26.12.2012 Aufrufe

bunsenmagazin - Deutsche Bunsengesellschaft für Physikalische ...

bunsenmagazin - Deutsche Bunsengesellschaft für Physikalische ...

bunsenmagazin - Deutsche Bunsengesellschaft für Physikalische ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Tagungen<br />

76th International Bunsen Discussion Meeting<br />

„Global Phase Diagrams“<br />

Walberberg, 19.–22. August 2001<br />

Thomas Kraska<br />

Die 76. Internationale Bunsendiskussionstagung mit dem Titel<br />

„Global Phase Diagrams“ fand in der Zeit vom 19. bis zum 22.<br />

August 2001 in Walberberg statt. Sie wurde organisiert von L. Z.<br />

Boshkov (Odessa), U. K. Deiters (Köln), R. N. Lichtenthaler (Heidelberg)<br />

sowie T. Kraska (Köln). Das Ziel der Tagung war es, über<br />

aktuelle Entwicklungen auf dem Gebiet der experimentellen und<br />

theoretischen Untersuchungen sowie der Modellierung von Entmischungsphänomenen<br />

und Phasendiagrammen unterschiedlicher<br />

Mischsysteme zu berichten. Die behandelten Mischsysteme umfassten<br />

komplexe und reagierende Systeme, Polymere und Hydrogele, überkritische<br />

Systeme, Fest-Fluid-Systeme sowie biochemische Systeme.<br />

In globalen Phasendiagrammen werden anstelle von Zustandsparametern<br />

wie Druck, Temperatur oder Zusammensetzung molekulare<br />

Parameter gegeneinander aufgetragen. Durch Berechnung von<br />

Grenzlinien können in diesen Parameterdiagrammen einzelne Gebiete<br />

bestimmten Arten von Phasenverhalten zugeordnet werden. Man<br />

erhält eine Übersicht über das Phasenverhalten von Mischungen und<br />

kann Mischphänomene systematisch untersuchen oder Vorhersagen<br />

treffen. Neben der vollständigen Untersuchung einer Zustandsgleichung<br />

im Raum ihrer molekularen Parameter, wie es <strong>für</strong> das Verständnis<br />

der Topologie eines globalen Phasendiagramms notwendig<br />

ist, wird die Methodik zur Untersuchung einzelner Mischphänomene<br />

angewendet. Der gemeinsame Hintergrund der Arbeiten, die auf der<br />

Diskussionstagung präsentiert wurden, war die Untersuchung des<br />

Phasenverhaltens und der Phasenübergänge in unterschiedlichsten<br />

Mischsystemen.<br />

Innerhalb von drei Tagen wurde in acht eingeladenen Hauptvorträgen<br />

sowie 27 Kurzvorträgen und 45 Postern über Fortschritte auf<br />

dem Gebiet der Phasendiagramme und deren Modellierung berichtet.<br />

Von der Vielzahl der interessanten Beiträge kann im Folgenden<br />

lediglich auf die Hauptvorträge und einige weitere Vorträge eingegangen<br />

werden.<br />

Den wissenschaftlichen Auftakt der Tagung stellte der Plenarvortrag<br />

von J. M. Prausnitz (Berkeley) dar. Er referierte über den Einsatz<br />

des potential of mean force anhand einer Reihe sehr unterschiedlicher<br />

Beispiele von Erdölmischsystemen bis hin zu medizinischen<br />

Anwendungen im Bereich von Augenkrankheiten oder der Kristallisation<br />

von Proteinen.<br />

T. W. de Loos (Delft) hat experimentelle Arbeiten zur systematischen<br />

Untersuchung des Phasenverhaltens von Kohlendioxid/n-<br />

Priv.-Doz. Dr. Thomas Kraska<br />

Institut <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie<br />

Universität zu Köln<br />

Luxemburger Str. 116<br />

D-50939 Köln<br />

Tel. +49 221 470 5553<br />

E-Mail: t.kraska@uni-koeln.de<br />

Alkan-Systemen vorgestellt. Er hat den Einfluss fester Phasen und<br />

hierbei insbesondere Fest-Flüssig-Gas-Dreiphasen-Linien untersucht,<br />

eine wichtigen Grundlage <strong>für</strong> das Verständnis von Partikelherstellungsverfahren<br />

mit überkritischem Kohlendioxid.<br />

Der Klassifizierung der Vielzahl von Phasendiagrammen von<br />

ternären Systemen einschließlich fester Phasen hat V. M. Valyashko<br />

(Moskau) seinen Vortrag gewidmet. Mit der Methode der kontinuierlichen<br />

topologischen Transformation wurden Phasendiagrammtypen<br />

mit festen Phasen abgeleitet sowie Phasendiagrammtypen <strong>für</strong><br />

ternäre Systeme mit einer leicht-flüchtigen Komponente entwickelt.<br />

G. H. Findenegg (Berlin) hat über den Einfluss von räumlichen<br />

Begrenzungen auf Phasenübergänge und den kritischen Zustand<br />

berichtet. Es wurden Porenkondensations- und Sorptionsuntersuchungen<br />

von einfachen Fluiden in mesoporöse Materialien mit unterschiedlichen<br />

Charakteristika vorgestellt.<br />

Die thermodynamische Beschreibung von Phasenübergängen in<br />

Hydrogelen war Gegenstand des Vortrages von G. Maurer (Kaiserslautern).<br />

Neben experimentellen Untersuchungen, wurde ein Modell<br />

<strong>für</strong> Hydrogele auf der Grundlage der Flory Free-Volume-Theorie<br />

und des UNIFAC-Modells entwickelt.<br />

C. Vega (Madrid) hat sich mit dem Einfluss der Flexibilität von<br />

Kettenmolekülen auf das Phasenverhalten beschäftigt. Mit molekularen<br />

Simulationen sowie theoretischen Analysen im Rahmen der thermodynamischen<br />

Störungstheorie von Wertheim wurden Unterschiede<br />

im Phasenverhalten <strong>für</strong> vollständig flexible, teilweise flexible und<br />

starre Kettenmoleküle untersucht.<br />

D. A. Kofke (Buffalo, USA) hat seinen Übersichtsvortrag den<br />

vergleichsweise wenig durchgeführten molekularen Simulationen<br />

von Phasendiagrammen mit festen Phasen und dem hierbei auftretenden<br />

komplexen Phasenverhalten gewidmet.<br />

J. F. Brennecke (Notre Dame, USA) hat sich mit der Numerik der<br />

Berechnung von Phasendiagrammen befasst. Das vorgestellte Verfahren<br />

der Intervallanalyse ermöglicht das gezielte Auffinden des<br />

globalen Optimums bei der numerischen Berechnung von Phasendiagrammen.<br />

G. M. Schneider (Bochum) hat in seinem Vortrag einen Überblick<br />

über wichtige Phänomene in Mischungen unter hohen Drücken bis<br />

zu 1.5 GPa gegeben. Hierbei kann vielfältiges Phasenverhalten wie<br />

Vier-Phasen-Koexistenz unter Beteiligung fester Phasen, geschlossene<br />

Mischungslücken oder Mischbarkeitsfenster auftreten.<br />

Das Spektrum der Grundlagenbeiträge reichte von einer Formulierung<br />

der Thermodynamik ohne der Notwendigkeit des thermodynamischen<br />

Limits (D. H. E. Groß, Berlin) bis zur Ermittlung der<br />

Gesamtzahl aller Azeotrope in quaternären Mehrphasensystemen,<br />

die in Destillationsprozessen von Bedeutung sind (S. Blagov, Stuttgart).<br />

Weitere Vorträge haben sich mit der Modellierung basierend<br />

auf Zustandsgleichungen beschäftigt, wie der Dieterici-Zustandsgleichung<br />

(R. J. Sadus, Hawthorn, Australien) oder einem statistisch-<br />

50 Bunsen-Magazin · 4. Jahrgang · 2/2002

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!