12.04.2023 Aufrufe

procontra Ausgabe 02/2023

Das freie Finanzmagazin als eBook.

Das freie Finanzmagazin als eBook.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

April-Juni 2<strong>02</strong>3 | <strong>Ausgabe</strong> 94 | Jahrgang 17<br />

#<strong>02</strong> • April-Juni 2<strong>02</strong>3<br />

Bestandsbörsen<br />

Welche Pool-Angebote in Sachen<br />

Bestandshandel für Vermittler<br />

attraktive Chancen bieten<br />

Fondsmanagement<br />

Warum der Vergleich zwischen<br />

aktiv und passiv nicht nur unter<br />

dem Kostenaspekt erfolgen sollte<br />

PKV-Beitragsanpassungen<br />

Wie sie den Versicherten trotz<br />

hoher Gewinne der Unternehmen<br />

plausibel erklärt werden können<br />

Betriebliche Vorsorge | Aktiv vs. passiv | BAP in der PKV | Bestandsbörsen der Maklerpools | MVP-Systeme | Kredite für Senioren | Bestandskauf<br />

Betriebe bezirzen<br />

Vorsorgekonzepte, die die Attraktivität<br />

von Firmen nachhaltig steigern


Perfekt für<br />

Ihre Firmenkunden<br />

GEMEINSAM STARK<br />

Betriebliche Vorsorge<br />

als Chance<br />

Benefits sind neben dem Gehalt die Währung im Wettlauf um Talente. Unser Benefit für Ihre Firmenkunden<br />

ist die Kombination aus betrieblicher Krankenversicherung (bKV) und Arbeitskraftsicherung<br />

(bAKS) – Ihr Gesamtpaket für mehr Arbeitgeberattraktivität und Beitrag zur sozialen Verantwortung.<br />

Stärken Sie Ihr Firmengeschäft mit bKV + bAKS:<br />

• Topaktuelles Ansprachethema – als Bestandssicherer und Türöffner.<br />

• Maßgeschneiderte Lösungen für die Belegschaft – hochwertiger<br />

Schutz ohne Gesundheitsprüfung möglich.<br />

• Einfache Prozesse – von der Anbahnung bis zum Leistungsfall.<br />

Profitieren Sie von unserer langjährigen Expertise im Firmengeschäft.<br />

Info &<br />

Anmeldung<br />

→ Mehr dazu bei Ihrer persönlichen Maklerbetreuung,<br />

in einem unserer Maklerforen zur betrieblichen Vorsorge<br />

oder unter makler.allianz.de/bv


EDITORIAL | 3<br />

»Den Mittelstand mit Vorsorgekonzepten<br />

rausputzen«<br />

„Der Fachkräftemangel im Mittelstand ist dramatisch“,<br />

betont ein Experte in der Titelstory dieser <strong>Ausgabe</strong><br />

einen Zustand, bei dessen Ursachenforschung es verschiedene<br />

Ansätze gibt. Für Vermittler ist der Ansatz jedoch<br />

glasklar: Für sie stellt dieser Missstand eine riesige Chance<br />

dar, ins Firmenkundengeschäft einzusteigen oder bestehende<br />

Klientel zu aktivieren.<br />

Die Angebotspalette für betriebliche Alters-, Kranken-,<br />

Pflege- oder Arbeitskraftvorsorge wächst dafür stetig und<br />

liefert zahlreiche Gestaltungsmöglichkeiten, um jedes<br />

Unternehmen mit einem passenden Vorsorgekonzept zu<br />

schmücken. Wer es schafft, den Firmenchefs zu vermitteln,<br />

wie wirkungsvoll ein solches Konzept für die Attraktivität<br />

als Arbeitgeber ist, wird den Mittelstand stärken und<br />

enormes Vertriebspotenzial heben.<br />

Ob Unternehmen ihre Attraktivität mit einem bunten<br />

Blumenstrauß an Zusatzleistungen im Bereich der Altersund<br />

Gesundheitsvorsorge so steigern, dass sie damit dem<br />

beschriebenen Missstand begegnen können, ist fraglich.<br />

Aus dem Mangel an Fachkräften ist schließlich längst auch<br />

ein Mangel an Arbeitnehmern insgesamt geworden. Die<br />

Anziehungskraft einer betrieblichen Vorsorge bleibt da bei<br />

der „Balz“ um Mitarbeiter gering.<br />

Und ganz so einfach wie das bekannte Brezelbacken ist<br />

die Beratung zu betrieblichen Vorsorgekonzepten sicher<br />

nicht. Neben der Überzeugungsarbeit beim Chef mit<br />

wenig Zeit und anderen Sorgen bleibt es herausfordernd,<br />

Beratung und laufende Betreuung wirtschaftlich effizient<br />

zu gestalten. Die Versprechen der Tools und Plattformen<br />

dafür sind groß, ihr potenzieller Nutzen aber ebenso.<br />

Liebe Makler, liebe Leser,<br />

die <strong>procontra</strong>-Redaktion wünscht Ihnen<br />

eine aufschlussreiche <strong>Ausgabe</strong>.<br />

www.<strong>procontra</strong>-online.de<br />

@<strong>procontra</strong>online<br />

facebook.com/<strong>procontra</strong><br />

Matthias Hundt<br />

Chefredakteur<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


Inhalt April<br />

bis Juni 2<strong>02</strong>3<br />

26 48<br />

8 Starke Thesen Experten,<br />

Interviewpartner und Leser<br />

mit klaren Statements<br />

20 Booster für die Beratung<br />

Gesprächsaufhänger und<br />

Neues für Ihre Produktpalette<br />

Investmentfonds<br />

26 »Wir haben die Dynamik der<br />

Inflation unterschätzt«<br />

Flossbach von Storch im<br />

aktuellen Investmenttalk<br />

30 Intelligente Beimischung?!<br />

ChatGPT und andere künstliche<br />

Intelligenz wecken<br />

Kursfantasien<br />

32 Auf der Suche nach Rendite<br />

Wer aktive und passive Fonds<br />

gegenüberstellt, sollte nicht<br />

nur die Kosten betrachten<br />

36 Dividendenflut fürs Depot<br />

Eine neue Rekordsaison an<br />

Ausschüttungen steht bevor –<br />

mit welcher Strategie Anleger<br />

partizipieren können<br />

Titel<br />

12<br />

Mit Fürsorge in die Betriebe<br />

Beim Werben um Mitarbeiter können<br />

Vermittler ihre Firmenkunden<br />

mit einem Konzept zur ganzheitlichen<br />

betrieblichen Vorsorge ausstatten<br />

und sie im Kampf um Fachkräfte<br />

rausputzen.<br />

»Bei betrieblichen<br />

Benefits fehlt vielen<br />

Unternehmen aufgrund<br />

der Komplexität<br />

ein klarer Fahrplan.«<br />

Florian Dismann<br />

Finanzmakler Bodensee Konzept<br />

Versicherungen<br />

40 »Der Markt braucht einen<br />

unabhängigen Vergleicher«<br />

Matthias Brauch im Interview<br />

über die Entwicklung eines<br />

neuen Vergleichsrechners<br />

42 BAP trotz Gewinnen?!<br />

Die PKV blickt auf stolze Gewinnquoten.<br />

Warum Beitragssprünge<br />

dennoch vorkommen<br />

46 Bürgerrente statt Riester-<br />

Reform? GDV und BVK sind<br />

geteilter Meinung<br />

48 Inflationäre Gefahr Wie trotz<br />

Inflation Unterversicherung<br />

und Kurzschlusshandlungen<br />

vermieden werden<br />

52 Die Kür kommt vor der Pflicht<br />

Bevor Selbstständige zur<br />

Vorsorge gezwungen werden,<br />

liefert die Basisrente neue<br />

Argumente<br />

54 »Vertragsrechtsschutz nur<br />

schwer kalkulierbar« Franke<br />

und Bornberg erklärt das neue<br />

Rechtsschutz-Rating<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


Impressum<br />

Verlag und Redaktion<br />

Alsterspree Verlag GmbH<br />

Firmensitz: Großer Burstah 50–52, 20457 Hamburg<br />

Postanschrift:<br />

Kurfürstendamm 173/174, 10707 Berlin<br />

Telefon: +49 (0 30) 232 56 27 00<br />

www.<strong>procontra</strong>-online.de<br />

Herausgeber Philipp B. Siebert<br />

Chefredakteur Matthias Hundt<br />

Art Director Niels Flender<br />

68 82<br />

Layout und Infografik Sabine Müller<br />

Bildredaktion Roman Kulon, Eleonora Mavromati<br />

Berater<br />

62 »Der Hebel in Sachen<br />

Finanzbildung ist nicht<br />

groß« Matthias Beenken über<br />

das Zusammenspiel zwischen<br />

aufgeklärten Kunden und<br />

Erfolg<br />

64 So ist’s Recht Urteile, die<br />

Makler kennen sollten<br />

66 »Ich wünsche mir mehr<br />

Fingerspitzengefühl« Makler<br />

Patrick Hamacher wirbt für<br />

mehr Empathie in der Branche<br />

68 Bestandskarussell dreht sich<br />

Pools forcieren ihr Engagement<br />

auf dem Börsenparkett<br />

für Bestände<br />

72 Ich packe meinen<br />

Notfallkoffer Warum Makler<br />

einen Plan für ihre Hinterbliebenen<br />

vorweisen sollten<br />

76 Wechsel mit Hürden Wer ein<br />

neues Maklerverwaltungsprogramm<br />

sucht, muss einige<br />

Vorbereitungen treffen<br />

Sachwerte<br />

82 »Die richtige Summe<br />

wählen« Warum Bausparen<br />

wieder boomt und wo es<br />

Beratungsbedarf gibt<br />

84 Solvent und würdig<br />

Senioren als Kreditnehmer<br />

bergen Potenzial und bekommen<br />

Top-Konditionen<br />

88 Drei, zwei, eins – meins!<br />

Zwangsversteigerungen<br />

werden häufiger. Was bei<br />

Auktionen zu beachten ist<br />

Rubriken<br />

3 Editorial<br />

5 Impressum<br />

6 Personen- und<br />

Firmenverzeichnis<br />

90 »Ich starte den Tag mit<br />

100–150 Liegestützen«<br />

Klaus Hermann, Geschäftsführer<br />

KH Versicherungen,<br />

von seiner privaten Seite<br />

Lektorat TextSchleiferei.de<br />

Textbeiträge Mailin Bartknecht, Florian Burghardt,<br />

Carla Fritz, Matthias Hundt, Christina Keppel, Mandy<br />

Lange, Oliver Lepold, Dr. Hans-Jörg Naumer, Hannah<br />

Petersohn, Imke Reiher, Uwe Schmidt-Kasparek,<br />

Stefan Terliesner, Martin Thaler, Jan Wagner, Anne<br />

Mareile Walter<br />

Coverillustration Roman Kulon<br />

Anzeigenberatung Nadin Korte<br />

n.korte@alsterspree.de, +49 (0)40 6 07 71 29 24<br />

Anzeigendisposition<br />

Sabine Müller, s.mueller@alsterspree.de<br />

Verlagsgeschäftsführer<br />

Philipp B. Siebert, Tilman J. Freyenhagen<br />

Verantwortlich für diese <strong>Ausgabe</strong><br />

i. S. d. P. Matthias Hundt<br />

Druckerei MÖLLER PRO MEDIA® GmbH<br />

Zeppelinstraße 6, 16356 Ahrensfelde,<br />

www.moellerdruck.de<br />

Leserservice<br />

leserbetreuung@<strong>procontra</strong>-online.de<br />

Abonnement<br />

abo@<strong>procontra</strong>-online.de<br />

Heftpreis: 4,80 Euro<br />

Jahresabonnement: 20 Euro für sechs <strong>Ausgabe</strong>n<br />

inkl. Versandkosten, inkl. USt.<br />

© 2<strong>02</strong>3 für alle Beiträge bei Alsterspree Verlag<br />

GmbH. Nachdruck, Aufnahme in Onlinedienste sowie<br />

Vervielfältigung auf Datenträger nur nach vorheriger<br />

schriftlicher Zustimmung.<br />

Hinweis Den Artikeln, Empfehlungen, Charts, Tabellen<br />

und Diagrammen liegen Informationen zugrunde,<br />

die die Redaktion für verlässlich hält. Trotz sorgfältiger<br />

Auswahl der Quellen kann für die Richtigkeit<br />

des Inhalts keine Haftung übernommen werden. Die<br />

in <strong>procontra</strong> gemachten Angaben dienen der Unterrichtung<br />

und sind keine Aufforderung zum Kauf oder<br />

Verkauf von Wertpapieren.<br />

Für Mitglieder der nachfolgend aufgeführten Verbände<br />

ist der Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag enthalten:<br />

AfW Bundesverband Finanzdienstleistungen e. V.<br />

Votum Verband Unabhängiger Finanzdienstleistungsunternehmen<br />

in Europa e. V.<br />

Unser Druck ist zu 100 % klimaneutral. Der Innenteil<br />

wird auf 100 % Recyclingpapier gedruckt.<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


6 | PANORAMA Personen- und Unternehmensverzeichnis<br />

Index<br />

Personen- und Unternehmensverzeichnis<br />

UNTERNEHMEN<br />

Allianz____9, 14, 18, 21, 31, 36 f., 49<br />

Alphabet____________________ 30 f.<br />

Alte Leipziger__________________ 19<br />

Alte Oldenburger______________ 43<br />

Amazon_______________________ 31<br />

Amexpool_____________________ 70<br />

Aon____________________________ 14<br />

Arag___________________________ 18<br />

Argetra________________________ 89<br />

artBase!_______________________ 77<br />

Assekurata________________ 39, 43<br />

assfinet_______________________ 77<br />

Axa___________________________21 f.<br />

Azure__________________________ 31<br />

Baidu__________________________ 30<br />

Bain Capital___________________ 69<br />

Barmenia______________________ 20<br />

BASF__________________________ 37<br />

BCA______________________ 15, 70 f.<br />

Berkshire Hathaway___________ 36<br />

bessergrün____________________ 21<br />

blau direkt__________________41, 79<br />

BMW__________________________ 37<br />

Central________________________ 43<br />

Check24_________________22, 84 ff.<br />

CoDie software products______ 78<br />

Comparit____________________ 40 f.<br />

Continentale__________________ 21<br />

DekaBank_____________________ 36<br />

Deloitte_______________________ 15<br />

DEMV_______________________ 77 f.<br />

Deutsche Telekom_____________ 37<br />

deutsche-versicherungsboerse.de__ 76<br />

Diepenbrock VM_______________ 77<br />

DJE Kapital____________________ 37<br />

DKV___________________________ 43<br />

Dr. Klein___________________ 82, 85<br />

DWS___________________________ 20<br />

E+S Rück______________________ 49<br />

Elmos Semiconductor_________ 31<br />

Finanzmakler Bodensee Konzept___ 14<br />

Flossbach von Storch____ 26 ff., 37<br />

Fonds Finanz________40, 68 ff., 77<br />

Fondskonzept_________________ 70<br />

Fondsnet______________________ 70<br />

Formaxx_______________________ 14<br />

forsa__________________________ 61<br />

Franke und Bornberg______ 40, 54<br />

Generali_______________________ 43<br />

GEV___________________________ 21<br />

Gothaer______ 14, 16, 18, 21, 49, 61<br />

Great West____________________ 69<br />

Habona Invest_________________ 21<br />

Hallesche______________________ 18<br />

Hamacher VM_________________ 66<br />

Hays___________________________ 14<br />

Hg Capital_____________________ 69<br />

Huk-Coburg___________________ 21<br />

IBM___________________________ 31<br />

Incon__________________________ 78<br />

infas quo______________________ 16<br />

Inno Invest____________________ 21<br />

IVFP___________________________ 18<br />

Janus Henderson______________ 36<br />

Jung, DMS & Cie.___ 15, 40, 69, 79<br />

KH Versicherungen____________90<br />

LFDE__________________________ 30<br />

LKH___________________________ 43<br />

LVM___________________________ 43<br />

Maxpool__________________ 41, 69 f.<br />

Mercedes-Benz________________ 37<br />

Meta__________________________ 31<br />

Microsoft____________________ 30 f.<br />

Monega_______________________ 31<br />

Morgen & Morgen_____________40<br />

Morningstar___________________ 33<br />

Nestlé_________________________ 36<br />

Netfonds___________________41, 69<br />

Network Box_________________17, 21<br />

Norisbank_____________________ 86<br />

Novosys EDV__________________ 77<br />

Nürnberger_____________________ 9<br />

Nvidia_________________________ 31<br />

On Semiconductor____________ 31<br />

OpenAI________________________ 30<br />

Qualitypool____________________ 70<br />

Quirin_________________________ 22<br />

R+V___________________________ 43<br />

Reckitt Benckiser______________ 36<br />

Resultate Institut____________ 70 f.<br />

Sachpool______________________ 70<br />

Scope____________________25, 33 f.<br />

SDK___________________________ 18<br />

Simon-Kucher_________________ 49<br />

softfair________________________40<br />

Summitas_____________________ 69<br />

Swiss Life__________________ 18, 40<br />

Tesla__________________________ 31<br />

Union _________________________ 43<br />

uniVersa___________________ 20, 43<br />

V.E.R.S. Leipzig________________ 43<br />

Vanguard_______________________ 8<br />

Verivox_____________________ 84 ff.<br />

Versdirekt_____________________ 77<br />

Versicherungsforen Leipzig____ 15<br />

vfm_________________________77, 79<br />

VGH___________________________ 21<br />

VHV___________________________ 49<br />

Volkswagen____________________ 37<br />

Württembergische_____________ 43<br />

Xempus______________________14 f.<br />

ZEB___________________________ 22<br />

Zurich_________________________ 64<br />

PERSONEN<br />

Allesch, Karsten_______________ 78<br />

Ansari, Dariush________________ 17<br />

Asmussen, Jörg________________ 46<br />

Bargfried, Matti_______________ 78<br />

Barquero da Silva, Luis Miguel_ 15<br />

Bastian, Michael_______________ 18<br />

Beenken, Matthias___________ 62 f.<br />

Brauch, Matthias____________ 40 f.<br />

Breustedt, Lars________________ 14<br />

Cebi, Abdulkadir_______________ 43<br />

de Vries, Jörg__________________ 36<br />

Diepenbrock, Thomas__________ 77<br />

Dismann, Florian___________ 14, 16<br />

Ehrhardt, Jan__________________ 37<br />

Eich, Holger___________________ 16<br />

Gehring, Frank_________________ 49<br />

Gerdes, Fabrice________________ 21<br />

Grabmaier, Sebastian__15, 69, 71, 79<br />

Grandi, Rolando_____________ 30 f.<br />

Grimm, Andreas_____________ 70 f.<br />

Hager, Mike____________________ 67<br />

Hahn, Katharina_______________ 14<br />

Hamacher, Patrick_____________ 66<br />

Heidekamp, Bert____________ 52 f.<br />

Heilenkötter, Hannes__________ 79<br />

Heinz, Michael H.____________ 46 f.<br />

Hermann, Klaus_______________90<br />

Hey, Thomas___________________ 13<br />

Immenkötter, Philipp__________ 37<br />

Jürgens, Kevin_______________ 69 f.<br />

Kieper, Oliver_______________69, 71<br />

Koch, Florian________________ 33 f.<br />

Langenberg, Britta_____________ 64<br />

Leipziger, Sabine_______________ 78<br />

Markovic-Sobau, Alexandra____ 18<br />

Matschke, Jens________________ 78<br />

Mayer, Brigitte_______________ 52 f.<br />

Monke, Christian____________ 54 f.<br />

Müller, Frank__________________ 21<br />

Nadella, Satya_________________ 30<br />

Naumer, Hans-Jörg__________9, 37<br />

Papaspyratos, Constantin____ 43 f.<br />

Porazik, Norbert_______________ 68<br />

Potempa, Daniel_______________ 85<br />

Putin, Wladimir________________90<br />

Radtke, Dörte_________________ 43<br />

Raffelhüschen, Bernd__________ 10<br />

Rindermann, Marc_____________ 77<br />

Ruesch, Walter________________ 89<br />

Sattler, Matthias_______________ 19<br />

Schafföner, Tobias__________ 26 ff.<br />

Schallmayer, Joachim__________ 36<br />

Scherer, Hermann_____________ 67<br />

Schmidt, Peter_______________ 72 f.<br />

Schmidt-Gallas, Dirk___________ 49<br />

Schneidemann, Herbert_______ 50<br />

Schünemann, Rolf_____________ 71<br />

Sommerer, Stefan_____________ 77<br />

Thomas, Sebastian____________ 31<br />

Trenton, Nick__________________ 67<br />

Wagner, Natalie_____________ 82 f.<br />

Wirth, Norman_________73 f., 88 f.<br />

Wolf, Manuela_________________ 15<br />

Wir verpassen keine News.<br />

Sie auch nicht?<br />

www.newsletter.<strong>procontra</strong>-online.de<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


»MIT TELEMATIK<br />

FAHR ICH MEINEN BEITRAG<br />

GANZ EINFACH RUNTER.«<br />

10 % RABATT GARANTIERT, BIS ZU 30 % MÖGLICH:<br />

VHV AUTOVERSICHERUNG MIT TELEMATIK<br />

Besonders in kostenintensiven Zeiten ist die erstklassige Autoversicherung der VHV die beste Wahl: jetzt mit noch günstigeren<br />

Konditionen bei vollen Leistungen. Dank des Bausteins Telematik garantieren wir Ihren Kunden im ersten Jahr mindestens 10 %*<br />

und insgesamt bis zu 30 % Rabatt. Dazu wird das Fahrverhalten der Kunden mit der VHV Telematik-App aufgezeichnet, bewertet und in<br />

einen Rabatt umgerechnet. Neupreis- und Kaufpreisentschädigung bis zu 36 Monate, Schutz vor Tierbiss- und Kurzschlussfolgeschäden,<br />

All-Risk-Deckung für Elektro- und Hybridfahrzeuge sowie mögliche unterjährige Hauptfälligkeiten inklusive.<br />

Mehr Infos unter 0511.907 3000 oder unter vhv-partner.de<br />

* In der Prämie bereits berücksichtigt / maximal erreichbarer Gesamtbonus 30 %.


8 | PANORAMA Meinungsmacher<br />

Starke Thesen<br />

Experten, Interviewpartner und <strong>procontra</strong>-Leser mit klaren Meinungen<br />

»Der Vertragsrechtsschutz ist<br />

das größte Risiko in der gewerblichen<br />

Rechtsschutzversicherung<br />

und für die Gesellschaften<br />

nur schwer kalkulierbar.«<br />

Christian Monke, Analyst von Franke und Bornberg,<br />

blickt auf den gewerblichen Rechtsschutz<br />

und meint, dass vor allem der Vertragsrechtsschutz<br />

schwierig darstellbar sei. Daher scheue die Branche<br />

eine vorbehaltlose Abdeckung.<br />

Das Interview auf Seite 54<br />

»Entscheidend für den<br />

Erfolg eines betrieblichen<br />

Vorsorgekonzepts<br />

ist nicht das Produkt,<br />

sondern die zu erwartende<br />

Betreuung<br />

nach Einführung.«<br />

Lars Breustedt, Vorstand des Finanzberaters<br />

Formaxx, über Ängste vor zu viel Administration,<br />

die Situation insbesondere im Mittelstand und<br />

darüber, wie Vermittler mit einem Konzept zur<br />

betrieblichen Vorsorge helfen können<br />

Mehr dazu ab Seite 12<br />

»Es ist nicht Aufgabe des Vermittlers,<br />

eine finanzielle Allgemeinbildung<br />

bei den Kunden herzustellen.«<br />

Prof. Matthias Beenken sieht Vermittler eher in der Rolle, fehlendes<br />

Wissen zu ergänzen. Hauptquelle Nummer eins – gerade für jüngere Kunden<br />

– sei ohnehin das Internet.<br />

Das Interview auf Seite 62<br />

Vanguard befürwortet Provisionsverbot<br />

Vielleicht hat Vanguard auf die Schnelle vergessen, dass ihre Fonds<br />

auch in fondsgebundenen Rentenversicherungen eingesetzt werden,<br />

die in der Regel eine Beratung benötigen? Diese muss auch entlohnt<br />

werden können, zweitrangig, ob durch Honorar oder Provision!<br />

Andreas Billmeyer, via LinkedIn<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


Meinungsmacher PANORAMA | 9<br />

»Mehr Finanzbildung wagen«<br />

Finanzielle Bildung kann einen entscheidenden<br />

Beitrag zur Chancengleichheit leisten, indem sie<br />

Menschen unabhängiger von ihrer sozialen Herkunft<br />

und ihrem Bildungsstand macht. Insbesondere für<br />

Kinder und Jugendliche kann finanzielle Bildung<br />

dazu beitragen, frühzeitig ein Verständnis für den<br />

Wert von Geld und den Umgang damit zu entwickeln<br />

und so später im Leben finanzielle Herausforderungen<br />

besser meistern zu können – auch im<br />

Hinblick auf Altersarmut. Um das hier vorhandene<br />

Defizit abzubauen, ist es notwendig, dass die<br />

gesamte Finanzbranche, Bildungseinrichtungen<br />

und Politik eine größere Rolle bei der Förderung der<br />

finanziellen Bildung spielen.<br />

Kros So, via Facebook<br />

Kolumne<br />

Dr. Hans-Jörg Naumer<br />

leitet Global Capital Markets &<br />

Thematic Research von Allianz<br />

Global Investors<br />

»Stabilität in<br />

unruhigen Zeiten«<br />

»Die DAX-Konzerne haben<br />

2<strong>02</strong>2 so viel Geld verdient<br />

wie noch nie.«<br />

Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte bei der<br />

DekaBank, berichtet über die Dividendensaison 2<strong>02</strong>3<br />

und was von den DAX-Konzernen zu erwarten ist.<br />

Mehr dazu auf Seite 36<br />

»Ganzheitliche Beratung?«<br />

Grundsätzlich wird im Exklusivvertrieb der Versicherer<br />

spannend, wie der wachsende Trend zur<br />

Fokussierung (und somit aktiven Steuerung) auf<br />

bestimmte Geschäfts- und Produktsegmente mit<br />

dem gleichzeitig steigenden Anspruch auf ganzheitliche<br />

Kundenberatung in Einklang gebracht werden<br />

kann. Das wird wohl ohne jeden Zweifel der Vorteil<br />

der ungebundenen Vermittler bleiben (Anm. d. Red.:<br />

Reaktion auf den Plan der Nürnberger Versicherung,<br />

ihre AO bis 2030 zu verdoppeln).<br />

Andreas Kötterheinrich, via LinkedIn<br />

Unruhige Zeiten – Krieg in Europa, eine Pandemie, Energiepreise<br />

mit großen Ausreißern nach oben, dazu die Erkenntnis:<br />

Die Inflation ist wieder da, und sie ist gekommen, um<br />

zu bleiben. Eine zu erwartende höhere Inflation heißt aber,<br />

dass der strategische Anteil von Aktien im Portfolio<br />

überprüft und gegebenenfalls erhöht werden sollte. Das<br />

rückt auch Dividenden in den Fokus. Unsere jüngste<br />

Dividendenstudie zeigt dabei, dass die Ausschüttungspolitik<br />

der Unternehmen längst wieder in der Normalität<br />

angekommen ist. 2<strong>02</strong>3 können sich die Anleger in Europa<br />

auf einen Dividendenregen von voraussichtlich 387<br />

Milliarden Euro freuen. Auch der Beitrag von Dividenden<br />

zur Gesamtrendite von Aktien darf nicht unterschätzt<br />

werden. Bezogen auf die annualisierte Rendite über<br />

Anlagezeiträume von fünf Jahren von 1978 bis Ende 2<strong>02</strong>2<br />

konnten Dividenden auch Phasen mit Kursverlusten<br />

zumindest teilweise kompensieren. Über den gesamten<br />

Zeitraum wurde die annualisierte Gesamtrendite der<br />

Aktienanlage für den MSCI Europa zu ungefähr 35 Prozent<br />

durch den Performancebeitrag der Dividenden getragen.<br />

Doch nicht nur diese können für mehr Renditestabilität bei<br />

Aktieninvestments sorgen. Die Dividenden selbst schwanken<br />

im Allgemeinen weniger als die Konzerngewinne. Auch<br />

schwankten Aktienkurse von Unternehmen, die eine<br />

Dividende zahlten, im Schnitt weniger als von solchen, die<br />

keine Dividende ausschütteten. Hier ist zu berücksichtigen,<br />

dass der Anteil der Nichtzahler in den betrachteten Indizes<br />

über die Zeit trendmäßig abgenommen hat. Dividenden<br />

können vielleicht nicht jedem Sturm standhalten, sie<br />

können jedoch ein Maß an Verlässlichkeit aufzeigen, was<br />

gerade in unruhigen Zeiten sehr willkommen ist. Dabei<br />

leisten sie einen großen Beitrag zur Gesamtrendite.<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


10 | PANORAMA Meinungsmacher<br />

Selbstbehalte<br />

Sollen GKV-Versicherte einen Eigenanteil an<br />

den Behandlungskosten zahlen?<br />

»Das Jahrzehnt des<br />

Betreuerwechsels hat<br />

begonnen.«<br />

Oliver Kieper, Vorstand Versicherungen der<br />

Netfonds Gruppe, über die wachsende Dynamik<br />

der Bestandsbörsen, die insbesondere<br />

auch von und durch Pools betrieben werden<br />

Mehr dazu auf Seite 68<br />

Um die Finanzierungslücke in<br />

der GKV zu schließen, forderte<br />

der Ökonom Bernd Raffelhüschen<br />

eine Selbstbeteiligung<br />

von 2.000 Euro von jedem Versicherten.<br />

Bei den <strong>procontra</strong>-Lesern<br />

trifft der Vorschlag auf eine<br />

knappe Mehrheit. 53 Prozent<br />

finden: Das ist eine „gute Idee“.<br />

43<br />

Auf keinen Fall<br />

5<br />

52<br />

Gute Idee<br />

<br />

Quelle: <strong>procontra</strong><br />

»Private Kassen abschaffen«<br />

Da hätte ich noch einen Vorschlag: Alle privaten<br />

Kassen abschaffen und jeder zahlt in die gesetzliche<br />

Krankenversicherung ein, auch der Herr<br />

Raffelhüschen.<br />

Joachim Schneider, via Facebook<br />

»Zwangsversteigerungen<br />

werden in diesem und im<br />

kommenden Jahr zunehmen.«<br />

Walter Ruesch, Geschäftsführer des Argetra Verlags für Wirtschaftsinformationen,<br />

erwartet eine Zunahme überschuldeter Haushalte und<br />

privater Insolvenzen. In der Folge müssten auch immer mehr Immobilienobjekte<br />

notgedrungen veräußert werden.<br />

Mehr dazu auf Seite 88<br />

»Unfassbar«<br />

Nach zehn Jahren Erfahrung zieht<br />

selbst GB eine sehr gemischte Bilanz<br />

zum Provisionsverbot. Und nun<br />

möchte gerade eine britische EU-<br />

Kommissarin im EU-Parlament diese<br />

Lösung in Europa manifestieren,<br />

und das auf Basis einer einzigen,<br />

noch dazu fehlerhaften Studie. Verbraucher<br />

und Branchenmeinungen<br />

werden nachhaltig negiert. Unfassbar,<br />

was da in Brüssel an Schaden<br />

für Verbraucher und die gesamte<br />

Branche angerichtet werden soll.<br />

Holm Diez, via LinkedIn<br />

»Jeder, der irgendwann eine Immobilie<br />

haben möchte oder bereits eine<br />

hat, kann Bausparen für sich nutzen.«<br />

Natalie Wagner, Spezialistin für Baufinanzierung beim Finanzierungsvermittler<br />

Dr. Klein, blickt auf eine deutlich gestiegene<br />

Nachfrage nach Bausparverträgen. Im Interview verrät sie,<br />

wann der Bausparer das Mittel der Wahl ist und warum sie<br />

ihn schon immer empfohlen hat.<br />

Mehr dazu auf Seite 82<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


Meinungsmacher PANORAMA | 11<br />

»Rürup-Produkte<br />

stecken durch die<br />

strengen gesetzlichen<br />

Rahmenbedingungen in<br />

einem engen Korsett –<br />

insbesondere was<br />

Verfügbarkeit betrifft.«<br />

Brigitte Mayer von der Verbraucherzentrale Hessen<br />

erwähnt damit einen Punkt, der ihrer Ansicht nach<br />

vielen Sparern gar nicht bewusst ist. Sie blickt auf die<br />

Möglichkeiten zur Altersvorsorge für Selbstständige<br />

und einen aktuellen Aufhänger für die Beratung.<br />

Mehr dazu auf Seite 52<br />

»Geringerer Lebensstandard«<br />

Die mittlere Generation erfasst das Problem (Anm.<br />

d. Red.: deutlich geringerer Lebensstandard im Alter<br />

bei lediglich gesetzlicher Rente) gerade erst theoretisch.<br />

Praktisch vorgesorgt wird von einer Minderheit.<br />

Muss man sich ja auch leisten können.<br />

Andreas Riesebeck, via Facebook<br />

GESUNDHEITSRISIKEN PRÜFEN?<br />

SCHRECKLICH<br />

LEICHT.<br />

»Der Rückenwind,<br />

den Aktien jahrelang<br />

bewertungsseitig dank<br />

der niedrigen Zinsen<br />

hatten – der ist weg.«<br />

Tobias Schafföner, Head of Multi-Asset bei Flossbach<br />

von Storch, im Investmenttalk bei <strong>procontra</strong>. Wie verlässlich<br />

waren Absolute-Return-Strategien im Krisenjahr<br />

2<strong>02</strong>2 und was kommt 2<strong>02</strong>3 auf die Märkte zu?<br />

Mehr dazu auf Seite 26<br />

Dank automatisierter<br />

Risikoprüfung bei der LV 1871.<br />

MEHR ENTDECKEN:<br />

lv1871.de/partnerservice<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


12 | TITELTHEMA Betriebliche Vorsorge<br />

Mit Fürsorge in die Betriebe<br />

Unternehmen stehen vor großen Herausforderungen – vor allem auf Mitarbeiterebene.<br />

Wie Vermittler dafür ein attraktives Konzept zur betrieblichen Vorsorge schnüren, was in<br />

der Betreuung zu beachten ist und was die Belegschaft als wirkliche Fürsorge empfindet<br />

ST STEFAN TERLIESNER MH MATTHIAS HUNDT<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


Betriebliche Vorsorge TITELTHEMA | 13<br />

Was Sie erfahren werden:<br />

Wie Unternehmen betriebliche Zusatzleistungen implementieren können<br />

Welche Zuschüsse als Wertschätzung wahrgenommen werden<br />

Warum eine Gesamtlösung für Mitarbeiter den größten Mehrwert liefert<br />

Der Fachkräftemangel wirkt als Begriff mitunter<br />

schon überstrapaziert. Überall hört man davon,<br />

überall scheint er ein Dauerzustand, der kaum zu<br />

ändern ist bzw. sich von allein regeln wird. Doch<br />

aus dem Mangel an Fachkräften ist längst ein<br />

Mangel an Arbeitskräften insgesamt und eines<br />

der größten Unternehmensrisiken geworden. Die<br />

Gefahr, allein aufgrund fehlender Wo-Manpower<br />

zu scheitern, betrifft vor allem den Mittelstand.<br />

Im Wettbewerb um Arbeitskräfte können Vermittler<br />

unterstützen, die Betriebe mit einem<br />

stimmigen Gesamtkonzept zur betrieblichen Vorsorge<br />

„rauszuputzen“, damit diese bei der Wahl<br />

des Arbeitgebers von potenziellen Interessenten<br />

den entscheidenden Zuschlag bekommen. Denn<br />

dieser hängt immer weniger nur vom Lohnstreifen<br />

ab – die Belegschaft wünscht sich ein attraktives<br />

Gesamtpaket von ihrem Arbeitgeber.<br />

Betriebliche Zusatzleistungen zum Gehalt wie<br />

Altersvorsorge (bAV), Krankenversicherung<br />

(bKV) und Arbeitskraftabsicherung (bAKS) sind<br />

ein echtes Plus im Wettbewerb um die besten<br />

Fachkräfte. „Diese Produkte sind hervorragend<br />

geeignet, um Mitarbeiter anzuwerben und an<br />

sich zu binden“, sagt Thomas Hey, stellvertretender<br />

Vorsitzender der Kommission Arbeit<br />

und Soziales beim Mittelstandsverband BVMW,<br />

gegenüber <strong>procontra</strong>. Der Grund ist klar: Mit diesem<br />

Angebot präsentiert sich ein Unternehmen<br />

als fürsorglicher Arbeitgeber und jeder seiner<br />

Mitarbeiter spürt: „Mein Chef kümmert sich um<br />

mich.“ Das kommt gut an.<br />

Mittelstand aufpeppen<br />

Der Bedarf daran ist riesig. Laut einer Umfrage<br />

der Deutschen Industrie- und Handelskammer<br />

haben 53 Prozent der befragten Betriebe Schwierigkeiten<br />

bei der Stellenbesetzung – ein Rekordwert.<br />

„Der Fachkräftemangel im Mittelstand<br />

ist dramatisch“, betont Hey (siehe Grafik). Im<br />

Gegensatz zu Großkonzernen mit ihren bekannten<br />

Namen, ihren zahlreichen Möglichkeiten der<br />

Karriereförderung und ausgeklügelten Benefit-<br />

Systemen hätten es kleine und mittlere Unternehmen<br />

schwerer, qualifizierte Mitarbeiter für<br />

sich zu begeistern. Aber auch jeder Mittelständler<br />

könne ein zu seinem Bedarf passendes Vorsorgemodell<br />

entwickeln lassen und damit im „War of<br />

Talents“ nicht nur mit den Großen mithalten,<br />

sondern obsiegen.<br />

Im Bereich der bAV etwa gebe es gut einsetzbare<br />

Baukastenmodelle. Mit der Einrichtung sei es<br />

Fachkräftemangel im<br />

verarbeitenden Gewerbe<br />

Datenverarbeitungsgeräte 59,5<br />

Herstellung von Metallerzeugnissen 48,5<br />

Maschinenbau 45,3<br />

Druckerzeugnisse; Ton-, Bild- und Datenträger 44,2<br />

Herstellung von Kraftwagen und -teilen 41,3<br />

Herstellung elektrischer Ausrüstungen 39,9<br />

Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren 39,0<br />

Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln 38,5<br />

Holzgewerbe 31,6<br />

Glasindustrie 27,3<br />

Herstellung von Papier, Pappe und Waren daraus 25,5<br />

Metallerzeugung und -bearbeitung 23,6<br />

Herstellung chemischer Erzeugnisse 16,4<br />

ifo-Konjunkturumfragen, Januar 2<strong>02</strong>3, Anteil der Unternehmen in %<br />

Quelle: ifo Institut<br />

Illustration: Roman Kulon


14 | TITELTHEMA Betriebliche Vorsorge<br />

aber nicht getan. Aus Sicht eines<br />

Mittelständlers entscheidend sei die<br />

professionelle Betreuung danach. Es<br />

bedürfe eines Dienstleisters, der das<br />

Vorsorgesystem „up to date“ halte. Das<br />

sei heute viel zu selten der Fall. Und<br />

dies sei ein wichtiger Grund, weshalb<br />

viele kleine und mittlere Unternehmen<br />

keine Vorsorge anbieten.<br />

Ohne Betreuung<br />

keine Umsetzung<br />

So sieht das auch Florian Dismann,<br />

Geschäftsführer von Finanzmakler<br />

Bodensee Konzept: „Dass Benefits angeboten<br />

werden müssen, um auf dem<br />

Arbeitsmarkt nicht den Anschluss zu<br />

verlieren, wissen die Unternehmen.<br />

Ihnen fehlt aufgrund der Komplexität<br />

jedoch ein klarer Fahrplan.“ Lars<br />

Breustedt, Vorstand des Finanzberaters<br />

Formaxx, ergänzt: „Ängste vor zu<br />

viel Administration müssen abgebaut<br />

werden. Entscheidend für eine Umsetzung<br />

sind nicht nur das Konzept<br />

und das Produkt, sondern vor allem<br />

die zu erwartende Betreuung nach<br />

Einführung der betrieblichen Vorsorge.“<br />

Hier liegt die Chance für Makler. In<br />

der Kommunikation mit dem Arbeitgeber<br />

sollten sie deutlich machen,<br />

dass sie ihm und allen Mitarbeitern<br />

auch nach der Einrichtung einer betrieblichen<br />

Vorsorge mit Rat und Tat<br />

zur Seite stehen. „Es braucht den Profi,<br />

der die Aufgabe managt“, betont<br />

Hey. Das könne jemand im Unternehmen<br />

sein oder – was bei kleineren<br />

Mittelständlern effizienter erscheine<br />

– ein externer Dienstleister.<br />

Benefits bekannt machen<br />

Ihren Betreuungsdienst anzubieten<br />

und zu erklären, ist eine wichtige Aufgabe<br />

von Maklern. Natürlich müssen<br />

sie dabei nicht nur die Interessen<br />

des Arbeitgebers berücksichtigen,<br />

sondern ebenso die Bedürfnisse der<br />

53 %<br />

der Betriebe sind von<br />

Personalengpässen betroffen<br />

Quelle: DIHK-Fachkräftereport<br />

Arbeitnehmer. Jene kommen auch in<br />

Vorstellungsgesprächen zur Sprache.<br />

In Zeiten des Fachkräftemangels<br />

sollte ein Arbeitgeber daher bereits<br />

an dieser Stelle sein betriebliches<br />

Vorsorgemodell erläutern – oder eben<br />

von einem Makler erklären lassen.<br />

Hierauf weist Katharina Hahn von<br />

der internationalen Personalberatung<br />

Hays hin: „Die Bewerber müssen<br />

wissen, welche Benefits zur Verfügung<br />

stehen.“ Studien belegten, dass<br />

insbesondere die bAV ein wichtiges<br />

Motiv bei der Entscheidung für einen<br />

Arbeitgeber sei.<br />

Laut einer Umfrage des Maklers Aon<br />

unter jüngeren Bewerbern ist für<br />

»Entscheidend<br />

ist die Betreuung nach<br />

Einführung der betrieblichen<br />

Vorsorge.«<br />

Lars Breustedt<br />

Vorstand des<br />

Finanzberaters Formaxx<br />

77 Prozent eine Betriebsrente sehr<br />

wichtig bzw. eher wichtig. Gleichzeitig<br />

wünschten die 18- bis 35-jährigen in<br />

einem persönlichen Gespräch über<br />

das Angebot informiert zu werden.<br />

Daher sollten Makler einem Arbeitgeberkunden<br />

anbieten, bereits einem<br />

Bewerber das Vorsorgemodell zu<br />

erklären, und zwar über das passende<br />

Medium, also vis-à-vis oder per Video-<br />

Chat – je nachdem, ob und wie es der<br />

Kandidat wünscht.<br />

Persönlich und digital<br />

Erst im weiteren Verlauf sind dann<br />

digitale Tools unerlässlich. Über<br />

Portale lässt sich der Aufwand für<br />

alle Beteiligten minimieren, und<br />

über eine App können Arbeitnehmer<br />

den Stand ihrer Betriebsrente und<br />

Hochrechnungen abrufen. Ohnehin<br />

sollten Makler einem Arbeitgeber und<br />

seinen Mitarbeitern klarmachen: Der<br />

technische Fortschritt war in den vergangenen<br />

rund fünf Jahren so rasch,<br />

dass die zugegebenermaßen komplexe<br />

Verwaltung von Vorsorgeverträgen<br />

heutzutage auf effiziente Weise zu bewerkstelligen<br />

ist. Anwender müssen<br />

nicht einmal mehr Software installieren.<br />

Stattdessen nutzen Unternehmen,<br />

Arbeitnehmer und Vermittler<br />

internetbasierte Lösungen, die eine<br />

schnelle und automatisierte Abwicklung<br />

der Verwaltung ebenso ermöglichen<br />

wie Prognoserechnungen und<br />

gesetzeskonformes Meldewesen.<br />

Neben speziellen Onlineangeboten<br />

von Versicherern wie Allianz (Firmen-<br />

Online) und Gothaer (bAV-Cockpit)<br />

gibt es unabhängige Software-as-a-<br />

Service-Plattformen (siehe Tabelle<br />

Seite 16). Xempus zum Beispiel vernetzt<br />

alle Beteiligten in der betrieblichen<br />

Vorsorge. Für Arbeitnehmer<br />

werden bAV und bKV verständlich.<br />

Arbeitgeber informieren und verwalten<br />

online. Vermittler beraten digital<br />

bis zum Abschluss. Und Versicherer<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


Betriebliche Vorsorge TITELTHEMA | 15<br />

bieten kundenorientierte Prozesse.<br />

Eigenen Angaben zufolge tummeln<br />

sich auf Xempus mehr als 30 Produktgeber,<br />

über 60 Vertriebe und rund<br />

23.500 Vermittler. Das Basismodell<br />

für bAV- und bKV-Beratung koste Intermediäre<br />

rund 40 Euro pro Monat.<br />

Maklers Meinung<br />

»Makler müssen<br />

Ängste abbauen«<br />

Luis Miguel Barquero da Silva,<br />

Versicherungsradar24.de<br />

Fast alle Chefs ahnen, dass eine<br />

Betriebsrente Vorteile für ihre<br />

Mitarbeiter hat. Dass gerade kleine<br />

Firmen dennoch oft sagen: „Hör mir<br />

bloß mit dem Thema bAV auf!“, liegt<br />

an der Angst, in eine Kostenfalle zu<br />

tappen. Das erlebe ich in Erstgesprächen<br />

immer wieder. Dabei geht es<br />

nicht nur um den hohen Verwaltungsaufwand,<br />

der sich mit diversen<br />

Plattformen in den Griff bekommen<br />

lässt, sondern vor allem um Veränderungen<br />

im Steuer-, Sozialversicherungs-<br />

und Arbeitsrecht, aber auch<br />

einfach um die Weiterentwicklung<br />

scheiden, hängt letztlich von deren<br />

Präferenzen ab.<br />

Was die meisten Portale verbindet, ist,<br />

dass sich mit ihrer Hilfe die Bearbeitungszeit<br />

einzelner Arbeitsschritte<br />

minimiert. Eine lange Einarbeitung<br />

ist in der Regel nicht notwendig, da<br />

von Sachverhalten. Ein einmal<br />

aufgesetztes Vorsorgesystem kann<br />

schnell in Schieflage geraten. Um den<br />

Überblick zu behalten, brauchen<br />

Arbeitgeber die notwendigen<br />

Kenntnisse und Ressourcen. Ein<br />

Makler – im Verbund mit Steuer- und<br />

Rechtsberatern – kann dabei eine<br />

große Hilfe sein. Arbeitgeber brauchen<br />

die Sicherheit, mit dem Thema<br />

nicht alleingelassen zu werden. Wenn<br />

es Maklern gelingt, die Ängste<br />

abzubauen und Vertrauen zu schaffen,<br />

ist der Weg zur Einrichtung einer<br />

betrieblichen Vorsorge frei.<br />

Arbeitnehmer wünschen<br />

hohen Zuschuss<br />

Damit wäre ein schlagendes Argument<br />

gegen die Einführung eines<br />

betrieblichen Vorsorgesystems (weitgehend)<br />

entkräftet. Ohnehin haben<br />

Arbeitnehmer einen Rechtsanspruch<br />

auf Entgeltumwandlung, die sich<br />

wachsender Beliebtheit erfreut. Laut<br />

der aktuellen bAV-Studie von Deloitte<br />

nutzten 2<strong>02</strong>2 bereits 47 Prozent der<br />

Befragten dieses Vorsorgeinstrument,<br />

während in den Jahren bis 2019 die<br />

Quote zwischen 20 und 25 Prozent<br />

schwankte.<br />

Das BRSG trägt seinen Teil zur Entwicklung<br />

bei, etwa den verpflichtenden<br />

Zuschuss des Arbeitgebers. Ob<br />

Chefs mit diesem Mindestzuschuss<br />

Fachkräfte akquirieren können, muss<br />

allerdings bezweifelt werden. „Unsere<br />

Befragung legt nahe, dass ein Zuschuss<br />

von 50 Prozent die höchste<br />

Wirkungskraft hätte“, betonen die<br />

Berater von Deloitte. Die Erfüllung<br />

der Zuschusspflicht ist also kein<br />

Alleinstellungsmerkmal, mit dem<br />

man groß werben kann. Weitere Stellschrauben<br />

seien Flexibilität wie zum<br />

Beispiel Auszahlungsoptionen, ein<br />

angemessener Chancen-Risiko-Mix<br />

und – erneut dieser Wunsch – eine<br />

gute Kommunikation.<br />

Komplexität ist beherrschbar<br />

Etliche Makler dürften Xempus kennen.<br />

Pools wie BCA und Jung, DMS &<br />

Cie. jedenfalls nutzen Xempus. „Viele<br />

Unternehmen, die gerne betriebliche<br />

Vorsorge anbieten würden, beklagen<br />

fehlende Transparenz“, erläutert<br />

Sebastian Grabmaier, Chef von Jung,<br />

DMS & Cie. Und weiter: „Geeignete<br />

digitale Tools lösen dieses Problem.“<br />

Sein Pool biete den Vertriebspartnern<br />

mit Plug-InSurance zusätzlich eine<br />

eigene digitale Plattform für betriebliche<br />

Vorsorgeprodukte an. Für welche<br />

digitale Lösung sich Anwender ent-<br />

die Funktionen fast selbsterklärend<br />

sind. „Digitalisierung ist ein wichtiger<br />

Faktor zur Verbreitung der betrieblichen<br />

Vorsorge“, betont Manuela Wolf<br />

von den Versicherungsforen Leipzig.<br />

In der bAV etwa müsse ein Arbeitgeber<br />

in den meisten Fällen Verträge<br />

mit mehreren Versicherern verwalten.<br />

Gerade der damit verbundene administrative<br />

Aufwand schrecke viele<br />

Chefs ab. Aber: „Ein digitaler Dienstleister,<br />

über den alle Geschäftsvorfälle<br />

anbieterübergreifend bearbeitet werden,<br />

entlastet die Personalabteilung“,<br />

erklärt Wolf.<br />

Instrument zur<br />

Fachkräfteakquise<br />

Aussagen von Marktteilnehmern<br />

bestätigen: Für Arbeitnehmer ist die<br />

Höhe des Zuschusses zur Betriebsrente<br />

ein entscheidender Faktor bei der<br />

Wahl des Arbeitgebers; eine komplett<br />

arbeitgeberfinanzierte Vorsorge ist<br />

aus ihrer Sicht der Idealfall. Mit der<br />

Wahl der Zuschusshöhe verfügen<br />

Chefs über ein effektives Instrument<br />

der Personalpolitik. Die Angst vor<br />

hohen Kosten ist meist unbegründet.<br />

Denn ein Zuschuss von 20 Prozent ist<br />

aufwandsneutral. Dazu Makler und<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


16 | TITELTHEMA Betriebliche Vorsorge<br />

bAV-Profi Dismann: „Wir schauen<br />

uns die komplette Entgeltstruktur an<br />

und zeigen auf, dass für einen Arbeitgeber<br />

locker mehr als 20 Prozent<br />

möglich sind.“ Die Vertriebspartner<br />

der Gothaer zum Beispiel empfehlen<br />

Arbeitnehmern – sofern es ins gesamte<br />

Vorsorgekonzept passt – einen<br />

Zuschuss zur bAV nach paritätischem<br />

Modell. Wandelt der Arbeitnehmer<br />

zum Beispiel 100 Euro um, legt der<br />

Chef 100 Euro drauf. Nach Aussagen<br />

der Gothaer „wird dieses Prinzip von<br />

Mitarbeitenden als Gratifikation<br />

wahrgenommen – ohne großen Kosten-Mehraufwand<br />

für Arbeitgeber“.<br />

Ein Zuschuss von 15 Prozent sei ohnehin<br />

Pflicht. Durch die Erhöhung des<br />

Arbeitgeberbeitrags würden „clevere<br />

Chefs die Pflicht zur Chance machen“.<br />

Beratung und Vermittlung leicht gemacht<br />

Dienstleister Dienstleistung Zielgruppe<br />

pxtra (MLP) Portal für Auswahl und Verwaltung von Zusatzleistungen AG<br />

ePension AG-Portal<br />

ePension bAV-Office<br />

*<br />

Axa, Allianz, ALH Gruppe, Swiss Life, HDI, Versicherungskammer Bayern<br />

AG = Arbeitgeber, AN = Arbeitnehmer, bAV = betriebliche Altersversorgung<br />

für Arbeitgeber<br />

Vorteile einer bAV richtig adressieren<br />

Teil eines modernen Vergütungssystems<br />

mit individuellen<br />

Gestaltungsoptionen<br />

Kostengünstige Alternative<br />

zu Gehaltserhöhungen<br />

Arbeitgeberzuschüsse sind als<br />

Betriebsausgabe absetzbar<br />

Rechtssichere Gestaltung bis<br />

zur Versorgungslösung<br />

Schlanke Verwaltung durch<br />

digitale Dienste<br />

Portal für betriebliche Vorsorgelösungen im Corporate Design<br />

des Versicherers<br />

White-Label-Tool für bAV-Verträge aller Versicherer<br />

für AG-Kunden des Vermittlers<br />

für Arbeitnehmer<br />

Schließung einer Rentenlücke<br />

Lösung mit Beitragsgarantie<br />

und Renditechance<br />

Steuer- und Sozialabgabenersparnis<br />

AG, Vermittler<br />

Vermittler<br />

bAV-Cockpit (Gothaer) Online Self-Service für Geschäftsvorfälle rund um bAV AG, Vermittler<br />

Xempus<br />

eVorsorge<br />

Penseo<br />

Ausgewählte Digitaltools und Plattformangebote im Überblick<br />

Plug-InSurance (eVorsorge;<br />

Jung, DMS & Cie.)<br />

Plattform zur Vernetzung aller Beteiligten in der<br />

betrieblichen Vorsorge<br />

Bestandsverwaltung, Self-Service-Beratung,<br />

White-Label-Portale für AGs und deren AN<br />

Plattform für bAV mit Zugriff für Arbeitgeber,<br />

Arbeitnehmer und Vermittler<br />

Plattform für Vermittler für betriebliche Vorsorgelösungen<br />

AG, AN, Vermittler,<br />

Versicherer<br />

Versicherer, Vermittler,<br />

Vertriebe<br />

Vermittler<br />

Vermittler<br />

FirmenOnline (Allianz) Komplettlösung für betriebliches Vorsorgemanagement AG, AN<br />

Wayly (u. a. mehrere<br />

Versicherer* als Partner)<br />

Lösung für die Beratung und den Abschluss<br />

betrieblicher Vorsorgeoptionen<br />

AG, AN, Vermittler<br />

Quelle: eigene Recherche<br />

Dank Förderung und Arbeitgeberzuschuss<br />

höhere Rente als bei<br />

privater Rente<br />

Persönliche Beratung durch<br />

bAV-Experten<br />

Quelle: Gothaer, eigene Anpassungen<br />

Starkes Duo: bAV und bKV<br />

Ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt<br />

verbessern Arbeitgeber, wenn sie<br />

neben einer bAV auch eine bKV<br />

anbieten; und kommen dann noch<br />

Leistungen wie betriebliche Berufsunfähigkeits-<br />

und betriebliche<br />

Pflegeversicherung hinzu, entsteht<br />

ein kaum zu toppendes Gesamtpaket.<br />

Umfragen wie zum Beispiel von infas<br />

quo aus dem Jahr 2<strong>02</strong>1 belegen die<br />

Beliebtheit auch solcher Zusatzleistungen<br />

bei der Belegschaft.<br />

Vor allem die bKV boomt. Ende 2<strong>02</strong>2<br />

boten 22.300 Betriebe ihren Mitarbeitern<br />

eine Krankenzusatzpolice<br />

an – ein Plus von 22,5 Prozent gegenüber<br />

dem Vorjahr (siehe Grafik). Laut<br />

Verband der Privaten Krankenversicherung<br />

profitieren aktuell 1,76<br />

Millionen Beschäftigte von der Zusatzleistung.<br />

Der Anstieg hier betrage<br />

11,5 Prozent. Den Unterschied bei den<br />

Wachstumsraten erklärt Holger Eich,<br />

Chef-Mathematiker des Verbands, damit,<br />

dass zunehmend auch Betriebe<br />

mit wenigen Beschäftigten die bKV<br />

nutzen. Denn eine Zahnzusatzversorgung<br />

zum Beispiel könne jedem<br />

Unternehmen angeboten werden. Die<br />

Daten sind auch ein deutlicher Hinweis,<br />

dass sich immer mehr Firmen<br />

für Fachkräfte attraktiver machen.<br />

Gesunde Belegschaft,<br />

geringe Fehlzeiten<br />

Gerade weil Unternehmen die bKV<br />

als Instrument der Mitarbeitergewinnung/-bindung<br />

entdeckt haben,<br />

bemühen sich die Versicherer um<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


Betriebliche Vorsorge TITELTHEMA | 17<br />

»Es entsteht eine<br />

emotionale Bindung«<br />

Interview mit Dariush Ansari, Geschäftsleiter Network Box<br />

<strong>procontra</strong>: Wie finden und binden Sie<br />

gute Leute?<br />

Dariush Ansari: Als wir vor zehn Jahren<br />

als Start-up mit zwei, drei Beschäftigten<br />

anfingen, stand für uns der<br />

Aufbau des Unternehmens im Fokus.<br />

Probleme konnte mir jeder direkt mitteilen,<br />

und in der engen Zusammenarbeit<br />

habe ich meist schnell gemerkt,<br />

wenn jemand unzufrieden war. Zu<br />

dieser Zeit war es leicht, eine Lösung<br />

im Sinne der Mitarbeiter zu finden.<br />

Inzwischen besteht unser Team aus 32<br />

Personen. Ich bin zwangsläufig nicht<br />

mehr so nah bei jedem einzelnen Mitarbeiter<br />

und habe auch nicht die Zeit,<br />

mich um alles zu kümmern. Dennoch<br />

möchte ich unsere Fürsorge für die Belegschaft<br />

erlebbar machen. Seit 2<strong>02</strong>2<br />

bieten wir deshalb für Mitarbeiter<br />

über den Betrieb eine Altersvorsorge<br />

und eine Krankenversicherung an.<br />

<strong>procontra</strong>: Kleine und mittlere Firmen<br />

machen eher einen Bogen um das<br />

Thema. Wieso Sie nicht?<br />

Ansari: Ich war anfangs auch skeptisch.<br />

Aber die Vorsorgeberaterin hat<br />

mich überzeugt. Der Aufwand ist sehr<br />

gering. Die Einrichtung einer betrieblichen<br />

Krankenversicherung ist schnell<br />

erledigt, da ich als Arbeitgeber nur Ja<br />

oder Nein sagen muss und dann das<br />

Angebot finanziere. Aber auch die<br />

Betriebsrente war schnell eingerichtet.<br />

Fast 80 Prozent der Belegschaft<br />

hatten sich für eine Betriebsrente entschieden;<br />

für den Rest kam sie altersbedingt<br />

nicht mehr infrage. Die Beraterin<br />

hat jeden Mitarbeiter in einem<br />

Einzelgespräch über die Auswirkungen<br />

einer persönlich gestalteten Betriebsrente<br />

auf sein laufendes Einkommen<br />

und sein Einkommen im Alter informiert.<br />

Bei neuen Mitarbeitern haben<br />

wir die Vorsorgeberatung zu einem<br />

Bestandteil des Onboarding-Prozesses<br />

gemacht; sie dauert 20 bis 30 Minuten.<br />

Bisher hat jeder neue Mitarbeiter<br />

das Komplettpaket angenommen.<br />

<strong>procontra</strong>: Die bKV zahlen Sie allein.<br />

Wie viel geben Sie zur Betriebsrente<br />

dazu?<br />

Ansari: Der Pflichtzuschuss von<br />

15 Prozent ist aus meiner Sicht viel zu<br />

wenig. Daher habe ich mich für ein<br />

paritätisches Modell entschieden.<br />

Wenn ein Arbeitnehmer aus seinem<br />

Bruttoentgelt zum Beispiel 100 Euro<br />

umwandelt, lege ich als Arbeitgeber<br />

den gleichen Betrag obendrauf.<br />

Speziell bei uns schöpfen alle Arbeitnehmer<br />

den maximal beitragsfrei<br />

möglichen Betrag von 141 Euro voll<br />

aus; mit meinem paritätischen Anteil<br />

also 282 Euro. Nach Berücksichtigung<br />

der staatlichen Förderung zahlt mein<br />

Mitarbeiter aus seinem Nettogehalt<br />

oft nur einen zweistelligen Betrag ein,<br />

insgesamt fließen aber fast 300 Euro<br />

in seine Betriebsrente.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie sieht die Betreuung<br />

aus?<br />

Ansari: Falls Verwaltungsarbeit anfällt,<br />

nutzt unsere Personalmitarbeiterin<br />

dafür ein digitales Tool des Versicherers.<br />

Sämtliche Formulare lassen<br />

sich damit einfach und mit wenigen<br />

Klicks ausfüllen; sogar ein Austritt aus<br />

dem Unternehmen.<br />

<strong>procontra</strong>: … den Sie mit Ihrem Angebot<br />

einer betrieblichen Vorsorge ja<br />

möglichst vermeiden wollen. Gelingt<br />

Ihnen das?<br />

Ansari: Ja. Seit Einführung der<br />

betrieblichen Vorsorge hat uns kein<br />

Mitarbeiter verlassen. Ohnehin ist die<br />

Fluktuation bei Network Box sehr<br />

gering. Wir wachsen und müssen gute<br />

Leute akquirieren; vor allem dabei hilft<br />

uns das Angebot einer Premium-Krankenzusatzversicherung<br />

und einer<br />

attraktiven Betriebsrente. Der Vorteil<br />

der bKV ist, dass sie im Alltag der<br />

Mitarbeiter erlebbar ist, also bei jedem<br />

Arztbesuch und bei Maßnahmen zur<br />

Förderung der Gesundheit. Dann heißt<br />

es: „Großartig, mein Chef tut wirklich<br />

etwas für mich und meine Familie, die<br />

ich mitversichert habe.“ So entsteht<br />

eine emotionale Bindung zum Unternehmen.<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


18 | TITELTHEMA Betriebliche Vorsorge<br />

25.000<br />

20.000<br />

15.000<br />

10.000<br />

Boomendes Segment<br />

Unternehmen, die eine<br />

AG-finanzierte bKV anbieten<br />

5.000<br />

3.848<br />

0<br />

13.500<br />

2015 2<strong>02</strong>0 2<strong>02</strong>1 2<strong>02</strong>2<br />

Quelle: PKV-Verband, Stand: Januar 2<strong>02</strong>3<br />

beim Arbeitgeber<br />

+ 580 %<br />

18.200<br />

22.300<br />

Einfache Kalkulation und Verwaltung<br />

durch einheitliche Umlage-<br />

Beiträge<br />

Direkt erlebbarer Mehrwert<br />

Imagesteigerung als Chef, der<br />

Wert auf die Gesundheit seiner<br />

Mitarbeiter legt<br />

Beitragsbefreiung bei Ausfallzeiten<br />

(z. B. Elternzeit) möglich<br />

Günstige Tarife, die Ihre<br />

Mitarbeiter nur über Sie erhalten<br />

Argumente für die bKV<br />

(arbeitgeberfinanziert)<br />

ein attraktives Angebot. Hierauf<br />

weist das Institut für Vorsorge und Finanzplanung<br />

hin. Demnach sind die<br />

Versicherer bei den Produkten „sehr<br />

stark aufgestellt“. Im Trend lägen<br />

Budgettarife. Dabei können Arbeitnehmer<br />

Gesundheitsleistungen bis<br />

zu einem bestimmten Betrag pro Jahr<br />

in Anspruch nehmen. Anbieter sind<br />

zum Beispiel Arag, Gothaer, Hallesche<br />

und SDK.<br />

„Wir bieten bKV ab zehn Mitarbeitern<br />

an“, sagt Alexandra Markovic-Sobau,<br />

Vertriebsleiterin bei Hallesche Kranken,<br />

auf Anfrage. Für Arbeitgeber bedeute<br />

eine gesündere Belegschaft weniger<br />

krankheitsbedingte Fehlzeiten.<br />

Auch die Mitarbeiter hätten Vorteile:<br />

keine Gesundheitsprüfung, keine<br />

Wartezeit, keine Ausschlüsse, eine<br />

große Leistungsauswahl, Facharzttermin-Service,<br />

ärztliche Videotelefonie<br />

etc. Zudem seien alle Leistungen aus<br />

der bKV steuerfrei (siehe Kasten).<br />

beim Arbeitnehmer<br />

Die bKV setzt dort an, wo die<br />

gesetzliche Krankenversicherung<br />

aufhört<br />

Verzicht auf Wartezeit möglich<br />

Verzicht auf Gesundheitsprüfung<br />

(GP) möglich; Vorerkrankungen<br />

mitversichert; * Weiterversicherung<br />

bei Ausscheiden aus dem<br />

Unternehmen ohne GP möglich<br />

Günstige Mitversicherung<br />

von Angehörigen möglich –<br />

ggf. ohne GP<br />

Quelle: Gothaer, eigene Anpassungen<br />

Nur<br />

5 %<br />

der Unternehmen bieten heute<br />

eine bKV an. Das Marktpotenzial<br />

ist extrem groß.<br />

Relevant sind nur Unternehmen mit mehr als zehn<br />

Mitarbeitern. Quelle: Gothaer, Statistisches Bundesamt<br />

Arbeitskraft der<br />

Mitarbeiter absichern<br />

Mit Blick auf bKV als Instrument im<br />

Kampf gegen den Fachkräftemangel<br />

betont Michael Bastian, Bereichsleiter<br />

Vertrieb bei der Allianz Private<br />

Krankenversicherung und der Allianz<br />

Leben: „Die Leistungen sind kurzfristig<br />

erlebbar. Für die Belegschaft<br />

wird eine hohe unternehmerische<br />

Wertschätzung greifbar.“ Bastian<br />

zufolge lässt sich die offen gezeigte<br />

Anerkennung des Chefs für seine<br />

Mitarbeiter weiter steigern, wenn<br />

die bKV mit Bausteinen der bAKS<br />

kombiniert wird. Der Arbeitgeber fördere<br />

über bKV die Gesundheit seiner<br />

Belegschaft; und zwar über Präventions-<br />

und Vorsorgeleistungen, die<br />

die gesetzliche Kasse nicht abdecke.<br />

Sollten Mitarbeiter erkranken, könnten<br />

sie – abhängig vom vereinbarten<br />

Paket – weitere bKV-Leistungen in Anspruch<br />

nehmen. Und falls Krankheit<br />

oder Unfall zu einer längeren Pause<br />

zwängen, greife nach sechs Wochen<br />

die Arbeitskraftabsicherung.<br />

Für Letztere könne zum Beispiel eine<br />

betriebliche Berufsunfähigkeitspolice<br />

(bBU) sorgen, die dann die vereinbarte<br />

Monatsrente auszahle. Im Ergebnis<br />

ermögliche der Arbeitgeber für seine<br />

Mitarbeiter einen Rundum-Schutz.<br />

Der Versicherer Swiss Life nennt auf<br />

Anfrage weitere Aspekte: Deren bBU<br />

lasse sich in der Regel ohne Risikoprüfung<br />

zum Einheitstarif für alle bis<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


Betriebliche Vorsorge TITELTHEMA | 19<br />

zum Alter von 63 Jahren abschließen.<br />

Und bei einer rein arbeitgeberfinanzierten<br />

BU könnten Führungskräfte<br />

eine weitaus höhere BU-Rente absichern<br />

– zu den gleichen Konditionen<br />

wie für die komplette Belegschaft.<br />

BU-Police rundet das Paket ab<br />

Für einige Berufsgruppen, etwa körperlich<br />

Tätige, kommt statt einer bBU<br />

eher ein Grundfähigkeitsschutz oder<br />

Erwerbsminderungsrente infrage.<br />

Hierauf weist Matthias Sattler, Leiter<br />

Vertrieb der Alte Leipziger Leben, hin:<br />

„So eine bAKS ist deutlich günstiger<br />

als die private Vorsorge.“ Denn wie<br />

in der bAV würden die Beiträge aus<br />

dem Bruttogehalt gezahlt, mit den<br />

bekannten Effekten auf Steuern und<br />

Sozialabgaben.<br />

Insgesamt also haben Unternehmen<br />

zahlreiche Möglichkeiten, ihre<br />

»Eine betriebliche<br />

Arbeitskraftabsicherung<br />

ist<br />

deutlich günstiger<br />

als die private<br />

Vorsorge.«<br />

Matthias Sattler<br />

Vertrieb der Alte Leipziger<br />

Lebensversicherung<br />

Attraktivität als Arbeitgeber zu<br />

steigern. Den größten Mehrwert<br />

erzielen sie, wenn sie Benefits<br />

kombinieren. Die so zum Ausdruck<br />

gebrachte betriebliche Fürsorge kann<br />

die Mitarbeiterzufriedenheit steigern,<br />

der Fluktuation entgegenwirken und<br />

im Kampf um Fachkräfte überzeugen.<br />

Etliche Leistungen sind direkt<br />

erlebbar. So fühlen sich die Mitarbeiter<br />

in allen Lebenslagen besser<br />

versorgt – und sind mit dem Betrieb<br />

emotional verbunden.<br />

Weiter im Thema<br />

Besuchen Sie<br />

ab 3. Mai den<br />

profino-Kongress<br />

zur betrieblichen<br />

Vorsorge<br />

Nichts ist so wertvoll<br />

wie Kunden, die bleiben.<br />

Deswegen sind wir besonders stolz, im Branchen-Ranking des<br />

Marktforschungsinstituts YouGov den ersten Platz zu belegen.<br />

Wir bedanken uns bei allen, die dazu beigetragen haben!<br />

Film ab für<br />

Kundentreue!<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


20 | PANORAMA Vertriebsunterstützung<br />

Booster für die Beratung<br />

Gesprächsaufhänger und Neues für Ihre Produktpalette<br />

MB MAILIN BARTKNECHT AW ANNE MAREILE WALTER<br />

uniVersa<br />

Neuer Kfz-Tarif grenzt Fahrzeugnutzer<br />

nicht mehr ein<br />

Die uniVersa Versicherungen bieten mit Flexxdrive (U2<strong>02</strong>3) einen neuen<br />

Kfz-Tarif an. Darin wird der Fahrerkreis nicht mehr eingegrenzt. Bislang<br />

mussten die Nutzer genau benannt werden, etwa der Kunde, seine Partnerin<br />

und Kinder, die im selben Haushalt leben. Im neuen Tarif genügen<br />

die Geburtsdaten des jüngsten und des ältesten Fahrers. Alle Fahrer zwischen<br />

den genannten Geburtsdaten können dann jederzeit das Fahrzeug<br />

nutzen. Für Familien und Kunden mit mehreren Fahrzeugen wird eine<br />

verbesserte Zweitwagenregelung angeboten, über die eine vorteilhafte<br />

Sondereinstufung mit bis zu vier schadenfreien Jahren (bisher drei) für<br />

das hinzukommende Fahrzeug möglich ist. Zudem entfällt das Mindestalter.<br />

Unter anderem kann auch ein Rabattschutz eingeschlossen werden.<br />

Barmenia<br />

Neues Produktkonzept<br />

zur Kindervorsorge<br />

Die Barmenia bietet<br />

mit ihrem „Passendfür-Kinder-Schutz“<br />

ein Komplettpaket für<br />

Eltern zur Absicherung<br />

ihrer Kinder. Ob Krankheit,<br />

Invalidität, Unfall<br />

oder finanzielle Vorsorge<br />

– es gibt nur einen<br />

Gesundheitsfragenkatalog,<br />

der sich dynamisch an der gewählten Produktkombination<br />

ausrichtet. Neben einer individuellen Produktzusammenstellung<br />

bietet die Barmenia auch vorkonfigurierte<br />

Produktlösungen. Die gesamte Prozessstrecke wird über<br />

eine Oberfläche gesteuert. Dies ermöglicht Vermittlern eine<br />

einmalige Erfassung von Personen- und Gesundheitsdaten<br />

der Kunden.<br />

DWS<br />

Fonds für Metaverse-Aktien<br />

Der jüngst gestartete Aktienfonds DWS Invest Metaverse investiert<br />

in Unternehmen, die wichtige Beiträge zum Aufbau<br />

und Betrieb des Metaversums leisten oder künftig von diesem<br />

profitieren könnten. Das Metaversum gilt als die nächste<br />

Entwicklungsstufe des Internets und soll aus dauerhaften,<br />

dreidimensionalen virtuellen Welten bestehen, in denen<br />

Menschen immersive Erfahrungen gleichzeitig miteinander<br />

machen und teilen können. Die Aktien, in die das Fondsvermögen<br />

investiert werden soll, kommen dabei aus drei Bereichen.<br />

Da sind zum einen die Ersteller virtueller Inhalte. Ein<br />

zweiter Schwerpunkt sind Unternehmen, die dazu beitragen,<br />

dass die für das Metaverse erforderliche Rechenleistung zur<br />

Verfügung steht. Die dritte Gruppe besteht aus den Herstellern<br />

von Geräten zur Verbindung mit dem Metaverse wie<br />

Virtual-Reality-Brillen. Das Fondsmanagement wählt die 40<br />

bis 80 Aktien für den DWS Invest Metaverse aus einem weltweiten<br />

Universum aus, infrage kommen dabei sowohl Large<br />

Caps als auch Small und Mid Caps.<br />

Fotos: skynesher


Vertriebsunterstützung PANORAMA | 21<br />

GEV<br />

Nachhaltige Wohngebäudeversicherung<br />

Zum 1. Mai bringt die<br />

GEV eine neue Wohngebäudeversicherung<br />

auf den Markt. Die<br />

Protect+Wohngebäudeversicherung<br />

bietet neben einigen<br />

Leistungsverbesserungen<br />

zum Beispiel<br />

die optionalen Module<br />

Elementar, Glasbruch<br />

und Soforthilfe. Mit<br />

der Neuauflage ab Mai<br />

ergänzt die GEV den Versicherungsschutz um nachhaltige Aspekte wie einen<br />

Energie-Bonus, der 10 Prozent Beitragsnachlass für besonders energieeffiziente<br />

Gebäude bietet, oder einen Photovoltaik-Zusatzschutz. Auch die Partnerschaft<br />

mit bessergrün zählt zu den nachhaltigen Aspekten. Demnach werden die Beiträge<br />

in nachhaltige Kapitalanlagen investiert. Zudem wird für jeden Vertrag mit<br />

dem Zusatzmodul „Pro Klima“ ein Baum gepflanzt.<br />

Axa<br />

Neue Produkte<br />

im Maklermarkt<br />

Die Axa fokussiert mit ihrer neuen<br />

Produktreihe „Privat-Schutz“ speziell<br />

die Anforderungen der Vermittlung<br />

durch Makler. Die Produkte (unter<br />

anderem PHV, Hausrat, Wohngebäude)<br />

sind einfach und übersichtlich in drei<br />

Stufen gegliedert. Dadurch sind die<br />

Produkte in allen gängigen Vergleichsprogrammen<br />

optimal abgesichert. So<br />

sollen eine schnelle Orientierung und<br />

bedarfsgerechte Beratung ermöglicht<br />

werden. Voll digitale Prozesse sollen die<br />

Tarifierung, Angebotserstellung und den<br />

Abschluss schnell und einfach machen.<br />

Im Schadensfall informiert das digitale<br />

Schadentracking in Echtzeit über den<br />

Stand der Bearbeitung.<br />

VGH: Vorstandswechsel<br />

Zum 1. Januar 2<strong>02</strong>4 wird<br />

Dr. Fabrice Gerdes (41) neuer<br />

Vertriebsvorstand der VGH<br />

Versicherungen in Hannover.<br />

Er folgt damit auf Frank Müller<br />

(63), der nach mehr als 30<br />

Jahren Tätigkeit für die VGH<br />

im 65. Lebensjahr in den Ruhestand<br />

tritt.<br />

der Investitionsschwerpunkt<br />

liegt auf der krisen resisten ten<br />

Grundversorgung der Menschheit.<br />

Allianz: Invest in<br />

Offshore-Windpark<br />

Die Allianz investiert in den<br />

960-MW-Offshore-Windpark<br />

He Dreiht in der deutschen<br />

Nordsee und erwirbt eine<br />

Beteiligung in Höhe von<br />

16,6 Prozent. Nach Inbetriebnahme<br />

voraussichtlich Ende<br />

2<strong>02</strong>5 kann der Windpark rund<br />

1,1 Millionen Haushalte mit<br />

sauberer Energie versorgen.<br />

durch Cyberangriffe schärfen<br />

und so die Sicherheit ihrer<br />

Unternehmen erhöhen.<br />

Inno Invest:<br />

Neuer Maklerpool<br />

Das Darmstädter Wertpapierinstitut<br />

Inno Invest steigt in<br />

die Maklerpool-Branche ein.<br />

Dafür positioniert sich das<br />

Unternehmen mit der Marke<br />

Inno-Maklerpool mit einem<br />

offensiven Preismodell am<br />

Markt. Fondsvermittler sollen<br />

zukünftig nur noch maximal<br />

5 Prozent anstatt der marktüblichen<br />

10 Prozent abgeben.<br />

ab sofort ein neuer Partner für<br />

Security-Awareness-Schulungen<br />

zur Verfügung.<br />

Huk: Spenden für<br />

umweltbewussten Fahrstil<br />

Telematik-Kunden der Huk-<br />

Coburg können mit Eco Drive<br />

Spenden sammeln. In der<br />

App „Mein Auto“ wird eine<br />

umweltbewusste Fahrweise<br />

mit Punkten belohnt. Diese<br />

werden am Jahresende in<br />

einen Geldbetrag umgewandelt.<br />

Im letzten Jahr kamen so<br />

850.000 Euro für den guten<br />

Zweck zusammen.<br />

Habona Invest:<br />

Neuer Aktienfonds<br />

Habona Invest hat den Aktienfonds<br />

Habona Basic Needs<br />

aufgelegt. Der aktiv gemanagte<br />

UCITS-Fonds umfasst circa<br />

50 gleich gewichtete Titel –<br />

Continentale: Cyberschulungen<br />

für Firmenkunden<br />

Die Continentale Sachversicherung<br />

bietet ihren Firmenkunden<br />

als Ergänzung zum<br />

Tarif KuBuS Cyber kostenlose<br />

Awareness-Schulungen an.<br />

Diese sollen das Bewusstsein<br />

der Belegschaft für Gefahren<br />

Gothaer: Kooperation<br />

mit IT-Spezialisten<br />

Die Gothaer Versicherung<br />

erweitert ihr Dienstleister-<br />

Netzwerk im Bereich Cyberversicherung<br />

um den IT-Sicherheitsspezialisten<br />

Network<br />

Box. Für die Unternehmerkunden<br />

der Gothaer steht damit<br />

Fotos: ah fotobox, Olezzo


22 | PANORAMA Vertriebsunterstützung<br />

Fakten für Vertrieb und Stammtisch<br />

Immer reicher<br />

+4,8 %<br />

Trotz Krise und Rekordinflation:<br />

Reiche werden<br />

in Deutschland immer<br />

reicher. Zu diesem<br />

Ergebnis kommt die<br />

aktuelle Private-Banking-Studie<br />

der Unternehmensberatung<br />

ZEB.<br />

So sei 2<strong>02</strong>2 das verwaltete Vermögen von Kunden<br />

mit liquiden Einlagen über 500.000 Euro trotz<br />

des Einbruchs an den Kapitalmärkten auf 7,2 Billionen<br />

Euro gestiegen – ein Plus von 4,8 Prozent im<br />

Vergleich zum Vorjahr. Dabei nahmen Investments<br />

in Wertpapiere leicht ab, während die Vermögen<br />

in Immobilien zulegten.<br />

Zu wenig Schutz gegen Naturgefahren<br />

Nur etwa die Hälfte aller Wohngebäude in Deutschland ist gegen<br />

Naturgefahren versichert. Das teilt der Branchenverband GDV mit und<br />

rät Hausbesitzern, ihr Eigentum vor Beginn der Starkregensaison im<br />

Mai gegen Überflutungen mit einer Elementarschadenversicherung<br />

abzusichern. Die meisten Starkregenereignisse im Zeitraum von 2001<br />

bis 2<strong>02</strong>1 registrierte der Versichererverband im Juli (230 Ereignisse<br />

im Durchschnitt). Es folgen die Monate Juni (226) und August (158).<br />

Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />

Jeder 5.<br />

Deutsche<br />

besitzt keine private Haftpflichtversicherung.<br />

Laut einer Umfrage<br />

im Auftrag von Check24 sparen<br />

sich knapp 20 Prozent der Bundesbürger<br />

eine solche Police. Von den<br />

Besitzern einer PHV wechselten<br />

38 Prozent in der Vergangenheit<br />

bereits einmal die Police.<br />

ChatGPT in der Finanzwelt<br />

Die KI-Software ChatGPT ist in aller Munde und wird auch von Finanzprofis fleißig<br />

eingesetzt. Wie der Berufsverband der Investment Professionals in Deutschland<br />

(DVFA) mitteilt, haben 35 Prozent der<br />

Verbandsmitglieder mithilfe von ChatGPT<br />

bereits Texte verfasst. Für die Auswertung<br />

von Finanzdaten und die Vorhersage<br />

von Anlageentscheidungen sei ChatGPT<br />

indes kaum geeignet: Als „gutes“ Vehikel<br />

stuften es derzeit nur 3 Prozent der Befragten<br />

ein.<br />

Mentale Probleme<br />

Junge Frauen sind am häufigsten von psychischen<br />

Erkrankungen, wie Depressionen,<br />

Angst- oder Essstörungen, betroffen.<br />

Das zeigt der aktuelle „Mental Health<br />

Report“ der Axa. Darin gaben 41 Prozent<br />

der befragten Frauen zwischen 18<br />

und 34 Jahren an, mental erkrankt zu<br />

sein. Damit liegt Deutschland unter den<br />

untersuchten europäischen Ländern zusammen<br />

mit Großbritannien an der Spitze. Zum<br />

Vergleich: In Frankreich liegt die Quote der psychisch<br />

erkrankten Frauen bei 19 Prozent.<br />

41 %<br />

Provisionsverbot trifft<br />

auf offene Ohren<br />

Viele Verbraucher fänden ein Provisionsverbot auf<br />

europäischer Ebene gut. In einer Umfrage der Quirin<br />

Privatbank stimmen 63 Prozent der<br />

Teilnehmer für die Einführung eines<br />

Provisionsverbots. Dabei wird die<br />

Honorarberatung aber nicht unbedingt<br />

als bessere Alternative<br />

eingestuft: 74 Prozent schreckt<br />

die zu zahlende Vergütung ab.<br />

Unabhängig beraten werden<br />

wollen hingegen:<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


Fondspolice<br />

neu beraten.<br />

Garantielos glücklich!<br />

Mehr Chance für weniger Garantie.<br />

Denken Sie die Beratung von Fondspolicen neu! In Zeiten<br />

von Inflation gewinnt der Kaufkrafterhalt an Bedeutung.<br />

Dafür braucht es weniger Beitragsgarantien – für mehr<br />

Renditechancen. Die Lösung: Chancenreiches Fondsinvestment,<br />

renditestark und vor allem passgenau auf unterschiedliche<br />

Kundengruppen zugeschnitten. Wir liefern Ihnen mit der<br />

Condor Fondspolice viele Möglichkeiten für Ihren Erfolg!<br />

Informieren Sie sich hier:<br />

www.makler-leuchttuerme.de/Fondspolice


INVESTMENTS<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


Wasserfonds<br />

werden immer<br />

beliebter<br />

Das investierte Vermögen hat sich in den<br />

letzten fünf Jahren fast verdreifacht.<br />

Immer mehr Anleger investieren hierzulande in<br />

Wasserfonds. Nach einer Analyse von Scope lag<br />

das in diesen Fonds verwaltete Vermögen Ende<br />

Februar 2<strong>02</strong>3 bei rund 25,7 Milliarden Euro. Dabei<br />

entfallen 85 Prozent (circa 22 Milliarden Euro) des<br />

verwalteten Vermögens auf 16 aktiv gemanagte<br />

Fonds, während die restlichen 15 Prozent (rund<br />

3,8 Milliarden Euro) in insgesamt fünf ETFs investiert<br />

wurden. Wie das Analysehaus weiter<br />

ermittelte, hat sich in Deutschland innerhalb von<br />

fünf Jahren das in Wasserfonds investierte Vermögen<br />

fast verdreifacht. Aktuell stehen Anlegern<br />

in Deutschland 21 Investmentfonds zum Thema<br />

Wasser zur Verfügung.<br />

Weitere Themen<br />

Investmenttalk mit Flossbach von Storch 26<br />

KI als cleverer Investment-Case 30<br />

Fondsanalyse: Aktiv versus passiv 32<br />

Dividenden stabilisieren jedes Depot 36<br />

Foto: Chunyip Wong


26 | INVESTMENTFONDS Multi-Asset-Fonds<br />

»Wir haben die Dynamik der<br />

Inflation unterschätzt«<br />

2<strong>02</strong>2 war auch für Flossbach von Storch ein schwieriges Börsenjahr. Tobias Schafföner,<br />

Head of Multi-Asset, blickt zurück und schildert seine Erwartungen für 2<strong>02</strong>3.<br />

JW JAN F. WAGNER<br />

Was Sie erfahren werden:<br />

Gründe für die Performance im Jahr 2<strong>02</strong>2<br />

Warum Indexfonds nicht zu jedem Anleger passen<br />

Wie die Nachhaltigkeitsstrategie im Unternehmen aussieht<br />

Erwartungen für die Kapitalmärkte 2<strong>02</strong>3<br />

<strong>procontra</strong>: Sämtliche Multi-Asset-Fonds von Flossbach<br />

von Storch haben 2<strong>02</strong>2 an Wert eingebüßt. Wo<br />

bleibt das Absolute-Return-Versprechen?<br />

Tobias Schafföner: Ein solches Versprechen, wenn<br />

man es denn überhaupt so nennen darf, gilt nicht<br />

für ein einziges Kalenderjahr. So etwas wäre schlicht<br />

unseriös! Unser Anspruch ist es, über die Zeit, also<br />

»Unser Anspruch ist, über die Zeit, also<br />

über mindestens drei bis fünf Jahre,<br />

auskömmliche Renditen zu erzielen.«<br />

über mindestens drei bis fünf Jahre, auskömmliche<br />

Renditen zu erzielen. Daran lassen wir uns messen –<br />

und das ist uns in der Vergangenheit auch gelungen.<br />

2<strong>02</strong>2 war insofern ein außergewöhnliches Jahr, als<br />

man sich als Investor nirgendwo verstecken konnte.<br />

Der deutliche Inflations- und Zinsanstieg hat eben<br />

nicht nur die Aktienbewertungen zum Teil deutlich<br />

gedrückt, sondern auch zu einem historischen<br />

Crash am Anleihemarkt geführt. Insofern hat es<br />

auch anleihelastige Portfolios getroffen – und damit<br />

Anleger, die davon ausgegangen waren, ihr Geld sei<br />

besonders konservativ investiert.<br />

<strong>procontra</strong>: Ihre Multi-Asset-Fonds habe eine hohe<br />

Goldbeteiligung und setzen auf nichtzyklische<br />

Aktien wie Nestlé, Berkshire Hathaway oder Reckitt<br />

Benckiser. Hat das nicht geholfen?<br />

Schafföner: Doch, sie haben gepuffert. Vor allem<br />

aber der starke US-Dollar, den wir aus Diversifikationsgründen<br />

nur partiell abgesichert hatten; der<br />

Anteil der US-Währung innerhalb der Portfolios ist<br />

vergleichsweise hoch. Wir hatten zudem frühzeitig<br />

die Duration unserer Anleihebestände reduziert,<br />

um Risiken zu begrenzen. Eine „schwarze Null“ und<br />

mehr wären in diesem Umfeld aber nur möglich<br />

gewesen, wenn wir Extrempositionen eingenommen<br />

hätten. Und das widerspricht unserer Anlagephilosophie.<br />

Insofern sind wir niemals zufrieden mit<br />

einem Jahr, das unseren Anlegern Verluste gebracht<br />

hat, ganz im Gegenteil. Was wir unterschätzt haben,<br />

war die Dynamik des Inflationsanstiegs sowie die<br />

Reaktion der Notenbanken darauf und – damit<br />

einhergehend – den Bewertungsdruck auf Aktien,<br />

insbesondere die Tech-Titel. Darunter nicht nur die<br />

zweite und dritte Reihe, sondern auch die Schwergewichte.<br />

Das hat Performance gekostet. Die von<br />

Ihnen angesprochenen Unternehmen haben sich<br />

dagegen gut gehalten, weil sie über Preissetzungsmacht<br />

verfügen, also die Inflation vergleichsweise<br />

gut an ihre Kunden weitergeben können. Das hat<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


Multi-Asset-Fonds INVESTMENTFONDS | 27<br />

der Markt honoriert. Mehr denn je wird<br />

es in Zukunft deshalb darauf ankommen,<br />

Unternehmen auszuwählen, die<br />

genau das können. Der Rückenwind,<br />

den der Aktienmarkt jahrelang bewertungsseitig<br />

dank der niedrigen Zinsen<br />

hatte – der ist weg.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie haben Sie Ihre Multi-Asset-Fonds<br />

aufgestellt?<br />

Schafföner: Wir haben die Aktienquoten<br />

reduziert und Anleihen, deren<br />

Chance-Risiko-Profil sich signifikant<br />

verbessert hat, hinzugenommen.<br />

Bundesanleihen etwa, aber auch<br />

höher rentierliche Unternehmenstitel.<br />

Erstklassige Staatsanleihen können<br />

ein Portfolio mittlerweile zwar wieder<br />

diversifizieren und stabilisieren. Damit<br />

werden Sie nach vorne schauend die<br />

Inflation aber nicht schlagen können,<br />

selbst wenn die Inflationsraten – wovon<br />

wir ausgehen – wieder ein Stück<br />

zurückkommen werden. Genau das ist<br />

aber unser Auftrag: Kaufkraft erhalten.<br />

Insofern braucht es langfristig Anlagen,<br />

die über ein entsprechendes Renditepotenzial<br />

verfügen. Dazu zählen nicht<br />

zuletzt erstklassige liquide Sachwerte,<br />

allen voran die Aktien guter Unternehmen,<br />

dazu Gold als Versicherung.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie sahen die Mittelbewegungen<br />

2<strong>02</strong>2 aus?<br />

Schafföner: In Summe sind uns in<br />

unseren Publikumsfonds weitere rund<br />

600 Millionen Euro anvertraut worden.<br />

Das ist in so einem Jahr ein großer Vertrauensbeweis<br />

– und dafür sind wir sehr<br />

dankbar. Wir sind in der Pflicht, dieses<br />

Vertrauen auch zu rechtfertigen.<br />

<strong>procontra</strong>: Kritiker würden 2<strong>02</strong>2 als<br />

Beweis nehmen, dass sich aktive Fonds<br />

nicht unbedingt besser schlagen als der<br />

Markt. Ein ETF wäre daher vorzuziehen.<br />

Schafföner: So einfach ist es leider<br />

nicht. Indexfonds sind zwar eine kostengünstige<br />

Alternative, aber nicht für<br />

MOF- Zusammensetzung<br />

Edelmetall<br />

Renten<br />

Angaben in %,<br />

Stand 3/2<strong>02</strong>3<br />

15<br />

12<br />

Kasse<br />

9<br />

64<br />

Aktien<br />

Quelle: Flossbach von Storch<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


28 | INVESTMENTFONDS Multi-Asset-Fonds<br />

jedermann geeignet. Die Auswahl des<br />

passenden Index ist eine sehr aktive<br />

Entscheidung. Es braucht Erfahrung und<br />

eine ordentliche Portion Kursschwankungstoleranz,<br />

gerade in hektischen<br />

Börsenphasen. Viele haben die nicht;<br />

was dazu führt, dass oft zum schlechtestmöglichen<br />

Zeitpunkt, nahe des<br />

Tiefs, entnervt verkauft wird – und die<br />

langfristige Performance leidet. ETFs<br />

verkommen so leider oft zu Trading-Instrumenten.<br />

Ein guter Portfoliomanager<br />

übernimmt die Auswahl der Instrumente,<br />

die für spezifische Kundenbedürfnisse<br />

angemessen sind. So kann es auch<br />

gelingen, Rücksetzer abzufedern – nicht<br />

immer, aber möglichst oft. Er schont<br />

die Nerven seiner Anleger, auch weil er<br />

erklärt, was er tut und warum er es tut<br />

– und überzeugt sie so hoffentlich, in<br />

Krisenphasen eben nicht eilig zu verkaufen,<br />

sondern langfristig dabeizubleiben.<br />

Das rechtfertigt unseres Erachtens die<br />

höheren Gebühren, die im Übrigen auch<br />

dazu dienen, diejenigen zu bezahlen,<br />

die die Anleger beraten und die Fonds<br />

verkaufen. Schlussendlich haben beide<br />

Varianten, der ETF ebenso wie der aktiv<br />

gemanagte Fonds, ihre Daseinsberechtigung<br />

– eben weil sie unterschiedliche<br />

Kundenbedürfnisse adressieren.<br />

<strong>procontra</strong>: Trotz der sinkenden gesetzlichen<br />

Rente sparen immer noch zu<br />

wenige Deutsche mit Aktien oder Fonds,<br />

um fürs Alter besser gewappnet zu sein.<br />

Wann werden die Deutschen aktienfreundlicher?<br />

Schafföner: Da wage ich keine Prognose.<br />

Viele Deutsche sind vom Zusammenbruch<br />

des Neuen Marktes<br />

zur Jahrtausendwende traumatisiert.<br />

Andere können die Volatilität von Aktien<br />

schlicht nicht ertragen. Wichtig ist deshalb,<br />

möglichst früh Finanzbildung zu<br />

vermitteln, idealerweise schon in der<br />

Schule. Zu erklären, dass die Börse kein<br />

Casino ist und langfristige Geldanlage<br />

keine Zockerei. Eine wichtige Rolle<br />

spielen dabei auch die eben angesprochenen<br />

Berater. Was sicherlich positiv<br />

ist: Die jüngere Generation scheint dem<br />

Thema Aktien und Kapitalmarkt viel<br />

offener gegenüberzustehen. Auch wenn<br />

da viel Spielerei dabei ist – und das oft<br />

nicht viel mit langfristigem Investieren<br />

zu tun hat. Aber die Hemmschwelle zum<br />

Kapitalmarkt ist in dieser Generation<br />

eindeutig niedriger. Man sieht es auch<br />

»Der Rückenwind,<br />

den der Aktienmarkt<br />

jahrelang bewertungsseitig<br />

dank<br />

der niedrigen Zinsen<br />

hatte – der ist weg.«<br />

an den Zahlen: Laut deutschem Aktieninstitut<br />

haben wir inzwischen knapp 13<br />

Millionen Aktionäre in Deutschland.<br />

<strong>procontra</strong>: Mit dem Thema Nachhaltigkeit<br />

könnte man besonders die neue<br />

Generation von Anlegern gewinnen,<br />

denen das Thema sehr wichtig ist. Wie<br />

setzt Flossbach von Storch da an?<br />

Schafföner: Als Treuhänder unserer<br />

Kunden müssen wir Chancen und<br />

Risiken gegeneinander abwägen – und<br />

das Beste in ihrem Sinne entscheiden.<br />

Das Thema Nachhaltigkeit ist dabei sehr<br />

wichtig, darf aber niemals Selbstzweck<br />

werden, wohl wissend, dass man mit<br />

einer Spende an eine karitative Einrichtung<br />

mitunter mehr Gutes tut als<br />

mit einem Investment in Unternehmen<br />

A oder B. Letztlich geht es auch beim<br />

Thema Nachhaltigkeit vor allem um den<br />

langfristigen ökonomischen Erfolg. Der<br />

Fokus unserer Analyse liegt deshalb auf<br />

dem G in ESG, der Unternehmensführung.<br />

Ein schlecht geführtes, unprofi-<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


Multi-Asset-Fonds INVESTMENTFONDS | 29<br />

tables Unternehmen hat am Ende des<br />

Tages keinerlei Ressourcen, sich um<br />

die anderen Dinge, um das E und das<br />

S (Umwelt und Soziales, Anm. d. Red.)<br />

zu kümmern. Insofern folgen E und S<br />

unseres Erachtens dem G. Wir nehmen<br />

das Thema und unsere Verantwortung<br />

als Investor sehr ernst und sprechen<br />

regelmäßig mit dem Management der<br />

Unternehmen, an denen wir beteiligt<br />

sind. Wir weisen auf mögliche Missstände<br />

hin und versuchen, konstruktive<br />

Sparringspartner zu sein.<br />

<strong>procontra</strong>: Welche Ausschlüsse gibt es<br />

für die Fonds?<br />

Schafföner: Wir schließen Unternehmen<br />

aus, die Umsätze mit kontroversen<br />

Waffen erwirtschaften. Das Gleiche gilt<br />

für Tabakunternehmen und Firmen, die<br />

mehr als 30 Prozent ihres Umsatzes<br />

mit Kohle generieren. Ausgeschlossen<br />

sind zudem Unternehmen, die mehr<br />

als 10 Prozent ihres Umsatzes mit<br />

Rüstungsgütern erwirtschaften oder<br />

schwere Verstöße gegen die Prinzipien<br />

des UN Global Compact ohne positive<br />

Perspektive haben. Staatliche Emittenten<br />

sind ausgeschlossen bei einem<br />

unzureichenden Scoring in Bezug auf<br />

den Freedom House Index (sprich „nicht<br />

frei“, Anm. d. Red.).<br />

<strong>procontra</strong>: Die sogenannte Nachhaltigkeitspräferenzabfrage<br />

soll auch dem<br />

nachhaltigen Investieren einen Schub<br />

geben. Sind Ihre Produkte dafür qualifiziert?<br />

Schafföner: Alle unsere Publikumsfonds<br />

fallen unter Artikel 8 der EU-Offenlegungsverordnung<br />

und berücksichtigen<br />

die negativen Auswirkungen der<br />

Portfoliounternehmen, die sogenannten<br />

„Principle Adverse Impacts“. Dabei<br />

verlassen wir uns nicht auf externe<br />

ESG-Ratings von Unternehmen, sondern<br />

nutzen zuallererst unser hauseigenes<br />

Research. Das hat auch damit zu tun,<br />

dass die externen Ratings meist oberflächlichen<br />

Schwarz-Weiß-Mustern, also<br />

„investierbar oder nicht investierbar“,<br />

folgen, während wir versuchen, die<br />

ESG-Themen differenzierter zu sehen.<br />

<strong>procontra</strong>: Was erwartet uns in diesem<br />

Börsenjahr, nachdem das letzte Jahr so<br />

schlecht war?<br />

Schafföner: Bei Punktprognosen sind<br />

wir generell vorsichtig – die können nur<br />

schiefgehen. Niemand weiß, was<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

-10<br />

-15<br />

Angaben in %<br />

innerhalb eines Jahres alles passieren<br />

wird. Es gibt aber durchaus Gründe für<br />

Optimismus. Zwar ist der Bewertungsrückenwind<br />

der niedrigen Zinsen weg –<br />

dafür wachsen die nominalen Unternehmensgewinne<br />

aber mit der Inflation. Die<br />

großen Risiken haben sich außerdem<br />

bisher nicht materialisiert. Wir haben<br />

weiterhin keine tiefe Rezession in<br />

Europa. China hat zudem seine Zero-Covid-Politik<br />

beendet. Im Fokus dürfte<br />

aber vor allem die Inflationsentwicklung<br />

stehen und die Reaktion der Notenbanken<br />

darauf. Investoren werden sich<br />

vermutlich von einer Notenbanksitzung<br />

zur nächsten hangeln und immer<br />

wieder versuchen, das Ende des<br />

Zinserhöhungszyklus auszuloten. Mal<br />

wird es gefühlt nah sein, so wie zu<br />

Beginn des Jahres, und die Kurse<br />

Multiple Opportunities (MOF) performt<br />

Wertentwicklung p. a. des FvS-Flaggschiffs<br />

11,24<br />

6,20 2,31<br />

3,97<br />

-5,06<br />

20,42<br />

-12,45<br />

2017 2018 2019 2<strong>02</strong>0 2<strong>02</strong>1 2<strong>02</strong>2 2<strong>02</strong>3<br />

Quelle: Flossbach von Storch<br />

steigen, mal in weiter Ferne, und sie<br />

fallen. Wir gehen aber davon aus, dass<br />

die Notenbanken die Inflationsbekämpfung<br />

weiter ernst nehmen und deshalb<br />

auch keine schnelle Zinswende nach<br />

unten einläuten. Deutlichere Rücksetzer<br />

sind deshalb am Markt nicht ausgeschlossen,<br />

was sicherlich auch die eine<br />

oder andere Anlagegelegenheit für<br />

Investoren ergeben wird, wobei die<br />

Bäume am Aktienmarkt zunächst nicht<br />

in den Himmel wachsen werden.<br />

Dr. Tobias Schafföner ist seit 2012 Portfoliomanager bei Flossbach<br />

von Storch und heute verantwortlich für das Management der Multi-Asset-Fonds.<br />

2<strong>02</strong>2 wurde er zudem zum Partner ernannt. Nach<br />

seinem Abschluss als Diplom-Volkswirt an der Universität zu Köln<br />

promovierte er 2<strong>02</strong>0 an der Universität Bremen.<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


30 | INVESTMENTFONDS Künstliche Intelligenz<br />

Intelligente Beimischung?!<br />

Künstliche Intelligenz erreicht dank ChatGPT & Co. die breite Gesellschaft und immer<br />

mehr Fondskonzepte. Wie Anleger am Megatrend teilhaben können<br />

ST STEFAN TERLIESNER<br />

ChatGPT ist in aller Munde. Der vom<br />

US-Start-up OpenAI entwickelte<br />

sprachbasierte Chatbot markiert eine<br />

Zeitenwende für die künstliche Intelligenz<br />

(KI). Innerhalb von nur fünf<br />

Tagen luden mehr als eine Million<br />

Nutzer die kostenlose Version von der<br />

Was Sie erfahren<br />

werden:<br />

Welche Chancen KI-Fonds<br />

gerade jetzt ermöglichen<br />

Welche Anlagevehikel<br />

infrage kommen<br />

Für welchen Anlagehorizont<br />

und Risikotyp die<br />

Produkte geeignet sind<br />

Firmenwebsite herunter. In nicht einmal<br />

zwei Monaten verzeichnete das<br />

Programm mehr als 100 Millionen<br />

Nutzer – ein Rekord.<br />

Wettlauf der Konzerne<br />

Rolando Grandi, Fondsmanager des<br />

Echiquier Artificial Intelligence vom<br />

Vermögensverwalter LFDE, erklärt,<br />

was der Chatbot der neuen Generation<br />

so alles kann: „Die Anwendung<br />

generiert sekundenschnell Text in<br />

mehreren Sprachen, beantwortet Fragen,<br />

fasst lange Dokumente zusammen<br />

und schreibt sogar Quellcodes.“<br />

Letzteres bedeutet, dass ChatGPT<br />

selbst Software entwickeln kann, die<br />

von einer Maschine ausgelesen und<br />

in Bild und Funktion übersetzt wird.<br />

„Damit beginnt das goldene KI-Zeitalter“,<br />

wie es Microsoft-Chef Satya Nadella<br />

ausdrückt. Der Softwaregigant<br />

hat mehr als zehn Milliarden US-Dollar<br />

in OpenAI gepumpt. Die Google-<br />

Mutter Alphabet konterte kürzlich<br />

mit dem eigenen KI-Chatbot „Bard“,<br />

der sich auch an ein breites Publikum<br />

richtet. Und in China kündigte der<br />

Internet-Riese Baidu einen Konkurrenzdienst<br />

an.<br />

Exponentielles Wachstum<br />

„Ein beschleunigter technologischer<br />

Wettlauf hat begonnen. Anwendungen<br />

mit vergleichbaren Fähigkeiten<br />

im Bereich Sprachalgorithmen verbreiten<br />

sich immer schneller“, sagt<br />

Grandi. Diese Algorithmen benötigten<br />

Illustration: Roman Kulon


Künstliche Intelligenz INVESTMENTFONDS | 31<br />

sehr viel Rechenleistung und seien<br />

damit „ein Segen“ für Anbieter wie<br />

Nvidia, AWS von Amazon und Azure<br />

von Microsoft. Laut dem Fondsmanager<br />

folgt die Entwicklungsgeschwindigkeit<br />

von KI einem Gesetz, das<br />

eine Verdopplung alle sechs Monate<br />

vorsieht. Grandi bezieht sich dabei auf<br />

Angaben von Google. Und laut einer<br />

IBM-Studie werden 120 Millionen Arbeitsplätze<br />

verschwinden, aber auch<br />

in allen Branchen neue Jobs entstehen.<br />

Damit sei KI endgültig zu einer<br />

„disruptiven Technologie“ geworden.<br />

Für Anleger, die in diesen Trend investieren<br />

möchten, bietet sich der<br />

Kauf von Anteilen an KI-Fonds an.<br />

Eine Auswahl zeigt die nebenstehende<br />

Tabelle. Aktuell liegen alle Fonds<br />

deutlich im Plus. Dem weltweiten<br />

Kurseinbruch im letzten Jahr konnten<br />

aber auch sie sich nicht entziehen.<br />

Gleichwohl kann sich ein Investment<br />

als Depotbeimischung lohnen, wenn<br />

Anleger von Beginn an eine Haltedauer<br />

von zehn Jahren planen. Hierauf<br />

sollten Berater hinweisen.<br />

Bereits 2017 ist Allianz Global Investors<br />

(AGI) auf den KI-Zug aufgesprungen.<br />

Die Allianz-Konzerntochter stuft ihr<br />

Anlagevehikel in die höchste Risikoklasse<br />

7 ein. Fonds dieser Kategorie<br />

hatten in der Vergangenheit eine sehr<br />

hohe Volatilität, das heißt, der Wert<br />

des Sondervermögens ist bisher stark<br />

gestiegen und gefallen. Auch dies müssen<br />

Berater ihren Kunden erklären.<br />

»Das goldene<br />

KI-Zeitalter hat<br />

begonnen.«<br />

Satya Nadella,<br />

Chief Executive Officer<br />

von Microsoft<br />

In Intelligenz investieren<br />

Ausgewählte KI-Fonds<br />

Fondsname ISIN Rendite pro Jahr lfd. Kosten<br />

lfd. Jahr 1 Jahr 3 Jahre<br />

Echiquier Artificial<br />

Intelligence * LU1819480192 16,6 –34,5 –2,0 1,70<br />

DWS Artificial<br />

Intelligence * LU1863263429 14,3 –13,1 7,9 1,60<br />

Allianz Global Artificial<br />

Intelligence ** LU1597246039 12,8 –23,9 11,5 1,23<br />

Deka-Künstliche<br />

Intelligenz * LU2339791803 10,6 –15,0 k. A. 1,47<br />

AI Leaders (Monega) * DE000A2PF0M4 10,4 –16,3 5,3 1,37<br />

*<br />

thesaurierend, ** ausschüttend_Angaben in % Quelle: Morningstar, Stand: 6.3.2<strong>02</strong>3<br />

und KI spielen auch in dieser Branche<br />

künftig eine entscheidende Rolle.<br />

Das Auto der Zukunft ist eher ein<br />

rollender Computer. Weitere Schwergewichte<br />

sind der Chiphersteller On<br />

Semiconductor sowie der Internetkonzern<br />

Meta.<br />

Topwerte im Monega-Fonds sind<br />

Nvidia, ein Anbieter von Grafikprozessoren<br />

und KI-Computing, sowie<br />

Elmos Semiconductor, ein deutscher<br />

Halbleiterhersteller mit zuletzt<br />

kräftigem Wachstum. In der KI-Branche<br />

geht es eben lebhaft zu. Und mit<br />

Technologien wie ChatGPT nehmen<br />

Tempo und Dynamik noch zu.<br />

Software überall<br />

auf dem Vormarsch<br />

Dem Risiko stehen auf lange Sicht<br />

entsprechende Chancen gegenüber:<br />

Laut AGI-Fondsmanager Sebastian<br />

Thomas verspricht die Ausrichtung<br />

auf KI-Aktien ein hohes Renditepotenzial.<br />

Auf den ersten Blick überraschend<br />

ist der E-Auto-Bauer Tesla<br />

mit fast 6 Prozent die größte Position<br />

im Fonds. Die Erklärung: Software<br />

Das Entwicklungstempo der<br />

Technologie verspricht hohe<br />

Gewinne<br />

Künstliche Intelligenz (KI) wird<br />

nahezu jeden Lebensbereich<br />

erfassen<br />

Auf lange Sicht sind die Risiken<br />

kalkulierbar<br />

KI-Fonds fürs Depot?<br />

Privatanleger können mit hohen<br />

Volatilitäten nicht umgehen<br />

Wettkampf zwischen USA und<br />

China bei KI birgt politische<br />

Risiken<br />

Themenfonds engen das<br />

Anlagespektrum ein und sind<br />

daher generell riskanter<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


32 | INVESTMENTFONDS Aktiv vs. passiv<br />

Auf der Suche nach Rendite<br />

Aktive Fonds sind teurer und oftmals auch performanceschwächer<br />

als ihre passiven Pendants, verlautbaren viele Studien. Doch der Ansatz greift zu kurz.<br />

IR IMKE REIHER<br />

Illustration: Roman Kulon


Aktiv vs. passiv INVESTMENTFONDS | 33<br />

Was Sie erfahren werden:<br />

Wo aktives Management klare Vorteile besitzt<br />

Wie Gebühren die Outperformance beeinflussen<br />

Warum eine Schwarz-Weiß-Denke sich nicht rechnet<br />

Lieber aktiv oder passiv investieren? Diese Frage<br />

stellen sich Anleger bereits seit vielen Jahren.<br />

Schaut man sich zwei aktuelle Studienergebnisse<br />

von Scope (Aktiv-versus-passiv-Studie 2<strong>02</strong>2) und<br />

Morningstar (European Active/Passive Barometer<br />

2<strong>02</strong>3) an, scheint die Antwort klar. Denn<br />

unterm Strich schaffte es nur ein Drittel der<br />

aktiven Fondsmanager, ihren jeweiligen Vergleichsindex<br />

zu schlagen – und zwar kurz- wie<br />

langfristig. Der Überraschungseffekt innerhalb<br />

der Branche dürfte sich in Grenzen halten. Ähnliche<br />

Schlagzeilen gibt es schließlich regelmäßig.<br />

Dabei ist klar: Sämtliche Vergleiche sind immer<br />

zu relativieren, da sie nie das große Ganze zeigen,<br />

sondern nur einen Ausschnitt. Und dieser hängt<br />

stark von den gewählten Parametern ab – beispielsweise<br />

der Benchmark. „Beide Strategien<br />

haben ihre Vor- und Nachteile, die man nicht<br />

gegeneinander aufrechnen sollte“, meint Florian<br />

Koch, Analyst und Autor der Scope-Studie.<br />

Wichtig ist aber, das Für und Wider zu kennen.<br />

Bei passiven Produkten landet man hier sehr<br />

schnell bei den günstigeren Kosten, da die Vergütung<br />

eines Managements entfällt. Das ist vielen<br />

Anlegern bekannt. Weniger klar ist vielen aber,<br />

dass jene oft auch der Grund für eine bessere<br />

Performance-Ratio sind. Diesen Punkt sollten<br />

Berater im Kundengespräch gezielt ansprechen,<br />

da er das schlechtere Abschneiden vieler aktiver<br />

Fondsmanager in Relation setzt. Denn bei niedrigen<br />

Gebühren wäre die Netto-Rendite-Bilanz eine<br />

entsprechend bessere.<br />

Aktiv ist flexibler<br />

Natürlich wird sich an den proportional höheren<br />

Kosten für aktive Fonds in der Tendenz nichts ändern<br />

– die Manager arbeiten schließlich nicht unentgeltlich.<br />

Auf der anderen Seite bieten sie dafür<br />

aber entscheidenden (menschlichen) Mehrwert,<br />

da sie ihre Investments flexibler und zeitnah an<br />

unterschiedliche Marktszenarien anpassen und<br />

selektives Stockpicking nutzen können, während<br />

passive Produkte an den zugrunde liegenden Vergleichsindex<br />

gekoppelt bleiben.<br />

Gerade in Baisse-, Seitwärts- und Nischenmärkten<br />

kann das ein entscheidender Vorteil sein,<br />

weil sich (Klumpen-)Risiken und Schwankungen<br />

abfedern und verlustreiche Assets abbauen lassen.<br />

Und auch bei Themenfonds hat ein aktives<br />

Management in der Theorie die besseren Karten,<br />

»Beide Strategien haben ihre<br />

Vor- und Nachteile, die man nicht<br />

gegeneinander aufrechnen sollte.«<br />

weil es spezifisches und eigenes Markt-Knowhow<br />

bei der Portfoliozusammensetzung berücksichtigen<br />

und Benchmark-unabhängig umsetzen<br />

kann. Der Grad der Flexibilität hängt dabei vom<br />

Produkttyp ab, wobei die Manager von Multi-<br />

Asset-Fonds das Risiko breiter diversifizieren<br />

können. Aktien- und Rentenfondsmanager investieren<br />

hingegen tendenziell monothematisch.<br />

„Wenn Manager einen guten Job machen, kann<br />

sich das stark rentieren“, unterstreicht Koch.<br />

Beide Ansätze ergänzen sich<br />

Florian Koch, Analyst bei Scope<br />

So weit die Theorie. In der Praxis geht das mitunter<br />

aber nur bedingt auf, wie sich 2<strong>02</strong>2 zeigte, als<br />

der breite Markt ins Minus rauschte und aktiven<br />

Managern nur begrenzt Optionen zum Gegensteuern<br />

bot. In einigen Märkten zeigten sich<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


34 | INVESTMENTFONDS Aktiv vs. passiv<br />

»Aktiv nicht gegen passiv ausspielen«<br />

Interview mit Florian Koch, Analyst bei Scope<br />

<strong>procontra</strong>: Aktive Fonds können ihren<br />

Mehrwert in Krisenzeiten ausspielen.<br />

Was lief 2<strong>02</strong>2 falsch?<br />

Florian Koch: Eigentlich sind aktive<br />

Fonds dazu prädestiniert, in Krisenzeiten<br />

einen Mehrwert für Anleger<br />

rauszuholen. Das hat 2<strong>02</strong>2 aber oft<br />

nicht geklappt. Ein möglicher Grund<br />

ist, dass Aktienfondsmanager auch in<br />

schwachen Börsenphasen im Regelfall<br />

überwiegend investiert bleiben. Sie<br />

können zwar defensivere Titel auswählen,<br />

halten aber für gewöhnlich keine<br />

hohe Bargeldquote. Deshalb waren sie<br />

den Querelen an den Aktienmärkten so<br />

stark ausgeliefert. Und 2<strong>02</strong>2 war nun<br />

mal eines der schwächsten Börsenjahre<br />

seit der Finanz- und Wirtschaftskrise<br />

2008. Allerdings wurden im Rahmen<br />

der Studie auch nur Aktienfonds ausgewertet.<br />

Bei Multi-Asset- und Rentenfonds<br />

kann die Bilanz anders aussehen.<br />

<strong>procontra</strong>: Welche Erkenntnisse und<br />

Überraschungen hat die Studie aufgezeigt?<br />

Koch: Value hat wieder besser abgeschnitten<br />

als Growth und Industrietanker<br />

besser als Technologiewerte.<br />

Eine Überraschung war, dass kleinere<br />

Fonds in Deutschland 2<strong>02</strong>2 tendenziell<br />

besser abgeschnitten haben als<br />

Schwergewichte, anders, als das in<br />

der Vergangenheit oft der Fall war. Im<br />

Schnitt hatten die Fonds, die den Vergleichsindex<br />

übertreffen konnten, nur<br />

ein Volumen von 90 Millionen Euro.<br />

Die Großen haben es nicht geschafft,<br />

rechtzeitig zu drehen. Gut abgeschnitten<br />

haben erneut Fonds der Peergroup<br />

Aktien Asia Pacific ex Japan, die zum<br />

wiederholten Male die höchste Outperformance-Ratio<br />

innerhalb der acht<br />

ausgewerteten Peergroups aufwiesen.<br />

Grund hierfür ist, dass sie schlecht<br />

laufende chinesische Aktien niedriger<br />

gewichtet haben als der Vergleichsindex.<br />

<strong>procontra</strong>: Aktiv oder passiv investieren<br />

– was ist nun de facto lukrativer?<br />

Koch: Klare Vorteile aktiver Fonds sind<br />

zweifellos ihr Research und womöglich<br />

sogar ein Management vor Ort. Dafür<br />

gehen höhere Kosten mitunter deutlich<br />

zulasten der Rendite. Allerdings<br />

zeigt sich gerade ein Trend, dass die<br />

Kostenquote bei aktiven Fonds zurückgeht.<br />

Einen eindeutigen Gewinner gibt<br />

es trotzdem nicht. Man sollte aktive<br />

Strategien auch nicht gegen passive<br />

ausspielen, da beide ihre Vor- und<br />

Nachteile haben und sich sinnvoll ergänzen<br />

können. In jedem Fall wichtig<br />

sind eine Kosten- und Performance-<br />

Transparenz.<br />

<strong>procontra</strong>: Welche Fonds können Berater<br />

ihren Kunden empfehlen?<br />

Koch: Natürlich hat niemand eine<br />

Glaskugel, aber Factsheets, die<br />

Historie und bisherige Wertentwicklung<br />

von Fonds und deren Volumina<br />

sind gute Orientierungshilfen, um<br />

aussichtsreiche Fonds zu finden. Ein<br />

Fondsvolumen von 100 Millionen Euro<br />

spricht beispielsweise dafür, dass eine<br />

gewisse Substanz dahintersteckt.<br />

Zudem gibt es namhafte Fondsgesellschaften<br />

und Manager, die langfristig<br />

mit guter und solider Performance<br />

überzeugen.<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


Aktiv vs. passiv INVESTMENTFONDS | 35<br />

Kosten machen den Unterschied<br />

Beispielhafte Wertentwicklung einer Rendite von 7 Prozent p. a.<br />

Unterstellte Kosten: QPB: 1,61 % p. a. Aktiver Aktienfonds: 2,50 %<br />

360.000<br />

340.000<br />

320.000<br />

300.000<br />

280.000<br />

260.000<br />

240.000<br />

220.000<br />

200.000<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

Jahre<br />

QPB Vermögensverwaltung Markt (100 % Aktien-ETFs)<br />

aktiver globaler Aktienfonds<br />

Angaben in €, Anlagesumme: 200.000 € Quelle: Quirin Bank, Stand 10/2<strong>02</strong>2<br />

die Vorteile aktiven Managements<br />

trotzdem deutlich, etwa bei Fonds<br />

mit türkischen und kanadischen<br />

Aktien sowie bei US-Value-Titeln. Und<br />

auch bei Anleihen- und Rentenfonds<br />

gelang es vielen aktiven Managern,<br />

ihren Vergleichsindex zu übertreffen,<br />

indem sie die Laufzeiten der Bonds<br />

verkürzten oder Währungsdifferenzen<br />

verstärkt ausnutzten, etwa beim<br />

japanischen Yen, beim britischen<br />

Pfund oder bei lokalen Schwellenländer-Devisen.<br />

Die Herausforderung für Berater<br />

liegt darin, die Vorteile aktiven<br />

Managements im Kundengespräch<br />

anschaulich herauszuarbeiten, ohne<br />

den Mehrwert passiver Produkte zu<br />

schmälern oder auszusparen. Das ist<br />

weder nötig noch sinnvoll, denn die<br />

beiden Strategien können sich gut<br />

ergänzen. Stattdessen sollten die Gebühren<br />

offen angesprochen werden,<br />

da sie beim Produktkauf natürlich<br />

eine zentrale Rolle spielen und die<br />

Rendite maßgeblich beeinflussen. Es<br />

»Nur einem Drittel<br />

der aktiven Fondsmanager<br />

gelang<br />

es 2<strong>02</strong>2, ihren Vergleichsindex<br />

zu<br />

schlagen.«<br />

Aktiv-versus-passiv-Studie 2<strong>02</strong>2<br />

Scope Fund Analysis<br />

Long Story short<br />

gilt, zu relativieren. Denn selbst teure<br />

Produkte können sich rentieren,<br />

wenn das Performance-Plus entsprechend<br />

hoch ausfällt.<br />

Berater müssen diese guten finden,<br />

und jeder hat dafür wohl seine eigene<br />

Strategie. Anhaltspunkte sind – neben<br />

dem Anbieter – aussagekräftige<br />

Kennziffern wie die Wertentwicklung,<br />

Volumina und Gebührenstruktur<br />

eines Fonds, aber auch Factsheets,<br />

Ratings und ein gutes Gespür für<br />

langfristige Zukunftsthemen wie<br />

Nachhaltigkeit, Robotik, KI und<br />

Medizintechnologie.<br />

Benchmark-Autonomie punktet in Baisse- und Nischen-Märkten<br />

Gebühren beeinflussen Outperformance-Ratio signifikant<br />

Aktive und passive Strategien können sich gut ergänzen<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


36 | INVESTMENTFONDS Dividendenfonds<br />

Dividendenflut fürs Depot<br />

Wenn der Frühling erwacht, ist die Ausschüttungssaison nicht weit. Auch dieses Jahr<br />

sprechen die Rekordsummen erneut dafür, die Strategie stärker in Betracht zu ziehen.<br />

ST STEFAN TERLIESNER<br />

Was Sie erfahren<br />

werden:<br />

Welche Ausschüttungen<br />

2<strong>02</strong>3 zu erwarten sind<br />

Welchen Stabilitätsbeitrag<br />

Dividenden im Portfolio leisten<br />

Welche Bedeutung Dividenden<br />

für die Gesamtrendite haben<br />

Aktionäre können sich auf einen<br />

warmen Dividendenregen freuen.<br />

Nach Schätzungen des Vermögensverwalters<br />

Janus Henderson schütten<br />

Unternehmen in diesem Jahr<br />

weltweit 1,6 Billionen US-Dollar an<br />

ihre Eigentümer aus – ein erneuter<br />

Rekord. Eine weitere Bestmarke<br />

stellten voraussichtlich auch europäische<br />

Aktiengesellschafften auf. Der<br />

Fondsanbieter Allianz Global Investors<br />

rechnet hier mit einem leichten<br />

Anstieg der Dividendensumme auf<br />

387 Milliarden Euro.<br />

Kontinuität ist wichtig<br />

Freuen könnten sich auch auf<br />

Deutschland fokussierte Anleger. So<br />

prognostiziert die DekaBank einen<br />

kräftigen Anstieg der Ausschüttungssumme<br />

der DAX-Konzerne um<br />

8,6 Prozent auf 54,5 Milliarden Euro.<br />

Hinzu kämen 7,5 Milliarden Euro<br />

aus dem MDAX. „Die DAX-Konzerne<br />

haben 2<strong>02</strong>2 so viel Geld verdient wie<br />

noch nie“, konstatiert Joachim Schallmayer,<br />

Leiter Kapitalmärkte bei der<br />

DekaBank. Basis der Ausschüttungen<br />

im Jahr 2<strong>02</strong>3 sind bekanntlich die<br />

Gewinne des Jahres 2<strong>02</strong>2.<br />

„In einem wirtschaftlich und geopolitisch<br />

herausfordernden Jahr haben<br />

sich die Unternehmensgewinne in<br />

der Breite gut gehalten“, erläutert Jörg<br />

de Vries, Chief Investment Officer<br />

Equity Europe bei Allianz Global Investors.<br />

Und weiter: „Hinzu kommt,<br />

dass die Dividendenpolitik vieler<br />

Unternehmen auf stetige, mitunter<br />

sogar stetig steigende Ausschüttungen<br />

abzielt.“ Gerade diese Aussage<br />

unterstreicht den hohen Performance-<br />

und Stabilitätsbeitrag von<br />

Dividenden zu Aktienportfolios.<br />

Illustration: Roman Kulon


Dividendenfonds INVESTMENTFONDS | 37<br />

Ausgleich für »annus horribilis«<br />

So war das Jahr 2<strong>02</strong>2 mit Blick auf die<br />

Entwicklung der Aktienkurse ein „annus<br />

horribilis“. „In derartigen Jahren<br />

können Dividendenzahlungen aus<br />

Anlegersicht Kursverluste zumindest<br />

zum Teil, manchmal sogar in Gänze<br />

auffangen“, sagt auch Hans-Jörg<br />

Naumer, Leiter Kapitalmarktanalyse<br />

bei Allianz Global Investors. Gerade<br />

Privatanleger unterschätzen häufig<br />

die Bedeutung der Dividende für die<br />

Gesamtrendite von Aktien. Hierauf<br />

sollten Finanzberater hinweisen –<br />

und dies mit Zahlen belegen. Philipp<br />

Immenkötter vom Flossbach von<br />

Storch Research Institute hat in einer<br />

Studie ermittelt, dass in den vergangenen<br />

20 Jahren 52,2 Prozent des geschaffenen<br />

Werts am deutschen Aktienmarkt<br />

durch Dividenden erzielt<br />

wurden. Auf Kursgewinne entfielen<br />

40,9 Prozent, der Rest auf Aktienrückkäufe.<br />

Zu den größten Wertschaffern<br />

hierzulande gehören Allianz, BASF,<br />

BMW, Deutsche Telekom, Mercedes-<br />

Benz und Volkswagen – alles auch<br />

große Dividendenzahler.<br />

Tipp für die Kunden<br />

Durch die Wiederanlage der Ausschüttungen<br />

können Kunden den<br />

Zinseszinseffekt nutzen und langfristig<br />

höhere Gesamtrenditen erzielen.<br />

Als Anlagevehikel bieten sich thesaurierende<br />

Fonds an; hier erfolgt die<br />

Wiederanlage automatisch. Ohnehin<br />

sind Fonds das Instrument der Wahl,<br />

wenn es um Vermögensaufbau geht.<br />

Denn die hohe Dividendenrendite<br />

einer einzelnen Aktie kann auch in<br />

die Falle führen. Oft handelt es sich<br />

um angeschlagene Unternehmen,<br />

deren Aktienkurs deshalb niedrig<br />

ist, die aber ihre Ausschüttung noch<br />

nicht gekürzt oder gestrichen haben.<br />

In solchen Fällen ist die Dividendenrendite<br />

als Quotient aus erwarteter<br />

Dividende und Kurs hoch.<br />

»Die DAX-Konzerne<br />

haben 2<strong>02</strong>2 so<br />

viel Geld verdient<br />

wie noch nie.«<br />

Joachim Schallmayer,<br />

Leiter Kapitalmärkte<br />

bei der DekaBank<br />

Fonds für Dividenden-Fans<br />

Wertentwicklung gemäß der annualisierten Performance für drei Jahre<br />

Namen ISIN Rendite pro Jahr lfd. Kosten<br />

*<br />

thesaurierend, ** ausschüttend_Angaben in % Quelle: Morningstar, Stand: 10.3.2<strong>02</strong>3<br />

Besser als der Index<br />

Ein Fonds, der in diesem Jahr sein<br />

20-jähriges Jubiläum feiert, ist der DJE<br />

Dividende & Substanz, der von Jan<br />

Ehrhardt verwaltet wird. Nach<br />

Angaben des Anbieters DJE Kapital<br />

hat das Sondervermögen seit Auflage<br />

einen durchschnittlichen jährlichen<br />

Wertzuwachs von 9 Prozent erzielt.<br />

Ehrhardt hebt hervor, „dass wir als<br />

aktive Fondsmanager den Vergleichsindex<br />

auch nach Kosten deutlich<br />

schlagen konnten“. Anleger, die<br />

investiert sind, können sich in den<br />

kommenden Wochen über einen<br />

warmen Dividendenregen freuen.<br />

Ist eine Dividendenstrategie sinnvoll?<br />

Ausschüttungen tragen<br />

wesentlich zur Aktien -<br />

rendite bei<br />

Dividendenfonds investieren<br />

in Qualitätsunternehmen<br />

Regelmäßige Einnahmen<br />

von rund 3 Prozent<br />

3 Jahre 5 Jahre 10 Jahre<br />

JP Morgan Global<br />

Dividende EUR * LU0329201957 17,5 11,9 10,4 1,81<br />

Acatis Value und<br />

Dividende ** AT0000A146T3 9,0 7,4 k. A. 1,56<br />

DWS Top Dividende * DE0009848119 8,0 6,4 7,0 1,45<br />

DJE Dividende &<br />

Substanz * LU0159550150 7,9 4,3 6,2 1,92<br />

LBBW Dividenden<br />

Strategie Eurland ** DE0009780411 4,0 –2,0 3,9 1,73<br />

Auswahl von Dividendenaktien<br />

bedarf eines (kostenintensiven)<br />

Profis<br />

Fonds müssen zum<br />

Investmentziel passen<br />

Rezession kann Ausschüttungen<br />

nachhaltig belasten<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


VERSICHERUNGEN<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


Lebensver-<br />

sicherer setzen<br />

auf Biometrie<br />

Positive Prognosen für BU- und<br />

Grundfähigkeitspolicen<br />

Die Inflation und die damit verbundene Kaufzurückhaltung<br />

haben Einfluss auf die Stimmung<br />

der deutschen Lebensversicherer. Nach einer<br />

aktuellen Analyse des Ratinghauses Assekurata<br />

ruht die Hoffnung der Versicherer momentan auf<br />

dem Biometriegeschäft, vor allem auf dem mit<br />

BU- und Grundfähigkeitsversicherungen. Ebenso<br />

ist die Erwartungshaltung bei Risikolebensversicherungen<br />

leicht positiv – auch wenn hier davon<br />

ausgegangen wird, dass die sinkende Immobiliennachfrage<br />

Tribut fordern wird. Am schlechtesten<br />

sind die Erwartungen in Bezug auf das Geschäft<br />

mit klassischen Garantieprodukten sowie mit<br />

Pflegeversicherungen und Dread-Disease-Policen.<br />

Weitere Themen<br />

Neuer Vergleichsrechner am Markt 40<br />

Gewinnquoten in der PKV 42<br />

Bürgerrente statt Riester-Reform? 46<br />

Unterversicherung vermeiden 48<br />

Neue Impulse für die Basisrente 52<br />

Neues Rechtsschutz-Rating 54<br />

Foto: peterschreiber.media


40 | VERSICHERUNGEN Vergleichsrechner<br />

»Der Markt braucht einen<br />

unabhängigen Vergleicher«<br />

Der ehemalige softfair-Chef Matthias Brauch bringt einen neuen Vergleichsrechner<br />

an den Markt und will damit wirkliche Unabhängigkeit bieten.<br />

MT MARTIN THALER<br />

<strong>procontra</strong>: Mit Ihrer neuen Firma Comparit<br />

wollen Sie neue Vergleichsrechner<br />

für Makler auf den Markt bringen. Warum<br />

braucht es noch eine solche Firma?<br />

Matthias Brauch: Wir haben am Markt<br />

derzeit eine aus Sicht des unabhängigen<br />

Maklers sehr unbefriedigende<br />

Situation: Die drei Vollsortimenter am<br />

Markt – also die Vergleicher, die alle Versicherungssparten<br />

abdecken – befinden<br />

sich in der Hand einzelner Branchenakteure.<br />

softfair gehört zur Gruppe<br />

rund um die Fonds Finanz, Morgen &<br />

Morgen zu Jung, DMS & Cie. und Franke<br />

und Bornberg zur Swiss Life Gruppe.<br />

Gerade bezogen auf den letztgenannten<br />

Vergleicher finde ich es – gelinde<br />

gesagt – schwer zu verstehen, dass<br />

ein Vergleicher überhaupt in der Hand<br />

eines Versicherungsunternehmens sein<br />

kann. Als Makler stellt man sich da doch<br />

die Frage: Welcher Anbieter arbeitet<br />

ausschließlich für mich? Der Markt für<br />

einen unabhängigen Vergleicher ist aus<br />

meiner Sicht zurzeit unbesetzt, und ich<br />

glaube, wenn man es richtig angeht,<br />

gibt es eine große Chance, diese Lücke<br />

zu füllen. Der Markt braucht mindestens<br />

einen unabhängigen Vergleicher.<br />

<strong>procontra</strong>: Unabhängigkeit ist ja ein<br />

großes Wort. Wie wollen Sie die denn<br />

sicherstellen?<br />

Brauch: Wir garantieren unsere Un-<br />

Was Sie erfahren werden:<br />

Die Motivation für einen neuen Vergleichsrechner<br />

Wie die Unabhängigkeit des Rechners gewahrt bleibt<br />

Welche USPs der Rechner mitbringen wird<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


Vergleichsrechner VERSICHERUNGEN | 41<br />

abhängigkeit zum einen durch mehrere<br />

Investoren, zum anderen durch unser<br />

Konstrukt.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie sieht Ihre Firmenstruktur<br />

konkret aus?<br />

Brauch: 51 Prozent der Firmenanteile<br />

werden den Gründern gehören, also mir<br />

und den Mitarbeitern. Konkret: 26 Prozent<br />

der Anteile werden durch meine<br />

Firma gehalten, 25 Prozent von einer<br />

Mitarbeiter-KG. Die anderen 49 Prozent<br />

verteilen sich auf mehrere Marktteilnehmer,<br />

in dem Fall: die Maklerpools Netfonds,<br />

blau direkt und Maxpool. Für den<br />

Eintritt weiterer Pools, Vertriebe und<br />

Großmakler sind wir offen und wollen<br />

im ersten Halbjahr 2<strong>02</strong>4 mit den ersten<br />

Produkten auf weitere Pools, Vertriebe<br />

und Maklerunternehmen zugehen.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie weit sind Ihre Pläne<br />

fortgeschritten?<br />

Brauch: Am 2. Januar dieses Jahres<br />

haben wir die Entwicklung gestartet.<br />

Wir haben die Positionen des CEO, CTO<br />

sowie des COO bereits besetzt und verfügen<br />

über eine Entwicklertruppe, die<br />

wir im Laufe der kommenden Monate<br />

sukzessiv erweitern werden. Derzeit haben<br />

wir sechs Angestellte, weitere zehn<br />

Personen kommen bis zum 1. September<br />

hinzu. Bis Mitte 2<strong>02</strong>4 wird das Team<br />

zwischen 30 und 40 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter zählen.<br />

<strong>procontra</strong>: Ist es das Ziel, noch in diesem<br />

Jahr ein fertiges Produkt auf den<br />

Markt zu bringen?<br />

Brauch: Ja, wir wollen bis Ende des<br />

Jahres mit einem Lebensvergleichsprogramm<br />

auf den Markt gehen. Es soll<br />

erst einmal biometrische Risiken, also<br />

Berufsunfähigkeits- und Risikolebensversicherungen,<br />

umfassen. Vielleicht<br />

schaffen wir aber auch ein bisschen<br />

mehr.<br />

<strong>procontra</strong>: Ihr Ziel bleibt es aber, dass<br />

das Vergleichsprogramm letztlich alle<br />

Sparten umfasst?<br />

Brauch: Mit diesem Ziel sind wir angetreten.<br />

Ich halte es auch für die einzige<br />

Möglichkeit, als Vergleichsprogrammanbieter<br />

am Markt zu bestehen. Nutzer<br />

der Programme verstehen zu Recht<br />

nicht, warum sie mit verschiedenen<br />

Herstellern am Markt reden müssen,<br />

wenn es um Schnittstellen und einheitliche<br />

Oberflächen geht. Wir wollen uns<br />

jedoch auf die Sparten der Privatversicherung<br />

beschränken.<br />

<strong>procontra</strong>: Soll es außer der Sicherstellung<br />

der eigenen Unabhängigkeit<br />

noch weitere Punkte geben, mit denen<br />

Sie sich von der Konkurrenz abgrenzen<br />

wollen?<br />

Brauch: Bislang war es häufig so, dass<br />

die digitalen Antragsstrecken lediglich<br />

ein Abfallprodukt des Vergleichs waren.<br />

Wir wollen jedoch von Anfang an in<br />

digitalen Strecken zwischen Versicherer<br />

»Der Markt für<br />

einen unabhängigen<br />

Vergleicher ist aus<br />

meiner Sicht zurzeit<br />

unbesetzt.«<br />

und Makler denken, auf diesen Strecken<br />

setzen wir dann den sachlich fundierten<br />

und unabhängigen Vergleich auf. Das ist<br />

unsere fachliche Vision, die technische<br />

Vision ist unter anderem, dass wir einen<br />

API-first-Ansatz verfolgen. Zur Nutzerfreundlichkeit<br />

kommt damit auch die<br />

„Developer Experience“. Hier kommt<br />

uns natürlich zugute, dass wir ohne<br />

irgendwelche Altlasten auf der grünen<br />

Wiese anfangen können. Der Traum<br />

eines jeden Technikers.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie sieht es mit Ihrer Finanzierung<br />

aus?<br />

Brauch: Wir sind über die kommenden<br />

drei Jahre komplett ausfinanziert,<br />

sodass wir in dieser Zeit keinen Euro<br />

Umsatz machen müssten. Wir suchen<br />

aber nach weiteren Interessenten und<br />

wollen, wie bereits erwähnt, dazu auch<br />

mit einem Angebot auf die Branche<br />

zugehen. Dadurch fließt aber kein<br />

weiteres Geld in die Firma – stattdessen<br />

wird lediglich das investierte Kapital<br />

der jetzigen Investoren abschmelzen.<br />

Eine Kapitalerhöhung hätte sonst zur<br />

Folge, dass die Anteile der Gründer<br />

und Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen<br />

abschmelzen – das wollen wir ausdrücklich<br />

nicht. Schließlich sollen die Mitarbeiter:innen<br />

auch zukünftig das Sagen<br />

über die Firma haben. Wir planen, unseren<br />

Break-Even ausschließlich über die<br />

Lizenzgebühren für unsere Vergleichsprogramme<br />

zu erhalten.<br />

<strong>procontra</strong>: Ist der Markt groß genug für<br />

einen weiteren Mitbewerber?<br />

Brauch: Der Markt verträgt gerade in<br />

der jetzigen Zeit einen weiteren Player,<br />

der sich mit der Neutralität ja momentan<br />

auch ein Alleinstellungsmerkmal<br />

sichert. Ich habe aus der Branche dazu<br />

bislang auch ausschließlich positive<br />

Rückmeldungen bekommen. Und<br />

irgendjemand muss es ja machen: die<br />

„Nischigkeit“ des Marktes ist manchmal<br />

eben ein Hindernis für neue Akteure, in<br />

diesen Markt einzusteigen. Rechnet<br />

man alle Vergleicher im B2B-Bereich<br />

zusammen, kommt man auf ein<br />

Umsatzvolumen von circa 50 Millionen<br />

Euro. Das sind natürlich keine Summen,<br />

die für große Player interessant sind. Es<br />

braucht also eine gewisse Leidenschaft,<br />

sich in diesem Segment zu engagieren.<br />

Diese Leidenschaft ist allen Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern der Comparit<br />

zu eigen.<br />

Weiter im Thema<br />

Das vollständige<br />

Interview lesen<br />

Sie auf<br />

<strong>procontra</strong>-online.de<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


42 | VERSICHERUNGEN Private Krankenversicherung<br />

BAP trotz Gewinnen?!<br />

Die meisten privaten Krankenversicherer machen dauerhaft satte Gewinne. Warum<br />

zeitgleich die Beiträge erhöht werden, sollten Makler ihren Kunden erklären können.<br />

FB FLORIAN BURGHARDT<br />

Was Sie erfahren<br />

werden:<br />

Gewinnsituation der privaten<br />

Krankenversicherer<br />

Warum Gewinne und BAP<br />

sich nicht ausschließen<br />

Wofür PKV ihre Erträge<br />

verwenden<br />

Beitragsanpassungen (BAP) sind die<br />

Achillesferse der privaten Krankenversicherung.<br />

Allen Leistungen zum<br />

Trotz: Wenn alle paar Jahre ein Brief<br />

ins Haus flattert, der darüber informiert,<br />

dass der monatliche Beitrag<br />

um mehrere zehn oder sogar um<br />

mehr als 100 Euro steigt, entsteht<br />

Erklärungsbedarf bei den Privatversicherten.<br />

Abfangen muss dies nicht<br />

selten der Vermittler, was angesichts<br />

steigender Gewinne der Versicherer<br />

auch schnell zum heiklen Krisengespräch<br />

werden kann. Der eine oder<br />

andere Kunde schaut eben doch auf<br />

die versicherungsgeschäftliche Ergebnisquote<br />

(VEQ) seines privaten Krankenversicherers.<br />

„Diese ist mit dem<br />

versicherungstechnischen Ergebnis<br />

im Komposit-Bereich vergleichbar.<br />

Ihr Prozentwert drückt den Gewinnanteil<br />

an den Beitragseinnahmen des<br />

PKV-Unternehmens aus, der nach<br />

Abzug sämtlicher Leistungen sowie<br />

Abschluss- und Verwaltungskosten<br />

übrig bleibt, wobei in der PKV auch<br />

die Veränderung der Alterungsrückstellung<br />

berücksichtigt wird“, erklärt<br />

Illustration: Eleonora Mavromati


Private Krankenversicherung VERSICHERUNGEN | 43<br />

Abdulkadir Cebi, Bereichsleiter Analyse und Bewertung<br />

bei der Assekurata Assekuranz Rating-<br />

Agentur GmbH. Eine Quote zwischen 10 und 15<br />

Prozent hält er dabei für ein stabiles Geschäftsmodell<br />

in stürmischen Zeiten. Quoten von über<br />

15 Prozent, so Cebi, seien hingegen nicht zwingend<br />

notwendig.<br />

Auffällige Einsteigertarife<br />

Diese sind jedoch keine Seltenheit mehr (siehe<br />

Grafik). Laut „Branchenmonitor Krankenversicherung“<br />

der V.E.R.S. Leipzig GmbH erzielten im<br />

Geschäftsjahr 2<strong>02</strong>1 (aktuellere Geschäftszahlen<br />

liegen zu den meisten Unternehmen noch nicht<br />

vor) 16 der 25 größten privaten Krankenversicherer<br />

eine VEQ von über 15 Prozent. Im Jahr 2<strong>02</strong>0<br />

waren es noch elf, im Jahr 2019 acht. Auf Sechsjahressicht<br />

(Geschäftsjahre 2016 bis einschließlich<br />

2<strong>02</strong>1) kommen neun Unternehmen auf eine<br />

durchschnittliche jährliche VEQ von über 15 Prozent:<br />

LKH (20,99), R+V (18,73), Alte Oldenburger<br />

(17,38), Generali Kranken (ehemals Central 17,24),<br />

DKV (17,15), LVM (16,51), uniVersa (16,25), Württembergische<br />

(15,39) und Union Kranken (15,09).<br />

Aber wie lassen sich vor dem Hintergrund solch<br />

langfristig hoher Gewinnquoten überhaupt noch<br />

Beitragserhöhungen rechtfertigen? Laut BdV-<br />

Chefökonom Constantin Papaspyratos muss<br />

man hier mehrere Faktoren berücksichtigen<br />

(siehe Zusatzinterview). Am wichtigsten sei es,<br />

dass jedes Tarifkollektiv eines PKV-Anbieters gesondert<br />

betrachtet werden müsse, wodurch sich<br />

die BAP parallel zu den hohen Gewinnquoten<br />

erklären ließen. Ein Problem sieht Papaspyratos<br />

in sogenannten Einsteigertarifen, die noch vor<br />

einigen Jahren vielfach verkauft wurden. Diese<br />

seien „sehr knapp kalkuliert“ und hätten auf<br />

junge, gesunde Selbstständige abgezielt. Das habe<br />

sich aber gerächt, weil es in diesen relativ kleinen<br />

Kollektiven Jahre später immer wieder zu heftigen<br />

Beitragssprüngen gekommen sei. Laut dem<br />

Verbraucherschützer haben unter anderem diese<br />

Einsteigertarife die PKV zu ihrem „Teuer-Image“<br />

und zur BAP-Angst vieler Menschen geführt.<br />

Über die RfB zum Kunden?!<br />

Beim PKV-Verband teilt man diese Auffassung<br />

nicht. „Wir haben keinen Einblick in die Tarifkalkulation<br />

der Unternehmen, gehen aber davon<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

PKV-Gewinnquoten im Vergleich<br />

2016 2017 2018 2019 2<strong>02</strong>0 2<strong>02</strong>1<br />

R+V LKH DKV Debeka<br />

Marktdurchschnitt<br />

versicherungsgeschäftliche Ergebnisquote<br />

der privaten Krankenversicherer in % <br />

»Eine versicherungsgeschäftliche<br />

Ergebnisquote von über 15 Prozent<br />

ist nicht zwingend notwendig.«<br />

Abdulkadir Cebi<br />

Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata<br />

aus, dass alle solide kalkuliert sind. Dafür gibt<br />

es strenge Kalkulationsvorgaben, die von einem<br />

unabhängigen Treuhänder überwacht werden“,<br />

heißt es auf unsere Nachfrage. Eine Quersubventionierung<br />

zwischen profitablen und defizitären<br />

Tarifen sei in der PKV übrigens nicht möglich, betont<br />

deren Dachverband. Auf diesem Weg lassen<br />

sich BAP also nicht verhindern.<br />

Doch was machen die Krankenversicherer mit<br />

besonders hohen VEQ eigentlich mit ihren<br />

Gewinnen? „Der Anteil des Überschusses,<br />

welcher der Rückstellung für Beitragsrückerstattung<br />

zugeführt wird, lag bei uns in den letzten<br />

drei Jahren zwischen 92 und 93 Prozent“, so<br />

LKH-Sprecherin Dörte Radtke. Ähnlich erklärten<br />

sich auch die vier anderen Unternehmen mit<br />

einer VEQ über 17 Prozent auf unsere Nachfrage.<br />

Aus den RfB-Töpfen werden nicht nur die<br />

Prämien für leistungsfreie Kunden ausgeschüt-<br />

Quelle: Branchenmonitor<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


44 | VERSICHERUNGEN Private Krankenversicherung<br />

tet, sondern auch BAP komplett vermieden<br />

oder abgemildert. Vermittler können ihren<br />

Kunden also erklären, dass BAP immer gezielt bei<br />

defizitären Tarifen eingesetzt werden und nicht<br />

aufgrund paralleler Gewinne des Unternehmens<br />

vermeidbar sind. Die Profite wiederum kommen<br />

größtenteils allen Versicherten zugute.<br />

Long Story short<br />

Tarifkollektive werden gesondert betrachtet,<br />

Quersubventionierung ist nicht erlaubt<br />

Gewinne und BAP schließen sich daher nicht aus<br />

Gewinne werden zur BAP-Vermeidung verwendet<br />

»Viele Einsteigertarife rächen sich noch heute«<br />

Wie sich PKV-Beitragserhöhungen trotz konstant satter Gewinne der Versicherer erklären lassen,<br />

erläutert Constantin Papaspyratos, Chefökonom des Bundes der Versicherten.<br />

<strong>procontra</strong>: Ein Drittel der PKV-Anbieter<br />

fährt seit mindestens fünf Jahren<br />

über 15 Prozent Gewinn ein. Wie<br />

lassen sich da Beitragserhöhungen<br />

rechtfertigen?<br />

Constantin Papaspyratos: Das kann<br />

man pauschal nicht beurteilen. In der<br />

versicherungsgeschäftlichen Ergebnisquote<br />

steckt auch das Geschäft<br />

mit Zusatzversicherungen drin, und<br />

innerhalb eines privaten Krankenversicherers<br />

muss jedes Kollektiv gesondert<br />

betrachtet werden. Viele Tarife<br />

eines Unternehmens können Gewinne<br />

„abwerfen“, während anderen ein<br />

relativ altes Versichertenkollektiv<br />

zugrunde liegt, das viele Leistungen<br />

in Anspruch nimmt und dadurch<br />

eine hohe Schadenquote produziert.<br />

Dann erhalten die Kunden aus diesem<br />

Kollektiv bei der nächsten Gelegenheit<br />

eine Beitragserhöhung, obwohl das<br />

Unternehmen insgesamt gute Gewinne<br />

einfährt. Ein anderes Beispiel wäre<br />

ein „Einsteigertarif“, der mit vielen<br />

jungen, gesunden Leuten und entsprechend<br />

einem niedrigen Beitragsniveau<br />

gestartet ist. Wenn die Versicherten<br />

dann zunehmend Leistungen beanspruchen,<br />

kommen auch hier die BAP.<br />

<strong>procontra</strong>: Haben wir in der PKV ein<br />

Problem mit solchen Einsteigertarifen?<br />

Papaspyratos: Dieses Thema hat<br />

sich in den letzten 15 Jahren deutlich<br />

verbessert. Vorher kursierten viele<br />

Angebote à la „PKV für unter 200<br />

Euro monatlich“. Einige Gesellschaften<br />

hatten es damit vor allem auf junge<br />

Selbstständige mit relativ geringem<br />

Einkommen abgesehen. Diese Einsteigertarife<br />

waren sehr knapp kalkuliert.<br />

Man hatte erwartet, dass diese<br />

Menschen entweder zurück in die GKV<br />

gehen oder dass sie in leistungsstärkere<br />

Tarife wechseln. Da jedoch relativ<br />

viele Menschen in diesen Tarifen<br />

blieben und die Schadenquote mit<br />

dem Alter anstieg, waren die BAP hier<br />

sehr hoch und sind es teilweise immer<br />

noch. Zudem sind die BAP auch ein<br />

Zinsthema. Wenn der Tarif mit einem<br />

Rechnungszins kalkuliert wurde, den<br />

der Versicherer später nicht mehr erwirtschaften<br />

kann, treibt auch das die<br />

Beiträge nach oben.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie beurteilen Sie die teils<br />

hohen Gewinne der PKV-Anbieter?<br />

Papaspyratos: Hier muss man darauf<br />

schauen, wie ein privater Krankenversicherer<br />

mit seinen Erträgen umgeht,<br />

um Beitragserhöhungen zu dämpfen<br />

– zum Beispiel über Limitierungsmittel.<br />

Wenn Teile des Gewinns dafür<br />

hergenommen werden, ist das<br />

unkritisch. Zumal sich Versicherungsvereine<br />

nicht einfach neues Kapital<br />

beschaffen können wie Aktiengesellschaften.<br />

Letztere wiederum müssen<br />

Dividenden zahlen, um für neue<br />

Aktienausgaberunden zur Kapitalbeschaffung<br />

attraktiv zu bleiben.<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


Stuttgarter | ANZEIGE<br />

Sixpack zum Renten-Checkup ‘23<br />

Inflation, turbulente Kapitalmärkte und wirtschaftliche Sorgen erhöhen die Unsicherheit bei Kunden<br />

und erfordern vor allem Information und Aufklärung durch den Vermittler.<br />

Der „Renten-Checkup ‘23“ der Stuttgarter eröffnet 6 neue Wege mit Beratungsansätzen in der Vorsorge.<br />

Drei turbulente Jahre liegen hinter uns, die die<br />

Welt als Ganzes und auch die Lebenswelt jedes<br />

Einzelnen verändert haben. Pandemie, volatile<br />

Kapitalmärkte, hohe Inflation und politische<br />

Unsicherheiten vergrößerten die Sorgen vieler<br />

Kunden und erschwerten die Beratung zur<br />

privaten Altersvorsorge. Doch der Blick gehört<br />

nach vorn, Richtung Zukunft. Denn die Notwendigkeit,<br />

die Einkommenslücke im Alter zu<br />

schließen, bleibt weiterhin hoch.<br />

Rente? Einmal durchchecken bitte!<br />

Die Stuttgarter unterstützt Sie, Ihre Kunden<br />

gerade jetzt zu beraten.<br />

Unter dem Motto „Einmal durchchecken bitte“<br />

bietet sie Ideen und Impulse. Ausgestattet mit<br />

Impulspräsentationen, unterhaltsamen Social-<br />

Media-Content für Ihre Kanäle, Mailingvorlagen<br />

oder Argumentationsleitfäden gestalten Sie<br />

Ihre Kundenansprache effektiver sowie Ihre Beratung<br />

anschaulicher und geben der privaten<br />

Altersvorsorge ein zeitgemäßes Update.<br />

DIESES SIXPACK MIT VERTRIEBSANSÄTZEN WURDE FÜR SIE GESCHNÜRT:<br />

PAKET 1<br />

»Vorsorge-Checkup ’23 in Zeiten<br />

hoher Inflation.«<br />

Die hohe Inflation gefährdet die private<br />

Altersvorsorge. Ein Checkup der<br />

Vorsorgesituation und ein Upgrade<br />

laufender Verträge gewährleisten<br />

Ihren Kunden den Kaufkrafterhalt im<br />

Alter.<br />

PAKET 4<br />

»Geschenkte Zukunft bringt die<br />

Basisrente auf den Tisch.«<br />

Beiträge zur Basisrente können seit<br />

2<strong>02</strong>3 komplett steuerlich abgesetzt<br />

werden. Damit lassen sich die<br />

Zielgruppen der gutverdienenden<br />

Arbeitnehmer und Selbstständigen<br />

hervorragend aktivieren.<br />

PAKET 2<br />

»Vorsorge? Menschenskinder! –<br />

um die Kindergelderhöhung clever<br />

zu nutzen.«<br />

Die Erhöhung des Kindergelds ist oft<br />

noch nicht fest verplant und wirkt wie<br />

ein „Bonus“. Ein guter Zeitpunkt, Eltern<br />

die Potenziale einer Kindervorsorge<br />

vorzustellen und den „Einkommensbonus“<br />

in die Zukunft der Kinder zu<br />

investieren.<br />

PAKET 5<br />

»Zukunft schenken – Steuern sparen<br />

zeigt Alternativen zum Vererben auf.«<br />

Steuern belasten die Weitergabe von<br />

Vermögen. Zeigen Sie auf, wie diese<br />

Kosten gesenkt werden können, und<br />

nutzen Sie die langfristige Erbschaftsplanung<br />

als Vertriebspotenzial.<br />

PAKET 3<br />

»Beruhigend gute Vorsorge, wenn die<br />

Kapitalmärkte verrücktspielen.«<br />

Es herrscht nach wie vor oft Skepsis<br />

gegenüber kapitalmarktorientierter<br />

Vorsorge. Zeitgemäße Produkte kombinieren<br />

gewünschte Sicherheit und<br />

nötige Ertragschancen.<br />

PAKET 6<br />

»Investition mit Steuervorteil für die<br />

Verwendung höherer Einmalbeträge.«<br />

Einmalbeträge und private Altersvorsorge<br />

matchen perfekt. Dabei sind<br />

Fondspolicen gegenüber Fondsinvestments<br />

– trotz Vertragskosten – bei<br />

längerer Laufzeit häufig die bessere<br />

Wahl.<br />

Downloaden Sie jetzt Ihr Vertriebs-Sixpack unter: checkup23.stuttgarter.de


46 | VERSICHERUNGEN pro/contra<br />

Bürgerrente statt<br />

Riester-Reform?<br />

Mit einer Bürgerrente wollen die deutschen Lebensversicherer die geförderte private<br />

Altersvorsorge neu beleben. BVK-Präsident Michael H. Heinz und GDV-Hauptgeschäftsführer<br />

Jörg Asmussen vertreten zu dem Thema kontroverse Ansichten.<br />

pro<br />

Es ist gut, dass der Dialog zur privaten<br />

Altersvorsorge in der Fokusgruppe<br />

Altersvorsorge der Bundesregierung<br />

nun gestartet ist. Die geförderte private<br />

Altersvorsorge ist reformfähig und hat<br />

eine Reform verdient – zügig und mit<br />

Blick für die echten Bedürfnisse der<br />

Bürgerinnen und Bürger.<br />

Die deutschen Lebensversicherer wollen<br />

mit ihrem Konzept einer Bürgerrente<br />

die geförderte private Altersvorsorge<br />

neu beleben. Die Bürgerrente soll<br />

einfacher, verständlicher, nachhaltiger<br />

und renditestärker sein: Sie soll höhere<br />

Erträge abwerfen, als sie heute mit<br />

Riester möglich sind. Dafür ist es aus<br />

Sicht der Versicherer nötig, den derzeit<br />

vorgeschriebenen 100-prozentigen<br />

Kapitalerhalt zu Rentenbeginn aufzuweichen<br />

– ohne jedoch völlig auf eine<br />

Absicherung zu verzichten. Die Verrentung<br />

des angesparten Vermögens bleibt<br />

Kernelement der geförderten privaten<br />

Altersvorsorge.<br />

Regelmäßige Anpassung der Zulagen<br />

Die Förderung soll mit der Bürgerrente<br />

einfacher und verständlicher werden.<br />

Die Idee: Zu jedem eingezahlten Euro<br />

legt der Staat 50 Cent obendrauf. Zahlt<br />

»Mit der Bürgerrente<br />

lässt sich<br />

die staatlich<br />

geförderte private<br />

Altersvorsorge<br />

künftig deutlich<br />

günstiger gestalten.«<br />

Jörg Asmussen,<br />

Hauptgeschäftsführer des GDV<br />

eine Kundin beispielsweise 1.000 Euro<br />

pro Jahr in den Vertrag ein, gibt es<br />

500 Euro als Förderung dazu. So<br />

einfach. Ebenfalls sollte es künftig über<br />

die Kopplung an die Beitragsbemessungsgrenze<br />

eine regelmäßige Anpassung<br />

der Zulagen geben.<br />

Mit der Bürgerrente sollte der Kreis der<br />

Förderberechtigten nach Ansicht der<br />

Versicherer auch um die Gruppe der<br />

Selbstständigen erweitert werden, die<br />

nicht rentenversicherungspflichtig sind.<br />

Ein Standardprodukt, weniger Dokumentationsaufwand,<br />

schlankere<br />

Prozesse zwischen Anbietern und<br />

staatlichen Förderstellen, digitale<br />

Vertriebsmöglichkeiten: All das senkt<br />

die Kosten. Mit der Bürgerrente ließe<br />

sich die private Altersvorsorge deutlich<br />

günstiger gestalten – ohne auf den<br />

Service einer persönlichen Beratung zu<br />

verzichten. Die Vermittler sorgen für ein<br />

größeres Verständnis des Produkts und<br />

mithin für dessen hohe Verbreitung.<br />

Ein breites Beraternetzwerk vor Ort ist<br />

für die große Verbreitung individueller<br />

Vorsorgelösungen zentral. Von den<br />

Dörfern bis zu den Städten begleiten<br />

Beraterinnen und Berater die Menschen<br />

über die wechselnden Lebensumstände<br />

hinweg, oft über viele Jahre, teilweise<br />

sogar generationenübergreifend ein<br />

Leben lang. Sie analysieren die persönliche<br />

Situation mit Blick auf Einkommensentwicklung,<br />

familiäre Situation<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


pro/contra VERSICHERUNGEN | 47<br />

und Lebensziele, sie helfen rechtzeitig<br />

Absicherungs- und Versorgungslücken<br />

zu erkennen und übernehmen die<br />

Lotsenfunktion mit Blick auf die<br />

unterschiedlichen Vorsorgelösungen.<br />

Wichtig: Bei der Bürgerrente handelt es<br />

sich nicht um einen fertigen Produktvorschlag.<br />

Sie ist vielmehr ein Konzept, wie<br />

die staatlich geförderte Altersvorsorge<br />

ausgestaltet sein sollte. Den Rahmen<br />

dafür muss die Politik bestimmen. Das<br />

heutige System ist rund 20 Jahre alt,<br />

ohne grundlegende Änderung bisher.<br />

Eine zeitgemäße Weiterentwicklung ist<br />

schon lange überfällig.<br />

contra<br />

Mit Skepsis begegnet der Bundesverband<br />

Deutscher Versicherungskaufleute<br />

(BVK) den Plänen, ein neues Altersvorsorgeprodukt<br />

unter dem Namen „Bürgerrente“<br />

einzuführen. Seit über zwei<br />

Jahrzehnten sorgen rund 16 Millionen<br />

Vorsorgesparer fürs Alter mit Riester-<br />

Renten vor. Jetzt ein neues System<br />

einzuführen, würde diese Menschen<br />

vor den Kopf stoßen und das Signal aussenden,<br />

dass das private Altersvorsorgesystem<br />

versagt hat. Das könnte dazu<br />

führen, dass sich Kunden vollends von<br />

der privaten Vorsorge verabschieden.<br />

Bedenklich ist auch, dass die „Bürgerrente“<br />

als ein Standardprodukt von der<br />

Stange konzipiert ist. Dieses kann aber<br />

den vielen individuellen Lebenslagen<br />

von Menschen nicht entsprechen, was<br />

zur Folge hätte, dass viele mit einem<br />

Vertrag vorsorgen würden, der ihren<br />

Wünschen und ihrer Lebenslage gar<br />

nicht entspricht. Auch das hätte gravierende<br />

Folgen für die Akzeptanz und das<br />

Vertrauen.<br />

Digitale Vertriebswege bringen<br />

das Fass zum Überlaufen<br />

Da nutzt auch der Vorschlag nichts, dass<br />

jede privat eingezahlte Euro mit<br />

weiteren 50 Prozent vom Staat bezuschusst<br />

werden soll. Doch so spendabel<br />

soll die „Bürgerrente“ auch wiederum<br />

nicht sein. Denn die förderfähigen<br />

Beiträge werden bis zu 4 Prozent der<br />

Beitragsbemessungsgrenze der gesetzlichen<br />

Rentenversicherung begrenzt.<br />

Dass sogar auch beratungslose digitale<br />

»Einem Verbraucherschutzgedanken,<br />

wonach kein Vertrieb<br />

ohne Beratung<br />

stattfinden dürfe,<br />

entspricht das in<br />

keiner Weise.«<br />

Michael H. Heinz,<br />

Präsident des Bundesverbands<br />

Deutscher Versicherungskaufleute<br />

Vertriebswege möglich sein sollen, ist<br />

der Tropfen, der das Fass überlaufen<br />

lässt. Einem Verbraucherschutzgedanken,<br />

wonach kein Vertrieb ohne<br />

Beratung stattfinden dürfe, entspricht<br />

das in keiner Weise.<br />

Statt eines neuen, ungewissen Konstrukts<br />

möchten wir die Chancen der<br />

Riester-Rente ausbauen, um sie<br />

einfacher und renditestärker zu<br />

machen. Man könnte ihr umständliches<br />

Zulagenverfahren entbürokratisieren,<br />

die Förderzulagen inflationsbereinigt<br />

dynamisieren. Auch die 100-prozentige<br />

Beitragsgarantie könnte abgesenkt<br />

werden und somit den Anbietern<br />

ermöglichen, bessere Ertragsoptionen<br />

an den Kapitalmärkten zu nutzen.<br />

Die Deckelung der steuerlichen Höchstfördergrenze<br />

von Altersvorsorgebeiträgen<br />

könnte außerdem angehoben<br />

werden. Für eine Reform der Riester-<br />

Rente wäre die Öffnung für weitere<br />

Bevölkerungsgruppen eine sinnvolle<br />

Option. Und Geringverdiener würde die<br />

Anhebung des Schonvermögens bei<br />

privaten Renten motivieren, ihr knappes<br />

Geld fürs Alter beiseitezulegen.<br />

All diese Vorschläge ließen sich hier und<br />

heute anwenden. Hier gilt es ein<br />

Potenzial von 16 Millionen Vorsorgesparerinnen<br />

und -sparern zu heben. Dafür<br />

unterbreitete der BVK der „Fokusgruppe<br />

private Altersvorsorge“ des Bundesministeriums<br />

der Finanzen konstruktive<br />

Vorschläge. Die Politik müsste nun nur<br />

den Mut haben, die totgesagte Riester-<br />

Rente zu reformieren.<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


48 | VERSICHERUNGEN Bestands-Check<br />

Inflationäre Gefahr<br />

Durch Preissteigerungen geraten viele Versicherungspolicen auf den Prüfstand.<br />

Vermittler müssen aufklären, damit existenzielle Risiken weiter abgedeckt bleiben<br />

und eine Unterversicherung vermieden wird.<br />

IR IMKE REIHER<br />

Illustration: Eleonora Mavromati


Bestands-Check VERSICHERUNGEN | 49<br />

Was Sie erfahren werden:<br />

Wo Tariferhöhungen zu erwarten sind<br />

Warum Unterversicherung als Thema an Brisanz gewinnt<br />

Welche Anknüpfungspunkte Berater nutzen können<br />

Die Inflation führt dazu, dass immer mehr<br />

Menschen über Kürzungen beim Versicherungsschutz<br />

nachdenken. „Wenn Einsparungen nötig<br />

sind, landen viele schnell bei Versicherungen“,<br />

hat Dirk Schmidt-Gallas, Leiter der globalen<br />

Versicherungs-Practice bei Simon-Kucher, beobachtet.<br />

Im Oktober 2<strong>02</strong>2 veröffentlichte die<br />

Unternehmensberatung eine Studie, in der die<br />

Folgen der Inflation für Versicherer und Kunden<br />

untersucht wurden. Das Ergebnis verdeutlicht<br />

die Brisanz für die Branche: 65,7 Prozent der Befragten<br />

gaben an, dass ihr Zahlwille für Versicherungen<br />

gesunken ist.<br />

Schlechte Nachrichten für Versicherer, die selbst<br />

mit erhöhtem Preisdruck kämpfen und Wege<br />

finden müssen, diesen weiterzugeben. Gerade<br />

in der Schaden- und Unfallversicherung sind die<br />

Summen im Leistungsfall, wegen anziehender<br />

Preise für Material und Manpower sowie häufiger<br />

Naturkatastrophen, stark gestiegen. Ohne<br />

Prämienerhöhungen geht das nicht. Das hat sich<br />

in den letzten Monaten schon bei Kfz-Policen<br />

gezeigt, wo sich einige Tarife um 10 bis 30 Prozent<br />

verteuerten. Zwei Anbieter, die vorgeprescht<br />

sind, sind Allianz und E+S Rück. Und auch bei<br />

Wohngebäudepolicen stehen Preissprünge an.<br />

Zum einen wegen des Anpassungsfaktors, den<br />

Versicherer weitergeben müssen, wenn Gebäude<br />

zum gleitenden Neuwert versichert sind (2<strong>02</strong>3:<br />

fast 15 Prozent). Zum anderen durch Prämienanpassungen.<br />

Manche Anbieter wie die Gothaer<br />

Allgemeine und VHV nutzen bereits beide Optionen,<br />

andere dürften folgen. „Jedes Haus wird sich<br />

mit der Inflation beschäftigen müssen“, meint<br />

Frank Gehring, Partner und Versicherungsexperte<br />

bei Simon-Kucher. „Wir gehen davon aus, dass<br />

sich das Preisniveau bei Schadenkosten nach<br />

»Jedes Haus wird sich mit der Inflation<br />

beschäftigen müssen.«<br />

oben bewegt und ein Marktphänomen wird und<br />

Versicherer in puncto Beitragsanpassungen zunehmend<br />

auch in den Bestand gehen werden.“<br />

Makler: Prioritätenliste erstellen<br />

Berater sollten die Teuerungen nutzen, um beim<br />

Kunden eine Bestandsaufnahme anzuregen<br />

– mit dem Ziel, Einsparpotenzial aufzuzeigen,<br />

ohne wichtigen Schutz zu riskieren. Hier liegt<br />

eine große Gefahr: „Die hohe Inflation wird oft<br />

nur kurzfristig gesehen, wirkt sich aber langfristig<br />

aus und birgt die Gefahr einer Unterversicherung<br />

in bestehenden Policen“, warnt<br />

Schmidt-Gallas. „Man muss bedenken, dass der<br />

Absicherungsbedarf bei Abschluss niedriger war<br />

und andere Berechnungsparameter zugrunde<br />

gelegt wurden.“<br />

Frank Gehring<br />

Partner und Versicherungsexperte bei Simon-Kucher<br />

Anhand einer Liste können Berater die einzelnen<br />

Versicherungen durchgehen und vor Stolperfallen<br />

warnen. „Während manche Kunden beim<br />

Thema Hausrat überlegen, ob sie die Kosten im<br />

Schadensfall nicht selbst tragen könnten, sind sie<br />

gut beraten, essenzielle Policen wie eine Altersvorsorge,<br />

Haftpflicht oder eine BU-Police besser<br />

nicht aufzukündigen“, betont Gehring.<br />

Sparpotenzial können Berater anderswo auf-<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


50 | VERSICHERUNGEN Bestands-Check<br />

»Basisabsicherungen auf Prüfstand«<br />

Dr. Herbert Schneidemann,<br />

Vorsitzender der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV)<br />

<strong>procontra</strong>: Wie macht sich die<br />

Inflation im Versicherungsgeschäft<br />

bemerkbar?<br />

Dr. Herbert Schneidemann: Die<br />

aktuelle Entwicklung ist dynamisch,<br />

zeigt aber noch keine galoppierende<br />

Inflation. Grundsätzlich betreffen<br />

allgemeine Teuerungen alle Wirtschaftszweige.<br />

Die Inflation hat einen<br />

gravierenden Einfluss auf das Versicherungsgeschäft<br />

und macht sich je<br />

nach Sparte an verschiedenen Stellen<br />

bereits bemerkbar. So sind etwa die<br />

Schadenkosten in der Schaden- und<br />

Unfallversicherung wegen der extremen<br />

Erzeugerpreisinflation zuletzt<br />

stark gestiegen. Das führte und führt<br />

entsprechend zu kurzfristigen Preisanpassungen<br />

in den einzelnen Tarifen.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie und wo geben Versicherer<br />

erhöhte Kosten weiter?<br />

Schneidemann: Kostensteigerungen<br />

sind in der Schadenregulierung im<br />

Bereich der Schaden- und Unfallversicherung<br />

zu beobachten. Das wird<br />

zu höheren Beiträgen führen oder hat<br />

dies bereits getan. So haben viele zum<br />

Jahreswechsel die ersten Auswirkungen<br />

in Form gestiegener Beiträge zur<br />

Kfz-Versicherung bemerkt. Mit weiteren<br />

kurzfristigen Preisanpassungen<br />

wird aufgrund der schnell gestiegenen<br />

und weiter steigenden Schadenkosten<br />

zu rechnen sein.<br />

<strong>procontra</strong>: Inwieweit ändert sich das<br />

Verhalten von Policenkunden durch<br />

die Inflation?<br />

Schneidemann: Wir gehen bei einer<br />

länger anhaltenden, erhöhten Inflation<br />

davon aus, dass mancher Versicherungsnehmer<br />

aus Kostengründen auch<br />

bei sinnvollen Basisabsicherungen<br />

Abstriche machen wird. Kürzungen<br />

bei der privaten Altersvorsorge, der<br />

Arbeitskraftabsicherung oder bei<br />

Basisabsicherungen wie der privaten<br />

Haftpflichtversicherung sollten jedoch<br />

sehr gut abgewogen werden.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie groß ist die Rabatt-Bereitschaft<br />

bei Wechselandrohung?<br />

Schneidemann: Auf aktuarielle,<br />

kalkulatorische Berechnungen können<br />

Wechselandrohungen keine Auswirkungen<br />

haben, da sie nach festen<br />

Regeln und Richtlinien erfolgen. Was<br />

die spezifische und letztendliche<br />

Preisfindung einzelner Unternehmen<br />

angeht, mag die Reaktion auf konkretes<br />

Kundenverhalten unterschiedlich<br />

gehandhabt werden. Dazu haben wir<br />

aber keine Informationen und bewerten<br />

das auch nicht.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie und wo lässt sich bei<br />

Policen am sinnvollsten sparen?<br />

Schneidemann: Welche Policen in der<br />

jeweiligen Lebenssituation des<br />

Versicherungsnehmers als notwendig<br />

gelten können, muss individuell<br />

bewertet werden. Genauso wie der<br />

Preisvergleich im Markt, der abhängig<br />

von den eigenen Anforderungen,<br />

Angeboten und Leistungsbestandteilen<br />

erfolgt. Es gibt viele Produkte mit<br />

unterschiedlichen Preisen und<br />

Leistungsmerkmalen. Eine grundsätzliche<br />

Möglichkeit zur Einsparung<br />

könnte auf Verbraucherseite eine<br />

Anpassung der Selbstbehalte sein.<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


Bestands-Check VERSICHERUNGEN | 51<br />

Stabil hohes Niveau<br />

Inflationsrate in Deutschland<br />

10<br />

9<br />

8<br />

8,6 8,8 8,8<br />

8,1<br />

8,7 8,7<br />

7<br />

6<br />

5,9<br />

6,3<br />

7,0<br />

6,7 6,7<br />

7,0<br />

5<br />

4<br />

4,3<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Feb<br />

2<strong>02</strong>2<br />

März<br />

2<strong>02</strong>2<br />

Apr<br />

2<strong>02</strong>2<br />

Mai<br />

2<strong>02</strong>2<br />

Jun<br />

2<strong>02</strong>2<br />

Jul<br />

2<strong>02</strong>2<br />

Aug<br />

2<strong>02</strong>2<br />

Sep<br />

2<strong>02</strong>2<br />

Okt<br />

2<strong>02</strong>2<br />

Nov<br />

2<strong>02</strong>2<br />

Dez<br />

2<strong>02</strong>2<br />

Jan<br />

2<strong>02</strong>3<br />

Feb<br />

2<strong>02</strong>3<br />

Angaben in % Quelle: Statista, Stand: 3/2<strong>02</strong>3<br />

zeigen. Etwa indem sie Altverträge<br />

auf unnötige Zusatzleistungen überprüfen<br />

und mit neuen, womöglich<br />

besseren Angeboten vergleichen.<br />

Weitere Sparoptionen sind zudem<br />

eine höhere Selbstbeteiligung, Jahres-<br />

Prämienzahlungen, eine Kreditbündelung<br />

oder Vereinbarungen wie eine<br />

Werkstattbindung bei der Kfz-Police.<br />

Kündigungen vermeiden<br />

Bevor eine Police aus finanziellen<br />

Gründen gekündigt wird, sollten Berater<br />

Alternativen wie einen Verkauf<br />

oder Ruhigstellen aufzeigen. Nicht<br />

immer ist eine Kündigung die beste<br />

Wahl, selbst wenn die Police nicht<br />

(mehr) nötig ist. Gerade bei einer<br />

Lebensversicherung summieren sich<br />

die Nachteile schnell. Denn neben<br />

einem Betrag für den bisherigen<br />

Risikoschutz müssen auch die Kosten<br />

für Vertrieb und Verwaltung abgetreten<br />

werden. Zudem entfallen weitere<br />

»Die hohe Inflation<br />

wird oft nur kurzfristig<br />

gesehen, birgt<br />

aber langfristig die<br />

Gefahr einer Unterversicherung.«<br />

Dirk Schmidt-Gallas<br />

Simon-Kucher<br />

Long Story short<br />

Überschüsse und der Schlussbonus.<br />

Mit einem guten Berater können<br />

Kunden auch in Zeiten hoher Inflation<br />

gewinnen. Diesen Mehrwert gilt<br />

es zu vermitteln, wobei Fachwissen<br />

und Ehrlichkeit Pluspunkte sind. Das<br />

sollten Berater klar kommunizieren,<br />

falls sie bei selbst verkauften Policen<br />

Abstriche vorschlagen. Schließlich<br />

hat die Inflation viele Vorzeichen<br />

geändert. „Früher ging es in erster<br />

Linie um Wohlstandsaufbau, jetzt<br />

geht es mehr um existenzielle<br />

Absicherung“, so Schmidt-Gallas.<br />

Tarif-Erhöhungen bleiben Thema – auch im Bestandsgeschäft<br />

Inflation kann langfristig und unwissentlich zu Unterversicherung führen<br />

Bedürfnis nach Zusatzversicherungen und -leistungen steigt<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


52 | VERSICHERUNGEN Altersvorsorge für Selbstständige<br />

Die Kür kommt vor der Pflicht<br />

Der Zwang zur Altersvorsorge für Selbstständige steht weiter im Raum.<br />

Neue Impulse, der Pflicht zuvorzukommen, liefert die Basisrente.<br />

CF CARLA FRITZ<br />

Was Sie erfahren werden:<br />

Aufhänger für die Altersvorsorgeberatung von Selbstständigen<br />

Check von Familien-/Vermögensverhältnissen vor einem Abschluss<br />

Inwiefern Insolvenzschutz und Liquidität ein zweischneidiges Schwert sind<br />

Der Bundesarbeitsminister will sie, in ein Versorgungswerk einzahlen<br />

möglichst bald. Die Präsidentin der noch pflichtversichert sind, haben<br />

Deutschen Rentenversicherung fordert<br />

sie, noch in dieser Legislaturperi-<br />

steuerbegünstigt fürs Alter vorzusor-<br />

ja faktisch keine andere Möglichkeit,<br />

ode: die verpflichtende Altersvorsorge gen.“ Für ihn einer der Hauptgründe,<br />

für Selbstständige. Diskutiert wird sie die Basisrente zu empfehlen: „Nur<br />

gefühlt schon eine halbe Ewigkeit. wenn es sich tatsächlich steuerlich<br />

Aber: Pflicht hin oder her, es liegt vor rechnet.“ Andernfalls könne man<br />

allem im eigenen Interesse, schon<br />

vorher aktiv zu werden, sekundiert<br />

vom Makler.<br />

Einen neuen Impuls für das Beratungsgespräch<br />

lieferte hier jüngst die<br />

Ankündigung des Bundesfinanzministers,<br />

die volle steuerliche Absetzbarkeit<br />

von Rentenbeiträgen und<br />

damit auch zur staatlich geförderten<br />

privaten Basisrente um zwei Jahre<br />

auf 2<strong>02</strong>3 vorzuziehen. Im Maximum<br />

wären das derzeit jährlich 26.528 Euro<br />

und gerechnet mit den ursprünglich<br />

abzugsfähigen 96 Prozent des Rentenbeitrags<br />

25.467 Euro.<br />

auch in eine ganz normale Fondsrente<br />

einzahlen – mit weniger Einschränkungen,<br />

einer größeren Fonds- und<br />

Tarifauswahl und viel mehr Flexibilität.<br />

„Rürup-Produkte stecken durch die<br />

strengen gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />

in einem engen Korsett<br />

– insbesondere was Verfügbarkeit betrifft.“<br />

Vielen Sparern sei das aber oft<br />

gar nicht bewusst, so Brigitte Mayer<br />

von der Verbraucherzentrale Hessen.<br />

Regelmäßiges Erstaunen, wenn sie<br />

dann hören: Der Vertrag ist gegen<br />

Kapitalabfindung nicht kündbar und<br />

auch nicht abtretbar oder beleih-<br />

Nicht nur ein Rechenexempel<br />

„Durch die steuerlichen Vorteile entsteht<br />

teils ein großer Renditekick“,<br />

sagt Makler Bert Heidekamp aus<br />

Berlin, auch mit Blick auf die eigene<br />

Absicherung über „Rürup“. „Selbstständige<br />

und Freiberufler, die weder<br />

Illustration: Eleonora Mavromati


Altersvorsorge für Selbstständige VERSICHERUNGEN | 53<br />

bar und folglich nicht einsetzbar als<br />

Sicherheit für einen Kredit. In einem<br />

Extremfall habe das zur Privatinsolvenz<br />

geführt: „Dem Betreffenden war<br />

in der Pandemie die Selbstständigkeit<br />

weggebrochen und die Baufinanzierung<br />

implodiert.“ In dieser Situation<br />

hätte er die über 400.000 Euro aus<br />

seinem Rürup-Rentenvertrag dringend<br />

gebraucht.<br />

In anderen Konstellationen könnten<br />

Gläubiger so allerdings auch nicht<br />

auf die Altersvorsorge eines insolventen<br />

Selbstständigen zugreifen. Diese<br />

Pfändungssicherheit in der Ansparphase<br />

sowie eine mögliche Beitragsbefreiung<br />

bei Berufsunfähigkeit hält<br />

Heidekamp in seiner Betrachtung<br />

der Basisrente – neben dem Steuereffekt<br />

– ebenfalls zugute. „Blindlings,<br />

allein aufgrund dieser Pluspunkte,<br />

sollte man sie aber nicht empfehlen,<br />

sondern immer abhängig von der<br />

Einzelsituation.“<br />

Blick in die Glaskugel<br />

Wer weiß schon, was die Zeit bringt?<br />

Nicht wenige Rürup-Sparer haben –<br />

wie Mayer feststellt – insofern auch<br />

ein Problem mit der Vererbung. „Bei<br />

der gesetzlichen Rente haben alle<br />

verinnerlicht: Nur der Ehepartner<br />

oder die Kinder können im Todesfall<br />

des Sparers unter ganz engen Voraussetzungen<br />

etwas bekommen.“ Bei der<br />

Basisrente „als Ersatzprodukt für die<br />

gesetzliche Rente“ sei das insoweit<br />

auch identisch, jedoch dort mit der<br />

Einschränkung: Die Vererbung muss<br />

von Anfang an vertraglich vereinbart<br />

sein. „Später geht nichts mehr, wenn<br />

man vielleicht heiratet oder Kinder<br />

bekommt.“<br />

Vieles müsse – wie Heidekamp betont<br />

– deshalb vorher auf den Prüfstand:<br />

Familien- und Vermögensverhältnisse,<br />

Lebensplanung, Risikoneigung<br />

und bestehende Risiken. Gibt es<br />

beispielsweise Immobilienbesitz und<br />

Steuervorteile einer Basisrente in der Ansparphase<br />

60.000<br />

24.000<br />

die Absicht, dort zu investieren? Oder<br />

will der Kunde sein Unternehmen<br />

demnächst umbauen und muss deshalb<br />

vielleicht irgendwann an sein<br />

Kapital? Dann könne ein Rürup-Vertrag<br />

nicht das einzige Standbein sein.<br />

„Diese Vertragsform raubt Liquidität<br />

dann, wenn man sie braucht“, unterstreicht<br />

Mayer.<br />

mit Basisrente<br />

2.669<br />

Spielräume und Garantien<br />

Sollte die Entscheidung pro Rürup-<br />

Rente fallen, geht es im Weiteren um<br />

Kostenstrukturen und den Vergleich<br />

von Fonds, Tarifen, Garantien und<br />

Vereinfachte Beispielrechnung<br />

6.415<br />

Jahreseinkommen Jahresprämie Basisrente Einkommenssteuer Steuervorteil p. a.<br />

Selbstständige/-r: 2 Kinder (1 Kinderfreibetrag), Steuerkl. III, ohne Berücksichtigung Freibeträge, alte BL,<br />

PKV ohne Zuschuss, Brutto-Jahreseink. 60.000 €, Ehepartner/-in (St-Kl. V) 35.000 €<br />

Ablaufleistungen. „In den neueren<br />

Tarifen der Basisrente – ohne Garantieverpflichtung<br />

– lässt sich der Garantieanteil<br />

für die eingezahlten Beiträge<br />

zugunsten der Rendite viel besser<br />

steuern“, vergleicht Heidekamp. „Je<br />

jünger der Sparer, umso größer der<br />

Spielraum bis hin zum gänzlichen<br />

Garantieverzicht.“ Je kürzer die<br />

Laufzeit des Vertrags bis zur Rente,<br />

umso wichtiger werde allerdings<br />

zumindest eine Teilgarantie. Die<br />

Kundschaft da wie dort mit Nettotarifen<br />

abzuholen gehört zu seinem<br />

strategischen Beratungskonzept.<br />

Lohnt sich eine Basisrente<br />

für Selbstständige?<br />

Steuerlich geförderte<br />

Altersvorsorge<br />

Hohe Rendite durch<br />

Steuervorteile<br />

Beitragsbefreiung<br />

bei BU möglich<br />

60.000<br />

ohne Basisrente<br />

9.084<br />

Rechnet sich ohne<br />

Steuervorteile nicht<br />

Nur in engen Grenzen<br />

vererbbar<br />

Kapital nicht frei<br />

verfügbar<br />

0<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


54 | VERSICHERUNGEN Rechtsschutz<br />

»Vertragsrechtsschutz nur<br />

schwer kalkulierbar«<br />

Der gewerbliche Rechtsschutz rückt in den Fokus. Doch maßgebliche Risiken werden zum<br />

Teil gar nicht versichert. Analyst Christian Monke von Franke und Bornberg im Interview<br />

CF CARLA FRITZ<br />

<strong>procontra</strong>: Krisenzeiten sind Rechtsschutzzeiten.<br />

Da kommt Ihr neues Rating zur Rechtsschutzversicherung<br />

für Unternehmer und Selbstständige<br />

gerade recht.<br />

Christian Monke: So könnte man fast sagen. Aber<br />

das war nicht der Grund dafür, sondern – nach<br />

Ratings in Cyber, Betriebshaftpflicht und Inhaltsversicherung<br />

für KMU – vielmehr die Fortsetzung<br />

im gewerblichen Bereich, um den wir uns jetzt seit<br />

circa vier Jahren kümmern. Nachfragen von Versicherer-<br />

wie auch Vertriebsseite signalisieren auch<br />

hier Bedarf an neutraler Einschätzung von dritter<br />

Seite zur Qualität der Produkte, nach mehr Transparenz<br />

und verlässlicher Orientierung.<br />

<strong>procontra</strong>: Was kann und sollte ein solches Rating<br />

leisten und der Makler, der es nutzt, folglich erwarten?<br />

Monke: Es geht dabei nicht um unsere Wunschvorstellungen.<br />

Das Rating soll einen umfänglichen Blick<br />

auf Markt und Angebote liefern. Die Beitragsseite<br />

bleibt außen vor. Wir prüfen allein die Leistungsseite:<br />

Was ist in den Versicherungsbedingungen<br />

enthalten? Ist alles verlässlich, rechtssicher und<br />

nachvollziehbar beschrieben? Bewerten können wir<br />

nur das, was tatsächlich in den Vertragsunterlagen<br />

Was Sie erfahren werden:<br />

Was das Rating leisten kann und was nicht<br />

Warum Vertrags-RS im Rating den höchsten Stellenwert hat<br />

Was privater Rechtsschutz gewerblichem voraushat<br />

»Im Vergleich mit Privatrechtsschutz<br />

beobachten<br />

wir oft einen abgeschwächten<br />

Leistungsumfang.«<br />

zu finden ist. Auch sehr gute Produkte können daher<br />

noch Deckungslücken haben.<br />

Wie sich die Gesellschaften im Schadenfall verhalten,<br />

können wir hier nicht prüfen. Auch wenn<br />

Vermittler das verständlicherweise gern hätten und<br />

uns darauf, teils auch kritisch, ansprechen. Stichworte<br />

hierzu: Servicequalität und Zahlungsbereitschaft.<br />

Und: Unsere Ratingurteile sind Pauschalaussagen.<br />

Wir können nicht auf jede Kundensituation<br />

eingehen. Das sollte im Rahmen einer Beratung<br />

geschehen.<br />

<strong>procontra</strong>: Auch die gewerbliche Rechtsschutzversicherung<br />

lässt viele Kombinationsmöglichkeiten zu.<br />

Wie bauen sich die Angebote typischerweise auf?<br />

Monke: Je nach Produkt registrieren wir entweder<br />

verschiedene fixe Tariflinien mit unterschiedlichen<br />

Leistungsniveaus von Basis, Komfort, Premium –<br />

diese Dreiteilung machen grundsätzlich viele Gesellschaften.<br />

Oder es gibt hinzuwählbare Bausteine.<br />

In beiden Varianten müssen die für Selbstständige<br />

besonders wichtigen Leistungen wie Vertrags- oder<br />

Strafrechtsschutz fast immer gegen Mehrbetrag<br />

ergänzt werden.<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


Rechtsschutz VERSICHERUNGEN | 55<br />

<strong>procontra</strong>: … sofern das Angebot diese<br />

Möglichkeit hergibt. Anders als im<br />

privaten Rechtsschutz ist das Vertragsrisiko<br />

im Gewerbe bekanntlich meist ein<br />

No-Go. Um Konflikte mit Kunden und<br />

Lieferanten oder Dienstleistern machen<br />

viele Rechtsschutzanbieter immer noch<br />

einen großen Bogen. Wie bewerten Sie<br />

dieses Manko – und wie schlägt sich das<br />

im Rating nieder?<br />

Monke: Der Vertragsrechtsschutz ist<br />

das größte Risiko in der gewerblichen<br />

Rechtsschutzversicherung und für die<br />

Gesellschaften aufgrund der möglichen<br />

sehr hohen Schäden nur schwer kalkulierbar.<br />

Daher scheut sich die Branche<br />

vor einer vorbehaltlosen Abdeckung.<br />

Einige Anbieter am Markt gibt es aber<br />

doch. Allerdings wird die Leistungshöhe<br />

gedeckelt.<br />

Für die Höchstnote FFF+ verlangen wir<br />

im Rating neben einer hohen Gesamtqualität,<br />

das heißt einer entsprechend<br />

hohen Punktzahl, auch Leistungen<br />

im Vertrags- sowie im Steuer- und<br />

Sozialrechtsschutz und binden diese<br />

außerdem an einen Mindeststandard.<br />

Rechtsstreitigkeiten um Verträge beispielsweise<br />

müssen demnach europaweit<br />

versichert sein.<br />

<strong>procontra</strong>: Nur eine kleine Spitzengruppe<br />

mit der Höchstnote FFF+ für<br />

„hervorragend“ und FFF für „sehr gut“,<br />

aber ein großes Mittelfeld mit „gut“<br />

und „befriedigend“: Überrascht Sie die<br />

Auswertung der untersuchten rund 60<br />

Tarifvarianten fürs Gewerbe?<br />

Monke: Eine solche Verteilung ist bei<br />

einem Erstrating nicht ungewöhnlich.<br />

Unterliegen Sparten nicht der externen<br />

Qualitätskontrolle durch Ratings, ist<br />

für die Versicherer auch kein Anreiz da,<br />

die Produkte möglichst kundenfreundlich<br />

zu gestalten. Zudem fehlen häufig<br />

Standards beim Leistungsumfang und<br />

bei der Formulierung der Versicherungsbedingungen.<br />

Das war anfänglich auch<br />

bei der Berufsunfähigkeitsversicherung<br />

nicht anders.<br />

<strong>procontra</strong>: Inwiefern hakt es sonst<br />

noch bei gewerblichen Rechtsschutzversicherungen?<br />

Monke: Gerade im Vergleich mit privaten<br />

Rechtsschutzverträgen beobachten<br />

wir häufig einen abgeschwächten<br />

Leistungsumfang. Maßgebliche Risiken,<br />

auch über den Vertragsrechtsschutz<br />

hinaus, werden teilweise gar nicht oder<br />

mit geringeren Summen versichert.<br />

<strong>procontra</strong>: Konkret: Wo ist denn im<br />

Kleingedruckten insbesondere noch<br />

„Luft nach oben“?<br />

Monke: Es gibt keinen einheitlichen<br />

Trend. Antidiskriminierung, Urheberrecht,<br />

Kartellrecht, Mediation, das ist in<br />

einer Reihe von Tarifen gar nicht<br />

versichert – und wenn, dann meist nur<br />

in den Top-Tarifen, und das in sehr<br />

unterschiedlicher Höhe. Abstriche gibt<br />

es auch beim Arbeitsrecht – etwa wenn<br />

es um Rechtsstreit mit Gewerkschaften<br />

geht. Deutliche Abstufungen sehen wir<br />

auch bei der weltweiten Absicherung<br />

mit Deckungssummen ab 200.000 Euro<br />

bis unbegrenzt. Eines fällt aber in der<br />

Tat auf: Anders als im privaten Bereich<br />

beschränkt sich der Rechtsschutz im<br />

Gewerbe vielfach nur auf den gerichtlichen<br />

Bereich. Außergerichtlicher<br />

Schutz steht nicht so sehr im Fokus.<br />

Weiter im Thema<br />

Alle Ergebnisse des<br />

Ratings über gewerblichen<br />

Rechtsschutz<br />

Foto: Franke und Bornberg


56 | FOKUS Canada Life<br />

Mein Leben.<br />

Besser versichert.<br />

Höhere<br />

Sofortrente<br />

für Ihre Kunden<br />

Ab sofort ist unsere Sofortrente noch attraktiver.<br />

Wir haben für Ihre Neukunden seit dem 27.<strong>02</strong>.2<strong>02</strong>3 die Rentenfaktoren unserer<br />

GARANTIE INVESTMENT RENTE deutlich erhöht. Und das Beste: Die garantierte<br />

Rente kann weiter steigen. Mehr Informationen erhalten Sie über den QR-Code.<br />

Canada Life Assurance Europe plc, Niederlassung <strong>procontra</strong> FOKUS für Deutschland, in Zusammenarbeit Canada mit CANADA Life Assurance LIFE Europe plc<br />

Hohenzollernring 72, 50672 Köln, AG Köln, www.canadalife.de<br />

unterliegt der Aufsicht der Bundesanstalt<br />

Telefon: 061<strong>02</strong>-306-1900, Telefax: 061<strong>02</strong>-306-1901,<br />

für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin)<br />

Maklerservice@canadalife.de, www.canadalife.de<br />

und der Central Bank of Ireland.<br />

Anzeige


Canada Life FOKUS | 57<br />

FOKUS<br />

CANADA LIFE<br />

Liquidität + Altersvorsorge<br />

= Sofortrente!<br />

Fast 50 Milliarden Euro an Kapitalleistungen,<br />

ein Plus von knapp 4 Prozent<br />

gegenüber dem Vorjahr, haben die<br />

deutschen Lebensversicherer 2<strong>02</strong>1 an<br />

ihre Kunden überwiesen. Eine gewaltige<br />

Menge Geld, das eine sinnvolle<br />

„Anschlussverwendung“ braucht.<br />

Das Gleiche gilt für die noch größere<br />

Summe der Erbschaften: Barvermögen<br />

macht annähernd die Hälfte der rund<br />

400 Milliarden Euro aus, die hierzulande<br />

jährlich an die nächste Generation<br />

weitergegeben werden. Hinzu kommen<br />

geerbte Immobilien, die nicht benötigt<br />

und daher – auf bekanntermaßen hohem<br />

Preisniveau – veräußert werden.<br />

Die Generation der Erben ist auch ebenjene,<br />

die mit großen Sorgen auf den<br />

eigenen Ruhestand blickt, wie eine Allensbach-Umfrage<br />

für den Versicherer-<br />

Gesamtverband GDV kürzlich erbracht<br />

hat. „Nur noch 30 Prozent der 30- bis<br />

59-Jährigen bezeichnen die eigene Absicherung<br />

fürs Alter als ausreichend. Vor<br />

fünf Jahren waren es noch 38 Prozent“,<br />

nennt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg<br />

Asmussen ein Hauptfazit.<br />

Nahe liegt es also, beide Stränge<br />

zusammenzuführen: vorhandene<br />

Liquidität für die Sicherung des<br />

Lebensstandards im Alter einzusetzen.<br />

Ein bewährtes Vehikel dafür sind<br />

Sofortrenten gegen Einmalbeitrag, die<br />

schon Jahrzehnte vor Rentenantritt<br />

abgeschlossen werden können. Ihr<br />

bestechender Vorteil liegt in der<br />

Absicherung des Langlebigkeitsrisikos,<br />

wie sie nur Versicherungsprodukte<br />

bieten können. Ihr Nachteil: Garantien<br />

kosten unweigerlich Geld, also Rendite<br />

aufs Kapital. Attraktiv sind folglich vor<br />

allem fondsgebundene Einmalbeitragsprodukte,<br />

bei denen das Geld auch in<br />

Foto: Tom Merton<br />

der Rentenbezugsphase weiterhin<br />

„arbeiten“ kann. Wie das praktisch<br />

risikofrei funktioniert, macht die<br />

Canada Life als Spezialistin für fondsgebundene<br />

Lösungen mit ihrer GARANTIE<br />

INVESTMENT RENTE vor. Gewinne der<br />

ausgewählten Fonds erhöhen die<br />

Rentenleistungen dauerhaft, und zwar<br />

bis ans Lebensende, auch wenn die<br />

Performancekurve des Portfolios mal<br />

nach unten zeigt. Doch schon die<br />

Einstiegsrenten gehören zu den<br />

marktweit höchsten. Mehr dazu im<br />

Interview auf den Folgeseiten.<br />

Sorgenfrei den Ruhestand<br />

genießen:<br />

Eine fondsgebundene<br />

Sofortrente verbindet<br />

die Sicherheit<br />

lebenslanger Rentenzahlungen<br />

mit den<br />

Ertragschancen der<br />

Kapitalmärkte.<br />

<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit CANADA LIFE<br />

Anzeige


58 | FOKUS Canada Life<br />

»30 bis 44 Prozent höhere<br />

garantierte Einstiegsrenten«<br />

Canada Life hat die Garantie-Renten ihres fondsgebundenen Einmalbeitragsprodukts<br />

GARANTIE INVESTMENT RENTE deutlich angehoben. Dr. Igor Radović, Direktor Produkt-<br />

und Vertriebsmanagement Canada Life Deutschland, über Gründe und Auswirkungen<br />

SW SEBASTIAN WILHELM<br />

<strong>procontra</strong>: Sie haben die Garantie-<br />

Renten im Rahmen der GARANTIE<br />

INVESTMENT RENTE erhöht. Für Leser,<br />

die dieses Produkt noch nicht kennen:<br />

Was steckt dahinter?<br />

Dr. Igor Radović: Viele Menschen<br />

vernachlässigen, dass regelmäßige<br />

<strong>Ausgabe</strong>n auch im Alter anfallen und am<br />

einfachsten durch regelmäßige Einnahmen<br />

in Form einer Rente abzudecken<br />

sind. Die GARANTIE INVESTMENT<br />

RENTE ist eine fondsgebundene Sofortrente<br />

für alle, die schon über Erspartes<br />

verfügen und es als Einmalbeitrag gut<br />

und sicher für ihre Zusatzrente anlegen<br />

wollen. Hierfür eignen sich zum Beispiel<br />

Gelder aus auslaufenden Lebensversicherungen,<br />

Fondsdepots oder Immobilienverkäufen.<br />

Kunden können mit der<br />

Lösung ihre Rente dann sofort beziehen,<br />

aber auch aufschieben. Egal wofür man<br />

sich entscheidet: Wer jetzt einsteigt,<br />

sichert sich durch unsere aktuelle Erhöhung<br />

besonders gute Garantie-Renten<br />

– mit die höchsten am Markt. Und das<br />

lebenslang.<br />

<strong>procontra</strong>: Ab welchem Alter können<br />

Ihre Kunden einsteigen?<br />

Radović: Ab 60 Jahren kann man die<br />

sofort beginnende Variante nutzen<br />

und bezieht dann direkt seine Rente.<br />

In die aufgeschobene Variante können<br />

Kunden schon ab 40 Jahren einsteigen<br />

und den Rentenbezug bis zu 20 Jahre<br />

aufschieben.<br />

<strong>procontra</strong>: Was hat sich nun konkret für<br />

die Kunden geändert?<br />

Radović: Mit 60 Jahren beginnt für viele<br />

das Alter, in dem sie die operative Planung<br />

und Gestaltung ihres Ruhestands<br />

angehen. Und genau diese Altersgruppe<br />

profitiert ganz besonders von unserem<br />

Produktupdate: Wir haben die Einstiegsrenten<br />

deutlich erhöht. Kunden<br />

»65-Jährige<br />

bekommen für<br />

100.000 Euro nun<br />

307,64 Euro lebenslange<br />

Monatsrente.«<br />

zwischen 62 und 67 Jahren erhalten im<br />

Durchschnitt sage und schreibe 30 Prozent<br />

mehr garantierte Einstiegsrente als<br />

vorher. 60-Jährige erhalten sogar eine<br />

44 Prozent höhere Einstiegsrente.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie wirkt sich das beispielhaft<br />

bei einem Einmalbeitrag von<br />

100.000 Euro aus?<br />

Radović: 65-Jährige bekommen dafür<br />

nun 307,64 Euro lebenslange Monatsrente.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie ist ein solch satter Garantiezuschlag<br />

kalkulatorisch möglich?<br />

Radović: Die Rentenhöhen werden<br />

maßgeblich von den Zinsen am Kapitalmarkt<br />

bestimmt. Durch die seit einiger<br />

Zeit steigenden Zinsen konnten wir<br />

die Rentenfaktoren in der GARANTIE<br />

INVESTMENT RENTE schnell nach oben<br />

anpassen. Davon profitieren die neu einsteigenden<br />

Kunden – mit lebenslanger<br />

Wirkung. Wir haben die Zinsentwicklung<br />

genutzt und ihre positive Auswirkung an<br />

Kunden weitergegeben. Das ist übrigens<br />

typisch für Canada Life.<br />

<strong>procontra</strong>: Wo werden die Kundengelder<br />

angelegt und wer managt sie?<br />

Radović: Auch bei Rentenbeginn<br />

erstreckt sich der voraussichtliche<br />

Anlagehorizont über einige Jahrzehnte,<br />

deshalb ist eine gute Beimischung von<br />

Sachwerten wie Aktien durchaus sinnvoll.<br />

Es gibt in der GARANTIE INVEST-<br />

MENT RENTE drei Portfolios, die Sachwerte<br />

und Anleihen in unterschiedlicher<br />

Zusammensetzung mixen. Fondsmanager<br />

ist Setanta, eine Fondsgesellschaft,<br />

die wie wir zur kanadischen Great-West-<br />

Gruppe gehört. Setanta hat sich bereits<br />

durch cleveres Value-Investing bewährt<br />

<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit CANADA LIFE<br />

Anzeige


Canada Life FOKUS | 59<br />

Dr. Igor Radović,<br />

Direktor Produktund<br />

Vertriebsmanagement<br />

Canada Life<br />

Deutschland<br />

und wurde für ihre Investmentkompetenz<br />

in der Altersvorsorge mehrfach mit<br />

dem Irish Pension Award ausgezeichnet.<br />

Bei der GARANTIE INVESTMENT RENTE<br />

werden Fonds angeboten, in Form<br />

dreier Portfolios: „Chance“ mit einem<br />

Aktien-Anleihen-Verhältnis von 50 zu 50<br />

Prozent, „Ausgewogen“ mit 30 Prozent<br />

Aktien und „Defensiv“ mit nur noch 20<br />

Prozent, der Rest sind Anleihen. Der<br />

Kunde kann hier beim Abschluss je nach<br />

Risikoneigung seine Wahl treffen. Wenn<br />

er möchte, kann er später aber auch in<br />

ein risikoärmeres Profil wechseln. Die<br />

Fonds haben zudem den Vorteil, dass<br />

ihre Zusammensetzung jederzeit nachvollziehbar<br />

ist und die Wertentwicklung<br />

jederzeit auf unserer Website sichtbar<br />

ist.<br />

<strong>procontra</strong>: Was passiert, wenn Kurse<br />

und Portfoliowert sinken, was bei einer<br />

guten Performance?<br />

Radović: Die GARANTIE INVESTMENT<br />

RENTE leistet in erster Linie eine lebenslange,<br />

kalkulierbare Rente, die nie fallen<br />

kann. Gleichzeitig ist die Anlage mit<br />

einer guten Portion Aktien versehen,<br />

was bei dem voraussichtlichen Anlagehorizont<br />

sehr viel Sinn ergibt, Schwankungen<br />

sind daher unvermeidlich.<br />

Einer der wichtigsten Produktvorteile<br />

für Kunden ist: Sie können von guten<br />

Kapitalmarkt-Ergebnissen profitieren,<br />

gleichzeitig sind ihre Renten aber vor<br />

Negativresultaten immer geschützt. So<br />

können die Renten auch bei Talfahrten<br />

an der Börse nicht fallen – und zwar<br />

ganz gleich, welches Portfolio Kunden<br />

gewählt haben. Läuft es aber gut, können<br />

sie sogar höhere Renten erhalten.<br />

Das funktioniert so: Die Kunden sind<br />

dauerhaft in ihre Portfolios investiert –<br />

und zwar sowohl in der Aufschub- als<br />

auch in der Rentenphase. Am jährlichen<br />

Stichtag des Abschlusses betrachten<br />

wir die Wertentwicklung im gewählten<br />

Portfolio. Bei einer ausreichenden<br />

Steigerung erhalten Kunden dann eine<br />

Rentenerhöhung. Die gilt auch, wenn<br />

sie in der Aufschubphase erzielt wurde.<br />

Das Besondere: Diese Steigerungen<br />

sind dann wieder lebenslang garantiert,<br />

genau wie vorher die Einstiegsrente.<br />

Wie Sie sehen, kommt dem Kunden<br />

auch hier unsere Kapitalmarkt-Expertise<br />

zugute – denn zwischen der<br />

garantierten Rente und der schwankenden<br />

Fondsanlage greifen wir auf<br />

Absicherungsinstrumente zurück. Die<br />

Möglichkeit, bei guter Performance<br />

Rentensteigerungen mitzunehmen,<br />

genießen Kunden übrigens schon seit<br />

der Einführung des Produkts vor über<br />

zehn Jahren. Und daran hat sich nichts<br />

geändert. In der angelsächsischen Welt,<br />

aus der Canada Life ja kommt, zählt<br />

profitable Kapitalanlage als wichtige<br />

Kompetenz in der Altersvorsorge. Denn<br />

ihr Erfolg ist ein wichtiger Faktor für<br />

ein ausreichendes Einkommen im Alter.<br />

Dieses Prinzip machen wir für deutsche<br />

Kunden zugänglich. Dafür ist die GA-<br />

RANTIE INVESTMENT RENTE ein echtes<br />

Paradebeispiel.<br />

<strong>procontra</strong>: Das Leben birgt Überraschungen<br />

– wie flexibel reagiert die<br />

GARANTIE INVESTMENT RENTE darauf,<br />

wenn ein Kunde in Liquiditätsnot gerät?<br />

Radović: Die GARANTIE INVESTMENT<br />

RENTE bietet hier sehr flexible Konditionen:<br />

Kunden können jederzeit Entnahmen<br />

tätigen – kostenfrei. Sie können<br />

das gesamte Guthaben oder auch nur<br />

Teile entnehmen. Man muss keine<br />

Wartezeiten nach dem Abschluss<br />

beachten, es spielt auch keine Rolle, ob<br />

man seine Rente schon bezieht oder<br />

noch in der Aufschubphase ist. Die<br />

Rente verringert sich nach einer<br />

Entnahme prozentual – je nachdem, wie<br />

viel man entnommen hat. Diese<br />

Beweglichkeit kommt vielen Kunden<br />

entgegen. Gerade in der Übergangsphase<br />

zur Rente wollen viele Menschen<br />

einfachen Zugriff auf ihr Geld. Man<br />

möchte sich das eine oder andere Extra<br />

gönnen, aber auch in Notfällen das<br />

nötige Kleingeld parat haben – für sich<br />

oder auch für andere, wie Kinder oder<br />

Enkel.<br />

CANADA LIFE | Hohenzollernring 72 | 50672 Köln | 061<strong>02</strong>-30619-00 | www.canadalife.de<br />

Anzeige


BERATER<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


Klimawandel<br />

versetzt Anleger<br />

in Sorge<br />

Auch geopolitische Spannungen<br />

treiben viele Menschen um.<br />

Die Folgen des Klimawandels beeinflussen einen<br />

Großteil der Deutschen hinsichtlich ihrer Geldanlage.<br />

Das ist das Ergebnis einer Studie, die<br />

die Gothaer zusammen mit dem Meinungsforschungsinstitut<br />

forsa durchgeführt hat. Darin<br />

gaben 85 Prozent der rund 1.000 Befragten an,<br />

dass ihnen die finanziellen Auswirkungen des<br />

Klimawandels große Sorge bereiten. 72 Prozent<br />

haben Bedenken, dass die Preise und Alltagskosten<br />

weiter ansteigen und somit ihre Geldanlagen<br />

entwertet werden. 71 Prozent der Befragten fürchten<br />

zudem, dass aufgrund geopolitischer Spannungen<br />

die Preise weiter steigen und sich ihre<br />

finanzielle Situation verschlechtert.<br />

Weitere Themen<br />

Finanzbildung beim Kunden fördern? 62<br />

Bestandsbörsen bei Maklerpools 68<br />

Notfallplan im Todesfall des Maklers 72<br />

Die Suche nach dem perfekten MVP 76<br />

Foto: NiseriN


62 | BERATER Finanzwissen<br />

»Der Hebel in Sachen<br />

Finanzbildung ist nicht groß«<br />

Ob und wie informierte Kunden Einfluss auf den Beratungserfolg haben können,<br />

erklärt Wirtschaftsprofessor Matthias Beenken.<br />

HP HANNAH PETERSOHN<br />

<strong>procontra</strong>: Sind aufgeklärtere Kunden<br />

ein Grundstein für den Beratungserfolg?<br />

Prof. Matthias Beenken: Ich glaube,<br />

dass Kunden mit einem besseren Überblick<br />

auch bessere Entscheidungen<br />

treffen. Sie bereuen ihre Käufe eher seltener<br />

und bleiben ihren Entscheidungen<br />

länger treu. Und sie werfen dem Berater<br />

im Nachhinein womöglich seltener eine<br />

Falschberatung vor.<br />

<strong>procontra</strong>: Also schließen Kunden mit<br />

hoher Finanzbildung nicht mehr ab?<br />

Beenken: Vielleicht wählen sie andere<br />

Produkte. Eventuell setzt der gebildete<br />

Kunde seinen Verkäufer eher unter<br />

Druck und sagt: „Aktiv gemanagte<br />

Fonds kosten mehr. Ich hätte gerne<br />

einen ETF und möglichst niedrige Kosten.“<br />

Bei dieser Klientel hat ein Verkäufer<br />

mehr Mühe, den Kunden zufriedenzustellen.<br />

<strong>procontra</strong>: Ein ETF bringt weniger<br />

Provision. Bedeuten klügere Kunden<br />

demnach sogar weniger Gewinn?<br />

Beenken: Ich vermute, dass solche Kunden<br />

gar nicht erst zu einem klassischen<br />

Vermittler gehen. Sie eröffnen eher<br />

über eine Direktbank ein Depot oder<br />

lassen es via FinTech und Robo-Advisor<br />

managen. Das sind Kunden, die für eine<br />

Bank oder einen klassischen Vermittler<br />

Was Sie erfahren<br />

werden:<br />

Ob Kunden mit Finanzwissen<br />

zu mehr Umsatz führen<br />

Wie Berater ihre Kunden<br />

am besten schulen<br />

Welche Rolle das Kundenalter<br />

für die Beratung spielt<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


Finanzwissen BERATER | 63<br />

verloren sind, da verdienen sie nichts.<br />

<strong>procontra</strong>: Wenn Finanzvermittler<br />

etwas verkaufen wollen, mit dem sie<br />

gut verdienen können, ist das nicht das<br />

Beste für die Kunden?<br />

Beenken: Das ist eine Frage der Kundentypologie.<br />

Es gibt Kunden, die an<br />

eine bestimmte Entwicklung glauben<br />

und bereit sind, höhere Kosten für einen<br />

aktiv gemanagten Themenfonds in Kauf<br />

zu nehmen.<br />

<strong>procontra</strong>: Stoßen Makler eher bei<br />

jüngeren oder bei älteren Kunden auf<br />

ein ausgeprägtes Finanzwissen?<br />

Beenken: Forschungen zeigen, dass<br />

Vorbildung und Alter nicht miteinander<br />

korrelieren. Es geht um die Frage nach<br />

dem Bildungsstand. Das zieht sich quer<br />

durch die Altersklassen. Mit einem anderen<br />

Bildungshintergrund interpretiert<br />

man Erfahrungen anders.<br />

<strong>procontra</strong>: Sollte der Makler seinen<br />

Bestand hinsichtlich des Finanzwissens<br />

klassifizieren nach Laien, Fortgeschrittenen,<br />

Profis – und diese Zielgruppen<br />

dann individuell ansprechen?<br />

Beenken: Auf jeden Fall, das ist sinnvoll.<br />

Er muss aber auch wissen, wie<br />

beratungs- oder betreuungsaffin der<br />

Kunde ist und was er tun muss, um die<br />

Kundenbindung zu stärken.<br />

<strong>procontra</strong>: Sollten Finanzberater das<br />

Finanzwissen ihrer Kunden schulen?<br />

Beenken: Nein, es ist nicht ihre Aufgabe,<br />

eine finanzielle Allgemeinbildung<br />

bei den Kunden herzustellen. Aber natürlich<br />

bleibt ihnen letzten Endes nichts<br />

anderes übrig, als fehlendes Wissen<br />

zu ergänzen. Und das ist ja auch Teil<br />

der Eignungsprüfung. Berater müssen<br />

nach den bisherigen Erfahrungen und<br />

Kenntnissen der Kunden fragen. Das<br />

geschieht auch im eigenen Interesse.<br />

Denn dann können sie anschließend<br />

gegebenenfalls risikoreichere Produkte<br />

verkaufen. Wissensvermittlung ist aber<br />

nicht per se Aufgabe des Beraters, sondern<br />

eher ein Verkaufsinstrument.<br />

<strong>procontra</strong>: Sind jüngere oder ältere<br />

Kunden offener für eine Wissensvermittlung<br />

durch den Berater?<br />

Beenken: Das ist weniger eine Frage<br />

des Alters, sondern eher eine des<br />

Bildungsstands. Ein älterer Kunde fragt<br />

vielleicht gezielter nach. Er schließt<br />

nicht das Erstbeste, das ihm empfohlen<br />

wird, ab. Er setzt sich erst einmal mit<br />

dem Thema auseinander.<br />

»Eventuell setzt der<br />

gebildete Kunde<br />

seinen Verkäufer<br />

eher unter Druck.«<br />

<strong>procontra</strong>: Welche Kanäle funktionieren<br />

für eine Wissensvermittlung gut?<br />

Beenken: Es wird immer behauptet,<br />

dass es vor allem junge Menschen seien,<br />

die sich eine digitale Ansprache wünschen.<br />

Das ist nicht meine Erfahrung.<br />

Das wollen eher diejenigen zwischen<br />

40 und 55 Jahren. Sie stehen im Beruf,<br />

haben eine gewisse Vorbildung und<br />

wenig Zeit, sie brauchen Informationen<br />

schnell und effizient und entscheiden<br />

zügig. Junge Kunden überlegen länger,<br />

sie tun sich schwerer mit der Entscheidung.<br />

Sie haben noch nicht so viel Geld,<br />

und davon etwas zur Seite zu legen, ist<br />

ein großer Schritt. Die Beratungsaffinität<br />

verläuft wie in einer Kurve: Sie ist<br />

zu Beginn groß bei den jungen, eher<br />

unerfahrenen Kunden und dann wieder<br />

Long Story short<br />

bei den älteren Kunden, die bestimmte<br />

Zusammenhänge nicht kennen.<br />

<strong>procontra</strong>: Vertrauen Anleger anderen<br />

Quellen nicht ohnehin mehr als einem<br />

Finanzberater?<br />

Beenken: Das ist tatsächlich so. Im<br />

Rahmen einer Studie haben wir festgestellt,<br />

dass die wichtigste Quelle für die<br />

Informationsbeschaffung das Internet<br />

ist. Erst danach kommen Familie, Freunde<br />

und dann die Berater. Der Hebel in<br />

Sachen Finanzbildung ist also gar nicht<br />

so groß.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie können Berater finanzielles<br />

Wissen vertrauensvoll vermitteln,<br />

ohne belehrend zu wirken?<br />

Beenken: Kunden hören auf die Zwischentöne,<br />

wenn sie über ein Produkt<br />

aufgeklärt werden. Sie informieren<br />

sich vorher im Internet, was ein guter<br />

Berater sagen sollte. Ankersätze, die<br />

zur transparenten Beratung gehören<br />

und das Vertrauen stärken. Und dann<br />

überprüfen sie genau, ob sie etwas<br />

davon wiedererkennen. Der Berater<br />

sollten keine Monologe halten, sondern<br />

geschickt fragen. Er muss den Kunden<br />

dazu bringen, selbst zu erkennen, was<br />

ihm bei seiner Finanzentscheidung<br />

wichtig ist.<br />

<strong>procontra</strong>: Sollten Berater also bestimmte<br />

Fragen antizipieren?<br />

Beenken: Das sage ich schon lange: Es<br />

kann doch nicht sein, dass man als<br />

Verkäufer nicht wahrnimmt, welche<br />

Informationen es im Internet gibt.<br />

Berater tun gut daran, sich darüber zu<br />

informieren, was Verbrauchern von<br />

anderen Stellen empfohlen wird. Darauf<br />

muss man vorbereitet sein.<br />

Wissensvermittlung nicht grundlegende Aufgabe des Beraters<br />

Versierte Kunden kaufen eher riskantere Produkte<br />

Geschickte Fragetechnik des Beraters ist essenziell<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


64 | SO IST , S RECHT <br />

So ist , s Recht<br />

Relevante Urteile, die Makler kennen sollten<br />

AW ANNE MAREILE WALTER<br />

Steuer<br />

Mehr Klarheit bei<br />

Krypto-Gewinnen<br />

Gewinne aus Krypto-Anlagen unterliegen<br />

der Steuerpflicht. Während des<br />

Krypto-Booms 2014 hatte ein Anleger<br />

für 23.000 Euro Kryptowährungen<br />

erworben, die er 2017 für 3,4 Millionen<br />

Euro veräußerte. Nachdem er diesen<br />

Gewinn nicht versteuern wollte, das Finanzamt<br />

aber Einkommenssteuern von<br />

1,4 Millionen Euro verlangte, entschied<br />

der Bundesfinanzhof: Kryptowährungen<br />

sind Wirtschaftsgüter, die bei Anschaffung<br />

und Veräußerung innerhalb eines<br />

Jahres zu versteuern sind.<br />

Bundesfinanzhof, IX R 3/22<br />

Equal Pay<br />

Verhandlungssache?!<br />

Verhandlungsgeschick darf laut<br />

Bundesarbeitsgericht kein Grund für<br />

ungleiches Gehalt sein. In einem Metallunternehmen<br />

hatte eine Mitarbeiterin<br />

festgestellt, dass zwei männliche<br />

Kollegen mehrere Hundert Euro mehr<br />

verdienten als sie – trotz gleicher Arbeit.<br />

Der Arbeitgeber rechtfertigte dies in<br />

einem Fall mit längerer Betriebszugehörigkeit,<br />

im anderen mit besserem<br />

Verhandlungsgeschick. Laut BAG wurde<br />

die Klägerin wegen ihres Geschlechts<br />

diskriminiert. Ihr stehen nun 14.500<br />

Euro Lohnnachzahlung zu.<br />

Bundesarbeitsgericht, 8 AZR 450/21<br />

Riester<br />

Streit um gekürzte Rente<br />

Der Rentenanspruch eines Riester-Sparers darf nicht einseitig gekürzt<br />

werden. Das hat das Landgericht Köln entschieden. Geklagt hatte ein Kölner,<br />

der 2006 bei der Zurich Deutscher Herold eine fondsgebundene Riester-Versicherung<br />

abgeschlossen hatte. Bei Vertragsabschluss wurde vereinbart, dass<br />

ihm zu Rentenbeginn je angesparte 10.000 Euro eine Monatsrente in Höhe<br />

von 37,34 Euro ausgezahlt werde. Im Jahr 2017 wurde der Mann über eine<br />

Absenkung des Rentenfaktors informiert. Dies führte zu einer um ein Viertel<br />

reduzierten Rente. Aus Sicht der Richter ist diese Vertragsbedingung unwirksam,<br />

auch darf der Versicherer das Kapitalmarktrisiko nicht einseitig auf den<br />

Kunden abwälzen.<br />

Landgericht Köln, 26 O 12/22<br />

»Hochgerechnet auf eine durchschnittliche<br />

Rentenbezugsdauer von 20 Jahren ergibt<br />

sich hieraus eine Summe von 29.000 Euro,<br />

die dem Sparer entgeht.«<br />

Britta Langenberg, Vorsorgeexpertin Bürgerbewegung Finanzwende<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


Wir machen’s. Einfach.<br />

Alle sprechen<br />

von Prävention<br />

und Gesundheitsvorsorge.<br />

Wir geben Ihren<br />

Kunden mit<br />

Coach:N einen<br />

digitalen Trainer<br />

an die Hand.<br />

Harald Rosenberger<br />

Mitglied des Vorstands<br />

Einkommensschutz in die Zukunft gedacht:<br />

vertrieb.nuernberger.de/eks4future<br />

Personen- und Funktionsbezeichnungen stehen<br />

für alle Geschlechter gleichermaßen.


66 | BERATER Weiterbildung<br />

»Ich wünsche mir mehr<br />

Fingerspitzengefühl«<br />

Patrick Hamacher, Geschäftsführer von Hamacher Versicherungsmakler,<br />

spricht im profino-Podcast über die fehlende Empathie in der Versicherungsbranche.<br />

profino: Was treibt Sie als Makler derzeit<br />

am stärksten um?<br />

Patrick Hamacher: Digitalisierung. Besonders<br />

was die Dateneinspielung und<br />

die Datenweitergabe an den Versicherer<br />

angeht. Viele beschreiben sich als<br />

digitale Versicherer, aber letzten Endes<br />

braucht man dann doch noch Formular<br />

B und C und muss das im Original unterschreiben,<br />

weil digitale Unterschriften<br />

nicht anerkannt werden. Das sollte<br />

vielleicht ein bisschen smarter gehen.<br />

Und was mich auch umtreibt, ist die<br />

Kommunikation, die Art und Weise vieler<br />

Versicherer den Kunden gegenüber.<br />

Ich glaube, da könnte es ein bisschen<br />

empathischer zugehen.<br />

profino: Man liest ja meistens nur<br />

Negativbeispiele in der Presse, aber ist<br />

das wirklich so weitverbreitet, wie man<br />

Abonnieren Sie den profino-Podcast,<br />

um keine Folgen zu verpassen!<br />

»Von Versicherern<br />

kommen immer nur<br />

Texte, die ein Rechtsanwalt<br />

geschrieben<br />

hat, ohne Mitgefühl<br />

oder Einfühlungsvermögen.«<br />

Das Interview ist ein Auszug aus der<br />

22. Folge des profino-Podcasts „Wir reden<br />

unsere Branche selbst schlecht“ mit Patrick<br />

Hamacher. Wie es weitergeht,<br />

können Sie auf<br />

Podcast-Plattformen<br />

wie Spotify, Apple- oder<br />

Google-Podcast hören.<br />

denkt, oder gibt es auch positive Gegenbeispiele<br />

aus Ihrer Erfahrung?<br />

Hamacher: Natürlich gibt es positive<br />

Gegenbeispiele. Gerade dann, wenn<br />

der Schaden bezahlt wird. Dann ist<br />

es egal, was da im Anschreiben steht.<br />

Wenn bezahlt wird, ist es positiv. Wenn<br />

aber nicht bezahlt wird, dann muss ich<br />

mit meinem Kunden auf einer menschlichen<br />

Ebene kommunizieren. Seitens<br />

des Versicherers kommen immer nur<br />

Texte, die ein Rechtsanwalt geschrieben<br />

hat, ohne ein bisschen Mitgefühl<br />

oder Einfühlungsvermögen. Ich würde<br />

mir wünschen, dass da ein bisschen<br />

daran gedacht wird. Wir arbeiten mit<br />

Menschen, und diese Menschen haben<br />

meistens irgendwelche Schicksale erlebt<br />

oder haben gerade finanzielle Nöte,<br />

warum sie uns brauchen. Da ein bisschen<br />

mehr Fingerspitzengefühl walten<br />

zu lassen, würde ich mir wünschen.<br />

profino: Um den Bogen zu spannen:<br />

Steht „Makler mit Cap“ nur für das Äußere<br />

oder verkörpern Sie damit inhaltlich<br />

eine neue Generation der Makler?<br />

Hamacher: Ja, äußerlich sehe ich<br />

anders aus, aber das hat nichts mit<br />

meinem Fachwissen zu tun oder mit der<br />

Art und Weise, wie man mit anderen<br />

Menschen umgeht. Ich habe das große<br />

Glück, dass durch mein äußeres<br />

Erscheinungsbild die Kunden zu mir<br />

kommen, die das gut finden. Somit<br />

ziehe ich die Klientel an, die zu mir<br />

passt.<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


Weiterbildung BERATER | 67<br />

Buchtipps<br />

Lesenswertes für Makler<br />

Inside NFT: Stars,<br />

Storys, Strategien<br />

FinanzBuch Verlag<br />

Bestsellerautor Mike Hager legt nach. Im Anschluss<br />

an seinen „Spiegel“-Bestseller „Reich mit NFTs“ wirft<br />

er einen Blick hinter die Kulissen der NFT-Szene und<br />

lässt den Leser mit Porträts und O-Tönen bekannter<br />

Künstler und Investoren an exklusivem NFT-Wissen<br />

und unterhaltsamen Storys teilhaben. Es ist<br />

das ideale Handbuch für alle, die tiefer in die Szene<br />

eintauchen und über das Basiswissen, das Einführungsbände<br />

liefern, hinausgehen wollen. Zahlreiche<br />

Abbildungen machen „Inside NFT“ nicht nur zu<br />

einem einmaligen Blickfang,<br />

sondern auch zum<br />

idealen Geschenkbuch<br />

für alle, die sich für<br />

moderne Anlageformen,<br />

DeFi und die Krypto-<br />

Welt interessieren. Ein<br />

kurzer Überblick zu<br />

Beginn des Buches holt<br />

auch Einsteiger ab und<br />

vermittelt die wichtigsten<br />

Grundbegriffe.<br />

Stop Overthinking<br />

FinanzBuch Verlag<br />

In der heutigen, durch Reizüberflutung und<br />

Überstimulation geprägten Welt leben viele<br />

Menschen in einem selbst verursachten<br />

mentalen Gefängnis: Sie stecken in unendlichen<br />

negativen Gedankenschleifen fest<br />

und machen sich damit das Leben im Alltag<br />

schwer.<br />

Dieses Buch erklärt, was im Gehirn vorgeht,<br />

wenn es zu solchen erschöpfenden Denkmustern<br />

kommt, wie man sich der Auslöser dafür bewusst wird und<br />

wie man diese Negativspiralen beenden kann. Der renommierte Autor<br />

Nick Trenton liefert detaillierte und bewährte Techniken, die helfen,<br />

das Gehirn neu zu verdrahten, Gedanken zu kontrollieren und mentale<br />

Gewohnheiten zu ändern. Er zeigt, wie man seine inneren Ängste<br />

erkennt, Stressattacken überwindet und den Fokus auf Entspannung<br />

legen kann. Letztendlich bietet er einen Weg zur Freisetzung neuen<br />

Potenzials im Leben.<br />

Pole Position<br />

campus Verlag<br />

Die optimale Positionierung der eigenen<br />

Marke ist im Business eine der größten Herausforderungen:<br />

Wie und wo erreicht man<br />

seine Kundschaft am besten? Wie sticht<br />

man aus der Masse hervor? Und was ist der<br />

passende USP?<br />

„Vergesst den USP!“, sagt Hermann Scherer.<br />

In seinem neuesten Buch gibt er Einblicke<br />

in seinen persönlichen Lebensweg und<br />

schildert, wie er trotz verschiedenster Widrigkeiten seine eigene<br />

Erfolgsgeschichte geschrieben und die Gewinnerformel zur richtigen<br />

Positionierung gefunden hat. In diesem Buch finden sich die wichtigsten<br />

Learnings aus 30 Jahren Scherer-Expertise für mehr Aufmerksamkeit<br />

und Sichtbarkeit. Denn was nutzt es, gut zu sein, wenn kaum<br />

jemand es weiß?<br />

Termine,<br />

Termine<br />

Im Mai startet der<br />

profino-Kongress zur<br />

betrieblichen Vorsorge.<br />

Gespickt mit Diskussionen<br />

und Fachvorträgen<br />

erhalten Vermittler<br />

neue Impulse zur Firmenkundenberatung.<br />

Wann Was Wo<br />

24.-25.04.23 MCC Zukunftsmarkt AltersVorsorge 2<strong>02</strong>3 Berlin<br />

26.-27.04.23 insureNXT Köln<br />

27.-29.04.23 20. IGVM Versicherungsmaklerforum Fulda<br />

03.05.23 Start Kongress betriebliche Vorsorge profino<br />

05.05.23 Aruna Komposit-Tag Berlin<br />

<strong>02</strong>.06.23 <strong>procontra</strong> 03/23 Briefkasten<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


68 | BERATER Bestandsbörsen von Maklerpools<br />

Bestandskarussell dreht sich<br />

Pools treten vermehrt als Akteure in der Bestandsübertragung auf. Mit Börsen oder<br />

Maklerrenten versuchen sie Bestände langfristig zu sichern. Was tut sich im Markt?<br />

OL OLIVER LEPOLD<br />

Was Sie erfahren<br />

werden:<br />

Wie Bestandsbörsen der Pools<br />

für Makler funktionieren<br />

Welche Alternative es zum<br />

Bestandsverkauf gibt<br />

Was Pools jungen Maklern raten,<br />

die Bestände kaufen möchten<br />

„Bestandskauf – alles Wichtige auf<br />

einen Blick“, steht auf der Agenda.<br />

Der Vortragsraum ist gut gefüllt<br />

auf der MMM 2<strong>02</strong>3, der Fachmesse<br />

der Fonds Finanz in München. Das<br />

Thema ist in aller Munde. Viele, insbesondere<br />

jüngere Fachbesucher<br />

stellen konkrete Fragen, denn der<br />

Pool erklärt sein Modell. Er kauft als<br />

Unternehmen Maklerbestände an<br />

und gibt sie an seine Makler in Form<br />

einer Prämie weiter, und zwar unentgeltlich.<br />

„Der Begriff Bestandsbörse<br />

ist also nicht ganz zutreffend, denn<br />

der Pool kauft und unser Maklerpartner<br />

betreut“, sagt Norbert Porazik, geschäftsführender<br />

Gesellschafter von<br />

Fonds Finanz. Infrage kommen nur<br />

Partner mit Gold- oder Diamondstatus,<br />

die sowohl regional als auch von<br />

der Ausrichtung her zum erworbenen<br />

Bestand passen.<br />

Denn der Match muss stimmen.<br />

„Bevor Fonds Finanz den vollständigen<br />

Kaufpreis übernimmt, wird<br />

er gemeinsam mit dem Verkäufer<br />

ermittelt. Sind sich die beiden<br />

Parteien einig, kauft Fonds Finanz<br />

den Bestand und überträgt ihn an<br />

den ausgewählten Makler. Dieser<br />

neue Betreuer erhält zunächst nur<br />

eine Bestandscourtage in Höhe von<br />

1 Prozent“, erklärt der Poolchef. Der<br />

Bestand wird erst dann, wenn neue<br />

Illustration: Roman Kulon


Bestandsbörsen von Maklerpools BERATER | 69<br />

Abschlüsse erfolgen, schrittweise<br />

mit einer Courtage von 100 Prozent<br />

vergütet. Dieses Modell, zu dem auch<br />

noch zwei weitere Optionen für alle<br />

angeschlossenen Partner (Initiativund<br />

Unterstützungskauf) gehören,<br />

kann sich Fonds Finanz leisten, weil<br />

mit Hg Capital seit 2<strong>02</strong>2 ein finanzstarker<br />

Partner hinter dem Pool steht.<br />

Mittlerweile bieten viele Pools Unterstützung<br />

beim Bestandsver- und<br />

-ankauf ihrer Makler an. Sie konkurrieren<br />

dabei mit erfahrenen Bestandsdienstleistern,<br />

die die Konkurrenz<br />

mitunter skeptisch sehen (siehe<br />

Interview).<br />

Win-win-win-Situation<br />

Ein Bestandskauf gilt bei verantwortungsvoller<br />

Durchführung als Winwin-win-Situation.<br />

„Es ermöglicht<br />

Maklern, ihr Lebenswerk zu kapitalisieren,<br />

um so den eigenen Ruhestand<br />

zu finanzieren. Gleichzeitig kann der<br />

verkaufende Makler seinen Kunden<br />

zusichern, dass sie weiterhin von<br />

einem Nachfolger vertrauensvoll<br />

beraten werden. Und der Pool sichert<br />

sich Einnahmen, weil der Bestand bei<br />

ihm bleibt“, bringt es Dr. Sebastian<br />

Grabmaier, Vorstandsvorsitzender<br />

von Jung, DMS & Cie. (JDC), auf den<br />

Punkt. JDC hat bereits seit 2015 mit<br />

dem Maklerrentenmodell „DMR<br />

Deutsche Makler Rente“ mehr als 50<br />

langjährigen Vertriebspartnern die<br />

Bestände abgekauft. 2<strong>02</strong>2 wurde gemeinsam<br />

mit Bain Capital und Great<br />

West die Summitas Gruppe gegründet,<br />

die unter anderem Bestände von<br />

Gewerbemaklern erwirbt. „Kleinere<br />

Bestände bieten wir aber auch unseren<br />

regionalen Partnern an, die uns<br />

signalisiert haben, dass sie sich eine<br />

Vergrößerung vorstellen können“, so<br />

Grabmaier.<br />

Auch der Markt wird perspektivisch<br />

immer größer: „Das Jahrzehnt des Betreuerwechsels<br />

hat begonnen. In den<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

»Das Modell muss<br />

zum Makler passen,<br />

nicht umgekehrt.«<br />

Kevin Jürgens<br />

Phönix Maxpool<br />

Nachwuchs gesucht<br />

Im Durchschnitt gehört der Großteil der Vermittlerschaft zur Generation 50plus.<br />

bis 29 30 bis 39 40 bis 49 50 bis 59 60 bis 65 über 65<br />

Angaben in % Quelle: Betriebswirtschaftliche Strukturen des Versicherungsvertriebs, BVK-Strukturanalyse 2<strong>02</strong>0/2<strong>02</strong>1<br />

nächsten fünf bis sieben Jahren werden<br />

Tausende Vermittelnde in Rente<br />

gehen und Bestände hinterlassen.<br />

Wahrscheinlich stehen bald rund 150<br />

Millionen Verträge ohne Betreuer aus<br />

Fleisch und Blut da“, schätzt Oliver<br />

Kieper, Vorstand Versicherungen der<br />

Netfonds Gruppe. Der Pool unterhält<br />

keine offene Börse, aber unterstützt<br />

seine Partner, sobald er Kenntnis<br />

erlangt von Bestandskauf- oder -verkaufswünschen.<br />

„Wo es geht, sind wir<br />

behilflich, die Parteien miteinander<br />

bekannt zu machen, und begleiten<br />

das Geschäft“, so Kieper.<br />

Seit Kurzem mit einer digitalen Bestandsbörse<br />

im Markt ist Maxpool.<br />

„Es funktioniert wie eine Partnerbörse<br />

im Internet. Wünsche eingeben,<br />

Angebote ansehen, und wenn<br />

es passt, erfolgt ein Match“, sagt<br />

Kevin Jürgens, Vertriebsvorstand<br />

der Phönix Maxpool Gruppe. Der<br />

verkaufswillige Makler trägt dazu<br />

in eine vorgegebene Oberfläche die<br />

Daten seines Bestands und seinen<br />

Wunschpreis ein. Die Bestandsübertragungsexperten<br />

des Pools prüfen,<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


70 | BERATER Bestandsbörsen von Maklerpools<br />

ergänzen fehlende Informationen<br />

und klären Details. Später plant das<br />

Pool-Team parallel zur Vertragsunterzeichnung<br />

und Kaufpreiszahlung die<br />

Bestandsübertragung und begleitet<br />

beide Parteien als kostenlosen Service<br />

so lange, bis der letzte Vertrag den<br />

Bestandsinhaber gewechselt hat.<br />

„Im Zuge dieses Prozesses machen<br />

wir den Makler auch auf Alternativen<br />

zum Verkauf aufmerksam, wie<br />

eine Verrentungsoption etwa über<br />

unsere ‚Chancenorientierte Rente‘.<br />

Das Modell muss zum Makler passen,<br />

nicht umgekehrt“, betont Jürgens. Die<br />

Maxpool-Bestandsbörse soll künftig<br />

auch nicht angeschlossenen Maklern<br />

offenstehen.<br />

»Aggressive Konditionen<br />

triggern«<br />

Andreas W. Grimm, Gründer des Resultate Instituts,<br />

über das aktive Agieren von Pools in der Bestandsübertragung<br />

<strong>procontra</strong>: Immer mehr Pools starten<br />

Bestandsbörsen. Wie beurteilen Sie<br />

diese Dienstleistung?<br />

Andreas Grimm: Es ist nachvollziehbar,<br />

weil alle Pools versuchen ihre<br />

Bestände zu sichern. Wir sehen bisher<br />

aber keine wirklich erfolgreiche<br />

Initiative am Markt. Wir haben selbst<br />

versucht eine Börse aufzubauen und<br />

diese wieder eingestellt. Ein Bestandsverkäufer<br />

ist in der Regel mit<br />

dem selbst gesteuerten Prozess des<br />

Bestandsverkaufs überfordert. Wer<br />

sich dazu entschließt, wird geradezu<br />

überrannt mit Angeboten, denn die<br />

Nachfrage ist riesig. Er braucht dann<br />

ein Verfahren, um aus der Masse die<br />

richtigen Kandidaten herauszufiltern.<br />

Leider wird stattdessen oft aus dem<br />

Bauch heraus entschieden. Der Pool<br />

steht tendenziell eher im Lager des<br />

Käufers, denn er möchte den Bestand<br />

erhalten bzw. gewinnen. Ein echter<br />

Marktplatz müsste aber neutral sein.<br />

<strong>procontra</strong>: Was kann ein Pool besser<br />

als erfahrene Bestandsdienstleister?<br />

Grimm: Ein Pool kann einen Bestand<br />

von einem angeschlossenen Makler<br />

zum anderen unbürokratisch übertragen,<br />

ohne sich mit den ganzen Datenschutzbeauftragten<br />

der Gesellschaften<br />

auseinandersetzen zu müssen. Bei den<br />

Blind Pools bekommen die Produktgeber<br />

das gar nicht mit. Der Bestandsverkauf<br />

sollte aber so ablaufen, dass man<br />

nicht sofort öffentlich in den Markt<br />

geht, sondern erst die Zielsetzung<br />

des Maklers klärt. Also seine Lebensplanung,<br />

welchen Beitrag sein Unternehmen<br />

für die spätere Lebensführung<br />

bringen muss und wie die Übergabe<br />

funktionieren kann. Gibt es Übertragungshemmnisse?<br />

Das ist ein riesiger<br />

Katalog, den wir mit dem Makler besprechen<br />

müssen. Erst wenn das alles<br />

geklärt ist, sollte man in die Platzierung<br />

gehen. Pools tun sich da schwerer, weil<br />

sie auch eigene Interessen verfolgen<br />

müssen. Wir kooperieren beispielsweise<br />

mit BCA, FondsKonzept, Sachpool,<br />

Amex- und Qualitypool, Fondsnet und<br />

Fonds Finanz, bei denen wir mit ihren<br />

Maklern Orientierungsgespräche zu<br />

Beginn des Prozesses führen.<br />

<strong>procontra</strong>: Welche Relevanz haben<br />

die Pool-Angebote?<br />

Grimm: Wir kennen mehrere Börsen,<br />

manche sind schon seit Jahren am<br />

Markt. Wie bei unserem eigenen<br />

Versuch einer Börse ist bei den<br />

Poolbörsen die Zahl der Projekte, die<br />

wir sehen, recht gering, weil Emotionalität,<br />

der Aufwand und die Angst,<br />

etwas falsch zu machen, viele verkaufswillige<br />

Makler zögern lassen. Wir<br />

sehen aber auch, dass ein Teil der<br />

Makler über aggressive Konditionen im<br />

Stil von „Wir bezahlen 100 Prozent<br />

Maklerrente“ oder „Faktor 4 auf die<br />

Bestandscourtage“ leicht getriggert<br />

werden und statt zur Börse direkt auf<br />

den betreffenden Käufer zugehen.<br />

Pointiert monetäre oder emotionale<br />

Motive im Stil von „Wir kümmern uns“<br />

funktionieren auch gut.<br />

Foto: Christoph Vohler


Bestandsbörsen von Maklerpools BERATER | 71<br />

Verrentung als Alternative<br />

„Die wesentliche Frage ist doch:<br />

Reicht das Geld aus einem Verkauf<br />

aus, um langfristig einen angenehmen<br />

Lebensabend zu verbringen,<br />

oder sind laufende Einnahmen<br />

vernünftiger?“, betont Rolf Schünemann,<br />

Vorstandsvorsitzender der BCA<br />

AG. Denn die Bewertungsverfahren<br />

hätten sich kaum verändert, ein Verkauf<br />

bringe selten mehr als zwei bis<br />

drei Jahrescourtagen. Auch die BCA<br />

bietet daher eine Maklerrente an, bei<br />

der der Bestand auf die Servicegesellschaft<br />

des Pools übertragen wird und<br />

der Makler dafür – je nach Modell<br />

– bis zu fünf Jahre lang 100 Prozent<br />

der Courtage erhält. Danach werden<br />

lebenslang entweder 90 Prozent der<br />

Courtage oder 80 Prozent ausgezahlt,<br />

wenn der Hinterbliebenenschutz gewählt<br />

wurde.<br />

Auch für die jüngeren Käufer haben<br />

die Pools Ratschläge und Tipps.<br />

„Schauen Sie genau hin. Sind Maklermandate<br />

und -verträge vorhanden?<br />

Wie aktuell sind Kundendaten inklusive<br />

Telefonnummer und Mailadresse?<br />

Und liegen Gesprächs- und Beratungsprotokolle<br />

vor?“, nennt Kieper<br />

wesentliche Parameter. „Wir achten<br />

beim Erwerb auf eine hohe Digitalisierungsquote,<br />

einen hohen Anteil an<br />

wiederkehrenden Personenversicherungs-<br />

und Investmentfondserlösen,<br />

geringe Provisionen in Stornohaftung<br />

und generell gut gepflegte Daten und<br />

korrekte Adressen“, sagt Grabmaier<br />

und empfiehlt das auch den jungen<br />

Kollegen. Und besonders wichtig:<br />

Risiken sollten analysiert, gewichtet,<br />

eingeschätzt und priorisiert werden,<br />

rät BCA. „Nicht kalkulierbare Risiken<br />

sollten zudem ausgeschlossen, das<br />

heißt der Bestand dann allein aus<br />

haftungsrechtlichen Gründen nicht<br />

gekauft werden“, meint Schünemann.<br />

Einig sind sich alle Pools, dass letzten<br />

Endes der Kauf eines Unternehmens<br />

grundsätzlich sehr zeit- und kostenintensiv<br />

ist. Daher geht es kaum ohne<br />

fachliche Unterstützung. Ob über eine<br />

Bestandsbörse oder mithilfe eines<br />

klassischen Bewertungsdienstleisters,<br />

ist individuell zu prüfen.<br />

Weiter im Thema<br />

Das vollständige<br />

Interview mit<br />

Andreas Grimm<br />

vom Resultate Institut<br />

lesen Sie auf<br />

<strong>procontra</strong>-online.de<br />

NEUER TARIF<br />

Fondsrente??!! ... einfacher als man denkt!<br />

Mit IRis – Die FondsRente modern vorsorgen<br />

InterRisk-Fondssuche by samperform:<br />

Gleich ausprobieren!<br />

Highlights IRis – Die FondsRente<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Kombiniert hohe Renditechancen und<br />

maximale Flexibilität mit den Vorzügen<br />

einer lebenslangen Rentenversicherung<br />

Flexible Beitragszahlung und Auszahlung<br />

Flexible und nachhaltige Kapitalanlage:<br />

– Auswahl aus über 100 Einzelfonds<br />

– Portfolios aus aktiv gemanagten Fonds oder ETFs<br />

– Portfolios aus 40 ESG-Fonds für nach haltiges Investieren<br />

Mindestanteil pro Fonds von nur 1 % und 20 Fonds<br />

gleichzeitig pro Vertrag besparbar<br />

Mit Leichtigkeit zur ausführlichen Dokumentation durch<br />

die InterRisk-Fondssuche by samperform<br />

Neuer Tarif „NFRV“<br />

Neues Vergütungsmodell<br />

NetAssetValue<br />

(NAV-Vergütung)<br />

Mit laufender Provision<br />

auf das Fondsvermögen<br />

statt Abschluss provision<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3<br />

Informieren Sie sich jetzt:<br />

06 11 27 87 - 381<br />

www.interrisk.de/fondsrenten


72 | BERATER Nachlassregelung<br />

Ich packe meinen Notfallkoffer<br />

... und nehme mit?! Bei den meisten Maklern bleibt der Koffer leider leer, denn sie haben<br />

ihr Lebenswerk nicht ausreichend abgesichert. Zum Leidwesen ihrer Hinterbliebenen<br />

HP HANNAH PETERSOHN<br />

Was Sie erfahren<br />

werden:<br />

Was zum Notfallplan gehört<br />

Warum eine Umfirmierung<br />

sinnvoll ist<br />

Ob Hinterbliebene haften<br />

müssen<br />

Es heißt: Der Schuster hat die<br />

schlechtesten Schuhe. Die Redewendung<br />

lässt sich auch auf Makler<br />

anwenden, denn sie haben offenbar<br />

die schlechteste Vorsorge. „Leider hat<br />

von zehn Maklern oft nur einer an<br />

einen Notfallplan gedacht“, kritisiert<br />

Peter Schmidt. Er berät Makler, damit<br />

ihr Lebenswerk nach ihrem Tod nicht<br />

verloren geht. Doch genau das passiert<br />

Schmidt zufolge oft. „Das Thema<br />

wird ausgeblendet.“<br />

Er berichtet von einer Witwe, die<br />

sich nach dem Tod ihres Mannes<br />

von einem Anwalt beraten ließ. „Er<br />

hat ihr gesagt, sie solle die Kunden<br />

Illustration: Roman Kulon


Nachlassregelung BERATER | 73<br />

und Versicherer darüber informieren, dass die<br />

Maklerverträge bzw. Courtagevereinbarungen<br />

erloschen seien.“ Damit habe er ihr den Rat gegeben,<br />

auf ein mögliches Erbe zu verzichten. Denn<br />

der Verkauf des Bestands wäre, weil es sich in<br />

dem Fall um eine GmbH handelte, noch möglich<br />

gewesen. „Das Motiv des Anwalts war der Schutz<br />

der Mandantin vor möglichen Haftungsfällen.<br />

Doch Nachfahren müssen nicht haften“, erklärt<br />

der Berater. Bei einer solchen Falschberatung können<br />

Anwälte oder Unternehmensberater auf Schadensersatz<br />

verklagt werden, warnt Rechtsexperte Norman Wirth<br />

(siehe Interview).<br />

Welche Probleme ohne eine konkrete Nachlassregelung<br />

entstehen können, ist Wirth zufolge „extrem vielfältig“<br />

und abhängig davon, ob der Makler als Einzelunternehmer<br />

tätig war oder eine GmbH geführt hat. Bei Einzelkämpfern<br />

ohne Notfallplan erlöschen tatsächlich die<br />

»Ohne Plan erlöschen die<br />

Maklerverträge«<br />

Warum Makler dringend einen Notfallplan brauchen,<br />

der ihren Nachlass regelt, erklärt Rechtsanwalt Norman Wirth.<br />

<strong>procontra</strong>: Angenommen, ein Makler<br />

verstirbt plötzlich und hat sich vorher<br />

nicht um einen Notfallplan für den<br />

Nachlass gekümmert: Welche Probleme<br />

können für die Erben und Kunden<br />

entstehen?<br />

Norman Wirth: Das ist extrem vielfältig.<br />

Wenn keine konkreten Vorkehrungen<br />

getroffen wurden, erlöschen beim<br />

Tod des Maklers die Maklerverträge<br />

und Maklervollmachten. In der Regel<br />

reichen die normalen Willensbekundungen<br />

in einem privaten Testament<br />

für das Unternehmen nicht. Bei der<br />

Vererbung von Gesellschaftsanteilen<br />

kann es zu Ärger kommen, wenn Erben<br />

damit in das Unternehmen eintreten,<br />

die zuvor nichts mit der Branche zu<br />

tun hatten und dann eventuell falsche<br />

oder willkürliche Entscheidungen<br />

treffen. In diesem Fall ist es besser,<br />

wenn Erben eine monetäre Abfindung<br />

erhalten – auf der Grundlage einer<br />

exakten Regelung zur Bewertung.<br />

<strong>procontra</strong>: Welche Vorsorge sollten<br />

Makler treffen, um diese Probleme zu<br />

verhindern?<br />

Wirth: Wir reden über Basics, die<br />

jeder Unternehmer beachten sollte.<br />

Es braucht einen Notfallplan – digital<br />

oder analog – für den Fall der<br />

Fälle, also quasi einen Notfallordner.<br />

So etwas gibt zum Beispiel über die<br />

Industrie- und Handelskammern oder<br />

auch branchenspezifischer, bei den<br />

entsprechenden Beratern. Eine gute<br />

Vorsorge besteht im Wechsel vom<br />

Einzelunternehmer zur juristischen<br />

Rechtsform. Im Gesellschaftsvertrag<br />

sollten Regelungen für den Notfall<br />

festgehalten werden, also für das<br />

Ausscheiden wegen Krankheit oder<br />

Alter, mit Angaben zur Abfindung und<br />

Wertermittlung. Wer es vorzieht, als<br />

Einzelunternehmer tätig zu sein, sollte<br />

mindestens auf einen State-of-the-<br />

Art-Maklervertrag achten, sowie auf<br />

eine korrekte Maklervollmacht, die<br />

Datenschutzeinwilligung der Kunden<br />

und eine konkrete Rechtsnachfolge,<br />

ergänzt durch ein Unternehmertestament.<br />

<strong>procontra</strong>: Welchen Ausgang nehmen<br />

strittige Fälle, wenn kein Notfallplan<br />

vorliegt?<br />

Wirth: Solche Streitigkeiten schreien<br />

quasi nach einer Einigung, die kostensparend<br />

auch außergerichtlich<br />

möglich sein sollte. Wenn es um einen<br />

Streit nach einer Unternehmensübergabe<br />

oder einem Verkauf geht, ist das<br />

eine juristische Feinarbeit an den<br />

vorhandenen Unterlagen entlang. Und<br />

oft ist auch psychologisches Geschick<br />

gefragt. Schließlich sind diesen Fällen<br />

häufig dramatische Ereignisse, wie<br />

eine schwere Krankheit oder ein<br />

plötzlicher Tod, vorausgegangen.<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


74 | BERATER Nachlassregelung<br />

Maklers Meinung<br />

»An den Notfall wird<br />

selten gedacht«<br />

Dr. Peter Schmidt,<br />

Unternehmensberater und<br />

Nachfolgeexperte<br />

Maklerverträge. Die Kunden werden<br />

nicht weiter betreut. „Auch die<br />

Courtageverträge erlöschen meistens<br />

im Todesfall“, so Berater Schmidt.<br />

Erben haben dann keinen Anspruch<br />

auf das Geld, der einstige Umsatz löst<br />

sich in Luft auf. Jedoch zahlen manche<br />

Versicherer auch nach dem Tod<br />

des Maklers noch ein halbes Jahr oder<br />

sogar unbefristet Courtagen weiter.<br />

„Aber nur auf der Grundlage, dass die<br />

Kunden weiter betreut werden.“<br />

Hat der Makler im Vorhinein keinen<br />

Sehr oft agieren Versicherungsmakler<br />

als Einzelunternehmer.<br />

Zum Start in die Selbstständigkeit<br />

überwiegt erst einmal der<br />

Fokus auf das wirtschaftliche<br />

Überleben. An den Notfall wird<br />

selten gedacht. Immer noch<br />

glauben viele, dass ein privates<br />

Testament auch die Themen<br />

rund um den Gewerbebetrieb<br />

regelt. Ein weitverbreiteter<br />

Irrtum! Privatleben und Firma<br />

sollten für den Fall einer<br />

Insolvenz oder gerichtlichen<br />

Auseinandersetzung finanziell<br />

und materiell getrennt sein.<br />

Eine Firma kann weiterverkauft<br />

werden, Erben können einen<br />

neuen Geschäftsführer suchen.<br />

Die GmbH einer schwer<br />

erkrankten Maklerin konnte<br />

mithilfe eines Notars zügig<br />

verkauft werden. Anschließend<br />

konnte sie sich in Ruhe ihrer<br />

medizinischen Behandlung und<br />

Genesung zuwenden. Und: Bei<br />

den Beratungen der Makler als<br />

Einzelunternehmer auf dem<br />

Weg zur juristischen Rechtsform<br />

gibt es einen entscheidenden<br />

Vorteil: Für die meisten Beratungen<br />

können Fördermittel des<br />

BAFA in Höhe von bis zu 1.750<br />

Euro abgerufen werden.<br />

Nachfolger bestimmt, gehört der Bestand<br />

dem Versicherer. Dieser kann<br />

einen anderen Makler beauftragen<br />

oder seine Ausschließlichkeitsvermittler<br />

auf die Verträge ansetzen.<br />

Eine Firma stirbt nicht<br />

Bei einer GmbH ist der Fall etwas anders<br />

gelagert: Dann fließt die Firma in<br />

die Erbmasse, denn eine Firma stirbt<br />

nicht. Alle Verträge, sowohl mit den<br />

Kunden als auch mit dem Versicherer,<br />

gehen in das Erbe über. „Eine GmbH<br />

ist schnell verkauft, dann sind weder<br />

das Geld noch die Verträge weg“, betont<br />

Schmidt. Ab einem Umsatz von<br />

100.000 Euro pro Jahr sollten Makler<br />

über eine Umfirmierung vom Einzelunternehmer<br />

zu einer juristischen<br />

Rechtsform nachdenken.<br />

»Leider hat von zehn Maklern<br />

oft nur einer einen Notfallplan.«<br />

„Eine gute Vorsorge besteht im<br />

Wechsel vom Einzelunternehmer zur<br />

juristischen Rechtsform“, rät auch<br />

Wirth. Wer eine GmbH gründet, muss<br />

Dr. Peter Schmidt<br />

Unternehmensberater<br />

einen Gesellschaftsvertrag aufsetzen,<br />

in dem die Regelungen für den<br />

Notfall festgehalten werden sollten.<br />

Einzelunternehmer sollten auf eine<br />

korrekte Maklervollmacht und eine<br />

konkrete Rechtsnachfolge achten.<br />

Doch was gehört alles in den sprichwörtlichen<br />

Notfallkoffer? „An sich<br />

reden wir über Basics, die jeder<br />

Unternehmer beachten sollte“, erklärt<br />

der Anwalt. Grundlegend ist ein<br />

Notfallordner – digital oder analog.<br />

Darin enthalten: alle wichtigen Verträge,<br />

Informationen zu Bankkonten,<br />

Computer-Passwörter, Courtagevereinbarungen<br />

und Musterverträge, die<br />

der Makler über die Jahre aufgesetzt<br />

hat. Checklisten gibt es über die Industrie-<br />

und Handelskammern oder<br />

aber auch branchenspezifischer bei<br />

Beratern wie Schmidt.<br />

Das klingt eigentlich simpel. Umso<br />

unverständlicher ist es, warum<br />

Makler sich so selten darum kümmern.<br />

„Schließlich sind ihnen doch<br />

weder ihre Kunden noch ihre Familie<br />

egal“, wundert sich Schmidt.<br />

Weiter im Thema<br />

Berater Peter<br />

Schmidt erklärt<br />

im <strong>procontra</strong>-Interview,<br />

was ohne<br />

Notfallplan<br />

passieren kann.<br />

Foto: Dr. Peter Schmidt Consulting & Coaching – Unternehmensberatung


ÖKOWORLD<br />

KLIMA<br />

Der konsequente Klimaschutzfonds<br />

für mehr Zukunft.<br />

ALLE SAGTEN:<br />

„DAS GEHT NICHT.“<br />

DANN KAM EINER,<br />

DER WUSSTE DAS NICHT,<br />

UND HAT’S EINFACH<br />

GEMACHT.<br />

Geben Sie Geld eine klimafreundliche Richtung.<br />

Mit unserem Klimaschutzfonds ÖKOWORLD KLIMA.<br />

Für Gewinn mit Sinn.<br />

ÖKOWORLD AG | Itterpark 1, 40724 Hilden, Telefon: <strong>02</strong>103 | 28 41-410<br />

E-Mail: vertriebsstelle@oekoworld.com, www.oekoworld.com


76 | BERATER Maklerverwaltungsprogramme<br />

Wechsel mit Hürden<br />

Wenn das „alte“ Maklerverwaltungsprogramm (MVP) zur Belastung wird,<br />

reifen die Gedanken an einen Wechsel. Welche Voraussetzungen dabei nötig sind<br />

USK UWE SCHMIDT-KASPAREK<br />

Was Sie erfahren<br />

werden:<br />

Wie ein MVP<br />

funktionieren sollte<br />

Welche Hürden beim<br />

Umstieg anstehen<br />

Welche Vorbereitung<br />

beim Umstieg sinnvoll ist<br />

Ohne Automatisierung geht heute<br />

nichts mehr. Auch nicht im Büro<br />

eines Versicherungsmaklers. Dieser<br />

Tatsache sind sich die Akteure mittlerweile<br />

bewusst, wie eine Umfrage<br />

zeigt. „Die Zahl der MVP-Verweigerer<br />

geht kontinuierlich zurück – 2<strong>02</strong>2<br />

waren es nur noch rund 5 Prozent“,<br />

so die Studie „IT-Prozesse im Maklerunternehmen“<br />

der deutsche-versicherungsboerse.de<br />

(dvb). Befragt wurden<br />

über 970 Versicherungsmakler.<br />

Je nach MVP gibt es sehr unterschiedliche<br />

Leistungsniveaus. Die eierlegende<br />

Wollmilchsau ist dabei bis heute<br />

nicht erfunden. Daher müssen Versicherungsmakler<br />

ihr persönliches<br />

MVP auswählen. Die Anforderungen<br />

sind – je nach Geschäftsmodell –<br />

höchst heterogen. Aus den Kommentaren<br />

der Studie lassen sich aber<br />

generelle Kritikpunkte entnehmen:<br />

fehlende Weiterentwicklung, veraltete<br />

Technologie und Probleme im<br />

Daten- und Dokumentenaustausch.<br />

Daher erwägen immerhin rund<br />

22 Prozent „ernsthaft“ einen Wechsel<br />

ihres MVP.<br />

Illustration: Eleonora Mavromati


Maklerverwaltungsprogramme BERATER | 77<br />

Auswahl der Systeme<br />

Anbieter<br />

mb Support<br />

assfinet (Acturis)<br />

Smart InsurTech<br />

vfm<br />

DEMV (Fonds Finanz)<br />

Jung, DMS & Cie.<br />

Finass<br />

Smart InsurTech<br />

artBase! Software<br />

V-D-V<br />

blau direkt<br />

digital broking<br />

Produkt<br />

openViva c2<br />

ams.5<br />

FinanzOffice<br />

Keasy<br />

Professional works<br />

iCRM<br />

Finass<br />

Smart Admin<br />

onlineSuite<br />

aB-Agenta<br />

OfficeBase<br />

Ameise<br />

MeinMVP<br />

Quelle: dvb; MVP-Navigator; 03/2<strong>02</strong>3<br />

Nutzerverhalten entscheidend<br />

Wohin nun gehen? Mit einer Roadshow<br />

zieht der Pool Fonds Finanz<br />

derzeit durch die Lande und verspricht,<br />

dass das MVP „Professional<br />

works“ der Tochter Deutscher Maklerverbund<br />

(DEMV) den Verwaltungsaufwand<br />

„bereits jetzt um bis zu 70<br />

Prozent reduziert“. Doch Vorsicht:<br />

Bei der Verwaltungsersparnis spielt<br />

das individuelle Nutzerverhalten des<br />

Maklers eine große Rolle. So steht<br />

das „Vermissen“ wesentlicher Funktionen<br />

zwar an erster Stelle, wenn es<br />

um den Wunsch geht, das MVP zu<br />

wechseln. Doch auch das Verhältnis<br />

von „Kosten und Leistungsfähigkeit“,<br />

„Qualität des Supports“, Vertrauen in<br />

die „Zukunftsfähigkeit des Systems“<br />

und „Geschäftspolitik“ des Herstellers<br />

können eine ausschlaggebende Rolle<br />

spielen. So müssen Poolplattform-<br />

Systeme vielfach auf den kleinsten<br />

gemeinsamen Nenner ihrer Anwender<br />

abzielen. Für Assekuradeure,<br />

Konzeptmakler oder Zielgruppenspezialisten<br />

könnte das zu wenig sein.<br />

Daher müssen bei einem Umstieg<br />

nicht nur die Leistungen betrachtet<br />

werden, sondern auch die Politik des<br />

Herstellers.<br />

Wie groß die Bandbreite der Funktionen<br />

ist, zeigt der MVP-Navigator<br />

der dvb. Möglich ist es hier online, 26<br />

Funktionen der Programme abzufragen.<br />

Der Navigator ist durchaus<br />

eine erste gute Annährung, welches<br />

MVP für das jeweilige Unternehmen<br />

infrage kommt. Alle Navigator-Fragen<br />

lassen sich auch für andere – dort<br />

nicht dargestellte – MVPs adaptieren.<br />

Hürde – Datenmigration<br />

„Wir weisen sehr klar darauf hin,<br />

dass es einen ‚reibungslosen‘ Umstieg<br />

nicht gibt“, sagt Marc Rindermann,<br />

Chef von assfinet, die das MVP „AMS“<br />

betreibt. Ein Wechsel der Software<br />

sei immer mit Datenverlust und viel<br />

Aufwand auf Vermittlerseite verbunden.<br />

assfinet, die vor allem Digitalisierungen<br />

für Mittelstandsmakler mit<br />

Schwerpunkt Gewerbe- und Industriegeschäft<br />

durchführt, rechnet bei<br />

einem Umstieg je nach Geschäftsfeld<br />

mit Projektlaufzeiten von sechs<br />

Monaten bis zu zwei Jahren. 13 der<br />

15 von uns befragten aktiven großen<br />

MVP-Hersteller beantworteten Fragen<br />

zum Umstieg. Einig sind sich die<br />

Unternehmen darin, dass die Datenmigration<br />

eine der größten Hürden<br />

beim Wechsel ist. So verhindern<br />

manche Hersteller einen einfachen<br />

Zugriff auf ihre Datenbank. „Eine<br />

rechtzeitige optimale Vorbereitung<br />

der Daten ist unerlässlich, um den<br />

eigentlichen Umstellungsprozess mit<br />

minimalem Zeitaufwand zu realisieren“,<br />

erläutert Stefan Sommerer<br />

von der vfm-gruppe.de, die das MVP<br />

„Keasy“ anbietet. Bei Versdirekt, die<br />

das cloudbasierte MVP „4open/digital“<br />

entwickelt hat, gibt es Importfilter,<br />

die an die Kundenbedürfnisse<br />

angepasst werden können. artBase!<br />

(„aB-Agenta“) verspricht sogar die<br />

Maklers Meinung<br />

»Sauberer Datenbestand<br />

erleichtert Umstieg«<br />

Thomas Diepenbrock,<br />

Geschäftsführer der<br />

Diepenbrock Versicherungsmakler<br />

GmbH & Co. KG<br />

Der Weg zum Umstieg war von<br />

vielen Überlegungen und Abwägungen<br />

geprägt. Bei der Wahl des<br />

neuen MVP-Anbieters war uns<br />

insbesondere wichtig, dass das<br />

Unternehmen möglichst inhabergeführt<br />

und absolut „maklerminded“<br />

ist. Voraussetzung war für uns eine<br />

persönliche Betreuung bei zeitnahen<br />

Umsetzungen unserer Änderungswünsche.<br />

Zudem war für uns<br />

klar, dass vor einer endgültigen<br />

Entscheidung eine Testphase mit<br />

weitreichender Datenübernahme<br />

erfolgen muss, um genau einzuschätzen,<br />

was ein Umstieg bedeutet.<br />

Am Ende zeigte sich: Mit einer<br />

soliden Vorbereitung und Säuberung<br />

des Datenbestands vor dem<br />

Wechsel ist ein Umstieg gut zu<br />

bewältigen. Aus meiner Sicht bleibt<br />

aber wichtig, dass man auf keinen<br />

Fall den menschlichen Faktor<br />

unterschätzen darf.<br />

Beim Start mit dem neuen MVP<br />

fühlen sich viele Mitarbeiter so, als<br />

müssten sie die Arbeit mit einem<br />

für sie unbekannten Werkzeug neu<br />

erlernen. Erst mit zunehmender<br />

Routine in einer vorgangsbezogenen<br />

Bearbeitung wächst die<br />

Neugierde auf die vielen neuen<br />

Funktionen und Möglichkeiten.<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


78 | BERATER Maklerverwaltungsprogramme<br />

Daten- und Dokumentenübernahme,<br />

also beispielsweise von PDFs und<br />

E-Mails, aus 53 Systemen. Bei Novosys<br />

EDV („U-Makler“) wird jeweils ein<br />

individuelles Übernahmeprogramm<br />

geschrieben. Geschäftsführer Jens<br />

Matschke beruhigt aber: „Diese Art<br />

der individuellen Datenübernahme<br />

ist bei uns bezahlbar. Nach einer Analyse<br />

der Daten machen wir in 98 Prozent<br />

der Fälle einen Festpreis.“<br />

Hürde – Wille zur Veränderung<br />

„Die wahre Herausforderung ist es,<br />

dass Makler die über Jahre gewohnten<br />

Arbeitsabläufe durchbrechen und<br />

sich auf ein neues System einlassen“,<br />

erläutert Geschäftsführer Karsten<br />

Allesch von DEMV („Professional<br />

works“). Dies bestätigt Matti Bargfried,<br />

Chef von CoDie software products<br />

(„CoDieBoard“). Viel zu selten<br />

würden die wichtigsten Geschäftsprozesse<br />

im alten und in den konkurrie-<br />

»Fokus auf die Datenaufbereitung legen«<br />

Interview mit Sabine Leipziger, Geschäftsführerin der Incon GmbH & Co. Assekuranz KG aus München<br />

<strong>procontra</strong>: Wie lange hat Ihr Haus<br />

überlegt, aus dem alten MVP auszusteigen?<br />

Sabine Leipziger: Rund zwei Jahre<br />

hatten wir das Thema auf der Agenda<br />

und sind trotz hoher Unzufriedenheit<br />

nicht tätig geworden.<br />

<strong>procontra</strong>: Was gab dann den letzten<br />

Anstoß?<br />

Leipziger: Wir haben uns extern beraten<br />

lassen und so einen individuellen<br />

Anforderungskatalog erstellt. Dabei<br />

lag ein Hauptfokus nicht nur auf dem<br />

Funktionsumfang, sondern auch auf<br />

einer hohen Dienstleistungsorientierung<br />

des neuen MVP-Anbieters.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie lange hat die Migration<br />

der Daten ins neue MVP gedauert?<br />

Leipziger: Es mussten mehrere<br />

Terabyte an Daten und Dokumenten<br />

migriert werden. Der finale Datentransfer<br />

hat daher vier Tage gedauert.<br />

An diesen Tagen war das Arbeiten nur<br />

sehr eingeschränkt möglich. Denn<br />

während der Übertragungszeit durfte<br />

im alten Programm nichts mehr geändert<br />

werden. Dieses Problem wird jeder<br />

Umsteiger haben. Wir hatten aber<br />

durch zwei Test-Datenübernahmen im<br />

Vorfeld mögliche Risiken minimiert.<br />

Der Zeitbedarf war klar und auch so im<br />

Team eingeplant.<br />

<strong>procontra</strong>: Gab es im Nachgang<br />

Probleme?<br />

Leipziger: Schlecht gelaufen sind Altlasten<br />

in den Daten, die zu einem doch<br />

nennenswerten Aufwand an Nachbearbeitung<br />

führten. Wir empfehlen<br />

Kolleginnen und Kollegen, die den<br />

Umstieg wagen wollen, im Vorfeld<br />

noch stärker den Fokus auf die Aufbereitung<br />

der Daten zu legen, damit<br />

möglichst mit einer bereinigten Basis<br />

gestartet werden kann.<br />

<strong>procontra</strong>: Und was lief besonders<br />

gut?<br />

Leipziger: Die von uns gewählte Schulungsstrategie<br />

war sehr erfolgreich.<br />

Bereits vor dem eigentlichen Umstieg<br />

wurden einige Schlüssel-Mitarbeiter<br />

aus den jeweiligen Teams auf die neue<br />

Software geschult. Das war Gold wert.<br />

Denn später wurde in zweimal täglich<br />

stattfindenden Meetings durch dieses<br />

Support-Team des neuen MVP alle<br />

aufkommenden Fragen beantwortet.<br />

Davon profitierte die gesamte Belegschaft.<br />

Gleich von Beginn an konnte<br />

sie so auf ein solides, firmeninternes<br />

Wissensfundament zurückgreifen und<br />

nach der Umstellung sehr schnell wieder<br />

eine gute Produktivität erreichen.<br />

<strong>procontra</strong>: Was ist Ihr Fazit nach<br />

erfolgreichem Umstieg?<br />

Leipziger: Wer das neue Potenzial voll<br />

ausschöpfen will, muss die Bereitschaft<br />

haben, alle eigenen Prozesse<br />

und Abläufe auf den Prüfstand zu<br />

stellen und mit den Automatisierungsmöglichkeiten<br />

des neuen Maklerverwaltungsprogramms<br />

auch neu zu<br />

denken.<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


Maklerverwaltungsprogramme BERATER | 79<br />

renden neuen Systemen gegenübergestellt oder<br />

durchdachte Fragebögen formuliert. Bargfried:<br />

„Das ist in etwa so, als würde man beim Autokauf<br />

das Auto nur von außen betrachten, aber nie eine<br />

Probefahrt machen.“ In die gleiche Kerbe schlägt<br />

Sebastian Grabmaier, Vorstandsvorsitzender von<br />

Jung, DMS & Cie. („iCRM“). „Die Herausforderung<br />

ist weniger, eine neue Technologie zu verstehen,<br />

sondern vielmehr, die eigene Arbeitsweise anzupassen.“<br />

Auto.<br />

Ausflug.<br />

Ausgezeichnet.<br />

EINFACH AUF DEN PUNKT.<br />

Wie unsere ausgezeichnete Kfz-Versicherung.<br />

Umstieg läuft<br />

Anscheinend gelingt den aktiven MVP-Herstellern<br />

die Vermittlung der neuen digitalen Welt<br />

ganz gut. „Für das Jahr 2<strong>02</strong>2 konnten wir rund<br />

3.650 neue Nutzer gewinnen“, freut sich etwa<br />

Hannes Heilenkötter, Chief Technology Officer<br />

bei blau direkt. Ein Plus von fast 30 Prozent. Fast<br />

alle Anbieter, die Zahlen lieferten, sind zweistellig<br />

gewachsen. Zwar kann die vfm-Gruppe („Keasy“)<br />

nur eine Steigerung von etwas über 8 Prozent<br />

vermelden. Dafür konnten in den ersten drei<br />

Monaten dieses Jahres bereits 23 Unternehmen<br />

gewonnen werden.<br />

Der Wechsel des MVP bleibt ein Mega-Akt, bei<br />

dem gute Planung das A und O für den Erfolg<br />

und die Akzeptanz in der Belegschaft für das<br />

neue System ist.<br />

Nur<br />

5 %<br />

der Makler arbeiten ohne MVP.<br />

Long Story short<br />

Sechs Monate bis zwei Jahre kann ein<br />

MVP-Umstieg dauern<br />

Makler müssen den Willen zur<br />

Veränderung mitbringen<br />

Die Daten müssen vor der Migration<br />

aufbereitet werden<br />

Auch<br />

günstig für<br />

Motorräder<br />

Das zeichnet unsere Autoversicherung aus:<br />

• Besonders günstige Konditionen für junge<br />

Fahrer (Begleitetes Fahren)<br />

• Schnelle und zuverlässige Schadenregulierung<br />

• Besondere Leistungen für Elektro- und<br />

Hybrid-Pkw (im Komfort-Tarif)<br />

• Leistungsstarker Versicherungsschutz<br />

für Campingfahrzeuge<br />

• Ausgezeichnet von Stiftung Warentest © 11/2<strong>02</strong>2<br />

• Persönliche Ansprechpartner und<br />

exzellente Beratung<br />

Mehr auf europa-vertriebspartner.de<br />

oder unter <strong>02</strong>21 5737-300<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


SACHWERTE<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


Wohnungspreise<br />

im Sinkflug<br />

Hohe Finanzierungskosten<br />

und Inflation sorgen für Umbruch.<br />

Die Preise für Wohnimmobilien fallen so stark<br />

wie seit Jahren nicht mehr. Laut dem Häuserpreisindex<br />

des Statistischen Bundesamts sind die<br />

Preise in Deutschland im vierten Quartal 2<strong>02</strong>2<br />

um 3,6 Prozent gegenüber dem letzten Quartal<br />

des vorausgegangenen Jahres gesunken.<br />

Zuletzt hatte es 2010 einen solchen Rückgang gegeben.<br />

Auch bei Betrachtung kürzerer Vergleichszeiträume<br />

zeigt sich der sinkende Trend: Vom<br />

dritten zum vierten Quartal 2<strong>02</strong>2 gingen die Preise<br />

um 5 Prozent zurück. Ursache der Entwicklung<br />

sind laut Destatis die gestiegenen Baufinanzierungskosten<br />

sowie die anhaltend hohe Inflation.<br />

Weitere Themen<br />

Bausparen lohnt sich wieder 82<br />

Senioren als Kreditnehmer 84<br />

Markt der Zwangsversteigerungen 88<br />

Foto: Acilo


82 | SACHWERTE Immobilienfinanzierung<br />

»Die richtige Summe wählen«<br />

Das hohe Zinsniveau sorgt für einen Run aufs Bausparen: Natalie Wagner, Spezialistin für<br />

Baufinanzierung beim Finanzierungsvermittler Dr. Klein, über die Hintergründe<br />

AW ANNE MAREILE WALTER<br />

Die Zinswende hat zu einer Renaissance<br />

des Bausparens geführt. 578.000 neue<br />

Bausparverträge mit einem Volumen<br />

von 41,4 Milliarden Euro wurden 2<strong>02</strong>2<br />

bei den Landesbausparkassen abgeschlossen<br />

– ein Plus von 26 Prozent<br />

im Vergleich zu 2<strong>02</strong>1 in Bezug auf die<br />

Vertragszahl sowie ein Zuwachs von<br />

47 Prozent bei der Bausparsumme.<br />

Die Bereitschaft breiter Bevölkerungsschichten,<br />

für die eigenen vier Wände<br />

zu sparen, scheint ungebrochen.<br />

<strong>procontra</strong>: Für 2<strong>02</strong>2 melden die Landesbausparkassen<br />

Rekordzahlen bei der<br />

Anzahl neu abgeschlossener Bausparverträge.<br />

Können Sie diese Entwicklung<br />

aus Ihrer eigenen Beratungspraxis<br />

bestätigen?<br />

Natalie Wagner: Ja, auch bei uns ist die<br />

Nachfrage seit einem Dreivierteljahr angestiegen.<br />

Davor war sie eher rückläufig.<br />

Viele Kunden hinterfragten den Sinn<br />

des Bausparens, da die Kreditzinsen bei<br />

den Banken in den vergangenen Jahren<br />

im stetigen Sinkflug begriffen waren.<br />

Jetzt hat man aber festgestellt, dass die<br />

Zinsen auch steigen können und dass<br />

die Bausparkassen ihre Zinssätze noch<br />

gar nicht angepasst haben und viele<br />

noch mit einer Eins vor dem Komma<br />

unterwegs sind – da ist die Nachfrage<br />

plötzlich sehr viel größer geworden.<br />

<strong>procontra</strong>: Wann empfehlen Sie für den<br />

Traum vom Eigenheim einen Bausparvertrag?<br />

Wagner: Jeder, der irgendwann eine Immobilie<br />

haben möchte oder bereits eine<br />

hat, kann Bausparen für sich nutzen:<br />

fürs Kaufen oder Bauen, für Anschlussfinanzierungen,<br />

für Kinderverträge und<br />

zum Modernisieren und Renovieren.<br />

Ich habe das Bausparen schon immer<br />

empfohlen, weil ich ein sicherheitsorientierter<br />

Mensch bin. Jetzt wird es<br />

von den Kunden wieder mehr entdeckt,<br />

Was Sie erfahren<br />

werden:<br />

Gründe für Nachfrage-Hype<br />

nach Bausparern<br />

Für welche Kunden<br />

Bausparverträge sinnvoll sind<br />

Vergleich zu klassischen<br />

Finanzierungsmethoden<br />

Foto: Dr. Klein


Immobilienfinanzierung SACHWERTE | 83<br />

weil es aktuell hier bessere Konditionen<br />

als bei der klassischen Baufinanzierung<br />

gibt. Vor der Zinswende waren die Konditionen<br />

ähnlich wie bei der Bank. Da<br />

wurden die Verträge nicht abgeschlossen,<br />

um sich einen günstigeren Zinssatz<br />

zu sichern, sondern um sich den<br />

Zinssatz auf Dauer zu sichern. Bei der<br />

Bank werden Zinssätze oft über einen<br />

Zeitraum von 10 oder 15 Jahren vereinbart.<br />

Wer sich eine längere Zinsbindung<br />

wünscht, hat aber immer schon mit<br />

dem Bausparer arbeiten können.<br />

<strong>procontra</strong>: Ist der Bausparer demnach<br />

aktuell das Mittel der Wahl, um die<br />

Eigenheimfinanzierung auf sichere Füße<br />

zu stellen?<br />

Wagner: Ja, wenn der Kunde eine lange<br />

Zinsbindung möchte. Es gibt natürlich<br />

auch solche, die unbedingt eine Zinsbindung<br />

von 10 bis 15 Jahren möchten<br />

oder die sagen: In den nächsten 20<br />

Jahren bin ich ganz sicher schuldenfrei.<br />

Da brauche ich nicht mit dem Bausparer<br />

um die Ecke zu kommen. Nur, wenn ein<br />

Kunde nicht davon ausgeht, superschnell<br />

schuldenfrei zu werden, und<br />

eine lange Sicherheit wünscht – dann ist<br />

Bausparen das Richtige.<br />

<strong>procontra</strong>: Was sind weitere Vorteile<br />

gegenüber anderen Finanzierungsmethoden?<br />

Wagner: Bausparen hilft mir nicht am<br />

Anfang, denn in der Sparphase tilge ich<br />

nichts, wenn ich einen Bausparer in die<br />

Finanzierung einbaue. Aber nach hinten<br />

raus, in der Darlehensphase, tilge ich<br />

dafür umso schneller. Und das zu einem<br />

richtig guten Zinssatz, der bereits jetzt<br />

feststeht. Und ich habe eine größere<br />

Flexibilität als bei klassischen Finanzierungen,<br />

indem ich zum Beispiel jederzeit<br />

Sondertilgungen in beliebiger Höhe<br />

leisten kann. Hinzu kommt: Wenn ich<br />

den Bausparer bei einer vermieteten<br />

Immobilie einsetze, kann ich steuerlich<br />

mehr absetzen als bei einem Annuitäten-Darlehen.<br />

Ich kann zudem von<br />

Tag eins bis zu dem Tag, an dem ich<br />

»Viele Bausparkassen<br />

haben ihre<br />

Zinssätze noch gar<br />

nicht angepasst und<br />

sind noch mit einer<br />

Eins vor dem<br />

Komma unterwegs.«<br />

schuldenfrei bin, ausrechnen, wie hoch<br />

die monatliche Rate ist, wie hoch die<br />

Gesamtkosten sind, welchen Zinssatz<br />

ich bezahle. Bei einem Kredit kann ich<br />

das nur für die Zeit der Zinsbindung,<br />

meistens sind das 10 bis 15 Jahre.<br />

<strong>procontra</strong>: Welche Tücken schlummern<br />

in dieser Finanzierungsmethode? Was<br />

müssen Kunden bei Vertragsabschluss<br />

beachten?<br />

Wagner: Wichtig ist es, die richtige Bausparsumme<br />

zu wählen. Das wird häufig<br />

falsch gemacht. Im Nachhinein lässt<br />

sich die Bausparsumme nicht mehr<br />

vergrößern. Viele Kunden haben als<br />

Vorsorge einen 50.000-Euro-Bausparvertrag<br />

abgeschlossen. Aber was wollen<br />

Sie mit 50.000 Euro, wenn Sie eine<br />

300.000- oder 400.000-Euro-Immobilie<br />

finanzieren wollen? Dann bekomme<br />

ich für das Geld vielleicht die Tiefgarage.<br />

Ein anderer wichtiger Punkt: Nicht<br />

jede Bank arbeitet mit jeder Bausparkasse<br />

zusammen. Man muss vorher also<br />

genau prüfen, bei welcher Bank man<br />

finanzieren möchte. Und: Bausparer<br />

müssen regelmäßig überprüft werden.<br />

Vielleicht sind die Zinsen wieder<br />

gesunken und ich brauche den Vertrag<br />

nicht mehr? Eine Rate oder Sondertilgung<br />

wurde vergessen? Spätestens drei<br />

Jahre, bevor der Vertrag ausläuft, sollte<br />

man ihn checken.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie erleben Sie in Ihrer<br />

Beratung die Folgen von Inflation und<br />

teuren Baukrediten – hat die Nachfrage<br />

nach Immobilienfinanzierungen insgesamt<br />

nachgelassen?<br />

Wagner: Die Nachfragen als solche sind<br />

nicht so stark zurückgegangen. Aber es<br />

häufen sich die Gespräche, bei denen<br />

am Ende herauskommt: Die Finanzierung<br />

ist monatlich nicht machbar, die<br />

Kunden können sich ihren Immobilienwunsch<br />

mit der aktuellen Zinsrate nicht<br />

leisten. Das gab es vor einem Dreivierteljahr<br />

in dem Ausmaß nicht. Auf der<br />

anderen Seite gibt es aber auch immer<br />

mehr Kunden, die sagen: Gerade weil<br />

alles teurer wird, will ich mich nicht<br />

auch noch mit steigenden Mieten<br />

herumschlagen.<br />

Stellt Bausparen die Finanzierung<br />

auf sichere Füße?<br />

Aktuell bessere Konditionen<br />

als bei Finanzierung über die<br />

Bank<br />

Passend bei Wunsch nach<br />

langer Zinsbindung<br />

Monatliche Rate ist von Tag<br />

eins an exakt zu berechnen<br />

Wer schnell schuldenfrei wird,<br />

sollte auf andere Methoden<br />

setzen<br />

Bausparsumme wird häufig<br />

zu niedrig vereinbart<br />

Lange Vorausplanung nötig, da<br />

keine Tilgung in der Sparphase<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


84 | SACHWERTE Kredite für Senioren<br />

Solvent und würdig<br />

Der Finanzierungsbedarf von Menschen ab 60 steigt, sie bekommen heute bessere<br />

Konditionen als die jüngere Klientel. Wie Vermittler hier ansetzen können<br />

CK CHRISTINA KEPPEL<br />

Illustration: Eleonora Mavromati


Kredite für Senioren SACHWERTE | 85<br />

Was Sie erfahren werden:<br />

Welche Kreditkonditionen für Kunden 60+ möglich sind<br />

Wie sich die Rückzahlquote älterer Kreditnehmer gestaltet<br />

Wie Banken mit Kreditanfragen von Senioren umgehen<br />

Zum Renteneintritt die überfällige Renovierung<br />

angehen, die alte Solaranlage austauschen oder<br />

endlich die freie Zeit nutzen und mit dem Wohnmobil<br />

auf große Fahrt gehen. Für viele Menschen<br />

fängt mit 60 ein neuer Lebensabschnitt an – und<br />

der will finanziert sein. Trotz vorhandenem<br />

Vermögen fehlen dazu manchmal die Bargeldreserven.<br />

Vieles ist zuvor beispielsweise in die<br />

Immobilie oder in die Rentenvorsorge geflossen.<br />

Also: Ein Kredit muss her! Doch haben es Ältere<br />

nicht schwerer, an Kredite zu kommen, und gibt<br />

es überhaupt geeignete Produkte? Fragen, die ein<br />

Berater gut klären kann.<br />

Fakt ist: Spezifische überregionale Seniorenkredit-Offerten<br />

gibt es nicht. Das ist auch gar<br />

nicht nötig, denn Finanzierungsvorhaben dieser<br />

Altersgruppe umfassen in der Regel Renovierungen,<br />

Modernisierungen, Liquidität für lang<br />

gehegte Träume oder Umschuldungen. Dafür<br />

eignen sich insbesondere Ratenkredite gut. Und:<br />

Menschen kurz vor dem Ende der Erwerbstätigkeit<br />

oder nach Eintritt ins Rentenalter sind bei<br />

Banken zunehmend gern gesehene Kundinnen<br />

und Kunden.<br />

Auswertungen der Vergleichsportale Check24<br />

und Verivox zeigen: Die Angebote der Banken an<br />

ältere Kreditnehmer sind im Vergleich mit Kunden<br />

der Portale aller anderen Altersgruppen im<br />

Durchschnitt sogar etwas günstiger. So zahlten<br />

Kreditnehmer über 65 Jahre laut Verivox im Jahr<br />

2<strong>02</strong>2 gemittelt einen Kreditzins in Höhe von 2,85<br />

Prozent, während alle anderen Kunden für die<br />

Produkte im Schnitt einen gemittelten Zins von<br />

3,19 Prozent zahlten – also 0,34 Prozent mehr.<br />

Auch wenn die Nachkommastellen-Differenz auf<br />

den ersten Blick nicht sehr hoch erscheint, beträgt<br />

sie immerhin stattliche 11 Prozent. Check24<br />

kommt sogar auf eine Nachkommastellen-Differenz<br />

von durchschnittlich 0,4 Prozent zugunsten<br />

der Kreditnehmer über 65.<br />

Interessant für Berater: Der vergünstigte Seniorenkredit<br />

hat keinen Ausnahmecharakter,<br />

sondern existiert bereits seit Jahren. Dabei haben<br />

sich die Konditionen für Kreditnehmer über 65<br />

Jahren im Lauf der Zeit sogar verbessert: So lag<br />

die Differenz des mittleren Zinses im Jahr 2018<br />

noch bei 0,1 Prozent, im Jahr 2<strong>02</strong>0 schon bei 0,15<br />

Prozent und hat sich seither mehr als verdoppelt.<br />

»Berater müssen gemeinsam mit dem<br />

Kunden herausfinden, was ihnen<br />

wichtig ist und was zu ihrer finanziellen<br />

Situation passt. Das trifft auf<br />

Kreditnehmer jeden Alters zu.«<br />

Solvente Kunden ab 60<br />

Stefan Potempa<br />

Dr. Klein<br />

Der günstigere Zins für betagte Kreditnehmer<br />

hat seine Gründe. Ältere verfügen über ein<br />

krisensicheres und regelmäßiges Einkommen:<br />

Kurzarbeit, Krankheitsausfälle oder Firmenpleiten<br />

können der Rente nichts anhaben. Oft<br />

können sie zudem eine Immobilie oder andere<br />

Vermögenswerte vorweisen. Auch wenn Immobilien<br />

nicht als Sicherheiten für Ratenkredite<br />

verwendet werden, erhöhen sie die Kreditwürdigkeit<br />

eines Kunden in der Bewertung der Bank.<br />

Kurzum: Ältere gelten als solvente Kunden.<br />

Der Markt wächst, und Ältere haben eine gute<br />

Zahlungsmoral. Laut dem Risiko- und Kredit-<br />

Kompass 2<strong>02</strong>2 der Schufa liegt die Rückzahlquote<br />

bei Ratenkrediten ab dem Alter von<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


86 | SACHWERTE Kredite für Senioren<br />

49 Jahren bei gut 98 Prozent oder höher. Die<br />

durchschnittliche Kredithöhe eines Ratenkredits<br />

stieg laut Schufa, wie im Vorjahr, insbesondere<br />

bei Kreditnehmern ab einem Alter von 60 Jahren<br />

an. Und: Die Zahl der potenziellen Kunden in<br />

Rente wächst. Ältere Menschen leben heute länger<br />

und bleiben länger fit, ihr Anteil an der Bevölkerung<br />

nimmt zu. Diese Trends werden sich<br />

nicht umkehren. Für Berater und Makler bietet<br />

das die Chance, sich in einem Marktsegment zu<br />

positionieren, das auch zukünftig eine stabile<br />

Nachfrage verspricht.<br />

»Baufinanzierung mit<br />

60+ keine Seltenheit«<br />

Daniel Potempa, Berater für Baufinanzierung bei Dr. Klein<br />

<strong>procontra</strong>: Ist es für ältere Menschen<br />

grundsätzlich schwieriger, einen Kredit<br />

aufzunehmen?<br />

Daniel Potempa: Nein, schwieriger<br />

ist es nicht. Es gibt zwar Banken, die<br />

Altersgrenzen definiert haben. Bis<br />

dahin muss ein Kredit dann wieder<br />

abgetragen sein, etwa zum 75. oder<br />

80. Lebensjahr. Aber das ist nicht bei<br />

allen Banken so. Oft ist die Grenze<br />

aber auch kein Problem: Meistens<br />

nutzen Ältere einen Ratenkredit für<br />

einen Fahrzeugkauf, für Sanierungen<br />

an der eigenen Immobilie oder auch<br />

zur freien Verwendung. Das sind verhältnismäßig<br />

niedrigere Summen und<br />

die Laufzeit beträgt in der Regel nicht<br />

mehr als zehn Jahre. Das schafft man<br />

gut bis zum 80. Lebensjahr.<br />

<strong>procontra</strong>: Welche Vorteile bringen<br />

ältere Kreditnehmer für Banken mit?<br />

Potempa: Ältere Menschen haben<br />

in den letzten Berufsjahren oft gute<br />

Einkommen. Rentner wiederum haben<br />

ein sicheres Einkommen und vielleicht<br />

sogar eine Immobilie, die fast oder<br />

ganz abbezahlt ist. Die wird beim<br />

Ratenkredit zwar nicht belastet, fließt<br />

aber positiv in die Bewertung ein. Es<br />

ist auch nicht selten, dass Menschen<br />

über 60, die über Eigenkapital und<br />

eine lastenfreie Immobilie verfügen,<br />

eine Baufinanzierung abschließen.<br />

<strong>procontra</strong>: Ergeben sich daraus niedrigere<br />

Zinsen für ältere Menschen?<br />

Potempa: Kunden, die sichere Einkommen<br />

vorweisen und einen zum<br />

Einkommen passenden Ratenkredit<br />

beantragen, kommen in der Bewertung<br />

der Banken immer besser weg.<br />

Sie können im Vergleich zu Kunden mit<br />

schlechteren Voraussetzungen je nach<br />

Institut vielleicht 1 bis 1,5 Prozentpunkte<br />

beim Kreditzins gutmachen.<br />

Ältere Menschen mit soliden finanziellen<br />

Verhältnissen profitieren da eher<br />

als jüngere, die noch nicht so lange im<br />

Job sind, vielleicht gerade eine Familie<br />

gründen oder eine Immobilie finanzieren<br />

und deshalb weniger Einkommen<br />

zur Verfügung haben.<br />

<strong>procontra</strong>: Worauf kommt es bei der<br />

Beratung älterer Kreditnehmer an?<br />

Potempa: Es kommt auf die Prioritäten<br />

der Kunden an und auf das<br />

monatlich zur Verfügung stehende<br />

Haushaltseinkommen. Darin unterscheiden<br />

sich ältere Kreditnehmer<br />

nicht von allen anderen. Die monatliche<br />

Tilgung muss zum verfügbaren<br />

Einkommen passen. Davon hängen<br />

auch Kredithöhe und Tilgungsrate ab.<br />

Ratenkredite können jederzeit<br />

vollständig abgelöst werden, im<br />

Gegensatz beispielsweise zur Baufinanzierung.<br />

Bei manchen, nicht bei<br />

allen Angeboten, wird dabei allerdings<br />

eine Gebühr fällig. Das macht dann<br />

unter Umständen die Ersparnis durch<br />

einen niedrigeren Zinssatz wieder<br />

zunichte. Ältere Kreditnehmer sollten<br />

sich also auch fragen: Wie wichtig ist<br />

mir diese Flexibilität? All das trifft auf<br />

Kreditnehmer jedes Alters zu. Berater<br />

müssen gemeinsam mit dem Kunden<br />

herausfinden, was ihnen wichtig ist<br />

und was zu ihrer finanziellen Situation<br />

passt.<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


Kredite für Senioren SACHWERTE | 87<br />

Ältere Kunden mit hohen Rückzahlquoten<br />

98,5<br />

98,4<br />

98,6<br />

98,4<br />

98,5<br />

98,4<br />

98,0<br />

98,1<br />

98,1<br />

97,8<br />

97,5<br />

97,6<br />

97,3<br />

97,0<br />

97,1<br />

97,0<br />

18-19 20-24 25-29 30-34 35-39 40-44 45-49 50-54 55-59 60-64 65-74 > 74<br />

Quelle: Statista 2<strong>02</strong>1<br />

Gleiche Kriterien für alle<br />

Vergleichsportale sprechen ältere Menschen<br />

mittlerweile gezielt mit Informationsseiten an.<br />

Die Anbieter wissen: Die Voraussetzungen für<br />

ältere Kreditnehmer sind gut und werden immer<br />

besser. Portale wie Verivox und Check24 werten<br />

jährlich die Daten aller Kreditanfragen über Webseiten<br />

aus, auch im Hinblick auf das Alter der<br />

Kunden. So kommt Verivox zu dem Schluss, dass<br />

ältere Kreditnehmer auf ihre Kreditanfragen<br />

genauso häufig Finanzierungsangebote erhalten<br />

wie jüngere Antragsteller. Laut Daten von Verivox<br />

stellen sich Banken zudem zunehmend auf Kreditnehmer<br />

im Rentenalter ein: Die Laufzeit der<br />

Ratenkredite für Antragsteller ab 65 ist zwischen<br />

den Jahren 2018 und 2<strong>02</strong>2 stärker angestiegen als<br />

bei jüngeren Kreditnehmern.<br />

Einige Banken halten weiter Altersgrenzen fest,<br />

doch liegen diese meist zwischen 75 und 80 Jahren.<br />

Ab Renteneintritt bleiben dann immer noch<br />

gut zehn Jahre, um einen Kredit zu tilgen. Viele<br />

Banken bewerten Kunden über 60 inzwischen<br />

allerdings nicht anders als andere Kunden und<br />

vergeben Kredit ohne Altersgrenzen. Der Vergleich<br />

lohnt sich daher in jedem Fall, nicht immer<br />

ist die Hausbank die beste Alternative. „Eine<br />

Altershöchstgrenze für Kundinnen und Kunden,<br />

die einen Ratenkredit erhalten möchten, gibt es<br />

bei uns nicht“, sagt ein Sprecher der Norisbank.<br />

Entscheidend für die Kreditvergabe an ältere<br />

56 Monate<br />

durchschnittliche Laufzeit<br />

von Ratenkrediten bei Menschen zwischen 65 und 69<br />

Menschen sei, wie bei allen Kunden, das Zusammenspiel<br />

aus Kreditwürdigkeit und monatlichen<br />

Einnahmen und <strong>Ausgabe</strong>n. „Grundsätzlich sind<br />

die Faktoren für eine Kreditentscheidung für<br />

alle Altersgruppen identisch“, so der Sprecher<br />

der Norisbank. Die Chancen für Ältere auf dem<br />

Kreditmarkt stehen also gut.<br />

Für Berater bietet das Geschäft mit älteren<br />

Kreditnehmern einen guten Anknüpfungspunkt<br />

und langfristiges Wachstumspotenzial – dafür<br />

sorgt auch die Demografie.<br />

Long Story short<br />

Finanzierungsbedarf älterer Kreditnehmer nimmt zu<br />

Menschen über 60 gelten als solvente und zuverlässige Klientel<br />

Ältere Kreditnehmer bekommen oft bessere Konditionen<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


88 | SACHWERTE Zwangsversteigerungen<br />

Drei, zwei, eins – meins!<br />

Zwangsversteigerungen könnten zunehmen, da Haushaltsbudgets knapper und (Anschluss-)<br />

Finanzierungen oft nicht mehr stemmbar werden. Was bei Auktionen zu beachten ist<br />

ST STEFAN TERLIESNER<br />

Mit einem Tipp können Finanzberater<br />

möglicherweise ein drängendes<br />

Problem eines Kunden lösen: „Versuchen<br />

Sie Ihr Glück doch mal bei<br />

einer Zwangsversteigerung. Immerhin<br />

haben Gerichte im vergangenen<br />

Jahr mehr als 12.000 Einheiten für<br />

eine Auktion anberaumt – vor allem<br />

Familienhäuer und Eigentumswohnungen.“<br />

Bekanntlich ist der „normale“<br />

Weg zum Eigenheim für viele<br />

Familien und Einzelpersonen wegen<br />

der anhaltend hohen Zinsen, Inflation<br />

und Bau- sowie Materialkosten<br />

versperrt. Daher kann ein solcher<br />

Hinweis äußerst hilfreich sein.<br />

dann auch eine gehörige Portion<br />

Glück dazu.<br />

Tatsächlich sind auf Zwangsversteigerungsterminen<br />

meist mehrere<br />

Kaufinteressenten zugegen. „Insgesamt<br />

waren 15 bis 20 Personen im Gerichtssaal“,<br />

berichtet ein erfolgreicher<br />

Käufer, der namentlich nicht genannt<br />

werden möchte. „Schnell waren nur<br />

noch vier, drei und dann zwei Bieter<br />

im Rennen, bis ich den Zuschlag<br />

bekam.“ Ein wenig nervös sei er<br />

gewesen, sagt der neue Immobilienbesitzer.<br />

Aber es habe sich gelohnt.<br />

Tatsächlich liegt der Kaufpreis einer<br />

zwangsversteigerten Immobilie nicht<br />

selten deutlich unter dem Verkehrswert.<br />

Keine rechtlichen Bedenken<br />

Rechtlich steht dem nichts entgegen,<br />

bestätigt Norman Wirth, Rechtsanwalt<br />

und Geschäftsführender<br />

Vorstand des AfW – Bundesverband<br />

Finanzdienstleistungen, auf Anfrage:<br />

„Ich sehe keinen Grund dafür, warum<br />

Finanzberaterinnen oder -berater<br />

nicht auf Zwangsversteigerungen<br />

hinweisen könnten.“ Natürlich gehöre<br />

Was Sie erfahren<br />

werden:<br />

Preisniveau von Immobilien bei<br />

einer Zwangsversteigerung<br />

Auskünfte über Auktionen<br />

Warum Zwangsversteigerungen<br />

zunehmen<br />

Illustration: Roman Kulon


Zwangsversteigerungen SACHWERTE | 89<br />

Selbst Kontakt anbahnen<br />

Die Gefahr eines Fehlkaufs schwingt<br />

immer mit. Verbraucherschützer<br />

betonen, dass der Erwerb nur anhand<br />

von Papierunterlagen erfolgt. Man<br />

kaufe praktisch die Katze im Sack.<br />

Um das Risiko zu reduzieren, können<br />

Interessenten versuchen, auf eigene<br />

Faust eine Innenbesichtigung mit<br />

den Eigentümern oder Mietern zu<br />

vereinbaren. Auf jeden Fall sollten<br />

sich Kaufwillige das beim Amtsgericht<br />

befindliche Grundbuch und das<br />

Gutachten ansehen. Für die Einsichtnahme<br />

benötigt man das vom Gericht<br />

vergebene Aktenzeichen für die<br />

Immobilie.<br />

Um zu erfahren, welche Objekte<br />

zwangsversteigert werden, können Interessenten<br />

zum Beispiel im Zwangsversteigerungsportal<br />

der Landesjustizverwaltungen<br />

nachschauen. Die<br />

Internetseite dazu lautet: zvg-portal.<br />

de. Einfacher zu nutzen und ebenfalls<br />

recht umfassend sind die Onlineübersichten<br />

von zum Beispiel argetra.de<br />

und zwangsversteigerung.net.<br />

Mehr Privatinsolvenzen<br />

erwartet<br />

Walter Ruesch, Geschäftsführer<br />

des Argetra Verlags für Wirtschaftsinformationen,<br />

geht von einem<br />

Anstieg der Zwangsversteigerungen<br />

in diesem und im kommenden Jahr<br />

aus. Er begründet seine Prognose im<br />

Argetra-Jahresbericht 2<strong>02</strong>2 mit einer<br />

zu erwartenden Zunahme überschuldeter<br />

Haushalte. Das Bundesverbraucherschutzministerium<br />

sowie<br />

Schuldnerberatungen hätten bereits<br />

vor vermehrten Privatinsolvenzen<br />

gewarnt. Wirtschaftskrisen wirken<br />

sich verzögert auf Verbraucher aus,<br />

berichtet Ruesch. Vor allem finanzschwache<br />

Haushalte litten unter den<br />

Pandemiefolgen, steigenden Energiekosten<br />

und allgemeiner Inflation.<br />

Ruesch berichtet auch, dass nur die<br />

Angaben in %<br />

Was unter den Hammer kommt<br />

Anberaumte Zwangsversteigerungen nach Objektarten im Jahr 2<strong>02</strong>2<br />

Garagen und Sonstige<br />

Grundstücke<br />

Gewerbeobjekte,<br />

Mehrfamilienhäuser<br />

Eigentumswohnungen<br />

16<br />

»Zwangsversteigerungen<br />

sind eine<br />

interessante<br />

Möglichkeit zum<br />

Erwerb eines bezahlbaren<br />

Eigenheims<br />

oder Immobilieninvestments.«<br />

Norman Wirth<br />

Geschäftsführender Vorstand<br />

AfW – Bundesverband<br />

Finanzdienstleistungen<br />

Hälfte der eröffneten Verfahren im<br />

Gerichtssaal landen. „Der Rest wird<br />

vor der Versteigerung freihändig<br />

verkauft.“ Auch das kann ein nützlicher<br />

Hinweis sein. Wer den Gläubiger<br />

kennt – in der Regel eine Bank –, kann<br />

den Direktkauf eines für die Zwangsversteigerung<br />

vorgesehenen Objekts<br />

prüfen. Sind alle Beteiligten, also<br />

auch der Schuldner, einverstanden,<br />

erwirbt der Käufer auf diese Weise<br />

das Objekt mitunter ebenfalls<br />

Quelle: Argetra<br />

deutlich unter dem Marktwert. Der<br />

Abschlag ist dann vermutlich nicht so<br />

hoch wie bei einer Zwangsversteigerung,<br />

aber dafür ist die Chance viel<br />

größer, zum Zuge zu kommen.<br />

Ein Eigenheim ersteigern?<br />

Alternativer Weg in einem leer<br />

gefegten Immobilienmarkt<br />

Der Zuschlagspreis liegt in der<br />

Regel deutlich unter Marktwert<br />

Vorfeld-Erwerb möglich<br />

15<br />

21<br />

2<br />

46<br />

Ein- und Zweifamilienhäuser<br />

Eine Objektbesichtigung vor<br />

Kauf ist mitunter schwierig<br />

Ohne selbst gesetztes Preislimit<br />

droht finanzielle Überforderung<br />

Die Chance, am Gericht den<br />

Zuschlag zu bekommen,<br />

ist eher gering<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


90 | PRIVAT GEFRAGT <br />

»Ich starte den Tag<br />

mit 100 bis 150 Liegestützen«<br />

Zum Frühstück gibt es bei mir<br />

Müsli/Porridge/Obst/Gemüse,<br />

Leitungswasser.<br />

Die Homeoffice-Kultur<br />

empfinde ich als<br />

tolle Ergänzung zu einem zeitgemäßen<br />

Arbeiten.<br />

Diese neue Kompetenz habe ich mir<br />

(Corona-bedingt) angeeignet:<br />

Onlineberatung auf allen Kanälen und<br />

Weltklasseniveau bei FIFA 21.<br />

Meine wahre Leidenschaft ist<br />

meine Familie und alles interessante<br />

Neue.<br />

Klaus Hermann,<br />

Geschäftsführer KH Versicherungen GmbH<br />

Jahrgang 1972, glücklich verheiratet,<br />

vier fantastische Kinder<br />

Meine Freizeit verbringe ich<br />

am liebsten damit:<br />

Sport (Tennis, Wandern, Klettern, Ski,<br />

Tauchen, Fußball, Kampfsport).<br />

Mein erstes Geld habe ich verdient als<br />

Austräger einer Wochenzeitung.<br />

Das Thema Nachhaltigkeit liegt<br />

mir am Herzen, weil<br />

wir in der Tat die letzte Generation sind,<br />

die die schlimmsten Folgen des Klimawandels<br />

noch verhindern kann und<br />

muss. Aufgeben ist keine Option.<br />

Am meisten Überwindung kostet mich<br />

Menschen zuzuhören, die mit Entlastungsargumenten<br />

versuchen, ihr<br />

Nichthandeln in Sachen Klima- und<br />

Umweltschutz zu erklären.<br />

Ich würde gern mal einen Tag lang<br />

tauschen mit …, um dann Folgendes<br />

zu tun:<br />

Wladimir Putin … um den fürchterlichen<br />

Krieg in der Ukraine zu beenden, auf<br />

die Knie fallend um Entschuldigung zu<br />

bitten und meinen Vorgänger nach Den<br />

Haag zu überstellen.<br />

Ihre Meinung bitte<br />

Onlineberatung sollte auch<br />

unabhängig von der Corona-Pandemie<br />

weiter vorangetrieben<br />

werden.<br />

Beim Thema Altersvorsorge<br />

hat die deutsche Politik<br />

versagt.<br />

Finanzanlagenprodukte nach<br />

Artikel 8 + 9 leisten einen großen<br />

Beitrag zu einer nachhaltigeren<br />

Welt.<br />

Wahrer Luxus ist für mich<br />

sauberes Wasser aus der Leitung, die<br />

Freiheit, meine Meinung ohne Ängste<br />

äußern zu dürfen, und dass ich mir<br />

immer Pommes und Chips kaufen kann,<br />

wann mir danach ist (mein größter<br />

Wunsch als Kind).<br />

Meine nächste Reise geht dahin:<br />

Malawi – ein Entwicklungs- und Klimaschutzprojekt,<br />

das ich mit großer Unterstützung<br />

aus meiner geliebten Versicherungsbranche<br />

umsetzen kann.<br />

Meine erste Tat zu Beginn eines<br />

Arbeitstages:<br />

Fenster auf und 100 bis 150 Liegestütze.<br />

Die Musik drehe ich lauter bei<br />

Depeche Mode und allem, was etwas<br />

Independent ist.<br />

Das macht mich als Versicherungsmakler<br />

aus:<br />

mit Spaß bei Arbeit und mit Ernst in der<br />

Sache.<br />

Der größte Missstand in der Finanzund<br />

Versicherungsbranche ist<br />

die zu große Menge an grünem Marketing<br />

und zu wenige ernsthafte Absichten.<br />

ESG ist für die meisten Entscheider<br />

eine Pflicht und keine Passion.<br />

… so könnte der Missstand behoben<br />

werden:<br />

Unsere Branche darf nicht in erster Linie<br />

dem Profit dienen, sondern dem Wohl<br />

der Menschen. Das bezieht ausdrücklich<br />

die echten Nachhaltigkeitsbemühungen<br />

mit ein.<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


„Ich investiere in den<br />

TSO Active Property III,<br />

weil ich bei dessen Wertschöpfungsmodell<br />

direkt<br />

partizipiere.“<br />

Immobilieninvestments im Südosten der USA<br />

Der TSO Active Property III investiert strategisch in Gewerbeimmobilien in einer der<br />

wachstumsstärksten Regionen der USA: dem Südosten. Das breit diversifizierte Portfolio<br />

bietet optimale Chancen, von Sachwertinvestitionen im gewerblichen Sektor zu profitieren.<br />

TSO verfolgt dabei einen erprobten und erfolgreichen Wertsteigerungsansatz. Ein starkes<br />

Netzwerk, regionale Präsenz und umfangreiche Erfahrung ermöglichen es Anlegern, seit<br />

2006 am Unternehmenserfolg teilzuhaben. Inflationsschutz, Investition in den US-Dollar und<br />

umfangreiches Co-Investment durch TSO runden das Angebot ab. Machen Sie sich ein Bild<br />

unserer Immobilien und fordern Sie unsere Portfolioübersicht an!<br />

www.tso-europe.de/anlageprodukte<br />

HINWEIS: Der Erwerb dieser Vermögensanlage ist mit erheblichen Risiken verbunden und kann zum vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen. Ein vollständiger<br />

Verkaufsprospekt sowie das Vermögensanlagen-Informationsblatt werden bei der TSO Active Property III, LP, 1170 Peachtree Street, Suite 2000, Atlanta, Georgia 30309,<br />

USA und bei der TSO Capital Advisors GmbH, Taunusanlage 11, 60329 Frankfurt am Main, Deutschland zur kostenlosen <strong>Ausgabe</strong> bereitgehalten und sind auf der Internetseite<br />

www.tso-europe.de veröffentlicht.


Eberhard Sautter,<br />

Vorstandsvorsitzender<br />

Medizinischer<br />

Fortschritt für alle<br />

Neue<br />

KV-Zusatz –<br />

auch als<br />

bKV<br />

Früher hilft besser<br />

HanseMerkur fördert medizinische Innovationen<br />

und macht diese für die Versicherten zugänglich. So<br />

auch Krebs-Scan. Der neuartige Bluttest, kombiniert<br />

mit modernsten bildgebenden Verfahren, erkennt<br />

viele Krebsarten in einem frühen symptomlosen<br />

Stadium. Im Krankheitsfall erfolgt eine enge medizinische<br />

Begleitung inkl. Chefarztbehandlung. Ein<br />

großer Fortschritt im Kampf gegen Krebs und einzigartig<br />

am Markt. Hand in Hand ist HanseMerkur.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!