Nummer 9 - kostenlos November-Dezember - re*flex
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16<br />
Holocaust<br />
Wir haben auf der weiterführenden<br />
Schule in Geschichte über den<br />
Holocaust gesprochen. Wir waren<br />
alle sehr betroffen und zutiefst<br />
schockiert, und wir fanden es sehr<br />
unangenehm zu wissen, daß das<br />
alles vor 50 Jahren in unserem<br />
Land passiert ist. Dieses<br />
Unfassbare hat uns ziemlich fertiggemacht.<br />
Etwas später hatten<br />
wir, vielleicht war es in Politik,<br />
dasselbe Thema, den Holocaust .<br />
Obwohl wir das meiste schon wußten,<br />
waren wir wieder schockiert<br />
und tief beeindruckt. Wir fanden<br />
es gut, daß diese wichtige -wenn<br />
auch abstoßende- Thematik wiederholt<br />
wurde, zumal dank unseres<br />
höheren Alters eine bessere<br />
Auseinandersetzung mit dem Thema<br />
möglich war.<br />
Schließlich haben wir das Thema<br />
dann noch einmal bekommen, vielleicht<br />
war es wieder Geschichte,<br />
vielleicht auch Religion. Leider<br />
[RoM], [Ace], [WiP]<br />
kam diesmal keine dem Thema<br />
angemessene Arbeitsatmosphäre<br />
auf, denn irgendwie war die Luft<br />
raus, weil sowieso alle einer Meinung<br />
waren; es war ja alles früher<br />
schon gesagt worden, daß<br />
Thema war, wenn es auch hart<br />
klingt, abgegriffen.<br />
Wir haben uns auch gefragt, wieso<br />
eigentlich man uns zwang, uns<br />
so oft mit diesem schrecklichen<br />
Thema zu befassen. Wir fühlten<br />
uns behandelt, als wären wir potentielle<br />
Nazis. Es war, als hielte<br />
es der Staat für nötig, dasselbe Thema<br />
dreimal in die Lehrpläne zu<br />
schreiben, um sicher zu sein, daß<br />
jeder von uns das Wichtigste begriffen<br />
hatte.<br />
Wir hatten das Gefühl, daß niemand<br />
wirklich an uns glaubte, in uns vertraute.<br />
Es war deprimierend.<br />
Wir wollten nicht akzeptieren, daß<br />
man als Deutscher irgendwie ständig<br />
auf der Anklagebank sitzt, obwohl<br />
man selbst doch gar nicht schuldig<br />
ist. Wir wollen darauf hinweisen,<br />
daß uns diese Art der schulischen<br />
Vergangenheits-Bewältigung doch<br />
etwas genervt hat, und daß es sicher<br />
bessere Wege gäbe, dieses ernste<br />
Thema ohne Frust bei den Schülern<br />
in würdevoller Weise aufzuarbeiten.