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LGBB_04_2022_web

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vielfacher finanzieller Unterstützung der Universitäten<br />

Innsbruck und Wien, der Humanistischen<br />

Gesellschaften in Krems und Wien und der Österreichischen<br />

Gesellschaft für Kinder- und Jugendliteraturforschung<br />

gleich zwei umfangreiche<br />

Titel (zusammen 480 Seiten!), die bei der WBG<br />

in Darmstadt in gedruckter Form, überdies aber<br />

auch zum empfehlenswerten Gratis-Download<br />

erhältlich sind. Sie bieten eine beträchtliche Fülle<br />

an Anregungen für den Literaturunterricht und in<br />

praktisch allen weiteren schulischen Unterrichtsfächern,<br />

ein ganzer Band ist einem tierethisch<br />

begleiteten Lateinunterricht gewidmet mit einer<br />

riesigen Auswahl an lateinischen Textbelegen<br />

(immer auch neu übersetzt von den Autorinnen,<br />

mit einem lat.-dt. Vocabularium und zahlreichen<br />

Arbeitsaufgaben zur inhaltlichen Erschließung<br />

und zu sprachlich-stilistischen Besonderheiten<br />

versehen). Aus diesen Texten lässt sich problemlos<br />

eine ungewöhnliche Unterrichtsreihe gestalten,<br />

ein ganzes Projekt konzipieren, fächerübergreifender<br />

Unterricht gestalten oder Texte einzeln<br />

(etwa als Ergänzung zur Ovid-, Caesar- oder<br />

Fabellektüre, zu Epigrammen oder zu mittelalterlichen<br />

Exempelsammlungen) rezipieren. Die<br />

Autorinnen machen sich die Mühe, Lehrpläne<br />

in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu<br />

befragen nach der Möglichkeit, das Thema der<br />

Mensch-Tier-Beziehungen in den Lateinunterricht<br />

zu integrieren. Befund: Es geht bestens in Zeiten<br />

des kompetenzorientierten Lateinunterrichts, es<br />

braucht nur die Initiative der Lehrkraft. Ganz<br />

beiläufig lässt sich mit der Textauswahl auch die<br />

vielfach übliche Begrenzung auf klassische antike<br />

Texte im LU überschreiten oder die Beschränkung<br />

auf Texte und Themen, die bekanntlich nicht für<br />

heutige Kinder und Jugendliche konzipiert sind.<br />

Viele Texte zu Mensch-Tier-Beziehungen jedoch<br />

dürften bei jungen Lesern auf großes Interesse<br />

stoßen, das neue Konzept bietet aber vorrangig<br />

eine Fülle von Ideen, sich den alten Texten zu nähern<br />

und sie neu zu lesen: „Während die traditionelle<br />

Literaturwissenschaft Tiere als Metaphern,<br />

Symbole oder Stellvertreter des Menschen inter-<br />

UTB-Titel Nr. 4759 Human-Animal Studies (UTB<br />

Verlag 2017, 2. überarb. und aktualisierte Aufl.<br />

2021, 264 Seiten, ISBN: 9783825256784) für die<br />

deutsch-sprachigen Wissenschaften eine erste<br />

Einführung in dieses junge, interdisziplinäre Forschungsfeld,<br />

in dem ausgehend vom anglophonen<br />

Raum seit etwa 30 Jahren zum Verhältnis<br />

von Menschen und nicht-menschlichen Tieren<br />

gearbeitet wird (sc. sog. nichtmenschliche Tiere<br />

werden auf verschiedene Weisen als Ressourcen<br />

benutzt: Sie werden gegessen, Teile ihrer Körper<br />

als Kleidung verwendet, zu Unterhaltungszwecken<br />

gequält und getötet, ausgebeutet, um diverse<br />

Arbeiten zu verrichten, und gezüchtet und getötet,<br />

um als Rohstoffe für Kosmetika und andere<br />

Produkte verwendet werden zu können. Letztlich<br />

sind sie Sklaven, vgl. https://www.animal-ethics.<br />

org/speziesismus/).<br />

Es trifft sich gut, dass Gabriela Kompatscher ao.<br />

Univ.-Professorin für Lateinische Philologie und<br />

Leiterin des Instituts für Sprachen und Literaturen<br />

an der Universität Innsbruck ist und zusammen<br />

mit ihrer Wiener Kollegin Dr. Sonja Schreiner (sie<br />

ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut<br />

für Klassische Philologie, Mittel- und Neulatein<br />

der Universität Wien und unterrichtet seit 2005<br />

Latein für Veterinärmediziner an der dortigen<br />

Veterinärmedizinischen Universität) den Beitrag<br />

der lateinischen Literaturen aus Antike, Mittelalterund<br />

Neuzeit für die Human-Animal Studies<br />

erschließen kann. Vor bald zehn Jahren erschien<br />

das immer noch sehr empfehlenswerte Bändchen<br />

für den Lateinunterricht: Partner, Freunde und<br />

Gefährten. Mensch-Tier-Beziehungen der Antike,<br />

des Mittelalters und der Neuzeit in lateinischen<br />

Texten, hrsg. von Gabriela Kompatscher<br />

Gufler, Franz Römer und Sonja Schreiner. 154<br />

Seiten, Wien 2014, Verlag Holzhausen, 19,80 €,<br />

ISBN: 978-3-902976-26-0 – vgl. meine Besprechung<br />

<strong>LGBB</strong> Heft 3-2019, 219–223.<br />

Vor wenigen Monaten erschienen aus der Feder<br />

der beiden österreichischen Latinistinnen mit<br />

292 JAHRGANG LXVI · <strong>LGBB</strong> <strong>04</strong> / <strong>2022</strong><br />

<strong>LGBB</strong> <strong>04</strong> / <strong>2022</strong> · JAHRGANG LXVI<br />

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