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Thermenland Magazin Juni 2023

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Die Anzeigenblätter<br />

sind in einer Krise. Nach Angaben des<br />

Bundesverbands Deutscher Anzeigenblätter<br />

(BVDA) ist die Auflage im Vergleich<br />

zu Vor-Corona um 32 Prozent<br />

zurückgegangen. „Die zentralen Herausforderungen<br />

bestehen in den überproportional<br />

gestiegenen Kosten für Papier,<br />

Energie und Zustellung. Personalknappheit<br />

und Lohnsteigerungen erschweren<br />

zusätzlich die flächendeckende Verteilung“,<br />

sagte BVDA-Hauptgeschäftsführer<br />

Jörg Eggers dem Deutschlandfunk.<br />

„Dabei wissen wir, dass diese Entwicklung<br />

nicht dem Willen der Leserschaft<br />

entspricht.“ Der BVDA vertritt nur die<br />

Anzeigenblätter, die mindestens einmal<br />

pro Woche erscheinen, wie das Wochenblatt<br />

extra im Passauer Land oder die<br />

BezirksRundschau im Innviertel. Monatliche<br />

Regional-<strong>Magazin</strong>e wie Innside,<br />

Aktiv oder das <strong>Thermenland</strong> <strong>Magazin</strong><br />

gehören wie die Anzeigenblätter Vilstalund<br />

Donau-Bote, die unabhängig vom<br />

Verlag der lokalen Tageszeitung erscheinen,<br />

nicht dazu.<br />

GENIESSEN EDITORIAL & ERLEBEN<br />

Insbesondere die in den vergangenen<br />

Monaten drastisch gestiegenen Kosten<br />

für Papier und Zustellung haben die<br />

gesamte Branche der kostenlos verteilten<br />

Presseprodukte schwer getroffen.<br />

Für manche Produkte gebe es „keine<br />

betriebswirtschaftlich sinnvolle Perspektive“<br />

mehr, betonte Jörg Eggers. Im <strong>Thermenland</strong><br />

wurde die Am Sonntag bereits<br />

ganz eingestellt und die traditionsreiche<br />

PaWo (Passauer Woche) mutierte zum<br />

Wochenblatt extra, wobei das „extra“<br />

wohl dafür steht, dass das Blatt keinerlei<br />

lokale Inhalte, sondern nur noch Service-<br />

Beiträge von PR-Agenturen veröffentlicht.<br />

Die eigene Redaktion, die der<br />

Region jede Woche eine kostenlose Boulevardzeitung<br />

lieferte, wurde entlassen<br />

oder fand eine neue Verwendung im<br />

Mutterhaus.<br />

Der BVDA veröffentlichte Ende Januar<br />

eine aktuelle Umfrage, nach der mehr als<br />

acht von zehn befragten Mitglieder mit<br />

schlechteren Betriebsergebnissen rechnen.<br />

Tatsächlich haben sich die Preise für<br />

Zeitungspapier innerhalb eines Jahres<br />

mehr als verdoppelt, der Rohstoff war<br />

knapp. Ein Grund dafür war ironischerweise,<br />

dass seit Jahren immer weniger<br />

Zeitung gelesen wird – deshalb gibt es<br />

weniger Altpapier, das wiederverwertet<br />

werden kann. In der Coronakrise wurden<br />

wegen der geschlossenen Geschäfte außerdem<br />

weniger Werbeflyer gebraucht,<br />

so fehlte noch mehr zeitungstaugliches<br />

Altpapier. Wie es weitergeht, weiß niemand.<br />

Gleichzeitig mit den Papierkosten haben<br />

auch die Ausgaben für die Zeitungszustellung<br />

angezogen, wie BVDA und Verlage<br />

immer wieder betonen; im Oktober<br />

wurde der Mindestlohn auf zwölf Euro<br />

pro Stunde angehoben. Allerdings müssen<br />

die Verlage erst einmal überhaupt<br />

Leute finden, die bereit sind die Druckwerke<br />

zu verteilen. Gerade auf dem Land,<br />

wo die Wege weit und weniger<br />

Anzeigenerlöse möglich sind, müssen<br />

Verlage daher spitz rechnen. Nun wird<br />

wieder eine Zustellförderung diskutiert.<br />

Ob sie kommt und ob damit auch Anzeigenblätter<br />

unterstützt würden, ist noch<br />

völlig unklar. Im Koalitionsvertrag hat<br />

die Bundesregierung vereinbart, die<br />

flächendeckende Versorgung mit periodischen<br />

Presseerzeugnissen zu unterstützen.<br />

Seither sei von der Bundesregierung<br />

aber wenig in der Angelegenheit<br />

unternommen worden, sagte NRW-Medienminister<br />

Nathanael Liminski dem<br />

Deutschlandfunk. Innerhalb der Bundesregierung<br />

sei noch nicht einmal die Zu-<br />

Martin Semmler M.A., Chefredakteur<br />

ständigkeit geklärt und im Bundeshaushalt<br />

auch noch keine Mittel eingestellt<br />

worden.<br />

Anzeigenblätter sind inhaltlich sehr<br />

verschieden. Der gemeinsame Nenner<br />

sind lokale Informationen. Ihre Bandbreite<br />

reicht von Pressemitteilungen und<br />

Zweitverwertung der Tageszeitung bis<br />

zur ernsthaften Konkurrenz fürs Lokalblatt.<br />

Für den Lokaljournalismus könnte<br />

ein Massensterben der Anzeigenblätter<br />

daher zum Problem werden, sagt<br />

Medienforscher Horst Röper. Wo Gratiszeitungen<br />

gute Berichterstattung machen,<br />

müsse sich auch die Tageszeitung<br />

mehr anstrengen. Hier wird aber auch<br />

bereits von Zusammenlegungsplänen bei<br />

unrentablen Lokalredaktionen gemunkelt.<br />

Oftmals ist da schon heute das<br />

Gratis-<strong>Magazin</strong><br />

die unterschätzte<br />

Medienpower.<br />

DO SCHAU HER ...<br />

Da auf dem Pockinger Bürgerfest an der Verkaufshütte des FDP Ortsverbandes<br />

neben Aglio olio, Bolognese, Napoli und Puttanesca eine neue Soße<br />

„Speziale“ angeboten werden soll, hatte sich der Bürgerfestausschuss<br />

gewünscht, diese schon mal probieren zu können. Gewünscht – getan: Der<br />

FDP-Ortsverband Pocking fleißig Soßen und Pasta und lud zum Probeessen<br />

im der Gaststätte Pram rund 40 Gäste ein. Stadtrat Josef Zormeier nutzte<br />

die Gelegenheit, ein Versprechen einzulösen: Zu Gunsten des Kindergartens<br />

St. Georg aufzukochen und den Erlös gleich am selben Abend zu<br />

überreichen.<br />

Also wurden die Soßen an Pastaliebhaber wie Bürgermeister, Stadträte und<br />

andere Gäste zum Probieren angeboten. Alles kostenlos und, wenn's<br />

schmeckt, konnte für den Kindergarten St. Georg eine kleine Spende gegeben<br />

werden.<br />

Es muss den Probeessern recht geschmeckt haben, denn im bereitgestellten<br />

Spendentopf sammelten sich über 620 Euro an. Mit dabei waren (Foto v.<br />

li.): Stadtrat Ernst Geiselberger-Schießleder, FDP Ortsvorsitzender Lucas<br />

Hollweck, Stadtrat und Hobbykoch Josef Zormeier, Pfarrer Christian Thiel,<br />

FDP Ortsvorsitzende Bärbel Armknecht, Bezirksdirektkandidat Jan Ernst,<br />

Kindergarten St. Georg Leiterin Heike Stadlberger, Stadtrat Josef Kock, Bürgermeister<br />

Franz Krah sowie die Stadträte Alex Steinberger und Rupert<br />

Kreuzhuber.<br />

Foto: Franz X. Miedl

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