Oeconomos 2022
Jahresrückblick des Mittelstandes 2022 Osnabrück Stadt und Land | Grafschaft Bentheim | Emsland
Jahresrückblick des Mittelstandes 2022
Osnabrück Stadt und Land | Grafschaft Bentheim | Emsland
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Veranstaltungen 2022
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BVMW Jahres|Empfang am 20. Januar 2022
St. Katharinen in Osnabrück
mit Prof. Dr. Dr. h.c. Margot Käßmann
Zwei Jahre begleitet von Unsicherheiten, fehlender Planbarkeit,
Existenzängsten, aber auch Überbelastung hat sich die Gesellschaft
aufgerieben und es mangelt zunehmend an klaren Leitlinien
und gemeinsamen Wertevorstellungen.
Eine gesellschaftliche Wüstenwanderung
solche Wüstenwanderung durch, wir müssen diese Etappe
gehen, um vielleicht nicht ins gelobte Land zu kommen, aber
um uns neu zu orientieren und zu sortieren“, führte die evangelisch-lutherische
Theologin und Pfarrerin aus.
Die Zehn Gebote als Geländer unseres Handels
EIN GEMEINSAMES WIR
UND EIN JAHRESEMPFANG
MIT KIRCHLICHEN TÖNEN
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht. Wenn eine Orgel anschlägt und mit all
ihrer Kraft und Schönheit ihres Klanges die Stille einer Kirche durchdringt,
fühle ich mich immer wohlig und getragen. Mit dem Präludium in D-Dur von
C. Olofsson intoniert vom Organisten Fabio Schnug quasi als Theatergong
wurden die rund 110 Gäste auf ihre Sitze gebeten. Getreu des Mottos von
Herbert Grönemeyer: „Alles bleibt anders“, haben wir bei der Auswahl der
Veranstaltungslocation gewohnte Pfade verlassen und uns für St. Katharinen
in Osnabrück entschieden.
Zerbricht unsere Gesellschaft? Diese Eingangsfrage stellte
Margot Käßmann zu Beginn ihres knapp einstündigen Vortrags
über Orientierung. Werte. Haltung. „Das gesellschaftliche
Gewebe ist brüchig geworden“, so Käßmann, „wertvolle
Traditionen sind verloren gegangen, die für eine Gesellschaft
wesentliche Säulen des Vertrauens gewesen sind. Abbrüche
sind aber nicht erst seit der Pandemie zu erkennen, nun aber
durch das viel zitierte Brennglas deutlicher hervorgetreten.
Nur noch knapp über die Hälfte der Deutschen sind einer der
zwei christlichen Kirchen angehörig, 1960 waren es noch 94 %.
Was macht das mit einer Gesellschaft, deren Wertekanon sich
verschiebt? Es sind Verluste von Traditionen, Gemeinschaft,
Geschichten, Texten und Ritualen, aber auch von Bildung und
vor allem Gemeinschaft.“
Bei Blick in die Geschichte oder auch die Bibel gab es schon
immer Zeiten von „gesellschaftlichen Wüstenwanderungen“.
Zeiten von Verzagtheit und Unsicherheiten gab es von jeher
und in allen Generationen. „Auch wir machen gerade eine
Nicht alle Gäste waren so bibelfest wie die Theologin, die Zehn
Gebote aber sind jedem geläufig. Deren Auslegung ist für Käßmann
der Maßstab für eine gemeinsame Grundhaltung. Ergeben
sich doch daraus grundlegende Fragen des Miteinanders. Wie
gehen wir mit der älteren Generation um? Wie wichtig sind tragfähige
Bindungen, die Halt geben? Wie sieht es mit unserem generellen
Vertrauen in Institutionen und Politik aus? Wie sicher
fühlen wir uns in diesem Land? „Es wäre doch schön, wenn man
die Haustür nicht mit drei Riegeln abschließen müsste, sondern
unseren Mitmenschen mit einem unvoreingenommenen Vertrauen
entgegentreten könnten“, so Margot Käßmann.
Und was machen wir mit Fake News, Verleumdungen und Anfeindungen?
Auch das zermürbt eine Gemeinschaft, ebenso wie
Neid und Gier. „Die Geiz ist geil-Kampagne vor einigen Jahren
hat ihren Beitrag zu Geiz und Missgunst Tür und Tor geöffnet.
Solidarität ist auf der Strecke geblieben. Wir müssen uns viel
mehr bewusst machen, was wir machen. Es muss eine Ethik
des Genug geben“, forderte die Referentin.
Mit der ehemaligen Landesbischöfin und EKD-Vorsitzenden Margot Käßmann
konnten wir eine hervorragende und passende Rednerin für diesen Ort und
Anlass gewinnen. Nach mittlerweile knapp zwei Jahren Pandemie sollte es
ein Empfang der Zuversicht und des Mutmachens werden.
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