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Bio-Vielfalt und Ökologischer Landbau in der ... - Wanderschatten

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-8-<br />

1.2. „Die Dampfmasch<strong>in</strong>e“ o<strong>der</strong> wie Identität wird<br />

In He<strong>in</strong>rich Spoerls Feuerzangenbowle fragt <strong>der</strong> Lehrer „Bömmel“ <strong>in</strong> gemütlich-<br />

nie<strong>der</strong>rhe<strong>in</strong>ischem Dialekt: „Also, wat is en Dampfmasch<strong>in</strong>? Da stelle mer uns janz<br />

dumm. Und da sache mer so: En Dampfmasch<strong>in</strong>, dat is ene jroße schwarze Raum, <strong>der</strong><br />

hat h<strong>in</strong>ten un vorn e Loch. Dat e<strong>in</strong>e Loch, dat is de Feuerung. Und dat an<strong>der</strong>e Loch, dat<br />

krieje mer später.“ Ähnlich verhält es sich mit <strong>der</strong> Identität (vgl. Grafik am Ende dieses<br />

Unterkapitels). Das Handwerkszeug, das hier zur Bestimmung von System <strong>und</strong> Identität<br />

benutzt wird, entstammt zum größten Teil dem Konstruktivismus <strong>der</strong> neuen,<br />

soziologischen Systemtheorie. Zentralbegriff <strong>der</strong> folgenden Ausführungen ist neben <strong>der</strong><br />

Identität <strong>der</strong> des Beobachters.<br />

Der Beobachter legt – wie <strong>der</strong> Lehrer Bömmel – die Art <strong>und</strong> Weise fest, wie <strong>und</strong> was er<br />

beobachtet. Durch ihn wird die Welt <strong>in</strong> diejenigen Räume, Zustände o<strong>der</strong> Inhalte geteilt,<br />

die beobachtet <strong>und</strong> diejenigen, die nicht beobachtet werden. 13 Bereits die Bezeichnung<br />

des Beobachteten macht e<strong>in</strong>e Unterscheidung zw<strong>in</strong>gend. 14 Es handelt sich<br />

beispielsweise um e<strong>in</strong>en, den Sessel (<strong>und</strong> nicht irgende<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es Objekt), das „Innen“<br />

(<strong>und</strong> nicht das Draußen), das „Diabolische“ (das Ent-zweite – <strong>und</strong> nicht das Sym-<br />

bolische, das Zusammen-getragene). Am Anfang steht also <strong>der</strong> Beobachter <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e<br />

Differenz als „epistemologischer Urknall“, 15 dem Kriterien wie Brauchbarkeit,<br />

Nützlichkeit, S<strong>in</strong>nhaftigkeit entwachsen. 16 Kriterien, die die Persönlichkeitsstruktur des<br />

Beobachters wi<strong>der</strong>spiegeln. Se<strong>in</strong>e Kultur <strong>und</strong> Lebenswelt. Mit <strong>der</strong> Auswahl des<br />

Bezeichneten, des Unterschiedenen geht aber die Identität <strong>der</strong> Differenz verloren: „Man<br />

hat die Wahl, ob man von wahr/unwahr, Krieg/Frieden, Frau/Mann, gut/böse,<br />

Heil/Verdammnis etc. ausgeht, aber wenn man für die e<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> die an<strong>der</strong>e<br />

Unterscheidung optiert, hat man nicht mehr die Möglichkeit, die Unterscheidung als<br />

13 Simon 1993, S. 77<br />

14 Vgl. Esposito 1991, S. 42<br />

15 Willke 2005, S. 94<br />

16 Analog dazu s<strong>in</strong>d alle Bemühungen des Rechts um Legitimität, normative Begründung o<strong>der</strong> gar<br />

Gerechtigkeit letztlich vergeblich, da sie alle auf Gewalt <strong>der</strong> ersten Unterscheidung von Recht <strong>und</strong><br />

Unrecht beruhen, die sich selbst nicht mehr als Recht, legitim o<strong>der</strong> gerecht, son<strong>der</strong>n nur noch als<br />

kriterienlose Willkür ausweisen kann, so Teubner 1999, S. 4. Techniken <strong>der</strong> Verhüllung, des<br />

Geheimnisses <strong>und</strong> des Vergessens machen diese Unterscheidung zum „bl<strong>in</strong>den Fleck“, so dass<br />

Nietzsche anführen konnte: „Jede Art von Kultur beg<strong>in</strong>nt damit, dass e<strong>in</strong>e Menge von D<strong>in</strong>gen verschleiert<br />

werden. Der Fortschritt des Menschen hängt an diesem Verschleiern;“ Nietzsche KSA 7, S. 435

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