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„Die Landschaft erobert man mit den Schuhsohlen,<br />
nicht mit den Autoreifen.“<br />
Georges Duhamel<br />
von Franziska Stölzle<br />
Mit dem Auto brauchen wir knapp eine<br />
Stunde bis zu unserem Startpunkt -<br />
einem öffentlichen Parkplatz mitten im<br />
Ort. Dieser liegt rund 350 Meter von der<br />
katholischen Pfarrkirche zum Hl. Nikolaus entfernt.<br />
Kaum habe ich mich aus dem Sitz geschält, wirft sich<br />
die Frage auf, wo genau es nun zur Schlucht gehen<br />
soll. Immerhin stehen wir in der Ortsmitte Laterns.<br />
Dass wir nicht allzu lange brauchen werden, weiß<br />
ich noch nicht. Also konzentriere ich mich auf das<br />
Wesentliche: Welche Jacke nehme ich mit, brauche<br />
ich ein oder zwei Flaschen Wasser und wo ist meine<br />
Sonnenbrille?<br />
Um in die Üble Schlucht zu kommen, folgen wir weiter<br />
den blau-weißen Wegweisern, die uns stets begleiten.<br />
Zur Info: Routen, die mit einer blau-weißen Markierung<br />
versehen sind, setzen Trittsicherheit, Schwindelfreiheit<br />
und eine gute körperliche Verfassung voraus.<br />
Die Schilder führen uns über eine riesige Wiese,<br />
auf der lediglich ein kleiner Wanderweg gemäht ist.<br />
Ich bin fasziniert – nur wenige Minuten vom Parkplatz<br />
entfernt, sehen wir nichts mehr außer Wald und<br />
Wiese. Schnell erreichen wir den offiziellen Schlucht-<br />
Einstieg, wo wir ein großes Hinweisschild entdecken:<br />
Nur für trittsichere Wanderer, Steinschlaggefahr und<br />
Durchgang auf eigene Gefahr! Zeit umzudrehen.<br />
Erst mitten im Ort, dann mitten<br />
in der Natur<br />
Als wir um 11.21 Uhr unsere Siebensachen im Rucksack<br />
verstaut haben, kann es endlich losgehen. Zunächst<br />
halten wir uns rechts und laufen in Richtung Kirche<br />
zurück. Bevor wir diese erreichen, queren wir jedoch<br />
die Straße und verschwinden kurz darauf auf einem<br />
Kiesweg, der zwischen zwei Häusern hindurchführt.<br />
Während wir durch das Wohngebiet gehen, stelle ich<br />
zwei Dinge fest. Zum einen herrscht in Dörfern dieser<br />
Art eine ganz andere Atmosphäre. Es ist ruhig, die<br />
Luft ist frisch und die Einwohner freundlich.<br />
Zum anderen werde ich mich nie<br />
daran gewöhnen, dass es dort völlig<br />
normal ist, zwischen den Häusern,<br />
entlang der Gärten und<br />
über das Grundstück zu laufen.<br />
Ich fühle mich ein bisschen<br />
kriminell.<br />
Wo ist denn das Wasser?<br />
Das war natürlich nur Spaß. Wir sind trittsicher, gut<br />
ausgerüstet und vorsichtig unterwegs. Also wagen<br />
wir den Abstieg, den wir innerhalb einer halben Stunde<br />
bewältigen. Bereits während wir durch den Wald<br />
immer weiter nach unten gehen, wird deutlich, wieso<br />
der Wanderweg mit einer blau-weißen Markierung<br />
versehen ist. Wir passieren immer wieder Stellen, die<br />
zwar gut machbar sind, für unsichere Wanderer oder<br />
Kinder allerdings eine Herausforderung darstellen<br />
können. Die Wege sind mit Wurzeln und Steinen<br />
übersäht, was dazu führt, dass ich vielmehr<br />
damit beschäftigt bin nicht auszurutschen,<br />
als die Umgebung zu<br />
genießen. Oftmals gibt es Stahlseile,<br />
Holzgeländer oder Steinbeziehungsweise<br />
Stahltreppen,<br />
um den Weg zu sichern. Wo<br />
mein Papa ist? Weit vor mir, er<br />
Wir sind begeistert: Gerold (links) und Franzi.<br />
<strong>aktiv</strong> Sommer 2023 | 5