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procontra Ausgabe 02/2023

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April-Juni 2<strong>02</strong>3 | <strong>Ausgabe</strong> 94 | Jahrgang 17<br />

#<strong>02</strong> • April-Juni 2<strong>02</strong>3<br />

Bestandsbörsen<br />

Welche Pool-Angebote in Sachen<br />

Bestandshandel für Vermittler<br />

attraktive Chancen bieten<br />

Fondsmanagement<br />

Warum der Vergleich zwischen<br />

aktiv und passiv nicht nur unter<br />

dem Kostenaspekt erfolgen sollte<br />

PKV-Beitragsanpassungen<br />

Wie sie den Versicherten trotz<br />

hoher Gewinne der Unternehmen<br />

plausibel erklärt werden können<br />

Betriebliche Vorsorge | Aktiv vs. passiv | BAP in der PKV | Bestandsbörsen der Maklerpools | MVP-Systeme | Kredite für Senioren | Bestandskauf<br />

Betriebe bezirzen<br />

Vorsorgekonzepte, die die Attraktivität<br />

von Firmen nachhaltig steigern


Perfekt für<br />

Ihre Firmenkunden<br />

GEMEINSAM STARK<br />

Betriebliche Vorsorge<br />

als Chance<br />

Benefits sind neben dem Gehalt die Währung im Wettlauf um Talente. Unser Benefit für Ihre Firmenkunden<br />

ist die Kombination aus betrieblicher Krankenversicherung (bKV) und Arbeitskraftsicherung<br />

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• Topaktuelles Ansprachethema – als Bestandssicherer und Türöffner.<br />

• Maßgeschneiderte Lösungen für die Belegschaft – hochwertiger<br />

Schutz ohne Gesundheitsprüfung möglich.<br />

• Einfache Prozesse – von der Anbahnung bis zum Leistungsfall.<br />

Profitieren Sie von unserer langjährigen Expertise im Firmengeschäft.<br />

Info &<br />

Anmeldung<br />

→ Mehr dazu bei Ihrer persönlichen Maklerbetreuung,<br />

in einem unserer Maklerforen zur betrieblichen Vorsorge<br />

oder unter makler.allianz.de/bv


EDITORIAL | 3<br />

»Den Mittelstand mit Vorsorgekonzepten<br />

rausputzen«<br />

„Der Fachkräftemangel im Mittelstand ist dramatisch“,<br />

betont ein Experte in der Titelstory dieser <strong>Ausgabe</strong><br />

einen Zustand, bei dessen Ursachenforschung es verschiedene<br />

Ansätze gibt. Für Vermittler ist der Ansatz jedoch<br />

glasklar: Für sie stellt dieser Missstand eine riesige Chance<br />

dar, ins Firmenkundengeschäft einzusteigen oder bestehende<br />

Klientel zu aktivieren.<br />

Die Angebotspalette für betriebliche Alters-, Kranken-,<br />

Pflege- oder Arbeitskraftvorsorge wächst dafür stetig und<br />

liefert zahlreiche Gestaltungsmöglichkeiten, um jedes<br />

Unternehmen mit einem passenden Vorsorgekonzept zu<br />

schmücken. Wer es schafft, den Firmenchefs zu vermitteln,<br />

wie wirkungsvoll ein solches Konzept für die Attraktivität<br />

als Arbeitgeber ist, wird den Mittelstand stärken und<br />

enormes Vertriebspotenzial heben.<br />

Ob Unternehmen ihre Attraktivität mit einem bunten<br />

Blumenstrauß an Zusatzleistungen im Bereich der Altersund<br />

Gesundheitsvorsorge so steigern, dass sie damit dem<br />

beschriebenen Missstand begegnen können, ist fraglich.<br />

Aus dem Mangel an Fachkräften ist schließlich längst auch<br />

ein Mangel an Arbeitnehmern insgesamt geworden. Die<br />

Anziehungskraft einer betrieblichen Vorsorge bleibt da bei<br />

der „Balz“ um Mitarbeiter gering.<br />

Und ganz so einfach wie das bekannte Brezelbacken ist<br />

die Beratung zu betrieblichen Vorsorgekonzepten sicher<br />

nicht. Neben der Überzeugungsarbeit beim Chef mit<br />

wenig Zeit und anderen Sorgen bleibt es herausfordernd,<br />

Beratung und laufende Betreuung wirtschaftlich effizient<br />

zu gestalten. Die Versprechen der Tools und Plattformen<br />

dafür sind groß, ihr potenzieller Nutzen aber ebenso.<br />

Liebe Makler, liebe Leser,<br />

die <strong>procontra</strong>-Redaktion wünscht Ihnen<br />

eine aufschlussreiche <strong>Ausgabe</strong>.<br />

www.<strong>procontra</strong>-online.de<br />

@<strong>procontra</strong>online<br />

facebook.com/<strong>procontra</strong><br />

Matthias Hundt<br />

Chefredakteur<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


Inhalt April<br />

bis Juni 2<strong>02</strong>3<br />

26 48<br />

8 Starke Thesen Experten,<br />

Interviewpartner und Leser<br />

mit klaren Statements<br />

20 Booster für die Beratung<br />

Gesprächsaufhänger und<br />

Neues für Ihre Produktpalette<br />

Investmentfonds<br />

26 »Wir haben die Dynamik der<br />

Inflation unterschätzt«<br />

Flossbach von Storch im<br />

aktuellen Investmenttalk<br />

30 Intelligente Beimischung?!<br />

ChatGPT und andere künstliche<br />

Intelligenz wecken<br />

Kursfantasien<br />

32 Auf der Suche nach Rendite<br />

Wer aktive und passive Fonds<br />

gegenüberstellt, sollte nicht<br />

nur die Kosten betrachten<br />

36 Dividendenflut fürs Depot<br />

Eine neue Rekordsaison an<br />

Ausschüttungen steht bevor –<br />

mit welcher Strategie Anleger<br />

partizipieren können<br />

Titel<br />

12<br />

Mit Fürsorge in die Betriebe<br />

Beim Werben um Mitarbeiter können<br />

Vermittler ihre Firmenkunden<br />

mit einem Konzept zur ganzheitlichen<br />

betrieblichen Vorsorge ausstatten<br />

und sie im Kampf um Fachkräfte<br />

rausputzen.<br />

»Bei betrieblichen<br />

Benefits fehlt vielen<br />

Unternehmen aufgrund<br />

der Komplexität<br />

ein klarer Fahrplan.«<br />

Florian Dismann<br />

Finanzmakler Bodensee Konzept<br />

Versicherungen<br />

40 »Der Markt braucht einen<br />

unabhängigen Vergleicher«<br />

Matthias Brauch im Interview<br />

über die Entwicklung eines<br />

neuen Vergleichsrechners<br />

42 BAP trotz Gewinnen?!<br />

Die PKV blickt auf stolze Gewinnquoten.<br />

Warum Beitragssprünge<br />

dennoch vorkommen<br />

46 Bürgerrente statt Riester-<br />

Reform? GDV und BVK sind<br />

geteilter Meinung<br />

48 Inflationäre Gefahr Wie trotz<br />

Inflation Unterversicherung<br />

und Kurzschlusshandlungen<br />

vermieden werden<br />

52 Die Kür kommt vor der Pflicht<br />

Bevor Selbstständige zur<br />

Vorsorge gezwungen werden,<br />

liefert die Basisrente neue<br />

Argumente<br />

54 »Vertragsrechtsschutz nur<br />

schwer kalkulierbar« Franke<br />

und Bornberg erklärt das neue<br />

Rechtsschutz-Rating<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


Impressum<br />

Verlag und Redaktion<br />

Alsterspree Verlag GmbH<br />

Firmensitz: Großer Burstah 50–52, 20457 Hamburg<br />

Postanschrift:<br />

Kurfürstendamm 173/174, 10707 Berlin<br />

Telefon: +49 (0 30) 232 56 27 00<br />

www.<strong>procontra</strong>-online.de<br />

Herausgeber Philipp B. Siebert<br />

Chefredakteur Matthias Hundt<br />

Art Director Niels Flender<br />

68 82<br />

Layout und Infografik Sabine Müller<br />

Bildredaktion Roman Kulon, Eleonora Mavromati<br />

Berater<br />

62 »Der Hebel in Sachen<br />

Finanzbildung ist nicht<br />

groß« Matthias Beenken über<br />

das Zusammenspiel zwischen<br />

aufgeklärten Kunden und<br />

Erfolg<br />

64 So ist’s Recht Urteile, die<br />

Makler kennen sollten<br />

66 »Ich wünsche mir mehr<br />

Fingerspitzengefühl« Makler<br />

Patrick Hamacher wirbt für<br />

mehr Empathie in der Branche<br />

68 Bestandskarussell dreht sich<br />

Pools forcieren ihr Engagement<br />

auf dem Börsenparkett<br />

für Bestände<br />

72 Ich packe meinen<br />

Notfallkoffer Warum Makler<br />

einen Plan für ihre Hinterbliebenen<br />

vorweisen sollten<br />

76 Wechsel mit Hürden Wer ein<br />

neues Maklerverwaltungsprogramm<br />

sucht, muss einige<br />

Vorbereitungen treffen<br />

Sachwerte<br />

82 »Die richtige Summe<br />

wählen« Warum Bausparen<br />

wieder boomt und wo es<br />

Beratungsbedarf gibt<br />

84 Solvent und würdig<br />

Senioren als Kreditnehmer<br />

bergen Potenzial und bekommen<br />

Top-Konditionen<br />

88 Drei, zwei, eins – meins!<br />

Zwangsversteigerungen<br />

werden häufiger. Was bei<br />

Auktionen zu beachten ist<br />

Rubriken<br />

3 Editorial<br />

5 Impressum<br />

6 Personen- und<br />

Firmenverzeichnis<br />

90 »Ich starte den Tag mit<br />

100–150 Liegestützen«<br />

Klaus Hermann, Geschäftsführer<br />

KH Versicherungen,<br />

von seiner privaten Seite<br />

Lektorat TextSchleiferei.de<br />

Textbeiträge Mailin Bartknecht, Florian Burghardt,<br />

Carla Fritz, Matthias Hundt, Christina Keppel, Mandy<br />

Lange, Oliver Lepold, Dr. Hans-Jörg Naumer, Hannah<br />

Petersohn, Imke Reiher, Uwe Schmidt-Kasparek,<br />

Stefan Terliesner, Martin Thaler, Jan Wagner, Anne<br />

Mareile Walter<br />

Coverillustration Roman Kulon<br />

Anzeigenberatung Nadin Korte<br />

n.korte@alsterspree.de, +49 (0)40 6 07 71 29 24<br />

Anzeigendisposition<br />

Sabine Müller, s.mueller@alsterspree.de<br />

Verlagsgeschäftsführer<br />

Philipp B. Siebert, Tilman J. Freyenhagen<br />

Verantwortlich für diese <strong>Ausgabe</strong><br />

i. S. d. P. Matthias Hundt<br />

Druckerei MÖLLER PRO MEDIA® GmbH<br />

Zeppelinstraße 6, 16356 Ahrensfelde,<br />

www.moellerdruck.de<br />

Leserservice<br />

leserbetreuung@<strong>procontra</strong>-online.de<br />

Abonnement<br />

abo@<strong>procontra</strong>-online.de<br />

Heftpreis: 4,80 Euro<br />

Jahresabonnement: 20 Euro für sechs <strong>Ausgabe</strong>n<br />

inkl. Versandkosten, inkl. USt.<br />

© 2<strong>02</strong>3 für alle Beiträge bei Alsterspree Verlag<br />

GmbH. Nachdruck, Aufnahme in Onlinedienste sowie<br />

Vervielfältigung auf Datenträger nur nach vorheriger<br />

schriftlicher Zustimmung.<br />

Hinweis Den Artikeln, Empfehlungen, Charts, Tabellen<br />

und Diagrammen liegen Informationen zugrunde,<br />

die die Redaktion für verlässlich hält. Trotz sorgfältiger<br />

Auswahl der Quellen kann für die Richtigkeit<br />

des Inhalts keine Haftung übernommen werden. Die<br />

in <strong>procontra</strong> gemachten Angaben dienen der Unterrichtung<br />

und sind keine Aufforderung zum Kauf oder<br />

Verkauf von Wertpapieren.<br />

Für Mitglieder der nachfolgend aufgeführten Verbände<br />

ist der Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag enthalten:<br />

AfW Bundesverband Finanzdienstleistungen e. V.<br />

Votum Verband Unabhängiger Finanzdienstleistungsunternehmen<br />

in Europa e. V.<br />

Unser Druck ist zu 100 % klimaneutral. Der Innenteil<br />

wird auf 100 % Recyclingpapier gedruckt.<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


6 | PANORAMA Personen- und Unternehmensverzeichnis<br />

Index<br />

Personen- und Unternehmensverzeichnis<br />

UNTERNEHMEN<br />

Allianz____9, 14, 18, 21, 31, 36 f., 49<br />

Alphabet____________________ 30 f.<br />

Alte Leipziger__________________ 19<br />

Alte Oldenburger______________ 43<br />

Amazon_______________________ 31<br />

Amexpool_____________________ 70<br />

Aon____________________________ 14<br />

Arag___________________________ 18<br />

Argetra________________________ 89<br />

artBase!_______________________ 77<br />

Assekurata________________ 39, 43<br />

assfinet_______________________ 77<br />

Axa___________________________21 f.<br />

Azure__________________________ 31<br />

Baidu__________________________ 30<br />

Bain Capital___________________ 69<br />

Barmenia______________________ 20<br />

BASF__________________________ 37<br />

BCA______________________ 15, 70 f.<br />

Berkshire Hathaway___________ 36<br />

bessergrün____________________ 21<br />

blau direkt__________________41, 79<br />

BMW__________________________ 37<br />

Central________________________ 43<br />

Check24_________________22, 84 ff.<br />

CoDie software products______ 78<br />

Comparit____________________ 40 f.<br />

Continentale__________________ 21<br />

DekaBank_____________________ 36<br />

Deloitte_______________________ 15<br />

DEMV_______________________ 77 f.<br />

Deutsche Telekom_____________ 37<br />

deutsche-versicherungsboerse.de__ 76<br />

Diepenbrock VM_______________ 77<br />

DJE Kapital____________________ 37<br />

DKV___________________________ 43<br />

Dr. Klein___________________ 82, 85<br />

DWS___________________________ 20<br />

E+S Rück______________________ 49<br />

Elmos Semiconductor_________ 31<br />

Finanzmakler Bodensee Konzept___ 14<br />

Flossbach von Storch____ 26 ff., 37<br />

Fonds Finanz________40, 68 ff., 77<br />

Fondskonzept_________________ 70<br />

Fondsnet______________________ 70<br />

Formaxx_______________________ 14<br />

forsa__________________________ 61<br />

Franke und Bornberg______ 40, 54<br />

Generali_______________________ 43<br />

GEV___________________________ 21<br />

Gothaer______ 14, 16, 18, 21, 49, 61<br />

Great West____________________ 69<br />

Habona Invest_________________ 21<br />

Hallesche______________________ 18<br />

Hamacher VM_________________ 66<br />

Hays___________________________ 14<br />

Hg Capital_____________________ 69<br />

Huk-Coburg___________________ 21<br />

IBM___________________________ 31<br />

Incon__________________________ 78<br />

infas quo______________________ 16<br />

Inno Invest____________________ 21<br />

IVFP___________________________ 18<br />

Janus Henderson______________ 36<br />

Jung, DMS & Cie.___ 15, 40, 69, 79<br />

KH Versicherungen____________90<br />

LFDE__________________________ 30<br />

LKH___________________________ 43<br />

LVM___________________________ 43<br />

Maxpool__________________ 41, 69 f.<br />

Mercedes-Benz________________ 37<br />

Meta__________________________ 31<br />

Microsoft____________________ 30 f.<br />

Monega_______________________ 31<br />

Morgen & Morgen_____________40<br />

Morningstar___________________ 33<br />

Nestlé_________________________ 36<br />

Netfonds___________________41, 69<br />

Network Box_________________17, 21<br />

Norisbank_____________________ 86<br />

Novosys EDV__________________ 77<br />

Nürnberger_____________________ 9<br />

Nvidia_________________________ 31<br />

On Semiconductor____________ 31<br />

OpenAI________________________ 30<br />

Qualitypool____________________ 70<br />

Quirin_________________________ 22<br />

R+V___________________________ 43<br />

Reckitt Benckiser______________ 36<br />

Resultate Institut____________ 70 f.<br />

Sachpool______________________ 70<br />

Scope____________________25, 33 f.<br />

SDK___________________________ 18<br />

Simon-Kucher_________________ 49<br />

softfair________________________40<br />

Summitas_____________________ 69<br />

Swiss Life__________________ 18, 40<br />

Tesla__________________________ 31<br />

Union _________________________ 43<br />

uniVersa___________________ 20, 43<br />

V.E.R.S. Leipzig________________ 43<br />

Vanguard_______________________ 8<br />

Verivox_____________________ 84 ff.<br />

Versdirekt_____________________ 77<br />

Versicherungsforen Leipzig____ 15<br />

vfm_________________________77, 79<br />

VGH___________________________ 21<br />

VHV___________________________ 49<br />

Volkswagen____________________ 37<br />

Württembergische_____________ 43<br />

Xempus______________________14 f.<br />

ZEB___________________________ 22<br />

Zurich_________________________ 64<br />

PERSONEN<br />

Allesch, Karsten_______________ 78<br />

Ansari, Dariush________________ 17<br />

Asmussen, Jörg________________ 46<br />

Bargfried, Matti_______________ 78<br />

Barquero da Silva, Luis Miguel_ 15<br />

Bastian, Michael_______________ 18<br />

Beenken, Matthias___________ 62 f.<br />

Brauch, Matthias____________ 40 f.<br />

Breustedt, Lars________________ 14<br />

Cebi, Abdulkadir_______________ 43<br />

de Vries, Jörg__________________ 36<br />

Diepenbrock, Thomas__________ 77<br />

Dismann, Florian___________ 14, 16<br />

Ehrhardt, Jan__________________ 37<br />

Eich, Holger___________________ 16<br />

Gehring, Frank_________________ 49<br />

Gerdes, Fabrice________________ 21<br />

Grabmaier, Sebastian__15, 69, 71, 79<br />

Grandi, Rolando_____________ 30 f.<br />

Grimm, Andreas_____________ 70 f.<br />

Hager, Mike____________________ 67<br />

Hahn, Katharina_______________ 14<br />

Hamacher, Patrick_____________ 66<br />

Heidekamp, Bert____________ 52 f.<br />

Heilenkötter, Hannes__________ 79<br />

Heinz, Michael H.____________ 46 f.<br />

Hermann, Klaus_______________90<br />

Hey, Thomas___________________ 13<br />

Immenkötter, Philipp__________ 37<br />

Jürgens, Kevin_______________ 69 f.<br />

Kieper, Oliver_______________69, 71<br />

Koch, Florian________________ 33 f.<br />

Langenberg, Britta_____________ 64<br />

Leipziger, Sabine_______________ 78<br />

Markovic-Sobau, Alexandra____ 18<br />

Matschke, Jens________________ 78<br />

Mayer, Brigitte_______________ 52 f.<br />

Monke, Christian____________ 54 f.<br />

Müller, Frank__________________ 21<br />

Nadella, Satya_________________ 30<br />

Naumer, Hans-Jörg__________9, 37<br />

Papaspyratos, Constantin____ 43 f.<br />

Porazik, Norbert_______________ 68<br />

Potempa, Daniel_______________ 85<br />

Putin, Wladimir________________90<br />

Radtke, Dörte_________________ 43<br />

Raffelhüschen, Bernd__________ 10<br />

Rindermann, Marc_____________ 77<br />

Ruesch, Walter________________ 89<br />

Sattler, Matthias_______________ 19<br />

Schafföner, Tobias__________ 26 ff.<br />

Schallmayer, Joachim__________ 36<br />

Scherer, Hermann_____________ 67<br />

Schmidt, Peter_______________ 72 f.<br />

Schmidt-Gallas, Dirk___________ 49<br />

Schneidemann, Herbert_______ 50<br />

Schünemann, Rolf_____________ 71<br />

Sommerer, Stefan_____________ 77<br />

Thomas, Sebastian____________ 31<br />

Trenton, Nick__________________ 67<br />

Wagner, Natalie_____________ 82 f.<br />

Wirth, Norman_________73 f., 88 f.<br />

Wolf, Manuela_________________ 15<br />

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www.newsletter.<strong>procontra</strong>-online.de<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


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8 | PANORAMA Meinungsmacher<br />

Starke Thesen<br />

Experten, Interviewpartner und <strong>procontra</strong>-Leser mit klaren Meinungen<br />

»Der Vertragsrechtsschutz ist<br />

das größte Risiko in der gewerblichen<br />

Rechtsschutzversicherung<br />

und für die Gesellschaften<br />

nur schwer kalkulierbar.«<br />

Christian Monke, Analyst von Franke und Bornberg,<br />

blickt auf den gewerblichen Rechtsschutz<br />

und meint, dass vor allem der Vertragsrechtsschutz<br />

schwierig darstellbar sei. Daher scheue die Branche<br />

eine vorbehaltlose Abdeckung.<br />

Das Interview auf Seite 54<br />

»Entscheidend für den<br />

Erfolg eines betrieblichen<br />

Vorsorgekonzepts<br />

ist nicht das Produkt,<br />

sondern die zu erwartende<br />

Betreuung<br />

nach Einführung.«<br />

Lars Breustedt, Vorstand des Finanzberaters<br />

Formaxx, über Ängste vor zu viel Administration,<br />

die Situation insbesondere im Mittelstand und<br />

darüber, wie Vermittler mit einem Konzept zur<br />

betrieblichen Vorsorge helfen können<br />

Mehr dazu ab Seite 12<br />

»Es ist nicht Aufgabe des Vermittlers,<br />

eine finanzielle Allgemeinbildung<br />

bei den Kunden herzustellen.«<br />

Prof. Matthias Beenken sieht Vermittler eher in der Rolle, fehlendes<br />

Wissen zu ergänzen. Hauptquelle Nummer eins – gerade für jüngere Kunden<br />

– sei ohnehin das Internet.<br />

Das Interview auf Seite 62<br />

Vanguard befürwortet Provisionsverbot<br />

Vielleicht hat Vanguard auf die Schnelle vergessen, dass ihre Fonds<br />

auch in fondsgebundenen Rentenversicherungen eingesetzt werden,<br />

die in der Regel eine Beratung benötigen? Diese muss auch entlohnt<br />

werden können, zweitrangig, ob durch Honorar oder Provision!<br />

Andreas Billmeyer, via LinkedIn<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


Meinungsmacher PANORAMA | 9<br />

»Mehr Finanzbildung wagen«<br />

Finanzielle Bildung kann einen entscheidenden<br />

Beitrag zur Chancengleichheit leisten, indem sie<br />

Menschen unabhängiger von ihrer sozialen Herkunft<br />

und ihrem Bildungsstand macht. Insbesondere für<br />

Kinder und Jugendliche kann finanzielle Bildung<br />

dazu beitragen, frühzeitig ein Verständnis für den<br />

Wert von Geld und den Umgang damit zu entwickeln<br />

und so später im Leben finanzielle Herausforderungen<br />

besser meistern zu können – auch im<br />

Hinblick auf Altersarmut. Um das hier vorhandene<br />

Defizit abzubauen, ist es notwendig, dass die<br />

gesamte Finanzbranche, Bildungseinrichtungen<br />

und Politik eine größere Rolle bei der Förderung der<br />

finanziellen Bildung spielen.<br />

Kros So, via Facebook<br />

Kolumne<br />

Dr. Hans-Jörg Naumer<br />

leitet Global Capital Markets &<br />

Thematic Research von Allianz<br />

Global Investors<br />

»Stabilität in<br />

unruhigen Zeiten«<br />

»Die DAX-Konzerne haben<br />

2<strong>02</strong>2 so viel Geld verdient<br />

wie noch nie.«<br />

Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte bei der<br />

DekaBank, berichtet über die Dividendensaison 2<strong>02</strong>3<br />

und was von den DAX-Konzernen zu erwarten ist.<br />

Mehr dazu auf Seite 36<br />

»Ganzheitliche Beratung?«<br />

Grundsätzlich wird im Exklusivvertrieb der Versicherer<br />

spannend, wie der wachsende Trend zur<br />

Fokussierung (und somit aktiven Steuerung) auf<br />

bestimmte Geschäfts- und Produktsegmente mit<br />

dem gleichzeitig steigenden Anspruch auf ganzheitliche<br />

Kundenberatung in Einklang gebracht werden<br />

kann. Das wird wohl ohne jeden Zweifel der Vorteil<br />

der ungebundenen Vermittler bleiben (Anm. d. Red.:<br />

Reaktion auf den Plan der Nürnberger Versicherung,<br />

ihre AO bis 2030 zu verdoppeln).<br />

Andreas Kötterheinrich, via LinkedIn<br />

Unruhige Zeiten – Krieg in Europa, eine Pandemie, Energiepreise<br />

mit großen Ausreißern nach oben, dazu die Erkenntnis:<br />

Die Inflation ist wieder da, und sie ist gekommen, um<br />

zu bleiben. Eine zu erwartende höhere Inflation heißt aber,<br />

dass der strategische Anteil von Aktien im Portfolio<br />

überprüft und gegebenenfalls erhöht werden sollte. Das<br />

rückt auch Dividenden in den Fokus. Unsere jüngste<br />

Dividendenstudie zeigt dabei, dass die Ausschüttungspolitik<br />

der Unternehmen längst wieder in der Normalität<br />

angekommen ist. 2<strong>02</strong>3 können sich die Anleger in Europa<br />

auf einen Dividendenregen von voraussichtlich 387<br />

Milliarden Euro freuen. Auch der Beitrag von Dividenden<br />

zur Gesamtrendite von Aktien darf nicht unterschätzt<br />

werden. Bezogen auf die annualisierte Rendite über<br />

Anlagezeiträume von fünf Jahren von 1978 bis Ende 2<strong>02</strong>2<br />

konnten Dividenden auch Phasen mit Kursverlusten<br />

zumindest teilweise kompensieren. Über den gesamten<br />

Zeitraum wurde die annualisierte Gesamtrendite der<br />

Aktienanlage für den MSCI Europa zu ungefähr 35 Prozent<br />

durch den Performancebeitrag der Dividenden getragen.<br />

Doch nicht nur diese können für mehr Renditestabilität bei<br />

Aktieninvestments sorgen. Die Dividenden selbst schwanken<br />

im Allgemeinen weniger als die Konzerngewinne. Auch<br />

schwankten Aktienkurse von Unternehmen, die eine<br />

Dividende zahlten, im Schnitt weniger als von solchen, die<br />

keine Dividende ausschütteten. Hier ist zu berücksichtigen,<br />

dass der Anteil der Nichtzahler in den betrachteten Indizes<br />

über die Zeit trendmäßig abgenommen hat. Dividenden<br />

können vielleicht nicht jedem Sturm standhalten, sie<br />

können jedoch ein Maß an Verlässlichkeit aufzeigen, was<br />

gerade in unruhigen Zeiten sehr willkommen ist. Dabei<br />

leisten sie einen großen Beitrag zur Gesamtrendite.<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


10 | PANORAMA Meinungsmacher<br />

Selbstbehalte<br />

Sollen GKV-Versicherte einen Eigenanteil an<br />

den Behandlungskosten zahlen?<br />

»Das Jahrzehnt des<br />

Betreuerwechsels hat<br />

begonnen.«<br />

Oliver Kieper, Vorstand Versicherungen der<br />

Netfonds Gruppe, über die wachsende Dynamik<br />

der Bestandsbörsen, die insbesondere<br />

auch von und durch Pools betrieben werden<br />

Mehr dazu auf Seite 68<br />

Um die Finanzierungslücke in<br />

der GKV zu schließen, forderte<br />

der Ökonom Bernd Raffelhüschen<br />

eine Selbstbeteiligung<br />

von 2.000 Euro von jedem Versicherten.<br />

Bei den <strong>procontra</strong>-Lesern<br />

trifft der Vorschlag auf eine<br />

knappe Mehrheit. 53 Prozent<br />

finden: Das ist eine „gute Idee“.<br />

43<br />

Auf keinen Fall<br />

5<br />

52<br />

Gute Idee<br />

<br />

Quelle: <strong>procontra</strong><br />

»Private Kassen abschaffen«<br />

Da hätte ich noch einen Vorschlag: Alle privaten<br />

Kassen abschaffen und jeder zahlt in die gesetzliche<br />

Krankenversicherung ein, auch der Herr<br />

Raffelhüschen.<br />

Joachim Schneider, via Facebook<br />

»Zwangsversteigerungen<br />

werden in diesem und im<br />

kommenden Jahr zunehmen.«<br />

Walter Ruesch, Geschäftsführer des Argetra Verlags für Wirtschaftsinformationen,<br />

erwartet eine Zunahme überschuldeter Haushalte und<br />

privater Insolvenzen. In der Folge müssten auch immer mehr Immobilienobjekte<br />

notgedrungen veräußert werden.<br />

Mehr dazu auf Seite 88<br />

»Unfassbar«<br />

Nach zehn Jahren Erfahrung zieht<br />

selbst GB eine sehr gemischte Bilanz<br />

zum Provisionsverbot. Und nun<br />

möchte gerade eine britische EU-<br />

Kommissarin im EU-Parlament diese<br />

Lösung in Europa manifestieren,<br />

und das auf Basis einer einzigen,<br />

noch dazu fehlerhaften Studie. Verbraucher<br />

und Branchenmeinungen<br />

werden nachhaltig negiert. Unfassbar,<br />

was da in Brüssel an Schaden<br />

für Verbraucher und die gesamte<br />

Branche angerichtet werden soll.<br />

Holm Diez, via LinkedIn<br />

»Jeder, der irgendwann eine Immobilie<br />

haben möchte oder bereits eine<br />

hat, kann Bausparen für sich nutzen.«<br />

Natalie Wagner, Spezialistin für Baufinanzierung beim Finanzierungsvermittler<br />

Dr. Klein, blickt auf eine deutlich gestiegene<br />

Nachfrage nach Bausparverträgen. Im Interview verrät sie,<br />

wann der Bausparer das Mittel der Wahl ist und warum sie<br />

ihn schon immer empfohlen hat.<br />

Mehr dazu auf Seite 82<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


Meinungsmacher PANORAMA | 11<br />

»Rürup-Produkte<br />

stecken durch die<br />

strengen gesetzlichen<br />

Rahmenbedingungen in<br />

einem engen Korsett –<br />

insbesondere was<br />

Verfügbarkeit betrifft.«<br />

Brigitte Mayer von der Verbraucherzentrale Hessen<br />

erwähnt damit einen Punkt, der ihrer Ansicht nach<br />

vielen Sparern gar nicht bewusst ist. Sie blickt auf die<br />

Möglichkeiten zur Altersvorsorge für Selbstständige<br />

und einen aktuellen Aufhänger für die Beratung.<br />

Mehr dazu auf Seite 52<br />

»Geringerer Lebensstandard«<br />

Die mittlere Generation erfasst das Problem (Anm.<br />

d. Red.: deutlich geringerer Lebensstandard im Alter<br />

bei lediglich gesetzlicher Rente) gerade erst theoretisch.<br />

Praktisch vorgesorgt wird von einer Minderheit.<br />

Muss man sich ja auch leisten können.<br />

Andreas Riesebeck, via Facebook<br />

GESUNDHEITSRISIKEN PRÜFEN?<br />

SCHRECKLICH<br />

LEICHT.<br />

»Der Rückenwind,<br />

den Aktien jahrelang<br />

bewertungsseitig dank<br />

der niedrigen Zinsen<br />

hatten – der ist weg.«<br />

Tobias Schafföner, Head of Multi-Asset bei Flossbach<br />

von Storch, im Investmenttalk bei <strong>procontra</strong>. Wie verlässlich<br />

waren Absolute-Return-Strategien im Krisenjahr<br />

2<strong>02</strong>2 und was kommt 2<strong>02</strong>3 auf die Märkte zu?<br />

Mehr dazu auf Seite 26<br />

Dank automatisierter<br />

Risikoprüfung bei der LV 1871.<br />

MEHR ENTDECKEN:<br />

lv1871.de/partnerservice<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


12 | TITELTHEMA Betriebliche Vorsorge<br />

Mit Fürsorge in die Betriebe<br />

Unternehmen stehen vor großen Herausforderungen – vor allem auf Mitarbeiterebene.<br />

Wie Vermittler dafür ein attraktives Konzept zur betrieblichen Vorsorge schnüren, was in<br />

der Betreuung zu beachten ist und was die Belegschaft als wirkliche Fürsorge empfindet<br />

ST STEFAN TERLIESNER MH MATTHIAS HUNDT<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


Betriebliche Vorsorge TITELTHEMA | 13<br />

Was Sie erfahren werden:<br />

Wie Unternehmen betriebliche Zusatzleistungen implementieren können<br />

Welche Zuschüsse als Wertschätzung wahrgenommen werden<br />

Warum eine Gesamtlösung für Mitarbeiter den größten Mehrwert liefert<br />

Der Fachkräftemangel wirkt als Begriff mitunter<br />

schon überstrapaziert. Überall hört man davon,<br />

überall scheint er ein Dauerzustand, der kaum zu<br />

ändern ist bzw. sich von allein regeln wird. Doch<br />

aus dem Mangel an Fachkräften ist längst ein<br />

Mangel an Arbeitskräften insgesamt und eines<br />

der größten Unternehmensrisiken geworden. Die<br />

Gefahr, allein aufgrund fehlender Wo-Manpower<br />

zu scheitern, betrifft vor allem den Mittelstand.<br />

Im Wettbewerb um Arbeitskräfte können Vermittler<br />

unterstützen, die Betriebe mit einem<br />

stimmigen Gesamtkonzept zur betrieblichen Vorsorge<br />

„rauszuputzen“, damit diese bei der Wahl<br />

des Arbeitgebers von potenziellen Interessenten<br />

den entscheidenden Zuschlag bekommen. Denn<br />

dieser hängt immer weniger nur vom Lohnstreifen<br />

ab – die Belegschaft wünscht sich ein attraktives<br />

Gesamtpaket von ihrem Arbeitgeber.<br />

Betriebliche Zusatzleistungen zum Gehalt wie<br />

Altersvorsorge (bAV), Krankenversicherung<br />

(bKV) und Arbeitskraftabsicherung (bAKS) sind<br />

ein echtes Plus im Wettbewerb um die besten<br />

Fachkräfte. „Diese Produkte sind hervorragend<br />

geeignet, um Mitarbeiter anzuwerben und an<br />

sich zu binden“, sagt Thomas Hey, stellvertretender<br />

Vorsitzender der Kommission Arbeit<br />

und Soziales beim Mittelstandsverband BVMW,<br />

gegenüber <strong>procontra</strong>. Der Grund ist klar: Mit diesem<br />

Angebot präsentiert sich ein Unternehmen<br />

als fürsorglicher Arbeitgeber und jeder seiner<br />

Mitarbeiter spürt: „Mein Chef kümmert sich um<br />

mich.“ Das kommt gut an.<br />

Mittelstand aufpeppen<br />

Der Bedarf daran ist riesig. Laut einer Umfrage<br />

der Deutschen Industrie- und Handelskammer<br />

haben 53 Prozent der befragten Betriebe Schwierigkeiten<br />

bei der Stellenbesetzung – ein Rekordwert.<br />

„Der Fachkräftemangel im Mittelstand<br />

ist dramatisch“, betont Hey (siehe Grafik). Im<br />

Gegensatz zu Großkonzernen mit ihren bekannten<br />

Namen, ihren zahlreichen Möglichkeiten der<br />

Karriereförderung und ausgeklügelten Benefit-<br />

Systemen hätten es kleine und mittlere Unternehmen<br />

schwerer, qualifizierte Mitarbeiter für<br />

sich zu begeistern. Aber auch jeder Mittelständler<br />

könne ein zu seinem Bedarf passendes Vorsorgemodell<br />

entwickeln lassen und damit im „War of<br />

Talents“ nicht nur mit den Großen mithalten,<br />

sondern obsiegen.<br />

Im Bereich der bAV etwa gebe es gut einsetzbare<br />

Baukastenmodelle. Mit der Einrichtung sei es<br />

Fachkräftemangel im<br />

verarbeitenden Gewerbe<br />

Datenverarbeitungsgeräte 59,5<br />

Herstellung von Metallerzeugnissen 48,5<br />

Maschinenbau 45,3<br />

Druckerzeugnisse; Ton-, Bild- und Datenträger 44,2<br />

Herstellung von Kraftwagen und -teilen 41,3<br />

Herstellung elektrischer Ausrüstungen 39,9<br />

Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren 39,0<br />

Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln 38,5<br />

Holzgewerbe 31,6<br />

Glasindustrie 27,3<br />

Herstellung von Papier, Pappe und Waren daraus 25,5<br />

Metallerzeugung und -bearbeitung 23,6<br />

Herstellung chemischer Erzeugnisse 16,4<br />

ifo-Konjunkturumfragen, Januar 2<strong>02</strong>3, Anteil der Unternehmen in %<br />

Quelle: ifo Institut<br />

Illustration: Roman Kulon


14 | TITELTHEMA Betriebliche Vorsorge<br />

aber nicht getan. Aus Sicht eines<br />

Mittelständlers entscheidend sei die<br />

professionelle Betreuung danach. Es<br />

bedürfe eines Dienstleisters, der das<br />

Vorsorgesystem „up to date“ halte. Das<br />

sei heute viel zu selten der Fall. Und<br />

dies sei ein wichtiger Grund, weshalb<br />

viele kleine und mittlere Unternehmen<br />

keine Vorsorge anbieten.<br />

Ohne Betreuung<br />

keine Umsetzung<br />

So sieht das auch Florian Dismann,<br />

Geschäftsführer von Finanzmakler<br />

Bodensee Konzept: „Dass Benefits angeboten<br />

werden müssen, um auf dem<br />

Arbeitsmarkt nicht den Anschluss zu<br />

verlieren, wissen die Unternehmen.<br />

Ihnen fehlt aufgrund der Komplexität<br />

jedoch ein klarer Fahrplan.“ Lars<br />

Breustedt, Vorstand des Finanzberaters<br />

Formaxx, ergänzt: „Ängste vor zu<br />

viel Administration müssen abgebaut<br />

werden. Entscheidend für eine Umsetzung<br />

sind nicht nur das Konzept<br />

und das Produkt, sondern vor allem<br />

die zu erwartende Betreuung nach<br />

Einführung der betrieblichen Vorsorge.“<br />

Hier liegt die Chance für Makler. In<br />

der Kommunikation mit dem Arbeitgeber<br />

sollten sie deutlich machen,<br />

dass sie ihm und allen Mitarbeitern<br />

auch nach der Einrichtung einer betrieblichen<br />

Vorsorge mit Rat und Tat<br />

zur Seite stehen. „Es braucht den Profi,<br />

der die Aufgabe managt“, betont<br />

Hey. Das könne jemand im Unternehmen<br />

sein oder – was bei kleineren<br />

Mittelständlern effizienter erscheine<br />

– ein externer Dienstleister.<br />

Benefits bekannt machen<br />

Ihren Betreuungsdienst anzubieten<br />

und zu erklären, ist eine wichtige Aufgabe<br />

von Maklern. Natürlich müssen<br />

sie dabei nicht nur die Interessen<br />

des Arbeitgebers berücksichtigen,<br />

sondern ebenso die Bedürfnisse der<br />

53 %<br />

der Betriebe sind von<br />

Personalengpässen betroffen<br />

Quelle: DIHK-Fachkräftereport<br />

Arbeitnehmer. Jene kommen auch in<br />

Vorstellungsgesprächen zur Sprache.<br />

In Zeiten des Fachkräftemangels<br />

sollte ein Arbeitgeber daher bereits<br />

an dieser Stelle sein betriebliches<br />

Vorsorgemodell erläutern – oder eben<br />

von einem Makler erklären lassen.<br />

Hierauf weist Katharina Hahn von<br />

der internationalen Personalberatung<br />

Hays hin: „Die Bewerber müssen<br />

wissen, welche Benefits zur Verfügung<br />

stehen.“ Studien belegten, dass<br />

insbesondere die bAV ein wichtiges<br />

Motiv bei der Entscheidung für einen<br />

Arbeitgeber sei.<br />

Laut einer Umfrage des Maklers Aon<br />

unter jüngeren Bewerbern ist für<br />

»Entscheidend<br />

ist die Betreuung nach<br />

Einführung der betrieblichen<br />

Vorsorge.«<br />

Lars Breustedt<br />

Vorstand des<br />

Finanzberaters Formaxx<br />

77 Prozent eine Betriebsrente sehr<br />

wichtig bzw. eher wichtig. Gleichzeitig<br />

wünschten die 18- bis 35-jährigen in<br />

einem persönlichen Gespräch über<br />

das Angebot informiert zu werden.<br />

Daher sollten Makler einem Arbeitgeberkunden<br />

anbieten, bereits einem<br />

Bewerber das Vorsorgemodell zu<br />

erklären, und zwar über das passende<br />

Medium, also vis-à-vis oder per Video-<br />

Chat – je nachdem, ob und wie es der<br />

Kandidat wünscht.<br />

Persönlich und digital<br />

Erst im weiteren Verlauf sind dann<br />

digitale Tools unerlässlich. Über<br />

Portale lässt sich der Aufwand für<br />

alle Beteiligten minimieren, und<br />

über eine App können Arbeitnehmer<br />

den Stand ihrer Betriebsrente und<br />

Hochrechnungen abrufen. Ohnehin<br />

sollten Makler einem Arbeitgeber und<br />

seinen Mitarbeitern klarmachen: Der<br />

technische Fortschritt war in den vergangenen<br />

rund fünf Jahren so rasch,<br />

dass die zugegebenermaßen komplexe<br />

Verwaltung von Vorsorgeverträgen<br />

heutzutage auf effiziente Weise zu bewerkstelligen<br />

ist. Anwender müssen<br />

nicht einmal mehr Software installieren.<br />

Stattdessen nutzen Unternehmen,<br />

Arbeitnehmer und Vermittler<br />

internetbasierte Lösungen, die eine<br />

schnelle und automatisierte Abwicklung<br />

der Verwaltung ebenso ermöglichen<br />

wie Prognoserechnungen und<br />

gesetzeskonformes Meldewesen.<br />

Neben speziellen Onlineangeboten<br />

von Versicherern wie Allianz (Firmen-<br />

Online) und Gothaer (bAV-Cockpit)<br />

gibt es unabhängige Software-as-a-<br />

Service-Plattformen (siehe Tabelle<br />

Seite 16). Xempus zum Beispiel vernetzt<br />

alle Beteiligten in der betrieblichen<br />

Vorsorge. Für Arbeitnehmer<br />

werden bAV und bKV verständlich.<br />

Arbeitgeber informieren und verwalten<br />

online. Vermittler beraten digital<br />

bis zum Abschluss. Und Versicherer<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


Betriebliche Vorsorge TITELTHEMA | 15<br />

bieten kundenorientierte Prozesse.<br />

Eigenen Angaben zufolge tummeln<br />

sich auf Xempus mehr als 30 Produktgeber,<br />

über 60 Vertriebe und rund<br />

23.500 Vermittler. Das Basismodell<br />

für bAV- und bKV-Beratung koste Intermediäre<br />

rund 40 Euro pro Monat.<br />

Maklers Meinung<br />

»Makler müssen<br />

Ängste abbauen«<br />

Luis Miguel Barquero da Silva,<br />

Versicherungsradar24.de<br />

Fast alle Chefs ahnen, dass eine<br />

Betriebsrente Vorteile für ihre<br />

Mitarbeiter hat. Dass gerade kleine<br />

Firmen dennoch oft sagen: „Hör mir<br />

bloß mit dem Thema bAV auf!“, liegt<br />

an der Angst, in eine Kostenfalle zu<br />

tappen. Das erlebe ich in Erstgesprächen<br />

immer wieder. Dabei geht es<br />

nicht nur um den hohen Verwaltungsaufwand,<br />

der sich mit diversen<br />

Plattformen in den Griff bekommen<br />

lässt, sondern vor allem um Veränderungen<br />

im Steuer-, Sozialversicherungs-<br />

und Arbeitsrecht, aber auch<br />

einfach um die Weiterentwicklung<br />

scheiden, hängt letztlich von deren<br />

Präferenzen ab.<br />

Was die meisten Portale verbindet, ist,<br />

dass sich mit ihrer Hilfe die Bearbeitungszeit<br />

einzelner Arbeitsschritte<br />

minimiert. Eine lange Einarbeitung<br />

ist in der Regel nicht notwendig, da<br />

von Sachverhalten. Ein einmal<br />

aufgesetztes Vorsorgesystem kann<br />

schnell in Schieflage geraten. Um den<br />

Überblick zu behalten, brauchen<br />

Arbeitgeber die notwendigen<br />

Kenntnisse und Ressourcen. Ein<br />

Makler – im Verbund mit Steuer- und<br />

Rechtsberatern – kann dabei eine<br />

große Hilfe sein. Arbeitgeber brauchen<br />

die Sicherheit, mit dem Thema<br />

nicht alleingelassen zu werden. Wenn<br />

es Maklern gelingt, die Ängste<br />

abzubauen und Vertrauen zu schaffen,<br />

ist der Weg zur Einrichtung einer<br />

betrieblichen Vorsorge frei.<br />

Arbeitnehmer wünschen<br />

hohen Zuschuss<br />

Damit wäre ein schlagendes Argument<br />

gegen die Einführung eines<br />

betrieblichen Vorsorgesystems (weitgehend)<br />

entkräftet. Ohnehin haben<br />

Arbeitnehmer einen Rechtsanspruch<br />

auf Entgeltumwandlung, die sich<br />

wachsender Beliebtheit erfreut. Laut<br />

der aktuellen bAV-Studie von Deloitte<br />

nutzten 2<strong>02</strong>2 bereits 47 Prozent der<br />

Befragten dieses Vorsorgeinstrument,<br />

während in den Jahren bis 2019 die<br />

Quote zwischen 20 und 25 Prozent<br />

schwankte.<br />

Das BRSG trägt seinen Teil zur Entwicklung<br />

bei, etwa den verpflichtenden<br />

Zuschuss des Arbeitgebers. Ob<br />

Chefs mit diesem Mindestzuschuss<br />

Fachkräfte akquirieren können, muss<br />

allerdings bezweifelt werden. „Unsere<br />

Befragung legt nahe, dass ein Zuschuss<br />

von 50 Prozent die höchste<br />

Wirkungskraft hätte“, betonen die<br />

Berater von Deloitte. Die Erfüllung<br />

der Zuschusspflicht ist also kein<br />

Alleinstellungsmerkmal, mit dem<br />

man groß werben kann. Weitere Stellschrauben<br />

seien Flexibilität wie zum<br />

Beispiel Auszahlungsoptionen, ein<br />

angemessener Chancen-Risiko-Mix<br />

und – erneut dieser Wunsch – eine<br />

gute Kommunikation.<br />

Komplexität ist beherrschbar<br />

Etliche Makler dürften Xempus kennen.<br />

Pools wie BCA und Jung, DMS &<br />

Cie. jedenfalls nutzen Xempus. „Viele<br />

Unternehmen, die gerne betriebliche<br />

Vorsorge anbieten würden, beklagen<br />

fehlende Transparenz“, erläutert<br />

Sebastian Grabmaier, Chef von Jung,<br />

DMS & Cie. Und weiter: „Geeignete<br />

digitale Tools lösen dieses Problem.“<br />

Sein Pool biete den Vertriebspartnern<br />

mit Plug-InSurance zusätzlich eine<br />

eigene digitale Plattform für betriebliche<br />

Vorsorgeprodukte an. Für welche<br />

digitale Lösung sich Anwender ent-<br />

die Funktionen fast selbsterklärend<br />

sind. „Digitalisierung ist ein wichtiger<br />

Faktor zur Verbreitung der betrieblichen<br />

Vorsorge“, betont Manuela Wolf<br />

von den Versicherungsforen Leipzig.<br />

In der bAV etwa müsse ein Arbeitgeber<br />

in den meisten Fällen Verträge<br />

mit mehreren Versicherern verwalten.<br />

Gerade der damit verbundene administrative<br />

Aufwand schrecke viele<br />

Chefs ab. Aber: „Ein digitaler Dienstleister,<br />

über den alle Geschäftsvorfälle<br />

anbieterübergreifend bearbeitet werden,<br />

entlastet die Personalabteilung“,<br />

erklärt Wolf.<br />

Instrument zur<br />

Fachkräfteakquise<br />

Aussagen von Marktteilnehmern<br />

bestätigen: Für Arbeitnehmer ist die<br />

Höhe des Zuschusses zur Betriebsrente<br />

ein entscheidender Faktor bei der<br />

Wahl des Arbeitgebers; eine komplett<br />

arbeitgeberfinanzierte Vorsorge ist<br />

aus ihrer Sicht der Idealfall. Mit der<br />

Wahl der Zuschusshöhe verfügen<br />

Chefs über ein effektives Instrument<br />

der Personalpolitik. Die Angst vor<br />

hohen Kosten ist meist unbegründet.<br />

Denn ein Zuschuss von 20 Prozent ist<br />

aufwandsneutral. Dazu Makler und<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


16 | TITELTHEMA Betriebliche Vorsorge<br />

bAV-Profi Dismann: „Wir schauen<br />

uns die komplette Entgeltstruktur an<br />

und zeigen auf, dass für einen Arbeitgeber<br />

locker mehr als 20 Prozent<br />

möglich sind.“ Die Vertriebspartner<br />

der Gothaer zum Beispiel empfehlen<br />

Arbeitnehmern – sofern es ins gesamte<br />

Vorsorgekonzept passt – einen<br />

Zuschuss zur bAV nach paritätischem<br />

Modell. Wandelt der Arbeitnehmer<br />

zum Beispiel 100 Euro um, legt der<br />

Chef 100 Euro drauf. Nach Aussagen<br />

der Gothaer „wird dieses Prinzip von<br />

Mitarbeitenden als Gratifikation<br />

wahrgenommen – ohne großen Kosten-Mehraufwand<br />

für Arbeitgeber“.<br />

Ein Zuschuss von 15 Prozent sei ohnehin<br />

Pflicht. Durch die Erhöhung des<br />

Arbeitgeberbeitrags würden „clevere<br />

Chefs die Pflicht zur Chance machen“.<br />

Beratung und Vermittlung leicht gemacht<br />

Dienstleister Dienstleistung Zielgruppe<br />

pxtra (MLP) Portal für Auswahl und Verwaltung von Zusatzleistungen AG<br />

ePension AG-Portal<br />

ePension bAV-Office<br />

*<br />

Axa, Allianz, ALH Gruppe, Swiss Life, HDI, Versicherungskammer Bayern<br />

AG = Arbeitgeber, AN = Arbeitnehmer, bAV = betriebliche Altersversorgung<br />

für Arbeitgeber<br />

Vorteile einer bAV richtig adressieren<br />

Teil eines modernen Vergütungssystems<br />

mit individuellen<br />

Gestaltungsoptionen<br />

Kostengünstige Alternative<br />

zu Gehaltserhöhungen<br />

Arbeitgeberzuschüsse sind als<br />

Betriebsausgabe absetzbar<br />

Rechtssichere Gestaltung bis<br />

zur Versorgungslösung<br />

Schlanke Verwaltung durch<br />

digitale Dienste<br />

Portal für betriebliche Vorsorgelösungen im Corporate Design<br />

des Versicherers<br />

White-Label-Tool für bAV-Verträge aller Versicherer<br />

für AG-Kunden des Vermittlers<br />

für Arbeitnehmer<br />

Schließung einer Rentenlücke<br />

Lösung mit Beitragsgarantie<br />

und Renditechance<br />

Steuer- und Sozialabgabenersparnis<br />

AG, Vermittler<br />

Vermittler<br />

bAV-Cockpit (Gothaer) Online Self-Service für Geschäftsvorfälle rund um bAV AG, Vermittler<br />

Xempus<br />

eVorsorge<br />

Penseo<br />

Ausgewählte Digitaltools und Plattformangebote im Überblick<br />

Plug-InSurance (eVorsorge;<br />

Jung, DMS & Cie.)<br />

Plattform zur Vernetzung aller Beteiligten in der<br />

betrieblichen Vorsorge<br />

Bestandsverwaltung, Self-Service-Beratung,<br />

White-Label-Portale für AGs und deren AN<br />

Plattform für bAV mit Zugriff für Arbeitgeber,<br />

Arbeitnehmer und Vermittler<br />

Plattform für Vermittler für betriebliche Vorsorgelösungen<br />

AG, AN, Vermittler,<br />

Versicherer<br />

Versicherer, Vermittler,<br />

Vertriebe<br />

Vermittler<br />

Vermittler<br />

FirmenOnline (Allianz) Komplettlösung für betriebliches Vorsorgemanagement AG, AN<br />

Wayly (u. a. mehrere<br />

Versicherer* als Partner)<br />

Lösung für die Beratung und den Abschluss<br />

betrieblicher Vorsorgeoptionen<br />

AG, AN, Vermittler<br />

Quelle: eigene Recherche<br />

Dank Förderung und Arbeitgeberzuschuss<br />

höhere Rente als bei<br />

privater Rente<br />

Persönliche Beratung durch<br />

bAV-Experten<br />

Quelle: Gothaer, eigene Anpassungen<br />

Starkes Duo: bAV und bKV<br />

Ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt<br />

verbessern Arbeitgeber, wenn sie<br />

neben einer bAV auch eine bKV<br />

anbieten; und kommen dann noch<br />

Leistungen wie betriebliche Berufsunfähigkeits-<br />

und betriebliche<br />

Pflegeversicherung hinzu, entsteht<br />

ein kaum zu toppendes Gesamtpaket.<br />

Umfragen wie zum Beispiel von infas<br />

quo aus dem Jahr 2<strong>02</strong>1 belegen die<br />

Beliebtheit auch solcher Zusatzleistungen<br />

bei der Belegschaft.<br />

Vor allem die bKV boomt. Ende 2<strong>02</strong>2<br />

boten 22.300 Betriebe ihren Mitarbeitern<br />

eine Krankenzusatzpolice<br />

an – ein Plus von 22,5 Prozent gegenüber<br />

dem Vorjahr (siehe Grafik). Laut<br />

Verband der Privaten Krankenversicherung<br />

profitieren aktuell 1,76<br />

Millionen Beschäftigte von der Zusatzleistung.<br />

Der Anstieg hier betrage<br />

11,5 Prozent. Den Unterschied bei den<br />

Wachstumsraten erklärt Holger Eich,<br />

Chef-Mathematiker des Verbands, damit,<br />

dass zunehmend auch Betriebe<br />

mit wenigen Beschäftigten die bKV<br />

nutzen. Denn eine Zahnzusatzversorgung<br />

zum Beispiel könne jedem<br />

Unternehmen angeboten werden. Die<br />

Daten sind auch ein deutlicher Hinweis,<br />

dass sich immer mehr Firmen<br />

für Fachkräfte attraktiver machen.<br />

Gesunde Belegschaft,<br />

geringe Fehlzeiten<br />

Gerade weil Unternehmen die bKV<br />

als Instrument der Mitarbeitergewinnung/-bindung<br />

entdeckt haben,<br />

bemühen sich die Versicherer um<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


Betriebliche Vorsorge TITELTHEMA | 17<br />

»Es entsteht eine<br />

emotionale Bindung«<br />

Interview mit Dariush Ansari, Geschäftsleiter Network Box<br />

<strong>procontra</strong>: Wie finden und binden Sie<br />

gute Leute?<br />

Dariush Ansari: Als wir vor zehn Jahren<br />

als Start-up mit zwei, drei Beschäftigten<br />

anfingen, stand für uns der<br />

Aufbau des Unternehmens im Fokus.<br />

Probleme konnte mir jeder direkt mitteilen,<br />

und in der engen Zusammenarbeit<br />

habe ich meist schnell gemerkt,<br />

wenn jemand unzufrieden war. Zu<br />

dieser Zeit war es leicht, eine Lösung<br />

im Sinne der Mitarbeiter zu finden.<br />

Inzwischen besteht unser Team aus 32<br />

Personen. Ich bin zwangsläufig nicht<br />

mehr so nah bei jedem einzelnen Mitarbeiter<br />

und habe auch nicht die Zeit,<br />

mich um alles zu kümmern. Dennoch<br />

möchte ich unsere Fürsorge für die Belegschaft<br />

erlebbar machen. Seit 2<strong>02</strong>2<br />

bieten wir deshalb für Mitarbeiter<br />

über den Betrieb eine Altersvorsorge<br />

und eine Krankenversicherung an.<br />

<strong>procontra</strong>: Kleine und mittlere Firmen<br />

machen eher einen Bogen um das<br />

Thema. Wieso Sie nicht?<br />

Ansari: Ich war anfangs auch skeptisch.<br />

Aber die Vorsorgeberaterin hat<br />

mich überzeugt. Der Aufwand ist sehr<br />

gering. Die Einrichtung einer betrieblichen<br />

Krankenversicherung ist schnell<br />

erledigt, da ich als Arbeitgeber nur Ja<br />

oder Nein sagen muss und dann das<br />

Angebot finanziere. Aber auch die<br />

Betriebsrente war schnell eingerichtet.<br />

Fast 80 Prozent der Belegschaft<br />

hatten sich für eine Betriebsrente entschieden;<br />

für den Rest kam sie altersbedingt<br />

nicht mehr infrage. Die Beraterin<br />

hat jeden Mitarbeiter in einem<br />

Einzelgespräch über die Auswirkungen<br />

einer persönlich gestalteten Betriebsrente<br />

auf sein laufendes Einkommen<br />

und sein Einkommen im Alter informiert.<br />

Bei neuen Mitarbeitern haben<br />

wir die Vorsorgeberatung zu einem<br />

Bestandteil des Onboarding-Prozesses<br />

gemacht; sie dauert 20 bis 30 Minuten.<br />

Bisher hat jeder neue Mitarbeiter<br />

das Komplettpaket angenommen.<br />

<strong>procontra</strong>: Die bKV zahlen Sie allein.<br />

Wie viel geben Sie zur Betriebsrente<br />

dazu?<br />

Ansari: Der Pflichtzuschuss von<br />

15 Prozent ist aus meiner Sicht viel zu<br />

wenig. Daher habe ich mich für ein<br />

paritätisches Modell entschieden.<br />

Wenn ein Arbeitnehmer aus seinem<br />

Bruttoentgelt zum Beispiel 100 Euro<br />

umwandelt, lege ich als Arbeitgeber<br />

den gleichen Betrag obendrauf.<br />

Speziell bei uns schöpfen alle Arbeitnehmer<br />

den maximal beitragsfrei<br />

möglichen Betrag von 141 Euro voll<br />

aus; mit meinem paritätischen Anteil<br />

also 282 Euro. Nach Berücksichtigung<br />

der staatlichen Förderung zahlt mein<br />

Mitarbeiter aus seinem Nettogehalt<br />

oft nur einen zweistelligen Betrag ein,<br />

insgesamt fließen aber fast 300 Euro<br />

in seine Betriebsrente.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie sieht die Betreuung<br />

aus?<br />

Ansari: Falls Verwaltungsarbeit anfällt,<br />

nutzt unsere Personalmitarbeiterin<br />

dafür ein digitales Tool des Versicherers.<br />

Sämtliche Formulare lassen<br />

sich damit einfach und mit wenigen<br />

Klicks ausfüllen; sogar ein Austritt aus<br />

dem Unternehmen.<br />

<strong>procontra</strong>: … den Sie mit Ihrem Angebot<br />

einer betrieblichen Vorsorge ja<br />

möglichst vermeiden wollen. Gelingt<br />

Ihnen das?<br />

Ansari: Ja. Seit Einführung der<br />

betrieblichen Vorsorge hat uns kein<br />

Mitarbeiter verlassen. Ohnehin ist die<br />

Fluktuation bei Network Box sehr<br />

gering. Wir wachsen und müssen gute<br />

Leute akquirieren; vor allem dabei hilft<br />

uns das Angebot einer Premium-Krankenzusatzversicherung<br />

und einer<br />

attraktiven Betriebsrente. Der Vorteil<br />

der bKV ist, dass sie im Alltag der<br />

Mitarbeiter erlebbar ist, also bei jedem<br />

Arztbesuch und bei Maßnahmen zur<br />

Förderung der Gesundheit. Dann heißt<br />

es: „Großartig, mein Chef tut wirklich<br />

etwas für mich und meine Familie, die<br />

ich mitversichert habe.“ So entsteht<br />

eine emotionale Bindung zum Unternehmen.<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


18 | TITELTHEMA Betriebliche Vorsorge<br />

25.000<br />

20.000<br />

15.000<br />

10.000<br />

Boomendes Segment<br />

Unternehmen, die eine<br />

AG-finanzierte bKV anbieten<br />

5.000<br />

3.848<br />

0<br />

13.500<br />

2015 2<strong>02</strong>0 2<strong>02</strong>1 2<strong>02</strong>2<br />

Quelle: PKV-Verband, Stand: Januar 2<strong>02</strong>3<br />

beim Arbeitgeber<br />

+ 580 %<br />

18.200<br />

22.300<br />

Einfache Kalkulation und Verwaltung<br />

durch einheitliche Umlage-<br />

Beiträge<br />

Direkt erlebbarer Mehrwert<br />

Imagesteigerung als Chef, der<br />

Wert auf die Gesundheit seiner<br />

Mitarbeiter legt<br />

Beitragsbefreiung bei Ausfallzeiten<br />

(z. B. Elternzeit) möglich<br />

Günstige Tarife, die Ihre<br />

Mitarbeiter nur über Sie erhalten<br />

Argumente für die bKV<br />

(arbeitgeberfinanziert)<br />

ein attraktives Angebot. Hierauf<br />

weist das Institut für Vorsorge und Finanzplanung<br />

hin. Demnach sind die<br />

Versicherer bei den Produkten „sehr<br />

stark aufgestellt“. Im Trend lägen<br />

Budgettarife. Dabei können Arbeitnehmer<br />

Gesundheitsleistungen bis<br />

zu einem bestimmten Betrag pro Jahr<br />

in Anspruch nehmen. Anbieter sind<br />

zum Beispiel Arag, Gothaer, Hallesche<br />

und SDK.<br />

„Wir bieten bKV ab zehn Mitarbeitern<br />

an“, sagt Alexandra Markovic-Sobau,<br />

Vertriebsleiterin bei Hallesche Kranken,<br />

auf Anfrage. Für Arbeitgeber bedeute<br />

eine gesündere Belegschaft weniger<br />

krankheitsbedingte Fehlzeiten.<br />

Auch die Mitarbeiter hätten Vorteile:<br />

keine Gesundheitsprüfung, keine<br />

Wartezeit, keine Ausschlüsse, eine<br />

große Leistungsauswahl, Facharzttermin-Service,<br />

ärztliche Videotelefonie<br />

etc. Zudem seien alle Leistungen aus<br />

der bKV steuerfrei (siehe Kasten).<br />

beim Arbeitnehmer<br />

Die bKV setzt dort an, wo die<br />

gesetzliche Krankenversicherung<br />

aufhört<br />

Verzicht auf Wartezeit möglich<br />

Verzicht auf Gesundheitsprüfung<br />

(GP) möglich; Vorerkrankungen<br />

mitversichert; * Weiterversicherung<br />

bei Ausscheiden aus dem<br />

Unternehmen ohne GP möglich<br />

Günstige Mitversicherung<br />

von Angehörigen möglich –<br />

ggf. ohne GP<br />

Quelle: Gothaer, eigene Anpassungen<br />

Nur<br />

5 %<br />

der Unternehmen bieten heute<br />

eine bKV an. Das Marktpotenzial<br />

ist extrem groß.<br />

Relevant sind nur Unternehmen mit mehr als zehn<br />

Mitarbeitern. Quelle: Gothaer, Statistisches Bundesamt<br />

Arbeitskraft der<br />

Mitarbeiter absichern<br />

Mit Blick auf bKV als Instrument im<br />

Kampf gegen den Fachkräftemangel<br />

betont Michael Bastian, Bereichsleiter<br />

Vertrieb bei der Allianz Private<br />

Krankenversicherung und der Allianz<br />

Leben: „Die Leistungen sind kurzfristig<br />

erlebbar. Für die Belegschaft<br />

wird eine hohe unternehmerische<br />

Wertschätzung greifbar.“ Bastian<br />

zufolge lässt sich die offen gezeigte<br />

Anerkennung des Chefs für seine<br />

Mitarbeiter weiter steigern, wenn<br />

die bKV mit Bausteinen der bAKS<br />

kombiniert wird. Der Arbeitgeber fördere<br />

über bKV die Gesundheit seiner<br />

Belegschaft; und zwar über Präventions-<br />

und Vorsorgeleistungen, die<br />

die gesetzliche Kasse nicht abdecke.<br />

Sollten Mitarbeiter erkranken, könnten<br />

sie – abhängig vom vereinbarten<br />

Paket – weitere bKV-Leistungen in Anspruch<br />

nehmen. Und falls Krankheit<br />

oder Unfall zu einer längeren Pause<br />

zwängen, greife nach sechs Wochen<br />

die Arbeitskraftabsicherung.<br />

Für Letztere könne zum Beispiel eine<br />

betriebliche Berufsunfähigkeitspolice<br />

(bBU) sorgen, die dann die vereinbarte<br />

Monatsrente auszahle. Im Ergebnis<br />

ermögliche der Arbeitgeber für seine<br />

Mitarbeiter einen Rundum-Schutz.<br />

Der Versicherer Swiss Life nennt auf<br />

Anfrage weitere Aspekte: Deren bBU<br />

lasse sich in der Regel ohne Risikoprüfung<br />

zum Einheitstarif für alle bis<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


Betriebliche Vorsorge TITELTHEMA | 19<br />

zum Alter von 63 Jahren abschließen.<br />

Und bei einer rein arbeitgeberfinanzierten<br />

BU könnten Führungskräfte<br />

eine weitaus höhere BU-Rente absichern<br />

– zu den gleichen Konditionen<br />

wie für die komplette Belegschaft.<br />

BU-Police rundet das Paket ab<br />

Für einige Berufsgruppen, etwa körperlich<br />

Tätige, kommt statt einer bBU<br />

eher ein Grundfähigkeitsschutz oder<br />

Erwerbsminderungsrente infrage.<br />

Hierauf weist Matthias Sattler, Leiter<br />

Vertrieb der Alte Leipziger Leben, hin:<br />

„So eine bAKS ist deutlich günstiger<br />

als die private Vorsorge.“ Denn wie<br />

in der bAV würden die Beiträge aus<br />

dem Bruttogehalt gezahlt, mit den<br />

bekannten Effekten auf Steuern und<br />

Sozialabgaben.<br />

Insgesamt also haben Unternehmen<br />

zahlreiche Möglichkeiten, ihre<br />

»Eine betriebliche<br />

Arbeitskraftabsicherung<br />

ist<br />

deutlich günstiger<br />

als die private<br />

Vorsorge.«<br />

Matthias Sattler<br />

Vertrieb der Alte Leipziger<br />

Lebensversicherung<br />

Attraktivität als Arbeitgeber zu<br />

steigern. Den größten Mehrwert<br />

erzielen sie, wenn sie Benefits<br />

kombinieren. Die so zum Ausdruck<br />

gebrachte betriebliche Fürsorge kann<br />

die Mitarbeiterzufriedenheit steigern,<br />

der Fluktuation entgegenwirken und<br />

im Kampf um Fachkräfte überzeugen.<br />

Etliche Leistungen sind direkt<br />

erlebbar. So fühlen sich die Mitarbeiter<br />

in allen Lebenslagen besser<br />

versorgt – und sind mit dem Betrieb<br />

emotional verbunden.<br />

Weiter im Thema<br />

Besuchen Sie<br />

ab 3. Mai den<br />

profino-Kongress<br />

zur betrieblichen<br />

Vorsorge<br />

Nichts ist so wertvoll<br />

wie Kunden, die bleiben.<br />

Deswegen sind wir besonders stolz, im Branchen-Ranking des<br />

Marktforschungsinstituts YouGov den ersten Platz zu belegen.<br />

Wir bedanken uns bei allen, die dazu beigetragen haben!<br />

Film ab für<br />

Kundentreue!<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


20 | PANORAMA Vertriebsunterstützung<br />

Booster für die Beratung<br />

Gesprächsaufhänger und Neues für Ihre Produktpalette<br />

MB MAILIN BARTKNECHT AW ANNE MAREILE WALTER<br />

uniVersa<br />

Neuer Kfz-Tarif grenzt Fahrzeugnutzer<br />

nicht mehr ein<br />

Die uniVersa Versicherungen bieten mit Flexxdrive (U2<strong>02</strong>3) einen neuen<br />

Kfz-Tarif an. Darin wird der Fahrerkreis nicht mehr eingegrenzt. Bislang<br />

mussten die Nutzer genau benannt werden, etwa der Kunde, seine Partnerin<br />

und Kinder, die im selben Haushalt leben. Im neuen Tarif genügen<br />

die Geburtsdaten des jüngsten und des ältesten Fahrers. Alle Fahrer zwischen<br />

den genannten Geburtsdaten können dann jederzeit das Fahrzeug<br />

nutzen. Für Familien und Kunden mit mehreren Fahrzeugen wird eine<br />

verbesserte Zweitwagenregelung angeboten, über die eine vorteilhafte<br />

Sondereinstufung mit bis zu vier schadenfreien Jahren (bisher drei) für<br />

das hinzukommende Fahrzeug möglich ist. Zudem entfällt das Mindestalter.<br />

Unter anderem kann auch ein Rabattschutz eingeschlossen werden.<br />

Barmenia<br />

Neues Produktkonzept<br />

zur Kindervorsorge<br />

Die Barmenia bietet<br />

mit ihrem „Passendfür-Kinder-Schutz“<br />

ein Komplettpaket für<br />

Eltern zur Absicherung<br />

ihrer Kinder. Ob Krankheit,<br />

Invalidität, Unfall<br />

oder finanzielle Vorsorge<br />

– es gibt nur einen<br />

Gesundheitsfragenkatalog,<br />

der sich dynamisch an der gewählten Produktkombination<br />

ausrichtet. Neben einer individuellen Produktzusammenstellung<br />

bietet die Barmenia auch vorkonfigurierte<br />

Produktlösungen. Die gesamte Prozessstrecke wird über<br />

eine Oberfläche gesteuert. Dies ermöglicht Vermittlern eine<br />

einmalige Erfassung von Personen- und Gesundheitsdaten<br />

der Kunden.<br />

DWS<br />

Fonds für Metaverse-Aktien<br />

Der jüngst gestartete Aktienfonds DWS Invest Metaverse investiert<br />

in Unternehmen, die wichtige Beiträge zum Aufbau<br />

und Betrieb des Metaversums leisten oder künftig von diesem<br />

profitieren könnten. Das Metaversum gilt als die nächste<br />

Entwicklungsstufe des Internets und soll aus dauerhaften,<br />

dreidimensionalen virtuellen Welten bestehen, in denen<br />

Menschen immersive Erfahrungen gleichzeitig miteinander<br />

machen und teilen können. Die Aktien, in die das Fondsvermögen<br />

investiert werden soll, kommen dabei aus drei Bereichen.<br />

Da sind zum einen die Ersteller virtueller Inhalte. Ein<br />

zweiter Schwerpunkt sind Unternehmen, die dazu beitragen,<br />

dass die für das Metaverse erforderliche Rechenleistung zur<br />

Verfügung steht. Die dritte Gruppe besteht aus den Herstellern<br />

von Geräten zur Verbindung mit dem Metaverse wie<br />

Virtual-Reality-Brillen. Das Fondsmanagement wählt die 40<br />

bis 80 Aktien für den DWS Invest Metaverse aus einem weltweiten<br />

Universum aus, infrage kommen dabei sowohl Large<br />

Caps als auch Small und Mid Caps.<br />

Fotos: skynesher


Vertriebsunterstützung PANORAMA | 21<br />

GEV<br />

Nachhaltige Wohngebäudeversicherung<br />

Zum 1. Mai bringt die<br />

GEV eine neue Wohngebäudeversicherung<br />

auf den Markt. Die<br />

Protect+Wohngebäudeversicherung<br />

bietet neben einigen<br />

Leistungsverbesserungen<br />

zum Beispiel<br />

die optionalen Module<br />

Elementar, Glasbruch<br />

und Soforthilfe. Mit<br />

der Neuauflage ab Mai<br />

ergänzt die GEV den Versicherungsschutz um nachhaltige Aspekte wie einen<br />

Energie-Bonus, der 10 Prozent Beitragsnachlass für besonders energieeffiziente<br />

Gebäude bietet, oder einen Photovoltaik-Zusatzschutz. Auch die Partnerschaft<br />

mit bessergrün zählt zu den nachhaltigen Aspekten. Demnach werden die Beiträge<br />

in nachhaltige Kapitalanlagen investiert. Zudem wird für jeden Vertrag mit<br />

dem Zusatzmodul „Pro Klima“ ein Baum gepflanzt.<br />

Axa<br />

Neue Produkte<br />

im Maklermarkt<br />

Die Axa fokussiert mit ihrer neuen<br />

Produktreihe „Privat-Schutz“ speziell<br />

die Anforderungen der Vermittlung<br />

durch Makler. Die Produkte (unter<br />

anderem PHV, Hausrat, Wohngebäude)<br />

sind einfach und übersichtlich in drei<br />

Stufen gegliedert. Dadurch sind die<br />

Produkte in allen gängigen Vergleichsprogrammen<br />

optimal abgesichert. So<br />

sollen eine schnelle Orientierung und<br />

bedarfsgerechte Beratung ermöglicht<br />

werden. Voll digitale Prozesse sollen die<br />

Tarifierung, Angebotserstellung und den<br />

Abschluss schnell und einfach machen.<br />

Im Schadensfall informiert das digitale<br />

Schadentracking in Echtzeit über den<br />

Stand der Bearbeitung.<br />

VGH: Vorstandswechsel<br />

Zum 1. Januar 2<strong>02</strong>4 wird<br />

Dr. Fabrice Gerdes (41) neuer<br />

Vertriebsvorstand der VGH<br />

Versicherungen in Hannover.<br />

Er folgt damit auf Frank Müller<br />

(63), der nach mehr als 30<br />

Jahren Tätigkeit für die VGH<br />

im 65. Lebensjahr in den Ruhestand<br />

tritt.<br />

der Investitionsschwerpunkt<br />

liegt auf der krisen resisten ten<br />

Grundversorgung der Menschheit.<br />

Allianz: Invest in<br />

Offshore-Windpark<br />

Die Allianz investiert in den<br />

960-MW-Offshore-Windpark<br />

He Dreiht in der deutschen<br />

Nordsee und erwirbt eine<br />

Beteiligung in Höhe von<br />

16,6 Prozent. Nach Inbetriebnahme<br />

voraussichtlich Ende<br />

2<strong>02</strong>5 kann der Windpark rund<br />

1,1 Millionen Haushalte mit<br />

sauberer Energie versorgen.<br />

durch Cyberangriffe schärfen<br />

und so die Sicherheit ihrer<br />

Unternehmen erhöhen.<br />

Inno Invest:<br />

Neuer Maklerpool<br />

Das Darmstädter Wertpapierinstitut<br />

Inno Invest steigt in<br />

die Maklerpool-Branche ein.<br />

Dafür positioniert sich das<br />

Unternehmen mit der Marke<br />

Inno-Maklerpool mit einem<br />

offensiven Preismodell am<br />

Markt. Fondsvermittler sollen<br />

zukünftig nur noch maximal<br />

5 Prozent anstatt der marktüblichen<br />

10 Prozent abgeben.<br />

ab sofort ein neuer Partner für<br />

Security-Awareness-Schulungen<br />

zur Verfügung.<br />

Huk: Spenden für<br />

umweltbewussten Fahrstil<br />

Telematik-Kunden der Huk-<br />

Coburg können mit Eco Drive<br />

Spenden sammeln. In der<br />

App „Mein Auto“ wird eine<br />

umweltbewusste Fahrweise<br />

mit Punkten belohnt. Diese<br />

werden am Jahresende in<br />

einen Geldbetrag umgewandelt.<br />

Im letzten Jahr kamen so<br />

850.000 Euro für den guten<br />

Zweck zusammen.<br />

Habona Invest:<br />

Neuer Aktienfonds<br />

Habona Invest hat den Aktienfonds<br />

Habona Basic Needs<br />

aufgelegt. Der aktiv gemanagte<br />

UCITS-Fonds umfasst circa<br />

50 gleich gewichtete Titel –<br />

Continentale: Cyberschulungen<br />

für Firmenkunden<br />

Die Continentale Sachversicherung<br />

bietet ihren Firmenkunden<br />

als Ergänzung zum<br />

Tarif KuBuS Cyber kostenlose<br />

Awareness-Schulungen an.<br />

Diese sollen das Bewusstsein<br />

der Belegschaft für Gefahren<br />

Gothaer: Kooperation<br />

mit IT-Spezialisten<br />

Die Gothaer Versicherung<br />

erweitert ihr Dienstleister-<br />

Netzwerk im Bereich Cyberversicherung<br />

um den IT-Sicherheitsspezialisten<br />

Network<br />

Box. Für die Unternehmerkunden<br />

der Gothaer steht damit<br />

Fotos: ah fotobox, Olezzo


22 | PANORAMA Vertriebsunterstützung<br />

Fakten für Vertrieb und Stammtisch<br />

Immer reicher<br />

+4,8 %<br />

Trotz Krise und Rekordinflation:<br />

Reiche werden<br />

in Deutschland immer<br />

reicher. Zu diesem<br />

Ergebnis kommt die<br />

aktuelle Private-Banking-Studie<br />

der Unternehmensberatung<br />

ZEB.<br />

So sei 2<strong>02</strong>2 das verwaltete Vermögen von Kunden<br />

mit liquiden Einlagen über 500.000 Euro trotz<br />

des Einbruchs an den Kapitalmärkten auf 7,2 Billionen<br />

Euro gestiegen – ein Plus von 4,8 Prozent im<br />

Vergleich zum Vorjahr. Dabei nahmen Investments<br />

in Wertpapiere leicht ab, während die Vermögen<br />

in Immobilien zulegten.<br />

Zu wenig Schutz gegen Naturgefahren<br />

Nur etwa die Hälfte aller Wohngebäude in Deutschland ist gegen<br />

Naturgefahren versichert. Das teilt der Branchenverband GDV mit und<br />

rät Hausbesitzern, ihr Eigentum vor Beginn der Starkregensaison im<br />

Mai gegen Überflutungen mit einer Elementarschadenversicherung<br />

abzusichern. Die meisten Starkregenereignisse im Zeitraum von 2001<br />

bis 2<strong>02</strong>1 registrierte der Versichererverband im Juli (230 Ereignisse<br />

im Durchschnitt). Es folgen die Monate Juni (226) und August (158).<br />

Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />

Jeder 5.<br />

Deutsche<br />

besitzt keine private Haftpflichtversicherung.<br />

Laut einer Umfrage<br />

im Auftrag von Check24 sparen<br />

sich knapp 20 Prozent der Bundesbürger<br />

eine solche Police. Von den<br />

Besitzern einer PHV wechselten<br />

38 Prozent in der Vergangenheit<br />

bereits einmal die Police.<br />

ChatGPT in der Finanzwelt<br />

Die KI-Software ChatGPT ist in aller Munde und wird auch von Finanzprofis fleißig<br />

eingesetzt. Wie der Berufsverband der Investment Professionals in Deutschland<br />

(DVFA) mitteilt, haben 35 Prozent der<br />

Verbandsmitglieder mithilfe von ChatGPT<br />

bereits Texte verfasst. Für die Auswertung<br />

von Finanzdaten und die Vorhersage<br />

von Anlageentscheidungen sei ChatGPT<br />

indes kaum geeignet: Als „gutes“ Vehikel<br />

stuften es derzeit nur 3 Prozent der Befragten<br />

ein.<br />

Mentale Probleme<br />

Junge Frauen sind am häufigsten von psychischen<br />

Erkrankungen, wie Depressionen,<br />

Angst- oder Essstörungen, betroffen.<br />

Das zeigt der aktuelle „Mental Health<br />

Report“ der Axa. Darin gaben 41 Prozent<br />

der befragten Frauen zwischen 18<br />

und 34 Jahren an, mental erkrankt zu<br />

sein. Damit liegt Deutschland unter den<br />

untersuchten europäischen Ländern zusammen<br />

mit Großbritannien an der Spitze. Zum<br />

Vergleich: In Frankreich liegt die Quote der psychisch<br />

erkrankten Frauen bei 19 Prozent.<br />

41 %<br />

Provisionsverbot trifft<br />

auf offene Ohren<br />

Viele Verbraucher fänden ein Provisionsverbot auf<br />

europäischer Ebene gut. In einer Umfrage der Quirin<br />

Privatbank stimmen 63 Prozent der<br />

Teilnehmer für die Einführung eines<br />

Provisionsverbots. Dabei wird die<br />

Honorarberatung aber nicht unbedingt<br />

als bessere Alternative<br />

eingestuft: 74 Prozent schreckt<br />

die zu zahlende Vergütung ab.<br />

Unabhängig beraten werden<br />

wollen hingegen:<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


Fondspolice<br />

neu beraten.<br />

Garantielos glücklich!<br />

Mehr Chance für weniger Garantie.<br />

Denken Sie die Beratung von Fondspolicen neu! In Zeiten<br />

von Inflation gewinnt der Kaufkrafterhalt an Bedeutung.<br />

Dafür braucht es weniger Beitragsgarantien – für mehr<br />

Renditechancen. Die Lösung: Chancenreiches Fondsinvestment,<br />

renditestark und vor allem passgenau auf unterschiedliche<br />

Kundengruppen zugeschnitten. Wir liefern Ihnen mit der<br />

Condor Fondspolice viele Möglichkeiten für Ihren Erfolg!<br />

Informieren Sie sich hier:<br />

www.makler-leuchttuerme.de/Fondspolice


INVESTMENTS<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


Wasserfonds<br />

werden immer<br />

beliebter<br />

Das investierte Vermögen hat sich in den<br />

letzten fünf Jahren fast verdreifacht.<br />

Immer mehr Anleger investieren hierzulande in<br />

Wasserfonds. Nach einer Analyse von Scope lag<br />

das in diesen Fonds verwaltete Vermögen Ende<br />

Februar 2<strong>02</strong>3 bei rund 25,7 Milliarden Euro. Dabei<br />

entfallen 85 Prozent (circa 22 Milliarden Euro) des<br />

verwalteten Vermögens auf 16 aktiv gemanagte<br />

Fonds, während die restlichen 15 Prozent (rund<br />

3,8 Milliarden Euro) in insgesamt fünf ETFs investiert<br />

wurden. Wie das Analysehaus weiter<br />

ermittelte, hat sich in Deutschland innerhalb von<br />

fünf Jahren das in Wasserfonds investierte Vermögen<br />

fast verdreifacht. Aktuell stehen Anlegern<br />

in Deutschland 21 Investmentfonds zum Thema<br />

Wasser zur Verfügung.<br />

Weitere Themen<br />

Investmenttalk mit Flossbach von Storch 26<br />

KI als cleverer Investment-Case 30<br />

Fondsanalyse: Aktiv versus passiv 32<br />

Dividenden stabilisieren jedes Depot 36<br />

Foto: Chunyip Wong


26 | INVESTMENTFONDS Multi-Asset-Fonds<br />

»Wir haben die Dynamik der<br />

Inflation unterschätzt«<br />

2<strong>02</strong>2 war auch für Flossbach von Storch ein schwieriges Börsenjahr. Tobias Schafföner,<br />

Head of Multi-Asset, blickt zurück und schildert seine Erwartungen für 2<strong>02</strong>3.<br />

JW JAN F. WAGNER<br />

Was Sie erfahren werden:<br />

Gründe für die Performance im Jahr 2<strong>02</strong>2<br />

Warum Indexfonds nicht zu jedem Anleger passen<br />

Wie die Nachhaltigkeitsstrategie im Unternehmen aussieht<br />

Erwartungen für die Kapitalmärkte 2<strong>02</strong>3<br />

<strong>procontra</strong>: Sämtliche Multi-Asset-Fonds von Flossbach<br />

von Storch haben 2<strong>02</strong>2 an Wert eingebüßt. Wo<br />

bleibt das Absolute-Return-Versprechen?<br />

Tobias Schafföner: Ein solches Versprechen, wenn<br />

man es denn überhaupt so nennen darf, gilt nicht<br />

für ein einziges Kalenderjahr. So etwas wäre schlicht<br />

unseriös! Unser Anspruch ist es, über die Zeit, also<br />

»Unser Anspruch ist, über die Zeit, also<br />

über mindestens drei bis fünf Jahre,<br />

auskömmliche Renditen zu erzielen.«<br />

über mindestens drei bis fünf Jahre, auskömmliche<br />

Renditen zu erzielen. Daran lassen wir uns messen –<br />

und das ist uns in der Vergangenheit auch gelungen.<br />

2<strong>02</strong>2 war insofern ein außergewöhnliches Jahr, als<br />

man sich als Investor nirgendwo verstecken konnte.<br />

Der deutliche Inflations- und Zinsanstieg hat eben<br />

nicht nur die Aktienbewertungen zum Teil deutlich<br />

gedrückt, sondern auch zu einem historischen<br />

Crash am Anleihemarkt geführt. Insofern hat es<br />

auch anleihelastige Portfolios getroffen – und damit<br />

Anleger, die davon ausgegangen waren, ihr Geld sei<br />

besonders konservativ investiert.<br />

<strong>procontra</strong>: Ihre Multi-Asset-Fonds habe eine hohe<br />

Goldbeteiligung und setzen auf nichtzyklische<br />

Aktien wie Nestlé, Berkshire Hathaway oder Reckitt<br />

Benckiser. Hat das nicht geholfen?<br />

Schafföner: Doch, sie haben gepuffert. Vor allem<br />

aber der starke US-Dollar, den wir aus Diversifikationsgründen<br />

nur partiell abgesichert hatten; der<br />

Anteil der US-Währung innerhalb der Portfolios ist<br />

vergleichsweise hoch. Wir hatten zudem frühzeitig<br />

die Duration unserer Anleihebestände reduziert,<br />

um Risiken zu begrenzen. Eine „schwarze Null“ und<br />

mehr wären in diesem Umfeld aber nur möglich<br />

gewesen, wenn wir Extrempositionen eingenommen<br />

hätten. Und das widerspricht unserer Anlagephilosophie.<br />

Insofern sind wir niemals zufrieden mit<br />

einem Jahr, das unseren Anlegern Verluste gebracht<br />

hat, ganz im Gegenteil. Was wir unterschätzt haben,<br />

war die Dynamik des Inflationsanstiegs sowie die<br />

Reaktion der Notenbanken darauf und – damit<br />

einhergehend – den Bewertungsdruck auf Aktien,<br />

insbesondere die Tech-Titel. Darunter nicht nur die<br />

zweite und dritte Reihe, sondern auch die Schwergewichte.<br />

Das hat Performance gekostet. Die von<br />

Ihnen angesprochenen Unternehmen haben sich<br />

dagegen gut gehalten, weil sie über Preissetzungsmacht<br />

verfügen, also die Inflation vergleichsweise<br />

gut an ihre Kunden weitergeben können. Das hat<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


Multi-Asset-Fonds INVESTMENTFONDS | 27<br />

der Markt honoriert. Mehr denn je wird<br />

es in Zukunft deshalb darauf ankommen,<br />

Unternehmen auszuwählen, die<br />

genau das können. Der Rückenwind,<br />

den der Aktienmarkt jahrelang bewertungsseitig<br />

dank der niedrigen Zinsen<br />

hatte – der ist weg.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie haben Sie Ihre Multi-Asset-Fonds<br />

aufgestellt?<br />

Schafföner: Wir haben die Aktienquoten<br />

reduziert und Anleihen, deren<br />

Chance-Risiko-Profil sich signifikant<br />

verbessert hat, hinzugenommen.<br />

Bundesanleihen etwa, aber auch<br />

höher rentierliche Unternehmenstitel.<br />

Erstklassige Staatsanleihen können<br />

ein Portfolio mittlerweile zwar wieder<br />

diversifizieren und stabilisieren. Damit<br />

werden Sie nach vorne schauend die<br />

Inflation aber nicht schlagen können,<br />

selbst wenn die Inflationsraten – wovon<br />

wir ausgehen – wieder ein Stück<br />

zurückkommen werden. Genau das ist<br />

aber unser Auftrag: Kaufkraft erhalten.<br />

Insofern braucht es langfristig Anlagen,<br />

die über ein entsprechendes Renditepotenzial<br />

verfügen. Dazu zählen nicht<br />

zuletzt erstklassige liquide Sachwerte,<br />

allen voran die Aktien guter Unternehmen,<br />

dazu Gold als Versicherung.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie sahen die Mittelbewegungen<br />

2<strong>02</strong>2 aus?<br />

Schafföner: In Summe sind uns in<br />

unseren Publikumsfonds weitere rund<br />

600 Millionen Euro anvertraut worden.<br />

Das ist in so einem Jahr ein großer Vertrauensbeweis<br />

– und dafür sind wir sehr<br />

dankbar. Wir sind in der Pflicht, dieses<br />

Vertrauen auch zu rechtfertigen.<br />

<strong>procontra</strong>: Kritiker würden 2<strong>02</strong>2 als<br />

Beweis nehmen, dass sich aktive Fonds<br />

nicht unbedingt besser schlagen als der<br />

Markt. Ein ETF wäre daher vorzuziehen.<br />

Schafföner: So einfach ist es leider<br />

nicht. Indexfonds sind zwar eine kostengünstige<br />

Alternative, aber nicht für<br />

MOF- Zusammensetzung<br />

Edelmetall<br />

Renten<br />

Angaben in %,<br />

Stand 3/2<strong>02</strong>3<br />

15<br />

12<br />

Kasse<br />

9<br />

64<br />

Aktien<br />

Quelle: Flossbach von Storch<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


28 | INVESTMENTFONDS Multi-Asset-Fonds<br />

jedermann geeignet. Die Auswahl des<br />

passenden Index ist eine sehr aktive<br />

Entscheidung. Es braucht Erfahrung und<br />

eine ordentliche Portion Kursschwankungstoleranz,<br />

gerade in hektischen<br />

Börsenphasen. Viele haben die nicht;<br />

was dazu führt, dass oft zum schlechtestmöglichen<br />

Zeitpunkt, nahe des<br />

Tiefs, entnervt verkauft wird – und die<br />

langfristige Performance leidet. ETFs<br />

verkommen so leider oft zu Trading-Instrumenten.<br />

Ein guter Portfoliomanager<br />

übernimmt die Auswahl der Instrumente,<br />

die für spezifische Kundenbedürfnisse<br />

angemessen sind. So kann es auch<br />

gelingen, Rücksetzer abzufedern – nicht<br />

immer, aber möglichst oft. Er schont<br />

die Nerven seiner Anleger, auch weil er<br />

erklärt, was er tut und warum er es tut<br />

– und überzeugt sie so hoffentlich, in<br />

Krisenphasen eben nicht eilig zu verkaufen,<br />

sondern langfristig dabeizubleiben.<br />

Das rechtfertigt unseres Erachtens die<br />

höheren Gebühren, die im Übrigen auch<br />

dazu dienen, diejenigen zu bezahlen,<br />

die die Anleger beraten und die Fonds<br />

verkaufen. Schlussendlich haben beide<br />

Varianten, der ETF ebenso wie der aktiv<br />

gemanagte Fonds, ihre Daseinsberechtigung<br />

– eben weil sie unterschiedliche<br />

Kundenbedürfnisse adressieren.<br />

<strong>procontra</strong>: Trotz der sinkenden gesetzlichen<br />

Rente sparen immer noch zu<br />

wenige Deutsche mit Aktien oder Fonds,<br />

um fürs Alter besser gewappnet zu sein.<br />

Wann werden die Deutschen aktienfreundlicher?<br />

Schafföner: Da wage ich keine Prognose.<br />

Viele Deutsche sind vom Zusammenbruch<br />

des Neuen Marktes<br />

zur Jahrtausendwende traumatisiert.<br />

Andere können die Volatilität von Aktien<br />

schlicht nicht ertragen. Wichtig ist deshalb,<br />

möglichst früh Finanzbildung zu<br />

vermitteln, idealerweise schon in der<br />

Schule. Zu erklären, dass die Börse kein<br />

Casino ist und langfristige Geldanlage<br />

keine Zockerei. Eine wichtige Rolle<br />

spielen dabei auch die eben angesprochenen<br />

Berater. Was sicherlich positiv<br />

ist: Die jüngere Generation scheint dem<br />

Thema Aktien und Kapitalmarkt viel<br />

offener gegenüberzustehen. Auch wenn<br />

da viel Spielerei dabei ist – und das oft<br />

nicht viel mit langfristigem Investieren<br />

zu tun hat. Aber die Hemmschwelle zum<br />

Kapitalmarkt ist in dieser Generation<br />

eindeutig niedriger. Man sieht es auch<br />

»Der Rückenwind,<br />

den der Aktienmarkt<br />

jahrelang bewertungsseitig<br />

dank<br />

der niedrigen Zinsen<br />

hatte – der ist weg.«<br />

an den Zahlen: Laut deutschem Aktieninstitut<br />

haben wir inzwischen knapp 13<br />

Millionen Aktionäre in Deutschland.<br />

<strong>procontra</strong>: Mit dem Thema Nachhaltigkeit<br />

könnte man besonders die neue<br />

Generation von Anlegern gewinnen,<br />

denen das Thema sehr wichtig ist. Wie<br />

setzt Flossbach von Storch da an?<br />

Schafföner: Als Treuhänder unserer<br />

Kunden müssen wir Chancen und<br />

Risiken gegeneinander abwägen – und<br />

das Beste in ihrem Sinne entscheiden.<br />

Das Thema Nachhaltigkeit ist dabei sehr<br />

wichtig, darf aber niemals Selbstzweck<br />

werden, wohl wissend, dass man mit<br />

einer Spende an eine karitative Einrichtung<br />

mitunter mehr Gutes tut als<br />

mit einem Investment in Unternehmen<br />

A oder B. Letztlich geht es auch beim<br />

Thema Nachhaltigkeit vor allem um den<br />

langfristigen ökonomischen Erfolg. Der<br />

Fokus unserer Analyse liegt deshalb auf<br />

dem G in ESG, der Unternehmensführung.<br />

Ein schlecht geführtes, unprofi-<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


Multi-Asset-Fonds INVESTMENTFONDS | 29<br />

tables Unternehmen hat am Ende des<br />

Tages keinerlei Ressourcen, sich um<br />

die anderen Dinge, um das E und das<br />

S (Umwelt und Soziales, Anm. d. Red.)<br />

zu kümmern. Insofern folgen E und S<br />

unseres Erachtens dem G. Wir nehmen<br />

das Thema und unsere Verantwortung<br />

als Investor sehr ernst und sprechen<br />

regelmäßig mit dem Management der<br />

Unternehmen, an denen wir beteiligt<br />

sind. Wir weisen auf mögliche Missstände<br />

hin und versuchen, konstruktive<br />

Sparringspartner zu sein.<br />

<strong>procontra</strong>: Welche Ausschlüsse gibt es<br />

für die Fonds?<br />

Schafföner: Wir schließen Unternehmen<br />

aus, die Umsätze mit kontroversen<br />

Waffen erwirtschaften. Das Gleiche gilt<br />

für Tabakunternehmen und Firmen, die<br />

mehr als 30 Prozent ihres Umsatzes<br />

mit Kohle generieren. Ausgeschlossen<br />

sind zudem Unternehmen, die mehr<br />

als 10 Prozent ihres Umsatzes mit<br />

Rüstungsgütern erwirtschaften oder<br />

schwere Verstöße gegen die Prinzipien<br />

des UN Global Compact ohne positive<br />

Perspektive haben. Staatliche Emittenten<br />

sind ausgeschlossen bei einem<br />

unzureichenden Scoring in Bezug auf<br />

den Freedom House Index (sprich „nicht<br />

frei“, Anm. d. Red.).<br />

<strong>procontra</strong>: Die sogenannte Nachhaltigkeitspräferenzabfrage<br />

soll auch dem<br />

nachhaltigen Investieren einen Schub<br />

geben. Sind Ihre Produkte dafür qualifiziert?<br />

Schafföner: Alle unsere Publikumsfonds<br />

fallen unter Artikel 8 der EU-Offenlegungsverordnung<br />

und berücksichtigen<br />

die negativen Auswirkungen der<br />

Portfoliounternehmen, die sogenannten<br />

„Principle Adverse Impacts“. Dabei<br />

verlassen wir uns nicht auf externe<br />

ESG-Ratings von Unternehmen, sondern<br />

nutzen zuallererst unser hauseigenes<br />

Research. Das hat auch damit zu tun,<br />

dass die externen Ratings meist oberflächlichen<br />

Schwarz-Weiß-Mustern, also<br />

„investierbar oder nicht investierbar“,<br />

folgen, während wir versuchen, die<br />

ESG-Themen differenzierter zu sehen.<br />

<strong>procontra</strong>: Was erwartet uns in diesem<br />

Börsenjahr, nachdem das letzte Jahr so<br />

schlecht war?<br />

Schafföner: Bei Punktprognosen sind<br />

wir generell vorsichtig – die können nur<br />

schiefgehen. Niemand weiß, was<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

-10<br />

-15<br />

Angaben in %<br />

innerhalb eines Jahres alles passieren<br />

wird. Es gibt aber durchaus Gründe für<br />

Optimismus. Zwar ist der Bewertungsrückenwind<br />

der niedrigen Zinsen weg –<br />

dafür wachsen die nominalen Unternehmensgewinne<br />

aber mit der Inflation. Die<br />

großen Risiken haben sich außerdem<br />

bisher nicht materialisiert. Wir haben<br />

weiterhin keine tiefe Rezession in<br />

Europa. China hat zudem seine Zero-Covid-Politik<br />

beendet. Im Fokus dürfte<br />

aber vor allem die Inflationsentwicklung<br />

stehen und die Reaktion der Notenbanken<br />

darauf. Investoren werden sich<br />

vermutlich von einer Notenbanksitzung<br />

zur nächsten hangeln und immer<br />

wieder versuchen, das Ende des<br />

Zinserhöhungszyklus auszuloten. Mal<br />

wird es gefühlt nah sein, so wie zu<br />

Beginn des Jahres, und die Kurse<br />

Multiple Opportunities (MOF) performt<br />

Wertentwicklung p. a. des FvS-Flaggschiffs<br />

11,24<br />

6,20 2,31<br />

3,97<br />

-5,06<br />

20,42<br />

-12,45<br />

2017 2018 2019 2<strong>02</strong>0 2<strong>02</strong>1 2<strong>02</strong>2 2<strong>02</strong>3<br />

Quelle: Flossbach von Storch<br />

steigen, mal in weiter Ferne, und sie<br />

fallen. Wir gehen aber davon aus, dass<br />

die Notenbanken die Inflationsbekämpfung<br />

weiter ernst nehmen und deshalb<br />

auch keine schnelle Zinswende nach<br />

unten einläuten. Deutlichere Rücksetzer<br />

sind deshalb am Markt nicht ausgeschlossen,<br />

was sicherlich auch die eine<br />

oder andere Anlagegelegenheit für<br />

Investoren ergeben wird, wobei die<br />

Bäume am Aktienmarkt zunächst nicht<br />

in den Himmel wachsen werden.<br />

Dr. Tobias Schafföner ist seit 2012 Portfoliomanager bei Flossbach<br />

von Storch und heute verantwortlich für das Management der Multi-Asset-Fonds.<br />

2<strong>02</strong>2 wurde er zudem zum Partner ernannt. Nach<br />

seinem Abschluss als Diplom-Volkswirt an der Universität zu Köln<br />

promovierte er 2<strong>02</strong>0 an der Universität Bremen.<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


30 | INVESTMENTFONDS Künstliche Intelligenz<br />

Intelligente Beimischung?!<br />

Künstliche Intelligenz erreicht dank ChatGPT & Co. die breite Gesellschaft und immer<br />

mehr Fondskonzepte. Wie Anleger am Megatrend teilhaben können<br />

ST STEFAN TERLIESNER<br />

ChatGPT ist in aller Munde. Der vom<br />

US-Start-up OpenAI entwickelte<br />

sprachbasierte Chatbot markiert eine<br />

Zeitenwende für die künstliche Intelligenz<br />

(KI). Innerhalb von nur fünf<br />

Tagen luden mehr als eine Million<br />

Nutzer die kostenlose Version von der<br />

Was Sie erfahren<br />

werden:<br />

Welche Chancen KI-Fonds<br />

gerade jetzt ermöglichen<br />

Welche Anlagevehikel<br />

infrage kommen<br />

Für welchen Anlagehorizont<br />

und Risikotyp die<br />

Produkte geeignet sind<br />

Firmenwebsite herunter. In nicht einmal<br />

zwei Monaten verzeichnete das<br />

Programm mehr als 100 Millionen<br />

Nutzer – ein Rekord.<br />

Wettlauf der Konzerne<br />

Rolando Grandi, Fondsmanager des<br />

Echiquier Artificial Intelligence vom<br />

Vermögensverwalter LFDE, erklärt,<br />

was der Chatbot der neuen Generation<br />

so alles kann: „Die Anwendung<br />

generiert sekundenschnell Text in<br />

mehreren Sprachen, beantwortet Fragen,<br />

fasst lange Dokumente zusammen<br />

und schreibt sogar Quellcodes.“<br />

Letzteres bedeutet, dass ChatGPT<br />

selbst Software entwickeln kann, die<br />

von einer Maschine ausgelesen und<br />

in Bild und Funktion übersetzt wird.<br />

„Damit beginnt das goldene KI-Zeitalter“,<br />

wie es Microsoft-Chef Satya Nadella<br />

ausdrückt. Der Softwaregigant<br />

hat mehr als zehn Milliarden US-Dollar<br />

in OpenAI gepumpt. Die Google-<br />

Mutter Alphabet konterte kürzlich<br />

mit dem eigenen KI-Chatbot „Bard“,<br />

der sich auch an ein breites Publikum<br />

richtet. Und in China kündigte der<br />

Internet-Riese Baidu einen Konkurrenzdienst<br />

an.<br />

Exponentielles Wachstum<br />

„Ein beschleunigter technologischer<br />

Wettlauf hat begonnen. Anwendungen<br />

mit vergleichbaren Fähigkeiten<br />

im Bereich Sprachalgorithmen verbreiten<br />

sich immer schneller“, sagt<br />

Grandi. Diese Algorithmen benötigten<br />

Illustration: Roman Kulon


Künstliche Intelligenz INVESTMENTFONDS | 31<br />

sehr viel Rechenleistung und seien<br />

damit „ein Segen“ für Anbieter wie<br />

Nvidia, AWS von Amazon und Azure<br />

von Microsoft. Laut dem Fondsmanager<br />

folgt die Entwicklungsgeschwindigkeit<br />

von KI einem Gesetz, das<br />

eine Verdopplung alle sechs Monate<br />

vorsieht. Grandi bezieht sich dabei auf<br />

Angaben von Google. Und laut einer<br />

IBM-Studie werden 120 Millionen Arbeitsplätze<br />

verschwinden, aber auch<br />

in allen Branchen neue Jobs entstehen.<br />

Damit sei KI endgültig zu einer<br />

„disruptiven Technologie“ geworden.<br />

Für Anleger, die in diesen Trend investieren<br />

möchten, bietet sich der<br />

Kauf von Anteilen an KI-Fonds an.<br />

Eine Auswahl zeigt die nebenstehende<br />

Tabelle. Aktuell liegen alle Fonds<br />

deutlich im Plus. Dem weltweiten<br />

Kurseinbruch im letzten Jahr konnten<br />

aber auch sie sich nicht entziehen.<br />

Gleichwohl kann sich ein Investment<br />

als Depotbeimischung lohnen, wenn<br />

Anleger von Beginn an eine Haltedauer<br />

von zehn Jahren planen. Hierauf<br />

sollten Berater hinweisen.<br />

Bereits 2017 ist Allianz Global Investors<br />

(AGI) auf den KI-Zug aufgesprungen.<br />

Die Allianz-Konzerntochter stuft ihr<br />

Anlagevehikel in die höchste Risikoklasse<br />

7 ein. Fonds dieser Kategorie<br />

hatten in der Vergangenheit eine sehr<br />

hohe Volatilität, das heißt, der Wert<br />

des Sondervermögens ist bisher stark<br />

gestiegen und gefallen. Auch dies müssen<br />

Berater ihren Kunden erklären.<br />

»Das goldene<br />

KI-Zeitalter hat<br />

begonnen.«<br />

Satya Nadella,<br />

Chief Executive Officer<br />

von Microsoft<br />

In Intelligenz investieren<br />

Ausgewählte KI-Fonds<br />

Fondsname ISIN Rendite pro Jahr lfd. Kosten<br />

lfd. Jahr 1 Jahr 3 Jahre<br />

Echiquier Artificial<br />

Intelligence * LU1819480192 16,6 –34,5 –2,0 1,70<br />

DWS Artificial<br />

Intelligence * LU1863263429 14,3 –13,1 7,9 1,60<br />

Allianz Global Artificial<br />

Intelligence ** LU1597246039 12,8 –23,9 11,5 1,23<br />

Deka-Künstliche<br />

Intelligenz * LU2339791803 10,6 –15,0 k. A. 1,47<br />

AI Leaders (Monega) * DE000A2PF0M4 10,4 –16,3 5,3 1,37<br />

*<br />

thesaurierend, ** ausschüttend_Angaben in % Quelle: Morningstar, Stand: 6.3.2<strong>02</strong>3<br />

und KI spielen auch in dieser Branche<br />

künftig eine entscheidende Rolle.<br />

Das Auto der Zukunft ist eher ein<br />

rollender Computer. Weitere Schwergewichte<br />

sind der Chiphersteller On<br />

Semiconductor sowie der Internetkonzern<br />

Meta.<br />

Topwerte im Monega-Fonds sind<br />

Nvidia, ein Anbieter von Grafikprozessoren<br />

und KI-Computing, sowie<br />

Elmos Semiconductor, ein deutscher<br />

Halbleiterhersteller mit zuletzt<br />

kräftigem Wachstum. In der KI-Branche<br />

geht es eben lebhaft zu. Und mit<br />

Technologien wie ChatGPT nehmen<br />

Tempo und Dynamik noch zu.<br />

Software überall<br />

auf dem Vormarsch<br />

Dem Risiko stehen auf lange Sicht<br />

entsprechende Chancen gegenüber:<br />

Laut AGI-Fondsmanager Sebastian<br />

Thomas verspricht die Ausrichtung<br />

auf KI-Aktien ein hohes Renditepotenzial.<br />

Auf den ersten Blick überraschend<br />

ist der E-Auto-Bauer Tesla<br />

mit fast 6 Prozent die größte Position<br />

im Fonds. Die Erklärung: Software<br />

Das Entwicklungstempo der<br />

Technologie verspricht hohe<br />

Gewinne<br />

Künstliche Intelligenz (KI) wird<br />

nahezu jeden Lebensbereich<br />

erfassen<br />

Auf lange Sicht sind die Risiken<br />

kalkulierbar<br />

KI-Fonds fürs Depot?<br />

Privatanleger können mit hohen<br />

Volatilitäten nicht umgehen<br />

Wettkampf zwischen USA und<br />

China bei KI birgt politische<br />

Risiken<br />

Themenfonds engen das<br />

Anlagespektrum ein und sind<br />

daher generell riskanter<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


32 | INVESTMENTFONDS Aktiv vs. passiv<br />

Auf der Suche nach Rendite<br />

Aktive Fonds sind teurer und oftmals auch performanceschwächer<br />

als ihre passiven Pendants, verlautbaren viele Studien. Doch der Ansatz greift zu kurz.<br />

IR IMKE REIHER<br />

Illustration: Roman Kulon


Aktiv vs. passiv INVESTMENTFONDS | 33<br />

Was Sie erfahren werden:<br />

Wo aktives Management klare Vorteile besitzt<br />

Wie Gebühren die Outperformance beeinflussen<br />

Warum eine Schwarz-Weiß-Denke sich nicht rechnet<br />

Lieber aktiv oder passiv investieren? Diese Frage<br />

stellen sich Anleger bereits seit vielen Jahren.<br />

Schaut man sich zwei aktuelle Studienergebnisse<br />

von Scope (Aktiv-versus-passiv-Studie 2<strong>02</strong>2) und<br />

Morningstar (European Active/Passive Barometer<br />

2<strong>02</strong>3) an, scheint die Antwort klar. Denn<br />

unterm Strich schaffte es nur ein Drittel der<br />

aktiven Fondsmanager, ihren jeweiligen Vergleichsindex<br />

zu schlagen – und zwar kurz- wie<br />

langfristig. Der Überraschungseffekt innerhalb<br />

der Branche dürfte sich in Grenzen halten. Ähnliche<br />

Schlagzeilen gibt es schließlich regelmäßig.<br />

Dabei ist klar: Sämtliche Vergleiche sind immer<br />

zu relativieren, da sie nie das große Ganze zeigen,<br />

sondern nur einen Ausschnitt. Und dieser hängt<br />

stark von den gewählten Parametern ab – beispielsweise<br />

der Benchmark. „Beide Strategien<br />

haben ihre Vor- und Nachteile, die man nicht<br />

gegeneinander aufrechnen sollte“, meint Florian<br />

Koch, Analyst und Autor der Scope-Studie.<br />

Wichtig ist aber, das Für und Wider zu kennen.<br />

Bei passiven Produkten landet man hier sehr<br />

schnell bei den günstigeren Kosten, da die Vergütung<br />

eines Managements entfällt. Das ist vielen<br />

Anlegern bekannt. Weniger klar ist vielen aber,<br />

dass jene oft auch der Grund für eine bessere<br />

Performance-Ratio sind. Diesen Punkt sollten<br />

Berater im Kundengespräch gezielt ansprechen,<br />

da er das schlechtere Abschneiden vieler aktiver<br />

Fondsmanager in Relation setzt. Denn bei niedrigen<br />

Gebühren wäre die Netto-Rendite-Bilanz eine<br />

entsprechend bessere.<br />

Aktiv ist flexibler<br />

Natürlich wird sich an den proportional höheren<br />

Kosten für aktive Fonds in der Tendenz nichts ändern<br />

– die Manager arbeiten schließlich nicht unentgeltlich.<br />

Auf der anderen Seite bieten sie dafür<br />

aber entscheidenden (menschlichen) Mehrwert,<br />

da sie ihre Investments flexibler und zeitnah an<br />

unterschiedliche Marktszenarien anpassen und<br />

selektives Stockpicking nutzen können, während<br />

passive Produkte an den zugrunde liegenden Vergleichsindex<br />

gekoppelt bleiben.<br />

Gerade in Baisse-, Seitwärts- und Nischenmärkten<br />

kann das ein entscheidender Vorteil sein,<br />

weil sich (Klumpen-)Risiken und Schwankungen<br />

abfedern und verlustreiche Assets abbauen lassen.<br />

Und auch bei Themenfonds hat ein aktives<br />

Management in der Theorie die besseren Karten,<br />

»Beide Strategien haben ihre<br />

Vor- und Nachteile, die man nicht<br />

gegeneinander aufrechnen sollte.«<br />

weil es spezifisches und eigenes Markt-Knowhow<br />

bei der Portfoliozusammensetzung berücksichtigen<br />

und Benchmark-unabhängig umsetzen<br />

kann. Der Grad der Flexibilität hängt dabei vom<br />

Produkttyp ab, wobei die Manager von Multi-<br />

Asset-Fonds das Risiko breiter diversifizieren<br />

können. Aktien- und Rentenfondsmanager investieren<br />

hingegen tendenziell monothematisch.<br />

„Wenn Manager einen guten Job machen, kann<br />

sich das stark rentieren“, unterstreicht Koch.<br />

Beide Ansätze ergänzen sich<br />

Florian Koch, Analyst bei Scope<br />

So weit die Theorie. In der Praxis geht das mitunter<br />

aber nur bedingt auf, wie sich 2<strong>02</strong>2 zeigte, als<br />

der breite Markt ins Minus rauschte und aktiven<br />

Managern nur begrenzt Optionen zum Gegensteuern<br />

bot. In einigen Märkten zeigten sich<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


34 | INVESTMENTFONDS Aktiv vs. passiv<br />

»Aktiv nicht gegen passiv ausspielen«<br />

Interview mit Florian Koch, Analyst bei Scope<br />

<strong>procontra</strong>: Aktive Fonds können ihren<br />

Mehrwert in Krisenzeiten ausspielen.<br />

Was lief 2<strong>02</strong>2 falsch?<br />

Florian Koch: Eigentlich sind aktive<br />

Fonds dazu prädestiniert, in Krisenzeiten<br />

einen Mehrwert für Anleger<br />

rauszuholen. Das hat 2<strong>02</strong>2 aber oft<br />

nicht geklappt. Ein möglicher Grund<br />

ist, dass Aktienfondsmanager auch in<br />

schwachen Börsenphasen im Regelfall<br />

überwiegend investiert bleiben. Sie<br />

können zwar defensivere Titel auswählen,<br />

halten aber für gewöhnlich keine<br />

hohe Bargeldquote. Deshalb waren sie<br />

den Querelen an den Aktienmärkten so<br />

stark ausgeliefert. Und 2<strong>02</strong>2 war nun<br />

mal eines der schwächsten Börsenjahre<br />

seit der Finanz- und Wirtschaftskrise<br />

2008. Allerdings wurden im Rahmen<br />

der Studie auch nur Aktienfonds ausgewertet.<br />

Bei Multi-Asset- und Rentenfonds<br />

kann die Bilanz anders aussehen.<br />

<strong>procontra</strong>: Welche Erkenntnisse und<br />

Überraschungen hat die Studie aufgezeigt?<br />

Koch: Value hat wieder besser abgeschnitten<br />

als Growth und Industrietanker<br />

besser als Technologiewerte.<br />

Eine Überraschung war, dass kleinere<br />

Fonds in Deutschland 2<strong>02</strong>2 tendenziell<br />

besser abgeschnitten haben als<br />

Schwergewichte, anders, als das in<br />

der Vergangenheit oft der Fall war. Im<br />

Schnitt hatten die Fonds, die den Vergleichsindex<br />

übertreffen konnten, nur<br />

ein Volumen von 90 Millionen Euro.<br />

Die Großen haben es nicht geschafft,<br />

rechtzeitig zu drehen. Gut abgeschnitten<br />

haben erneut Fonds der Peergroup<br />

Aktien Asia Pacific ex Japan, die zum<br />

wiederholten Male die höchste Outperformance-Ratio<br />

innerhalb der acht<br />

ausgewerteten Peergroups aufwiesen.<br />

Grund hierfür ist, dass sie schlecht<br />

laufende chinesische Aktien niedriger<br />

gewichtet haben als der Vergleichsindex.<br />

<strong>procontra</strong>: Aktiv oder passiv investieren<br />

– was ist nun de facto lukrativer?<br />

Koch: Klare Vorteile aktiver Fonds sind<br />

zweifellos ihr Research und womöglich<br />

sogar ein Management vor Ort. Dafür<br />

gehen höhere Kosten mitunter deutlich<br />

zulasten der Rendite. Allerdings<br />

zeigt sich gerade ein Trend, dass die<br />

Kostenquote bei aktiven Fonds zurückgeht.<br />

Einen eindeutigen Gewinner gibt<br />

es trotzdem nicht. Man sollte aktive<br />

Strategien auch nicht gegen passive<br />

ausspielen, da beide ihre Vor- und<br />

Nachteile haben und sich sinnvoll ergänzen<br />

können. In jedem Fall wichtig<br />

sind eine Kosten- und Performance-<br />

Transparenz.<br />

<strong>procontra</strong>: Welche Fonds können Berater<br />

ihren Kunden empfehlen?<br />

Koch: Natürlich hat niemand eine<br />

Glaskugel, aber Factsheets, die<br />

Historie und bisherige Wertentwicklung<br />

von Fonds und deren Volumina<br />

sind gute Orientierungshilfen, um<br />

aussichtsreiche Fonds zu finden. Ein<br />

Fondsvolumen von 100 Millionen Euro<br />

spricht beispielsweise dafür, dass eine<br />

gewisse Substanz dahintersteckt.<br />

Zudem gibt es namhafte Fondsgesellschaften<br />

und Manager, die langfristig<br />

mit guter und solider Performance<br />

überzeugen.<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


Aktiv vs. passiv INVESTMENTFONDS | 35<br />

Kosten machen den Unterschied<br />

Beispielhafte Wertentwicklung einer Rendite von 7 Prozent p. a.<br />

Unterstellte Kosten: QPB: 1,61 % p. a. Aktiver Aktienfonds: 2,50 %<br />

360.000<br />

340.000<br />

320.000<br />

300.000<br />

280.000<br />

260.000<br />

240.000<br />

220.000<br />

200.000<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

Jahre<br />

QPB Vermögensverwaltung Markt (100 % Aktien-ETFs)<br />

aktiver globaler Aktienfonds<br />

Angaben in €, Anlagesumme: 200.000 € Quelle: Quirin Bank, Stand 10/2<strong>02</strong>2<br />

die Vorteile aktiven Managements<br />

trotzdem deutlich, etwa bei Fonds<br />

mit türkischen und kanadischen<br />

Aktien sowie bei US-Value-Titeln. Und<br />

auch bei Anleihen- und Rentenfonds<br />

gelang es vielen aktiven Managern,<br />

ihren Vergleichsindex zu übertreffen,<br />

indem sie die Laufzeiten der Bonds<br />

verkürzten oder Währungsdifferenzen<br />

verstärkt ausnutzten, etwa beim<br />

japanischen Yen, beim britischen<br />

Pfund oder bei lokalen Schwellenländer-Devisen.<br />

Die Herausforderung für Berater<br />

liegt darin, die Vorteile aktiven<br />

Managements im Kundengespräch<br />

anschaulich herauszuarbeiten, ohne<br />

den Mehrwert passiver Produkte zu<br />

schmälern oder auszusparen. Das ist<br />

weder nötig noch sinnvoll, denn die<br />

beiden Strategien können sich gut<br />

ergänzen. Stattdessen sollten die Gebühren<br />

offen angesprochen werden,<br />

da sie beim Produktkauf natürlich<br />

eine zentrale Rolle spielen und die<br />

Rendite maßgeblich beeinflussen. Es<br />

»Nur einem Drittel<br />

der aktiven Fondsmanager<br />

gelang<br />

es 2<strong>02</strong>2, ihren Vergleichsindex<br />

zu<br />

schlagen.«<br />

Aktiv-versus-passiv-Studie 2<strong>02</strong>2<br />

Scope Fund Analysis<br />

Long Story short<br />

gilt, zu relativieren. Denn selbst teure<br />

Produkte können sich rentieren,<br />

wenn das Performance-Plus entsprechend<br />

hoch ausfällt.<br />

Berater müssen diese guten finden,<br />

und jeder hat dafür wohl seine eigene<br />

Strategie. Anhaltspunkte sind – neben<br />

dem Anbieter – aussagekräftige<br />

Kennziffern wie die Wertentwicklung,<br />

Volumina und Gebührenstruktur<br />

eines Fonds, aber auch Factsheets,<br />

Ratings und ein gutes Gespür für<br />

langfristige Zukunftsthemen wie<br />

Nachhaltigkeit, Robotik, KI und<br />

Medizintechnologie.<br />

Benchmark-Autonomie punktet in Baisse- und Nischen-Märkten<br />

Gebühren beeinflussen Outperformance-Ratio signifikant<br />

Aktive und passive Strategien können sich gut ergänzen<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


36 | INVESTMENTFONDS Dividendenfonds<br />

Dividendenflut fürs Depot<br />

Wenn der Frühling erwacht, ist die Ausschüttungssaison nicht weit. Auch dieses Jahr<br />

sprechen die Rekordsummen erneut dafür, die Strategie stärker in Betracht zu ziehen.<br />

ST STEFAN TERLIESNER<br />

Was Sie erfahren<br />

werden:<br />

Welche Ausschüttungen<br />

2<strong>02</strong>3 zu erwarten sind<br />

Welchen Stabilitätsbeitrag<br />

Dividenden im Portfolio leisten<br />

Welche Bedeutung Dividenden<br />

für die Gesamtrendite haben<br />

Aktionäre können sich auf einen<br />

warmen Dividendenregen freuen.<br />

Nach Schätzungen des Vermögensverwalters<br />

Janus Henderson schütten<br />

Unternehmen in diesem Jahr<br />

weltweit 1,6 Billionen US-Dollar an<br />

ihre Eigentümer aus – ein erneuter<br />

Rekord. Eine weitere Bestmarke<br />

stellten voraussichtlich auch europäische<br />

Aktiengesellschafften auf. Der<br />

Fondsanbieter Allianz Global Investors<br />

rechnet hier mit einem leichten<br />

Anstieg der Dividendensumme auf<br />

387 Milliarden Euro.<br />

Kontinuität ist wichtig<br />

Freuen könnten sich auch auf<br />

Deutschland fokussierte Anleger. So<br />

prognostiziert die DekaBank einen<br />

kräftigen Anstieg der Ausschüttungssumme<br />

der DAX-Konzerne um<br />

8,6 Prozent auf 54,5 Milliarden Euro.<br />

Hinzu kämen 7,5 Milliarden Euro<br />

aus dem MDAX. „Die DAX-Konzerne<br />

haben 2<strong>02</strong>2 so viel Geld verdient wie<br />

noch nie“, konstatiert Joachim Schallmayer,<br />

Leiter Kapitalmärkte bei der<br />

DekaBank. Basis der Ausschüttungen<br />

im Jahr 2<strong>02</strong>3 sind bekanntlich die<br />

Gewinne des Jahres 2<strong>02</strong>2.<br />

„In einem wirtschaftlich und geopolitisch<br />

herausfordernden Jahr haben<br />

sich die Unternehmensgewinne in<br />

der Breite gut gehalten“, erläutert Jörg<br />

de Vries, Chief Investment Officer<br />

Equity Europe bei Allianz Global Investors.<br />

Und weiter: „Hinzu kommt,<br />

dass die Dividendenpolitik vieler<br />

Unternehmen auf stetige, mitunter<br />

sogar stetig steigende Ausschüttungen<br />

abzielt.“ Gerade diese Aussage<br />

unterstreicht den hohen Performance-<br />

und Stabilitätsbeitrag von<br />

Dividenden zu Aktienportfolios.<br />

Illustration: Roman Kulon


Dividendenfonds INVESTMENTFONDS | 37<br />

Ausgleich für »annus horribilis«<br />

So war das Jahr 2<strong>02</strong>2 mit Blick auf die<br />

Entwicklung der Aktienkurse ein „annus<br />

horribilis“. „In derartigen Jahren<br />

können Dividendenzahlungen aus<br />

Anlegersicht Kursverluste zumindest<br />

zum Teil, manchmal sogar in Gänze<br />

auffangen“, sagt auch Hans-Jörg<br />

Naumer, Leiter Kapitalmarktanalyse<br />

bei Allianz Global Investors. Gerade<br />

Privatanleger unterschätzen häufig<br />

die Bedeutung der Dividende für die<br />

Gesamtrendite von Aktien. Hierauf<br />

sollten Finanzberater hinweisen –<br />

und dies mit Zahlen belegen. Philipp<br />

Immenkötter vom Flossbach von<br />

Storch Research Institute hat in einer<br />

Studie ermittelt, dass in den vergangenen<br />

20 Jahren 52,2 Prozent des geschaffenen<br />

Werts am deutschen Aktienmarkt<br />

durch Dividenden erzielt<br />

wurden. Auf Kursgewinne entfielen<br />

40,9 Prozent, der Rest auf Aktienrückkäufe.<br />

Zu den größten Wertschaffern<br />

hierzulande gehören Allianz, BASF,<br />

BMW, Deutsche Telekom, Mercedes-<br />

Benz und Volkswagen – alles auch<br />

große Dividendenzahler.<br />

Tipp für die Kunden<br />

Durch die Wiederanlage der Ausschüttungen<br />

können Kunden den<br />

Zinseszinseffekt nutzen und langfristig<br />

höhere Gesamtrenditen erzielen.<br />

Als Anlagevehikel bieten sich thesaurierende<br />

Fonds an; hier erfolgt die<br />

Wiederanlage automatisch. Ohnehin<br />

sind Fonds das Instrument der Wahl,<br />

wenn es um Vermögensaufbau geht.<br />

Denn die hohe Dividendenrendite<br />

einer einzelnen Aktie kann auch in<br />

die Falle führen. Oft handelt es sich<br />

um angeschlagene Unternehmen,<br />

deren Aktienkurs deshalb niedrig<br />

ist, die aber ihre Ausschüttung noch<br />

nicht gekürzt oder gestrichen haben.<br />

In solchen Fällen ist die Dividendenrendite<br />

als Quotient aus erwarteter<br />

Dividende und Kurs hoch.<br />

»Die DAX-Konzerne<br />

haben 2<strong>02</strong>2 so<br />

viel Geld verdient<br />

wie noch nie.«<br />

Joachim Schallmayer,<br />

Leiter Kapitalmärkte<br />

bei der DekaBank<br />

Fonds für Dividenden-Fans<br />

Wertentwicklung gemäß der annualisierten Performance für drei Jahre<br />

Namen ISIN Rendite pro Jahr lfd. Kosten<br />

*<br />

thesaurierend, ** ausschüttend_Angaben in % Quelle: Morningstar, Stand: 10.3.2<strong>02</strong>3<br />

Besser als der Index<br />

Ein Fonds, der in diesem Jahr sein<br />

20-jähriges Jubiläum feiert, ist der DJE<br />

Dividende & Substanz, der von Jan<br />

Ehrhardt verwaltet wird. Nach<br />

Angaben des Anbieters DJE Kapital<br />

hat das Sondervermögen seit Auflage<br />

einen durchschnittlichen jährlichen<br />

Wertzuwachs von 9 Prozent erzielt.<br />

Ehrhardt hebt hervor, „dass wir als<br />

aktive Fondsmanager den Vergleichsindex<br />

auch nach Kosten deutlich<br />

schlagen konnten“. Anleger, die<br />

investiert sind, können sich in den<br />

kommenden Wochen über einen<br />

warmen Dividendenregen freuen.<br />

Ist eine Dividendenstrategie sinnvoll?<br />

Ausschüttungen tragen<br />

wesentlich zur Aktien -<br />

rendite bei<br />

Dividendenfonds investieren<br />

in Qualitätsunternehmen<br />

Regelmäßige Einnahmen<br />

von rund 3 Prozent<br />

3 Jahre 5 Jahre 10 Jahre<br />

JP Morgan Global<br />

Dividende EUR * LU0329201957 17,5 11,9 10,4 1,81<br />

Acatis Value und<br />

Dividende ** AT0000A146T3 9,0 7,4 k. A. 1,56<br />

DWS Top Dividende * DE0009848119 8,0 6,4 7,0 1,45<br />

DJE Dividende &<br />

Substanz * LU0159550150 7,9 4,3 6,2 1,92<br />

LBBW Dividenden<br />

Strategie Eurland ** DE0009780411 4,0 –2,0 3,9 1,73<br />

Auswahl von Dividendenaktien<br />

bedarf eines (kostenintensiven)<br />

Profis<br />

Fonds müssen zum<br />

Investmentziel passen<br />

Rezession kann Ausschüttungen<br />

nachhaltig belasten<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


VERSICHERUNGEN<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


Lebensver-<br />

sicherer setzen<br />

auf Biometrie<br />

Positive Prognosen für BU- und<br />

Grundfähigkeitspolicen<br />

Die Inflation und die damit verbundene Kaufzurückhaltung<br />

haben Einfluss auf die Stimmung<br />

der deutschen Lebensversicherer. Nach einer<br />

aktuellen Analyse des Ratinghauses Assekurata<br />

ruht die Hoffnung der Versicherer momentan auf<br />

dem Biometriegeschäft, vor allem auf dem mit<br />

BU- und Grundfähigkeitsversicherungen. Ebenso<br />

ist die Erwartungshaltung bei Risikolebensversicherungen<br />

leicht positiv – auch wenn hier davon<br />

ausgegangen wird, dass die sinkende Immobiliennachfrage<br />

Tribut fordern wird. Am schlechtesten<br />

sind die Erwartungen in Bezug auf das Geschäft<br />

mit klassischen Garantieprodukten sowie mit<br />

Pflegeversicherungen und Dread-Disease-Policen.<br />

Weitere Themen<br />

Neuer Vergleichsrechner am Markt 40<br />

Gewinnquoten in der PKV 42<br />

Bürgerrente statt Riester-Reform? 46<br />

Unterversicherung vermeiden 48<br />

Neue Impulse für die Basisrente 52<br />

Neues Rechtsschutz-Rating 54<br />

Foto: peterschreiber.media


40 | VERSICHERUNGEN Vergleichsrechner<br />

»Der Markt braucht einen<br />

unabhängigen Vergleicher«<br />

Der ehemalige softfair-Chef Matthias Brauch bringt einen neuen Vergleichsrechner<br />

an den Markt und will damit wirkliche Unabhängigkeit bieten.<br />

MT MARTIN THALER<br />

<strong>procontra</strong>: Mit Ihrer neuen Firma Comparit<br />

wollen Sie neue Vergleichsrechner<br />

für Makler auf den Markt bringen. Warum<br />

braucht es noch eine solche Firma?<br />

Matthias Brauch: Wir haben am Markt<br />

derzeit eine aus Sicht des unabhängigen<br />

Maklers sehr unbefriedigende<br />

Situation: Die drei Vollsortimenter am<br />

Markt – also die Vergleicher, die alle Versicherungssparten<br />

abdecken – befinden<br />

sich in der Hand einzelner Branchenakteure.<br />

softfair gehört zur Gruppe<br />

rund um die Fonds Finanz, Morgen &<br />

Morgen zu Jung, DMS & Cie. und Franke<br />

und Bornberg zur Swiss Life Gruppe.<br />

Gerade bezogen auf den letztgenannten<br />

Vergleicher finde ich es – gelinde<br />

gesagt – schwer zu verstehen, dass<br />

ein Vergleicher überhaupt in der Hand<br />

eines Versicherungsunternehmens sein<br />

kann. Als Makler stellt man sich da doch<br />

die Frage: Welcher Anbieter arbeitet<br />

ausschließlich für mich? Der Markt für<br />

einen unabhängigen Vergleicher ist aus<br />

meiner Sicht zurzeit unbesetzt, und ich<br />

glaube, wenn man es richtig angeht,<br />

gibt es eine große Chance, diese Lücke<br />

zu füllen. Der Markt braucht mindestens<br />

einen unabhängigen Vergleicher.<br />

<strong>procontra</strong>: Unabhängigkeit ist ja ein<br />

großes Wort. Wie wollen Sie die denn<br />

sicherstellen?<br />

Brauch: Wir garantieren unsere Un-<br />

Was Sie erfahren werden:<br />

Die Motivation für einen neuen Vergleichsrechner<br />

Wie die Unabhängigkeit des Rechners gewahrt bleibt<br />

Welche USPs der Rechner mitbringen wird<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


Vergleichsrechner VERSICHERUNGEN | 41<br />

abhängigkeit zum einen durch mehrere<br />

Investoren, zum anderen durch unser<br />

Konstrukt.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie sieht Ihre Firmenstruktur<br />

konkret aus?<br />

Brauch: 51 Prozent der Firmenanteile<br />

werden den Gründern gehören, also mir<br />

und den Mitarbeitern. Konkret: 26 Prozent<br />

der Anteile werden durch meine<br />

Firma gehalten, 25 Prozent von einer<br />

Mitarbeiter-KG. Die anderen 49 Prozent<br />

verteilen sich auf mehrere Marktteilnehmer,<br />

in dem Fall: die Maklerpools Netfonds,<br />

blau direkt und Maxpool. Für den<br />

Eintritt weiterer Pools, Vertriebe und<br />

Großmakler sind wir offen und wollen<br />

im ersten Halbjahr 2<strong>02</strong>4 mit den ersten<br />

Produkten auf weitere Pools, Vertriebe<br />

und Maklerunternehmen zugehen.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie weit sind Ihre Pläne<br />

fortgeschritten?<br />

Brauch: Am 2. Januar dieses Jahres<br />

haben wir die Entwicklung gestartet.<br />

Wir haben die Positionen des CEO, CTO<br />

sowie des COO bereits besetzt und verfügen<br />

über eine Entwicklertruppe, die<br />

wir im Laufe der kommenden Monate<br />

sukzessiv erweitern werden. Derzeit haben<br />

wir sechs Angestellte, weitere zehn<br />

Personen kommen bis zum 1. September<br />

hinzu. Bis Mitte 2<strong>02</strong>4 wird das Team<br />

zwischen 30 und 40 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter zählen.<br />

<strong>procontra</strong>: Ist es das Ziel, noch in diesem<br />

Jahr ein fertiges Produkt auf den<br />

Markt zu bringen?<br />

Brauch: Ja, wir wollen bis Ende des<br />

Jahres mit einem Lebensvergleichsprogramm<br />

auf den Markt gehen. Es soll<br />

erst einmal biometrische Risiken, also<br />

Berufsunfähigkeits- und Risikolebensversicherungen,<br />

umfassen. Vielleicht<br />

schaffen wir aber auch ein bisschen<br />

mehr.<br />

<strong>procontra</strong>: Ihr Ziel bleibt es aber, dass<br />

das Vergleichsprogramm letztlich alle<br />

Sparten umfasst?<br />

Brauch: Mit diesem Ziel sind wir angetreten.<br />

Ich halte es auch für die einzige<br />

Möglichkeit, als Vergleichsprogrammanbieter<br />

am Markt zu bestehen. Nutzer<br />

der Programme verstehen zu Recht<br />

nicht, warum sie mit verschiedenen<br />

Herstellern am Markt reden müssen,<br />

wenn es um Schnittstellen und einheitliche<br />

Oberflächen geht. Wir wollen uns<br />

jedoch auf die Sparten der Privatversicherung<br />

beschränken.<br />

<strong>procontra</strong>: Soll es außer der Sicherstellung<br />

der eigenen Unabhängigkeit<br />

noch weitere Punkte geben, mit denen<br />

Sie sich von der Konkurrenz abgrenzen<br />

wollen?<br />

Brauch: Bislang war es häufig so, dass<br />

die digitalen Antragsstrecken lediglich<br />

ein Abfallprodukt des Vergleichs waren.<br />

Wir wollen jedoch von Anfang an in<br />

digitalen Strecken zwischen Versicherer<br />

»Der Markt für<br />

einen unabhängigen<br />

Vergleicher ist aus<br />

meiner Sicht zurzeit<br />

unbesetzt.«<br />

und Makler denken, auf diesen Strecken<br />

setzen wir dann den sachlich fundierten<br />

und unabhängigen Vergleich auf. Das ist<br />

unsere fachliche Vision, die technische<br />

Vision ist unter anderem, dass wir einen<br />

API-first-Ansatz verfolgen. Zur Nutzerfreundlichkeit<br />

kommt damit auch die<br />

„Developer Experience“. Hier kommt<br />

uns natürlich zugute, dass wir ohne<br />

irgendwelche Altlasten auf der grünen<br />

Wiese anfangen können. Der Traum<br />

eines jeden Technikers.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie sieht es mit Ihrer Finanzierung<br />

aus?<br />

Brauch: Wir sind über die kommenden<br />

drei Jahre komplett ausfinanziert,<br />

sodass wir in dieser Zeit keinen Euro<br />

Umsatz machen müssten. Wir suchen<br />

aber nach weiteren Interessenten und<br />

wollen, wie bereits erwähnt, dazu auch<br />

mit einem Angebot auf die Branche<br />

zugehen. Dadurch fließt aber kein<br />

weiteres Geld in die Firma – stattdessen<br />

wird lediglich das investierte Kapital<br />

der jetzigen Investoren abschmelzen.<br />

Eine Kapitalerhöhung hätte sonst zur<br />

Folge, dass die Anteile der Gründer<br />

und Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen<br />

abschmelzen – das wollen wir ausdrücklich<br />

nicht. Schließlich sollen die Mitarbeiter:innen<br />

auch zukünftig das Sagen<br />

über die Firma haben. Wir planen, unseren<br />

Break-Even ausschließlich über die<br />

Lizenzgebühren für unsere Vergleichsprogramme<br />

zu erhalten.<br />

<strong>procontra</strong>: Ist der Markt groß genug für<br />

einen weiteren Mitbewerber?<br />

Brauch: Der Markt verträgt gerade in<br />

der jetzigen Zeit einen weiteren Player,<br />

der sich mit der Neutralität ja momentan<br />

auch ein Alleinstellungsmerkmal<br />

sichert. Ich habe aus der Branche dazu<br />

bislang auch ausschließlich positive<br />

Rückmeldungen bekommen. Und<br />

irgendjemand muss es ja machen: die<br />

„Nischigkeit“ des Marktes ist manchmal<br />

eben ein Hindernis für neue Akteure, in<br />

diesen Markt einzusteigen. Rechnet<br />

man alle Vergleicher im B2B-Bereich<br />

zusammen, kommt man auf ein<br />

Umsatzvolumen von circa 50 Millionen<br />

Euro. Das sind natürlich keine Summen,<br />

die für große Player interessant sind. Es<br />

braucht also eine gewisse Leidenschaft,<br />

sich in diesem Segment zu engagieren.<br />

Diese Leidenschaft ist allen Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern der Comparit<br />

zu eigen.<br />

Weiter im Thema<br />

Das vollständige<br />

Interview lesen<br />

Sie auf<br />

<strong>procontra</strong>-online.de<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


42 | VERSICHERUNGEN Private Krankenversicherung<br />

BAP trotz Gewinnen?!<br />

Die meisten privaten Krankenversicherer machen dauerhaft satte Gewinne. Warum<br />

zeitgleich die Beiträge erhöht werden, sollten Makler ihren Kunden erklären können.<br />

FB FLORIAN BURGHARDT<br />

Was Sie erfahren<br />

werden:<br />

Gewinnsituation der privaten<br />

Krankenversicherer<br />

Warum Gewinne und BAP<br />

sich nicht ausschließen<br />

Wofür PKV ihre Erträge<br />

verwenden<br />

Beitragsanpassungen (BAP) sind die<br />

Achillesferse der privaten Krankenversicherung.<br />

Allen Leistungen zum<br />

Trotz: Wenn alle paar Jahre ein Brief<br />

ins Haus flattert, der darüber informiert,<br />

dass der monatliche Beitrag<br />

um mehrere zehn oder sogar um<br />

mehr als 100 Euro steigt, entsteht<br />

Erklärungsbedarf bei den Privatversicherten.<br />

Abfangen muss dies nicht<br />

selten der Vermittler, was angesichts<br />

steigender Gewinne der Versicherer<br />

auch schnell zum heiklen Krisengespräch<br />

werden kann. Der eine oder<br />

andere Kunde schaut eben doch auf<br />

die versicherungsgeschäftliche Ergebnisquote<br />

(VEQ) seines privaten Krankenversicherers.<br />

„Diese ist mit dem<br />

versicherungstechnischen Ergebnis<br />

im Komposit-Bereich vergleichbar.<br />

Ihr Prozentwert drückt den Gewinnanteil<br />

an den Beitragseinnahmen des<br />

PKV-Unternehmens aus, der nach<br />

Abzug sämtlicher Leistungen sowie<br />

Abschluss- und Verwaltungskosten<br />

übrig bleibt, wobei in der PKV auch<br />

die Veränderung der Alterungsrückstellung<br />

berücksichtigt wird“, erklärt<br />

Illustration: Eleonora Mavromati


Private Krankenversicherung VERSICHERUNGEN | 43<br />

Abdulkadir Cebi, Bereichsleiter Analyse und Bewertung<br />

bei der Assekurata Assekuranz Rating-<br />

Agentur GmbH. Eine Quote zwischen 10 und 15<br />

Prozent hält er dabei für ein stabiles Geschäftsmodell<br />

in stürmischen Zeiten. Quoten von über<br />

15 Prozent, so Cebi, seien hingegen nicht zwingend<br />

notwendig.<br />

Auffällige Einsteigertarife<br />

Diese sind jedoch keine Seltenheit mehr (siehe<br />

Grafik). Laut „Branchenmonitor Krankenversicherung“<br />

der V.E.R.S. Leipzig GmbH erzielten im<br />

Geschäftsjahr 2<strong>02</strong>1 (aktuellere Geschäftszahlen<br />

liegen zu den meisten Unternehmen noch nicht<br />

vor) 16 der 25 größten privaten Krankenversicherer<br />

eine VEQ von über 15 Prozent. Im Jahr 2<strong>02</strong>0<br />

waren es noch elf, im Jahr 2019 acht. Auf Sechsjahressicht<br />

(Geschäftsjahre 2016 bis einschließlich<br />

2<strong>02</strong>1) kommen neun Unternehmen auf eine<br />

durchschnittliche jährliche VEQ von über 15 Prozent:<br />

LKH (20,99), R+V (18,73), Alte Oldenburger<br />

(17,38), Generali Kranken (ehemals Central 17,24),<br />

DKV (17,15), LVM (16,51), uniVersa (16,25), Württembergische<br />

(15,39) und Union Kranken (15,09).<br />

Aber wie lassen sich vor dem Hintergrund solch<br />

langfristig hoher Gewinnquoten überhaupt noch<br />

Beitragserhöhungen rechtfertigen? Laut BdV-<br />

Chefökonom Constantin Papaspyratos muss<br />

man hier mehrere Faktoren berücksichtigen<br />

(siehe Zusatzinterview). Am wichtigsten sei es,<br />

dass jedes Tarifkollektiv eines PKV-Anbieters gesondert<br />

betrachtet werden müsse, wodurch sich<br />

die BAP parallel zu den hohen Gewinnquoten<br />

erklären ließen. Ein Problem sieht Papaspyratos<br />

in sogenannten Einsteigertarifen, die noch vor<br />

einigen Jahren vielfach verkauft wurden. Diese<br />

seien „sehr knapp kalkuliert“ und hätten auf<br />

junge, gesunde Selbstständige abgezielt. Das habe<br />

sich aber gerächt, weil es in diesen relativ kleinen<br />

Kollektiven Jahre später immer wieder zu heftigen<br />

Beitragssprüngen gekommen sei. Laut dem<br />

Verbraucherschützer haben unter anderem diese<br />

Einsteigertarife die PKV zu ihrem „Teuer-Image“<br />

und zur BAP-Angst vieler Menschen geführt.<br />

Über die RfB zum Kunden?!<br />

Beim PKV-Verband teilt man diese Auffassung<br />

nicht. „Wir haben keinen Einblick in die Tarifkalkulation<br />

der Unternehmen, gehen aber davon<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

PKV-Gewinnquoten im Vergleich<br />

2016 2017 2018 2019 2<strong>02</strong>0 2<strong>02</strong>1<br />

R+V LKH DKV Debeka<br />

Marktdurchschnitt<br />

versicherungsgeschäftliche Ergebnisquote<br />

der privaten Krankenversicherer in % <br />

»Eine versicherungsgeschäftliche<br />

Ergebnisquote von über 15 Prozent<br />

ist nicht zwingend notwendig.«<br />

Abdulkadir Cebi<br />

Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata<br />

aus, dass alle solide kalkuliert sind. Dafür gibt<br />

es strenge Kalkulationsvorgaben, die von einem<br />

unabhängigen Treuhänder überwacht werden“,<br />

heißt es auf unsere Nachfrage. Eine Quersubventionierung<br />

zwischen profitablen und defizitären<br />

Tarifen sei in der PKV übrigens nicht möglich, betont<br />

deren Dachverband. Auf diesem Weg lassen<br />

sich BAP also nicht verhindern.<br />

Doch was machen die Krankenversicherer mit<br />

besonders hohen VEQ eigentlich mit ihren<br />

Gewinnen? „Der Anteil des Überschusses,<br />

welcher der Rückstellung für Beitragsrückerstattung<br />

zugeführt wird, lag bei uns in den letzten<br />

drei Jahren zwischen 92 und 93 Prozent“, so<br />

LKH-Sprecherin Dörte Radtke. Ähnlich erklärten<br />

sich auch die vier anderen Unternehmen mit<br />

einer VEQ über 17 Prozent auf unsere Nachfrage.<br />

Aus den RfB-Töpfen werden nicht nur die<br />

Prämien für leistungsfreie Kunden ausgeschüt-<br />

Quelle: Branchenmonitor<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


44 | VERSICHERUNGEN Private Krankenversicherung<br />

tet, sondern auch BAP komplett vermieden<br />

oder abgemildert. Vermittler können ihren<br />

Kunden also erklären, dass BAP immer gezielt bei<br />

defizitären Tarifen eingesetzt werden und nicht<br />

aufgrund paralleler Gewinne des Unternehmens<br />

vermeidbar sind. Die Profite wiederum kommen<br />

größtenteils allen Versicherten zugute.<br />

Long Story short<br />

Tarifkollektive werden gesondert betrachtet,<br />

Quersubventionierung ist nicht erlaubt<br />

Gewinne und BAP schließen sich daher nicht aus<br />

Gewinne werden zur BAP-Vermeidung verwendet<br />

»Viele Einsteigertarife rächen sich noch heute«<br />

Wie sich PKV-Beitragserhöhungen trotz konstant satter Gewinne der Versicherer erklären lassen,<br />

erläutert Constantin Papaspyratos, Chefökonom des Bundes der Versicherten.<br />

<strong>procontra</strong>: Ein Drittel der PKV-Anbieter<br />

fährt seit mindestens fünf Jahren<br />

über 15 Prozent Gewinn ein. Wie<br />

lassen sich da Beitragserhöhungen<br />

rechtfertigen?<br />

Constantin Papaspyratos: Das kann<br />

man pauschal nicht beurteilen. In der<br />

versicherungsgeschäftlichen Ergebnisquote<br />

steckt auch das Geschäft<br />

mit Zusatzversicherungen drin, und<br />

innerhalb eines privaten Krankenversicherers<br />

muss jedes Kollektiv gesondert<br />

betrachtet werden. Viele Tarife<br />

eines Unternehmens können Gewinne<br />

„abwerfen“, während anderen ein<br />

relativ altes Versichertenkollektiv<br />

zugrunde liegt, das viele Leistungen<br />

in Anspruch nimmt und dadurch<br />

eine hohe Schadenquote produziert.<br />

Dann erhalten die Kunden aus diesem<br />

Kollektiv bei der nächsten Gelegenheit<br />

eine Beitragserhöhung, obwohl das<br />

Unternehmen insgesamt gute Gewinne<br />

einfährt. Ein anderes Beispiel wäre<br />

ein „Einsteigertarif“, der mit vielen<br />

jungen, gesunden Leuten und entsprechend<br />

einem niedrigen Beitragsniveau<br />

gestartet ist. Wenn die Versicherten<br />

dann zunehmend Leistungen beanspruchen,<br />

kommen auch hier die BAP.<br />

<strong>procontra</strong>: Haben wir in der PKV ein<br />

Problem mit solchen Einsteigertarifen?<br />

Papaspyratos: Dieses Thema hat<br />

sich in den letzten 15 Jahren deutlich<br />

verbessert. Vorher kursierten viele<br />

Angebote à la „PKV für unter 200<br />

Euro monatlich“. Einige Gesellschaften<br />

hatten es damit vor allem auf junge<br />

Selbstständige mit relativ geringem<br />

Einkommen abgesehen. Diese Einsteigertarife<br />

waren sehr knapp kalkuliert.<br />

Man hatte erwartet, dass diese<br />

Menschen entweder zurück in die GKV<br />

gehen oder dass sie in leistungsstärkere<br />

Tarife wechseln. Da jedoch relativ<br />

viele Menschen in diesen Tarifen<br />

blieben und die Schadenquote mit<br />

dem Alter anstieg, waren die BAP hier<br />

sehr hoch und sind es teilweise immer<br />

noch. Zudem sind die BAP auch ein<br />

Zinsthema. Wenn der Tarif mit einem<br />

Rechnungszins kalkuliert wurde, den<br />

der Versicherer später nicht mehr erwirtschaften<br />

kann, treibt auch das die<br />

Beiträge nach oben.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie beurteilen Sie die teils<br />

hohen Gewinne der PKV-Anbieter?<br />

Papaspyratos: Hier muss man darauf<br />

schauen, wie ein privater Krankenversicherer<br />

mit seinen Erträgen umgeht,<br />

um Beitragserhöhungen zu dämpfen<br />

– zum Beispiel über Limitierungsmittel.<br />

Wenn Teile des Gewinns dafür<br />

hergenommen werden, ist das<br />

unkritisch. Zumal sich Versicherungsvereine<br />

nicht einfach neues Kapital<br />

beschaffen können wie Aktiengesellschaften.<br />

Letztere wiederum müssen<br />

Dividenden zahlen, um für neue<br />

Aktienausgaberunden zur Kapitalbeschaffung<br />

attraktiv zu bleiben.<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


Stuttgarter | ANZEIGE<br />

Sixpack zum Renten-Checkup ‘23<br />

Inflation, turbulente Kapitalmärkte und wirtschaftliche Sorgen erhöhen die Unsicherheit bei Kunden<br />

und erfordern vor allem Information und Aufklärung durch den Vermittler.<br />

Der „Renten-Checkup ‘23“ der Stuttgarter eröffnet 6 neue Wege mit Beratungsansätzen in der Vorsorge.<br />

Drei turbulente Jahre liegen hinter uns, die die<br />

Welt als Ganzes und auch die Lebenswelt jedes<br />

Einzelnen verändert haben. Pandemie, volatile<br />

Kapitalmärkte, hohe Inflation und politische<br />

Unsicherheiten vergrößerten die Sorgen vieler<br />

Kunden und erschwerten die Beratung zur<br />

privaten Altersvorsorge. Doch der Blick gehört<br />

nach vorn, Richtung Zukunft. Denn die Notwendigkeit,<br />

die Einkommenslücke im Alter zu<br />

schließen, bleibt weiterhin hoch.<br />

Rente? Einmal durchchecken bitte!<br />

Die Stuttgarter unterstützt Sie, Ihre Kunden<br />

gerade jetzt zu beraten.<br />

Unter dem Motto „Einmal durchchecken bitte“<br />

bietet sie Ideen und Impulse. Ausgestattet mit<br />

Impulspräsentationen, unterhaltsamen Social-<br />

Media-Content für Ihre Kanäle, Mailingvorlagen<br />

oder Argumentationsleitfäden gestalten Sie<br />

Ihre Kundenansprache effektiver sowie Ihre Beratung<br />

anschaulicher und geben der privaten<br />

Altersvorsorge ein zeitgemäßes Update.<br />

DIESES SIXPACK MIT VERTRIEBSANSÄTZEN WURDE FÜR SIE GESCHNÜRT:<br />

PAKET 1<br />

»Vorsorge-Checkup ’23 in Zeiten<br />

hoher Inflation.«<br />

Die hohe Inflation gefährdet die private<br />

Altersvorsorge. Ein Checkup der<br />

Vorsorgesituation und ein Upgrade<br />

laufender Verträge gewährleisten<br />

Ihren Kunden den Kaufkrafterhalt im<br />

Alter.<br />

PAKET 4<br />

»Geschenkte Zukunft bringt die<br />

Basisrente auf den Tisch.«<br />

Beiträge zur Basisrente können seit<br />

2<strong>02</strong>3 komplett steuerlich abgesetzt<br />

werden. Damit lassen sich die<br />

Zielgruppen der gutverdienenden<br />

Arbeitnehmer und Selbstständigen<br />

hervorragend aktivieren.<br />

PAKET 2<br />

»Vorsorge? Menschenskinder! –<br />

um die Kindergelderhöhung clever<br />

zu nutzen.«<br />

Die Erhöhung des Kindergelds ist oft<br />

noch nicht fest verplant und wirkt wie<br />

ein „Bonus“. Ein guter Zeitpunkt, Eltern<br />

die Potenziale einer Kindervorsorge<br />

vorzustellen und den „Einkommensbonus“<br />

in die Zukunft der Kinder zu<br />

investieren.<br />

PAKET 5<br />

»Zukunft schenken – Steuern sparen<br />

zeigt Alternativen zum Vererben auf.«<br />

Steuern belasten die Weitergabe von<br />

Vermögen. Zeigen Sie auf, wie diese<br />

Kosten gesenkt werden können, und<br />

nutzen Sie die langfristige Erbschaftsplanung<br />

als Vertriebspotenzial.<br />

PAKET 3<br />

»Beruhigend gute Vorsorge, wenn die<br />

Kapitalmärkte verrücktspielen.«<br />

Es herrscht nach wie vor oft Skepsis<br />

gegenüber kapitalmarktorientierter<br />

Vorsorge. Zeitgemäße Produkte kombinieren<br />

gewünschte Sicherheit und<br />

nötige Ertragschancen.<br />

PAKET 6<br />

»Investition mit Steuervorteil für die<br />

Verwendung höherer Einmalbeträge.«<br />

Einmalbeträge und private Altersvorsorge<br />

matchen perfekt. Dabei sind<br />

Fondspolicen gegenüber Fondsinvestments<br />

– trotz Vertragskosten – bei<br />

längerer Laufzeit häufig die bessere<br />

Wahl.<br />

Downloaden Sie jetzt Ihr Vertriebs-Sixpack unter: checkup23.stuttgarter.de


46 | VERSICHERUNGEN pro/contra<br />

Bürgerrente statt<br />

Riester-Reform?<br />

Mit einer Bürgerrente wollen die deutschen Lebensversicherer die geförderte private<br />

Altersvorsorge neu beleben. BVK-Präsident Michael H. Heinz und GDV-Hauptgeschäftsführer<br />

Jörg Asmussen vertreten zu dem Thema kontroverse Ansichten.<br />

pro<br />

Es ist gut, dass der Dialog zur privaten<br />

Altersvorsorge in der Fokusgruppe<br />

Altersvorsorge der Bundesregierung<br />

nun gestartet ist. Die geförderte private<br />

Altersvorsorge ist reformfähig und hat<br />

eine Reform verdient – zügig und mit<br />

Blick für die echten Bedürfnisse der<br />

Bürgerinnen und Bürger.<br />

Die deutschen Lebensversicherer wollen<br />

mit ihrem Konzept einer Bürgerrente<br />

die geförderte private Altersvorsorge<br />

neu beleben. Die Bürgerrente soll<br />

einfacher, verständlicher, nachhaltiger<br />

und renditestärker sein: Sie soll höhere<br />

Erträge abwerfen, als sie heute mit<br />

Riester möglich sind. Dafür ist es aus<br />

Sicht der Versicherer nötig, den derzeit<br />

vorgeschriebenen 100-prozentigen<br />

Kapitalerhalt zu Rentenbeginn aufzuweichen<br />

– ohne jedoch völlig auf eine<br />

Absicherung zu verzichten. Die Verrentung<br />

des angesparten Vermögens bleibt<br />

Kernelement der geförderten privaten<br />

Altersvorsorge.<br />

Regelmäßige Anpassung der Zulagen<br />

Die Förderung soll mit der Bürgerrente<br />

einfacher und verständlicher werden.<br />

Die Idee: Zu jedem eingezahlten Euro<br />

legt der Staat 50 Cent obendrauf. Zahlt<br />

»Mit der Bürgerrente<br />

lässt sich<br />

die staatlich<br />

geförderte private<br />

Altersvorsorge<br />

künftig deutlich<br />

günstiger gestalten.«<br />

Jörg Asmussen,<br />

Hauptgeschäftsführer des GDV<br />

eine Kundin beispielsweise 1.000 Euro<br />

pro Jahr in den Vertrag ein, gibt es<br />

500 Euro als Förderung dazu. So<br />

einfach. Ebenfalls sollte es künftig über<br />

die Kopplung an die Beitragsbemessungsgrenze<br />

eine regelmäßige Anpassung<br />

der Zulagen geben.<br />

Mit der Bürgerrente sollte der Kreis der<br />

Förderberechtigten nach Ansicht der<br />

Versicherer auch um die Gruppe der<br />

Selbstständigen erweitert werden, die<br />

nicht rentenversicherungspflichtig sind.<br />

Ein Standardprodukt, weniger Dokumentationsaufwand,<br />

schlankere<br />

Prozesse zwischen Anbietern und<br />

staatlichen Förderstellen, digitale<br />

Vertriebsmöglichkeiten: All das senkt<br />

die Kosten. Mit der Bürgerrente ließe<br />

sich die private Altersvorsorge deutlich<br />

günstiger gestalten – ohne auf den<br />

Service einer persönlichen Beratung zu<br />

verzichten. Die Vermittler sorgen für ein<br />

größeres Verständnis des Produkts und<br />

mithin für dessen hohe Verbreitung.<br />

Ein breites Beraternetzwerk vor Ort ist<br />

für die große Verbreitung individueller<br />

Vorsorgelösungen zentral. Von den<br />

Dörfern bis zu den Städten begleiten<br />

Beraterinnen und Berater die Menschen<br />

über die wechselnden Lebensumstände<br />

hinweg, oft über viele Jahre, teilweise<br />

sogar generationenübergreifend ein<br />

Leben lang. Sie analysieren die persönliche<br />

Situation mit Blick auf Einkommensentwicklung,<br />

familiäre Situation<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


pro/contra VERSICHERUNGEN | 47<br />

und Lebensziele, sie helfen rechtzeitig<br />

Absicherungs- und Versorgungslücken<br />

zu erkennen und übernehmen die<br />

Lotsenfunktion mit Blick auf die<br />

unterschiedlichen Vorsorgelösungen.<br />

Wichtig: Bei der Bürgerrente handelt es<br />

sich nicht um einen fertigen Produktvorschlag.<br />

Sie ist vielmehr ein Konzept, wie<br />

die staatlich geförderte Altersvorsorge<br />

ausgestaltet sein sollte. Den Rahmen<br />

dafür muss die Politik bestimmen. Das<br />

heutige System ist rund 20 Jahre alt,<br />

ohne grundlegende Änderung bisher.<br />

Eine zeitgemäße Weiterentwicklung ist<br />

schon lange überfällig.<br />

contra<br />

Mit Skepsis begegnet der Bundesverband<br />

Deutscher Versicherungskaufleute<br />

(BVK) den Plänen, ein neues Altersvorsorgeprodukt<br />

unter dem Namen „Bürgerrente“<br />

einzuführen. Seit über zwei<br />

Jahrzehnten sorgen rund 16 Millionen<br />

Vorsorgesparer fürs Alter mit Riester-<br />

Renten vor. Jetzt ein neues System<br />

einzuführen, würde diese Menschen<br />

vor den Kopf stoßen und das Signal aussenden,<br />

dass das private Altersvorsorgesystem<br />

versagt hat. Das könnte dazu<br />

führen, dass sich Kunden vollends von<br />

der privaten Vorsorge verabschieden.<br />

Bedenklich ist auch, dass die „Bürgerrente“<br />

als ein Standardprodukt von der<br />

Stange konzipiert ist. Dieses kann aber<br />

den vielen individuellen Lebenslagen<br />

von Menschen nicht entsprechen, was<br />

zur Folge hätte, dass viele mit einem<br />

Vertrag vorsorgen würden, der ihren<br />

Wünschen und ihrer Lebenslage gar<br />

nicht entspricht. Auch das hätte gravierende<br />

Folgen für die Akzeptanz und das<br />

Vertrauen.<br />

Digitale Vertriebswege bringen<br />

das Fass zum Überlaufen<br />

Da nutzt auch der Vorschlag nichts, dass<br />

jede privat eingezahlte Euro mit<br />

weiteren 50 Prozent vom Staat bezuschusst<br />

werden soll. Doch so spendabel<br />

soll die „Bürgerrente“ auch wiederum<br />

nicht sein. Denn die förderfähigen<br />

Beiträge werden bis zu 4 Prozent der<br />

Beitragsbemessungsgrenze der gesetzlichen<br />

Rentenversicherung begrenzt.<br />

Dass sogar auch beratungslose digitale<br />

»Einem Verbraucherschutzgedanken,<br />

wonach kein Vertrieb<br />

ohne Beratung<br />

stattfinden dürfe,<br />

entspricht das in<br />

keiner Weise.«<br />

Michael H. Heinz,<br />

Präsident des Bundesverbands<br />

Deutscher Versicherungskaufleute<br />

Vertriebswege möglich sein sollen, ist<br />

der Tropfen, der das Fass überlaufen<br />

lässt. Einem Verbraucherschutzgedanken,<br />

wonach kein Vertrieb ohne<br />

Beratung stattfinden dürfe, entspricht<br />

das in keiner Weise.<br />

Statt eines neuen, ungewissen Konstrukts<br />

möchten wir die Chancen der<br />

Riester-Rente ausbauen, um sie<br />

einfacher und renditestärker zu<br />

machen. Man könnte ihr umständliches<br />

Zulagenverfahren entbürokratisieren,<br />

die Förderzulagen inflationsbereinigt<br />

dynamisieren. Auch die 100-prozentige<br />

Beitragsgarantie könnte abgesenkt<br />

werden und somit den Anbietern<br />

ermöglichen, bessere Ertragsoptionen<br />

an den Kapitalmärkten zu nutzen.<br />

Die Deckelung der steuerlichen Höchstfördergrenze<br />

von Altersvorsorgebeiträgen<br />

könnte außerdem angehoben<br />

werden. Für eine Reform der Riester-<br />

Rente wäre die Öffnung für weitere<br />

Bevölkerungsgruppen eine sinnvolle<br />

Option. Und Geringverdiener würde die<br />

Anhebung des Schonvermögens bei<br />

privaten Renten motivieren, ihr knappes<br />

Geld fürs Alter beiseitezulegen.<br />

All diese Vorschläge ließen sich hier und<br />

heute anwenden. Hier gilt es ein<br />

Potenzial von 16 Millionen Vorsorgesparerinnen<br />

und -sparern zu heben. Dafür<br />

unterbreitete der BVK der „Fokusgruppe<br />

private Altersvorsorge“ des Bundesministeriums<br />

der Finanzen konstruktive<br />

Vorschläge. Die Politik müsste nun nur<br />

den Mut haben, die totgesagte Riester-<br />

Rente zu reformieren.<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


48 | VERSICHERUNGEN Bestands-Check<br />

Inflationäre Gefahr<br />

Durch Preissteigerungen geraten viele Versicherungspolicen auf den Prüfstand.<br />

Vermittler müssen aufklären, damit existenzielle Risiken weiter abgedeckt bleiben<br />

und eine Unterversicherung vermieden wird.<br />

IR IMKE REIHER<br />

Illustration: Eleonora Mavromati


Bestands-Check VERSICHERUNGEN | 49<br />

Was Sie erfahren werden:<br />

Wo Tariferhöhungen zu erwarten sind<br />

Warum Unterversicherung als Thema an Brisanz gewinnt<br />

Welche Anknüpfungspunkte Berater nutzen können<br />

Die Inflation führt dazu, dass immer mehr<br />

Menschen über Kürzungen beim Versicherungsschutz<br />

nachdenken. „Wenn Einsparungen nötig<br />

sind, landen viele schnell bei Versicherungen“,<br />

hat Dirk Schmidt-Gallas, Leiter der globalen<br />

Versicherungs-Practice bei Simon-Kucher, beobachtet.<br />

Im Oktober 2<strong>02</strong>2 veröffentlichte die<br />

Unternehmensberatung eine Studie, in der die<br />

Folgen der Inflation für Versicherer und Kunden<br />

untersucht wurden. Das Ergebnis verdeutlicht<br />

die Brisanz für die Branche: 65,7 Prozent der Befragten<br />

gaben an, dass ihr Zahlwille für Versicherungen<br />

gesunken ist.<br />

Schlechte Nachrichten für Versicherer, die selbst<br />

mit erhöhtem Preisdruck kämpfen und Wege<br />

finden müssen, diesen weiterzugeben. Gerade<br />

in der Schaden- und Unfallversicherung sind die<br />

Summen im Leistungsfall, wegen anziehender<br />

Preise für Material und Manpower sowie häufiger<br />

Naturkatastrophen, stark gestiegen. Ohne<br />

Prämienerhöhungen geht das nicht. Das hat sich<br />

in den letzten Monaten schon bei Kfz-Policen<br />

gezeigt, wo sich einige Tarife um 10 bis 30 Prozent<br />

verteuerten. Zwei Anbieter, die vorgeprescht<br />

sind, sind Allianz und E+S Rück. Und auch bei<br />

Wohngebäudepolicen stehen Preissprünge an.<br />

Zum einen wegen des Anpassungsfaktors, den<br />

Versicherer weitergeben müssen, wenn Gebäude<br />

zum gleitenden Neuwert versichert sind (2<strong>02</strong>3:<br />

fast 15 Prozent). Zum anderen durch Prämienanpassungen.<br />

Manche Anbieter wie die Gothaer<br />

Allgemeine und VHV nutzen bereits beide Optionen,<br />

andere dürften folgen. „Jedes Haus wird sich<br />

mit der Inflation beschäftigen müssen“, meint<br />

Frank Gehring, Partner und Versicherungsexperte<br />

bei Simon-Kucher. „Wir gehen davon aus, dass<br />

sich das Preisniveau bei Schadenkosten nach<br />

»Jedes Haus wird sich mit der Inflation<br />

beschäftigen müssen.«<br />

oben bewegt und ein Marktphänomen wird und<br />

Versicherer in puncto Beitragsanpassungen zunehmend<br />

auch in den Bestand gehen werden.“<br />

Makler: Prioritätenliste erstellen<br />

Berater sollten die Teuerungen nutzen, um beim<br />

Kunden eine Bestandsaufnahme anzuregen<br />

– mit dem Ziel, Einsparpotenzial aufzuzeigen,<br />

ohne wichtigen Schutz zu riskieren. Hier liegt<br />

eine große Gefahr: „Die hohe Inflation wird oft<br />

nur kurzfristig gesehen, wirkt sich aber langfristig<br />

aus und birgt die Gefahr einer Unterversicherung<br />

in bestehenden Policen“, warnt<br />

Schmidt-Gallas. „Man muss bedenken, dass der<br />

Absicherungsbedarf bei Abschluss niedriger war<br />

und andere Berechnungsparameter zugrunde<br />

gelegt wurden.“<br />

Frank Gehring<br />

Partner und Versicherungsexperte bei Simon-Kucher<br />

Anhand einer Liste können Berater die einzelnen<br />

Versicherungen durchgehen und vor Stolperfallen<br />

warnen. „Während manche Kunden beim<br />

Thema Hausrat überlegen, ob sie die Kosten im<br />

Schadensfall nicht selbst tragen könnten, sind sie<br />

gut beraten, essenzielle Policen wie eine Altersvorsorge,<br />

Haftpflicht oder eine BU-Police besser<br />

nicht aufzukündigen“, betont Gehring.<br />

Sparpotenzial können Berater anderswo auf-<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


50 | VERSICHERUNGEN Bestands-Check<br />

»Basisabsicherungen auf Prüfstand«<br />

Dr. Herbert Schneidemann,<br />

Vorsitzender der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV)<br />

<strong>procontra</strong>: Wie macht sich die<br />

Inflation im Versicherungsgeschäft<br />

bemerkbar?<br />

Dr. Herbert Schneidemann: Die<br />

aktuelle Entwicklung ist dynamisch,<br />

zeigt aber noch keine galoppierende<br />

Inflation. Grundsätzlich betreffen<br />

allgemeine Teuerungen alle Wirtschaftszweige.<br />

Die Inflation hat einen<br />

gravierenden Einfluss auf das Versicherungsgeschäft<br />

und macht sich je<br />

nach Sparte an verschiedenen Stellen<br />

bereits bemerkbar. So sind etwa die<br />

Schadenkosten in der Schaden- und<br />

Unfallversicherung wegen der extremen<br />

Erzeugerpreisinflation zuletzt<br />

stark gestiegen. Das führte und führt<br />

entsprechend zu kurzfristigen Preisanpassungen<br />

in den einzelnen Tarifen.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie und wo geben Versicherer<br />

erhöhte Kosten weiter?<br />

Schneidemann: Kostensteigerungen<br />

sind in der Schadenregulierung im<br />

Bereich der Schaden- und Unfallversicherung<br />

zu beobachten. Das wird<br />

zu höheren Beiträgen führen oder hat<br />

dies bereits getan. So haben viele zum<br />

Jahreswechsel die ersten Auswirkungen<br />

in Form gestiegener Beiträge zur<br />

Kfz-Versicherung bemerkt. Mit weiteren<br />

kurzfristigen Preisanpassungen<br />

wird aufgrund der schnell gestiegenen<br />

und weiter steigenden Schadenkosten<br />

zu rechnen sein.<br />

<strong>procontra</strong>: Inwieweit ändert sich das<br />

Verhalten von Policenkunden durch<br />

die Inflation?<br />

Schneidemann: Wir gehen bei einer<br />

länger anhaltenden, erhöhten Inflation<br />

davon aus, dass mancher Versicherungsnehmer<br />

aus Kostengründen auch<br />

bei sinnvollen Basisabsicherungen<br />

Abstriche machen wird. Kürzungen<br />

bei der privaten Altersvorsorge, der<br />

Arbeitskraftabsicherung oder bei<br />

Basisabsicherungen wie der privaten<br />

Haftpflichtversicherung sollten jedoch<br />

sehr gut abgewogen werden.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie groß ist die Rabatt-Bereitschaft<br />

bei Wechselandrohung?<br />

Schneidemann: Auf aktuarielle,<br />

kalkulatorische Berechnungen können<br />

Wechselandrohungen keine Auswirkungen<br />

haben, da sie nach festen<br />

Regeln und Richtlinien erfolgen. Was<br />

die spezifische und letztendliche<br />

Preisfindung einzelner Unternehmen<br />

angeht, mag die Reaktion auf konkretes<br />

Kundenverhalten unterschiedlich<br />

gehandhabt werden. Dazu haben wir<br />

aber keine Informationen und bewerten<br />

das auch nicht.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie und wo lässt sich bei<br />

Policen am sinnvollsten sparen?<br />

Schneidemann: Welche Policen in der<br />

jeweiligen Lebenssituation des<br />

Versicherungsnehmers als notwendig<br />

gelten können, muss individuell<br />

bewertet werden. Genauso wie der<br />

Preisvergleich im Markt, der abhängig<br />

von den eigenen Anforderungen,<br />

Angeboten und Leistungsbestandteilen<br />

erfolgt. Es gibt viele Produkte mit<br />

unterschiedlichen Preisen und<br />

Leistungsmerkmalen. Eine grundsätzliche<br />

Möglichkeit zur Einsparung<br />

könnte auf Verbraucherseite eine<br />

Anpassung der Selbstbehalte sein.<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


Bestands-Check VERSICHERUNGEN | 51<br />

Stabil hohes Niveau<br />

Inflationsrate in Deutschland<br />

10<br />

9<br />

8<br />

8,6 8,8 8,8<br />

8,1<br />

8,7 8,7<br />

7<br />

6<br />

5,9<br />

6,3<br />

7,0<br />

6,7 6,7<br />

7,0<br />

5<br />

4<br />

4,3<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Feb<br />

2<strong>02</strong>2<br />

März<br />

2<strong>02</strong>2<br />

Apr<br />

2<strong>02</strong>2<br />

Mai<br />

2<strong>02</strong>2<br />

Jun<br />

2<strong>02</strong>2<br />

Jul<br />

2<strong>02</strong>2<br />

Aug<br />

2<strong>02</strong>2<br />

Sep<br />

2<strong>02</strong>2<br />

Okt<br />

2<strong>02</strong>2<br />

Nov<br />

2<strong>02</strong>2<br />

Dez<br />

2<strong>02</strong>2<br />

Jan<br />

2<strong>02</strong>3<br />

Feb<br />

2<strong>02</strong>3<br />

Angaben in % Quelle: Statista, Stand: 3/2<strong>02</strong>3<br />

zeigen. Etwa indem sie Altverträge<br />

auf unnötige Zusatzleistungen überprüfen<br />

und mit neuen, womöglich<br />

besseren Angeboten vergleichen.<br />

Weitere Sparoptionen sind zudem<br />

eine höhere Selbstbeteiligung, Jahres-<br />

Prämienzahlungen, eine Kreditbündelung<br />

oder Vereinbarungen wie eine<br />

Werkstattbindung bei der Kfz-Police.<br />

Kündigungen vermeiden<br />

Bevor eine Police aus finanziellen<br />

Gründen gekündigt wird, sollten Berater<br />

Alternativen wie einen Verkauf<br />

oder Ruhigstellen aufzeigen. Nicht<br />

immer ist eine Kündigung die beste<br />

Wahl, selbst wenn die Police nicht<br />

(mehr) nötig ist. Gerade bei einer<br />

Lebensversicherung summieren sich<br />

die Nachteile schnell. Denn neben<br />

einem Betrag für den bisherigen<br />

Risikoschutz müssen auch die Kosten<br />

für Vertrieb und Verwaltung abgetreten<br />

werden. Zudem entfallen weitere<br />

»Die hohe Inflation<br />

wird oft nur kurzfristig<br />

gesehen, birgt<br />

aber langfristig die<br />

Gefahr einer Unterversicherung.«<br />

Dirk Schmidt-Gallas<br />

Simon-Kucher<br />

Long Story short<br />

Überschüsse und der Schlussbonus.<br />

Mit einem guten Berater können<br />

Kunden auch in Zeiten hoher Inflation<br />

gewinnen. Diesen Mehrwert gilt<br />

es zu vermitteln, wobei Fachwissen<br />

und Ehrlichkeit Pluspunkte sind. Das<br />

sollten Berater klar kommunizieren,<br />

falls sie bei selbst verkauften Policen<br />

Abstriche vorschlagen. Schließlich<br />

hat die Inflation viele Vorzeichen<br />

geändert. „Früher ging es in erster<br />

Linie um Wohlstandsaufbau, jetzt<br />

geht es mehr um existenzielle<br />

Absicherung“, so Schmidt-Gallas.<br />

Tarif-Erhöhungen bleiben Thema – auch im Bestandsgeschäft<br />

Inflation kann langfristig und unwissentlich zu Unterversicherung führen<br />

Bedürfnis nach Zusatzversicherungen und -leistungen steigt<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


52 | VERSICHERUNGEN Altersvorsorge für Selbstständige<br />

Die Kür kommt vor der Pflicht<br />

Der Zwang zur Altersvorsorge für Selbstständige steht weiter im Raum.<br />

Neue Impulse, der Pflicht zuvorzukommen, liefert die Basisrente.<br />

CF CARLA FRITZ<br />

Was Sie erfahren werden:<br />

Aufhänger für die Altersvorsorgeberatung von Selbstständigen<br />

Check von Familien-/Vermögensverhältnissen vor einem Abschluss<br />

Inwiefern Insolvenzschutz und Liquidität ein zweischneidiges Schwert sind<br />

Der Bundesarbeitsminister will sie, in ein Versorgungswerk einzahlen<br />

möglichst bald. Die Präsidentin der noch pflichtversichert sind, haben<br />

Deutschen Rentenversicherung fordert<br />

sie, noch in dieser Legislaturperi-<br />

steuerbegünstigt fürs Alter vorzusor-<br />

ja faktisch keine andere Möglichkeit,<br />

ode: die verpflichtende Altersvorsorge gen.“ Für ihn einer der Hauptgründe,<br />

für Selbstständige. Diskutiert wird sie die Basisrente zu empfehlen: „Nur<br />

gefühlt schon eine halbe Ewigkeit. wenn es sich tatsächlich steuerlich<br />

Aber: Pflicht hin oder her, es liegt vor rechnet.“ Andernfalls könne man<br />

allem im eigenen Interesse, schon<br />

vorher aktiv zu werden, sekundiert<br />

vom Makler.<br />

Einen neuen Impuls für das Beratungsgespräch<br />

lieferte hier jüngst die<br />

Ankündigung des Bundesfinanzministers,<br />

die volle steuerliche Absetzbarkeit<br />

von Rentenbeiträgen und<br />

damit auch zur staatlich geförderten<br />

privaten Basisrente um zwei Jahre<br />

auf 2<strong>02</strong>3 vorzuziehen. Im Maximum<br />

wären das derzeit jährlich 26.528 Euro<br />

und gerechnet mit den ursprünglich<br />

abzugsfähigen 96 Prozent des Rentenbeitrags<br />

25.467 Euro.<br />

auch in eine ganz normale Fondsrente<br />

einzahlen – mit weniger Einschränkungen,<br />

einer größeren Fonds- und<br />

Tarifauswahl und viel mehr Flexibilität.<br />

„Rürup-Produkte stecken durch die<br />

strengen gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />

in einem engen Korsett<br />

– insbesondere was Verfügbarkeit betrifft.“<br />

Vielen Sparern sei das aber oft<br />

gar nicht bewusst, so Brigitte Mayer<br />

von der Verbraucherzentrale Hessen.<br />

Regelmäßiges Erstaunen, wenn sie<br />

dann hören: Der Vertrag ist gegen<br />

Kapitalabfindung nicht kündbar und<br />

auch nicht abtretbar oder beleih-<br />

Nicht nur ein Rechenexempel<br />

„Durch die steuerlichen Vorteile entsteht<br />

teils ein großer Renditekick“,<br />

sagt Makler Bert Heidekamp aus<br />

Berlin, auch mit Blick auf die eigene<br />

Absicherung über „Rürup“. „Selbstständige<br />

und Freiberufler, die weder<br />

Illustration: Eleonora Mavromati


Altersvorsorge für Selbstständige VERSICHERUNGEN | 53<br />

bar und folglich nicht einsetzbar als<br />

Sicherheit für einen Kredit. In einem<br />

Extremfall habe das zur Privatinsolvenz<br />

geführt: „Dem Betreffenden war<br />

in der Pandemie die Selbstständigkeit<br />

weggebrochen und die Baufinanzierung<br />

implodiert.“ In dieser Situation<br />

hätte er die über 400.000 Euro aus<br />

seinem Rürup-Rentenvertrag dringend<br />

gebraucht.<br />

In anderen Konstellationen könnten<br />

Gläubiger so allerdings auch nicht<br />

auf die Altersvorsorge eines insolventen<br />

Selbstständigen zugreifen. Diese<br />

Pfändungssicherheit in der Ansparphase<br />

sowie eine mögliche Beitragsbefreiung<br />

bei Berufsunfähigkeit hält<br />

Heidekamp in seiner Betrachtung<br />

der Basisrente – neben dem Steuereffekt<br />

– ebenfalls zugute. „Blindlings,<br />

allein aufgrund dieser Pluspunkte,<br />

sollte man sie aber nicht empfehlen,<br />

sondern immer abhängig von der<br />

Einzelsituation.“<br />

Blick in die Glaskugel<br />

Wer weiß schon, was die Zeit bringt?<br />

Nicht wenige Rürup-Sparer haben –<br />

wie Mayer feststellt – insofern auch<br />

ein Problem mit der Vererbung. „Bei<br />

der gesetzlichen Rente haben alle<br />

verinnerlicht: Nur der Ehepartner<br />

oder die Kinder können im Todesfall<br />

des Sparers unter ganz engen Voraussetzungen<br />

etwas bekommen.“ Bei der<br />

Basisrente „als Ersatzprodukt für die<br />

gesetzliche Rente“ sei das insoweit<br />

auch identisch, jedoch dort mit der<br />

Einschränkung: Die Vererbung muss<br />

von Anfang an vertraglich vereinbart<br />

sein. „Später geht nichts mehr, wenn<br />

man vielleicht heiratet oder Kinder<br />

bekommt.“<br />

Vieles müsse – wie Heidekamp betont<br />

– deshalb vorher auf den Prüfstand:<br />

Familien- und Vermögensverhältnisse,<br />

Lebensplanung, Risikoneigung<br />

und bestehende Risiken. Gibt es<br />

beispielsweise Immobilienbesitz und<br />

Steuervorteile einer Basisrente in der Ansparphase<br />

60.000<br />

24.000<br />

die Absicht, dort zu investieren? Oder<br />

will der Kunde sein Unternehmen<br />

demnächst umbauen und muss deshalb<br />

vielleicht irgendwann an sein<br />

Kapital? Dann könne ein Rürup-Vertrag<br />

nicht das einzige Standbein sein.<br />

„Diese Vertragsform raubt Liquidität<br />

dann, wenn man sie braucht“, unterstreicht<br />

Mayer.<br />

mit Basisrente<br />

2.669<br />

Spielräume und Garantien<br />

Sollte die Entscheidung pro Rürup-<br />

Rente fallen, geht es im Weiteren um<br />

Kostenstrukturen und den Vergleich<br />

von Fonds, Tarifen, Garantien und<br />

Vereinfachte Beispielrechnung<br />

6.415<br />

Jahreseinkommen Jahresprämie Basisrente Einkommenssteuer Steuervorteil p. a.<br />

Selbstständige/-r: 2 Kinder (1 Kinderfreibetrag), Steuerkl. III, ohne Berücksichtigung Freibeträge, alte BL,<br />

PKV ohne Zuschuss, Brutto-Jahreseink. 60.000 €, Ehepartner/-in (St-Kl. V) 35.000 €<br />

Ablaufleistungen. „In den neueren<br />

Tarifen der Basisrente – ohne Garantieverpflichtung<br />

– lässt sich der Garantieanteil<br />

für die eingezahlten Beiträge<br />

zugunsten der Rendite viel besser<br />

steuern“, vergleicht Heidekamp. „Je<br />

jünger der Sparer, umso größer der<br />

Spielraum bis hin zum gänzlichen<br />

Garantieverzicht.“ Je kürzer die<br />

Laufzeit des Vertrags bis zur Rente,<br />

umso wichtiger werde allerdings<br />

zumindest eine Teilgarantie. Die<br />

Kundschaft da wie dort mit Nettotarifen<br />

abzuholen gehört zu seinem<br />

strategischen Beratungskonzept.<br />

Lohnt sich eine Basisrente<br />

für Selbstständige?<br />

Steuerlich geförderte<br />

Altersvorsorge<br />

Hohe Rendite durch<br />

Steuervorteile<br />

Beitragsbefreiung<br />

bei BU möglich<br />

60.000<br />

ohne Basisrente<br />

9.084<br />

Rechnet sich ohne<br />

Steuervorteile nicht<br />

Nur in engen Grenzen<br />

vererbbar<br />

Kapital nicht frei<br />

verfügbar<br />

0<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


54 | VERSICHERUNGEN Rechtsschutz<br />

»Vertragsrechtsschutz nur<br />

schwer kalkulierbar«<br />

Der gewerbliche Rechtsschutz rückt in den Fokus. Doch maßgebliche Risiken werden zum<br />

Teil gar nicht versichert. Analyst Christian Monke von Franke und Bornberg im Interview<br />

CF CARLA FRITZ<br />

<strong>procontra</strong>: Krisenzeiten sind Rechtsschutzzeiten.<br />

Da kommt Ihr neues Rating zur Rechtsschutzversicherung<br />

für Unternehmer und Selbstständige<br />

gerade recht.<br />

Christian Monke: So könnte man fast sagen. Aber<br />

das war nicht der Grund dafür, sondern – nach<br />

Ratings in Cyber, Betriebshaftpflicht und Inhaltsversicherung<br />

für KMU – vielmehr die Fortsetzung<br />

im gewerblichen Bereich, um den wir uns jetzt seit<br />

circa vier Jahren kümmern. Nachfragen von Versicherer-<br />

wie auch Vertriebsseite signalisieren auch<br />

hier Bedarf an neutraler Einschätzung von dritter<br />

Seite zur Qualität der Produkte, nach mehr Transparenz<br />

und verlässlicher Orientierung.<br />

<strong>procontra</strong>: Was kann und sollte ein solches Rating<br />

leisten und der Makler, der es nutzt, folglich erwarten?<br />

Monke: Es geht dabei nicht um unsere Wunschvorstellungen.<br />

Das Rating soll einen umfänglichen Blick<br />

auf Markt und Angebote liefern. Die Beitragsseite<br />

bleibt außen vor. Wir prüfen allein die Leistungsseite:<br />

Was ist in den Versicherungsbedingungen<br />

enthalten? Ist alles verlässlich, rechtssicher und<br />

nachvollziehbar beschrieben? Bewerten können wir<br />

nur das, was tatsächlich in den Vertragsunterlagen<br />

Was Sie erfahren werden:<br />

Was das Rating leisten kann und was nicht<br />

Warum Vertrags-RS im Rating den höchsten Stellenwert hat<br />

Was privater Rechtsschutz gewerblichem voraushat<br />

»Im Vergleich mit Privatrechtsschutz<br />

beobachten<br />

wir oft einen abgeschwächten<br />

Leistungsumfang.«<br />

zu finden ist. Auch sehr gute Produkte können daher<br />

noch Deckungslücken haben.<br />

Wie sich die Gesellschaften im Schadenfall verhalten,<br />

können wir hier nicht prüfen. Auch wenn<br />

Vermittler das verständlicherweise gern hätten und<br />

uns darauf, teils auch kritisch, ansprechen. Stichworte<br />

hierzu: Servicequalität und Zahlungsbereitschaft.<br />

Und: Unsere Ratingurteile sind Pauschalaussagen.<br />

Wir können nicht auf jede Kundensituation<br />

eingehen. Das sollte im Rahmen einer Beratung<br />

geschehen.<br />

<strong>procontra</strong>: Auch die gewerbliche Rechtsschutzversicherung<br />

lässt viele Kombinationsmöglichkeiten zu.<br />

Wie bauen sich die Angebote typischerweise auf?<br />

Monke: Je nach Produkt registrieren wir entweder<br />

verschiedene fixe Tariflinien mit unterschiedlichen<br />

Leistungsniveaus von Basis, Komfort, Premium –<br />

diese Dreiteilung machen grundsätzlich viele Gesellschaften.<br />

Oder es gibt hinzuwählbare Bausteine.<br />

In beiden Varianten müssen die für Selbstständige<br />

besonders wichtigen Leistungen wie Vertrags- oder<br />

Strafrechtsschutz fast immer gegen Mehrbetrag<br />

ergänzt werden.<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


Rechtsschutz VERSICHERUNGEN | 55<br />

<strong>procontra</strong>: … sofern das Angebot diese<br />

Möglichkeit hergibt. Anders als im<br />

privaten Rechtsschutz ist das Vertragsrisiko<br />

im Gewerbe bekanntlich meist ein<br />

No-Go. Um Konflikte mit Kunden und<br />

Lieferanten oder Dienstleistern machen<br />

viele Rechtsschutzanbieter immer noch<br />

einen großen Bogen. Wie bewerten Sie<br />

dieses Manko – und wie schlägt sich das<br />

im Rating nieder?<br />

Monke: Der Vertragsrechtsschutz ist<br />

das größte Risiko in der gewerblichen<br />

Rechtsschutzversicherung und für die<br />

Gesellschaften aufgrund der möglichen<br />

sehr hohen Schäden nur schwer kalkulierbar.<br />

Daher scheut sich die Branche<br />

vor einer vorbehaltlosen Abdeckung.<br />

Einige Anbieter am Markt gibt es aber<br />

doch. Allerdings wird die Leistungshöhe<br />

gedeckelt.<br />

Für die Höchstnote FFF+ verlangen wir<br />

im Rating neben einer hohen Gesamtqualität,<br />

das heißt einer entsprechend<br />

hohen Punktzahl, auch Leistungen<br />

im Vertrags- sowie im Steuer- und<br />

Sozialrechtsschutz und binden diese<br />

außerdem an einen Mindeststandard.<br />

Rechtsstreitigkeiten um Verträge beispielsweise<br />

müssen demnach europaweit<br />

versichert sein.<br />

<strong>procontra</strong>: Nur eine kleine Spitzengruppe<br />

mit der Höchstnote FFF+ für<br />

„hervorragend“ und FFF für „sehr gut“,<br />

aber ein großes Mittelfeld mit „gut“<br />

und „befriedigend“: Überrascht Sie die<br />

Auswertung der untersuchten rund 60<br />

Tarifvarianten fürs Gewerbe?<br />

Monke: Eine solche Verteilung ist bei<br />

einem Erstrating nicht ungewöhnlich.<br />

Unterliegen Sparten nicht der externen<br />

Qualitätskontrolle durch Ratings, ist<br />

für die Versicherer auch kein Anreiz da,<br />

die Produkte möglichst kundenfreundlich<br />

zu gestalten. Zudem fehlen häufig<br />

Standards beim Leistungsumfang und<br />

bei der Formulierung der Versicherungsbedingungen.<br />

Das war anfänglich auch<br />

bei der Berufsunfähigkeitsversicherung<br />

nicht anders.<br />

<strong>procontra</strong>: Inwiefern hakt es sonst<br />

noch bei gewerblichen Rechtsschutzversicherungen?<br />

Monke: Gerade im Vergleich mit privaten<br />

Rechtsschutzverträgen beobachten<br />

wir häufig einen abgeschwächten<br />

Leistungsumfang. Maßgebliche Risiken,<br />

auch über den Vertragsrechtsschutz<br />

hinaus, werden teilweise gar nicht oder<br />

mit geringeren Summen versichert.<br />

<strong>procontra</strong>: Konkret: Wo ist denn im<br />

Kleingedruckten insbesondere noch<br />

„Luft nach oben“?<br />

Monke: Es gibt keinen einheitlichen<br />

Trend. Antidiskriminierung, Urheberrecht,<br />

Kartellrecht, Mediation, das ist in<br />

einer Reihe von Tarifen gar nicht<br />

versichert – und wenn, dann meist nur<br />

in den Top-Tarifen, und das in sehr<br />

unterschiedlicher Höhe. Abstriche gibt<br />

es auch beim Arbeitsrecht – etwa wenn<br />

es um Rechtsstreit mit Gewerkschaften<br />

geht. Deutliche Abstufungen sehen wir<br />

auch bei der weltweiten Absicherung<br />

mit Deckungssummen ab 200.000 Euro<br />

bis unbegrenzt. Eines fällt aber in der<br />

Tat auf: Anders als im privaten Bereich<br />

beschränkt sich der Rechtsschutz im<br />

Gewerbe vielfach nur auf den gerichtlichen<br />

Bereich. Außergerichtlicher<br />

Schutz steht nicht so sehr im Fokus.<br />

Weiter im Thema<br />

Alle Ergebnisse des<br />

Ratings über gewerblichen<br />

Rechtsschutz<br />

Foto: Franke und Bornberg


56 | FOKUS Canada Life<br />

Mein Leben.<br />

Besser versichert.<br />

Höhere<br />

Sofortrente<br />

für Ihre Kunden<br />

Ab sofort ist unsere Sofortrente noch attraktiver.<br />

Wir haben für Ihre Neukunden seit dem 27.<strong>02</strong>.2<strong>02</strong>3 die Rentenfaktoren unserer<br />

GARANTIE INVESTMENT RENTE deutlich erhöht. Und das Beste: Die garantierte<br />

Rente kann weiter steigen. Mehr Informationen erhalten Sie über den QR-Code.<br />

Canada Life Assurance Europe plc, Niederlassung <strong>procontra</strong> FOKUS für Deutschland, in Zusammenarbeit Canada mit CANADA Life Assurance LIFE Europe plc<br />

Hohenzollernring 72, 50672 Köln, AG Köln, www.canadalife.de<br />

unterliegt der Aufsicht der Bundesanstalt<br />

Telefon: 061<strong>02</strong>-306-1900, Telefax: 061<strong>02</strong>-306-1901,<br />

für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin)<br />

Maklerservice@canadalife.de, www.canadalife.de<br />

und der Central Bank of Ireland.<br />

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Canada Life FOKUS | 57<br />

FOKUS<br />

CANADA LIFE<br />

Liquidität + Altersvorsorge<br />

= Sofortrente!<br />

Fast 50 Milliarden Euro an Kapitalleistungen,<br />

ein Plus von knapp 4 Prozent<br />

gegenüber dem Vorjahr, haben die<br />

deutschen Lebensversicherer 2<strong>02</strong>1 an<br />

ihre Kunden überwiesen. Eine gewaltige<br />

Menge Geld, das eine sinnvolle<br />

„Anschlussverwendung“ braucht.<br />

Das Gleiche gilt für die noch größere<br />

Summe der Erbschaften: Barvermögen<br />

macht annähernd die Hälfte der rund<br />

400 Milliarden Euro aus, die hierzulande<br />

jährlich an die nächste Generation<br />

weitergegeben werden. Hinzu kommen<br />

geerbte Immobilien, die nicht benötigt<br />

und daher – auf bekanntermaßen hohem<br />

Preisniveau – veräußert werden.<br />

Die Generation der Erben ist auch ebenjene,<br />

die mit großen Sorgen auf den<br />

eigenen Ruhestand blickt, wie eine Allensbach-Umfrage<br />

für den Versicherer-<br />

Gesamtverband GDV kürzlich erbracht<br />

hat. „Nur noch 30 Prozent der 30- bis<br />

59-Jährigen bezeichnen die eigene Absicherung<br />

fürs Alter als ausreichend. Vor<br />

fünf Jahren waren es noch 38 Prozent“,<br />

nennt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg<br />

Asmussen ein Hauptfazit.<br />

Nahe liegt es also, beide Stränge<br />

zusammenzuführen: vorhandene<br />

Liquidität für die Sicherung des<br />

Lebensstandards im Alter einzusetzen.<br />

Ein bewährtes Vehikel dafür sind<br />

Sofortrenten gegen Einmalbeitrag, die<br />

schon Jahrzehnte vor Rentenantritt<br />

abgeschlossen werden können. Ihr<br />

bestechender Vorteil liegt in der<br />

Absicherung des Langlebigkeitsrisikos,<br />

wie sie nur Versicherungsprodukte<br />

bieten können. Ihr Nachteil: Garantien<br />

kosten unweigerlich Geld, also Rendite<br />

aufs Kapital. Attraktiv sind folglich vor<br />

allem fondsgebundene Einmalbeitragsprodukte,<br />

bei denen das Geld auch in<br />

Foto: Tom Merton<br />

der Rentenbezugsphase weiterhin<br />

„arbeiten“ kann. Wie das praktisch<br />

risikofrei funktioniert, macht die<br />

Canada Life als Spezialistin für fondsgebundene<br />

Lösungen mit ihrer GARANTIE<br />

INVESTMENT RENTE vor. Gewinne der<br />

ausgewählten Fonds erhöhen die<br />

Rentenleistungen dauerhaft, und zwar<br />

bis ans Lebensende, auch wenn die<br />

Performancekurve des Portfolios mal<br />

nach unten zeigt. Doch schon die<br />

Einstiegsrenten gehören zu den<br />

marktweit höchsten. Mehr dazu im<br />

Interview auf den Folgeseiten.<br />

Sorgenfrei den Ruhestand<br />

genießen:<br />

Eine fondsgebundene<br />

Sofortrente verbindet<br />

die Sicherheit<br />

lebenslanger Rentenzahlungen<br />

mit den<br />

Ertragschancen der<br />

Kapitalmärkte.<br />

<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit CANADA LIFE<br />

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58 | FOKUS Canada Life<br />

»30 bis 44 Prozent höhere<br />

garantierte Einstiegsrenten«<br />

Canada Life hat die Garantie-Renten ihres fondsgebundenen Einmalbeitragsprodukts<br />

GARANTIE INVESTMENT RENTE deutlich angehoben. Dr. Igor Radović, Direktor Produkt-<br />

und Vertriebsmanagement Canada Life Deutschland, über Gründe und Auswirkungen<br />

SW SEBASTIAN WILHELM<br />

<strong>procontra</strong>: Sie haben die Garantie-<br />

Renten im Rahmen der GARANTIE<br />

INVESTMENT RENTE erhöht. Für Leser,<br />

die dieses Produkt noch nicht kennen:<br />

Was steckt dahinter?<br />

Dr. Igor Radović: Viele Menschen<br />

vernachlässigen, dass regelmäßige<br />

<strong>Ausgabe</strong>n auch im Alter anfallen und am<br />

einfachsten durch regelmäßige Einnahmen<br />

in Form einer Rente abzudecken<br />

sind. Die GARANTIE INVESTMENT<br />

RENTE ist eine fondsgebundene Sofortrente<br />

für alle, die schon über Erspartes<br />

verfügen und es als Einmalbeitrag gut<br />

und sicher für ihre Zusatzrente anlegen<br />

wollen. Hierfür eignen sich zum Beispiel<br />

Gelder aus auslaufenden Lebensversicherungen,<br />

Fondsdepots oder Immobilienverkäufen.<br />

Kunden können mit der<br />

Lösung ihre Rente dann sofort beziehen,<br />

aber auch aufschieben. Egal wofür man<br />

sich entscheidet: Wer jetzt einsteigt,<br />

sichert sich durch unsere aktuelle Erhöhung<br />

besonders gute Garantie-Renten<br />

– mit die höchsten am Markt. Und das<br />

lebenslang.<br />

<strong>procontra</strong>: Ab welchem Alter können<br />

Ihre Kunden einsteigen?<br />

Radović: Ab 60 Jahren kann man die<br />

sofort beginnende Variante nutzen<br />

und bezieht dann direkt seine Rente.<br />

In die aufgeschobene Variante können<br />

Kunden schon ab 40 Jahren einsteigen<br />

und den Rentenbezug bis zu 20 Jahre<br />

aufschieben.<br />

<strong>procontra</strong>: Was hat sich nun konkret für<br />

die Kunden geändert?<br />

Radović: Mit 60 Jahren beginnt für viele<br />

das Alter, in dem sie die operative Planung<br />

und Gestaltung ihres Ruhestands<br />

angehen. Und genau diese Altersgruppe<br />

profitiert ganz besonders von unserem<br />

Produktupdate: Wir haben die Einstiegsrenten<br />

deutlich erhöht. Kunden<br />

»65-Jährige<br />

bekommen für<br />

100.000 Euro nun<br />

307,64 Euro lebenslange<br />

Monatsrente.«<br />

zwischen 62 und 67 Jahren erhalten im<br />

Durchschnitt sage und schreibe 30 Prozent<br />

mehr garantierte Einstiegsrente als<br />

vorher. 60-Jährige erhalten sogar eine<br />

44 Prozent höhere Einstiegsrente.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie wirkt sich das beispielhaft<br />

bei einem Einmalbeitrag von<br />

100.000 Euro aus?<br />

Radović: 65-Jährige bekommen dafür<br />

nun 307,64 Euro lebenslange Monatsrente.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie ist ein solch satter Garantiezuschlag<br />

kalkulatorisch möglich?<br />

Radović: Die Rentenhöhen werden<br />

maßgeblich von den Zinsen am Kapitalmarkt<br />

bestimmt. Durch die seit einiger<br />

Zeit steigenden Zinsen konnten wir<br />

die Rentenfaktoren in der GARANTIE<br />

INVESTMENT RENTE schnell nach oben<br />

anpassen. Davon profitieren die neu einsteigenden<br />

Kunden – mit lebenslanger<br />

Wirkung. Wir haben die Zinsentwicklung<br />

genutzt und ihre positive Auswirkung an<br />

Kunden weitergegeben. Das ist übrigens<br />

typisch für Canada Life.<br />

<strong>procontra</strong>: Wo werden die Kundengelder<br />

angelegt und wer managt sie?<br />

Radović: Auch bei Rentenbeginn<br />

erstreckt sich der voraussichtliche<br />

Anlagehorizont über einige Jahrzehnte,<br />

deshalb ist eine gute Beimischung von<br />

Sachwerten wie Aktien durchaus sinnvoll.<br />

Es gibt in der GARANTIE INVEST-<br />

MENT RENTE drei Portfolios, die Sachwerte<br />

und Anleihen in unterschiedlicher<br />

Zusammensetzung mixen. Fondsmanager<br />

ist Setanta, eine Fondsgesellschaft,<br />

die wie wir zur kanadischen Great-West-<br />

Gruppe gehört. Setanta hat sich bereits<br />

durch cleveres Value-Investing bewährt<br />

<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit CANADA LIFE<br />

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Canada Life FOKUS | 59<br />

Dr. Igor Radović,<br />

Direktor Produktund<br />

Vertriebsmanagement<br />

Canada Life<br />

Deutschland<br />

und wurde für ihre Investmentkompetenz<br />

in der Altersvorsorge mehrfach mit<br />

dem Irish Pension Award ausgezeichnet.<br />

Bei der GARANTIE INVESTMENT RENTE<br />

werden Fonds angeboten, in Form<br />

dreier Portfolios: „Chance“ mit einem<br />

Aktien-Anleihen-Verhältnis von 50 zu 50<br />

Prozent, „Ausgewogen“ mit 30 Prozent<br />

Aktien und „Defensiv“ mit nur noch 20<br />

Prozent, der Rest sind Anleihen. Der<br />

Kunde kann hier beim Abschluss je nach<br />

Risikoneigung seine Wahl treffen. Wenn<br />

er möchte, kann er später aber auch in<br />

ein risikoärmeres Profil wechseln. Die<br />

Fonds haben zudem den Vorteil, dass<br />

ihre Zusammensetzung jederzeit nachvollziehbar<br />

ist und die Wertentwicklung<br />

jederzeit auf unserer Website sichtbar<br />

ist.<br />

<strong>procontra</strong>: Was passiert, wenn Kurse<br />

und Portfoliowert sinken, was bei einer<br />

guten Performance?<br />

Radović: Die GARANTIE INVESTMENT<br />

RENTE leistet in erster Linie eine lebenslange,<br />

kalkulierbare Rente, die nie fallen<br />

kann. Gleichzeitig ist die Anlage mit<br />

einer guten Portion Aktien versehen,<br />

was bei dem voraussichtlichen Anlagehorizont<br />

sehr viel Sinn ergibt, Schwankungen<br />

sind daher unvermeidlich.<br />

Einer der wichtigsten Produktvorteile<br />

für Kunden ist: Sie können von guten<br />

Kapitalmarkt-Ergebnissen profitieren,<br />

gleichzeitig sind ihre Renten aber vor<br />

Negativresultaten immer geschützt. So<br />

können die Renten auch bei Talfahrten<br />

an der Börse nicht fallen – und zwar<br />

ganz gleich, welches Portfolio Kunden<br />

gewählt haben. Läuft es aber gut, können<br />

sie sogar höhere Renten erhalten.<br />

Das funktioniert so: Die Kunden sind<br />

dauerhaft in ihre Portfolios investiert –<br />

und zwar sowohl in der Aufschub- als<br />

auch in der Rentenphase. Am jährlichen<br />

Stichtag des Abschlusses betrachten<br />

wir die Wertentwicklung im gewählten<br />

Portfolio. Bei einer ausreichenden<br />

Steigerung erhalten Kunden dann eine<br />

Rentenerhöhung. Die gilt auch, wenn<br />

sie in der Aufschubphase erzielt wurde.<br />

Das Besondere: Diese Steigerungen<br />

sind dann wieder lebenslang garantiert,<br />

genau wie vorher die Einstiegsrente.<br />

Wie Sie sehen, kommt dem Kunden<br />

auch hier unsere Kapitalmarkt-Expertise<br />

zugute – denn zwischen der<br />

garantierten Rente und der schwankenden<br />

Fondsanlage greifen wir auf<br />

Absicherungsinstrumente zurück. Die<br />

Möglichkeit, bei guter Performance<br />

Rentensteigerungen mitzunehmen,<br />

genießen Kunden übrigens schon seit<br />

der Einführung des Produkts vor über<br />

zehn Jahren. Und daran hat sich nichts<br />

geändert. In der angelsächsischen Welt,<br />

aus der Canada Life ja kommt, zählt<br />

profitable Kapitalanlage als wichtige<br />

Kompetenz in der Altersvorsorge. Denn<br />

ihr Erfolg ist ein wichtiger Faktor für<br />

ein ausreichendes Einkommen im Alter.<br />

Dieses Prinzip machen wir für deutsche<br />

Kunden zugänglich. Dafür ist die GA-<br />

RANTIE INVESTMENT RENTE ein echtes<br />

Paradebeispiel.<br />

<strong>procontra</strong>: Das Leben birgt Überraschungen<br />

– wie flexibel reagiert die<br />

GARANTIE INVESTMENT RENTE darauf,<br />

wenn ein Kunde in Liquiditätsnot gerät?<br />

Radović: Die GARANTIE INVESTMENT<br />

RENTE bietet hier sehr flexible Konditionen:<br />

Kunden können jederzeit Entnahmen<br />

tätigen – kostenfrei. Sie können<br />

das gesamte Guthaben oder auch nur<br />

Teile entnehmen. Man muss keine<br />

Wartezeiten nach dem Abschluss<br />

beachten, es spielt auch keine Rolle, ob<br />

man seine Rente schon bezieht oder<br />

noch in der Aufschubphase ist. Die<br />

Rente verringert sich nach einer<br />

Entnahme prozentual – je nachdem, wie<br />

viel man entnommen hat. Diese<br />

Beweglichkeit kommt vielen Kunden<br />

entgegen. Gerade in der Übergangsphase<br />

zur Rente wollen viele Menschen<br />

einfachen Zugriff auf ihr Geld. Man<br />

möchte sich das eine oder andere Extra<br />

gönnen, aber auch in Notfällen das<br />

nötige Kleingeld parat haben – für sich<br />

oder auch für andere, wie Kinder oder<br />

Enkel.<br />

CANADA LIFE | Hohenzollernring 72 | 50672 Köln | 061<strong>02</strong>-30619-00 | www.canadalife.de<br />

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BERATER<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


Klimawandel<br />

versetzt Anleger<br />

in Sorge<br />

Auch geopolitische Spannungen<br />

treiben viele Menschen um.<br />

Die Folgen des Klimawandels beeinflussen einen<br />

Großteil der Deutschen hinsichtlich ihrer Geldanlage.<br />

Das ist das Ergebnis einer Studie, die<br />

die Gothaer zusammen mit dem Meinungsforschungsinstitut<br />

forsa durchgeführt hat. Darin<br />

gaben 85 Prozent der rund 1.000 Befragten an,<br />

dass ihnen die finanziellen Auswirkungen des<br />

Klimawandels große Sorge bereiten. 72 Prozent<br />

haben Bedenken, dass die Preise und Alltagskosten<br />

weiter ansteigen und somit ihre Geldanlagen<br />

entwertet werden. 71 Prozent der Befragten fürchten<br />

zudem, dass aufgrund geopolitischer Spannungen<br />

die Preise weiter steigen und sich ihre<br />

finanzielle Situation verschlechtert.<br />

Weitere Themen<br />

Finanzbildung beim Kunden fördern? 62<br />

Bestandsbörsen bei Maklerpools 68<br />

Notfallplan im Todesfall des Maklers 72<br />

Die Suche nach dem perfekten MVP 76<br />

Foto: NiseriN


62 | BERATER Finanzwissen<br />

»Der Hebel in Sachen<br />

Finanzbildung ist nicht groß«<br />

Ob und wie informierte Kunden Einfluss auf den Beratungserfolg haben können,<br />

erklärt Wirtschaftsprofessor Matthias Beenken.<br />

HP HANNAH PETERSOHN<br />

<strong>procontra</strong>: Sind aufgeklärtere Kunden<br />

ein Grundstein für den Beratungserfolg?<br />

Prof. Matthias Beenken: Ich glaube,<br />

dass Kunden mit einem besseren Überblick<br />

auch bessere Entscheidungen<br />

treffen. Sie bereuen ihre Käufe eher seltener<br />

und bleiben ihren Entscheidungen<br />

länger treu. Und sie werfen dem Berater<br />

im Nachhinein womöglich seltener eine<br />

Falschberatung vor.<br />

<strong>procontra</strong>: Also schließen Kunden mit<br />

hoher Finanzbildung nicht mehr ab?<br />

Beenken: Vielleicht wählen sie andere<br />

Produkte. Eventuell setzt der gebildete<br />

Kunde seinen Verkäufer eher unter<br />

Druck und sagt: „Aktiv gemanagte<br />

Fonds kosten mehr. Ich hätte gerne<br />

einen ETF und möglichst niedrige Kosten.“<br />

Bei dieser Klientel hat ein Verkäufer<br />

mehr Mühe, den Kunden zufriedenzustellen.<br />

<strong>procontra</strong>: Ein ETF bringt weniger<br />

Provision. Bedeuten klügere Kunden<br />

demnach sogar weniger Gewinn?<br />

Beenken: Ich vermute, dass solche Kunden<br />

gar nicht erst zu einem klassischen<br />

Vermittler gehen. Sie eröffnen eher<br />

über eine Direktbank ein Depot oder<br />

lassen es via FinTech und Robo-Advisor<br />

managen. Das sind Kunden, die für eine<br />

Bank oder einen klassischen Vermittler<br />

Was Sie erfahren<br />

werden:<br />

Ob Kunden mit Finanzwissen<br />

zu mehr Umsatz führen<br />

Wie Berater ihre Kunden<br />

am besten schulen<br />

Welche Rolle das Kundenalter<br />

für die Beratung spielt<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


Finanzwissen BERATER | 63<br />

verloren sind, da verdienen sie nichts.<br />

<strong>procontra</strong>: Wenn Finanzvermittler<br />

etwas verkaufen wollen, mit dem sie<br />

gut verdienen können, ist das nicht das<br />

Beste für die Kunden?<br />

Beenken: Das ist eine Frage der Kundentypologie.<br />

Es gibt Kunden, die an<br />

eine bestimmte Entwicklung glauben<br />

und bereit sind, höhere Kosten für einen<br />

aktiv gemanagten Themenfonds in Kauf<br />

zu nehmen.<br />

<strong>procontra</strong>: Stoßen Makler eher bei<br />

jüngeren oder bei älteren Kunden auf<br />

ein ausgeprägtes Finanzwissen?<br />

Beenken: Forschungen zeigen, dass<br />

Vorbildung und Alter nicht miteinander<br />

korrelieren. Es geht um die Frage nach<br />

dem Bildungsstand. Das zieht sich quer<br />

durch die Altersklassen. Mit einem anderen<br />

Bildungshintergrund interpretiert<br />

man Erfahrungen anders.<br />

<strong>procontra</strong>: Sollte der Makler seinen<br />

Bestand hinsichtlich des Finanzwissens<br />

klassifizieren nach Laien, Fortgeschrittenen,<br />

Profis – und diese Zielgruppen<br />

dann individuell ansprechen?<br />

Beenken: Auf jeden Fall, das ist sinnvoll.<br />

Er muss aber auch wissen, wie<br />

beratungs- oder betreuungsaffin der<br />

Kunde ist und was er tun muss, um die<br />

Kundenbindung zu stärken.<br />

<strong>procontra</strong>: Sollten Finanzberater das<br />

Finanzwissen ihrer Kunden schulen?<br />

Beenken: Nein, es ist nicht ihre Aufgabe,<br />

eine finanzielle Allgemeinbildung<br />

bei den Kunden herzustellen. Aber natürlich<br />

bleibt ihnen letzten Endes nichts<br />

anderes übrig, als fehlendes Wissen<br />

zu ergänzen. Und das ist ja auch Teil<br />

der Eignungsprüfung. Berater müssen<br />

nach den bisherigen Erfahrungen und<br />

Kenntnissen der Kunden fragen. Das<br />

geschieht auch im eigenen Interesse.<br />

Denn dann können sie anschließend<br />

gegebenenfalls risikoreichere Produkte<br />

verkaufen. Wissensvermittlung ist aber<br />

nicht per se Aufgabe des Beraters, sondern<br />

eher ein Verkaufsinstrument.<br />

<strong>procontra</strong>: Sind jüngere oder ältere<br />

Kunden offener für eine Wissensvermittlung<br />

durch den Berater?<br />

Beenken: Das ist weniger eine Frage<br />

des Alters, sondern eher eine des<br />

Bildungsstands. Ein älterer Kunde fragt<br />

vielleicht gezielter nach. Er schließt<br />

nicht das Erstbeste, das ihm empfohlen<br />

wird, ab. Er setzt sich erst einmal mit<br />

dem Thema auseinander.<br />

»Eventuell setzt der<br />

gebildete Kunde<br />

seinen Verkäufer<br />

eher unter Druck.«<br />

<strong>procontra</strong>: Welche Kanäle funktionieren<br />

für eine Wissensvermittlung gut?<br />

Beenken: Es wird immer behauptet,<br />

dass es vor allem junge Menschen seien,<br />

die sich eine digitale Ansprache wünschen.<br />

Das ist nicht meine Erfahrung.<br />

Das wollen eher diejenigen zwischen<br />

40 und 55 Jahren. Sie stehen im Beruf,<br />

haben eine gewisse Vorbildung und<br />

wenig Zeit, sie brauchen Informationen<br />

schnell und effizient und entscheiden<br />

zügig. Junge Kunden überlegen länger,<br />

sie tun sich schwerer mit der Entscheidung.<br />

Sie haben noch nicht so viel Geld,<br />

und davon etwas zur Seite zu legen, ist<br />

ein großer Schritt. Die Beratungsaffinität<br />

verläuft wie in einer Kurve: Sie ist<br />

zu Beginn groß bei den jungen, eher<br />

unerfahrenen Kunden und dann wieder<br />

Long Story short<br />

bei den älteren Kunden, die bestimmte<br />

Zusammenhänge nicht kennen.<br />

<strong>procontra</strong>: Vertrauen Anleger anderen<br />

Quellen nicht ohnehin mehr als einem<br />

Finanzberater?<br />

Beenken: Das ist tatsächlich so. Im<br />

Rahmen einer Studie haben wir festgestellt,<br />

dass die wichtigste Quelle für die<br />

Informationsbeschaffung das Internet<br />

ist. Erst danach kommen Familie, Freunde<br />

und dann die Berater. Der Hebel in<br />

Sachen Finanzbildung ist also gar nicht<br />

so groß.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie können Berater finanzielles<br />

Wissen vertrauensvoll vermitteln,<br />

ohne belehrend zu wirken?<br />

Beenken: Kunden hören auf die Zwischentöne,<br />

wenn sie über ein Produkt<br />

aufgeklärt werden. Sie informieren<br />

sich vorher im Internet, was ein guter<br />

Berater sagen sollte. Ankersätze, die<br />

zur transparenten Beratung gehören<br />

und das Vertrauen stärken. Und dann<br />

überprüfen sie genau, ob sie etwas<br />

davon wiedererkennen. Der Berater<br />

sollten keine Monologe halten, sondern<br />

geschickt fragen. Er muss den Kunden<br />

dazu bringen, selbst zu erkennen, was<br />

ihm bei seiner Finanzentscheidung<br />

wichtig ist.<br />

<strong>procontra</strong>: Sollten Berater also bestimmte<br />

Fragen antizipieren?<br />

Beenken: Das sage ich schon lange: Es<br />

kann doch nicht sein, dass man als<br />

Verkäufer nicht wahrnimmt, welche<br />

Informationen es im Internet gibt.<br />

Berater tun gut daran, sich darüber zu<br />

informieren, was Verbrauchern von<br />

anderen Stellen empfohlen wird. Darauf<br />

muss man vorbereitet sein.<br />

Wissensvermittlung nicht grundlegende Aufgabe des Beraters<br />

Versierte Kunden kaufen eher riskantere Produkte<br />

Geschickte Fragetechnik des Beraters ist essenziell<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


64 | SO IST , S RECHT <br />

So ist , s Recht<br />

Relevante Urteile, die Makler kennen sollten<br />

AW ANNE MAREILE WALTER<br />

Steuer<br />

Mehr Klarheit bei<br />

Krypto-Gewinnen<br />

Gewinne aus Krypto-Anlagen unterliegen<br />

der Steuerpflicht. Während des<br />

Krypto-Booms 2014 hatte ein Anleger<br />

für 23.000 Euro Kryptowährungen<br />

erworben, die er 2017 für 3,4 Millionen<br />

Euro veräußerte. Nachdem er diesen<br />

Gewinn nicht versteuern wollte, das Finanzamt<br />

aber Einkommenssteuern von<br />

1,4 Millionen Euro verlangte, entschied<br />

der Bundesfinanzhof: Kryptowährungen<br />

sind Wirtschaftsgüter, die bei Anschaffung<br />

und Veräußerung innerhalb eines<br />

Jahres zu versteuern sind.<br />

Bundesfinanzhof, IX R 3/22<br />

Equal Pay<br />

Verhandlungssache?!<br />

Verhandlungsgeschick darf laut<br />

Bundesarbeitsgericht kein Grund für<br />

ungleiches Gehalt sein. In einem Metallunternehmen<br />

hatte eine Mitarbeiterin<br />

festgestellt, dass zwei männliche<br />

Kollegen mehrere Hundert Euro mehr<br />

verdienten als sie – trotz gleicher Arbeit.<br />

Der Arbeitgeber rechtfertigte dies in<br />

einem Fall mit längerer Betriebszugehörigkeit,<br />

im anderen mit besserem<br />

Verhandlungsgeschick. Laut BAG wurde<br />

die Klägerin wegen ihres Geschlechts<br />

diskriminiert. Ihr stehen nun 14.500<br />

Euro Lohnnachzahlung zu.<br />

Bundesarbeitsgericht, 8 AZR 450/21<br />

Riester<br />

Streit um gekürzte Rente<br />

Der Rentenanspruch eines Riester-Sparers darf nicht einseitig gekürzt<br />

werden. Das hat das Landgericht Köln entschieden. Geklagt hatte ein Kölner,<br />

der 2006 bei der Zurich Deutscher Herold eine fondsgebundene Riester-Versicherung<br />

abgeschlossen hatte. Bei Vertragsabschluss wurde vereinbart, dass<br />

ihm zu Rentenbeginn je angesparte 10.000 Euro eine Monatsrente in Höhe<br />

von 37,34 Euro ausgezahlt werde. Im Jahr 2017 wurde der Mann über eine<br />

Absenkung des Rentenfaktors informiert. Dies führte zu einer um ein Viertel<br />

reduzierten Rente. Aus Sicht der Richter ist diese Vertragsbedingung unwirksam,<br />

auch darf der Versicherer das Kapitalmarktrisiko nicht einseitig auf den<br />

Kunden abwälzen.<br />

Landgericht Köln, 26 O 12/22<br />

»Hochgerechnet auf eine durchschnittliche<br />

Rentenbezugsdauer von 20 Jahren ergibt<br />

sich hieraus eine Summe von 29.000 Euro,<br />

die dem Sparer entgeht.«<br />

Britta Langenberg, Vorsorgeexpertin Bürgerbewegung Finanzwende<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


Wir machen’s. Einfach.<br />

Alle sprechen<br />

von Prävention<br />

und Gesundheitsvorsorge.<br />

Wir geben Ihren<br />

Kunden mit<br />

Coach:N einen<br />

digitalen Trainer<br />

an die Hand.<br />

Harald Rosenberger<br />

Mitglied des Vorstands<br />

Einkommensschutz in die Zukunft gedacht:<br />

vertrieb.nuernberger.de/eks4future<br />

Personen- und Funktionsbezeichnungen stehen<br />

für alle Geschlechter gleichermaßen.


66 | BERATER Weiterbildung<br />

»Ich wünsche mir mehr<br />

Fingerspitzengefühl«<br />

Patrick Hamacher, Geschäftsführer von Hamacher Versicherungsmakler,<br />

spricht im profino-Podcast über die fehlende Empathie in der Versicherungsbranche.<br />

profino: Was treibt Sie als Makler derzeit<br />

am stärksten um?<br />

Patrick Hamacher: Digitalisierung. Besonders<br />

was die Dateneinspielung und<br />

die Datenweitergabe an den Versicherer<br />

angeht. Viele beschreiben sich als<br />

digitale Versicherer, aber letzten Endes<br />

braucht man dann doch noch Formular<br />

B und C und muss das im Original unterschreiben,<br />

weil digitale Unterschriften<br />

nicht anerkannt werden. Das sollte<br />

vielleicht ein bisschen smarter gehen.<br />

Und was mich auch umtreibt, ist die<br />

Kommunikation, die Art und Weise vieler<br />

Versicherer den Kunden gegenüber.<br />

Ich glaube, da könnte es ein bisschen<br />

empathischer zugehen.<br />

profino: Man liest ja meistens nur<br />

Negativbeispiele in der Presse, aber ist<br />

das wirklich so weitverbreitet, wie man<br />

Abonnieren Sie den profino-Podcast,<br />

um keine Folgen zu verpassen!<br />

»Von Versicherern<br />

kommen immer nur<br />

Texte, die ein Rechtsanwalt<br />

geschrieben<br />

hat, ohne Mitgefühl<br />

oder Einfühlungsvermögen.«<br />

Das Interview ist ein Auszug aus der<br />

22. Folge des profino-Podcasts „Wir reden<br />

unsere Branche selbst schlecht“ mit Patrick<br />

Hamacher. Wie es weitergeht,<br />

können Sie auf<br />

Podcast-Plattformen<br />

wie Spotify, Apple- oder<br />

Google-Podcast hören.<br />

denkt, oder gibt es auch positive Gegenbeispiele<br />

aus Ihrer Erfahrung?<br />

Hamacher: Natürlich gibt es positive<br />

Gegenbeispiele. Gerade dann, wenn<br />

der Schaden bezahlt wird. Dann ist<br />

es egal, was da im Anschreiben steht.<br />

Wenn bezahlt wird, ist es positiv. Wenn<br />

aber nicht bezahlt wird, dann muss ich<br />

mit meinem Kunden auf einer menschlichen<br />

Ebene kommunizieren. Seitens<br />

des Versicherers kommen immer nur<br />

Texte, die ein Rechtsanwalt geschrieben<br />

hat, ohne ein bisschen Mitgefühl<br />

oder Einfühlungsvermögen. Ich würde<br />

mir wünschen, dass da ein bisschen<br />

daran gedacht wird. Wir arbeiten mit<br />

Menschen, und diese Menschen haben<br />

meistens irgendwelche Schicksale erlebt<br />

oder haben gerade finanzielle Nöte,<br />

warum sie uns brauchen. Da ein bisschen<br />

mehr Fingerspitzengefühl walten<br />

zu lassen, würde ich mir wünschen.<br />

profino: Um den Bogen zu spannen:<br />

Steht „Makler mit Cap“ nur für das Äußere<br />

oder verkörpern Sie damit inhaltlich<br />

eine neue Generation der Makler?<br />

Hamacher: Ja, äußerlich sehe ich<br />

anders aus, aber das hat nichts mit<br />

meinem Fachwissen zu tun oder mit der<br />

Art und Weise, wie man mit anderen<br />

Menschen umgeht. Ich habe das große<br />

Glück, dass durch mein äußeres<br />

Erscheinungsbild die Kunden zu mir<br />

kommen, die das gut finden. Somit<br />

ziehe ich die Klientel an, die zu mir<br />

passt.<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


Weiterbildung BERATER | 67<br />

Buchtipps<br />

Lesenswertes für Makler<br />

Inside NFT: Stars,<br />

Storys, Strategien<br />

FinanzBuch Verlag<br />

Bestsellerautor Mike Hager legt nach. Im Anschluss<br />

an seinen „Spiegel“-Bestseller „Reich mit NFTs“ wirft<br />

er einen Blick hinter die Kulissen der NFT-Szene und<br />

lässt den Leser mit Porträts und O-Tönen bekannter<br />

Künstler und Investoren an exklusivem NFT-Wissen<br />

und unterhaltsamen Storys teilhaben. Es ist<br />

das ideale Handbuch für alle, die tiefer in die Szene<br />

eintauchen und über das Basiswissen, das Einführungsbände<br />

liefern, hinausgehen wollen. Zahlreiche<br />

Abbildungen machen „Inside NFT“ nicht nur zu<br />

einem einmaligen Blickfang,<br />

sondern auch zum<br />

idealen Geschenkbuch<br />

für alle, die sich für<br />

moderne Anlageformen,<br />

DeFi und die Krypto-<br />

Welt interessieren. Ein<br />

kurzer Überblick zu<br />

Beginn des Buches holt<br />

auch Einsteiger ab und<br />

vermittelt die wichtigsten<br />

Grundbegriffe.<br />

Stop Overthinking<br />

FinanzBuch Verlag<br />

In der heutigen, durch Reizüberflutung und<br />

Überstimulation geprägten Welt leben viele<br />

Menschen in einem selbst verursachten<br />

mentalen Gefängnis: Sie stecken in unendlichen<br />

negativen Gedankenschleifen fest<br />

und machen sich damit das Leben im Alltag<br />

schwer.<br />

Dieses Buch erklärt, was im Gehirn vorgeht,<br />

wenn es zu solchen erschöpfenden Denkmustern<br />

kommt, wie man sich der Auslöser dafür bewusst wird und<br />

wie man diese Negativspiralen beenden kann. Der renommierte Autor<br />

Nick Trenton liefert detaillierte und bewährte Techniken, die helfen,<br />

das Gehirn neu zu verdrahten, Gedanken zu kontrollieren und mentale<br />

Gewohnheiten zu ändern. Er zeigt, wie man seine inneren Ängste<br />

erkennt, Stressattacken überwindet und den Fokus auf Entspannung<br />

legen kann. Letztendlich bietet er einen Weg zur Freisetzung neuen<br />

Potenzials im Leben.<br />

Pole Position<br />

campus Verlag<br />

Die optimale Positionierung der eigenen<br />

Marke ist im Business eine der größten Herausforderungen:<br />

Wie und wo erreicht man<br />

seine Kundschaft am besten? Wie sticht<br />

man aus der Masse hervor? Und was ist der<br />

passende USP?<br />

„Vergesst den USP!“, sagt Hermann Scherer.<br />

In seinem neuesten Buch gibt er Einblicke<br />

in seinen persönlichen Lebensweg und<br />

schildert, wie er trotz verschiedenster Widrigkeiten seine eigene<br />

Erfolgsgeschichte geschrieben und die Gewinnerformel zur richtigen<br />

Positionierung gefunden hat. In diesem Buch finden sich die wichtigsten<br />

Learnings aus 30 Jahren Scherer-Expertise für mehr Aufmerksamkeit<br />

und Sichtbarkeit. Denn was nutzt es, gut zu sein, wenn kaum<br />

jemand es weiß?<br />

Termine,<br />

Termine<br />

Im Mai startet der<br />

profino-Kongress zur<br />

betrieblichen Vorsorge.<br />

Gespickt mit Diskussionen<br />

und Fachvorträgen<br />

erhalten Vermittler<br />

neue Impulse zur Firmenkundenberatung.<br />

Wann Was Wo<br />

24.-25.04.23 MCC Zukunftsmarkt AltersVorsorge 2<strong>02</strong>3 Berlin<br />

26.-27.04.23 insureNXT Köln<br />

27.-29.04.23 20. IGVM Versicherungsmaklerforum Fulda<br />

03.05.23 Start Kongress betriebliche Vorsorge profino<br />

05.05.23 Aruna Komposit-Tag Berlin<br />

<strong>02</strong>.06.23 <strong>procontra</strong> 03/23 Briefkasten<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


68 | BERATER Bestandsbörsen von Maklerpools<br />

Bestandskarussell dreht sich<br />

Pools treten vermehrt als Akteure in der Bestandsübertragung auf. Mit Börsen oder<br />

Maklerrenten versuchen sie Bestände langfristig zu sichern. Was tut sich im Markt?<br />

OL OLIVER LEPOLD<br />

Was Sie erfahren<br />

werden:<br />

Wie Bestandsbörsen der Pools<br />

für Makler funktionieren<br />

Welche Alternative es zum<br />

Bestandsverkauf gibt<br />

Was Pools jungen Maklern raten,<br />

die Bestände kaufen möchten<br />

„Bestandskauf – alles Wichtige auf<br />

einen Blick“, steht auf der Agenda.<br />

Der Vortragsraum ist gut gefüllt<br />

auf der MMM 2<strong>02</strong>3, der Fachmesse<br />

der Fonds Finanz in München. Das<br />

Thema ist in aller Munde. Viele, insbesondere<br />

jüngere Fachbesucher<br />

stellen konkrete Fragen, denn der<br />

Pool erklärt sein Modell. Er kauft als<br />

Unternehmen Maklerbestände an<br />

und gibt sie an seine Makler in Form<br />

einer Prämie weiter, und zwar unentgeltlich.<br />

„Der Begriff Bestandsbörse<br />

ist also nicht ganz zutreffend, denn<br />

der Pool kauft und unser Maklerpartner<br />

betreut“, sagt Norbert Porazik, geschäftsführender<br />

Gesellschafter von<br />

Fonds Finanz. Infrage kommen nur<br />

Partner mit Gold- oder Diamondstatus,<br />

die sowohl regional als auch von<br />

der Ausrichtung her zum erworbenen<br />

Bestand passen.<br />

Denn der Match muss stimmen.<br />

„Bevor Fonds Finanz den vollständigen<br />

Kaufpreis übernimmt, wird<br />

er gemeinsam mit dem Verkäufer<br />

ermittelt. Sind sich die beiden<br />

Parteien einig, kauft Fonds Finanz<br />

den Bestand und überträgt ihn an<br />

den ausgewählten Makler. Dieser<br />

neue Betreuer erhält zunächst nur<br />

eine Bestandscourtage in Höhe von<br />

1 Prozent“, erklärt der Poolchef. Der<br />

Bestand wird erst dann, wenn neue<br />

Illustration: Roman Kulon


Bestandsbörsen von Maklerpools BERATER | 69<br />

Abschlüsse erfolgen, schrittweise<br />

mit einer Courtage von 100 Prozent<br />

vergütet. Dieses Modell, zu dem auch<br />

noch zwei weitere Optionen für alle<br />

angeschlossenen Partner (Initiativund<br />

Unterstützungskauf) gehören,<br />

kann sich Fonds Finanz leisten, weil<br />

mit Hg Capital seit 2<strong>02</strong>2 ein finanzstarker<br />

Partner hinter dem Pool steht.<br />

Mittlerweile bieten viele Pools Unterstützung<br />

beim Bestandsver- und<br />

-ankauf ihrer Makler an. Sie konkurrieren<br />

dabei mit erfahrenen Bestandsdienstleistern,<br />

die die Konkurrenz<br />

mitunter skeptisch sehen (siehe<br />

Interview).<br />

Win-win-win-Situation<br />

Ein Bestandskauf gilt bei verantwortungsvoller<br />

Durchführung als Winwin-win-Situation.<br />

„Es ermöglicht<br />

Maklern, ihr Lebenswerk zu kapitalisieren,<br />

um so den eigenen Ruhestand<br />

zu finanzieren. Gleichzeitig kann der<br />

verkaufende Makler seinen Kunden<br />

zusichern, dass sie weiterhin von<br />

einem Nachfolger vertrauensvoll<br />

beraten werden. Und der Pool sichert<br />

sich Einnahmen, weil der Bestand bei<br />

ihm bleibt“, bringt es Dr. Sebastian<br />

Grabmaier, Vorstandsvorsitzender<br />

von Jung, DMS & Cie. (JDC), auf den<br />

Punkt. JDC hat bereits seit 2015 mit<br />

dem Maklerrentenmodell „DMR<br />

Deutsche Makler Rente“ mehr als 50<br />

langjährigen Vertriebspartnern die<br />

Bestände abgekauft. 2<strong>02</strong>2 wurde gemeinsam<br />

mit Bain Capital und Great<br />

West die Summitas Gruppe gegründet,<br />

die unter anderem Bestände von<br />

Gewerbemaklern erwirbt. „Kleinere<br />

Bestände bieten wir aber auch unseren<br />

regionalen Partnern an, die uns<br />

signalisiert haben, dass sie sich eine<br />

Vergrößerung vorstellen können“, so<br />

Grabmaier.<br />

Auch der Markt wird perspektivisch<br />

immer größer: „Das Jahrzehnt des Betreuerwechsels<br />

hat begonnen. In den<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

»Das Modell muss<br />

zum Makler passen,<br />

nicht umgekehrt.«<br />

Kevin Jürgens<br />

Phönix Maxpool<br />

Nachwuchs gesucht<br />

Im Durchschnitt gehört der Großteil der Vermittlerschaft zur Generation 50plus.<br />

bis 29 30 bis 39 40 bis 49 50 bis 59 60 bis 65 über 65<br />

Angaben in % Quelle: Betriebswirtschaftliche Strukturen des Versicherungsvertriebs, BVK-Strukturanalyse 2<strong>02</strong>0/2<strong>02</strong>1<br />

nächsten fünf bis sieben Jahren werden<br />

Tausende Vermittelnde in Rente<br />

gehen und Bestände hinterlassen.<br />

Wahrscheinlich stehen bald rund 150<br />

Millionen Verträge ohne Betreuer aus<br />

Fleisch und Blut da“, schätzt Oliver<br />

Kieper, Vorstand Versicherungen der<br />

Netfonds Gruppe. Der Pool unterhält<br />

keine offene Börse, aber unterstützt<br />

seine Partner, sobald er Kenntnis<br />

erlangt von Bestandskauf- oder -verkaufswünschen.<br />

„Wo es geht, sind wir<br />

behilflich, die Parteien miteinander<br />

bekannt zu machen, und begleiten<br />

das Geschäft“, so Kieper.<br />

Seit Kurzem mit einer digitalen Bestandsbörse<br />

im Markt ist Maxpool.<br />

„Es funktioniert wie eine Partnerbörse<br />

im Internet. Wünsche eingeben,<br />

Angebote ansehen, und wenn<br />

es passt, erfolgt ein Match“, sagt<br />

Kevin Jürgens, Vertriebsvorstand<br />

der Phönix Maxpool Gruppe. Der<br />

verkaufswillige Makler trägt dazu<br />

in eine vorgegebene Oberfläche die<br />

Daten seines Bestands und seinen<br />

Wunschpreis ein. Die Bestandsübertragungsexperten<br />

des Pools prüfen,<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


70 | BERATER Bestandsbörsen von Maklerpools<br />

ergänzen fehlende Informationen<br />

und klären Details. Später plant das<br />

Pool-Team parallel zur Vertragsunterzeichnung<br />

und Kaufpreiszahlung die<br />

Bestandsübertragung und begleitet<br />

beide Parteien als kostenlosen Service<br />

so lange, bis der letzte Vertrag den<br />

Bestandsinhaber gewechselt hat.<br />

„Im Zuge dieses Prozesses machen<br />

wir den Makler auch auf Alternativen<br />

zum Verkauf aufmerksam, wie<br />

eine Verrentungsoption etwa über<br />

unsere ‚Chancenorientierte Rente‘.<br />

Das Modell muss zum Makler passen,<br />

nicht umgekehrt“, betont Jürgens. Die<br />

Maxpool-Bestandsbörse soll künftig<br />

auch nicht angeschlossenen Maklern<br />

offenstehen.<br />

»Aggressive Konditionen<br />

triggern«<br />

Andreas W. Grimm, Gründer des Resultate Instituts,<br />

über das aktive Agieren von Pools in der Bestandsübertragung<br />

<strong>procontra</strong>: Immer mehr Pools starten<br />

Bestandsbörsen. Wie beurteilen Sie<br />

diese Dienstleistung?<br />

Andreas Grimm: Es ist nachvollziehbar,<br />

weil alle Pools versuchen ihre<br />

Bestände zu sichern. Wir sehen bisher<br />

aber keine wirklich erfolgreiche<br />

Initiative am Markt. Wir haben selbst<br />

versucht eine Börse aufzubauen und<br />

diese wieder eingestellt. Ein Bestandsverkäufer<br />

ist in der Regel mit<br />

dem selbst gesteuerten Prozess des<br />

Bestandsverkaufs überfordert. Wer<br />

sich dazu entschließt, wird geradezu<br />

überrannt mit Angeboten, denn die<br />

Nachfrage ist riesig. Er braucht dann<br />

ein Verfahren, um aus der Masse die<br />

richtigen Kandidaten herauszufiltern.<br />

Leider wird stattdessen oft aus dem<br />

Bauch heraus entschieden. Der Pool<br />

steht tendenziell eher im Lager des<br />

Käufers, denn er möchte den Bestand<br />

erhalten bzw. gewinnen. Ein echter<br />

Marktplatz müsste aber neutral sein.<br />

<strong>procontra</strong>: Was kann ein Pool besser<br />

als erfahrene Bestandsdienstleister?<br />

Grimm: Ein Pool kann einen Bestand<br />

von einem angeschlossenen Makler<br />

zum anderen unbürokratisch übertragen,<br />

ohne sich mit den ganzen Datenschutzbeauftragten<br />

der Gesellschaften<br />

auseinandersetzen zu müssen. Bei den<br />

Blind Pools bekommen die Produktgeber<br />

das gar nicht mit. Der Bestandsverkauf<br />

sollte aber so ablaufen, dass man<br />

nicht sofort öffentlich in den Markt<br />

geht, sondern erst die Zielsetzung<br />

des Maklers klärt. Also seine Lebensplanung,<br />

welchen Beitrag sein Unternehmen<br />

für die spätere Lebensführung<br />

bringen muss und wie die Übergabe<br />

funktionieren kann. Gibt es Übertragungshemmnisse?<br />

Das ist ein riesiger<br />

Katalog, den wir mit dem Makler besprechen<br />

müssen. Erst wenn das alles<br />

geklärt ist, sollte man in die Platzierung<br />

gehen. Pools tun sich da schwerer, weil<br />

sie auch eigene Interessen verfolgen<br />

müssen. Wir kooperieren beispielsweise<br />

mit BCA, FondsKonzept, Sachpool,<br />

Amex- und Qualitypool, Fondsnet und<br />

Fonds Finanz, bei denen wir mit ihren<br />

Maklern Orientierungsgespräche zu<br />

Beginn des Prozesses führen.<br />

<strong>procontra</strong>: Welche Relevanz haben<br />

die Pool-Angebote?<br />

Grimm: Wir kennen mehrere Börsen,<br />

manche sind schon seit Jahren am<br />

Markt. Wie bei unserem eigenen<br />

Versuch einer Börse ist bei den<br />

Poolbörsen die Zahl der Projekte, die<br />

wir sehen, recht gering, weil Emotionalität,<br />

der Aufwand und die Angst,<br />

etwas falsch zu machen, viele verkaufswillige<br />

Makler zögern lassen. Wir<br />

sehen aber auch, dass ein Teil der<br />

Makler über aggressive Konditionen im<br />

Stil von „Wir bezahlen 100 Prozent<br />

Maklerrente“ oder „Faktor 4 auf die<br />

Bestandscourtage“ leicht getriggert<br />

werden und statt zur Börse direkt auf<br />

den betreffenden Käufer zugehen.<br />

Pointiert monetäre oder emotionale<br />

Motive im Stil von „Wir kümmern uns“<br />

funktionieren auch gut.<br />

Foto: Christoph Vohler


Bestandsbörsen von Maklerpools BERATER | 71<br />

Verrentung als Alternative<br />

„Die wesentliche Frage ist doch:<br />

Reicht das Geld aus einem Verkauf<br />

aus, um langfristig einen angenehmen<br />

Lebensabend zu verbringen,<br />

oder sind laufende Einnahmen<br />

vernünftiger?“, betont Rolf Schünemann,<br />

Vorstandsvorsitzender der BCA<br />

AG. Denn die Bewertungsverfahren<br />

hätten sich kaum verändert, ein Verkauf<br />

bringe selten mehr als zwei bis<br />

drei Jahrescourtagen. Auch die BCA<br />

bietet daher eine Maklerrente an, bei<br />

der der Bestand auf die Servicegesellschaft<br />

des Pools übertragen wird und<br />

der Makler dafür – je nach Modell<br />

– bis zu fünf Jahre lang 100 Prozent<br />

der Courtage erhält. Danach werden<br />

lebenslang entweder 90 Prozent der<br />

Courtage oder 80 Prozent ausgezahlt,<br />

wenn der Hinterbliebenenschutz gewählt<br />

wurde.<br />

Auch für die jüngeren Käufer haben<br />

die Pools Ratschläge und Tipps.<br />

„Schauen Sie genau hin. Sind Maklermandate<br />

und -verträge vorhanden?<br />

Wie aktuell sind Kundendaten inklusive<br />

Telefonnummer und Mailadresse?<br />

Und liegen Gesprächs- und Beratungsprotokolle<br />

vor?“, nennt Kieper<br />

wesentliche Parameter. „Wir achten<br />

beim Erwerb auf eine hohe Digitalisierungsquote,<br />

einen hohen Anteil an<br />

wiederkehrenden Personenversicherungs-<br />

und Investmentfondserlösen,<br />

geringe Provisionen in Stornohaftung<br />

und generell gut gepflegte Daten und<br />

korrekte Adressen“, sagt Grabmaier<br />

und empfiehlt das auch den jungen<br />

Kollegen. Und besonders wichtig:<br />

Risiken sollten analysiert, gewichtet,<br />

eingeschätzt und priorisiert werden,<br />

rät BCA. „Nicht kalkulierbare Risiken<br />

sollten zudem ausgeschlossen, das<br />

heißt der Bestand dann allein aus<br />

haftungsrechtlichen Gründen nicht<br />

gekauft werden“, meint Schünemann.<br />

Einig sind sich alle Pools, dass letzten<br />

Endes der Kauf eines Unternehmens<br />

grundsätzlich sehr zeit- und kostenintensiv<br />

ist. Daher geht es kaum ohne<br />

fachliche Unterstützung. Ob über eine<br />

Bestandsbörse oder mithilfe eines<br />

klassischen Bewertungsdienstleisters,<br />

ist individuell zu prüfen.<br />

Weiter im Thema<br />

Das vollständige<br />

Interview mit<br />

Andreas Grimm<br />

vom Resultate Institut<br />

lesen Sie auf<br />

<strong>procontra</strong>-online.de<br />

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72 | BERATER Nachlassregelung<br />

Ich packe meinen Notfallkoffer<br />

... und nehme mit?! Bei den meisten Maklern bleibt der Koffer leider leer, denn sie haben<br />

ihr Lebenswerk nicht ausreichend abgesichert. Zum Leidwesen ihrer Hinterbliebenen<br />

HP HANNAH PETERSOHN<br />

Was Sie erfahren<br />

werden:<br />

Was zum Notfallplan gehört<br />

Warum eine Umfirmierung<br />

sinnvoll ist<br />

Ob Hinterbliebene haften<br />

müssen<br />

Es heißt: Der Schuster hat die<br />

schlechtesten Schuhe. Die Redewendung<br />

lässt sich auch auf Makler<br />

anwenden, denn sie haben offenbar<br />

die schlechteste Vorsorge. „Leider hat<br />

von zehn Maklern oft nur einer an<br />

einen Notfallplan gedacht“, kritisiert<br />

Peter Schmidt. Er berät Makler, damit<br />

ihr Lebenswerk nach ihrem Tod nicht<br />

verloren geht. Doch genau das passiert<br />

Schmidt zufolge oft. „Das Thema<br />

wird ausgeblendet.“<br />

Er berichtet von einer Witwe, die<br />

sich nach dem Tod ihres Mannes<br />

von einem Anwalt beraten ließ. „Er<br />

hat ihr gesagt, sie solle die Kunden<br />

Illustration: Roman Kulon


Nachlassregelung BERATER | 73<br />

und Versicherer darüber informieren, dass die<br />

Maklerverträge bzw. Courtagevereinbarungen<br />

erloschen seien.“ Damit habe er ihr den Rat gegeben,<br />

auf ein mögliches Erbe zu verzichten. Denn<br />

der Verkauf des Bestands wäre, weil es sich in<br />

dem Fall um eine GmbH handelte, noch möglich<br />

gewesen. „Das Motiv des Anwalts war der Schutz<br />

der Mandantin vor möglichen Haftungsfällen.<br />

Doch Nachfahren müssen nicht haften“, erklärt<br />

der Berater. Bei einer solchen Falschberatung können<br />

Anwälte oder Unternehmensberater auf Schadensersatz<br />

verklagt werden, warnt Rechtsexperte Norman Wirth<br />

(siehe Interview).<br />

Welche Probleme ohne eine konkrete Nachlassregelung<br />

entstehen können, ist Wirth zufolge „extrem vielfältig“<br />

und abhängig davon, ob der Makler als Einzelunternehmer<br />

tätig war oder eine GmbH geführt hat. Bei Einzelkämpfern<br />

ohne Notfallplan erlöschen tatsächlich die<br />

»Ohne Plan erlöschen die<br />

Maklerverträge«<br />

Warum Makler dringend einen Notfallplan brauchen,<br />

der ihren Nachlass regelt, erklärt Rechtsanwalt Norman Wirth.<br />

<strong>procontra</strong>: Angenommen, ein Makler<br />

verstirbt plötzlich und hat sich vorher<br />

nicht um einen Notfallplan für den<br />

Nachlass gekümmert: Welche Probleme<br />

können für die Erben und Kunden<br />

entstehen?<br />

Norman Wirth: Das ist extrem vielfältig.<br />

Wenn keine konkreten Vorkehrungen<br />

getroffen wurden, erlöschen beim<br />

Tod des Maklers die Maklerverträge<br />

und Maklervollmachten. In der Regel<br />

reichen die normalen Willensbekundungen<br />

in einem privaten Testament<br />

für das Unternehmen nicht. Bei der<br />

Vererbung von Gesellschaftsanteilen<br />

kann es zu Ärger kommen, wenn Erben<br />

damit in das Unternehmen eintreten,<br />

die zuvor nichts mit der Branche zu<br />

tun hatten und dann eventuell falsche<br />

oder willkürliche Entscheidungen<br />

treffen. In diesem Fall ist es besser,<br />

wenn Erben eine monetäre Abfindung<br />

erhalten – auf der Grundlage einer<br />

exakten Regelung zur Bewertung.<br />

<strong>procontra</strong>: Welche Vorsorge sollten<br />

Makler treffen, um diese Probleme zu<br />

verhindern?<br />

Wirth: Wir reden über Basics, die<br />

jeder Unternehmer beachten sollte.<br />

Es braucht einen Notfallplan – digital<br />

oder analog – für den Fall der<br />

Fälle, also quasi einen Notfallordner.<br />

So etwas gibt zum Beispiel über die<br />

Industrie- und Handelskammern oder<br />

auch branchenspezifischer, bei den<br />

entsprechenden Beratern. Eine gute<br />

Vorsorge besteht im Wechsel vom<br />

Einzelunternehmer zur juristischen<br />

Rechtsform. Im Gesellschaftsvertrag<br />

sollten Regelungen für den Notfall<br />

festgehalten werden, also für das<br />

Ausscheiden wegen Krankheit oder<br />

Alter, mit Angaben zur Abfindung und<br />

Wertermittlung. Wer es vorzieht, als<br />

Einzelunternehmer tätig zu sein, sollte<br />

mindestens auf einen State-of-the-<br />

Art-Maklervertrag achten, sowie auf<br />

eine korrekte Maklervollmacht, die<br />

Datenschutzeinwilligung der Kunden<br />

und eine konkrete Rechtsnachfolge,<br />

ergänzt durch ein Unternehmertestament.<br />

<strong>procontra</strong>: Welchen Ausgang nehmen<br />

strittige Fälle, wenn kein Notfallplan<br />

vorliegt?<br />

Wirth: Solche Streitigkeiten schreien<br />

quasi nach einer Einigung, die kostensparend<br />

auch außergerichtlich<br />

möglich sein sollte. Wenn es um einen<br />

Streit nach einer Unternehmensübergabe<br />

oder einem Verkauf geht, ist das<br />

eine juristische Feinarbeit an den<br />

vorhandenen Unterlagen entlang. Und<br />

oft ist auch psychologisches Geschick<br />

gefragt. Schließlich sind diesen Fällen<br />

häufig dramatische Ereignisse, wie<br />

eine schwere Krankheit oder ein<br />

plötzlicher Tod, vorausgegangen.<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


74 | BERATER Nachlassregelung<br />

Maklers Meinung<br />

»An den Notfall wird<br />

selten gedacht«<br />

Dr. Peter Schmidt,<br />

Unternehmensberater und<br />

Nachfolgeexperte<br />

Maklerverträge. Die Kunden werden<br />

nicht weiter betreut. „Auch die<br />

Courtageverträge erlöschen meistens<br />

im Todesfall“, so Berater Schmidt.<br />

Erben haben dann keinen Anspruch<br />

auf das Geld, der einstige Umsatz löst<br />

sich in Luft auf. Jedoch zahlen manche<br />

Versicherer auch nach dem Tod<br />

des Maklers noch ein halbes Jahr oder<br />

sogar unbefristet Courtagen weiter.<br />

„Aber nur auf der Grundlage, dass die<br />

Kunden weiter betreut werden.“<br />

Hat der Makler im Vorhinein keinen<br />

Sehr oft agieren Versicherungsmakler<br />

als Einzelunternehmer.<br />

Zum Start in die Selbstständigkeit<br />

überwiegt erst einmal der<br />

Fokus auf das wirtschaftliche<br />

Überleben. An den Notfall wird<br />

selten gedacht. Immer noch<br />

glauben viele, dass ein privates<br />

Testament auch die Themen<br />

rund um den Gewerbebetrieb<br />

regelt. Ein weitverbreiteter<br />

Irrtum! Privatleben und Firma<br />

sollten für den Fall einer<br />

Insolvenz oder gerichtlichen<br />

Auseinandersetzung finanziell<br />

und materiell getrennt sein.<br />

Eine Firma kann weiterverkauft<br />

werden, Erben können einen<br />

neuen Geschäftsführer suchen.<br />

Die GmbH einer schwer<br />

erkrankten Maklerin konnte<br />

mithilfe eines Notars zügig<br />

verkauft werden. Anschließend<br />

konnte sie sich in Ruhe ihrer<br />

medizinischen Behandlung und<br />

Genesung zuwenden. Und: Bei<br />

den Beratungen der Makler als<br />

Einzelunternehmer auf dem<br />

Weg zur juristischen Rechtsform<br />

gibt es einen entscheidenden<br />

Vorteil: Für die meisten Beratungen<br />

können Fördermittel des<br />

BAFA in Höhe von bis zu 1.750<br />

Euro abgerufen werden.<br />

Nachfolger bestimmt, gehört der Bestand<br />

dem Versicherer. Dieser kann<br />

einen anderen Makler beauftragen<br />

oder seine Ausschließlichkeitsvermittler<br />

auf die Verträge ansetzen.<br />

Eine Firma stirbt nicht<br />

Bei einer GmbH ist der Fall etwas anders<br />

gelagert: Dann fließt die Firma in<br />

die Erbmasse, denn eine Firma stirbt<br />

nicht. Alle Verträge, sowohl mit den<br />

Kunden als auch mit dem Versicherer,<br />

gehen in das Erbe über. „Eine GmbH<br />

ist schnell verkauft, dann sind weder<br />

das Geld noch die Verträge weg“, betont<br />

Schmidt. Ab einem Umsatz von<br />

100.000 Euro pro Jahr sollten Makler<br />

über eine Umfirmierung vom Einzelunternehmer<br />

zu einer juristischen<br />

Rechtsform nachdenken.<br />

»Leider hat von zehn Maklern<br />

oft nur einer einen Notfallplan.«<br />

„Eine gute Vorsorge besteht im<br />

Wechsel vom Einzelunternehmer zur<br />

juristischen Rechtsform“, rät auch<br />

Wirth. Wer eine GmbH gründet, muss<br />

Dr. Peter Schmidt<br />

Unternehmensberater<br />

einen Gesellschaftsvertrag aufsetzen,<br />

in dem die Regelungen für den<br />

Notfall festgehalten werden sollten.<br />

Einzelunternehmer sollten auf eine<br />

korrekte Maklervollmacht und eine<br />

konkrete Rechtsnachfolge achten.<br />

Doch was gehört alles in den sprichwörtlichen<br />

Notfallkoffer? „An sich<br />

reden wir über Basics, die jeder<br />

Unternehmer beachten sollte“, erklärt<br />

der Anwalt. Grundlegend ist ein<br />

Notfallordner – digital oder analog.<br />

Darin enthalten: alle wichtigen Verträge,<br />

Informationen zu Bankkonten,<br />

Computer-Passwörter, Courtagevereinbarungen<br />

und Musterverträge, die<br />

der Makler über die Jahre aufgesetzt<br />

hat. Checklisten gibt es über die Industrie-<br />

und Handelskammern oder<br />

aber auch branchenspezifischer bei<br />

Beratern wie Schmidt.<br />

Das klingt eigentlich simpel. Umso<br />

unverständlicher ist es, warum<br />

Makler sich so selten darum kümmern.<br />

„Schließlich sind ihnen doch<br />

weder ihre Kunden noch ihre Familie<br />

egal“, wundert sich Schmidt.<br />

Weiter im Thema<br />

Berater Peter<br />

Schmidt erklärt<br />

im <strong>procontra</strong>-Interview,<br />

was ohne<br />

Notfallplan<br />

passieren kann.<br />

Foto: Dr. Peter Schmidt Consulting & Coaching – Unternehmensberatung


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76 | BERATER Maklerverwaltungsprogramme<br />

Wechsel mit Hürden<br />

Wenn das „alte“ Maklerverwaltungsprogramm (MVP) zur Belastung wird,<br />

reifen die Gedanken an einen Wechsel. Welche Voraussetzungen dabei nötig sind<br />

USK UWE SCHMIDT-KASPAREK<br />

Was Sie erfahren<br />

werden:<br />

Wie ein MVP<br />

funktionieren sollte<br />

Welche Hürden beim<br />

Umstieg anstehen<br />

Welche Vorbereitung<br />

beim Umstieg sinnvoll ist<br />

Ohne Automatisierung geht heute<br />

nichts mehr. Auch nicht im Büro<br />

eines Versicherungsmaklers. Dieser<br />

Tatsache sind sich die Akteure mittlerweile<br />

bewusst, wie eine Umfrage<br />

zeigt. „Die Zahl der MVP-Verweigerer<br />

geht kontinuierlich zurück – 2<strong>02</strong>2<br />

waren es nur noch rund 5 Prozent“,<br />

so die Studie „IT-Prozesse im Maklerunternehmen“<br />

der deutsche-versicherungsboerse.de<br />

(dvb). Befragt wurden<br />

über 970 Versicherungsmakler.<br />

Je nach MVP gibt es sehr unterschiedliche<br />

Leistungsniveaus. Die eierlegende<br />

Wollmilchsau ist dabei bis heute<br />

nicht erfunden. Daher müssen Versicherungsmakler<br />

ihr persönliches<br />

MVP auswählen. Die Anforderungen<br />

sind – je nach Geschäftsmodell –<br />

höchst heterogen. Aus den Kommentaren<br />

der Studie lassen sich aber<br />

generelle Kritikpunkte entnehmen:<br />

fehlende Weiterentwicklung, veraltete<br />

Technologie und Probleme im<br />

Daten- und Dokumentenaustausch.<br />

Daher erwägen immerhin rund<br />

22 Prozent „ernsthaft“ einen Wechsel<br />

ihres MVP.<br />

Illustration: Eleonora Mavromati


Maklerverwaltungsprogramme BERATER | 77<br />

Auswahl der Systeme<br />

Anbieter<br />

mb Support<br />

assfinet (Acturis)<br />

Smart InsurTech<br />

vfm<br />

DEMV (Fonds Finanz)<br />

Jung, DMS & Cie.<br />

Finass<br />

Smart InsurTech<br />

artBase! Software<br />

V-D-V<br />

blau direkt<br />

digital broking<br />

Produkt<br />

openViva c2<br />

ams.5<br />

FinanzOffice<br />

Keasy<br />

Professional works<br />

iCRM<br />

Finass<br />

Smart Admin<br />

onlineSuite<br />

aB-Agenta<br />

OfficeBase<br />

Ameise<br />

MeinMVP<br />

Quelle: dvb; MVP-Navigator; 03/2<strong>02</strong>3<br />

Nutzerverhalten entscheidend<br />

Wohin nun gehen? Mit einer Roadshow<br />

zieht der Pool Fonds Finanz<br />

derzeit durch die Lande und verspricht,<br />

dass das MVP „Professional<br />

works“ der Tochter Deutscher Maklerverbund<br />

(DEMV) den Verwaltungsaufwand<br />

„bereits jetzt um bis zu 70<br />

Prozent reduziert“. Doch Vorsicht:<br />

Bei der Verwaltungsersparnis spielt<br />

das individuelle Nutzerverhalten des<br />

Maklers eine große Rolle. So steht<br />

das „Vermissen“ wesentlicher Funktionen<br />

zwar an erster Stelle, wenn es<br />

um den Wunsch geht, das MVP zu<br />

wechseln. Doch auch das Verhältnis<br />

von „Kosten und Leistungsfähigkeit“,<br />

„Qualität des Supports“, Vertrauen in<br />

die „Zukunftsfähigkeit des Systems“<br />

und „Geschäftspolitik“ des Herstellers<br />

können eine ausschlaggebende Rolle<br />

spielen. So müssen Poolplattform-<br />

Systeme vielfach auf den kleinsten<br />

gemeinsamen Nenner ihrer Anwender<br />

abzielen. Für Assekuradeure,<br />

Konzeptmakler oder Zielgruppenspezialisten<br />

könnte das zu wenig sein.<br />

Daher müssen bei einem Umstieg<br />

nicht nur die Leistungen betrachtet<br />

werden, sondern auch die Politik des<br />

Herstellers.<br />

Wie groß die Bandbreite der Funktionen<br />

ist, zeigt der MVP-Navigator<br />

der dvb. Möglich ist es hier online, 26<br />

Funktionen der Programme abzufragen.<br />

Der Navigator ist durchaus<br />

eine erste gute Annährung, welches<br />

MVP für das jeweilige Unternehmen<br />

infrage kommt. Alle Navigator-Fragen<br />

lassen sich auch für andere – dort<br />

nicht dargestellte – MVPs adaptieren.<br />

Hürde – Datenmigration<br />

„Wir weisen sehr klar darauf hin,<br />

dass es einen ‚reibungslosen‘ Umstieg<br />

nicht gibt“, sagt Marc Rindermann,<br />

Chef von assfinet, die das MVP „AMS“<br />

betreibt. Ein Wechsel der Software<br />

sei immer mit Datenverlust und viel<br />

Aufwand auf Vermittlerseite verbunden.<br />

assfinet, die vor allem Digitalisierungen<br />

für Mittelstandsmakler mit<br />

Schwerpunkt Gewerbe- und Industriegeschäft<br />

durchführt, rechnet bei<br />

einem Umstieg je nach Geschäftsfeld<br />

mit Projektlaufzeiten von sechs<br />

Monaten bis zu zwei Jahren. 13 der<br />

15 von uns befragten aktiven großen<br />

MVP-Hersteller beantworteten Fragen<br />

zum Umstieg. Einig sind sich die<br />

Unternehmen darin, dass die Datenmigration<br />

eine der größten Hürden<br />

beim Wechsel ist. So verhindern<br />

manche Hersteller einen einfachen<br />

Zugriff auf ihre Datenbank. „Eine<br />

rechtzeitige optimale Vorbereitung<br />

der Daten ist unerlässlich, um den<br />

eigentlichen Umstellungsprozess mit<br />

minimalem Zeitaufwand zu realisieren“,<br />

erläutert Stefan Sommerer<br />

von der vfm-gruppe.de, die das MVP<br />

„Keasy“ anbietet. Bei Versdirekt, die<br />

das cloudbasierte MVP „4open/digital“<br />

entwickelt hat, gibt es Importfilter,<br />

die an die Kundenbedürfnisse<br />

angepasst werden können. artBase!<br />

(„aB-Agenta“) verspricht sogar die<br />

Maklers Meinung<br />

»Sauberer Datenbestand<br />

erleichtert Umstieg«<br />

Thomas Diepenbrock,<br />

Geschäftsführer der<br />

Diepenbrock Versicherungsmakler<br />

GmbH & Co. KG<br />

Der Weg zum Umstieg war von<br />

vielen Überlegungen und Abwägungen<br />

geprägt. Bei der Wahl des<br />

neuen MVP-Anbieters war uns<br />

insbesondere wichtig, dass das<br />

Unternehmen möglichst inhabergeführt<br />

und absolut „maklerminded“<br />

ist. Voraussetzung war für uns eine<br />

persönliche Betreuung bei zeitnahen<br />

Umsetzungen unserer Änderungswünsche.<br />

Zudem war für uns<br />

klar, dass vor einer endgültigen<br />

Entscheidung eine Testphase mit<br />

weitreichender Datenübernahme<br />

erfolgen muss, um genau einzuschätzen,<br />

was ein Umstieg bedeutet.<br />

Am Ende zeigte sich: Mit einer<br />

soliden Vorbereitung und Säuberung<br />

des Datenbestands vor dem<br />

Wechsel ist ein Umstieg gut zu<br />

bewältigen. Aus meiner Sicht bleibt<br />

aber wichtig, dass man auf keinen<br />

Fall den menschlichen Faktor<br />

unterschätzen darf.<br />

Beim Start mit dem neuen MVP<br />

fühlen sich viele Mitarbeiter so, als<br />

müssten sie die Arbeit mit einem<br />

für sie unbekannten Werkzeug neu<br />

erlernen. Erst mit zunehmender<br />

Routine in einer vorgangsbezogenen<br />

Bearbeitung wächst die<br />

Neugierde auf die vielen neuen<br />

Funktionen und Möglichkeiten.<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


78 | BERATER Maklerverwaltungsprogramme<br />

Daten- und Dokumentenübernahme,<br />

also beispielsweise von PDFs und<br />

E-Mails, aus 53 Systemen. Bei Novosys<br />

EDV („U-Makler“) wird jeweils ein<br />

individuelles Übernahmeprogramm<br />

geschrieben. Geschäftsführer Jens<br />

Matschke beruhigt aber: „Diese Art<br />

der individuellen Datenübernahme<br />

ist bei uns bezahlbar. Nach einer Analyse<br />

der Daten machen wir in 98 Prozent<br />

der Fälle einen Festpreis.“<br />

Hürde – Wille zur Veränderung<br />

„Die wahre Herausforderung ist es,<br />

dass Makler die über Jahre gewohnten<br />

Arbeitsabläufe durchbrechen und<br />

sich auf ein neues System einlassen“,<br />

erläutert Geschäftsführer Karsten<br />

Allesch von DEMV („Professional<br />

works“). Dies bestätigt Matti Bargfried,<br />

Chef von CoDie software products<br />

(„CoDieBoard“). Viel zu selten<br />

würden die wichtigsten Geschäftsprozesse<br />

im alten und in den konkurrie-<br />

»Fokus auf die Datenaufbereitung legen«<br />

Interview mit Sabine Leipziger, Geschäftsführerin der Incon GmbH & Co. Assekuranz KG aus München<br />

<strong>procontra</strong>: Wie lange hat Ihr Haus<br />

überlegt, aus dem alten MVP auszusteigen?<br />

Sabine Leipziger: Rund zwei Jahre<br />

hatten wir das Thema auf der Agenda<br />

und sind trotz hoher Unzufriedenheit<br />

nicht tätig geworden.<br />

<strong>procontra</strong>: Was gab dann den letzten<br />

Anstoß?<br />

Leipziger: Wir haben uns extern beraten<br />

lassen und so einen individuellen<br />

Anforderungskatalog erstellt. Dabei<br />

lag ein Hauptfokus nicht nur auf dem<br />

Funktionsumfang, sondern auch auf<br />

einer hohen Dienstleistungsorientierung<br />

des neuen MVP-Anbieters.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie lange hat die Migration<br />

der Daten ins neue MVP gedauert?<br />

Leipziger: Es mussten mehrere<br />

Terabyte an Daten und Dokumenten<br />

migriert werden. Der finale Datentransfer<br />

hat daher vier Tage gedauert.<br />

An diesen Tagen war das Arbeiten nur<br />

sehr eingeschränkt möglich. Denn<br />

während der Übertragungszeit durfte<br />

im alten Programm nichts mehr geändert<br />

werden. Dieses Problem wird jeder<br />

Umsteiger haben. Wir hatten aber<br />

durch zwei Test-Datenübernahmen im<br />

Vorfeld mögliche Risiken minimiert.<br />

Der Zeitbedarf war klar und auch so im<br />

Team eingeplant.<br />

<strong>procontra</strong>: Gab es im Nachgang<br />

Probleme?<br />

Leipziger: Schlecht gelaufen sind Altlasten<br />

in den Daten, die zu einem doch<br />

nennenswerten Aufwand an Nachbearbeitung<br />

führten. Wir empfehlen<br />

Kolleginnen und Kollegen, die den<br />

Umstieg wagen wollen, im Vorfeld<br />

noch stärker den Fokus auf die Aufbereitung<br />

der Daten zu legen, damit<br />

möglichst mit einer bereinigten Basis<br />

gestartet werden kann.<br />

<strong>procontra</strong>: Und was lief besonders<br />

gut?<br />

Leipziger: Die von uns gewählte Schulungsstrategie<br />

war sehr erfolgreich.<br />

Bereits vor dem eigentlichen Umstieg<br />

wurden einige Schlüssel-Mitarbeiter<br />

aus den jeweiligen Teams auf die neue<br />

Software geschult. Das war Gold wert.<br />

Denn später wurde in zweimal täglich<br />

stattfindenden Meetings durch dieses<br />

Support-Team des neuen MVP alle<br />

aufkommenden Fragen beantwortet.<br />

Davon profitierte die gesamte Belegschaft.<br />

Gleich von Beginn an konnte<br />

sie so auf ein solides, firmeninternes<br />

Wissensfundament zurückgreifen und<br />

nach der Umstellung sehr schnell wieder<br />

eine gute Produktivität erreichen.<br />

<strong>procontra</strong>: Was ist Ihr Fazit nach<br />

erfolgreichem Umstieg?<br />

Leipziger: Wer das neue Potenzial voll<br />

ausschöpfen will, muss die Bereitschaft<br />

haben, alle eigenen Prozesse<br />

und Abläufe auf den Prüfstand zu<br />

stellen und mit den Automatisierungsmöglichkeiten<br />

des neuen Maklerverwaltungsprogramms<br />

auch neu zu<br />

denken.<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


Maklerverwaltungsprogramme BERATER | 79<br />

renden neuen Systemen gegenübergestellt oder<br />

durchdachte Fragebögen formuliert. Bargfried:<br />

„Das ist in etwa so, als würde man beim Autokauf<br />

das Auto nur von außen betrachten, aber nie eine<br />

Probefahrt machen.“ In die gleiche Kerbe schlägt<br />

Sebastian Grabmaier, Vorstandsvorsitzender von<br />

Jung, DMS & Cie. („iCRM“). „Die Herausforderung<br />

ist weniger, eine neue Technologie zu verstehen,<br />

sondern vielmehr, die eigene Arbeitsweise anzupassen.“<br />

Auto.<br />

Ausflug.<br />

Ausgezeichnet.<br />

EINFACH AUF DEN PUNKT.<br />

Wie unsere ausgezeichnete Kfz-Versicherung.<br />

Umstieg läuft<br />

Anscheinend gelingt den aktiven MVP-Herstellern<br />

die Vermittlung der neuen digitalen Welt<br />

ganz gut. „Für das Jahr 2<strong>02</strong>2 konnten wir rund<br />

3.650 neue Nutzer gewinnen“, freut sich etwa<br />

Hannes Heilenkötter, Chief Technology Officer<br />

bei blau direkt. Ein Plus von fast 30 Prozent. Fast<br />

alle Anbieter, die Zahlen lieferten, sind zweistellig<br />

gewachsen. Zwar kann die vfm-Gruppe („Keasy“)<br />

nur eine Steigerung von etwas über 8 Prozent<br />

vermelden. Dafür konnten in den ersten drei<br />

Monaten dieses Jahres bereits 23 Unternehmen<br />

gewonnen werden.<br />

Der Wechsel des MVP bleibt ein Mega-Akt, bei<br />

dem gute Planung das A und O für den Erfolg<br />

und die Akzeptanz in der Belegschaft für das<br />

neue System ist.<br />

Nur<br />

5 %<br />

der Makler arbeiten ohne MVP.<br />

Long Story short<br />

Sechs Monate bis zwei Jahre kann ein<br />

MVP-Umstieg dauern<br />

Makler müssen den Willen zur<br />

Veränderung mitbringen<br />

Die Daten müssen vor der Migration<br />

aufbereitet werden<br />

Auch<br />

günstig für<br />

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<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


SACHWERTE<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


Wohnungspreise<br />

im Sinkflug<br />

Hohe Finanzierungskosten<br />

und Inflation sorgen für Umbruch.<br />

Die Preise für Wohnimmobilien fallen so stark<br />

wie seit Jahren nicht mehr. Laut dem Häuserpreisindex<br />

des Statistischen Bundesamts sind die<br />

Preise in Deutschland im vierten Quartal 2<strong>02</strong>2<br />

um 3,6 Prozent gegenüber dem letzten Quartal<br />

des vorausgegangenen Jahres gesunken.<br />

Zuletzt hatte es 2010 einen solchen Rückgang gegeben.<br />

Auch bei Betrachtung kürzerer Vergleichszeiträume<br />

zeigt sich der sinkende Trend: Vom<br />

dritten zum vierten Quartal 2<strong>02</strong>2 gingen die Preise<br />

um 5 Prozent zurück. Ursache der Entwicklung<br />

sind laut Destatis die gestiegenen Baufinanzierungskosten<br />

sowie die anhaltend hohe Inflation.<br />

Weitere Themen<br />

Bausparen lohnt sich wieder 82<br />

Senioren als Kreditnehmer 84<br />

Markt der Zwangsversteigerungen 88<br />

Foto: Acilo


82 | SACHWERTE Immobilienfinanzierung<br />

»Die richtige Summe wählen«<br />

Das hohe Zinsniveau sorgt für einen Run aufs Bausparen: Natalie Wagner, Spezialistin für<br />

Baufinanzierung beim Finanzierungsvermittler Dr. Klein, über die Hintergründe<br />

AW ANNE MAREILE WALTER<br />

Die Zinswende hat zu einer Renaissance<br />

des Bausparens geführt. 578.000 neue<br />

Bausparverträge mit einem Volumen<br />

von 41,4 Milliarden Euro wurden 2<strong>02</strong>2<br />

bei den Landesbausparkassen abgeschlossen<br />

– ein Plus von 26 Prozent<br />

im Vergleich zu 2<strong>02</strong>1 in Bezug auf die<br />

Vertragszahl sowie ein Zuwachs von<br />

47 Prozent bei der Bausparsumme.<br />

Die Bereitschaft breiter Bevölkerungsschichten,<br />

für die eigenen vier Wände<br />

zu sparen, scheint ungebrochen.<br />

<strong>procontra</strong>: Für 2<strong>02</strong>2 melden die Landesbausparkassen<br />

Rekordzahlen bei der<br />

Anzahl neu abgeschlossener Bausparverträge.<br />

Können Sie diese Entwicklung<br />

aus Ihrer eigenen Beratungspraxis<br />

bestätigen?<br />

Natalie Wagner: Ja, auch bei uns ist die<br />

Nachfrage seit einem Dreivierteljahr angestiegen.<br />

Davor war sie eher rückläufig.<br />

Viele Kunden hinterfragten den Sinn<br />

des Bausparens, da die Kreditzinsen bei<br />

den Banken in den vergangenen Jahren<br />

im stetigen Sinkflug begriffen waren.<br />

Jetzt hat man aber festgestellt, dass die<br />

Zinsen auch steigen können und dass<br />

die Bausparkassen ihre Zinssätze noch<br />

gar nicht angepasst haben und viele<br />

noch mit einer Eins vor dem Komma<br />

unterwegs sind – da ist die Nachfrage<br />

plötzlich sehr viel größer geworden.<br />

<strong>procontra</strong>: Wann empfehlen Sie für den<br />

Traum vom Eigenheim einen Bausparvertrag?<br />

Wagner: Jeder, der irgendwann eine Immobilie<br />

haben möchte oder bereits eine<br />

hat, kann Bausparen für sich nutzen:<br />

fürs Kaufen oder Bauen, für Anschlussfinanzierungen,<br />

für Kinderverträge und<br />

zum Modernisieren und Renovieren.<br />

Ich habe das Bausparen schon immer<br />

empfohlen, weil ich ein sicherheitsorientierter<br />

Mensch bin. Jetzt wird es<br />

von den Kunden wieder mehr entdeckt,<br />

Was Sie erfahren<br />

werden:<br />

Gründe für Nachfrage-Hype<br />

nach Bausparern<br />

Für welche Kunden<br />

Bausparverträge sinnvoll sind<br />

Vergleich zu klassischen<br />

Finanzierungsmethoden<br />

Foto: Dr. Klein


Immobilienfinanzierung SACHWERTE | 83<br />

weil es aktuell hier bessere Konditionen<br />

als bei der klassischen Baufinanzierung<br />

gibt. Vor der Zinswende waren die Konditionen<br />

ähnlich wie bei der Bank. Da<br />

wurden die Verträge nicht abgeschlossen,<br />

um sich einen günstigeren Zinssatz<br />

zu sichern, sondern um sich den<br />

Zinssatz auf Dauer zu sichern. Bei der<br />

Bank werden Zinssätze oft über einen<br />

Zeitraum von 10 oder 15 Jahren vereinbart.<br />

Wer sich eine längere Zinsbindung<br />

wünscht, hat aber immer schon mit<br />

dem Bausparer arbeiten können.<br />

<strong>procontra</strong>: Ist der Bausparer demnach<br />

aktuell das Mittel der Wahl, um die<br />

Eigenheimfinanzierung auf sichere Füße<br />

zu stellen?<br />

Wagner: Ja, wenn der Kunde eine lange<br />

Zinsbindung möchte. Es gibt natürlich<br />

auch solche, die unbedingt eine Zinsbindung<br />

von 10 bis 15 Jahren möchten<br />

oder die sagen: In den nächsten 20<br />

Jahren bin ich ganz sicher schuldenfrei.<br />

Da brauche ich nicht mit dem Bausparer<br />

um die Ecke zu kommen. Nur, wenn ein<br />

Kunde nicht davon ausgeht, superschnell<br />

schuldenfrei zu werden, und<br />

eine lange Sicherheit wünscht – dann ist<br />

Bausparen das Richtige.<br />

<strong>procontra</strong>: Was sind weitere Vorteile<br />

gegenüber anderen Finanzierungsmethoden?<br />

Wagner: Bausparen hilft mir nicht am<br />

Anfang, denn in der Sparphase tilge ich<br />

nichts, wenn ich einen Bausparer in die<br />

Finanzierung einbaue. Aber nach hinten<br />

raus, in der Darlehensphase, tilge ich<br />

dafür umso schneller. Und das zu einem<br />

richtig guten Zinssatz, der bereits jetzt<br />

feststeht. Und ich habe eine größere<br />

Flexibilität als bei klassischen Finanzierungen,<br />

indem ich zum Beispiel jederzeit<br />

Sondertilgungen in beliebiger Höhe<br />

leisten kann. Hinzu kommt: Wenn ich<br />

den Bausparer bei einer vermieteten<br />

Immobilie einsetze, kann ich steuerlich<br />

mehr absetzen als bei einem Annuitäten-Darlehen.<br />

Ich kann zudem von<br />

Tag eins bis zu dem Tag, an dem ich<br />

»Viele Bausparkassen<br />

haben ihre<br />

Zinssätze noch gar<br />

nicht angepasst und<br />

sind noch mit einer<br />

Eins vor dem<br />

Komma unterwegs.«<br />

schuldenfrei bin, ausrechnen, wie hoch<br />

die monatliche Rate ist, wie hoch die<br />

Gesamtkosten sind, welchen Zinssatz<br />

ich bezahle. Bei einem Kredit kann ich<br />

das nur für die Zeit der Zinsbindung,<br />

meistens sind das 10 bis 15 Jahre.<br />

<strong>procontra</strong>: Welche Tücken schlummern<br />

in dieser Finanzierungsmethode? Was<br />

müssen Kunden bei Vertragsabschluss<br />

beachten?<br />

Wagner: Wichtig ist es, die richtige Bausparsumme<br />

zu wählen. Das wird häufig<br />

falsch gemacht. Im Nachhinein lässt<br />

sich die Bausparsumme nicht mehr<br />

vergrößern. Viele Kunden haben als<br />

Vorsorge einen 50.000-Euro-Bausparvertrag<br />

abgeschlossen. Aber was wollen<br />

Sie mit 50.000 Euro, wenn Sie eine<br />

300.000- oder 400.000-Euro-Immobilie<br />

finanzieren wollen? Dann bekomme<br />

ich für das Geld vielleicht die Tiefgarage.<br />

Ein anderer wichtiger Punkt: Nicht<br />

jede Bank arbeitet mit jeder Bausparkasse<br />

zusammen. Man muss vorher also<br />

genau prüfen, bei welcher Bank man<br />

finanzieren möchte. Und: Bausparer<br />

müssen regelmäßig überprüft werden.<br />

Vielleicht sind die Zinsen wieder<br />

gesunken und ich brauche den Vertrag<br />

nicht mehr? Eine Rate oder Sondertilgung<br />

wurde vergessen? Spätestens drei<br />

Jahre, bevor der Vertrag ausläuft, sollte<br />

man ihn checken.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie erleben Sie in Ihrer<br />

Beratung die Folgen von Inflation und<br />

teuren Baukrediten – hat die Nachfrage<br />

nach Immobilienfinanzierungen insgesamt<br />

nachgelassen?<br />

Wagner: Die Nachfragen als solche sind<br />

nicht so stark zurückgegangen. Aber es<br />

häufen sich die Gespräche, bei denen<br />

am Ende herauskommt: Die Finanzierung<br />

ist monatlich nicht machbar, die<br />

Kunden können sich ihren Immobilienwunsch<br />

mit der aktuellen Zinsrate nicht<br />

leisten. Das gab es vor einem Dreivierteljahr<br />

in dem Ausmaß nicht. Auf der<br />

anderen Seite gibt es aber auch immer<br />

mehr Kunden, die sagen: Gerade weil<br />

alles teurer wird, will ich mich nicht<br />

auch noch mit steigenden Mieten<br />

herumschlagen.<br />

Stellt Bausparen die Finanzierung<br />

auf sichere Füße?<br />

Aktuell bessere Konditionen<br />

als bei Finanzierung über die<br />

Bank<br />

Passend bei Wunsch nach<br />

langer Zinsbindung<br />

Monatliche Rate ist von Tag<br />

eins an exakt zu berechnen<br />

Wer schnell schuldenfrei wird,<br />

sollte auf andere Methoden<br />

setzen<br />

Bausparsumme wird häufig<br />

zu niedrig vereinbart<br />

Lange Vorausplanung nötig, da<br />

keine Tilgung in der Sparphase<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


84 | SACHWERTE Kredite für Senioren<br />

Solvent und würdig<br />

Der Finanzierungsbedarf von Menschen ab 60 steigt, sie bekommen heute bessere<br />

Konditionen als die jüngere Klientel. Wie Vermittler hier ansetzen können<br />

CK CHRISTINA KEPPEL<br />

Illustration: Eleonora Mavromati


Kredite für Senioren SACHWERTE | 85<br />

Was Sie erfahren werden:<br />

Welche Kreditkonditionen für Kunden 60+ möglich sind<br />

Wie sich die Rückzahlquote älterer Kreditnehmer gestaltet<br />

Wie Banken mit Kreditanfragen von Senioren umgehen<br />

Zum Renteneintritt die überfällige Renovierung<br />

angehen, die alte Solaranlage austauschen oder<br />

endlich die freie Zeit nutzen und mit dem Wohnmobil<br />

auf große Fahrt gehen. Für viele Menschen<br />

fängt mit 60 ein neuer Lebensabschnitt an – und<br />

der will finanziert sein. Trotz vorhandenem<br />

Vermögen fehlen dazu manchmal die Bargeldreserven.<br />

Vieles ist zuvor beispielsweise in die<br />

Immobilie oder in die Rentenvorsorge geflossen.<br />

Also: Ein Kredit muss her! Doch haben es Ältere<br />

nicht schwerer, an Kredite zu kommen, und gibt<br />

es überhaupt geeignete Produkte? Fragen, die ein<br />

Berater gut klären kann.<br />

Fakt ist: Spezifische überregionale Seniorenkredit-Offerten<br />

gibt es nicht. Das ist auch gar<br />

nicht nötig, denn Finanzierungsvorhaben dieser<br />

Altersgruppe umfassen in der Regel Renovierungen,<br />

Modernisierungen, Liquidität für lang<br />

gehegte Träume oder Umschuldungen. Dafür<br />

eignen sich insbesondere Ratenkredite gut. Und:<br />

Menschen kurz vor dem Ende der Erwerbstätigkeit<br />

oder nach Eintritt ins Rentenalter sind bei<br />

Banken zunehmend gern gesehene Kundinnen<br />

und Kunden.<br />

Auswertungen der Vergleichsportale Check24<br />

und Verivox zeigen: Die Angebote der Banken an<br />

ältere Kreditnehmer sind im Vergleich mit Kunden<br />

der Portale aller anderen Altersgruppen im<br />

Durchschnitt sogar etwas günstiger. So zahlten<br />

Kreditnehmer über 65 Jahre laut Verivox im Jahr<br />

2<strong>02</strong>2 gemittelt einen Kreditzins in Höhe von 2,85<br />

Prozent, während alle anderen Kunden für die<br />

Produkte im Schnitt einen gemittelten Zins von<br />

3,19 Prozent zahlten – also 0,34 Prozent mehr.<br />

Auch wenn die Nachkommastellen-Differenz auf<br />

den ersten Blick nicht sehr hoch erscheint, beträgt<br />

sie immerhin stattliche 11 Prozent. Check24<br />

kommt sogar auf eine Nachkommastellen-Differenz<br />

von durchschnittlich 0,4 Prozent zugunsten<br />

der Kreditnehmer über 65.<br />

Interessant für Berater: Der vergünstigte Seniorenkredit<br />

hat keinen Ausnahmecharakter,<br />

sondern existiert bereits seit Jahren. Dabei haben<br />

sich die Konditionen für Kreditnehmer über 65<br />

Jahren im Lauf der Zeit sogar verbessert: So lag<br />

die Differenz des mittleren Zinses im Jahr 2018<br />

noch bei 0,1 Prozent, im Jahr 2<strong>02</strong>0 schon bei 0,15<br />

Prozent und hat sich seither mehr als verdoppelt.<br />

»Berater müssen gemeinsam mit dem<br />

Kunden herausfinden, was ihnen<br />

wichtig ist und was zu ihrer finanziellen<br />

Situation passt. Das trifft auf<br />

Kreditnehmer jeden Alters zu.«<br />

Solvente Kunden ab 60<br />

Stefan Potempa<br />

Dr. Klein<br />

Der günstigere Zins für betagte Kreditnehmer<br />

hat seine Gründe. Ältere verfügen über ein<br />

krisensicheres und regelmäßiges Einkommen:<br />

Kurzarbeit, Krankheitsausfälle oder Firmenpleiten<br />

können der Rente nichts anhaben. Oft<br />

können sie zudem eine Immobilie oder andere<br />

Vermögenswerte vorweisen. Auch wenn Immobilien<br />

nicht als Sicherheiten für Ratenkredite<br />

verwendet werden, erhöhen sie die Kreditwürdigkeit<br />

eines Kunden in der Bewertung der Bank.<br />

Kurzum: Ältere gelten als solvente Kunden.<br />

Der Markt wächst, und Ältere haben eine gute<br />

Zahlungsmoral. Laut dem Risiko- und Kredit-<br />

Kompass 2<strong>02</strong>2 der Schufa liegt die Rückzahlquote<br />

bei Ratenkrediten ab dem Alter von<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


86 | SACHWERTE Kredite für Senioren<br />

49 Jahren bei gut 98 Prozent oder höher. Die<br />

durchschnittliche Kredithöhe eines Ratenkredits<br />

stieg laut Schufa, wie im Vorjahr, insbesondere<br />

bei Kreditnehmern ab einem Alter von 60 Jahren<br />

an. Und: Die Zahl der potenziellen Kunden in<br />

Rente wächst. Ältere Menschen leben heute länger<br />

und bleiben länger fit, ihr Anteil an der Bevölkerung<br />

nimmt zu. Diese Trends werden sich<br />

nicht umkehren. Für Berater und Makler bietet<br />

das die Chance, sich in einem Marktsegment zu<br />

positionieren, das auch zukünftig eine stabile<br />

Nachfrage verspricht.<br />

»Baufinanzierung mit<br />

60+ keine Seltenheit«<br />

Daniel Potempa, Berater für Baufinanzierung bei Dr. Klein<br />

<strong>procontra</strong>: Ist es für ältere Menschen<br />

grundsätzlich schwieriger, einen Kredit<br />

aufzunehmen?<br />

Daniel Potempa: Nein, schwieriger<br />

ist es nicht. Es gibt zwar Banken, die<br />

Altersgrenzen definiert haben. Bis<br />

dahin muss ein Kredit dann wieder<br />

abgetragen sein, etwa zum 75. oder<br />

80. Lebensjahr. Aber das ist nicht bei<br />

allen Banken so. Oft ist die Grenze<br />

aber auch kein Problem: Meistens<br />

nutzen Ältere einen Ratenkredit für<br />

einen Fahrzeugkauf, für Sanierungen<br />

an der eigenen Immobilie oder auch<br />

zur freien Verwendung. Das sind verhältnismäßig<br />

niedrigere Summen und<br />

die Laufzeit beträgt in der Regel nicht<br />

mehr als zehn Jahre. Das schafft man<br />

gut bis zum 80. Lebensjahr.<br />

<strong>procontra</strong>: Welche Vorteile bringen<br />

ältere Kreditnehmer für Banken mit?<br />

Potempa: Ältere Menschen haben<br />

in den letzten Berufsjahren oft gute<br />

Einkommen. Rentner wiederum haben<br />

ein sicheres Einkommen und vielleicht<br />

sogar eine Immobilie, die fast oder<br />

ganz abbezahlt ist. Die wird beim<br />

Ratenkredit zwar nicht belastet, fließt<br />

aber positiv in die Bewertung ein. Es<br />

ist auch nicht selten, dass Menschen<br />

über 60, die über Eigenkapital und<br />

eine lastenfreie Immobilie verfügen,<br />

eine Baufinanzierung abschließen.<br />

<strong>procontra</strong>: Ergeben sich daraus niedrigere<br />

Zinsen für ältere Menschen?<br />

Potempa: Kunden, die sichere Einkommen<br />

vorweisen und einen zum<br />

Einkommen passenden Ratenkredit<br />

beantragen, kommen in der Bewertung<br />

der Banken immer besser weg.<br />

Sie können im Vergleich zu Kunden mit<br />

schlechteren Voraussetzungen je nach<br />

Institut vielleicht 1 bis 1,5 Prozentpunkte<br />

beim Kreditzins gutmachen.<br />

Ältere Menschen mit soliden finanziellen<br />

Verhältnissen profitieren da eher<br />

als jüngere, die noch nicht so lange im<br />

Job sind, vielleicht gerade eine Familie<br />

gründen oder eine Immobilie finanzieren<br />

und deshalb weniger Einkommen<br />

zur Verfügung haben.<br />

<strong>procontra</strong>: Worauf kommt es bei der<br />

Beratung älterer Kreditnehmer an?<br />

Potempa: Es kommt auf die Prioritäten<br />

der Kunden an und auf das<br />

monatlich zur Verfügung stehende<br />

Haushaltseinkommen. Darin unterscheiden<br />

sich ältere Kreditnehmer<br />

nicht von allen anderen. Die monatliche<br />

Tilgung muss zum verfügbaren<br />

Einkommen passen. Davon hängen<br />

auch Kredithöhe und Tilgungsrate ab.<br />

Ratenkredite können jederzeit<br />

vollständig abgelöst werden, im<br />

Gegensatz beispielsweise zur Baufinanzierung.<br />

Bei manchen, nicht bei<br />

allen Angeboten, wird dabei allerdings<br />

eine Gebühr fällig. Das macht dann<br />

unter Umständen die Ersparnis durch<br />

einen niedrigeren Zinssatz wieder<br />

zunichte. Ältere Kreditnehmer sollten<br />

sich also auch fragen: Wie wichtig ist<br />

mir diese Flexibilität? All das trifft auf<br />

Kreditnehmer jedes Alters zu. Berater<br />

müssen gemeinsam mit dem Kunden<br />

herausfinden, was ihnen wichtig ist<br />

und was zu ihrer finanziellen Situation<br />

passt.<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


Kredite für Senioren SACHWERTE | 87<br />

Ältere Kunden mit hohen Rückzahlquoten<br />

98,5<br />

98,4<br />

98,6<br />

98,4<br />

98,5<br />

98,4<br />

98,0<br />

98,1<br />

98,1<br />

97,8<br />

97,5<br />

97,6<br />

97,3<br />

97,0<br />

97,1<br />

97,0<br />

18-19 20-24 25-29 30-34 35-39 40-44 45-49 50-54 55-59 60-64 65-74 > 74<br />

Quelle: Statista 2<strong>02</strong>1<br />

Gleiche Kriterien für alle<br />

Vergleichsportale sprechen ältere Menschen<br />

mittlerweile gezielt mit Informationsseiten an.<br />

Die Anbieter wissen: Die Voraussetzungen für<br />

ältere Kreditnehmer sind gut und werden immer<br />

besser. Portale wie Verivox und Check24 werten<br />

jährlich die Daten aller Kreditanfragen über Webseiten<br />

aus, auch im Hinblick auf das Alter der<br />

Kunden. So kommt Verivox zu dem Schluss, dass<br />

ältere Kreditnehmer auf ihre Kreditanfragen<br />

genauso häufig Finanzierungsangebote erhalten<br />

wie jüngere Antragsteller. Laut Daten von Verivox<br />

stellen sich Banken zudem zunehmend auf Kreditnehmer<br />

im Rentenalter ein: Die Laufzeit der<br />

Ratenkredite für Antragsteller ab 65 ist zwischen<br />

den Jahren 2018 und 2<strong>02</strong>2 stärker angestiegen als<br />

bei jüngeren Kreditnehmern.<br />

Einige Banken halten weiter Altersgrenzen fest,<br />

doch liegen diese meist zwischen 75 und 80 Jahren.<br />

Ab Renteneintritt bleiben dann immer noch<br />

gut zehn Jahre, um einen Kredit zu tilgen. Viele<br />

Banken bewerten Kunden über 60 inzwischen<br />

allerdings nicht anders als andere Kunden und<br />

vergeben Kredit ohne Altersgrenzen. Der Vergleich<br />

lohnt sich daher in jedem Fall, nicht immer<br />

ist die Hausbank die beste Alternative. „Eine<br />

Altershöchstgrenze für Kundinnen und Kunden,<br />

die einen Ratenkredit erhalten möchten, gibt es<br />

bei uns nicht“, sagt ein Sprecher der Norisbank.<br />

Entscheidend für die Kreditvergabe an ältere<br />

56 Monate<br />

durchschnittliche Laufzeit<br />

von Ratenkrediten bei Menschen zwischen 65 und 69<br />

Menschen sei, wie bei allen Kunden, das Zusammenspiel<br />

aus Kreditwürdigkeit und monatlichen<br />

Einnahmen und <strong>Ausgabe</strong>n. „Grundsätzlich sind<br />

die Faktoren für eine Kreditentscheidung für<br />

alle Altersgruppen identisch“, so der Sprecher<br />

der Norisbank. Die Chancen für Ältere auf dem<br />

Kreditmarkt stehen also gut.<br />

Für Berater bietet das Geschäft mit älteren<br />

Kreditnehmern einen guten Anknüpfungspunkt<br />

und langfristiges Wachstumspotenzial – dafür<br />

sorgt auch die Demografie.<br />

Long Story short<br />

Finanzierungsbedarf älterer Kreditnehmer nimmt zu<br />

Menschen über 60 gelten als solvente und zuverlässige Klientel<br />

Ältere Kreditnehmer bekommen oft bessere Konditionen<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


88 | SACHWERTE Zwangsversteigerungen<br />

Drei, zwei, eins – meins!<br />

Zwangsversteigerungen könnten zunehmen, da Haushaltsbudgets knapper und (Anschluss-)<br />

Finanzierungen oft nicht mehr stemmbar werden. Was bei Auktionen zu beachten ist<br />

ST STEFAN TERLIESNER<br />

Mit einem Tipp können Finanzberater<br />

möglicherweise ein drängendes<br />

Problem eines Kunden lösen: „Versuchen<br />

Sie Ihr Glück doch mal bei<br />

einer Zwangsversteigerung. Immerhin<br />

haben Gerichte im vergangenen<br />

Jahr mehr als 12.000 Einheiten für<br />

eine Auktion anberaumt – vor allem<br />

Familienhäuer und Eigentumswohnungen.“<br />

Bekanntlich ist der „normale“<br />

Weg zum Eigenheim für viele<br />

Familien und Einzelpersonen wegen<br />

der anhaltend hohen Zinsen, Inflation<br />

und Bau- sowie Materialkosten<br />

versperrt. Daher kann ein solcher<br />

Hinweis äußerst hilfreich sein.<br />

dann auch eine gehörige Portion<br />

Glück dazu.<br />

Tatsächlich sind auf Zwangsversteigerungsterminen<br />

meist mehrere<br />

Kaufinteressenten zugegen. „Insgesamt<br />

waren 15 bis 20 Personen im Gerichtssaal“,<br />

berichtet ein erfolgreicher<br />

Käufer, der namentlich nicht genannt<br />

werden möchte. „Schnell waren nur<br />

noch vier, drei und dann zwei Bieter<br />

im Rennen, bis ich den Zuschlag<br />

bekam.“ Ein wenig nervös sei er<br />

gewesen, sagt der neue Immobilienbesitzer.<br />

Aber es habe sich gelohnt.<br />

Tatsächlich liegt der Kaufpreis einer<br />

zwangsversteigerten Immobilie nicht<br />

selten deutlich unter dem Verkehrswert.<br />

Keine rechtlichen Bedenken<br />

Rechtlich steht dem nichts entgegen,<br />

bestätigt Norman Wirth, Rechtsanwalt<br />

und Geschäftsführender<br />

Vorstand des AfW – Bundesverband<br />

Finanzdienstleistungen, auf Anfrage:<br />

„Ich sehe keinen Grund dafür, warum<br />

Finanzberaterinnen oder -berater<br />

nicht auf Zwangsversteigerungen<br />

hinweisen könnten.“ Natürlich gehöre<br />

Was Sie erfahren<br />

werden:<br />

Preisniveau von Immobilien bei<br />

einer Zwangsversteigerung<br />

Auskünfte über Auktionen<br />

Warum Zwangsversteigerungen<br />

zunehmen<br />

Illustration: Roman Kulon


Zwangsversteigerungen SACHWERTE | 89<br />

Selbst Kontakt anbahnen<br />

Die Gefahr eines Fehlkaufs schwingt<br />

immer mit. Verbraucherschützer<br />

betonen, dass der Erwerb nur anhand<br />

von Papierunterlagen erfolgt. Man<br />

kaufe praktisch die Katze im Sack.<br />

Um das Risiko zu reduzieren, können<br />

Interessenten versuchen, auf eigene<br />

Faust eine Innenbesichtigung mit<br />

den Eigentümern oder Mietern zu<br />

vereinbaren. Auf jeden Fall sollten<br />

sich Kaufwillige das beim Amtsgericht<br />

befindliche Grundbuch und das<br />

Gutachten ansehen. Für die Einsichtnahme<br />

benötigt man das vom Gericht<br />

vergebene Aktenzeichen für die<br />

Immobilie.<br />

Um zu erfahren, welche Objekte<br />

zwangsversteigert werden, können Interessenten<br />

zum Beispiel im Zwangsversteigerungsportal<br />

der Landesjustizverwaltungen<br />

nachschauen. Die<br />

Internetseite dazu lautet: zvg-portal.<br />

de. Einfacher zu nutzen und ebenfalls<br />

recht umfassend sind die Onlineübersichten<br />

von zum Beispiel argetra.de<br />

und zwangsversteigerung.net.<br />

Mehr Privatinsolvenzen<br />

erwartet<br />

Walter Ruesch, Geschäftsführer<br />

des Argetra Verlags für Wirtschaftsinformationen,<br />

geht von einem<br />

Anstieg der Zwangsversteigerungen<br />

in diesem und im kommenden Jahr<br />

aus. Er begründet seine Prognose im<br />

Argetra-Jahresbericht 2<strong>02</strong>2 mit einer<br />

zu erwartenden Zunahme überschuldeter<br />

Haushalte. Das Bundesverbraucherschutzministerium<br />

sowie<br />

Schuldnerberatungen hätten bereits<br />

vor vermehrten Privatinsolvenzen<br />

gewarnt. Wirtschaftskrisen wirken<br />

sich verzögert auf Verbraucher aus,<br />

berichtet Ruesch. Vor allem finanzschwache<br />

Haushalte litten unter den<br />

Pandemiefolgen, steigenden Energiekosten<br />

und allgemeiner Inflation.<br />

Ruesch berichtet auch, dass nur die<br />

Angaben in %<br />

Was unter den Hammer kommt<br />

Anberaumte Zwangsversteigerungen nach Objektarten im Jahr 2<strong>02</strong>2<br />

Garagen und Sonstige<br />

Grundstücke<br />

Gewerbeobjekte,<br />

Mehrfamilienhäuser<br />

Eigentumswohnungen<br />

16<br />

»Zwangsversteigerungen<br />

sind eine<br />

interessante<br />

Möglichkeit zum<br />

Erwerb eines bezahlbaren<br />

Eigenheims<br />

oder Immobilieninvestments.«<br />

Norman Wirth<br />

Geschäftsführender Vorstand<br />

AfW – Bundesverband<br />

Finanzdienstleistungen<br />

Hälfte der eröffneten Verfahren im<br />

Gerichtssaal landen. „Der Rest wird<br />

vor der Versteigerung freihändig<br />

verkauft.“ Auch das kann ein nützlicher<br />

Hinweis sein. Wer den Gläubiger<br />

kennt – in der Regel eine Bank –, kann<br />

den Direktkauf eines für die Zwangsversteigerung<br />

vorgesehenen Objekts<br />

prüfen. Sind alle Beteiligten, also<br />

auch der Schuldner, einverstanden,<br />

erwirbt der Käufer auf diese Weise<br />

das Objekt mitunter ebenfalls<br />

Quelle: Argetra<br />

deutlich unter dem Marktwert. Der<br />

Abschlag ist dann vermutlich nicht so<br />

hoch wie bei einer Zwangsversteigerung,<br />

aber dafür ist die Chance viel<br />

größer, zum Zuge zu kommen.<br />

Ein Eigenheim ersteigern?<br />

Alternativer Weg in einem leer<br />

gefegten Immobilienmarkt<br />

Der Zuschlagspreis liegt in der<br />

Regel deutlich unter Marktwert<br />

Vorfeld-Erwerb möglich<br />

15<br />

21<br />

2<br />

46<br />

Ein- und Zweifamilienhäuser<br />

Eine Objektbesichtigung vor<br />

Kauf ist mitunter schwierig<br />

Ohne selbst gesetztes Preislimit<br />

droht finanzielle Überforderung<br />

Die Chance, am Gericht den<br />

Zuschlag zu bekommen,<br />

ist eher gering<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


90 | PRIVAT GEFRAGT <br />

»Ich starte den Tag<br />

mit 100 bis 150 Liegestützen«<br />

Zum Frühstück gibt es bei mir<br />

Müsli/Porridge/Obst/Gemüse,<br />

Leitungswasser.<br />

Die Homeoffice-Kultur<br />

empfinde ich als<br />

tolle Ergänzung zu einem zeitgemäßen<br />

Arbeiten.<br />

Diese neue Kompetenz habe ich mir<br />

(Corona-bedingt) angeeignet:<br />

Onlineberatung auf allen Kanälen und<br />

Weltklasseniveau bei FIFA 21.<br />

Meine wahre Leidenschaft ist<br />

meine Familie und alles interessante<br />

Neue.<br />

Klaus Hermann,<br />

Geschäftsführer KH Versicherungen GmbH<br />

Jahrgang 1972, glücklich verheiratet,<br />

vier fantastische Kinder<br />

Meine Freizeit verbringe ich<br />

am liebsten damit:<br />

Sport (Tennis, Wandern, Klettern, Ski,<br />

Tauchen, Fußball, Kampfsport).<br />

Mein erstes Geld habe ich verdient als<br />

Austräger einer Wochenzeitung.<br />

Das Thema Nachhaltigkeit liegt<br />

mir am Herzen, weil<br />

wir in der Tat die letzte Generation sind,<br />

die die schlimmsten Folgen des Klimawandels<br />

noch verhindern kann und<br />

muss. Aufgeben ist keine Option.<br />

Am meisten Überwindung kostet mich<br />

Menschen zuzuhören, die mit Entlastungsargumenten<br />

versuchen, ihr<br />

Nichthandeln in Sachen Klima- und<br />

Umweltschutz zu erklären.<br />

Ich würde gern mal einen Tag lang<br />

tauschen mit …, um dann Folgendes<br />

zu tun:<br />

Wladimir Putin … um den fürchterlichen<br />

Krieg in der Ukraine zu beenden, auf<br />

die Knie fallend um Entschuldigung zu<br />

bitten und meinen Vorgänger nach Den<br />

Haag zu überstellen.<br />

Ihre Meinung bitte<br />

Onlineberatung sollte auch<br />

unabhängig von der Corona-Pandemie<br />

weiter vorangetrieben<br />

werden.<br />

Beim Thema Altersvorsorge<br />

hat die deutsche Politik<br />

versagt.<br />

Finanzanlagenprodukte nach<br />

Artikel 8 + 9 leisten einen großen<br />

Beitrag zu einer nachhaltigeren<br />

Welt.<br />

Wahrer Luxus ist für mich<br />

sauberes Wasser aus der Leitung, die<br />

Freiheit, meine Meinung ohne Ängste<br />

äußern zu dürfen, und dass ich mir<br />

immer Pommes und Chips kaufen kann,<br />

wann mir danach ist (mein größter<br />

Wunsch als Kind).<br />

Meine nächste Reise geht dahin:<br />

Malawi – ein Entwicklungs- und Klimaschutzprojekt,<br />

das ich mit großer Unterstützung<br />

aus meiner geliebten Versicherungsbranche<br />

umsetzen kann.<br />

Meine erste Tat zu Beginn eines<br />

Arbeitstages:<br />

Fenster auf und 100 bis 150 Liegestütze.<br />

Die Musik drehe ich lauter bei<br />

Depeche Mode und allem, was etwas<br />

Independent ist.<br />

Das macht mich als Versicherungsmakler<br />

aus:<br />

mit Spaß bei Arbeit und mit Ernst in der<br />

Sache.<br />

Der größte Missstand in der Finanzund<br />

Versicherungsbranche ist<br />

die zu große Menge an grünem Marketing<br />

und zu wenige ernsthafte Absichten.<br />

ESG ist für die meisten Entscheider<br />

eine Pflicht und keine Passion.<br />

… so könnte der Missstand behoben<br />

werden:<br />

Unsere Branche darf nicht in erster Linie<br />

dem Profit dienen, sondern dem Wohl<br />

der Menschen. Das bezieht ausdrücklich<br />

die echten Nachhaltigkeitsbemühungen<br />

mit ein.<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>3


„Ich investiere in den<br />

TSO Active Property III,<br />

weil ich bei dessen Wertschöpfungsmodell<br />

direkt<br />

partizipiere.“<br />

Immobilieninvestments im Südosten der USA<br />

Der TSO Active Property III investiert strategisch in Gewerbeimmobilien in einer der<br />

wachstumsstärksten Regionen der USA: dem Südosten. Das breit diversifizierte Portfolio<br />

bietet optimale Chancen, von Sachwertinvestitionen im gewerblichen Sektor zu profitieren.<br />

TSO verfolgt dabei einen erprobten und erfolgreichen Wertsteigerungsansatz. Ein starkes<br />

Netzwerk, regionale Präsenz und umfangreiche Erfahrung ermöglichen es Anlegern, seit<br />

2006 am Unternehmenserfolg teilzuhaben. Inflationsschutz, Investition in den US-Dollar und<br />

umfangreiches Co-Investment durch TSO runden das Angebot ab. Machen Sie sich ein Bild<br />

unserer Immobilien und fordern Sie unsere Portfolioübersicht an!<br />

www.tso-europe.de/anlageprodukte<br />

HINWEIS: Der Erwerb dieser Vermögensanlage ist mit erheblichen Risiken verbunden und kann zum vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen. Ein vollständiger<br />

Verkaufsprospekt sowie das Vermögensanlagen-Informationsblatt werden bei der TSO Active Property III, LP, 1170 Peachtree Street, Suite 2000, Atlanta, Georgia 30309,<br />

USA und bei der TSO Capital Advisors GmbH, Taunusanlage 11, 60329 Frankfurt am Main, Deutschland zur kostenlosen <strong>Ausgabe</strong> bereitgehalten und sind auf der Internetseite<br />

www.tso-europe.de veröffentlicht.


Eberhard Sautter,<br />

Vorstandsvorsitzender<br />

Medizinischer<br />

Fortschritt für alle<br />

Neue<br />

KV-Zusatz –<br />

auch als<br />

bKV<br />

Früher hilft besser<br />

HanseMerkur fördert medizinische Innovationen<br />

und macht diese für die Versicherten zugänglich. So<br />

auch Krebs-Scan. Der neuartige Bluttest, kombiniert<br />

mit modernsten bildgebenden Verfahren, erkennt<br />

viele Krebsarten in einem frühen symptomlosen<br />

Stadium. Im Krankheitsfall erfolgt eine enge medizinische<br />

Begleitung inkl. Chefarztbehandlung. Ein<br />

großer Fortschritt im Kampf gegen Krebs und einzigartig<br />

am Markt. Hand in Hand ist HanseMerkur.

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