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Die Anzeigenblätter<br />
sind in einer Krise. Nach Angaben des<br />
Bundesverbands Deutscher Anzeigenblätter<br />
(BVDA) ist die Auflage im Vergleich<br />
zu Vor-Corona um 32 Prozent<br />
zurückgegangen. „Die zentralen Herausforderungen<br />
bestehen in den überproportional<br />
gestiegenen Kosten für Papier,<br />
Energie und Zustellung. Personalknappheit<br />
und Lohnsteigerungen erschweren<br />
zusätzlich die flächendeckende Verteilung“,<br />
sagte BVDA-Hauptgeschäftsführer<br />
Jörg Eggers dem Deutschlandfunk.<br />
„Dabei wissen wir, dass diese Entwicklung<br />
nicht dem Willen der Leserschaft<br />
entspricht.“ Der BVDA vertritt nur die<br />
Anzeigenblätter, die mindestens einmal<br />
pro Woche erscheinen, wie das Wochenblatt<br />
extra im Passauer Land oder die<br />
BezirksRundschau im Innviertel. Monatliche<br />
Regional-<strong>Magazin</strong>e wie Innside,<br />
Aktiv oder das <strong>Thermenland</strong> <strong>Magazin</strong><br />
gehören wie die Anzeigenblätter Vilstalund<br />
Donau-Bote, die unabhängig vom<br />
Verlag der lokalen Tageszeitung erscheinen,<br />
nicht dazu.<br />
GENIESSEN EDITORIAL & ERLEBEN<br />
Insbesondere die in den vergangenen<br />
Monaten drastisch gestiegenen Kosten<br />
für Papier und Zustellung haben die<br />
gesamte Branche der kostenlos verteilten<br />
Presseprodukte schwer getroffen.<br />
Für manche Produkte gebe es „keine<br />
betriebswirtschaftlich sinnvolle Perspektive“<br />
mehr, betonte Jörg Eggers. Im <strong>Thermenland</strong><br />
wurde die Am Sonntag bereits<br />
ganz eingestellt und die traditionsreiche<br />
PaWo (Passauer Woche) mutierte zum<br />
Wochenblatt extra, wobei das „extra“<br />
wohl dafür steht, dass das Blatt keinerlei<br />
lokale Inhalte, sondern nur noch Service-<br />
Beiträge von PR-Agenturen veröffentlicht.<br />
Die eigene Redaktion, die der<br />
Region jede Woche eine kostenlose Boulevardzeitung<br />
lieferte, wurde entlassen<br />
oder fand eine neue Verwendung im<br />
Mutterhaus.<br />
Der BVDA veröffentlichte Ende Januar<br />
eine aktuelle Umfrage, nach der mehr als<br />
acht von zehn befragten Mitglieder mit<br />
schlechteren Betriebsergebnissen rechnen.<br />
Tatsächlich haben sich die Preise für<br />
Zeitungspapier innerhalb eines Jahres<br />
mehr als verdoppelt, der Rohstoff war<br />
knapp. Ein Grund dafür war ironischerweise,<br />
dass seit Jahren immer weniger<br />
Zeitung gelesen wird – deshalb gibt es<br />
weniger Altpapier, das wiederverwertet<br />
werden kann. In der Coronakrise wurden<br />
wegen der geschlossenen Geschäfte außerdem<br />
weniger Werbeflyer gebraucht,<br />
so fehlte noch mehr zeitungstaugliches<br />
Altpapier. Wie es weitergeht, weiß niemand.<br />
Gleichzeitig mit den Papierkosten haben<br />
auch die Ausgaben für die Zeitungszustellung<br />
angezogen, wie BVDA und Verlage<br />
immer wieder betonen; im Oktober<br />
wurde der Mindestlohn auf zwölf Euro<br />
pro Stunde angehoben. Allerdings müssen<br />
die Verlage erst einmal überhaupt<br />
Leute finden, die bereit sind die Druckwerke<br />
zu verteilen. Gerade auf dem Land,<br />
wo die Wege weit und weniger<br />
Anzeigenerlöse möglich sind, müssen<br />
Verlage daher spitz rechnen. Nun wird<br />
wieder eine Zustellförderung diskutiert.<br />
Ob sie kommt und ob damit auch Anzeigenblätter<br />
unterstützt würden, ist noch<br />
völlig unklar. Im Koalitionsvertrag hat<br />
die Bundesregierung vereinbart, die<br />
flächendeckende Versorgung mit periodischen<br />
Presseerzeugnissen zu unterstützen.<br />
Seither sei von der Bundesregierung<br />
aber wenig in der Angelegenheit<br />
unternommen worden, sagte NRW-Medienminister<br />
Nathanael Liminski dem<br />
Deutschlandfunk. Innerhalb der Bundesregierung<br />
sei noch nicht einmal die Zu-<br />
Martin Semmler M.A., Chefredakteur<br />
ständigkeit geklärt und im Bundeshaushalt<br />
auch noch keine Mittel eingestellt<br />
worden.<br />
Anzeigenblätter sind inhaltlich sehr<br />
verschieden. Der gemeinsame Nenner<br />
sind lokale Informationen. Ihre Bandbreite<br />
reicht von Pressemitteilungen und<br />
Zweitverwertung der Tageszeitung bis<br />
zur ernsthaften Konkurrenz fürs Lokalblatt.<br />
Für den Lokaljournalismus könnte<br />
ein Massensterben der Anzeigenblätter<br />
daher zum Problem werden, sagt<br />
Medienforscher Horst Röper. Wo Gratiszeitungen<br />
gute Berichterstattung machen,<br />
müsse sich auch die Tageszeitung<br />
mehr anstrengen. Hier wird aber auch<br />
bereits von Zusammenlegungsplänen bei<br />
unrentablen Lokalredaktionen gemunkelt.<br />
Oftmals ist da schon heute das<br />
Gratis-<strong>Magazin</strong><br />
die unterschätzte<br />
Medienpower.<br />
DO SCHAU HER ...<br />
Da auf dem Pockinger Bürgerfest an der Verkaufshütte des FDP Ortsverbandes<br />
neben Aglio olio, Bolognese, Napoli und Puttanesca eine neue Soße<br />
„Speziale“ angeboten werden soll, hatte sich der Bürgerfestausschuss<br />
gewünscht, diese schon mal probieren zu können. Gewünscht – getan: Der<br />
FDP-Ortsverband Pocking fleißig Soßen und Pasta und lud zum Probeessen<br />
im der Gaststätte Pram rund 40 Gäste ein. Stadtrat Josef Zormeier nutzte<br />
die Gelegenheit, ein Versprechen einzulösen: Zu Gunsten des Kindergartens<br />
St. Georg aufzukochen und den Erlös gleich am selben Abend zu<br />
überreichen.<br />
Also wurden die Soßen an Pastaliebhaber wie Bürgermeister, Stadträte und<br />
andere Gäste zum Probieren angeboten. Alles kostenlos und, wenn's<br />
schmeckt, konnte für den Kindergarten St. Georg eine kleine Spende gegeben<br />
werden.<br />
Es muss den Probeessern recht geschmeckt haben, denn im bereitgestellten<br />
Spendentopf sammelten sich über 620 Euro an. Mit dabei waren (Foto v.<br />
li.): Stadtrat Ernst Geiselberger-Schießleder, FDP Ortsvorsitzender Lucas<br />
Hollweck, Stadtrat und Hobbykoch Josef Zormeier, Pfarrer Christian Thiel,<br />
FDP Ortsvorsitzende Bärbel Armknecht, Bezirksdirektkandidat Jan Ernst,<br />
Kindergarten St. Georg Leiterin Heike Stadlberger, Stadtrat Josef Kock, Bürgermeister<br />
Franz Krah sowie die Stadträte Alex Steinberger und Rupert<br />
Kreuzhuber.<br />
Foto: Franz X. Miedl