL-CHOL R1”<br />

(laut Gefäßetikett, entspricht<br />

„Fluitest HDL-CHOL<br />

HDL Cholesterol Precipitating<br />

Reagent”<br />

laut Sicherheitsdatenblatt)<br />

Signalwort: „Gefahr“<br />

H225<br />

Angabe nach alter EU-Verordnung:<br />

T<br />

R: 60-61-20/21/22-52/53<br />

Noch keine Angaben nach EU-GHS-<br />

Verordnung verfügbar.<br />

Angabe nach alter EU-Verordnung:<br />

Xi<br />

Noch keine Angaben nach EU- GHS-<br />

Verordnung verfügbar.<br />

Verwendete Menge/ Konzentration<br />

pro <strong>Praktikum</strong>stag und Gruppe<br />

200 ml einer 70% (v/v) Lösung in<br />

Wasser <strong>für</strong> Desinfektionsmaßnahmen<br />

2 x 10 µl<br />

2 x 1000 µl<br />

Durch weitere in der Übung vorkommende und nicht in dieser Tabelle genannte Stoffe sind bei Handhabung<br />

der Reagenzien nach üblichem Laborstandard keine besonderen Gefahren zu erwarten.<br />

Weiterhin findet im Versuch Umgang mit potentiell infektiösem Material statt!<br />

Sicherheitsmaßnahmen:<br />

� üblicher Laborstandard (Laborkittel, Schutzbrille…, s. Allgemeine Betriebsanweisung)<br />

� Weitere Sicherheitsmaßnahmen, insbesondere im Hinblick auf<br />

o eine Infektionsgefahr durch Blut der <strong>Praktikum</strong>steilnehmer und Patientenmaterial,<br />

o den Umgang mit dem Reagenz „CHOL Calibrator“ (KMR-Eigenschaften)<br />

werden vor Ort erläutert!


Klinische Chemie 138<br />

14 KC-4: Nierenfunktionsdiagnostik, Enzymdiagnostik<br />

14.1. Einleitung:<br />

Die Creatinin-Clearance gilt als Meßgröße der Nierenfunktion. Durch die gleichzeitige<br />

Bestimmung des Serumspiegels und der Ausscheidung des Creatinins in einem 24-Stunden-<br />

Sammelurin erhält man eine zuverlässige Aussage über die Nierenfunktion. Das Clearance-<br />

Volumen errechnet sich nach:<br />

Urin-Creatinin (mg/dl) x Urinvolumen (ml) x 1,73<br />

CC (ml/min) = _________________________________________________<br />

Serum-Creatinin (mg/dl) x 1440 x Körperoberfläche<br />

Erst bei einer Einschränkung der Nierenfunktion unter 90 ml/min beginnt die<br />

Serumkonzentration des Creatinins über den Referenzbereich hinaus anzusteigen.<br />

Im <strong>Praktikum</strong> führen Sie neben der Ermittlung der Creatinin-Clearance den Nachweis von Blut<br />

(Hämaturie, Hämoglobinurie), Protein (Proteinurie), Leukozyten (Leukozyturie), Ketonkörper<br />

und Nitrit aus bereitgestellten Harnproben mit der Teststreifenmethode durch. Anschließend<br />

beurteilen Sie <strong>das</strong> Ergebnis hinsichtlich Sensitivität, Spezifität und mögliche Erkrankung des<br />

Patienten.<br />

Jede Veränderung der normalen Serumenzymaktivität wird einer Schädigung der Ursprungszelle<br />

zugeordnet. Zur Interpretation von Enzymaktivitätsänderungen im Serum ist daher die Kenntnis<br />

über die Herkunft des Enzyms (Organ und intrazelluläre Lokalisation) notwendig. Eine<br />

Aktivitätssteigerung von Enzymen, die im Zytoplasma vorkommen, zeigt eine leichte, meist<br />

reversible Zellschädigung an. Steigt die Aktivität vorwiegend mito-chondrialer Enzyme im<br />

Serum an, deutet dies auf eine Schädigung der Zelle mit Untergang der Mitochondrien hin.<br />

Im <strong>Praktikum</strong> bestimmen Sie aus bereitgestellten Serumproben und von einem Probanden die<br />

Enzymaktivitäten der Transaminasen GOT, GPT sowie der Creatinkinase (CK) am<br />

Reflotrongerät. Auf die Richtigkeit der Bestimmungen ist zu achten.


Klinische Chemie 139<br />

14.2. Nachweis von Blut, Protein, Leukozyten, Ketonkörper und Nitrit im Harn mit<br />

der Teststreifenmethode:<br />

Untersuchung der bereitgestellten Harnproben mit Hilfe des Teststreifens (Nephur-7) und<br />

Beurteilung der erhaltenen Ergebnisse im Hinblick auf <strong>das</strong> mögliche Krankheitsbild.<br />

Harnprobe 1 Harnprobe 2 Harnprobe 3 Harnprobe 4<br />

Beurteilung:


Klinische Chemie 140<br />

14.3. Bestimmung der Creatinin-Clearance:<br />

Bestimmung des Creatinins aus den bereitgestellten Seren und den Harnproben. Die Creatininbestimmung<br />

erfolgt am Reflotron. Vorverdünnungen können mit Aqua dest. vorgenommen<br />

werden (z.B. 1 + 9). Kontrollen <strong>für</strong> die Beurteilung der Richtigkeit der Messung bitte nicht<br />

vergessen.<br />

Die Berechnung der Creatinin-Clearance (CC) wird auf ein Ausscheidungsvolumen von 2.5<br />

Litern, ausgeschieden in 24 Stunden, bezogen.<br />

Urin-Creatinin (mg/dl) x Urinvolumen (ml)<br />

CC (ml/min) = ___________________________________________<br />

Probe 1:<br />

Serum-Creatinin (mg/dl) x 1440<br />

Creatinin (Serum)= mg/dl, Creatinin (Harn)= mg/dl, CC=<br />

Probe 2:<br />

Creatinin (Serum)= mg/dl, Creatinin (Harn)= mg/dl, CC=<br />

Probe 3:<br />

Creatinin (Serum)= mg/dl, Creatinin (Harn)= mg/dl, CC=<br />

Probe 4:<br />

Creatinin (Serum)= mg/dl, Creatinin (Harn)= mg/dl, CC=


Klinische Chemie 141<br />

14.4. Bestimmung der Enzymaktivität der Transaminasen GOT, GPT sowie der<br />

Creatinkinase (CK) eines Probanden und aus den bereitgestellten Seren:<br />

Die Bestimmung der Transaminasen und der Creatinkinase erfolgt am Reflotron.<br />

Zur Beurteilung der Richtigkeit der Messung die Kontrollen bitte nicht vergessen.<br />

GOT<br />

GPT<br />

CK<br />

Kontrolle Proband Serum 1 Serum 2 Serum 3<br />

Anmerkung: Für die Beurteilung der Ergebnisse können der DeRitis-Quotient (GOT/GPT) und<br />

der Szasz-Quotient (CK / GOT) eingesetzt werden.<br />

DeRitis-Quotient:<br />

GOT/GPT < 0.7 : Leberschaden leichteren Grades, bes. Erkr. entzündl. Natur<br />

GOT/GPT > 0.7 : Leberschaden schwereren Grades, bes. Erkr. vom Nekrosetyp<br />

Szasz-Quotient:<br />

CK/GOT < 10 : Herzmuskelschädigung, bes. Herzinfarkt<br />

CK/GOT > 10 : Skelettmuskelschädigung, bes. Schock<br />

Beurteilung der Ergebnisse:


Klinische Chemie 142<br />

14.5. Fragen zur Selbstkontrolle<br />

1. Wie ist eine Niere aufgebaut und welche Funktion habem die einzelnen Teile?<br />

2. Welche 4 Parameter aus der Herzinfarktdiagnostik kennen Sie und bewerten Sie diese<br />

hinsichtlich ihrer klinischen Relevanz?<br />

3. Was ist Mittelstrahlurin, Sammelurin und 2. Morgenurin und wann verwendet man diese?<br />

4. Was versteht man unter einer tubulären, einer glomerulären und unter einer prärenalen<br />

Proteinurie und bei welchen Erkrankungen treten diese auf?<br />

5. Was versteht man unter einer Mikroalbuminurie und wie kann man diese nachweisen?<br />

6. Was versteht man unter einem einfachen, was unter einem zusammengesetzten Test?<br />

7. Welche Enzyme können zur Diagnose einer akuten Hepatitis bestimmt werden?<br />

8. Welche Enzyme können zur Beurteilung der Leberfunktion (Fragestellung: schwere Leberhädigung,<br />

Leberzirrhose) herangezogen werden?<br />

14.6. Kurzzusammenfassung Sicherheitsinformationen<br />

Gefahrstoffe:<br />

Stoff Kennzeichen/ Klassifizierung sowie Verwendete Menge/ Konzentration<br />

R-Sätze bzw. H-Sätze<br />

pro <strong>Praktikum</strong>stag und Gruppe<br />

Ethanol<br />

Signalwort: „Gefahr“<br />

H225<br />

200 ml einer 70% (v/v) Lösung in<br />

Wasser <strong>für</strong> Desinfektionsmaßnahmen<br />

Durch weitere in der Übung vorkommende und nicht in dieser Tabelle genannte Stoffe sind bei Handhabung<br />

der Reagenzien nach üblichem Laborstandard keine besonderen Gefahren zu erwarten.<br />

Weiterhin findet im Versuch Umgang mit potentiell infektiösem Material statt!<br />

Sicherheitsmaßnahmen:<br />

� üblicher Laborstandard (Laborkittel, Schutzbrille…, s. Allgemeine Betriebsanweisung)<br />

� Weitere Sicherheitsmaßnahmen, insbesondere im Hinblick auf eine Infektionsgefahr durch<br />

Blut der <strong>Praktikum</strong>steilnehmer und Patientenmaterial, werden vor Ort erläutert!

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