RADTOUR Waldenbuch - Haugesund, Wolle und Thomas
RADTOUR Waldenbuch - Haugesund, Wolle und Thomas
RADTOUR Waldenbuch - Haugesund, Wolle und Thomas
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THOMAS UND WOLLE<br />
Auf den Straßen nach Norden - mit dem Rennrad von <strong>Waldenbuch</strong> nach <strong>Hauges<strong>und</strong></strong> (Norwegen)<br />
2. Juli bis 12. Juli 2004
Die Idee<br />
wurde am 50. Geburtstag von Andrea geboren!<br />
Am Freitag den 5. Dezember 2003 feierten wir bei uns zuhause Andreas 50. Geburtstag.<br />
Schwester Daniele <strong>und</strong> Schwager Ole waren extra aus Norwegen gekommen, die Beiden<br />
leben seit etwa 15 Jahren in <strong>Hauges<strong>und</strong></strong>, einer norwegischen Hafenstadt im Südwesten Norwegens<br />
zwischen Stavanger <strong>und</strong> Bergen. Andrea, Melli <strong>und</strong> ich hatten die Beiden im Mai 2002 mit dem<br />
Flugzeug besucht <strong>und</strong> waren damals von der tollen norwegischen Landschaft beeindruckt.<br />
Nach recht guter Stimmung <strong>und</strong> einigen Woiza sagte ich spontan zu <strong>Thomas</strong>: „Weisch was,<br />
da fahren wir näxsch Johr mim Rad no“!..<strong>und</strong> zwar mim Rucksack!<br />
Ohne irgendwelche Bedenken <strong>und</strong> Einwände sagte <strong>Thomas</strong> sofort: „Geil, des macha mr“!!!<br />
Das ist schwäbisch! So geht das, <strong>und</strong> es war klar: Das wird durchgezogen!<br />
Irgendwann im neuen Jahr wurde es konkreter.<br />
Andrea, Conny <strong>und</strong> Melli wollten mit dem Flugzeug kommen, Ryan Air fliegt billig von Baden Baden<br />
über London nach <strong>Hauges<strong>und</strong></strong>.<br />
Aufgabenverteilung: Andrea kümmerte sich um die Flüge. Andrea, Conny <strong>und</strong> Melli wollten nach<br />
<strong>Hauges<strong>und</strong></strong> fliegen, zurück mussten wir dann zu Fünft plus unsere 2 Räder.<br />
<strong>Thomas</strong> buchte die Fähre von Dänemark (Hanstholm) nach Norwegen (<strong>Hauges<strong>und</strong></strong>).<br />
Ich machte die Streckenplanung <strong>und</strong> bestimmte die Tagesrouten die dann auf eingeschweissten<br />
Kärtchen mit Kabelbindern am Lenker festgemacht wurden.<br />
Ich errechnete auf Nebenstrecken etwa 1 450 Kilometer von <strong>Waldenbuch</strong> bis zur Nordwestspitze<br />
Dänemarks nach Hanstholm.<br />
Wir planten 10 Tage ein, hatten aber vor die Strecke in 8 Tagen zu fahren um dann noch in Hanstholm<br />
zwei Tage zu relaxen...<strong>und</strong> das schafften wir auch!<br />
Ein paar Daten für die Statistik:<br />
02.07.04: <strong>Waldenbuch</strong>-Steinfurt(Külsheim) 184 km 1 300 HM Schnitt km/h: 27,1<br />
03.07.04: Steinfurt-Burghaun 180 km 1 550 HM Schnitt km/h: 25,3<br />
04.07.04: Burghaun-Bad Gr<strong>und</strong> 205 km 2 000 HM Schnitt km/h: 25,4<br />
05.07.04: Bad Gr<strong>und</strong>-Eschede 159 km 430 HM Schnitt km/h: 26,2<br />
06.07.04: Eschede-Seth 201 km 440 HM Schnitt km/h: 26,4<br />
07.07.04: Seth-Medelby 170 km 240 HM Schnitt km/h: 26,1<br />
08.07.04: Medelby-Hvide Sande 189 km 190 HM Schnitt km/h: 27,0<br />
09.07.04: Hvide Sande-Hanstholm 154 km 190 HM Schnitt km/h: 29,2<br />
10.07.04: Ruhetag in Hanstholm<br />
11.07.04: Ruhetag in Hanstholm 7 km<br />
12.07.04: in <strong>Hauges<strong>und</strong></strong> vom Hafen 3 km<br />
Gesamtkilometer: 1 452 km 6 340 HM
<strong>RADTOUR</strong><br />
WALDENBUCH – HAUGESUND<br />
1. Tag, Freitag, 2.Juli 2004, 7.40 Uhr 184 km/ teilweise Regen, Gewitter, 13°-17°C<br />
Los geht`s! Start mit einem etwa 5 kg schweren Rucksack in der Altenhaustraße in<br />
Richtung Norwegen.<br />
Bei leichtem Regen startete ich durch <strong>Waldenbuch</strong>, Neuer Weg, Bahnhofstrasse in<br />
die Glashütte auf den B<strong>und</strong>eswanderweg an meinem Stammbiergarten<br />
Waldmeister vorbei in Richtung Musberg. Nach ca 6 km schüttete es kurz so heftig<br />
daß ich erst mal anhielt <strong>und</strong> unter dichtem Laub<br />
abwartete bis der Regen nachließ. Wie war das<br />
1980 beim 100km Lauf in Biel?...nach 2,5 km<br />
mussten wir durch eine Unterführung, das Wasser stand einen Meter<br />
hoch, es hatte den ganzen Tag geschüttet, ...wir wateten nachts um<br />
22.15 Uhr bis zum Bauchnabel im Wasser <strong>und</strong> mussten noch 97,5 km<br />
rennen,...damals war es ein tolles Erlebnis...also nahm ich den Regen<br />
als gutes Omen...weiter ging`s! Ich traf <strong>Thomas</strong> nach ca. 10 km am<br />
alten Steinenbronner Bahnhof, der Regen hatte aufgehört, das<br />
Abenteuer konnte beginnen. Wir befestigten die erste von 10 Tagestourenkarten mit Kabelbindern am<br />
Lenker, hatten uns aber vorgenommen zwei Tagestouren hereinzuholen um dann am Freitag den<br />
9. Juli in Hanstholm an der Nordwestspitze Dänemarks zu sein, wo uns die Fähre am Sonntag 11.Juli<br />
nach Norwegen übersetzen sollte.<br />
Über Musberg, Leinfelden, Oberaichen, Möhringen, Degerloch fuhren wir über den Frauenkopf nach<br />
Hedelfingen, Obertürkheim, Untertürkheim, Cannstatt an der Schleyer Halle vorbei nach Fellbach,<br />
dann links ab nach Schmiden, Hegnach, Neckarrems...der Regen hatte wieder eingesetzt <strong>und</strong> wir<br />
hielten kurz vor Marbach nach 57 km unter einer Brücke, warteten dann gut 20 Minuten bis wir dann<br />
bei leichtem Regen weiterfuhren. Nach Marbach ging es über Murr, Steinheim, Großbottwar,<br />
Oberstenfeld, Beilstein, Auenstein, Wüstenhausen, Untergruppenbach<br />
nach Heilbronn, dann nach Neckarsulm. Hier machten wir nach<br />
ziemlich genau 100 km gegen 12.30 Uhr beim LIDL Pause, kauften<br />
Apfelschorle <strong>und</strong> billige „Netzweckla“...8 Stück...jeder Vier...das<br />
musste reichen...mir sen doch Schwoba!<br />
Weiter ging es über Neuenstadt, Möckmühl, Adelsheim nach Seckach,<br />
hier kamen wir in ein heftiges Gewitter <strong>und</strong> mussten unterstehen...es<br />
war ungefähr 15 Uhr, wir hatten etwa 150 km hinter uns, also etwa<br />
unser geplantes Tagespensum, wollten aber noch etwas fahren um<br />
trotz des „Sauwetters“ etwas Plus zu machen.<br />
Wir fuhren von Seckach nach Buchen, dann Walldürn, Höpfingen, Hardheim bis wir in Steinfurt, kurz<br />
vor Külsheim einen einladend aussehenden Gasthof sahen, gerade rechtzeitig denn es hatte sich<br />
wieder eine schwarze Gewitterfront aufgebaut. Der „grüne Baum“ war unsere Rettung. 184 km trotz<br />
ungemütlichem Wetter, ein gemütlicher Gasthof mit guten Unterstellmöglichkeiten unserer Räder...das<br />
passte! Inzwischen goß es wie aus Kübeln <strong>und</strong><br />
gewitterte heftig.<br />
Es war 16.30 Uhr als die fre<strong>und</strong>liche Wirtin uns ein<br />
wirklich schönes Zimmer zeigte <strong>und</strong> uns gleich zu<br />
Kaffee <strong>und</strong> Kuchen einlud. <strong>Thomas</strong> hatte das im<br />
ersten Moment nicht richtig geschnallt <strong>und</strong> sagte „ i will<br />
nix“, erst als ich ihm erklärte dass dies eine Einladung<br />
ist <strong>und</strong> daß dies „nix koscht“ war er Feuer <strong>und</strong><br />
Flamme. Nach dem Duschen gab`s dann reichlich<br />
Kaffee <strong>und</strong> Kuchen...umsonschd ...dann putzten wir unsere Räder (das sollte sich aber an den<br />
folgenden Tagen ändern...). Danach hatten wir richtig Hunger <strong>und</strong> es gab gute Portionen <strong>und</strong> für jeden<br />
noch eine Extraportion Spanferkel vom Haus, zum trinka für mich Woiza...(...scho a paar...)<strong>Thomas</strong><br />
hielt sich beim Woiza (noch) schwer zurück <strong>und</strong> trank erst mal koi Bier...aber im Laufe der Tour konnte<br />
ich ihn schon noch bekehren!<br />
Wir haben w<strong>und</strong>erbar geschlafen <strong>und</strong> am nächsten Morgen gab`s ein reichhaltiges Frühstück, jeder<br />
bezahlte 24,50 €, <strong>und</strong> starteten zum 2. Tag.
<strong>RADTOUR</strong><br />
WALDENBUCH – HAUGESUND<br />
2. Tag, Samstag, 3.Juli 2004, 8.20 Uhr 180 km/ teilweise heftiger Regen, kalt 11°-15°C<br />
Weiter ging`s kurz vor halb 9 bei trockenem Wetter, aber wir fuhren in eine Richtung die am Himmel<br />
nichts Gutes erahnen ließ! Dunkle Wolken bauten sich schon wieder vor uns auf. Wir fuhren durch<br />
Wertheim, einen wie wir nachher bemerkten, kleinen Umweg über Hasloch, Michelrieth, Esselbach,<br />
hier begann es dann heftig zu regnen, <strong>Thomas</strong> mit jugendlichem Sturm <strong>und</strong> Drang, ich böse fluchend<br />
über das Scheißwetter hinterher nach Rothenfels, dann über 20 km am Main entlang nach Neustadt<br />
über Rodenbach nach Lohr, der Regen machte dann Pause <strong>und</strong> wir fuhren durch Neuendorf, Rieneck<br />
durchs schöne Sinntal über Burgsinn, Mittelsinn, Obersinn Altengronau zum Ort Sinntal, machten<br />
dann nach etwa 90 km Mittagspause, es war ein Aldi, <strong>und</strong> es gab wieder billige Netzweckla <strong>und</strong><br />
Apfelschorle. 30 Minuten Pause mussten genügen, dann ging es weiter nach Oberzell, Heubach,<br />
Uttrichshausen nach Büchenberg, unser eigentliches Etappenziel, aber wir wollten ja Plus machen,<br />
also ging`s weiter. Das dritte Etappenkärtle wurde befestigt. Wir hatten jetzt ungefähr 130 km, also 50<br />
sollten es schon noch werden.<br />
Über Hattenhof <strong>und</strong> Johannesberg ging es weiter mitten durch Fulda durch,<br />
nach Dietrichshan <strong>und</strong> wieder passierten wir einen Ort namens Marbach, dann<br />
fuhren wir nach Oberfeld <strong>und</strong> Rudolphshan, wollten jetzt aber Quartier machen,<br />
es war echt kalt, fanden dann in Burghaun das „Weiße Roß“, die Besitzerin war<br />
eine weiße Brasilianerin, führte die Pension zur Zeit allein weil ihr Ehemann<br />
gerade auf Entziehungskur war. Unser Pech war dass gerade das<br />
Sudetentreffen in diesem Dorf stattfand <strong>und</strong> alle Betten belegt waren. Wir hatten<br />
keine Lust weiterzufahren, hatten 180 km hinter uns <strong>und</strong> bereits ein Plus von<br />
knapp 50 Kilometer hereingefahren <strong>und</strong> nahmen deshalb das Angebot der Wirtin<br />
an, unter dem Dach in einem Zimmer zu nächtigen das schon zwei Jahre nicht vermietet worden war.<br />
Es gab ein Doppelbett <strong>und</strong> ein kleines Waschbecken, das Klo war<br />
draußen auf dem Flur, die Dusche im Keller.<br />
Die Räder bekamen einen guten Platz in der<br />
Scheune, geputzt wurden sie heute nicht. Wir<br />
tauften unser Zimmer „Mottenloch“ weil es<br />
dementsprechend muffelte, aber das war uns<br />
ziemlich egal. Nach etwas stressigem<br />
Duschen gingen wir zum Italiener gegenüber<br />
<strong>und</strong> schockierten ihn gewaltig weil wir dreimal<br />
bestellten. Erst ein großer italienischer Salat, dann eine Pizza <strong>und</strong> zum Nachtisch<br />
Spagetti...spätestens seit diesem 3.Juli 2004 wird er seine Portionen überdenken müssen!<br />
Abends saßen wir im Bett <strong>und</strong> irgendwie kam das Gespräch auf <strong>Thomas</strong> Fre<strong>und</strong>in Tanja, ihr sei<br />
immer schlecht <strong>und</strong> sie fühlt sich in letzter Zeit nicht sehr wohl...mein erster Gedanke war spontan<br />
ausgesprochen: “Hey die Tanja ist schwanger“!!!, <strong>Thomas</strong> meinte aber das kann wohl nicht sein, da<br />
Tanja die Pille nimmt...er meinte aber dass er ihr empfiehlt zum Arzt zu gehen. Wir schliefen dann in<br />
der Nacht sehr unruhig, hatten auch gut Woiza intus <strong>und</strong> da das Klo meilenweit weg war wurde das<br />
Waschbecken in dieser Nacht von uns beiden mehrmals zweckentfremdet. Der Geruch am nächsten<br />
Morgen mit Mischung aus Mottenloch, zweckentfremdetes Waschbecken <strong>und</strong> unsere aufgehängten<br />
muffeligen Radklamotten war echt eine Rarität die man einfach erlebt haben muß.<br />
Am nächsten Morgen bekamen wir unser Frühstück, hier gab es<br />
leider nur Brötchen <strong>und</strong> Marmelade <strong>und</strong> trotzdem zahlten wir nur<br />
4,50 € weniger als beim ersten Quartier in Steinfurt <strong>und</strong> das war um<br />
mehrere Klassen besser, aber es war trotzdem recht lustig hier.<br />
Vor allem juckte es uns am ganzen Körper,...können Motten<br />
stechen?...oder war es doch ein Motten/Schnakenloch...egal, wir<br />
hatten unsere Hubbeln <strong>und</strong> Stiche...passt doch zu uns, gell?
<strong>RADTOUR</strong><br />
WALDENBUCH – HAUGESUND<br />
3. Tag, Sonntag, 4.Juli 2004, 8.40 Uhr 205 km/ heiter bis wolkig, trocken 15-20°C<br />
Heute sollte uns ein Tag ganz ohne Regen erwarten, also mal etwas ganz anderes. Unsere<br />
Königsetappe der Tour, die meisten Kilometer <strong>und</strong> auch die meisten Höhenmeter (etwas über 2 000)<br />
mit a paar Bergla im Harz. Kurz vor dreiviertel Neune fuhren wir los, das erste Dorf das wir an diesem<br />
sonnigen Sonntagmorgen durchfuhren hieß Wehrda, es ging weiter durch Rhina, Meisenbach,<br />
Odensachsen, Oberhaun, Unterhaun durch Bad Hersfeld über Friedlos, Blankenheim durch Bebra,<br />
Gilfershausen,Imshausen, Solz, Cornberg, Rockensüß, Königswald,<br />
Eltmannsee weiter nach Gehrau, Schemmern, Burghofen durch Friemen,<br />
hier studierten wir kurz die Karte <strong>und</strong> stellten fest daß wir Richtung<br />
Waldkappel radeln mussten um nach Harmuthsachsen zu kommen, es<br />
ging dann weiter nach Rodebach, Germerode, Vockerode, Abterode,<br />
Orferode eine steile Abfahrt durch den Wald nach Bad Soden-Allendorf,<br />
hier stellte ich meinen persönlichen „Abfahrtsrekord“ mit 75,4 km/h auf,<br />
obwohl ich beim bergabfahren ein ziemlicher „Hasenfuß“ bin, <strong>Thomas</strong> war<br />
natürlich mit knapp 80 km/h trotzdem deutlich schneller....!<br />
In Bad Soden-Allendorf trafen wir ein älteres Ehepaar das auch mit dem Rad<br />
unterwegs war, <strong>und</strong> zwar zu einer Hochzeit, sie radelten innerhalb einer Woche<br />
insgesamt etwa 370 km hin <strong>und</strong> zurück, ...also wir fanden das toll!<br />
Mittags gab es zu den billigen „Netzweckla“, außer den obligatorischen Riegeln<br />
<strong>und</strong> Bananen tagsüber, Mineralwasser anstatt Apfelschorle.<br />
Wahlhausen war unsere nächste Ortschaft die wir durchradelten, dann<br />
Fretterode, Gerbershausen, Hohengandern, Niedergandern, Reiffenhausen,<br />
Lichtenhagen, Reinhausen, über Diemarden, Klein Lengden, Groß Lengden,<br />
Mackenrode, Waake, Börsinghausen, Holzerode nach Gillersheim umfuhren wir<br />
Göttingen östlich, es ging weiter durch Wachenhausen, Katlenburg,<br />
Elvershausen, Marke, Eisdorf, Windhausen, Waldhütte nach Bad Gr<strong>und</strong> im Harz, hier brauchten wir<br />
eine Weile um in dem Kurort eine Bleibe zu finden, beim fünften Anlauf klappte es dann, allerdings<br />
mussten wir ein Appartement im Parkhotel Flora nehmen.<br />
Aufenthaltsraum mit großem Fernseher, hier konnten wir<br />
abends dann das Europameisterschaftsendspiel anschauen,<br />
Schlafzimmer, Küche, Bad,...für Halbpension bezahlte jeder<br />
49,--€, ...die Fahrräder nahmen wir natürlich unbemerkt in<br />
unsere „Suite“, nachdem wir uns frisch gemacht hatten<br />
gingen wir ins Restaurant um zu essen, wir hatten ja<br />
Halbpension, das Essen war<br />
gut, machte uns aber hungrig,<br />
also wir gingen dann in ein<br />
jugoslawisches Restaurant gegenüber zum Essen...inzwischen hatte es<br />
aber angefangen zu regnen...das war uns jetzt egal, wir hatten heute das<br />
erste Mal Glück mit dem Wetter. Wir<br />
bewaffneten uns dann später noch mit<br />
ordentlich Bier <strong>und</strong> machten uns einen<br />
gemütlichen Fernsehabend mit Bier, Chips,<br />
Gummibärchen <strong>und</strong> Schokolade, eben ganz natürliche <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>e<br />
Nahrung für Ausdauersportler.<br />
Am nächsten Morgen gab es ein großes<br />
reichhaltiges Frühstück mit allem Drum <strong>und</strong><br />
Dran, für <strong>Thomas</strong> auch Haferflocken, Müsli<br />
<strong>und</strong> solches Körnerzeugs (ich verabscheue das), ich stopfte mich mit<br />
Marmelade <strong>und</strong> Honigbrötchen, Wurst, Käse <strong>und</strong> Eiern ( das vertilgte<br />
<strong>Thomas</strong> dann natürlich auch noch) voll, Kaffee tranken wir auch wie jeden<br />
Morgen große Mengen da wir die Erfahrung gemacht haben dass Kaffee<br />
ein vorzügliches Getränk ist <strong>und</strong> eben nicht entwässert (Gerüchteküche!).
<strong>RADTOUR</strong><br />
WALDENBUCH – HAUGESUND<br />
4. Tag, Montag, 5.Juli 2004, 9.10 Uhr 159 km/ Regen, kalt 11-14°C<br />
Was haben wir verbrochen? Müssen wir heute den schönen Tag ohne Regen von gestern büßen?<br />
Es regnete heftig als wir heute Morgen aufstanden, auch nach dem Frühstück war es nicht viel besser,<br />
kurz nach 9 hatte es aufgehört <strong>und</strong> wir fuhren los, gleich bergauf, nach ca. 10 Minuten begann es<br />
dann aber wieder leicht zu regnen. Wir fuhren allerdings weiter, eine schöne bewaldete Strecke,<br />
kamen erst nach etwa 8 Kilometern durch den ersten Ort, er hieß Wildemann, weiter ging es im Regen<br />
durch den Naturpark Harz über Lautenthal nach Langelsheim.<br />
Das Gelände wurde immer flacher, die schöne hügelige Landschaft<br />
hatten wir jetzt fast hinter uns, wir passierten Bredelen,<br />
Ostharingen, Ulpen <strong>und</strong> fuhren dann bei strömenden Regen durch<br />
Alt Wallmoden, suchten ab <strong>und</strong> zu einen Unterschlupf, fuhren dann<br />
aber doch immer wieder weiter<br />
weil der Regen einfach keine Lust<br />
hatte aufzuhören. Unsere Route<br />
führte uns jetzt westlich an<br />
Salzgitter vorbei durch<br />
Ringelheim nach Haverlah,<br />
Steinlah, Gebhardshagen, Salder über (nicht auf der!!!) die Autobahn<br />
nach Bruchmachtersen, Lesse nach Söhlde, dann westlich vorbei an<br />
dem Ort Lengede, der durch das Grubenunglück im Oktober 1963<br />
berühmt wurde als nach einem Wassereinbruch 50 Bergleute in den<br />
Stollen eingeschlossen waren <strong>und</strong> 11 Mann dann doch nach mehreren Tagen durch<br />
Rettungsbohrungen gerettet wurden, durch Woltwiesche, in Klein Lafferde zwang uns ein heftiger<br />
Regenguß zu unserer Mittagspause unter einem großen Kastanienbaum mit dichtem Laubwerk. Hier<br />
gab es dann mitgebrachte Riegel <strong>und</strong> Bananen.<br />
Nach etwa einer halben St<strong>und</strong>e ließ der Regen nach <strong>und</strong> wir radelten weiter durch Münstedt,<br />
Schmedenstedt, Dungelbeck östlich an Peine vorbei über Essinghausen, Duttenstedt, Mödesse,<br />
Alvesse, Ankensen, Eickenrode, <strong>und</strong> endlich hatte der Regen ein Einsehen <strong>und</strong> gab auf. Wir füllten<br />
unsere Wasserflaschen wieder auf <strong>und</strong> fuhren weiter, uns war klar daß an diesem Tag nicht so viele<br />
Kilometer möglich waren, aber unser Plus von ca. 100 Kilometer wollten wir zumindest halten deshalb<br />
wollten wir auch heute mindestens 150 km zurücklegen.<br />
Wir fuhren durch Seershausen, Ahnsen, Päse, Böckelse, Hohnebostel, Langlingen, Offensen,<br />
Oppershausen, Lachendorf östlich an Celle vorbei, weiter durch Beedenbostel, Höfer <strong>und</strong> Habighorst,<br />
hier sahen wir vor uns eine gewaltige Gewitterfront <strong>und</strong> beschlossen im nächsten Ort Quartier zu<br />
machen. Wir kamen nach Eschede, hier ereignete sich im Juni 1998 das große Zugunglück als ein<br />
ICE entgleiste <strong>und</strong> über 100 Menschen ums Leben kamen.<br />
Wir erreichten das Gästehaus Schaper gerade<br />
rechtzeitig bevor ein heftiges Gewitter mit Hagel<br />
anfing <strong>und</strong> waren echt froh. Der Tag war heftig,<br />
kalt, fast immer Regen, von allen Seiten spritzte<br />
das Wasser, die Klamotten im Rucksack blieben<br />
aber Gott sei Dank trocken. Gerade mal 159<br />
Kilometer waren geradelt, nur etwa 450<br />
Höhenmeter aber das schlechte Wetter hatte uns schon etwas gestresst.<br />
Wir bekamen ein nettes Zimmer, die nassen Klamotten wurden wie üblich<br />
im Zimmer verteilt <strong>und</strong> aufgehängt, gewaschen wurden sie ja den ganzen<br />
Tag über, wir duschten <strong>und</strong> suchten uns dann einen Italiener um wieder<br />
üppig zu Abend zu essen. Das war aber nichts besonderes, Lasagne <strong>und</strong><br />
Salat, aber der Hunger trieb`s rein, wir versorgten uns dann noch im<br />
Supermarkt mit Kalorien <strong>und</strong> Bier <strong>und</strong> verbrachten den Abend auf der<br />
Bude. Am nächsten Morgen sah das Wetter vielversprechend aus, wir<br />
bekamen ein reichhaltiges tolles Frühstück <strong>und</strong> freuten uns auf einen vom<br />
Wetterbericht angekündigten schönen Tag.
<strong>RADTOUR</strong><br />
WALDENBUCH – HAUGESUND<br />
5. Tag, Dienstag, 6.Juli 2004, 8.40 Uhr 201 km/ heiter bis wolkig 16-21°C<br />
Wolkenloser Himmel! Wo gibt`s denn so was! Voll motiviert begannen wir diesen fünften Tag richtig<br />
flott, <strong>Thomas</strong> war kaum zu bremsen <strong>und</strong> ich ließ ihn knüppeln, ...ich glaub das heißt<br />
„Hinterradlutscher“....so fuhr ich halt mit...über Marinesiedlung, Queloh, Oldendorf, Beckedorf,<br />
Hermannsburg, Willighausen, Müden, Poitzen, Trauen, Dethlingen fuhren wir die stark 40 Kilometer<br />
von Eschede nach Munster in einem guten 30er Schnitt. Hier war laut Tourenplanung bereits der<br />
fünfte Tag beendet, wir wollten jetzt aber das Kärtchen des sechsten Tages abarbeiten <strong>und</strong> den<br />
ersten vollen Tag hereinholen, das bedeutete aber dass wir jetzt noch über 150 Kilometer fahren<br />
mussten, also war ein 200 Kilometer Tag angesagt. Das tolle Wetter wollten wir ausnutzen.<br />
Mit Kabelbindern wurde das „Mittwochskärtle“ am Lenker befestigt <strong>und</strong> weiter ging es fast 23<br />
Kilometer ohne irgendeine Ortschaft durch das Waldgebiet „Raubkammer Große Heide“, ein<br />
militärisches Sperrgebiet in der Lüneburger Heide. Schwindelbeck hieß der erste Ort nach der Fahrt<br />
nur durch Natur, dann durch Soderstorf, Rolfsen, Raven, Eyendorf, Salzhausen, Garstedt, Luhdorf<br />
nach Winsen, weiter durch Tönnhausen<br />
nach Drage, hier gab es einen „Bach“<br />
namens Elbe den wir nun irgendwo zu<br />
überqueren hatten. Wir fuhren nachdem wir<br />
zwei Fotos gemacht hatten weiter, fanden<br />
dann in Elbstorf einen Edeka, hier machten<br />
wir Mittagspause, kauften die<br />
obligatorischen trockenen Billigbrötchen <strong>und</strong><br />
Apfelschorle. Auf einmal war <strong>Thomas</strong><br />
verschw<strong>und</strong>en. Ich warte <strong>und</strong> aß meine vier trockenen Weckla, trank Apfelschorle <strong>und</strong> füllte meine<br />
Flaschen am Rad, eigentlich konnte es weitergehen, es war 13.30 Uhr <strong>und</strong> wir hatten etwa 110<br />
Kilometer geradelt, also erst stark die Hälfte unseres Schönwettersolls...wo war <strong>Thomas</strong>? Ich hatte<br />
mich fast schon damit abgef<strong>und</strong>en dass er entweder entführt oder ermordet worden war <strong>und</strong> ich dann<br />
halt allein weiter fahren musste,...da tauchte er völlig unerwartet wie aus dem Nichts auf...Tränen in<br />
den Augen...was war los...wurde er vergewaltigt?...oder was?...er nahm mich in die Arme, drückte<br />
mich <strong>und</strong> sagte: “<strong>Wolle</strong>, I werd Vadder...Tanja isch schwanger!“ ...jetzt musch Du heut immer vorne<br />
fahra...i ko nemme!...auch meine sentimentale Ader drückte jetzt halt voll durch, ich freute mich<br />
natürlich riesig für <strong>Thomas</strong> <strong>und</strong> heulte auch a bißle mit! Wir fuhren jetzt weiter, waren auch mal kurz<br />
auf der Autobahn auf dem Standstreifen, das Gehupe der Autos spornte uns zum 45er Schnitt für die<br />
2 Kilometer an <strong>und</strong> wir entwischten auch<br />
gleich wieder auf eine normale<br />
Straße...grins...wir radelten weiter. Wir<br />
wollten Hamburg heute noch östlich<br />
umradeln <strong>und</strong> fuhren durch Escheburg,<br />
Kröppelshagen, durch das heftigste<br />
Naturkopfsteinpflaster das wir je<br />
gesehen hatten im 10er Schnitt hinunter<br />
in das romantische Dorf Friedrichsruh,<br />
durch Rotenbek, Grande, Rausdorf,<br />
Papendorf, Meilsdorf, Schmalenbeck,<br />
Ahrensburg, Delingsdorf weiter über Bargdeheide,<br />
Jersbek, Bargfeld, Nienwohld, Sülfeld, Borstel nach<br />
Seth, wo wir im Friesenhof ein ganz tolles Quartier fanden, wir durften unsere<br />
Räder in den Flur stellen, bekamen ein gutes Zimmer mit tollem Essen im<br />
Restaurant des Friesenhofs, nahmen dann auch noch gut Bier auf unser Zimmer<br />
um unsere ziemlich leeren Flüssigkeitsdepots wieder aufzufüllen, was uns auch<br />
mit Leichtigkeit wie eben jeden Abend sehr gut gelang. Am nächsten Morgen<br />
bekamen wir ein sehr reichhaltiges Frühstück, die Wirtin war dann fast beleidigt<br />
weil sie uns so gerne unsere gesamten Klamotten über Nacht gewaschen <strong>und</strong><br />
getrocknet hätte. 21,-- € bezahlten wir für das schöne Zimmer mit dem tollen<br />
Frühstück! Klasse! Sie gab uns dann noch einen Tip (ich weiß das schreibt man<br />
nach der neuen deutschen Rechtschreibung mit Doppel-P, aber mir gefällt das<br />
nicht!) wie wir etwas abkürzen konnten <strong>und</strong> dabei eine schöne geteerte Straße durch die Natur fahren<br />
würden...klar...gerne
<strong>RADTOUR</strong><br />
WALDENBUCH – HAUGESUND<br />
6. Tag, Mittwoch, 7.Juli 2004, 8.50 Uhr 170 km/ heiter bis wolkig 18-23°C<br />
Einen Tag hatten wir Plus! Das Routenkärtchen vom Donnerstag wurde am Lenker befestigt. Wir<br />
hatten uns vorgenommen nahe an die dänische Grenze zu fahren um heute noch in Deutschland zu<br />
übernachten. Auch heute hatte uns der Wetterbericht einen regenfreien schönen Tag prophezeit.<br />
Durch die Abkürzung mussten wir nicht nach Stuvenborn <strong>und</strong> waren dann ziemlich schnell in<br />
Todesfelde, weiter ging es durch Bark, Heidmühlen, Latendorf, Klein Kummerfeld, Groß Kummerfeld<br />
nach Tasdorf, von dort aus kämpften wir uns mühsam durch Neumünster, wir fragten einige Leute wo<br />
es bitte nach dem etwa 9 Kilometer entfernten Krogaspe geht, wir mussten aber feststellen daß wohl<br />
die meisten Bewohner von Neumünster nicht wussten daß es außer Neumünster noch andere Städte<br />
oder Ortschaften gibt. Eine dunkelhäutige Frau mit mäßigem deutsch konnte uns aber weiterhelfen,<br />
wir fragten extra Sie, weil wir richtig vermuteten daß diese Frau nicht von hier war, <strong>und</strong> wusste daß es<br />
außer Neumünster doch noch weitere Ortschaften gibt. <strong>Thomas</strong> <strong>und</strong> ich radelten also durch<br />
Krogaspe, Timmaspe, Schülp(bei Nortorf) dann durch Nortorf immer Richtung Rendsburg durch<br />
Thiembüttel, Brammer, Nienkattbek, Jevenstedt nach Schülp(bei Rendsburg) über Westenrönfeld<br />
nach Rendsburg. Durch einen Fahrstuhl<br />
unterquerten (heißt das so?) wir den<br />
Nordostseekanal im Tunnel unterirdisch<br />
...wow... hat uns gefallen! ...der Tunnel wurde<br />
übrigens 1962-1965 erbaut, ist etwa 130<br />
Meter lang mit 4,5 Meter Durchmesser <strong>und</strong><br />
liegt 21,47 m unter Normalnull. Hab mich<br />
schlau gemacht...gut, gell?...nach mehreren<br />
Befragungen recht ahnungsloser Bürger fanden wir trotzdem den Weg über<br />
Fockbek, Lohe nach Tetenhusen ...wahrscheinlich entstand bei Ortsgründung<br />
vor Jahrh<strong>und</strong>erten ein telepatischer Draht zu der gleichzeitigen Ortsgründung<br />
unserer <strong>Waldenbuch</strong>er Nachbargemeinde „Dettenhausen“...nur schreibt man<br />
das halt in Schleswig anders...?!...in Kropp begleitete uns ein netter Radler<br />
(Theodor Verhoeven) über 40 Kilometer <strong>und</strong> meinte<br />
wir hätten uns ganz schön verfahren, fuhren dann<br />
seine Abkürzung <strong>und</strong> holten damit unsere<br />
Umwegkilometer wieder rein...war doch eigentlich<br />
egal, wir waren doch super im Plus ..., radeltendann<br />
durch schöne Radwege <strong>und</strong> wenig befahrene kleinere<br />
Straßen in Schleswig-Holstein bis wir nach Schaffl<strong>und</strong><br />
wieder auf unsere ursprünglich geplante Route kamen <strong>und</strong> erst mal bei<br />
einem Aldi in Osterby zusammen einen Laib trockenes Billigbrot in uns<br />
hineinstopften, radelten dann weiter <strong>und</strong> fanden in Medelby Lorenzen`s<br />
Gasthof <strong>und</strong> meinten 170 Tageskilometer sind eigentlich genug <strong>und</strong> landeten<br />
einen wie sich später herausstellte echten Glückstreffer. Hier erlebten wir einen tollen Abend mit den<br />
Einheimischen in der wohl einzigen Kneipe in Medelby. Ein wahnsinnig großes friesisches<br />
Riesenomelett mit obacha viel Eier <strong>und</strong><br />
Kartoffeln, große Scheiben Rauchfleisch <strong>und</strong><br />
eine tolle Championsoße...eine<br />
Riesenportion <strong>und</strong> es schmeckte ganz toll!<br />
Bald hatten wir gute Fre<strong>und</strong>e, den<br />
85-jährigen Peter <strong>und</strong> den „Maler“ der schon<br />
gut angeheizt das Lokal betrat, er trank ohne<br />
Ende Cola/Cognac <strong>und</strong> das eine oder andere<br />
Flens stand immer wieder vor uns, heute<br />
gab`s anstatt Woiza halt Flens...auch<br />
gut...hau wech...!!! Peter Petersen unser<br />
Oldie verabschiedete uns mit den Worten, ihr<br />
kamt als Fremde <strong>und</strong> geht als Fre<strong>und</strong>e...wir<br />
versprachen Ihnen eine Karte aus Norwegen<br />
zu schicken <strong>und</strong> hielten dieVersprechung<br />
dann natürlich auch.
<strong>RADTOUR</strong><br />
WALDENBUCH – HAUGESUND<br />
7. Tag, Donnerstag, 8.Juli 2004, 8.50 Uhr 189 km/ Regen dann trocken 15-18°C<br />
Es regnete als wir aufstanden. <strong>Thomas</strong> <strong>und</strong> ich frühstückten reichlich <strong>und</strong> der Wetterbericht sagte<br />
kaltes Schauerwetter für Dänemark voraus. Kurz vor Neun radelten wir los, nasse Straße aber von<br />
oben noch trocken, dies änderte sich aber nach etwa 10 Kilometern in einem Waldstück zwischen<br />
Weesby <strong>und</strong> Ladel<strong>und</strong>, wir hielten kurz an, beschlossen aber trotz Regen weiterzufahren, fuhren<br />
durch Westre, Süderlügum, Sügerlügumfeld nach Saed hier überquerten wir die Grenze nach<br />
Dänemark. Wir hatten von <strong>Waldenbuch</strong> bis hier her 1 130 Kilometer durch Deutschland zurückgelegt.<br />
Etwa 300 Kilometer entlang der Westküste Dänemarks lagen noch vor<br />
uns <strong>und</strong> wir hatten alle Zeit der Welt. Es müsste schon alles schief<br />
laufen wenn wir nicht am nächsten Tag Hanstholm erreichen würden,<br />
<strong>und</strong> die Fähre nach <strong>Hauges<strong>und</strong></strong> ging ja erst am Sonntag um 17Uhr.<br />
Als wir Tonder erreichten hatte es aufgehört zu regnen <strong>und</strong> wir fuhren<br />
am Radweg entlang der B<strong>und</strong>esstraße über Abild nach Solsted,<br />
Bredebro, Skaerbek, dann kurz vor Brons wurde auf einmal <strong>Thomas</strong><br />
langsamer...ein Platten am Hinterrad. Der Schlauch war schnell<br />
gewechselt <strong>und</strong> es ging rasch weiter. In Ribe wechselten wir Geld, <strong>und</strong><br />
füllten unsere Flaschen im Supermarkt<br />
auf, gelangten dann wieder auf den<br />
Radweg in Richtung Varde. Hier wurde<br />
feierlich das letzte Routenkärtle<br />
befestigt. Richtung Varde verfuhren wir<br />
uns um mindestens 20 Kilometer weil<br />
ein Richtungshinweisschild fehlte,<br />
<strong>Thomas</strong> wurde erneut langsamer,...ein<br />
schleichender Platten im Vorderrad, wir pumpten auf <strong>und</strong> fuhren weiter,<br />
es reichte aber nur wenige Kilometer, nach erneutem Aufpumpversuch<br />
wurde halt der nächste Schlauch gewechselt. Als wir dann in Varde im<br />
Supermarkt etwas zu essen kauften <strong>und</strong> unsere Flaschen auffüllten<br />
kamen wir mit einem netten radelnden Dänen ins Gespräch, er konnte<br />
besser deutsch als wir dänisch, durfte von meiner Flasche trinken <strong>und</strong><br />
lotste uns auf die Küstenstraße, wir wollten einfach von dieser geraden,<br />
öden Hauptstraße weg, jetzt fuhren wir Richtung Nordsee nach Outrup,<br />
Norre Nebel, Nymindegab, Bjerregärd, also links die Nordsee <strong>und</strong><br />
rechts der Ringkoebing Fjord, wir sahen aber wegen den Dünen nicht viel, aber was war jetzt wieder<br />
los?...der Vorderreifen von <strong>Thomas</strong> hatte erstaunlich wenig Luft...wieder ein schleichender Platten, wir<br />
hatten jetzt knapp 170 Kilometer <strong>und</strong> sagten uns es reicht, das nächste Quartier wird genommen...<br />
alle paar Kilometer wurde aufgepumpt...<strong>Thomas</strong> kam so in den Genuß meiner genialen Luftpumpe!...<br />
aber jetzt kam einfach keine Ortschaft mehr, wir fragten Camper in den Dünen, die meinten in Hvide<br />
Sande gibt es Unterkunft. Nach fast 190 Kilometern machten wir in Hvide Sande Quartier im<br />
Touristenhotel, es sah aus wie ein Puff,<br />
die Räder sollten wir in den Keller stellen,<br />
wir nahmen sie natürlich mit auf die Bude<br />
die pro Mann bescheidene 43.--€<br />
(umgerechnet) kostete. Gegenüber war<br />
eine recht gute Pizzeria, abends<br />
schlamperten wir noch durch den Hafen<br />
<strong>und</strong> fanden auch ein Festzelt, hier<br />
kostete es aber Eintritt, also gab`s auf dem Rummel Stehbier, wir<br />
kauften dann noch in einem Laden etwas Verpflegung für`s Zimmer <strong>und</strong><br />
hofften auf einen nächsten Tag ohne Regen <strong>und</strong> ohne Platten. Die<br />
kaputten Schläuche wurden auf dem Zimmer geflickt...3 Platten an<br />
einem Tag ist schon heftig...!
<strong>RADTOUR</strong><br />
WALDENBUCH – HAUGESUND<br />
8. Tag, Freitag, 9.Juli 2004, 9.30 Uhr 154 km/ heiter bis wolkig, trocken 17-23°C<br />
Wir waren doch überrascht über das gute, reichhaltige Frühstück <strong>und</strong> ließen uns heute morgen richtig<br />
Zeit. Erst um halb 10 radelten wir bei gutem Wetter los, es lief wie geschmiert, obwohl wir ohne Ende<br />
Zeit hatten war <strong>Thomas</strong> nicht zu bremsen, wir fuhren an diesem Tag fast einen 30er Schnitt <strong>und</strong> das<br />
lag ganz bestimmt nicht an mir. Lange gerade Straßen, alles eben, ziemlich langweilige Landschaft,<br />
eben alles fast gleich...also uns hat Dänemark eher nicht gefallen, vor allem mir, ich hasse diese<br />
ewige Geradeausfahrerei, Berge sind doch das attraktive beim radeln. Aber gut, wir fuhren durch<br />
Norre Lyngvig, Sondervig immer geradeaus nach Vederso Klit, Sonder Nissum, hier beginnt der<br />
Nissum Fjord, wir hatten jetzt 50 Kilometer hinter uns <strong>und</strong> machten<br />
eine kurze Pause. Wir fuhren flott weiter nach Fjaltring, Ferring über<br />
Klinkby bis kurz nach Harboore, hier fotografierten wir die Windräder<br />
die wie an der Schnur gezogen in die Nissum Bredning Bucht<br />
hineingebaut sind. Kurz vor Thyboron<br />
mussten wir rechts ab <strong>und</strong> mit der Fähre<br />
über den Thyboronkanal übersetzen.<br />
Hier hatten wir natürlich mit den Rädern<br />
den schönen Vorteil, einfach an der<br />
Autoschlange vorbeizufahren um als erste<br />
auf`s Schiff zu gelangen.<br />
Es dauerte eine knappe halbe St<strong>und</strong>e bis wir<br />
übergesetzt hatten <strong>und</strong> fuhren dann eine<br />
kerzengerade Straße 10 Kilometer bis Agger,<br />
hier gingen wir noch einkaufen <strong>und</strong> frischten<br />
unsere Vorräte auf bevor es auf die letzten 50 Kilometer bis zu unserem<br />
Ziel Hanstholm ging.<br />
Von Agger fuhren wir bei jetzt schönem sonnigen Wetter in einem Bogen<br />
nach Svankaer, dann waren es bestimmt 15 Kilometer bis wir die nächste<br />
Ortschaft Stenbjerg passierten, fuhren dann an Norre Vorupor vorbei nach Vangsta, kurz danach<br />
machten wir eine Pinkelpause, was war das für ein Gefühl, wir waren fast da, eigentlich<br />
schade...irgendwie...wir fuhren weiter nach Klitmoller, der nächste Ort hieß Hanstholm...<br />
<strong>und</strong> es waren noch 9 Kilometer...um 14.53 Uhr<br />
waren wir am Ortsschild in Hanstholm angelangt,<br />
wir hatten es geschaft...2 Tage früher als eigentlich<br />
geplant...jetzt brauchten wir noch ein Quartier für 2<br />
Nächte...die Fähre nach Norwegen ging ja erst<br />
Sonntag um 17 Uhr. <strong>Thomas</strong> <strong>und</strong> ich radelten nun<br />
in den Ort, fanden auch ein sehr ansprechendes<br />
Hotel, fuhren aber schnell weiter als wir die Preise<br />
erfuhren. Wir radelten den Berg hinunter zum Hafen<br />
nach Hanstholm Port, auf dem Weg fragten wir<br />
einen Dänen der uns das Hotel Seemannsheim<br />
unten am Hafen direkt gegenüber der<br />
Fährenanlagestelle empfahl, hier fanden wir ein Zimmer für umgerechnet 40.-€ pro Nacht <strong>und</strong> Person.<br />
Abendessen gab`s im Seemannsheim.<br />
Anschließend gingen wir noch in einen Schnellimbiß am Hafen <strong>und</strong> tranken dänisches Bier,<br />
bummelten bei schönem Wetter am Hafen <strong>und</strong> genossen einfach daß wir es so gut wie geschafft<br />
hatten. In <strong>Hauges<strong>und</strong></strong> waren es dann noch knapp 3 Kilometer bis zu unserem Ziel bei Dani <strong>und</strong> Ole.
<strong>RADTOUR</strong><br />
WALDENBUCH – HAUGESUND<br />
9. Tag, Samstag, 10.Juli 2004, Ruhetag, Dauerregen, kalt 11-12°C<br />
Sauwetter! Mensch waren wir froh dass wir heute nicht radeln<br />
mussten, die Betonung lag auf muß, ...hätten wir nicht die 2 Tage<br />
hereingeholt, heute wären wir aber richtig eingeseift worden! Das<br />
Frühstück dauerte lange <strong>und</strong> es war sehr reichlich <strong>und</strong> gut. Wir<br />
gingen auf`s Zimmer <strong>und</strong> schmökerten, <strong>Thomas</strong> hielt es dann doch<br />
nicht aus <strong>und</strong> meinte er muß radeln! Nach knapp 2 St<strong>und</strong>en kam er<br />
völlig durchnässt <strong>und</strong> durchgefroren zurück...was sein muß, das<br />
muß sein...ich brauchte das nicht.<br />
Schlafen, Fernsehen (Tour de France), Lesen...irgendwann war der<br />
Tag vorbei <strong>und</strong> wir gingen zum Abendessen <strong>und</strong> danach wieder zu<br />
dem Imbisslokal am Hafen zu Pommes <strong>und</strong> Bier.<br />
10.Tag, Sonntag, 11.Juli 2004, Ruhetag, lockere 7 km/ heiter bis wolkig, trocken 17-23°C<br />
Aber Hallo! Strahlend blauer Himmel am<br />
Morgen, da steigt die Laune. Nach<br />
erneutem tollen Frühstück<br />
wollten wir uns Hanstholm noch ein<br />
bisschen ansehen, wir radelten etwa 7<br />
Kilometer in <strong>und</strong> um Hanstholm, hatten ja<br />
viel Zeit, der Check in auf der Fähre war<br />
gegen 15 Uhr. Später verprassten wir<br />
noch unsere restlichen dänischen Kronen<br />
beim Aldi (den gibt es dort tatsächlich!) ...<strong>Thomas</strong> kaufte dort als werdender Vater die ersten<br />
Babyklamotten die dort zufällig gerade im Sonderangebot waren...ja <strong>und</strong> den letzten Rest setzten wir<br />
dann im Hafenimbiss beim Warten auf die<br />
Fähre in Bier um. Dann war es endlich<br />
soweit, das Riesenungetüm von Fähre<br />
legte an. Jetzt dachten wir dass es wieder<br />
so laufen könnte wie bei der kleinen Fähre<br />
am Freitag,...hmm, jetzt hatten wir aber die<br />
Arschkarte gezogen,...wir warteten bis zum<br />
Schluß, die Räder kamen in den Laderaum<br />
<strong>und</strong> wir mussten unsere heißgeliebten Bikes alleine lassen, uns war fast<br />
klar dass dies ein Abschied für immer werden könnte...aber wir bekamen sie 12 St<strong>und</strong>en später heil<br />
wieder. Wir schauten uns erst das ganze Schiff an, standen auch dann ganz oben an der Reling <strong>und</strong><br />
mussten schiffen, jetzt war uns klar warum ein<br />
Schiff Schiff heißt...wir schifften...!<br />
12 St<strong>und</strong>en bis Norwegen!<br />
Was tut man da? <strong>Thomas</strong> <strong>und</strong> ich beschlossen Flüssigkeitsvorräte im Körper<br />
anzulegen...was Kamele können das können wir auch...<strong>und</strong> die Zeit ist sinnvoll ausgenutzt, zumal das<br />
Bier ja auch im Duty Free Shop recht günstig war.
<strong>RADTOUR</strong><br />
WALDENBUCH – HAUGESUND<br />
11. Tag, Montag, 12.Juli 2004, 4.30 Uhr, 3 km/ heiter bis wolkig, windig 12-18°C<br />
Wir hatten dann doch in unserer Kabine etwas geschlafen <strong>und</strong> wurden um<br />
4 Uhr geweckt, schnell waren wir bereit <strong>und</strong> machten uns durch das<br />
Riesenschiff auf den Weg nach unten um unsere Räder in dem Labyrinth<br />
von Schleusen wiederzufinden. Die Fähre fuhr pünktlich um 4.30 Uhr in<br />
den Hafen der Insel Risoya ein. Das Aus-checken ging jetzt aber schneller,<br />
da wir in Hanstholm bei den Letzten waren<br />
kamen wir nun ziemlich rasch aus dem<br />
Kahn raus,...es gleicht sich doch alles<br />
irgendwie aus...! Endlich waren wir draußen,<br />
strahlend blauer Himmel, frisch aber ein<br />
Supergefühl! Jetzt kam die Kür unserer<br />
langen Fahrt! Ungefähr 3 Kilometer durch<br />
die Straßen von <strong>Hauges<strong>und</strong></strong> bis zum Haus<br />
von Dani <strong>und</strong> Ole Reistad. Beeindruckt<br />
von dem Riesenkahn fuhren wir nun langsam hinter den Autos her, den Haffelansgate entlang dann<br />
den Jens Risoensgate, über die Brücke hinunter nach <strong>Hauges<strong>und</strong></strong>, Skippergata heißt die gerade<br />
Straße die wir dann hinaufradelten <strong>und</strong> dann in die Djupaskarvegen übergeht, über eine Kreuzung<br />
noch mal kurz steil bergauf, dann leicht abfallend nach rechts in die Saltveitveien Nummer 45,<br />
unser Ziel! GEIL!!! Wir waren da! Morgens um Fünf Uhr!<br />
Ole schlief noch, hatte aber einen Schlüssel deponiert <strong>und</strong> wir kamen ohne<br />
Probleme ins Haus <strong>und</strong> legten uns erst mal eine Weile im Wohnzimmer<br />
flach. Dani war im Urlaub in Lanzarote <strong>und</strong> wie abgesprochen kam Dani an diesem Montag vom<br />
Urlaub zurück, <strong>und</strong> wieder zufällig landete Danis Maschine 10 Minuten nach dem Flieger von Andrea,<br />
Conny <strong>und</strong> Melli abends gegen 17 Uhr auf dem Flughafen in <strong>Hauges<strong>und</strong></strong>.<br />
Wir drei Männer gingen dann an diesem Tag<br />
fischen <strong>und</strong> Ole bereitete die erste geniale<br />
Fischmahlzeit zu,...<br />
bis die vier Mädels<br />
dann abends mit<br />
dem Taxi nach<br />
Hause kamen<br />
<strong>und</strong> freudig<br />
überrascht mit<br />
einem leckeren<br />
Essen verwöhnt<br />
wurden.<br />
<strong>Thomas</strong> bewies heute zum ersten Mal dass er nicht nur ein sehr guter<br />
Radler ist, nein seit diesem 12. Juli 2004 darf man den <strong>Thomas</strong> auch als überaus talentierten<br />
„Sportfischer“ bezeichnen, es sollte sich die ganze Woche fortsetzen, die Fische konnten von seinen<br />
Angelkünsten nie genug bekommen, ein Glück für die Fische daß <strong>Thomas</strong> nur eine Woche hier war,<br />
...noch eine Woche <strong>und</strong> er hätte das Meer leergefischt!