LGBB_04_2022_web
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Klischee auf, in dem Rom nur noch ein tragisches<br />
Beispiel für die Launen des Schicksals und die<br />
Vergänglichkeit weltlichen Ruhms ist. Ausdrucksstark<br />
sind Facio und sein Cicerone dargestellt, als<br />
sie über die Mauerzinnen hinweg auf die Stadt<br />
schauen und dort eine Frau mit schwarzem Umhang<br />
erblicken, die neben dem Kolosseum am<br />
Ufer des Tiber kauert und scheu zu ihnen aufschaut.<br />
Sie ist natürlich niemand anders als Rom<br />
selbst in Gestalt einer Witwe, die um ihre einstigen<br />
Herrscher trauert, die Cäsaren und später<br />
die Päpste. Ganz anders das Bild der Stadt in<br />
Hartmann Schedels Weltchronik von 1493, eine<br />
Geschichte der Welt aus christlicher Perspektive,<br />
von der Schöpfung bis in die damalige Gegenwart.<br />
„Die Ansicht von Rom zeigt auf einer<br />
Doppelseite eine belebte, malerische Stadt, wie<br />
sie sich Besuchern präsentiert haben mochte, die<br />
sich vom Pincio an der Nordostseite her näherten.<br />
Quer über den Vordergrund erstreckt sich die<br />
Aurelianische Mauer mit einladend geöffneten<br />
Pforten” (77).<br />
Erneut anders die Karten, Pläne und Veduten in<br />
der Renaissance, zum Beispiel bei Antonio Tempesta.<br />
Die Erneuerung der Stadt lief auch Hochtouren.<br />
Die Bevölkerung hatte sich vom Sacco<br />
nicht nur erholt, sondern sich an Einwohnern<br />
auf rund 100000 praktisch verdoppelt. Neue<br />
Kirche, Paläste und Vorstadtvillen entstanden in<br />
atemberaubenden Tempo. Antonio Tempestas<br />
grandioses Panorama (90f.) gibt genau diese<br />
Aufbruchsstimmung wieder. Rom entfaltet sich in<br />
seiner ganzen Pracht für den Betrachter, der vom<br />
Gianicolo hoch über Trastevere den Blick auf die<br />
Stadt genießt. In der Bildmitte zeichnet sich deutlich<br />
das bedeutendste Sanierungsgebiet des 16.<br />
Jahrhunderts ab, Michelangelos Umgestaltung<br />
des Kapitolinischen Hügels (90).<br />
Der Leser wird neugierig die nächsten Schritte in<br />
der Darstellung Roms verfolgen bis hin zum ersten<br />
offiziellen Flächennutzungsplan (Piano regolatore<br />
e di ampliamento della città die Roma) von<br />
1882 (182f.) zum Plan der Olympiastadt 1960<br />
und zum Übersichtsplan der römischen U-Bahnlinien<br />
von 2018.<br />
Hervorzuheben ist noch die Gliederung des Buches<br />
in zehn Kapiteln. Rom nimmt Gestalt an,<br />
18–31, bildet den Anfang, Das Rom der Cäsaren,<br />
32–53, und Das Rom der Päpste, 54–69, folgen.<br />
Kapitel vier nennt die Autorin Die Wiedergeburt<br />
Roms, 70–97, Kapitel fünf Das Rom der Gelehren,<br />
98–115, Kapitel sechs Das Rom der Heiligen<br />
und Pilger, 116–134, Kapitel sieben Das Rom der<br />
Bildungsreisenden, 134–155. Das Rom des Massentourismus,<br />
156–173, ist durch ein brandneues<br />
Reiseführerkonzept geprägt und im Westentaschenformat<br />
erhältlich. Kapitel neun ist über-<br />
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