Gebirgsfreund Nr. 2/2023

Gebirgsfreund | Umwelt & Naturschutz
Immer wieder mittwochs
seit 30 Jahren
Mit Öffis unterwegs - eine Erfolgsgeschichte des Gebirgsverein-
Seniorenwanderclubs seit 30 Jahren.
Das Naturschutzteam des
Gebirgsvereins setzt seit 2022
einen seiner Arbeitsschwerpunkte
auf klimafreundliche Mobilität.
Von Anfang an war klar, es sind die Erfolgsgeschichten,
die dazu inspirieren
können, die Öffis zu nutzen, statt sich
ins Auto zu setzen, um das Outdoorvergnügen
zu erreichen.
Der Seniorenwanderclub des Gebirgsvereins
bietet so eine Erfolgsgeschichte,
denn seit 30 Jahren ist die Gruppe
immer mittwochs mit Öffis unterwegs
zu ihren Wanderzielen. Für diese Konsequenz
hat sie der Alpenverein, auf
der Suche nach der umweltfreundlichsten
Sektion, ausgezeichnet (siehe auch
Gebirgsfreund 4/2022).
Dieser reiche Erfahrungsschatz gehört
unter die Leute gebracht, sind wir vom
Naturschutzteam überzeugt. Es war
eine Freude, dass Gertrude Hlatky,
Gruppenleiterin, und Bärbel Huber,
Tourleiterin, sofort für ein Interview
zugesagt haben. Passend zum Thema
haben wir uns zwischen Reisenden
am Hauptbahnhof getroffen und dann
dort in einem Café folgendes Interview
geführt.
Naturschutzteam (kurz NT):
Liebe Trude, liebe Bärbel, vielen lieben
Dank dafür, dass ihr euch für das Interview
Zeit nehmt und viele Leute von
eurer Erfahrung profitieren können!
Wie hat sich die konsequente Öffi Hinund
Rückreise überhaupt entwickelt?
Trude: Mein verstorbener Mann Georg
gründete, frisch in der Pension, 1992
die Gruppe. Damals hatte er schon
die Grundsatzentscheidung getroffen,
Wanderungen nur mit Öffinutzung
durchzuführen bzw. anzubieten. Er
wollte keine Rundwanderungen, er
wollte abwechslungsreiche und vielfältige
Wege. Fährt man mit dem Auto,
muss man zum Ausgangspunkt zurück,
das war und ist einfach unpraktisch.
NT: Wie sucht ihr eure Touren aus?
Nach 30 Jahren muss man doch mit der
Vielfalt an Grenzen stoßen.
Trude: Es ist erstaunlich, aber wir
finden immer etwas Neues. Insgesamt
sind wir sechs Personen die Touren
planen und führen. Die erste Frage, die
sich stellt, ist immer, kommen wir dort
überhaupt mit Öffis von Wien aus hin?
In seltenen Fällen mieten wir für uns
einen Autobus, das ist aber wirklich die
große Ausnahme. Die Reichweite einer
Tagestour führt sogar bis nach Ungarn,
Tschechien oder in die Slowakei. Wenn
mir fad ist, setze ich mich gerne an den
Computer und durchsuche die Karten.
Bärbel: Trude führt Listen und es gibt
Jahreszusammenfassungen. Außerdem
gibt es eine Mappe mit Tourenvorschlägen.
Es gibt so viele verschiedene
Wege, wenn man die Hauptrouten
verlässt. Durch die Jahreszeiten schaut
die Landschaft immer unterschiedlich
aus. Wir suchen uns die Wanderungen
auch nach der vorhandenen Vegetation
aus (z.B. Frühlingsblüher).
Infobox
Mobilität im Bergsport
• 87% fahren mit dem Pkw
in die Berge
• 33% nutzen dafür manchmal
die öffentlichen Verkehrsmittel
• 82% des CO 2
-Ausstoßes bei Bergsportaktivitäten
wird
durch Mobilität verursacht
• mittlere Distanz für An- und
Abreise bei Tagestouren 144 km
Quelle: Webinar "Klimafreundliche
Mobilität", Alpenverein-Akademie,
12.04.23
Trude: Wir machen auch gerne Kulturwanderungen
oder besuchen Ausstellungen.
Z.B. gibt es derzeit in Krems
die Ausstellung "Alpine Seilschaften",
die wollen wir demnächst nach einer
Wachauwanderung besuchen.
Bärbel: Wir können Täler ausgehen
oder Überschreitungen machen. Ich
biete auch Touren in mehreren Etappen
an, z.B. von Rodaun nach Mariazell.
Das wäre mit Auto nicht möglich.
NT: Hat die Einführung des Klimatickets
Veränderungen mit sich gebracht?
Bärbel: Ja! Der größte Vorteil ist für
uns, dass der zeitlich aufwändige
Ticketkauf am Tag der Wanderung sich
sehr verkürzt hat und wir uns später
treffen können. Selbst wenn wir das
Einfach-Raus-Ticket (Anm. ein ÖBB
16 | Gebirgsfreund | Nr. 2 / 2023