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Matterhorn Cervino Speed Opening | Zermatt Magazin 29 ist das Fehlen von Orientierungspunkten in der Natur, vom Entlangfahren am Felsen nach Plateau Rosa einmal abgesehen. Das kann zu einer Herausforderung werden. In einer Waldpassage beispielsweise fühlt man sich auf einer Abfahrt geborgener, sicherer. Hier oben hingegen fehlt dieses Empfinden. Im offenen Feld ist auch das Licht anders. Und der Umgang damit ist folglich schwieriger. Und nicht jede Abfahrerin oder jeder Abfahrer kann damit gleich umgehen? Die Unterschiede können sogar ganz stark sein. Es gab in meiner Karriere immer wieder Gegner, die richtiggehend explodiert sind, sobald die Sonne rauskam. Andere wiederum blockierten sich, wenn sie verschwand. Ich kann mir sogar vorstellen, dass hier oben jemand gewinnen wird, den man nicht auf der Rechnung hat. Ganz einfach, weil es eine eigene Abfahrt ist, die einen eigenen Fahrstil entwickelt. Und zwar einen sehr feinen, dezenten und enorm kompakten. Dieser Fahrstil wird hier gefragter sein als üblich. Sie und Rennpräsident Franz Julen verbindet sehr viel, er hatte beispielsweise Sportbücher über Sie geschrieben. Bereits als Sie ein junger Skirennfahrer waren, kamen Sie beide in Kontakt. Wie war das? Sein Bruder Max Julen ist zwei Jahre älter als ich. Als Franz Julen «frisch» den Führerausweis hatte, fuhr er seinen Bruder in ein Trainingslager nach Graubünden, dabei sass ich auf dem Rücksitz. Ich war gerade mal 14. Danach gab es unzählige gemeinsame Fahrten vom Oberwallis aus, denn Franz war Servicemann, Manager und auch eine Art Mental trainer seines Bruders, der 1984 Riesenslalom- Olympia sieger wurde. So rückte ich der Familie Julen immer näher. War er mehr als Chauffeur für Sie? Einmal war ich im Europacup ohne Servicemann, er half mir das erste Mal aus und bereitete meine Ski vor. Ich gewann ein Rennen und wurde im anderen Dritter. Da spürte ich, dass ich ihm vertrauen kann. Wir haben viele Hochs und Tiefs gemeinsam durchgemacht. Auch später, als unsere Wege sich getrennt hatten, riefen wir uns gegenseitig an, um die Meinung des anderen zu hören. Hätte der Aktiv-Abfahrer Pirmin Zurbriggen auf einer Strecke wie der Gran Becca gewinnen können? Das wäre ein ganz schwieriger Kampf geworden für mich. Die Gran Becca ist nicht auf meine Fähigkeiten zugeschnitten. Ich hatte es in meiner Karriere am liebsten von oben bis unten absolut steil gehabt. Für einen Sieg hier in Zermatt fehlten mir wohl ein paar Kilogramm Gewicht. Weshalb sagte Ihnen das steile Gelände derart zu? Ich fuhr auch viele technische Disziplinen, und wenn man auch Slalom fährt, hat man im Speed die Tendenz zu extremen, radikalen Bewegungen, was beispielsweise die Kurvenwinkel betrifft. Ein Techniker fährt die Kurven gröber und härter an, während ein reiner Abfahrer sie eher anrutscht. Ich hatte vom Körperlichen und vom Stil her immer eine sehr direkte Sprachform. Wenns steil abwärtsgeht, ist diese Konsequenz umso wichtiger. Sie ist, wenn Sie so wollen, das Gegenteil von Zögerlichkeit. Bei mir hingegen gab es keine Zweifel. Ich verlöre auf den flacheren Passagen der Gran Becca Zeit, da bin ich mir fast sicher. Was die Abfahrerinnen und Abfahrer im Herbst 2023 mit dieser ziemlich kompletten Abfahrt aber anrichten werden, bleibt für mich spannend. Ich jedenfalls bin auf Nadeln, wie es rauskommen wird. Roman Lareida
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