MARKOMANNIA
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MARKOMANNIA
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IMPRESSUM<br />
Vertreten durch den 1. Vorsitzenden<br />
100 Jahre AV Markomannia<br />
Helmuth Böller, Falkenstr. 8<br />
91088 Bubenreuth, Tel: (09131) 26271<br />
Redaktion: Helmuth Böller, Falkenstr. 8<br />
91088 Bubenreuth, Tel: (09131) 26271<br />
Layout: Manfred Haffner, Walburgastr. 4<br />
91056 Erlangen, Tel: (09131) 993899<br />
Druck: Druckerei Bresler, Erlangen<br />
Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />
Willi Blank (W.B.) Helmuth Böller (H.B.)<br />
Hermann Fehn (H.F.) Alfred Frisch (A.F.)<br />
Sepp Hägler (S.H.) Manfred Haffner (M.H.)<br />
Richard Haffner (R.H.) Dr. Herbert Hahn (H.H.)<br />
Johanna Hahn (J.H.) Christian Krause (C.K.)<br />
Erich Pfister (E.P.) Helmut Rau (H.R.)<br />
Herbert Schönfelder (H.S.) Michael Zimmermann (M.Z.)
Gründungsurkunde
Zum Geleit<br />
Am 19. Juli 1906 zogen fünf junge Freunde hinaus in die sonnige fränkische<br />
Landschaft, in Weiher, unter der Linde, löschten sie ihren Durst und stillten ihren<br />
Hunger. Es waren die ersten Ferientage, die Schule lag hinter ihnen und es herrschte<br />
herrliches Sommerwetter. An diesem Tag enstand der Wunsch, ihre Freundschaft zu<br />
vertiefen und einen Bund fürs Leben zu gründen.<br />
Markomannia steht für Freundschaft, Gastfreiheit und Geselligkeit des<br />
germanischen Stammes, der unser Namensgeber ist, das Wappen enthält die<br />
Farben Weiß, Blau und Weiß für Reinheit und Treue, die Kürzel der fünf<br />
Gründer und den Wahlspruch „durch Kampf zum Sieg“, der für sich selber<br />
spricht.<br />
Unsere fünf Gründer waren sich wohl kaum bewußt, welchen Aufschwung<br />
unser Bund nehmen sollte und vor allem dachten sie sicher nicht daran, dass<br />
wir heute, 100 Jahre später, stolz ein Fest feiern können. Was hat unser Bund<br />
im Laufe der Jahre alles erleben müssen! Von der schwärmerischen Zeit im<br />
Jahre 1906 über das preußische Säbelklirren, bis zur heutigen Demokratie.<br />
Zwei Weltkriege prägten jahrzehntelang unser Bundesleben und mit 12 Jahren<br />
Hitlerregime überstanden wir sogar 1000 Jahre! Unsere Besten fielen den<br />
Kriegen zum Opfer und dennoch gab es immer wieder einen Neuanfang. Mein<br />
Dank gilt den Bundesbrüdern im Laufe unserer 100-jährigen Geschichte, die<br />
immer wieder das Ruder unseres Marko-Schiffes in die Hand nahmen und dafür<br />
sorgten, dass es einen Neuaufbau oder ein Weiterbestehen gab. Ihre Namen<br />
werden in der Festschrift erwähnt. Aber auch den Bundesbrüdern, die immer da<br />
waren und unsere Veranstaltungen möglich machten, gilt mein besonderer<br />
Dank.<br />
Laßt uns das 100-jährige Stiftungsfest würdig begehen im Gedenken an alle,<br />
die in dieser Zeit unser Geschehen geprägt haben. Auch wenn uns im<br />
Augenblick Nach-wuchssorgen plagen, sehen wir hoffnungsvoll in die Zukunft.<br />
Viel Vergnügen beim Lesen der Festschrift und bei den Feierlichkeiten des<br />
Jubiläums-Stiftungsfestes<br />
Mit dem Wunsche auf ein weiteres<br />
“VIVAT, CRESCAT, FLORIAT <strong>MARKOMANNIA</strong>“<br />
darf ich dieses Vorwort beenden.<br />
Erich Pfister<br />
Ehrenvorsitzender
Grußwort zum 100-jährigen Bestehen Markomannia Erlangen<br />
Die Markomannia wurde von fünf Freunden als eine Vereinigung von Schülern bei<br />
einem Ausflug ins Erlanger Umland im Jahre 1906 gegründet. Diese Wanderung endete<br />
unter der Linde des Gasthauses in Weiher.<br />
Der Name Markomannia stammt von den fränkischen Vorfahren, die Freundschaft,<br />
Gastfreiheit und Geselligkeit vorbildlich pflegten. Im Laufe der Zeit wurde der<br />
Freundeskreis stets erweitert. Nach wie vor stand der Gedanke der Einigkeit,<br />
Freundschaft und Treue im Vordergrund des Bundes.<br />
Mit Beschluss der Mitglieder im Jahr 1911 wurde die Schülervereinigung aufgelöst und<br />
als Mittelschul-Absolventenvereinigung fortgeführt. Heute ist die Markomannia eine<br />
Vereinigung von ehemaligen Schülern von Gymnasien und weiterführenden Schulen in<br />
Erlangen.<br />
Die Geschichte der Markomannia ist geprägt von Höhen und Tiefen. Besonders schwer<br />
beeinflusst wurde sie durch die beiden Weltkriege, in denen viele der Bundesbrüder<br />
gefallen sind.<br />
Das gesellige und kulturelle Leben wird durch die Arbeit der Markomannia bereichert.<br />
Während der Schulzeit geschlossene Freundschaften werden weitergeführt und gelebt.<br />
Bis heute wird die Verbindung nach Weiher vor allem mit der Freiwilligen Feuerwehr<br />
bei der Sommerkneipe und beim Stiftungsfest unter der Linde aufrechterhalten und<br />
gepflegt.<br />
Ich wünsche der „Markomannia“ für die Zukunft viel Erfolg und daß die junge<br />
Generation die Wertevorstellungen der Vereinigung erkennt, aufrecht erhält und<br />
fortführt.<br />
Köhler<br />
1. Bürgermeister
Grußwort<br />
Die Absolventenvereinigung Markomannia Erlangen feiert ihr 100.Stiftungsfest.<br />
Uns, im Namen der Freiwilligen Feuerwehr Weiher, ist es eine große Ehre, Ihnen in<br />
Form dieser Grußworte unsere besten Wünsche zu überbringen.<br />
Aber warum wird gerade uns diese Ehre zu Teil?<br />
Es war der 19.7.1906, als bei fünf Burschen unter der Linde beim Wirtshaus zu Weiher<br />
der Gedanke reifte, eine Vereinigung zu gründen, die geprägt sein sollte von Einigkeit,<br />
Freundschaft, Treue und vaterländischem Streben.<br />
Seit dieser Zeit begeht die Markomannia ihr Stiftungsfest in Weiher.<br />
Als allerdings auch in Weiher das gutbürgerliche Wirtshaussterben einsetzte, war es<br />
notwendig geworden, einen Unterstützer für die Feierlichkeiten zu finden.Nachdem die<br />
Vorstandschaft der Markomannia vor etlichen Jahren auf die Freiwillige Feuerwehr<br />
zukam, war es uns eine Selbstverständlichkeit, hier zu helfen.Seit dem richten wir sehr<br />
gerne das jährliche Stiftungsfest und die Kneipe in Form der Bewirtung aus.<br />
Viele Freundschaften sind in dieser Zeit gewachsen und wir fühlen uns der AV<br />
Markomannia eng verbunden. Dass dies auf Wechselseitigkeit beruht, hat die<br />
Markomannia der Feuerwehr gezeigt, als sie uns zu unserem 100jährigen Bestehen ein<br />
unerwartet beeindruckendes Geschenk machte. Diese große Eichentafel mit dem<br />
Wappen und den Wünschen hat seit 1992 einen Ehrenplatz in unserem Feuerwehrhaus.<br />
Wir wünschen der Absolventenvereinigung Markomannia zu ihren Feierlichkeiten alles<br />
erdenklich Gute. Weiterhin eine Kameradschaft die ihres gleichen sucht und für die<br />
nächsten Jahrzehnte den Erhalt der Tugenden, für die Ihre Vereinigung bekannt ist.<br />
Freiwillige Feuerwehr Weiher<br />
1.Vorstand 1.Kommandant<br />
Wolfgang Leeb Matthias Gollwitzer
Erinnerungen an alte Markozeiten<br />
Die Geschichte unserer Markomannia in den ersten fünf Jahrzehnten hat unser<br />
unvergessener Fritz Kaiser in der Festschrift zum 50. Stiftungsfest hervorragend<br />
geschildert. Er war dafür natürlich auch prädestiniert; denn er trat bald nach der<br />
Gründung in den Bund ein und war bereits im Jahre 1908 schon einmal der erste<br />
Vorsitzende. Christof Haas nannte ihn immer den „getreuen Eckehard“ der<br />
Vereinigung. Fritz Kaiser schreibt in seinem Vorwort allerdings, dass er große Mühe<br />
hatte an die entsprechenden Unterlagen zu kommen. In den Wirren des Jahres 1945<br />
gingen viele Aufzeichnungen und Urkunden verloren. So war er in seiner Chronik<br />
jedenfalls zum großen Teil auf sein Gedächtnis angewiesen. Wenn ich mich in meinem<br />
Beitrag zur Festschrift anlässlich unseres 100. Stiftungsfestes mit alten Markozeiten<br />
befasse, muss ich natürlich auch Ereignisse und Daten aus der Chronik von Fritz Kaiser<br />
zitieren und kommentieren. Vor allem bis zu dem Zeitpunkt, von dem aus ich aus<br />
eigenem Erleben berichten kann.<br />
Die Chronik befasst sich natürlich ausführlich mit der „Gründerzeit“. Unter den fünf<br />
Gründern spielte Fritz Hornig eine hervorragende Rolle. Er wurde beauftragt die ersten<br />
Satzungen auszuarbeiten und setzte sich dafür ein, dass das Lied „Sind wir vereint zur<br />
guten Stunde“ von Ernst Moritz Arndt unser Bundeslied wurde. Fritz Hornig war der<br />
erste Führer des Bundes. So steht´s geschrieben.(Ein Schelm, der schlechtes dabei<br />
denkt!) Mit jugendlichem Idealismus strebten unsere Gründer nach hohen moralischen<br />
Werten. Es war ja auch die Zeit der „Bündischen Jugend“, der Wandervögel, der Suche<br />
nach der blauen Blume. Voraussetzung war natürlich gegenseitige Unterstützung, also<br />
Bundesbrüderlichkeit. Von sittlichem Betragen ist zu lesen „um die Achtung der<br />
Umgebung zu gewinnen“. Die Vereinigung soll die geselligen Tugenden pflegen „im<br />
Sinne wahrhaften Humors und deutscher Fröhlichkeit. Sie soll das Ziel nie aus den<br />
Augen verlieren gute, einige Bürger des großen deutschen Vaterlandes zu werden.“ In<br />
der Jugend fanden diese Ziele damals weitgehend Zustimmung. Es gibt sicher Gründe,<br />
wenn wir in unserer Zeit dies etwas anders formulieren würden, dabei aber trotzdem in<br />
guter Tradition des Bundes blieben. Für „deutsche Fröhlichkeit“ muss man ja nicht<br />
gerade „fit for fun“ setzen.<br />
„Ganz im Sinne ihrer Ideale drängte sich im August 1914 die deutsche Jugend<br />
begeistert und tatenfroh zu den Fahnen.“ Diese Einstellung fand man im damaligen<br />
Deutschen Reich fast in allen Kreisen „von rechts bis links“. In dem Gedicht<br />
„Bekenntnis“ des Arbeiterdichters Karl Bröger heißt es: „Herrlich offenbarte es erst<br />
deine größte Gefahr, dass dein ärmster Sohn auch dein getreuester war, denk es o<br />
Deutschland“. Zwei von unseren fünf Gründern fielen im ersten Weltkrieg: Richard<br />
Hochstrade und Paul Steffen. Die Bundesbrüder fanden sich bald nach dem Krieg<br />
erneut zusammen und konnten sich wieder für ihre Markomannia begeistern. Beim<br />
Herrenabend des 13. Stiftungsfestes waren die drei noch lebenden Gründer Böhm,<br />
Heiden und Hornig anwesend.
Dass im Laufe der Jahre mit der steigenden Anzahl der Mitglieder auch die Lokalfrage<br />
zu einem Problem wurde, ist verständlich. Eigentlich haben wir das Problem noch<br />
heute, allerdings nicht wegen steigender Mitgliederzahlen! Im Jahr 1926 glaubte man<br />
eine Lösung gefunden zu haben. Auf Initiative von Bundesbruder Georg Rohmer wurde<br />
ein Heimfond geschaffen mit dem Ziel ein Eigenheim zu erwerben. Nach der Chronik<br />
ist dieser Heimfond im Laufe der Jahre zu einem ansehnlichen Betrag angewachsen und<br />
ging den Weg der Geldabwertung bei der Währungsreform 1948.<br />
Nach der Aufzeichnung unseres Fritz Kaiser hatte die Vereinigung auch während der<br />
Zeit des dritten Reiches nicht um ihren Bestand zu fürchten: „Vielseitige<br />
Beanspruchung des Einzelnen durch politische Arbeit“ ließ das Leben in der<br />
Vereinigung jedoch erheblich zurückgehen. Fritz Kaiser: „Viele Bundesbrüder hatten<br />
sich gläubigen Herzens der NSDAP angeschlossen um an der politischen und<br />
wirtschaftlichen Neugestaltung unseres Vaterlandes mitzuarbeiten.“ Der Nachwuchs, so<br />
heißt es, kam in diesen Jahren nur sehr vereinzelt. Das war natürlich sehr bedauerlich.<br />
Wenn der Nachwuchs heute vereinzelt käme, wäre das schon sehr erfreulich! In den<br />
Mitgliederversammlungen jener Jahre wurde öfter die Frage erörtert, ob man die<br />
Markomannia vielleicht doch auflösen sollte. Gott sei Dank blieb sie bestehen.<br />
Die ersten Neuaufnahmen nach dem zweiten Weltkrieg erfolgten 1947 unter dem<br />
Vorsitzenden Geo Weinig. Auch ich wurde damals in die Marko aufgenommen, kann<br />
mich aber nicht erinnern von einem noch bestehenden Heimfond gehört zu haben. Da<br />
die Chronik mit Sicherheit recht hat, zeigen sich bei mir offenbar schon<br />
Gedächtnislücken. Nur gut, dass ich keine Chronik schreiben muss!<br />
Wie alle vergleichbaren Vereinigungen wurde die Markomannia 1945 zunächst<br />
verboten. Erst nach langen Bemühungen wurden die für die Wiederzulassung<br />
erforderlichen neun „unbescholtenen“ Bundesbrüder gefunden. Die von Fritz Kaiser<br />
erwähnten „Aufklärungs- und Ausspracheabende“ für alle seit 1945 eingetretenen<br />
Mitglieder unter Leitung der Bundesbrüder Dr. Höfer und Dr. Rucker sind mir unter<br />
dem genannten Titel nicht im Gedächtnis. Die ersten Aufnahmen nach dem Krieg<br />
erfolgten doch, wie gesagt, erst 1947! Ich weiß jedoch von einem „runden Tisch“, an<br />
dem uns junge Bundesbrüder unser Dr. Willi Höfer gute Sitten lehrte. Beispiel: Ein<br />
Zündholz löscht man nicht durch Herumfuchteln mit der Hand. Man bläst es aus!<br />
Bekanntlich gehörte auch zu den Bestrebungen unserer Gründer gutes sittliches<br />
Betragen! Die später angesetzten Veranstaltungen für eine Jungmarkomannia hatten<br />
meines Erachtens nicht den gewünschten Erfolg. Sicher auch ein Grund dafür, dass es<br />
im Dezember 1952 zur Gründung der Aktivitas kam.<br />
Gerne denken wir alten Markomannen zurück an jene Jahre im „Reichsadler“. Bei den<br />
Kneipen waren damals oft über hundert Bundesbrüder anwesend. Unser Schmidt`s Emil<br />
hatte sich schon bald nach dem Krieg um die Marko verdient gemacht. Er hatte im<br />
Auftrag des Bundes den Kindern unserer gefallenen und vermissten Bundesbrüder an
Weihnachten Geschenke gebracht. Es gab um diese Zeit einen „Sozialausschuss“. Emil<br />
Schmidt war Vorsitzender. Auch ich gehörte diesem Ausschuss an. Bekannter ist unser<br />
Emil aber mit dem Vortrag seiner „alten Rittersleut“ geworden. Bei manchen Versen<br />
gab es eine gemäßigte und eine etwas derbere Fassung. Es gehörte zur Gaudi, dass er<br />
beim vielleicht hundertsten Vortrag immer noch dazwischen auf den Notizzettel in<br />
seiner Hand schaute, was vor allem bei spärlicher Beleuchtung kaum etwas nützte.<br />
Unvergesslich auch unser Hugo Vierzigmann, Leiter unserer Nürnberger Filiale. Er<br />
berichtete bei jeder Kneipe getreulich vom letzten Stammtisch der Nürnberger<br />
Bundesbrüder: “Anwesend 46 Bundesbrüder, Vierzigmann + sechs!“ Und fügte echt<br />
fränkisch für die Nürnberger Filiale hinzu: „Wir denna, was wir kenna!“<br />
Zurzeit im Reichsadler gehört aber auch die tätliche Auseinandersetzung mit einer<br />
Gruppe von GI`s 1949. Von einem nahe gelegenen „Ami-Lokal“ kommend brachten sie<br />
bereits auf dem Heimweg befindliche Bundesbrüder in Gefahr. Nach kurzem<br />
Wortgefecht mit den vor dem Reichsadler befindlichen Markomannen gingen die Amis<br />
mit „let`s go“ zum Angriff über. Einer unserer Bundesbrüder wurde bei dieser<br />
Auseinandersetzung durch einen Messerstich schwer verletzt. Allerdings ist den Amis<br />
dieser Angriff auch nicht gut bekommen. Die drei Erlanger Zeitungen „Erlanger<br />
Tagblatt“, „Erlanger Nachrichten“ und „Erlanger Volksblatt“ berichteten ausführlich<br />
über diesen Vorfall, eine mit der Schlagzeile „Wildwest in Erlangen“. Unser<br />
Vorsitzender Christof Haas registrierte dies mit gemischten Gefühlen. Einerseits war ja<br />
alles höchst unerfreulich. Andererseits ist mir nicht bekannt, dass jemals vorher oder<br />
nachher unsere Vereinigung in der Presse so großzügig behandelt wurde. Etwas<br />
Gleichartiges hatten wir in unserer jetzt hundertjährigen Geschichte auch nicht zu<br />
bieten.<br />
Die Vorsitzenden jener Jahre haben sich um unsere Vereinigung sehr verdient gemacht.<br />
Eine ausführliche Würdigung kann in diesem Beitrag nicht gegeben werden. Nicht<br />
unerwähnt lassen möchte ich aber einige Besonderheiten. Die älteren Bundesbrüder<br />
werden sich gerne erinnern. Franz Königstein: Fahrt nach Wunsiedel,<br />
Luisenburgfestspiele, Shakespeares Sommernachtstraum. Das Weinfest der Marko<br />
erfreute sich viele Jahre großer Beliebtheit bei den Bundesbrüdern. Arthur Emrich: Das<br />
Streben nach dem hohen Niveau! Heiner Uhl: Die Sonnwendfeiern in Betzenstein. Der<br />
Rosenmontagsball der Marko in beiden Sälen des Studentenhauses war mehrere Jahre<br />
ein Faschingsereignis in Erlangen und brachte uns immer ein volles Haus und unserem<br />
Kassier volle Zufriedenheit.<br />
In unseren Satzungen ist von der „Vertiefung und Pflege der erworbenen<br />
Mittelschulbildung“ die Rede. Fritz Kaiser hat in der Chronik die Themen unserer<br />
häufigen Vortragsabende seit 1950 aufgelistet, und zwar der Bundesbrüder und<br />
Gastredner. Die Vorträge sind breit gefächert über viele Wissensgebiete. Wenn ich<br />
einige Namen und Titel heute lese, bin ich doch etwas überrascht. Habe ich als damals<br />
sehr eifriger Markomanne und Ausschussmitglied doch einiges versäumt? Bei den
später von unserem langjährigen Vorsitzenden Oskar Bossenmaier eingeführten<br />
kulturhistorischen Fahrten habe ich kaum einmal gefehlt. Übrigens auch später nicht<br />
unter Leitung von Bbr. Jochen Lukas.<br />
Die drei großen Feste im Markojahr haben gute, alte Tradition: Stiftungsfest, Weinfest,<br />
Winterfest mit Tombola. Allerdings hat sich da einiges geändert, nachdem die<br />
Anziehungskraft von Festbällen nachgelassen hat. Es war sicher richtig, auf<br />
Besichtigungs- und Weinfahrten umzustellen, das Winterfest ausgenommen. Bei den<br />
Fahrten ist es für Angehörige meiner Altersklasse schon wichtig, dass der Bus jeweils<br />
nahe an die Lokalität heranfahren kann, da die meisten doch nicht mehr gut zu Fuß sind.<br />
Einige meinen, sie könnten noch gut einen Kilometer laufen, wenn mindestens drei<br />
Bänke auf der Strecke stehen!<br />
Als wir noch jung und tanzfreudig waren gab es bei der Marko ganz andere – kleinere –<br />
Probleme. Unser unvergessener Bbr. Dr. Otto Schropp schrieb am 13.1.1987 an den<br />
damaligen Vorsitzenden Bbr. Walter Baume einen drei Seiten langen Brief, von dem er<br />
mir seinerzeit eine Kopie zugehen ließ. Ich zitiere gerne aus dem ersten Absatz dieses<br />
Briefes, den er in seinem Amt verfasste: „Nun ist bei mir gerade eine Besprechung<br />
ausgefallen, d.h. ich habe eine Stunde Luft und so kann ich sie auch ablassen.“ Kurz<br />
zusammen gefasst brachte unser Otto in diesem Brief seine Verärgerung über<br />
Platzreservierungen bei Veranstaltungen im Hallerhof zum Ausdruck. Unser enger<br />
Freundeskreis war damals fast immer eine Stunde vor Beginn mit zwei oder drei Paaren<br />
vor Ort um einen entsprechend langen Tisch zu erhalten. Ging aber nicht, weil diese<br />
Tische um diese Zeit schon mit einem Schild „reserviert“ waren. Ein<br />
„Tischinteressierter“, meint Otto, macht da vielleicht um 18 Uhr einen Spaziergang um<br />
Tische mit Reserviertschildern zu versehen und sich dann in aller Gemütlichkeit für den<br />
Abend zu richten. Mit seinem Gefolge kann er später pünktlich zu Beginn der<br />
Veranstaltung seinen Platz einnehmen. Wenn ich diesen Brief zitiere hat das natürlich<br />
überhaupt nichts mit „Vergangenheitsbewältigung“ zu tun. Man kann im Gegenteil die<br />
Platzprobleme im Rückblick auch positiv sehen.<br />
Der „harte Kern“ unseres Freundeskreises sind alte Klassenkameraden. Wir fanden uns<br />
in seinerzeit noch größerer Zahl gleich nach dem Krieg zusammen, sorgten 1946 mit<br />
jugendlichem Elan bei einem Tanzkurs für einigen Trubel und organisierten<br />
Veranstaltungen mit Festprogramm. Als ich 1947 in die Marko eintrat, folgten mir Gott<br />
sei Dank in den nächsten zwei Jahren die engeren Freunde. Es gab übrigens dann auch<br />
bald einen Markotanzkurs. Erst in der Marko wurde unser Freundeskreis zur „Clique“,<br />
ein Wort, das ich eigentlich gar nicht mag. In unserem Bund gab es und gibt es auch<br />
andere Freundeskreise: Kegler, Kartler und Stammtische. Manche glaubten, diese<br />
Cliquenbildung sei für die Marko schädlich. Es hat sich aber erwiesen, dass diese<br />
„Cliquen“ treu zur Markomannia stehen und die Veranstaltungen des Bundes<br />
regelmäßig besuchen.
Im Jahre 1951 feierte die Vereinigung das 45. Stiftungsfest. Festredner war Fritz<br />
Hornig. Er hielt eine beeindruckende Rede, die allerdings fast zu einem Eklat führte.<br />
Unser Gründer ging dabei auch auf die bewussten 12 Jahre ein und brachte deutlich<br />
seine Abneigung gegen die Partei und ihre Organisationen zum Ausdruck. Es musste<br />
ihm eigentlich bekannt sein, dass viele im Auditorium ehemalige Mitglieder eben dieser<br />
Organisationen gewesen sind. Diese Bundesbrüder waren natürlich der Meinung, nichts<br />
Böses gewollt oder getan zu haben. Originalton Chronik: „Sie haben sich gläubigen<br />
Herzens der NSDAP angeschlossen“. Genau dies bestätigte dann ein Gastredner in<br />
seinen Grußworten. Starkes Beifallklopfen auf diese Ausführungen war eine<br />
Demonstration gegen die Rede unseres Gründers. Erbittert war man auch, weil in<br />
Prozessen der Nachkriegszeit nach Gesetzen geurteilt wurde, die zur Zeit der Tat noch<br />
nicht existiert hatten. Von Rechtsgelehrten kann man hören, dass die Juristen<br />
traditionell eigentlich immer gegen eine Bestrafung „ex post facto“ waren. Die Wogen<br />
glätteten sich schnell, Hornig blieb unser hochangesehener Gründer.<br />
Es folgte für den Bund eine etwas unruhige Zeit wegen der schon genannten<br />
Bestrebungen der jungen Bundesbrüder zur Gründung einer Aktivitas. Es gab teilweise<br />
stürmisch verlaufende Mitgliederversammlungen. Darüber wird in der Festschrift<br />
ausführlich berichtet. Soweit ich mich entsinnne, ging es zunächst nur um das Tragen<br />
des Bandes bei den Aktivenkneipen. Ich beteiligte mich aktiv an diesen<br />
Auseinandersetzungen, weil ich der Meinung war, dass durch dieses äußerliche Zeichen<br />
die Bundesbrüderlichkeit gestärkt werden könnte. Ich erwähne dies hier deshalb, weil<br />
ich in dieser Angelegenheit einen Brief an Fritz Hornig schrieb. Mir war bekannt, dass<br />
unser Gründer drei farbentragenden Verbindungen angehörte und hoffte auf<br />
Unterstützung von hoher Autorität für die Sache der Aktivitas. Meine Idee war gar nicht<br />
so gut. Ich konnte allerdings nicht wissen, dass bei einem in der Chronik nicht genau<br />
datierten Besuch von Fritz Hornig in Erlangen diese Frage schon einmal angesprochen<br />
worden war. Offensichtlich war unser Gründer nicht für eine Aktivitas. In der Chronik<br />
heißt es, er sei für „neue, zeitgemäße Wege, um der Jugend in der Markomannia eine<br />
geistige Heimat zu geben“. So bekam ich einen freundlichen Antwortbrief, in dem er<br />
jedoch schilderte, warum er gegen solche Formen in der Marko sei. Er bemerkte aber<br />
am Ende: „Sollte eine Hauptversammlung zu einem anderen Ergebnis kommen, werde<br />
ich so einen Beschluss akzeptieren, wie immer in den letzten Jahrzehnten“. Genützt hat<br />
mir der Brief natürlich nichts. Als im Dezember 1952 im Gasthaus Römming die<br />
Entscheidung zugunsten der Aktivitas fiel, gab den Ausschlag meines Erachtens die<br />
Wende von Christof Haas. Er hatte großes Ansehen bei den Bundesbrüdern und konnte<br />
die Tradition der Marko wie kein zweiter vermitteln.<br />
Der Festkommers zum 50. Stiftungsfest 1956 fand im Redoutensaal statt. Vorsitzender<br />
Christof Haas konnte eine große Anzahl Bundesbrüder und viele Gäste begrüßen, sowie<br />
eine stattliche Corona von Aktiven in Couleur! Festredner war wiederum Fritz Hornig.<br />
Er hielt eine würdige, patriotische Rede. Großmütig verschonte er allerdings dabei seine
Bundesbrüder mit dem gewissen Thema, das beim 45. Stiftungsfest für Verstimmung<br />
gesorgt hatte.<br />
Ein hundertjähriges Jubiläum muss natürlich gebührend gefeiert werden. Es ist aber<br />
auch ein Anlass sich zu erinnern. Ich habe dies mit diesen Zeilen aus meinem Erleben<br />
und aus meiner Sicht getan. Wir blicken, meine ich, alle mit Freude zurück: „Wenn<br />
beim Kommers die vollen Becher winkten, o sprich Markomann, denkst du der schönen<br />
Zeit!“<br />
Ich möchte diesen Rückblick aber nicht beenden ohne ein besonderes Gedenken an<br />
unseren Gründer Fritz Hornig. Im Sommer 1959 verbrachte ich den Urlaub mit meiner<br />
Frau in Dilsberg, einem Dorf hoch über Neckarsteinach gelegen. Wir nützten natürlich<br />
auch die Gelegenheit, um von Neckarsteinach mit dem Schiff eine Tagesfahrt nach dem<br />
nahen Heidelberg zu machen. Endlich sahen wir das schöne, vielbesungene Heidelberg.<br />
Nachdem wir durch die Altstadt gebummelt waren, das Schloss besichtigt und das große<br />
Fass bestaunt hatten, spazierten wir am Nachmittag über den Philosophenweg auf der<br />
anderen Neckarseite. Als wir uns wieder dem Neckar und der Anlegestelle näherten, sah<br />
ich ein Straßenschild Ziegelhäuser Landstraße. Ich schaute mich etwas um und dann<br />
stand ich auch schon vor dem Haus mit dem Schild Fritz Hornig. Unschlüssig blieb ich<br />
stehen, während Inge sich an der nahen Anlegestelle auf eine Bank setzte. Soll ich<br />
klingeln, soll ich nicht? Ich dachte an alles, was ich bisher über ihn wusste und hielt ihn<br />
für etwas unnahbar. Schließlich klingelte ich doch. Wie man sich irren kann! Nachdem<br />
ich mich vorgestellt hatte, wurde ich sofort sehr freundlich aufgenommen und es<br />
entwickelte sich gleich ein sehr lebhaftes Gespräch über die Marko, über Erlangen und<br />
auch über meine Familie. Fritz Hornig zeigte mir ein Buch von Prof. Strümpel<br />
„Erinnerungen eines Klinikers“, in dem mein Großvater erwähnt wurde. Meine Frau<br />
und ich waren dann in den nächsten Tagen noch zweimal bei Hornigs eingeladen. Nach<br />
unserem Urlaub schickte uns Fritz Hornig einen Bildband von Heidelberg zur<br />
Erinnerung an unseren Besuch in dieser schönen Stadt. Darauf entstand ein<br />
Briefwechsel und ich habe mir jetzt anlässlich dieses Beitrages zur Festschrift die sechs<br />
Briefe unseres Gründers (letzter vom Juni 1961) mal wieder durchgelesen. Aus diesen<br />
Briefen kommt immer wieder zum Ausdruck, wie sehr ihm das Gedeihen des Bundes<br />
am Herzen liegt. Aus einer Karte vom 15.8.59: „Seit Christof Haas tot ist, höre ich sehr<br />
wenig von Erlangen. Und jede Mitteilung von dort ist ein Gruß aus der Jugend.“<br />
Im Brief vom 20.4.60 beklagt er sich, dass die Mitteilungen des „Weis-Blau-Weiß“-<br />
Blattes sehr dürftig sind, freute sich aber sehr über den Besuch der Tochter unseres<br />
lieben Fritz Kaiser. Da er an Ostern unterwegs war, schreibt er ärgerlich: „An solchen<br />
Tagen bleibt man am besten daheim, sonst fährt man in einer Autokette in einem Dunst<br />
von Benzin, bekommt in den Wirtschaften schlechtes Essen und miserablen Wein.“<br />
Im Brief vom 11.5.60 bedankt sich unser Gründer über einen Bericht von mir und<br />
meint, man müsse sich ernstlich überlegen „wie man den Bund wieder auf eine gesunde
Basis bringen kann“. Was ihn zu dieser Einschätzung gebracht hat, weiß ich nicht mehr.<br />
Ich kann mir beim besten Willen nicht denken in einem Bericht „defaitistische“<br />
Äußerungen gemacht zu haben. Hochinteressant ist eine andere Einschätzung von ihm<br />
in diesem Brief, die ich vollständig wiedergeben möchte: „Ich habe im vorigen Jahr<br />
anlässlich meines 70. Geburtstages die große Sorge gehabt, dass meine Gesellschaften<br />
mir einen Fernsehapparat schenken würden. Ich habe schon beizeiten so leicht<br />
abgewinkt; denn ich hätte ihn sofort wieder zum Verkäufer gebracht, um ihn für 50%<br />
seines Wertes zurückzugeben. Man hat sich glücklicherweise eines anderen besonnen.<br />
Ich werde immer von unserem Hausbesitzer und von anderen Leuten zu<br />
Fernsehvorstellungen eingeladen. Ich habe bis jetzt kaum etwas Gescheites gesehen<br />
oder erlebt. Hinter der ganzen Sache liegt eine derartige geistige Öde und eine derartige<br />
Leerheit, dass man die Zeit, die man dafür verwendet, nur bedauern kann. Das<br />
Fernsehprogramm wird auch auf die Dauer nicht besser. Es wird immer ein kleines<br />
lebendiges Bilderblatt bleiben mit mehr, weniger oder gar keiner Kultur ausgestattet.“<br />
Es gab ja schon in den Anfängen des Fernsehens prominente Kritiker aus verschiedenen<br />
Gründen. So warnte Adorno vor der „Kulturindustrie im Fernsehspiel“, wobei er sich<br />
auf seine Erfahrungen im amerikanischen Exil stützte.<br />
In einem längeren Brief vom 26.6.61 beschäftigt sich unser Gründer wieder viel mit den<br />
alten Zeiten in der Marko und erinnert daran wie viel vor allem Christof Haas und<br />
Friedel Biemann für die Marko getan haben. Dann äußert er sich zu unserer Absicht<br />
nach Meersburg in Urlaub zu fahren. Das sei doch so ziemlich der lauteste Ort, den man<br />
am „Schwäbischen Meer“ findet. Für mich und meine Frau war es allerdings dann ein<br />
wunderschöner Urlaub, vor allem auch mit der Blütenpracht auf der Mainau im Juni.<br />
Und in Meersburg lebte ja lange die bedeutendste deutsche Dichterin Annette von<br />
Droste-Hülshoff, deren Werke ich sehr schätze. Wenn er im gleichen Brief schreibt:<br />
„Das Thema deines Vortrags Individualismus und Gemeinschaftsgeist hat mich doch<br />
sehr interessiert“, dann handelt es sich offensichtlich um einen Irrtum! Wenn ich, liebe<br />
Bundesbrüder in diesem Beitrag auch mal geirrt haben sollte, befinde ich mich<br />
immerhin in bester Gesellschaft. In allen Briefen sind immer sehr persönliche, herzliche<br />
Worte an mich und meine Familie gerichtet.<br />
Fritz Hornig verstarb am 11. Februar 1963. An seiner Beerdigung in Heidelberg nahm<br />
für die Markomannia unser hochverdienter Vorsitzender und spätere Ehrenvorsitzender<br />
Oskar Bossenmaier teil. Ich schrieb an Frau Hornig einen Kondolenzbrief. Einige Zeit<br />
später las in einer Ausschusssitzung Oskar Bossenmaier einen Brief von Frau Hornig<br />
vor, in dem sie sich u.a. auch nach mir erkundigte. Ich sei doch mit ihrem Mann sehr<br />
verbunden gewesen. Daraufhin nahm ich wieder Verbindung mit Frau Hornig auf und<br />
war mit meiner Frau in den folgenden Jahren noch zweimal in Heidelberg bei ihr zu<br />
Gast gewesen. Immer sehr gastfreundlich schenkte sie uns auch einige sehr interessante<br />
Bücher aus dem Bestand ihres Mannes. Zur Erinnerung an alte Markozeiten gehört für<br />
mich auf jeden Fall ein persönliches herzliches Gedenken an unseren Gründer Fritz<br />
Hornig. H.F.
Die Vorstandschaft am 100. Stiftungsfest<br />
v.l.n.r. Manfred Haffner, Schriftführer, Richard Haffner, 2. Vors., Helmuth Böller, 1.<br />
Vors., Heinz Heldmann, Schatzmeister, Erich Welker, Protokollführer<br />
Die Ehrenvorsitzenden unseres Bundes<br />
Fritz Kaiser Friedl Biemann Oskar Bossenmaier Erich Pfister
Aus dem Archiv<br />
Einige junge Bbr. gründeten am 10.05.1920 im „Goldenen Mond die Suevia. Sie wurde<br />
am 21.04.1923 freiwillig aufgelöst.<br />
44. Stiftungsfest 1950
Festkommers 50. Stiftungsfest im Redoutensaal am 20.07.1956<br />
Unser Gründungsmitglied Fritz Hornig im Gespräch mit dem ersten Bundespräsidenten<br />
der BRD, Prof. Theodor Heuss, anläßlich einer Verbandstagung
Pflanzung der neuen Linde 1981<br />
Die alte Linde wurde von Unbekannten mutwillig zerstört.<br />
Aktivitas bei der Thomaskneipe 1991 im Alstädter Schiesshaus
Vollbier. Das zeigte bei uns ungeübten Jungs natürlich Wirkung und wir schlossen<br />
diesen Abend ab mit Turnübungen auf dem Hugenottenbrunnen.<br />
Das war die Geburtsstunde einer Einrichtung, welche die Initiatoren „Jung-<br />
Markomannia“ nannten. Mehrere „Alte Herren“ kümmerten sich sehr um diese Jung-<br />
Markomannia und es wurde viel geboten: Kneip- und Quizabende, Maitänze,<br />
Weinfeste, Ausflüge..... Es wurde wohl die aktivste Zeit nach dem Krieg.<br />
So nach und nach entwickelte sich die Jung- Markomannia immer mehr zu einem<br />
selbständigen „Haufen“. Zum Initiator und Nachfolger von Hans Ott wurde eindeutig<br />
Heiner Lang. Durch seine Aktivitäten entwickelte sich allmählich die Jung-<br />
Markomannia zu einer regelrechten „Aktivitas“. Man wählte Chargen, führte Komment<br />
ein und schließlich Band und Mütze. Die Aktivitas richtete nun eigenständig<br />
Veranstaltungen aus: Kneipabende, Maitänze, die Exkneipe in Weiher bei den<br />
Stiftungsfesten, die Lumpenkneipe im Fasching usw.. Unvergessen bleiben die<br />
Rosenmontagsbälle der Markomannia im Studentenhaus. Sie waren nicht nur in der<br />
Markomannia, sondern für die ganze Stadt ein gesellschaftlicher Höhepunkt. Dazu trug<br />
vor allem jeweils ein lustiger Auftritt der Aktivitas bei.<br />
1951 standen sich die beiden Ansichten – für Couleur, gegen Couleur – noch<br />
unnachgiebig gegenüber. Bei einer Versammlung im „Reichsadler“ wurde es den<br />
Befürwortern zu dumm: Einige ihrer Vertreter, die Bbr. Hans Dennerlein, Michael<br />
Malter, die Gebrüder Siegfried und Kurt Frembs, Bruno und Lothar Meier, sowie Paul<br />
und Willi Blank versammelten sich in der Küche und brachten einen Antrag zu Papier<br />
auf Gründung einer Aktivitas und Zubilligung des weiß-blau-weißen Bandes.<br />
Vorbeikommende Sympathisanten wurden in die Küche zur Unterschrift gewunken.<br />
Im Lokal wurde dieser Antrag von der Vorstandschaft entgegengenommen, den sehr<br />
zahlreich erschienenen Bbr. mitgeteilt und zur Diskussion freigegeben. Und die wurde<br />
äußerst lebhaft. Als am Schluss der damalige Ehrenvorsitzende Friedl Biemann die<br />
Ablehnung dieses Antrags mit den Worten empfahl: „Die Heißsporne unter den<br />
Befürwortern werden sich im Laufe der Zeit abkühlen und sich wieder in das<br />
allgemeine Vereinsleben einfügen“ war die Sache gelaufen. Der Antrag wurde<br />
abgelehnt. Friedl Biemanns Wort galt.<br />
Erst am 6. Dezember 1952 kam es zu der am Ende des Prologs erwähnten<br />
außerordentlichen Hauptversammlung im Römming. Auch diesmal kam es zu heftigen<br />
Debatten. Erst als der vorher entschiedene Gegner nunmehr in einem Schlusswort die<br />
Annahme des Antrages empfahl, ging er durch: Friedel Biemanns Wort galt!<br />
Als in der Jahreshauptversammlung im September 1955 im „Deutschen Haus“ auch<br />
noch das Tragen der Mütze genehmigt wurde, herrschte wieder Bundeseinigkeit.
Die lange so hartnäckig abgelehnte Aktivitas setzte zu einer Hochblüte an, welche die<br />
gesamte Markomannia mitriss. Die Kneipen wurden regelmäßig, ja fast wöchentlich<br />
abgehalten. Die Kneiplokale wechselten auch jetzt, doch die längste und absolute<br />
Glanzzeit war im „Grüner Bräustübl“(GB). Hier war die Aktivitas so richtig zu Hause,<br />
beim Karl, bei der Leni und deren Mutter, der Kupfers Sophie und auch beim Personal,<br />
dem Stürmers Max und der Frau „Salm“. Auch der Kneipraum war pfundig, mit einem<br />
alten Ledersofa, wo die „Bierschisser“ ihre Strafen absitzen mussten und einem<br />
altehrwürdigen Klavier. Dieses Klavier wurde gern benutzt, vor allem von Willi Blank.,<br />
der virtuos nicht nur zu Kneipliedern begleitete, sondern auch zu einzelnen<br />
Gesangsvorträgen. Unvergessen sein Begleitspiel zum Urhit „Saubärgrunzer“, gesungen<br />
vom Spitzenduo Heiner Lang und Günther Oberdörfer: „Es wor amol a Hulzknecht voll<br />
Stulz...“.<br />
Legendäre Kneipwarte wie Heiner Lang, Michel Zimmermann, Sepp Hägler u.a. waren<br />
zuverlässige Garanten für Bombenkneipstimmung. Sie führten die Corona mit strengem<br />
Coment, jedoch humorvoll und schlagfertig durch die Kneipabende. Was allein an<br />
geschliffenen Bierreden zum Besten gegeben wurde war oft Spitzen-Kabarett-Genuss.<br />
Die Aktivitas war jedoch auch sportlich aktiv, z.B. mit einem Sportfest auf dem Uni-<br />
Sportgelände oder gar mit Fußballduellen gegen diverse Fußballmannschaften. Am<br />
häufigsten gegen die Absolvia. Hier gab es sogar einen jährlichen Wanderpokal, der<br />
meistens von der Markomannia gewonnen wurde.<br />
Nach dem GB als schönstem Kneiplokal muss gleich die „Gaststätte des<br />
Verkehrspersonals“ genannt werden. Hier war Bbr. Alois Wiendl (Aliser) der Wirt.<br />
Unvergessen bleiben die Lumpenkneipen, die meistens hier abgehalten wurden. Dabei<br />
wurden die besten Lumpen und Lumpinen gekürt und mit Preisen ausgezeichnet. Im<br />
Jahr 1965 landete eine Gruppe Restlumpen mit einem halbvollen Bierfass, das Bbr.<br />
Frisch (Albl) als Preis gewonnen hatte, in der Wohnung von Bbr. Richard Haffner,<br />
gleich nebenan. Während die anderen um die Restleerung kämpften, saß der Albl<br />
bierselig im Laufstall des einjährigen Sohnes von R. Haffner und umarmte „sein Fass“.<br />
Wenn der Frühling ins Land zog, wurde es in Aktivitas-Kreisen unruhig; denn dann<br />
herrschte die Frage vor: „Wird der Kegelclub uns wieder zum traditionellen Mai-<br />
Ansingen einladen?“ Meistens war dies in jenen Jahren ja auch der Fall. Ob in<br />
Langenzenn oder beim Schwarzmann in Baiersdorf. Die, die damals der Aktivitas<br />
angehörten und teilnehmen konnten, erinnern sich sicher noch gerne daran. Auf der B4<br />
von Baiersdorf nach Erlangen wird sich mancher nächtliche Autofahrer die Augen<br />
gerieben haben. Tauchte doch plötzlich im Scheinwerferlicht ein Zug junger Männer<br />
auf, die alle an einer Schnur abgenagte Kalbshaxen hinter sich herzogen (die Überreste<br />
des Kegelclub-Abendessens). Der Zug bewegte sich weiter bis zum Finazamt (damals<br />
noch in der Universitätsstraße), wo die Kalbshaxenknochen am dortigen Fahnenmast<br />
gehisst wurden.
Ein weiterer Höhepunkt im Jahresablauf war die Sonnwendfeier, die lange Zeit in<br />
Betzenstein stattfand, wo unser Bbr. Heiner Uhl ein Haus gebaut hatte. Durch ihn<br />
lernten wir die Brauereigaststätte Wagner kennen. Dort feierten wir oft die<br />
Sonnenwende in starker Corona. Wenn man zurückdenkt, dass wir 1959 mit 4 Bussen<br />
nach Betzenstein fuhren, so klingt das heute unglaublich. Die damalige Bedienung in<br />
der Brauereigaststätte, Frau Kolb, hatte die jungen Markomannen ins Herz geschlossen<br />
und so landete manche Maß Freibier auf unseren Tischen. Auch bei Übernachtungen im<br />
Zusammenhang mit dem Aufschichten des Holzstoßes vor der Sonnwendfeier kam sie<br />
uns preislich immer entgegen. Meist war es ein sehr stattlicher Zug von Markomannen<br />
mit ihrem Anhang, der bei Einbruch der Dunkelheit, bestaunt von vielen Bewohnern der<br />
Stadt Betzenstein und von Kurgästen, zum Feuerstoß zog. Nicht unerwähnt sollte dabei<br />
bleiben, dass einige Aktive die ca. 42 km von Erlangen nach Betzenstein zu Fuß<br />
zurücklegten.<br />
Die Weiherkneipe, der Ausklang all unserer Stiftungsfeste, ihre Organisation und<br />
Durchführung, war ausschließlich Aufgabe der Aktivitas. Was hier von den Chargierten<br />
geboten wurde, war an Brillanz kaum zu überbieten. Der Höhepunkt war dabei immer<br />
die Fidelitas, die von Bbr. Heiner Lang 25 mal hintereinander zackig und mit<br />
geistreicher Wortakrobatik geleitet wurde.<br />
Ausklang:<br />
Die Blütezeit der Aktivitas dauerte knapp 47 Jahre. Dann zeichnete sich allmählich ab,<br />
dass bei der Jugend das Interesse am Verbindungsleben gegen Null tendierte. In den<br />
neunziger Jahren unternahm Helmut Rau als Vorsitzender noch einmal verzweifelte<br />
Versuche. Er schrieb Kollegiaten an, sicherte sich die Mithilfe des Con-Rektors vom<br />
„Ohm“ Dr. Veh, stellte bei Schulschlussfeiern Marko-Stände auf, solche auch bei<br />
Kirchweihen in Uttenreuth und Weiher, verteilte Werbeschriften. Alles vergeblich! Die<br />
Aktivitas bekam keinen Nachwuchs mehr und war schließlich keine mehr. Der letzte 1X<br />
war Harald Rau. Man lud zu einer „Sitzungskneipe“ und beschloss am 12. November<br />
1999 die Aktivitas als solche ruhen zu lassen. Die Aktivenveranstaltungen wurden<br />
wieder von der Bundesleitung organisiert und geleitet. Den Markomannen ist bewusst,<br />
dass die Chancen auf Nachwuchs gleich Null sind. Doch sie lassen sich nicht verrückt<br />
machen und feiern ihre Kneipen und Feste nach wie vor lustig und unbekümmert.<br />
Vielleicht geschieht auch irgendwann ein kleines Wunder!...<br />
H.R., W.B., R.H., S.H.
Splitter / Anekdoten / Erinnerungen<br />
1. Um Siema im GB (M.Z.)<br />
2. Der Kaisers Fritz (R.H.)<br />
3. Der Biemanns Friedel (R.H.)<br />
4. Das Fußballspiel (R.H.)<br />
5. Eine Lumpenkneipe (R.H.)<br />
6. Aktivenkneipe (R.H.)<br />
7. Physikschulaufgabe (R.H.)<br />
8. Badenweiler (R.H.)<br />
9. Ausschußsitzung (R.H.)<br />
10. Stilvolle Vorfahrt zum Erlanger Schloßgartenfest (C.K.)<br />
11. Die wundersame Errettung des Michl (C.K.)<br />
12. Bad im Schloßgartenbrunnen 1952 (E.P.)
1. Um Siema im GB<br />
Eben (Februar 2006) rief der Vorstand an und erinnerte an den Redaktionsschluss für<br />
die Festschrift „Hundert Jahre Markomannia“! Da habe ich mich hingesetzt und in der<br />
Erinnerung geblättert. Die Überschrift hab’ ich schon, aber jetzt wird’s schwierig!<br />
Sie war die häufigste Parole, die vor ca. 50 Jahren, zur Halbzeit gewissermaßen, bei<br />
etwa einem Dutzend Erlanger OR’lern ausgegeben und befolgt wurde. (Das Ohm-<br />
Gymnasium hieß damals noch Ohm-Oberrealschule oder kurz OR).<br />
GB ist das Kürzel für Grüner Bräustüberl, ein „besseres“ Gasthaus in der Unteren<br />
Karlstraße. Man traf sich im Nebenzimmer, das vom Hof aus betreten wurde. Ich kann<br />
mich nicht erinnern, jemals im Hauptgastraum gesessen zu haben. Aber auch das<br />
Nebenzimmer war wunderbar ausgestattet, herrliche dunkelbraune Holzvertäfelung, fast<br />
bis zur Decke, eine lange Sitzbank an der Wand entlang, herrliche Kronleuchter, bei<br />
Bedarf wurde das Klavier herein geschoben, welches Willi Blank hervorragend spielte<br />
und……… das Ledersofa!<br />
Wirtsfamilie Wolf war gastfreundlich, achtete aber auch auf den guten Ruf ihres<br />
Hauses. Die Seniorchefin begrüßte mit großer Herzlichkeit die Gäste mit Handschlag<br />
und wenn sie im Nebenzimmer am Ledersofa vorbeikam, vergaß sie nicht daran zu<br />
erinnern, dass es sich aus Altersgründen nicht um ein Sitzmöbel, sondern um ein<br />
Schaustück handelte.<br />
Hier traf man sich zur Kneipe oder nur um ein Glas Bier zu trinken und mit seinen<br />
Freunden Freud und Leid zu teilen. Einmal bedrückte eine Physikschulaufgabe, die am<br />
nächsten Tag stattfinden sollte. Da erinnerte sich Erich Pfister, ein paar Jahre älter als<br />
der Schreiber, dass er beim gleichen Lehrer Richter und zum gleichen Sachgebiet<br />
Elektrizitätslehre vor ein paar Jahren ebenfalls eine Schulaufgabe geschrieben hatte. Er<br />
hatte sie zu Hause noch griffbereit und holte die Aufgaben herbei. Sie wurden<br />
umgehend diskutiert und am nächsten Tag gab es tatsächlich haargenau die gleichen<br />
Fragen. Ergebnis: Markomannen durch die Bank 1, die anderen miserabel. Das<br />
Auffallen in der Schule war allerdings nicht immer so positiv!<br />
Das GB war, wie gesagt, eine bessere Wirtschaft. Man tat gut daran es mit Jackett und<br />
Schlips zu betreten. Um 11 Uhr war Schluß. Manchmal war uns das zu früh und wir<br />
gingen anschließend noch zu Alois Wiendl in die Guhmannstraße. Aliser hielt durch bis<br />
1 Uhr, dann schlief er am Tisch ein. Nun gab es die Möglichkeit der Selbstbedienung<br />
auf „Treu und Glauben“ oder eines weiteren Lokalwechsels zu Adibert Schneider in<br />
Bruck. Dieser betrieb kombiniert ein Gasthaus mit Cafe. Sein Konditorarbeitstag<br />
begann früh um 4Uhr und wenn man ausdauernd genug an das Fenster klopfte, wurde<br />
man auch eingelassen. Es gab also auch im biederen Erlangen durchaus Möglichkeiten<br />
einen verlängerten Abend zu gestalten! Das waren allerdings Ausnahmen,<br />
normalerweise war mit Polizeistunde im GB der Abend gelaufen.<br />
Bislang wurde der Freundeskreis Markomannia zu maskulin dargestellt. Natürlich gab<br />
es auch ein gewisses „Cherchez la femme“. Nicht so früh und nicht so intensiv wie<br />
heute, aber eine gewisse Rolle spielten sie schon. Das kam u. a. in den Liedern zum<br />
Ausdruck, die gesungen wurden: „ Ob ihren Rosenmund…morgen schön
Hildegund….“ Und die „Hellen Äugelein und der süße Mund auf des Weinglases<br />
Grund“ und „das Mamsellchen am Büfett, höchst pikant und äußerst nett und dennoch<br />
nicht aequalis der filia hospitalis“ und auch des „Weibes weiblicher Sinn“ war zu ehren.<br />
Da fällt mir aber auch ein Ritus ein, der eher eine gewisse Hemmschwelle gegen die<br />
holde Weiblichkeit darstellte. Es war ungeschriebenes Gesetz, dass der Bundesbruder,<br />
der eine neue Freundin mitbrachte, für die Allgemeinheit ein Faß Bier zu zahlen hatte,<br />
als Abfindung gewissermaßen.<br />
Eines Abends war es wieder so weit: Alle waren schon im GB-Nebenzimmer<br />
versammelt, da öffnete sich etwas verspätet noch einmal die Tür. Im Rahmen neben<br />
dem Ledersofa erschien Bundesbruder Polo (Name aus Datenschutzgründen<br />
verfremdet) mit einer Neuen! Wenn ich mich recht erinnere hieß sie Erika. Beide<br />
strahlten und blickten in die Runde. Diese strahlte zurück, denn nach altem Brauch war<br />
nun ein Faß fällig! Augenblicklich setzte ein Sprechchor ein:“ Polo, ein Faß, Polo, ein<br />
Faß!“ Momentan verfinsterte sich Erikas Gesicht. Sie holte tief Luft und hielt in<br />
druckreifem Deutsch eine Philippika mit den Themen Patriarchat und Diktatur des<br />
Mannes, überfällige Emanzipation der Frau, selbst bestimmtes Leben, Frauenkarriere,<br />
die unabhängig und selbstständig macht, weibliche Initiative bei der Partnerwahl usw.<br />
usw. Was war passiert? In Unbekenntnis des alten Markomannenbrauches, der Ruf „ein<br />
Faß“, wäre eine Anspielung auf ihren mächtigen Körberbau, der in der Tat einem Faß<br />
nicht unähnlich war. Es braucht nicht gesagt zu werden, die Romanze Erika – Polo hatte<br />
keine Zukunft.<br />
Polo orientierte sich neu und ist mittlerweile über 40 Jahre glücklich verheiratet.<br />
Übrigens auch alle anderen, jetzt um die 70, haben lange Erst-Ehe-Erfahrung.<br />
Scheidungsrate 0,0 %. So ist das mit des Weibes weiblichem Sinn.<br />
2. Der Kaisers Fritz<br />
Noch bevor ich 1952 zur Markomannia gestoßen bin, hat mich jeden Tag auf dem Weg<br />
zur Schule mein damaliger Nachbar am Zollhaus, Fritz Kaiser, abgepaßt. Er muß<br />
damals schon in Pension gewesen sein. Er setzte mir in allen Details auseinander, dass<br />
ich unbedingt zur Marko kommen müsse. Es kam mir als 16-jährigem so vor, als ob die<br />
Marko ohne mich gar nicht mehr weiter existieren könnte. Es dauerte eine Zeit lang, bis<br />
er mich weich gekocht hatte, dann gab ich seinen intensiven Werbebemühungen nach<br />
und kam so zur Marko, übrigens zusammen mit acht oder neun meiner<br />
Klassenkameraden. Ja wenn es heute auch noch solche Nachwuchswerber bei der<br />
Marko gäbe!
3. Der Biemanns Friedl<br />
Bei der Fahrt mit dem Bus zur Weiherkneipe kam ich in meiner Aktivenzeit einmal<br />
neben unseren unvergeßlichen Biemanns Friedl zu sitzen. Ich muß recht ungläubig<br />
geschaut haben, als er mich dabei gefragt hat, ob ich wisse, dass wir verwandt seien. Da<br />
erbarmte er sich meiner und erklärte mir:<br />
„ No, des is doch ganz einfach, dei Großmutter und meina war‘n zwa alte Weiber“.<br />
Bei Aktivenkneipen kreisten oft von Alten Herren spendierte Maßen und Stiefel. Als<br />
der Biemanns Friedl aus einer sich zu Ende neigenden Maß einen kräftigen Schluck<br />
getan hatte, fragte er anschließend in den Krug hinein: „ Ist noch jemand unten?“ Dass<br />
nichts mehr unten war, wurde uns gleich klar, da der Ton ziemlich hohl geklungen<br />
hatte.<br />
4. Fußballspiel Aktivitas gegen Kegelklub<br />
Als Aktive spielten wir auf einem Brucker Sportplatz einmal gegen den Kegelklub der<br />
Marko Fußball. Wir wunderten uns nicht wenig, dass wir vor dem Tor einfach nicht<br />
durchkamen, bis einer von uns sah, dass sich beim Kegelklub während des Spiels ein<br />
zusätzlicher Spieler auf den Platz schlich. daraufhin zählten wir die Spieler des<br />
Kegelklubs durch und kamen auf 16! Als ich das in jüngerer Zeit unserem Pfisters Erich<br />
erzählte, sagte dieser: „ Aber, wir sind doch nur zwölf beim Kegelklub“. Lieber Erich,<br />
noch nie was von Leihspielern gehört?<br />
Eine Fußballmannschaft der Markomannia gab es auch schon 1921/22
5. Lumpenkneipe<br />
Es muß bei der Lumpenkneipe 1959 gewesen sein, die noch bei unserem Bundesbruder<br />
Alois Wiendl in der Gastwirtschaft des Verkehrspersonals in der Guhmannstrasse<br />
stattfand. Dort hatten sich ein paar ungebetene Gäste eingeschlichen, die sich sogleich<br />
daran machten, unsere Mädchen zu betanzen und auch sonst durch unflätiges Benehmen<br />
auffielen. Jedenfalls rastete unser Bundesbruder Helmut Emmerl aus, zückte ein kleines<br />
Nähmesserchen und schrie aus nicht ganz geklärten Gründen: „Ich will ka Bier, ich will<br />
a Büchsenblut!“<br />
6. Aktivenkneipe<br />
Ein exzellenter Versprecher passierte bei einer Kneipe dem Kneipwart Peter Düthorn,<br />
als er einen Zwischenrufer mit den Worten „Boden weg, Rest hoch“ in die Kanne<br />
schicken wollte.<br />
7. Physikschulaufgabe<br />
Dass die Marko uns auch auf schulischem Gebiet weitergeholfen hat, soll folgendes<br />
Vorkommnis veranschaulichen:<br />
Im Jahr 1954 stand die letzte Physikschulaufgabe vor dem Abitur an. Durch einen uns<br />
noch heute unerklärlichen Zufall hatten wir von unserem Pfisters Erich, der einige Jahre<br />
vor uns Abitur machte, den Text einer Physikschulaufgabe erhalten, die wir eigentlich<br />
nur zu Übungszwecken unter uns damaligen Klassenkameraden (und natürlich<br />
Markomannen) bei unserem Zimmermanns Michel zu Hause lösten. Wie erstaunt sahen<br />
wir uns an, als die Aufgabentexte der Physikschulaufgabe ausgeteilt wurden: Es waren<br />
haargenau die gleichen Aufgaben, wie wir sie vom Erich bekommen hatten. Die Folge<br />
davon war der erste und einzige Einser, den ich jemals in meiner Schulzeit in Physik<br />
geschrieben habe. Ich darf natürlich nicht verschweigen, dass die Bundesbrüder<br />
Michael Zimmermann und Helmuth Böller, die an der Lösung maßgeblich beteiligt<br />
waren, ebenfalls die Note 1 erhielten.<br />
8.Badenweiler<br />
Auch der „Schwarze Adler“ in der Pfarrstrasse war einmal Kneiplokal der rastlosen<br />
Markomannen. Einst saß ich dort mit Bundesbruder Erich Welker an einem Nachmittag<br />
in der Gaststube. Wir fütterten ununterbrochen die Musikbox, spielten aber ständig nur<br />
den Badenweiler. Mit der Zeit ging uns das Kleingeld aus, so dass wir uns genötigt<br />
sahen, es uns bei einem Gast einzuwechseln. Dieser sagte uns, dass er uns aber nur
wechsle, wenn wir nicht wieder den „Hohenfriedberger“ wählen würden. Das konnten<br />
wir ihm reinen Gewissens versichern. Darauf legten wir wieder den Badenweiler auf,<br />
und erklärten dem entsetzten Gast wahrheitsgemäß, dass es sich, wie versprochen, nicht<br />
um den „Hohenfriedberger“ handele. Ich muß gestehen, dass wir schon etliche Biere<br />
intus hatten und dass wir den Badenweiler später lange nicht mehr hören konnten, nach<br />
dem wir ihn seinerzeit mindestens 25mal hintereinander abgespielt hatten.<br />
9. Ausschutzsitzung 07.04.2005<br />
Bei der Ausschußsizung am 07.04.2005 wurde unter anderem über notwendige<br />
Ausgaben anläßlich des 100. Stiftungsfestes gesprochen. Dabei zeigte sich unser<br />
Schatzmeister Heinz Heldmann außergewöhnlich zugänglich. Das veranlaßte unseren<br />
Ehrenratsvorsitzenden Erich Pfister am Rande zu mir zu sagen: „ Etz, müss mer bloß<br />
aufpassen, dass er uns net nu mit 1000€ Sitzungsgeld hamschickt!“<br />
(Anmerkung des Verfassers, damit keiner auf falsche Ideen kommt: Bei<br />
Ausschußsitzungen gibt es kein Sitzungsgeld!)<br />
10. Stilvolle Vorfahrt zum Erlanger Schloßgartenfest<br />
Das größte gesellschaftliche Ereignis Erlangens ist das jährlich stattfindende<br />
Sommerfest der Universität. In einer lauen Sommernacht, oder bei Temperaturen um +5<br />
Grad C, bei einsetzendem Regen oder schwüler Hitze vergnügen sich bei Feuerwerk<br />
und Tanzmusik bis zu 3000 Paare im Erlanger Schloßpark. Ministerpräsidenten,<br />
Repräsentanten der Universität, Vorstandsmitglieder aus der heimischen Industrie, der<br />
Erlanger Stadt-, Geschäfts - und Geldadel, alle geben sich die Ehre.<br />
Bei einem gesellschaftlichen Ereignis dieser Klasse dabei zu sein war für uns<br />
Markomannen alles. Meine besten Freunde und Markomannen Eckhard W. Eichler (auf<br />
dem Bild im Auto links), Duck D. Schleicher (in der Mitte) und rechts der Autor als<br />
Fahrer gingen dabei strategisch vor. Zunächst galt es an die begehrten und damals raren<br />
Eintrittskarten zu kommen. Zum damaligen Zeitpunkt (das Bild muß etwa 1960<br />
entstanden sein) hatten wir 3 Eintrittskarten, das reichte immerhin für unsere 3 Damen<br />
(im Auto hinten im Fond). Als nächstes galt es die Kosten zu minimieren. Wir zogen<br />
also 2 Abende vor dem großen Fest als harmlose Spaziergänger getarnt mit einem<br />
großen Korb durch den Schloßgarten und versteckten an unauffälligen Punkten, unter<br />
Büschen und Bäumen, unsere für das Fest benötigten Sektvorräte. Bevorzugte Marken:<br />
die bei den Neujahrsempfängen bei Helmuth Böller bewährten Marken „Diogenes“ und<br />
„Schloß Mori“ (2,-- DM incl. Sektsteuer).<br />
So bestens präpariert, konnten wir dem großen Ereignis gelassen entgegensehen.<br />
Am Abend des Festes teilt sich bei der Auffahrt der Gäste Erlangen immer in zwei<br />
Teile: die einen, die drinnen sind und dazugehören und die anderen, die draußen stehen<br />
und zuschauen. Wir fuhren also mit meiner damaligen Staatskarosse, einem Opel P4<br />
Baujahr 1938 (wie ich auch), sowie zwei Livrierten im Frack und Zylinder (mein
Bruder Bernd und Eckhards Freund Ulli) in langsamer Fahrt am Erlanger Schloß vor.<br />
Ich hielt an, die 3 Damen stiegen aus und wurden unter staunender Anteilnahme der<br />
Bevölkerung von den Livrierten zum Eingangsportal geleitet. Wir fuhren weiter zum<br />
geologischen Institut in der Universitätsstraße, wo es unter Vermittlung von Mona<br />
Lades (der Tochter von Prof. Lades, Bruder von OB Lades) einen geheimen Zugang<br />
zum Schloßgarten gab.<br />
Innen im Schloßgarten trafen wir dann unsere Damen wieder und feierten ein (be-<br />
)rauschendes Fest. Die Sektflaschen, die wir aus unserem Depot holten, waren zwar<br />
nicht unsere bekannten Marken, sondern hatten sich wunderbarer Weise in edlen<br />
Champagner verwandelt, den andere wohlbetuchtere Kommilitonen dort versteckt<br />
hatten.<br />
PS: Das obige Bild stammt von den Erlanger Nachrichten, die es auch<br />
veröffentlichten. Außerdem war es in dem Heft „Das neue Erlangen“<br />
unter dem Motto „Studentisches Leben“ abgedruckt.<br />
Meine beiden Freunde und Markomannen Eckhard W. Eichler und Duck<br />
D. Schleicher sind leider vor 3 Jahren verstorben. In der Erinnerung leben<br />
sie jedoch weiter.
11. Die wundersame Errettung des Michl Zimmermann aus den Fängen der<br />
Erlanger Polizei<br />
Es war Ende der 60ziger Jahre. Die Erlanger Polizei hatte soeben ihren ersten Mercedes<br />
220 SE erhalten, auf den sie sehr stolz war. Ab jetzt konnte sie nicht nur mühsam zu<br />
Fuß, sondern elegant mit dem Auto den natürlichen Feind der Erlanger Polizei – den<br />
Radfahrer – jagen und stellen.<br />
Eines Abends fuhr ich mit meinem Freund Peter Conrad (langjähriger Marko Gast), von<br />
Fürth kommend, durch Erlangen-Bruck. In der Ortsmitte, am Marktplatz, sah ich den<br />
Polizei Mercedes. Zwei Beamte waren ausgestiegen und nahmen gerade einen armen<br />
Radfahrer „in die Mangel“. Da mir der Radfahrer bekannt vorkam, hielten wir zwei<br />
Straßenecken weiter an und gingen zum Tatort zurück.<br />
In der Zwischenzeit hatte sich um den Radfahrer und die Polizisten herum schon eine<br />
kleine Menschenansammlung gebildet. Hausfrauen, Handwerker, Buspassagiere,<br />
Kinder, Hunde und Katzen verfolgten interessiert das Geschehen. Im Zentrum des stetig<br />
wachsenden Aufruhrs stand das Objekt der polizeilichen Ermittlungen – das Subjekt<br />
Michl Zimmermann mit seinem Fahrrad. Es war schon ein bewegender Anblick: vorn<br />
quer auf dem Lenker balancierte er ein Aquarium mittlerer Größe in dem sich lebende<br />
Wasserflöhe tummelten. Hinten auf dem Gepäckträger war ein weiteres Aquarium mit<br />
Wasser und süßen kleinen Guppis eingeklemmt. Links und rechts des Rahmens<br />
verliefen lange Zeltstangen mit diversen Käschern, die die Länge des Fahrrades weit<br />
überragten.<br />
Langsam begann die Volksseele zu kochen und Sozialneid machte sich breit. „Dicke<br />
Mercedes fahrn’s und stoppen arme Radfahrer“. „Die Polizei hat’s ja nur immer auf die<br />
Kleinen abgesehen!“ Wir reihten uns in das Tribunal ein und zogen so die<br />
Aufmerksamkeit der Gesetzeshüter auf uns, die allmählich darüber nachdachten, ob es<br />
nicht sinnvoll sei, per Funk Verstärkung anzufordern. Dazu kam es jedoch nicht mehr.<br />
Die allgemeine Konfusion nutzte Michl Zimmermann geschickt, um unerkannt zu<br />
entkommen. Auch wir verkrümelten uns unauffällig in der sich wieder auflösenden<br />
Menge, um nicht selbst ins Visier der Ermittlungen zu geraten. Nachdem sich nun<br />
sowohl das Objekt der Ermittlungen wie auch das Subjekt mit Fahrrad wie durch ein<br />
Wunder in Luft aufgelöst hatten und auch sonst keine Tatbestände mehr greifbar waren,<br />
blieb der Erlanger Polizei nur noch der Rückzug.<br />
Und so wurde der Naturschützer Michl Zimmermann aus den Fängen der Erlanger<br />
Polizei errettet.<br />
12. Bad im Schlossgartenbrunnen 1952<br />
Zur Gedächtniskneipe in Weiher zog 1952 die Aktivitas unseres Bundes mit dem<br />
Pferdefuhrwerk zum „löblichen Tun“ und auch so wieder nach Erlangen. Auf dem<br />
Rückweg fassten etwa 10 Bundesbrüder den Entschluß, den Abschluß der<br />
Stiftungsfesttage mit einem Bad im Schloßgartenbrunnen zu beenden. Gesagt, getan!<br />
Man stieg über die Umzäunung (sogar ein Fahrrad wurde mit in den Schlosspark
gehievt, um es Diebstahl zu sichern!), versammelte sich um den Brunnen und zog die<br />
Kleider aus. Als die ersten in die „Fluten“ stiegen, trat der Schloßgartenwächter auf den<br />
Plan, wahrscheinlich vom Radau, den wir verursachten, aufgewacht. Blitzartig packte<br />
jeder seine Klamotten und die Coronna rannte in irgendeine Richtung, um sich in<br />
Sicherheit und wieder aus dem Schloßgartenbereich zu bringen. Zwei von uns liefen der<br />
inzwischen alarmierten Polizei in die Hände, konnten sich aber durch schnelle Flucht<br />
entfernen. Sie wurden von zwei Ordnungshütern verfolgt und nur der glückliche<br />
Umstand, dass vor dem Gasthaus „Strauß“ noch unser Pferdefuhrwerk stand, rettete sie<br />
vor der Verhaftung. Die beiden enterten blitzartig das Gefährt und den beiden Polizisten<br />
wurde auf die Frage, ob sie zwei Burschen „auf der Flucht“ gesehen hätten, erklärt, die<br />
beiden sind die Friedrichstrasse Richtung Bohlenplatz gelaufen. So fand das „Bad im<br />
Schlossgarten“ ein glückliches Ende.<br />
Als unsere Tat in den nächsten Tagen in Erlangen publik wurde, da lachte von den<br />
Stadtoberen über die Polizei bis zu unseren Bundesbrüdern alles herzlich über diesen<br />
Spaß. Ein fast tragisch zu Ende gehender Studentenulk ein Jahr später wurde uns dann<br />
anfangs in die Schuhe geschoben: Am Ohmbrunnen schütteten Studenten Waschmittel<br />
in das Wasser und die starke Schaumentwicklung kostete beinahe einem Kind das<br />
Leben. Wir konnten jedoch beweisen, dass diesmal nicht die AV Markomannia beteiligt<br />
war.
Der Kegelclub der Markomannia<br />
In der ersten Kneipe nach der Sommerpause Ende September 1950 höre ich noch heute<br />
die Stimme von Bbr. Richard Hübner:<br />
„Es kann wieder gekegelt werden in meinem Wirtshaus zum Störchla. Wer Interesse<br />
hat, kommt am nächsten Dienstag um ½ 8 Uhr.<br />
Elf Kegelbrüder fanden sich ein, von denen jedoch heute keiner mehr unter uns weilt.<br />
Am 2. Kegelabend waren es schon 13 Kegler, unter ihnen unser in Würzburg lebender<br />
Bbr. Fritz Erbacher, der dem Kegelclub bis zu seinem Umzug nach dort treu blieb.<br />
Inzwischen hatte es sich in den Markokreisen herumgesprochen, dass es im Kegelclub<br />
zünftig zugeht und es waren am 4. Kegelabend am 30. November 1950 schon 16<br />
Teilnehmer, darunter auch Willi Blank. Er ist seitdem als Schreiber an der Tafel noch<br />
heute tätig und fehlt nur, wenn er auf Fuerteventura Urlaub macht.<br />
Auch Hans Walz war seit diesem Zeitpunkt im Kegelclub, bis ihn sein<br />
Gesundheitszustand zwang, den Sport aufzugeben.<br />
Zum 25 jährigen Jubiläum schrieben Oskar Bossenmaier und Werner Steuerlein ein<br />
Büchlein über normale und besondere Ereignisse im Kegelclub. Darin hielten sie zum<br />
Teil in Prosa und zum Teil in Gedichten den Ablauf mancher Kegelabende fest,<br />
schrieben über Ausflüge bis nach Österreich zu Bbr. Ludwig Fürst, Eiskegeln im Winter<br />
auf Karpfenweihern, die Bbr. Leo Holler vorher ausgesucht und präpariert hatte, sowie<br />
über die Stiftung einer supermodernen Schnupfmaschine durch Heiner Lang.<br />
Der Kegelclub ist aus der Markomannia hervorgegangen und hat in den 55 Jahren<br />
seines Bestehens fünf 1. Vorsitzende des Bundes gestellt:<br />
Friedl Biemann, Christof Haas, Oskar Bossenmaier, Erich Pfister und Lothar Meier.<br />
Alle fünf wurden für ihre Verdienste zu Ehrenmitgliedern ernannt, Erich Pfister war<br />
darüber hinaus schon seit Jahren Vorsitzender des Ehrenrates, Friedl Biemann und<br />
Oskar Bossenmaier waren Ehrenvorsitzende, Erich Pfister ist es jetzt.<br />
Aber auch jüngere Kegelbrüder setzen sich für die Markomannia ein wie H.P. Lehnert<br />
für die Gestaltung des Mitteilungsblattes und Manfred Haffner als Schriftführer. An<br />
dieser Stelle möchten wir uns bei Lothar Meier bedanken für die Erforschung der<br />
Geschichte der Markomannen, die er in einem Heft für die Nachwelt niedergeschrieben<br />
hat.<br />
Bei einem Kegelausflug nach Marktheidenfeld tauchte zu vorgerückter Stunde die<br />
Frage auf, wie oft wohl schon gekegelt wurde. Willi Blank war scheinbar noch<br />
halbwegs nüchtern, als er eine glaubhaft scheinende Zahl errechnete.<br />
Seitdem begrüßt der Präsident die Kegler jeweils zum so und so vielsten Kegelabend<br />
nach Blank’scher Zeitrechnung.
Kegelclubausflug nach Steinach im JahrBei einem Kegelausflug nach Marktheidenfeld<br />
Kegelclub: Eine Gemeinschaft in der Markomannia, die sich auf jeden Kegelabend<br />
freut, einige fröhliche Stunden mit gleich gesinnten Bundesbrüdern zu verbringen, in<br />
einer Runde, in der nichts übel genommen wird, in der Beruf, Politik oder<br />
Weltanschauung nichts verloren haben.<br />
So wünschen wir uns nichts weiter, als dass alle Kegelbrüder noch viele Jahre bei guter<br />
Gesundheit alle 14 Tage montags in den ATSV zum Kegeln kommen können. Gäste<br />
sind jederzeit willkommen.<br />
H.S.<br />
Der Marko-Männerstammtisch<br />
37 Jahre sind es her, seit wiederum 5 Bundesbrüder beschlossen hatten, sich zusätzlich<br />
zu Marko-Veranstaltungen einmal im Monat in kleiner Runde zu treffen. Motiviert hatte<br />
die Bbr. Helmut Bär, Erich Gaier, Günther Königstein, Erich Pfister und Franz<br />
Wolfsteiner ein Dämmerschoppen am 12. April 1969 im „Roten Ochsen“ in Kalchreuth.<br />
So kam es zu regelmäßigen Treffen, für die in den ersten Jahren Lokal und Termin<br />
monatlich neu bestimmt wurden. Des Umherziehens müde entstand der Wunsch nach<br />
einem festen Termin in ein und demselben Lokal. Die Wahl fiel auf den zweiten Freitag<br />
im Monat, von dem nur abgewichen werden sollte, wenn er bereits mit einer Marko-<br />
Veranstaltung belegt war. Als Lokal wählte man die Theaterstuben in der Theatergasse,<br />
dessen Wirt, Herr Schmidt für seine gute Bierpflege und ein vorzügliches Essen bekannt<br />
war und der seine Gäste immer aufs neue mit amüsanten Anekdoten über bekannte
Schauspieler, die bei ihm verkehrten, überraschte. Damit das monatliche Treffen – man<br />
hatte es inzwischen zum Stammtisch hochgestuft – nicht „mangels Masse“ ausfallen<br />
musste, gewannen die Begründer noch die Bundesbrüder Siegfried Frembs, Dr. Herbert<br />
Hahn, Otto Theisen und Reinhold Zeitler für ihre Idee. Der plötzliche Tod von Herrn<br />
Schmidt war das Aus für das Theaterrestaurant in seiner gewohnten Form. Damit<br />
begann für die vergrößerte Runde eine erneute Lokalsuche. Ausgewählt wurde die von<br />
Familie Rohde hervorragend geführte Oppelei. Nach vielen Jahren dort war<br />
Tapetenwechsel angesagt und so zog der Stammtisch zu Familie Stelzer in den Grünen<br />
Markt um, wo er sich noch heute regelmäßig trifft. Wegen der Gewohnheit mehrerer<br />
Bundesbrüder, regelmäßig Sülze mit Bratkartoffeln zu essen, wird der Stammtisch im<br />
Grünen Markt als „Sulznstammtisch“ geführt. Im Lauf der Jahre gab es natürlich auch<br />
personelle Veränderungen: Die Bbr. Otto Theisen und Reinhold Zeitler zogen sich<br />
zurück. An ihre Stelle traten die Bbr. Heinz Heldmann und Dr. Rudolf Bischoff. Der<br />
Tod unseres Bbr. Siegfried Frembs war im Juli 2001 zu beklagen.<br />
Gemeinsam mit den Damen wurden Ausflüge unternommen, so 1982 nach Volkach,<br />
1986 nach Münsterschwarzach, 1992 nach Ingelfingen. Nach einer längeren Pause ist<br />
demnächst wieder ein Ausflug mit den Damen in der Planung.<br />
Bleibt als Resümé der 37 Jahre: Nach wie vor genießen wir acht Freunde und<br />
Bundesbrüder unseren monatlichen Stammtisch, aus dem im Lauf der Jahre fünf<br />
Funktionsträger unserer Markomannia hervorgegangen sind.<br />
H.H.<br />
Der Marko-Damenstammtisch<br />
„Freundschaft ist Gefühl und Verständnis füreinander und Hilfsbereitschaft in allen<br />
Lebenslagen“ (Cicero).<br />
Bei einer Damenkaffeefahrt der Markomannia vor etwa 30 Jahren hatte eine unserer<br />
Bundesschwestern eine gute Idee. Sie meinte: „Warum sollen wir, wenn unsere Männer<br />
zum Stammtisch gehen, zu Hause bleiben?“ Gesagt, getan. Der Damen-Stammtisch war<br />
gegründet, und zwar von: Ingrid Bär, Trudl Frembs, Carola Gaier, Ilse Haffner, Hanne<br />
Hahn, Gertrude Heldmann, Ursula Hörauf, Inge Kersten, Cläre Königstein, Hilde<br />
Kürten, Elfi Posse, Lore Strauß, Monika Wolfsteiner und Bertl Zeitler.<br />
Unser Treffpunkt war zunächst die „Oppelei“. Einige Zeit später war keine renommierte<br />
Gaststätte in Erlangen vor uns mehr sicher. Seit einigen Jahren sind wir jedoch im Lokal<br />
„Napoli“ in der Engelstraße sesshaft geworden.<br />
Vieles änderte sich bei unserer Gruppe nicht: Ein großer Schock war der frühe Tod von<br />
unserer Monika Wolfsteiner im Jahr 1985. Ursula Hörauf zog von Erlangen weg und<br />
Trudl Frembs kann aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr teilnehmen. Neu hinzu<br />
kam Brigitta Baume.<br />
Natürlich treffen wir uns auch außerhalb des datierten Stammtisches:<br />
Kaffeenachmittage, gemeinsame Ausflüge, so z.B. 1984 nach Prag, Jahre später nach<br />
Verona (wo die Aufführung von Aida im Regen ertrank), in jüngerer Zeit zu den
Weihnachtsmärkten in Rothenburg und Würzburg. Um unsere Männer bei guter Laune<br />
zu halten, haben wir sie 2004 zur Tilmann-Riemanschneider-Ausstellung nach<br />
Würzburg und 2005 nach Stuttgart zum Musical „Mamma mia“ eingeladen.<br />
Wir finden, es ist eine wunderbare Sache, wenn man so lange friedlich miteinander<br />
verbunden sein kann. Wir wünschen uns noch viele Jahre in Harmonie. Im Alter soll<br />
das angeblich etwas schwieriger werden, aber dafür hört man dann auch etwas<br />
schlechter.<br />
J.H.<br />
Die Marko-Kartler und ihre Ahnen<br />
Die Markomannia hat immerhin noch an die zweihundert Mitglieder. Von so einer<br />
Gruppierung ist die Entwicklungsgeschichte durchaus interessant, zumal sie heuer 100<br />
Jahre alt wird. Die Marko-Kartler sind ein Häuflein von 6 mehr oder weniger ständigen<br />
Typen und einem AEG (Auswärtiger-Einmal-Gast). Wen interessiert schon deren<br />
Entwicklung, zumal einige ja noch gar nicht richtig entwickelt sind. Wirklich! Fragt<br />
man sie beispielweise: „Hast Du Ahnen?“, kommt mit Sicherheit die Antwort: „Und<br />
was für anen!“ Wirklich! Aber der Auftrag zur Erstellung einer Entwicklungsgeschichte<br />
ist nun einmal erteilt. Erledigt man diesen Auftrag nicht, dann heißt es gleich: „Die<br />
bringen doch nichts zustande!“ Und das stimmt nun auch wieder nicht. Die Kartler<br />
stellen immerhin den momentan 1. Vorsitzenden und 2 frühere. Sogar ihr Reservist ist<br />
momentan 2. Vorsitzender. Also! Und dann hat fast jeder von Ihnen mindestens einmal<br />
die Festrede zu einem Stiftungsfest gehalten. Also! Außerdem haben sie einen, der<br />
schon lange alljährliche Traumreisen und ebensolche Kurzurlaube organisiert, wie es<br />
besser keiner kann. Also! Aber mit den Ahnen ist das halt so eine Sache. Da gibt es<br />
mehrere Varianten in der Kartelrunde. Eine völlig neue hat jetzt der AEG ins Spiel<br />
gebracht, mit Namen, von denen höchstens 50% mit der Markokartelgruppe je etwas zu<br />
tun hatten. Mehr weiß der AEG auch nicht. Naja, er ist von den 7 Mitgliedern der<br />
Marko-Kartler ohnehin nur ein halbes Glied, das nur nach aufwändigem Verkehr<br />
kommen kann.<br />
Also los ist bei den Marko-Kartlern immer was. Neben den oben erwähnten<br />
Traumurlauben halten sie großartige Essen ab, machen Gartenfeste, Wanderungen,<br />
besuchen Ausstellungen etc., sind also recht umtriebig. Auch bei den Kartelabenden<br />
geht’s meistens hoch her. Und wegen der Ahnen kurz nur soviel: In Glanzzeiten der<br />
Marko im GB saß man oft auch ohne Marko-Termin beisammen, einfach auf ein Bier.<br />
Naja, dann wollten auch einige karteln. Wer halt grad da war. Man kartelte mit dem<br />
gern, mit dem lieber nicht. So entstanden immer wieder Sympathietische, die nach<br />
diversen Zu- und Abgängen zu der heute bekannten Gruppe führten.<br />
Das muss reichen!<br />
H.R.
Quo vadis, Markomannia<br />
Die deutsche Bevölkerung ist überaltert. Schon seit längerer Zeit steigt die Lebenserwartung,<br />
die Älteren erreichen mehr und mehr ein immer höheres Alter, die nachwachsende<br />
Generation hat keine oder wenig Kinder, die Geburtenrate sinkt, im<br />
europäischen Vergleich liegen wir weit hinten. Ein Viertel unserer Bevölkerung ist älter<br />
als 60 Jahre. Das in der Gesamtbevölkerung aus dem Gleichgewicht geratene Verhältnis<br />
zwischen jung und alt ist in unserer Markomannia noch weit mehr gestört. In der<br />
Bevölkerungswissenschaft werden Altersgruppen einander gegenübergestellt: wie etwa<br />
verhält sich die Anzahl der 70-Jährigen und älter zur Gruppe der 20-Jährigen und<br />
jünger, wie verschieben sich die Anteile? Die Markomannia vergreist viel stärker als die<br />
Bevölkerung schlechthin. Wir haben keine 20-jährigen Bundesbrüder mehr, obwohl die<br />
Oberstufenreife schon mit 16 Jahren erlangt werden kann, unsere (drei) Jüngsten<br />
werden 27 Jahre alt, ihnen folgen drei 30-Jährige, der Rest ist älter als 40 Jahre; bei uns<br />
ist nicht ein Viertel älter als 60 Jahre, sondern nahezu drei Viertel.<br />
Ein Dachverband für studentische Zusammenschlüsse hat errechnet, eine<br />
Studentenverbindung brauche jährlich acht Füchse, um überleben zu können. Unserer<br />
Markomannia sind seit 1980 nicht einmal 30 Mitglieder beigetreten, der letzte kam im<br />
Jahr 1997, zum Überleben fehlen uns also allein schon in den letzten 25 Jahren 170<br />
Markomannen. Vor einiger Zeit hat Volker Lang als damaliger Vorsitzender zur<br />
Erheiterung der (Thomaskneipen-)Corona zum Besten gegeben, die 50-jährigen und<br />
älteren Bundesbrüder seien heute und auch sonst in der Markomannia so sehr in der<br />
Überzahl, daß darin ein zusätzlicher und besonderer Grund zum Feiern liege, denn<br />
wenn das so weitergehe, gebe es bald nichts mehr zu feiern. Inzwischen hat die<br />
unbeschwerte Heiterkeit ernsthaften Überlegungen weichen müssen. Die Frage, aus<br />
welchen Gründen uns der Nachwuchs in weit höherem Maße fehlt als den Deutschen<br />
ihre Kinder, sollten wir nicht übergehen.<br />
Aus den fünf guten Freunden, die im Juli 1906 die Markomannia gründeten, waren bis<br />
zu unserem 50.Stiftungsfest nahezu 400 Bundesbrüder geworden, heute haben wir<br />
weniger als die Hälfte. Wie ist es so weit gekommen? Die Markomannia hat,<br />
möglicherweise nicht gleich und auch nicht immer offenkundig, jedenfalls aber<br />
überwiegend und in ihren zweiten 50 Jahren durchgehend ihr Bundesleben gemäß den<br />
Grundsätzen gestaltet, die für die heutigen, klassichen Studentenverbindungen gelten.<br />
Das trifft sowohl auf die äußere Form zu - Burschen und Füchse mit Band und Mütze<br />
saßen gemeinsam mit den Alten Herren an der Kneiptafel - als auch auf das<br />
Gedankengut. Anfängliche Zweifel bestehen allenfalls auf den ersten Blick. Die<br />
Gründung fiel genau in die Zeit, in der sich jugendliche Gemeinschaften entwickelten,<br />
die nach einem auf sie zugeschnittenen und sie kennzeichnenden Lebenstil in der<br />
Gestaltung und in der gegenseitigen Erziehung ohne Beteiligung der Älteren suchten.<br />
Diese Jugendbewegung, der Wandervogel, hatte als eines ihrer Merkmale eine enge<br />
Verbundenheit zur Natur und den Drang zum Erwandern der- bei uns - fränkischen
Heimat. Ihre Anhänger traten in Wort und Schrift für ein Streben der Jugend nach<br />
Edlem und Gutem ein. Ein überschäumender und schwärmerischer Wandervogel war<br />
auch Walter Flex, der im Sommersemester 1906- als die Markomannia gegründet<br />
wurde- in der Burschenschaft der Bubenreuther aktiv wurde. Die im Wandervogel<br />
verbundene Jugend und der Zusammenschluß in Studenten- und Schülerverbindungen<br />
berühren sich. Wären wir Markomannen also beinahe Wandervögel geworden?<br />
Schlagen wir nach bei Fritz Hornig, der als einziger der Gründer das 50. Stiftungsfest<br />
noch erlebt und sich bei dieser Gelegenheit - wie auch schon zum 25. Stiftungsfest -<br />
zeitnah zu dieser die frühe Markomannia betreffenden Frage geäußert hat. Das gesellige<br />
Leben der fünf guten Freunde, die in das fränkische Land hinausgezogen seien, habe<br />
sich nicht im gesellschaftlichen Zusammensein - bedacht mit materiellen Gütern -<br />
erschöpfen sollen, größeren Wert hätten sie vielmehr auf die ideelle Seite gelegt, auf<br />
Reinheit und Lauterkeit. Der Aufbau sei sehr langsam erfolgt, mit der Auswahl sei man<br />
außerordentlich vorsichtig gewesen, bittere Enttäuschungen seien nicht ausgeblieben,<br />
trotzdem sei man an schönen Tagen immer wieder hinaus gewandert zur alten, trauten<br />
Linde nach Weiher, erster Führer des neuen Bundes sei er selbst gewesen (die<br />
Führerauslese war im Wandervogel üblich).<br />
Alle Zweifel über das bei der Gründung verfolgte Ziel werden aber ausgeräumt durch<br />
Fritz Kaiser in seiner Chronik zum 50. Stiftungsfest: Am ersten Jahrestag seien es 12,<br />
gegen Ende das Jahres 1907 seien es 24 Bundesbrüder gewesen, Georg Kracker habe<br />
die Aktivitas geführt, 1908 sei der Philisterverband gegründet worden, im Jahr 1909<br />
habe die Aktivitas aus schulrechtlichen Gründen vorübergehend suspendiert und Ende<br />
des Jahres 1910 dann doch aufgelöst werden müssen, weil der Zugang der Schüler sehr<br />
nachgelassen habe.<br />
Mit dieser Zuordnung zur Bundesbrüderlichkeit ist die Markomannia, obwohl sie erst<br />
1906 gegründet wurde und die ersten Schülerverbindungen schon seit 1625 entstanden<br />
waren, gleichwohl eine alte Vereinigung im Sinne einer der Grundsätze der Historiker:<br />
alles was geschehe, geschehe zuerst im Geiste. Der innerhalb der heutigen Corps und<br />
Burschenschaften herrschende Geist, also nicht nur die äußere Form dieser klassischen<br />
Studentenverbindungen, wird bis in die neuere Zeit wesentlich bestimmt durch<br />
Traditionen aus dem 18.und 19.Jahrhundert. Das gilt für den Umgang miteinander, für<br />
die Regeln und Sitten im Zusammenleben innerhalb der Verbindung, sowie für die<br />
Sprache und die Ausdrucksweise. Das Verhalten in den Schülerverbindungen ist nicht<br />
entscheidend anders. Der Studentenhistoriker und ehemalige Corpsstudent von<br />
Bärnstein hat schon im Jahre 1882 in einem Beitrag zur Geschichte des deutschen<br />
Studententums festgestellt: "Eine hier einschlägige, indessen nichts weniger als<br />
erfreuliche Tatsache sei noch erwähnt, nämlich die vorzeitige und verderbliche<br />
Nachahmung des academischen Verbindungswesens auf den Gymnasien. Auch vom<br />
wohlverstandenen burschikosen Standpunkt aus, ist dieser Auswuchs zu verdammen,<br />
denn der neue Universitätsstudent, welcher schon am Gymnasium den Bursch spielte,
wird in das Universitätsleben nie mit jugendlicher Frische und Begeisterung, sondern<br />
stets mit einer persönlichen und sachlich gleich schädlichen Blasiertheit eintreten".<br />
Das Corps Onoldia Erlangen, gestiftet am 28.Mai 1798, ist das älteste Corps in<br />
Deutschland, die Burschenschaft der Bubenreuther feiert als Gründungstag den 1.<br />
Dezember 1817. Beide Verbindungen wurzeln in den Landsmannschaften (Ansbacher,<br />
Bayreuther, Franken, Alemannen), die sich schon bis zu 200 Jahre früher gebildet<br />
hatten. Das gilt auch für andere in dieser Zeit entstandene Studentenverbindungen. Sie<br />
alle hat der Deutsche (oder Weimarer) klassische Idealismus und auch das Zeitalter der<br />
Romantik entscheidend beeinflußt. Das bedeutete eine Lebensführung, in der nicht die<br />
Befriedigung materieller Bedürfnisse das menschliche Verhalten bestimmt, sondern im<br />
Grunde unwägbare, geistige Werte (Würde, Freiheit, Verständnis, Seele und Gefühl).<br />
Die Burschenschaften bemühten sich darüber hinaus, nachdem "Deutschlands tiefste<br />
Erniedrigung" und die französische Besetzung nach dem Ende der gegen Napoleon<br />
geführten Befreiungskriege überstanden waren, um eine deutsche Studentenschaft, um<br />
eine deutsche Nation, um ein in Einheit verbundenes und zusammenstehendes<br />
Deutschland. Schließlich hatten der nachwirkende Pietismus und die den Idealismus<br />
verdrängende Romantik zu einer verbreiteten, gewissen Frömmigkeit geführt; 33<br />
Erlanger Theologiestudenten waren mit ihr so sehr verhaftet, daß sie sich 1836 von der<br />
Allgemeinen Burschenschaft trennten und die Uttenruthia gründeten, die älteste<br />
deutsche christliche Studentenverbindung. Dieser gesellschaftliche Hintergrund wird in<br />
großen Zügen wohl auch unseren Gründern gegenwärtig gewesen sein, als sie sich<br />
bewußt zu einer Schülerverbindung bekannten.<br />
Die unsere Markomannia von Anfang an bestimmende geistige Haltung ist also an<br />
Jahren älter als die Vereinigung selbst, gewiß war es kein Zufall, daß der Wahlspruch<br />
der Bubenreuther (und der Leipziger Burschenschaft) und unsere Symbole, für die wir<br />
eintreten, sich ganz und gar decken: Gott, Ehre, Freiheit, Vaterland. Damit wird auch<br />
verdeutlicht, daß die Markomannia ursprünglich auf christlich-deutscher Grundlage<br />
aufgebaut worden war, und zwar so nachhaltig, daß die Aufhebung dieses Prinzipes im<br />
Jahr 1908 einige Jahre später nach großen inneren Kämpfen für unwirksam erklärt<br />
wurde (Fritz Hornig in seiner Festrede 1931).<br />
Diese ideellen Werte haben heute nicht mehr ihr damaliges Gewicht, sie haben sich<br />
verändert, sind ergänzt oder auch fallen gelassen worden. Die Debatte über zeitgemäße<br />
Werte ist in vollem Gang, eine „Deutsche Leitkultur“ soll seit langem formuliert<br />
werden. Hinweise auf .eine neue Werteordnung werden immer wieder gegeben, wie sie<br />
aussehen wird, kann noch nicht gesagt werden. Auch wir brauchen uns nicht<br />
festzulegen, auch andere Neigungen und Interessen mindern die Aussichten auf<br />
Nachwuchs.<br />
Die Jugend macht nach dem Zweiten Weltkrieg erstmals Ende der 50er Jahre bewußt<br />
auf sich aufmerksam. Die "Halbstarken" wenden sich gegen Unterordnung und
Gehorsam und dagegen, sich nach den Gewohnheiten aller richten zu müssen, sie<br />
wollen mehr Freiheit und ihr Leben selbst in die Hand nehmen; Rock'n-Roll<br />
(„Negermusik"), auffallende Frisuren und eine andere, Aufsehen erregende Bekleidung<br />
sind äußere Hinweise auf die angestrebten Veränderungen ihrer Lebensführung.<br />
Mitte der 60er Jahre wird der Widerspruch gewichtiger. Die APO tadelt anfangs die<br />
moderne Industrie- und Konsumgesellschaft, die auf die Bedürfnisse der Allgemeinheit<br />
einwirken und diese gezielt ohne deren Wissen und häufig sogar gegen deren Willen<br />
beeinflussen, auch allgemeine Kulturkritik wird geübt. Hätte sie sich mit unserer<br />
Markomannia auseinandergesetzt, wäre die Beurteilung wohl ähnlich kurz und bündig<br />
ausgefallen, freilich ausgerichtet auf Band und Mütze, wie der weithin bekannt<br />
gewordene Ausspruch „Unter den Talaren, Mief aus 1000 Jahren“. Viel hat diese<br />
Opposition allerdings nicht bewegt und verändert.<br />
Wie sehr die 68er Generation später sich selbst angepaßt hat, belegt einer ihrer<br />
Bekanntesten, der Bundesminister für Äußeres a.D. Im geselligen Bereich sind aus der<br />
APO mittelbar die „Blumenkinder" hervorgegangen (Veränderungen in der Bildung und<br />
in der Politik können übergangen werden). Auch sie wollten - wie "die Grünen"in<br />
politischen Fragen - andere Lebensverhältnisse. Der Wohlstands- und<br />
Leistungsgesellschaft stellten sie eine Lebensführung gegenüber, die ohne alle Werte<br />
und Zwänge auskommt, in der nichts vorhanden ist, das aus irgendwelchen Gründen<br />
dem Zugriff entzogen sein soll. Sie wollten sich frei und naturbezogen bewegen, in<br />
allen Lebenslagen verzückt und außer sich sein dürfen, im Alltag, in der Liebe, in der<br />
Musik und in allen Genüssen. Diese Vorstellungen ließen sich mit der Wirklichkeit<br />
nicht vereinbaren, ohne Schranken kommt eine Gesellschaft nicht zurecht.<br />
Der Gedanke, der die Blumenkinder getragen hat, wird mit Maßen wohl neuerdings der<br />
Freizeit-, Spaß- und Wellnessgesellschaft zugerechnet, sie will das Leben genießen, so<br />
weit das die Erfüllung der Pflichten zuläßt. Die oft etwas abwertend erfolgende<br />
Beurteilung dieser Nutzung der Freizeit läßt außer acht, daß auch die heutige jüngere<br />
Generation im Grunde verantwortungsbewußt und zielstrebig lebt, möglicherweise<br />
überwiegend sogar so sehr, daß das Pendel in die andere Richtung ausschlägt. Nach<br />
einer Umfrage glauben zwei Drittel aller Deutschen, daß sich Karriere,<br />
Selbstverwirklichung und Wohlstand nur erringen lassen, wenn man auf Kinder<br />
verzichtet.Die Zahl der Singles, insbesondere unter den Akademikern, aber auch<br />
allgemein steigt ständig, sie hat schon 40% erreicht. Sie leben in einer Welt, in der<br />
Familien nicht vorgesehen sind. Wer gleichwohl versprochen hat zusammenbleiben zu<br />
wollen, bis daß der Tod Euch scheidet, hält häufig dieses Versprechen nicht ein, mehr<br />
als jede dritte, der in jüngerer Zeit geschlossenen Ehen, wird geschieden. Man meidet<br />
bindende Entscheidungen über die Gestaltung des Lebens, sie könnten irgendwann<br />
hinderlich sein, als fördernd werden sie nicht betrachtet.<br />
Auch die Bundesbrüderlichkeit innerhalb der Markomannia ist auf Lebenszeit angelegt,<br />
das spricht nicht für eine Mitgliedschaft. Das Bildungsreferat eines gewerblichen
Verbandes mahnt, der Unterricht an den höheren Schulen müsse sich stärker an den<br />
Anforderungen des Berufslebens orientieren, die ökonomische Bildung und die<br />
Vermittlung der Grundkenntnisse über die Wirtschaft dürften nicht vernachlässigt<br />
werden. In einer Glosse dazu heißt es, in den Schulen komme es nicht mehr auf<br />
Erziehung und Bildung an, sondern auf Zurüstung von Kämpfern für den Krieg um<br />
Marktanteile, es drohe eine schrankenlose Ökonomie. Ein gestiegenes Interesse an<br />
wirtschaftlichen Fragen und Zusammenhängen ist aber nicht nur bei denen vorhanden,<br />
die es "geschafft" haben, also nicht mehr zur Aktivitas stoßen würden, so wir eine<br />
hätten, das Interesse daran beginnt schon erheblich früher. Zwischen Berufstätigkeit und<br />
Freizeit haben sich Überlegungen gedrängt, die wirtschaftliche Entwicklungen mit sich<br />
gebracht haben. Der globale Handel, also die gesamte Welt umspannende, immer<br />
größer werdende Wirtschaftsräume , die Osterweiterung des vereinten Europas und die<br />
Bewertung der Arbeit nur noch als Kostenfrage und nicht mehr als soziale Aufgabe,<br />
haben sich auch in der Bevölkerung ausgewirkt. Die Deutschen haben Angst, sie<br />
machen sich Gedanken über ihre Zukunft, fürchten um ihren Arbeitsplatz und vertrauen<br />
nicht mehr darauf, später eine Rente zu erhalten. Diese Zweifel und Bedenken gehen an<br />
Heranwachsenden nicht vorüber, sie übertragen die Ängste in ihre Verhältnisse. Das<br />
Bemühen um einen Studien- oder Ausbildungsplatz erhält Vorrang, jedes Verzetteln<br />
gefährdet dieses Ziel, für eine Schülerverbindung ist kein Raum.<br />
Das Werben der Markomannia und die Anstrengungen für den späteren, befriedigenden<br />
und sich lohnenden Beruf sind zwei Welten, auch für die Jugendlichen, die sich nicht<br />
ständig mit Schularbeiten beschäftigen, sondern daneben auch Zerstreuung suchen:<br />
In der einen Welt leben wir Markomannen, eine Absolventenvereinigung, die zwar auch<br />
Wissen vermittelt, vor allem aber Geselligkeit anbietet, jeglicher Art, und die noch nie<br />
darauf aus war, jemanden zu einer anderen Lebensführung zu bekehren. Allerdings<br />
treffen wir uns überwiegend zu Kneipen, eine nicht mehr für jeden zeitgemäße<br />
Gestaltung der Freizeit, und mit dem Versprechen, eine auf die Dauer des Lebens<br />
angelegte, besondere bundesbrüderliche Verbindung einzugehen, die mehr bedeutet als<br />
bloß miteinander befreundet zu sein, sich aber überlebt hat.<br />
In der anderen Welt finden sich diejenigen, deren Alltag sich darin erschöpft, frühzeitig<br />
auf einen erfolgreichen Berufsweg bedacht zu sein, ohne Verständnis für Ablenkungen,<br />
eine Minderheit, deren Zahl aber steigt im Hinblick darauf, daß Arbeit knapp wird. Sie<br />
kommen zumindest in jungen Jahren nicht zu uns. Außerdem tummeln sich in der<br />
anderen Welt alle, die nicht nur für die Arbeit leben, sondern auch, mal mehr mal<br />
weniger, vor allem Fröhlichkeit, Heiterkeit und Vergnügen suchen oder sich auch sonst<br />
etwa im Sport oder mit den Töchtern des Zeus, den Musen, zu entspannen.<br />
Das geschieht aber in unserer schnell- und kurzlebigen Zeit meist, ohne Bindungen und<br />
Verpflichtungen einzugehen, beliebige Wechsel sind also jederzeit möglich. Zutreffend<br />
ist, daß nicht alle Jugendlichen in derartigen Zusammenfassungen untergebracht werden<br />
können, doch diese Gruppierung soll nur eine grundsätzliche Betrachtung erleichtern.
Wie kommen wir uns näher.<br />
Wir müßten unser Bundesleben grundlegend verändern, ja geradezu umkehren, um auf<br />
dem Markt der Dienstleistungen mithalten zu können; das wäre wesensfremd und<br />
bedeutete die Aufgabe unserer jetzt 100 Jahre lang gepflegten, nach und nach<br />
gewachsenene traditionellen Werte. Also müssen wir warten, bis die Zeiten sich ändern.<br />
Spuren, die darauf hinweisen, sind zu erkennen. An Gymnasien sollen die totgesagten<br />
Alten Sprachen neues Interesse finden, mehr Schüler wollen wieder Latein und<br />
Griechisch lernen und werden damit Einblick in alte Kulturen erhalten. Benimm-<br />
Regeln, zuletzt weitgehend verpönt und als altmodisch verrufen, erlangen wieder<br />
größere Bedeutung. Vor allem aber reagieren die Politiker. Das haben vernachlässigte<br />
junge Leute herbeigeführt, deren Neigung zu Radau und Gewalttätigkeit immer mehr<br />
ansteigt. Die Haufen mutwillig johlender und lärmender Jugendlicher, die durch die<br />
Straßen und über das Land ziehen und deren Zerstörungswut überall Spuren hinterläßt,<br />
die oft sogar einfach böswillig andere quälen und verletzen, sollen bald Vergangenheit<br />
sein. Damit soll ganz unten begonnen werden. Schon in den Kindergärten soll mit Hilfe<br />
der Kirchen eine „Werte-Erziehung" anlaufen, die Kleinsten sollen zu fairem Verhalten<br />
im Spiel und auch sonst, zu mehr Einsicht und Nachsicht, sowie zum Verzicht auf<br />
jegliche Gewalt angehalten werden. Ihnen soll nahegebracht werden, daß jeder Nächste<br />
auch Mensch ist, die Ehre und die Würde des Einzelnen und seine Selbstbestimmung<br />
sollen aufgewertet werden, mehr Menschlichkeit soll sich entwickeln. Wie lange das<br />
dauern wird, ist schwer vorhersehbar, die Antwort wird -- je nachdem man<br />
zuversichtlich ist oder schwarz sieht - ausfallen.<br />
Kann die Markomannia, die derzeit möglicherweise nur nicht blüht oder schon<br />
verwelkt, so lange durchhalten? Irgendwann werden dann allerdings 15-jährige<br />
Spähfüchse mit überwiegend 70-jährigen Alten Herren zusammen an der Kneiptafel<br />
sitzen. Der zwischen den Generationen verlaufende Riß wird immer tiefer.<br />
Schwärmerisch wird die Schönheit morbider alter Städte im Mittelmeerraum verbreitet<br />
gepriesen, also der Verfall alter Gebäude und Kunstwerke. Genießen wir Alten Herren<br />
doch einfach weiterhin die Reize unseres morbiden Bundes:<br />
quo vadis Markomannia?