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Thermenland Magazin Juni 2023

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KULTUR & FREIZEIT<br />

Vor 175 Jahren war die erste deutsche Revolutionam Ziel: eine gewählte Nationalversammlung<br />

Als plötzlich Demokratie auch aufs Land kam<br />

Nach dem Sieg über Napoleon stellten die europäischen<br />

Fürsten im wesentlichen das politische<br />

System der Fürstenstaaten wieder her, aber ohne<br />

die Klammer eines Deutschen Kaisers. Durch den<br />

französischen Umstürzler hatten sich die Ideen<br />

der bürgerlichen Revolution jedoch so weit<br />

verbreitet, dass die Fürsten 1848 die Organisation<br />

einer Deutschen Nationalversammlung<br />

in Frankfurt am Main zuließen. Die ersten Abgeordneten<br />

des <strong>Thermenland</strong>es kamen aus Griesbach,<br />

Mauerkirchen, Pfarrkirchen, Ried, Schärding<br />

und Schalchen bei Mattighofen. Während<br />

auf Seiten Niederbayerns nur ein einziger Wahlkreis<br />

den ganzen Bereich zwischen Pfarrkirchen<br />

bzw. Simbach und Neuhaus am Inn abdeckte,<br />

war das Innviertel mit drei Wahlkreis-Abgeordneten<br />

in der Frankfurter Paulskirche vertreten.<br />

Die Nationalversammlung, die hier von Mai 1848<br />

bis Mai 1849 tagte, war das erste gesamtdeutsche<br />

Parlament, das aus demokratischen Wahlen hervorgegangen<br />

ist.<br />

Was bisher geschah…<br />

Anfang August 1806 hatte Napoleon Bonaparte,<br />

der sich zwei Jahre zuvor selbst hatte zum Kaiser<br />

Frankreichs krönen lassen, Franz II., Kaiser des<br />

Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation,<br />

unter Androhung eines verheerenden Feldzugs<br />

gegen Österreich genötigt, seine Kaiserkrone niederzulegen<br />

und abzudanken. Damit war die 1000<br />

Jahre alte politische Struktur Mitteleuropas endgültig<br />

zerstört. Das Reich zerfiel in unübersichtlich<br />

viele Einzelstaaten, die sich während der<br />

folgenden napoleonischen Kriegszüge politisch<br />

völlig neu orientieren mussten. Ein paar ließen<br />

sich von den bürgerlichen Ideen der französischen<br />

Revolution beeinflussen und neigten eher<br />

dem Franzosenkaiser zu, andere formierten den<br />

konservativen Widerstand gegen ihn.<br />

Heiße Debatten um die Freiheiten der Staatsbürger: In der Paulskirche wurde der Grundstein der<br />

heutigen Verfassung gelegt.<br />

Zeichnung: Ludwig von Elliot<br />

www.thermenland-magazin.de<br />

Die Fahne der deutschen Revolution wehr im Mai 1848 auch auf den Barrikaden in Wien.<br />

Lithographie: Verlag F. Werner Wien<br />

20<br />

Wind of Change<br />

Wieder andere drehten wie Bayern ihre Fahne im<br />

Wind: Zunächst bekämpfte unter Kurfürst Karl<br />

Theodor das Herzogtum Bayern die revolutionären<br />

Umtriebe der Franzosen zusammen mit den<br />

anderen deutschen Fürsten am Rhein. Ihm folgte<br />

1799 Max I. Joseph auf den Thron. Der war in der<br />

Pfalz aufgewachsen und hatte sich während seiner<br />

Studentenzeit ausführlich mit den Ideen der<br />

Revolution befasst. Max machte 1805 mit Napoleon<br />

seinen Frieden und der ihn dafür zum König.<br />

Max I. konnte unter Napoleon sein Königreich<br />

immer weiter vergrößern: unter anderem ganz<br />

Tirol und Vorarlberg, die Reichsstadt Augsburg<br />

und das Gebiet um Lindau, Eichstätt und das Passauer<br />

Ilzland, später das Fürstentum Ansbach, das<br />

Markgraftum Bayreuth, das Fürstentum Regensburg<br />

sowie der Rupertiwinkel, das Berchtesgadener<br />

Land und das halbe Hausruckviertel.<br />

Schließlich fiel auch das Innviertel wieder zurück<br />

an Bayern. Ab <strong>Juni</strong> 1812 starben jedoch 30.000<br />

bayerische Soldaten im Russland-Feldzug. Kurz<br />

vor der entscheidenden Völkerschlacht bei Leipzig<br />

wechselte Max daher insgeheim im Vertrag<br />

von Ried wieder die Fronten.<br />

Ein 3. Deutschland?<br />

Napoleon wurde geschlagen und beim Wiener<br />

Kongress saß Bayern entsprechend bei den Siegern.<br />

Auf diesem illustren Fürstentreffen, das

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