Die Weinstraße - Mai 2023

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FORUM SO REDN MIR PA INS FLURNAMEN Seide überall Cäcilia Wegscheider Quelle: xx Verkehrt? Revèrs! Das Kartenspiel in dieser Ausgabe lässt mich über eine Frage nachdenken: Pisch revèrsch? Das versteht sogar in unserem Bezirk wahrscheinlich nicht jeder. Passende Antwort „Redesch hinterschi“?. Womit wir schon ungefähr beim Thema wären. ‘Verkehrt’ trifft es aber wohl eher. Revers, das kennt ansonsten der Numismatiker und meint damit die Rückseite einer Münze. Revers ist die zurückgeschlagene Vorderkante an einer Jacke, österreichisch reversieren heißt ‘rückwärtsfahren’ – da ist ja wieder unser hinterschi –. Natürlich muss man Richtung Trentino schauen, um fündig zu werden: „Al revers, è una parola dialettale che significa ‘all'opposto’, ‘nel posto sbagliato’“. Hier auch die „richtigere“ Aussprache, wir tendieren ja gerne zum sch-Laut. Bei revèrs (!) klingt also auch das mit, dass man nicht nur verkehrt oder eine gegensätzliche Position einnimmt, sondern auch nicht ganz richtig ist, so als ob man mit dem falschen Fuß aufgestanden ist. Kommen wir zum hinterschi zurück und nehmen gleich unterschi, iberschi, viererschi und alle anderen mit – so ist es jedenfalls nicht der vordere Teil, der ein wenig Kopfzerbrechen bereitet, sondern wohl eher das hintere „schi“, das aber nichts anderes als ‘sich’ ist, also ‘hinter sich, unter sich, vor sich’. Um nochmal auf das erwähnte hinterschi reden zurückzukommen, neben ‘unverständlich -’ meint dies in erster Linie ‘italienisch reden’. So ähnlich auch bei walsch – abwertend oder nicht? „Lange Alleen von Maulbeerbäumen ziehen sich an andern Stellen den Weg entlang“, schreibt August Friedrich Ferdinand von Kotzebue in seinen Erinnerungen von einer Reise aus Liefland nach Rom und Neapel, während er durch das Etschtal gegen Süden fährt. Es ist 1805 und der Seidenbau, die sogenannte Serikultur verfestigt sich gerade langsam auch in unseren Breiten. Seidenraupenzucht, Anbau und Pflege der Maulbeerkulturen und Verarbeiten der Kokons zu Rohseide sollten für Aufschwung im südlichen Tirol sorgen. Um die Jahrhundertmitte stellen Seidengaletten und gezogene Seide hinter dem Wein die bedeutendsten Handelsgegenstände im Gericht Neumarkt. FILANDE UND GALETTÁRE Spuren der großen Vergangenheit dieses Wirtschaftszweiges finden sich zwar spärlich, aber sie finden sich. Manchmal sogar an ungewöhnlichen Orten wie im hochgelegenen Gschnon, wo sich ein Neumarkter Kaufmann wohl so eine Art Sommerfrischfilanda eingerichtet hatte. Als Flurname Filanda besteht die Örtlichkeit weiter, auch wenn das dazugehörige Gebäude bereits um die Jahrhundertwende als verfallen gilt. Filanda meint übrigens nicht eine Seidenspinnerei an sich, sondern eine Seidenhaspelmühle, in welcher die Seidenfäden von den Kokons abgehaspelt wurde. Filande – kleine und größere – standen ein bisschen überall in unserem Bezirk, sogar in kleineren Orten wie Margreid. Die einfache Bevölkerung züchtete im Haus – in Neumarkt nennt man die hierzu benötigten Kammern cameroni – die Raupen und erntete das Murlaub von den Bäumen, ansässige Adelsfamilien errichteten Filande zur Weiterverarbeitung der Kokons. In Terlan stand eine Filanda am Ansitz Köstenholz, in Salurn sorgte die Filanda der Gelmini saisonal für Arbeit für 50 Mädchen und Frauen. Filandenamen gehen auch den Weg vom Gebäudenamen zu Örtlichkeitsnamen wieder zurück zu Siedlungsnamen. Die größte Filanda in Quelle: Cäcilia Wegscheider Neumarkt stand im Oberdorf, die angrenzenden landwirtschaftlichen Grundstücke übernahmen den Namen, um schließlich durch neue Wohnhäuser verbaut, den Namen an die Siedlung weiterzugeben. Nochmals spezifiziert im Leiferer Oberdorf – heute stehen dort moderne Wohnhäuser, wurde zwischen Galettára, also dort, wo die Galetten, die Kokons gezüchtet wurden und Filanda, auch Filandèlla, also dort, wo sie verarbeitet wurden. Ein Weingutname Filanda findet man auch am Kiechlberg in Auer, mehr noch aber als diese Namen der Verarbeitungsstätten trifft man immer wieder auf Flurnamen, die auf den Bestand von Maulbeerbäumen hinweisen. MÛRPÂM IM GANZEN BEZIRK So auch in Auer eine Obstwiese Mûrpâm, am Kalterer See gibt es einen Mûrpâmwëig und eine Örtlichkeit Pa die Mûrlen, in Laag ist es der él murar, in Salurn Pa di Mûrpâm, ai Murari, hier stehen noch vier prächtige Maulbeerbäume am Rande des Masettianger. Und hat das Murentatzl nahe des Ansitz Köstenholz auch mit den Muren, den Maulbeeren zu tun? Die Blüte des Seidenbaus in unserer Gegend läutete übrigens zugleich den Niedergang ein. Durch eine Seidenraupenparasit und Krankheiten der Maulbeerbäume erlitt die Seidenindustrie in unserem Bezirk starke Rückschläge, von denen sie sich nicht mehr erholen konnte. 46 // MAI 2023
LITERATUR AUS DEM BEZIRK Girlaner Frauen erzählen HERAUSGEGEBEN VOM BILDUNGSAUSSCHUSS GIRLAN IMMOBILIENEXPERTE Michael Kaun von Lisa Pfitscher Das Buch enthält die Geschichte von acht Girlaner Frauen, zwischen 1935 und 1997 geboren, und gibt Einblicke in deren Leben, aber auch in die Geschichte des Dorfes Girlan, zu dem sie alle eine enge Beziehung haben. Irma Hellweger Schrentewein, Rita Wöth, Traudl Riegler Troger, Irma Werth, Helga Rabanser Kofler, Monika Andergassen Donà, Doris Warasin und Vera Leimgruber erzählen ihre sehr unterschiedlichen Lebensgeschichten. (Auszug aus dem Klappentext) Das Buch enthält die Geschichten von acht Girlaner Frauen, zwischen 1935 und 1997 geboren, und gibt Einblicke in deren Leben, aber auch in die Geschichte des Dorfes Girlan, zu dem sie alle eine enge Beziehung haben. Irma Hellweger Schrentewein, Rita Wöth, Traudl Riegler Troger, Irma Werth, Helga Rabanser Kofler, Monika Andergassen Donà, Doris Warasin und Vera Leimgruber erzählen ihre sehr unterschiedlichen Lebensgeschichten. 3 Fragen an die Koordinatorin Die Weinstraße: Wie ist im Bildungsausschuss die Idee für dieses Buch entstanden? Sigrid Mahlknecht Ebner: Das Jahresthema 2022 des Bildungsausschusses Girlan lautete „Frauen in Girlan – gestern, heute, morgen“. Neben der Organisation von verschiedenen Vorträgen haben wir uns dazu entschieden, dieses Buch über Girlaner Frauen herauszugeben. ˆ v.l.n.r. Klaus Koppelstätter, Vanessa Macchia, Jennifer Berger, Sigrid Mahlknecht Ebner, Arnold Leimgruber, Franz Schrentewein Girlaner Frauen erzählen Frauen erzählen Girlaner Wie wurden die Geschichten gesammelt und aufgeschrieben? Wir haben im Team gearbeitet: Meine Kolleginnen und Kollegen vom Bildungsausschuss Klaus Koppelstätter, Jennifer Berger, Vanessa Macchia, Arnold Leimgruber und ich sowie Franz Schrentewein haben die Geschichten verfasst. Wir haben die Frauen, die wir im Buch porträtiert haben, gemeinsam ausgesucht. Dabei war es uns wichtig, dass alle Altersklassen vertreten waren, ebenso gebürtige und zugezogene Girlanerinnen. Wir haben die Gespräche aufgezeichnet und dann in Geschichten verpackt. Welche Bedeutung hat das Buch für die Dorfgemeinschaft? Die Buchvorstellung im Dezember war ein großer Erfolg. Die Geschichte der Menschen ist immer ein Spiegelbild der Geschichte des Dorfes, in dem sie leben. Wir freuen uns, mit diesem Buch der Dorfgemeinschaft ein bleibendes Zeugnis der Geschichte Girlans zur Verfügung stellen zu können. VON POLL REAL ESTATE: Ihr Partner mit ausgezeichneten Vermittlungsleistungen Eine Marktpreiseinschätzung ist für jeden Eigentümer interessant. Unabhängig davon, ob eine konkrete Verkaufsabsicht besteht oder nicht, ist es für die persönliche Vermögensplanung gut zu wissen, wie viel die eigene Immobilie wert ist. Eine Immobilie zu bewerten heißt, möglichst objektiv und auf Basis relevanter Daten ihren aktuellen Marktwert zu ermitteln. Das Ergebnis kann dann als Grundlage dafür dienen, einen angemessenen Verkaufspreis zu ermitteln. Unsere Kolleginnen und Kollegen verfügen über eine ausgezeichnete regionale Marktkenntnis und bieten eine professionelle Marktpreiseinschätzung der Immobilie. Es ist unser Anspruch, in allen Belangen überdurchschnittliche Leistungen zu erbringen – von der Erstbewertung der Immobilie über die Exposé-Erstellung und Vermarktung bis hin zur Übergabe und darüber hinaus. Verlässlichkeit, Bestleistung und Begeisterung - das sind bei VON POLL REAL ESTATE gelebte Unternehmenswerte und gleichzeitig Schlüsselkompetenzen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Wenn Sie dazu Fragen an uns haben, nehmen Sie gerne jederzeit Kontakt mit uns auf. Drususallee 265, Bozen Goethestraße 28, Bozen Tel. 0471 20 90 20, bozen@von-poll.com 47 // DIEWEINSTRASSE.BZ
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