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Projektreise 02/2023

Magazin der Auslandshilfe

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Mervyn Lobo<br />

Geschäftsführer<br />

Partnerorganisation MALC, Pakistan<br />

„All die Häuser, die wir nach der Flut im Jahr 2010<br />

gebaut haben, konnten dem Hochwasser 2<strong>02</strong>2 standhalten.<br />

Das erfüllt mich mit großer Freude.“<br />

Adaption als Zukunftsstrategie<br />

Wenn es darum geht, die Last des Klimawandels<br />

zu tragen, steht Pakistan in<br />

der ersten Reihe, so die pakistanische<br />

Umweltministerin Sherry Rehman bereits<br />

im März letzten Jahres.<br />

Es blieb kein leeres Gerede. Der Beweis<br />

ließ nämlich nicht lange auf sich<br />

warten. Nur wenige Monate später stand<br />

im Sommer 2<strong>02</strong>2 ein Drittel des Landes<br />

unter Wasser und damit einhergehend<br />

über dreißig Millionen Menschen vor dem<br />

Nichts.<br />

Im Herbst darauf wiederholte Sherry Rehman<br />

ihre Botschaft bei der Klimakonferenz<br />

COP27 in Ägypten. Immerhin, die weltweite<br />

Aufmerksamkeit war ihr zumindest<br />

für einige Tage zuteil. Weitere Staaten aus<br />

dem globalen Süden unterstützten sie<br />

bei der Forderung, dass jene Länder, die<br />

den Klimawandel verursachen, auch für<br />

den Schaden aufzukommen haben. Der<br />

so genannte „Loss and Damage Fund“<br />

wurde ins Leben gerufen. Wie dieser nun<br />

im Detail umgesetzt werden soll, ist zwar<br />

noch nicht klar, aber es ist Bewegung in<br />

die Sache gekommen. Wer das Dach des<br />

anderen fahrlässig beschädigt, soll zumindest<br />

für den Schaden aufkommen, wenn<br />

es in dessen Haus hineinregnet – so die<br />

Idee dahinter.<br />

Derweil kämpft man in Pakistan ums Überleben.<br />

Die internationale Hilfe nach dem<br />

jüngsten Hochwasser war enden wollend.<br />

Die eigenen Kapazitäten reichen bei derart<br />

großen Dimensionen bei weitem nicht.<br />

Das Land befindet sich in einer veritablen<br />

Wirtschaftskrise. Die Unzufriedenheit der<br />

Menschen richtet sich mittlerweile offen<br />

gegen die Politik.<br />

Aktuell müssen laut UNICEF geschätzte<br />

fünf Millionen Menschen verschmutztes<br />

Wasser trinken. Die Folgen sind vor allem<br />

für Kinder dramatisch. Durchfallerkrankungen<br />

erschweren die Nahrungsaufnahme<br />

und tragen zusätzlich zur ohnedies schon<br />

bedrohlichen Unterernährung bei.<br />

Dass es in absehbarer Zeit wieder zu<br />

Überschwemmungen kommen wird, ist<br />

allen klar. Die Frage lautet eher wann,<br />

und nicht ob. Daher gilt es, sich vor den<br />

schlimmsten Konsequenzen des Klimawandels<br />

zu schützen. Das Zauberwort<br />

der Stunde heißt: Adaption. Wie in Zukunft<br />

stärkere Monsunregen aufgefangen, höhere<br />

Temperaturen ertragen und extremere<br />

Trockenperioden überdauert werden,<br />

das hängt zum guten Teil auch davon ab,<br />

wie Häuser gebaut werden und welche<br />

Form der Landwirtschaft praktiziert wird.<br />

Autor: Andreas Zinggl<br />

Millionen Menschen wurden nach der Flutkatastrophe in<br />

Pakistan obdachlos, ihre Lebensgrundlage wurde<br />

von den Unwettern vernichtet.<br />

Mehr als 1,76 Millionen Häuser wurden zerstört.<br />

Mehr als 908.000 Tiere sind verendet.<br />

Rund 15.000 Quadratkilometer fruchtbare landwirtschaftliche<br />

Flächen wurden von den Wassermassen zerstört.<br />

Mehr als 30 Millionen Menschen waren von der Flut im vergangenen Jahr betroffen.<br />

Die internationale Hilfe nach der Katastrophe war enden wollend und die eigenen<br />

Kapazitäten im Land reichten nicht aus. Adaption ist das Zauberwort, wenn es nun<br />

darum geht, die Auswirkungen ähnlicher Fluten zukünftig zu minimieren.<br />

Häuser, die dem Wasser trotzen<br />

Jene Häuser, die nach der großen Flut im Jahr 2010 errichtet wurden, konnten den<br />

Wassermassen im vergangenen Jahr standhalten. Sie dienen nun als Vorbild für<br />

die Errichtung weiterer hochwassersicherer Häuser für Menschen, deren Häuser<br />

zerstört wurden.<br />

Etwa zwei Millionen Häuser wurden in<br />

Pakistan vom Hochwasser 2<strong>02</strong>2 zerstört.<br />

Mit rund 200 neuen Häusern kann die<br />

Caritas zumindest einen kleinen Beitrag<br />

im Wiederaufbau leisten. Besonderes Augenmerk<br />

liegt dabei darauf, wie die neuen<br />

Häuser gebaut werden. Es gilt eine richtige<br />

Ausgewogenheit zwischen Qualität<br />

und Anzahl der Häuser zu finden. Sollen<br />

möglichst viele Familien ein neues Dach<br />

über dem Kopf bekommen und dafür bei<br />

der Ausstattung gespart werden, oder ist<br />

es besser, weniger Häuser, die dafür in<br />

bester Qualität zu bauen?<br />

Die Caritas hat Erfahrungen aus früheren<br />

Katastrophen sammeln können. Jene<br />

Gebäude beispielsweise, die nach der<br />

letzten großen Flut im Jahr 2010 errichtet<br />

wurden, konnten nicht nur den Wassermassen<br />

standhalten, sondern stellten für<br />

die Bewohner*innen eine deutliche Erhöhung<br />

ihrer Resilienz dar. Also setzen<br />

wir auf diesem Modell auf. Es entstehen<br />

nun so genannte „Ein-Raum-Häuser“,<br />

die – nach kurzer Bauzeit – als Anker für<br />

den Wiedereinstieg in die Selbständigkeit<br />

von Familien gedacht sind. Es obliegt<br />

den Familien von diesen Kern-Gebäuden<br />

aus später – sofern sich die Lebensumstände<br />

wieder langsam verbessert haben<br />

– weiter Anbauten zu ergänzen. Ein neues<br />

Zuhause – nicht gerade luxuriös – kostet<br />

weniger als 2.000 Euro. Es ist ein guter<br />

Kompromiss zwischen Anzahl und Qualität.<br />

Der Bedarf ist zwar bei weitem nicht<br />

abgedeckt, allerdings wird das Know-how<br />

vermittelt, das wiederum kopiert werden<br />

kann. Angesichts der zunehmenden klimabedingten<br />

Katastrophen spielt das in<br />

Zukunft eine immer größere Rolle.<br />

Fluthilfe in Pakistan:<br />

Wie die Fluthilfe der<br />

Caritas in Pakistan<br />

ankommt, sehen Sie<br />

im Video – scannen Sie<br />

dazu den QR-Code!<br />

Autor: Andreas Zinggl

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