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8 VERSCHIEDENES Münchner Ärztliche Anzeigen Nachruf Erinnerungen an Hellmut Mehnert In den ersten Jahrzehnten meiner klinischen Tätigkeit kannten wir noch das Erscheinen von menschlichen „Fixsternen“ – besonders an großen Kliniken. Unstrittig war Hellmut Mehnert, der jetzt wenige Wochen vor seinem 95. Lebensjahr am 27. Januar in München verstarb, ein solcher Fixsternen. Seine Klinik gehörte zu seiner Zeit zu den großen Häusern. Eine Klinik der Maximalversorgung mit den meisten damaligen Fachrichtungen unter einem Dach und etwas mehr als 1.300 Klinikbetten. Und ebenso unstrittig kann er als der Nestor der Diabetologie in Deutschland und darüber hinaus bezeichnet werden. Er brachte diese Erkrankung ins Bewusstsein der Öffentlichkeit, der Politik, der Bevölkerung. Er baute eine der damals größten Abteilungen für Stoffwechselerkrankungen und Diabetologie samt Schulungszentrum für die Betroffenen auf. Beeindruckend ist die Liste seiner Auszeichnungen und Ehrungen dafür, umfangreich die Zahl seiner Veröffentlichungen und Herausgeberfunktionen. Kaum mehr überschaubar die Schar seiner Schülerinnen und Schüler, die aus seiner Abteilung und mit seiner Unterstützung in Klinik und Forschung ihren Weg in andere vergleichbare Einrichtungen fanden. Der Platz würde hier nicht ausreichen, wollte ich dies alles detailliert ausführen. Ich hatte keine Chance, unter und mit Hellmut Mehnert klinisch zu arbeiten, aber ich habe den großen Arzt, den fürsorglichen Kliniker, den Menschen Hellmut Mehnert über viele Jahre erlebt. In seiner Zeit als Ärztlicher Direktor des Schwabinger Prof. Dr. med. Hellmut Mehnerte Foto: Hans-Bernd Herzog, Corps Archiv Corps Suevia München (CC BY-SA 3.0 de)
Münchner Ärztliche Anzeigen VERSCHIEDENES / IMPRESSUM 9 IMPRESSUM Krankenhauses prägte er dieses Haus wie kaum ein anderer vor und sicher auch nicht nach ihm es hätte prägen können. Das Haus und dessen Wahrnehmung war ihm eine Herzensangelegenheit. Dies konnten wir beispielsweise während des Projekts „Fortschreibung der Münchner Krankenhausreform“ spüren. Drohte damals einer von uns dabei unter die politischen Räder zu kommen, so stand Mehnert vor einem und bewahrte ihn vor Schlimmerem. Er war ein „Homo Politicus“ im besten Sinne des Wortes, liebenswürdig und verbindlich im Ton, klar und geradlinig in der Positionierung und Ansage. Seine Beiträge in den Gremien der ärztlichen Standesvertretungen (u.a. auch im ÄKBV) waren zum richtigen Zeitpunkt immer hilfreich und weiterführend. Unvergessen für meine Generation von Ärztetagsdelegierten bleibt seine Dankesrede nach der Verleihung der Paracelsus-Medaille an ihn und zwei weitere Kollegen beim Ärztetag 2003 in Köln. Thomas Mann und die Klinik des Zauberbergs versetzte er in das Jahr 2003, die handelnden Personen im Zauberberg wurden mit den aktuellen politischen Akteuren gleichgesetzt und alle bekamen ihr Fett ab. Thomas Mann hätte sicher seine Freude daran gehabt, die Kölner Philharmonie stand Kopf vor Begeisterung und Vergnügen. Mehnerts Talente als Komödiant und Schauspieler waren beeindruckend, wenn er als „Putzfrau“ verkleidet und ausgestattet an Fasching in den Räumen der Nothilfe-Ambulanz seine „Aufgaben“ erfüllte; keiner erkannte ihn. Oder er ließ sich, verkleidet als „Penner, ohne festen Wohnsitz“ notfallmäßig als Patient einliefern. Konnte er als Leiter von Zentrumsoder Klinikkonferenzen mit seiner Ansicht mal nicht durchdringen, redete er sich passend und zeitgerecht so in Rage, dass jeder Widerspruch verstummte, aus Sorge um den vermeintlich bedrohten Gesundheitszustand des Ärztlichen Direktors. Hellmut Mehnert liebte sein „Schwabinger“ wirklich. Er war daher bitter enttäuscht, zum 100-jährigen Jubiläum des Hauses nicht eingeladen zu sein. Dafür enthielt die Gästeliste etliche Persönlichkeiten, deren Verbindung mit dem „Schwabinger“ eher wenig bekannt waren. Und dazu gibt es eine kleine Geschichte: Ich habe in vielen Gesprächen seine Enttäuschung darüber gespürt und daher als Betriebsratsvorsitzender ihn in mein Büro zum Termin des Festakts eingeladen – vorbei an allen, vorbei am gesamten Sicherheitspersonal. Zugang war nur mit schriftlicher Einladung erlaubt, die Hellmut Mehnert nicht besaß. Aber er war wenigstens im Haus und nahm schließlich beim „Festakt“ mit mir einen der hinteren Plätze ein. Bei meiner Rede zum Festakt des Hauses begrüßte ich ihn – neben anderen – namentlich und ausdrücklich unter Hervorhebung seiner Bedeutung für die Entwicklung und den damaligen Stand des Hauses. Der Klinikleitung und der anwesenden Politik schwollen die Zornesadern an, die anwesenden Beschäftigen aus Medizin, Pflege und anderen Bereichen begrüßten ihren früheren Chef mit lautstarkem Applaus. Der Zorn der Klinikleitung war mir zwar sicher, Hellmut Mehnerts Biographie mit persönlicher Widmung als Geschenk und sein Angebot des kollegial väterlichen „Du“ an mich waren mir um vieles wichtiger. Das „Du“ war damals nicht so üblich wie heute. Ich werde Hellmut Mehnert in Erinnerung behalten, so wie vermutlich viele andere meiner Generation auch, denn er hat einen wichtigen Abschnitt unserer Zeit am Schwabinger Krankenhaus ganz wesentlich geprägt. Dafür danke ich ihm. Dr. Christoph Emminger ehem. Vorsitzender des ÄKBV München Münchner Ärztliche Anzeigen Offizielles Publikationsorgan und Mitteilungsblatt des Ärztlichen Kreis- und Bezirksverbandes München, Körperschaft des öffentlichen Rechts Herausgeber Ärztlicher Kreis- und Bezirksverband München Körperschaft des öffentlichen Rechts 1. Vorsitzende: Dr. med. Irmgard Pfaffinger Elsenheimerstr. 63, 80687 München Tel. 089 547116-0, Fax 089 547116-99 info@aekbv.de, www.aekbv.de Redaktion Stephanie Hügler (verantwortliche Redakteurin) Ina Koker Elsenheimerstr. 63, 80687 München Tel. 089 547116-0, Fax 089 547116-99 redaktion@aekbv.de Erscheinungsweise: 14-täglich Bezugspreis Für Mitglieder des ÄKBV im Mitgliedsbeitrag enthalten. Bezugspreis für Nichtmitglieder jährlich € 110,- inkl. 7% MwSt.. Redaktionsbedingungen Meldung von Veranstaltungen nur über www. aerztliche-anzeigen.de. 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