procontra | Ausgabe 01/2024
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Februar-März <strong>2024</strong> | <strong>Ausgabe</strong> 100 | Jahrgang 18<br />
Das freie Finanzmagazin<br />
Manipulation bei wefox<br />
Wie organsierte Google-Bewertungen<br />
echte Kundenerfahrungen<br />
systematisch verzerrt haben<br />
Investments unter Zinszwang<br />
Welche Anlageklassen durch die<br />
Zinswende leiden und wo jetzt neue<br />
Chancen warten<br />
Prävention als Devise<br />
Welche Auswirkungen der Trend<br />
zum Vorbeugen bei Versicherern<br />
und auf das Prämienniveau hat<br />
Nur Mut!<br />
Mit den besten Fonds des Jahres<br />
jedem Bären trotzen
Weil<br />
Die perfekte<br />
Absicherung<br />
für junge<br />
Erwachsene!<br />
„immer funktionieren“<br />
nicht immer<br />
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1 | <strong>2024</strong>
EDITORIAL | 3<br />
»100«<br />
Jubiläen bieten immer auch einen Anlass, innezuhalten: Wir schreiben das Jahr 2007, als <strong>procontra</strong><br />
an den Start geht, um die unabhängige Finanzberatung in Deutschland zu stärken. Mit<br />
einer ebenso unabhängigen Berichterstattung, die sich an den Bedürfnissen der freien Vermittler<br />
und ihrer Kunden orientiert und nicht an zahlenden Anzeigenkunden.<br />
Heute halten Sie die 100. <strong>Ausgabe</strong> des damals von einigen Beobachtern als „naiv“ bezeichneten<br />
Konzepts in den Händen. Eine Jubiläumsausgabe, die aus vielen Erfolgsbausteinen besteht: aus<br />
einem Redaktionsteam, das sich und die Fachthemenwelt immer wieder neu entdeckt. Aus<br />
einer Vermarktung, die den unabhängigen <strong>procontra</strong>-Journalismus mit lebt. Aus Marktteilnehmern,<br />
die in diesem Gedanken den langfristigen Nutzen für die gesamte Branche erkannt haben.<br />
Last, but not least: aus Ihnen, liebe Leser. Sie sind es, die sich einer unabhängigen Finanzberatung<br />
verschrieben haben. Dafür über regulatorische Knüppel springen, sich permanent<br />
weiterbilden, neue Produkte kritisch hinterfragen und stets als Sachwalter Ihrer Kunden deren<br />
Bedürfnisse ins Zentrum der Beratung stellen. Im Namen aller Verbraucher gebürt Ihnen dafür<br />
ein großes Dankeschön.<br />
Blicken wir nach vorn: Wir versprechen, dass wir auch in den kommenden mindestens 100<br />
<strong>Ausgabe</strong>n fair, mutig und ehrlich bleiben, damit Sie mehr Zeit für den Kern Ihrer verantwortungsvollen<br />
Arbeit gewinnen: die Versorgung und Absicherung der Menschen in Deutschland<br />
zu verbessern. Bleiben Sie dabei unabhängig, wir tun es!<br />
Liebe Makler, liebe Leser,<br />
die <strong>procontra</strong>-Redaktion wünscht Ihnen<br />
eine aufschlussreiche <strong>Ausgabe</strong>.<br />
www.<strong>procontra</strong>-online.de<br />
@<strong>procontra</strong>online<br />
facebook.com/<strong>procontra</strong><br />
Matthias Hundt<br />
Chefredakteur<br />
1 | <strong>2024</strong>
Inhalt Februar bis März <strong>2024</strong><br />
32 44<br />
10 Starke Thesen Experten,<br />
Interviewpartner und Leser<br />
mit klaren Statements<br />
28 Booster für die Beratung<br />
Gesprächsaufhänger und<br />
Neues für Ihre Produktpalette<br />
Investmentfonds<br />
32 »Der Zinsanstieg hat uns<br />
zu schaffen gemacht« Fondsmanager<br />
Henning Gebhardt<br />
im exklusiven Investmenttalk<br />
36 Echtes Pfund fürs Depot Mit<br />
Pfandbriefen jetzt sicherheitsbewusste<br />
Anleger erreichen<br />
38 Mehr Platz für Performance<br />
Die neue Kappungsgrenze im<br />
DAX eröffnet Chancen – nicht<br />
nur für Indexfonds<br />
Titel<br />
14<br />
Nur Mut!<br />
Altersvorsorge braucht realen Vermögenszuwachs.<br />
Dass auf dem<br />
Weg zu diesem Ziel der Bär hin und<br />
wieder die Börsen bewegt, sollte<br />
nicht entmutigen. Wer um die langfristige<br />
Macht des Bullen weiß, wird<br />
die Chancen in bare Münze wandeln<br />
können – vor allem mit den besten<br />
Fonds des Jahres.<br />
Versicherungen<br />
42 »Wir wollen das Verständnis<br />
für Maklerbetreuung<br />
erweitern« Die Vertriebsleiter<br />
der Haftpflichtkasse über die<br />
neue Ausrichtung<br />
44 Inflation fordert Betriebsrenten<br />
Was Arbeitgeber bei<br />
der Anpassung ihrer Betriebsrenten<br />
beachten müssen<br />
48 Manager stehen im Fokus<br />
Gute Zeiten, um für die D&O-<br />
Absicherung zu sensibilisieren<br />
50 Vorbeugen statt nur absichern<br />
Die wachsende<br />
Bedeutung von Prävention für<br />
Versicherer und Kunden<br />
54 Balkone werden zu Kraftwerken<br />
Private Solaranlagen<br />
richtig absichern<br />
»Erfolg braucht<br />
Mut und Geduld.«<br />
Peter E. Huber<br />
Taunus Trust<br />
1 | <strong>2024</strong>
Impressum<br />
Verlag und Redaktion<br />
Alsterspree Verlag GmbH<br />
Firmensitz: Großer Burstah 50–52, 20457 Hamburg<br />
Postanschrift:<br />
Kurfürstendamm 173/174, 10707 Berlin<br />
Telefon: +49 (0 30) 232 56 27 00<br />
www.<strong>procontra</strong>-online.de<br />
Herausgeber Philipp B. Siebert<br />
Chefredakteur Matthias Hundt<br />
Art Director Niels Flender, Sabine Müller<br />
66 76<br />
Layout und Infografik Sabine Müller<br />
Bildredaktion Roman Kulon, Eleonora Mavromati<br />
Berater<br />
62 »Pensionszusagen jährlich<br />
prüfen« Hans von Maltzahn<br />
mit Argumenten für die bAV-<br />
Beratung<br />
66 Aufpolierte Sterne Die Geschichte<br />
um die manipulierten<br />
Google-Bewertungen bei wefox<br />
70 Wachstum kommt von innen<br />
Welche Potenziale im eigenen<br />
Maklerbetrieb schlummern<br />
72 Handfestes für Handwerker?!<br />
Oliver Mest prüft die<br />
Handwerker-BU der LV 1871<br />
auf Herz und Nieren<br />
Sachwerte<br />
76 »ELTIF 2.0 erfordert<br />
umfassende Schulungen«<br />
Was die neue Anlageklasse<br />
Privatanlegern bringt und<br />
Beratern abfordert<br />
78 Glänzende Aussichten<br />
Gold lockt nicht nur Anleger,<br />
sondern auch immer mehr<br />
Vermittler, die ihr Beratungsangebot<br />
verbreitern wollen<br />
Rubriken<br />
3 Editorial<br />
5 Impressum<br />
6 Personen- und<br />
Firmenverzeichnis<br />
82 Privat gefragt Joachim Rahn<br />
vom Münchener Verein gibt<br />
private Einblicke<br />
Lektorat TextSchleiferei.de<br />
Textbeiträge Mailin Bartknecht, Florian Burghardt,<br />
Heike Gorres, Matthias Hundt, Mandy Lange, Oliver<br />
Mest, Dr. Hans-Jörg Naumer, Imke Reiher, Stefan<br />
Terliesner, Nadine Wiesenthal<br />
Cover: Illustration Roman Kulon, Foto Jerzy Gorecki<br />
Anzeigenberatung Nadin Korte<br />
n.korte@alsterspree.de, +49 (0)40 6 07 71 29 24<br />
Anzeigendisposition<br />
Sabine Müller, s.mueller@alsterspree.de<br />
Verlagsgeschäftsführer<br />
Philipp B. Siebert, Tilman J. Freyenhagen<br />
Verantwortlich für diese <strong>Ausgabe</strong><br />
i. S. d. P. Matthias Hundt<br />
Druckerei MÖLLER PRO MEDIA® GmbH<br />
Zeppelinstraße 6, 16356 Ahrensfelde,<br />
www.moellerdruck.de<br />
Leserservice<br />
leserbetreuung@<strong>procontra</strong>-online.de<br />
Abonnement<br />
abo@<strong>procontra</strong>-online.de<br />
Heftpreis: 4,80 Euro<br />
Jahresabonnement: 20 Euro für sechs <strong>Ausgabe</strong>n<br />
inkl. Versandkosten, inkl. USt.<br />
© <strong>2024</strong> für alle Beiträge bei Alsterspree Verlag<br />
GmbH. Nachdruck, Aufnahme in Onlinedienste sowie<br />
Vervielfältigung auf Datenträger nur nach vorheriger<br />
schriftlicher Zustimmung.<br />
Hinweis Den Artikeln, Empfehlungen, Charts, Tabellen<br />
und Diagrammen liegen Informationen zugrunde,<br />
die die Redaktion für verlässlich hält. Trotz sorgfältiger<br />
Auswahl der Quellen kann für die Richtigkeit<br />
des Inhalts keine Haftung übernommen werden. Die<br />
in <strong>procontra</strong> gemachten Angaben dienen der Unterrichtung<br />
und sind keine Aufforderung zum Kauf oder<br />
Verkauf von Wertpapieren.<br />
Für Mitglieder der nachfolgend aufgeführten Verbände<br />
ist der Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag enthalten:<br />
AfW Bundesverband Finanzdienstleistungen e. V.<br />
Votum Verband Unabhängiger Finanzdienstleistungsunternehmen<br />
in Europa e. V.<br />
Unser Druck ist zu 100 % klimaneutral. Der Innenteil<br />
wird auf 100 % Recyclingpapier gedruckt.<br />
1 | <strong>2024</strong>
6 | PANORAMA Unternehmens- und Personenverzeichnis<br />
Index<br />
Unternehmens- und Personenverzeichnis<br />
UNTERNEHMEN<br />
123versichert.de___________ 67<br />
Acatis__________________ 17, 21<br />
Airbus_____________________ 38<br />
Allianz___ 12, 18 f., 28 f., 49, 52<br />
Alphabet_______________ 16, 33<br />
Alte Leipziger______________ 29<br />
Amazon____________ 11, 16, 20,<br />
_______________33, 61, 66 f., 69<br />
Aon____________________ 46, 50<br />
Apple_______________ 16, 20, 33<br />
Bayer______________________ 38<br />
Bayerische_________________ 11<br />
beratungswerk24_______ 67 ff.<br />
blau direkt_________________ 28<br />
BluePay___________________ 28<br />
Börse Stuttgart____________ 37<br />
Cinven____________________ 41<br />
Columbia Threadneedle___ 29<br />
Continentale__________ 29, 55<br />
Deutsche Bank_________ 21, 31<br />
Deutsche Börse____________ 38<br />
Dipay______________________ 28<br />
Discovery__________________ 52<br />
DJE Kapital________________ 16<br />
DKV______________________51 f.<br />
DWS_______________________ 31<br />
DZ Hyp____________________ 37<br />
Ebay_______________________ 20<br />
Ergo______________________51 f.<br />
finvoice___________________ 28<br />
G Deutsche Gold__________80<br />
GAPS______________________ 33<br />
Generali___________________ 52<br />
Golden Gates____________ 78 f.<br />
GranValora______________ 79 f.<br />
Haftpflichtkasse_________ 42 f.<br />
Hallesche__________________ 29<br />
Hoesch & Partner__________ 62<br />
Hollyhedge Consult________ 33<br />
Huk-Coburg_______________ 12<br />
J.P. Morgan________________ 18<br />
Kettner Edelmetalle_______ 79<br />
Landesbank Baden-<br />
Württemberg______________ 37<br />
Langmann & Partner_______80<br />
Lazard AM_________________ 16<br />
Linde____________________ 38 f.<br />
Liqid_______________________ 76<br />
Longial____________________ 45<br />
LV 1871__________________ 72 f.<br />
Meta______________________ 16<br />
Michaelis Rechtsanwälte__ 65<br />
Microsoft__________________ 16<br />
Münchener Verein_____ 29, 82<br />
Nürnberger________________ 29<br />
Nvidia_____________________ 16<br />
OCC_______________________ 29<br />
Patrizia____________________ 31<br />
Pro Aurum_________________ 79<br />
SAP_______________________ 38<br />
Schroders Greencoat______ 29<br />
Siemens___________________ 38<br />
Signa______________________48<br />
Signal Iduna_______________ 28<br />
Social Media Chain________ 67<br />
Sparkasse Hannover_______ 37<br />
Stoxx ______________________ 38<br />
Stuttgarter ________________ 52<br />
Taunus Trust______________ 20<br />
Tesla______________________ 16<br />
Union Investment_________ 39<br />
uniVersa_______________ 29, 55<br />
Versicherungsforen<br />
Leipzig_______________ 51 f., 71<br />
VHV_______________________ 29<br />
Viridium___________________ 41<br />
Vocatus____________________ 71<br />
Vonovia____________________ 38<br />
VOV_____________________ 48 f.<br />
wefox__________________ 66 ff.<br />
Willis Towers Watson______ 44<br />
Xempus___________________ 29<br />
Yahoo_____________________ 20<br />
Zurich__________________ 41, 51<br />
PERSONEN<br />
Behr, Herbert____________ 78 f.<br />
Boduch, Diana_____________ 52<br />
Bohnhoff, Björn____________ 51<br />
Bolm, Martin______________ 68<br />
Butovich, Severina_________ 71<br />
Dresig, Tilo________________ 41<br />
Ehrhardt, Jens_____________ 16<br />
Frevert, Johannes_________ 37<br />
Galler, Tilmann____________ 18<br />
Gebhardt, Henning_____ 32 ff.<br />
Gerstbach, Ingrid__________ 65<br />
Goethe, Johann<br />
Wolfgang von______________48<br />
Gräfer, Martin______________ 11<br />
Habenschaden, Björn______ 71<br />
Happacher, Maximilian____ 51<br />
Hartmann, Sebastian______ 29<br />
Hebel, Thomas___________ 42 f.<br />
Hein, Monika______________ 65<br />
Heitmann, Klaus-Jürgen___ 12<br />
Horbrügger, Roland________ 46<br />
Huber, Peter E.__________ 20 f.<br />
Hufer, Andreas____________ 44<br />
Jordan, Markus____________ 39<br />
Jüttner, Uwe_______________ 50<br />
Käfer-Rohrbach, Anja______ 54<br />
Kostolany, André___________ 65<br />
Kullig, Sascha______________ 37<br />
Lagarde, Christine_________ 18<br />
Lampert, Christoph________ 33<br />
Leber, Hendrik__________ 17, 21<br />
Mest, Oliver__________70, 72 f.<br />
Mora, Alfred_______________ 49<br />
Moser, Steffen_____________ 64<br />
Naumer, Hans-Jörg_____ 12, 19<br />
Prinz, Matthias____________ 68<br />
Rahn, Joachim_____________ 82<br />
Rettig, Sören_____________ 48 f.<br />
Rohlfs, Angelo O. __________ 29<br />
Rürup, Bert________________ 32<br />
Sauer, Desiree_____________ 16<br />
Sprick, Anja________________ 45<br />
Stephan, Ulrich____________ 21<br />
Trump, Donald____________ 17<br />
von Brevern, Andreas____ 38 f.<br />
von Maltzahn, Hans______ 62 f.<br />
von Rhein, Moritz________ 76 f.<br />
Vormbrock, Matthias____ 42 f.<br />
Weidenhammer, Daniel____ 55<br />
Weyh, Claudio___________ 79 f.<br />
Wirth, Norman____________ 64<br />
Wöhrmann, Asoka_________ 31<br />
Wollmershäuser, Timo_____ 44<br />
Wüllner, Katharina_________ 71<br />
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1 | <strong>2024</strong>
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ProContra<br />
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1 | <strong>2024</strong>
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10 | PANORAMA Meinungsmacher<br />
Starke Thesen<br />
Experten, Interviewpartner und <strong>procontra</strong>-Leser mit klaren Meinungen<br />
»Donald Trump als<br />
Präsident wäre für<br />
die Allgemeinheit<br />
natürlich ein<br />
Albtraum.«<br />
Hendrik Leber, Gründer und Geschäftsführer<br />
von Acatis Investment, über Einflüsse auf seine<br />
Titelauswahl und die Gründe, warum künstliche<br />
Intelligenz dabei unverzichtbar ist.<br />
Mehr dazu in der Titelstory ab Seite 14<br />
»Die Unternehmensführung<br />
von wefox hatte<br />
keine Kenntnis, wie die<br />
Initiative im Detail<br />
umgesetzt wurde.«<br />
»Zwei Jahre in Folge<br />
konnten wir mit<br />
der Kombination<br />
aus Aktien und<br />
Renten kein<br />
Geld verdienen.«<br />
Henning Gebhardt zeigt sich selbstkritisch<br />
im Investmenttalk und spricht<br />
unter anderem über die Herausforderungen<br />
durch den Zinsanstieg.<br />
Mehr dazu auf Seite 32<br />
wefox zum Vorwurf manipulierter<br />
Google-Bewertungen, bei denen über<br />
ein Tochterunternehmen systematisch<br />
positive Bewertungen organisiert<br />
wurden. <strong>procontra</strong> deckte diese Geschichte<br />
mit dem manager magazin auf.<br />
Mehr dazu exklusiv auf Seite 66<br />
»Wir halten es für<br />
sinnvoll, die Rendite<br />
jetzt zu sichern.«<br />
Tilmann Galler von J.P. Morgan rät zum<br />
Kauf lang laufender Anleihen. Aus seiner<br />
Sicht waren die Zinsen dafür lange nicht<br />
so attraktiv wie aktuell.<br />
Mehr dazu in der Titelstory ab Seite 14<br />
»Prävention im<br />
Krankenversicherungsbereich<br />
stößt<br />
auch auf gesetzliche<br />
Grenzen.«<br />
Maximilian Happacher, Vorstandsvorsitzender<br />
der Deutschen Aktuarvereinigung,<br />
über die Möglichkeiten<br />
der Versicherer, das Thema Prävention<br />
stärker zu spielen.<br />
Mehr dazu auf Seite 50<br />
1 | <strong>2024</strong>
Meinungsmacher PANORAMA | 11<br />
»Gegen<br />
Ausgrenzung«<br />
Das macht ECHTE Unternehmer<br />
aus. Der Blick über den Tellerrand.<br />
Der Einsatz für das „common goal“,<br />
für unseren Sozialstaat, unseren<br />
Rechtsstaat. Martin Gräfer ist da<br />
ein echtes Vorbild (Anm. d. Red.:<br />
Im Zuge der bundesweiten Demos<br />
gegen Rechtsextremismus hat sich<br />
der Bayerische-Vorstand privat und<br />
als Versicherungsmanager klar positioniert.<br />
„Ausgrenzung und dumpfen<br />
Parolen wirken wir entgegen, indem<br />
wir als Branche einen Ort bieten, an<br />
dem sich niemand aufgrund seiner<br />
Herkunft, Kultur oder Orientierung<br />
ausgegrenzt fühlt. Das gilt nach<br />
innen unter Kolleginnen und Kollegen,<br />
aber auch nach außen unseren<br />
Kundinnen und Kunden gegenüber“,<br />
sagte Gräfer gegenüber <strong>procontra</strong>).<br />
Patrick Oliver Ott, via LinkedIn<br />
Wenn heute Bundestagswahl wäre ...<br />
Wen würden Makler wählen?<br />
Angaben in %<br />
2 2 8<br />
25<br />
33<br />
»Rückzug von Amazon«<br />
Ist auch nicht alles so easy, wie sich das ein Konzern so vorstellt (Anm. d. Red.:<br />
Nach nicht einmal zwei Jahren hat Amazon seinen „Amazon Insurance Store“<br />
geschlossen und damit die Vermittlertätigkeit in Großbritannien ad acta gelegt).<br />
Jochen Walz, via Facebook<br />
21<br />
9<br />
Eine Koalition aus CDU und FDP hätte<br />
eine Mehrheit. Der zunehmende Rechtsruck<br />
ist auch in der Maklerschaft zu<br />
verzeichnen.<br />
AfD<br />
Bündnis 90/Die Grünen<br />
CDU/CSU<br />
FDP<br />
Die Linke<br />
SPD<br />
andere Parteien<br />
Quelle: Bundesverband Finanzdienstleistung e. V. (AfW)<br />
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12 | PANORAMA Meinungsmacher<br />
Kolumne<br />
Dr. Hans-Jörg Naumer<br />
leitet Global Capital Markets &<br />
Thematic Research von Allianz<br />
Global Investors<br />
»Das kommt von billig«<br />
Mein Mitleid hält sich in Grenzen. Das kommt<br />
davon, wenn man immer nur auf billig macht (Anm.<br />
d. Red.: Huk-Coburg-Chef Klaus-Jürgen Heitmann<br />
hat im Interview mit der Börsen-Zeitung gesagt,<br />
dass seine Kfz-Versicherer zum Jahreswechsel über<br />
100.000 Kunden verloren haben).<br />
Thomas Meyer, via Facebook<br />
»Stabilität in Zeiten<br />
der Disruption«<br />
Ob Deglobalisierung, Digitalisierung, Demografie oder<br />
Dekarbonisierung – Disruption findet allerorten statt.<br />
Langfristig, strukturell. Auch <strong>2024</strong> dürften sich diese<br />
Treiber der Veränderung bemerkbar machen. Dazu aktuelle<br />
Entwicklungen in (Geo-)Politik, Konjunktur und Geldpolitik.<br />
Da ist die Frage, was bei Aktien Stabilität für das Depot<br />
liefern kann, umso wichtiger. Spätestens hier kommen die<br />
Dividenden ins Spiel. Diese sollten in ihrer stabilisierenden<br />
Wirkung auf die Gesamtperformance nicht unterschätzt<br />
werden. Gemäß unseren Berechnungen lieferten Dividenden<br />
historisch betrachtet einen signifikanten Beitrag zur<br />
Gesamtrendite von Aktien. Über die letzten 40 Jahre<br />
lieferten sie bei europäischen Aktien mehr als ein Drittel<br />
der Gesamtperformance. Sie entwickelten sich dabei<br />
stetiger als die Unternehmensgewinne. Die Unternehmen<br />
tendieren dazu, ihre einmal eingeschlagene Dividendenpolitik<br />
beizubehalten und Dividenden eher zu erhöhen als zu<br />
senken, auch wenn sich die Unternehmensgewinne<br />
schwächer entwickeln. Aktien von Unternehmen, die<br />
Dividenden ausschütten, haben sich in der Vergangenheit<br />
zudem als weniger schwankungsanfällig erwiesen als<br />
Aktien von Firmen, die nicht ausschütten. Dividenden<br />
können den Anlegern helfen, sich selbst ein Schnippchen zu<br />
schlagen, da sie das mit einer Kapitalanlage einhergehende<br />
Verlustgefühl reduzieren, denn es werden immer wieder<br />
„Belohnungen“ in Form von Dividenden ausgeschüttet.<br />
Allerdings sollte dabei nicht auf die Dividendenrendite<br />
(allein) geschaut werden. Diese ist nur eine Momentaufnahme.<br />
Wichtiger sind die zukünftig zu erwartenden Gewinne,<br />
die idealerweise wachsen sollten, ohne die Substanz des<br />
Unternehmens aufzuzehren. Hier kommt die aktive<br />
Titelselektion ins Spiel – ein Fall für aktives Management.<br />
»Wir brauchen hier niemanden,<br />
der einfach nur die<br />
Produktinfos vorliest.«<br />
Matthias Vormbrock, Vertriebsleiter bei der<br />
Haftpflichtkasse, gibt Auskunft über die neu<br />
aufgestellte Maklerbetreuung.<br />
»Es könnte innerhalb der<br />
nächsten zehn Jahre zu einer<br />
Verdoppelung der Prämien<br />
für Wohngebäudeversicherungen<br />
kommen.«<br />
Versichererverband GDV zu notwendigen Vorbeugungen,<br />
bei denen Eigenverant wortung stärker belohnt werden<br />
muss – auch auf Basis und im Sinne der Prämien.<br />
»bKV-Vorteile«<br />
Mehr dazu auf Seite 42<br />
Mehr dazu auf Seite 50<br />
Liegt wohl eher daran, weil die Arbeitnehmer die<br />
Vorteile nicht ausreichend kennen (Anm. d. Red.:<br />
Laut einer Umfrage hätte nur jeder vierte Arbeitnehmer<br />
lieber eine vom Arbeitgeber finanzierte bKV als<br />
eine Gehaltserhöhung).<br />
Jürgen Götz, via Facebook<br />
1 | <strong>2024</strong>
BERATER Anzeige | 13<br />
AdmiralDirekt gratuliert herzlich<br />
zur 100. <strong>Ausgabe</strong><br />
»Meinen herzlichen Glückwunsch<br />
an das gesamte <strong>procontra</strong>-Team.<br />
Ihr bringt Menschen aus der Versicherungswirtschaft<br />
zusammen und unterstützt die Branche dabei,<br />
sich kontinuierlich weiterzuentwickeln.<br />
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Ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit.«<br />
Thomas Vogel, Geschäftsführer AdmiralDirekt.de GmbH<br />
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<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2024</strong>
14 | TITELTHEMA <br />
Illustration: Roman Kulon
Fondsanalyse <strong>2024</strong> TITELTHEMA | 15<br />
Nur Mut!<br />
Die Angst vor Verlusten zählt zu den größten Hemmnissen für den Vermögensaufbau<br />
an den Kapitalmärkten. Dabei wird langfristig jeder Kunde belohnt,<br />
der die Furcht vor dem Bären überwindet und sein Sparziel im Auge behält.<br />
ST STEFAN TERLIESNER MH MATTHIAS HUNDT<br />
Was Sie erfahren werden<br />
Warum die Angst vorm Bär bei lang fristiger Altersvor sorge unbegründet ist<br />
Wie technischer Fortschritt die Aktienindizes automatisch treibt<br />
Wie Berater ihren Kunden zu einer gesicherten Altersvorsorge verhelfen<br />
Wäre, hätte, könnte … der Blick auf bau letztlich entscheidend ist aber,<br />
die hohen Indexstände von DAX, Dow an einem Fondsinvestment über<br />
Jones, Nasdaq & Co. löst bei vielen Jahre und vielleicht sogar Jahrzehnte<br />
Menschen reflexartig Selbstvorwürfe<br />
aus: „Hätte ich doch damals auf Wörter „wäre“, „hätte“, „könnte“ nicht<br />
festzuhalten. Nur dann tauchen die<br />
meinen Berater gehört und einen globalen<br />
Aktienfonds gekauft.“ „Wäre ich den Gedanken auf.<br />
als verpasste Möglichkeitsformen in<br />
doch nicht beim ersten Gegenwind<br />
aus dem Aktienmarkt ausgestiegen.“<br />
Allzu oft tut die Konsequenz weh:<br />
„Dann wäre meine Altersvorsorge gesichert.“<br />
Solche rückwärtsgewandten<br />
Gedankenspiele bringen wenig, sie<br />
sollten stattdessen das Bewusstsein<br />
für die Zukunft schärfen. Denn diese<br />
ist beeinflussbar und Nichtstun keine<br />
Option, wenn man seinen gewohnten<br />
Lebensstandard im Alter mindestens<br />
halten möchte. Daher sollten Anleger<br />
– gerade in turbulenten Zeiten – an<br />
ihre Sparziele erinnert werden.<br />
Hektik ist fehl am Platz, schließlich<br />
geht es um eine langfristige Geldanlage.<br />
Ob ein Aktienindex wie der MSCI<br />
World beim Einstieg nun 100 Punkte<br />
höher oder tiefer steht, mag zwar für<br />
die Nachkommastelle der Rendite<br />
relevant sein. Für den Vermögensauf-<br />
Anlage an Zielen ausrichten<br />
Das aktuelle Umfeld an den Märkten<br />
lädt Berater und Kunden geradezu<br />
dazu ein, sich in Ruhe über langfristige<br />
Anlageziele und dazu passende<br />
Investmentfonds klar zu werden.<br />
Dank einer Jahresendrallye war auch<br />
das Jahr 2023 letztlich vom Bullen geprägt.<br />
Der DAX erreichte im Dezember<br />
ein neues Allzeithoch und schaffte<br />
auf Jahressicht einen Wertzuwachs<br />
von 20 Prozent. Damit hat der Index<br />
seine Qualitäten als „Reichmacher“<br />
wieder einmal unter Beweis gestellt<br />
(siehe Grafik).<br />
Prognose: Inflation<br />
Preissteigerungsrate fällt Richtung 2 Prozent, Inflationsziel der EZB.<br />
3<br />
2,75<br />
2,78<br />
2,63<br />
2,5<br />
2,46<br />
2,32<br />
2,25<br />
2,26<br />
2,24<br />
2<br />
Zielwert<br />
Mitte <strong>2024</strong> Ende <strong>2024</strong> Ende 2025<br />
Mittelwert von: Bethmann, Metzler PB, M.M.Warburg, Oddo BHF und UBS<br />
Deutschland USA<br />
Angaben in % Quelle: FAZ-Beilage „Geldanlage <strong>2024</strong>“<br />
Illustration: Roman Kulon
16 | TITELTHEMA Fondsanalyse <strong>2024</strong><br />
In den USA trieben die „Magnificient<br />
Seven“ (Alphabet, Amazon,<br />
Apple, Meta, Microsoft, Nvidia, Tesla)<br />
die Indizes Nasdaq und S&P 500 an.<br />
Beide Aktienindizes notieren aktuell<br />
nur knapp unter ihrem jeweiligen<br />
Rekordstand. Zuletzt waren die großen<br />
Börsen allerdings heiß gelaufen.<br />
Jens Ehrhardt, Fondsmanager und<br />
Geschäftsführer von DJE Kapital,<br />
hält die Wall Street für „am meisten<br />
übergekauft seit 2<strong>01</strong>8“. Er warnt: Der<br />
„Überoptimismus“ könnte enttäuscht<br />
werden. Bis Mai rechnet er mit einer<br />
Seitwärtsbewegung. Dann aber, zeige<br />
die Historie, gehe es wieder aufwärts<br />
– vor allem weil die US-Amerikaner<br />
am 5. November <strong>2024</strong> ihren 60. Präsidenten<br />
wählen. Wahljahre sind fast<br />
immer gute Aktienjahre, weiß der<br />
Investmentprofi zu berichten.<br />
Inflation und Zinsen im Fokus<br />
Antrieb gab den Märkten in den vergangenen<br />
vier Monaten die Hoffnung<br />
auf baldige Zinssenkungen von<br />
Europäischer Zentralbank (EZB) und<br />
Federal Reserve (Fed). Dank fallender<br />
»Wir gehen davon<br />
aus, dass sich die<br />
Inflation weiter<br />
abschwächen wird.«<br />
Desiree Sauer,<br />
Investmentstrategin bei Lazard<br />
Asset Management<br />
Inflationsraten glauben die Marktteilnehmer<br />
nicht mehr an eine anhaltende<br />
Phase mit hohen Leitzinsen von<br />
4,5 Prozent in der Eurozone und 5,25<br />
bis 5,5 Prozent in den USA. In der Er-<br />
wartung eines fallenden Preisniveaus<br />
und in der Folge sinkender Zinsen an<br />
den Märkten griffen Aktien- und Anleihekäufer<br />
beherzt zu.<br />
Sinken die Zinsen, dann werden Kredite<br />
für Unternehmen wieder günstiger,<br />
um notwendige Investitionen<br />
zu tätigen. Investitionen wiederum<br />
sind der wichtigste Treiber dafür, dass<br />
auch das Börsenjahr <strong>2024</strong> gut wird.<br />
Ausgemacht ist ein bald sinkendes<br />
Zinsniveau aber nicht. Im Gegenteil:<br />
Im Verlauf des Januars waren<br />
vermehrt Stimmen zu vernehmen,<br />
die von übertriebenen Hoffnungen<br />
sprachen. Dies ist der Grund für den<br />
holprigen Jahresstart vor allem an<br />
den großen Aktienbörsen.<br />
Notenbanken warten<br />
mit Lockerung<br />
Desiree Sauer, Investmentstrategin<br />
bei Lazard Asset Management, geht<br />
zwar davon aus, „dass sich die Inflation<br />
in den nächsten Monaten weiter<br />
abschwächen wird“. Doch während<br />
der Markt bereits erste Zinssenkungen<br />
im ersten Quartal eingepreist<br />
Reichmacher DAX<br />
Der Deutsche Aktienindex schwankt, aber langfristig geht es stets aufwärts.<br />
18.000<br />
16.000<br />
14.000<br />
Prognosen bis Ende <strong>2024</strong>:<br />
Deutsche Bank 16.600<br />
DZ Bank 18.200<br />
M.M.Warburg 18.000<br />
Oddo BHF 18.000<br />
12.000<br />
10.000<br />
8.000<br />
2.1.2<strong>01</strong>4 23.3.2020<br />
17.1.<strong>2024</strong><br />
Quelle: Deutsche Börse, eigene Recherche<br />
Foto: Santander Asset Management
Fondsanalyse <strong>2024</strong> TITELTHEMA | 17<br />
»KI ist für die Titelauswahl<br />
verantwortlich«<br />
Hendrik Leber, Gründer und Geschäftsführer von Acatis<br />
Investment, über Donald Trump und die Zusammenarbeit<br />
von Mensch und Maschine beim Value-Investing<br />
<strong>procontra</strong>: <strong>2024</strong> wird ein Jahr der<br />
Wahlen. Was resultiert daraus für die<br />
Aktienbörsen?<br />
Hendrik Leber: Für die Märkte wird<br />
vor allem die US-Präsidentschaftswahl<br />
wichtig sein. Werden die USA<br />
ein Teil des westlichen Demokratieblocks<br />
bleiben oder sich isolieren?<br />
Außerdem die deutschen Landtagswahlen.<br />
Werden die Themen der<br />
AfD von den etablierten Parteien<br />
aufgenommen? Ist die AfD koalitionsfähig?<br />
Für uns als Value-Investoren<br />
sind Wahlen aber von nachrangiger<br />
Bedeutung. Wir betreiben kein Markttiming,<br />
weil wir überzeugt sind, dass<br />
sich trotz aller Unwägbarkeiten gute<br />
Unternehmen auf Dauer durchsetzen,<br />
Time schlägt Timing.<br />
<strong>procontra</strong>: Ein Präsident Trump<br />
schreckt Sie nicht?<br />
Leber: Donald Trump als Präsident<br />
wäre für die Allgemeinheit natürlich<br />
ein Albtraum. An den USA als<br />
Anlageregion führt in den nächsten<br />
Jahren aber kein Weg vorbei, unabhängig<br />
vom Präsidenten. Die USA<br />
sind ziemlich autark bei Rohstoffen<br />
und führend bei der künstlichen<br />
Intelligenz. Zudem gibt es ein großes<br />
Konjunkturprogramm. Für Europa<br />
wäre ein Präsident Trump hingegen<br />
verheerend: wirtschaftliche Isolierung,<br />
Begrenzung des Marktzugangs,<br />
Rückzug aus der NATO, faule Kompromisse<br />
mit Diktatoren.<br />
<strong>procontra</strong>: Sie setzen künstliche Intelligenz,<br />
kurz KI, für Ihre Anlageentscheidungen<br />
und Ihre Portfoliostrukturierung<br />
ein. Wie können Anleger<br />
sich das vorstellen?<br />
Leber: Im Acatis AI Global Equities<br />
und Acatis AI US Equities übernimmt<br />
die KI die Analysearbeit eines Value-<br />
Investors und ist für die Titelauswahl<br />
verantwortlich. Hierzu trainieren wir<br />
Deep-Learning-Modelle mit Fundamentaldaten,<br />
um die attraktivsten<br />
Unternehmen in einem Sektor zu<br />
finden. Wie bei einem Quartett vergleicht<br />
die KI dabei paarweise die<br />
Unternehmen eines Sektors, wobei<br />
Finanz- und Immobilienwerte ausgeschlossen<br />
sind. Beim Acatis Global<br />
Value Total Return setzen wir die KI<br />
zur Vorauswahl der Titel ein, Mensch<br />
und Maschine arbeiten zusammen.<br />
Und für die aktiven Portfoliomanager<br />
dient sie als Ideengeber.<br />
<strong>procontra</strong>: Was kann eine KI besser<br />
als ein Fondsmanager?<br />
Leber: KI kann viel mehr und viel<br />
schneller Daten verarbeiten als ein<br />
Mensch. Für viele Privatanwender<br />
wurde das erst im letzten Jahr richtig<br />
deutlich, getrieben durch ChatGPT.<br />
KI kann in Sekundenschnelle einen<br />
Text generieren, übersetzen oder<br />
eine Frage beantworten. Überlegt<br />
man, wie viele Geschäftsberichte ein<br />
menschlicher Fondsmanager im Laufe<br />
seines Berufslebens durcharbeiten<br />
kann und wie viele die KI, so hat die<br />
KI klar die Nase vorne. Die KI kann zudem<br />
komplexe Muster erkennen und<br />
handelt emotionslos.<br />
<strong>procontra</strong>: Sie gelten als Fan des Value-Investing.<br />
Wie gut ist KI darin, den<br />
inneren Wert eines Unternehmens zu<br />
erkennen?<br />
Leber: Unser Modell wird darauf<br />
trainiert, in den fundamentalen<br />
Unternehmensdaten Muster zu<br />
erkennen, die eine erfolgreiche<br />
Entwicklung erwarten lassen. Und<br />
durch Vergleiche der Unternehmen<br />
soll uns die KI am Ende die besten<br />
Kandidaten vorschlagen. Dabei hat<br />
das Modell selbstständig gelernt,<br />
dass Value-Kriterien die Aktienauswahl<br />
verbessern.<br />
1 | <strong>2024</strong>
18 | TITELTHEMA Fondsanalyse <strong>2024</strong><br />
Stabilität auf lange Sicht<br />
Dividendenrenditen in Europa im Vergleich mit der Rendite von Anleihen<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
2006 2008 2<strong>01</strong>0 2<strong>01</strong>2 2<strong>01</strong>4 2<strong>01</strong>6 2<strong>01</strong>8 2020 2022 2023<br />
Dividendenrendite europäischer Aktien (MSCI Europe)<br />
Rendite EU-Unternehmensanleihen (Bofa EMU Large Caps)<br />
Rendite 10-jähriger Bundesanleihen<br />
Quelle: Allianz Global Investors<br />
habe, erwartet sie, „dass angesichts<br />
der vielen Unsicherheiten sowohl die<br />
EZB als auch die Fed zunächst die<br />
wirtschaftliche Situation weiter bewerten<br />
und frühestens im Laufe des<br />
zweiten Quartals mit Zinssenkungen<br />
beginnen werden.“<br />
Etwas mehr Klarheit brachten Äußerungen<br />
von EZB-Präsidentin Christine<br />
Lagarde auf dem Weltwirtschaftsforum<br />
in Davos. Mehreren Medien<br />
zufolge sagte sie am 17. Januar: „Die<br />
EZB befindet sich auf dem richtigen<br />
Pfad in Richtung unseres Inflationsziels<br />
von 2 Prozent, aber wir haben<br />
es noch nicht erreicht.“ Und weiter:<br />
„Es ist ziemlich klar, dass die Märkte<br />
vorausgeeilt sind.“ Es sei daher<br />
wahrscheinlich, dass die EZB erst im<br />
Sommer ihren Leitzins senkt.<br />
Konsens erwartet<br />
Zinssenkungen<br />
Mit ihrer harten Haltung gewinnt die<br />
EZB langsam das Vertrauen der Märkte<br />
zurück, nachdem sie über Jahre<br />
von vielen Ökonomen für ihre lasche<br />
433<br />
Mrd. €<br />
an Dividendenzahlungen<br />
im MSCI Europe erwartet Allianz<br />
Global Investors für <strong>2024</strong>.<br />
Nullzinspolitik gerügt wurde. Im<br />
Gegenzug riskiert sie, dass die Konjunktur<br />
in Europa kräftig schwächelt.<br />
Ob die Notenbanken nun im Frühjahr<br />
oder im Sommer mit den ersten Zinssenkungen<br />
beginnen, ist für langfristig<br />
orientierte Anleger ebenfalls nicht<br />
entscheidend. Wichtiger ist, dass die<br />
Inflation im Verlauf des Jahres sinkt<br />
und EZB und Fed überhaupt in der<br />
Lage sind, die geldpolitische Bremse<br />
zu lösen. Dass dies geschieht, ist<br />
Konsens im Markt, worauf auch die<br />
Prognosen von Banken hindeuten.<br />
Jetzt hohe Rendite sichern<br />
Zwischenfazit: Die vermutlich erst in<br />
der zweiten Jahreshälfte sinkenden<br />
Zinsen dürften die Aktienmärkte beflügeln.<br />
Insofern sind Kursrückschläge<br />
jedes Mal eine Kaufgelegenheit.<br />
Gleichzeitig macht die Aussicht auf<br />
weniger Zins die im Umlauf befindlichen<br />
Anleihen attraktiv. Aktuell gibt<br />
es Kupons von 4 bis 6 Prozent auf<br />
Papiere von Unternehmen mit guter<br />
Bonität. Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege<br />
bei J.P. Morgan Asset<br />
Management, rät daher zum Kauf von<br />
Anleihen. „Wir halten es für sinnvoll,<br />
die Rendite jetzt zu sichern und<br />
auf den länger laufenden Bereich<br />
zu setzen“, führt er aus. Gerät das<br />
Zinsniveau mal ins Rutschen, könne<br />
es lange dauern, bis Anleihen wieder<br />
so attraktive Zinssätze offerieren.<br />
Schließlich boten Bundesanleihen<br />
mit zehnjähriger Laufzeit von 2<strong>01</strong>6 bis<br />
2022 nahezu keinen Zins an – Stichwort<br />
Nullzinsphase. Die Rendite europäischer<br />
Unternehmensanleihen war<br />
während dieser Phase kaum höher.<br />
1 | <strong>2024</strong>
Fondsanalyse <strong>2024</strong> TITELTHEMA | 19<br />
Investment nur via Fonds<br />
Statt in einzelne Anleihen zu investieren, sollten<br />
Privatanleger aus Gründen der Risikostreuung<br />
lieber Anteile an Anleihefonds kaufen. Dank<br />
eines aktiven Fondsmanagements sollten zu den<br />
Zinserträgen dann auch noch realisierte Kursgewinne<br />
hinzukommen. Höhere Renditen als reine<br />
Anleihefonds bieten in der Regel Mischfonds, die<br />
das Geld der Anleger je nach Marktsituation auf<br />
Aktien und Zinspapiere aufteilen.<br />
Die auf Dauer höchsten Renditen bringen reine<br />
Aktienfonds, wie die Statistik des Fondsverbands<br />
BVI belegt. Demnach erzielten zum Beispiel<br />
Sondervermögen in der Kategorie Aktienfonds<br />
Global im Durchschnitt über einen Zeitraum von<br />
10 Jahren eine durchschnittliche Rendite von<br />
7,3 Prozent, über 20 Jahre von 6,3 Prozent.<br />
Jährlicher Geldregen für Aktionäre<br />
Einen großen Anteil daran haben die jährlichen<br />
Gewinnausschüttungen der Aktiengesellschaften<br />
an ihre Eigentümer. Allianz Global Investors erwartet<br />
in diesem Jahr allein in Europa Ausschüttungen<br />
in Höhe von 433 Milliarden Euro. Im Jahr<br />
2025 sei sogar mit Dividendenauszahlungen in<br />
Höhe von 460 Milliarden Euro zu rechnen. Jahr<br />
für Jahr erreichten die Gewinnausschüttungen<br />
neue Höchstwerte. 2023 hätten die Unternehmen<br />
im MSCI Europe 407 Milliarden Euro ausgekehrt.<br />
„Auch zur Gesamtrendite von Aktien liefern<br />
Dividenden einen signifikanten Beitrag“, betont<br />
Hans-Jörg Naumer, Leiter Kapitalmarktanalyse<br />
bei Allianz Global Investors und Autor der Studie.<br />
Er nennt ein Beispiel: In den letzten 40 Jahren<br />
wurde die annualisierte Gesamtrendite der<br />
Aktienanlage für den MSCI Europe zu knapp 36<br />
Prozent durch den Performancebeitrag der Dividenden<br />
getragen. In Nordamerika und Asien-Pazifik<br />
liege die Quote bei 22 bzw. 41 Prozent. Diese<br />
Tatsache relativiert das Risiko von Kursschwankungen.<br />
Sie ist auch ein Argument für Berater,<br />
um Kunden ihre Angst vor einem Investment in<br />
Aktienfonds zu nehmen.<br />
Jede Krise ist eine Chance<br />
Aktuell sind Ängste weitverbreitet. Nach drei<br />
Jahrzehnten, in denen die Weltwirtschaft zusammengerückt<br />
ist, sind neue und alte Konflikte aufgebrochen.<br />
Viele Menschen haben das Gefühl,<br />
Risikoleben.<br />
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1 | <strong>2024</strong>
20 | TITELTHEMA Fondsanalyse <strong>2024</strong><br />
»Erfolg braucht Mut und Geduld«<br />
Peter E. Huber, Portfolio- und Fondsmanager sowie Partner bei Taunus Trust,<br />
über die Kunst des antizyklischen Investierens und die Attraktivität von Öl-Aktien<br />
<strong>procontra</strong>: Sie haben sich einen Ruf<br />
als erfolgreicher Antizykliker erworben.<br />
Welche Eigenschaften braucht<br />
man dafür?<br />
Peter E. Huber: Man darf sich in<br />
Extremphasen nicht von der allgemeinen<br />
Stimmung anstecken lassen. Und<br />
man muss den Mut haben, Panikphasen<br />
für den schrittweisen Aufbau von<br />
Aktienpositionen zu nutzen, obwohl<br />
alles schlecht aussieht. Auch Geduld<br />
ist notwendig, um auf solche Gelegenheiten<br />
warten zu können.<br />
<strong>procontra</strong>: Zum Jahreswechsel<br />
herrscht viel Optimismus an den Aktienbörsen.<br />
Sie halten auch diesmal<br />
dagegen?<br />
Huber: Es klafft eine Kluft zwischen<br />
den wirtschaftlichen und politischen<br />
Rahmenbedingungen und<br />
den Börsen-Höchstständen. So hat<br />
zum Beispiel der DAX im letzten Jahr<br />
um 20 Prozent zugelegt, während<br />
die Wirtschaft um 0,3 Prozent geschrumpft<br />
ist. Es gibt aber immer<br />
noch genügend attraktive Anlagechancen<br />
in Asien und in Energie- und<br />
Rohstoffaktien, um eine neutrale<br />
Aktienquote zu rechtfertigen. Diese<br />
liegt bei unserem Vermögensfonds<br />
zwischen 60 und 70 Prozent.<br />
<strong>procontra</strong>: Alle investieren in die großen<br />
US-Internetkonzerne. Wie halten<br />
Sie es mit Amazon, Apple & Co.?<br />
Huber: Wir investieren grundsätzlich<br />
nicht in gehypte Aktien. Dadurch<br />
waren wir in den letzten Jahren auch<br />
nicht in Biotechnologie, Clean Energy,<br />
3D-Druck, Cannabis-Aktien und dergleichen<br />
engagiert.<br />
<strong>procontra</strong>: Sie sagen „Hype“, andere<br />
sprechen von Megatrends wie künstlicher<br />
Intelligenz, KI. Erwarten Sie<br />
nicht, dass KI die Welt verändert?<br />
Huber: Ein Hype entwickelt sich<br />
immer dann, wenn die Mehrzahl der<br />
Marktteilnehmer zu der Überzeugung<br />
gelangt, dass es sich um Aktien von<br />
Gesellschaften handelt, denen die<br />
Zukunft gehört und die entsprechend<br />
ambitioniert bewertet sind. KI könnte<br />
die Welt verändern, aber es ist noch<br />
keineswegs ausgemacht, wer davon<br />
letztendlich am meisten profitieren<br />
wird. Vielleicht führt dies ja insgesamt<br />
zu einem Produktivitätsschub.<br />
Beim Aufkommen des Internets<br />
waren es ja auch Titel wie Yahoo oder<br />
Ebay, von denen heute keiner mehr<br />
spricht.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie ist Ihre aktuelle Portfolioaufteilung?<br />
Huber: Wir investieren in Deep-Value-Aktien,<br />
die im Vergleich zu ihrer<br />
eigenen Historie und zu ihrer Peergroup<br />
niedrig bewertet sind und bei<br />
denen die langfristigen Wachstumsaussichten<br />
intakt sind. Als Beimischung<br />
halten wir Staatsanleihen mit<br />
kurzer Restlaufzeit und Xetra-Gold.<br />
<strong>procontra</strong>: Was heißt „niedrig bewertet“?<br />
Huber: Unser Aktienportfolio ist<br />
durch ein einstelliges Kurs-Gewinn-<br />
Verhältnis geprägt, und die Titel<br />
notieren um den Buchwert.<br />
<strong>procontra</strong>: Als andere Investoren<br />
von Nachhaltigkeit schwärmten,<br />
haben Sie auf klassische Energie- und<br />
Rohstoffaktien gesetzt. Bleiben Sie<br />
dabei?<br />
Huber: In die Erschließung fossiler<br />
Energie- und Rohstoffvorkommen<br />
wurde seit 2<strong>01</strong>4 aufgrund der ESG-<br />
Problematik deutlich weniger investiert,<br />
während der Anteil alternativer<br />
Energien bei einer wachsenden Weltbevölkerung<br />
nur langsam vorankommt.<br />
Immer noch werden fast 80<br />
Prozent des gesamten Primärenergieverbrauchs<br />
durch fossile Energieträger<br />
gedeckt. Die entsprechenden<br />
Aktien befinden sich in einem<br />
langfristigen Aufwärtstrend.<br />
1 | <strong>2024</strong>
Fondsanalyse <strong>2024</strong> TITELTHEMA | 21<br />
neues Denken, neue Ideen und neue<br />
Geschäftsmodelle. Diese Dynamik<br />
Prognose: Zinsen<br />
EZB senkt den Hauptrefinanzierungssatz (akt. 4,5 Prozent) und<br />
US-Notenbank Fed den Leitzins (Mitte des Korridors akt. 5,375 Prozent).<br />
5,5<br />
5,0<br />
4,5 4,475 4,5<br />
4,0<br />
3,5<br />
3,0<br />
5,125<br />
4,2<br />
3,55<br />
Mitte <strong>2024</strong> Ende <strong>2024</strong><br />
5,375<br />
treibt auch die Aktienmärkte an. Auf<br />
lange Sicht thront der Bulle an den<br />
Börsen und lässt sich vom zwischenzeitlichen<br />
Aufkreuzen seines Pendants,<br />
des Bären, nicht beirren. Daher<br />
sollten Anleger Kursverluste auch als<br />
Kaufgelegenheit betrachten. Hendrik<br />
Leber, Fondsmanager und Geschäftsführer<br />
von Acatis, setzt KI bereits für<br />
die Auswahl von Zielunternehmen<br />
ein (siehe Interview auf Seite 17). Auch<br />
das ist ein Beispiel für mehr Effizienz<br />
und Produktivität durch Technologie.<br />
Mittelwert von: Bethmann, Metzler PB, M.M.Warburg, Oddo BHF und UBS<br />
EZB Fed<br />
Angaben in % Quelle: FAZ-Beilage „Geldanlage <strong>2024</strong>“<br />
von Krieg und Krisen erdrückt zu<br />
werden. Jede Misere ist eine Herausforderung,<br />
die aber auch Chancen zur<br />
Wertsteigerung von Unternehmen<br />
bietet. Ein Fondsmanager, der konsequent<br />
so denkt, ist Peter E. Huber.<br />
Zum Beispiel setzt er – allen Nachhaltigkeitsdebatten<br />
zum Trotz – auch<br />
auf Aktien von Ölkonzernen. Diese<br />
arbeiten zwar auch an ihrer Transformation,<br />
aktuell aber sind fossile<br />
Brennstoffe gefragt. Im Interview<br />
links erklärt er seinen Ansatz.<br />
In jeder Krise gibt es also auch Gewinner.<br />
Auch sie tragen dazu bei, dass<br />
sich ein Aktienindex gut entwickelt.<br />
Der mächtigste Treiber aber ist der<br />
technische Fortschritt. Nahezu alle<br />
Fachleute sind sich einig: In den kommenden<br />
Jahren wird die künstliche<br />
Intelligenz (KI) echte Effizienzgewinne<br />
bringen. Unternehmen, die diese<br />
Technologie richtig einsetzen, werden<br />
mit steigenden Gewinnen belohnt.<br />
»Magnificent Seven« fürs Depot<br />
Ulrich Stephan, Chefanlagestratege<br />
bei der Deutschen Bank, hält nicht<br />
einmal die Aktien der „Magnificent<br />
Seven“ für zu teuer. Deren ohnehin<br />
bereits hohe Gewinnmarge könnte<br />
durch den Einsatz von KI sogar<br />
noch ausgeweitet werden. Er betont:<br />
„Wenngleich die Performance des vergangenen<br />
Jahres in diesem Jahr nicht<br />
wieder erreicht werden dürfte, bin<br />
ich hinsichtlich der Wertentwicklung<br />
der großen Techs positiv gestimmt.<br />
Rücksetzer könnten zum Aufbau von<br />
Positionen genutzt werden.“<br />
Die Digitalisierung verändert Wirtschaft<br />
und Gesellschaft. Sie fördert<br />
Bei Investments »richtigen« Zeitpunkt abwarten?<br />
Käufe am unteren Wendepunkt<br />
bringen die höchste Rendite.<br />
Nach einer Kursrallye ist Abwarten<br />
in der Regel ratsam.<br />
Das Kaufen und Verkaufen beherrschen<br />
Fondsmanager am besten.<br />
Berater sorgen für Vertrauen<br />
Fazit: Zweifel und Misstrauen gehören<br />
zum Wesen des Menschen. Mut aber<br />
auch. Finanzberater können dazu<br />
beitragen, dass Anleger mehr Vertrauen<br />
in Aktien und Aktienfonds fassen.<br />
Anteilsscheine an Unternehmen<br />
sollten Teil eines jeden Portfolios sein<br />
– neben Anleihen und im Idealfall<br />
auch Immobilien. Die Gewichtung<br />
der einzelnen Vermögensklassen<br />
erfolgt nach den persönlichen<br />
Bedürfnissen des Kunden. So gelingen<br />
der langfristige Vermögensaufbau<br />
und die Sicherung der Altersvorsorge.<br />
In der Rückschau heißt es dann<br />
„Das habe ich gut gemacht!“ statt<br />
„Hätte ich doch …“.<br />
Den richtigen Zeitpunkt<br />
treffen selbst Profis selten.<br />
Wer wartet, kauft oft<br />
gar nicht mehr – und<br />
verpasst Rendite.<br />
Über Jahrzehnte relativiert sich<br />
der Einstiegszeitpunkt.<br />
1 | <strong>2024</strong>
22 | TITELTHEMA Fondsanalyse <strong>2024</strong><br />
<strong>procontra</strong>-Top-Fonds <strong>2024</strong><br />
<strong>procontra</strong>-<br />
Top-Fonds <strong>2024</strong><br />
Der Investmentkern bei der Altersvorsorge<br />
ist entscheidend für das spätere<br />
Ablaufergebnis und somit das Versorgungsniveau<br />
im Rentenalter. Egal ob<br />
in einer Fondspolice oder über einen<br />
direkten Sparplan – die Fondsauswahl<br />
ist so entscheidend wie schwierig.<br />
Mehrere Tausend Investmentfonds<br />
zu verschiedenen Themen, Branchen<br />
oder Anlageregionen fordern Berater<br />
und Kunden gleichermaßen, den<br />
passenden auszuwählen.<br />
Da braucht es sachliche Orientierung,<br />
denn den mathematisch perfekten<br />
Einstiegszeitpunkt beim zukünftig<br />
renditestärksten Fonds zu finden, ist<br />
illusorisch. Aber auch gar nicht nötig.<br />
Viel wichtiger sind Anfangen und<br />
Durchhalten. So können über einen<br />
langen Anlagezeitraum normale<br />
Schwankungen und Phasen des Bären<br />
an den Börsen überstanden und das<br />
Sparziel sicher erreicht werden.<br />
Die <strong>procontra</strong>-Fonds analyse <strong>2024</strong><br />
zeigt die Top-Fonds der wichtigsten<br />
Märkte. Neben einer starken Rendite<br />
wurden ebenfalls die Schwankungsamplituden<br />
und die Kostenstruktur<br />
der Fonds analysiert. Unterteilt in 5<br />
und 10 Jahre bewiesen diese Fonds<br />
ihre Tauglichkeit zur Altersvorsorge<br />
und ihre Fähigkeit, die Inflation zu<br />
schlagen und innerhalb ihrer Peergroup<br />
hervorzustechen.<br />
Alle Fonds (maximal 10 je<br />
Anlagemarkt) performten in ihren<br />
Zeiträumen (5 oder 10 Jahre) überdurchschnittlich,<br />
was ihnen einen<br />
Top-Fonds-Stern einbrachte. Weitere<br />
Sterne gab es, wenn auch beim<br />
maximalen Wertverlust, bei der<br />
Volatilität oder der Gesamtkostenquote<br />
die Peergroup geschlagen<br />
wurde. Fonds mit vier Sternen<br />
überzeugten in allen Kennzahlen.<br />
Top-Fonds <strong>2024</strong><br />
<strong>procontra</strong>–Top-Fonds <strong>2024</strong> Fondsgesellschaft WKN Volumen<br />
in Mio. €<br />
Performance<br />
2023<br />
Performance<br />
Max. Wertverlust<br />
in %<br />
Volatilität<br />
in %<br />
TER<br />
in %<br />
<strong>procontra</strong>-<br />
Top-Fonds<br />
<strong>2024</strong><br />
AKTIENFONDS DEUTSCHLAND<br />
5 Jahre<br />
1 Alpha Star Aktien A HAFS HAFX64 63,8 2,9 10,7 -42,5 23,6 2,10 <br />
2 sentix Fonds Aktien Deutschland Universal-Investment A1J9BC 6,2 17,3 9,4 -24,3 19,9 1,11 <br />
3 HSBC German Equity AC Internationale KAG 848980 5,0 17,5 8,8 -26,7 20,0 1,40 <br />
4 S4A Pure Equity Germany Universal-Investment A1W896 13,6 20,7 8,6 -31,1 21,3 1,38 <br />
5 Murphy&Spitz - Umweltfonds Deutschland A Monega A0QYL0 27,3 -2,5 8,6 -32,4 15,8 2,51 <br />
6 DWS German Equities Typ O DWS Investment 847428 370,9 17,5 8,4 -28,8 22,0 1,45 <br />
7 FPM Funds Stockpicker Germany All Cap C Universal Invest 603328 30,0 13,0 8,3 -30,1 23,5 1,43 <br />
8 DWS Aktien Strategie Deutschland LC DWS Investment 976986 2.102,8 13,1 8,2 -33,4 23,8 1,45 <br />
9 Lupus alpha Smaller German Champions A Lupus alpha 974564 679,3 8,8 8,1 -36,1 20,9 1,70 <br />
10 Monega Germany Monega 532103 54,3 18,3 8,1 -25,2 19,4 0,96 <br />
Durchschnitt 10,5 6,0 -32,4 20,3 1,78<br />
10 Jahre<br />
1 Lupus alpha Smaller German Champions A Lupus alpha 974564 679,3 8,8 8,7 -36,1 17,4 1,70 <br />
2 MainFirst - Germany Fund A MainFirst A0RAJN 104,7 10,7 7,9 -37,1 19,8 2,07 <br />
3 DWS German Small/Mid Cap LD DWS Investment 515240 242,0 14,8 7,0 -47,9 19,0 1,40 <br />
4 DWS Aktien Strategie Deutschland LC DWS Investment 976986 2.102,8 13,1 6,8 -33,4 20,4 1,45 <br />
5 UniDeutschland XS Union Investment 975049 1.429,0 16,3 6,2 -47,2 18,7 1,82 <br />
6 HSBC German Equity AC Internationale KAG 848980 5,0 17,5 5,6 -27,2 17,7 1,40 <br />
7 Murphy&Spitz - Umweltfonds Deutschland A Monega A0QYL0 27,3 -2,5 5,4 -32,4 13,3 2,51 <br />
8 Meag ProInvest A Meag 975411 342,9 16,1 5,2 -26,6 18,8 1,30 <br />
9 UBS (D) Equity Fund - Smaller German Companies UBS 975165 106,2 8,7 5,2 -37,1 19,4 1,80 <br />
10 DWS German Equities Typ O DWS Investment 847428 370,9 17,5 5,1 -35,0 20,0 1,45 <br />
Durchschnitt 10,5 4,2 -34,4 17,8 1,78<br />
1 | <strong>2024</strong>
Fondsanalyse <strong>2024</strong> TITELTHEMA | 23<br />
<strong>procontra</strong>–Top-Fonds <strong>2024</strong> Fondsgesellschaft WKN Volumen<br />
in Mio. €<br />
Performance<br />
2023<br />
Performance<br />
Max. Wertverlust<br />
in %<br />
Volatilität<br />
in %<br />
TER<br />
in %<br />
<strong>procontra</strong>-<br />
Top-Fonds<br />
<strong>2024</strong><br />
AKTIENFONDS GLOBAL<br />
5 Jahre<br />
1 green benefit - Global Impact Fund - P Hansainvest A12EXH 102,1 -28,6 17,6 -68,3 44,6 1,93 <br />
2 DWS Invest Croci Sectors Plus NC DWS Investment DWS2EQ 61,8 10,3 16,6 -15,8 19,4 2,28 <br />
3 UniDynamicFonds: Global A Dis Union Investment 988255 405,3 31,6 15,9 -28,9 18,2 1,50 <br />
4 GS Global Sust EQ-P Cap EUR Goldman Sachs A 797410 310,6 16,6 15,6 -22,1 17,2 1,80 <br />
5 Robeco Sust Global Stars Eq EUR E Robeco 970259 3.485,0 20,8 15,3 -15,7 15,0 1,16 <br />
6 Metzler Global Equities Sustainability Class A Universal-Inv 989439 83,9 16,2 15,1 -19,1 16,5 1,90 <br />
7 Robeco Sustainable Global Stars Equities F EUR Robeco A2P70B 162,0 20,8 15,0 -15,2 14,9 0,84 <br />
8 DPAM B Equities NewGems Sustainable B DPAM A0LFBM 518,3 28,1 14,9 -28,9 18,7 1,74 <br />
9 UniGlobal Union Investment 849105 13.866,0 19,9 14,9 -16,3 14,9 1,40 <br />
10 Invest Global Union Investment 975792 507,0 19,6 14,9 -16,1 14,9 1,54 <br />
Durchschnitt 13,7 9,7 -22,9 15,8 1,56<br />
10 Jahre<br />
1 Fundsmith Sicav-Fundsmith Equity EUR T Acc FundRock A1W1RF 1.153,8 13,4 14,0 -19,1 12,8 1,08 <br />
2 Siemens Global Growth A SKAG 977265 179,0 32,5 11,9 -29,0 17,2 1,53 <br />
3 Robeco Sust Global Stars Eq EUR E Robeco 970259 3.492,0 20,8 11,5 -16,9 14,3 1,16 <br />
4 UniDynamicFonds: Global A Dis Union Investment 988255 405,3 31,6 11,2 -28,9 15,4 1,50 <br />
5 C WorldWide Global Equities Ethical 1A C Worldwide Fund A0NCGC 108,9 19,0 11,1 -19,9 13,3 1,69 <br />
6 Nordea 1 - Global Climate and Environment Nordea A0NEG2 3.159,7 6,4 11,0 -20,9 15,8 1,79 <br />
7 Nordea 1 - Global Portfolio Nordea A0RDXL 220,0 16,0 10,9 -20,6 14,0 1,04 <br />
8 UniGlobal Union Investment 849105 13.866,0 19,9 10,9 -16,3 13,4 1,40 <br />
9 Green Effects - NAI Werte Fonds Green Effects 580265 198,6 13,9 10,9 -22,9 15,1 1,10 <br />
10 Evli Global B Evli k.A. 232,5 18,3 10,9 -24,5 14,6 1,60 <br />
Durchschnitt 13,6 7,7 -23,0 13,9 1,56<br />
AKTIENFONDS EUROPA<br />
5 Jahre<br />
1 Comgest Growth Europe EUR Acc Comgest Growth 631025 1.084,7 23,2 14,3 -25,9 16,8 1,55 <br />
2 Alpora Innovation Europa Fonds EUR A LLB Swiss Investment AG A14PGM 91,6 9,0 13,5 -28,7 19,2 1,25 <br />
3 Comgest Growth Europe S EUR Acc Comgest Growth A1JJUY 30,9 19,3 13,5 -25,9 15,9 2,21 <br />
4 Noramco Quality Funds Europe Noramco Asset Mgt SA 693292 25,3 6,1 13,4 -24,3 19,9 2,20 <br />
5 Finaltis Funds Europe Selection EUR Cap DPAS 592859 17,1 21,6 13,4 -26,8 17,1 2,30 <br />
6 Magallanes Value Investors Ucits-European Eq R FundPartner Solutions A2AETA 367,7 21,3 12,8 -32,0 21,9 1,98 <br />
7 BGF European A2 EUR BlackRock SA 970986 404,2 17,7 12,7 -31,5 18,5 1,82 <br />
8 LEA-Fonds DWS DWS Investment 976999 28,0 14,0 12,7 -19,9 15,8 0,66 <br />
9 Nordea 1 - European Stars Equity BP EUR Nordea A2H6N0 307,2 17,0 12,5 -22,1 17,8 1,79 <br />
10 Deka-EuropaSelect CF Deka 978618 402,5 12,6 12,5 -21,2 15,3 1,47 <br />
Durchschnitt 13,0 8,1 -26,3 17,3 1,58<br />
10 Jahre<br />
1 Comgest Growth Europe EUR Acc Comgest Growth 631025 1.084,7 23,2 9,9 -25,9 14,6 1,55 <br />
2 Apus Capital Revalue Fonds R Hansainvest A1H44E 76,1 16,9 9,1 -39,9 20,4 1,91 <br />
3 Comgest Growth Europe S EUR Acc Comgest Growth A1JJUY 30,9 19,3 9,1 -25,9 13,9 2,21 <br />
4 Finaltis Funds Europe Selection EUR Cap DPAS 592859 17,1 21,6 9,0 -26,8 15,2 2,30 <br />
5 JPM Europe Strategic Growth A Dist EUR JP Morgan 933912 165,2 12,1 8,7 -24,8 14,4 1,72 <br />
6 Comgest Growth Europe Opps EUR Acc Comgest Growth A0YAJD 402,7 12,3 8,6 -36,7 17,8 1,55 <br />
7 Jupiter European Growth L EUR Acc Jupiter AM Intl A0J317 283,4 17,4 8,5 -29,2 15,1 1,72 <br />
8 UniDynamicFonds: Europa A Dis Union Investment 987194 482,4 15,2 8,3 -25,1 13,7 1,50 <br />
9 Deka-EuropaSelect CF Deka 978618 402,5 12,6 8,3 -21,2 14,0 1,47 <br />
10 Memnon European R EUR Zadig AM A1H70A 15,4 10,1 8,2 -22,8 15,2 1,97 <br />
Durchschnitt 13,0 5,3 -26,7 15,0 1,57<br />
1 | <strong>2024</strong>
24 | TITELTHEMA Fondsanalyse <strong>2024</strong><br />
<strong>procontra</strong>–Top-Fonds <strong>2024</strong> Fondsgesellschaft WKN Volumen<br />
in Mio. €<br />
Performance<br />
2023<br />
Performance<br />
Max. Wertverlust<br />
in %<br />
Volatilität<br />
in %<br />
TER<br />
in %<br />
<strong>procontra</strong>-<br />
Top-Fonds<br />
<strong>2024</strong><br />
AKTIEN USA<br />
5 Jahre<br />
1 DWS US Growth DWS Investment 849089 947,3 36,5 18,8 -26,2 17,8 1,45 <br />
2 DPAM L Equities US SRI MSCI Index B EUR Cap DPAS A2JRY9 57,4 27,3 17,9 -19,2 17,4 0,80 <br />
3 iShares US Index D EUR Acc BlackRock Asset k.A. 225,9 21,0 16,3 -18,9 16,7 0,08 <br />
4 UniNordamerika Union Investment 975007 509,9 22,3 15,8 -17,6 15,8 1,47 <br />
5 Allianz US Large Cap Growth - A - EUR Allianz GI 847503 181,3 28,0 15,7 -31,5 18,9 1,65 <br />
6 Amundi Idx MSCI North America ESG Brd CTB - AE (D) Amundi Luxembourg A0RA1Q 6,5 20,8 15,6 -19,5 16,9 0,29 <br />
7 Cleome Index USA Equities C EUR C Candriam A1JR8P 1.914,0 20,8 14,8 -19,3 16,8 1,<strong>01</strong> <br />
8 AAF Parnassus US ESG Equities A EUR Cap AAIS A2H7JP 242,9 18,5 14,7 -16,4 15,0 1,69 <br />
9 Kathrein US-Equity EUR (R) T Raiffeisen KAG A0J4CA 9,1 16,5 14,7 -17,6 15,7 1,42 <br />
10 BNPP Easy MSCI Nth Amer ESG Fltrd Min TE TC C BNPP AM Lux A2ADBZ 0,1 18,8 14,4 -19,4 16,8 1,05 <br />
Durchschnitt 20,0 13,7 -24,1 17,8 1,43<br />
10 Jahre<br />
1 DWS US Growth DWS Investment 849089 947,3 36,5 14,7 -26,2 16,2 1,45 <br />
2 Allianz US Large Cap Growth - A - EUR Allianz GI 847503 181,3 28,0 13,7 -31,5 17,4 1,65 <br />
3 Amundi Idx MSCI North America ESG Brd CTB - AE (D) Amundi A0RA1Q 6,5 20,8 13,1 -19,5 14,6 0,29 <br />
4 UniNordamerika Union Investment 975007 509,9 22,3 12,9 -17,6 14,1 1,47 <br />
5 Cleome Index USA Equities C EUR C Candriam A1JR8P 1.914,0 20,8 12,6 -19,3 14,5 1,<strong>01</strong> <br />
6 Anima U.S. Equity Prestige Anima k.A. 3,3 19,0 12,5 -18,0 14,3 2,05 <br />
7 Kathrein US-Equity EUR (R) T Raiffeisen KAG A0J4CA 9,1 16,5 12,3 -17,6 14,9 1,42 <br />
8 Raiffeisen-Nachhaltigkeit-US-Aktien R A Raiffeisen KAG 763714 147,2 11,5 11,9 -21,5 15,5 1,66 <br />
Durchschnitt 20,0 11,7 -24,3 15,8 1,43<br />
RENTEN €<br />
5 Jahre<br />
1 Goyer & Göppel Zins-Invest alpha Universal (A) Universal-Investment A14N8L 14,3 11,1 3,3 -13,5 8,1 1,24 <br />
2 BayernInvest Renten Europa-Fonds I BayernInvest A0ETKT 19,1 11,8 2,6 -16,9 6,6 0,49 <br />
3 HI-Volatilitätsstrategie Helaba Invest A2AR1U 42,9 9,3 1,4 -16,4 7,7 0,69 <br />
4 Moorea Fund - Euro Fixed Income RE SG Priv Wealth A1XCRB 61,5 9,5 1,2 -13,4 6,2 1,00 <br />
5 Deka-Nachhaltigkeit BasisStrategie Renten CF Deka 930906 631,8 4,5 1,1 -5,0 2,9 0,60 <br />
6 Deka Rentenfonds RheinEdition Deka 848066 38,5 7,5 1,0 -11,6 4,2 0,73 <br />
7 HSBC GIF Euro Bond Total Return AC HSBC Invest SA A1W99R 0,9 5,1 1,0 -9,5 5,2 1,15 <br />
8 SALytic Bond Opportunities I Monega A1JSW3 59,8 7,2 0,7 -10,5 4,7 0,70 <br />
9 Deka Rentenfonds RheinEdition o.A Deka 977191 13,1 7,4 0,7 -12,8 4,5 1,21 <br />
10 DWS Eurozone Bonds Flexible LD DWS Investment 847403 745,4 6,7 0,7 -11,3 4,1 0,69 <br />
Durchschnitt 6,5 -0,8 -17,2 5,5 0,8<br />
10 Jahre<br />
1 BayernInvest Renten Europa-Fonds I BayernInvest A0ETKT 19,1 11,8 3,5 -16,9 5,4 0,49 <br />
2 BlueBay Inv Grade Euro Aggregate Bd R EUR BlueBay Funds A1J1YX 2.404,9 6,8 2,1 -19,4 5,5 0,95 <br />
3 MSIF Euro Strategic Bond Fund I EUR Acc Msim Fnd Mgmt 973404 7,2 8,2 1,8 -18,8 5,3 0,64 <br />
4 RenditDeka CF Deka 847453 411,1 8,3 1,5 -18,6 5,1 0,79 <br />
5 Ampega Rendite Rentenfonds Ampega 848105 296,9 8,6 1,4 -14,5 4,0 0,67 <br />
6 Deka Rentenfonds RheinEdition Deka 848066 38,5 7,5 1,3 -11,6 3,3 0,73 <br />
7 Macquarie Bonds Europe T LLB Invest 575759 104,6 8,4 1,3 -20,5 5,6 0,35 <br />
8 Fidelity Funds - Euro Bond A-EUR-DIS Fimlux 973275 190,8 7,8 1,2 -21,9 6,2 1,00 <br />
9 Russell Investments Euro Fixed Income B Carne Global 675031 80,5 8,4 1,2 -19,8 5,9 0,98 <br />
10 iMGP Euro Fixed Income C EUR iM Gl Partner AM 926298 3,6 7,2 1,1 -17,7 4,7 1,32 <br />
Durchschnitt 6,5 0,6 -17,5 4,4 0,80<br />
1 | <strong>2024</strong>
Fondsanalyse <strong>2024</strong> TITELTHEMA | 25<br />
<strong>procontra</strong>–Top-Fonds <strong>2024</strong> Fondsgesellschaft WKN Volumen<br />
in Mio. €<br />
Performance<br />
2023<br />
Performance<br />
Max. Wertverlust<br />
in %<br />
Volatilität<br />
in %<br />
TER<br />
in %<br />
<strong>procontra</strong>-<br />
Top-Fonds<br />
<strong>2024</strong><br />
MISCHFONDS AGGRESSIV<br />
5 Jahre<br />
1 Ganador Ataraxia Axxion SA A0MU6V 22,3 30,1 15,9 -19,9 17,4 1,25 <br />
2 Nielsen - Global Value B Hansainvest A0RBH8 36,0 19,4 15,0 -22,0 16,3 2,19 <br />
3 BBBank Dynamik Union Union Investment 532656 115,4 26,0 12,7 -24,1 16,2 1,80 <br />
4 Fiduka-Universal-Fonds I Universal-Investment 848373 27,2 17,3 11,7 -14,6 13,6 1,74 <br />
5 F&P - Flex P Axxion SA A0M6MY 4,3 27,5 11,3 -22,8 18,0 1,91 <br />
6 Deka-BR 100 Deka 542451 2.250,4 17,1 11,1 -17,0 13,6 1,20 <br />
7 Global Markets Trends Hansainvest A0M2JH 31,3 31,7 11,1 -35,3 25,6 2,29 <br />
8 Quint:Essence Strategy Dynamic B Quint Essence 974561 20,0 16,7 10,8 -18,7 13,6 1,96 <br />
9 Plusfonds - A - EUR Allianz GI 847108 268,5 14,8 9,8 -15,9 12,3 1,79 <br />
10 Global Top Deka A0MS5F 47,7 13,1 9,7 -16,8 13,5 1,70 <br />
Durchschnitt 10,3 6,0 -18,9 12,5 1,82<br />
10 Jahre<br />
1 Ganador Ataraxia Axxion A0MU6V 22,3 30,1 10,5 -19,9 14,9 1,25 <br />
2 Deka-BR 100 Deka 542451 2.250,4 17,1 8,9 -17,0 13,0 1,20 <br />
3 BBBank Dynamik Union Union Investment 532656 115,4 26,0 8,3 -24,1 14,0 1,80 <br />
4 PremiumStars Chance - AT - EUR Allianz GI 978707 182,3 8,3 8,0 -16,5 12,3 2,14 <br />
5 Portfolio Wachstum ZKB Oe R T LLB Invest A1JDB3 83,8 15,0 7,3 -18,8 13,0 1,70 <br />
6 Deka-BR 85 Deka 542452 790,2 15,8 7,2 -14,6 10,7 1,07 <br />
7 Fiduka-Universal-Fonds I Universal-Investment 848373 27,2 17,3 7,2 -14,6 11,8 1,74 <br />
8 Nielsen - Global Value B Hansainvest A0RBH8 36,0 19,4 7,2 -22,0 12,5 2,19 <br />
9 Global Top Deka A0MS5F 47,7 13,1 7,1 -16,8 12,5 1,70 <br />
10 ZukunftsPlan I Deka DK1CJ2 2.274,4 14,4 7,1 -25,5 14,4 1,62 <br />
Durchschnitt 10,3 4,5 -19,7 11,3 1,82<br />
MISCHFONDS AUSGEWOGEN<br />
5 Jahre<br />
1 DC Value Global Balanced (PT) Oddo A0YAX7 254,5 13,6 10,5 -10,1 9,3 1,43 <br />
2 Algebris Financial Income R EUR Algebris Invts A2QH00 607,9 13,2 9,9 -25,3 18,7 1,93 <br />
3 MPF Hera Bantleon Invest AG A1JSWN 102,5 12,2 8,8 -23,7 15,5 0,49 <br />
4 Davy ESG Multi-Asset Fund A EUR Dist IQ EQ Fund Mgmt A2PM8U 17,9 6,7 8,1 -11,5 10,1 0,93 <br />
5 Phaidros Funds - Balanced A IPConcept A0MN91 571,8 17,2 7,2 -17,6 11,0 1,69 <br />
6 Arero - Der Weltfonds DWS Investment DWS0R4 1.773,7 7,8 6,9 -15,5 10,0 0,51 <br />
7 Huk-Vermoegensfonds Balance TL BayernInvest 608627 96,3 11,8 6,3 -14,8 10,0 0,61 <br />
8 PremiumStars Wachstum - AT - EUR Allianz GI 978706 148,7 7,6 6,3 -16,5 11,0 1,90 <br />
9 Best-in-One Balanced A-EUR Allianz GI 986616 132,6 5,6 6,3 -14,1 10,7 2,10 <br />
10 Access Balanced Fund EUR A Acc JP Morgan A0YCRG 64,5 10,9 6,1 -13,3 9,4 1,65 <br />
Durchschnitt 8,2 3,5 -15,3 8,9 1,56<br />
10 Jahre<br />
1 DC Value Global Balanced (PT) Oddo A0YAX7 254,5 13,6 7,5 -10,1 8,0 1,43 <br />
2 PremiumStars Wachstum - AT - EUR Allianz GI 978706 148,7 7,6 5,9 -16,5 9,8 1,90 <br />
3 Phaidros Funds - Balanced A IPConcept A0MN91 571,8 17,2 5,8 -17,6 9,8 1,69 <br />
4 Arero - Der Weltfonds DWS Investment DWS0R4 1.773,7 7,8 5,6 -15,5 9,2 0,51 <br />
5 ZukunftsPlan II Deka DK1CJ3 327,8 9,4 5,3 -17,5 11,1 2,44 <br />
6 AAF ESG Profile 4 - Moderately Aggressive R EUR Cap AAIS A0RKC1 851,9 9,4 5,1 -16,9 9,3 0,89 <br />
7 DJE - Zins & Dividende PA (EUR) DJE A1C7Y8 2.431,7 6,8 5,0 -9,5 6,2 1,73 <br />
8 Allianz Strategiefonds Balance - A - EUR Allianz GI 979725 867,6 12,0 4,9 -14,5 8,3 1,45 <br />
9 Oddo BHF Exklusiv: Polaris Balanced (DRw-EUR) Oddo BHF Lux A0M08R 337,9 10,2 4,8 -14,0 8,9 1,61 <br />
10 Raiffeisen-Nachhaltigkeit-Mix R A Raiffeisen KAG 971425 273,1 7,3 4,6 -16,0 8,3 1,39 <br />
Durchschnitt 8,2 2,8 -15,8 7,8 1,56<br />
1 | <strong>2024</strong>
26 | TITELTHEMA Fondsanalyse <strong>2024</strong><br />
<strong>procontra</strong>–Top-Fonds <strong>2024</strong> Fondsgesellschaft WKN Volumen<br />
in Mio. €<br />
Performance<br />
2023<br />
Performance<br />
Max. Wertverlust<br />
in %<br />
Volatilität<br />
in %<br />
TER<br />
in %<br />
<strong>procontra</strong>-<br />
Top-Fonds<br />
<strong>2024</strong><br />
MISCHFONDS KONSERVATIV<br />
5 Jahre<br />
1 PSV Konservativ ESG Hansainvest A2DR1V 56,2 20,3 7,2 -9,5 10,7 1,54 <br />
2 Degussa Bank-Universal-Rentenfonds Universal-Investment 849067 535,5 17,3 6,9 -20,7 12,2 1,62 <br />
3 Assenagon I Multi Asset Conservative P EUR Dis Assenagon AM A140LW 186,0 8,7 5,3 -11,1 5,7 1,93 <br />
4 Phaidros Funds - Conservative A IPConcept A1CXCB 10,2 14,1 4,4 -17,1 9,7 1,40 <br />
5 Salzburger Sparkasse Select Dachfonds T Erste Asset Management A0D8PL 37,2 8,3 3,7 -12,7 8,6 1,14 <br />
6 Parium - Relaxed Fund - P EUR Axxion SA A0X8JJ 43,4 8,6 3,7 -16,2 10,3 1,05 <br />
7 Luxembourg Placement Fund - Solitaer II UBS Third Party A0B7GG 23,4 7,7 3,6 -10,0 7,4 1,20 <br />
8 Flossbach von Storch - Foundation Defensive SR Flossbach von Storch A2AQ5Y 238,2 7,4 3,4 -10,0 6,3 0,91 <br />
9 Deka-PB Multimanager ausgewogen Deka DK2D9U 1.276,5 8,8 3,1 -14,7 10,0 1,94 <br />
10 Swiss Rock Dachfonds Sicav - Rendite A LRI Invest A0NEGP 18,3 7,3 3,1 -10,8 7,0 1,68 <br />
Durchschnitt 6,5 1,3 -13,5 6,4 1,4<br />
10 Jahre<br />
1 Degussa Bank-Universal-Rentenfonds Universal-Investment 849067 535,5 17,3 5,1 -20,7 10,6 1,62 <br />
2 Phaidros Funds - Conservative A IPConcept A1CXCB 10,2 14,1 3,4 -17,1 8,2 1,40 <br />
3 Amundi Ethik Fonds A Amundi A0ERMR 1.039,1 6,8 3,0 -13,9 5,8 1,06 <br />
4 Macquarie Business Class A LLB Invest A0KD7K 11,3 9,1 2,9 -14,9 7,7 0,88 <br />
5 Salzburger Sparkasse Select Dachfonds T Erste Asset Management A0D8PL 37,2 8,3 2,8 -12,7 6,9 1,14 <br />
6 Luxembourg Placement Fund - Solitaer II UBS Third Party A0B7GG 23,4 7,7 2,7 -10,0 6,3 1,20 <br />
7 Deka-BR 35 Deka 542457 903,4 8,3 2,6 -12,7 4,8 0,87 <br />
8 Portfolio Management Solide T Kepler-Fonds A0MTXP 654,6 9,8 2,3 -15,7 6,6 1,34 <br />
9 DWS Balance Portfolio E DWS Investment 847130 23,0 7,6 2,3 -18,6 6,5 1,07 <br />
10 Parium - Relaxed Fund - P EUR Axxion A0X8JJ 43,4 8,6 2,2 -16,2 7,9 1,05 <br />
Durchschnitt 6,5 1,2 -14,1 5,3 1,4<br />
MISCHFONDS FLEXIBEL<br />
5 Jahre<br />
1 Degussa Bank Portfolio Privat Aktiv Warburg Invest A0MS7D 25,8 28,3 14,4 -37,2 25,9 1,39 <br />
2 Acatis Datini Valueflex Fonds B Acatis A1H72F 561,8 9,3 14,1 -30,6 20,2 1,82 <br />
3 RB LuxTopic - Flex A DJE A0CATN 74,2 9,0 13,8 -13,7 12,4 2,00 <br />
4 M & W Invest - M & W Capital LRI Invest 634782 14,3 4,1 13,3 -33,7 35,8 2,29 <br />
5 RLC - Global Dynamic B Dis Axxion SA A1XBKZ 6,3 17,6 12,1 -30,5 18,7 2,38 <br />
6 Vermögensverwaltung Global Dynamic Hansainvest A0RKY7 33,4 17,4 11,9 -30,7 21,2 1,12 <br />
7 Aachen-Invest Select 1 Deka A0M2UL 129,4 12,4 11,2 -15,3 14,4 1,30 <br />
8 Flowerfield - Capital Allocation I IPConcept A2AQGP 172,5 14,5 11,0 -28,6 16,2 1,77 <br />
9 Lakeview Fund LLB Invest A141VC 157,2 14,5 10,9 -21,0 14,2 0,78 <br />
10 P & R - Real Value Axxion SA A1J8CF 50,2 25,7 10,7 -40,6 28,8 1,30 <br />
Durchschnitt 8,0 3,8 -17,8 10,4 1,81<br />
10 Jahre<br />
1 Acatis Datini Valueflex Fonds B Acatis A1H72F 561,8 9,3 11,5 -30,6 17,3 1,82 <br />
2 Adelca Invest - GI Multi Asset Fund - P Axxion A0M6JK 105,9 11,3 9,8 -17,6 14,2 1,11 <br />
3 Adelca Invest - GVI Multi Asset Fund - P Axxion A0M6JL 74,7 10,1 9,6 -18,4 14,5 1,20 <br />
4 Seilern Global Trust A LLB Invest 973105 88,6 16,9 8,1 -33,4 13,6 1,59 <br />
5 SpänglerPrivat: Global Brands & Div (RA0) IQAM Invest A0MTU6 39,4 5,8 7,7 -17,9 12,6 1,60 <br />
6 Portfolio Wachstum (Euro) Alternative ZKB Oe T LLB Invest A1JDB1 352,0 15,4 7,5 -17,6 12,8 1,99 <br />
7 Squad Capital - Squad Makro - N Axxion A1CSXC 145,4 9,1 7,1 -14,2 11,1 1,87 <br />
8 Global Select Portfolio II Union Investment 847704 729,6 22,7 7,1 -20,1 11,3 0,84 <br />
9 Degussa Bank Portfolio Privat Aktiv Warburg Invest A0MS7D 25,8 28,3 7,0 -37,2 24,0 1,39 <br />
10 Portfolio Next Generation ZKB Oe LLB Invest A0MTZ6 89,6 10,7 7,0 -25,1 15,2 2,13 <br />
Durchschnitt 8,0 2,7 -18,8 9,3 1,81<br />
1 | <strong>2024</strong>
Fondsanalyse <strong>2024</strong> TITELTHEMA | 27<br />
<strong>procontra</strong>–Top-Fonds <strong>2024</strong> Fondsgesellschaft WKN Volumen<br />
in Mio. €<br />
Performance<br />
2023<br />
Performance<br />
Max. Wertverlust<br />
in %<br />
Volatilität<br />
in %<br />
TER<br />
in %<br />
<strong>procontra</strong>-<br />
Top-Fonds<br />
<strong>2024</strong><br />
ESG-AKTIENFONDS ARTIKEL 8<br />
5 Jahre<br />
1 Allianz Informationstechnologie - A - EUR Allianz GI 847512 295,3 36,3 19,0 -31,7 21,9 1,79 <br />
2 DPAM L Equities US SRI MSCI Index B EUR Cap DPAS A2JRY9 57,4 27,3 17,9 -19,2 17,4 0,80 <br />
3 Metzler Global Equities Sustainability Class A Universal-Inv 989439 83,9 16,2 15,1 -19,1 16,5 1,90 <br />
4 Allianz Global Equity Insights A-EUR Allianz GI A2ATZ9 247,6 10,1 14,3 -19,8 17,6 2,10 <br />
5 Metzler Global Growth Sustainability Metzler 975225 716,0 25,5 14,3 -27,5 18,2 2,36 <br />
6 Allianz Best Styles US Equity AT-EUR Allianz GI A1WYZY 33,3 20,6 13,6 -19,7 16,4 1,35 <br />
7 Erste Responsible Stock Global EUR R<strong>01</strong> T Erste Asset Management A0J36T 600,4 14,5 13,4 -18,6 16,2 1,72 <br />
8 C WorldWide Global Equities Ethical 1A C Worldwide Fund A0NCGC 108,9 19,0 13,3 -19,9 14,4 1,69 <br />
9 Allianz Global Sustainability A-EUR Allianz GI 157662 311,5 19,5 13,2 -18,0 15,4 1,85 <br />
10 DPAM L Equities World SRI MSCI Index B EUR Cap DPAS A2PGVD 13,0 20,2 13,2 -18,2 15,6 0,80 <br />
Durchschnitt 8,7 5,0 -20,5 12,4 1,46<br />
10 Jahre<br />
1 Allianz Informationstechnologie - A - EUR Allianz GI 847512 295,3 36,3 14,0 -31,7 20,2 1,79 <br />
2 C WorldWide Global Equities Ethical 1A C Worldwide Fund A0NCGC 108,9 19,0 11,1 -19,9 13,3 1,69 <br />
3 Metzler Global Equities Sustainability Class A Universal-Inv 989439 83,9 16,2 10,7 -19,1 15,1 1,90 <br />
4 Essor USA Opportunities P EUR Rothschild Co AM A1JBBZ 131,0 12,1 10,6 -28,3 17,2 1,85 <br />
5 Allianz Global Sustainability A-EUR Allianz GI 157662 311,5 19,5 10,0 -18,0 13,9 1,85 <br />
6 Metzler Global Growth Sustainability Metzler AM 975225 716,0 25,5 9,9 -27,5 15,7 2,36 <br />
7 Erste Responsible Stock Global EUR R<strong>01</strong> T Erste Asset Management A0J36T 600,4 14,5 9,2 -18,6 14,6 1,72 <br />
8 Allianz Strategiefonds Wachstum Plus - A - EUR Allianz GI 979727 1.269,9 19,5 9,0 -22,5 14,2 1,79 <br />
9 Allianz Fonds Schweiz - A - EUR Allianz GI 8476<strong>01</strong> 179,7 11,5 8,5 -21,0 12,6 1,80 <br />
10 MFS Meridian Funds-Global Equity A1 EUR MFS Investment 989632 485,6 9,3 8,4 -20,8 14,1 2,05 <br />
Durchschnitt 8,7 4,2 -21,7 11,0 1,46<br />
ESG-AKTIENFONDS ARTIKEL 9<br />
5 Jahre<br />
1 DNB Fund - Renewable Energy Retail A EUR Cap FundPartner Solutions A0MWAL 138,7 0,2 16,8 -31,1 29,0 1,56 <br />
2 Nordea 1 - Global Climate and Environment BP EUR Nordea A0NEG2 3.159,7 6,4 14,7 -20,9 17,4 1,79 <br />
3 Pictet-Global Environmental Opportunities-P EUR Pictet A1C3LM 586,5 15,0 14,5 -23,5 17,9 2,00 <br />
4 Vontobel Fund Gl Environ Change B EUR Acc Vontobel AM A0RCVW 515,0 12,7 14,4 -22,8 19,1 2,04 <br />
5 Green Effects - NAI Werte Fonds Green Effects 580265 198,6 13,9 14,0 -22,9 18,3 1,10 <br />
6 BNP Paribas Aqua Classic Cap BNPP AM Lux A14XZ1 1.198,6 16,5 13,7 -23,6 18,5 2,23 <br />
7 Mirova Global Sustainable Equity Fund R/A (EUR) Natixis AM A1XCH8 398,1 12,9 12,7 -22,6 16,0 1,90 <br />
8 Pictet-Water-P EUR Pictet 933349 3.890,6 11,0 12,1 -21,4 16,6 1,99 <br />
9 Templeton Global Climate Change Fd A (Ydis) EUR Franklin TIS 971655 683,0 15,0 12,1 -22,7 19,5 1,83 <br />
10 Jupiter Global Ecology Growth L EUR Acc Jupiter AM Intl A0HF9U 11,2 12,3 11,9 -22,5 18,5 1,73 <br />
Durchschnitt 6,0 6,4 -24,3 14,4 1,56<br />
10 Jahre<br />
1 Nordea 1 - Global Climate and Environment BP EUR Nordea A0NEG2 3.159,7 6,4 11,0 -20,9 15,8 1,79 <br />
2 Green Effects - NAI Werte Fonds Green Effects 580265 198,6 13,9 10,9 -22,9 15,1 1,10 <br />
3 DNB Fund - Renewable Energy Retail A EUR Cap FundPartner Solutions A0MWAL 138,7 0,2 10,7 -31,1 24,8 1,56 <br />
4 Pictet-Global Environmental Opportunities-P EUR Pictet AM A1C3LM 586,5 15,0 10,4 -23,5 15,5 2,00 <br />
5 Vontobel Fund Gl Environ Change B EUR Acc Vontobel AM A0RCVW 515,8 12,9 10,1 -22,8 16,1 2,04 <br />
6 Pictet-Water-P EUR Pictet AM 933349 3.890,6 11,0 9,5 -21,4 13,9 1,99 <br />
7 OekoWorld Klima C OekoWorld A0MX8G 664,4 9,9 9,2 -37,8 17,2 2,15 <br />
8 DNB Fund - Future Waves Retail A EUR FundPartner Solutions 986058 5,8 4,4 8,1 -29,7 17,4 1,46 <br />
9 BNP Paribas Climate Impact Classic Cap BNPP AM Lux A0YCX4 1.608,0 7,4 8,0 -29,0 15,9 2,68 <br />
10 BNP Paribas Gl Environment Classic Cap BNPP AM Lux A0NE8U 588,0 11,1 8,0 -23,7 15,8 2,23 <br />
Durchschnitt 6,0 5,7 -25,1 13,2 1,56<br />
Quelle: Lipper IM, Stichtag: 31.12.2023, Angaben in %
28 | PANORAMA Vertriebsunterstützung<br />
Booster für die Beratung<br />
Gesprächsaufhänger und Neues für Ihre Produktpalette<br />
MB MAILIN BARTKNECHT<br />
blau direkt<br />
Beteiligung an Marktführern<br />
für Servicepauschalen<br />
Allianz<br />
Neues Angebot für<br />
Arbeitskraftsicherung<br />
Mit der Akquisition zweier marktführender Abrechnungsdienstleister hat<br />
blau direkt das Angebot für alternative Vergütungsmethoden für Maklerinnen<br />
und Makler ausgebaut. Es handelt sich dabei um den Marktführer<br />
finvoice sowie um das Joint-Venture mit den Gründern von Dipay, BluePay.<br />
Mit der Akquisition möchte blau direkt die bisher im Vermittlermarkt eher<br />
unbekannte Vergütungsform der kundenorientierten Servicepauschalen<br />
weiter in den Fokus stellen und die Wertschöpfung des Vermittlerbetriebs<br />
qualitativ erweitern. Vermittler beziehen hierbei regulär volle Provisionen,<br />
können aber durch bisher unvergütete Services künftig zusätzliche Einnahmen<br />
erzielen. Mit finvoice und Dipay wurde diese zusätzliche Einnahmequelle<br />
erfolgreich in größerem Umfang für Maklerinnen und Makler erschlossen.<br />
So können die Systeme künftig auch dafür eingesetzt werden, den ohnehin<br />
schon überdurchschnittlich zufriedenen Kunden Servicepauschalen anzubieten,<br />
mit denen sie sich weitere typische Vermittlerservices sichern und diese<br />
entsprechend vergüten.<br />
Signal Iduna<br />
Neue rein fondsbasierte Rentenpolice<br />
Die Signal Iduna Lebensversicherung AG hat mit SI Pur Invest erstmals eine<br />
rein fondsgebundene Rentenversicherung ohne Garantien an den Start<br />
gebracht. Dabei wird das ganze Vertragsguthaben über die gesamte Ansparphase<br />
in Investmentfonds angelegt.<br />
SI Pur Invest ergänzt in der dritten<br />
Schicht der Altersvorsorge die bestehende<br />
Palette der Signal- Iduna-<br />
Global-Garant-Invest-Produkte<br />
– kurz Siggi. Es richtet sich vor allem<br />
an die wachsende Gruppe von<br />
Kunden, die eine höhere Affinität<br />
zu Aktien- und Fondsanlagen zeigen<br />
– insbesondere in den jüngeren<br />
Altersklassen.<br />
Zum Januar <strong>2024</strong> hat die Allianz Lebensversicherung<br />
ihr Angebot zur Arbeitskraftsicherung<br />
neu strukturiert. Bei den Berufsunfähigkeitsversicherungen<br />
bietet die<br />
Allianz nun den neuen Tarif „BU Komfort“<br />
an. Das neue Angebot ist für Kundinnen<br />
und Kunden gedacht, die ihre Arbeitskraft<br />
gezielt ohne temporäre „Leistungen wegen<br />
Krankschreibung“ und ohne „Leistungen<br />
wegen Krebs“ absichern möchten. Wer<br />
jedoch die temporären Leistungen wegen<br />
Krankschreibung sowie Krebs einschließen<br />
möchte, kann den Tarif „BU Premium“<br />
wählen. Die Komfort- und Premium-Variante<br />
verfügen ansonsten nahezu über die<br />
gleichen Leistungsmerkmale, für beide<br />
Tarife gilt ein Prognosezeitraum von sechs<br />
Monaten. Der Beitragsunterschied zwischen<br />
Premium- und Komfort-Tarif liegt bei<br />
rund 7 Prozent.<br />
Fotos: Prasit photo, Hinterhaus Productions
Vertriebsunterstützung PANORAMA | 29<br />
Continentale<br />
Neue gewerbliche Gebäudeversicherung<br />
Die Continentale hat<br />
ihre gewerbliche Gebäudeversicherung<br />
optimiert. Der KuBuS<br />
Gebäude-Tarif umfasst<br />
nun neben der<br />
XL- und der XXL-Variante<br />
auch den Top-<br />
Schutz. In diesem<br />
Komplettpaket sind<br />
drei neue Zusatzbausteine<br />
automatisch<br />
enthalten.<br />
Im Baustein „Pro Umwelt“ beteiligt sich die Continentale zum Beispiel an den<br />
Mehrkosten für umweltfreundliche Reparaturen. Hinzu kommt die erweiterte<br />
Absicherung der Gebäudetechnik – etwa bei Konstruktionsfehlern oder Ungeschicklichkeit.<br />
Der dritte Baustein ist die Gebäude-Glaspauschalversicherung. In<br />
allen drei Tarifvarianten ist es nun möglich, durch eine Selbstbeteiligung den Beitrag<br />
um bis zu 35 Prozent zu reduzieren. Ein Neubau-Nachlass wird bis zu einem<br />
Gebäudealter von zehn Jahren gewährt.<br />
Alte Leipziger<br />
Verbesserter Berufsunfähigkeitsschutz<br />
Die Alte Leipziger Lebensversicherung<br />
hat ihren Berufsunfähigkeitsschutz<br />
(BU) überarbeitet. Zu den Neuerungen<br />
zählen zum Beispiel die Option einer<br />
Beitragspause für bis zu 24 Monate<br />
und die neuen Gesundheitsservices<br />
mit Fokus auf mentale Gesundheit.<br />
Hierfür greift die Alte Leipziger unter<br />
anderem auf die Expertise der Hallesche<br />
Krankenversicherung zurück,<br />
ihrer Schwestergesellschaft in der ALH<br />
Gruppe. Die Gesundheitsservices gelten<br />
für alle Neu- und Bestandskunden, die<br />
Beitragspause für neue und seit 2022<br />
bestehende Verträge. Im Gegensatz<br />
zu einer Beitragsfreistellung bleibt der<br />
Versicherungsschutz auch während der<br />
Pause in vollem Umfang bestehen.<br />
Schroders Greencoat:<br />
Energiewendefonds<br />
Schroders Greencoat gibt<br />
die Auflegung des Schroders<br />
Capital Semi-Liquid Energy<br />
Transition Fund bekannt. Er<br />
ist die jüngste Ergänzung<br />
zum wachsenden Angebot an<br />
semi-liquiden Fonds und soll<br />
der Nachfrage von Kunden<br />
nach Investitionslösungen, die<br />
der Energiewende Rechnung<br />
tragen, gerecht werden.<br />
uniVersa: Neue<br />
Nachhaltigkeitspolice<br />
Mit topgreeninvest hat die<br />
uniVersa eine neue nachhaltige<br />
fondsgebundene<br />
Rentenversicherung auf den<br />
Markt gebracht. Die Sparrate<br />
ist variabel anpassbar. Zudem<br />
sind flexible Zuzahlungen<br />
und Kapitalentnahmen sowie<br />
kostenfreie Fondswechsel<br />
jederzeit möglich.<br />
APKV: Neue digitale<br />
Services<br />
Die Allianz Private Krankenversicherung<br />
(APKV) bietet ihren<br />
vollversicherten Kunden ab<br />
sofort die digitalen Anwendungen<br />
„Online-Check-in“ und<br />
„ E-Rezept“ an. Voraussetzung<br />
für die Nutzung ist die Installation<br />
der Allianz Gesundheits-<br />
App sowie die Einrichtung<br />
einer elektronischen Patientenakte<br />
(ePA) der APKV.<br />
VHV: Kooperation mit<br />
OCC Assekuradeur<br />
Die VHV bietet Kunden angebundener<br />
Vermittler künftig<br />
die Möglichkeit, Oldtimer-<br />
Fahrzeuge über den OCC<br />
Assekuradeur zu versichern.<br />
„Durch die Integration der<br />
OCC-Abschlussstrecke in das<br />
VHV Max.Net ist die Abdeckung<br />
unkompliziert und<br />
schnell“, sagt Dr. Angelo O.<br />
Rohlfs, Vorstand für Vertrieb<br />
und Marketing bei der VHV.<br />
Columbia Threadneedle:<br />
Fonds für soziale Anleihen<br />
Columbia Threadneedle Investments<br />
erweitert ihre Palette<br />
an nachhaltigen Strategien<br />
und hat den CT (Lux) Global<br />
Social Bond aufgelegt. Der<br />
Fonds ist als Artikel-9-Fonds<br />
eingestuft und steht europäischen<br />
Anlegern offen.<br />
Nürnberger: Kooperation<br />
mit Xempus<br />
Die Nürnberger Versicherung<br />
baut die Zusammenarbeit mit<br />
Xempus weiter aus. Dadurch<br />
können Vermittler ab sofort zu<br />
allen Leistungsstufen der bKV-<br />
Budgettarife digital beraten<br />
und sie online abschließen.<br />
Münchener Verein: Erweiterung<br />
Vorstandsteam<br />
Die Versicherungsgruppe<br />
Münchener Verein erweitert<br />
zum 1. April ihr Vorstandsteam<br />
und ernennt mit Sebastian<br />
Hartmann ein viertes Vorstandsmitglied.<br />
Hartmann<br />
wird die Leitung des neu geschaffenen<br />
Ressorts Mathematik<br />
Kranken-, Lebens- und<br />
Allgemeine Versicherung<br />
übernehmen.<br />
Foto: Zhihao
INVESTMENTFONDS<br />
1 | <strong>2024</strong>
Dritte Greenwashing-Razzia<br />
bei DWS<br />
In der Greenwashing-Affäre haben Ermittler<br />
erneut die Räume der DWS durchsucht.<br />
Die Staatsanwaltschaft Frankfurt und Beamte des<br />
Bundeskriminalamts (BKA) haben bereits zum<br />
dritten Mal die Geschäftsräume der Asset-Management-Tochter<br />
der Deutschen Bank unter die Lupe<br />
genommen. Anders als beim letzten Besuch Mitte<br />
Januar hatte sich die Staatsanwaltschaft dieses Mal<br />
(am 1. Februar) nicht vorher angekündigt.<br />
Die Fondsgesellschaft DWS hatte Mitte Januar freiwillig<br />
Unterlagen zur Verfügung gestellt und gab<br />
bekannt, weiterhin mit den Behörden zu kooperieren.<br />
Im Raum steht der andauernde Verdacht des<br />
Kapitalanlagebetrugs durch Greenwashing. Konkret<br />
soll DWS Fonds als nachhaltiger und grüner beworben<br />
haben, als sie tatsächlich waren. Es wird auch<br />
gegen den ehemaligen DWS-Vorstand und heutigen<br />
Patrizia-Chef Asoka Wöhrmann ermittelt.<br />
Weitere Themen<br />
Henning Gebhardt im Interview 32<br />
Comeback der Pfandbriefe 36<br />
Neue Kappungsgrenze im DAX 38<br />
Foto: Alesher
32 | INVESTMENTFONDS Investmenttalk<br />
»Der Zinsanstieg hat uns<br />
schwer zu schaffen gemacht«<br />
Henning Gebhardt zählt zu den profiliertesten Fondslenkern im Land.<br />
Warum ihn die hiesige Wirtschaftsentwicklung besorgt, was er für <strong>2024</strong> erwartet<br />
und was er in Sachen Regulierung vorschlägt, erläutert er im Interview.<br />
HG HEIKE GORRES<br />
<strong>procontra</strong>: Die Kritik an der deutschen<br />
Wirtschaftspolitik aus vielen Teilen der<br />
Wirtschaft wird immer lauter. Der DIHK<br />
bezeichnet die Lage als besorgniserregend.<br />
Der ehemalige Vorsitzende der<br />
Wirtschaftsweisen Bert Rürup sagte,<br />
was wir jetzt erlebten, sei ohne Beispiel<br />
in der bundesdeutschen Politik, nachdem<br />
das Bundesverfassungsgericht den<br />
Klima- und Transformationsfonds für<br />
verfassungswidrig und nichtig erklärt<br />
hat. Wie ist Ihre Sicht aus der Perspektive<br />
eines Fondsberaters auf die Lage und<br />
die Firmen im Land?<br />
Henning Gebhardt: Die Entwicklung<br />
ist tatsächlich besorgniserregend.<br />
Nach 16 Jahren Merkel-Regierung, in<br />
denen es einen riesigen Reform- und<br />
Investitionsstau gab, hätten wir eine<br />
Aufbruchsstimmung gebraucht. Die hat<br />
es in den vergangenen zwei Jahren eher<br />
nicht gegeben. Nach der Entscheidung<br />
zum Klima- und Transformationsfonds<br />
stehen weiter parteipolitische Ideologien<br />
im Vordergrund, und auch die CDU<br />
als Opposition scheint nicht bereit, im<br />
Moment für das Land eine gesamtheitliche<br />
Politik zu machen. Das können wir<br />
uns eigentlich nicht erlauben, denn jetzt<br />
werden die Weichen für die Zukunft<br />
gestellt. Das ist genau das, was die<br />
Wirtschaft beklagt: dass der Standort<br />
Deutschland in den vergangenen<br />
Jahren, vor allem in den vergangenen<br />
zwei Jahren, deutlich an Wettbewerbsfähigkeit<br />
verloren hat. Dies muss man<br />
angehen.<br />
Was Sie erfahren<br />
werden<br />
Welche Anlagestrategie<br />
Henning Gebhardt warum<br />
verfolgt<br />
Was im Bereich Nachhaltigkeit<br />
getan werden sollte<br />
Mögliche Ursachen, warum<br />
Anleger aus Mischfonds<br />
ausgestiegen sind<br />
<strong>procontra</strong>: Wie haben Sie den Mischfonds<br />
Millennium Global Opportunities,<br />
den Sie beraten, dieser Einschätzung<br />
entsprechend eingestellt?<br />
Gebhardt: Eigentlich ist der Name mit<br />
dem „Global“ darin schon Programm.<br />
Anleger sollten grundsätzlich den<br />
Heimatmarkt nicht übergewichten.<br />
Unabhängig davon gibt es in Deutschland<br />
immer noch eine Reihe guter global<br />
tätiger Unternehmen. Im Fonds entfallen<br />
von den rund 40 Prozent Anlagen in<br />
Euro 10 Prozent auf deutsche Titel. Das<br />
sind Unternehmen, die einen globalen<br />
Blick haben. Die Länderzugehörigkeit ist<br />
da manchmal nicht so wichtig; wichtiger<br />
ist, wie das Geschäft positioniert ist.<br />
Man muss auf der anderen Seite aber<br />
auch sagen, dass in den vergangenen<br />
Jahren die Anzahl der Unternehmen in<br />
Deutschland enorm geschrumpft ist.<br />
Wir haben nur noch knapp 250 Prime-<br />
Standard-Werte, was die Auswahl nochmals<br />
verkleinert.<br />
<strong>procontra</strong>: Welche Branchen sind unter<br />
den deutschen Anlagen besonders vertreten?<br />
Gebhardt: Klassisch ist in Deutschland<br />
die Industrie führend, wobei einige<br />
Unternehmen allerdings strukturelle<br />
Schwierigkeiten haben, etwa die Automobilindustrie.<br />
Unternehmen, die sich<br />
auf den heimischen Konsum konzentrieren,<br />
haben ihre Schwierigkeiten.<br />
Im Bereich Versicherungen haben wir<br />
zwei Weltmarktführer in Deutschland.<br />
An so etwas kommt man als Investor<br />
nicht vorbei. Trotz des schwierigen<br />
wirtschaftlichen Umfelds gibt es immer<br />
auch attraktive Kandidaten, die ein<br />
1 | <strong>2024</strong>
Investmenttalk INVESTMENTFONDS | 33<br />
Henning Gebhardt ist<br />
Gründer der Beratungsgesellschaft<br />
GAPS, Geschäftsführer<br />
der Fondsboutique<br />
Hollyhedge<br />
Consult und Berater des<br />
Mischfonds Millennium<br />
Global Opportunities.<br />
gutes langfristiges Wachstumsprofil<br />
haben.<br />
<strong>procontra</strong>: Sie betreuen das Portfolio<br />
seit rund zwei Jahren, zusammen mit<br />
Christoph Lampert. Die Wertentwicklung<br />
war zuletzt im Jahres-, Dreijahresund<br />
Fünfjahreszeitraum negativ. Wie<br />
bewerten Sie die Leistung des Fonds?<br />
Was wollen Sie womöglich verbessern?<br />
Gebhardt: Gerade 2022 war nach<br />
einem starken Jahr 2021 alles andere als<br />
zufriedenstellend. Das hat auch damit<br />
zu tun, dass sich das Marktumfeld<br />
enorm verändert hat. 2022 sind zum<br />
ersten Mal nach vielen Jahren die Zinsen<br />
wieder deutlich gestiegen. Das hat<br />
unserer Strategie schwer zu schaffen<br />
gemacht, weil wir sehr wachstumsorientiert<br />
aufgestellt sind. Wir setzen stark<br />
auf langfristig wachstumsstarke Sektoren.<br />
Mit den steigenden Zinsen waren<br />
»Anleger können ihr<br />
Geld wieder breiter<br />
allokieren, was auch<br />
zulasten von Multi-<br />
Asset-Fonds geht.«<br />
diese Sektoren stärker unter Druck als<br />
andere. Eine bessere Performance hätte<br />
man mit einer höheren Gewichtung von<br />
Rententiteln auch nicht erzielen können,<br />
bei mittlerweile schon im dritten<br />
Jahr negativen Erträgen. Von daher haben<br />
wir mit unserer Positionierung nicht<br />
den Sweetspot im Markt erwischt. 2023<br />
haben die „Magnificant Seven“, die<br />
großen Tech-Werte wie Apple, Alphabet<br />
und Amazon, die Märkte getrieben. Aufgrund<br />
unserer ESG-Regeln hatten wir<br />
da den kleinen Nachteil, dass wir uns<br />
in einigen dieser Werte nicht positionieren<br />
können. Ich bin trotzdem davon<br />
überzeugt, dass die Strategie langfristig<br />
trägt. Ich war in meiner ganzen Karriere<br />
ein wachstumsorientierter Investor, im<br />
Prinzip mit einem ähnlichen Ansatz,<br />
wie wir ihn jetzt verfolgen. Im Moment<br />
ist es für die Investoren nicht das, was<br />
sie erwartet haben. Das war in den vergangenen<br />
ein, zwei Jahren tatsächlich<br />
etwas mühsam, mit guter Performance<br />
zu überzeugen.<br />
<strong>procontra</strong>: An der Ausrichtung auf langfristige<br />
Wachstumswerte möchten Sie<br />
also nichts ändern?<br />
Gebhardt: Ganz und gar nicht. Man<br />
muss auch überlegen, was passiert,<br />
wenn wir weltwirtschaftlich tatsächlich<br />
deutlich weniger Wachstum haben<br />
als bislang gedacht. Nach neuesten<br />
Schätzungen wird für <strong>2024</strong> global ein<br />
Wachstum von gerade einmal 2 bis<br />
3 Prozent erwartet. Gerade dort, wo<br />
Wachstum zu finden ist, dürfte dann<br />
das größte Interesse liegen. Vor allem<br />
die Unternehmen, die sich von einem<br />
Foto: GAPS 1 | <strong>2024</strong>
34 | INVESTMENTFONDS Investmenttalk<br />
Euroraum<br />
schwierigen weltwirtschaftlichen<br />
Umfeld abkoppeln können, sind am<br />
Ende gesucht. Das ist langfristig immer<br />
der Fall. Wobei es natürlich auch immer<br />
Schnittstellen zwischen Wachstum und<br />
Value gibt. Wir sind jetzt in einer Übergangsphase,<br />
in der die Zinserhöhungen<br />
zu einem Ende kommen könnten. Das<br />
ist gut für Wachstumstitel.<br />
<strong>procontra</strong>: Mischfonds haben 2023<br />
netto deutliche Mittelabflüsse verzeichnet,<br />
während Aktien- und Rentenfonds<br />
Zuflüsse verbuchten. Warum kehrten<br />
Anleger Mischfonds den Rücken? Auch<br />
Ihr Fonds hat offenbar Kundengelder<br />
verloren.<br />
0,9 0,6<br />
1,5<br />
1,7 1,8<br />
1,4<br />
OECD<br />
Welt<br />
2,4<br />
1,5 1,7<br />
USA<br />
2,9 2,7<br />
3,0<br />
Gebhardt: Zum ersten Mal seit den<br />
1930er-Jahren haben wir eine Situation<br />
gehabt, in der wir zwei Jahre in<br />
Folge mit der Kombination aus Aktien<br />
und Renten, etwa dem typischen<br />
60/40-Portfolio, kein Geld verdienen<br />
konnten. Das ist außergewöhnlich und<br />
für die Investoren auch enttäuschend.<br />
Verhaltene Aussichten<br />
Erwartetes Wirtschaftswachstum <strong>2024</strong><br />
1,2<br />
0,6<br />
-0,1<br />
Deutschland<br />
2023 <strong>2024</strong> 2025<br />
6,3 6,5<br />
6,1<br />
Indien<br />
5,2<br />
4,7<br />
4,2<br />
China<br />
1,7<br />
1,0 1,2<br />
Japan<br />
Angaben in % Quelle: OECD, Stand: November 2023<br />
Mit den steigenden Zinsen gab es erstmals<br />
seit der Finanzkrise wieder eine<br />
Alternative zu Aktien: den Rentenmarkt<br />
– und durch die deutlichen Zinserhöhungen<br />
im Zuge der Inflation noch viel<br />
stärker den Geldmarkt. Wir sehen seit<br />
Jahresbeginn 2023 ein großes Interesse<br />
7<br />
In einige der »Magnificant Seven«<br />
genannten Tech-Unternehmen kann<br />
Gebhardt für den Millennium Global<br />
Opportunities wegen ESG-Vorgaben<br />
nicht investieren.<br />
an Geldmarktfonds. Das ist eine große<br />
Konkurrenz für Multi-Asset-Fonds. In<br />
den Jahren davor, in denen wir nur<br />
fallende und niedrige Zinsen gesehen<br />
haben, waren Multi-Asset-Fonds<br />
interessant für Anleger, die nicht direkt<br />
in Aktienfonds gehen wollten. Heute<br />
können Anleger wieder breiter ihr Geld<br />
allokieren, was auch zulasten von Multi-<br />
Asset-Fonds geht. Genauso wie der<br />
Markt haben auch wir Gelder verloren.<br />
<strong>procontra</strong>: Im Bereich von Nachhaltigkeit<br />
müsse sich noch ein Standard<br />
herausbilden, meinten Sie in einem<br />
Interview. MSCI etwa habe als Anbieter<br />
von ESG-Ratings einige Kriterien, die<br />
dazu führten, dass zum Beispiel im<br />
Pharmabereich die meisten Unternehmen<br />
nicht mehr investierbar seien. Es<br />
müsse ein Mittelweg gefunden werden,<br />
der allen Ansprüchen gerecht werde.<br />
Würde dies nicht zu watteweichen Vorgaben<br />
führen?<br />
Gebhardt: Das Problem ist etwas<br />
anders gelagert. Die Magnificant Seven<br />
zum Beispiel kommen bei dem breit<br />
genutzten UN Global Compact für<br />
nachhaltige und verantwortungsvolle<br />
Unternehmensführung schlecht weg.<br />
Zahlreiche Fonds unterliegen dessen<br />
Vorgaben bei der Anlageauswahl. Dort<br />
gibt es allerdings ein Sammelsurium an<br />
unterschiedlichen Vorgehensweisen,<br />
wie die Regeln angewandt werden. Das<br />
führt dazu, dass der eine Fonds die<br />
Unternehmen ausschließt, der andere<br />
aber voll darin investiert ist. Der<br />
Regulierer müsste klarer vorgeben, was<br />
die Kriterien konkret bedeuten. Das<br />
würde einheitliche Wettbewerbsbedingungen<br />
schaffen.<br />
Weiter im Thema<br />
Das vollständige Interview<br />
finden Sie unter <strong>procontra</strong>online.de:<br />
1 | <strong>2024</strong>
BERATER Anzeige | 35<br />
Ein Jubiläum zum Jubeln!<br />
»Wir gratulieren zu 100-mal <strong>procontra</strong><br />
und freuen uns auf die nächsten 100-mal –<br />
prall gefüllt mit professionell aufbereiteten<br />
Informationen rund um den Vermittlervertrieb.<br />
Weiter so.«<br />
Thomas Hein, Leiter Vertrieb Immobilienfinanzierung bei der ING Deutschland<br />
Über die ING Deutschland<br />
Mit über 9 Millionen Kundinnen und Kunden sind wir die drittgrößte<br />
Bank in Deutschland. Unsere Kernprodukte sind Girokonten, Baufinanzierungen,<br />
Spargelder, Verbraucherkredite und Wertpapiere.<br />
Im Geschäftskundensegment Business Banking vergeben wir Kredite an<br />
kleine und mittlere Unternehmen und bieten ein verzinstes Tagesgeldkonto<br />
an. Im Bereich Wholesale Banking bieten wir Bankdienstleistungen<br />
für große, internationale Unternehmen an. Mit über 6.000 Kolleginnen<br />
und Kollegen sind wir in Frankfurt am Main (Hauptsitz), Berlin, Hannover<br />
und Nürnberg vertreten.
36 | INVESTMENTFONDS Festverzinsliche Wertpapiere<br />
Echtes Pfund<br />
fürs Depot<br />
Pfandbriefe haben nach dem Zinstal eine Renaissance<br />
erlebt. Für risikoscheue Anleger können sich noch<br />
Die gestiegenen Leitzinsen haben<br />
zahlreichen festverzinslichen Anlagen<br />
wieder Auftrieb gegeben.<br />
Anfang 2022 lag die Rendite eines<br />
der Klassiker unter den Festgeldern,<br />
zehnjähriger Bundesanleihen, noch<br />
Chancen ergeben.<br />
HG HEIKE GORRES<br />
knapp im negativen Bereich. Bis Oktober<br />
vergangenen Jahres ist sie der<br />
Bundesbank zufolge auf 2,85 Prozent<br />
im Schnitt gestiegen. In der Spitze hat<br />
sie kurzzeitig die 3-Prozent-Marke gerissen.<br />
Ein weiterer Klassiker, der wie<br />
Bundesanleihen eine hohe Sicherheit<br />
bietet und steigende Renditen<br />
verzeichnet hat, sind Pfandbriefe.<br />
Dabei handelt es sich um gedeckte<br />
Schuldverschreibungen, auch Covered<br />
Bonds genannt, wobei deutsche<br />
Papiere dem Pfandbriefgesetz<br />
unterliegen. Gedeckt bedeutet, dass<br />
den Papieren Sachwerte oder andere<br />
Deckungswerte gegenüberstehen.<br />
Die gängigsten Varianten sind Hypothekenpfandbriefe<br />
und öffentliche<br />
Pfandbriefe, vielen auch als Kommunalobligationen<br />
bekannt. Erstere sind<br />
eine Form von Immobiliendarlehen<br />
und im Wesentlichen mit Grundpfandrechten<br />
gedeckt. Letztere sind<br />
Kredite an den öffentlichen Sektor,<br />
etwa Städte und Gemeinden. Als Deckung<br />
dient dort die Leistungs- und<br />
Steuerkraft der öffentlichen Körperschaft,<br />
wie es amtlich heißt.<br />
Nachfrage steigt<br />
Die Umlaufrendite für Hypothekenpfandbriefe<br />
mit einer Restlaufzeit<br />
von neun bis zehn Jahren lag im vergangenen<br />
Oktober laut Bundesbank<br />
bei 3,64 Prozent, die von öffentlichen<br />
Pfandbriefen mit gleicher Laufzeit bei<br />
3,65 Prozent. Über sechs bis sieben<br />
Jahre Restlaufzeit verbuchten die<br />
Hypothekenpapiere eine Umlaufrendite<br />
von 3,56 Prozent, öffentliche<br />
Pfandbriefe 3,54 Prozent. Die jüngsten<br />
Bundesanleihen mit einer Laufzeit<br />
von sieben Jahren kamen auf 2,77 Pro-<br />
Was Sie erfahren<br />
werden<br />
Was Pfandbriefe so<br />
stabil macht<br />
Welche die gängigsten<br />
Pfandbriefarten sind<br />
Welche Renditen<br />
Pfandbriefe abwerfen<br />
Illustration: Eleonora Mavromati
Festverzinsliche Wertpapiere INVESTMENTFONDS | 37<br />
zent Rendite. Für Anleger mit hohem<br />
Sicherheitsbedarf können Pfandbriefe<br />
somit eine Alternative oder Ergänzung<br />
zu Bundesanleihen sein.<br />
Privatanleger können Pfandbriefe<br />
an der Börse kaufen und verkaufen<br />
und bei Banken im außerbörslichen<br />
Handel erwerben, die solche Produkte<br />
anbieten, erläutert Johannes Frevert,<br />
Pressesprecher der Börse Stuttgart.<br />
Mehrere Onlinebroker bieten ebenfalls<br />
einen Pfandbriefhandel. An der<br />
Börse Stuttgart sind deutsche und<br />
internationale Pfandbriefe gelistet.<br />
„Insgesamt lag der Orderbuchumsatz<br />
mit Pfandbriefen an der Börse<br />
Stuttgart im Jahr 2023 zum Stand<br />
15. Dezember bei rund 378 Millionen<br />
Euro. Damit stieg das Handelsvolumen<br />
gegenüber dem Vorjahreszeitraum<br />
um rund 173 Prozent“, berichtet<br />
Pressesprecher Frevert.<br />
Der Verband deutscher Pfandbriefbanken<br />
(VDP) hat einen teils lebhaften<br />
Absatz verzeichnet. „Die gestiegenen<br />
Zinsen brachten trotz inverser<br />
Zinskurve und der Verunsicherung<br />
über die weitere Zinsentwicklung<br />
Real-Money-Investoren wieder zurück<br />
in die Orderbücher“, berichtet Sascha<br />
Kullig, Mitglied der Geschäftsleitung<br />
des Verbandes, zum Pfandbriefgeschehen<br />
2023.<br />
Zinshoch erreicht?!<br />
<strong>2024</strong> könnte das Geschäft verhaltener<br />
ausfallen. „Aufgrund der von den<br />
Marktteilnehmern für den Jahresverlauf<br />
<strong>2024</strong> erwarteten Zinssenkungen<br />
ist im kommenden Jahr eher von<br />
einer stabilen Handelsaktivität bei<br />
Pfandbriefen auszugehen“, meint<br />
Frevert. Laut einer Umfrage des VDP<br />
unter seinen Mitgliedern erwartet die<br />
große Mehrheit der Teilnehmer bis<br />
Jahresende ebenfalls sinkende Zinsen<br />
und einen Rückgang des Einlagensatzes<br />
von derzeit 4 Prozent auf 3,5 Prozent.<br />
Einige rechnen mit 3,25 Prozent,<br />
Die größten Pfandbriefbanken Head<br />
in Deutschland<br />
44,2<br />
39,1<br />
andere dagegen erwarten, dass der<br />
Einlagensatz über 4 Prozent angehoben<br />
wird. Das aktuelle Zinsniveau<br />
könnte eine verbliebene Gelegenheit<br />
sein, noch Rendite mitzunehmen.<br />
Wer einen Pfandbrief vor der Fälligkeit<br />
verkaufen möchte und mit<br />
sinkenden Zinsen rechnet, ist mit<br />
längeren Laufzeiten besser beraten.<br />
Die Kurse langfristiger Papiere steigen<br />
3,5 %<br />
35,0<br />
DZ Hyp Commerzbank Münchener<br />
Hypothekenbank<br />
Auf diese Höhe könnte laut Umfrageteilnehmern<br />
des VDP bis Ende <strong>2024</strong><br />
der Einlagensatz sinken.<br />
Jetzt Pfandbriefe kaufen?<br />
Mit dem Zinsanstieg sind die<br />
Renditen gestiegen.<br />
Rendite liegt knapp über der<br />
von Bundesanleihen.<br />
Zinshoch könnte erreicht sein.<br />
32,4 30,7<br />
11,7 10,3 9,2 8,5 8,1<br />
Helaba<br />
Pfandbriefumlauf in Mrd. € Anteil am Pfandbriefumlauf in %<br />
Quelle: Verband deutscher Pfandbriefbanken (VDP), Stand: 30.09.2023<br />
bei fallenden Zinsen stärker als die<br />
kurzfristiger Papiere. Umgekehrt verhält<br />
es sich bei steigenden Zinsen.<br />
Zu Papieren nach deutschem Recht<br />
mit längerer Laufzeit und kleinerer<br />
Mindestanlage zählt etwa ein Jumbo-<br />
Pfandbrief der DZ Hyp AG, der<br />
Immobilienbank der Volks- und<br />
Raiffeisenbanken. Fälligkeit 2033,<br />
Zinskupon 3,25 Prozent, Mindestanlage<br />
1.000 Euro. „Jumbos“ haben ein<br />
Emissionsvolumen ab einer Milliarde<br />
Euro. Die Sparkasse Hannover bietet<br />
ab 1.000 Euro einen öffentlichen<br />
Pfandbrief mit 3,375 Prozent Kupon,<br />
Fälligkeit 2028. Einen Kupon von<br />
4,167 Prozent hat ein öffentlicher<br />
Pfandbrief der Landesbank Baden-<br />
Württemberg, Fälligkeit 2029, Anlage<br />
ab 10.000 Euro.<br />
UniCredit Bank<br />
Zinsen könnten entgegen der<br />
Markterwartung steigen.<br />
Hohe Sicherheit schränkt<br />
Renditechancen ein.<br />
Viele attraktive Papiere erfordern<br />
hohe Mindestanlage.<br />
1 | <strong>2024</strong>
38 | INVESTMENTFONDS Kappungsgrenze im DAX<br />
Mehr Platz für Performance<br />
Die wichtigsten DAX-Indizes bekommen eine neue Kappungsgrenze für Einzelwerte.<br />
Die Auswirkungen sorgen für Kontroversen.<br />
HG HEIKE GORRES<br />
Was Sie erfahren<br />
werden<br />
Anstehende Neuerungen für<br />
die zen tralen DAX-Indizes<br />
Welche Folgen die neue<br />
Kappungsgrenze auf<br />
Produktebene hat<br />
Wesentliche Vor- und<br />
Nachteile der Neuerungen<br />
Mitten in eine Phase anziehender<br />
Aktienmärkte gab der Indexanbieter<br />
Stoxx Ltd. bekannt, die sogenannte<br />
Kappungsgrenze für die Unternehmen<br />
im DAX, MDAX, SDAX und<br />
Tec DAX von 10 auf 15 Prozent anzuheben.<br />
Die Grenze gibt an, wie hoch<br />
der Anteil einzelner Unternehmen in<br />
den Indizes maximal sein darf. „Die<br />
Kappungsgrenze von 15 Prozent gilt<br />
erstmals mit der Indexüberprüfung<br />
im März, die ab dem 18. März <strong>2024</strong><br />
wirksam wird“, informiert die Gruppe<br />
Deutsche Börse, zu der Stoxx gehört.<br />
Einmal im Quartal überprüft der<br />
Indexanbieter die Aktienkörbe. Überschreitet<br />
ein Wert den zulässigen<br />
Anteil, reduziert Stoxx das Gewicht<br />
entsprechend.<br />
Im DAX ist das in den vergangenen<br />
zehn Jahren mehrmals vorgekommen,<br />
bei Linde, SAP, Siemens und<br />
Bayer. 15 Prozent hat indes kein<br />
Unternehmen erreicht. Im MDAX<br />
wurde in diesem Zeitraum mit Airbus<br />
ein Unternehmen mehrfach gekappt,<br />
im SDAX die frühere Deutsche Annington<br />
Immobilien, heute Vonovia.<br />
„Da wir es im MDAX mit 50 bzw. bis<br />
2021 mit 60 Unternehmen zu tun<br />
haben und im SDAX sogar mit 70,<br />
findet hier automatisch eine starke<br />
Diversifizierung statt, bei der es keine<br />
ausgemachten Schwergewichte gibt“,<br />
erläutert Andreas von Brevern, Sprecher<br />
der Gruppe Deutsche Börse.<br />
Zwischen den quartalsweisen Prüfterminen<br />
lässt Stoxx für die Einzelwerte<br />
eine Gewichtung von bis zu 20 Prozent<br />
zu. Das soll Kursausschlägen<br />
bei außergewöhnlichen Ereignissen<br />
Raum geben, aber auch eine Konzentration<br />
auf einzelne Titel verhindern.<br />
Folgen auf Produktebene<br />
Mit der neuen Kappungsgrenze<br />
gleicht Stoxx die DAX-Familie laut<br />
Deutsche Börse an internationale<br />
Illustration: Roman Kulon
Kappungsgrenze im DAX INVESTMENTFONDS | 39<br />
Standards an. „Der CAC 40 in Frankreich<br />
oder der FTSE MIB in Italien<br />
zum Beispiel haben Kappungsgrenzen<br />
von 15 Prozent“, erläutert von Brevern.<br />
Beide Leitindizes umfassen wie<br />
der DAX jeweils 40 Titel. Breit gestreute<br />
Indizes wie der S&P 500 und der<br />
FTSE 100 haben keine Obergrenze.<br />
Auf Produktebene hat die Neuregelung<br />
unterschiedliche Auswirkungen.<br />
Fonds, die nach dem EU-Standard<br />
Ucits reguliert sind und keinen<br />
Index abbilden, dürfen höchstens<br />
10 Prozent des Anlagevolumens in<br />
einen Einzelwert investieren. Ein<br />
Ucits-Fonds, der einen „unter Wahrung<br />
einer angemessenen Risikomischung“<br />
von der BaFin anerkannten<br />
Wertpapierindex nachbildet, kann dagegen<br />
laut Kapitalanlagegesetzbuch<br />
bis zu 20 Prozent des Vermögens in<br />
einen Einzeltitel anlegen.<br />
Auf dem deutschen Markt sind alle<br />
Produkte, die einen der betreffenden<br />
DAX-Indizes abbilden, nach Ucits<br />
regulierte börsennotierte Indexfonds,<br />
kurz ETFs. Passive Indexfonds, die<br />
nicht börsennotiert sind, sind nicht<br />
vertreten.<br />
„Die ETF-Anbieter werden zum<br />
Indexanpassungstag das Portfolio<br />
umbauen, damit sie ab dann die entsprechende<br />
Gewichtung im Portfolio<br />
haben – egal ob aus dem Inland oder<br />
»Eine Erhöhung der<br />
Obergrenze spiegelt<br />
in der Regel keine<br />
angemessene Risikoverteilung<br />
auf dem<br />
Markt wider.«<br />
Fondsverband BVI<br />
Ausland, ob es ein physischer oder<br />
synthetischer ETF ist“, meint Markus<br />
Jordan, Geschäftsführer des Anbieters<br />
von Finanz- und Wirtschaftsinformationen<br />
Isarvest.<br />
Linde soll sich nicht<br />
wiederholen<br />
Sie müssen nicht mehr den Anteil<br />
von Unternehmen, die nach Kurszuwächsen<br />
bei der Indexüberprüfung<br />
das Gewicht von 10 Prozent überschritten<br />
haben, reduzieren respektive<br />
Aktien verkaufen. Der Abverkauf<br />
von Aktien nach dieser Hürde war vor<br />
einem Jahr für Linde ein Grund, aus<br />
dem DAX auszusteigen und allein an<br />
der New Yorker Börse gelistet zu bleiben.<br />
Aus Sicht des Industriekonzerns<br />
hatte dieses Rebalancing die Entwicklung<br />
des Aktienkurses beeinträchtigt.<br />
Befürworter der neuen Regelung wie<br />
das Deutsche Aktieninstitut argumentieren,<br />
dass ohne mehr Spielraum<br />
für Kursgewinne weitere<br />
Unternehmen den DAX verlassen und<br />
sich andernorts listen könnten. „Eine<br />
Erhöhung der Obergrenze spiegelt in<br />
der Regel keine angemessene Risikoverteilung<br />
auf dem Markt wider“,<br />
kritisiert dagegen der Fondsverband<br />
BVI. Die Fondsgesellschaft Union<br />
Investment sieht sehr ähnlich beim<br />
DAX einen Rückschritt bei der<br />
Die Schwergewichte im DAX<br />
10,3 9,3 8,0 6,9 6,3<br />
Siemens AG<br />
Industrie<br />
SAP SE<br />
Software<br />
Allianz SE<br />
Versicherung<br />
Risikostreuung nach der Erweiterung<br />
auf 40 Werte. Beide weisen kritisch<br />
auf die Vorgaben für aktiv gemanagte<br />
Fonds hin, die Indexwerten mit mehr<br />
als 10 Prozent Anteil nicht entsprechend<br />
folgen können. Die Schutzgemeinschaft<br />
der Kapitalanleger schlägt<br />
vor, einen europäischen Index aus<br />
mehreren Hundert Titeln zu gründen,<br />
der die großen Unternehmen enthält.<br />
Eine Diskussion um Kappungsgrenze<br />
und Delisting würde sich dann<br />
erübrigen.<br />
Airbus SE<br />
Industrie<br />
Angaben in % Quelle: Gruppe Deutsche Börse; Marktkapitalisierung des Streubesitzes, Stand: Januar <strong>2024</strong><br />
Ist eine Kappungs -<br />
grenze sinnvoll?<br />
Dominanz einzelner Titel<br />
wird verhindert.<br />
Gleichmäßige Streuung<br />
reduziert Risiko.<br />
Kleinere Werte bleiben<br />
verhältnismäßig liquide.<br />
Breite Indizes haben<br />
geringes Klumpenrisiko.<br />
Kapitalmarkt wird<br />
nicht getreu abgebildet.<br />
Starke Kurszuwächse<br />
werden „bestraft“.<br />
Dt. Telekom AG<br />
Telekommunikation<br />
1 | <strong>2024</strong>
VERSICHERUNGEN<br />
1 | <strong>2024</strong>
Zurich: Run-off-<br />
Deal geplatzt<br />
Viridium zieht sich nach Zweifeln der BaFin<br />
aus der Übernahme überraschend zurück.<br />
Nach Angaben von Viridium kann die Akquisition<br />
des Bestands traditioneller Lebensversicherungen<br />
der Zurich Gruppe Deutschland nicht wie<br />
geplant durchgeführt werden. Die Run-off-<br />
Gesellschaft zieht sich aus dem Deal, bei dem es<br />
um 720.000 Verträge geht, zurück – weil<br />
aufgrund der Eigentümerstruktur Zweifel an der<br />
BaFin-Zustimmung bestehen.<br />
Viridium-CEO Tilo Dresig führt gegenüber<br />
<strong>procontra</strong> aus, dass man von den Vorbehalten der<br />
BaFin diesbezüglich gewusst habe, aber dennoch<br />
davon ausgegangen sei, dass der Deal genehmigt<br />
wird. Die BaFin hatte vor allem Finanzinvestor<br />
Cinven im Visier, der die Mehrheit an Viridium<br />
hält.<br />
Weitere Themen<br />
Vertriebschefs der Haftpflichtkasse 42<br />
Wie wirkt Inflation auf die bAV? 44<br />
Beratungsaufhänger für D&O 48<br />
Mehr Prävention für Prämiensenkung? 50<br />
Photovoltaik auf Balkonen 54<br />
Foto: Powerfocusfotografie
42 | VERSICHERUNGEN Maklerbetreuung<br />
»Wir wollen das Verständnis für<br />
Maklerbetreuung erweitern«<br />
Die Haftpflichtkasse will näher an Makler ran. Wie das durch neue Standorte und Smart<br />
Data gelingen soll, erklären die Vertriebsleiter Matthias Vormbrock und Thomas Hebel.<br />
FB FLORIAN BURGHARDT<br />
Was Sie erfahren werden<br />
Warum die Haftpflichtkasse weitere Standorte eröffnet<br />
Welche Erwartungen an Maklerbetreuer bestehen<br />
Wie aus Smart Data Vertriebsimpulse werden sollen<br />
<strong>procontra</strong>: In Ihrem Vermittlermagazin<br />
kündigen Sie an: „Die Nähe zu unseren<br />
Geschäftspartnern werden wir durch<br />
den Aufbau eines regional agierenden<br />
Außendienstes weiter stärken.“ Was ist<br />
hier konkret vorgesehen?<br />
Matthias Vormbrock: Wir haben ungefähr<br />
16.000 angebundene Maklervertriebspartner<br />
und behandeln diese<br />
bislang, salopp formuliert, alle gleich.<br />
Jedoch arbeiten wir mit einer namhaften<br />
Anzahl dauerhaft intensiv zusammen<br />
und möchten ihnen deshalb eine<br />
optimale Vor-Ort-Betreuung bieten.<br />
Dafür werden wir bis Ende <strong>2024</strong> an vier<br />
regionalen Standorten Maklerbetreuer<br />
installieren. Das ist Neuland für die<br />
Haftpflichtkasse, weil wir bislang keinen<br />
betreuenden Außendienst hatten, sondern<br />
alles über unser zentrales Servicecenter<br />
organisiert haben. Parallel dazu<br />
wird es weiterhin unseren Vertriebsinnendienst<br />
geben, der sich zentral von<br />
unserem Hauptsitz in Roßdorf aus um<br />
»Wir wollen Maklerbetreuer<br />
einstellen,<br />
die nicht nur fachlich<br />
fit sind, sondern<br />
einen tollen Kompetenzmix<br />
bieten.«<br />
die Belange unserer Vertriebspartner<br />
kümmert.<br />
Matthias Vormbrock<br />
<strong>procontra</strong>: Wo werden die neuen regionalen<br />
Standorte angesiedelt?<br />
Vormbrock: Die Gebiete haben wir festgelegt<br />
auf Südwest, Südost, Nordwest<br />
und Nordost. Aktuell schreiben wir den<br />
südlichen und östlichen Teil aus mit<br />
Fokus auf Bayern, Baden-Württemberg<br />
und die neuen Bundesländer.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie stellen Sie sich die<br />
Praxis dann vor?<br />
Vormbrock: In erster Linie wollen wir<br />
kompetente Menschen in der Nähe<br />
unserer sehr aktiven Vertriebspartner<br />
haben. Ziel ist, in den Regionen mit<br />
überschaubarem Fahraufwand schnell<br />
vor Ort sein zu können. Und dann ist<br />
uns wichtig, das Rollenverständnis der<br />
Maklerbetreuung zu erweitern. Wir<br />
brauchen hier also niemanden, der<br />
einfach nur die Produktinfos vorliest.<br />
Das könnten wir auch zentral über ein<br />
Webinar lösen. Sondern es geht darum,<br />
unseren Vertriebspartnern wichtige<br />
Ansprechpartner zu bieten, auch für<br />
Dinge, die sich überfachlich verändern.<br />
<strong>procontra</strong>: Können Sie Ihren Anspruch<br />
hier genauer beschreiben?<br />
Vormbrock: Das Thema Veränderungen<br />
ist auf jeden Fall vielschichtig und kann<br />
zum Beispiel global gemeint sein, aber<br />
auch gesellschaftlich oder konkret auf<br />
die Versicherungsbranche bezogen.<br />
Eine große Herausforderung ist hier<br />
ja der Nachwuchskräftemangel. Ein<br />
konkretes Beispiel, das wir auch schon<br />
als Webinar angeboten haben, ist eine<br />
Strategie zur Mitarbeitergewinnung<br />
über Social Media für Makler. Weitere<br />
Ansätze sind bessere Arbeitsaufteilung<br />
im Team mit dem Ziel der Stressreduk-<br />
1 | <strong>2024</strong>
Maklerbetreuung VERSICHERUNGEN | 43<br />
Thomas Gebel und Matthias Vormbrock<br />
tion für alle oder auch konkrete Handlungsempfehlungen<br />
für Vermittler, um<br />
sich und ihr Unternehmen vor Hackerangriffen<br />
zu schützen.<br />
Unter dem Strich wollen wir über<br />
unsere Maklerbetreuung also besondere<br />
persönliche Mehrwerte und Impulse für<br />
die Makler bieten, um uns von anderen<br />
Versicherungsunternehmen abzuheben.<br />
Die Vermittler sollen den Kontakt<br />
mit unseren Maklerbetreuern nicht als<br />
lästige Pflicht empfinden, sondern sich<br />
richtig darauf freuen. Entsprechend<br />
hohe Anforderungen haben wir mit den<br />
neuen Stellenprofilen verknüpft. Wir<br />
wollen Maklerbetreuer einstellen, die<br />
nicht nur fachlich fit sind, sondern einen<br />
tollen Kompetenzmix bieten.<br />
<strong>procontra</strong>: Herr Hebel, Ihr Kollege<br />
sprach bereits viel von Veränderungen.<br />
Was ist die größte Veränderung, die die<br />
Haftpflichtkasse <strong>2024</strong> unter Ihrer Vertriebsleitung<br />
erwartet?<br />
Thomas Hebel: Im Prinzip ist es eine<br />
genauere Strukturierung unseres Vertriebs.<br />
Jeder kennt die großen Maklerpools<br />
und ebenso die großen Maklerhäuser,<br />
über die auch wir Geschäft<br />
erhalten. Den Großteil unseres Neugeschäfts<br />
erhalten wir aber über kleine bis<br />
mittelgroße Maklerbetriebe. Was diese<br />
anbelangt, also wie sie arbeiten und<br />
was sie alles umtreibt, da tappen wir<br />
noch etwas im Dunkeln. Deshalb suchen<br />
wir nun anhand der uns vorliegenden<br />
Daten nach Gemeinsamkeiten unter<br />
unseren Geschäftspartnern und wollen<br />
im nächsten Schritt schauen, wie wir<br />
jene am besten nutzen können.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie wollen Sie die Daten-<br />
Long Story short<br />
analyse für den Vertriebserfolg konkret<br />
nutzen?<br />
Hebel: Es geht hierbei noch nicht<br />
um Big Data, also Prognosemodelle,<br />
sondern erst einmal um Smart Data,<br />
also eine Nutzung der uns bereits zur<br />
Verfügung stehenden Cluster. Beispielsweise<br />
können wir auswerten, welche<br />
Vermittler an unseren Webinaren teilgenommen<br />
haben, aber kein wachsendes<br />
Neugeschäft in dem Produkt<br />
aufweisen. Da können wir dann konkret<br />
ansetzen. Generell können wir anhand<br />
von Webinarteilnahmen, aber auch<br />
durch die Auswertung des Interesses<br />
von Maklern an unseren Präsenzveranstaltungen,<br />
etwa Besuche an unserem<br />
Stand auf der DKM, sozusagen Leads zu<br />
neuen Vertriebspartnern gewinnen. Das<br />
wollen wir in Zukunft mehr in den Fokus<br />
nehmen.<br />
<strong>procontra</strong>: Sie wollen zudem aus den<br />
Daten konkrete Vertriebsimpulse generieren.<br />
Haben Sie dazu ein Beispiel?<br />
Hebel: Wir haben zum Beispiel viele<br />
private Unfallversicherungen mit<br />
Bedingungen auf dem Stand des Jahres<br />
1998. Wenn es da zum Schadenfall<br />
kommt, schrecken manche Vermittler<br />
auf und fragen uns, warum hier die<br />
Meldefrist nur zwölf Monate beträgt<br />
und nicht 36. Solche Erkenntnisse aus<br />
der Datenanalyse wollen wir dann<br />
unseren Maklerbetreuern vor Ort<br />
liefern. Die können mit diesem Wissen<br />
dann gezielt auf bestimmte Vermittler<br />
zugehen und ihnen einen direkten<br />
Vertriebsimpuls geben: Unfallbestände<br />
aktualisieren.<br />
Haftpflichtkasse will regional näher an ihren Top-Maklern sein.<br />
Maklerbetreuer sollen auch bei der Personalgewinnung helfen.<br />
Makler sollen durch individuelle Bestandsanalysen<br />
Handlungsbedarfe erkennen.<br />
1 | <strong>2024</strong>
44 | VERSICHERUNGEN Betriebliche Altersversorgung<br />
Inflation fordert Betriebsrenten<br />
Arbeitgeber müssen die Betriebsrenten ihrer ehemaligen Mitarbeiter an die Inflation anpassen.<br />
Die Optionen dafür sind oft unklar. Dabei können sie die Belastung deutlich reduzieren.<br />
ST STEFAN TERLIESNER<br />
Arbeitgeber müssen laut Betriebsrentengesetz<br />
alle drei Jahre prüfen, ob<br />
die laufenden Rentenleistungen für<br />
ehemalige Mitarbeiter an die Inflation<br />
angepasst werden müssen. So soll die<br />
Kaufkraft erhalten bleiben. „Dabei<br />
müssen die Belange der Versorgungsempfänger<br />
und die wirtschaftliche<br />
Lage des Arbeitgebers gegeneinander<br />
abgewogen werden“, wie Andreas<br />
Hufer, bAV-Experte bei Willis Towers<br />
Watson, erklärt.<br />
In der Vergangenheit war das kein<br />
großes Problem. Die meisten Arbeitgeber<br />
haben sich am Verbraucherpreisindex<br />
(VPI) orientiert. Die<br />
Inflation lag unterhalb des Zielwerts<br />
von 2 Prozent. Folglich mussten Betriebsrenten<br />
nur gering angepasst<br />
werden, und Arbeitgeber konnten<br />
sie aus gebildeten Rückstellungen<br />
finanzieren.<br />
Seit Mitte 2021 sind diese Zeiten<br />
vorbei. Die Inflationsrate stieg rasant<br />
und kratzte Ende 2022 an der 9-Prozent-Marke.<br />
Zwar sank sie 2023 wieder<br />
auf rund 3 Prozent. Doch Ökonomen<br />
erwarten für <strong>2024</strong> eine spürbar hohe<br />
Rate. Laut aktueller Umfrage des ifo<br />
Instituts wollen immer mehr Unternehmen<br />
ihre Preise in den kommenden<br />
Monaten anheben. „Damit dürfte<br />
der Rückgang der Inflationsraten vorerst<br />
ins Stocken geraten“, so ifo-Konjunkturchef<br />
Timo Wollmershäuser.<br />
Belastung für Unternehmen<br />
verringern<br />
Wer diese beschriebene Entwicklung<br />
an seine ehemaligen Mitarbeiter<br />
weitergeben muss, zahlt Anfang<br />
<strong>2024</strong> dann mehr als 13 Prozent mehr.<br />
Arbeitgeber haben nur dann das<br />
Was Sie erfahren<br />
werden<br />
Welches Liquiditätsrisiko für<br />
Firmen durch Betriebsrenten<br />
besteht<br />
Wie dieses Risiko reduziert<br />
werden kann<br />
Tipps, um bei Arbeitgebern<br />
zu punkten<br />
Illustration: Roman Kulon
Betriebliche Altersversorgung VERSICHERUNGEN | 45<br />
Recht, die Rentenaufstockung zu verweigern,<br />
wenn ihre wirtschaftliche<br />
Lage keine Erhöhung zulässt. Oftmals<br />
landen strittige Fälle vor Gericht. Bei<br />
welchen Durchführungswegen und<br />
in welchen Fällen eine Anpassungs-<br />
prüfung nicht verpflichtend ist, erklärt<br />
Anja Sprick, Rechtsanwältin und<br />
bAV-Expertin bei Longial, im unten<br />
stehenden Interview.<br />
Grundsätzlich besteht Handlungsbedarf<br />
für Arbeitgeber. Daher sollten<br />
Makler sie auf eine möglicherweise<br />
in Vergessenheit geratene Option zur<br />
Verringerung von Belastungen aus<br />
laufenden Betriebsrenten hinweisen.<br />
Dem bAV-Fachmann Hufer zufolge<br />
dürfen Arbeitgeber alternativ zum<br />
»Dann entfällt die<br />
Anpassungsprüfung«<br />
Anja Sprick, Rechtsanwältin und bAV-Expertin bei Longial,<br />
einem Serviceanbieter für Lösungen rund um die betriebliche<br />
Altersversorgung von Unternehmen<br />
<strong>procontra</strong>: Arbeitgeber müssen eine<br />
Anpassung der Betriebsrenten an die<br />
Inflation prüfen. In welchem Turnus?<br />
Anja Sprick: Generell gilt für jede<br />
Betriebsrente ein individueller Stichtag,<br />
ab dem der Anpassungsbedarf<br />
ermittelt wird. Weil das sehr aufwendig<br />
ist, können die Starttermine zur<br />
Vereinfachung auf einen einheitlichen<br />
Stichtag im Jahr oder im dreijährigen<br />
Turnus gebündelt werden. Als Maßstab<br />
dient der Verbraucherpreisindex<br />
oder die Entwicklung der Nettolöhne<br />
vergleichbarer Arbeitnehmergruppen<br />
im Unternehmen.<br />
<strong>procontra</strong>: Was gilt, wenn die Versorgungsordnung<br />
nichts regelt?<br />
Sprick: Tatsächlich beinhalten viele<br />
Versorgungsordnungen keine entsprechende<br />
Regelung oder verweisen<br />
auf das Gesetz. Dann legt grundsätzlich<br />
der Arbeitgeber den Maßstab im<br />
Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten<br />
fest. Ein Wechsel von einer<br />
Anpassungsmethode zur anderen<br />
kann zu jedem Stichtag erfolgen. Wird<br />
der Prüfungsmaßstab gewechselt, ist<br />
immer von Rentenbeginn an zu prüfen.<br />
Diese Ausgangsrente ist allerdings<br />
oftmals gar nicht mehr bekannt. Auch<br />
die Bestimmung vergleichbarer Arbeitnehmergruppen<br />
und die Definition<br />
des zu vergleichenden Nettolohns<br />
kann schwierig sein – allein schon, weil<br />
alte Unterlagen fehlen.<br />
<strong>procontra</strong>: Was können Arbeitgeber<br />
tun?<br />
Sprick: Bei den versicherungsförmigen<br />
Durchführungswegen Direktversicherung<br />
und Pensionskasse entfällt<br />
nach der gesetzlichen Regelung die<br />
Anpassungsprüfung, wenn ab Rentenbeginn<br />
sämtliche auf den Rentenbestand<br />
entfallenden Überschussanteile<br />
zur Erhöhung der laufenden<br />
Leistungen verwendet werden. Auch<br />
bei einer Beitragszusage mit Mindestleistung<br />
muss keine Anpassungsprüfung<br />
erfolgen. Und bei Versorgungszusagen<br />
nach 1999 besteht die<br />
Option, eine Steigerung der laufenden<br />
Renten von mindestens 1 Prozent<br />
jährlich zu versprechen. Dann entfällt<br />
die Prüfung. Bei neu zu erteilenden<br />
Zusagen kann letztere Möglichkeit<br />
von Anfang an genutzt werden.<br />
<strong>procontra</strong>: Gerade viele mittelständische<br />
Arbeitgeber beschäftigen<br />
sich zum ersten Mal intensiv mit dem<br />
Thema. Was empfehlen Sie ihnen?<br />
Sprick: Bei der Anpassungsprüfung<br />
gilt es, einige grundlegende Voraussetzungen<br />
wie beispielsweise den<br />
Rentnerbestand, die Durchführungswege<br />
sowie die Lohnentwicklung im<br />
Verhältnis zur Teuerung genau zu<br />
analysieren. Bei der Abwägung,<br />
welcher Anpassungsmaßstab für den<br />
Arbeitgeber tatsächlich finanziell<br />
vorteilhafter ist, kann die Hilfe eines<br />
versicherungsmathematischen<br />
Beraters empfehlenswert sein.<br />
1 | <strong>2024</strong>
46 | VERSICHERUNGEN Betriebliche Altersversorgung<br />
10<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
-2<br />
VPI die Entwicklung der Nettolöhne<br />
von vergleichbaren Arbeitnehmergruppen<br />
im Unternehmen zur<br />
Prüfungsanpassung heranziehen.<br />
Dass sich ein Abwägen der beiden<br />
Alternativen für Arbeitgeber lohnt,<br />
betont Roland Horbrügger, Senior<br />
Legal Consultant beim Maklerunternehmen<br />
Aon. Seiner Meinung nach<br />
hat eine hohe Inflation zur Folge,<br />
dass auch Rentenanpassungen sehr<br />
hoch ausfallen, sofern sie sich am<br />
VPI orientieren. Das berge die Gefahr<br />
wirtschaftlicher Engpässe. Und<br />
wörtlich: „Die Liquidität in vielen<br />
Unternehmen ist schon jetzt, bedingt<br />
durch Pandemie, Lieferengpässe und<br />
steigende Kosten, stark belastet.“<br />
Arbeitgeber sollten daher prüfen, „ob<br />
eine Anpassung entsprechend der<br />
Entwicklung der Nettolöhne vergleichbarer<br />
Arbeitnehmergruppen<br />
im Unternehmen nicht der bessere<br />
Weg ist.“ Denn der könne bei hoher<br />
Inflation gegebenenfalls eine geringere<br />
Belastung für den Arbeitgeber<br />
bedeuten. Horbrügger streicht einen<br />
weiteren Vorteil heraus: Werden<br />
Ärgernis Inflation<br />
Entwicklung des Verbraucherpreisindex für Deutschland<br />
2<strong>01</strong>8 2<strong>01</strong>9 2020 2021 2022 2023<br />
Veränderungsrate zum Vorjahresmonat in % Quelle: Statistisches Bundesamt, Stand: 08.12.2023<br />
13 %<br />
könnte die Steigerungsrate von<br />
Renten für ehemalige Mitarbeiter<br />
betragen, wenn der Arbeitgeber sich<br />
an der Inflation der vergangenen<br />
drei Jahre orientiert.<br />
Nettolohnentwicklung als Richtschnur?<br />
Für Arbeitgeber aktuell oft günstiger<br />
als Rentenanpassung gemäß VPI<br />
Aktive Mitarbeiter fühlen sich<br />
gegenüber Betriebsrentnern<br />
fair behandelt.<br />
Besonders vorteilhaft bei Renten,<br />
die noch nicht lange ausgezahlt<br />
werden<br />
Renten und Nettolöhne in vergleichbarem<br />
Maße angepasst, so könne dies<br />
auch einen positiven Effekt auf die<br />
Mitarbeiterzufriedenheit haben. „Aktive<br />
Mitarbeiter“, so der bAV-Experte,<br />
„werden bei dieser Variante Rentnern<br />
gegenüber fair behandelt. Wird der<br />
VPI bei der Berechnung zugrunde<br />
gelegt, steigen die Renten bei hoher<br />
Inflation in der Regel deutlich höher<br />
als die Gehälter aktiver Mitarbeiter.“<br />
Aktive Ansprache nutzen<br />
Bereits diese Ausführungen zeigen,<br />
dass das Thema durchaus komplex<br />
ist. Gerade deshalb sollten Makler mit<br />
Schwerpunkt bAV und entsprechendem<br />
Mandat aktiv auf Unternehmenskunden<br />
zugehen. Die Anpassung<br />
von Betriebsrenten an die<br />
Inflationsentwicklung stand jahrelang<br />
nicht oben auf der Agenda von<br />
Chefs – jetzt aber schon. Viele Arbeitgeber<br />
haben hier Beratungsbedarf.<br />
Zugleich ist das Aufzeigen alternativer<br />
Anpassungsmaßstäbe ein Beitrag zur<br />
Verbreitung der bAV. Viele Arbeitgeber<br />
kennen bisher nur die Anpassung<br />
der laufenden Betriebsrentenzahlungen<br />
gemäß VPI und lehnen angesichts<br />
hoher Inflationsraten die<br />
Einführung einer bAV im Betrieb ab.<br />
Vor diesem Hintergrund können<br />
Makler über Alternativen im Unternehmen<br />
aufklären.<br />
Festlegung des vergleichbaren<br />
Nettolohns ist eine Herausforderung.<br />
Auch die Definition der vergleichbaren<br />
Arbeitnehmergruppe<br />
gestaltet sich schwierig.<br />
Bei größeren Rentnerbeständen<br />
ist der Aufwand sehr hoch.<br />
1 | <strong>2024</strong>
Herzlichen Glückwunsch<br />
liebe <strong>procontra</strong>!<br />
Wir gratulieren zu 100 <strong>Ausgabe</strong>n mit geballtem Fachwissen –<br />
und freuen uns schon sehr auf die nächsten 100.<br />
Vermittlerstudie 2<strong>01</strong>2<br />
Hannoversche<br />
Top<br />
Versicherer<br />
Risiko-Leben<br />
Maklers Lieblinge<br />
Vermittlerstudie 2<strong>01</strong>7<br />
Vermittlerstudie 2<strong>01</strong>8<br />
Vermittlerstudie 2<strong>01</strong>9<br />
Vermittlerstudie 2020<br />
Vermittlerstudie 2022<br />
Hannoversche<br />
1. Platz<br />
Hannoversche<br />
1. Platz<br />
Hannoversche<br />
1. Platz<br />
Hannoversche<br />
1. Platz<br />
Hannoversche<br />
1. Platz<br />
Risikoleben<br />
Maklers Lieblinge<br />
Risikolebensversicherung<br />
Maklers Lieblinge<br />
Risikolebensversicherung<br />
Maklers Lieblinge<br />
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Gemeinsam einfach besser.<br />
partner.hannoversche.de<br />
1 | <strong>2024</strong>
48 | VERSICHERUNGEN D&O-Policen<br />
Manager stehen im Fokus<br />
Fehler von Führungskräften können Firmen in die Pleite führen. Aktuelle Fälle liefern<br />
Beratern Aufhänger, um für die Absicherung durch D&O-Versicherungen zu sensibilisieren.<br />
IR IMKE REIHER<br />
Nicht nur der große Dichterfürst<br />
Goethe wusste: „Es irrt der Mensch,<br />
solang er strebt.“ Was poetisch klingt,<br />
kann finanziell schwere Folgen haben.<br />
Etwa wenn Führungskräfte in<br />
Unternehmen weitreichende Fehlentscheidungen<br />
treffen. Das Risiko ist<br />
höher, als vielen bewusst sein dürfte:<br />
„50 bis 70 Prozent aller unternehmerischen<br />
Entscheidungen führen<br />
nicht vollständig zum gewünschten<br />
Ergebnis oder können komplett nach<br />
hinten losgehen“, sagt Sören Rettig,<br />
Leiter Unternehmensrecht beim<br />
D&O-Anbieter VOV. Welches Ausmaß<br />
dies haben kann, sieht man aktuell<br />
bei der insolventen Signa Holding.<br />
Für Berater ist jetzt ein guter Zeitpunkt,<br />
um das Thema D&O-Versicherung<br />
bei Kunden zu platzieren. Denn<br />
die Gefahr von Fehlentscheidungen<br />
in der Führungsriege wird immer<br />
größer. Zum einen steigt die Regulierung<br />
– Stichworte sind hier das<br />
EU-Lieferkettengesetz, ESG-Auflagen<br />
und der Ausbau von Hinweisgebersystemen.<br />
Zum anderen führt die<br />
angespannte wirtschaftliche Lage<br />
bei hoher Inflation zu mehr Insolvenzen.<br />
Dazu kommen geopolitische<br />
Unsicherheiten und Risiken, die mit<br />
neuen Technologien wie künstlicher<br />
Intelligenz (KI) einhergehen.<br />
All das gibt dem D&O-Markt Rückenwind.<br />
Was Beratern ebenfalls in die<br />
Hände spielt: In den letzten drei<br />
Jahren war der Markt aufgrund der<br />
Corona-Pandemie und erhöhter Unsicherheit<br />
an den Finanzmärkten ver-<br />
Was Sie erfahren<br />
werden<br />
Beratungsaufhänger<br />
für D&O-Policen<br />
Warum zusätzlicher<br />
Rechtsschutz sinnvoll ist<br />
Welche Risiken Führungskräfte<br />
besonders im Blick<br />
haben sollten<br />
Illustration: Roman Kulon
D&O-Policen VERSICHERUNGEN | 49<br />
härtet. Mittlerweile hat sich der Trend<br />
gedreht: „Viele Versicherer fahren ihre<br />
Leistungen wieder hoch“, beobachtet<br />
Rettig. Auch die vom GDV befürchtete<br />
Prämienerhöhung blieb bisher aus<br />
– tatsächlich gehen die Beiträge tendenziell<br />
sogar zurück. „Die Versicherer<br />
wollen wieder wachsen und sich<br />
gegenüber Wettbewerbern stärker<br />
differenzieren“, erläutert Alfred Mora,<br />
Chief Underwriter Financial Lines bei<br />
Allianz Commercial in Deutschland.<br />
„Die Zielklientel sind Unternehmen<br />
jeder Größenordnung, die Versicherungsschutz<br />
für Manager einkaufen,<br />
aber auch Führungskräfte selbst, die<br />
ihr Privatvermögen individuell absichern“,<br />
umreißt Rettig. Wichtig zu<br />
wissen: Beide Arten der D&O-Police<br />
lassen sich auch voneinander unabhängig<br />
abschließen. Das ist mitunter<br />
sinnvoll, denn die Interessen laufen<br />
im Schadensfall konträr. Während<br />
ein Unternehmen dann gegen eigene<br />
Führungskräfte vorgeht, wollen<br />
Beschuldigte persönlichen Schaden<br />
abwenden – auch mit Blick auf die<br />
eigene Reputation.<br />
Ratsam: Rechtsschutz<br />
Diesen Punkt sollten Makler im<br />
Hinterkopf haben – genauso wie den<br />
Bereich Rechtsschutz. Marktexperten<br />
raten, eine D&O-Police durch ein<br />
getrenntes Rechtsschutzpaket zu ergänzen,<br />
um Deckungslücken abzufedern.<br />
„Der Strafrechtsschutz ist in der<br />
D&O-Police immer sehr eng an das<br />
Organhaftungsrecht geknüpft“, weiß<br />
Rettig. Das heißt: an die zivilrechtliche<br />
Haftung. Allerdings sind Manager<br />
viel öfter von Staatsanwälten bedroht<br />
– was sehr teuer werden kann.<br />
Auswertungen von Schadensfällen<br />
zeigen, dass mitunter 70 Prozent<br />
der Deckungssumme für Abwehrkosten<br />
draufgehen. Auch aus diesem<br />
Grund ist zusätzlicher Rechtsschutz<br />
zu empfehlen: „Ein separater Indus-<br />
Die größten Haftungsrisiken für Führungskräfte<br />
»Ein separater<br />
Industriestrafrechtsschutz<br />
ist sinnvoll,<br />
um die Summe aus<br />
einer D&O-Police<br />
zu schützen.«<br />
Alfred Mora, Chief Underwriter<br />
Financial Lines in Deutschland bei<br />
Allianz Commercial<br />
triestrafrechtsschutz ist sinnvoll, um<br />
die Summe aus einer D&O-Police zu<br />
schützen“, empfiehlt Mora. Und auch<br />
eine zusätzliche Anstellungsvertrags-<br />
Rechtsschutzversicherung könnte<br />
sich für Führungskräfte lohnen, um<br />
Kosten aus Rechtsstreitigkeiten zu<br />
übernehmen, die mit der eigenen<br />
Anstellung zusammenhängen. Denn<br />
die private Rechtsschutzversicherung<br />
greift hier nicht.<br />
Cyber dominiert seit Jahren das Ranking.<br />
2<strong>01</strong>9 2021 2023<br />
1 Datenverlust Cyberattacke Cyberattacke<br />
2 Cyberattacke Datenverlust Datenverlust<br />
3<br />
Regulatorisches Risiko (einschließlich<br />
Androhung von<br />
Bußgeldern und Strafen)<br />
4 Prozessrisiko<br />
5<br />
6<br />
7<br />
Fokus auf Kampagnen<br />
sozialer Medien<br />
Ihre Organisation wird<br />
Opfer eines Verbrechens<br />
Risiko einer Gesundheits- und<br />
Sicherheits-/Umweltschutzgesetzgebung<br />
Regulatorisches Risiko (einschließlich<br />
Androhung von<br />
Bußgeldern und Strafen)<br />
Risiko einer Gesundheits- und<br />
Sicherheits-/Umweltschutzgesetzgebung<br />
Risiko arbeitsrechtlicher<br />
Ansprüche<br />
Fokus auf Kampagnen<br />
sozialer Medien<br />
Ihre Organisation wird<br />
Opfer eines Verbrechens<br />
Was die Policen aus Beratersicht<br />
besonders attraktiv macht, sind die<br />
Nähe zu Entscheidern und die<br />
Aussicht auf Zusatzgeschäft. Allerdings<br />
ist ein gezieltes Einarbeiten in<br />
die Materie ein Muss, denn D&O-Policen<br />
sind Individuallösungen und<br />
schwer vergleichbar. „Wichtig ist, dass<br />
der Schutz auf die Bedürfnisse<br />
zugeschnitten ist“, betont VOV-Fachmann<br />
Rettig. Beim Anbieter sollten<br />
Berater darauf achten, dass dieser<br />
schon länger am Markt ist und<br />
international regulieren kann“, rät<br />
Mora.<br />
Cybererpressung<br />
Regulatorisches Risiko (einschließlich<br />
Androhung von<br />
Bußgeldern und Strafen)<br />
Strafverfolgung im Bereich<br />
Gesundheit und Sicherheit<br />
Bestechung und Korruption<br />
Ihre Organisation wird<br />
Opfer eines Verbrechens<br />
Quelle: WTW, Stand: April 2023<br />
Long Story short<br />
Anziehende Regularien und<br />
striktere Compliance bieten<br />
Aufhänger.<br />
Separater Rechtsschutz für<br />
D&O-Gelder im Schadensfall<br />
Zunehmender KI-Einsatz birgt<br />
neue D&O-Haftungsrisiken.<br />
1 | <strong>2024</strong>
50 | VERSICHERUNGEN Prävention in der Versicherung<br />
Vorbeugen statt nur absichern<br />
Prävention ist wichtiger Bestandteil des Versicherungsgeschäfts – findet im Vertrieb aber<br />
kaum statt. Wer als Makler entsprechende Angebote kennt, findet neue Kunden.<br />
ST STEFAN TERLIESNER<br />
Was Sie erfahren<br />
werden<br />
Sparpotenzial für Privatkunden<br />
durch Eigenverantwortung<br />
Bei welchen Tarifen und<br />
Anbietern Prävention schon<br />
eine Rolle spielt<br />
Warum Prävention auch<br />
gesetzliche Grenzen hat<br />
Für Uwe Jüttner, Produktmanager<br />
beim Maklerunternehmen Aon, ist<br />
klar: „Das Thema Prävention ist ein<br />
zentraler Bestandteil der Beratung.“<br />
Schließlich sei man Sachwalter der<br />
Kunden, und diesen sei das Abwenden<br />
von Schäden an Leib und Besitz<br />
wichtig. Daher informiere Aon seine<br />
Kunden über neue Absicherungsmöglichkeiten.<br />
Makler, die diesem<br />
Ansatz folgen, könnten sich eine neue<br />
Kundengruppe erschließen.<br />
Zwar berät Aon vor allem Arbeitgeber<br />
samt Belegschaft in Fragen rund um<br />
Absicherung und Vorsorge. In Unternehmen<br />
spielt das Thema Prävention<br />
aber allein aus Gründen der Kostenersparnis<br />
eine bedeutende Rolle. Stichworte<br />
dazu wären Gesundheitsvorsorge<br />
der Arbeitnehmer, Brand- und<br />
Hochwasserschutz sowie IT-Sicherheit.<br />
Prävention findet hier innerhalb<br />
eines betrieblichen Konzepts statt.<br />
Letztlich reduziert ein Unternehmen<br />
seine Ausfallzeiten und Schadensfälle<br />
und spart Geld, weil die Versicherer<br />
viele Maßnahmen in Form niedrigerer<br />
Beiträge honorieren.<br />
Illustration: Roman Kulon
Prävention in der Versicherung VERSICHERUNGEN | 51<br />
»Prävention stößt auf<br />
gesetzliche Grenzen«<br />
Interview mit Maximilian Happacher, Vorstandsvorsitzender<br />
der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV)<br />
<strong>procontra</strong>: Führt Prävention letztlich<br />
immer zu niedrigeren Prämien?<br />
Maximilian Happacher: Voraussetzung<br />
ist, dass Prävention wirksam<br />
ist. Das heißt, es liegen Daten vor,<br />
die einen Zusammenhang zwischen<br />
Prävention und Schadenreduktion<br />
belegen. Nur dann wirken präventive<br />
Maßnahmen tendenziell positiv auf<br />
die Prämie. Zwischen den einzelnen<br />
Versicherungssparten gibt es<br />
große Unterschiede. In den meisten<br />
Produkten der Schaden- und Unfallversicherung<br />
wird Schadenprävention<br />
preisreduzierend berücksichtigt.<br />
Bei Elementarpolicen etwa kann der<br />
Beitrag bei Privatgebäuden teilweise<br />
um die Hälfte reduziert werden. Im<br />
Leben-Bereich wird Nichtrauchen<br />
belohnt. Vor allem in der privaten<br />
Krankenversicherung, der PKV, sind<br />
den Anbietern bei der Förderung von<br />
Prävention Grenzen gesetzt.<br />
<strong>procontra</strong>: Welche Grenzen genau?<br />
Happacher: Das VVG definiert<br />
Leistungen der PKV. Dort eindeutig<br />
beschrieben sind Maßnahmen der<br />
sekundären und tertiären Prävention,<br />
also grob formuliert Schritte<br />
zur Früherkennung und Genesung.<br />
Leistungen der Primärprävention,<br />
also die Vorbeugung von Krankheit,<br />
deckt das Gesetz nicht zweifelsfrei<br />
ab. So bestehen bei der Förderung<br />
gesundheitsbewussten Verhaltens<br />
große Hürden. Die Vorgaben für die<br />
Produktgestaltung und Kalkulation<br />
beinhalten gewisse Unsicherheiten<br />
und erschweren die Umsetzung.<br />
<strong>procontra</strong>: Haben Versicherer überhaupt<br />
ein Interesse an Prävention?<br />
Happacher: Abgesehen davon, dass<br />
Schadenverhütung Ärger und Leid bei<br />
den Versicherten vermeiden hilft, was<br />
immer in unser aller Interesse ist,<br />
geht es auch um Vermeidung von<br />
Kosten beispielsweise für die<br />
Scha dens regu lie rung.<br />
Zudem trägt wirksame Prävention zu<br />
geringeren Prämien bei und ermöglicht<br />
daher mehr Kunden den Zugang<br />
zu Versicherungsschutz. Aber<br />
Leistungen für Primärprävention sind<br />
in der PKV halt nur sehr begrenzt<br />
erstattungsfähig.<br />
Bei Privatkunden ist die Kalkulation<br />
von Präventionstarifen zwar<br />
schwieriger, vor allem in der privaten<br />
Krankenversicherung, wie der oberste<br />
Aktuar Maximilian Happacher erklärt.<br />
Aber Fakt ist auch, dass viele Privatkunden<br />
Wert auf Eigenverantwortung<br />
und damit Prävention legen. Laut<br />
einer Umfrage der Versicherungsforen<br />
Leipzig haben 58 Prozent der<br />
Versicherungsnehmer großes oder<br />
sehr großes Interesse an Produkten<br />
mit Zusatzleistungen wie Bonuspro-<br />
grammen für sportliche Aktivitäten,<br />
also mit klarem Präventionsbezug.<br />
In Zeiten von Inflation und Stagnation<br />
müssen viele Menschen den Euro<br />
zweimal umdrehen. Daher erfolgt<br />
auch im Versicherungsgeschäft der<br />
Wettbewerb zunehmend über den<br />
Preis – und dort honorieren viele<br />
Policen eine gesunde Lebensweise<br />
und Präventionsmaßnahmen. Ein<br />
aktuelles Beispiel ist das erweiterte<br />
Angebot von Zurich in der Schwere-<br />
Krankheiten-Vorsorge. „Wir möchten<br />
Nichtrauchen honorieren und haben<br />
daher unsere Tarife überarbeitet“,<br />
sagt Björn Bohnhoff, Vorstand Leben<br />
bei der Zurich Gruppe Deutschland.<br />
So zahlten Nichtraucher im Tarif<br />
Eagle Star RisikoLeben Basic bis zu<br />
9 Prozent weniger Prämie. Das sei ein<br />
Novum am Dread-Disease-Markt.<br />
Argumente für Vermittler<br />
Auch bei der Ergo-Tochter DKV ist<br />
man überzeugt, dass „Prävention immer<br />
mehr an Bedeutung gewinnt“.<br />
1 | <strong>2024</strong>
52 | VERSICHERUNGEN Prävention in der Versicherung<br />
Daher seien digitale Gesundheitsanwendungen,<br />
die auch präventiv<br />
eingesetzt werden können, zukünftig<br />
Leistungsbestandteil aller Unisex-<br />
Krankheitskostenvolltarife sowie der<br />
beiden Ergänzungstarife Kombi-Med<br />
Ambulant Premium und BestMed.<br />
Die Fachleute der Ergo verweisen auf<br />
die „DKV-Gesundheitswelt“ mit ihrer<br />
Vielzahl an Präventionservices. Für<br />
Vermittler sei dies „ein starkes Argument<br />
im Vertrieb und zur Kundenbindung“.<br />
Bei der Stuttgarter heißt es auf Anfrage:<br />
„Durch Präventionselemente<br />
wie Beitragsnachlässe können Vermittler<br />
leichter Kunden gewinnen.<br />
Zudem können Vermittler sich selbst<br />
als Gesundheitspartner positionieren,<br />
der nicht nur in der Not hilft, sondern<br />
auch dafür sorgt, dass das Risiko<br />
einer Notlage verringert wird.“ Daher<br />
biete die Stuttgarter in mehreren<br />
Produkten Präventionsbausteine. In<br />
den Unfalltarifen etwa erhöht man<br />
die Kapitalleistung bei Invalidität um<br />
25 Prozent, wenn die versicherte Person<br />
unter anderem beim Rad- oder<br />
Skifahren zum Unfallzeitpunkt einen<br />
Helm getragen hat. Diese Mehrleistung<br />
sei beitragsfrei mitversichert.<br />
Belohnung per App<br />
Neue Technologien erweitern die<br />
Möglichkeiten von Versicherern, die<br />
Eigenverantwortung von Kunden<br />
bei der Tarifierung zu berücksichtigen.<br />
Generali Deutschland belohnt<br />
eigenen Angaben zufolge Teilnehmer<br />
des Gesundheitsprogramms „Vitality“<br />
für Fitnessaktivitäten in Form von<br />
Gutscheinen und Rabatten. Die Erfassung<br />
und Belohnung erfolgt per App.<br />
Ergo und Allianz wiederum würdigen<br />
in der Kfz-Versicherung eine sichere<br />
Fahrweise; die Tarife lauten Bonus-<br />
Drive beziehungsweise Safe Drive.<br />
Eine Telematik-App erfasst jeweils die<br />
Fahrdaten. Beide Versicherer nennen<br />
Zusatzservices gewünscht<br />
Interesse an Arbeitskraftabsicherung<br />
mit z. B. Bonusprogrammen<br />
(sehr) großes Interesse 58<br />
teils/teils 33<br />
(eher) kein Interesse 9<br />
Quelle: Versicherungsforen Leipzig 9/2023<br />
eine Beitragsersparnis von bis zu<br />
30 Prozent. Ein weiteres Beispiel der<br />
Allianz ist ein Unwetterwarnservice<br />
per Kurznachricht aufs Mobiltelefon.<br />
Die Warnung per SMS werde punktgenau<br />
für den Wohnort erstellt und versendet,<br />
betont der Versicherer. Und in<br />
der Wohngebäude- und Hausratversicherung<br />
könnten Kunden im Fall<br />
eines Überschwemmungsschadens<br />
die vereinbarte Selbstbeteiligung um<br />
50 Prozent reduzieren, wenn sie nachweislich<br />
druckwasserdichte Fenster<br />
und Türen verbaut haben.<br />
Ausland als Vorbild<br />
Diana Boduch von den Versicherungsforen<br />
Leipzig beobachtet den<br />
Markt der Präventionstarife. Sie weiß:<br />
„Es wird viel versucht und angeboten.“<br />
Bei den Mehrwerten für Kunden<br />
gebe es noch Luft nach oben. Andere<br />
Länder seien hier weiter. In Südafrika<br />
gewähre der Generali-Partner Discovery<br />
im „Vitality“-Programm für<br />
„gutes“ Verhalten oder eine sichere<br />
Fahrweise Rabatte für gesunde<br />
Lebensmittel zwischen 25 und 75<br />
Prozent, für Fitnessstudios zwischen<br />
75 und 100 Prozent oder auch Rabatte<br />
für Tankfüllungen. „Das ist ein hoher,<br />
finanziell spürbarer Mehrwert“, betont<br />
Boduch.<br />
Deutschland steht erst am Anfang<br />
einer Entwicklung, die Eigenverantwortung<br />
stärker belohnt. Der GDV<br />
erwähnt hierbei den Klimawandel.<br />
Die Menschen müssten sich auf<br />
weitere Naturkatastrophen einstellen<br />
– auf Überflutungen, Stürme,<br />
Hagel und Tornados. Ohne Prävention<br />
werde sich das in den Prämien widerspiegeln:<br />
„Wenn wir Prävention und<br />
Klimaanpassung nicht konsequent<br />
umsetzen, könnte es allein infolge der<br />
Klimaschäden innerhalb der nächsten<br />
zehn Jahre zu einer Verdoppelung<br />
der Prämien für Wohngebäudeversicherungen<br />
kommen.“<br />
Diese Schätzung lässt sich im Ansatz<br />
auf andere Versicherungssparten<br />
übertragen. Der demografische<br />
Wandel stellt private Versicherungskollektive<br />
vor Herausforderungen,<br />
welche die Prämie tendenziell<br />
erhöhen. Vermittler, die Prävention<br />
zum Bestandteil ihrer Beratung<br />
machen, halten zum Wohle ihrer<br />
Kunden dagegen.<br />
Jetzt auf Präventionsprodukte<br />
setzen?<br />
Wird der Rolle des<br />
Sachwalters gerecht<br />
Neues Kundenpotenzial<br />
Positionierung als<br />
„Lebensbegleiter“<br />
Produktangebot ist (noch)<br />
zu gering.<br />
Kunden könnten das als<br />
Bevormundung empfinden.<br />
Niedrigere Prämie bedeutet<br />
oft niedrigere Provision.<br />
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54 | VERSICHERUNGEN Photovoltaik<br />
Balkone werden zu Kraftwerken<br />
Mini-Photovoltaikanlagen boomen. Neue Musterbedingungen sorgen für Anpassungsbedarf<br />
im Bestand. Außerdem bleibt die Frage, ob Hausrat- oder Wohngebäudepolice greift.<br />
ST STEFAN TERLIESNER<br />
Was Sie erfahren<br />
werden<br />
Wie Steckersolaranlagen<br />
Anlässe zur Beratung bieten<br />
Welche Policen passenden<br />
Schutz bieten<br />
Aktuelle Preis-Leistungs-<br />
Verhältnisse<br />
In Deutschland sind im vergangenen<br />
Jahr so viele neue Solaranlagen zur<br />
Strom- und Wärmeerzeugung errichtet<br />
worden wie nie zuvor – mehr als<br />
eine Million. Vor allem Balkonkraftwerke<br />
sind beliebt. Diese sogenannten<br />
Steckersolargeräte müssen nur<br />
an eine Steckdose angeschlossen<br />
werden und wandeln Sonne in elektrische<br />
Energie. Davon haben private<br />
Haushalte 2023 rund 270.000 Geräte<br />
installiert, was laut Bundesverband<br />
Solarwirtschaft eine Vervierfachung<br />
im Vergleich zum Vorjahr darstellt.<br />
Mehrwertsteuer entfällt<br />
Die Regierung fördert die Mini-Photovoltaikanlagen.<br />
Seit Jahresbeginn<br />
entfällt die Mehrwertsteuer bei der<br />
Anschaffung. Daher rechnet die Branche<br />
mit einer anhaltend hohen Nachfrage<br />
nach Balkonkraftwerken seitens<br />
Immobilienbesitzern, aber auch Mietern.<br />
Die Versicherungswirtschaft hat<br />
auf die Entwicklung reagiert. Ende<br />
2023 erweiterte der Branchenverband<br />
GDV die Musterbedingungen für<br />
Hausratversicherungen. Wer künftig<br />
eine neue Police abschließt und<br />
bereits ein Steckersolargerät hat oder<br />
anschafft, könne auf „die unkomplizierte<br />
Mitversicherung vertrauen“.<br />
Insofern ist der Solarboom auch eine<br />
Chance für Makler. Sie sollten mit<br />
den Besitzern von Balkonkraftwerken<br />
über den bestehenden Schutz<br />
sprechen. Zwar gibt es für die kleinen<br />
Kraftwerke – anders als bei großen<br />
PV-Anlagen – keine eigenständigen<br />
Policen. Aber bei Bedarf sollte die alte<br />
Hausratversicherung auf die neuen<br />
Bedingungen umgestellt werden.<br />
Kunden, die einen Beitrag zum Klimaschutz<br />
leisten, „sollten sich keine<br />
Sorgen um ihren Versicherungsschutz<br />
machen müssen“, betont auch<br />
Anja Käfer-Rohrbach, stellvertretende<br />
Hauptgeschäftsführerin des GDV.<br />
Illustration: Eleonora Mavromati
Photovoltaik VERSICHERUNGEN | 55<br />
Erlaubnis des Vermieters<br />
Ein paar Dinge gebe es allerdings zu<br />
beachten. Mieter, so die Empfehlung<br />
des GDV, sollten vor einer Installation<br />
zuerst ihren Mietvertrag auf entsprechende<br />
Regelungen prüfen. Idealerweise<br />
gehen sie auf ihren Vermieter<br />
zu und holen sich die Erlaubnis für<br />
das Balkonkraftwerk ein. Wird die<br />
Solaranlage etwa an der Fassade<br />
oder außen am Balkongeländer angebracht,<br />
sei die Zustimmung des<br />
Vermieters häufig notwendig. Diese<br />
Tipps können und sollten Makler<br />
auch ihren Kunden geben.<br />
Während bei Mietern die Hausratversicherung<br />
das Produkt der Wahl ist,<br />
ist das bei Immobilieneigentümern<br />
nicht immer die Wohngebäudeversicherung.<br />
Bei der Frage, ob die<br />
Hausrat- oder Wohngebäudepolice<br />
finanziellen Schutz bietet, spielt der<br />
genaue Standort der installierten<br />
Solaranlage eine Rolle. Hierauf weist<br />
Daniel Weidenhammer, Abteilungsleiter<br />
bei der uniVersa Versicherung,<br />
hin. Hauseigentümer versicherten<br />
ihre Photovoltaikanlagen normalerweise<br />
über die Wohngebäudepolice.<br />
Auch Steckersolaranlagen am Balkon<br />
seien als Gebäudezubehör versichert.<br />
Sofern aber ein Hauseigentümer den<br />
praktischen und kostengünstigen<br />
Energieerzeuger auf seinem Grundstück<br />
aufstellt und den produzierten<br />
Strom selbst nutzt, greife der Schutz<br />
der Hausratversicherung.<br />
15<br />
12<br />
9<br />
6<br />
3<br />
0<br />
1,7<br />
sicherung sei die FlexxHome von<br />
uniVersa.<br />
Ein aktuelles Beispiel für einen<br />
erweiterten Schutz nicht nur für<br />
Balkonkraftwerke, sondern auch für<br />
Wärmepumpen sowie weitere Energielieferanten<br />
bietet die Continentale.<br />
Eigenen Angaben zufolge hat der<br />
1,5 Mio.<br />
Solaranlagen könnten laut<br />
Branchenverband <strong>2024</strong> in<br />
Deutschland neu installiert werden.<br />
Photovoltaik boomt<br />
Neu installierte PV-Leistungen in Gigawatt in Deutschland<br />
2,9<br />
4<br />
*<br />
Schätzung Quelle: Bundesverband Solarwirtschaft; Stand: 19.12.2023<br />
5,2<br />
2<strong>01</strong>7 2<strong>01</strong>8 2<strong>01</strong>9 2020 2021 2022 2023 *<br />
Dortmunder Versicherer die Leistungen<br />
bei gleichbleibendem Beitrag<br />
erweitert. Balkonkraftwerke lägen im<br />
Trend. Deshalb seien sie in der Hausratpolice<br />
CasaSecura eingebunden.<br />
Im Top-Tarif bestehe unter anderem<br />
Schutz gegen einfachen Diebstahl bis<br />
5.000 Euro, im XXL-Tarif bis 2.000<br />
Euro.<br />
5,7<br />
7,5<br />
Während der Beratung eines Kunden<br />
tauchen mitunter unterschiedlichste<br />
Szenarien auf, die alle mit einem<br />
Versicherungsschutz in Einklang zu<br />
bringen sind. Zu besprechen gibt es<br />
daher einiges. Der Boom bei den<br />
Photovoltaikanlagen und insbesondere<br />
den Balkonkraftwerken bietet<br />
dafür einen guten Anlass.<br />
14<br />
Unterschiede im Detail<br />
Bei den Leistungen der Versicherer<br />
gebe es durchaus Unterschiede. Laut<br />
Weidenhammer ist zudem hilfreich,<br />
wenn der Versicherer bei Sturmschäden<br />
keine Mindestwindstärke<br />
vorschreibt. „Das erleichtert eine<br />
spätere Schadenregulierung enorm.“<br />
Standardpolicen leisteten hier in der<br />
Regel erst ab Windstärke acht. Eine<br />
in diesem Sinne flexible Hausratver-<br />
Hohe Strompreise zur Kundenansprache nutzen?<br />
Dezentrale Energieerzeugung<br />
macht Menschen unabhängiger.<br />
Die Anlagen brauchen eine<br />
Absicherung. Makler sind Teil der<br />
Lösung.<br />
Makler präsentieren sich als<br />
Helfer in allen Lebenslagen.<br />
Makler erwecken den Eindruck,<br />
eine Notlage auszunutzen.<br />
Die Beratung kann in eine Debatte<br />
über die Ampel-Politik abdriften.<br />
Mit Klimaschutz gibt es eine breit<br />
akzeptierte Alternative.<br />
1 | <strong>2024</strong>
56 | FOKUS WWK<br />
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<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit der WWK<br />
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WWK FOKUS | 57<br />
FOKUS<br />
WWK<br />
Die Zeichen der Zeit<br />
stehen auf bAV<br />
„Der Mangel an (qualifizierten) Arbeitskräften<br />
ist zu einer der größten Herausforderungen<br />
für die Unternehmen in<br />
Deutschland geworden“, bringt das<br />
ifo Institut die Lage am Arbeitsmarkt<br />
auf den Punkt. Stärker als bekannte<br />
Großunternehmen ist der Mittelstand<br />
von der Personalknappheit betroffen.<br />
Gemäß einer Umfrage des Instituts für<br />
Mittelstandsforschung (IfM) liegt der<br />
Bereich „Fachkräfte/demografische<br />
Entwicklung“ unter allen Problemfeldern<br />
mit Abstand vorn, weit vor dem<br />
wachsenden Wettbewerbsdruck oder<br />
der Energieversorgung. Die relevanten<br />
Indikatoren lassen keinen Zweifel daran,<br />
dass sich das Problem in den kommenden<br />
Jahren noch verschärfen wird. Auch<br />
die kleinen und mittleren Unternehmen<br />
vor Ihrer Haustür werden davon nicht<br />
verschont bleiben – oder sind bereits<br />
heute dankbar für Unterstützung bei<br />
der Akquise von Arbeitskräften.<br />
Auf ebendieses Ziel zahlt eine betriebliche<br />
Altersversorgung (bAV) ein, der<br />
Klassiker und zugleich das kräftigste<br />
Zugpferd unter den Mitarbeiterbenefits.<br />
Sinn und Nutzen – um angesichts der<br />
Perspektiven der gesetzlichen Rente<br />
nicht zu sagen: die Notwendigkeit – einer<br />
Betriebsrente sind für jeden<br />
unmittelbar verständlich. Wer umworbene<br />
Arbeitskräfte gewinnen und an<br />
sein Unternehmen binden will, hat<br />
deshalb mit der bAV ein Pfund, mit dem<br />
sich wuchern lässt. Entsprechend<br />
gefragt ist bAV-Know-how. Makler<br />
können mit dem Aufsetzen einer<br />
Betriebsrentenlösung entscheidend<br />
zum Unternehmenserfolg beitragen und<br />
„auf einen Schlag“ die ganze Belegschaft<br />
von sich überzeugen. Dank<br />
digitaler Tools geht das heutzutage auch<br />
Foto: Luis Alvarez<br />
über weite Distanzen hinweg, wie die<br />
WWK-Experten Ruven Simon und<br />
Thomas Heß im Interview auf den<br />
Folgeseiten erläutern. Erfahren Sie<br />
unter anderem, warum die bAV auch<br />
und gerade in konjunkturell schwierigen<br />
Zeiten ein Wachstumsfeld für Makler<br />
darstellt, wo diese das nötige Fachwissen<br />
für Beratung und Vermittlung<br />
erhalten, welche Rolle die Digitalisierung<br />
spielt und warum viele Anbieter ihr<br />
Rentenversprechen lieber ins Kleingedruckte<br />
verbannen.<br />
<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit der WWK<br />
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58 | FOKUS WWK<br />
»Stabiles Marktumfeld<br />
für die bAV«<br />
Ruven Simon und Thomas Heß von der WWK im Gespräch<br />
über den bAV-Markt, Kundenvorlieben und Maklerchancen<br />
<strong>procontra</strong>: Wie steht der bAV-Markt<br />
in Deutschland nach Ihrem Eindruck<br />
derzeit da?<br />
Thomas Heß: Die betriebliche Altersversorgung<br />
bewegt sich in einem stabilen<br />
Marktumfeld. In Zeiten der Inflation<br />
und Preissteigerungen liegt es nahe,<br />
dass viele Arbeitnehmer in Deutschland<br />
ihre Vorsorgeanstrengungen einschränken,<br />
allerdings ist das Bewusstsein für<br />
den privaten Vorsorgebedarf deutlich<br />
gestiegen. Kunden setzen deshalb<br />
ihre Sparvorgänge diszipliniert fort.<br />
Die bAV liefert eine äußerst sinnvolle<br />
Möglichkeit, Steuervorteile zu nutzen<br />
und die Altersrente zu erhöhen, und<br />
durch Entgeltumwandlung ist das auch<br />
selbstbestimmt möglich.<br />
<strong>procontra</strong>: Welche Rolle spielt dabei<br />
der wachsende Arbeitskräftemangel?<br />
Heß: Der Arbeitsmarkt hat sich in den<br />
letzten Jahren – vor allem seit Corona –<br />
stark verändert. Heute müssen sich Arbeitgeber<br />
für potenzielle Arbeitnehmer<br />
attraktiv machen und gewisse Benefits<br />
bieten. Dazu gehört in erster Linie auch<br />
die bAV. Denn fast alle Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter sind sich der Situation<br />
bei der gesetzlichen Rente bewusst<br />
und halten die bAV für eine gute Lösung<br />
zur Verbesserung der eigenen Versorgungssituation<br />
im Alter. Die bAV ist also<br />
SW SEBASTIAN WILHELM<br />
heutzutage aus dem Angebot der Benefits,<br />
mit denen Arbeitgeber für Mitarbeiterbindung<br />
sorgen können, nicht mehr<br />
wegzudenken.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie können Gewerbemakler<br />
potenzielle Kunden am besten finden<br />
und überzeugend ansprechen?<br />
Ruven Simon: Gewerbemakler haben<br />
per se bereits den Fuß in der Tür, denn<br />
beim Arbeitgeber ist ihre Dienstleistung<br />
»Arbeitnehmer<br />
setzen in<br />
erster Linie auf<br />
eine sichere<br />
Altersvorsorge.«<br />
Thomas Heß<br />
durch unterschiedliche Gewerbeversicherungen<br />
bereits bekannt. Nun gilt es,<br />
auch die bAV in den Unternehmen weiter<br />
bekannt zu machen und zu fördern.<br />
Um die Durchdringung insbesondere<br />
bei kleineren und mittleren Unternehmen<br />
weiter zu erhöhen, ist es zunächst<br />
einmal sinnvoll, das Know-how der Finanzberater<br />
zu stärken. Sie müssen sich<br />
bei den Unternehmen als versierte und<br />
kundenorientierte Berater präsentieren<br />
können. Das notwendige Fachwissen<br />
liefern wir mit unserem modernen<br />
siebenstufigen Ausbildungsprogramm.<br />
Zusätzlich können bei der Beratung<br />
jederzeit unsere bAV-Consultants als<br />
Experten hinzugezogen werden.<br />
<strong>procontra</strong>: Ist die geografische Nähe<br />
zum Kunden unverzichtbar oder könnte<br />
man auch bundesweit – mithilfe digitaler<br />
Tools – bAV-Beratung anbieten?<br />
Simon: Unsere Erfahrung zeigt, dass<br />
regionale Nähe heute nicht mehr unbedingt<br />
notwendig ist. Wir arbeiten mit<br />
vielen Vertriebspartnern zusammen,<br />
die durch Webmeetings und spezielle<br />
Beratungssoftware bereits heute<br />
über 80 Prozent ihres bAV-Umsatzes<br />
deutschlandweit erreichen. Entscheidend<br />
ist aber natürlich immer, welche<br />
Präferenzen der Arbeitgeber hat. Wenn<br />
es für ihn wichtig ist, persönlich vor Ort<br />
beraten zu werden, dann unterstützen<br />
unsere bAV-Consultants mit fachlicher<br />
Expertise und einem guten verkäuferischen<br />
Gespür gerne vor Ort.<br />
<strong>procontra</strong>: Sicherheit ist für Arbeitnehmer<br />
das wichtigste Kriterium einer bAV-<br />
Lösung, weit vor der Rendite. Wie zeigt<br />
sich das im vertrieblichen Alltag?<br />
Heß: Arbeitnehmer setzen in erster<br />
Linie auf eine sichere Altersvorsorge: Sie<br />
legen Wert auf hohe Garantien in der<br />
Rente und einen verlässlichen Anbieter.<br />
Intransparente Lösungen, die den<br />
Rentenfaktor erst bei Rentenbeginn<br />
festlegen oder nur geringe Rentenleistungen<br />
garantieren, werden immer<br />
weniger akzeptiert. Die WWK wird von<br />
den Marktteilnehmern aufgrund ihrer<br />
Finanzstärke, hohen Transparenz in der<br />
Garantieerzeugung und hohen garantierten<br />
Rentenfaktoren auf das Gesamtguthaben<br />
sehr positiv wahrgenommen.<br />
<strong>procontra</strong>: Schaut man sich das bAV-<br />
Infomaterial verschiedener Anbieter an,<br />
<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit der WWK<br />
Anzeige
WWK FOKUS | 59<br />
Ruven Simon, Leiter bAV Vertrieb, WWK<br />
Thomas Heß, Marketingchef und Organisationsdirektor, WWK<br />
fällt auf, dass das Rentenversprechen<br />
oft nur am Rande behandelt wird. Woran<br />
könnte das liegen?<br />
Simon: Viele Anbieter bieten keine oder<br />
nur geringe garantierte Rentenversprechen<br />
an und vermeiden es daher, das<br />
Thema anzusprechen. Einige bekannte,<br />
große Marktteilnehmer legen bedingungsgemäß<br />
erst bei Renteneintritt den<br />
Rentenfaktor fest, der maßgeblichen<br />
Einfluss auf die spätere Rente hat.<br />
Dabei geht es in der bAV im Kern immer<br />
um die Rente. Die Leistung ist später in<br />
voller Höhe steuerpflichtig und muss<br />
auch verbeitragt werden. Eine Kapitalleistung<br />
ist zwar bei nahezu allen Anbietern<br />
möglich, in der Nettobetrachtung<br />
aber äußerst unvorteilhaft. Die WWK ist<br />
im Markt für ihre hohen, garantierten<br />
Rentenfaktoren bekannt. Dieser Vorteil<br />
wird in der Vermittlerschaft zunehmend<br />
erkannt.<br />
<strong>procontra</strong>: Welche Rolle spielt die Digitalisierung<br />
in der bAV?<br />
Simon: Mittels Digitalisierung können<br />
wir viele Prozesse in der Beratung<br />
und in der Verwaltung vereinfachen.<br />
Als Service-Versicherer sehen wir hier<br />
unseren Ansatz: alle Prozesse, die Arbeitgeber<br />
und Vermittler digitalisieren<br />
wollen, stellen wir digital zur Verfügung;<br />
bei der Beratung, beim Abschluss und<br />
in der Verwaltung der Verträge. Smarte<br />
Prozesse vereinfachen die Beratungsund<br />
Akquisestrecke für den Vermittler<br />
spürbar.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie unterstützt die WWK<br />
kooperierende bAV-Vermittler?<br />
Simon: Die bAV wird in der Praxis oftmals<br />
als sehr komplex wahrgenommen.<br />
Die WWK unterstützt ihre Vertriebspartner<br />
daher sehr zielgerichtet: Über die<br />
Münchner Zentrale steht die „Vertriebsberatung<br />
bAV“ telefonisch oder im Chat<br />
zu allen Fragen der Direktversicherung<br />
zur Verfügung. Das „bAV Kompetenz<br />
Center“ flankiert die spezielle bAV mit<br />
Rückdeckungslösungen für Unterstützungskassen<br />
und Pensionszusagen.<br />
Darüber hinaus bereitet unser bAV-<br />
Projektservice die Beratungen des<br />
Vermittlers inklusive aller Beratungsdokumente<br />
individuell vor. Analog oder<br />
digital. Dezentral haben wir zudem mit<br />
elf bundesweit tätigen bAV-Consultants<br />
Experten, die Vermittler persönlich vor<br />
Ort bei Weiterbildungen, bei der Akquise<br />
und bAV-Konzeptionen sowie bei<br />
Arbeitgeberterminen unterstützen.<br />
<strong>procontra</strong>: Von der Politik wird eine<br />
bAV-Durchdringung von 80 Prozent<br />
angestrebt. Wie ist das zu schaffen?<br />
Heß: Die Politik hat der Versicherungswirtschaft<br />
und ihren Vertriebspartnern<br />
einen klaren sozialpolitischen und<br />
volkswirtschaftlichen Auftrag gegeben:<br />
die bAV stärker zu verbreiten. Wir<br />
haben schon davon gesprochen, dass<br />
bAV komplex sein kann. Wir als Anbieter<br />
sind also auch Teil des Problems.<br />
Deshalb vereinfachen, verschlanken und<br />
verbessern wir konsequent jeden Teil<br />
der betrieblichen Altersvorsorge, sodass<br />
die Customer Journey für alle Beteiligten<br />
deutlich besser wird. Zusätzlich<br />
bilden wir aktiv jährlich über 500<br />
Vermittler weiter. Denn ohne Fortbildung<br />
kein Fortschritt.<br />
WWK Versicherungen | info@wwk.de | Vertriebsberatung +49 89 5114-2000 | bAV-Beratung +49 89 5114-2500<br />
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BERATER<br />
1 | <strong>2024</strong>
Amazon cancelt<br />
Versicherungsgeschäft<br />
Versandriese sieht kein Potenzial in UK.<br />
Nach nicht einmal zwei Jahren sieht Amazon<br />
kein Potenzial mehr im Versicherungsvermittlergeschäft.<br />
Zumindest in Großbritannien. Dort<br />
startete der Einzelhandelsriese im Oktober 2022<br />
den „Amazon Insurance Store“ mit einer Reihe<br />
von Wohn- und Hausratversicherungen, die über<br />
verschiedene Versicherer vertrieben wurden. Damals<br />
hieß es noch, dass man in der Zukunft das<br />
Angebot auf weitere Produkte mit weiteren Partnern<br />
ausweiten werde. Zudem gingen viele davon<br />
aus, dass Amazon die Rolle als Versicherungsvermittler<br />
bei Erfolg auch auf andere Märkte wie beispielsweise<br />
Deutschland ausweiten und Maklern<br />
damit Konkurrenz machen könnte.<br />
Weitere Themen<br />
Hemmnisse in der bAV-Vermittlung 62<br />
Bewertungsskandal bei wefox 66<br />
Wachstumspotenzial für Maklervertriebe 70<br />
Handwerker-BU der LV 1871 im Check 72<br />
Foto: Porcorex
62 | BERATER Betriebliche Altersversorgung<br />
»Pensionszusagen jährlich prüfen«<br />
Hans von Maltzahn, Senior Manager bei Hoesch & Partner, verrät, wie Hemmnisse in der<br />
bAV überwunden werden können und welche Argumente im Vertrieb jetzt greifen.<br />
ST STEFAN TERLIESNER<br />
<strong>procontra</strong>: Wie beurteilen Sie das<br />
Produktangebot in der betrieblichen<br />
Altersvorsorge?<br />
Hans von Maltzahn: Makler können<br />
mittlerweile auf eine Vielfalt an bAV-<br />
Produkten aller Durchführungswege<br />
zurückgreifen. Das bedeutet mehr<br />
Wettbewerb, der sich positiv auf den<br />
Leistungsumfang und die Kostenstruktur<br />
der Produkte auswirkt. Gleichzeitig<br />
wünscht sich eine wachsende Anzahl an<br />
Kunden eine weitere Befreiung von Beitragsgarantien.<br />
Die Anbieter haben darauf<br />
reagiert. Vor zwei Jahren wurde die<br />
100-prozentige Beitragsgarantie unterschritten.<br />
Sollte dieser Trend anhalten,<br />
haben sowohl sicherheitsbewusste als<br />
auch risikofreudige Anleger noch mehr<br />
Auswahl. Dann sollte auch die Durchdringungsquote<br />
endlich steigen.<br />
<strong>procontra</strong>: Vor allem in kleinen und<br />
mittleren Betrieben ist die Durchdringung<br />
relativ gering. Wie ließe sich<br />
die Abschlussbereitschaft sonst noch<br />
erhöhen?<br />
von Maltzahn: Arbeitgeber schreckt<br />
der hohe Verwaltungsaufwand in der<br />
bAV ab. Wir überwinden diese Hürde,<br />
indem wir Arbeitgebern den größten<br />
Teil des bürokratischen Aufwands abnehmen.<br />
Ohnehin sind wir während des<br />
gesamten Prozesses an der Seite der<br />
Arbeitgeber: Wir beraten zur Produktauswahl<br />
und zum passenden Durchführungsweg.<br />
In Abstimmung mit den<br />
Was Sie erfahren<br />
werden<br />
Warum die Angst vor Komplexität<br />
und Bilanzrisiken<br />
nicht sein muss<br />
Auf welche bAV-Lösungen<br />
Makler zurückgreifen können<br />
Warum hohe Deckungsgrade<br />
ein gutes Vertriebsargument<br />
sind<br />
Arbeitgebern gehen wir anschließend<br />
in individuelle Beratungen mit den Mitarbeitenden<br />
vor Ort oder digital. Auch<br />
die Versicherer stellen immer mehr<br />
digitale Self-Service-Angebote für die<br />
Endkunden zu Verfügung. Dies ist der<br />
einzige Weg, um Vorbehalte gegen die<br />
bAV abzubauen und für eine größere<br />
Marktdurchdringung zu sorgen.<br />
<strong>procontra</strong>: Bei den Konzernen sind<br />
die Pensionsverpflichtungen zu mehr<br />
als 80 Prozent durch Rückstellungen<br />
bzw. Planvermögen gedeckt. Wie ist der<br />
Deckungsgrad im Mittelstand?<br />
von Maltzahn: Tatsächlich haben in<br />
den letzten Jahren Mittelstand und<br />
Konzerne Beiträge im Milliardenbereich<br />
zurückgestellt. Aber das wird mit Blick<br />
in die Zukunft voraussichtlich nicht<br />
reichen. Auf die Unternehmen kommen<br />
weitere hohe Verpflichtungen zu. Das<br />
gerade die Boomer-Jahrgänge ab jetzt<br />
in Rente gehen, vereinfacht die Situation<br />
nicht gerade. Wir raten Unternehmen<br />
daher dringend, ihre Pensionszusagen<br />
jährlich zu prüfen und sich gegebenenfalls<br />
Expertise an die Seite zu holen, um<br />
einer Unterdeckung vorzubeugen oder<br />
diese überhaupt erst festzustellen.<br />
<strong>procontra</strong>: Aber der aktuell hohe Deckungsgrad<br />
zeigt doch, dass das System<br />
funktioniert. Greift der Vertrieb dieses<br />
Argument auf?<br />
von Maltzahn: Ja, klar. Bei Durchführungswegen<br />
wie der Direktversicherung<br />
oder der Unterstützungskasse sehen<br />
wir heute sogar eine 100-prozentige<br />
Deckung. Diese Produkte berühren die<br />
Bilanzen nicht. Das überzeugt auf Sicherheit<br />
bedachte Arbeitgeber, die vor<br />
hohen Pensionsverpflichtungen Bedenken<br />
haben, und Arbeitnehmer. Zu klären<br />
ist im Rahmen der Beratung also immer,<br />
ob bereits Pensionsverpflichtungen<br />
aufseiten des Arbeitgebers bestehen.<br />
Falls ja, liegt ein anderes Problembewusstsein<br />
aufseiten der Unternehmen<br />
vor, da sich Zinsschwankungen auf<br />
den Deckungsgrad auswirken. Sinkt<br />
das Zinsniveau, sinkt tendenziell auch<br />
die Ausfinanzierung und umgekehrt.<br />
Aktuell gibt es wieder Zinsen. Nur wenn<br />
das Zinsniveau irgendwann mal wieder<br />
anhaltend niedrig bleibt, droht eine<br />
Deckungslücke. Eine gute bAV-Beratung<br />
wirkt dem entgegen, indem das Portfo-<br />
1 | <strong>2024</strong>
Betriebliche Altersversorgung BERATER | 63<br />
»Immer mehr<br />
Kunden wünschen<br />
sich eine weitere<br />
Befreiung von<br />
Beitragsgarantien.«<br />
Long Story short<br />
lio entsprechend aufgebaut wird.<br />
<strong>procontra</strong>: Lässt sich der aktuell hohe<br />
Deckungsgrad nicht sichern und unabhängiger<br />
von Marktverwerfungen<br />
machen?<br />
von Maltzahn: Um das System unabhängiger<br />
von Marktverwerfungen zu<br />
gestalten, müsste der Gesetzgeber aktiv<br />
werden und Deckungsgrade per Gesetz<br />
vorschreiben, wie dies zum Beispiel in<br />
Großbritannien der Fall ist. Dies würde<br />
jedoch gerade Mittelständler massiv<br />
überfordern und zu Insolvenzen führen.<br />
Mittelfristig ist hier kein steuerndes<br />
Eingreifen zu erwarten. Bleibt also die<br />
Selbstverpflichtung der Unternehmen,<br />
die solide wirtschaften müssen. Bislang<br />
zumindest muss der Pensionssicherungsverein<br />
noch zu häufig einspringen.<br />
Da sind sich alle Beteiligten einig.<br />
<strong>procontra</strong>: Viele Reformen der Betriebsrente<br />
hatten zum Ziel, die<br />
Verbreitung zu erhöhen. Nun bereitet<br />
das Arbeitsministerium ein weiteres<br />
Maßnahmenpaket vor. Welchen Wunsch<br />
hätten Sie als Maklerunternehmen an<br />
die Regierung?<br />
von Maltzahn: Beispielsweise könnten<br />
die Beiträge des Arbeitgebers vollständig<br />
sozialversicherungsfrei gestellt<br />
werden. Auf diese Weise würden etliche<br />
Arbeitgeber erst in die Lage versetzt,<br />
ihren Mitarbeitenden bAV anbieten zu<br />
können. Darüber hinaus spielt Internationalisierung<br />
in einer globalisierten<br />
Arbeitswelt für die meisten Mittelständler<br />
eine wichtige Rolle. Bislang können<br />
Unternehmen selbst Arbeitnehmenden<br />
aus anderen EU-Ländern keine passgenauen<br />
bAV-Angebote unterbreiten.<br />
Ausländische Arbeitskräfte in Deutschland<br />
können ihre bAV nicht im Heimatland<br />
fortführen und umgekehrt Deutsche<br />
nicht im Ausland. Zudem ist bAV<br />
für Arbeitgeber zu komplex: So sind<br />
beispielsweise die ersten 4 Prozent des<br />
Beitrags steuer- und sozialversicherungsfrei,<br />
während die nächsten<br />
4 Prozent nur steuerfrei sind. Da sich<br />
Gehälter oder auch die Beitragsbemessungsgrenze<br />
jährlich ändern, müssen<br />
bAV-Verträge permanent angepasst<br />
werden. Wünschenswert wäre also eine<br />
deutliche Vereinfachung des gesetzlichen<br />
Rahmens. Das freilich ist sehr<br />
unwahrscheinlich. Umso wichtiger<br />
bleibt für Arbeitgeber die Wahl eines<br />
passgenauen Dienstleisters und<br />
Versicherungsmaklers, der die Arbeitgeber<br />
langfristig und verlässlich<br />
unterstützt.<br />
Aktuell sind Unternehmen relativ offen für bAV-Angebote.<br />
Die aktuell hohen Zinsen erleichtern die Ausfinanzierung.<br />
Gleichwohl bedarf eine bAV der Expertise von Maklern.<br />
1 | <strong>2024</strong>
64 | BERATER Weiterbildung<br />
»In dem Moment ist man<br />
in der Rechtsberatung«<br />
Makler und Generationenberater Steffen Moser und AfW-Vorstand Norman Wirth<br />
sprechen im profino-Podcast über die Grenzen der Rechtsberatung für Makler.<br />
profino: Gibt es eine klare Grenze, ab<br />
der Rechtsberatung beginnt?<br />
Norman Wirth: Rechtsberatung ist<br />
grundsätzlich denjenigen Berufen<br />
vorbehalten, die eine entsprechende<br />
Ausbildung vorweisen können. Allerdings<br />
erlaubt das Rechtsberatungsgesetz<br />
Ausnahmen, wenn die Beratung<br />
als Nebentätigkeit zum Hauptberuf ausgeübt<br />
wird. Die Abgrenzung zwischen<br />
Haupt- und Nebentätigkeit ist jedoch<br />
oft schwierig. Theoretisch betreiben alle<br />
Versicherungsvermittler auch Rechtsberatung,<br />
wenn es um spezifische<br />
Verträge oder Versicherungssummen<br />
geht. Aber sobald es um die konkrete<br />
Formulierung von Vorsorgevollmachten<br />
oder Testamenten geht, überschreitet<br />
dies den Rahmen einer zulässigen<br />
Nebentätigkeit.<br />
profino: Wie wird das in der Praxis gehandhabt?<br />
Steffen Moser: Grundsätzlich gebe<br />
ich meinen Kunden einen Überblick<br />
darüber, was im Betreuungsrecht geregelt<br />
ist.<br />
Abonnieren Sie den profino-Podcast,<br />
um keine Folgen zu verpassen!<br />
Norman Wirth<br />
Steffen Moser<br />
Das Interview ist ein Auszug aus der<br />
38. Folge des profino-Podcasts „Rechtsberatung:<br />
Was dürfen Makler?“ mit<br />
Norman Wirth und Steffen Moser. Wie<br />
es weitergeht, können Sie auf Podcast-<br />
Plattformen wie Spotify, Apple- oder<br />
Google-Podcast hören.<br />
Wirth: Das ist auch völlig zulässig. Man<br />
darf über die generellen Möglichkeiten<br />
informieren, solange man nicht ins<br />
Detail der individuellen Situation des<br />
Kunden geht.<br />
profino: Sind die Grenzen in der Praxis<br />
manchmal fließend?<br />
Wirth: Es gibt eine klare Trennung.<br />
Sobald es um konkrete Regelungen für<br />
den Kunden wie Patientenverfügungen,<br />
Vorsorgevollmachten oder Testamente<br />
geht, bewegt man sich im Bereich<br />
der Rechtsberatung, und das dürfen<br />
Vermittler nicht anbieten. Über die<br />
generellen Möglichkeiten zu sprechen,<br />
ist jedoch erlaubt.<br />
Moser: Einen Überblick darüber zu<br />
geben, dass es sinnvoll ist, individuelle<br />
Regelungen durch eine Vorsorgevollmacht<br />
zu treffen, und auf die verschiedenen<br />
Möglichkeiten der Erstellung<br />
solcher Dokumente hinzuweisen, halte<br />
ich für unproblematisch.<br />
Wirth: Ja, das ist absolut unproblematisch.<br />
profino: Wie sieht dabei Ihr Netzwerk<br />
aus, Herr Moser?<br />
Moser: Ich arbeite mit Rechtsanwaltskanzleien<br />
zusammen. Sobald die<br />
Dokumente erstellt sind, ist die Rechtsberatung<br />
beendet. Alles, was danach<br />
kommt, wie die Organisation und die<br />
Weitergabe dieser Dokumente an die<br />
Bevollmächtigten, gehört wieder in meinen<br />
Aufgabenbereich als Vermittler.<br />
Wirth: Genau, in diesem Bereich ist ein<br />
Netzwerk sehr wichtig, und hier kann<br />
und sollte der Vermittler unterstützend<br />
tätig sein.<br />
1 | <strong>2024</strong>
Weiterbildung BERATER | 65<br />
Buchtipps<br />
Lesenswertes für Makler<br />
Die 7 Ausreden der<br />
Unternehmen<br />
campus Verlag<br />
Kunden sind das Herzstück eines jeden Unternehmens.<br />
Um erfolgreich zu sein, muss man die<br />
Kundenbedürfnisse kennen und ständig mit den<br />
Kunden kommunizieren. Das weiß zwar eigentlich<br />
jeder – und doch tun sich viele schwer, es auch umzusetzen.<br />
In diesem Buch schildert Ingrid Gerstbach<br />
aus ihrer Beratungspraxis, welche sieben Ausreden<br />
Unternehmen am häufigsten vorschieben, um den<br />
Kunden nicht in den Mittelpunkt zu stellen. Nach<br />
einer Problemanalyse liefert sie jeweils konkrete<br />
Tipps und Strategien<br />
auf Basis von Design<br />
Thinking, die dabei<br />
helfen, Kunden besser<br />
zu verstehen und auf<br />
ihre Bedürfnisse einzugehen.<br />
Die Fallstudien<br />
und Erfolgsgeschichten<br />
im Buch zeigen, dass die<br />
Kundenbedürfnisse der<br />
Schlüssel zum Erfolg<br />
sind!<br />
Speak Up and Shine<br />
campus Verlag<br />
„Warum werde ich so oft unterbrochen?<br />
Warum fällt es mir schwer, mir Gehör zu<br />
verschaffen?“ Viele Menschen, insbesondere<br />
Frauen, haben das Gefühl, ihre Möglichkeiten<br />
nicht auszuschöpfen, weil es ihnen<br />
im Job oft nicht gelingt, sich hörbar zu machen.<br />
Sei es aus Unsicherheit, Harmoniebedürftigkeit<br />
oder schlicht Bequemlichkeit.<br />
Stimmexpertin Monika Hein zeigt, wie Zurückhaltende konsequent für<br />
sich einstehen und Vorsichtige endlich gehört werden. Mithilfe praktischer<br />
Übungen und Tipps werden innere Blockaden überwunden<br />
und die eigene Überzeugungskraft und Präsenz erarbeitet. Das Buch<br />
kombiniert klassisches Stimm- und Präsenztraining mit stärkenden<br />
Erkenntnissen aus Kognition und Coaching. Für mehr Selbstannahme<br />
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Wunderland von Geld<br />
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André Kostolany ist nun wieder<br />
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Werk setzt sich der Börsenprofi mit den<br />
wichtigsten Fragen des Geldanlegens<br />
auseinander. Er erklärt dem Leser die<br />
Grundbegriffe des Börsenwesens, gibt tiefe<br />
Einblicke in die Geheimnisse der internationalen Finanzgeschäfte,<br />
schildert die kuriose Geschichte der Börsencrashs – er selbst hat über<br />
15 solcher Krisen miterlebt und mehr als einmal sein gesamtes Vermögen<br />
verloren – und gibt unersetzliche Ratschläge, um an der Börse<br />
erfolgreich zu sein. Verschiedenartigste Möglichkeiten der Geldanlage<br />
werden einer genauen Analyse unterzogen.<br />
Termine,<br />
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Die Kanzlei Michaelis<br />
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eines Maklerunternehmens.<br />
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21.02.<strong>2024</strong><br />
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19.03. – 20.03.<strong>2024</strong> MCC – Zukunftsmarkt AltersVorsorge <strong>2024</strong> Berlin<br />
12.04.<strong>2024</strong> <strong>procontra</strong> 02/24 Briefkasten<br />
1 | <strong>2024</strong>
66 | BERATER Manipulierte Bewertungen<br />
Aufpolierte Sterne<br />
Bei wefox wurden offenbar Google-Bewertungen durch rechtswidrige Maßnahmen<br />
manipuliert. Involviert ist ein eigenes Tochterunternehmen,<br />
das nun auch im Fokus weiterer Untersuchungen steht.<br />
MH MATTHIAS HUNDT<br />
Bei der Hotelbuchung, der Filmauswahl<br />
beim Streamingdienst, der<br />
nächsten Amazon-Bestellung oder<br />
eben auf der Suche nach einer qualifizierten<br />
Finanzberatung: Bewertungssysteme<br />
beeinflussen unsere<br />
(digitalen) Kaufentscheidungen heutzutage<br />
maßgeblich – bewusst und<br />
unbewusst. Diese Macht der Sterne ist<br />
für Unternehmen Fluch und Segen<br />
zugleich. Wer nur mit drei von fünf<br />
Sternen rezensiert wird, ist im Wettbewerb<br />
praktisch verloren. Auch ein<br />
„sehr gut“ wirkt auf einer Skala, die<br />
bis „außergewöhnlich“ reicht, eher<br />
mau.<br />
Eine maximale Bewertung ist im<br />
Zeitalter der Schwarmintelligenz und<br />
des Einflusses positiver Rezensionen<br />
hingegen ein hohes Unternehmensgut<br />
und kann das Wachstum spürbar<br />
beschleunigen. Ist sie jedoch nicht<br />
vorhanden, erhöht das die Vertrauenshürde<br />
für neue Interessenten bis<br />
hin zur Unüberwindbarkeit. Besteht<br />
ein solcher Handlungsbedarf, müssen<br />
in der Regel Prozesse angepasst<br />
Illustration: Roman Kulon
Manipulierte Bewertungen BERATER | 67<br />
Was Sie erfahren werden<br />
Wie Google-Bewertungen organisiert wurden<br />
Welches Tochterunternehmen nun im Fokus steht<br />
Wie wefox zu den Vorwürfen steht<br />
werden, um das Übel bei der Wurzel<br />
zu packen und die Kunden wieder<br />
nachhaltig zufriedenzustellen. So<br />
weit, so normal.<br />
Beim hochgelobten InsurTech wefox<br />
schlug man anscheinend auch einen<br />
anderen, kürzeren Weg ein. Mit Google-Rezensionen,<br />
die nicht nur gegen<br />
die Richtlinien von Google verstießen,<br />
sondern auch wettbewerbswidrig<br />
waren. Demnach wurden zwischen<br />
2021 und 2023 die Google-Bewertungen<br />
unter dem Eintrag „wefox<br />
Group Headquarters“ auf ein Niveau<br />
gehoben, das die Sterne heller scheinen<br />
ließ, als sie wirklich waren. Dies<br />
zeigen Dokumente, die <strong>procontra</strong> und<br />
dem manager magazin vorliegen.<br />
Schlechter Google-Score<br />
Ausgangspunkt war Ende 2021, als<br />
knapp über 100 öffentliche Rezensionen<br />
für einen Google-Score von 2,5<br />
sorgten. Liest man die Rezensionen,<br />
bemängelten Kunden und Vermittler<br />
häufig „schlechten Service“, „keine<br />
Erreichbarkeit“ oder einen „unbefriedigenden<br />
Regulierungsprozess“<br />
– wefox hatte und hat laut Insidern<br />
und Maklern, die sich verstärkt an<br />
<strong>procontra</strong> wandten, ein gewaltiges<br />
Kundenservice-Problem. Ausgerechnet<br />
beim „digitalen Revoluzzer“, der<br />
laut eigenen Aussagen „Versicherungen<br />
für alle 10x besser machen“ wollte<br />
als der Rest. Das gelang bislang nicht.<br />
Die schlechte Google-Bewertung<br />
war natürlich Gift für das ambitionierte<br />
InsurTech, das im Juni 2021<br />
in der Serie-C-Finanzierungsrunde<br />
»Die Unternehmensführung<br />
von wefox<br />
hatte keine<br />
Kenntnis, wie diese<br />
Initiative im Detail<br />
umgesetzt wurde.«<br />
Unternehmenssprecher<br />
wefox<br />
gerade die Rekordsumme von 650<br />
Millionen US-Dollar eingesammelt<br />
hatte. Investoren, aber auch Berater,<br />
Kunden und Vertriebe schauten nun<br />
noch intensiver auf das Unternehmen.<br />
Intern schlug man daher Alarm,<br />
das Thema „Bewertungen“ aktiver<br />
managen zu müssen. Laut interner<br />
Mails wurden dafür die Dienste der<br />
beratungswerk24 AG, einer 100-prozentigen<br />
Tochter der wefox-Gruppe, in<br />
Anspruch genommen. Die beratungswerk24<br />
AG zählt zu den größten Leadproduzenten<br />
im Versicherungsbereich<br />
und wurde im November 2020<br />
von der wefox-Gruppe übernommen.<br />
Offenbar in Absprache mit der damaligen<br />
Geschäftsführung der wefox<br />
Germany GmbH startete im Herbst<br />
2021 die in einigen Dokumenten als<br />
Marketingaktion „Kundenzufriedenheit<br />
wefox“ genannte Kampagne. Wefox<br />
räumt ein, dass es eine Initiative<br />
zur Verbesserung von Google-Bewertungen<br />
gab, distanziert sich jedoch<br />
und meint, dass dies „allein von<br />
der beratungswerk24 AG in eigener<br />
Verantwortung“ veranlasst worden<br />
sei. „Die Unternehmensführung von<br />
wefox hatte keine Kenntnis, wie diese<br />
Initiative im Detail umgesetzt wurde“,<br />
so die Stellungnahme. Vertrauliche<br />
Unterlagen zeigen jedoch, dass sehr<br />
wohl Kenntnis darüber bestanden<br />
haben muss, was der Plan zur Verbesserung<br />
der Google-Bewertungen<br />
vorsah und wie die anschließende<br />
Entwicklung voranschritt.<br />
Dafür sollen auch Kunden der 123versichert.de<br />
GmbH – ebenfalls eine<br />
100-prozentige wefox-Tochter – angerufen<br />
worden sein, um sie zu einer<br />
positiven Google-Bewertung zu bewegen.<br />
Jedoch nicht für die genannte<br />
Tochter, sondern für den Google-Eintrag,<br />
der unter „wefox Group Headquarters“<br />
auf den Mutterkonzern<br />
einzahlte. Auch hier distanziert sich<br />
wefox: „Sofern Dritte auf unlautere<br />
Weise zu positiven Google-Bewertungen<br />
von wefox-Produkten angeregt<br />
wurden, distanziert sich wefox von<br />
möglichen derartigen Aktivitäten.“<br />
Gutscheine als Anreiz<br />
Über die beratungswerk24 AG wurden<br />
dafür sowohl ein Callcenter aus Wedel<br />
als auch die Social Media Chain<br />
GmbH aus München engagiert. Laut<br />
vorliegenden Unterlagen sollen sie<br />
dafür zuständig gewesen sein, die<br />
Kunden zu aktivieren, falls nötig<br />
Google-Konten zu erstellen und den<br />
kontaktierten Leads mitunter eine<br />
geeignete Rezension vorzuformulieren.<br />
Die hätten diese dann nur noch<br />
übernehmen müssen.<br />
Als Motivation wurden zusätzlich<br />
Amazon-Gutscheine in Aussicht<br />
gestellt. Diesen Vorgang und den<br />
Empfang entsprechender Gutscheine<br />
(meist zwischen 10 und 30 Euro)<br />
1 | <strong>2024</strong>
68 | BERATER Manipulierte Bewertungen<br />
bestätigten mehrere kontaktierte<br />
Kunden gegenüber <strong>procontra</strong>.<br />
Der Plan ging auf. Nicht nur die<br />
Anzahl der Bewertungen, sondern<br />
auch der Google-Score stiegen in die<br />
gewünschte Richtung. Auch dank<br />
legitimer anwaltlicher Bemühungen,<br />
negative Bewertungen auf Angreifbarkeit<br />
hin zu prüfen und gegebenenfalls<br />
eine Löschung zu erwirken.<br />
Laut internen Dokumenten sollen so<br />
zwischen 2021 und Anfang 2023 über<br />
1.000 Bewertungen für den Eintrag<br />
„wefox Group Headquarters“ organisiert<br />
worden sein.<br />
Gemäß Google-Richtlinien war das<br />
durch den Gutschein-Anreiz unzulässig.<br />
Auf Nachfrage verweist Google<br />
auf die Richtlinien, in denen es heißt:<br />
„Alle Beiträge bei Google Maps müssen<br />
sich auf Erfahrungen beziehen,<br />
die tatsächlich an einem Ort oder<br />
bei einem Unternehmen gemacht<br />
wurden. Ist das nicht der Fall, gelten<br />
solche Beiträge als gefälschte Interaktionen.“<br />
Das gelte auch für „Inhalte,<br />
für deren Veröffentlichung einem<br />
Nutzer von einem Unternehmen Rabatte,<br />
kostenlose Produkte und/oder<br />
Dienstleistungen angeboten wurden“.<br />
Auf Nachfrage behauptet wefox, dass<br />
„bisher nicht aufgeklärt“ sei, „ob von<br />
der beratungswerk24 AG tatsächlich<br />
Gutscheine als Anreiz eingesetzt<br />
wurden“. Interne Unterlagen sowie<br />
mehrere Kundenaussagen lassen<br />
jedoch darauf schließen.<br />
Verstoß gegen Richtlinien<br />
Einen Verstoß gegen das Wettbewerbsrecht<br />
sieht auch Rechtsanwalt<br />
Matthias Prinz aus Mainz: „Die Handlung<br />
ist klar wettbewerbswidrig“, so<br />
Prinz mit Verweis auf ein Urteil des<br />
OLG Hamm vom 23.11.2<strong>01</strong>0 (Aktenzeichen<br />
I-4 U 136/10). Demnach gelten<br />
Bewertungen als „gekauft“, wenn im<br />
Gegenzug Rabatte oder Ähnliches in<br />
Aussicht gestellt würden. Ergänzend<br />
dazu Martin Bolm, Syndikusrechtsanwalt<br />
der Wettbewerbszentrale:<br />
„Es ist nach der Rechtsprechung<br />
wettbewerbswidrig, für positive<br />
Google-Bewertungen Gutscheine<br />
oder andere Vergünstigungen zu<br />
bieten. Die Nutzer, die Bewertungen<br />
lesen, rechnen nämlich damit, dass<br />
Bewertungen frei und unbefangen<br />
Google-Bewertungen der wefox Group Headquarters<br />
ungefähre Zahlen<br />
205<br />
bis 2020 2021 2022 1/2023 bis<br />
3/2023<br />
138<br />
82<br />
1.274<br />
Rest 1 Stern 5 Sterne<br />
87<br />
110<br />
4/2023 bis<br />
12/2023<br />
Quelle: Google-Maps_Darstellung: <strong>procontra</strong><br />
4,4 bei insgesamt 2.103 Bewertungen:<br />
Das war der letzte Score, bevor der Eintrag<br />
bei Google Maps im Dezember 2023<br />
gelöscht wurde.<br />
abgegeben werden und die ehrliche<br />
Meinung des Bewerters wiedergeben.<br />
Wenn ein Unternehmer sich ein bestimmtes<br />
Bewertungsergebnis mit<br />
Gutscheinen, einer Gewinnchance<br />
oder Ähnlichem erkauft, wird diese<br />
Verkehrserwartung enttäuscht und<br />
die Nutzer werden irregeführt.“<br />
Konkret: Seine eigenen Kunden aktiv<br />
nach einer positiven Bewertung – wo<br />
auch immer – zu fragen, ist völlig<br />
legitim und üblich. Monetäre Anreize<br />
dafür auch nur in Aussicht zu stellen,<br />
eben nicht.<br />
Laut internen Unterlagen wurden die<br />
Maßnahmen, auch wegen steigender<br />
Kosten, ab Beginn 2023 zurückgefahren<br />
und schließlich eingestellt. Das<br />
lässt auch der Verlauf der Bewertungen<br />
vermuten. Ab April 2023 gingen<br />
sie nicht nur zahlenmäßig wieder zurück,<br />
es überwogen auch erneut negative<br />
Bewertungen. Vor allem Kunden,<br />
denen 2023 mitgeteilt wurde, dass<br />
ihre Versicherungsverträge nicht verlängert<br />
werden, äußerten Unmut in<br />
Form einer negativen Bewertung.<br />
wefox distanziert sich<br />
von Tochter<br />
Konfrontiert mit den Vorgängen,<br />
schiebt wefox den „Schwarzen Peter“<br />
1 | <strong>2024</strong>
Manipulierte Bewertungen BERATER | 69<br />
Pikant ist ebenfalls, dass der Googleallein<br />
seiner Tochter, der beratungswerk24<br />
AG, zu. Dort sollen die Aktivitäten<br />
zur Verbesserung der Google-<br />
Bewertungen „allein verantwortlich<br />
geplant, gesteuert und umgesetzt“<br />
worden sein. Man distanziere sich davon,<br />
„insbesondere falls die Aktivitäten<br />
gegen die Richtlinien von Google<br />
oder sonstige Vorschriften verstoßen<br />
haben sollten“. Ebenso stellt man<br />
den Einsatz von Gutscheinen bislang<br />
infrage.<br />
Ganz so unwissend, wie es diese<br />
Stellungnahme darstellt, war wefox<br />
offenbar jedoch nicht. Aus internen<br />
Dokumenten geht hervor, dass die<br />
Geschäftsführung der wefox Germany<br />
GmbH über die Entwicklung<br />
der Google-Bewertungen auf dem<br />
Laufenden gehalten wurde und diese<br />
auch freudig kommentierte. Auch<br />
der Einsatz von Amazon-Gutscheinen<br />
war der wefox Germany GmbH offensichtlich<br />
bekannt, wie Mailverläufe<br />
nahelegen. Das Unternehmen weist<br />
dies jedoch von sich.<br />
Strafanzeige und interne<br />
Untersuchungen<br />
Indes scheint es nur die Spitze des<br />
Eisberges zu sein, was das Verhältnis<br />
zwischen wefox und seiner Tochter,<br />
der beratungswerk24 AG, angeht. Laut<br />
wefox wurde Strafanzeige gestellt und<br />
es laufen interne Untersuchungen, in<br />
denen unter anderem dem Verdacht<br />
der Veruntreuung von Geldern in<br />
Millionenhöhe nachgegangen wird.<br />
<strong>procontra</strong> fragte die ehemaligen Vorstände<br />
der beratungswerk24 AG an,<br />
weiteres Licht in den Sachverhalt zu<br />
bringen. Sie standen für eine Stellungnahme<br />
nicht zur Verfügung.<br />
Maps-Eintrag der „wefox Group<br />
Headquarters“ im Dezember 2023<br />
gelöscht wurde und damit auch die<br />
bis dahin 2.103 Rezensionen. Auf<br />
Nachfrage gab wefox an, dass man<br />
„derzeit keine Informationen darüber“<br />
habe, „durch wen und aus<br />
welchen Gründen die Löschung oder<br />
Suspendierung des Google-Accounts<br />
veranlasst wurde“. Auch hier sei man<br />
um Aufklärung und eine Wiederherstellung<br />
des Zugriffs für wefox<br />
bemüht.<br />
Weiter im<br />
Thema<br />
Mehr Informationen<br />
zu wefox finden Sie<br />
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1 | <strong>2024</strong><br />
Personen- und Funktionsbezeichnungen stehen für alle Geschlechter gleichermaßen.
70 | BERATER Maklerbetriebe<br />
Wachstum kommt von innen<br />
In jedem Maklerbetrieb liegt enormes Geschäftspotenzial brach.<br />
Erkenntnisse der Verhaltensökonomie helfen, es zu heben.<br />
ST STEFAN TERLIESNER<br />
Mal innehalten, schauen, was da ist<br />
oder was gehen könnte, und dann<br />
mit Elan und Plan wieder durchstarten.<br />
Das mag für einen Makler auf<br />
der Jagd nach Beständen langweilig<br />
klingen, aber es ist eine effektive<br />
Art des nachhaltigen Wachstums.<br />
Denn viele Vermittler haben Kunden<br />
mit nur einem oder zwei Verträgen.<br />
Weitere Policen liegen bei Wettbewerbern<br />
oder fehlen in Finanzordnern<br />
von Klienten. „Um dieses Potenzial zu<br />
nutzen, ist eine strukturierte Beratung<br />
ein guter Ansatz“, schreibt<br />
Makler Oliver Mest in einem Fachartikel.<br />
Seiner Meinung nach könnten<br />
Vermittler mit einer Beratung nach<br />
DIN 77230 Versorgungslücken gezielt<br />
aufzeigen und die Vertragsdichte bei<br />
jedem Kunden erhöhen. Zudem helfe<br />
die klare Positionierung, im Bewusstsein<br />
der Kunden präsent(er) zu sein,<br />
so Mest.<br />
Kommunikation und Ansprache<br />
sind entscheidend<br />
Dass Portale, Themen-Newsletter und<br />
Social-Media-Beiträge auch Neugeschäft<br />
bringen können, sofern die<br />
Inhalte fundiert und aktuell sind, was<br />
wiederum immer mit einem gewissen<br />
Aufwand verbunden ist, soll an<br />
dieser Stelle nur erwähnt werden.<br />
Generell wichtig in der Kommunikation<br />
mit dem Ziel, mehr Abschlüsse<br />
zu generieren, ist die Psychologie<br />
hinter Kundenentscheidungen.<br />
Was Sie erfahren<br />
werden<br />
Inwieweit Kunden rational<br />
entscheiden<br />
Welche Erkenntnisse der<br />
Verhaltensökonomie das<br />
Geschäft pushen<br />
Die Bedeutung des Preises<br />
bei der Ansprache<br />
Illustration: Roman Kulon
Maklerbetriebe BERATER | 71<br />
Hierauf weisen Severina Butovich,<br />
Björn Habenschaden und Katharina<br />
Wüllner von der auf Vertriebskonzepte<br />
spezialisierten Beratungsgesellschaft<br />
Vocatus in einem Beitrag<br />
für die Versicherungsforen Leipzig<br />
hin. Innerhalb der oft propagierten<br />
Kundenzentrierung „wird Verhaltensökonomie<br />
noch nicht ausreichend berücksichtigt“,<br />
meinen die Fachleute.<br />
Ihren Erkenntnissen zufolge basieren<br />
Entscheidungen nicht auf nüchternem,<br />
rationalem Kalkül. Vielmehr<br />
werden sie vom Kontext beeinflusst,<br />
in dem sie getroffen werden, und<br />
durch Daumenregeln bestimmt. Das<br />
mache Entscheidungen vermeintlich<br />
„irrational“, aber vorhersehbar,<br />
wenn man die Entscheidungsmuster<br />
versteht, so die Autoren. So könne das<br />
Wissen der Verhaltensökonomie großes<br />
Potenzial auch für Versicherungsvermittler<br />
mit sich bringen.<br />
Kunde kauft, was ihm nutzt<br />
Dass Kunden nicht immer so entscheiden,<br />
wie man es erwarten<br />
könnte, zeige ein Beispiel aus dem<br />
Bereich Kfz-Versicherungen (siehe<br />
Grafik). Um den Absatz anzukurbeln,<br />
würden Versicherer einem Produkt<br />
häufig weitere Leistungen hinzufügen,<br />
die relativ wenig kosten. Objektiv<br />
betrachtet biete das erweiterte Paket<br />
mehr Leistung für den gleichen Preis.<br />
Ein rationaler Mensch würde sich für<br />
das Zusatzpaket entscheiden. Den Beratern<br />
zufolge zahlen Menschen aber<br />
tatsächlich ungern für Ausstattungsmerkmale,<br />
die sie nicht brauchen. Bei<br />
der Entscheidung stehe der Nutzen<br />
im Fokus. Daher gelte bereits bei der<br />
Produktentwicklung: Weniger ist oftmals<br />
mehr.<br />
Makler, die mehr Geschäft erzielen<br />
möchten, sollten das Entscheidungsverhalten<br />
potenzieller und bestehender<br />
Kunden verinnerlichen. Grob<br />
gebe es fünf Typen: Schnäppchenjä-<br />
20<br />
bis<br />
30 %<br />
beträgt das zusätzliche<br />
Geschäftspotenzial durch<br />
passgenaue Kommunikation.<br />
Fokus auf den Nutzen legen<br />
Gruppe 1 entscheidet sich doppelt so häufig für das Produkt wie Gruppe 2.<br />
Die Folge: Verdoppelung des Absatzes trotz reduzierten Produktumfangs<br />
zum gleichen Preis<br />
Gruppe 1 Gruppe 2<br />
Zusatzpaket zur Kfz-Versicherung:<br />
11,- €/Monat<br />
› Rabattschutz (Freischuss)<br />
› Mobilitätsgarantie<br />
› Verkehrsrechtsschutz<br />
Long Story short<br />
Zusatzpaket zur Kfz-Versicherung:<br />
11,- €/Monat<br />
› Rabattschutz (Freischuss)<br />
› Mobilitätsgarantie<br />
› Verkehrsrechtsschutz<br />
+ Wohnwagen-Versicherung<br />
+ Übersetzungsdienst<br />
+ Video-Tutorials<br />
Take Rate: 27 % Take Rate: 13 %<br />
Quelle: Vocatus AG in einem Dossier der Versicherungsforen Leipzig<br />
ger, Verlustaversive, Preisbereite,<br />
Gewohnheitskäufer, Gleichgültige.<br />
Den Beratern von Vocatus zufolge<br />
wird die Anzahl der Schnäppchenjäger<br />
über- und die Anzahl der Preisbereiten<br />
unterschätzt. Interessenten<br />
würden daher zu oft über den Preis<br />
angesprochen – und dennoch nicht<br />
als Kunden gewonnen. „Man sollte<br />
sich daher stets vor Augen führen, aus<br />
welchen Motiven ein Kunde entscheidet,<br />
und die eigene Kommunikation<br />
an diese Motive anpassen“, betonen<br />
die Fachleute. Auf diese Weise ließen<br />
sich zentrale Kennzahlen wie Abschlüsse<br />
und Stornierungen um 20<br />
bis 30 Prozent verbessern.<br />
Klare Positionierung schärft Wahrnehmung beim Kunden<br />
Effizienz: Bestandskunden zuerst auf Potenzial prüfen<br />
Entscheidungsmuster studieren und verinnerlichen<br />
1 | <strong>2024</strong>
72 | BERATER Produkt-Check<br />
Handfestes für Handwerker?!<br />
Arbeitskraftabsicherung und Handwerker passen selten auf dem „Königsweg BU“ zusammen.<br />
<strong>procontra</strong> prüft, ob das mit der 2023 lancierten Lösung der LV 1871 einfacher wird.<br />
OL OLIVER MEST<br />
Was Sie erfahren<br />
werden<br />
Wie Handwerker leichter<br />
BU-Schutz erhalten können<br />
Welche Vor- und Nachteile<br />
die Lösung der LV 1871 hat<br />
Was Vermittler<br />
beachten sollten<br />
Handwerker und Arbeitskraftabsicherung?<br />
Ein Thema, bei dem viele<br />
Vermittler flüchten, denn Maurer,<br />
Tischler, Elektriker & Co. sind meist<br />
keine Lieblingskunden bei der BU.<br />
<strong>procontra</strong> warf ein Blick auf das neue<br />
Angebot der LV 1871.<br />
Was leistet der Tarif?<br />
Zunächst muss man klarstellen, dass<br />
die LV 1871 keinen speziellen Handwerkertarif<br />
aufgelegt hat. Es handelt<br />
sich um die klassische Golden BU,<br />
allerdings eben mit einem Fokus auf<br />
die Interessen der Handwerker bei<br />
der Arbeitskraftabsicherung, egal ob<br />
selbstständig oder angestellt.<br />
Die Golden BU erfüllt, unabhängig<br />
vom Beruf, alle Anforderungen an<br />
einen exzellenten Schutz: Das gilt für<br />
Merkmale wie den sechsmonatigen<br />
Prognosezeitraum natürlich ebenso<br />
wie für den Verzicht auf abstrakte<br />
Verweisung und sehr faire Regelungen<br />
bei einer konkreten Verweisung<br />
nach dem Wiedereinstieg in den<br />
Job. Auch die Regelung zur BU bei<br />
altersbedingtem Kräfteverfall ist<br />
zeitgemäß, dafür sorgen Extras wie<br />
eine lebenslange Absicherungsmöglichkeit<br />
bei Pflegebedürftigkeit, eine<br />
vereinfachte Leistungsbewilligung<br />
bei schweren Krankheiten für bis zu<br />
18 Monate und eine Teilzeitklausel.<br />
Natürlich bekommen Handwerker<br />
in der BU selten günstigen Schutz.<br />
Sowohl bei Tischlern, Elektroinstallateuren<br />
als auch bei Gas- und Wasserinstallateuren<br />
liegen die Beiträge aber<br />
eher im oberen günstigen Drittel im<br />
Vergleich zu anderen Premium-Tarifen.<br />
Illustration: Roman Kulon
Produkt-Check BERATER | 73<br />
Was sind die Stärken?<br />
Die LV 1871 setzt auf Flexibilität. Das<br />
gilt etwa bei der Nachversicherungsgarantie.<br />
Handwerker und industrielle<br />
Fachkräfte haben zusätzliche Erhöhungsmöglichkeiten,<br />
die über den<br />
klassischen Rahmen hinausgehen.<br />
Das gilt etwa bei einer Qualifikation<br />
zum Meister, Techniker oder technischen<br />
Fach- bzw. Betriebswirt.<br />
Auch wenn eine freiberufliche oder<br />
selbstständige Tätigkeit aufgenommen<br />
wird oder selbstständige Handwerker<br />
von der Versicherungspflicht<br />
in der gesetzlichen Rentenversicherung<br />
befreit werden, kann nachversichert<br />
werden.<br />
Andere klassische Herausforderungen<br />
auf dem Karriereweg der Handwerker<br />
wurden ebenfalls gelöst. Etwa<br />
mit der Zukunftsgarantie für Auszubildende<br />
in Handwerk und Industrie:<br />
Sie können bei Berufseintritt, nach<br />
Abschluss ihrer Ausbildung, die<br />
BU-Rente um bis zu 150 Prozent erhöhen.<br />
Die Versicherten können eine<br />
Leistung bei Arbeitsunfähigkeit, das<br />
Pflegepaket oder eine Beitragsdynamik<br />
einschließen oder anpassen. Die<br />
Pflegeversicherung kann zudem im<br />
Alter von 40 Jahren als Zusatzbaustein<br />
separat als Vertragsergänzung vereinbart<br />
werden – ohne erneute Gesundheitsprüfung.<br />
Die LV 1871 erlaubt zudem die Anpassung<br />
der Berufseinstufung: einmal<br />
bei Abschluss der Ausbildung und<br />
auch nach Erlangung des Meisterbriefs<br />
oder der Technikerurkunde.<br />
Hier kann sich der Beitrag deutlich<br />
reduzieren, gleichzeitig gibt es<br />
eine Bestandsgarantie: Ein höherer<br />
Versicherungsschutz wird also auf<br />
keinen Fall fällig. Flexibel ist auch<br />
die Karrieregarantie für angestellte<br />
und selbstständige Handwerker: Sie<br />
können ihre BU-Rente auch über die<br />
vertraglich vereinbarte Obergrenze<br />
hinaus erhöhen, wenn das Gehalt um<br />
mehr als 5 Prozent steigt. Angestellte<br />
haben dann die Möglichkeit, ihren<br />
BU-Schutz bis zu dem Prozentsatz<br />
zu erhöhen, um den auch ihr Gehalt<br />
gestiegen ist. Selbstständige können<br />
ihre BU-Rente mit der Karrieregarantie<br />
um bis zu 10 Prozent erhöhen,<br />
wenn der Gewinn in drei Jahren um<br />
mehr als 30 Prozent gestiegen ist.<br />
Produkt-Bewertung<br />
»Die Golden BU ist<br />
– ganz unabhängig<br />
vom versicherten<br />
Beruf – einer der<br />
Top-Tarife in der<br />
BU und erfüllt alle<br />
Anforderungen an<br />
einen exzellenten<br />
Schutz.«<br />
Was ist zu kritisieren?<br />
Die LV 1871 verzichtet nicht auf ein<br />
befristetes Anerkenntnis. Das kann<br />
dazu führen, dass der Leistungsempfänger<br />
nach zwölf Monaten erneut<br />
einen Antrag stellen muss. Man kann<br />
es aber auch positiv deuten, dass so<br />
eine befristete Leistung eher anerkannt<br />
wird. Zudem ist nur eine klassische<br />
50-Prozent-Regelung bei der<br />
BU-Feststellung möglich – wer hier<br />
gerne mit gestaffelten Sätzen arbeitet,<br />
findet mit der LV 1871 keine Lösung.<br />
Produkt-Check<br />
Eine Dienstunfähigkeitsklausel gibt<br />
es zudem nicht – das dürfte in der<br />
Zielgruppe der Handwerker zu verschmerzen<br />
sein. Es gibt zudem keine<br />
Starthilfe bei Eintritt einer Berufsunfähigkeit,<br />
wie sie andere Versicherer<br />
anbieten. Aber damit misst man den<br />
Tarif dann wirklich am absoluten<br />
Maximum am Markt.<br />
Wer ist die Zielgruppe?<br />
Die Golden BU ist – wie schon erwähnt<br />
– keine exklusive Handwerker-<br />
BU, aber die Flexibilität und die im<br />
Marktvergleich moderaten Beiträge<br />
machen sie für Handwerker zu einer<br />
echten Option und Alternative.<br />
Tipps für Vermittler<br />
Vermittler sollten bei Handwerkern<br />
den Tarif auf dem Schirm haben. Gerade<br />
die Ausbaumöglichkeiten durch<br />
alle Karrierestufen hindurch sollten<br />
Kunden kennen, die als Handwerker<br />
eine Arbeitskraftabsicherung suchen.<br />
Die Gestaltungsmöglichkeiten beim<br />
beruflichen Aufstieg setzen jedoch<br />
voraus, dass der Vermittler jene proaktiv<br />
berät und begleitet – unbedingt<br />
entsprechende Termine vormerken!<br />
Das Fazit<br />
Die Golden BU der LV 1871 ist eine<br />
gelungene Lösung für Handwerker<br />
auf der Suche nach einer ausgezeichneten<br />
Arbeitskraftabsicherung und<br />
reiht sich in die Top-Angebote im<br />
Premium-Segment ein.<br />
Makler Oliver Mest prüft<br />
regel mäßig Tarife<br />
für <strong>procontra</strong><br />
Hier geht es zur<br />
Gesamtübersicht:<br />
1 | <strong>2024</strong>
SACHWERTE<br />
1 | <strong>2024</strong>
Preisdynamik<br />
bei Immobilien<br />
nimmt ab<br />
Laut einer Analyse verlangsamt sich der<br />
Preisverfall bei deutschen Immobilien.<br />
Wie aus dem Aviv Housing Market Report, einer<br />
Analyse der Immobilienmärkte in sieben ausgewählten<br />
europäischen Ländern, hervorgeht, hatte<br />
Deutschland mit dem stärksten Preisrückgang bei<br />
Immobilien (–4,5 Prozent) im Vergleich zum Vorjahr<br />
zu kämpfen. In Frankreich sind die Preise nur<br />
um 1,8 Prozent zurückgegangen und in Luxemburg<br />
um 1,7 Prozent. Aufgrund des rapiden Zinsanstiegs<br />
seit Anfang 2022 verzeichnet Deutschland<br />
von der Preisspitze bis heute einen Rückgang von<br />
10,2 Prozent. Doch die gute Nachricht: Die negative<br />
Preisdynamik hat Ende des vergangenen Jahres<br />
spürbar abgenommen. Im vierten Quartal betrug<br />
der Rückgang nur noch 0,3 Prozent. Denn die Bauzinsen<br />
hierzulande sind nach dem großen Plus<br />
von 2022 im vergangenen Jahr im europäischen<br />
Vergleich am geringsten gestiegen.<br />
Weitere Themen<br />
ELTIF 2.0 in der Beratung 76<br />
Der Weg zum Edelmetallberater 78<br />
Foto: Percds
76 | SACHWERTE Alternative Investments<br />
»ELTIF 2.0 erfordert<br />
umfassende Schulungen«<br />
Moritz von Rhein, Head of Private Markets bei Liqid, skizziert das Potenzial<br />
des ELTIF 2.0 für Privatanleger und die notwendigen Skills auf Beraterseite.<br />
ST STEFAN TERLIESNER<br />
Was Sie erfahren<br />
werden<br />
Welche Zielgruppe nun<br />
für alternative Anlagefonds<br />
infrage kommt<br />
Renditenaussichten<br />
von ELTIF<br />
Wie sich Berater<br />
vorbereiten müssen<br />
<strong>procontra</strong>: Privatanleger dürfen jetzt<br />
via European Long-Term Investment<br />
Fund, kurz ELTIF, auch kleine Beträge<br />
insbesondere in Infrastruktur und Private<br />
Equity investieren. Welches Potenzial<br />
sehen Sie für diesen neuen Markt?<br />
Moritz von Rhein: Mit der Einführung<br />
von ELTIF 2.0 wird sich der Zugang zu<br />
Anlagemöglichkeiten abseits der Börse<br />
grundlegend verändern. Wir gehen<br />
davon aus, dass Asset-Manager in den<br />
nächsten Monaten zahlreiche ELTIFs<br />
initiieren werden. Für Anleger ist das<br />
eine positive Entwicklung: Sie erhalten<br />
Zugang zu neuen Anlagemöglichkeiten,<br />
wie Private Equity, die bisher nur Anlegern<br />
mit Millionenvermögen vorbehalten<br />
waren. So können sie ihr Portfolio<br />
besser diversifizieren und an Chancen<br />
abseits der Aktienmärkte teilhaben.<br />
Auch auf die europäische Wirtschaft<br />
kann das einen positiven Effekt haben:<br />
Kapitalzuflüsse in ELTIFs helfen Unternehmen<br />
zu finanzieren, Arbeitsplätze<br />
zu schaffen oder auch Infrastrukturprojekte<br />
zu realisieren.<br />
<strong>procontra</strong>: ELTIF für Vermögende gibt<br />
es seit 2<strong>01</strong>5. Der Vertrieb für normale<br />
Privatanleger läuft aber anders ab.<br />
Ohne Anlageberatung und fachkundige<br />
Berater wird es nicht gehen. Ist die<br />
Branche vorbereitet?<br />
von Rhein: ELTIFs können unter der<br />
neuen Regulierung nicht mehr nur im<br />
Rahmen von Anlageberatung, sondern<br />
»Die historischen<br />
Renditen liegen<br />
deutlich oberhalb<br />
der öffentlichen<br />
Kapitalmärkte.«<br />
auch in der Anlagevermittlung vertrieben<br />
werden. Das Gesetz macht hier<br />
aber strenge Vorgaben, die über die<br />
klassische Anlagevermittlung hinausgehen<br />
und eine „Quasi-Anlageberatung“<br />
vorschreiben. Es wird auch unter<br />
ELTIF 2.0 sowohl auf der Beraterseite<br />
als auch auf Kundenseite eine umfassende<br />
Schulung erforderlich sein, um<br />
die Vorzüge, aber auch die Herausforderungen<br />
der neu zugänglichen Anlageklassen<br />
hervorzuheben.<br />
<strong>procontra</strong>: Für die Beratung, aber auch<br />
für die Anlage vieler kleinerer Geldbeträge<br />
sind eine effiziente Abwicklung<br />
und skalierbare Prozesse notwendig.<br />
Gibt es überhaupt entsprechende Lösungen<br />
im Markt?<br />
von Rhein: Private-Equity-Fonds richteten<br />
sich bisher immer nur an eine sehr<br />
begrenzte Anzahl an Investoren, selten<br />
mehr als 100 pro Fonds. Die Branche<br />
muss also umdenken, wenn sie Privatanlegern<br />
ein nutzerfreundliches Anlageerlebnis<br />
bieten möchte. Bisher ist sie<br />
darauf nicht vorbereitet. Hier wird sich<br />
aber sicherlich in den nächsten Jahren<br />
noch viel tun – analog dazu, wie ETFs<br />
die Fondsindustrie revolutioniert haben.<br />
Liqid ist bereits seit vielen Jahren als<br />
Vorreiter mit voll digitalen Prozessen aktiv.<br />
Das schafft für Anleger ein ansprechendes<br />
Kundenerlebnis und macht die<br />
Abwicklung effizient.<br />
<strong>procontra</strong>: In der Vertriebs-Pipeline<br />
sind vor allem ELTIFs für Infrastrukturanlagen<br />
wie Wind- und Solarparks. Ihr<br />
Fokus liegt auf privatem Beteiligungskapital.<br />
Planen Sie Investments in ELTIFs<br />
1 | <strong>2024</strong>
Alternative Investments SACHWERTE | 77<br />
für Private Equity oder sogar einen<br />
eigenen ELTIF?<br />
von Rhein: Aktuell hat Liqid noch<br />
keinen eigenen ELTIF im Programm. Das<br />
wird sich aber sehr bald ändern.<br />
<strong>procontra</strong>: Welche Argumente sprechen<br />
aus Privatanlegersicht für Private<br />
Equity?<br />
von Rhein: Weniger als 3 Prozent aller<br />
mittelgroßen und großen Unternehmen<br />
in Deutschland sind an der Börse<br />
gelistet. Anlegern, die ausschließlich<br />
börslich investieren, entgeht somit<br />
das Potenzial des erfolgreichen Mittelstands.<br />
Historisch gesehen hat Private<br />
Equity durch aktive Wertschöpfung<br />
Renditen deutlich oberhalb der öffentlichen<br />
Kapitalmärkte erzielt. Für Anleger<br />
bietet die Anlageklasse also die Möglichkeit,<br />
zu partizipieren und gleichzeitig<br />
das Rendite-Risiko-Profil ihres Portfolios<br />
zu optimieren.<br />
<strong>procontra</strong>: In weiten Teilen der Bevölkerung<br />
haben Beteiligungen von<br />
Finanzinvestoren an mittelständischen<br />
Unternehmen keinen guten Ruf. Ist das<br />
nicht eine zu große Hürde für den Vertrieb?<br />
von Rhein: Der Anlageklasse Private<br />
Equity haftet in den Medien kein gutes<br />
Image an. Ein genauerer Blick lohnt sich.<br />
Die Anlageklasse hat sich über die letzten<br />
Jahrzehnte stetig weiterentwickelt.<br />
Während in den 80er- und 90er-Jahren<br />
noch ein Großteil der Wertschöpfung<br />
aus dem Einsatz von Fremdkapital und<br />
Kostensenkungen, auch auf Kosten der<br />
Angestellten, stammte, liegt heute aktive<br />
Wertschöpfung im Fokus der Manager.<br />
So schaffen Private-Equity-geführte<br />
Unternehmen heute deutlich mehr<br />
Arbeitsplätze als andere Unternehmen<br />
in Europa. Wertsteigerungen stammen<br />
häufig auch aus der Implementierung<br />
von Nachhaltigkeitsmaßnahmen, da<br />
diese am Markt zunehmend geschätzt<br />
werden. Fremdkapital spielt bei der<br />
Rendite nur noch eine untergeordnete<br />
Rolle. Wenn künftig breitere Bevölkerungsgruppen<br />
in Private Equity investiert<br />
sein werden, wird die Anlageklasse<br />
auch einen besseren Ruf bekommen.<br />
<strong>procontra</strong>: Was tun Sie, um Ihre Vertriebsaktivitäten<br />
auf das bisher weitgehend<br />
ungenutzte Potenzial der Privatkunden<br />
auszurichten?<br />
von Rhein: Liqid vertreibt seit 2<strong>01</strong>7<br />
Private Equity an private Anleger. Für<br />
uns bedeutet die Einführung von ELTIF<br />
2.0, dass wir nicht mehr nur noch<br />
Kunden ansprechen können, die in der<br />
Lage sind, mindestens 200.000 Euro in<br />
die Anlageklasse zu investieren. Das<br />
erlaubt eine deutlich breitere Kundenansprache.<br />
Doch auch weiterhin werden<br />
Wissensvermittlung und verständliche<br />
Kommunikation Grundlage für Anleger<br />
sein, um die Chancen und Risiken der<br />
Anlageklasse zu verstehen und eine<br />
bewusste Anlageentscheidung treffen<br />
zu können. Hier unterscheiden sich<br />
ELTIFs nicht von Spezial-AIFs. Anleger<br />
haben bei Liqid deshalb stets die<br />
Option, im direkten Gespräch mit<br />
unseren geschulten Experten am<br />
Telefon zu sprechen oder sich in<br />
unseren regelmäßigen Webinaren und<br />
Newslettern tiefergehend zu informieren.<br />
Long Story short<br />
Der Gesetzgeber hat ELTIFs für<br />
Privatanleger geöffnet.<br />
Infrastruktur und Private<br />
Equity versprechen attraktive<br />
Renditen.<br />
Beratungs- und Vermittlungsstrukturen<br />
müssen sich noch<br />
etablieren.<br />
1 | <strong>2024</strong>
78 | SACHWERTE Edelmetallberatung<br />
Glänzende Aussichten<br />
Der Markt der Edelmetalle verspricht attraktive Provisionen. Wie Vermittler zu<br />
Edelmetallberatern werden und welche Weiterbildungsmaßnahmen dafür sinnvoll sind<br />
IR IMKE REIHER<br />
Geopolitische Risiken, die zinspolitische<br />
Unsicherheit an den Märkten<br />
und steigender Bedarf der Tech-Industrie<br />
pushen die Nachfrage nach<br />
Sachwerten aktuell spürbar. Dazu<br />
gehören auch Edelmetalle, die als sicherer<br />
Hafen gelten, um Vermögen zu<br />
bewahren. Vor allem Gold ist gefragt:<br />
Der Preis liegt seit Längerem bei über<br />
2.000 Euro pro Unze. Für Berater bietet<br />
das Geschäftsfeld Chancen, denn:<br />
„Der Markt bietet eine große Kundenklientel,<br />
ein facettenreiches Produktuniversum<br />
und attraktive Provisionsstrukturen“,<br />
sagt Herbert Behr vom<br />
Unternehmen Golden Gates, das<br />
sich seit 2009 auf Edelmetallvertrieb<br />
spezialisiert.<br />
Doch wie können sich Berater den<br />
Markt erschließen, der neben Gold<br />
und Silber auch Weißmetalle wie Platin,<br />
Palladium und Rhodium umfasst<br />
sowie seltene Erden, Industrie- und<br />
Technologiemetalle?<br />
Was Sie erfahren<br />
werden<br />
Welchen Unterschied die<br />
Edelmetall-Klassifizierung<br />
macht<br />
Worauf Sie bei Weiterbildungen<br />
achten sollten<br />
Welche Entwicklungen<br />
Treiber für den Markt sind<br />
Illustration: Eleonora Mavromati
Edelmetallberatung SACHWERTE | 79<br />
»Goldbonus wird<br />
teuer eingekauft«<br />
Claudio Weyh, Vertriebsleiter bei GranValora, erklärt,<br />
wie der Weg zum Edelmetallberater aussehen kann.<br />
<strong>procontra</strong>: Inflation und geopolitische<br />
Risiken pushen die Nachfrage<br />
nach Edelmetallen. Wie lukrativ ist<br />
der Markt für Berater?<br />
Claudio Weyh: Sehr, jeder kommt als<br />
Investor infrage. Neben den genannten<br />
Punkten gibt es viele Angstkäufe,<br />
weil die Leute unsicher sind, wohin es<br />
mit dem Geldsystem geht und welche<br />
Leichen noch in den Bilanzen der<br />
Banken schlummern. Der Markt bietet<br />
attraktive Provisionen, deren Höhe<br />
Vertriebspartner mitunter selbst beeinflussen<br />
können, und lässt sich gut<br />
über soziale Medien erschließen.<br />
<strong>procontra</strong>: Können Sie Provisions-<br />
Hausnummern nennen?<br />
Weyh: Nein. Bei uns können Vertriebspartner<br />
die Höhe der Service-<br />
und Einrichtungsgebühren innerhalb<br />
großzügiger Grenzen frei wählen.<br />
Rechnet man alle Provisionsbestandteile<br />
zusammen, erzielen Berater<br />
durchaus Vergütungen, die sich<br />
mit anderen Assetklassen messen<br />
können. Das gilt auch für fortlaufende<br />
Bestandspflegeprovisionen.<br />
<strong>procontra</strong>: Welche Qualifikationen<br />
sind erforderlich?<br />
Weyh: Keine, der Begriff Edelmetallberater<br />
ist nicht geschützt. Es ist<br />
lediglich die Erlaubnis nach Paragraf<br />
34f erforderlich, sollten Produkte<br />
von der BaFin als Vermögensanlagen<br />
eingestuft werden, weil sie Zinsen,<br />
Garantien oder andere Zusatzleistungen<br />
versprechen. Der reine Handel<br />
mit Münzen oder Barren ist ohne<br />
gesonderte Zulassung erlaubt.<br />
<strong>procontra</strong>: Warum braucht es dennoch<br />
eine Weiterbildung?<br />
Weyh: Ohne Fachwissen macht es<br />
wenig Sinn, sich zu engagieren. Eine<br />
gute Weiterbildung vermittelt deutlich<br />
mehr als Basiskenntnisse und beleuchtet<br />
den Markt aus Kunden- und<br />
Beratersicht – inklusive relevanter<br />
Produktkenntnisse. Es ist wichtig, die<br />
drei unterschiedlichen Geschäftsfelder,<br />
sprich Tafel-, Shop- und Depotgeschäft<br />
mit Einlagerung, inklusive ihrer<br />
Besonderheiten zu kennen. Auch<br />
mit dem Geldwäschegesetz sowie<br />
Entwicklungen und Trends an den<br />
Märkten sollte man vertraut sein.<br />
<strong>procontra</strong>: Worauf sollten Berater bei<br />
Kooperationspartnern achten?<br />
Weyh: Von Geschäftsmodellen mit<br />
Mindestlaufzeiten und Zielsparsummen<br />
raten wir ab. Ebenso von<br />
Anbietern, die mit Zinsversprechen<br />
oder Goldbonus werben, da Kunden<br />
hier am Anfang zu teuer einkaufen.<br />
Zudem sollte das Besitz-/Eigentumsverhältnis<br />
in den AGB klar geregelt<br />
und als Sondervermögen deklariert<br />
sein, um Kundengelder zu schützen.<br />
Da die Mehrwertsteuer ein großer<br />
Kostenfaktor ist, sollten Berater<br />
darauf achten, dass der Anbieter eine<br />
Einlagerung in einem Zoll- und<br />
Umsatzsteuerlager ermöglicht.<br />
Ist eine Weiterbildung zum Edelmetallberater<br />
Pflicht, wie sie – neben<br />
Golden Gates – unter anderem auch<br />
Pro Aurum, Kettner Edelmetalle oder<br />
GranValora anbieten? „Grundsätzlich<br />
kann jeder Finanzberater oder<br />
Makler Edelmetallprodukte anbieten,<br />
ohne bestimmte Anforderungen oder<br />
Zulassungspflichten zu erfüllen“, sagt<br />
Behr.<br />
Gewerbeerlaubnis nötig?<br />
Allerdings ist mitunter eine Gewerbeerlaubnis<br />
(34f GewO) erforderlich. Das<br />
ist der Fall, wenn Edelmetalle von der<br />
BaFin nicht als Handels-, sondern als<br />
Finanzprodukte klassifiziert werden,<br />
„weil sie mit Zinsversprechen, einer<br />
garantierten Wertentwicklung oder<br />
anderen Zusatzleistungen einhergehen“,<br />
weiß Claudio Weyh, Ver-<br />
1 | <strong>2024</strong>
80 | SACHWERTE Edelmetallberatung<br />
2.000<br />
1.500<br />
1.000<br />
500<br />
Langfristig erkennbarer Aufwärtstrend<br />
Entwicklung des durchschnittlichen Goldpreises<br />
in den Jahren 1900 bis 2022<br />
einzelner Märkte. Zudem sollten Produktlösungen<br />
vermittelt werden und<br />
Tipps für die Verkaufspraxis.<br />
Auch wenn zur Weiterbildung keine<br />
Pflicht besteht, ist sie ratsam, um<br />
Expertise aufzubauen, die auch bei<br />
Händlern gefragt ist: „Wir empfehlen<br />
unseren Partnern dringend, die Ausbildung<br />
zum Edelmetallberater zu absolvieren“,<br />
sagt Behr. „Dies stärkt das<br />
Vertrauen der Kunden und erhöht die<br />
Wahrscheinlichkeit von erfolgreichen<br />
Verkaufsabschlüssen.“<br />
0<br />
1900 2022<br />
Angaben in US-Dollar je Feinunze Quelle: Statista, Stand: 2023<br />
triebsleiter bei GranValora. Dies<br />
trifft auf Zertifikate, Anleihen und<br />
Beteiligungsmodelle zu, während der<br />
Handel mit Münzen und Barren ohne<br />
gesonderte Zulassung erlaubt ist.<br />
Viele Wege führen zum Ziel<br />
Da es keine vorgeschriebene Qualifizierung<br />
gibt, unterscheiden sich<br />
die Offerten mitunter deutlich. Sie<br />
reichen von einer dreijährigen Ausbildung<br />
(Edelmetallprüfer) über mehrmonatiges<br />
Coaching bis zu kurzen<br />
(Online-)Schulungen.<br />
Auch preislich gibt es große Unterschiede.<br />
So werden für eine zweitägige<br />
Ausbildung schon mal über 12.000<br />
Euro verlangt. Andere Angebote sind<br />
kostenlos, richten sich aber oft nur<br />
an Vertriebspartner oder setzen eine<br />
zukünftige Kooperation voraus.<br />
Themen-Curriculum<br />
als Orientierung<br />
Die Vielzahl der Angebote kann Berater<br />
verunsichern. Deshalb sollten<br />
diese zunächst recherchieren und<br />
dem gesunden Menschenverstand<br />
folgen: Welche Angebote wirken<br />
seriös, wo setzen Störgefühle ein?<br />
»Privatanleger<br />
suchen vermehrt<br />
nach diversifizierten<br />
Portfolios, in denen<br />
Edelmetalle<br />
integriert sind.«<br />
Herbert Behr, Vertriebsexperte<br />
und Vorstand von Golden Gates<br />
Zudem können die Lerninhalte eine<br />
Orientierungshilfe bieten. Vermittelt<br />
die Weiterbildung praxisrelevantes<br />
Wissen – auch wenn der Markt in<br />
eine andere Phase eintritt? „Eine<br />
Weiterbildung sollte nicht nur aktuell<br />
relevante Kursinhalte bieten, sondern<br />
auch fachspezifische Themen vermitteln,<br />
um das Basiswissen zu stärken“,<br />
rät Behr.<br />
Was mindestens auf dem Curriculum<br />
stehen sollte, ist Wissen zur Geschichte,<br />
Förderung, dem Handel und<br />
Einsatzgebieten unterschiedlicher<br />
Edelmetalle sowie zur Entwicklung<br />
Gefragte Kooperationspartner<br />
An Kooperationspartnern mangelt es<br />
nicht: „In Deutschland gibt es rund<br />
1.200 Edelmetallhändler“, weiß Gran-<br />
Valora-Experte Weyh. Von denen viele<br />
Vertriebspartner suchen. Aktuelle<br />
Beispiele sind – neben den erwähnten<br />
– auch G Deutsche Gold und Langmann<br />
& Partner. Gut zu wissen: Viele<br />
Händler bieten flexible Provisionsmodelle<br />
an, die Berater nach Gusto<br />
anpassen können.<br />
Behr zweifelt nicht daran, dass der<br />
Edelmetallmarkt Beratern glänzendes<br />
Geschäft verspricht: „Anleger suchen<br />
vermehrt nach diversifizierten<br />
Portfolios, in denen Edelmetalle<br />
integriert sind. Damit verbundene<br />
Dienstleistungen bieten attraktive<br />
Provisionsstrukturen und die Möglichkeit,<br />
stabile Einnahmen zu<br />
generieren.“<br />
Long Story short<br />
Manche Edelmetallprodukte<br />
setzen eine Gewerbeerlaubnis<br />
voraus.<br />
Weiterbildungen sollten<br />
Basis- und vertriebsrelevantes<br />
Wissen vermitteln.<br />
Geopolitische Risiken und neue<br />
Technologien als Treiber<br />
1 | <strong>2024</strong>
Nicole Keibel<br />
HanseMerkur Leiterin Produktmarketing<br />
Leistungsstark:<br />
unsere Tier-KV<br />
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Vertriebserfolg, denn Hand in Hand ist<br />
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1 | <strong>2024</strong>
82 | PRIVAT GEFRAGT <br />
»Wahrer Luxus ist für mich,<br />
einfach 100 Prozent ich selbst zu sein«<br />
Joachim Rahn,<br />
seit Dezember 2<strong>01</strong>8 Leiter Maklervertrieb, Münchener Verein Versicherungsgruppe<br />
Zum Frühstück gibt es bei mir<br />
Haferflocken mit Milch, Körnerkäse,<br />
Nüsse und Beeren sowie den klassischen<br />
Kaffee.<br />
Meine wahre Leidenschaft ist<br />
Menschen glücklich zu sehen, wenn<br />
man dazu beigetragen hat. Ich weiß,<br />
das kann sehr platt klingen, aber das<br />
bereitet mir besonders große Freude.<br />
Ansonsten Skifahren und Reisen!<br />
Meine Freizeit verbringe ich am<br />
liebsten<br />
mit guten Freunden – und dabei ist mir<br />
dann ziemlich egal, was wir machen.<br />
Mein erstes Geld habe ich verdient mit<br />
ca. 7/8 Jahren. Ich habe vor noch kleineren<br />
Kindern in unserem Keller Kasperltheater<br />
gegen Eintritt vorgespielt!<br />
Darauf lege ich als Leiter des Maklervertriebs<br />
besonderen Wert:<br />
auch selbst möglichst viele Vertriebstermine<br />
wahrnehmen und nicht nur<br />
organisieren, führen und controllen.<br />
Ich würde gern mal einen Tag lang<br />
tauschen mit …, um dann Folgendes<br />
zu tun:<br />
eigentlich mit niemandem. Ich lebe<br />
mein Leben, und da will ich mein Bestes<br />
geben.<br />
Am meisten Überwindung kostet mich<br />
alte Dinge wegzuwerfen. Ich denke<br />
immer, dass ich das doch vielleicht mal<br />
gebrauchen könnte. Was weg ist, ist halt<br />
dann weg.<br />
Diese Trends sehe ich <strong>2024</strong> in der<br />
Versicherungsbranche:<br />
weitere Digitalisierung und Konsolidierung<br />
sowie ein deutliches Wachstum bei<br />
der bKV. bKV ist dabei sicherlich auch<br />
etwas „Wunschtrend“, aber ich finde das<br />
Thema einfach superspannend.<br />
Joachim Rahn, Jahrgang 1971,<br />
geschieden, drei erwachsene Söhne<br />
Ihre Meinung bitte<br />
Die bKV bietet derzeit das<br />
größte Wachstumspotenzial<br />
auf dem Versicherungsmarkt<br />
Zusatzversicherungen sind<br />
nur etwas für Gutverdiener<br />
Die finanzielle Schieflage der<br />
GKV kurbelt das Geschäft der<br />
Zusatzversicherungen an<br />
Wahrer Luxus ist für mich,<br />
einfach 100 Prozent ich selbst zu sein.<br />
Meine erste Tat zu Beginn eines<br />
Arbeitstages:<br />
laufen gehen bzw. danach ganz klassisch<br />
die neuesten Vertriebszahlen in<br />
unserem Vertriebscockpit nachschauen.<br />
Meine aktuelle Buchempfehlung:<br />
„Offline“ von Arno Strobel. Ich habe<br />
selten ein so extrem spannendes Buch<br />
gelesen.<br />
Das ist mein liebstes Reiseziel:<br />
die ganze Welt, denn ich liebe die Vielfalt.<br />
Wenn ich mich dann doch entscheiden<br />
müsste, ist es das südliche Afrika.<br />
Das Radio drehe ich lauter bei:<br />
Da gibt es so viel, und das wechselt<br />
auch immer wieder. Aktuell zum Beispiel<br />
der Song „Freiheit“ von Westernhagen,<br />
aber unbedingt als Liveversion.<br />
Wenn ich einen Tag lang Kanzler<br />
wäre, würde ich<br />
dem kompletten Kabinett eindringlich<br />
klarmachen, dass es zukünftig nur noch<br />
um die Sache geht und nicht die persönliche<br />
Profilierung.<br />
Der größte Missstand in der Finanzund<br />
Versicherungsbranche ist<br />
zu wenig Kompetenz und Know-how.<br />
Es ist zu vielen nicht bewusst, dass<br />
qualitativ schlechte Beratung in Finanzund<br />
Versicherungsangelegenheiten für<br />
Kunden eine echte Katastrophe ist.<br />
… so könnte der Missstand behoben<br />
werden:<br />
Schulungen und Weiterbildungen sind<br />
natürlich wichtig, aber bei Weitem nicht<br />
allein entscheidend. Wir müssen Wege<br />
finden, Vermittlern klarzumachen, was<br />
für eine große Verantwortung sie in<br />
ihrer Beratung gegenüber ihren Kunden<br />
haben.<br />
1 | <strong>2024</strong>
Glückwunsch zur<br />
100. <strong>Ausgabe</strong>!<br />
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informieren.
Sie mögen es einfach.<br />
Wir machen<br />
es leicht.<br />
Herzlichen<br />
Glückwunsch<br />
zur 100. <strong>Ausgabe</strong><br />
Rudolf Fiehl,<br />
Produktkoordination<br />
swisslife.de/leicht<br />
Xm0035af<strong>01</strong>-09-2023