21_Ausgabe Juli 2003
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36<br />
Er würdigte Hindenburg als den Führer, den<br />
sich das deutsche Volk in schwerer Zeit<br />
selbst gewählt habe, der Pflichterfüllung<br />
vorlebe und auf Einigkeit bedacht sei. Ein<br />
Patenkind des Gastes überreichte Blumen.<br />
Abordnungen zahlreicher Vereine und Verbände,<br />
die den Untermarkt säumten, fielen<br />
in den begeisterten Gesang der Nationalhymne,<br />
des Deutschlandliedes, ein.<br />
Hindenburg, nach der<br />
Reichsverfassung Oberster<br />
Befehlshaber der Reichswehr,<br />
nahm als sachkundiger<br />
Gast an den Manöverhandlungen<br />
am Montag und<br />
Dienstag und an der abschließenden<br />
Feldparade am<br />
Mittwoch teil. Weitere Gäste<br />
waren Reichswehrminister<br />
General Wilhelm Groener,<br />
der Chef der Obersten<br />
Heeresleitung, Generaloberst<br />
Wilhelm Heye, Militärattachés<br />
der Botschaften<br />
(darunter auch Vertreter der<br />
Roten Armee) und der im<br />
Im Manövergelände<br />
24.09.1928<br />
Görlitzer Bürgertum besonders beliebte<br />
Organisator der Reichswehr, Generaloberst<br />
Hans von Seeckt. Die Feldparade bei Hennersdorf<br />
vereinte 15000 Soldaten und über<br />
80000 Gäste, zumeist Görlitzer. Sie<br />
bekannten sich damit freiwillig und deutlich<br />
z<br />
u den überlieferten Werten, die der Reichspräsident<br />
verkörperte. Ältere Teilnehmer<br />
erinnerten sich an die Kaiserbesuche vor<br />
1914. Die extreme politische Linke bespöttelte<br />
Hindenburg gern als “Ersatzkaiser”.<br />
Vielen Gutgläubigen aus allen<br />
Schichten erschien dagegen der legendenumwobende<br />
und ehrwürdige Heerführer<br />
wie ein unerschütterlicher<br />
Fels in unruhiger Zeit. Er<br />
werde, so hofften sie, als<br />
überparteilicher Vater der<br />
Vaterlandes für innenpolitische<br />
Stabilität, internationale<br />
Gleichberechtigung und<br />
wirtschaftlichen Aufschwung<br />
sorgen. Nur das Militär, so<br />
dachten etliche Augenzeugen<br />
jener Tage, werde gegenüber<br />
dem chaotischen Parteienstreit<br />
und dem politischen<br />
Terrorismus auf den Straßen<br />
die stabilisierende nationale<br />
Ordnungsmacht bleiben.<br />
Diese naiven Hoffnungen<br />
zerbrachen an den wirt-schaftlichen und<br />
politischen Erschüt-terungen der folgenden<br />
Jahre.<br />
In der Erinnerung einer ganzen Generation<br />
blieb der Hindenburg-Besuch von 1928 ein<br />
Gott schütze das ehrbare Handwerk<br />
Walkowiak & Brendle