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Die Weinstraße - Mai 2023

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TREFFPUNKT<br />

HEISSES EISEN<br />

Ius soli für Lebensmittel<br />

DIE ÄLPLER GENIESSEN DEN ZWEIFELHAFTEN RUF, VERÄNDERUNGEN GRUNDSÄTZLICH ABLEHNEND GEGENÜBER<br />

ZU STEHEN. WENN SIE ES EINMAL NICHT TUN, IST ES AUCH WIEDER NICHT RECHT.<br />

Was der Bauer nicht kennt, frisst er<br />

nicht, soll König Friedrich II von Preußen<br />

gesagt haben, als er die Kartoffel als Nahrungsmittel<br />

fördern wollte. Ein Bild, das<br />

zum Durchschnittssüdtiroler passt. Es ist<br />

in kaum einem Bereich ein Leichtes, ihn<br />

von den Vorteilen oder der Notwendigkeit<br />

von Veränderung zu überzeugen. Bei einer<br />

Materie zeigt sich die große Mehrheit der<br />

Südtiroler aber sehr wohl offen für Neues.<br />

92 Prozent der Verbraucher im Land sprachen<br />

sich in einer repräsentativen Umfrage<br />

vom September 2022 für die verpflichtende<br />

Kennzeichnung der Herkunft von Fleisch,<br />

Eiern und Milch in der Gemeinschaftsverpflegung<br />

aus. Nicht nur der Bauer will also<br />

wissen, was er verzehrt. Was spricht also<br />

gegen eine Herkunftsbezeichnung? Im Land<br />

der Nein-Sager eigentlich ganz einfach: Dass<br />

sie ein paar nicht wollen, weil. Der Landtag<br />

hat aber im Sinne der Bevölkerung grünes<br />

Licht dafür gegeben.<br />

DER KAMPF DER VERBÄNDE<br />

<strong>Die</strong> Umfrage wurde vom Bauernbund in<br />

Auftrag gegeben, denn der hat verstanden,<br />

dass der Herkunftsgedanke zunehmend<br />

an Bedeutung gewinnt, weil immer mehr<br />

Menschen bewusst auf hochwertige Produkte<br />

setzen. Für die Qualitätsprodukte<br />

der heimischen Landwirtschaft ein klarer<br />

Vorteil. Ausgangspunkt dafür war der Gesetzesentwurf<br />

des Bauernbundvertreters<br />

Manfred Vallazza, der von den Abgeordneten<br />

Franz Locher, Josef Noggler und<br />

Brigitte Foppa unterstützt wird. In einigen<br />

europäischen Ländern gibt es bereits eine<br />

ähnliche Verpflichtung. Etwa in der Schweiz<br />

seit den 1990er Jahren, in Finnland und in<br />

Frankreich.<br />

Nun ergibt sich ein eher ungewöhnliches<br />

Bild in der Südtiroler Lobbylandschaft. Der<br />

Bauernbund sieht sich mit dem Widerstand<br />

der ehemals Verbündeten, des Verbands<br />

des Handels und der <strong>Die</strong>nstleister, der<br />

Handelskammer und des Hotelier- und<br />

Gastwirteverbands konfrontiert. Besonders<br />

letzterer schießt sich mit der ablehnenden<br />

Haltung selbst ins Knie, scheint er doch taub<br />

für den Wunsch der Konsumentinnen und<br />

Konsumenten zu sein.<br />

DER AMTSSCHIMMEL<br />

WIEHERT HIER GAR NICHT<br />

Gemeinsame Linie der Verbände für<br />

die Ablehnung einer verpflichtenden Herkunftskennzeichnung<br />

und entsprechende<br />

Sanktionen: der bürokratische Mehraufwand.<br />

<strong>Die</strong> Gegenargumente lesen sich wie<br />

der Auszug aus einer Witzesammlung:<br />

Wenn der Gast die Herkunft der Lebensmittel<br />

auf dem Teller erfahren will, könne<br />

es ihm die Bedienung erklären, oder die<br />

Speisekarten würden immens größer, oder<br />

es gebe auch Produkte, die gar nicht in der<br />

Speisekarte stehen, wie zum Beispiel bei<br />

einem Vorspeisen- oder Nachspeisenbuffet.<br />

Was mit Rohstoffen geschehen soll, die vor<br />

dem Inkrafttreten dieser Bestimmung eingekauft<br />

oder gelagert wurden, ist scheinbar<br />

auch ein Problem. Dabei ist der Text des<br />

Gesetzes noch gar nicht detailliert ausgearbeitet.<br />

Aber Bürokratie ist eine billige<br />

Ausrede: <strong>Die</strong> Angabe des Herkunftslandes<br />

der Einkäufe kann in einfacher Form auf der<br />

Speisekarte, digital oder auf einer Tafel im<br />

Lokal angegeben werden. Wer die Auskunft<br />

verweigern will, kann sogar angeben „Herkunft<br />

unbekannt“. Auch die Freiwilligkeit,<br />

für die sich die Abgeordneten Lanz und<br />

Tauber im Auftrag der Verbände einsetzen,<br />

ist ein Nonsens. Freiwillig hat man immer<br />

können. Übrigens hat scheinbar auch die<br />

EU nichts dagegen. <strong>Die</strong> italienische Regierung,<br />

die sogar ein eigenes Ministerium für<br />

die Lebensmittelsouveränität eingerichtet<br />

hat, sowieso nicht.<br />

Es stimmt zwar, dass die verpflichtende<br />

Herkunftsangabe nichts über die Qualität<br />

eines Produkts aussagt, aber das ist auch gar<br />

nicht Inhalt des Gesetzesentwurfs. Und auch<br />

das „Argument“, heimische Produkte könnten<br />

nie den gesamten Bedarf abdecken, ist<br />

abstrus. Es geht nicht um die Verpflichtung,<br />

sich lokal einzudecken, sondern nur um die<br />

Angabe, woher die Produkte stammen. Es<br />

muss also nicht das Schaf aus Villnöss sein,<br />

es kann auch aus dem Hindukusch kommen.<br />

Aber wissen möchte man es eben.<br />

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