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Mervyn Lobo<br />
Geschäftsführer<br />
Partnerorganisation MALC, Pakistan<br />
„All die Häuser, die wir nach der Flut im Jahr 2010<br />
gebaut haben, konnten dem Hochwasser 2<strong>02</strong>2 standhalten.<br />
Das erfüllt mich mit großer Freude.“<br />
Adaption als Zukunftsstrategie<br />
Wenn es darum geht, die Last des Klimawandels<br />
zu tragen, steht Pakistan in<br />
der ersten Reihe, so die pakistanische<br />
Umweltministerin Sherry Rehman bereits<br />
im März letzten Jahres.<br />
Es blieb kein leeres Gerede. Der Beweis<br />
ließ nämlich nicht lange auf sich<br />
warten. Nur wenige Monate später stand<br />
im Sommer 2<strong>02</strong>2 ein Drittel des Landes<br />
unter Wasser und damit einhergehend<br />
über dreißig Millionen Menschen vor dem<br />
Nichts.<br />
Im Herbst darauf wiederholte Sherry Rehman<br />
ihre Botschaft bei der Klimakonferenz<br />
COP27 in Ägypten. Immerhin, die weltweite<br />
Aufmerksamkeit war ihr zumindest<br />
für einige Tage zuteil. Weitere Staaten aus<br />
dem globalen Süden unterstützten sie<br />
bei der Forderung, dass jene Länder, die<br />
den Klimawandel verursachen, auch für<br />
den Schaden aufzukommen haben. Der<br />
so genannte „Loss and Damage Fund“<br />
wurde ins Leben gerufen. Wie dieser nun<br />
im Detail umgesetzt werden soll, ist zwar<br />
noch nicht klar, aber es ist Bewegung in<br />
die Sache gekommen. Wer das Dach des<br />
anderen fahrlässig beschädigt, soll zumindest<br />
für den Schaden aufkommen, wenn<br />
es in dessen Haus hineinregnet – so die<br />
Idee dahinter.<br />
Derweil kämpft man in Pakistan ums Überleben.<br />
Die internationale Hilfe nach dem<br />
jüngsten Hochwasser war enden wollend.<br />
Die eigenen Kapazitäten reichen bei derart<br />
großen Dimensionen bei weitem nicht.<br />
Das Land befindet sich in einer veritablen<br />
Wirtschaftskrise. Die Unzufriedenheit der<br />
Menschen richtet sich mittlerweile offen<br />
gegen die Politik.<br />
Aktuell müssen laut UNICEF geschätzte<br />
fünf Millionen Menschen verschmutztes<br />
Wasser trinken. Die Folgen sind vor allem<br />
für Kinder dramatisch. Durchfallerkrankungen<br />
erschweren die Nahrungsaufnahme<br />
und tragen zusätzlich zur ohnedies schon<br />
bedrohlichen Unterernährung bei.<br />
Dass es in absehbarer Zeit wieder zu<br />
Überschwemmungen kommen wird, ist<br />
allen klar. Die Frage lautet eher wann,<br />
und nicht ob. Daher gilt es, sich vor den<br />
schlimmsten Konsequenzen des Klimawandels<br />
zu schützen. Das Zauberwort<br />
der Stunde heißt: Adaption. Wie in Zukunft<br />
stärkere Monsunregen aufgefangen, höhere<br />
Temperaturen ertragen und extremere<br />
Trockenperioden überdauert werden,<br />
das hängt zum guten Teil auch davon ab,<br />
wie Häuser gebaut werden und welche<br />
Form der Landwirtschaft praktiziert wird.<br />
Autor: Andreas Zinggl<br />
Millionen Menschen wurden nach der Flutkatastrophe in<br />
Pakistan obdachlos, ihre Lebensgrundlage wurde<br />
von den Unwettern vernichtet.<br />
Mehr als 1,76 Millionen Häuser wurden zerstört.<br />
Mehr als 908.000 Tiere sind verendet.<br />
Rund 15.000 Quadratkilometer fruchtbare landwirtschaftliche<br />
Flächen wurden von den Wassermassen zerstört.<br />
Mehr als 30 Millionen Menschen waren von der Flut im vergangenen Jahr betroffen.<br />
Die internationale Hilfe nach der Katastrophe war enden wollend und die eigenen<br />
Kapazitäten im Land reichten nicht aus. Adaption ist das Zauberwort, wenn es nun<br />
darum geht, die Auswirkungen ähnlicher Fluten zukünftig zu minimieren.<br />
Häuser, die dem Wasser trotzen<br />
Jene Häuser, die nach der großen Flut im Jahr 2010 errichtet wurden, konnten den<br />
Wassermassen im vergangenen Jahr standhalten. Sie dienen nun als Vorbild für<br />
die Errichtung weiterer hochwassersicherer Häuser für Menschen, deren Häuser<br />
zerstört wurden.<br />
Etwa zwei Millionen Häuser wurden in<br />
Pakistan vom Hochwasser 2<strong>02</strong>2 zerstört.<br />
Mit rund 200 neuen Häusern kann die<br />
Caritas zumindest einen kleinen Beitrag<br />
im Wiederaufbau leisten. Besonderes Augenmerk<br />
liegt dabei darauf, wie die neuen<br />
Häuser gebaut werden. Es gilt eine richtige<br />
Ausgewogenheit zwischen Qualität<br />
und Anzahl der Häuser zu finden. Sollen<br />
möglichst viele Familien ein neues Dach<br />
über dem Kopf bekommen und dafür bei<br />
der Ausstattung gespart werden, oder ist<br />
es besser, weniger Häuser, die dafür in<br />
bester Qualität zu bauen?<br />
Die Caritas hat Erfahrungen aus früheren<br />
Katastrophen sammeln können. Jene<br />
Gebäude beispielsweise, die nach der<br />
letzten großen Flut im Jahr 2010 errichtet<br />
wurden, konnten nicht nur den Wassermassen<br />
standhalten, sondern stellten für<br />
die Bewohner*innen eine deutliche Erhöhung<br />
ihrer Resilienz dar. Also setzen<br />
wir auf diesem Modell auf. Es entstehen<br />
nun so genannte „Ein-Raum-Häuser“,<br />
die – nach kurzer Bauzeit – als Anker für<br />
den Wiedereinstieg in die Selbständigkeit<br />
von Familien gedacht sind. Es obliegt<br />
den Familien von diesen Kern-Gebäuden<br />
aus später – sofern sich die Lebensumstände<br />
wieder langsam verbessert haben<br />
– weiter Anbauten zu ergänzen. Ein neues<br />
Zuhause – nicht gerade luxuriös – kostet<br />
weniger als 2.000 Euro. Es ist ein guter<br />
Kompromiss zwischen Anzahl und Qualität.<br />
Der Bedarf ist zwar bei weitem nicht<br />
abgedeckt, allerdings wird das Know-how<br />
vermittelt, das wiederum kopiert werden<br />
kann. Angesichts der zunehmenden klimabedingten<br />
Katastrophen spielt das in<br />
Zukunft eine immer größere Rolle.<br />
Fluthilfe in Pakistan:<br />
Wie die Fluthilfe der<br />
Caritas in Pakistan<br />
ankommt, sehen Sie<br />
im Video – scannen Sie<br />
dazu den QR-Code!<br />
Autor: Andreas Zinggl